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„DAS NEUE DÜNGERECHT im Überblick“
„DAS NEUE DÜNGERECHT– Vorgaben und Lösungen für den Anbau von Sonderkulturen“,
am 14.11.2017, Tuniberghalle in Freiburg-Tiengen
Klaus Mastel
Regierungspräsidium Freiburg
Referat „Pflanzliche und tierische Erzeugung“
Bertoldstraße 43, 79098 Freiburg i. Br.
Tel.: +49 761 208-1305 Fax. -1399
Email: [email protected]
Rechtsgrundlagen neues Düngerecht
Rechtsgrundlage Verfahrensstand Verkündigung im BGBl. I Inkrafttreten
Düngegesetz (DüG): „Erstes Gesetz
zur Änderung des Düngegesetzes und
anderer Vorschriften vom 5. Mai 2017“,
am 15. Mai 2017, S. 1068 ff. 15, Mai 2017
Düngeverordnung (DüV) :
„Verordnung zur Neuordnung der guten
fachlichen Praxis beim Düngen vom 20. Mai
2017“,
Nr. 32 am 01. Juni 2017 , S. 1305
ff.
2. Juni 2017
Anlagenverordnung: „Verordnung
über Anlagen zum Umgang mit
wassergefährdenden Stoffen (AwSV)1, 2
vom 18. April 2017“
Nr. 22, am 21. April 2017, S.
905 ff.
01. August
2018
Stoffstrombilanz-VO1) Verabschiedung
durch Bundesrat.
ist vor dem
1.1.2018 zu
erwarten
1): ab 2018: Betriebe mit mehr als 50 GVE oder mehr als 2,5 GV/ha und mehr als 30 ha LN oder Betriebe, die
Wirtschaftsdünger aufnehmen oder Betriebe, die eine Biogasanlage betreiben, und mit einem viehhaltenden Betrieb in
einem räumlichen und funktionalen Zusammenhang stehen. (Quelle: BBZ Nr. 25 vom 24.06.2017 S.13)
Ab 2023: Betriebe mit mehr als 50 GVE oder 20 ha LN oder Wirtschaftsdünger aufnehmen (noch keine Bagatellgrenze)
weitere düngerechtlichen Vorschriften: Düngemittelgesetz und die Verbringungs-VO
K. Mastel, Infotgg. „Neues Düngerecht“, F.-Tiengen am 14.11.2017
Novellierung des Düngerechts - Inhalte
Düngegesetz stellt den gesetzlichen Rahmen u. a. für die
Düngeverordnung (DüV) dar.
Düngeverordnung (DüV) legt bundesweit einheitliche
Rahmenbedingungen für die gute fachliche Praxis bei der
Anwendung von Düngemitteln auf landwirtschaftlich genutzte
Flächen (Ackerland, gartenbaulich und weinbaulich genutzte
Flächen, Grünland und Dauergrünland, Obstflächen,
Hopfenflächen….§ 2 Nr. 1 DüV) fest.
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Nicht zu landwirtschaftlich genutzten Flächen (im Sinne der DüV) gehören:
- in geschlossenen oder bodenunabhängigen Kulturverfahren genutzte
Flächen und
- Flächen in Gewächshäusern oder unter stationären Folientunneln, soweit
durch ein gesteuerte Wasserzufuhr eine Auswaschung von Nährstoffen
verhindert wird.
....Novellierung des Düngerechts – Ziel und
politische Rahmendbedingungen
Ziel der Novellierung:
Minimierung des Austrages umweltrelevanter Nährstoffe (N, P) in
die Umwelt (Boden, Wasser, Luft)
Politische Rahmenbedingungen:
- NEC-Richtlinie der EU (Nationale Emissionshöchstmengen für
bestimmte Luftschadstoffe), Absenkung NH3-Emissionen um 29 %
- Nitratrichtlinie der EU > Umsetzung durch DüV (Klage der EU)
- Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung, u. a. deutliche
Verringerung der N-überschüsse in D
4 K. Mastel, Infotgg. „Neues Düngerecht“, F.-Tiengen am 14.11.2017
Nitratkonzentration im Grundwasser (für
2015) (PM des UM vom 4.11.2016 bzw. vom 28.09.2017)
• Die mittlere Nitratkonzentration im Grundwasser geht
zurück. „Die Maßnahmen des Landes zeigen
Wirkung. Die Nitratbelastung des Grundwassers
hat über die Jahre deutlich abgenommen.“
• Bei 47 Prozent der Messstellen hat die Konzentration
abgenommen, bei 44 Prozent gab es jedoch eine
Zunahme.
• Die Zahl der stark belasteten Flächen ist weiter
rückläufig.
Teilmessnetz Landwirtschaft (437 konsistente Meßstellen):
1994 (36,7 mg/l) -6,4 2014 (30,3 mg/l)
5 K. Mastel, Infotgg. „Neues Düngerecht“, F.-Tiengen am 14.11.2017
Nitratgehalte 2014 an den Landesmessstellen
(aus LUBW:
GW-Überwachungsprogramm.
Kurzbericht 2014)
6 K. Mastel, Infotgg. „Neues Düngerecht“, F.-
Tiengen am 14.11.2017
In ( ): Anzahl Standorte Quelle: Dr. M. Finck, LTZ, persönliche Mitteilung
0-30cm
Nitrat-N-Gehalte im Boden im Herbst in Abh. von der
Kulturart (Ø 2005 – 2014, SchALVO-Herbstkontrollaktion in BW )
Ø BW: 46
Düngeplanung/Düngebedarfsermittlung
Durchführung der Düngung/Aufbringung der Düngemittel
Nährstoffvergleich/Bilanzierung
Lagerkapazität
Länderregelungen
Die neue Düngeverordnung (DüV);
5 Themenblöcke
Gleichgewicht zwischen Nährstoffbedarf der Pflanze und
der Nährstoffversorgung aus dem Boden und der
Düngung
Aufbringungszeit und –menge sind so zu wählen, dass die
Nährstoffe den Pflanzen zeitgerecht und dem
Nährstoffbedarf entsprechenden Menge zur Verfügung
stehen und Einträge in oberirdische Gewässer und das
Grundwasser vermieden werden.
Grundsätze stehen seit 1996 in der Düngeverordnung!
Novellierung der DüV – Grundsätze für die Anwendung
von Dünge-, Bodenhilfsmitteln, Kultursubstraten und
Pflanzenhilfsmitteln §§ 3, 4 DüV)
K. Mastel, Infotgg. „Neues Düngerecht“, F.-Tiengen am 14.11.2017 Text: Pfleiderer, 09.11.2017
Nährstoffbedarf:
Nährstoffmenge, die zur Erzielung eines bestimmten
Ertrages oder einer bestimmten Qualität unter
Berücksichtigung von Standort- und Bodenverhältnissen
notwendig ist.
Gesamte Nährstoffmenge, die die Pflanzen benötigen
Düngebedarf:
Nährstoffmenge, die den Nährstoffbedarf einer Kultur nach
Abzug sonstiger verfügbarer Nährstoffmengen und unter
Berücksichtigung der Nährstoffversorgung des Bodens
abdeckt.
die zu düngende Nährstoffmenge
Novellierung DüV – Begriffsbestimmungen (§ 2 DüV)
K. Mastel, Infotgg. „Neues Düngerecht“, F.-Tiengen am 14.11.2017 Text: Pfleiderer, 09.11.2017
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Novellierung der DüV – Düngebedarfsberechnung (N + P, §§ 3, 4 DüV)
.. rechnen und dokumentieren vor dem Aufbringen
wesentlicher N- (50 kg N/ha) und P- (30 kg P2O5/ha)
Mengen für jeden Schlag oder jede Bewirtschaftungseinheit:
! Aufzuzeichnen sind
- Düngebedarfsberechnung,
- N- und P-Gehalte der Düngemittel (Gesamt-N,
verfügbarer N oder Ammonium-N, Gesamt-Phosphat)
- N- und P-Mengen im Boden !
K. Mastel, Infotgg. „Neues Düngerecht“, F.-Tiengen am 14.11.2017
Düngebedarfsermittlung für Stickstoff ergibt eine kultur-
und standortbezogene N-Obergrenze für die gesamte
Düngung (Teilgaben sind zulässig). Die N-Obergrenze darf
nicht überschritten werden.
Nachträgliche eingetretene Umstände, die zu höherem Düngebedarf führen, sind
zu begründen und zu dokumentieren Neue Düngebedarfsermittlung
12 Novellierung der DüV – Düngebedarfsberechnung (N + P, §§ 3, 4 DüV)
K. Mastel, Infotgg. „Neues Düngerecht“, F.-Tiengen am 14.11.2017
Voraussetzung für die Aufbringung von Düngemitteln:
Es muss ein Düngebedarf bestehen !
Novellierung der DüV – keine Düngebedarfsberechnung
und kein Nährstoffvergleich (§ 8 (6) DüV) notwendig
für Flächen,
auf denen Zierpflanzen, Weihnachtsbaumkulturen angebaut
werden,
auf Baumschul-, Rebschul-, Strauchbeeren- und
Baumobstflächen, nicht im Ertrag stehende Dauerkulturen des
Wein- oder Obstbaus oder KUP
für Betriebe,
die weniger als 15 ha LF bewirtschaften oder bis zu 2 ha
Gemüse, Hopfen, Wein oder Erdbeeren anbauen,
die einen Nährstoffanfall von höchstens 750 kg N aus WD
tierischer Herkunft aufweisen und keinen WD tierischer Herkunft
sowie keine Gärreste aufnehmen,
oder auf keinem Schlag wesentliche Nährstoffmengen (50 kg N/ha und 30 kg P2O5/ha) ausbringen.
K. Mastel, Infotgg. „Neues Düngerecht“, F.-Tiengen am 14.11.2017
Düngeplanung/Düngebedarfsermittlung
Durchführung der Düngung/Aufbringung der Düngemittel
Nährstoffvergleich/Bilanzierung
Lagerkapazität
Länderregelungen
Besondere Vorgaben für alle N- und P-haltigen Stoffe
Generelles Aufbringungsverbot, wenn der Boden:
• überschwemmt,
• wassergesättigt,
• gefroren und/oder
• schneebedeckt ist.
Ausnahme:
• Kalkdünger < 2 % Phosphat auf gefrorenen Boden, wenn kein
Abschwemmen zu besorgen ist.
• Bis zu 60 kg/ha Gesamt-N dürfen auf gefrorenem Boden unter
bestimmten Bedingungen aufgebracht werden.
Text: Pfleiderer, 09.11.2017
Novellierung DüV ; Bodenzustand (§ 5 (1) DüV)
K. Mastel, Infotgg. „Neues Düngerecht“, F.-Tiengen am 14.11.2017
Novellierung DüV ; Einarbeitung org. Dünger (§ 6 (1))
• unverzügliche Einarbeitung von organischen und organisch-
mineralischen Düngemitteln incl. Wirtschaftsdünger mit
wesentlichen Gehalten (> 1,5 % in der TS) an verfügbarem Stickstoff
oder Ammoniumstickstoff auf unbestelltem Ackerland
spätestens innerhalb von vier Stunden ab Beginn der
Ausbringung.
• Ausgenommen sind
Festmist von Huf- oder Klauentieren und Kompost
Düngemittel < 2 % Trockenmassegehalt (festgestellt)
• Für Harnstoff gilt Einarbeitungspflicht ab 01.02.2020
alternativ Aufbringung mit Ureasehemmstoff
Neu !
Neu !
Text: Pfleiderer, 09.11.2017 K. Mastel, Infotgg. „Neues Düngerecht“, F.-Tiengen am 14.11.2017
Novellierung der DüV – Sperrfristen (§ 6 (8) DüV)
- Verschiebung der Sperrzeiten um bis zu 4 Wochen möglich
- Ausnahmen für Düngemittel < 2 % TS (max. 30 kg N ha-1) auf Antrag möglich
Düngemittel mit wesentlichen N-Gehalten dürfen nicht ausgebracht werden auf :
K. Mastel, Infotgg. „Neues Düngerecht“, F.-Tiengen am 14.11.2017
Grafik: LTZ Augustenberg
…um einen direkten Eintrag oder Abschwemmen von Nährstoffen in
oberirdische Gewässer und auf benachbarte Flächen zu vermeiden,
müssen …
• mind. 4 m Abstand zur Böschungsoberkante
• wenn Ausbringungsbreite = Arbeitsbreite;
oder mit Grenzstreueinrichtung mind. 1 m
• Innerhalb 1 m absolutes Ausbringungsverbot
Novellierung der DüV – Gewässerabstand (§ 5 (2) DüV)
5 m Mindestabstand = für Düngungs- und
Pflanzenschutzmaßnahmen Wassergesetz Baden-
Württemberg (gültig seit 01.01.2014)
K. Mastel, Infotgg. „Neues Düngerecht“, F.-Tiengen am 14.11.2017
Grafik: LTZ Augustenberg
Novellierung der DüV – Gewässerabstand (§ 5 (2))
Stark geneigte Flächen entlang von Gewässern: (mehr als 10 % Steigung innerhalb 20 m zur Böschungsoberkante)
Abstand zum Gewässer (Böschungsoberkante):
• 0 – 5 m: keine Düngung
• 5 – 20 m:
auf unbestellten Ackerflächen sofortige
Einarbeitung
auf bestellten Ackerflächen:
- wenn Reihenabstand > 45 cm nur bei entwickelter Untersaat oder sofortiger Einarbeitung,
- wenn Reihenabstand < 45 cm bei hinreichender Bestandesentwicklung
nach Anwendung von Mulch- oder Direktsaatverfahren
K. Mastel, Infotgg. „Neues Düngerecht“, F.-Tiengen am 14.11.2017
Grafik: LTZ Augustenberg
Düngeplanung/Düngebedarfsermittlung
Durchführung der Düngung/Aufbringung der Düngemittel
Nährstoffvergleich/Bilanzierung
Lagerkapazität
Länderregelungen
• für Düngejahr 2017 gilt Nährstoffvergleich (für den Betrieb) nach
altem Düngerecht !
• Erstellung für Stickstoff und Phosphat jährlich bis 31. März des
Folgejahres, ab 2018 nach den Vorgaben der DüV von 2017,
• Für Futterbaubetriebe (Haltung von Wiederkäuern)
Plausibilisierte Feld-Stallbilanz
(Nährstoffabfuhr = Nährstoffaufnahme aus dem Grobfutter)
zu Grobfutter gehört neben Grünland und Feldfutter auch Silomais
• Über die Weidehaltung sind geeignete Aufzeichnungen zu führen
• Höhere Anrechnung für Gülle und Gärreste ab 2020 75 % (bisher 70%)
• Geringere N-Überschüsse bei Gemüse als bisher
Neu !
Novellierung der DüV – Nährstoffvergleich (§ 8 DüV)
K. Mastel, Infotgg. „Neues Düngerecht“, F.-Tiengen am 14.11.2017
„Der im Rahmen des betrieblichen Nährstoffvergleiches (…)
ermittelte Kontrollwert soll möglichst niedrig sein.“
Tolerierbarer betrieblicher Kontrollwert für N und P:
• Stickstoff : 60 kg/ha, ab 2018 50 kg/ha und Jahr
• Phosphat : 20 kg/ha, ab 2018 10 kg/ha und Jahr
Gleitende Berechnung des Kontrollwertes (bei N Ø 3 Jahre, bei
P Ø 6 Jahre)
• Bei Überschreitung der Kontrollwerte:
u. a. Teilnahme an anerkannter Düngeberatung
Novellierung der DüV – Bewertung des betrieblichen
Nährstoffvergleichs (§ 9 DüV)
Text: Pfleiderer, 09.11.2017
K. Mastel, Infotgg. „Neues Düngerecht“, F.-Tiengen am 14.11.2017
Düngeplanung/Düngebedarfsermittlung
Durchführung der Düngung/Aufbringung der Düngemittel
Nährstoffvergleich/Bilanzierung
Lagerkapazität
Länderregelungen
Vorgaben betreffen
primär Tierhaltungs-
oder Biogasbetriebe
Für bestimmte Gebiete
müssen mindestens zusätzliche drei Maßnahmen aus
einem Katalog mit 14 Maßnahmen eingehalten werden:
- Gebiete mit Grundwasserkörpern in schlechtem Zustand wegen Nitrat
und Gebiete mit Nitratgehalten > 37,5 mg Nitrat/l plus steigende
Tendenz oder > 50 mg Nitrat/l rote Gebiete Nitrat
oder
Neu !
Novellierung DüV – Länderregelungen (§ 13 (2) DüV)
Text: Pfleiderer, 09.11.2017
- Gebiete, in denen ……………in Gewässern eine Eutrophierung durch
erhebliche Nährstoffeinträge, insbesondere Phosphat, aus
landwirtschaftlichen Quellen nachgewiesen wurde
=> Einstufung gemäß Oberflächengewässerverordnung
K. Mastel, Infotgg. „Neues Düngerecht“, F.-Tiengen am 14.11.2017
Düngegesetz, Dünge-VO, Anlagen-VO, Stoffstrombilanz
Landwirtschaftliche Betriebe mit Ackerbau, Grünland,
Sonderkulturen, Tierhaltung und/oder Biogasanlagen
MLR und Landesanstalten stellen Merkblätter, EDV-Programme (on-
und offline) zur Verfügung, bilden MitarbeiterInnen der L.-verwaltung fort,
Beiträge in Fachzeitschriften
RP Freiburg, Abt. Ldw.:
- zentrale Informationsveranstaltungen mit ULB
- 09.11.2017 in Kirchen-Hausen für Ackerbau, Grünland, Tierhaltung
- 14.11.2017 in Tiengen für Sonderkulturbetriebe
- Beiträge in Fachzeitschriften, Koordinierung Infoarbeit der ULB, Sonstiges
Untere Landwirtschaftsbehörden: Infos zu neuem Düngerecht werden
Schwerpunkt der Winterarbeit (Infoveranstaltungen, Gruppenberatungen,
EDV-Schulungen) sein. Dabei wirken alle BeraterInnen mit.
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K. Mastel, Infotgg. „Neues Düngerecht“, F.-Tiengen am 14.11.2017