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Aufmerksamkeit herstellen – Ruhesignale von Annette Holl
im Unterricht
Stille herstellen, Konzentration fördern, Fokussierung auf eine Ansage der Lehrperson
unterschiedlich je nach Signal 2–10 Minuten
Unruhe und Lautstärke im Unterrichtsverlauf kennt selbst die routinierteste Lehr-
kraft. Beim Aufräumen kann es schnell mal laut werden, bei Partnerarbeiten steigt
der Lärmpegel oft an, weil die Kinder den Flüsterton vergessen. Manchmal entsteht
die Lautstärke auch, weil die Kinder z. B. bei einer Gruppenarbeit in Streit oder
Diskussionen geraten. Oder sie erledigen in einer Lernwerkstatt Spiele mit
Bewegung oder Materialien, was logischerweise ohne zu sprechen nicht möglich ist.
Wenn du jetzt für Ruhe sorgen möchtest, dann kann es unter Umständen sehr
lange dauern, bis die Kinder bemerken, dass du vorne stehst und auf ihre
Aufmerksamkeit wartest. In solchen Momenten ist es sinnvoller, ein Ritual etabliert
zu haben, mit dem du deine Klasse schnell zur Ruhe bringst und du gehört wirst. In diesem Artikel stelle ich dir einige Ruhesignale vor, mit denen du in deinem
Unterricht schnell zu weniger Lärm und Unruhe gelangen wirst. Bevor du dich für
ein Ruhesignal entscheidest, solltest du nachfragen, welche schon in der Klasse
etabliert sind. Vielleicht kannst du mit dem Klassenlehrer oder der Klassenlehrerin
gemeinsam ein neues Signal einführen, um deinen Stand in der Klasse etwas
aufzuwerten?
Denke über dein eigenes Ruhebedürfnis nach: Ab wann ist es dir zu laut? Wie viel
Lautstärke erlaubst du in Arbeitsphasen? Außerdem musst du die Besonderheiten
deiner Klasse im Blick haben. Manchmal genügt ein Blick oder eine Geste, während
in anderen Klassen mindestens drei Glockenschläge nötig sind.
Unter http://greeninstitut.squarespace.com/klasse/2007/12/28/ruhesignale.html
werden einige sinnvolle Ruhesignale vorgestellt und du erfährst, wie du sie
einführen kannst. Außerdem erhältst du Tipps, mit welchen Signalen du bei älteren
Klassen gut ankommst.
Aufmerksamkeit herstellen – Ruhesignale
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Hintergrundinfos zu Ruhesignalen (1) In welchen Situationen ist Ruhe wichtig? Nachdem du die Klasse betreten hast, sind die Kinder unter Umständen ins Spielen oder
Essen vertieft, sprechen miteinander oder haben noch den Inhalt der vorherigen Stunde im
Kopf. Um sie auf deinen Unterricht zu fokussieren, ist es nötig, dass du ihre Aufmerksamkeit
für deinen Unterrichtseinstieg hast. Hierzu benötigst du ein leises Klassenzimmer. Manchmal müssen Stillarbeitsphasen einfach sein (z. B. wenn die Kinder einen Aufsatz
schreiben, wenn sie in Einzelarbeit ein Arbeitsblatt bearbeiten) und dann stört es, wenn ein
Kind unruhig ist oder andere mit ihrem Sitznachbarn tuscheln. Auch wenn Klassenarbeiten geschrieben werden, musst du auf absoluter Ruhe bestehen. Wann ist Ruhe nicht so wichtig? Sind die Kinder in einer Partner-, Gruppen- oder Stationenarbeit aktiv oder arbeiten sie im
Tages- oder Wochenplan zeitgleich an unterschiedlichen Aufgaben, dann ist es unmöglich,
dass Stille herrscht. Durch das Miteinander-Sprechen, -Spielen und -Ausprobieren entsteht
produktiver Lärm, den du tolerieren kannst, solange alle Kinder konzentriert arbeiten können.
Ggf. musst du die Lautstärke drosseln. Bei Bastelarbeiten oder beim Zeichnen von Bildern solltest du den Kindern leises
Miteinandersprechen erlauben. In solchen Momenten entsteht oft eine sehr schöne
Atmosphäre, die durch eingeforderte Ruhe zerstört werden würde. Damit es nicht allzu laut
wird, kann es hilfreich sein, wenn du leise eine CD abspielst. Welche Ruhesignale gibt es? Du kannst deinen eigenen Körper als Klangzeichen benutzen, indem du klatschst. Alternativ kannst du ein Instrument verwenden, um Ruhe herzustellen. Darunter
gibt es eher lautere wie eine Glocke, eine Klingel oder das Tamburin. Leisere
Geräusche erzeugst du mit einer Klangschale, einem Regenmacher, einem
Windspiel oder einem Xylophon. Vereinbare mit der Klasse eine Anzahl an
Tönen, die du machst, oder einen bestimmten Rhythmus, den du produzierst. Hast du keine Lust auf ein Instrument, dann entscheidest du dich vielleicht für
einen Ruhespruch, z. B. „Ene-mene-Meise, alle werden leise.“ Die vierte Variante eines Ruhesignals ist ein Zeichen oder eine Geste, die du mit der Klasse
vereinbart hast und das/die du zeigst, wenn du Ruhe herstellen möchtest.
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Hintergrundinfos zu Ruhesignalen (2) Nach welchen Kriterien wähle ich ein Ruhesignal aus? Beachte unbedingt die Klassenstufe, in der du unterrichtest. Während Erstklässler z. B. die
„Brezel“-Geste (überkreuzte Arme vor der Brust) noch total klasse finden, werden
Drittklässler darüber eher lachen. Bedenke außerdem die Zusammensetzung deiner Klasse. Sitzen sehr viele lebendige und
laute Kinder vor dir, dann solltest du z. B. keine Glocke als Ruhesignal einsetzen, auch wenn
sie dir noch so gut gefällt. Vielleicht ist hier ein Handzeichen sinnvoller, um die Lautstärke
nicht noch zusätzlich zu erhöhen? Wann ist welches Signal sinnvoll?
Natürlich kann man das nicht pauschal formulieren, aber es gibt durchaus Unterrichts-
momente, wo das ein oder andere Signal besser passt. So kannst du mit einem Spruch
schlecht gegen einen zu hohen Lautstärkepegel während einer Bastelphase ankommen, weil
die Kinder diesen gar nicht hören werden. Hier ist es besser, ein lautes Klangsignal (z. B.
eine Klingel oder Glocke) zu wählen, mit dem du zu den Kindern durchdringen kannst. Auch wenn in einer Arbeitsphase Unruhe aufkommt oder die Lautstärke ansteigt, wirst du mit
einem Klangsignal den besten Erfolg erzielen, da deine Schüler auf ihre Arbeitshefte oder
Mitschüler konzentriert sind. Sind die Arbeitsphasen in deiner Klasse im Normalfall sehr
geräuscharm, kommst du bestimmt mit einem Regenrohr oder einer Klangschale gut zurecht,
denn diese Klangsignale machen nur leise Geräusche. Egal, welches Signal du benutzt: Achte darauf, dass du es nicht zu oft hintereinander
anschlägst. Dadurch wirst du die Lautstärke und Unruhe in der Klasse noch erhöhen! Gleicht deine Klasse zu Beginn der Stunde manchmal einem
Bienenschwarm, den du erst einmal besänftigen musst? In solchen Fällen
haben sich Rituale mit Gesten (z. B. erhobener Zeigefinger oder Finger
an den Mund legen) bewährt. Hierbei ist es wichtig, dass du selbst Ruhe
bewahrst und abwartest, bis du die Aufmerksamkeit aller Kinder hast. Sinnvoll ist es, wenn du Rituale mit Geräuschen und Gesten in deiner Klasse etablierst. So
kannst du situationsabhängig entscheiden, welches besser passt. Reden z. B. viele Kinder
im Stuhlkreis durcheinander, brauchst du nicht auf die Glocke zu schlagen, sondern es reicht
das Fingerzeichen. Ist es allerdings im Unterricht unruhig, ist die Glocke sinnvoller, weil die
Kinder nicht zu dir schauen müssen.
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Hintergrundinfos zu Ruhesignalen (3) Ruhesignale auf einen Blick
Art des Signals Wann ist es sinnvoll?
Körper-Klangzeichen in stillen Einzelarbeitsphasen, wenn du etwas
sagen oder erklären musst in Klassen, die per se recht leise arbeiten
Leises Klangsignal: Klangschale, Regenrohr, Triangel, Windspiel, Xylophon, Spieluhr, Klangstab, Zimbeln
Lautes Klangsignal: (Tisch-)Glocke/Klingel
zum Stundenbeginn, wenn die meisten Kinder noch anderweitig beschäftigt sind zur Unterbrechung lauter Arbeitsphasen (z. B.
Gruppen-, Stations- oder Bastelarbeit) zur Beendigung einer Arbeitsphase
Spruch am Anfang der Stunde, wenn ein paar Kinder schon auf dich achten bei aufkommender Unruhe wenn in einem Sitz- oder Stehkreis ein paar
Kinder miteinander reden Zeichen oder Geste
Wie führe ich ein Ruhesignal ein? Plane für die Einführung des Ruhesignals genügend Zeit ein. Je gründlicher du es mit deiner
Klasse einübst, desto schneller verinnerlichen die Kinder es und desto weniger Zeit vergeht,
bis du Aufmerksamkeit zu erlangst. Gehe folgendermaßen vor: 1. Kündige der Klasse eine Gruppenarbeit an, die du mittels eines Signals (das du den
Kindern vorab vormachst) unterbrechen wirst. Dann soll es im Klassenzimmer leise sein. 2. Gib den Kindern jetzt die Aufgabe, sich zu einem Thema zu unterhalten (z. B. Haustiere).
Wähle ein Thema aus, zu dem jeder etwas sagen kann, damit es unruhig wird. 3. Benutze nach kurzer Zeit dein Signal und stoppe die Zeit, bis absolute Ruhe herrscht. 4. Motiviere die Kinder zum schnelleren Leise-Werden: „Prima, das hat jetzt nur 6 Sekunden
gedauert! Schafft ihr es beim nächsten Mal in vier?“ 5. Wiederhole das Vorgehen zu Beginn der nächsten Stunde wieder und setze das
Ruhesignal dann nach und nach auch im normalen Unterrichtsverlauf ein.
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Beliebte Beispiele für Ruhesignale Das Rhymthmusklatschen Beginne, einen Rhythmus zu klatschen. Sobald das erste Kind es wahrnimmt, steigt es in
das Klatschen mit ein. Das macht ihr so lange, bis die komplette Klasse klatscht. Die Lehrergeste Mache eine vorab vereinbarte Geste und warte, bis alle Kinder diese
nachmachen und leise sind. Mögliche Gesten: „Brezel“: Arme vor dem Körper verknoten eine Hand nach oben strecken den ausgestreckten Zeigefinger an den Mund halten den kleinen und den Zeigefinger einer Hand als „Ohren“ ausstrecken Das Rückwärtszählen Beginne rückwärts von zehn bin null zu zählen, oder sage das ABC ab einer bestimmten
Stelle rückwärts auf. Vielleicht liest du auch die Nachnamen der Kinder von hinten nach
vorne vor (wenn du eine Klassenliste parat hast). Danach soll es ruhig im Raum sein. Das Licht ausschalten Im Winter oder an dunklen Tagen kannst du dieses Signal schnell und wirkungsvoll
einsetzen: Schalte das Licht aus und wieder an, um Ruhe zu erzielen.
Das Tafelbild Beginne kommentarlos eine Form (z. B. einen Smiley, ein rotes
Rechteck, ein Haus mit Spitzdach) an die Tafel zu zeichnen. Wenn das
erste Kind es sieht, zeichnet es die Form in der Luft nach. Das geschieht
so lange, bis alle Finger in der Luft agieren und es leise ist.
Die Riesenfigur Drucke das Bild einer beliebten Figur (z. B. einen Minion) vergrößert aus, laminiere es und
schneide es aus. Sobald du es hochhältst, sollen die Kinder ruhig werden.