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Institute of Electrical Power Systems

Berechnung elektrischer Energienetze

Stefan Polster Herwig Renner

Oktober 2017

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Berechnung elektrischer Energienetze

II

Formelzeichen und Einheiten

Fรผr das gesamte Skriptum wird folgende Notation verwendet:

- Komplexe GrรถรŸen werden unterstrichen geschrieben X - Vektoren als fett geschriebene Kleinbuchstaben x - Matrizen als fett geschriebene GroรŸbuchstaben X - Der Index d bei Matrizen markiert Diagonalmatrizen

Verwendung von Indizes fรผr Knoten und Zweige:

- Indizes beziehen sich auf den zugehรถrigen Knoten - Zweige werden mit zwei Indizes bezeichnet, wobei diese sich auf die verbundenen Knoten

beziehen. Zรคhlrichtung ist vom ersten Index zum zweiten Alle GrรถรŸen werden, falls nicht anders angegeben, im Per-Unit-System angegeben.

Es gilt fรผr alle Berechnungen:

- Knotenleistungen und Knotenstrรถme sind positiv fรผr Erzeuger - Knotenleistungen und Knotenstrรถme sind negativ fรผr Verbraucher

ฮฑ Menge aller mit Knoten i verbundener Knoten

ฮ”ฮฑ Winkelรคnderung pro Stufe (Phasenschiebertransformator)

ฮฒ Winkel der Spannungsรคnderung bei Regeltransformatoren

ฮณ รœbertragungskonstante fรผr Leitungselemente

ฮด Knotenspannungswinkel

ฮต Schranke fรผr Abbruchbedingung bei Iteration

ฮปP, ฮปQ Parameter fรผr Spannungsabhรคngigkeit von Lasten fรผr P, Q

ฮฝi Menge aller mit Knoten i verbundener Knoten

ฯ† Leistungswinkel

๐œ“๐œ“ Leitungswinkel

ฯ‰ Winkelfrequenz

ฮฆ Knoten-verbleibende-Zweige-Inzidenzmatrix

ฮจ Knoten-ausgefallene-Zweige-Inzidenzmatrix

A Zweig-Knoten-Inzidenzmatrix

B Suszeptanzmatrix

E Einheitsmatrix

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Berechnung elektrischer Energienetze

III

H Hybridmatrix

KZI Knoten-Zweig-Inzidenzmatrix

K Inverse Kettenmatrix

LODF Line Outage Distribution Factor Matrix

PSDF Phase Shift Distribution Factor Matrix

PTDF Power Transfer Distribution Factor Matrix

Y Admittanzmatrix

Z Impedanzmatrix

C' Kapazitรคtsbelag

f Frequenz

G' Leitwertbelag

I Strom

Ib Bezugsstrom fรผr Per-Unit-System

KP, KQ Parameter fรผr Frequenzabhรคngigkeit von Lasten fรผr P, Q

l Leitungslรคnge

L' Induktivitรคtsbelag

P Wirkleistung

P0 Eisen-, Leerlaufverluste

Pk Kupferverluste

PL รœber einen Zweig รผbertragene Wirkleistung

Q Blindleistung

R Wirkwiderstand

R' Wirkwiderstandsbelag

Rm Eisenverlustwiderstand

S Scheinleistung

Sb Bezugsscheinleistung fรผr Per-Unit-System

Snat Natรผrliche Leistung eines Leitungselements

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Berechnung elektrischer Energienetze

IV

tmin, tmax, t minimale, maximale, aktuelle Schaltstufe von Regeltransformatoren

U Spannung

Ub Bezugsspannung fรผr Per-Unit-System

ฮ”u Spannungsรคnderung pro Stufe bei Regeltransformatoren

X Reaktanz

Xm Magnetisierungsreaktanz

Y Admittanz

Z Impedanz

Zb Bezugsimpedanz fรผr Per-Unit-System

ZKS Kurzschlussimpedanz

ZL Lastimpedanz

ZT Ersatzimpedanz fรผr Transformatoren

ZW Wellenwiderstand

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Berechnung elektrischer Energienetze

V

Table of Contents

1 Einleitung ......................................................................................... 1

1.1 Per-Unit-System ...................................................................................................................1

2 Grundlegende Netzelemente........................................................... 2

2.1 Zweige ..................................................................................................................................2

2.1.1 Leitungselemente ................................................................................................................ 2

2.1.2 Transformator ...................................................................................................................... 5

2.2 Knotentypen ..........................................................................................................................9

2.2.1 Einspeisungen ..................................................................................................................... 9

2.2.2 Lasten ................................................................................................................................ 10

3 Allgemeine Lastflussrechnung ..................................................... 12

3.1 Systemmatrizen: Strom/Spannungszusammenhรคnge ...................................................... 12

3.2 Lineare und nichtlineare Problemstellungen ..................................................................... 15

3.2.1 Lineare Problemstellungen, I- und Z-Knoten ..................................................................... 15

3.2.2 Iterationsverfahren ............................................................................................................. 16

3.2.3 Funktionalmatrizenverfahren ............................................................................................. 17

3.3 Netzreduktion ..................................................................................................................... 19

4 DC-Lastfluss .................................................................................. 21

4.1 Grundlegende DC-Lastflussgleichungen - PTDF .............................................................. 22

4.2 Phasenschiebertransformatoren im DC-Lastfluss - PSDF ................................................ 24

4.3 Auswirkung von Zweigausfรคllen im DC-Lastfluss โ€“ LODF ................................................ 25

4.4 Abschรคtzung der Genauigkeit ........................................................................................... 26

5 Literaturverzeichnis ....................................................................... 28

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Einleitung

1

1 Einleitung Die Berechnung von Lastflรผssen ist ein wesentlicher Bestandteil bei der Planung und Betriebsfรผhrung

von elektrischen Energienetzen. Die grundlegenden Aufgaben einer Lastflussberechnung sind die

Ermittlung der Strom- und Spannungsverhรคltnisse, sowie die resultierenden Leistungsflรผsse รผber

einzelne Betriebsmittel bei einer spezifischen Erzeugungs- und Verbrauchssituation. Mit Hilfe dieser

Ergebnisse kรถnnen eventuelle Grenzwertverletzungen und kritische Lastsituationen erkannt werden

und mit geeigneten GegenmaรŸnahmen entschรคrft werden.

Im Folgenden werden die theoretischen รœberlegungen von statischen Lastflussberechnungen nรคher

behandelt. Es wird dabei besonderes Augenmerk auf die prinzipiellen Zusammenhรคnge gelegt, da diese

auch bei komplexen Lastflussprogrammen das Grundgerรผst der Berechnungen bilden.

1.1 Per-Unit-System Die Berechnung des physikalischen Systems kann erheblich vereinfacht werden, wenn die

physikalischen SI-Einheiten auf Bezugswerte referenziert werden. Die referenzierten Werte werden in

per-unit (p.u.) angegeben und bilden das Per-Unit-System.

In der Energietechnik werden รผblicherweise Spannung und Leistung als definierte BezugsgrรถรŸen

verwendet, wobei sich alle anderen notwendigen BezugsgrรถรŸen auf sie zurรผckfรผhren lassen.

Spannungen werden immer auf die Nennspannung Ub der Netzebene bezogen.

๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘๐‘๐‘๐‘ =๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘๐‘

(1-1)

Die Leistungen werden im Allgemeinen auf eine Bezugsleistung Sb fรผr das gesamte System bezogen.

In der Energietechnik wird dafรผr meistens eine Drehstromleistung von 100 MVA gewรคhlt.

๐‘ƒ๐‘ƒ,๐‘„๐‘„, ๐‘†๐‘†๐‘๐‘๐‘๐‘ =๐‘ƒ๐‘ƒ,๐‘„๐‘„, ๐‘†๐‘†๐‘†๐‘†๐‘๐‘

(1-2)

Aus der Bezugsspannung und der Bezugsleistung kann der Bezugsstrom Ib fรผr jede Netzebene

berechnet werden.

๐ผ๐ผ๐‘๐‘๐‘๐‘ =๐ผ๐ผ๐ผ๐ผ๐‘๐‘

=๐ผ๐ผ๐‘†๐‘†๐‘๐‘

โˆš3 โˆ™ ๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘๐‘

(1-3)

Die Bezugsimpedanz Zb wird ebenfalls von der Bezugsleistung und Bezugsspannung definiert und fรผr

jede Netzebene einzeln berechnet. Die Umrechnung der Impedanzen zwischen Spannungsebenen

entfรคllt fรผr Per-Unit-Werte, da die Bezugsimpedanz quadratisch proportional zur Bezugsspannung ist

(vgl. Multiplikation mit dem Quadrat der รœbersetzung fรผr SI-Einheiten).

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Grundlegende Netzelemente

2

๐‘๐‘๐‘๐‘๐‘๐‘ =๐‘๐‘๐‘๐‘๐‘๐‘

=๐‘๐‘๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘๐‘

โˆš3 โˆ™ ๐ผ๐ผ๐‘๐‘

=๐‘๐‘๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘๐‘2๐‘†๐‘†๐‘๐‘

(1-4)

Fรผr die Leistungsberechnung in Drehstromsystemen gilt im Per-Unit-System:

๐‘†๐‘† = โˆš3 โˆ™ ๐‘ˆ๐‘ˆ โˆ™ ๐ผ๐ผโˆ— => ๐‘†๐‘†๐‘๐‘๐‘๐‘ = ๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘๐‘๐‘๐‘ โˆ™ ๐ผ๐ผ๐‘๐‘๐‘๐‘โˆ— (1-5)

๐‘ƒ๐‘ƒ = 3 โˆ™ ๐ผ๐ผ2 โˆ™ ๐‘…๐‘… => ๐‘ƒ๐‘ƒ๐‘๐‘๐‘๐‘ = ๐ผ๐ผ๐‘๐‘๐‘๐‘2 โˆ™ ๐‘…๐‘…๐‘๐‘๐‘๐‘ (1-6)

Siehe auch [1].

2 Grundlegende Netzelemente Es werden nur grundlegende Lastflussprobleme behandelt und die Integration von Elementen der

Netzregelung, wie z.B. FACTS-Elemente, weitgehend nicht betrachtet. Fรผr die Modellierung und

Integration in die Lastflussberechnung wird an dieser Stelle an die Vorlesung โ€žRegelung und Stabilitรคt

elektrischer Energiesystemeโ€œ [1] bzw. auf [2], [3] verwiesen.

2.1 Zweige In der Energietechnik versteht man unter Zweigen im Allgemeinen รœbertragungselemente, wie

Freileitungen, Kabel und Transformatoren, welche zwei Knoten miteinander verbinden. Die Zweige

kรถnnen รผber die entsprechenden Ersatzschaltungen der รœbertragungselemente modelliert werden.

Eine Ausnahme sind Hochspannungsleichstromรผbertragungen (HGรœ), welche als Last bzw.

Einspeisung in Knoten modelliert werden.

2.1.1 Leitungselemente Die Leitungselemente fรผr die klassische Energieรผbertragung (AC-Netze) sind Freileitungen und Kabel.

Sie kรถnnen vereinfacht durch eine ฯ€-Ersatzschaltung mit konzentrierten Elementen im Mitsystem

beschrieben werden, Abbildung 2-1. In der Literatur wird als Grenze fรผr die Gรผltigkeit der ฯ€-

Ersatzschaltung fรผr Freileitungen eine mittlere Leitungslรคnge zwischen 80 km und 200 bis 300 km, bzw.

Kabellรคngen bis 100 km, genannt. Bei lรคngeren Leitungen ist eine Korrektur der Impedanzwerte

notwendig oder es muss die Leitung als Reihenschaltung von mehreren ฯ€-Gliedern modelliert werden.

Die Untergrenze bei kurzen Freileitungen ergibt sich aus der Mรถglichkeit den Kapazitรคtsbelag zu

vernachlรคssigen, bei Kabeln ist das durch den bis zu 30-mal grรถรŸeren Kapazitรคtsbelag auch bei kurzen

Lรคngen nicht mรถglich.

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Grundlegende Netzelemente

3

Rโ€™ Lโ€™

Gโ€™/2 Gโ€™/2Cโ€™/2Cโ€™/2U1 U2

I2I1

Abbildung 2-1 allgemeines vollstรคndiges ฯ€-Ersatzschaltbild einer Leitung

R' Widerstandsbelag

L' Induktivitรคtsbelag

C' Kapazitรคtsbelag

G' Leitwertbelag

In der elektrischen Energietechnik kann der Leitwertbelag vernachlรคssigt werden, da die Isolation im

fehlerfreien Betriebszustand als ideal angenommen werden kann. Zusรคtzlich kรถnnen unter Umstรคnden

Hรถchstspannungsleitungen als verlustlos angenommen werden, wodurch der Wirkwiderstandsbelag

vernachlรคssigt wird.

Die Lรคngs- und Querimpedanzen des Leitungselements von Knoten 1 zu Knoten 2 fรผr mittlere

Leitungslรคngen berechnen sich wie in (2-1) und (2-2) gezeigt (Knoten 0 = Erde).

๐‘๐‘12 = (๐‘…๐‘…โ€ฒ + ๐‘—๐‘—๐‘—๐‘—๐ฟ๐ฟโ€ฒ) โˆ™ ๐‘™๐‘™ (2-1)

๐‘๐‘10 = ๐‘๐‘20 =2

๐‘—๐‘—๐‘—๐‘—๐‘—๐‘—โ€ฒ โˆ™ ๐‘™๐‘™ (2-2)

Die Impedanzen fรผr lange Leitungen werden mit der Verwendung des Wellenwiderstandes ZW und der

รœbertragungskonstanten ฮณ berechnet.

๐‘๐‘12 = ๐‘๐‘๐‘Š๐‘Š sinh ๏ฟฝ๐›พ๐›พ๐‘™๐‘™๏ฟฝ (2-3)

๐‘๐‘10 = ๐‘๐‘20 =๐‘๐‘๐‘Š๐‘Š

tanh๏ฟฝ๐›พ๐›พ๐‘™๐‘™2 ๏ฟฝ

(2-4)

๐‘๐‘๐‘Š๐‘Š = ๏ฟฝ๐‘…๐‘…โ€ฒ + ๐‘—๐‘—๐‘—๐‘—๐ฟ๐ฟโ€ฒ๐บ๐บโ€ฒ + ๐‘—๐‘—๐‘—๐‘—๐‘—๐‘—โ€ฒ

โ‰ˆ ๏ฟฝ๐ฟ๐ฟโ€ฒ

๐‘—๐‘—โ€ฒ (2-5)

๐›พ๐›พ = ๏ฟฝ(๐‘…๐‘…โ€ฒ + ๐‘—๐‘—๐‘—๐‘—๐ฟ๐ฟโ€ฒ)(๐บ๐บโ€ฒ + ๐‘—๐‘—๐‘—๐‘—๐‘—๐‘—โ€ฒ) โ‰ˆ ๐‘—๐‘—๐‘—๐‘—๏ฟฝ๐ฟ๐ฟโ€ฒ๐‘—๐‘—โ€ฒ (2-6)

Page 10: Berechnung elektrischer Energienetze

Grundlegende Netzelemente

4

Die Admittanzmatrix fรผr ein einzelnes Leitungselement ergibt sich zu:

๐’€๐’€ =

โŽฃโŽขโŽขโŽขโŽก

1๐‘๐‘12

+1๐‘๐‘10

โˆ’1๐‘๐‘12

โˆ’1๐‘๐‘12

1๐‘๐‘12

+1๐‘๐‘20โŽฆ

โŽฅโŽฅโŽฅโŽค

(2-7)

Weitere wichtige Leitungsparameter sind die thermische Grenzleistung Stherm und die natรผrliche

Leistung Snat.

Def: Die thermische Grenzleistung ist jene Leistung, welche รผber ein Leitungselement bei

Nennspannung transportiert werden kann und zum Erreichen der maximal zulรคssigen

Beharrungstemperatur fรผhrt.

Def: Die natรผrliche Leistung eines Leitungselementes ist jene transportierte Leistung, bei welcher

von dem Leitungselement bei Nennspannung keine Blindleistung bezogen oder abgegeben

wird.

๐‘†๐‘†๐‘›๐‘›๐‘›๐‘›๐‘›๐‘› =๐‘ˆ๐‘ˆ2

๐‘๐‘๐‘Š๐‘Š (2-8)

Eine ausfรผhrlichere Ableitung kann in [2] gefunden werden.

Fรผr die Berechnung von elektrischen Energienetzen spielt das Blindleistungsverhalten von

Leitungselementen bei Wirkleistungsรผbertragung eine wichtige Rolle. Fรผr eine einfache Abschรคtzung

des Blindleistungsverhaltens wird die รผbertragene Wirkleistung mit der natรผrlichen Leistung des

Leitungselements verglichen und es kรถnnen bei Nennspannung die folgenden drei Betriebsfรคlle

unterschieden werden:

Bei Belastung

โ€ข mit natรผrlicher Leistung ist die Blindleistungsbilanz ausgeglichen.

โ€ข mit unternatรผrlicher Leistung wirkt die Leitung als Blindleistungserzeuger.

โ€ข mit รผbernatรผrlicher Leistung wirkt die Leitung als Blindleistungsverbraucher.

Hochspannungskabel wirken immer als Blindleistungserzeuger, da ihre natรผrliche Leistung รผber der

thermischen Grenzleistung liegt.

Der Betrieb mit natรผrlicher Leistung entspricht dem Optimum und wird sich im Allgemeinen nicht

realisieren lassen und es muss zusรคtzliche Blindleistung durch Kraftwerke oder

Kompensationseinrichtungen bereitgestellt werden. Dabei ist zu beachten, dass Blindleistung nicht รผber

weite Strecken transportiert werden kann.

[1], [2]

Page 11: Berechnung elektrischer Energienetze

Grundlegende Netzelemente

5

2.1.2 Transformator Transformatoren verbinden die verschiedenen Spannungsebenen in elektrischen Netzen. Fรผr die

Berechnung der Strรถme, Spannungen und Impedanzen ist es notwendig diese รผber das

Nennรผbersetzungsverhรคltnis auf eine gemeinsame Bezugsspannung umzurechnen. Die durch

Schaltgruppen verursachte Phasendrehung zwischen Ober- und Unterspannungsseite wird im

Allgemeinen nicht berรผcksichtigt.

Abbildung 2-2 Vollstรคndige Transformatorersatzschaltung, โ€˜-GrรถรŸen auf Primรคrseite umgerechnet, [1]

R1, R2' Wicklungswiderstรคnde

jX1, jX2' Streureaktanzen

jXm Magnetisierungsreaktanz

Rm Eisenverlustwiderstand

รผ รœbersetzungsverhรคltnis

k Schaltgruppe

Die GrรถรŸen aus dem Ersatzschaltbild kรถnnen aus den Kenndaten und der Verschaltung der Wicklungen

bzw. aus den entsprechenden Kurzschluss- und Leerlaufversuchen ermittelt werden, siehe [4] fรผr eine

genaue Herleitung und Beschreibung.

Sn Nennscheinleistung

Un1, Un2 primรคre und sekundรคre Nennspannung

uk relative Kurzschlussspannung

Pk Kupfer-, Kurzschlussverluste

P0 Eisen-, Leerlaufverluste

Fรผr stationรคre Berechnungen lรคsst sich das Ersatzschaltbild des Transformators stark vereinfachen.

Neben dem Wegfall der Phasendrehung durch die Schaltgruppe, wird durch die Verwendung des Per-

Unit-Systems das รœbersetzungsverhรคltnis zu 1. Des Weiteren kรถnnen, bei Vernachlรคssigung von

Magnetisierungsimpedanz und Eisenverlusten bei belasteten Transformatoren, die

Page 12: Berechnung elektrischer Energienetze

Grundlegende Netzelemente

6

Wicklungswiderstรคnde und Streureaktanzen der Primรคr- und Sekundรคrseite zu der

Transformatorimpedanz ZT zusammengefasst werden, Abbildung 2-3.

Kรถnnen die Magnetisierungsimpedanz und die Eisenverluste in der Berechnung nicht vernachlรคssigt

werden, ist es von Vorteil ein ฯ€-Ersatzschaltbild fรผr den Transformator zu verwenden, wobei die

Grundvoraussetzung erfรผllt sein muss, dass die primรคr- und sekundรคrseitigen Serienimpedanzen im

Per-Unit-System gleich groรŸ sind bzw. als gleich groรŸ angenommen werden kรถnnen (Z1 = Z2 = R1+jX1),

[2]. Die Admittanzmatrix der Ersatzschaltung ergibt sich zu

๐’€๐’€ =

โŽฃโŽขโŽขโŽขโŽก

1๐‘๐‘12

+1๐‘๐‘10

โˆ’1๐‘๐‘12

โˆ’1๐‘๐‘12

1๐‘๐‘12

+1๐‘๐‘20โŽฆ

โŽฅโŽฅโŽฅโŽค

(2-9)

mit

๐‘๐‘12 = ๐‘…๐‘…1 + ๐‘…๐‘…2 + ๐‘—๐‘—(๐‘‹๐‘‹1 + ๐‘‹๐‘‹2) (2-10)

๐‘๐‘10 = ๐‘๐‘20 =12

๐‘—๐‘—๐‘…๐‘…๐‘š๐‘š๐‘‹๐‘‹๐‘š๐‘š๐‘…๐‘…๐‘š๐‘š + ๐‘—๐‘—๐‘‹๐‘‹๐‘š๐‘š

(2-11)

Eine gesonderte Betrachtung ist fรผr Regeltransformatoren durchzufรผhren, da sie im Betrieb im

Allgemeinen ein von dem Nennรผbersetzungsverhรคltnis abweichendes รœbersetzungsverhรคltnis

aufweisen, welches bei Schrรคg- und Querreglern, sowie Phasenschiebertransformatoren, komplexe

Werte annimmt. Fรผr eine Berechnung werden zusรคtzliche Kenndaten benรถtigt:

tmin, tmax, t minimale, maximale, aktuelle Schaltstufe

ฮ”u Spannungsรคnderung pro Schaltstufe

ฮฒ Winkel der Spannungsรคnderung

Aus diesen Werten kann nun das komplexe รœbersetzungsverhรคltnis cรผ berechnet werden.

๐‘๐‘รผ = 1 + ๐‘ก๐‘ก โˆ™ โˆ†๐‘ข๐‘ข(๐‘๐‘๐‘๐‘๐‘๐‘๐‘๐‘ + ๐‘—๐‘—๐‘๐‘๐‘—๐‘—๐‘—๐‘—๐‘๐‘) (2-12)

Das vereinfachte Ersatzschaltbild fรผr Regeltransformatoren ist in Abbildung 2-4 gezeigt und besteht aus

einem idealen Transformator mit dem komplexen รœbersetzungsverhรคltnis cรผ : 1 und der

Transformatorlรคngsimpedanz.

๐‘๐‘๐‘‡๐‘‡ = ๐‘…๐‘…1 + ๐‘…๐‘…2 + ๐‘—๐‘—(๐‘‹๐‘‹1 + ๐‘‹๐‘‹2) (2-13)

Page 13: Berechnung elektrischer Energienetze

Grundlegende Netzelemente

7

ZTI1 I2

U1 U2

Abbildung 2-3 Vereinfachtes Ersatzschaltbild, cรผ = 1

ZT

cรผ : 1

I1 I2

U1 U2U1'

I1'

Abbildung 2-4 Vereinfachtes Ersatzschaltbild fรผr Regeltransformator

Die resultierende Admittanzmatrix fรผr Regeltransformatoren ist:

๐’€๐’€ =

โŽฃโŽขโŽขโŽขโŽก

1๐‘๐‘รผ2 โˆ™ ๐‘๐‘๐‘‡๐‘‡

โˆ’1

๐‘๐‘รผโˆ— โˆ™ ๐‘๐‘๐‘‡๐‘‡

โˆ’1

๐‘๐‘รผ โˆ™ ๐‘๐‘๐‘‡๐‘‡1๐‘๐‘๐‘‡๐‘‡ โŽฆ

โŽฅโŽฅโŽฅโŽค

(2-14)

Eine รœberfรผhrung der Regeltransformatoren in ein ฯ€-Ersatzschaltbild ist nur fรผr Lรคngsregler mรถglich,

da nur fรผr diese die notwendige Diagonalsymmetrie in Y gegeben ist.

Der Aufbau von Regeltransformatoren und die Herleitung des รœbersetzungsverhรคltnisses und der

Admittanzmatrix ist in [1] gegeben.

Sonderfรคlle von Regeltransformatoren sind Phasenschiebertransformatoren (PSTs), welche รผber eine

Serienwicklung eine um 90ยฐ phasenverschobene Spannung ฮ”u einspeisen. Die Aufteilung in einen

Serien- und einen Erregertransformator bringt den erheblichen Vorteil, dass fรผr die Bauleistung nur der

Durchgangsstrom und die eingespeiste Spannung ฮ”u ausschlaggebend sind. Im Folgenden wird das

รœbersetzungsverhรคltnis eines Phasenschiebertransformators mit symmetrischer 2-Kesselausfรผhrung

genauer betrachtet, Abbildung 2-5.

Page 14: Berechnung elektrischer Energienetze

Grundlegende Netzelemente

8

Abbildung 2-5, symmetrische 2-Kesselausfรผhrung mit getrenntem Erreger- und Serientransformator [1]

Die Implementierung dieses PST erfolgt wie auch bei den schon besprochenen Regeltransformatoren

mit Hilfe des komplexen รœbersetzungsverhรคltnisses. Fรผr die Bestimmung dieses wird der PST als eine

Back-to-Back-Anordnung von zwei gegengleichen Querregeltransformatoren modelliert. Das

resultierende รœbersetzungsverhรคltnis dieser Einheit hat eine Amplitude von 1 p.u. und eine von der

Schalterstellung abhรคngige Winkelรคnderung.

๐‘๐‘รผ =1 + ๐‘—๐‘— โˆ™ ๐‘ก๐‘ก โˆ™ โˆ†๐‘ข๐‘ข1 โˆ’ ๐‘—๐‘— โˆ™ ๐‘ก๐‘ก โˆ™ โˆ†๐‘ข๐‘ข

= 1 โˆ™ ๐‘’๐‘’๐‘—๐‘—โˆ™โˆ†๐›ผ๐›ผโˆ™๐‘›๐‘› ๐‘š๐‘š๐‘—๐‘—๐‘ก๐‘กโˆ†๐›ผ๐›ผ2

= tanโˆ’1(๐‘ก๐‘ก โˆ™ โˆ†๐‘ข๐‘ข) (2-15)

Page 15: Berechnung elektrischer Energienetze

Grundlegende Netzelemente

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2.2 Knotentypen Unter Knoten versteht man Verbindungspunkte von Leitungen und Anschlusspunkten von

Einspeisungen und Lasten. Die Knoten lassen sich in unterschiedliche Knotentypen anhand der

vorgegebenen KnotengrรถรŸen einteilen, Tabelle 2-1.

Tabelle 2-1 Knotentyp Netzelement Vorgabe Berechnet

Slackknoten,

Referenzknoten

Kraftwerk, Einspeisung aus

รผbergeordnetem Netz

U S

U, ฯ‘ P, Q

PQ

leistungsgeregelte Last,

Kraftwerk, HGรœ, sonst.

Einspeisung

S U

P, Q U, ฯ‘

P, cosฯ•

S, cosฯ•

PV Kraftwerk, sonst.

Einspeisung P, U Q, ฯ‘

I stromgeregelte Last I U

I, cosฯ• U, ฯ‘

Z ungeregelte Last Z U

S

Fรผr die Berechnung muss zwingend ein Slackknoten definiert werden, an welchem der komplexe

Spannungszeiger U bekannt ist. Im Allgemeinen wird der Einspeiseknoten aus einer hรถheren

Spannungsebene oder ein groรŸes Kraftwerk als Slackknoten definiert. Die I- und Z-Knoten beschreiben

Sonderfรคlle von Lastverhalten und werden daher nur selten verwendet.

2.2.1 Einspeisungen Die historisch gewachsene Struktur mit groรŸen Einspeisungen in der Hoch- und

Hรถchstspannungsebene verรคndert sich momentan durch die Installation von im Vergleich kleinen

dezentralen Einspeisungen in allen Spannungsebenen.

Fรผr die stationรคre Berechnung von Lastflรผssen kรถnnen Einspeisungen durch die Vorgabe von Wirk- und

Blindleistung (PQ-Knoten) oder Wirkleistung und Spannungshรถhe (PV-Knoten) in ihren

Anschlussknoten in das Netzwerk integriert werden. Fรผr dynamische Berechnungen mรผssen die

Page 16: Berechnung elektrischer Energienetze

Grundlegende Netzelemente

10

Einspeisungen entweder vollstรคndig, sprich durch die entsprechenden Differenzialgleichungen und

Regeleinrichtungen, oder durch รคquivalente Impedanzen modelliert werden, siehe auch [1]โ€“[3].

2.2.2 Lasten Lasten werden bei der stationรคren Lastflussberechnung als konstante von der Spannung und der

Frequenz unabhรคngige Scheinleistungsentnahmen an dem Lastknoten angenommen. Unter

Umstรคnden ist es allerdings notwendig auch bei Lastflussberechnungen zumindest die stationรคren

Abhรคngigkeiten von Lasten in die Berechnung einzubeziehen.

Die stationรคre Leistungsaufnahme lรคsst sich durch das folgende nichtlineare System beschreiben und

hat einen Gรผltigkeitsbereich von 0,5 Un < U < 1,2 Un.ฮป

๐‘ƒ๐‘ƒ(๐‘ˆ๐‘ˆ, ๐‘“๐‘“)๐‘ƒ๐‘ƒ๐‘›๐‘›

=๐‘ˆ๐‘ˆ๐œ†๐œ†๐‘ƒ๐‘ƒ

๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘›๐‘›๏ฟฝ1 + ๐พ๐พ๐‘ƒ๐‘ƒ

โˆ†๐‘“๐‘“๐‘“๐‘“๐‘›๐‘›๏ฟฝ โ‰ˆ 1 + ๐œ†๐œ†๐‘ƒ๐‘ƒ

โˆ†๐‘ข๐‘ข๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘›๐‘›

+ ๐พ๐พ๐‘ƒ๐‘ƒโˆ†๐‘“๐‘“๐‘“๐‘“๐‘›๐‘›

(2-16)

๐‘„๐‘„(๐‘ˆ๐‘ˆ, ๐‘“๐‘“)๐‘ƒ๐‘ƒ๐‘›๐‘›

=๐‘ˆ๐‘ˆ๐œ†๐œ†๐‘„๐‘„

๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘›๐‘›๏ฟฝ1 + ๐พ๐พ๐‘„๐‘„

โˆ†๐‘“๐‘“๐‘“๐‘“๐‘›๐‘›๏ฟฝ โ‰ˆ 1 + ๐œ†๐œ†๐‘„๐‘„

โˆ†๐‘ข๐‘ข๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘›๐‘›

+ ๐พ๐พ๐‘„๐‘„โˆ†๐‘“๐‘“๐‘“๐‘“๐‘›๐‘›

(2-17)

U Knotenspannung

ฮ”u Knotenspannungsabweichung

Un Nennknotenspannung

ฮ”f Frequenzabweichung

fn Nennfrequenz

P(U,f),Q(U,f) von Last stationรคr aufgenommene Leistung

Pn, Qn Lastleistung bei Nennbetrieb

ฮปP, ฮปQ Parameter fรผr Spannungsabhรคngigkeit

KP, KQ Parameter fรผr Frequenzabhรคngigkeit

Bezรผglich der Spannungsabhรคngigkeit kann zwischen drei Sonderfรคllen von Lasten unterschieden

werden:

โ€ข Leistungsgeregelte Lasten, ฮป = 0 โ€ข Stromgeregelte Lasten, ฮป = 1 โ€ข Ungeregelte Lasten, ฮป = 2

Eine reale Knotenlast setzt sich im Allgemeinen aus mehreren einzelnen Lasten zusammen und

entspricht daher keinem dieser Sonderfรคlle. Durch Messungen an einzelnen Verbrauchern konnten die

folgenden Wertebereiche fรผr die Lastparameter gefunden werden, Tabelle 2-2 [1].

Page 17: Berechnung elektrischer Energienetze

Grundlegende Netzelemente

11

Tabelle 2-2 cosฯ† ฮปP ฮปQ KP KQ

Haushalt 0,9 - 0,99 1,2โ€ฆ1,5 2,9โ€ฆ3,2 0,8โ€ฆ1,0 -1,5โ€ฆ-2,2

Gewerbe 0,85 - 0,9 1โ€ฆ1,3 3โ€ฆ3,5 1,2โ€ฆ1,5 -1,1โ€ฆ-1,6

Industrie 0,85 - 0,9 0,2 6 2,5 1,6

Weitere und genauere Ausfรผhrungen zu dem statischen Lastmodell und dynamischen Lastmodellen

sind in [1]โ€“[3] zu finden.

Page 18: Berechnung elektrischer Energienetze

Allgemeine Lastflussrechnung

12

3 Allgemeine Lastflussrechnung Die Aufgabe der Lastflussrechnung ist es den elektrischen Status eines Systems bei vorgegebener

Belastung zu berechnen. Als das grundsรคtzliche Ergebnis der Lastflussberechnung kรถnnen die

komplexen Spannungszeiger jedes Knotens angesehen werden, welche auch als die ZustandsgrรถรŸen

des Systems bezeichnet werden [2]. Alle relevanten SystemgrรถรŸen wie Leistungsfluss, Stromfluss,

Spannungseinbrรผche, Verluste und andere kรถnnen mit ihnen berechnet werden.

In weiterer Folge werden alle GrรถรŸen als Per-Unit-GrรถรŸen behandelt um die Berechnungen zu

vereinfachen und anschaulichere Formeln zu erhalten.

3.1 Systemmatrizen: Strom/Spannungszusammenhรคnge Systemmatrizen beschreiben den Zusammenhang zwischen Knotenstrรถmen und Knotenspannungen.

Die Art der Matrix (Admittanz-, Impedanz-, oder Hybridmatrix) wird von den bekannten Spannungen und

Strรถmen vorgegeben. Dadurch, dass sich die Admittanzmatrix einfach aus der Topologie des Systems

und den entsprechenden Ersatzschaltbildern ableiten lรคsst, ist sie die Ausgangsbasis fรผr die

Berechnung aller anderen Matrizen.

Abbildung 3-1 Ersatzschaltbild eines Netzes durch Zweigimpedanzen, [1]

Die Elemente in der Hauptdiagonale (Eigenadmittanz) sind die Summe aller an dem entsprechenden

Knoten verbundener Zweigadmittanzen (Menge ฮฝi) und Queradmittanzen. Die Nebendiagonalelemente

(Koppeladmittanzen) berechnen sich aus der negativen Summe aller Zweigadmittanzen, welche die

entsprechenden Knoten direkt verbinden. Treten mehrere Spannungsebenen auf, mรผssen entweder

alle Admittanzen auf eine gemeinsame Spannungsebenen bezogen werden oder im Per-Unit-System

gerechnet werden.

๐‘Œ๐‘Œ๐‘–๐‘–๐‘–๐‘– =1๐‘๐‘๐‘–๐‘–0

+ ๏ฟฝ1๐‘๐‘๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—๐‘—๐‘— โˆˆ ๐œˆ๐œˆ๐‘–๐‘–

(3-1)

๐‘Œ๐‘Œ๐‘–๐‘–๐‘—๐‘— = ๐‘Œ๐‘Œ๐‘—๐‘—๐‘–๐‘– = โˆ’1๐‘๐‘๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—

(3-2)

Page 19: Berechnung elektrischer Energienetze

Allgemeine Lastflussrechnung

13

๐’€๐’€ = ๏ฟฝ๐‘Œ๐‘Œ11 โ‹ฏ ๐‘Œ๐‘Œ1๐‘–๐‘–โ‹ฎ โ‹ฑ โ‹ฎ๐‘Œ๐‘Œ๐‘–๐‘–1 โ‹ฏ ๐‘Œ๐‘Œ๐‘–๐‘–๐‘–๐‘–

๏ฟฝ (3-3)

Die Impedanzmatrix kann nun durch Invertieren berechnet werden.

๐’๐’ = ๐’€๐’€โˆ’1 = ๏ฟฝ๐‘๐‘11 โ‹ฏ ๐‘๐‘1๐‘–๐‘–โ‹ฎ โ‹ฑ โ‹ฎ๐‘๐‘๐‘–๐‘–1 โ‹ฏ ๐‘๐‘๐‘–๐‘–๐‘–๐‘–

๏ฟฝ (3-4)

Die Hauptdiagonalelemente der Impedanzmatrix entsprechen der stationรคren Kurzschlussimpedanz an

dem entsprechenden Knoten falls die Generatorimpedanzen miteinbezogen wurden. Bei Lastknoten

sind etwaige parallele Lastimpedanzen zu berรผcksichtigen.

๐‘๐‘๐พ๐พ๐พ๐พ,๐‘–๐‘– = ๐‘๐‘๐‘–๐‘–๐‘–๐‘– ๐‘๐‘๐‘๐‘๐‘๐‘. ๐‘“๐‘“รผ๐‘Ÿ๐‘Ÿ ๐ฟ๐ฟ๐ฟ๐ฟ๐‘๐‘๐‘ก๐‘ก๐ฟ๐ฟ๐‘—๐‘—๐‘๐‘๐‘ก๐‘ก๐‘’๐‘’๐‘—๐‘— ๐‘๐‘๐พ๐พ๐พ๐พ,๐‘–๐‘– =๐‘๐‘๐ฟ๐ฟ,๐‘–๐‘– โˆ™ ๐‘๐‘๐‘–๐‘–๐‘–๐‘–๐‘๐‘๐ฟ๐ฟ,๐‘–๐‘– โˆ’ ๐‘๐‘๐‘–๐‘–๐‘–๐‘–

(3-5), (3-6)

Mit Hilfe der Admittanz- und Impedanzmatrix kann der Zusammenhang zwischen Knotenstrรถmen und

Knotenspannungen beschrieben werden.

๏ฟฝ๐ผ๐ผ1โ‹ฎ๐ผ๐ผ๐‘–๐‘–๏ฟฝ = ๐’€๐’€ โˆ™ ๏ฟฝ

๐‘ˆ๐‘ˆ1โ‹ฎ๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–๏ฟฝ ๏ฟฝ

๐‘ˆ๐‘ˆ1โ‹ฎ๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–๏ฟฝ = ๐’๐’ โˆ™ ๏ฟฝ

๐ผ๐ผ1โ‹ฎ๐ผ๐ผ๐‘–๐‘–๏ฟฝ

(3-7), (3-8)

Im Allgemeinen sind in den Problemstellungen sowohl Spannungen als auch Strรถme gegeben, wobei

die Zusammenhรคnge dann mit Hilfe einer Hybridmatrix beschrieben werden kรถnnen. Fรผr die Bildung

der Hybridmatrix wird im ersten Schritt die Admittanzmatrix in Teilmatrizen aufgeteilt.

Fรผr das allgemeine System mit M+N Knoten wird angenommen, dass fรผr M Knoten die Spannungen

(uA) bekannt sind und fรผr N Knoten die Strรถme (iB). Die Systemadmittanzmatrix wird so gewรคhlt, dass

sich bei den Strom- und Spannungsvektoren bekannte und gesuchte GrรถรŸen separieren lassen.

โŽ

โŽœโŽœโŽ›

๐ผ๐ผ1โ‹ฎ๐ผ๐ผ๐‘€๐‘€๐ผ๐ผ๐‘€๐‘€+1โ‹ฎ

๐ผ๐ผ๐‘€๐‘€+๐‘๐‘โŽ 

โŽŸโŽŸโŽž

=

โŽฃโŽขโŽขโŽขโŽขโŽก

๐‘Œ๐‘Œ1,1 โ‹ฏ ๐‘Œ๐‘Œ1,๐‘€๐‘€โ‹ฎ โ‹ฑ โ‹ฎ

๐‘Œ๐‘Œ๐‘€๐‘€,1 โ‹ฏ ๐‘Œ๐‘Œ๐‘€๐‘€,๐‘€๐‘€

๐‘Œ๐‘Œ1,๐‘€๐‘€+1 โ‹ฏ ๐‘Œ๐‘Œ1,๐‘€๐‘€+๐‘๐‘โ‹ฎ โ‹ฑ โ‹ฎ

๐‘Œ๐‘Œ๐‘€๐‘€,๐‘€๐‘€+1 โ‹ฏ ๐‘Œ๐‘Œ๐‘€๐‘€,๐‘€๐‘€+๐‘๐‘๐‘Œ๐‘Œ๐‘€๐‘€+1,1 โ‹ฏ ๐‘Œ๐‘Œ๐‘€๐‘€+1,๐‘€๐‘€โ‹ฎ โ‹ฑ โ‹ฎ

๐‘Œ๐‘Œ๐‘€๐‘€+๐‘๐‘,1 โ‹ฏ ๐‘Œ๐‘Œ๐‘€๐‘€+๐‘๐‘,๐‘€๐‘€

๐‘Œ๐‘Œ๐‘€๐‘€+1,๐‘€๐‘€+1 โ‹ฏ ๐‘Œ๐‘Œ๐‘€๐‘€+1,๐‘€๐‘€+๐‘๐‘โ‹ฎ โ‹ฑ โ‹ฎ

๐‘Œ๐‘Œ๐‘€๐‘€+๐‘๐‘,๐‘€๐‘€+1 โ‹ฏ ๐‘Œ๐‘Œ๐‘€๐‘€+๐‘๐‘,๐‘€๐‘€+๐‘๐‘โŽฆโŽฅโŽฅโŽฅโŽฅโŽค

โˆ™

โŽ

โŽœโŽœโŽ›

๐‘ˆ๐‘ˆ1โ‹ฎ๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘€๐‘€๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘€๐‘€+1โ‹ฎ

๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘€๐‘€+๐‘๐‘โŽ 

โŽŸโŽŸโŽž

(3-9)

๏ฟฝ๐’Š๐’Š๐ด๐ด๐’Š๐’Š๐ต๐ต๏ฟฝ = ๏ฟฝ

๐’€๐’€๐ด๐ด๐ด๐ด ๐’€๐’€๐ด๐ด๐ต๐ต๐’€๐’€๐ต๐ต๐ด๐ด ๐’€๐’€๐ต๐ต๐ต๐ต

๏ฟฝ โˆ™ ๏ฟฝ๐’–๐’–๐ด๐ด๐’–๐’–๐ต๐ต๏ฟฝ (3-10)

Durch Umformen der partitionierten Strom-Spannungsbeziehung (3-10) kรถnnen die gesuchten GrรถรŸen

als Operation der Hybridmatrix mit den gegebenen GrรถรŸen ausgedrรผckt werden.

๏ฟฝ๐’Š๐’Š๐ด๐ด๐’–๐’–๐ต๐ต๏ฟฝ = ๏ฟฝ

๐‘ฏ๐‘ฏ๐ด๐ด๐ด๐ด ๐‘ฏ๐‘ฏ๐ด๐ด๐ต๐ต๐‘ฏ๐‘ฏ๐ต๐ต๐ด๐ด ๐‘ฏ๐‘ฏ๐ต๐ต๐ต๐ต

๏ฟฝ โˆ™ ๏ฟฝ๐’–๐’–๐ด๐ด๐’Š๐’Š๐ต๐ต ๏ฟฝ (3-11)

Page 20: Berechnung elektrischer Energienetze

Allgemeine Lastflussrechnung

14

Die Elemente der Hybridmatrix berechnen sich zu

๐‘ฏ๐‘ฏ๐ด๐ด๐ด๐ด = ๐’€๐’€๐ด๐ด๐ด๐ด โˆ’ ๐’€๐’€๐ด๐ด๐ต๐ต๐’€๐’€๐ต๐ต๐ต๐ตโˆ’1๐’€๐’€๐ต๐ต๐ด๐ด (3-12)

๐‘ฏ๐‘ฏ๐ด๐ด๐ต๐ต = ๐’€๐’€๐ด๐ด๐ต๐ต๐’€๐’€๐ต๐ต๐ต๐ตโˆ’1 (3-13)

๐‘ฏ๐‘ฏ๐ต๐ต๐ด๐ด = โˆ’๐’€๐’€๐ต๐ต๐ต๐ตโˆ’1๐’€๐’€๐ต๐ต๐ด๐ด (3-14)

๐‘ฏ๐‘ฏ๐ต๐ต๐ต๐ต = ๐’€๐’€๐ต๐ต๐ต๐ตโˆ’1 (3-15)

Die Drehstromleistung der einzelnen Knoten kann bei bekannten Strรถmen und Spannungen mit

Matrizen berechnet werden.

๐’”๐’” = ๐‘ผ๐‘ผ๐‘‘๐‘‘๐‘–๐‘–๐‘›๐‘›๐‘‘๐‘‘ โˆ™ ๐’Š๐’Šโˆ— = ๐‘ผ๐‘ผ๐‘‘๐‘‘๐‘–๐‘–๐‘›๐‘›๐‘‘๐‘‘๐’€๐’€โˆ—๐’–๐’–โˆ— (3-16) mit

๐‘ผ๐‘ผ๐‘‘๐‘‘๐‘–๐‘–๐‘›๐‘›๐‘‘๐‘‘ = ๏ฟฝ๐‘ˆ๐‘ˆ1 0 00 โ‹ฑ 00 0 ๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘๐‘

๏ฟฝ (3-17)

[1], [5]

Die Topologie eines Netzwerkes kann in einfacher Form mit Hilfe der Zweig-Knoten-Inzidenzmatrix A

beschrieben werden. Sie hat fรผr ein System mit N Knoten und L Zweigen die Dimension LxN. Das

Element Ai,j ist 1, wenn der Zweig i am Knoten j beginnt, -1, wenn der Zweig i am Knoten j endet und 0,

wenn der Zweig i nicht mit dem Knoten i verbunden ist. Die Summe aller Elemente in einer Zeile muss

0 ergeben.

Die Admittanzmatrix kann mit Hilfe der Inzidenzmatrix und der Zweigadmittanzmatrix Yd berechnet

werden, wenn die Querkapazitรคten fรผr alle Zweige vernachlรคssigt werden kรถnnen.

๐’€๐’€ = ๐‘จ๐‘จ๐‘‡๐‘‡๐’€๐’€๐‘‘๐‘‘๐‘จ๐‘จ (3-18)

Die Elemente der Diagonalmatrix Ydiag entsprechen den Admittanzen der einzelnen Zweige. Sie hat die

Dimension LxL.

๐’€๐’€๐‘‘๐‘‘ = ๏ฟฝ๐‘Œ๐‘Œ1 0 00 โ‹ฑ 00 0 ๐‘Œ๐‘Œ๐ฟ๐ฟ

๏ฟฝ (3-19)

Die vollstรคndige Herleitung und weitere Anwendungen der Zweig-Knoten-Inzidenzmatrix sind in [6] zu

finden. In der Literatur wird des ร–fteren die transponierte von A verwendet und als Knoten-Zweig-

Inzidenzmatrix KZI, bzw. node-to-branch incidence matrix NBI, bezeichnet.

Page 21: Berechnung elektrischer Energienetze

Allgemeine Lastflussrechnung

15

3.2 Lineare und nichtlineare Problemstellungen Die Problemstellungen von Lastflussberechnungen ergeben sich aus den im Netzbereich vorhandenen

Knotenarten.

Unabhรคngig von der eigentlichen Problemstellung muss immer ein Knoten als Slackknoten definiert

werden, an welchem die Spannung vorgegeben wird und sich wie eine starre Spannungsquelle verhรคlt.

Als Slackknoten eignen sich grundsรคtzlich Einspeisungen aus รผbergeordneten Spannungsebenen oder

spannungsgeregelte Generatoren.

3.2.1 Lineare Problemstellungen, I- und Z-Knoten Kรถnnen Einspeisungen und Lasten in einem Netzbereich als simple I- oder Z-Knoten modelliert werden,

handelt es sich um lineare Problemstellungen, welche ohne groรŸen Aufwand mit den Systemmatrizen

gelรถst werden kรถnnen. I-Knoten kรถnnen ohne zusรคtzlichen Aufwand direkt mit Hilfe der Hybridmatrix

behandelt werden.

๏ฟฝ

๐ผ๐ผ1๐‘ˆ๐‘ˆ2โ‹ฎ๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–

๏ฟฝ = ๐‘ฏ๐‘ฏ โˆ™ ๏ฟฝ

๐‘ˆ๐‘ˆ1๐ผ๐ผ2โ‹ฎ๐ผ๐ผ๐‘–๐‘–

๏ฟฝ (3-20)

In diesem Fall ist der Knoten 1 als Slackknoten gewรคhlt und an den Knoten 2 bis i sind Lasten und

Erzeuger als Konstantstromsenken bzw. Konstantstromquellen (I-Knoten) angenommen.

Z-Knoten kรถnnen ohne weiteren Aufwand in die Admittanzmatrix integriert werden, indem man die

entsprechende Admittanz am Lastknoten hinzufรผgt. Es ist dabei allerdings darauf zu achten, dass der

Knotenstrom dabei nicht direkt berechnet wird, sondern nachtrรคgliche รผber die Knotenspannung und

der Lastimpedanz bestimmt werden muss.

Die Integration von Lasten als Z-Knoten auรŸerhalb der Admittanzmatrix liefert zwar direkt die

Knotenstrรถme ist aber mathematisch aufwรคndiger und wird nur der Vollstรคndigkeit halber hier angefรผhrt.

Fรผr die Bestimmung der Berechnungsvorschrift wird ein System mit M+N Knoten angenommen, wobei

an M Knoten die Spannung Ui bekannt ist und an N Knoten der Lastwiderstand ZLi. Die

dementsprechend partitionierte Strom-Spannungsbeziehung ergibt sich zu

๏ฟฝ๐’Š๐’Š๐ด๐ด๐’Š๐’Š๐ต๐ต๏ฟฝ = ๏ฟฝ

๐’€๐’€๐ด๐ด๐ด๐ด ๐’€๐’€๐ด๐ด๐ต๐ต๐’€๐’€๐ต๐ต๐ด๐ด ๐’€๐’€๐ต๐ต๐ต๐ต

๏ฟฝ โˆ™ ๏ฟฝ๐’–๐’–๐ด๐ด๐’–๐’–๐ต๐ต๏ฟฝ (3-21)

und lรคsst sich in zwei Gleichungssysteme aufspalten

๐’Š๐’Š๐ด๐ด = ๐’€๐’€๐ด๐ด๐ด๐ด๐’–๐’–๐ด๐ด + ๐’€๐’€๐ด๐ด๐ต๐ต๐’–๐’–๐ต๐ต (3-22) ๐’Š๐’Š๐ต๐ต = ๐’€๐’€๐ต๐ต๐ด๐ด๐’–๐’–๐ด๐ด + ๐’€๐’€๐ต๐ต๐ต๐ต๐’–๐’–๐ต๐ต (3-23)

Der Index A (i=1 bis M) bezieht sich dabei auf die Knoten mit bekannten Spannungen, der Index B

(i=M+1 bis N) auf Knoten mit bekannter Lastimpedanz ZLi.

Page 22: Berechnung elektrischer Energienetze

Allgemeine Lastflussrechnung

16

Ersetzt man uB in den Gleichungen (3-22) und (3-23) durch

๐’–๐’–๐ต๐ต = โˆ’๐’๐’๐‘‘๐‘‘๐ฟ๐ฟ๐’Š๐’Š๐ต๐ต (3-24)

๐’๐’๐‘‘๐‘‘๐ฟ๐ฟ = ๏ฟฝ๐‘๐‘๐ฟ๐ฟ๐‘€๐‘€+1 0 0

0 โ‹ฑ 00 0 ๐‘๐‘๐ฟ๐ฟ๐‘๐‘

๏ฟฝ (3-25)

und lรถst das Gleichungssystem fรผr iA und iB erhรคlt man in Matrizenform:

๏ฟฝ๐’Š๐’Š๐ด๐ด๐’Š๐’Š๐ต๐ต๏ฟฝ = ๏ฟฝ

๐’€๐’€๐ด๐ด๐ด๐ด โˆ’ ๐’€๐’€๐ด๐ด๐ต๐ต๐’๐’๐‘‘๐‘‘๐ฟ๐ฟ๏ฟฝ๐‘ฌ๐‘ฌ + ๐’€๐’€๐‘๐‘๐‘๐‘๐’๐’๐‘‘๐‘‘๐ฟ๐ฟ๏ฟฝโˆ’1๐’€๐’€๐ต๐ต๐ด๐ด

๏ฟฝ๐‘ฌ๐‘ฌ + ๐’€๐’€๐‘๐‘๐‘๐‘๐’๐’๐‘‘๐‘‘๐ฟ๐ฟ๏ฟฝโˆ’1๐’€๐’€๐ต๐ต๐ด๐ด

๏ฟฝ โˆ™ ๐’–๐’–๐ด๐ด = ๏ฟฝ๐‘ฟ๐‘ฟ๐ด๐ด๐ด๐ด๐‘ฟ๐‘ฟ๐ด๐ด๐ต๐ต

๏ฟฝ โˆ™ ๐’–๐’–๐ด๐ด (3-26)

Das Minus in (3-24) ergibt sich aus der Definition, dass Knotenstrรถme und โ€“leistungen fรผr Verbraucher

negativ sind. Aus der Gleichung (3-26) kann fรผr den gewรผnschten Slackknoten, wie in Kapitel 3.1

gezeigt, der sich Lastfluss berechnet werden.

Die Dimensionen der Teilmatrizen sind in Tabelle 3-1 angegeben.

Tabelle 3-1 Zeilen x Spalten

uA Mx1

iA Mx1

iB Nx1

ZdL NxN

XAA MxM

XAB NxM

3.2.2 Iterationsverfahren In Allgemeinen werden allerdings Einspeisungen und Lasten durch PQ- bzw. PV-Knoten beschrieben,

wodurch sich nichtlineare Aufgabenstellungen ergeben. Die gegebenen GrรถรŸen kรถnnen nicht direkt in

die Lastflussgleichungen integriert werden, sondern mรผssen durch Ersetzen der entsprechenden

Strรถme ausgedrรผckt werden.

Ein allgemeines System beschrieben durch seine Hybridmatrix hat N Knoten, wobei Knoten 1 als

Slackknoten (Index A) gewรคhlt ist und die Knoten 2-N (Index B) als PQ-Knoten angenommen sind. Aus

dem entsprechenden Gleichungssystem (3-11) lassen sich Gleichungen fรผr die Spannung an den PQ-

Knoten angeben.

๐’–๐’–๐ต๐ต = ๐‘ฏ๐‘ฏ๐ต๐ต๐ด๐ด๐’–๐’–๐ด๐ด + ๐‘ฏ๐‘ฏ๐ต๐ต๐ต๐ต๐’Š๐’Š๐ต๐ต (3-27)

Page 23: Berechnung elektrischer Energienetze

Allgemeine Lastflussrechnung

17

Die Strรถme IB kรถnnen aus der bekannten Scheinleistung der Knoten B berechnet werden.

๐’Š๐’Š๐ต๐ต = (๐‘ผ๐‘ผ๐ต๐ต๐‘‘๐‘‘๐‘–๐‘–๐‘›๐‘›๐‘‘๐‘‘โˆ’1 )โˆ— โˆ™ ๐’”๐’”๐ต๐ตโˆ— (3-28)

Es ergibt sich dadurch fรผr uB ein nichtlineares Gleichungssystem, welches durch Iteration gelรถst werden

kann. Als Abbruchbedingung fรผr die Iteration wird die ร„nderung der Spannung zwischen den Schritten

i und i-1 verwendet

๐’–๐’–๐ต๐ต,๐‘–๐‘– = ๐‘ฏ๐‘ฏ๐ต๐ต๐ด๐ด๐’–๐’–๐ด๐ด + ๐‘ฏ๐‘ฏ๐ต๐ต๐ต๐ต(๐‘ผ๐‘ผ๐ต๐ต๐‘‘๐‘‘๐‘–๐‘–๐‘›๐‘›๐‘‘๐‘‘,๐‘–๐‘–โˆ’1โˆ’1 )โˆ— โˆ™ ๐’”๐’”๐ต๐ตโˆ— (3-29)

๐‘ผ๐‘ผ๐ต๐ต๐‘‘๐‘‘๐‘–๐‘–๐‘›๐‘›๐‘‘๐‘‘,๐‘–๐‘– = ๐‘‘๐‘‘๐‘—๐‘—๐ฟ๐ฟ๐‘‘๐‘‘(๐’–๐’–๐ต๐ต,๐‘–๐‘–) (3-30) ๏ฟฝ๐’–๐’–๐ต๐ต,๐‘–๐‘– โˆ’ ๐’–๐’–๐ต๐ต,๐‘–๐‘–โˆ’1๏ฟฝ < ๐œ€๐œ€ (3-31)

Als Startwerte fรผr UBdiag,0 eignet sich im Per-Unit-System die Einheitsmatrix. Diese Startwertvorgabe

wird als Flat Start bezeichnet und entspricht Nennspannung und gleichem Phasenwinkel an allen

Lastknoten. Typische Werte fรผr die Abbruchsbedingungen ฮต liegen zwischen 10-6 und 10-3.

PV-Knoten kรถnnen nur durch groรŸen mathematischen Aufwand mit Hilfe des Iterationsverfahrens

berechnet werden. Es ist daher zielfรผhrender auch einfache Problemstellungen mit PV-Knoten mit dem

Funktionalmatrizenverfahren zu lรถsen.

Bei Netzen mit einer grรถรŸeren Anzahl an PQ- bzw. PV-Knoten kann es zu langen Berechnungszeiten

kommen, insbesondere bei vollstรคndiger Berรผcksichtigung der Querelemente.

3.2.3 Funktionalmatrizenverfahren Diese Lรถsungsmethode fรผr die nichtlinearen Problemstellungen basiert auf dem Leistungsfluss รผber die

einzelnen Zweige des Systems, allerdings werden wie hierbei einige Annahmen getroffen um die

Berechnung zu erleichtern.

Zij

Zii Zjj

Ii Ij

Ui Uj

Abbildung 3-2, ฯ€-Ersatzschaltung eines Zweiges

Der Leistungsfluss von dem Knoten i zu dem Knoten j รผber einen einzelnen als ฯ€-Ersatzschaltung

beschriebenen Zweig berechnet sich zu

๐‘†๐‘†๐‘–๐‘–๐‘—๐‘— = ๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–๐ผ๐ผ๐‘–๐‘–โˆ— = ๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–2(๐‘Œ๐‘Œ๐‘–๐‘–๐‘–๐‘–โˆ— + ๐‘Œ๐‘Œ๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—โˆ—) โˆ’ ๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘—๐‘—โˆ—๐‘Œ๐‘Œ๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—โˆ— (3-32)

Bei Vernachlรคssigung der Querelemente, das entspricht einer Vernachlรคssigung der

Leitungskapazitรคten, vereinfacht sich die Zweigleistung zu

Page 24: Berechnung elektrischer Energienetze

Allgemeine Lastflussrechnung

18

๐‘†๐‘†๐‘–๐‘–๐‘—๐‘— = ๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–2๐‘Œ๐‘Œ๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—โˆ— โˆ’ ๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘—๐‘—โˆ—๐‘Œ๐‘Œ๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—โˆ— (3-33)

Durch Separation von Wirk- und Blindleistung erhรคlt man die folgenden Gleichungen

๐‘ƒ๐‘ƒ๐‘–๐‘–๐‘—๐‘— =๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–2

๐‘๐‘๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—cos (๐œ“๐œ“๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—) โˆ’

๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘—๐‘—๐‘๐‘๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—

cos(๐œ—๐œ—๐‘–๐‘– โˆ’ ๐œ—๐œ—๐‘—๐‘— + ๐œ“๐œ“๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—) (3-34)

๐‘„๐‘„๐‘–๐‘–๐‘—๐‘— =๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–2

๐‘๐‘๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—sin (๐œ“๐œ“๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—) โˆ’

๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘—๐‘—๐‘๐‘๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—

sin(๐œ—๐œ—๐‘–๐‘– โˆ’ ๐œ—๐œ—๐‘—๐‘— + ๐œ“๐œ“๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—) (3-35)

Kann die Zweigimpedanz zwischen den Knoten i und j als rein induktiv angenommen werden, das

entspricht einer verlustlosen Leitung, vereinfachen sich die Gleichungen (3-34)und (3-35) zu

๐‘ƒ๐‘ƒ๐‘–๐‘–๐‘—๐‘— =๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘—๐‘—๐‘๐‘๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—

sin(๐œ—๐œ—๐‘–๐‘– โˆ’ ๐œ—๐œ—๐‘—๐‘—) (3-36)

๐‘„๐‘„๐‘–๐‘–๐‘—๐‘— =๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–2

๐‘๐‘๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—โˆ’๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘—๐‘—๐‘๐‘๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—

cos(๐œ—๐œ—๐‘–๐‘– โˆ’ ๐œ—๐œ—๐‘—๐‘—) (3-37)

Ausgehend von den Gleichungen fรผr die Leistungsรผbertragung, lรคsst sich die Knotenleistung im Knoten

i als Summe aller Zweigleistungen berechnen, wobei ฮฝi alle Knotenindizes welche direkt mit Knoten i

verbunden sind beinhaltet.

๐‘ƒ๐‘ƒ๐‘–๐‘– = ๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–๏ฟฝ๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘—๐‘—๐‘๐‘๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—

sin(๐œ—๐œ—๐‘–๐‘– โˆ’ ๐œ—๐œ—๐‘—๐‘—)๐‘—๐‘—๐‘—๐‘—๐œˆ๐œˆ๐‘–๐‘–

(3-38)

๐‘„๐‘„๐‘–๐‘– = ๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–๏ฟฝ๏ฟฝ๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–๐‘๐‘๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—

โˆ’๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘—๐‘—๐‘๐‘๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—

cos๏ฟฝ๐œ—๐œ—๐‘–๐‘– โˆ’ ๐œ—๐œ—๐‘—๐‘—๏ฟฝ๏ฟฝ๐‘—๐‘—๐‘—๐‘—๐œˆ๐œˆ๐‘–๐‘–

(3-39)

Alle Knotenleistungen eines Systems mit N Knoten kรถnnen nun als nichtlineare Funktion von

Knotenspannung und deren Winkel ausgedrรผckt werden.

โŽ

โŽœโŽœโŽ›

๐‘ƒ๐‘ƒ1โ‹ฎ๐‘ƒ๐‘ƒ๐‘๐‘๐‘„๐‘„1โ‹ฎ๐‘„๐‘„๐‘๐‘โŽ 

โŽŸโŽŸโŽž

= ๐‘“๐‘“(๐œ—๐œ—1, โ€ฆ๐œ—๐œ—๐‘๐‘ ,๐‘ˆ๐‘ˆ1, โ€ฆ ,๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘๐‘) ๐‘๐‘๐‘๐‘๐‘๐‘. ๐’”๐’” = ๐‘“๐‘“(๐’–๐’–)

(3-40)

Durch Ableiten von f(u) nach u und ฯ‘ bzw. u erhรคlt man die Jacobimatrix und die ร„nderung der Leistung.

Es kann durch Einsetzen eines Arbeitspunktes u0 die Leistungsรคnderung um den Arbeitspunkt

linearisiert werden [5, p. 72].

๏ฟฝ๐‘‘๐‘‘๐’‘๐’‘๐‘‘๐‘‘๐’’๐’’๏ฟฝ = ๏ฟฝ

๐œ•๐œ•๐‘ƒ๐‘ƒ๐œ•๐œ•๐œ—๐œ—

๐œ•๐œ•๐‘ƒ๐‘ƒ๐œ•๐œ•๐‘ˆ๐‘ˆ

๐œ•๐œ•๐‘„๐‘„๐œ•๐œ•๐œ—๐œ—

๐œ•๐œ•๐‘„๐‘„๐œ•๐œ•๐‘ˆ๐‘ˆ

๏ฟฝ ๏ฟฝ๐‘‘๐‘‘๐‘๐‘๐‘‘๐‘‘๐’–๐’–๏ฟฝ ๐‘๐‘๐‘๐‘๐‘๐‘. ๐‘‘๐‘‘๐’”๐’” = ๐‘ฑ๐‘ฑ โˆ™ ๐‘‘๐‘‘๐’–๐’– (3-41)

Page 25: Berechnung elektrischer Energienetze

Allgemeine Lastflussrechnung

19

Aus den Gleichungen (3-40), (3-41) und den durch die von PQ- bzw. PV-Knoten vorgegebenen

Leistungen lรคsst sich eine Lรถsung mit Hilfe des Newton-Raphson-Verfahren finden. Der Index i gibt

dabei den Iterationsschritt an.

๐‘‘๐‘‘๏ฟฝ๐’–๐’–๐‘–๐‘–๏ฟฝ = ๐‘“๐‘“๏ฟฝ๐’–๐’–๐‘–๐‘–๏ฟฝ โˆ’ ๐’”๐’”๐‘ ๐‘ ๐‘ ๐‘ ๐‘ ๐‘ ๐‘ ๐‘  = ! 0 (3-42) ๐œ•๐œ•๐‘‘๐‘‘๐œ•๐œ•๐’–๐’–

(๐’–๐’–๐‘–๐‘–) = ๐ฝ๐ฝ๏ฟฝ๐’–๐’–๐‘–๐‘–๏ฟฝ (3-43)

๐’–๐’–๐‘–๐‘–+1 = ๐’–๐’–๐‘–๐‘– โˆ’ ๐ฝ๐ฝ๏ฟฝ๐’–๐’–๐‘–๐‘–๏ฟฝโˆ’1 โˆ™ ๐‘‘๐‘‘๏ฟฝ๐’–๐’–๐‘–๐‘–๏ฟฝ (3-44)

Bei der Berechnung der Ableitung von g ist zu beachten, dass ssoll die vorgegebenen Werte der PQ-

und PV-Knoten beinhaltet und daher eine Konstante ist. Die Iteration wird beendet sobald die g(ui) eine

gewรคhlte Schranke (10-6 bis 10-3) unterschreitet.

Bei der Anwendung des Funktionalmatrizenverfahrens ist die gesuchte GrรถรŸe die komplexe Spannung

U in jedem Knoten, durch die Aufspaltung in Betrag und Phase ergeben sich fรผr ein Netzwerk mit N

Knoten folglich 2N Gleichungen. Die Vorgabe des Slackknotens (Betrag und Phase bekannt) und PV-

Knoten (Betrag der Spannung bekannt) verringern die Anzahl der Gleichungen auf 2(N-1) - #(PV-

Knoten). Die entsprechenden Zeilen des Gleichungssystems (3-40) und (3-41) werden vor der

Berechnung gestrichen.

Prinzipiell kann das Newton-Raphson-Verfahren auch ohne jegliche Vereinfachungen durchgefรผhrt

werden, allerdings vergrรถรŸert sich der Rechenaufwand, insbesondere bei Erstellen der Jakobi-Matrize.

3.3 Netzreduktion Nachdem der Rechenaufwand mit der Anzahl der Knoten in einem Netz ansteigt, kann es notwendig

sein das untersuchte Netz zu reduzieren. Es wird dabei auf Spannungsinformationen in reduzierten

Knoten und auf die Lastflรผsse auf den reduzierten Leitungen verzichtet.

Der erste Schritt zur Netzreduktion ist die Definition des Netzbereiches, welcher vollstรคndig berechnet

werden soll. Die in diesem Bereich liegenden Knoten, welche nur Zweige zu Knoten besitzen, welche

ebenfalls innerhalb des betrachteten Netzbereichs liegen, bleiben unverรคndert und sind im Folgenden

als Gruppe 1 bezeichnet, die Randknoten sind in Gruppe 2 zusammengefasst. Die Knoten auรŸerhalb

des definierten Bereichs, Gruppe 3, sind die zu reduzierenden Knoten, siehe Abbildung 3-3. Die

Admittanzmatrix des aufgeteilten Systems ergibt sich zu:

๏ฟฝ๐’Š๐’Š1๐’Š๐’Š2๐’Š๐’Š3๏ฟฝ = ๏ฟฝ

๐’€๐’€11 ๐’€๐’€12 0๐’€๐’€21 ๐’€๐’€22 ๐’€๐’€23

0 ๐’€๐’€32 ๐’€๐’€33๏ฟฝ ๏ฟฝ๐’–๐’–1๐’–๐’–2๐’–๐’–3๏ฟฝ

(3-45)

Bei Formel (3-45) und im Folgenden ist zu beachten, dass die Teilelemente der Strom-

/Spannungsvektoren und Admittanzmatrix ebenfalls Vektoren und Matrizen mit der entsprechenden

GrรถรŸe der dazugehรถrenden Knotengruppe sind.

Page 26: Berechnung elektrischer Energienetze

Allgemeine Lastflussrechnung

20

Durch die Wahl der Knotengruppen sind die Teilmatrizen Y13 und Y31 leer, wodurch es mรถglich ist die

Knoten der Gruppe 3 als Ersatzlasten bzw. Ersatzeinspeisungen in den Knoten der Gruppe 2 zu

integrieren. Die Knotenspannungen u3, Gleichung (3-46),wird dafรผr in den Gleichungen der Strรถme I2,

(3-47), eliminiert. Aus der resultierenden Gleichung, (3-48), kann nun in Ersatzeinspeisung an den

Knoten der Gruppe 2 iยด2 und eine Ersatzadmittanzmatrix Yยด22 ermittelt werden.

๐’–๐’–3 = ๐’€๐’€33โˆ’1๐’Š๐’Š3 โˆ’ ๐’€๐’€33โˆ’1๐’€๐’€32๐’–๐’–2 (3-46) ๐’Š๐’Š2 = ๐’€๐’€21๐’–๐’–1 + ๐’€๐’€22๐’–๐’–2 + ๐’€๐’€23๐’–๐’–3 (3-47)

๐’Š๐’Š2 โˆ’ ๐’€๐’€23๐’€๐’€33โˆ’1๐’Š๐’Š3 = ๐’€๐’€21๐’–๐’–1 + ๏ฟฝ๐’€๐’€22 โˆ’ ๐’€๐’€23๐’€๐’€33โˆ’1๐’€๐’€32๏ฟฝ๐’–๐’–2 (3-48)

๏ฟฝ๐’Š๐’Š1๐’Š๐’Š2โ€ฒ๏ฟฝ = ๏ฟฝ

๐’€๐’€11 ๐’€๐’€12๐’€๐’€21 ๐’€๐’€22โ€ฒ

๏ฟฝ ๏ฟฝ๐’–๐’–1๐’–๐’–2๏ฟฝ (3-49)

Das durch (3-49) beschriebene Ersatznetz verhรคlt sich an den Knoten der Gruppe 2 exakt wie das

ursprรผngliche Netz.

Abbildung 3-3, Vollstรคndiges und reduziertes Netz, [1] [1]

Knoten ohne Last oder Einspeisung an welchen nur zwei Zweige verbunden sind, lassen sich durch die

Berechnung der Serienschaltung von den ฯ€-Ersatzschaltungen der Zweige reduzieren. Ein Beispiel fรผr

solche Knoten sind รœbergรคnge von Freileitungen auf Kabelstrecken, welche ohne Reduzierung als PQ-

Knoten mit einer Scheinleistung von 0 behandelt werden mรผssten.

๐’Š๐’Š2โ€ฒ ๐’€๐’€22โ€ฒ

Page 27: Berechnung elektrischer Energienetze

DC-Lastfluss

21

U1 U2

I2I1

Y1 U3

I3-I2

Y2

Abbildung 3-4, Schematische Darstellung von seriellen Zweigen

Im ersten Schritt wird ausgehend von der Admittanzmatrix Y eines Zweiges die inverse Kettenmatrix

bestimmt. In der Literatur wird die inverse Kettenmatrix im Allgemeinen mit B bezeichnet, allerdings wird

in diesem Skriptum B bereits fรผr die Suszeptanzmatrix verwendet. Es wird daher fรผr die inverse

Kettenmatrix K verwendet um Verwechslungen zu vermeiden.

๏ฟฝ๐ผ๐ผ1๐ผ๐ผ2๏ฟฝ = ๏ฟฝ

๐‘Œ๐‘Œ11 ๐‘Œ๐‘Œ12๐‘Œ๐‘Œ21 ๐‘Œ๐‘Œ22

๏ฟฝ1๏ฟฝ๐‘ˆ๐‘ˆ1๐‘ˆ๐‘ˆ2๏ฟฝ (3-50)

๏ฟฝ๐‘ˆ๐‘ˆ2โˆ’๐ผ๐ผ2

๏ฟฝ =1๐‘Œ๐‘Œ12

๏ฟฝโˆ’๐‘Œ๐‘Œ11 1

det๏ฟฝ๐’€๐’€๏ฟฝ โˆ’๐‘Œ๐‘Œ22๏ฟฝ1๏ฟฝ๐‘ˆ๐‘ˆ1๐ผ๐ผ1๏ฟฝ = ๐‘ฒ๐‘ฒ1 ๏ฟฝ

๐‘ˆ๐‘ˆ1๐ผ๐ผ1๏ฟฝ (3-51)

Der Strom I2 wird fรผr die Berechnung von K als negativ gewรคhlt um weitere ฯ€-Glieder durch einfache

Matrizenmultiplikationen in Serie schalten zu kรถnnen. Fรผr mehrere Glieder kann die resultierende

inverse Kettenmatrix als Produkt der einzelnen Matrizen berechnet werden.

๏ฟฝ๐‘ˆ๐‘ˆ3โˆ’๐ผ๐ผ3

๏ฟฝ = ๐‘ฒ๐‘ฒ2 ๏ฟฝ๐‘ˆ๐‘ˆ2โˆ’๐ผ๐ผ2

๏ฟฝ = ๐‘ฒ๐‘ฒ2๐‘ฒ๐‘ฒ1 ๏ฟฝ๐‘ˆ๐‘ˆ1๐ผ๐ผ1๏ฟฝ = ๏ฟฝ

๐พ๐พ11 ๐พ๐พ13๐พ๐พ31 ๐พ๐พ33

๏ฟฝ ๏ฟฝ๐‘ˆ๐‘ˆ1๐ผ๐ผ1๏ฟฝ (3-52)

In weiterer Folge kann aus (3-52) die resultierende Ersatzadmittanzmatrix der seriellen Zweige

berechnet werden. Aus den Elementen der Ersatzadmittanzmatrix kรถnnen die Leitungsparameter der

Ersatzleitung bestimmt werden.

๏ฟฝ๐ผ๐ผ1๐ผ๐ผ3๏ฟฝ =

1๐พ๐พ13

๏ฟฝโˆ’๐พ๐พ11 1

det๏ฟฝ๐‘ฒ๐‘ฒ๏ฟฝ โˆ’๐พ๐พ33๏ฟฝ1๏ฟฝ๐‘ˆ๐‘ˆ1๐‘ˆ๐‘ˆ3๏ฟฝ (3-53)

4 DC-Lastfluss Der DC-Lastfluss ist eine Linearisierung des allgemeinen AC-Lastflusses. Die Linearisierung basiert auf

den folgenden drei Annahmen:

1. Fรผr die Zweige wird vorausgesetzt, dass der Widerstandsbelag im Vergleich zu dem

Induktivitรคtsbelag vernachlรคssigbar klein ist und die Querkapazitรคten ebenfalls nicht betrachtet

werden mรผssen. Durch die gewรคhlte Vereinfachung gehen die Netzverluste nicht in den

Lastfluss ein.

Z๐‘–๐‘–๐‘—๐‘— โ‰ˆ ๐‘—๐‘—๐‘‹๐‘‹๐‘–๐‘–๐‘—๐‘— โˆ€ ๐‘๐‘๐‘๐‘๐‘’๐‘’๐‘—๐‘—๐‘‘๐‘‘๐‘’๐‘’ (4-1)

Page 28: Berechnung elektrischer Energienetze

DC-Lastfluss

22

Fรผr den DC-Lastfluss ist es in der Folge ausreichend, anstelle der komplexen

Zweigadmittanzdiagonalmatrix Yd eine Zweigsuszeptanzdiagonalmatrix Bd zu verwenden. Die

daraus resultierende Systemsuszeptanzmatrix wird mit B bezeichnet.

๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘ =

โŽฃโŽขโŽขโŽขโŽก

1๐‘‹๐‘‹1

0 0

0 โ‹ฑ 0

0 01๐‘‹๐‘‹๐‘๐‘โŽฆโŽฅโŽฅโŽฅโŽค

(4-2)

๐‘ฉ๐‘ฉ = ๐‘จ๐‘จ๐‘‡๐‘‡๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘๐‘จ๐‘จ (4-3)

2. Das Spannungsprofil wird รผber das gesamte Netz als flach angenommen, das heiรŸt alle

Knotenspannungen sind im Per-Unit-System gleich groรŸ.

Ui โ‰ˆ 1 โˆ€ ๐พ๐พ๐‘—๐‘—๐‘๐‘๐‘ก๐‘ก๐‘’๐‘’๐‘—๐‘— (4-4)

3. Die Spannungswinkel zwischen benachbarten Knoten werden als klein angenommen. Dadurch

kรถnnen die trigonometrischen Terme der AC-Lastflussgleichungen linearisiert werden.

sin (๐›ฟ๐›ฟ๐‘–๐‘– โˆ’ ๐›ฟ๐›ฟ๐‘—๐‘—) โ‰ˆ ๐›ฟ๐›ฟ๐‘–๐‘– โˆ’ ๐›ฟ๐›ฟ๐‘—๐‘— (4-5)

cos (๐›ฟ๐›ฟ๐‘–๐‘– โˆ’ ๐›ฟ๐›ฟ๐‘—๐‘—) โ‰ˆ 1 (4-6)

Aus den Annahmen fรผr den DC-Lastfluss kann abgeleitet werden, dass nur Wirkleistungslastflรผsse

berechnet werden, sowie perfekte Spannungsstรผtzung, Blindleistungsmanagement und

vernachlรคssigbare รœbertragungsverluste vorausgesetzt werden.

Dadurch, dass der DC-Lastfluss eine Linearisierung des allgemeinen Lastflusses ist, hat der gewรคhlte

Arbeitspunkt auf die Linearisierung einen Einfluss, welcher aber nur gering ist. In der Praxis kรถnnen

daher die gleichen DC-Lastflussgleichungen fรผr alle mรถglichen Arbeitspunkte verwendet werden,

solange es keine ร„nderung in der Topologie gibt.

4.1 Grundlegende DC-Lastflussgleichungen - PTDF Die Lastflussgleichungen (3-36) und (3-37) werden mit den Annahmen fรผr den DC-Lastflusses weiter

vereinfacht:

๐‘ƒ๐‘ƒ๐‘–๐‘–๐‘—๐‘— =๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘—๐‘—๐‘๐‘๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—

sin๏ฟฝ๐œ—๐œ—๐‘–๐‘– โˆ’ ๐œ—๐œ—๐‘—๐‘—๏ฟฝ โ‰ˆ1๐‘‹๐‘‹๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—

(๐œ—๐œ—๐‘–๐‘– โˆ’ ๐œ—๐œ—๐‘—๐‘—) (4-7)

๐‘„๐‘„๐‘–๐‘–๐‘—๐‘— =๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–2

๐‘๐‘๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—โˆ’๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘–๐‘–๐‘ˆ๐‘ˆ๐‘—๐‘—๐‘๐‘๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—

cos๏ฟฝ๐œ—๐œ—๐‘–๐‘– โˆ’ ๐œ—๐œ—๐‘—๐‘—๏ฟฝ โ‰ˆ 0 (4-8)

Page 29: Berechnung elektrischer Energienetze

DC-Lastfluss

23

Die Zweigleistungen kรถnnen mit Hilfe der Inzidenzmatrix und der Zweigsuszeptanzmatrix berechnet

werden.

๐’‘๐’‘๐ฟ๐ฟ = ๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘๐‘จ๐‘จ โˆ™ ๐œน๐œน (4-9)

Die Knotenleistung Pi wird, wie beim AC-Lastfluss, aus der Summe aller Zweigleistungen Pij gebildet. In

der Menge ฮฝi sind die mit Knoten i verbundenen Knoten angegeben.

๐‘ƒ๐‘ƒ๐‘–๐‘– = ๏ฟฝ1๐‘‹๐‘‹๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—

๏ฟฝ๐œ—๐œ—๐‘–๐‘– โˆ’ ๐œ—๐œ—๐‘—๐‘—๏ฟฝ๐‘—๐‘— โˆˆ ๐œ๐œ๐‘–๐‘–

(4-10)

Die Knotenleistungen des gesamten Netzes kรถnnen mit Hilfe der Admittanzmatrix bzw. der

Inzidenzmatrix und den Zweigadmittanzen, berechnet werden.

๐’‘๐’‘๐‘๐‘ = ๐‘จ๐‘จ๐‘‡๐‘‡๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘๐‘จ๐‘จ โˆ™ ๐œน๐œน = ๐‘ฉ๐‘ฉ โˆ™ ๐œน๐œน (4-11)

Fรผr die Berechnung des DC-Lastflusses muss, wie auch beim AC-Lastfluss, ein Slackknoten definiert

werden. An diesem Knoten ist der Spannungswinkel mit 0 vorgegeben und muss aus dem Set an

Gleichungen eliminiert werden um die Singularitรคt in den Matrizen zu verhindern. Die Eliminierung

entspricht der Reduzierung der auf den Slackknoten referenzierten Spalte und Zeile der Matrix YB, der

dem Slackknoten zugeordneten Spalte der Matrix BdA und den entsprechenden Eintrรคgen in p und ฯ‘.

Diese Reduktion kann rechnerisch einfacher implementiert werden, indem die dem Slackknoten

zugeordnete Spalte in A eliminiert wird. Als zusรคtzliche Gleichung, um eine eindeutige Lรถsung zu

erhalten, wird die Summe aller Knotenleistungen, welche ident 0 sein muss, benรถtigt.

๏ฟฝ๐‘ƒ๐‘ƒ๐‘–๐‘–

๐‘๐‘

๐‘–๐‘–=1

= 0 (4-12)

Aus den Gleichungen (4-9) und (4-11) kann ein linearer Zusammenhang zwischen den Zweigleistungen

und den Knotenleistungen berechnet werden.

๐’‘๐’‘๐ฟ๐ฟ = (๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘๐‘จ๐‘จ)( ๐‘จ๐‘จ๐‘‡๐‘‡๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘๐‘จ๐‘จ)โˆ’1 โˆ™ ๐’‘๐’‘๐‘๐‘ = ๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท โˆ™ ๐’‘๐’‘๐‘๐‘ (4-13)

Fรผr die Berechnung der Power Transfer Distribution Faktor Matrix (PDTF) mรผssen die reduzierten

Matrizen verwendet werden, wodurch die Matrix fรผr ein Netzwerk mit L Zweigen und N Knoten die

Dimension Lx(N-1) hat. Das Element PTDFln gibt den durch eine Leistungsinjektion von 1 p.u. im Knoten

n und Leistungsentnahme von 1 p.u. im Slackknoten verursachten Lastfluss รผber die Leitung l an. Die

Werte der einzelnen Elemente sind daher von der Wahl des Slackknoten beeinflusst.

Anzumerken ist, dass der einfache Zusammenhang zwischen Knotenleistung und Zweigleistung,

welcher sich aus den Gleichungen (4-9) und (4-11) zu

๐’‘๐’‘๐‘๐‘ = ๐‘จ๐‘จ๐‘‡๐‘‡ โˆ™ ๐’‘๐’‘๐‘ณ๐‘ณ (4-14)

ableiten lรคsst, wegen der Nichtexistenz der Inversen von A nicht umkehrbar ist.

Page 30: Berechnung elektrischer Energienetze

DC-Lastfluss

24

4.2 Phasenschiebertransformatoren im DC-Lastfluss - PSDF Im DC-Lastfluss kรถnnen Phasenschiebertransformatoren (PST) als einfache Winkelรคnderung ฮฑij

zwischen den Anschlussknoten i und j implementiert werden. Die erweiterten Gleichungen fรผr die Zweig-

und Knotenleistungen ergeben sich zu

๐‘ƒ๐‘ƒ๐‘–๐‘–๐‘—๐‘— =1๐‘‹๐‘‹๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—

(๐œ—๐œ—๐‘–๐‘– โˆ’ ๐œ—๐œ—๐‘—๐‘— + ฮฑij) (4-15)

๐‘ƒ๐‘ƒ๐‘–๐‘– = ๏ฟฝ1๐‘‹๐‘‹๐‘–๐‘–๐‘—๐‘—

๏ฟฝ๐œ—๐œ—๐‘–๐‘– โˆ’ ๐œ—๐œ—๐‘—๐‘— + ฮฑij๏ฟฝ๐‘—๐‘— โˆˆ ๐œ๐œ๐‘–๐‘–

(4-16)

und kรถnnen mit den entsprechenden Matrizen รผbergefรผhrt werden in

๐’‘๐’‘๐ฟ๐ฟ = ๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘๐‘จ๐‘จ โˆ™ ๐œน๐œน + ๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘ โˆ™ ๐œถ๐œถ (4-17) ๐’‘๐’‘๐‘๐‘ = ๐‘จ๐‘จ๐‘‡๐‘‡๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘๐‘จ๐‘จ โˆ™ ๐œน๐œน + ๐‘จ๐‘จ๐‘‡๐‘‡๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘ โˆ™ ๐œถ๐œถ (4-18)

Werden diese beiden Gleichungen zusammengefรผhrt erhรคlt man einen linearen Zusammenhang

zwischen den Zweigleistungen und den Knotenleistungen sowie den Phasenschieberwinkeln, welcher

mit Hilfe der schon bekannten PTDF Matrix und der Phase Shift Distribution Faktor PSDF Matrix

beschrieben wird.

๐’‘๐’‘๐ฟ๐ฟ = ๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท โˆ™ ๐’‘๐’‘๐‘๐‘ + ๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท โˆ™ ๐œถ๐œถ (4-19) mit

๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท = ๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘ โˆ’ (๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘๐‘จ๐‘จ)( ๐‘จ๐‘จ๐‘‡๐‘‡๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘๐‘จ๐‘จ)โˆ’1(๐‘จ๐‘จ๐‘‡๐‘‡๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘) (4-20)

Fรผr die Berechnung der PSDF Matrix mรผssen, wie schon fรผr die PTDF, die reduzierten Matrizen

verwendet werden. Das Element PSDFllโ€˜ gibt hierbei die ร„nderung der รผbertragenen Leistung des

Zweigs l fรผr eine Winkelรคnderung von 1 rad im Zweig lโ€˜ an. Das Vorzeichen der Leistungsรคnderung ist

durch das Vorzeichen der Winkelรคnderung in den Gleichungen (4-15) und (4-16) festgelegt. In diesem

Skriptum wurde sie so gewรคhlt, dass eine positive Winkelรคnderung zu einer positiven

Leistungsรคnderung im zugehรถrigen Zweig fรผhrt. Im Gegensatz zu den Elementen der PTDF Matrix sind

die Werte der PSDF Matrix von dem gewรคhlten Slackknoten unabhรคngig.

Fรผr die Berechnung der PSDF wurde bisher angenommen, dass in jedem Zweig ein PST vorhanden ist

und dadurch auch eine Winkelรคnderung auftritt und die Dimension folglich fรผr ein Netz mit L Zweigen

LxL ist. In der Realitรคt sind allerdings nur die wenigsten Zweige mit PSTs ausgestattet und in allen

anderen Zweigen sind die Winkelรคnderungen ident Null. Die PSDF kann daher auf die den PST-

Zweigen zugeordneten Spalten reduziert werden und hat fรผr ein Netz mit L Zweigen und Lโ€˜ PST-

Zweigen die Dimension LxLโ€˜.

Page 31: Berechnung elektrischer Energienetze

DC-Lastfluss

25

4.3 Auswirkung von Zweigausfรคllen im DC-Lastfluss โ€“ LODF Neben einer schnellen Berechnung der Wirkleistungsflรผsse kann mit Hilfe des DC-Lastflusses auch die

Auswirkung von Ausfรคllen von einzelnen Zweigen berechnet werden. Fรผr die Analyse der mรถglichen

Ausfallszenarien ist es sinnvoll, dass das System in ausgefallene Zweige und verbleibende Zweige und

den dazugehรถrenden Inzidenzmatrizen zu unterteilt wird. Es wird dafรผr die folgende Notation verwendet:

R Index fรผr die Menge der verbleibende (remaining) Zweige

O Index fรผr die Menge der ausgefallenen (outage) Zweige

ฮฆ Knoten-verbleibende-Zweige-Inzidenzmatrix, entspricht den Spalten R in AT

ฮจ Knoten-ausgefallene-Zweige-Inzidenzmatrix, entspricht den Spalten O in AT

b Base case, Vorfehlerzustand

c Post contingency case, Nachfehlerzustand

Mit Hilfe dieser Definition lassen sich die korrespondierenden Teilmatrizen der PTDF und PSDF folgend

allgemein berechnen:

๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘…๐‘… = (๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘๐‘…๐‘…๐“๐“๐‘‡๐‘‡)๐‘ฉ๐‘ฉโˆ’1 (4-21)

๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘…๐‘…๐‘…๐‘… = ๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘๐‘…๐‘… โˆ’ ๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘๐‘…๐‘… โˆ™ ๐“๐“๐‘‡๐‘‡ โˆ™ ๐‘ฉ๐‘ฉโˆ’1 โˆ™ (๐“๐“ โˆ™ ๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘๐‘…๐‘…) (4-22)

๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘‚๐‘‚๐‘…๐‘… = ๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘…๐‘…๐‘‚๐‘‚๐‘‡๐‘‡ = โˆ’๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘๐‘‚๐‘‚ โˆ™ ๐๐๐‘‡๐‘‡ โˆ™ ๐‘ฉ๐‘ฉโˆ’1 โˆ™ (๐“๐“ โˆ™ ๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘๐‘…๐‘…) (4-23)1

Die zu der Menge O gehรถrenden Matrizen kรถnnen durch Einsetzen von BdO und ฮจ fรผr die Suszeptanz-

und Inzidenzmatrizen in Gleichungen (4-21) und (4-22) ermittelt werden.

Der Wirkleistungsfluss nach Ausfall von O Zweigen kann konventionell bestimmt werden, indem die

neue Systemsuszeptanzmatrix Bc aus den Suszeptanzen und Inzidenzmatrizen der Zweige aus R

gebildet wird und die dazugehรถrigen PTDF- und PSDF-Matrizen berechnet werden.

๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘๐‘ = ๐œฑ๐œฑ๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘๐‘…๐‘…๐œฑ๐œฑ๐‘‡๐‘‡ (4-24) ๐’‘๐’‘๐ฟ๐ฟ๐‘…๐‘…๐‘๐‘ = ๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘…๐‘…๐‘๐‘ โˆ™ ๐’‘๐’‘๐‘๐‘ + ๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘…๐‘…๐‘…๐‘…๐‘๐‘ โˆ™ ๐œถ๐œถ๐‘…๐‘… (4-25)

Eine alternative Berechnungsmethode ist die Verwendung der Line Outage Distribution Faktor Matrix

(LODF). Das Element LODFro gibt dabei die zusรคtzliche Zweigleistung normiert auf 1 p.u. im Zweig r

nach einem Ausfall von Zweig o an. Durch die Linearitรคt des DC-Lastflusses kann der

Nachfehlerlastfluss in den Zweigen R aus einer รœberlagerung des Ausgangszustandes und den durch

den Ausfall der Zweige O verursachten zusรคtzlichen Lastflรผssen berechnet werden:

๐’‘๐’‘๐ฟ๐ฟ๐‘…๐‘…๐‘๐‘ = ๐’‘๐’‘๐ฟ๐ฟ๐‘…๐‘…๐‘๐‘ + ๐‘ณ๐‘ณ๐‘ณ๐‘ณ๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘…๐‘…๐‘‚๐‘‚ โˆ™ ๐’‘๐’‘๐ฟ๐ฟ๐‘‚๐‘‚๐‘๐‘ (4-26)

1 Die Gleichheit von PSDFOR und PSDFROT ist durch die Diagonalsymmetrie der PSDF Matrix gegeben und lรคsst sich durch Anwendung von (AB)T=BTAT auf (4-23) einfach beweisen.

Page 32: Berechnung elektrischer Energienetze

DC-Lastfluss

26

๐‘ณ๐‘ณ๐‘ณ๐‘ณ๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘…๐‘…๐‘‚๐‘‚ = ๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘…๐‘…๐‘๐‘ โˆ™ ๐๐ = ๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘‘๐‘‘๐‘…๐‘… โˆ™ ๐“๐“๐‘‡๐‘‡ โˆ™ ๐‘ฉ๐‘ฉ๐‘๐‘โˆ’1 โˆ™ ๐๐ (4-27)

Aus der Definition der LODF Matrix ist ersichtlich, dass es sich dabei um die Berechnung der

Zweigleistungen eines passiven Netzwerkes, d.h. es werden Leistungen eingespeist bzw. entnommen,

bei รœbertragung von 1 p.u. vom Anfangknoten i zum Endknoten j des ausgefallenen Zweigs o. Bei

Betrachtung von mehreren ausgefallenen Zweigen, entspricht jede Spalte der LODF Matrix den

zusรคtzlichen Zweigleistungen des passiven Netzwerks. Folglich ist die Dimension der LODF fรผr ein

Netzwerk mit R nichtausgefallenen Zweigen und O ausgefallenen Zweigen RxO.

Active Network R

i j

Branch O

Active Network R

i j

Branch OPLO

= +Passive Network R

i j

PLO

Branch O

Abbildung 4-1, Schematische Darstellung der Zweigleistung im Nachfehlerzustand mit LODFs

Fรผr die Berechnung von Netzen mit einer groรŸen Anzahl an Knoten benรถtigen beide Methoden viel

Rechenzeit, da die notwendige Invertierung der Systemsuszeptanzmatrix durchgefรผhrt werden muss.

Bei der Verwendung von der LODF kann die Invertierung umgangen werden, in dem folgende

Berechnung angewendet wird [7]

๐‘ณ๐‘ณ๐‘ณ๐‘ณ๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘…๐‘…๐‘‚๐‘‚ = ๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘…๐‘… โ‹… ๐๐ โˆ™ (๐‘ฌ๐‘ฌ โˆ’ ๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘‚๐‘‚ โ‹… ๐๐)โˆ’1 = ๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘…๐‘…๐‘‚๐‘‚ โˆ™ (๐‘ฌ๐‘ฌ โˆ’ ๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘ท๐‘‚๐‘‚๐‘‚๐‘‚)โˆ’1 (4-28)

Durch effizientere Berechnung der LODF Matrix wird die benรถtigte Rechenzeit stark reduziert, wobei

die Reduktion von der Anzahl der ausgefallenen Leitungen und der Knoten des betrachteten Netzwerks

abhรคngig ist. Bei Untersuchungen im ENTSO-E-รœbertragungsnetz mit 9865 Knoten und 6080 Zweigen

konnte dabei die Rechenzeit um bis zu dem Faktor 10 reduziert werden. Es ist dabei zu betonen, dass

sich bei Betrachtungen von Ausfallkaskaden sich diese Faktoren fรผr jeden Rechenschritt ergeben und

die Gesamtreduktion daher exponentiell mit der Anzahl der Rechenschritte ansteigt.

Ein weiterer Vorteil der Verwendung von LODF Matrizen ist, dass auch Ausfรคlle von

Phasenschiebertransformatoren keine gesonderte Berechnung benรถtigen.

4.4 Abschรคtzung der Genauigkeit Der DC-Lastfluss ist aus den getroffenen Annahmen heraus prinzipiell fehlerbehaftet. Die prozentuelle

Abweichung zwischen AC-Lastflussergebnissen als Referenz und den Ergebnissen kรถnnen wie folgend

abgeschรคtzt werden. Eine genaue Beschreibung ist in [6] und [8] zu finden.

Die erste Vereinfachung, dass Leitungsverluste vernachlรคssigt werden kรถnnen (Zweigimpedanzen rein

induktiv), deckt sich mit steigendem Spannungslevel des Netzes immer besser mit der Realitรคt. Das

durchschnittliche R/X-Verhรคltnis, ermittelt im Belgischen Hochspannungsnetz, reicht von 0,10 fรผr 380

kV zu 0,32 fรผr 70 kV. Der durchschnittliche Fehler in der Lastflussberechnung lรคsst sich fรผr R/X-

Verhรคltnisse unter 0,5 mit unter 5 % und bei R/X-Verhรคltnissen unter 0,2 mit unter 2 % angeben.

Page 33: Berechnung elektrischer Energienetze

DC-Lastfluss

27

Die zweite Annahme fรผr den DC-Lastfluss geht von einem ideal flachen Spannungsprofil รผber das

gesamte betrachtete Netz aus. In der Realitรคt ist es allerdings nahezu unmรถglich ein solches Profil zu

erreichen und Spannungsfluktuationen treten immer auf. Der durchschnittliche Fehler fรผr geringe

Spannungsfluktuationen (kleiner als 0,01 p.u.) kann mit 5 % angegeben werden. Jedoch zeigen

realistische Beispiele weit grรถรŸere Spannungsfluktuationen, wodurch hier die grรถรŸte Quelle fรผr

Ungenauigkeiten in der Lastflussberechnung zu finden sind.

Die dritte Annahme, kleine Spannungswinkel zwischen benachbarten Lasten, ist im Allgemeinen

zutreffender je weniger belastet ein Netz ist. In vermaschten Netzen kann aber auch bei Starklast von

geringen Winkeldifferenzen ausgegangen werden und der Linearisierungsfehler kann mit unter 1 %

angenommen werden.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Genauigkeit der DC-Lastflussrechnung eine

durchschnittliche Abweichung von ca. 5 % zu dem AC-Lastfluss aufweist. Der Fehler des Lastflusses

รผber einzelne Zweige kann jedoch durch ungรผnstige Verhรคltnisse stรคrker abweichen. Des Weiteren ist

festzuhalten, dass die Abweichung des DC-Lastfluss zu den realen Lastflรผssen im Allgemeinen grรถรŸer

sein wird, da durch Netzwerkvereinfachungen und von der Realitรคt abweichenden Daten auch der AC-

Lastfluss den realen Lastfluss nicht vollstรคndig beschreiben kann.

[6]โ€“[8]

Page 34: Berechnung elektrischer Energienetze

Literaturverzeichnis

28

5 Literaturverzeichnis

[1] H. Renner, โ€œRegelung und Stabilitรคt Skriptum,โ€ 2013.

[2] J. Machowski, J. W. Bialek, and J. R. Bumby, Power System Dynamics: Stability and Control,

2nd ed. Re. Chichester: John Wiley & Sons Ltd, 2008.

[3] P. Kundur and R. I. E. Power, โ€œPower system stability and control,โ€ p. 1โ€“23+1176 s, 1994.

[4] J. Bacher, Skriptum zu โ€œElektrische Maschinen fรผr die Energietechnik.โ€ 2013.

[5] L. Fickert and H. Renner, โ€œElektrische Energiesysteme 1 Skriptum,โ€ 2008.

[6] K. Van Den Bergh, E. Delarue, and W. Dโ€™haeseleer, โ€œDC power flow in unit commitment models,โ€

TME Work. Pap. Environ., no. May, pp. 1โ€“38, 2014.

[7] J. Guo, Y. Fu, Z. Li, and M. Shahidehpour, โ€œDirect calculation of line outage distribution factors,โ€

IEEE Trans. Power Syst., vol. 24, no. 3, pp. 1633โ€“1634, 2009.

[8] K. Purchala, L. Meeus, D. Van Dommelen, and R. Belmans, โ€œUsefulness of DC Power Flow for

Active Power Flow Analysis,โ€ Power Eng. Soc. Gen. Meet., pp. 454โ€“459, 2005.


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