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Bildungsland

Baden-Württemberg

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Beschluss des Landeshauptauschusses der FDP/DVP Baden-Württemberg am 09. Oktober 2010 in Freudenstadt

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Herausgeber: Freie Demokratische Partei Landesverband Baden-Württemberg Rotebühlstraße 131 70197 Stuttgart

Telefon: (0711) 666 18 - 0 Fax: (0711) 666 18 - 12

Email: [email protected] Internet: www.fdp-bw.de

Druck: Eigendruck

Stuttgart, im Oktober 2010 Grafik und Gestaltung: Markus Lochmann Titel-Grafik: www.sxc.hu/1110956

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InHaLT

VORWORT DER LanDESVORSITzEnDEn DER FDP/DVP BaDen-WürTTeMBerG 5

1. PräaMBeL 7

2. aLLGeMeine GrunDsäTze LiBeraLer BiLDunGsPoLiTik 7

3. FrühkinDLiche BiLDunG 13

4. schuLe 17

5. sonDerschuLen unD inkLusion 27

6. LehrerBiLDunG 29

7. BeruFLiche BiLDunG 30

8. hochschuLen 34

9. BeGaBTenFörDerunG 45

10. LERnEn – EIn LEBEn Lang 46

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VORWORT DER LanDESVORSITzEnDEn DER FDP/DVP BaDen-WürTTeMBerG

Sehr geehrte Damen und Herren,

eine gute Bildungspolitik geht alle an. Sie sichert die zukunftschancen der jungen generation und damit Wohlstand und Beteiligung an der ge-sellschaft. Bildungspolitik ist die soziale Frage des 21. Jahrhunderts.

Für die FDP war und ist Bildungspolitik ein zentrales Thema. Deshalb haben wir der Bildungspolitik am 9. oktober 2010 einen eigenen klei-nen Parteitag gewidmet. In monatelanger arbeit haben Bildungsfach-leute unter Leitung des Vorsitzenden des Landesfachausschusses Bil-dung und Wissenschaft, Patrick Meinhardt MdB, beraten und einen umfassenden antrag zur Beratung vorbereitet. Den daraus resultieren-den Beschluss des Parteitags legen wir Ihnen heute vor.

Baden-Württemberg bietet hervorragende Bildungschancen. Die richti-ge Mischung aus Fordern und Fördern stellt die kinder in den Mittel-punkt der Politik. Dies zeigt sich beispielsweise konkret darin, dass wir trotz knapper kassen und haushaltskonsolidierung eine halbe Milliarde euro zusätzlich für eine Bildungsoffensive in Baden-Württemberg inves-tieren. Mit der Durchsetzung von verbindlichen sprachstandstests und Förderung konnten wir die frühkindliche Bildung und die integration durch Bildung entscheidend voranbringen. Damit nimmt Baden-Würt-temberg bundesweit eine Vorreiterrolle ein.

gerade ein gutes Bildungssystem kann aber immer noch besser wer-den. Die FDP Baden-Württemberg macht mit diesem umfassenden Bil-dungspapier die wichtigsten Punkte deutlich. Wir stehen für ein diffe-renziertes schulsystem und damit für mehr individuelle Förderung und chancen. einheitsschulen wird es mit uns nicht geben. Wir stehen für mehr entscheidungsmöglichkeiten der schulen vor ort. Was für schü-ler, Lehrer und Eltern gut ist, sollen diese selbst stärker mitentscheiden

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können. Wir stehen für einen Bildungsföderalismus und für Bildungs-standards, die vergleichbare Voraussetzungen auf dem Bildungsweg ga-rantieren. Eine nivellierung der Bildung und eine absenkung der Quali-tät wären der falsche Weg.

Bildung ist für uns ein wichtiges anliegen. ihre Meinung dazu interes-siert uns.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre.

Mit den besten Grüßen

Ihre

Birgit homburger MdB

Landesvorsitzende

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BiLDunGsLanD BaDen-WürTTeMBerG

1. PräaMBeL

Für die FDP/DVP Baden-Württemberg ist Bildung die soziale Frage des 21. Jahrhunderts. Bildung ist nach liberalem Verständnis ein zentra-les Bürgerrecht und hat in der Landespolitik von Baden-Württemberg oberste Priorität.

Die FDP/DVP Baden-Württemberg will Baden-Württemberg zu dem Bildungsland in Deutschland machen.

unsere Geisteshaltung und klare orientierung ist, dass der Mensch in einer liberalen Bürgergesellschaft mündig und aufgeklärt ist und die beste Bildung im Rahmen seiner Fähigkeiten erhalten soll.

im sinne dieses Menschenbildes setzt sich die FDP/DVP Baden Würt-temberg seit jeher für ein zukunftsfähiges Bildungssystem ein. Die Bil-dungspolitik als zentrales liberales politisches Handlungsfeld hat ihre Wurzeln in der liberalen Forderung nach gesellschaftlicher und politi-scher Teilhabe nicht durch geburt und Stand, sondern durch die per-sönliche Leistung und den erfolg des individuums. sie umfasst die Erziehung zu freiheitlichen Werten, Eigenverantwortung, Respekt vor anderen und dem Leben in einer sozialen, freiheitlichen gesellschaft.

im sinne dieses Menschenbildes legt die FDP/DVP Baden-Württem-berg nun ein gesamtkonzept für Bildung vor.

2. aLLGeMeine GrunDsäTze LiBeraLer BiLDunGsPoLiTik

1. allein in den vergangenen fünf Jahren wurden weltweit mehr Infor-mationen und Wissen produziert, als in den 5000 Jahren zuvor. Bildung

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muss sich deshalb wandeln und der neuen Situation Rechnung tragen. Das bedeutet insbesondere, dass sich herkömmliche Bildungsmodelle fortentwickeln müssen.

2. Die Grundlagen des Begriffes „Bildung“ haben sich ebenso gewan-delt wie die ziele einer „ausbildung“. ein Gegensatz zwischen einer all-gemeinen Bildung und einer zweckgerichteten ausbildung besteht nach auffassung der FDP/DVP Baden-Württemberg deshalb nicht. Gemein-sam befähigen sie zu einem erfolgreichen Leben in der modernen ar-beitsteiligen gesellschaft.

3. Die rasche Entwicklung des Weltwissens und der Welterfahrungen führt dazu, dass das einmal gelernte nicht für ein ganzes Leben aus-reichen kann. Lebenslanges Lernen bedeutet: Weit mehr als in der Ver-gangenheit müssen wir deshalb im 21. Jahrhundert davon ausgehen, dass Menschen im Laufe ihres Lebens neues Wissen und neue Fähig-keiten erwerben müssen. Es ist deshalb keine scharfe Trennung mehr möglich zwischen aus-, Weiter- und Fortbildung – alle drei sind integra-le Bestandteile des Bildungsbegriffes geworden.

4. Die schaffung von größtmöglicher chancengleichheit ist eine we-sentliche Herausforderung moderner gesellschaften: Jeder junge Mensch muss unabhängig von seinem kulturellen, sprachlichen und sozialen Hintergrund die Bildung erhalten, die seinen Fähigkeiten und seiner Leistungsbereitschaft entspricht.

5. Bildungsmaßnahmen sind investitionen in die zukunft, die eine hohe Rendite erbringen. Die Folgekosten versäumter Bildungsmaßnahmen sind viel höher als die kosten der Maßnahmen zum richtigen zeitpunkt. Deswegen gilt für die FDP/DVP Baden-Württemberg: auch in zeiten knapper kassen und notwendiger haushaltskonsolidierung darf im Be-reich Bildung und Forschung nicht gekürzt werden. Vielmehr haben ge-rade wir Liberale durchgesetzt, dass die über eine halbe Milliarde euro starke Bildungsoffensive in Baden-Württemberg gestartet wird. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Entscheidung für Bildungsinvestitionen

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immer mehr vor ort in die kindergärten, schulen und hochschulen ver-lagert wird, statt in einer zentralen kultus- und Wissenschaftsbürokra-tie von oben herab angeordnet zu werden.

6. Baden-Württemberg braucht einen neuen, offenen Bildungsdialog. eine bessere kommunikationskultur zwischen kultusbürokratie einer-seits und den Lehrkräften, Eltern und Schülern andererseits ist drin-gend erforderlich. Das Bildungsland Baden-Württemberg entwickelt sich nur dann, wenn ein hohes Maß an Gesprächsbereitschaft bei der kultusbürokratie besteht und diese auf ein vertrauensvolles Miteinan-der mit allen Beteiligten und auf mehr Eigenständigkeit der Bildungsein-richtungen setzt.

2.1. kinDer sTehen iM MiTTeLPunkT Der BiLDunGs-PoLiTik

7. im zentrum liberaler Bildungspolitik steht das Wohl des kindes. Die individuelle Förderung jedes kindes muss das herzstück der Bildungs-politik in Baden-Württemberg sein.

8. unsere kinder haben die bestmögliche Förderung verdient. hierbei sollen kinder mit all ihren sinnen angesprochen und gefördert wer-den. unter anderem sollen sie kreativität entfalten, Wissen erwerben, sozialverhalten und die Fähigkeit zur konfliktlösung erlernen und ihre sprachlichen Fähigkeiten entwickeln.

9. Die Grundlagen für die spätere entwicklung von kindern und Jugend-lichen werden in der kindheit gelegt. stabile Bindungen in den ersten Lebensjahren stärken die Persönlichkeit des kindes. Die sichere Bin-dung zu spezifischen Bindungspersonen ist das beste Fundament für eine gesunde motorische, kognitive und emotionale Entwicklung von kindern.

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2.2. eLTern unD BiLDunG

10. Die FDP/DVP Baden-Württemberg anerkennt die herausragende Ver-antwortung der eltern für Bildung. eltern zu werden, gehört nicht mehr so selbstverständlich zum Lebensentwurf wie früher. Elternschaft ist heute eine von vielen Optionen der Lebensplanung. zudem wirken sich gesell-schaftliche Veränderungen wie die Berufstätigkeit beider Elternteile, der zunehmende anteil von alleinerziehenden, die hohe Scheidungsrate und ein hoher anteil von Familien mit Migrationshintergrund direkt auf die er-ziehung aus. gleichzeitig hat sich der anspruch der gesellschaft an Er-ziehung und Partnerschaft deutlich erhöht. eltern brauchen mehr denn je anerkennung und unterstützung ihrer erziehungsleistung.

11. Die von grundgesetz und Landesverfassung geforderte und ge-schützte gemeinsame Erziehungsverantwortung von Eltern und Schu-le kann nur in einer vertrauensvollen zusammenarbeit gelingen. Mehr Transparenz und Information – besonders auch für bildungsferne El-ternhäuser oder, wo notwendig, eltern mit Migrationshintergrund – so-wie neue Formen von Elternbeteiligung am schulischen Leben legen die grundlage für eine gelingende Erziehungspartnerschaft zwischen Elternhaus und Schule.

12. nach Überzeugung der FDP/DVP Baden-Württemberg sind Bil-dungsvereinbarungen zwischen kindergarten oder schule und eltern sinnvoll. in einer solchen Bildungs- und erziehungsvereinbarung kön-nen Verhaltenserwartungen an alle Beteiligten gleichberechtigt als eine gemeinsame Vereinbarung formuliert werden - also ziele, Pflichten, Erwartungen und aufgaben festgelegt werden. Diese Bildungs- und Er-ziehungsvereinbarungen sollen dazu beitragen, dass ein pädagogischer konsens entsteht und in der erziehung kinder und Jugendliche, eltern, Lehrerinnen und Lehrer und Erzieherinnen und Erzieher als Partner auf augenhöhe zusammenwirken. Die zusammenarbeit zwischen Bildungs-einrichtungen und eltern mit Migrationshintergrund nimmt dabei eine wichtige Rolle ein.

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13. kinder brauchen Freiräume! kinder brauchen nicht immer mehr staatliche Lebenskontrolle und nicht immer mehr Verdichtung der Schulausbildung, Die FDP/DVP Baden-Württemberg setzt sich deshalb nachdrücklich dafür ein, kindern und Jugendlichen Freiräume zu erhal-ten, um kreativität, soziale kompetenz und die Persönlichkeitsentwick-lung zu stärken und zu festigen.

2.3. inDiViDueLLe FörDerunG

14. Die FDP/DVP Baden-Württemberg setzt sich nachdrücklich da-für ein, dass nicht nur schwächen und Defizite ausgeglichen, sondern auch Talente, neigungen und Begabungen frühzeitig erkannt und ge-fördert werden. Diese Förderung kann insbesondere darin bestehen, zusätzliche angebote zu machen oder die Teilnahme an speziellen Programmen zu ermöglichen. eltern, erzieher und Lehrer benötigen Handreichungen zur Erkennung solcher Talente und Begabungen und ansprechpartner für mögliche weitere Förderung.

15. Die FDP/DVP Baden-Württemberg setzt sich für die einbeziehung von kindern mit Behinderungen in das reguläre Bildungswesen ein. schon im kindergarten müssen kinder mit Behinderungen nach ihren Möglichkeiten gefördert werden; mehr Jugendliche mit Behinderung sollen künftig einen qualifizierten schulabschluss erreichen.

16. individuelle Beratung über chancen und Möglichkeiten des eignen Bildungsweges werden zunehmend wichtig. Die FDP/DVP Baden-Württemberg fordert deshalb die weitere Professionalisierung der Bil-dungsberatung. Dies gilt gerade für die Vielfalt der Übergänge im ba-den-württembergischen Schulsystem.

2.4. BiLDunGsFöDeraLisMus

17. Die besten Lösungen entstehen vor ort – zusammen mit eltern, schülern und Lehrern – und im Wettbewerb zwischen kindergärten, Schulen und Hochschulen. Wir brauchen keine nationale Einheitsstra-

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tegie oder nationale Symbolpolitik, sondern einen Wettbewerb der Bun-desländer um die beste Bildungspolitik. Die FDP/DVP Baden-Württem-berg bekennt sich daher zum Wettbewerbsföderalismus. Bildung ist und bleibt Ländersache.

18. im Bereich der Bildung stehen Bund, Länder und kommunen im rahmen klar definierter zuständigkeiten in der Verantwortung. statt immer neuer zuständigkeitsdebatten brauchen wir eine tragfähige Bildungspartnerschaft.

19. Die FDP/DVP Baden-Württemberg fordert die abschaffung der de-mokratisch nicht legitimierten kultusministerkonferenz (kMk) in ihrer bestehenden Form und die umwandlung in eine schlanke Bildungskon-ferenz. Die kultusminister haben dann selbstverständlich die Möglich-keit für regelmäßige Tagungen, wie es sie in anderen politischen Berei-chen gibt. Das ständige sekretariat der kMk wird aufgelöst. Die FDP/DVP Baden-Württemberg distanziert sich von der Verbindlichkeit der kMk-Beschlüsse, die an keiner stelle legislativ verankert sind.

20. Wir wollen die Vielfalt der Bildungswege. Mit Bildungsstandards für alle schulischen Prüfungen erleichtern wir die Mobilität in Deutschland. Damit ein umzug von einem Bundesland in ein anderes nicht zu einem Bildungshemmnis wird, fordern wir die großzügige anerkennung der Bil-dungsabschlüsse anderer Bundesländer. Hierbei muss Baden-Württem-berg eine Vorreiterrolle wahrnehmen. Dann findet Bildungsföderalismus auch mehr akzeptanz in der Bevölkerung.

21. Die Bundesländer sind aufgefordert, die Mobilität von Familien im rahmen des Bildungsföderalismus zu gewährleisten. Dies ist die kern-aufgabe der neuen Bildungskonferenz. ansonsten gefährden die Bun-desländer selbst den Bildungsföderalismus.

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2.5 anerkennunG Von QuaLiFikaTionen / auFenThaLT nach sTuDiuM

22. in unserem Land leben viele Menschen mit Migrationshintergrund, die über Qualifikationen verfügen, die sie in ihrem herkunftsland erwor-ben haben. Doch oft werden diese Qualifikationen nicht anerkannt, so dass hunderttausende qualifizierte und hochqualifizierte zuwanderer unter uns leben, die mangels entsprechender anerkennung ihrer Qua-lifikationen keinen zugang zum arbeitsmarkt finden oder aber nur weit unterhalb ihrer Qualifikation eingesetzt werden. Diese situation ist demü-tigend und entmutigend. unser Land braucht diese Qualifikationen. Die FDP/DVP Baden-Württemberg will die anerkennung von im ausland er-worbenen Qualifikationen erleichtern und übersichtlicher gestalten sowie eine zentrale anlaufstelle im Land für die anerkennung von im ausland erworbenen Qualifikationen einrichten.

23. In Baden-Württemberg erlangen heute viele ausländer ohne dauer-hafte aufenthaltsgenehmigung Schul-, Berufs- und Hochschulabschlüs-se. Diese müssen häufig mit der deutschen Qualifikation das Land verlassen und können die dadurch entstandenen kosten nicht zurück-zahlen. Die FDP/DVP Baden-Württemberg will mit Blick auf den Fach-kräftemangel den Verbleib dieser qualifizierten spitzenkräfte durch ein erleichtertes erlangen einer aufenthaltsgenehmigung fördern.

3. FrühkinDLiche BiLDunG

24. Bildung beginnt nicht erst mit der grundschule sondern mit dem ers-ten Lebenstag. In der frühen Lebensphase werden die grundlagen für eine erfolgreiche Bildungsbiographie gelegt. Wir setzen uns deshalb da-für ein, dass kinderkrippen und kindergärten nicht nur als Betreuungs-, sondern auch als wichtige Bildungseinrichtungen anerkannt werden. Wir sprechen uns aber wegen der herausragenden Rolle der Eltern gegen ei-nen zwang zum Besuch von kinderbetreuungseinrichtungen aus.

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25. Wichtig ist, dass Defizite bei der sprachkompetenz frühzeitig er-kannt und behoben werden. Deshalb hat die FDP/DVP in Baden-Würt-temberg durchgesetzt, dass im Rahmen der vorgezogenen Einschu-lungsuntersuchung die sprachkompetenz jedes kindes geprüft wird und nötigenfalls vor dem schuleintritt sprachliche Fördermaßnahmen durchgeführt werden. Die umsetzung dieser regelung ist auf einem gu-ten Weg. unser ziel bleibt eine sprachkompetenzüberprüfung aller kin-der vor dem vierten geburtstag, die Einbeziehung der Eltern bei der ge-staltung der Fördermaßnahmen und die ausstattung der überprüfenden stellen mit dem nötigen Personal und der entsprechenden kompetenz.

26. insbesondere kinder mit Migrationshintergrund, in deren Familien die eigene herkunftssprache gesprochen wird, profitieren oft von einer Deutschförderung. so können auch diese kinder oft bei schuleintritt die bestmöglichen startchancen erhalten.

27. Wichtig ist auch, dass Talente und Begabungen frühzeitig erkannt werden. Die frühkindliche Diagnostik muss deshalb auch um diese kom-ponente erweitert werden. Erkannte Talente und Begabungen sollen nach einer professionellen Beratung der eltern eine Förderung erfahren. Die FDP/DVP Baden-Württemberg hat durchgesetzt, dass eine Einschulung mit Vollendung des fünften Lebensjahres bei entsprechenden persönli-chen Voraussetzungen auch während des laufenden Schuljahres erfolgen kann, wenn kinder und eltern dies wollen.

28. Die FDP/DVP Baden-Württemberg setzt sich für ein schlüssiges konzept der frühkindlichen Bildung ein. einen maßgeblichen Beitrag leistet hierbei die Vernetzung der Maßnahmen im rahmen des orien-tierungsplanes, des Projektes „schulreifes kind“, der Bildungshäuser sowie der sprachförderung.

um die optimal Verzahnung zu gewährleisten, müssen folgende schrit-te unternommen werden:

• Die erzieherinnen und erzieher in kindertagesstätten und die eltern müs-

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sen über die Ergebnisse der Sprachstanddiagnose informiert werden.

• zu ergreifende Maßnahmen sind unter Beteiligung der erzieherinnen und erzieher der kindertagesstätten zu planen und durchzuführen.

• kinder, bei denen durch den sprachentwicklungstest Defizite fest-gestellt wurden, nehmen verpflichtend an geeigneten Fördermöglich-keiten vor der Einschulung teil.

29. Spielerische Erfahrungen mit naturwissenschaftlichen Phänomen und technischen anwendungen leisten schon im kindergarten einen wichtigen Beitrag zur entwicklung des kindes. Partnerschaften wie zwischen Betrieben und Bildungseinrichtungen sind zu fördern und auszubauen.

30. Musikalischer Bildung und sport kommt eine besondere Bedeutung zu. Musizieren und sport treiben fordert und fördert schlüsselqualifika-tionen, besitzt integrative Wirkung und soziale kraft, denn gemeinsa-mes Musizieren und sport treiben verlangt übung, konzentration, das Einfügen in eine gruppe, das Einhalten von Regeln und führt zu Erfolg und Selbstbewusstsein. Deswegen setzt sich die FDP/DVP Baden-Württemberg dafür ein, dass in kinderbetreuungseinrichtungen und grundschulen das gemeinsame Singen zum Regelfall wird und jedem kind die Möglichkeit offenstehen muss, ein Musikinstrument zu erler-nen. Eine Teilnahme am Programm ‚Singen – Bewegen – Sprechen‘ muss zukünftig allen kinderbetreuungseinrichtungen und Grundschulen des Landes ermöglicht werden.“

31. Die Qualitätsentwicklung, die ausweitung der Betreuungszeiten und mancherorts auch des Platzangebotes müssen Vorrang haben vor der Verringerung der elternbeiträge. kommunale und freie Träger dür-fen weder durch den Landes-, noch den Bundesgesetzgeber gezwun-gen werden, ihre Betreuungseinrichtungen unentgeltlich anzubieten. Es muss die autonome Entscheidung des Trägers bleiben, wie hoch die eigenen Mittel sind, die er für seine einrichtungen aufwenden will.

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genauso liegt es in der freien Entscheidung des Trägers, ob und in welcher höhe er elternbeiträge erheben will. Dieses recht auf selbst-verwaltung darf politisch weder durch Verträge mit den kommunalen Spitzenverbänden noch durch die Bewilligungsbedingungen für Landes- und/oder Bundeszuschüsse eingeschränkt werden. Im Wettbewerb der Einrichtungen wird sich bei ausreichenden zuschüssen ein nachfrage-gerechtes Preis-Leistungs-Verhältnis herausbilden.

32. Reguläre zugangsvoraussetzung für die ausbildung der staatlich anerkannten Erzieherinnen und Erzieher bleibt der mittlere Bildungs-abschluss. Die Wahrnehmung von Leitungsfunktionen in kinderbetreu-ungseinrichtungen muss staatlich anerkannten Erzieherinnen und Er-ziehern weiterhin offen stehen.

33. Wir begrüßen es auch, dass durch entsprechende Studiengänge an Hochschulen eine weitere aufwertung der Frühkindlichen Bildung erfolgt. Einem zwang zur akademisierung der ausbildung erteilen wir aber eine entschiedene absage. ein hohes Maß an sozialer kompetenz zeichnet die Menschen, die sich für den besonderen Beruf der erzieherin und des er-ziehers entscheiden. Welche Qualifikation bei der Besetzung einer stelle vorausgesetzt wird, muss die freie Entscheidung der Träger bleiben.

34. in übereinstimmung mit den europaweiten Bestrebungen zur öff-nung der hochschulen auch für beruflich qualifizierte Personen setzen wir uns aber ebenso entschieden dafür ein, dass staatlich anerkannten erzieherinnen und erziehern ein klarer Qualifikationsweg zum Beruf des Grundschullehrers offen steht.

35. Die FDP/DVP Baden-Württemberg setzt sich dafür ein, dass mehr Männer für den Beruf des erziehers gewonnen werden. als Bezugs-personen und Vorbilder können sie wesentlich zum Bildungserfolg von Mädchen und insbesondere Jungen beitragen.

36. Die FDP/DVP Baden-Württemberg setzt sich dafür ein, dass sich mehr Jugendliche mit Migrationshintergrund für den erzieherberuf ent-

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scheiden. Diese können als Vorbilder fungieren und durch spezielle interkulturelle und sprachliche kompetenzen die Leistung von kindern mit Migrationshintergrund bereits im vorschulischen alter entspre-chend fördern.

37. Wir wollen den Wettbewerb unter allen kinderbetreuungs-einrichtun-gen im Land, um das angebot an den Vorstellungen und Bedürfnissen der kinder und der eltern auszurichten. richtig ist dabei die subjektför-derung (Förderung der kinder durch Betreuungsgutscheine) statt einer objektförderung (Förderung der einrichtung).

38. Dies ist auch ein wirksames Instrument zur raschen Vermehrung von krippenplätzen. Wenn die eltern, die bei der kommune einen Platz für ihr kind bei einem freien Träger nachweisen, einen Gutschein in höhe der kosten des günstigsten kommunalen krippenplatzes erhalten, wird das Platzangebot nicht über die nachfrage hinaus wachsen, aber es wird dank freier Initiative weit rascher steigen als bei kommunaler Planung.

39. Wir sind der Überzeugung, dass frühkindliche Bildung und Schu-le in einer zuständigkeit liegen und aus einer Hand gestaltet werden müssen. Darum haben wir durchgesetzt, dass die zuständigkeit für die kindergärten an das kultusministerium überführt wurde.

4. schuLe

40. Die Potenziale von kindern und Jugendlichen müssen in einem guten unterricht erschlossen werden. an erster stelle der schulent-wicklung muss deshalb der Blick auf den Schüler und die Qualität des unterrichts stehen; strukturdebatten sind wenig hilfreich, meist sogar kontraproduktiv. Die konsequente schaffung der Voraussetzungen für guten unterricht, der die entdeckung und Förderung von Talenten, nei-gungen und Begabungen in den Vordergrund stellt, ist daher das anlie-gen liberaler Schulpolitik.

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41. In zeiten des rasanten Wissenszuwachses muss sich Schule ver-stärkt auf Grundlagen- und Methodenbildung konzentrieren, um das Handwerkszeug für lebenslanges Lernen zu vermitteln. grundlagenbil-dung hebt die überholte aufteilung von allgemeinbildung und ausbil-dung auf, denn sie will kinder und Jugendliche durch die Vermittlung von kenntnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, haltungen und Werten be-fähigen, ihre Bildungskarriere durch ein ganzes Leben selbst zu gestal-ten und ihren Berufs- und Lebensweg selbst zu bestimmen.

42. Die Förderung der vielfältigen individuellen Talente und Begabun-gen muss zum Schulprogramm erhoben werden. Lehrer müssen Schü-ler unterrichten – nicht klassen. schüler müssen nicht belehrt, sondern begleitet werden hin zu mehr eigenständigem, selbstverantwortetem Lernen. Differenzierende unterrichtsmethoden müssen daher im Vor-dergrund stehen, um die Potenziale von kindern und Jugendlichen zu erschließen. Dabei müssen die Lehrer aber als gegenüber der Schüler sichtbar bleiben. Wo dies gelingt, werden sich Eltern gerne hinwenden. Persönliche Leistungsziele und individuelle strategien dorthin müssen vereinbart werden.

43. Elternmitwirkung ist keine Last für die Schule, sondern ein wichtiges partnerschaftliches Element. Schule muss auch Elternschule sein. Die FDP/DVP Baden-Württemberg fördert daher schulstrukturen, die von der Mitverantwortung der eltern für den Bildungserfolg ihrer kinder aus-gehen und ihnen die Mitgestaltung des Programms ihrer schule ermög-lichen. Die FDP/ DVP Baden-Württemberg erwartet aber auch, dass El-tern ihre Verantwortung wahrnehmen und sich am Schulleben beteiligen.

44. Die FDP/DVP Baden-Württemberg spricht sich für ganztagesan-gebote in allen Schularten in ganz Baden-Württemberg aus. ganzta-gesschulen sollen überall dort eingerichtet werden, wo diese vor Ort gewünscht werden. hier müssen sich neben offenen angeboten auch gebundene Formen entwickeln können. Ganztagesschulen bieten be-sondere pädagogische Möglichkeiten der individuellen Förderung von Schülern auf ihrem jeweiligen Leistungsniveau und sind ein wichtiger

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Beitrag zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, zur kompensierung unterschiedlicher Bildungs- und Lernvoraussetzungen sowie zur Talentförderung. Bei Ganztagesangeboten sind insbesondere zusätzliche Lehrerstunden, Möglichkeiten für sozialpädagogische Be-gleitung und die enge kooperation von schulen mit Vereinen, Verbän-den, unternehmen, Musikschulen und kirchen und anderen religions-gemeinschaften von erheblicher Bedeutung.

45. Gute Bildung kann nur erreicht werden mit guten schulen. im Mit-telpunkt einer guten Schule steht der gut ausgebildete und gut moti-vierte Lehrer. genauso wichtig für eine gute Schule ist eine fachlich und pädagogisch kompetente Schulleitung, die vom Vertrauen der Eltern und Lehrer getragen ist. Schulleiter müssen mehr in Richtung schulverwaltungsmanagement qualifiziert werden. an den schulen müssen arbeitsstellen für administratives Personal geschaffen werden, um den Schulleiter bei den Verwaltungsaufgaben zu entlasten. gene-rell ist über eine klare Trennung der kompetenzen zwischen Verwaltung und Pädagogik nachzudenken, um die Leistungsfähigkeit, Flexibilität und konkurrenzfähigkeit der schulen zu fördern, wie es heute in priva-ten Einrichtungen bereits üblich ist.

46. Guter unterricht wird nicht nur auf einem Weg erreicht. Wir wol-len mehr Freiheit für Schulen zulassen und setzen uns deshalb für das konzept der eigenständigen schule ein. Durch Freiheit für die Bildungs-einrichtungen vor Ort entsteht ein kreativer Wettbewerb, der die bes-ten Wege zur Potenzialerschließung von schülern öffnet. Die FDP/DVP Baden-Württemberg unterstützt deshalb die Profilbildung der schulen vor Ort.

47. Bestandteil der eigenständigen Schule ist künftig ein eigenständi-ges Personalbudget. Dieses kann dann unter anderem im Bereich der Vertretungslehrer, Pädagogischen assistenten, Schulsozialarbeiter und Schulpsychologen nutzbar sein. Das ziel ist die weitgehende Personal-verantwortung der eigenständigen Schulen.

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48. schulfördervereine in Baden-Württemberg leisten eine besondere arbeit. hier können eltern, schüler und Lehrer zusammenwirken und die entwicklung der jeweiligen schule positiv beeinflussen. Gerade der Landesverband der schulfördervereine ist ein wichtiger und verlässli-cher ansprechpartner für Fragen der Schulpolitik.

49. Bestandteil der eigenständigen Schule ist die Freiheit des pädago-gischen konzeptes. auch staatlichen schulen soll ermöglicht werden, als gleichwertig genehmigte Bildungskonzepte zu verfolgen.

50. Das recht auf Bildung ist ein Menschenrecht. Der Besuch einer schule muss für alle kinder unabhängig von status und herkunft möglich sein. Das gilt auch für kinder, deren aufenthalt in Deutschland nicht ge-sichert ist. nur so können rechtzeitig und frühzeitig die Weichen für eine lebenslange Bildung gestellt werden. Dementsprechend wurde auf Initia-tive der FDP/DVP Baden-Württemberg die schulpflicht auch für kinder im asylverfahren und für kinder mit Duldungsstatus eingeführt.

51. Die FDP/DVP Baden-Württemberg steht für Bildungsentscheidun-gen vor ort statt Bildungsdiktat von oben. Die aufgaben des kultus-ministeriums haben sich deshalb auf den Ordnungsrahmen zu be-schränken. hierzu gehören das setzen von standards, einheitliche abschlussprüfungen, die Qualitätssicherung sowie die Sicherstellung von Transparenz und fairem Wettbewerb im Bildungswesen. Das kul-tusministerium muss den schulen vor ort größtmögliche Freiheiten bei der ausgestaltung ihrer Profile lassen.

52. Die FDP/DVP Baden-Württemberg setzt sich für fairen Wettbe-werb zwischen den Schulen in staatlich-kommunaler und Schulen in freier Trägerschaft ein. Schulen in freier Trägerschaft sind nicht Ersatz oder bloße Beigabe des staatlichen Schulsystems. Sie sind garanten von Wahlmöglichkeit, Vielfalt und Wettbewerb um die besten pädago-gischen konzepte. unser Bildungssystem kann hiervon nur profitieren. Wir wollen dies durch die zuweisung von Finanzmitteln pro Schüler an beide Schulgruppen sicherstellen.

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4.1. GrunDschuLe

53. in den Grundschuljahren vollziehen sich wichtige Weichenstellun-gen in der entwicklung eines kindes, die auf der frühkindlichen Bildung im kindergarten aufbauen müssen. Deshalb gehört der Bildung und Förderung in diesen frühen Lebensabschnitten unsere besondere auf-merksamkeit.

54. Die FDP/DVP Baden-Württemberg hat durchgesetzt, dass im rah-men der „Qualitätsoffensive Bildung“ der klassenteiler an Grundschu-len bereits zum Schuljahr 2010/11 von 31 auf 28 gesenkt wird. Die hierbei zusätzlich geschaffenen rund 810 Lehrerstellen verbessern die Lehrer-Schüler-Relation erheblich und geben mehr Raum, auf die indi-viduellen stärken wie Defizite der schüler einzugehen. Die FDP/DVP Baden-Württemberg hat das ziel, den klassenteiler über das bereits jetzt erreichte Maß hinweg noch weiter zu senken.

55. eine anspruchsvolle ausbildung der Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer ist Garant für guten unterricht. Die FDP/DVP Baden-Württemberg hat nach schwierigen Verhandlungen durchgesetzt, dass die Regelstudienzeit für angehende grundschullehrer von derzeit sechs auf zukünftig acht Semester angehoben wird. Diese gewonnene Stu-dienzeit gilt es zu nutzen, um im Hinblick auf die Heterogenität der Grundschulklassen einerseits die diagnostische kompetenz und ande-rerseits die fachliche kenntnis der zukünftigen Lehrkräfte zu vertiefen. Darüber hinaus ist es für die FDP/DVP wichtig, dass grundschulleh-rerinnen und grundschullehrer auch die anerkennung für ihre wichtige arbeit erfahren.

56. Wir setzen uns bei der neuordnung der Lehramtsstudiengänge da-für ein, dass die Grundschullehrer wie bisher entsprechend dem klas-senlehrerprinzip verpflichtend die kompetenzbereiche Deutsch und Mathematik belegen, alle übrigen jedoch frei wählen dürfen. Die Päda-gogischen Hochschulen sollen bei der ausgestaltung der Studiengänge größere Freiheit als bisher genießen.

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57. interkulturelle kompetenz ist eine wichtige Qualifikation von Grund-schullehrkräften, die es in unterschiedlicher Weise zu fördern gilt. neben der Förderung der interkulturellen kompetenz bei allen Lehr-amtsbewerbern nehmen Lehramtsbewerber mit eigenem Migrations-hintergrund eine besondere Rolle ein: Sie fungieren als Vorbilder für eine gelungene Integration, weshalb diese verstärkt für den Lehrerbe-ruf gewonnen werden sollten. Pädagogische assistenten ergänzen die arbeit von Lehrerinnen und Lehrern sinnvoll, um so die Förder- und in-tegrationsaufgaben der grundschulen zu stärken.

58. Den Grundschulunterricht in einer Fremdsprache hält die FDP/DVP Baden-Württemberg im Sinne einer frühen auseinandersetzung mit Fremdsprachenerwerb für richtig. Forschung, Lehre und Weiterbil-dung über den frühen Fremdsprachenunterricht sind an den baden-württembergischen hochschulen verstärkt zu fördern. Der derzeitige Grundschulunterricht in einer Fremdsprache steht in der kritik und soll deshalb nach auffassung der FDP/DVP Baden-Württemberg evaluiert werden. Es soll in das Ermessen der grundschule gestellt werden, ob sie auf der Basis dieser Evaluation eine selbst gewählte Fremdsprache oder ein anderes Fach, z.B. Deutsch oder Mathematik, unterrichtet.

59. Die Grundschulbezirke sind aufzuheben.

4.2. üBerGanG in WeiTerFührenDe schuLen

60. Die FDP/DVP Baden-Württemberg hält an der vierjährigen grund-schulzeit fest.

61. Die FDP/DVP Baden-Württemberg ist offen für regionale schul-projekte, die flexiblere übergangszeitpunkte in weiterführende schulen zum gegenstand haben. Darüber hinaus sind längere grundschulzeiten für alle Schüler oder integrative Formen im weiterführenden Schulwe-sen zuzulassen, wo sie vom Schulträger, den Lehrern und den Eltern gewollt werden.

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62. Die FDP/DVP Baden-Württemberg setzt sich dafür ein, dass die grundschulen auch künftig eine Empfehlung für den weiterführenden Bildungsgang jedes kindes aussprechen müssen. Dabei dürfen die wei-terführenden schulen ein kind mit einer empfehlung für die von den eltern gewünschte schulart oder eine höhere schulart nicht zurück-weisen. insoweit soll die “empfehlung” für die weiterführenden schu-len auch künftig verbindlich sein. Jede weiterführende Schule soll aber künftig das recht haben, auf Wunsch der eltern ein kind ohne zureichen-de Empfehlung aufzunehmen, wenn die Lehrerkonferenz in einem von ihr selbst bestimmten aufnahmeverfahren zu der Überzeugung gelangt, den erfolg des konkreten kindes in der konkreten schule bis zum abschluss-ziel der schulart fördern zu können. Diese aufnahmeentscheidungen sind für andere Schulen derselben Schulart nicht bindend.

4.3. schuLe in VieLFaLT

63. Die FDP/DVP Baden-Württemberg bekennt sich zur Vielfalt der Bildungseinrichtungen. unterschiedliche Bildungsbiographien sind aus-druck von individualität und unterschiedlichkeit der Lernenden. auch unterschiedliche kulturelle und sprachliche Voraussetzungen sind eine Bereicherung für die schule und fördern das Verstehen und akzeptie-ren anderer nationalitäten. Das baden-württembergische Bildungssys-tem steht mit seiner Vielzahl an schularten für große Differenzierung. Diese Differenzierung ist kein selbstzweck, sondern dient dazu, jeden schüler entsprechend seiner Möglichkeiten optimal zu fördern und zum höchstmöglichen Bildungsabschluss zu führen – nach dem Prinzip: kein abschluss ohne anschluss.

64. Baden-Württemberg mit seinem stark differenzierten schulsys-tem bietet vielfältige chancen und ein hohes Maß an Durchlässigkeit. Diese Durchlässigkeit zwischen den Schularten ist eine der zentralen bildungspolitischen Fragen. Deswegen ist es wichtig, vermeidbare Hin-dernisse erst gar nicht entstehen zu lassen und bestehende Hindernis-se zu beseitigen.

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65. schulversuche sowie regionale initiativen über verstärkte koopera-tion und Verbünde verschiedener Schularten sind begrüßenswert und förderungswürdig. Bürokratische hemmnisse, die derartige initiativen derzeit behindern, müssen schnell abgebaut werden. Die FDP/DVP Baden-Württemberg setzt sich außerdem dafür ein, dass erfolgreiche Programme aus Schulversuchen von Schulen mit besonderem päda-gogischem Profil weitergeführt, im rahmen der eigenständigen schule nachhaltig verankert und gegebenenfalls von anderen Schulen über-nommen werden können.

4.4. hauPTschuLe/WerkreaLschuLe

66. Die Hauptschule vermittelt eine grundlegende allgemeine Bildung, die sich an lebensnahen Sachverhalten und aufgabenstellungen orientiert. sie schafft die Grundlage für eine Berufsausbildung und für weiterfüh-rende, insbesondere berufsbezogene schulische Bildungsgänge.

67. In der globalisierten und hoch technisierten Wissensgesellschaft von heute geht es darum, methodisch unterschiedliche Lernwege zu eröffnen, die jedem schüler vielfältige Lern- und Leistungschancen bieten, ohne ihn schon auf bestimmte Berufslaufbahnen und Lebens-chancen festzulegen. In diesem Sinne unterstützt die FDP/DVP Baden-Württemberg den Weiterbestand von Hauptschulen und sieht in der von ihr durchgesetzten aufhebung der Schulbezirke auch für bisher einzügi-ge, gut arbeitende hauptschulen weitere entwicklungsmöglichkeiten.

68. sowohl die kooperation von haupt-, Werkreal- und realschulen mit differenzierten Bildungsgängen und abschlüssen, aber teilintegriertem unterricht bis hin zur option einer gemeinsamen eingangsstufe in den klassen 5 und 6 wie auch die neu eingeführte schulform „Werkreal-schule“ können dafür sorgen, dass mehr Jugendliche einen mittleren Bildungsabschluss erhalten, regionale Bildungsstandorte gestärkt wer-den und der Stigmatisierung der Hauptschule entgegengewirkt wird.

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69. Die FDP/DVP Baden-Württemberg begrüßt und unterstützt auch die Weiterentwicklung des Bildungsganges Hauptschule in der Form der neuen Werkrealschule. Mit der erstellung von individuellen entwick-lungsplänen für die Schüler, mit einer intensiven und frühzeitigen Be-rufsorientierung und der chance auf einen mittleren Bildungsabschluss für mehr Schüler setzt die neue Werkrealschule Forderungen der FDP/DVP Baden-Württemberg um.

70. Wir fordern nach wie vor bei der umsetzung dieses konzeptes mehr Flexibilität und kommunalfreundlichkeit bei der realisierung der notwen-digen zweizügigkeit. Den legislativen Spielraum dazu hat die FDP/DVP Baden-Württemberg bei der novellierung des schulgesetzes geschaffen.

4.5. reaLschuLe

71. Die Realschule ist eine außerordentlich erfolgreiche Schulart, wie die konstanten Übergangsquoten auf die Realschule und der hohe Stel-lenwert dieses Bildungsgangs in der Wirtschaft belegen.

72. Die Realschule bildet mit ihrem mittleren Bildungsabschluss einer-seits einen attraktiven ausgangspunkt für viele ausbildungen, anderer-seits auch die Möglichkeit zur Fortschreibung der eigenen Bildungs-biographie an allgemeinbildenden und beruflichen Gymnasien und weiteren Schulen der Sekundarstufe 2.

73. Für Schüler, die eine Versetzung in die zehnte Realschulklasse nicht erreichen, will die FDP/DVP Baden-Württemberg die Möglichkeit schaffen, ihre realschullaufbahn mit einer Prüfung abzuschließen, wel-che dieselben Berechtigungen wie ein Hauptschulabschluss vermittelt. Die Prüfungsanforderungen sollen denen eines Hauptschulabschlusses gleichwertig sein, aber den Inhalten des Realschullehrplans entnom-men werden. gleiche anforderungen sind nur berechtigt, soweit die In-halte in beiden Schularten gleich sind.

74. Die Realschule hat ihren festen Platz im gegliederten Schulsystem

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Baden-Württembergs und wird diesen behalten.

4.6. GyMnasiuM

75. allgemeinbildende und berufliche Gymnasien bereiten auf das er-langen der hochschulreife als Qualifikation zum hochschulstudium vor. Während der gesamten schullaufbahn muss es einfacher als heute mög-lich sein, von anderen Schularten auf das gymnasium zu wechseln.

76. Bildung braucht stabile rahmenbedingungen! Die FDP/DVP Baden-Württemberg hält es für notwendig, bei der Einführung achtjähriger gymnasialzeiten zunächst einmal Ruhe einkehren zu lassen und die umsetzung nach erreichen eines stabilen zustandes zu bewerten; nach abschluss der einführungsphase sind die notwendigen korrekturen vor-zunehmen.

77. Die FDP/DVP Baden-Württemberg lässt sich bei den notwendigen korrekturen von folgenden überlegungen leiten: Die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit auf acht Jahre hat in vielen Fällen zu einem star-ken anwachsen der arbeitszeit der betroffenen Jugendlichen geführt. zusammen mit der einführung neuer unterrichtsformen, die vermehr-te Eigenarbeit außerhalb der Schule voraussetzen, kann dies zur Ver-schulung der Lebenswelt von kindern und Jugendlichen führen, sodass diese kaum noch zeit für andere aktivitäten haben. Dem muss die Schule im Rahmen ihrer Eigenverantwortung durch eine angemessene Wochenarbeitszeit entgegenwirken.

78. Die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit auf acht Jahre hat zur Verringerung der Durchlässigkeit des Schulsystems geführt. Dies gilt insbesondere für die Sprachenfolge. Eine solche Entwicklung halten wir für untragbar. sie kann nach auffassung der FDP/DVP Baden-Würt-temberg durch die Bereitstellung zusätzlicher Mittel verhindert werden, mit denen die gymnasien die Übergänge innerhalb des Schulsystems verbessern können, z.B. durch zusätzliche kurse für schulwechsler.

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79. In Baden-Württemberg kommen fasst vierzig Prozent der Studienan-fänger aus einem beruflichen Gymnasium. Dies ist ein zeichen für die Durchlässigkeit unseres schulsystems in Baden-Württemberg und Mar-kenzeichen für dieses Land. Die beruflichen schulen tragen den individu-ellen Begabungen Rechnung und sind auch die alternative zur achtjähri-gen gymnasialzeit. Sie müssen ausgebaut werden.

80. Die FDP/DVP Baden-Württemberg setzt sich ebenfalls an gymna-sien für eine sprachliche Förderung für kinder mit sprachschwierigkei-ten, wie beispielsweise mit Migrationshintergrund, ein. Dadurch soll die chancengerechtigkeit ernsthaft verbessert und der zukünftige erfolg-reiche Werdegang frühzeitig unterstützt werden.

5. sonDerschuLen unD inkLusion

81. Die FDP/DVP Baden-Württemberg fördert die inklusion von Men-schen mit Behinderungen in das reguläre Bildungswesen. Dies lässt sich nur durch individuelle Lösungen für jedes kind mit Behinderungen ver-wirklichen. schon im kindergarten müssen kinder mit Behinderung nach ihren Möglichkeiten gefördert werden, mehr Jugendliche mit Behinderung sollen künftig einen qualifizierten schulabschluss erreichen.

82. in der schule muss gemeinsamer unterricht von Jugendlichen mit und ohne Behinderung überall möglich werden, um Lernerfolge und soziale kompetenzen nicht durch eine künstliche abgrenzung zu hem-men. Ein zunehmend barrierefreier ausbau von Schulgebäuden ist dafür ebenso notwendig wie die fachpädagogische Weiterbildung von Lehrern und Betreuern, eine ausstattung der Schulen mit barrierefrei-en Lernhilfen, spezielle Betreuungsangebote und die Einführung zieldif-ferenzierter Bildungspläne. Spezialisierte Fachkräfte zur individuellen Betreuung und zur unterstützung des inklusiven Lehrbetriebs sollen im rahmen der schulautonomie eingestellt werden können.

83. schulen mit einem höheren anteil an schülern mit Behinderung

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sollen zusätzliche Landesmittel zur Verfügung stehen, damit gemeinsa-mer unterricht nicht zu einsparungen an anderer stelle führen muss. Über die Einrichtung von außenklassen sollen sie eigenständig ent-scheiden dürfen. Die angestrebte aufhebung der sonderschulpflicht in Baden-Württemberg ist eine richtige entscheidung, eine abschaffung aller Sonderschultypen lehnt die FDP/DVP Baden-Württemberg jedoch ab. Regelschulen sollen verstärkt mit Sonderschulen kooperieren, um Berührungsängste abzubauen und gegenseitige Lernerfolge zu fördern.

84. unterschiedliche Bildungsstandards sind normal. Gerade der allgemei-ne rückgang der schülerzahlen eröffnen neue chancen für eine qualitative Weiterentwicklung unseres schulsystems. so können sich sonderschulen öffnen und kinder ohne Behinderung aufnehmen. ebenso können sich all-gemeine schulen verstärkt kinder mit Behinderung aufnehmen – unabhän-gig davon, ob die kinder zielgleich oder zieldifferent gemeinsam in einer klasse oder in kooperationsklassen unterrichtet werden.

In den letzten Jahren sind verstärkt außenklassen von Sonderschulen an allgemeinen Schulen eingerichtet worden. Diese verknüpfen die beson-dere Fachlichkeit der Sonderschule mit der allgemeinen Schule. Wenn schüler beider schularten unter einem Dach unterrichtet werden, fördert dies auch das soziale Miteinander. Wichtig ist, dass schüler, eltern und Lehrer an der schule gemeinsam den schulalltag gestalten können. Die entsprechenden Verwaltungsvorschriften sind anzupassen.

85. Gemäß artikel 7 der un-Behindertenrechtskonvention ist bei al-len Maßnahmen, die kinder mit Behinderung betreffen, das Wohl des kindes vorrangig zu berücksichtigen. Deshalb kann der Besuch einer sonderschule mit spezialisierten Fachkräften und der dort möglichen intensiven Förderung und unterstützung die bessere Wahl sein. Die Be-weispflicht liegt hier bei der zuständigen Behörde bzw. den zukünftig einzurichtenden Bildungswegekonferenzen. Den eltern muss die Mög-lichkeit eröffnet werden, einen sachverständigen ihres Vertrauens in die Bildungswegekonferenz mitzubringen. im zweifel steht der klage-weg offen. Damit kann eine richterliche überprüfung stattfinden.

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6. LehrerBiLDunG

86. Die FDP/DVP Baden-Württemberg vertritt die auffassung, dass der akademische abschlussgrad eines Lehramtsstudienganges durch die Hochschule entschieden und im Rahmen der akkreditierung des Studi-enganges überprüft werden soll. auch unter dem gesichtspunkt beruf-licher alternativen für Lehrer setzen wir uns dafür ein, dass integrierte Modelle, bei denen ein staatsexamen mit gestuften studiengängen ver-bunden wird, auch in Baden-Württemberg möglich gemacht werden.

87. Die Einstellungsvoraussetzungen für Lehrerinnen und Lehrer sol-len nach auffassung der FDP/DVP Baden-Württemberg so geändert werden, dass entsprechend qualifizierte Personen nicht nur aus dem eigenen Bundesland, sondern aus allen Bundesländern und auch aus anderen europäischen staaten die Möglichkeit haben, in Baden-Würt-temberg zu unterrichten. Die auswahl unter den Bewerbern soll durch die Schule eigenständig erfolgen.

88. Die ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern soll künftig stärkeren Wert auf Methodenkompetenz und Fähigkeit zum Wissenserwerb in ei-ner globalisierten Informationsgesellschaft legen und damit die Rolle des Lehrenden als „Wissensmoderator“ stärken.

89. Die Rolle der Lehrenden besteht auch zunehmend darin, unter-schiedliche Bildungsbiografien und unterschiedliche handlungs-kom-petenzen innerhalb eines klassenverbandes aufzufangen. Bei der aus-bildung von Lehrerinnen und Lehrern soll deshalb im pädagogischen Bereich stärkerer Wert auf die Inklusionskompetenz gelegt werden.

90. Die FDP/DVP Baden-Württemberg setzt sich dafür ein, dass an-gehende Lehrer bereits im Studium praxisorientiert auf ihre künftige schülerschaft vorbereitet werden. zum Beispiel können Lehramtsstu-dierende als „Bildungs-coaches“ im rahmen eines Praktikums schüler mit besonderem Betreuungsbedarf, z.B. auch Hochbegabung, begleiten und fördern.

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91. schüler mit Migrationshintergrund machen heute einen großen Teil der Schülerschaft aus. Lehrer müssen somit auf die besonderen Poten-ziale und Bedürfnisse dieser schüler eingehen können, damit sie diese entsprechend fördern können. Dazu gehört ein qualifiziertes studien-angebot für islamischen Religionsunterricht.

92. Bei der ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern soll künftig ein stärkeres Gewicht auf der Beruflichkeit liegen. Die fachliche kompo-nente der Qualifikation sollte dabei separat verwendbar sein, z.B. auch zur arbeit außerhalb der schule befähigen. umgekehrt muss auch in höherem Maße dafür gesorgt werden, dass fachlich ausgewiesenen Personen aus der Wirtschaft der einstieg in den Lehrerberuf ermöglicht wird. Wir brauchen eine leistungsorientierte Bezahlung von Lehrern, eine höhere Flexibilität bei der einstellung, auch Teilzeitlehrer und stun-denweise Lehrbeauftragte. Bei der Einstellung von Lehrern gilt, dass künftig auf die Verbeamtung verzichtet werden soll.

7. BeruFLiche BiLDunG

93. Das deutsche Berufsbildungssystem ist eine tragende Säule zur Sicherung unseres Fachkräftebedarfs und damit der Wirtschaftskraft unseres Landes. Durch seine hoch differenzierten Bildungsgänge ist es der Garant für das Prinzip „kein abschluss ohne anschluss“ und somit gleichwertig zur allgemeinen Bildung. Die FDP/DVP Baden-Württemberg setzt sich im zuge der europäisierung des beruflichen Bil-dungswesens dafür ein, dass unsere duale ausbildung im Deutschen Qualifikationsrahmen und bei der entwicklung des europäischen Leis-tungspunktesystems angemessen hoch eingestuft wird.

94. ziel aller beruflichen Bildungsgänge ist die Vermittlung beruflicher Handlungskompetenz. Besonders die Befähigung für lebenslanges Ler-nen ist die Basis zur Beschäftigungssicherung. Dabei muss das berufli-che Bildungswesen chancen bieten sowohl für leistungsstarke Jugend-liche als auch für leistungsschwächere, eine ihnen gemäße berufliche

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Qualifikation zu erreichen. Die wachsenden anforderungen an Bewer-ber und die hohe zahl an ausbildungsabbrüchen erfordern eine stär-kere Orientierung an der ausbildungsreife der Schulabgänger. Für ihre Lernmotivation ist die verstärkte Berufsorientierung auch an allgemein-bildenden schulen eine unerlässliche Maßnahme.

95. Die einrichtungen der beruflichen Bildung müssen Menschen mit Behinderungen zugänglich gemacht werden, wie es mit barrierefreien Betriebsgebäuden, technischen Hilfsangeboten, digital verfügbaren Lernmitteln, speziellen Beratungsangeboten, flexiblen Lernzeiten und Prüfungsbedingungen möglich ist. in Werkstätten soll eine gezielte Wei-terbildung für Menschen mit geistiger oder psychischer Behinderung vermittelt werden.

7.1. DuaLe ausBiLDunGsParTner BeTrieB unD BeruFsschuLe

96. Die FDP/DVP Baden-Württemberg erwartet von der Wirtschaft, dass sie den von ihr benötigten Fachkräftenachwuchs primär in eigener Verantwortung ausbildet und dabei möglichst allen Bewerbern ein aus-reichendes angebot an wesentlichen ausbildungsplätzen zur Verfügung stellt. Die Wirtschaft leistet damit auch einen wesentlichen sozialen Bei-trag für die Gesellschaft. in diesem sinne ist das erfolgreiche „Bündnis zur stärkung der beruflichen ausbildung“ fortzuführen mit dem primären ziel, die zahl der altbewerber weiter zu senken.

97. um mehr Jugendliche mit einem Migrationshintergrund für eine duale ausbildung zu gewinnen, können von Migranten geführte unter-nehmen eine wichtige Rolle spielen. Die FDP/DVP Baden-Württemberg setzt sich dafür ein, dass die ausbildungsbereitschaft und -fähigkeit von unternehmern mit Migrationshintergrund gefördert wird.

98. Technologische Entwicklungen, Verlagerungen von Produktions-zweigen ins ausland und sich wandelnde Berufsbilder erfordern flexible ausbildungsordnungen. einer breiten beruflichen Grundbildung müssen

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Möglichkeiten zur spezialisierung folgen. um die Transparenz, Durch-lässigkeit und die Mobilität in der beruflichen Bildung zu fördern, befür-wortet die FDP/DVP Baden-Württemberg im zuge der Modernisierung der dualen ausbildung ein System von gestuften grund-, Spezial- und Wahlpflichtbausteinen unter Beachtung des Berufsprinzips. Dabei wird zwischen Berufen mit zwei- und dreijähriger ausbildungszeit unterschie-den. Berufe mit zweijähriger ausbildungszeit mit der Möglichkeit zur Weiterqualifizierung sollten vermehrt eingeführt werden. Dabei muss der anschluss an eine grundständige 3,5-jährige ausbildung gewähr-leistet sein. außerdem muss der ausbau der zusatzqualifikationen im Rahmen einer dualen ausbildung vorangetrieben werden.

99. Die FDP/DVP Baden-Württemberg setzt sich mit nachdruck für in-tensive zusammenarbeit von Betrieben und Berufsschule ein. Regionale Lernortkooperationen tragen in erheblichem Maße zu einer erfolgreichen dualen ausbildung bei, die ausbilderinnen und ausbildern, Lehrerinnen und Lehrern und nicht zuletzt den auszubildenden zu gute kommt.

7.2. BeruFLiche schuLen

100. Die FDP/DVP Baden-Württemberg fordert die Landesregierung auf, die beruflichen Bildungsgänge bedarfsgerecht den erfordernissen anzupassen, die sich aus dem prognostizierten Fachkräftebedarf und der demographischen entwicklung ergeben. hierzu gehören

• Maßnahmen, die Defizite in der deutschen sprache gezielt angehen,

• die Förderung interkultureller kompetenz der Lehrkräfte an berufli-chen Schulen im Rahmen der Lehrerfortbildung,

• die standortsicherung beruflicher schulzentren im ländlichen raum durch moderne Profilbildung,

• schulische angebote berufsvorqualifizierender Maßnahmen in enger kooperation mit Betrieben zu gestalten sowie sozialpädagogische Be-

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treuung über pädagogische assistenten und Jugendberufshelfer sicher-zustellen,

• die Priorisierung von Teil- gegenüber Vollzeitschulen im Bereich der Berufsqualifizierung,

• der bedarfsgerechte ausbau beruflicher Gymnasien und

• ein ausreichendes angebot an Plätzen an Berufsoberschulen zur er-langung der Hochschulzugangsberechtigung im anschluss an eine dua-le ausbildung sowie an Berufskollegs zur Erlangung der Fachhochschul-reife.

101. Das an den beruflichen schulen eingeführte Qualitätsmanage-mentsystem „oes – operativ eigenständige schule“ führt zu einer er-heblichen Verbesserung der unterrichtsqualität. Dieses system, das erfolgreich umgesetzt wurde, ist deutschlandweit einmalig und Baden-Württemberg ist damit Vorreiter. Die notwendige Ressourcenausstat-tung zur Erfüllung der Evaluationsprozesse ist zur Verfügung zu stellen.

102. Das strukturelle unterrichtsdefizit an beruflichen schulen ist end-lich zu beseitigen. Hierzu sind die anstrengungen zu vermehren:

• durch die Gewinnung von Direkt- und seiteneinsteigern als Lehrer;

• sowie durch Flexibilisierung der Lehrereinstellung über schulbezoge-ne Stellenausschreibungen.

103. Die FDP/DVP Baden-Württemberg setzt sich im Rahmen der vom Landtag einberufenen enquete-kommission „Fit fürs Leben in der Wis-sensgesellschaft – berufliche schulen, aus- und Weiterbildung“ dafür ein, dass der Grundsatz „kein abschluss ohne anschluss“ weiterhin oberste Priorität hat. Dies bedeutet, dass das Berufsbildungssystem in Baden-Württemberg den ansprüchen von Transparenz und Durchlässig-keit weiterhin gerecht bleiben kann. Die FDP/DVP Baden-Württemberg

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hat sich in diesem Rahmen frühzeitig darum gekümmert, dass das eu-ropäische Rahmenwerk EQR und DQR auch in Baden-Württemberg be-raten wird, und setzt sich für deren umsetzung ein.

8. hochschuLen

104. Wirtschaft und gesellschaft in Baden-Württemberg zeichnen sich durch ihre ausgeprägte Fähigkeit zur Innovation aus. Sie war und ist die grundlage unseres Wohlstands und der Lebensqualität aller Baden-Württemberger. Leistungsfähige hochschulen sind keimzellen der inno-vation und sorgen dafür, dass unser Land auch in zukunft von der ar-beit und den Leistungen hochqualifizierter Frauen und Männer gestaltet wird und damit im weltweiten Wettbewerb weiterhin erfolgreich ist.

105. Die hochschullandschaft in Baden-Württemberg ist vielfältig und bietet ein differenziertes studienangebot. sie deckt damit alle wesent-lichen Bereiche der Wissenschaft, der Technik und der kunst ab. Die FDP/DVP bekennt sich zu dieser Vielfalt, in der jede Hochschule ihr eigenes Profil zukunfts- und nachfrageorientiert bestimmt.

106. Jede hochschulart trägt auf ihre spezifische Weise zur innovati-onsfähigkeit unsere Landes bei:

• Die universitäten, die vielfach auch im internationalen Maßstab spit-zenpositionen einnehmen, bieten in weiten Teilen exzellente grundla-genforschung und Lehre und müssen auch in zukunft Orte engagierten gesellschaftlichen Diskurses sein.

• Die Fachhochschulen sind orte der anwendungsorientierten Lehre und Forschung. Ihre absolventen prägen als Leistungsträger seit vielen Jahrzehnten das Bild der baden-württembergischen Wirtschaft und der Verwaltung.

• Die Duale hochschule ist ein baden-württembergisches erfolgsmo-

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dell. Sie arbeitet praxisnah, orientiert sich an den anforderungen der unternehmen und verknüpft die besondere Qualität einer berufsnahen Hochschulausbildung mit den praktischen Erfahrungen in den ausbil-denden unternehmen. sie schafft ein hohes Maß an Bindung zwischen den unternehmen und ihren absolventen und trägt dadurch wesentlich zur Sicherung des Standorts Baden-Württemberg bei.

• Die Pädagogischen hochschulen sorgen für qualifizierten Lehrer-nachwuchs für die Haupt-, Real- und Sonderschulen im Land. Ihre ar-beit sollte stärker mit den anderen Hochschulen vernetzt werden, das vorhandene pädagogische und didaktische know-how auch für die ausbildung der gymnasial- und Berufsschullehrer und für die frühkindli-che Bildung fruchtbar gemacht werden.

• Die Musik- und kunsthochschulen tragen mit ihren exzellenten stu-dienangeboten dazu bei, dass Baden-Württemberg auch in zukunft ein Land bleibt, dessen kulturelle schaffenskraft weit über die Landesgren-zen hinaus strahlt und damit ein unter allen aspekten attraktiver Stand-ort für arbeit und Leben bleibt.

107. Baden-Württemberg hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als attraktiver Standort für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen bewährt. auch sie sind wichtige keimzellen der innovation und binden hoch qualifizierte und kreative Forscher an unser Land. aufgabe der kommenden Jahre wird es sein, das dort vorhandene Potenzial noch stärker für die Bildung, also die Lehre an den Hochschulen, fruchtbar zu machen. Das karlsruhe institute of Technology (kiT) ist ein vielver-sprechendes Modell für die Vernetzung außeruniversitärer Forschung mit der Forschung und Lehre an einer universität.

108. Für die Leistungsfähigkeit aller hochschularten ist die koopera-tion mit der regionalen Wirtschaft ein unverzichtbarer Erfolgsfaktor. Die Rahmenbedingungen der zusammenarbeit sind deshalb für alle hochschulen zu verbessern, kleinen und mittleren unternehmen muss auf unbürokratischem Weg (z.B. durch die Innovationsgutscheine des

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Landes) ein zugang zu den Forschungsleistungen der Hochschulen ge-schaffen werden.

109. Die zahl der Studienbewerber aus Baden-Württemberg ist schon vor dem doppelten abiturjahrgang 2012 deutlich angestiegen. Dem hat das Land in vorbildlicher Weise durch die schaffung von 20.000 neu-en Studienanfängerplätzen Rechnung getragen. auch nach 2016 muss gewährleistet sein, dass die kapazität der baden-württembergischen Hochschulen ausreicht, um die nachfrage der Studienbewerber nach studienplätzen und der Wirtschaft nach qualifizierten absolventen zu decken. Insbesondere in den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern besteht Bedarf an weiteren Studienplätzen.

8.1. auTonoMie unD WeTTBeWerB Der hochschuLen

110. um ein leistungsfähiges, nachfrageorientiertes und in der spitze exzellentes Hochschulangebot zu gewährleisten, müssen wir das in vielen anderen Lebensbereichen wirksame Prinzip des Wettbewerbs nützen. Wir bekennen uns zum Wettbewerb der Hochschulen um die besten Lehrenden und studierenden, zum Wettbewerb um öffentliche und private Ressourcen und zum Wettbewerb aller baden-württember-gischen Hochschulen mit den Einrichtungen anderer Bundesländer und den ausländischen Hochschulen. Ein funktionierender Wettbewerb, der für die weniger erfolgreichen Wettbewerbsteilnehmer auch mit spürba-rer ressourcenknappheit verbunden sein kann, ist das effektivste Mit-tel der Qualitätssicherung.

111. Es ist die ureigene aufgabe der Hochschulen, zukunftsträchtige In-halte für Forschung und Lehre zu bestimmen. Jede Hochschule muss deshalb die eigene Entwicklung unter verlässlichen Rahmenbedingun-gen selbstverantwortlich planen.

112. um einen nationalen und internationalen Wettbewerb der hoch-schulsysteme zu ermöglichen, müssen alle Vorgaben entfallen, die die-sen Wettbewerb schon auf Bundesebene behindern. Deshalb muss das

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hochschulrahmengesetz abgeschafft werden. nationale Vorgaben sind auf das unverzichtbare Minimum zu reduzieren.

113. unverzichtbarer Teil eines wettbewerbsorientierten, auf höchst-leistungen zielenden Hochschulsystems sind Hochschulen in freier oder kirchlicher Trägerschaft. Sie sollen sich als gleichberechtigte Partner im Wettbewerb um die besten köpfe etablieren können. Wir wollen den Marktzutritt solcher hochschulen durch faire Wettbewerbsbedingungen erleichtern und ihnen – wo nötig – jene hilfestellungen geben, die sie brauchen, um sich zu leistungsfähigen Wettbewerbern im baden-würt-tembergischen Hochschulsystem zu entwickeln.

114. Eine fundamentale Voraussetzung für einen funktionierenden Wett-bewerb ist ein hohes Maß an autonomie für die im Wettbewerb stehen-den Hochschulen. Die FDP/DVP unterstützt deshalb den weitgehenden Rückzug staatlicher Obrigkeit aus dem strategischen und operativen Be-trieb der hochschulen. entscheidungen über die Profilbildung, über neue Studiengänge, über Prüfungsordnungen, über die hochschulinterne Ver-teilung der ressourcen, über Maßnahmen der Qualitätssicherung und über die auswahl der Lehrenden und Studierenden sollten von den Orga-nen der Hochschule in eigener Verantwortung wahrgenommen werden.

115. aufgabe des staates ist es, durch geeignete anreize dafür zu sor-gen, dass jeder Studienbewerber, der einen Studienplatz in Baden-Würt-temberg anstrebt, ein für ihn passendes angebot vorfindet. auf dieser grundlage soll jeder Studierende seine Hochschule und jede Hochschule ihre studierenden auswählen können. auch für das auswahlverfahren gilt nach unserer auffassung das Prinzip der hochschulautonomie.

116. Teil der Hochschulautonomie ist es, zu entscheiden, welche sozialen Leistungen den Studierenden von der Hochschule bzw. den regionalen studentenwerken neben der Lehre angeboten werden. Die öffnungsklau-sel des Landeshochschulgesetzes gibt den hochschulen die Möglichkeit, auch diesen Bereich in ihre Profilbildung einzubeziehen.

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8.2. sTuDiuM

117. Jeder studierende soll sich seine hochschule auswählen können. Die Hochschule wählt unter den Bewerbern ihre Studierenden aus. Einer zentralen Verteilung durch die Stiftung für Hochschulzulassung (früher zVS) bedarf es nicht. Der Staatsvertrag über die Vergabe von Studienplätzen ist deshalb mit dem ziel zu ändern, jeder baden-würt-tembergischen Hochschule das Recht einzuräumen, Studiengänge aus dem zentralen Vergabeverfahren zurückzuziehen. Über die ausgestal-tung des auswahl-verfahrens entscheidet die Hochschule autonom.

118. Die öffnung der hochschulen für studierende ohne abitur ist durch eine novellierung des Landeshochschulgesetzes erfolgt. Sie muss nun ausreichend bekannt gemacht und umgesetzt werden. Die Potenziale zur Qualifikation von studierenden mit einer Berufsausbil-dung sind besser zu erschließen. Dazu gehört auch das angebot flexib-ler und berufsbegleitender Studiengänge.

119. Die FDP/DVP hält das Modell eines zweistufigen studienabschlus-ses mit einem berufsqualifizierenden Bachelor-abschluss und einem stärker akademisch geprägten Master-abschluss grundsätzlich für rich-tig. es schafft eine größere Vielfalt der studienangebote und gibt den hochschulen die Möglichkeit, auf das Wachstum des Wissens und den raschen Fortschritt von Wissenschaft und Technik durch neue Studien-angebote zu reagieren.

120. Verbesserungen des Bachelor- und Mastersystems sind allerdings erforderlich. kleinteilige Module sowie starre Prüfungs- und studienord-nungen führen in der Praxis oftmals zu unflexibel ausgestalteten stu-diengängen. Die FDP/DVP Baden-Württemberg spricht sich für mehr Eigenverantwortung der Studierenden statt planwirtschaftlicher Bevor-mundung aus und fordert deshalb die Hochschulen dazu auf, Bachelor- und Master-studiengänge freiheitlicher zu gestalten. auch führen starre Quotenregelungen beim übergang in den Masterstudiengang zu einer nicht gerechtfertigten Verknappung qualifizierter studienangebote und

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verhindern Qualifikation, anstatt sie zu ermöglichen. auch Masterstudi-enplätze sollten nachfragegerecht angeboten werden. außerdem sollen die Hochschulen das Recht bekommen, neben den standardisierten abschlüssen Bachelor und Master andere abschlüsse (wie z.B. das Di-plom) anzubieten oder nach erfolgreichem Masterstudium das Diplom zu verleihen. Die 10-Semester-Obergrenze der Regelstudienzeit für eine Bachelor- und Master-Laufbahn ist abzuschaffen und durch flexible re-gelstudienzeiten zu ersetzen, deren Länge im Sinne der Hochschulau-tonomie von der jeweiligen Hochschule festgelegt wird.

121. an vielen Hochschulen (insbesondere den Fachhochschulen) wird die neue Studienstruktur seit vielen Jahren erfolgreich umgesetzt. an-dere Hochschulen haben in der Einführungsphase Fehler gemacht und beispielsweise übervolle stundenpläne oder eine unnötig hohe Prü-fungsdichte erzeugt. Diese Fehler sind von den Hochschulen in eigener Verantwortung zu korrigieren.

122. Die ausdifferenzierung der hochschulprofile und der hochschul-arten darf nicht dazu führen, dass ein Übergang zwischen den Hoch-schulen unnötig erschwert wird. ein ziel der hochschulpolitik ist die hohe Durchlässigkeit der Hochschularten für die Studierenden und die absolventen anderer Studiengänge. auch ein Wechsel von und an aus-ländische hochschulen darf durch eine unflexible ausgestaltung der Studienpläne nicht behindert werden.

123. Die Einführung des achtjährigen gymnasiums darf nicht dazu füh-ren, dass akademische abschlüsse aus Baden-Württemberg im euro-päischen ausland nicht mehr oder nur unter Schwierigkeiten anerkannt werden. Der Bund ist gefordert, auf europäischer Ebene nachdrücklich für die anerkennung der Studienabschlüsse einzutreten.

124. Die FDP/DVP bekennt sich dazu, dass jeder qualifizierte junge Mensch unabhängig von seiner persönlichen wirtschaftlichen situa-tion das Recht auf ein Studium hat. Dazu bedarf es eines vielfältigen Systems, das sowohl Transferleistungen wegen Bedürftigkeit als auch

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Belohnungen wegen besonderer Qualifikation oder besonderen studie-nerfolgs vorsieht.

125. Die Verantwortung für den Lebensunterhalt während des studi-ums liegt in erster Linie beim Studierenden und seiner Familie. Wenn diese die notwendigen Mittel nicht aufbringen können, dann muss der Bund im Rahmen der Sozialgesetze die entsprechenden Hilfen vorse-hen (BaföG). Die Voraussetzungen und die höhe der Leistungen sind den gewandelten Lebensverhältnissen anzupassen.

126. Die Vergabe von Hochbegabtenstipendien für herausragende Stu-dierende und Doktoranden darf nicht aus ideologischen gründen in richtung auf mehr Breite und weniger höchstleistung getrimmt werden. Der anteil der Promotionsstipendiaten muss wieder erhöht werden. Die Vergabe solcher stipendien für Masterstudiengänge darf nicht daran scheitern, dass diese studiengänge möglicherweise nur zwei semester dauern. Die höhe des elternunabhängig gewährten Büchergeldes bei den hochbegabtenstipendien muss an die höhe des elternunabhängi-gen Teils des nationalen Stipendienprogramms angepasst werden.

127. um speziellen situationen der studierenden rechnung zu tragen, sollten flexible studienprogramme (studieren mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten), berufsbegleitende studienangebote und die kre-ditprogramme der kfW weiter ausgebaut werden, die eine elternunab-hängige studienfinanzierung ermöglichen.

128. auch für Menschen mit Behinderungen und chronischen erkran-kungen muss ein hochschulstudium möglich sein. notwendig dafür sind barrierefreie Hochschulgebäude, der Einsatz technischer Hilfs-mittel, digital verfügbare Lernmittel und flexible studienzeiten und Prü-fungsbedingungen. Die schon vorhandenen vielfältigen angebote der Hochschulen sind nachhaltig auszubauen.

129. Die Liberalen bekennen sich zu Studienentgelten als wichtiger Fi-nanzierungssäule des Hochschulwesens, sehen aber die damit einher-

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gehenden herausforderungen und Belastungen. Die kosten des hoch-schulwesens sollen durch die Studierenden mitgetragen werden, da sie direkt vom öffentlichen hochschulwesen profitieren. Gleichzeitig ist es der FDP/DVP wichtig, dass jeder unabhängig von der finanziellen aus-stattung seines Elternhauses und im Rahmen seiner Leistungsfähigkeiten und interessen die Möglichkeit zu einer akademischen ausbildung erhält.

130. Die Erhebung von Studienentgelten oder -gebühren darf die Stu-dierenden und ihre Familien nicht während des Studiums belasten. Die Trennung der studienfinanzierung vom einkommen der eltern, bei gleichzeitiger Fortentwicklung der hervorragenden Qualität baden-würt-tembergischer Hochschulen sind deshalb zentrale anliegen.

131. Die geltende Regelung sofort fälliger Studiengebühren, die durch Darlehen mit schwankenden zinssätzen finanziert werden können, ha-ben wir mitgetragen, aber wir streben für künftige Studienanfänger eine bessere Regelung an:

Die FDP/DVP Baden-Württemberg setzt sich dafür ein, dass für Studie-rende während des Studiums keine Studiengebühren oder -entgelte zur zahlung anfallen. Studienentgelte sollen stattdessen in Baden-Württem-berg künftig in Form von echt nachgelagerten und einkommensabhän-gigen Entgelten von den Hochschulen festgesetzt und erhoben werden können. nach einstieg in das Berufsleben beginnen die absolventen dann ab einer Einkommensuntergrenze mit der Rückzahlung ihrer Stu-diengebühren. Diese zahlungen fließen direkt den hochschulen zu. Wer nichts verdient, muss auch keine Studiengebühren zahlen. Eine frühzei-tige und einmalige Bezahlung der studienentgelte ist zu ermöglichen. Durch die vorgeschlagenen Änderungen werden Familien während des Studiums entlastet. Die bisher oftmals zu Schwierigkeiten führende ge-schwisterregelung kann entfallen.

132. Studiengebühren und -entgelte dürfen ausschließlich zur Verbes-serung der Lehre eingesetzt werden; sie sollen deshalb insbesondere nicht für solche aufgaben der Hochschulen verwendet werden, die zum

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Mindeststandard des Faches gehören – wie er z.B. im rahmen der ak-kreditierung festgestellt wird. sondern sie sollen über den Mindeststan-dard hinaus eine wettbewerbliche ausstattung der hochschulen ermögli-chen. Die Verwendung der Studiengebühren und -entgelte soll durch die Studienkommissionen der Fakultäten bestimmt werden, denn in diesen sind die Studierenden in gesetzlich vorgegebener Weise beteiligt.

133. Während des studiums können die universitäten unter Berück-sichtigung geschätzter ausfallquoten kredite zur sofortigen Gewährleis-tung des zusätzlichen Mittelzuflusses aufnehmen.

8.3. hochschuLFinanzierunG

134. Die Entwicklung der baden-württembergischen Hochschulen hat in den letzten Jahren sehr von der Planungssicherheit profitiert, die ih-nen der Solidarpakt gegeben hat. Die FDP setzt sich dafür ein, das Sys-tem des Solidarpaktes auch nach 2014 weiterzuentwickeln. allerdings muss die Grundfinanzierung der hochschulen stärker als bisher an die zahl der tatsächlich studierenden geknüpft werden, um so auch ein fi-nanzielles interesse der hochschulen an der schaffung von (besetzten) studienplätzen zu schaffen.

135. Wir wollen ein system nachfrageorientierter hochschul-finanzie-rung etablieren, das – gemäß dem Prinzip „Geld folgt student“ – die staatlichen Mittelzuweisungen von der zahl der jeweils eingeschriebe-nen Studierenden abhängig macht, damit staatliche wie private Hoch-schulen gleichermaßen ein Interesse an der aufnahme von Studieren-den besitzen und in einen Wettbewerb um die Studierenden eintreten. um in diesem Wettbewerb erfolgreich zu sein, werden sie studium und Lehre kontinuierlich verbessern und ihre ausbildungskapazitäten nach-fragegerecht ausbauen und umschichten. Die bürokratische kapazi-tätsberechnung und die staatliche Festsetzung von zulassungszahlen werden dann entbehrlich und abgeschafft.

136. Die staatlichen Ressourcen für den einzelnen (besetzten) Studien-

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platz soll dabei landesweit einheitlich, aber nach studiengängen diffe-renziert zugewiesen werden.

137. auch in zukunft brauchen die hochschulen private Mittel, um ihre ausgaben decken zu können. neben einer Beteiligung der studierenden und absolventen an den kosten von studium und Lehre durch studie-nentgelte spielen dabei private Drittmittel für Forschung und Lehre eine wichtige Rolle. Die Rahmenbedingungen für die akquirierung solcher Mittel sind zu erleichtern. ebenso müssen den hochschulen die Wege zu Sponsoring und Einwerbung von Spenden erleichtert werden. Die Ver-wendung der so eingeworbenen Mittel muss transparent erfolgen.

138. stiftungsprofessuren und Baumaßnahmen nach dem Modell der Public-Private-Partnership sind ebenfalls Formen der notwendigen zu-sammenarbeit zwischen Hochschule und Wirtschaft, deren Potenziale noch nicht umfassend erschlossen sind.

139. notwendig ist, dass die Hochschulen aus ihren Einnahmen auch Vermögen bilden können, das ihnen die Möglichkeit gibt, langfristige Verpflichtungen einzugehen und auch notwendige investitionen unab-hängig von staatlichen ressourcen zu finanzieren.

140. Dem Prinzip der hochschulautonomie entspricht im finanziellen Bereich die aufstellung von globalhaushalten. Die Hochschulen sollten über die Verwendung ihrer ressourcen so frei wie möglich entscheiden können, ohne dabei aus den augen zu verlieren, dass die Verfügung über das geld des Steuerzahlers eine besondere Verantwortung für Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit mit sich bringt.

8.4. innere sTrukTur Der hochschuLen

141. um im Wettbewerb der hochschulen national und international bestehen zu können, müssen die hochschulen handlungsfähig sein und brauchen professionelle Führungsstrukturen. auch die innere Organi-sation der Hochschule kann von ihr autonom geregelt werden. aller-

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dings sollte dabei eine übermäßige Machtfülle der rektorate vermieden werden. Die fachliche Verantwortung in den Fakultäten sollte mit dem entsprechenden Maß an autonomie einhergehen.

142. Der Senat der Hochschule, in dem alle gruppen der Hochschule vertreten sind, ist in seinen kompetenzen, auch bei der Wahl der rek-torate, wieder zu stärken.

143. Die Qualität der Hochschulverwaltungen entspricht nicht an allen Standorten den Herausforderungen, die mit der zunehmenden autono-mie auf die Hochschulen zukommen. Es muss daher auch die Personal-struktur in den Hochschulverwaltungen überdacht und im Sinne einer stärkeren Entlastung der Wissenschaftler von Verwaltungsaufgaben ge-staltet werden.

144. Mit der stärkeren finanziellen Beteiligung der studierenden muss eine stärkere Mitverantwortung der studierenden einhergehen, ohne dass dabei die Fehler der 70er-Jahre wiederholt werden. Die FDP spricht sich deshalb für die Einführung von Studierendenparlamen-ten als zentralem organ studentischer Mitbestimmung aus. Dieses Studierendenparlament wählt und kontrolliert den allgemeinen Stu-dentenausschuss als ausführendes Organ und Vertretung der Studie-renden gegenüber der Hochschule. Die heute praktizierte Verlagerung von kompetenzen auf demokratisch nicht legitimierte scheingremien („Fachschaftsrätevollversammlung“ o.ä.) wird ausgeschlossen.

145. Die FDP/DVP bekennt sich zur leistungsabhängigen Besoldung der Hochschullehrer. Das System der Leistungsmessung wird von den Hochschulen jeweils autonom gestaltet.

146. um die situation der als arbeitnehmer beschäftigten Wissen-schaftler angemessen zu gestalten und dem aspekt der nachwuchs-förderung einen ausreichenden stellenwert zu verschaffen, bedarf es eines eigenen Wissenschaftstarifvertrages. Er muss durch geeignete Regeln für attraktive Beschäftigungsbedingungen und hinreichend ver-

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lässliche Lebensperspektiven sorgen. Durch die anrechnung beruf-licher Erfahrungen außerhalb der Hochschule wird der Übergang zwi-schen Wirtschaft und Hochschule erleichtert.

9. BeGaBTenFörDerunG

147. Die FDP/DVP Baden-Württemberg bekennt sich ausdrücklich zur Begabten- und hochbegabtenförderung. Die Liberalen stehen für eine Trendwende in der Förderkultur für Talente. Deswegen ist es wichtig, dass künftig auch hochschulen selbst stipendien vergeben können. Gerade für Baden-Württemberg wird dies eine wirkliche chance. Mit dem Vorhaben, zusätzlich bis zu 8% der Studierenden mit elternunab-hängigen Stipendien auszustatten, wird ein richtiger Schritt vollzogen. Dieser aufbruch in eine breitere Stipendienkultur in Baden-Württem-berg wird künftig die bewährten stipendiensysteme der Begabungsför-derungswerke und der Wirtschaft ergänzen.

148. Die Vergabe von Stipendien für herausragende Studierende und Doktoranden darf nicht aus ideologischen gründen in Richtung auf mehr Breite und weniger höchstleistung getrimmt werden. Der anteil der Promotionsstipendiaten muss wieder erhöht werden. Die Verga-be von stipendien für Masterstudiengänge darf nicht daran scheitern, dass diese studiengänge möglicherweise nur 2 semester dauern. Die FDP setzt in Baden-Württemberg auch auf eine schulische Begabten-förderung sowohl in eigenen hochbegabtenschulen als auch in ergän-zung an den Schulen in entsprechenden Hochbegabtenzügen.

149. Gerade die enge kooperation der schulen mit hochschulen muss hier weiter verstetigt und ausgebaut werden.

150. Begabtenförderung ist aber auch eine herausragende aufgabe schon von der frühkindlichen Bildung an. Talente optimal zu fördern, Entwicklungen zu stärken und Hochbegabungen zu erkennen, muss vom ersten Tag fester Bestandteil einer frühkindlichen Bildung sein.

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10. LERnEn – EIn LEBEn Lang

151. Wissen, erfahrung, berufliche und soziale kompetenz bedürfen der ständigen Erneuerung. Lebenslanges Lernen in Weiterbildung und Qua-lifizierung zur sicherung von kompetenzen, zum erwerb neuer Fähig-keiten ist eine der wichtigsten Daueraufgaben für den Einzelnen wie für die gesamte gesellschaft.

152. Die FDP/DVP Baden-Württemberg steht für Pluralität im Bildungs-wesen. nur durch die gesamtanstrengung von Schulen, Volkshochschu-len, Berufsorganisationen, Hochschulen und der großen zahl privater Bil-dungsanbieter lässt sich das notwendige lebenslange Lernen realisieren.

153. europäische Bestrebungen, Qualifikationsbestandteile für forma-le Bildungsabschlüsse nach einem Punktesystem lebenslang erwerben zu können, verfolgt die FDP/DVP Baden-Württemberg aufmerksam und kritisch. Die FDP/DVP Baden-Württemberg setzt sich dafür ein, dass dieses Thema in unserem Land frühzeitig und unter dem Primat der Beruflichkeit diskutiert wird – denn es kann nicht sein, dass durch Weiterbildung in berufsfremden Bereichen formale Qualifikationen für den Beruf erworben werden. Die FDP/DVP Baden-Württemberg fordert deshalb die einführung einer thematischen klassifikation für solche Qualifikationsbestandteile.

154. Die FDP/DVP Baden-Württemberg fordert, dass auch für Quali-fikationsbestandteile des lebenslangen Lernens eine europaweite ak-kreditierung zu gelten hat, welche die Mindeststandards feststellt und damit die Vergleichbarkeit sichert.

155. Die Bildungsbedürfnisse von Menschen in der zweiten Lebens-phase, also nach der schulischen, beruflichen und akademischen Erstausbildung, sind sehr unterschiedlich. Denn sie werden durch die persönliche Motivation und situation bestimmt. Die FDP/DVP Baden-Württemberg setzt sich deshalb dafür ein, dass Menschen in dieser zweiten Lebensphase einen individuellen Bildungsplan erhalten können,

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der ihre Bedürfnisse analysiert und konkrete Weiterbildungsempfehlun-gen geben soll. Mit dem schulabschluss endet der anspruch auf einen gleichberechtigten zugang für Menschen mit Behinderungen zu lebens-langer Bildung nicht. In Werkstätten soll eine gezielte Weiterbildung für Menschen mit geistiger oder psychischer Behinderung vermittelt werden.

156. Die demografische situation zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist gekennzeichnet durch eine deutliche Verringerung des anteils der in herkömmlichen Berufen arbeitenden Menschen. umso mehr sollte das in Jahrzehnten erworbene Wissen der älteren Menschen vor dem aus-scheiden aus dem aktiven Erwerbsleben erkannt, aufgenommen und in den organisationen und unternehmen gehalten werden. Die FDP/DVP Baden-Württemberg setzt sich deshalb dafür ein, Organisationen und unternehmen bei einem aktiven Talent- und Wissensmanagement zu unterstützen und das Lernen über Generationen hinweg zu fördern. Dazu können altersteilzeitmodelle an die Weitergabe von Wissen durch die Älteren gebunden werden.

157. Die Tätigkeiten älterer als ehrenamtliche Berater, bei der unter-stützung von Bildungsmaßnahmen für kinder und Jugendliche, als Men-toren für bürgerschaftliches Engagement sollen anerkannt und gestützt werden.

158. Die dringend notwendige steigerung der Weiterbildungsbeteiligung hängt auch an einem attraktiven Weiterbildungsfinanzierungssystem. Deswegen begrüßt die FDP/DVP Baden-Württemberg die Verdreifa-chung der Weiterbildungsprämie durch den Bund, die ein klares zei-chen für einen aufbruch in der Weiterbildung ist.

159. Baden-Württemberg braucht Bildungskonten für ein Bildungssparen ein Leben lang. gerade intelligente Formen des Bildungssparens werden der Weiterbildung einen nachhaltigen Schub geben.

160. Die FDP/DVP Baden-Württemberg will einen möglichst unbüro-kratischen Weiterbildungsmarkt im Wettbewerb um die besten ange-

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bote. Dies gilt insbesondere für die Weiterbildungsangebote über die Bundesagentur für arbeit, zielt aber auch auf zu hohe Hürden bei der akkreditierung und bei der Verhinderung von Mehrfachzertifizierungen.

161. Baden-Württemberg braucht eine Weiterbildungsoffensive für er-zieherinnen und erzieher und Lehrerinnen und Lehrer. Gerade die Men-schen, die in herausgehobener Position eine besondere pädagogische Verantwortung übernehmen, müssen auch die besten Weiterbildungs-möglichkeiten erhalten.

162. Die Schule muss auf die Lust, ein Leben lang zu lernen, intensiv vorbereiten. Denn die Weiterbildung muss zu einer Selbstverständlich-keit in unserer gesellschaft werden.

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Herausgeber: Freie Demokratische Partei Landesverband Baden-Württemberg Rotebühlstraße 131 70197 Stuttgart

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