Bildungsdirektion Kanton Zürich Bildungsplanung / Volksschulamt
Chance Sek: Hearing Sekundarschule Oberwinterthur Schulhaus Lindberg
10. Juni 2009 Bericht
Chance Sek – Weiterentwicklung der Sekundarstufe der Volkssch ule
Bericht Hearing Sekundarschule Oberwinterthur, Schu lhaus Lindberg
10. Juni 2009
Im Rahmen des Projekts Chance Sek werden an sieben unterschiedlichen Sekundarschulen im Kanton Zürich Hearings durchgeführt. Ziel ist es, die Überlegungen und das Wissen von Verantwortlichen und Beteiligten aus der vielfältigen Schulpraxis kennen zu lernen. Diese Erfahrungen werden für die Weiterentwicklung der Sekundarstufe genutzt.
1. Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Schulpräsident Patscheider Toni
Büchi Hansjürg
Gabriele Ingrid
Schulpflege
Zoske Angie
Schulleitung Kienast Ueli
Baumann Regula
Jakob Bosshard Angelika
Ringli Stefan
Stutz Alfred
Lehrpersonen
Zahner Philipp
Meier Irene
Wirz Barbara
Schulsozialarbeit, Schulpsychologischer Dienst, Berufsberatung
Zimmermann Bea
Bovelli Adrian
Bründler Yvonne
Denz Gabi
Fehr Bea
Eltern
Trinkler Elisabeth
Bill Merlin
Carnal Simon
Haerle Jan
Kraljevic Mariella
Perez Corina
Schülerinnen und Schüler
Schweizer Jessica
Ender Susanne
Giuliani Markus
Hildbrand Joseph
Bildungsdirektion
Mühlemann Brigitte
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2. Ablauf
17.00 – 17.15 Begrüssung � Kurzinformation über Projekt Chance Sek � Stellenwert dieses Hearings im Rahmen dieses
Projektes � Ziel und Ablauf des Hearings
U. Kienast (SL) J. Hildbrand
17.15 – 17.35 Kurzpräsentation der Schule U. Kienast
17.35 – 17.40 Einführung in die Arbeitsweise und die Inhalte des Hearings B. Mühlemann
17.40 – 18.20 Bearbeitung der Themen in homogenen Kleingruppen � Behörden � Lehrpersonen � Schulleitung, Schulsozialarbeiterin, Schulpsychologin,
Berufsberaterin � Eltern � Schülerinnen und Schüler
Teilnehmende in Kleingruppen
18.20 – 18.30 Pause
18.30 – 20.00 Bearbeitung der Themen im Plenum � Einbringen der Ergebnisse aus der Kleingruppen-Arbeit � Diskussion � Ergebnissicherung auf Flipchart
Teilnehmende (Moderation B. Mühlemann)
20.00 – 20.15 Offener Themenspeicher � alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer äussern ihre
Anliegen und Ideen zur Weiterentwicklung der Sekundarstufe und zum Projekt Chance Sek
� Ergebnissicherung auf Flipchart Kurze Feedbackrunde
Teilnehmende (Moderation B. Mühlemann)
20.15 – 20.25 Weiteres Vorgehen � Verarbeitung der Ergebnisse des Hearings � weiterer Verlauf des Projektes Chance Sek � Dank an Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Hearings
J. Hildbrand
20.25 – 20.30 Abschluss des Hearings (Verabschiedung)
U. Kienast (SL)
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3. Porträt der Sekundarschule Oberwinterthur, Schul haus Lindberg
Folienpräsentation Ueli Kienast, Schulleiter
Eine Schule, ein Jahrgang… …mit dem Motto:
… sind unterwegs, niemand geht in den drei Jahren verloren.
Schulhaus…
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79 Jahre alt, erbaut im Bauhaus-Stil
Renovationsträume und -realitäten
159 Schülerinnen und Schüler …
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Schülerinnen und Schüler, die unter anderem auch seriös arbeiten
Das Lehrpersonen-Team
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1 Kreisschulpflege, grosse Unterstützung …
QUIMS-Projekte
Das Haus-Team ½ -Stelle für den Schulleiter
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unendlich …
…viel Herzblut und Engagement Wochenstunden
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Ideen und zum Schluss …
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Ergänzende Notizen zum Schulporträt:
• Jahrgangsschulhaus (Im Schulhaus Lindberg wird nur ein Jahrgang unterrichtet. Dieser Jahrgang startet in der 7. Klasse. Nach Abschluss des Dreijahreszyklus folgt ein neuer Jahrgang, der wiederum in der 7. Klasse beginnt)
• 159 Schülerinnen und Schüler (44 % mit Migrationshintergrund)
• 23 Lehrpersonen (viel Engagement, grosse Motivation), eine halbe Stelle für den Schulleiter
• QUIMS-Schule, Pilotschule Neugestaltung 9. Schuljahr
• Schulpsychologischer Dienst, Schulsozialarbeit, Berufsberatung, Elternrat (viel Herzblut und Engagement)
• Viele Ideen werden trotz grosser Belastung umgesetzt
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4. Diskussionsergebnisse
Auf der Basis eines Gesprächsleitfadens diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Hearings – zuerst in homogenen Kleingruppen, dann im Plenum – die folgenden Fragestellungen:
Frage 1: Auf was sind Sie an der Sekundarschule Lindberg bes onders stolz? Was bereitet Ihnen am meisten Sorge?
Stolz, positive Aspekte
Sorgen, Probleme
Schulpflege - Team: Aktivitäten, Offenheit (für Neuerungen, Reformen, Behörden)
- Umgang mit Schülerinnen und Schülern (z.B. bei Umstufungen)
- Identität der Schule
- Umgang gewisser Schülerinnen und Schüler mit Lehrpersonen (Anstand, Respekt, Disziplin)
- Mangel an Lehrpersonen auf der Sekundarstufe - Belastung der Schulleitung (z.B. durch
Mitarbeiterbeurteilung)
Lehrpersonen - Grundhaltung, Menschenbild - Schulhausklima - Zusammenarbeit im Team - offene Kommunikation - grosses Engagement aller Beteiligten (Elternrat,
Kreisschulpflege etc.)
- Abkehr vom Konzept „teilautonome Schule“ durch diverse angeordnete „Projekte“ (z.B. IF, QUIMS, Psychosoziales Fachteam, Zusatzqualifikationen, externe Evaluation etc. → BELASTUNG)
- fehlende finanzielle Mittel - ungenügende Unterstützung für einzelnen Schüler/
einzelne Schülerin; Zahl nimmt rasant zu! - Zunahme von überforderten Eltern - (gesellschaftlicher) Wertewandel
Schulleitung, SPD, Schulsozialarbeit, Berufsberatung
- aktives, dynamisches Schulhaus - engagiertes Lehrpersonen-Team (viele Fähigkeiten,
ausdauernd) - pädagogisches Fachteam eingeführt - Elternrat: Berufswahl als Schwerpunkt - flexible Schule, individuelle Lösungen für Schülerinnen
und Schüler
- Lehrstellenmarkt für Schülerinnen und Schüler aus B-Klassen
- Integration von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund sowie von „verhaltensauffälligen“ und/oder leistungsschwachen Schülerinnen und Schülern (mit wenig Ressourcen: Lehrmittel, Personal, Finanzen)
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Stolz, positive Aspekte
Sorgen, Probleme
(Fortsetzung Schulleitung, SPD, Schulsozialarbeit, Berufsberatung)
- Ausmass der Motivation bzw. das Fehlen der Motivation bei Schülerinnen und Schülern
- fehlendes Engagement „schulferner“ Eltern (sogar in Bezug auf Berufswahl)
- Bildschirm-Konsum der Schülerinnen und Schüler (neue Medien)
- Perspektivenlosigkeit der Schülerinnen und Schüler
Eltern - Leitbild für drei Jahre - Hinführen zur Erwachsenenwelt - Klima im Schulhaus von Seiten Lehrerschaft ist sehr
positiv - Zusammenarbeit Lehrerschaft und Elternrat macht
Spass!
- Klassengrösse - Mangel an Lehrpersonen
Schülerinnen und Schüler - Lage und moderne Gestaltung des Schulhauses - Sportmöglichkeiten - Schulhausklima - ausserschulische Aktivitäten (Austausch) - nur ein Jahrgang im Schulhaus Lindberg - grosses Wahlfachangebot
- Englisch wird nicht in Anforderungsstufen unterrichtet - Benehmen der Klasse mit Schülerinnen und Schülern
mit besonderen Bedürfnissen (Kleinklasse)
Frage 2: Nennen Sie einerseits Vorteile und Stärken, anderse its Nachteile und Schwächen in der Schulpraxis der Sekundarschule Lindberg in den folgenden Bereichen:
Bereich, Thema Positionen, Aussagen (+ = positiv / - = negativ) Übertritt Primar- in die Sekundarschule Schulpflege
Individuelle Förderung - pragmatischer Ansatz (echte Hilfe im Schulalltag) (+) - offene Frage: Förderung von speziell begabten Schülerinnen und Schülern - offene Frage: welche IF braucht die Schule (akademisch ausgebildete
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Bereich, Thema Positionen, Aussagen (+ = positiv / - = negativ) Heilpädagoginnen und Heilpädagogen, psycho-soziale Unterstützung durch Schulsozialarbeit, eine zweite Person im Schulzimmer)?
Gliederung und Organisation der Schule - System mit zwei Stammklassen ist gut, ermöglicht ein besseres Lernklima und vermeidet die Stigmatisierung von Schülerinnen und Schülern aus C-Klassen (+)
- Anforderungsstufen in Mathematik und Französisch sind dem Team wichtig (+)
- kleine Stammklasse Sek B mit Schülerinnen und Schülern mit besonderen Bedürfnissen ist problematisch (Disziplin, Klassenführung etc.) (-)
Durchlässigkeit
Klassen- und Schulgemeinschaft
(Fortsetzung Schulpflege)
Übertritt am Ende der Sekundarschule
Übertritt Primar- in die Sekundarschule
Individuelle Förderung - wir machen das Beste daraus, unsere Kreativität ist grenzenlos … (+) - fehlende Mittel und Ressourcen für IF (mehr Kleinklassen/“Auffang-
Gruppen“ im Schulhaus notwendig) (-) - fehlende Unterstützung der Eltern „schwieriger“ Schülerinnen/Schüler (-) - Chancengleichheit gibt es nicht (im besten Fall Chancen für alle) - Förderangebote müssten in Stundenplan integriert sein (-)
Lehrpersonen
Gliederung und Organisation der Schule - Anforderungsstufen bringen Chancen für die Schülerinnen und Schüler (+) - aber: System mit Anforderungsstufen steht in Konkurrenz zum Wunsch, die
Rolle der Klassenlehrpersonen zu stärken. Zudem kann der häufige Wechsel der Lerngruppe belastend wirken.
- eine dritte Abteilung mit guter Durchlässigkeit zur Abteilung B ist zwingend notwendig!
- VZE-System führt zu Qualitätsabfall (zu starre Strukturen) (-) - je grösser die Klasse, desto grösser die Unruhe. Kontakt zu jedem
einzelnen Schüler, zur einzelnen Schülerin fehlt (-) - Lehrmittel genügen Anforderungen der Leistungsdifferenzierung nicht! (-)
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Bereich, Thema Positionen, Aussagen (+ = positiv / - = negativ) - Funktion der Klassenlehrperson soll unbedingt gestärkt werden! (eine fixe
Klassenstunde pro Woche, Entlastung für Klassenlehrperson)
Durchlässigkeit
Klassen- und Schulgemeinschaft
(Fortsetzung Lehrpersonen)
Übertritt am Ende der Sekundarschule
Übertritt Primar- in die Sekundarschule
Individuelle Förderung - pädagogisches Fachteam (+) - engagierte und kreative Lehrpersonen (+) - Schule nutzt jegliche internen Möglichkeiten (+) - Schule hat ein anderes Tempo als die unterstützenden Fachstellen. Schule
braucht häufig schnellere Lösungen, als Fachstellen „liefern“ können (z.B. bei problematischem Verhalten von Schülerinnen und Schülern) (-)
- fehlt: Angebot von Hausaufgaben-Stunden (-)
Gliederung und Organisation der Schule
Durchlässigkeit
Klassen- und Schulgemeinschaft - System der Jahrgangsschule: gemeinsames Schulhauslager, gute soziale Gemeinschaft, Schülerinnen und Schüler kennen sich, gutes Team (+)
- Jahrgangsschule mit ihrem Dreijahres-Zyklus: immer wieder Neubeginn, weniger Traditionen (z.B. Elternrat, Schulsilvester, Projekte, jüngere Schülerinnen und Schüler können nicht von älteren profitieren) (-)
Schulleiter, SPD, Schulsozialarbeit, Berufsberatung
Übertritt am Ende der Sekundarschule
Übertritt Primar- in die Sekundarschule
Individuelle Förderung - heutiges Schulsystem ist nicht kompatibel mit IF, es braucht mehr Ressourcen (-)
Eltern
Gliederung und Organisation der Schule - System mit den drei Stufen A, B, C ist negativ, weil es Schülerinnen und Schüler aus C-Klassen stigmatisiert. Der Übergang zu zwei Abteilungen löst das Problem aber nicht, sondern verlagert es in die B-Klassen (-)
- ein Modell mit einer dritten Abteilung unterhalb des B-Niveaus und verbesserter Durchlässigkeit wäre geeigneter (homogenere Lerngruppen,
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Bereich, Thema Positionen, Aussagen (+ = positiv / - = negativ) bessere Anpassung an die unterschiedlichen Leistungspotenziale der Schülerinnen und Schüler)
Durchlässigkeit
Klassen- und Schulgemeinschaft
(Fortsetzung Eltern)
Übertritt am Ende der Sekundarschule
Übertritt Primar- in die Sekundarschule - beim Übertritt waren die meisten Schülerinnen und Schüler beteiligt (mit Ausnahme eines Schulhauses (+)
Individuelle Förderung - man wird gut gefördert, wenn man will (+)
Gliederung und Organisation der Schule - Fächer in Anforderungsstufen sind gut, weil jeder bzw. jede entsprechend seiner/ihrer Fähigkeiten gefördert wird (+)
Durchlässigkeit
Klassen- und Schulgemeinschaft
Schülerinnen und Schüler
Übertritt am Ende der Sekundarschule
Frage 3: In welchen Bereichen sollte sich die Sekundarschule Lindberg weiterentwickeln?
Ziele, Wünsche für die Weiterentwicklung, für die Z ukunft Schulpflege
Lehrpersonen
Schulleiter, SPD, Schul-sozialarbeit, Berufsberatung
- sinnvolle Prioritäten setzen, sich nicht unter Druck setzen lassen von den diversen Anforderungen und Neuerungen
- sorgfältiger Umgang mit den persönlichen Ressourcen
Eltern - keine Rückschritte - bessere Information der Eltern bei Wechsel der Lehrpersonen
Schüler/innen - in Zukunft sollte im Fremdsprachenunterricht etwas weniger Wert gelegt werden auf Auswendiglernen und Rechtschreibung. Mündliche Fähigkeiten sind mindestens so wichtig
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5. Themenspeicher für Projekt Chance Sek
• Naturwissenschaftliche Fächer müssen aufgewertet werden. Die heutige Schule ist zu „sprachlastig“. • Für den Übergang in die Sekundarstufe II braucht es zwingend neue Ideen und Lösungen. Der Entwicklungsstand der Schülerinnen
und Schüler ist am Ende der Sek I sehr unterschiedlich, und trotzdem brauchen alle eine Anschlusslösung. • Der Umgang mit der grösser werdenden Heterogenität der Schülerschaft ist eine grosse Herausforderung und gleichzeitig eine grosse
Belastung für die Schulen. • Klassengrösse, IF, Mitarbeiterbeuteilung… diese Fragen müssen für die ganze Volksschule gelöst werden, nicht nur für die
Sekundarstufe. • Auf der Sekundarstufe müssen Standardsprache wie auch Mundart möglich sein bzw. gefördert werden. • Koedukativer Unterricht: in Handarbeit und in anderen Fächern ist es allenfalls angezeigt, wieder zum geschlechtergetrennten
Unterricht zurückzukehren. In dieser Frage braucht es im Volksschulgesetz mehr Handlungsspielraum. • Das heutige Hearing wird als gute Veranstaltung gewertet. Bezweifelt wird jedoch, ob und wie die Ergebnisse in den Reformprozess
einfliessen werden. 25.6.2009/mg.