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Freude am GefahrenwerdenWie die Vision vom autonomen Fahren mitProdukten aus dem Reinraum Wirklichkeit wird

Smarte TextilienMitdenkende Stoffe verändern Medizin, Architektur, Mode und Autoindustrie

Operationssaal der ZukunftSo sieht der Chirurgen-Arbeitsplatz der nächsten Generation aus

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Vision. Innovation. Expertise.27. + 28. 10. 2015Frankfurt am Main

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Innovative Unternehmen wachsen schneller, generieren deutlich mehr Umsatz und sind nachhaltig erfolgreicher. Zu diesem Ergebnis kommt eine in 25 Ländern durchgeführte Innovationsstudie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC).

Viele dieser innovativen Unternehmen, vor allem Automobilzulieferer, Medizintechnikhersteller oder Textilproduzenten sind mit Produkten er-folgreich, die in Reinräumen entstehen.

Ihre Innovationen öffnen den Weg in eine Zukunft, die so aussehen könnte: Sie steigen nach der Arbeit ins Auto, sagen „nach Hause“ und greifen zum Tablet. Alles Andere erledigt das Fahrzeug. Es parkt selbstständig in die Ga-rage ein, während Sie sich schon zum Joggen umziehen. Der Lauf bringt Ihren Puls gehörig auf Trab. Doch keine Sorge, Ihr intelligentes Sportshirt überwacht Ihre Herzfunktionen. Das smarte Textil kann jederzeit einen Arzt benachrichtigen.

Apropos Arzt. Greift dieser künftig zum Skalpell, wird er dabei von hoch-auflösenden Visualisierungssystemen und Roboterarmen mit haptischer Rückmeldung unterstützt. Operationen werden dadurch erheblich siche-rer, genau wie Autofahren und Sporttreiben.

In unserer neuen Ausgabe lesen Sie, dass diese schöne Zukunft keine ferne Vision mehr ist, sondern schon greifbar nahe gerückt ist. Die Unternehmen der Reinraumtechnologie haben daran einen großen Anteil. Und den wür-digt die ReinraumAkademie jedes Jahr mit dem Cleanroom Award. Auch Sie können mitmachen! Noch bis zum 31. August werden Bewerbungen zu den Themen Innovationen, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz entgegen-genommen. Wie, lesen Sie auf den folgenden Seiten.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.

Frank Duvernell Herausgeber

Frank Duvernell „Eine Studie der Wirtschafts-prüfungsgesellschaft PwC kam zu interessan-ten Ergebnissen. Zwei Drittel der innovativs-ten Unternehmen halten Innovationen für eine Notwendigkeit im Wettbewerb. Ob sich der Aufwand für Forschung und Entwicklung lohnt? Eindeutig ja. Die Studie prophezeit die-sen Unternehmen eine drei Mal höhere Wachs-tumsrate, wie das Studienergebnis in der Grafik rechts zeigt.“

Liebe Leserinnen und Leser!

EDITOR

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Bedeutung erkannt:

Die Wachstumsrate der innovativsten Unternehmen wird in den kommenden fünf Jahren deutlich größer sein als die der wenig innovativen. | Quelle: PwC-Innovationsstudie. Befragt wurden 1.757 Führungskräfte in 25 Ländern.

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INHALT 03/2015

..................................................08 Titelthema: Freude am Gefahrenwerden

Wie die Vision vom autonomen Fahren mit Produkten aus dem Reinraum all-mählich Wirklichkeit wird...................................................

LIFE & BUSINESSNeues aus der Welt der Reinträume

06 Marktgeschehen in Kürze• Chip-Bedarf für Photovoltaik-Wechsel-richter steigt • Türkei kann Reinraumzen-trum werden • Nächste Generation von Hochleistungs-Elektronik • Detaillierter Überblick mit Mikrodrohnen • Massens-terben durch multiresistente Keime? • Samsung baut weltgrößte Chipfabrik • Pharmaindustrie macht sich für TTIP stark..................................................18 Smarte Textilien:Wenn Stoffe mitdenken Miniaturisierte Elektronikkomponenten aus dem Reinraum verleihen Textilien in-telligente Funktionen. Die schlauen Stoffe verändern Medizin, Architektur, Mode und Autoindustrie...................................................24 Operationssaal der Zukunft: Digitale Skalpelle Chirurgen werden zunehmend von Hightech-Systemen unterstützt. Navi-gationstechnik, Visualisierungssysteme und Robotik eröffnen im OP völlig neue Möglichkeiten...................................................30 Einblicke: Unterwegs mit…Dietmar Pfennig, Geschäftsführer Pfennig Reinigungstechnik GmbH................................................

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Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt testet einen autonom fahrenden Audi. Foto: Audi AG

Surgical Deck: So sieht der Operationssaal der nächsten Generation aus. Foto: Acqua Klinik

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SERVICEVeranstaltungen, Awards, feste Rubriken

50 Recht und Regularien: Der neue Annex 15Zum 1. Oktober 2015 tritt die Revision des Annex 15 „Qualifizierung und Validierung“ des EU-GMP-Leitfadens in Kraft. Die wichtigsten Änderungen und Neuerungen im Überblick.................................................52 Mitmachen: Jetzt für den Cleanroom Award bewerbenAuf der Cleanzone wird neben dem Cleanroom Award für die Innovation des Jahres erstmals auch ein Design-Award für den schönsten Reinraum verliehen. ................................................

SCIENCE & TECHNOLOGYLösungen für die Welt der Reinräume 32 Technologie in Kürze• Neues OP-Zentrum für Universität München • Computerchip aus Holz • Neues Material zur Herstellung künst-licher Blutgefäße • Hightech-Waschma-schine für Reinraumbrillen • Nordkorea will Wundermittel gegen Mers haben • Sensoren für die Industrie 4.0..................................................34 Reinraum-Design: Schluss mit dem weißen Rauschen Farbige Reinräume steigern die Kon-zentrationsfähigkeit und reduzieren die Ausschussrate. Entgegen der allgemeinen Annahme kostet ein schön designter Reinraum kaum mehr als ein weißer...................................................38 Gastbeitrag: Was Farbe im Reinraum bewirktFarbpsychologe Alfred Schleicher warnt vor physiologischen Problemen durch weiße Arbeitsumgebungen und nennt Alternativen. ..................................................40 Reinraummanagement: Hier ist Professionalität gefragtReinräume müssen professionell gema-nagt werden. Nur dann ist eine dauerhaft hohe Produktqualität zu erzielen...................................................44 Bekleidungsmanagement: Kleider machen Reinraum-LeuteUm Produkte zuverlässig vor Kontamina-tionen zu schützen, ist neben hochfunk-tionellen Reinraumtextilien auch ein gut durchdachtes Bekleidungsmanagement nötig...................................................48 Was machen Sie da,…?Damaris Steyernagel, pharmazeu-tisch-technische Assistentin (PTA)................................................

................................................55 Im Interview: Beat TonioloWorauf der schweizer Künstler als Juror des Design-Awards „Schönster Reinraum“ bei den Bewerbungen be-sonders achtet.................................................56 CL-EX.com: Reinraumwissen für jedermannDas Portal www.CL-EX.com hält eine einzigartige Sammlung von Reinraum-wissen bereit. Nutzern stehen Facharti-kel, Videos, Checklisten und vieles mehr zur Verfügung.................................................58 Messen und Events................................................60 Impressum ................................................

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Farbe im Reinraum steigert bei geringen Mehrkosten Wohlbefinden und Konzentrationsfähigkeit.

Den Cleanroom Award 2014 gewann Initial. Für den Award 2015 läuft die Bewerbungsfrist noch bis Ende August. Foto: Sandra Gätke

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Chip-Bedarf für Photo-voltaik-Wechselrichter steigt

Studie | Der Markt für Halbleiter, die in Photovoltaik-Wechselrich-tern verwendet werden, wird in den kommenden vier Jahren kräf-tig wachsen. Laut der jüngsten Stu-die des kalifornischen Marktfor-schungsunternehmen IHS, mit über 8.000 Mitarbeitern in 31 Ländern ei-ne der größten „global information companys“, steigt der Umsatz mit Halbleiter-Chips für Solar-Wechsel-richter im Jahr 2015 um 12 Prozent, 2016 um 20 Prozent, 2017 um 14 Pro-zent und 2018 um 16 Prozent.

„Einer der wichtigsten Trends in der Halbleiter-Industrie ist die Entwick-lung von Lösungen, die die Energie-effizienz steigern“, sagt IHS-Direktor Robbie Galoso. Daher spielten Halb-leiter in Photovoltaik-Wechselrich-tern eine Schlüsselrolle, denn sie ermöglichten enorme Energieein-sparungen.

Türkei kann Reinraumtechnik-Zentrum werden

Messe | „Seit der Cleanroom Exhi-bition, sie fand vom 16. bis 18 April 2015 in Istanbul statt, zeigt sich deut-lich, dass sich mit der Reinraum-technik ein neuer, hochinteressan-ter und innovativer Markt in der Türkei öffnet“, sagt Fatih Onkar, Ge-neral Manager des Messeveranstal-ters Akdeniz Tanitim. Die noch jun-ge Reinraumbranche in der Türkei wachse in den Geschäftsfeldern Ge-sundheit, Medizin, Elektronik und Nahrungsmittel. „Der strategisch gut gelegene Standort Türkei bildet mit seinen führenden Reinraumfir-men ein Zentrum der östlichen Mit-telmeerstaaten und ist die Brücke zu den Ländern des mittleren Os-tens“, erklärt Fatih Onkar. Von hier aus sei eine Versorgung der Kun-den mit Reinraumservices bis nach Russland, Indien und in den Nahen Osten möglich.

Nächste Generation von Hochleistungs-Elektronik

Forschung | Das europäische For-schungsprojekt „Seven-Nanome-ter-Technology“ ist gestartet. Ziel der 42 europäischen Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft ist die Entwicklung von hochpräzisen, schnellen Maschinen, Herstellungs-prozessen und Messtechniken für die Produktion von Chips der nächs-ten Generation. Diese sollen nur sie-ben Nanometer breite Strukturen haben. Das bedeutet im Vergleich zu den besten heute verfügbaren Chips eine Halbierung der Strukturgrößen. Verglichen mit dem Stand der Tech-nik vor zehn Jahren handelt es sich sogar um eine Verkleinerung auf ein Zehntel.

Ein Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Entwicklung neuartiger Li-thografieanlagen für die Struktu-rierung der Chips. Hierfür müssen die bisher genutzten optischen Lin-

Life&BusinessMarktgeschehen in Kürze

Die Chips der Zukunft sollen nur sieben Nanometer breite Strukturen haben. Foto: Pavel Timofeev

Impression von der Cleanroom Exhibition im April in Istanbul . Foto: Akdeniz Tanitim

Martkforscher erwarten in den nächsten vier Jahren ein je zweistelliges Absatzwachstum bei Chips für Photovoltaik-Wechselrichter. Foto: Vasily Smirnov / fotolia

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7sen durch ein komplexes Spiegel-system ersetzt werden. Das Projekt läuft bis 2018.

In der weiteren Verkleinerung der Strukturgrößen einerseits und in de-ren Bedarf andererseits ist kein Ende abzusehen. Die Auswirkungen auf die Reinraumtechnologie liegen auf der Hand. 2018 werden wir Konkre-teres wissen.

Detaillierter Überblick mit Mikrodrohnen

Monitoring | Forscher der Alpen-Ad-ria-Universität im österreichischen Klagenfurt haben ein System ent-wickelt, das aus den Einzelbildern von Mikrodrohnen-Kameras aktuel-le Übersichtsbilder zusammensetzt. Bisher war dies aufgrund unter-schiedlicher Flughöhen und Kame-raorientierungen sowie geringer Bild-Überlappungen schwierig.Das neue Klagenfurter Verfahren be-seitigt die Nachteile, indem es cha-rakteristische Merkmale aus den Einzelbildern extrahiert und Ge-meinsamkeiten nutz, um das Über-sichtsbild zu erzeugen. Ein weite-rer Vorteil ist, dass die extrahierten Bildmerkmale auf einer Ebene lie-gen und somit eine verzerrungsar-me Darstellung erzielt wird.

Im Gegensatz zur simplen „Hobby-drohne“ aus dem Baumarkt eignet sich das Bildverfahren der Klagen-furter Mikrodrohne zur Unterstüt-zung von Rettungskräften bei Über-flutungen oder Flächenbränden,

aber auch für das Umweltmonito-ring, für Baustellendokumentatio-nen oder für landwirtschaftliche Be-obachtungen.

Massensterben durch multiresistente Keime?

Antibiotika | Laut einer Untersu-chung, die die Grünen im Deutschen Bundestag in Auftrag gaben, könnte sich die Zahl der Toten durch multi-resistente Keime von jetzt weltweit 700.000 pro Jahr auf zehn Millionen bis 2050 erhöhen. Grund ist der ausu-fernde Einsatz von Antibiotika in der Humanmedizin und in der Massen-tierhaltung. Falls nicht umgesteu-ert werde, könnten allein in Europa die Opferzahlen von aktuell 23.000 auf 400.000 ansteigen, so die Studie. Dann würden mehr Menschen an multiresistenten Keimen sterben als an Krebs. Ein Zehntel aller Kranken-hauskeime gilt heute als multire-sistent. Das bedeutet, dass sie sich nicht mehr mit Antibiotika bekämp-fen lassen.

Samsung baut welt-größte Chipfabrik

Milliardeninvestition | Der südko-reanische Mischkonzern Samsung will bis 2017 die weltgrößte Ferti-gungsstätte für Halbleiter errich-ten. Er wird dafür die Rekordinves-titionssumme von umgerechnet 12,7 Milliarden Euro aufwenden. Mit der neuen Fabrik im südkoreanischen

Pyeongtaek strebt Samsung das Ziel an, zum größten Halbleiterfertiger der Welt aufsteigen. Aktuell ist das die US-amerikanische Intel Corpo-ration. Samsung will an dem neuen Standort, der 2,89 Quadratkilome-ter groß sein wird, unter anderem Halbleiterprodukte für Mobilgerä-te, Server und das Internet der Din-ge herstellen. Durch die Investition könnten bis zu 150.000 Arbeitsplätze entstehen. Wie viele Reinraum-Ar-beitsplätze darunter sein werden, ist im Moment noch offen.

Pharmaindustrie macht sich für TTIP stark

Patientenvorteile | Die Pharmain-dustrie sieht im Freihandelsab-kommen TTIP zwischen der EU und den USA eine große Chance für

die Unternehmen und Vorteile für die Patienten. So müssten Studien vor der Medikamenten-Zulassung nicht doppelt gemacht werden und die Gesundheitskontrolleure der USA und der EU bräuchten nicht nacheinander die Produktionsstät-ten aufzusuchen, um die gleichen Dinge zu prüfen. Dadurch, so die Pharmaindustrie, könnten die Pati-enten von niedrigeren Preisen pro-fitieren. Einige Experten sehen das skeptisch, da die Preise in Europa und den USA unterschiedlich fest-gesetzt würden und nicht davon auszugehen sei, dass die Pharma-konzerne ihre Einsparungen wei-tergeben.

Ein neues Verfahren generiert aus Mikro-drohnen-Einzelfotos ein Übersichtsbild. Foto: Lakeside Labs

Ausufernder Antibiotika-Einsatz lässt Erreger multiresistent werden. Foto: Lupo /pixelio

Von TTIP erhofft sich die Pharmaindustrie harmonisierte Regeln und Einsparungen.Foto: Dan Race / fotolia

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Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt an Bord eines Audi - im autonomen Modus „Piloted Driving“. Bild: Audi AG

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Freude am Gefahrenwerden

Wie die Vision vom autonomen Fahren allmählich Wirklichkeit wird.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hat ein Teilstück der Autobahn A9 zur Teststrecke für Autonome Systeme erklärt. Das Besondere daran: Die Straße ist digi-

talisiert und gibt Informationen an die Autos weiter.

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Autofahrer kennen diese Vision: Man nimmt die Hände vom Lenk-rad, greift zum Buch oder Smart-phone und lässt sich vom eigenen Auto an den Zielort chauffieren. Wie von Geisterhand organisiert sich der Verkehr, die Fahrzeuge fädeln hintereinander ein – rei-bungsloser als das ein Autofahrer aus Fleisch und Blut jemals könn-te – und selbst das Einparken am Ziel bringt den Puls nicht aus dem Ruhezustand. Noch schöner: Man kann nach einem Restaurant- oder Biergartenbesuch völlig legal mit dem eigenen Auto nach Hause fah-ren. Promillegrenze? Kein Problem.

Was bis vor wenigen Jahren un-denkbar schien, rückt zunehmend in greifbare Nähe. Rund um den Globus laufen die Entwicklungen um das intelligent vernetzte, selbst-fahrende Auto auf Hochtouren. Und dabei helfen auch Produkte aus dem Reinraum. Mit optoelektronischen Systemen können Fahrzeuge zum Beispiel Verkehrsschilder lesen, In-frarotsysteme erkennen Fußgänger, optische Sensoren scannen die toten Winkel rund ums Auto und warnen

vor nicht sichtbaren Fahrzeugen, Abstandsmesser leiten bei Gefahr Notbremsungen ein und Eye-Tra-cking-Kameras in den Armaturen überwachen die Augenbewegungen des Fahrers und warnen vor Müdig-keit. Optische Sensorsysteme halten Einzug in Displays, so dass Radio, Navigationssystem, Telefon oder auch die Fensterheber mit kurzer Gesten gesteuert werden können.

Google macht Tempo

Überall wird am Fahrzeug der Zu-kunft gearbeitet. Nicht nur in Stutt-gart oder München, sondern auch in Detroit und Tokio. Besonders im kalifornischen Mountain View, dem Hauptsitz von Google, und natür-

lich längst auch in China. Schlag-zeilen machte zuletzt Google. Der IT-Konzern, der so konsequent wie kein anderes Unternehmen an die Machbarkeit von Zukunftsvisio-nen glaubt, startete 2010 ein Pro-gramm zur Schaffung eines selbst-

fahrenden Autos. Im Januar 2015 präsentierte Chris Urmson, Leiter des „Self-Driving Car Project“ den Prototyp des Google-Autos. Und er versprach: „Wir werden dieses Auto mit Vorsicht auf die Straße bringen“. Denn das Tempo, das Google vorlegt, mag manchen automatisierungs-kritischen Autofahrer befremden. Im Mai kündigte Urmson bereits an,

Freude am Gefahrenwerden Wie die Vision vom autonomen Fahren allmählich Wirklichkeit wird.

Die Internationale Automobilausstellung IAA vom 19. bis 27. Sep-tember in Frankfurt am Main rückt die Themen „Automated Dri-ving“ und „Connected Car“ in den Fokus. Dank der technischen Entwicklung sind selbstfahrende und kommunizierende Autos im Straßenverkehr nur noch eine Frage der Zeit. Ob Abstände messen, Verkehrsschilder lesen oder auf Gesten reagieren. Sys-teme, die autonomes Fahren ermöglichen, enthalten Komponen-ten aus dem Reinraum.

»Wir werden das selbstfahrende Auto mit Vorsicht auf die Straße bringen.« Chris Urmson, Google

Unschuldige Käferoptik: das Google Car. Foto: Google

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dass das Google-Auto nun die Test-strecke verlässt und im realen Stra-ßenverkehr auftauchen wird.

Der Weg bis hierhin mag schnell zurückgelegt worden sein, kürzer war er deswegen aber nicht. Erfah-rungen mit selbstfahrenden Autos im realen Straßenverkehr hat Goo-gle schon viele gesammelt: Mit ei-ner Flotte technisch hochgerüsteter Serien-Lexus’ haben Google-Inge-nieure nahezu anderthalb Millio-nen Testkilometer im autonomen Betrieb zurückgelegt. Die Zahlen

über Unfälle, in die diese Fahrzeu-ge verwickelt waren, sollen Skep-tiker überzeugen: Nur elf Unfälle habe es gegeben, aber kein einziges Mal sei ein Google-Wagen der Aus-löser des Crashs gewesen, schrieb Urmson in einem Online-Beitrag.

Software braucht kein Lenkrad, sie hat keine Hände

Nun startet die nächste Phase des Projekts: Anstelle der umgebauten Serienwagen, in denen die Tester bereits die Hände vom Steuer neh-men konnten, geht nun das kleine, bewusst niedlich gestaltete Goog-le-Car auf die Straße. In diesem sol-len die Ingenieure nur noch im Notfall die Hand ans Steuer legen. Dieses Steuer ist reine Vorsichts-maßnahme, denn regulär wird der kleine Suchmaschinen-Flitzer näm-lich weder Lenkrad noch Pedale ha-ben. Wozu auch? Die Software, die das Auto steuer, braucht kein Lenk-rad, denn sie hat keine Hände.Urmson zufolge geht es den Tech-nikern und Ingenieuren nun vor

allem darum, die Reaktionen auf das neue Vehikel zu testen. Die De-signer haben ihm ein freches, op-timistisches Gesicht verpasst, und nicht ohne Grund wird der Kleinst-wagen zunächst in und um Moun-tain View im Silicon Valley fahren gelassen – ein Ort, in dessen DNA die Lust auf weitestmöglichen tech-nischen Fortschritt eingeschrieben ist. Wo, wenn nicht hier, bekommt das Google-Auto sonst erst einmal bereitwillig Vorfahrt?

Deutsche liefern zu

In Deutschland beobachtet man die-se Entwicklungen neugierig – so-fern man nicht sogar daran betei-ligt ist, steuern doch einige deutsche Autozulieferer auch Komponenten für das Google-Auto bei. Mit Bosch, Continental und ZF Lenksysteme seien drei genannt. Dem Verneh-men nach hat auch BMW seine Fühler in Richtung Silicon Valley ausgestreckt. Ex-BMW-Entwick-lungsvorstand Herbert Diess, der im Juli zu Volkswagen wechselte, be-wertet Googles Engagement jeden-

Hightech auf den zweiten Blick: Instrumentenanzeige in einem selbstfahrenden Audi. Foto: Audi AG

Chris Urmson, Leiter von Googles „Self-Driving Car Project“. Foto: Google

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falls durchweg positiv: „Google hat eine enorme Reichweite und schafft es so, das hochautomatisierte Fah-ren in der externen Wahrnehmung weiter voranzutreiben.“

Audi kooperiert mit den chinesi-schen IT-Konzernen Baidu, dem markführenden Suchmaschi-nenanbieter in China, und Huawei, einem Elektronikkonzern. Da der Altersschnitt von Audi-Fahrern in China bei 36 Jahren liegt, diese al-so mehr als 15 Jahre jünger sind als die deutsche Kundschaft, sieht man in der Kooperation mit den beiden Staatskonzernen gewissermaßen eine Notwendigkeit. Mit der Zeit zu gehen, Vorreiter zu sein, ist in Chi-na Markt- und Überlebensstrategie.

Das eint die deutschen Autoherstel-ler der Premium-Klasse: Den Zug des automatisierten Fahrens wol-len sie keinesfalls an sich vorbeifah-ren lassen. Es ist davon auszugehen, dass – wenn es soweit ist – zuerst Mercedes Benz S-Klassen, Audi A8 und BMW der 7er-Reihe vollauto-matisch durch den Verkehr rollen.

Die drei Autohersteller forschen be-reits jahrelang an neuen, verbesser-ten Fahrassistenzsystemen.

Innovationen nah am Fahrer

Mehr als bei Google stehen bei den klassischen Automobilunterneh-men die Kundenwünsche an die Fahrzeuge im Hier und Jetzt im Vordergrund. Der IT-Riese ent-wickelt Zukunftstechnologien, Mercedes-Benz hingegen Autos, die sofort auf dem Markt funktio-nieren müssen. Doch darin hat das Unternehmen Erfahrung. Die Au-tomatisierung der Fahrzeuge hat bei Daimler schon in den 1920er Jahren eingesetzt, als bei der eng-lischen Daimler Motor Company eine Schalthilfe für Busse entwi-ckelt wurde. Das erste Automatik-getriebe stellte ein amerikanischer Hersteller 1939 vor. Es ging dabei um Fahrkomfort und die möglichst weitreichende Entlastung des Fah-rers. Wer das linke Bein beim Fah-ren zur Seite stellt, der fragt sich

natürlich, wann er auch das rech-te nicht mehr braucht, um Gas zu geben oder zu bremsen. Insofern war es für Eberhard Zeeb, den Abteilungsleiter Fahrassistenz und Fahrwerkssysteme bei Merce-des-Benz, keine Frage, Pläne zum au-tomatisierten Fahren zu verfolgen.

Daimler forscht seit den 1990ern

Seit den 1990er Jahren forscht Daim-ler an autonomen Systemen, schon davor hatte man technische Hilfen in die Fahrzeuge eingebaut: Tem-pomat, ABS, Stabilitätskontrolle oder letztlich die Abstandskontrol-le, die bei Mercedes Distronic heißt und den Abstand zu vorausfahren-den Fahrzeug überprüft und kons-tant hält. „Seit zwei Jahren gibt es nun Distronic plus zu kaufen“, er-zählt Zeeb mit Stolz und erklärt: „Das ist ein erstes teilautomatisier-tes System mit Längs- und nun eben auch Querführung, das die Führung des Autos nahezu komplett über-nimmt.“

Der Fahrer des Freightliner-Trucks kann sich während der Fahrt mit anderen Dingen als der Steuerung des Lkw beschäftigen. Foto: Daimler AG

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Auf deutschen Straßen möglich: Teilautomatisierung

Experten wie Zeeb unterscheiden verschiedene Automatisierungs-grade. Sie wurden von der Bun-desanstalt für Straßenwesen, der Forschungseinrichtung des Bun-des auf dem Gebiet des Straßen-wesens, definiert. Derzeit kann auf deutschen Straßen teilauto-mastisiert gefahren werden. Das heißt, das System übernimmt in einem speziellen Anwendungs-fall die Kontrolle, etwa beim Ein-parken. Der Fahrer muss jederzeit in der Lage sein, wieder das Kom-mando zu übernehmen.

Was im Jahr 2020 möglich sein soll – und da treffen sich die Plä-ne von Google mit denen der deut-schen Autobauer – ist das hochau-tomatisierte Fahren, bei dem der Fahrer im Gegensatz zur teilauto-matisierten Variante das System nicht mehr überwachen muss. Der Fahrer wird dann durch das Au-to nur noch bei Bedarf und mit ausreichend zeitlichem Vorlauf zur Übernahme der Fahrkontrol-

le aufgefordert. Der vormalige BWM-Entwicklungschef und jet-zige VW-Markenvorstand Herbert Diess sieht hier die Ingenieure in der Pflicht: „Der große Sprung, der noch vor uns liegt, ist der Über-gang vom teil- zum hochautoma-tisierten Fahren. Genau das wird für die Forscher die zentrale Auf-gabe der nächsten Jahre sein.“ Der nächste Schritt wäre dabei die Seri-enreife eines Systems, das das Auto beispielsweise in Anwendungsfäl-len wie dem eines Staus komplett steuert, ohne dass der Fahrer das Auto überwachen muss.

Letztlich ist keiner der Verant-wortlichen, sei es in München oder Stuttgart, überrascht von der ra-santen technischen Entwicklung, die das autonome Fahren voran-getrieben und zu einem Thema in den Massenmedien gemacht hat. Die Technik liegt schließlich in ih-rem Verantwortungsbereich. Was sie hingegen überrascht, ist das gesellschaftliche und mediale In-teresse an dem Thema, und dass die Menschen ihm grundsätzlich aufgeschlossen und positiv gegen-überstehen.

Mit Schwung auf den Markt

Georg Stefan Hagemann, bei Daim-ler Trucks verantwortlich für die Vorentwicklung von Modellen, sieht darin eine gute Chance, die Ent-wicklung automatischer Fahrzeu-ge zu forcieren: „Die Fahrassistenz-systeme werden immer vernetzter und exakter. Wir müssen jetzt den Schwung nutzen, wo doch die Ge-sellschaft das Thema so positiv auf-nimmt, und das autonome Fahren auf den Markt bringen.“

In den USA ist Daimler davon nur noch ein paar Tests entfernt. Der Bundesstaat Nevada hat zwei au-tonom fahrende „Freightliner“, eine Lkw-Marke der Daimler-Fa-milie, zu Testfahrten im öffent-lichen Straßenverkehr zugelas-sen. Gesteuert werden die Trucks vom sogenannten Highway Pilot. Dieses System hält die Lastwagen auf dem Highway in der Spur, ver-meidet Kollisionen, bremst und lenkt um weite Kurven. Es nutzt dazu Kameras, GPS und Radarsys-teme. Der Fahrer kann sich samt Sitz umdrehen. Das Fahrzeug for-

Ein „Freightliner Inspiration Truck“ der Daimler AG bei einer autonomen Fahrt im Bundesstaat Nevada. Foto: Daimler AG

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dert ihn erst im Bedarfsfall dazu auf, wieder die Kontrolle zu über-nehmen.In ihrem Streben, solche Assistenz-systeme auch in Deutschland ein-zuführen, haben die Ingenieure einen Verbündeten in Bundesver-kehrsminister Alexander Dobrindt gefunden.

A9 ist Teststrecke für Autonome Systeme

Dieser hat ein Teilstück der Auto-bahn A9 zur Teststrecke für Auto-nome Systeme erklärt. Das Inno-vative daran ist, dass die Straße digitalisiert wird, so dass sie den Fahrzeugen nützliche Informatio-nen zum Beispiel über die Straßen-beschaffenheit, die Verkehrslage und andere Faktoren liefern kann. Mit Hilfe der Teststrecke werde

die deutsche Automobilindustrie auch beim digitalen Auto „Weltspit-ze sein können“, sagt der Verkehrs-minister. Im September will er Eck-punkte zur Weiterentwicklung des autonomen Fahrens vorlegen. Man darf gespannt sein, welche das sind.

Strukturelle Knackpunkte

An der optimalen Vernetzung von Straße und Fahrzeug forschen der-

zeit mehrere Fraunhofer-Institute in einem Verbundprojekt. Die Vernet-zung ist einer der Knackpunkte auf dem Weg zum hochautomatisierten Fahren. Eine intelligente Infrastruk-tur kann das Fahrzeug unterstüt-zen: Wenn Ampeln beispielsweise ihren Status an das Fahrzeug wei-tergeben, dann muss dies nicht die Sensorik am Auto leisten. Das Au-to kann dann mehr Rechenleistung dafür aufbringen, am Straßenrand den Hydranten vom Hund zu unter-scheiden und die entsprechenden Schlüsse für die Weiterfahrt daraus zu ziehen. Nicht nur für den Hund sollte gebremst werden.

Keine Frage also: Die Politik muss ihr Scherflein dazu beitragen. Die Autokonzerne können die Autos vernetzen, die Politik die Straßen.

»Die Fahrassistenzsysteme werden immer vernetzter und exakter.« Georg Stefan Hagemann, Daimler AG

1939: Oldsmobile präsentiert das erste Automatikgetriebe mit Zweigangautomatik.

1958: Chrysler stattet ein Imperial-Modell serienmäßig mit Auto Pilot aus. Diese Geschwindigkeitsregelungsanlage ist weit-gehend als „Tempomat“ bekannt geworden. Tempomat ist eigentlich eine Markenbezeichnung von Mercedes-Benz für diese Technologie, das Unternehmen führte sie 1962 ein.

1966: Das Antiblockiersystem (ABS) automati-siert das Bremsen. Bosch schützt den Begriff für diese Technik aus seinem Hause, die 1978

entwickelt wurde. Serienmäßig wurde der Ford Scorpio 1985 als erster Pkw mit ABS ausgestattet.

1999: Mercedes-Benz bringt den ersten Abstandsregeltempomat auf den Markt. Diese Weiterentwicklung des Tempomats be-zieht das vorausfahrende Fahrzeug als Größe bei der Geschwindigkeitssteuerung mit ein. Andere Anbieter folgen in den Jahren darauf.

2013: Mercedes-Benz bringt einen Abstandsregeltempomat mit Querführung auf den Markt. Dieser unterstützt den Fahrer auch beim Lenken, hilft ihm, die Spur zu halten.

Meilensteine auf dem Weg zum automatisierten Fahren

Autonomes Fahren heißt Fahren ohne Hände. Foto: fotolia, RioPatuca Images

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Auch die rechtlichen Fragen des au-tomatisierten Fahrens müssen von der Politik geregelt werden. Im Wie-ner Abkommen über den Straßen-verkehr von 1968 ist festgelegt, dass ein Fahrer nie die Kontrolle über sein Fahrzeug aufgeben darf. 2014 wurde das Regelwerk durch die Vereinten Nationen angepasst: Sys-teme, die die Führung eines Fahr-zeuges beeinflussen, sind jetzt zu-gelassen, sofern sie jederzeit vom Fahrer überstimmt oder abgeschal-tet werden können. Den Fahrer ent-lässt dies allerdings noch nicht aus der Verantwortung. Er muss sein Fahrzeug weiterhin fortwährend überwachen.

Hoffen und Träumen

Mit dem autonomen Fahren sind viele Träume verbunden, sei es die signifikante Reduzierung von Unfällen, das Einsparen von Kraft-stoff, die bessere Auslastung von Fahrzeugflotten, die Senkung von Transportkosten oder auch die Möglichkeit, trotz Angetrunken-seins mit dem eigenen Auto nach Hause zu kommen.

Allerdings: Forscher der Universität Michigan haben herausgefunden, dass sich im autonom fahrenden Auto angeblich die Wahrscheinlich-

keit von Reiseübelkeit erhöht. Die Gründe dafür seien, dass der Körper eine Bewegung meldet, während die Augen durch die Beschäftigung mit Büchern oder Smartphone einen Ruhezustand signalisieren. Hinzu komme, dass die Änderung der Be-wegungsrichtung nicht vorauszu-sehen sei.

Es bleibt also nach wie vor eine we-niger gute Idee, nach dem Biergar-tenbesuch im eigenen Auto nach Hause zu fahren. Manche Probleme kann offenbar auch das autonome Fahren nicht lösen.

Text: Piet Felber

Driver only: Der Fahrer führt dauer-haft (während der gesamten Fahrt) die Längsführung (beschleunigen/verzö-gern) und die Querführung (lenken) aus.

Assistiert: Der Fahrer führt dauerhaft ent-weder die Quer- oder die Längsführung aus. Die jeweils andere Fahraufgabe wird in ge-wissen Grenzen vom System ausgeführt.• Der Fahrer muss das System dau-erhaft überwachen.• Der Fahrer muss jederzeit zur vollständigen Übernahme der Fahrzeugführung bereit sein.

Teilautomatisiert: Das System übernimmt die Quer- und Längsführung für einen gewissen Zeitraum oder/und in spezifischen Situationen.• Der Fahrer muss das System dau-erhaft überwachen.• Der Fahrer muss jederzeit zur vollständigen Übernahme der Fahrzeugführung bereit sein.

Hochautomatisiert: Das System übernimmt die Quer- und Längsführung für einen gewis-sen Zeitraum in spezifischen Situationen.• Der Fahrer muss das System da-bei nicht überwachen.• Bei Bedarf wird der Fahrer zur

Übernahme des Fahraufgabe mit aus-reichender Zeitreserve aufgefordert.• Die Systemgrenzen werden alle vom System erkannt. Das System ist nicht in der Lage, aus jeder Ausgangssituation einen risiko-minimalen Zustand* herbeizuführen.

Vollautomatisiert: Das System übernimmt die Quer- und Längsführung vollständig in einem definierten Anwendungsfall.• Der Fahrer muss das System da-bei nicht überwachen.• Vor dem Verlassen des Anwendungsfalles fordert das System den Fahrer mit ausreichender Zeitreserve zur Übernahme der Fahraufgabe auf.• Erfolgt dies nicht, kehrt das System in den risikominimalen Zustand* zurück.• Die Systemgrenzen werden alle vom System erkannt, das System ist in allen Situationen in der Lage, in den risikomini-malen Systemzustand* zurückzukehren.

*Risikominimaler Zustand: Dies könn-te beispielsweise bedeuten, dass das Fahrzeug die Warnblinker einschaltet, an den Straßenrand fährt und anhält.

Quelle: Bundesanstalt für Straßenwesen

Was die verschiedenen Automatisierungsgrade bedeuten

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Cleanroom Magazin: Beim Autobau denkt man sofort an Blechpressen und Schweißroboter, aber nicht an Reinräume. Welche Art von Rein-räumen kommen in der Automo-bilindustrie eigentlich zum Einsatz?

Christian Ernst: In der Automobil-branche werden vermehrt Sauber-räume installiert, die sich hinsicht-lich ihrer Barrierefunktion und Betriebsweise an die Reinraum-praxis anlehnen. Aufgabe ist es, die Einschleppung von kritischen Par-tikeln oberhalb der 50-Mikrome-ter-Marke einzudämmen. Fallwei-se reicht sogar eine reine Werkbank oder Reinluftzone aus, um das Er-zeugnis zu schützen, etwa eine Ver-packungsinsel für Kraftstoffleitun-gen nach deren Endreinigung.

Cleanroom Magazin: Und in wel-chen Bereichen werden echte Rein-räume in der Automobilindustrie genutzt?

Christian Ernst: Eine relativ jun-ge, aber stetig wachsende Anwen-dung sind reine Laborflächen zur Prüfung der technischen Sauber-keit von Automobilbauteilen. In der Forschung und Entwicklung spielen dabei vor allem zwei Gesichtspunk-te eine Rolle: Welche Reinheitsum-gebung benötigt mein zukünftiges Produkt in der Produktion? Wel-che Verunreinigungsfälle muss ich zukünftig grundsätzlich ausschlie-ßen können, damit die Funktionali-

tät einer technologisch komplexen Neuentwicklung gewahrt bleibt. Die Vielschicht-Piezotechnik für Ein-spritzsysteme zum Beispiel war hier bereits eine große Herausforderung.

Cleanroom Magazin: Abgesehen von den Laboren, gibt es auch An-wendungen in der Produktion?

Christian Ernst: Christian Ernst: Ja, zum Beispiel die Lackierung von Karosserien oder auch die Herstel-lung von Scheinwerfern, Hochleis-tungsakkus oder Brennstoffzel-len. Zudem gibt es eine Vielzahl von Innenraumoberflächen, de-ren makelloses Erscheinungsbild ein Muss darstellt. Der Schutz vor funktionskritischen Partikeln er-streckt sich auch über ein weites Spektrum von sicherheitsrelevan-ten Elementen wie ABS, Lenkung, Steuergeräte und Sensoren.

Cleanroom Magazin: Welche An-forderungen müssen die Reinräu-

me speziell in der Autoindustrie er-füllen?

Christian Ernst: Die sauberen be-ziehungsweise reinen Produk-tionsbereiche müssen vor allem großen Durchsatz gewährleis-ten und Variantenvielfalt ermög-lichen. Allerdings sind flexible Auftragsfertigungen und kurze Produktlebenszyklen potenziel-le Schwierigkeiten bei der Mini-mierung von schädlichen Verun-reinigungen. Wir sprechen von Herstellkosten, bei denen jeder Zehntel-Cent eine Rolle im Wett-bewerb spielt. Zudem kommen bei der Produktion Bauteile und Komponenten ins Spiel, die keinen funktionalen Sauberkeitsanforde-rungen unterliegen, aber zusam-men mit sensiblen Bauteilen und Erzeugnissen verarbeitet werden müssen. In der Automobil-Zulie-fererbranche wird das Verständ-nis für Kontaminationen und Rein-heitstechnik gerade erst gebildet.

Cleanroom Magazin: Wo zeich-nen sich weitere Einsatzgebiete für Reinräume im Automobilbau ab?

Christian Ernst: Autonomes Fahren bedeutet mehr Sensoren und Akto-ren, und das wiederum erfordert noch höhere Zuverlässigkeit, vor allem bei den sicherheitsrelevan-ten Systemen. Zu deren Herstellung werden ohne Zweifel mehr Rein-raumflächen benötigt werden.

„Autonomes Fahren erfordert mehr Reinräume“Christian Ernst, Experte für Reinst- und Mikroproduktion, über den Einsatz von Reinräumen in der Automobilindustrie.

Christian Ernst forscht am Stuttgarter Fraun-hofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in der Abteilung Reinst- und Mikroproduktion zum Thema Reinheitsgerechte Fertigungsgestaltung.

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Das Unternehmen Luna Sleep schickt das Internet der Dinge ins Bett. Das US-Start-up hat ein Laken entwickelt, das über WLAN mit al-len Smart-Home-Lösungen kom-munizieren kann. Geht der Besitzer schlafen, schaltet der Matratzen-überzug das Licht aus und dreht die Heizungen herunter. Zuvor hat-te sich das schlaue Laken auf eine angenehme Schlaftemperatur er-wärmt, die der Besitzer via Smart-phone-App eingestellt hatte. In der Nacht überwacht das Laken mit sei-nen zahlreichen Sensoren die Herz-frequenz und Atmung des Schläfers sowie seinen Schlafzyklus. So kann das Laken innerhalb eines festgeleg-ten Zeitfensters den Wecker in einer leichten Schlafphase klingeln las-sen, statt den Besitzer aus dem Tief-schlaf zu reißen.

Stoffe mit Gehirn

Moderne Textilien beeindruckten bisher schon durch faszinierende Funktionen wie Wasserundurch-lässigkeit, Atmungsaktivität, Feu-erfestigkeit und Reflexionsvermö-gen. Nun wird das Spektrum ihrer Eigenschaften durch miniaturisier-te elektronische Hightech-Kompo-nenten, von denen viele in Reinräu-men produziert werden, in ein neue Dimension ausgeweitet: Waschbare Chips, Sensoren, Aktoren und lei-tende Fasern hauchen den gewöhn-lichen Stoffen Hirn ein.

„Die Textilien werden smart“, sagt Ivana Cujic vom Institut für Tex-tiltechnik der Rheinisch-Westfä-lischen Technischen Hochschule (RWTH) im westdeutschen Aachen. „Sie können messen, prüfen und überwachen, ihre Energie selbst er-

zeugen, Substanzen abgeben und mit der Umgebung, mit Menschen und untereinander kommunizie-ren.“ Denkbare Anwendungen sind nach Aussagen der Forscherin zum Beispiel Autogurte mit integrierten Mikrofonen, die Hands-Free-Syste-me – also handfreie Systeme - er-möglichen, Sportlershirts, die die Herzfrequenz überwachen, oder auch intelligente Feuerwehranzü-ge, die den Feuerwehrmännern in rauchgefüllten Häusern den Weg nach draußen aufs Visier projizie-ren. Und die zusätzlich vor dem Anstieg giftiger Stoffe warnen, die unter Umständen mit unterschied-lichen Löschmitteln bekämpft wer-den müssen.

Weltmeister dank gestricktem Schuh

Technische Textilien erobern im Alltag immer mehr Anwendungs-bereiche und ersetzen dabei her-kömmliche Materialien. Beispiele hierfür sind künstliche Arterien in der Medizintechnik, textile Beweh-rungsmaterialien im Betonbau oder Faserverbundwerkstoffe im Fahr-zeugbau. Selbst im Sport setzen sich technische Textilien durch. So wur-de das Siegtor bei der Fußball-WM 2014 von Mario Götze mit einem „ge-strickten“ Schuh erzielt.

Mit der zunehmenden Verbreitung technischer Textilien entstehen

Smarte Textilien denken mit Intelligente Stoffe verändern Medizin, Architektur, Mode und Autoindustrie.

Miniaturisierte Elektronikkomponenten aus dem Reinraum ver-leihen Textilien intelligente Funktionen. Die schlauen Stoffe über-wachen Körperfunktionen, senden Notsignale, navigieren Feu-erwehrleute durch den Qualm und ermöglichen sogar in Autos und Gebäuden nie gekannte Anwendungen.

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»Die Textilien werden smart. Sie können messen, prüfen und überwachen.« Ivana Cujic, Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen

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auch immer neue Herstellungsver-fahren. „Die deutsche Branche gilt hier – auch dank ihrer guten Vernet-zung mit der weltweit einmaligen deutschen Forschungslandschaft – als technologischer Weltmarktfüh-rer“, sagt Jürgen Grebe, Analyst bei der Commerzbank und Autor des aktuellen Branchenberichts „Tech-nische Textilien“. Die Verbindung zur Nutzung und Produktion die-ser Stoffe in Reinräumen liegt auf der Hand.

Textilien mit Farbwechsel

Wer auf die Lösungen und Visionen der Textilbranche schaut, der wird von der Vielfältigkeit der funktio-nalisierten Fasern überrascht sein. Die Fülle an Materialien, Beschich-tungen, Zusammensetzungen und Eigenschaften ist groß. Laut Com-merzbank könnten in einigen Jah-

ren vollkommen neue Produkte wie textile Displays, Textilien mit Farb-wechsel und Selbstreinigungsfunk-tion, energiespeichernde Flächen und selbstheilende Strukturen ent-stehen.

Autositze erstrahlen in sanftem Licht

Solche Innovationen sind für den Fahrzeugbau ebenso interessant wie die neuartigen textilen Flächenelek-troden, an denen die Hochschule Niederrhein arbeitet. Diese könn-ten künftig Fahrzeughimmel und Autositze in sanftem Licht erstrah-len lassen oder Sitz-, Fuß- und Sei-tenverkleidungsflächen beheizen. „Der Technologiesprung für die Au-toindustrie ist beachtlich, denn der Konstruktion und Gestaltung tex-tiler Trägermaterialien sind nun keine Grenzen mehr gesetzt“, sagt Projektleiterin Evelyn Lampe, Hoch-schule Niederrhein.

Der Fachbereich Textil- und Beklei-dungstechnik in Mönchengladbach gehört zu den größten Studienor-ten für den textilen Ingenieurnach-wuchs in Europa. Er kann auf eine 100-jährige Tradition zurück blicken.

Ganz neue Funktionen: Smarte Textilien können auch leuchten. Foto: Messe Frankfurt Exhibition GmbH / Jean-Luc Valentin

Rio de Janeiro, Brasilien, Maracana Stadium: Mit einem gestrickten Schuh aus einem innovativen Materialmix erzielt Mario Götze das Siegtor im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft am 13. Juli 2014 gegen Argentinien. Foto: Ian MacNicol, Getty Images

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Textiles Bauen

Dass sich Textilien auch als Baustoff eignen, zeigte die zweijährlich statt-findende internationale Leitmesse Techtextil im Mai 2015 in Frankfurt am Main anhand von Textilbeton. Fasern aus Glas oder Carbon erset-zen hierbei den Stahl im Beton. Der Vorteil: Textilbewehrungen rosten nicht, halten länger und senken die Sanierungskosten. Seit 2014 ist Tex-tilbeton bauaufsichtlich zugelas-sen. „Ein Meilenstein“, freut sich Roy Thyroff, Geschäftsführer des Tuda-lit-Textilbetonverbandes im sächsi-schen Dresden. Weitere Zulassungen sind bereits in der Pipeline: Aktuell bewertet das Deutsche Institut für Bautechnik komplette Fertigteilga-ragen, Sandwichfassaden und sogar Fußgängerbrücken – Zulassung vor-aussichtlich schon 2016.

Einen weiteren Zukunftsbereich sehen zukunftsorientiert bauende Architekten in der textilbasierten Sensorik. Durch sie könnten künf-tig Gebäudeteile mit intelligenten Zusatzfunktionen wie Beleuchtung, Beheizbarkeit, Messung des Feuchte-gehalts und der Stabilität oder auch Warnung bei Feuer, Rauchentwick-lung oder Wassereintrag versehen werden.

Milliardenmarkt für smart textiles

Nach Einschätzung der Commerz-bank soll der Weltmarkt für tech-nische Textilien von derzeit etwas mehr als 130 Milliarden US-Dollar bis 2018 auf bis zu 160 Milliarden US-Dol-lar anwachsen. Die wichtigsten Ab-nehmer kommen aus den Bereichen Fahrzeugbau sowie Bau- und Geotex-tilien. Auch Ökotextilien, Vliesstoffe und der Hygienebereich gewinnen an Gewicht. Großes Wachstumspo-tenzial wird darüber hinaus den

funktionalen Bekleidungstextili-en vorausgesagt. Laut einer Studie der dänischen Ohmatex ApS soll der Markt für Smart Textiles von 289,5 Millionen US-Dollar im Jahr 2012 auf 1,5 Milliarden US-Dollar bis 2020 an-wachsen. Das größte Wachstum se-

hen die Analysten bei Schutz- und Militärkleidung, bei Sport- und Fit-ness-Bekleidung sowie in der Medi-zintechnik.

Einsatz in der Medizin

Gerade in der Medizin eröffnen sich durch smarte Textilien faszinieren-de Möglichkeiten. Professor Stefan Jockenhövel ist Inhaber eines Lehr-stuhls für Medizin und Leiter des In-stituts für Textiltechnik in Aachen. In dieser sogenannten Brückenpro-

fessur arbeitet er unter anderem an textilunterstützten Implantaten und funktionsintegrierter Kleidung zur Überwachung von Gesundheits-parametern. Letztere könnten nach Jockenhövels Ansicht zum Beispiel auf Intensivstationen die Menge an

Es werde Licht: Die Miniaturisierung der Leuchtdiode macht diese Lichtquellen interessant für die Herstellung von Leuchttextilien. Foto: Ohmatex

Textilbasierte Sensorik kann Ge-bäude beleuchten, beheizen, den Feuchtegehalt messen und vor Feuer, Rauchentwicklung oder Wassereintrag warnen.

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Großgeräten und die Verkabelung der Patienten auf ein Mindestmaß reduzieren. Anwendungen sieht der Experte aber auch im Homeca-re-Bereich: Sensoren in der Matratze oder in der Kleidung eines Patienten könnten dessen Körperfunktionen überwachen und im Notfall schnell einen Arzt verständigen.

Baseballcap misst Hirnströme

Bereits verfügbar an seinem Aache-ner Institut ist ein Baseballcap mit integrierten Elektroden aus silber-beschichtetem Polyamid-Garn. Da-mit lässt sich im Alltag ganz „ne-benbei“ ein Dauer-EEG aufnehmen

(EEG=Elektroenzephalografie, ei-ne Methode zur Messung elektri-scher Gehirnströme). Am TITV, dem Textilforschungsinstitut Thürin-gen-Vogtland in Greiz entwickelten Wissenschaftler einen Smart-Tex-tiles-Handschuh, der die Therapie von Schlaganfallpatienten durch Re-organisation der sensomotorischen Gehirnareale unterstützt.

Das Leben wird einfacherer und sicherer

Auch außerhalb der Medizin gibt es immer mehr smarte Textilanwen-dungen. So entwickelte die Interac-tive Wear AG eine Snowboard-Jacke

mit integrierten Bedienelementen für mp3-Player und Mobiltelefon. Am Textilforschungsinstitut TITV ersannen Forscher unter ande-rem Handschuhe mit eingebauter Heizung. Die Firma Wearable Life Science hat für den Sport- und Li-festyle-Bereich einen Anzug mit Elektroden zur gezielten Muskelsti-mulation im Programm. Und das Modelabel Tommy Hilfiger bietet eine Jacke an, deren eingewebte So-larpanels das Handy aufladen. Eine Jacke ganz anderer Art entwickel-ten Wissenschaftler der Hochschu-le Niederrhein. Sie ist reiß- und schnittfest und kann Taxi- und Bus-fahrer vor Messerattacken schützen. Textilforscherin Eva Lempa sagt: „Wir können noch eine zusätzliche

Begriffs-Wirrwarr: Was bedeutet eigentlich…?

Smart Textiles: Mit diesem Begriff werden Textilien bezeichnet, die die Fähigkeit ha-ben, auf mechanische, elektrische, thermi-sche und chemische Stimuli zu reagieren.SFIT: Dieses Initialwort steht für Smart Fabrics and Interactive Textiles, sie wer-den ebenfalls als Smart Textilien definiert. Wearables: Unter diesem Begriff werden elek-tronische Geräte verstanden, die klein genug

sind, um am Körper getragen zu werden.Interactive Textiles: Hierbei handelt es sich um tragbare Technik, die in ein Kleidungsstück integriert ist oder durch ein integriertes Bedienfeld oder durch Tasten gesteuert wird.E-Textiles: Hiermit sind Textilien ge-meint, deren Fasern über elektroni-sche Eigenschaften verfügen.

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Lage mit einem Sensor einbauen, der bei einer Attacke ein Signal sen-det und einen Notruf auslöst.“

Lösungen für die Industrie

Für die Industrie gibt es ebenfalls interessante Anwendungen. In die Kleidung integrierte RFID-Techno-logie ermöglicht zum Beispiel, fest-zustellen, ob ein Mitarbeiter die vor-geschriebene Schutzkleidung trägt. Bei der RFID-Technologie handelt es sich um Sender-Empfänger-System, das mit Radiowellen automatisch und berührungslos Objekte iden-tifiziert und lokalisiert. Solche Lö-sungen sind beispielsweise für die Zutrittskontrolle in Reinräumen in-teressant. Es ist durchaus denkbar, dass smarte Reinraumoveralls eines Tages die Körpertemperatur ihres Trägers messen und das Ergebnis an die Reinraum-Schleuse senden.

Stellt die Schleuse fest, dass die be-treffende Person Fieber hat, bleibt die Reinraumtür automatisch ver-schlossen, um Krankheitskeime aus dem Reinraum fernzuhalten.

Funkkontrolle für den Mopp

Die dänische Berendsen-Gruppe, ein international führendes Textil-service-Unternehmen, hat ein auf RFID basierendes Textilmanage-mentsystem etabliert. Es gewähr-leistet die vollständige Kontrolle aller eingesetzten Textilien. „Wir können damit in einem einzigen Moment den Inhalt eines ganzen Wäschecontainers scannen“, sagt Erik Otten, Sales & Marketing Ma-nager bei Berendsen. Das sei effi-zient und erspare den Handlings-aufwand bei der Abholung vom Kunden sowie beim Wareneingang in der Wäscherei. Ein weiterer Vor-

teil des Systems sei, dass es zuverläs-sig verhindere, dass ein gebrauchter Overall wieder in die Produktion eingeschleust wird. „Mit diesem Sys-tem könnten wir sogar monitoren, wie lange ein Mopp im Reinraum schon im Einsatz ist und wann der Zeitpunkt für einen Wechsel ge-kommen ist“, berichtet Otten.

Kommunizierender Reinraumoverall

Der Geschäftsführer der Rein-raum-Akademie in Leipzig, Frank Duvernell, kann sich für den Rein-raum noch ganz andere Anwendun-gen vorstellen. „Eine Vision wäre, dass der Overall der Person mit-teilt, ob er korrekt sitzt, ob er schon mal getragen wurde oder wann die nächste Schulung nötig ist.“ Da-rüber hinaus könnte ein smarter Overall einen Alarm auslösen, wenn ein Mitarbeiter zu sehr schwitzt. Ei-

Miniaturisierte Elektronikkomponenten und leitende Fasern hauchen einfachen Stoffen Hirn ein. Foto: Ohmatex

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23ne weitere Idee wäre ein Spiegel, der mit dem Reinraumoverall kommu-niziert und überprüft, ob der Over-all zum Beispiel für die Reinraum-klasse 6 geeignet sei.

Anforderungen an die Elektronik

Um Textilien smart zu machen, müssen die Hersteller von elek-tronischen Bauteilen sowie von Leiter- und Verbindungstechnolo-gien zwei Herausforderungen be-wältigen. Da Kleidung im Gegen-satz zu elektronischen Bauteilen flexibel ist, gilt es sicherzustellen, dass die elektrischen Kontakte bei Bewegungen nicht abreißen. Zum anderen ist die Waschbarkeit der Funktionstextilien bei 90 Grad Cel-sius zu gewährleisten, ohne dass Sensoren und Elektronik in Mit-leidenschaft gezogen werden.

Diese Anforderungen erfüllen mitt-lerweile flexible und dehnbare Subs-trate aus Silikon, Polyurethan und Po-lyimid sowie Textilien, die großflächig Elektronikbaugruppen aufnehmen können. Ebenso verfügbar sind win-zige Sensoren, miniaturisierte Verbin-dungstechnologien, energieeffiziente

Kommunikationselektronik und leis-tungsfähige Energiespeicher, die sich drahtlos aufladen lassen. Damit er-öffnen Smart Textiles und Wearables nicht nur den Textilherstellern, son-dern auch den in Reinräumen tätigen Herstellern von Mikrosystemtechnik einen neuen, großen Markt.

Unter Strom: Wasch- und dehnbare Leiter- und Verbindungstechnologie weitet das Eigenschafts-spektrum technischer Textilien in eine neue Dimension aus. Foto: Ohmatex

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Der größte Entwicklungssprung im weltweiten Wettbewerb um den Operationssaal der Zukunft gelang im sächsischen Leipzig. Hier nahm die Acqua-Klinik im März 2014 das neueste Modell des sogenannten Surgical Deck in Betrieb. So bezeich-net Geschäftsführer und Chefarzt Professor Dr. Gero Strauss den High-tech-Arbeitsplatz für Chirurgen und Anästhesisten.

Dieses weltweit einzigartige Opera-tionssystem sieht aus wie die Kom-mandozentrale eines Raumschiffs. An den Wänden hängen riesige HD-Monitore, den OP-Tisch umge-ben Touchscreens und zu Füßen des Operateurs befinden sich zehn Fuß-tasten, mit denen er zwischen diver-sen Funktionen und Ansichten hin und her schalten kann.

Operieren im nicht sichtbaren Bereich

„Mussten wir früher bei einer Ge-hirn-OP den Schädel öffnen, nut-zen wir heute Körperöffnungen wie die Nase zum Einführen der Instrumente, das heißt, wir ope-rieren im nicht sichtbaren Be-reich“, erläutert Professor Strauss. Möglich wird das Operieren ohne Sicht durch chirurgische Instru-mente, die mit Navigationstech-nik, Abstandswarnern und Sys-temen zur Bildübertragung aus dem Körperinneren ausgestattet sind. „Die optische Auflösung un-serer Endoskope ist so hoch, dass wir kleinste Strukturen so stark vergrößern können, dass man die einzelnen roten Blutkörperchen fließen sieht“, berichtet der Kli-nikchef. Diese Vergrößerung sei äußerst hilfreich, um zum Bei-spiel Tumorgrenzen genau zu er-kennen.

Für eine ruhige Hand beim Schnei-den sorgt ein Micro Manipula-tor. Dieses digitale Skalpell gleicht leichtes Händezittern automatisch aus und ermöglicht so das sichere Operieren selbst an engsten Stel-len. Auf neun Displays stehen dem Chirurgen hierbei aus 40 Daten-quellen aktuelle Bilder aus dem Körperinneren, 3D-Computerto-mographie-Aufnahmen, die Vital-funktionen des Patienten, dessen Krankenakte und vieles mehr zur Verfügung.

Vor fünf Jahren noch nicht möglich

Diese vielfältigen Visualisierungs-möglichkeiten erhöhen die Sicher-heit chirurgischer Eingriffe enorm. Ein Beispiel: Will der Chirurg durch die Nasenhöhle ins Gehirn gelan-gen, muss er im Schädelinneren an der Unterseite des Gehirn eine Fleischschicht durchtrennen, um dann durch den Knochen ins Ge-hirn vorstoßen zu können. Das Pro-blem dabei ist eine Arterie, die nicht sichtbar in der Fleischschicht ver-läuft und die Gehirnhälfte mit Sau-

Digitale Skalpelle Beim Operieren werden Ärzte zunehmend von intelligenten Hightech-Systemen unterstützt oder sogar ersetzt.

Der Chirurgen-Arbeitsplatz der Zukunft hat kaum noch etwas mit dem altehrwürdigen OP-Saal zu tun. Visualisierungssyste-me, Navigationstechnik und Robotik eröffnen dem Operateur völlig neue Möglichkeiten und steigern die Qualität und Sicher-heit seiner Eingriffe.

»So etwas war vor fünf Jahren noch nicht möglich.« Professor Gero Strauss, Acqua Klinik Leipzig

Prof. Gero Strauss. Foto: Acqua-Klinik Leipzig

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erstoff versorgt. „Früher brauchte der Chirurg viel Erfahrung und et-was Mut, um hier zu schneiden. Traf er dennoch die Arterie, gab es für den Patienten keine Rettung“, sagt Gero Strauss.

Das kann im Surgical Deck nicht mehr passieren. Ein Blaufilter, der über das Echtbild gelegt wird, macht die Arterie sichtbar. Zusätzlich be-ginnt das Skalpell zu brummen, so-bald es etwas „Falsches“ berührt, und obendrein zeigt ein Display ex-

akt den Abstand zwischen Skalpell und Artierie an. „So etwas war vor fünf Jahren noch nicht möglich“, betont Professor Strauss.

Steigende Nachfrage bis 2020

Solche zukunftsweisenden Techno-logien sind das Resultat der hohen Innovationskraft der Medizintech-nik-Unternehmen einerseits und der weltweit starken Nachfragen

nach ihren Lösungen andererseits. Laut dem aktuellen „Branchenbe-richt Medizintechnologien 2015“, erstellt vom deutschen Bundesver-band Medizintechnologie in Ber-lin, betrug der Weltmarkt für ent-sprechende Produkte 2012 rund 220 Milliarden Euro. Die USA haben da-ran mit 90 Milliarden Euro mit Ab-stand den größten Anteil. Zweit-größter MedTech-Markt der Welt ist Japan mit rund 25 Milliarden Eu-ro. Deutschland folgt mit rund 22 Milliarden Euro auf Platz drei und

Blick in den OP der nächsten Generation: Der Chirurgen-Arbeitsplatz der Zukunft ist in der Leipziger Acqua-Klinik bereits Realität geworden. Foto: Acqua-Klinik

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ist damit fast doppelt so groß wie Frankreich und drei Mal so groß wie Großbritannien.

Nach einer Studie des Hambur-gischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) wird die Nachfrage nach Medizintechnik bis zum Jahr 2020 in den Schwellenländern im Schnitt jährlich zwischen neun und 16 Pro-zent zunehmen. Für die Industri-eländer geht die Studie von einem jährlichen Wachstum zwischen drei und vier Prozent aus.

Experimenteller Interventionsraum

Die deutschen Medizintechnik-Un-ternehmen können von dem kräf-tigen Wachstum profitieren, so die Autoren der HWWI-Studie. Denn die Nachfrage richte sich vor allem auf Innovationen mit höherer Qua-lität und größerer Produktvielfalt. Davon haben die Unternehmen zwi-schen Nordsee und Alpenrand eini-ges zu bieten, auch dank ihrer en-gen Vernetzung mit der deutschen Forschungslandschaft, die weit vorn mitspielt.

In Mannheim zum Beispiel wur-de im März 2015 auf dem Campus der Universitätsmedizin ein Grün-dungs- und Kompetenzzentrum für Medizintechnologie eröffnet. In des-sen Experimental-OP mit Endosko-pietürmen, OP-Tischen und einem bildgebenden Hightech-Röntgen-system können Unternehmen neue Systeme erproben und ihre Ideen in einer klinischen Umgebung über-prüfen. Für Versuche stehen Kör-pernachbildungen zur Verfügung.

Zu den aktuellen Forschungsvorha-ben am Kompetenzzentrum zählt die Entwicklung eines vernetzten und automatisierten Interventi-onsraums mit einem Leichtbauro-

boter samt Instrumentensystemen für diagnostische und therapeuti-sche Prozesse. Mit diesem Roboter können völlig automatisiert zum Beispiel bestimmte Einstichstellen angesteuert werden, um dort eine Biopsienadel für Gewebeentnah-men einzuführen.

Chirurg operiert mit Roboterarmen

Einen Schritt weiter gehen For-scher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im bayerischen Oberpfaffenhofen. Sie entwickeln zurzeit interakti-

ve Roboterarme, die vom Chirur-gen geführt werden und haptische Rückmeldungen geben. Dieses Tele-chirurgiesystem soll schon in weni-gen Jahren im OP einsetzbar sein. Der Operateur wird dann über zwei Eingabegeräte mehrere Roboterar-me steuern können. Einer der Ar-me trägt eine Endoskopkamera und sendet Bilder aus dem Patienten auf ein 3D-Display. Die anderen Arme sind mit Instrumenten bestückt, die über Sensoren verfügen. Diese las-sen den Chirurgen haptisch spüren, dass er im Gewebe schneidet.

Roboterarme für die Chirurgie wer-den auch im Fokus der weltgröß-

Moderne Operationssäle sind Hightech-Geräteparks. Foto: Messe Duesseldorf / ctillmann

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27ten Medizintechnik-Fachmesse, der „Medica 2015“, stehen. Sie findet vom 16. bis 19. November im westdeut-schen Düsseldorf statt und widmet den neuesten Operationstechniken einen Veranstaltungstag.

Virtueller Assistent empfindet Empathie

Ebenfalls erstaunlich: Die Medi-zintechnik von morgen wird nicht nur zu haptischen, sondern auch zu empathischen Rückmeldungen ans Operations-Team fähig sein. Ein entsprechendes Projekt treiben seit März 2015 das Karlsruher Insti-

tut für Technologie und das eben-falls dort ansässige Fraunhofer-In-stitut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung zusammen mit der Universität Heidelberg voran. Die drei südwestdeutschen Institutionen wollen einen virtuellen Assistenten erschaffen, der die einzelnen Mit-glieder des OP-Teams entsprechend ihrer jeweiligen Aufgaben in Situ-ationen unterstützt, die nicht Rou-tine sind.

Visionär an dem Projekt namens „KonsensOP“ ist, dass sich das System nur dann an die Seite des Chirurgen und seiner Team-Mitglieder stellt, wenn diese Unterstützung benöti-

gen, und zwar ungefragt, proaktiv und empathisch. Der virtuelle Assis-tent begleitet quasi mit geschärften Sinnen die Operation im aufmerksa-men Stand-by-Modus und greift nur bei Abweichungen von der Routine ein. Das sorgt für Sicherheit, vor al-lem bei seltenen Eingriffen und bei unvorhergesehenen Ereignissen. Er-möglichen wollen die Forscher das durch eine neuartige Kombination sensorischer Systeme, die die Emo-tionen der OP-Teammitglieder er-fassen und bei Bedarf das Assistenz-system aktivieren. Dieses kann dann einen alternativen Ablauf anbieten und dabei assistieren..

Der Herbst 2015 steht im Fokus der Medizintechnik

MEDICA 2015: Düsseldorf, 16. bis 19.11.2015 In diesem Jahr werden erneut 4.800 Aussteller aus mehr als 60 Nationen in Düsseldorf auf der Medica erwar-tet. Das Weltforum der Medizin präsentiert neue Produkte, Dienstleistungen und Verfahren für die ambulan-te und stationäre Patientenversorgung. Keine andere Veranstaltung weltweit bietet auch nur annähernd diese Fülle an Innovationen. Eine zentrale Stärke der Medica ist, dass sie sowohl Lösungen für einzelne medizinische Fachdisziplinen als auch den kompletten Workflow der Patientenbehandlung vorstellt.

COMPAMED 2015: Düsseldorf, 16. bis 19.11.2015 Die mit mehr als 700 Ausstellern international führende Fachmesse für die Zulieferer der Medizintechnik findet vom 16. bis 19. November erstmals an vier Tagen komplett parallel zur weltgrößten Medizinmesse, der Medica 2015, in Düsseldorf statt. Gezeigt werden Lösungen für die verschiedensten Anforderungen der Medizintechnikanbieter, von neuen Materialien, Komponenten, Vorprodukten, Verpackungen und Dienstleistungen bis hin zur komplet-ten Auftragsfertigung. Besonders im Trend liegen hier Mikrosystemtechnik-Lösungen für mobile Diagnostik-, Monitoring- und Therapiesysteme.

BIOTECHNICA 2015: Hannover, 6. bis 8. Oktober Die Biotechnica in Hannover gilt als Europas Branchentreff Nr. 1 für Biotechnologie, Life Sciences und Labortechnik. Als einzige Messe bildet die Biotechnica die gesamte Wertschöpfungskette der Biotechnologie ab, von der Grundlagenforschung bis zum fertigen Produkt. Die Messe ist mit mehr als 600 Ausstellern aus 28 Nationen der Treffpunkt für internationale Marktführer, Biotech-Cluster sowie Forschungsinstitute aus ganz Europa.

LABVOLUTION 2015: Hannover, 6. bis 8. Oktober Die neue Messe Labvolution ist die Plattform für die gesamte Welt der Labortechnik. Sie findet parallel zur Biotechnica statt. Ihr Thema ist die gesamte Welt der Labortechnik für Forschungs-, Analyse-, Produktions- und Ausbildungslabore. Hier trifft Forschung auf Industrie. Die Labortechnik-Messe ist zudem Schauplatz ei-ner Weltpremiere: Die Sonderschau „smartLAB - das intelligente Labor der Zukunft“ präsentiert eine Vision des intelligenten Labors von morgen.

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Big Data im OP

Smarte Datenverarbeitung spielt eine immer größere Rolle in der Medizin-technik. Darum hat das Bundeswirt-schaftsministerium das Technologie-programm „Smart Data“ aufgesetzt. Es fördert 13 Projekte, die Lösungen für den Umgang mit großen Datenmen-gen entwickeln. Eines davon ist das Projekt InnOPlan, das von der Karl Storz GmbH & Co.KG im baden-würt-tembergischen Tuttlingen mit fünf Partnern vorangetrieben wird. Ziel ist es, die Prozesse im und um den OP durch intelligente Datenverarbei-tung zu optimieren.

Erforscht wird unter anderem, wie Medizingeräte zu intelligenten Da-tenlieferanten werden können und wie sich aus den unstrukturierten Datenmengen wissenswerte Infor-mationen auslesen und mit Prozes-sen innerhalb und außerhalb des OP vernetzen lassen. „Mit dem Projekt InnOPlan verfolgen wir das Ziel, die bereits sehr leistungsfähigen Medi-zinprodukte so zu erweitern, dass sie nicht nur ihre technische Funktion erfüllen, sondern dass zusätzlich eine Datenintelligenz geschaffen wird, die dabei hilft, klinische Prozesse dank strukturierter Informationen noch vernetzter und effizienter zu gestal-ten“, sagt Norbert Hansen, Senior Pro-jekt Manager bei Karl Storz.

Ohne Tastatur und Maus

Die passgenaue Unterstützung von Chirurgen versucht die Universität Bremen durch Umwandlung von Da-ten in dreidimensionale Informatio-nen noch zu optimieren. „Wir gehen der Frage nach, wie welche Informa-tionen zu welchem Zeitpunkt op-timal als Bilddaten während einer laufenden OP zur Verfügung gestellt werden können“, sagt Projektleiter Ron Kikinis. Der Informatikprofessor

der Universität Bremen ist zugleich Professor für Radiologie an der Har-vard Medical School in Boston sowie Institutsleiter von Fraunhofer ME-VIS. Er gilt als Pionier der computer-gestützten Medizin und gründete in Boston das Surgical Planning Labo-ratory.

Dank der Bremer Wissenschaftler werden die Chirurgen eines Tages, wenn sie etwa bei einer Tumor-OP am Gehirn durchs Mikroskop schau-en, dreidimensionale Informationen eingespielt bekommen. Zudem er-möglichen die interaktiven Syste-me, dass der Chirurg sich mit beiden

Händen dem Eingriff widmen kann, während er die um ihn herum ins-tallierte Hardware über Gesten oder Sprache steuert. Tastatur und Maus werden überflüssig.

Telemedizin im Kommen

Dass die Innovationen rund um den OP der Zukunft auch die Ver-sorgung von Patienten außerhalb des Krankenhauses verbessern, ist ein weiteres Ergebnis der Di-gitalisierung. Ärzte können bei der Behandlung schwerstkran-ker Patienten durch virtuelle Zu-

Navigierte robotergestützte Platzierung einer Nadel, demonstriert an der Nachbildung eines menschlichen Körpers. Foto: Fraunhofer IPA

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29schaltung von Fachkollegen auf Intensivstationen kritische Situ-ationen vermeiden. Projekte in den USA belegen das bereits. Vor-reiter in Deutschland ist das Uni-versitätsklinikum in Aachen. „Mit der Telemedizin stehen wir an der Schwelle zu einer neuen Ära in der intensivmedizinischen Behand-lung“, betont Professorin Thea Koch, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin.

Echtzeitübertragung der Patientenwerte

Profitieren werden hiervon die Pa-tienten in kleineren Krankenhäu-sern. Diese Einrichtungen haben den Vorteil der Nähe zum Wohn-ort und zur Familie, können aber bisher im Ernstfall nicht die Ver-

sorgungsqualität einer Universi-tätsklinik bieten. Denn hierfür ist die 24-Stunden-Anwesenheit eines erfahrenen Facharztes mit der Zu-satzqualifikation Intensivmedi-zin nötig.

Dieses Problem löst künftig die Telemedizin. Wie das funktio-niert, zeigt das deutschlandweit erste telemedizinische Modellpro-jekt TIM (Telematik in der Intensi-vmedizin). Das Aachener Universi-tätsklinikum ist hierbei über eine verschlüsselte Datenleitung mit zwei Krankenhäusern in der Re-gion verbunden. So können deren Ärzte im Krisenfall auf erfahre-ne Intensivmediziner zurückgrei-fen. Durch Echtzeitübertragung der Patientenwerte unterstützen die Experten ihre Kollegen vor Ort bei wichtigen Entscheidungen in Sekundenschnelle.

Noch steckt die Telemedizin in den Kinderschuhen. Ihre Erfolge in der Intensivmedizin indes sind unbe-stritten. Internationale Studien belegen, dass teleintensivmedizi-nische Maßnahmen die Sterblich-keitsrate deutlich senken und den Krankenhausaufenthalt der Pati-enten verkürzen. Dadurch sinken auch die Behandlungskosten. Dem technischen Einsatz sind kaum Grenzen gesetzt. Patienten und Ärz-te können gespannt sein, die Aus-sichten sind vielversprechend. „Die Daten zeigen deutlich das Potenzi-al, das in der Teleintensivmedizin steckt“, bilanziert Thea Koch. „Keine andere medikamentöse oder techni-sche Innovation der letzten 20 Jahre lieferte ein auch nur annähernd be-eindruckendes medizinisches und wirtschaftliches Ergebnis. Jetzt müs-sen nur noch die richtigen Weichen gestellt werden.“

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Wie oft sind Sie unterwegs? Im Schnitt zwei bis dreimal in der Wo-che, um Schulungen und Beratun-gen für unsere Kunden durchzu-führen. Auch Vorträge rund um die Themen manuelle Reinigungsgerä-

te für die Reinraumreinigung ste-hen auf dem Programm.

Was ist dabei Ihr liebstes Fortbe-wegungsmittel? Das Flugzeug – am liebsten selbst gesteuert. Ich fliege

sehr gern und habe das Glück, einen kleinen Flugplatz vor der Haustüre zu haben, bei dem man sich Flug-zeuge leihen kann. Beruflich fahre ich allerdings doch mehr Auto.

Unterwegs mit... Dietmar Pfennig, Pfennig Reinigungstechnik GmbH

Dietmar Pfenning ist Geschäftsführer der Pfennig Reinigungstechnik GmbH. Das Unternehmen im süddeutschen Durach, Landkreis Oberallgäu, entwickelt, produziert und vertreibt Werkzeuge für Reinigung von Gebäuden. Hinzu kommt ein breites Spektrum an Produkten für die Reinigung von Reinräumen der pharmazeutischen, kosmetischen und chemischen Industrie sowie von Pro-duktionsräumen der Halbleiterindustrie.

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31Worauf legen Sie beim Reisen wert? Auf eine möglichst hohe Durch-schnittsgeschwindigkeit… (lacht). Natürlich sind freie Straßen wich-tig, da Pünktlichkeit und Zuverläs-sigkeit für eine gute Arbeit notwen-dig sind.

Was darf unterwegs nie fehlen? Die Sonnenbrille, gute Hörbücher und die neueste Ausgabe des Spiegel.

Welche Musik hören Sie auf Reisen? Ich höre sehr viele Hörbücher. Und ich mag Soul aus den 60er und 70er Jahren.

Welche Länder und Regionen ste-hen bei Ihren Reisen am häufigsten auf der Liste? Deutschland in sei-ner ganzen Länge und Breite, die Schweiz, Italien, Großbritannien und auch Österreich.

Können Sie vom Tagesgeschäft ab-schalten, wenn Sie unterwegs sind? Ja! Anfänglich war das schwieriger, aber mittlerweile gelingt mir das sehr gut. Ich habe ein tolles Team bei PPS und kann mich darauf ver-lassen, dass das Tagesgeschäft läuft.

Wie gelingt Ihnen das Abschalten am besten? Wenn ich unterwegs bin, lese ich viel oder höre meine Lieb-lingssongs. Abends im Hotel zu sit-zen und entspannt Musik zu hören oder zu lesen, ist für mich Entspan-nung pur. Und an den Wochenen-den verbringe ich die Zeit mit mei-ner Familie.

Welche Reiseziele favorisieren Sie und warum? Italien. Wegen der Land-schaft, dem Wetter, dem Essen, dem Wein, den Menschen… Italien ist toll.

Was würden Sie als Erstes ändern, wenn Sie die unbegrenzte Möglichkeit dazu hätten? Ein Überholverbot für LKW auf zweispurigen Autobah-nen… (lacht). Nein, große Verände-rungen durchzuführen, wird mir nicht vergönnt sein. Ich kann ver-suchen, alles, was in meiner Kraft steht, positiv zu verändern, sprich das Unternehmen, die Kollegen und die Familie weiterhin zu stärken. Und mit unserer Stiftung, die sich für stärkeren Zugang für Kinder zu Bildung einsetzt, können wir auch viel Gutes auf den Weg bringen.

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Science & TechnologyTechnologie in Kürze

Neues OP-Zentrum für Universität München

Hochleistungs-OP-Säle | Am Campus Großhadern des Universitätsklinikums München ist nach sechsjähriger Bau-zeit ein neues Hochleistungs-OP-Zen-trum entstanden. Es verfügt neben der OP-Peripherie wie Sterilfluren, Ein- und Ausleitungsräumen, Versor-gungsschleusen und Büros über 32 Hochleistungs-OP-Säle, von denen je-der auf einen Fachbereich spezialisiert ist. So befinden sich beispielsweise die Fachbereiche Unfallchirurgie, Gynä-kologie, Urologie, Herz-Thorax-Gefäß-chirurgie und weitere sozusagen Tür an Tür. Der Neubau verfügt außerdem über ein ambulantes OP-Zentrum mit weiteren vier Operationssälen, einer Notaufnahme und einer Sterilisati-onseinheit. Federnführend beim In-nenausbau war die bayerische Lindner Reinraumtechnik GmbH. Der Neubau hat knapp 196 Millionen Euro gekostet und macht den Campus Großhadern zu einem der leistungsstärksten und modernsten in Europa.

Blick in das neue OP-Zentrum in München. Foto: Lindner Group

Computerchip aus Holz

Grüne Elektronik | Ein Computerchip aus biologisch abbaubarer Zellulo-se stellten vor kurzem US-amerika-nische Forscher der Universität von Wisconsin-Madison vor. Der Chip be-steht überwiegend aus Holz und soll helfen, die Umweltbelastung durch Elektroschrott zu reduzieren. Die For-scher ersetzten hierfür das bei Chips üblicherweise verwendete Trägerma-terial durch nanofibrillare Zellulose. Dabei handelt es sich um ein flexibles und biologisch abbaubares Material aus Holzfasern. Dank dieses Substrats können die Chips den Forschern zufol-ge künftig einfach im Wald von Pilzen zersetzt werden. Das Zellulosemateri-al sei im Gegensatz zu heutigen erdöl-basierten Trägermaterialien so sicher wie Biodüngemittel.

Neues Material zur Herstellung künstlicher Blutgefäße

Polyurethan-Adern | Die Technische Universität Wien und die Medizini-sche Universität Wien haben gemein-sam künstliche Blutgefäße entwickelt, die im Lauf der Zeit vom Körper abge-baut und durch eigenes Gewebe ersetzt werden. Die künstlichen Adern beste-hen aus neu entwickelten thermoplas-tischen Polyurethanen. Ihre Wand ist der von natürlichen Blutgefäßen sehr ähnlich. Das Polymer-Gewebe ist leicht porös. Dadurch sickert zunächst etwas Blut hindurch, was das Einwandern

körpereigener Zellen begünstigt. Nach und nach besiedeln immer mehr kör-pereigene Zellen die Gefäßprothese und wandeln diese in körpereigenes Gewebe um. Am Ende des Umbaupro-zesses ist wieder ein natürliches, voll-ständig funktionsfähiges Blutgefäß vorhanden. Im Experiment mit Ver-suchstieren war die neue Methode be-reits sehr erfolgreich.

Synthese der bioabbaubaren Polymere im Labor an der TU Wien. Foto: TU Wien

Hightech-Waschmaschine für Reinraumbrillen

Durchblick | Mit einer neuen High-tech-Brillenwaschmaschine am Standort Reutlingen (Baden-Würt-temberg) erweitert das Unterneh-men Initial Cleanrooms jetzt sein Serviceangebot im Bereich Rein-raumtextilien. Auf Kundenwunsch dekontaminiert und sterilisiert Ini-tial Cleanrooms ab sofort Brillen für den Einsatz in Reinräumen. Während des Waschprozesses werden auch Mi-kroorganismen, die sich eventuell auf der Brille befinden, sehr stark redu-ziert. Die validierte Reinraumwasch-

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33maschine für Brillen sorgt durch standardisierte Prozesse im Gegen-satz zu der sonst üblichen manuel-len Sprühdesinfektion der Brillen für jederzeit reproduzierbare Wa-schergebnisse. Zudem bleiben die Brillen kratzfrei und ohne milchige Eintrübungen. Mit der neuen High-tech-Waschmaschine lassen sich auch Gummischuhe und in Rein-räumen zu tragende Clogs reinigen.

Die neue Brillenwaschmaschine beim Wechsel des Waschkorbs. Foto: Rentokil Initial

Nordkorea will Wundermittel gegen Mers haben

Impfstoff | Während Südkorea mit dem größten Mers-Ausbruch (Mers zählt wie der Sars-Erreger und vie-

le Erkältungsviren zu den Coron-aviren) außerhalb der arabischen Halbinsel kämpft, will Nordkorea ei-nen Wunder-Impfstoff gegen Mers, Ebola und HIV entwickelt haben. Die Substanz namens Kumdang-2 soll nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Korean Central News Agency, der KCNA, auch Tuber-kulose und Krebs heilen sowie gegen Schwangerschaftsübelkeit helfen. Entwickelt wurde Kumdang-2 vom nordkoreanischen Pharmakonzern Pugang. Das Medikament soll neben Ginseng-Extrakten auch Elemente seltener Erden enthalten. Laut KC-NA wurde seit 1989 an der Wunde-rimpfung gearbeitet. Berichtet wird immer wieder über revolutionäre Entwicklungen Nordkoreas, stich-haltige Beweise oder relevante Stu-dienergebnisse werden von der KC-NA nicht geliefert.

Sensoren für die Industrie 4.0

Kooperationsprojekt | Die Entwick-lung kostengünstiger Sensorsyste-me für die Kontrolle, Sicherung und Steuerung von Produktionsstrecken ist das Ziel eines gemeinsamen Pro-jekts des Freiburger Fraunhofer IAF (Institut für Angewandte Festkör-

perphysik) und der DHWB Lörrach (Duale Hochschule Baden-Württem-berg). Die beiden südwestdeutschen Institutionen wollen mit den neuen Sensoren vor allem kleine und mitt-lere Unternehmen auf dem Weg in die Industrie 4.0 unterstützen. Ei-nen Forschungsschwerpunkt bildet dabei die Radar-Sensorik, die auch unter extremen Produktionsbedin-gungen wie Hitze, Rauch oder Ne-bel zuverlässige Abstandsmessun-gen liefern soll. Ferner richten sich

DHBW-Präsident Prof. Reinhold R. Geilsdörfer (re.) informiert Baden-Württembergs Wirt-schaftsminister Nils Schmidt (li.) über Kristallwachstumsverfahren für Radar-sensorik. Foto: Fraunhofer IAF

die Forschungen darauf, Oberflä-chen zukünftig im laufenden Pro-duktionsprozess mit Hilfe von La-ser-Sensorik auf Verunreinigungen aller Art kontrollieren zu können.

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„Fragen Sie fünf Leute zu Farbe und Design im Reinraum und Sie be-kommen fünf Meinungen, aber der Kompromiss ist immer weiß“, kon-statiert Frank Duvernell. Der Ge-schäftsführer der profi-con GmbH Contamination Control in Leipzig weiß, wovon er spricht, denn er hat viele Reinräume in Deutschland, Österreich und der Schweiz von in-nen gesehen. Sein Unternehmen ist spezialisiert auf die professionelle Reinigung von Reinräumen – und die sind fast immer weiß.

Als Grund hierfür hört Frank Du-vernell in seinen Kundengesprä-chen stets die zwei gleichen Ar-gumente: „Das haben wir schon immer so gemacht“ und „Das ha-ben wir noch nie anders gemacht“. Solche Aussagen resultieren aus der Tatsache, dass bei der Einrich-tung eines Reinraums die Ingeni-eure das Sagen haben und nicht

der Architekt. Für die Ingenieure haben die technischen Abläufe und Funktionen Priorität, architekto-nische Schönheit steht hinten an. „Das Ergebnis ist dann meist der typische weiße Reinraum mit Glas und Edelstahl“, sagt Duvernell.

Kaffeeküche oft schöner als Reinraum

Doch Farbe und Design sind kei-ne nutzlose Spielerei. Experten für

Arbeitsplatzgestaltung verweisen auf die motivations- und konzent-rationssteigernde Wirkung schön gestalteter Arbeitsumgebungen. Farben und Formen sprechen die Sinne an, sorgen für Wohlbe-finden und erhöhen die Identi-fikation mit dem Unternehmen. Kurioserweise werden solche Er-kenntnisse beim Gestalten einer

Betriebskantine nie angezweifelt. „In den meisten Unternehmen ist die Kaffeeküche schöner einge-richtet als der Reinraum“, weiß Frank Duvernell. Leider werde in den reinen Produktionsumge-bungen aus Kostengründen oft auf Farbe und Design verzich-tet. Dabei seien die Aufwendun-gen hierfür niedriger als gedacht: „Wir haben eine Umfrage ge-macht, was die farbliche Gestal-tung von Wandplatten, Drallaus-lässen, Reinraumkleidung und so weiter kostet. Wir kamen bei al-len Produkten auf maximal zehn Prozent Mehrkosten, wenn über-haupt.“

Kunden wollen immer nur weiß

Warum werden Reinräume dann trotzdem vorzugsweise weiß ge-staltet? Florian Dittel kann sich darauf keinen Reim machen. Der Projektleiter bei Dittel Enginee-ring im oberbayerischen Kochel am See sagt: „Ich habe bei vielen Reinraum-Projekten die Farbge-staltung angesprochen, aber die Kunden wollten immer nur weiß. Mit Mühe habe ich blaue Fußbö-den durchbekommen.“ Doch für Dittel spielen beim Design von Reinräumen nicht nur Farben ei-ne Rolle. Wichtig seien auch Licht und Luft. „Manche Unternehmer sagen: Wir packen den Reinraum

Schluss mit dem weißen RauschenFarbe und Design im Reinraum erhöhen das Wohlbefinden und die Produktqualität.

Ergonomisch und farbig ansprechend gestaltete Reinräume stei-gern die Konzentrationsfähigkeit, senken die Ausschussrate und reduzieren den Krankenstand. Dabei kostet ein schön designter Reinraum kostet kaum mehr als ein weißer.

»In den meisten Unternehmen ist die Kaffeeküche schöner eingerichtet als der Reinraum.« Frank Duvernell, profi-con GmbH Contamination Control

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in den Keller. Das geht nicht. Sie brauchen Licht und Platz“, betont der MBA Diplom-Ingenieur.

Räume von innen nach außen planen.

Sein Rat lautet: „Planen Sie immer von innen nach außen: erst den Prozess, dann die Umgebung.“ Wer sich zuerst eine Halle kaufe und dann versuche, einen Reinraum hineinzubauen, der könne schnell Probleme mit dem Platz und den Abläufen bekommen. Das Resul-tat seien dann zum Beispiel zu en-ge Schleusen, die den Personen- und Materialfluss behindern, oder auch ungünstige Zonenkonzepte für Materialanlieferung sowie Be-sucher- und Mitarbeiterzugang. „Es ist ein auch großer Unterschied, ob die Leute aus einer Garage kom-men oder ob sie Schneematsch vom Parkplatz mit ins Haus tragen“, be-tont Florian Dittel. Beim Designen eines Reinraumes sei daher im-mer eine ganzheitliche Betrach-tung nötig.

Design und Funktion schließen sich nicht aus

Dass sich ein Reinraum auch mit den darin benötigten technischen Systemkomponenten optisch auf-werten lässt, darauf verweist Tho-mas Christen. Der Mitinhaber und Technische Direktor der vali.sys Gm-bH im schweizerischen Wetzikon, einem Anbieter von Monitoringsys-temen zur Reinraumüberwachung, erklärt: „Die meisten Techniker sa-gen: Es muss erst mal funktionieren, schön sein kann es später. Aber mit Design können sie beides verbin-den.“ Edelstahl zum Beispiel sei zwar teurer als Kunststoff, sehe aber gut aus und lasse sich leicht und zeit-sparend reinigen. Auch verdeckte Kabelführungen, antibakterielle Fo-lien oder berührungslose Bedien-systeme werteten die Arbeitsumge-bung optisch auf.

Natürlich dürfe Design kein Selbst-zweck sein, betont Thomas Chris-ten. Die Kombination „Design top – Funktion flop“ gelte es zu vermei-den. Doch es gebe viele Sensoren,

Displays, Schaltschränke und Zu-trittskontrollen, die schönes Design mit bester Funktionalität verbin-den. So können Türen zum Beispiel mit modernen Handvenenlesern gesichert werden, die gut aussehen, sich flächenbündig einbauen lassen und berührungsfrei zu bedienen sind. „Design schafft eben nur nicht eine angenehme Arbeitsatmosphä-re, es bietet auch funktionelle Vor-teile“, sagt der vali.sys-Mitinhaber. „Einen modern designten Reinraum können Sie sogar als Showroom nut-zen und damit einen Werbeeffekt erzielen.“

Abgrenzung von Bereichen

Für Letzteres eignen sich auch Schnelllauftore. Vollflächig mit ei-nem Bild bedruckt, bringen sie üp-pig Farbe in den Raum. Das hinter-lässt Eindruck bei Besuchern und mindert bei den Mitarbeitern das Gefühl, in sterilen Räumen zu ar-beiten. Auch hier lässt sich Design mit Funktion verbinden, indem die

Es muss nicht immer weiß sein: In Zukunft könnten sich Reinraumwände zum Beispiel in großflächige Displays verwandeln. Die OLED-Technologie (organische lichtemittierende Dioden) macht‘s möglich. Auf den Wänden könnten dann Gemälde, Landschaftsbilder und Musikvideos oder auch Ausschussquoten und Arbeitsanweisungen angezeigt werden. Foto: Archiv

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Gestaltung der Tore mit Bildern, Logos oder Farben zur Abgrenzung von Bereichen genutzt wird. „Denk-bar ist auch, zur Motivation der Mit-arbeiter ein Bild vom Endprodukt auf einem der Tore zu zeigen, also nicht die im Reinraum gefertigte Einspritzdüse, sondern den aller-neuesten Ferrari“, sagt Daniel Grütt-ner-Mierswa. Er ist Key Account Ma-nager EMEA bei Assa Abloy, einem weltweit führenden Hersteller von Schließlösungen und Sicherheits-systemen in Lippstadt.

Der Farbberater und –designer Alfred Schleicher hat dagegen die Wände, Decken und Fußböden im Blick. Er plädiert leidenschaftlich für eine Abschaffung der Farbe weiß auf diesen großen Reinraum-flächen. Und das aus gutem Grund. „So wie eine Kamera keinen Schnee fokussieren kann, kann das Auge keine weiße Wand fokussieren. Die-ses weiße Rauschen überstrapaziert das Auge und führt zur Ermüdung und Unkonzentriertheit der Mitar-beiter“, sagt der Inhaber des „Farba-telier Schleicher“ in Karlsruhe. Er entwickelt seit vielen Jahren Farb-tonkollektionen für Gebäude und Industriearbeitsplätze.

Nur weiß ist wie Tinitus im Ohr

Alfred Schleicher berichtet, dass viele Firmenchefs einwenden, ihre Mitarbeiter hätten sich an die wei-ßen Wände gewöhnt. „Das stimmt zwar“, sagt der Experte, „aber was passiert mit den Mitarbeitern lang-fristig?“ Eine Farbe schaffe immer auch eine Arbeitstemperatur. Es habe Auswirkungen, wenn die Leu-

te dauerhaft überhitzt oder unter-kühlt werden. Es habe auch Aus-wirkungen, wenn Mitarbeiter viele Stunden vor blauem Hintergrund mikroskopieren und beim Hoch-schauen ein Nachbild auf der wei-ßen Wand sehen. „Hier muss man überlegen: Welche Farbe schluckt das Nachbild, damit das Auge re-generieren kann? Welche Ar-beitstemperatur soll farblich über-setzt werden?“, sagt Schleicher.

Dank der Forschung sei man heu-te in der Lage, Licht und Farben so einzusetzen, dass sie positive Wir-kungen erzielten.

„Wenn der Raum nur weiß ist, dann ist das wie nur ein Musikton, wie Tinitus im Ohr. Ich will aber ein Sinfoniekonzert haben“, sagt der Experte. Er empfiehlt aufein-

Weiße Decke, weißer Boden, weiße Overalls: Die monochrome Umgebung ermüdet das Auge, senkt die Konzentrationsfähigkeit und erhöht die Fehlerquote. Laut Umfrage zufolge kosten farbige Wandplatten, Drallauslässe, Overalls und so weiter maximal zehn Prozent mehr, wenn überhaupt. Foto: Archiv

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»Wenn der Raum nur weiß ist, dann ist das wie Tinitus im Ohr.« Alfred Schleicher, Farbberater

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ander abgestimmte Wandfarben, Farbverläufe und kontrastierende Farbkanten. Sie böten dem Auge die nötigen Fokussierungsmöglich-keiten und wirkten der Überstrapa-zierung und Ermüdung entgegen. „Eine rhythmisierende Farb- und Lichtplanung beseitigt die Mono-tonie, erhöht die Aufmerksamkeit und senkt die Fehlerquote“, betont Schleicher. Farbtupfer ließen sich aber auch über Monitore in den Reinraum bringen. Diese könnten Aquarien, Feuer, Blumen, Nach-richten oder Landschaften zeigen. „Seien Sie innovativ, das Thema ist vielfältig“, ermuntert der Farbbe-rater.

Farben sorgen für Orientierung, Abgrenzung und Information

Farben sorgen zudem für Orientie-rung, Abgrenzung und Informati-on. So lassen sich allein schon durch unterschiedliche Bodenfarben be-stimmte Bereiche optisch voneinan-der abgrenzen. Auch unterschied-

lich gefärbte Reinraum-Overalls erzeugen sofort eine ganz andere Wirkung als weiße Arbeitskleidung in weißen Räumen. Mit verschie-denfarbigen Overalls könnten zum Beispiel die Mitarbeiter einzelner Abteilungen oder auch Besucher kenntlich gemacht werden.

„Viele Unternehmen nutzen ihre Firmenfarben an den Außenfassa-den, im Eingangsbereich und in den Treppenhäusern. Was spricht dage-gen, auch die Reinräume so zu ge-stalten?“, fragt profi-con-Geschäfts-führer Frank Duvernell. Ihm fallen beim Thema Design und Funktion noch ganz andere zukunftsweisen-de Ideen ein. Glaswände zum Bei-spiel könnten durch OLEDs (orga-nische lichtemittierende Dioden) in großflächige Infowände verwan-delt werden.

Der Reinraum von morgen holt die Welt hinein

„Die Mitarbeiter sind im Reinraum den ganzen Tag von der Außenwelt

abgeschottet. Über solche Infodis-plays könnten sie Nachrichten an-gezeigt bekommen oder Musikvi-deos oder die Ausschussquoten oder Arbeitsanweisungen“, blickt Duver-nell in den Reinraum von morgen. Sogar Schulungen, wandfüllende Landschaftspanoramen oder gar die Finanzierung des Reinraums über eingeblendete Werbung sei-en technisch möglich. Das sei alles keine Zukunftsmusik mehr, denn die Technologien seien verfügbar, so der profi-con-Gründer. „Egal, wie Sie diese Möglichkeiten im Reinraum nutzen, es wird immer Leute ge-ben, denen das nicht gefällt. Aber es gibt noch mehr, denen das wei-ße Rauschen nicht gefällt. Und da-gegen lässt sich heute vieles unter-nehmen.“

Um Unternehmen zu würdigen, die bei diesem Thema vorangehen, hat die ReinraumAkademie in Leipzig beschlossen, den schönsten Rein-raum auszeichnen. Der Design Award soll erstmals am 28. Oktober auf der Cleanzone 2015 als Sonder-preis des Cleanroom Awards verge-ben werden.

Arbeit im Reinraum: Was sie belastend macht und was dagegen hilft

Stressfaktoren im Reinraum • Helle Dauerbeleuchtung ermüdet die Augen• Gleichbleibender Luftdruck führt zu schnellerer Ermüdung• Reinluftklima ist als Dauereinfluss problematisch für die Atemwege• Anonyme Atmosphäre durch

Reinraumkleidung und Masken• Schichtbetrieb belastet den Biorhythmus• Mangelnde Fokussierungsmöglichkeiten,

das sogenannte „weiße Rauschen“, überstrapazieren das Auge

• Vorgegebene Abläufe unterdrücken selbstständige Willenshandlungen und können zu Stress-Gefühlen führen

Lösungsmöglichkeiten: Farben ...• verbessern die physiologischen Gegebenheiten• sorgen psychologisch für ein angenehmeres Arbeitsumfeld• bewirken Wohlbefinden und damit entspannteres und produktiveres Arbeiten• sorgen für eine höhere und längere Konzentrationsfähigkeit• führen zu einer geringeren Ermüdung • vermindern Fehlerquellen und Ausschuss

Quelle: Alfred Schleicher, www.reinraumdesign.de

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Den Mitarbeitern im Reinraum wird schon beim Betreten ihrer Hightech-Arbeitsplätze durch das Anlegen ihrer besonderen Arbeits-bekleidung die Wichtigkeit ihrer Tätigkeit bewusst gemacht. Ein Ge-fühl, das durch die Komplexität der teuren Anlagen noch verstärkt wird. Allerdings sind die Mitarbeiter im Reinraum einigen körperlichen und mentalen Belastungen ausge-setzt. Sie müssen sich dem Rhyth-mus der Produktion unterwerfen, das spezielle Reinraumklima ertra-gen und eine große Produktverant-wortung übernehmen, denn jeder Fehler kann einen großen Schaden für das Unternehmen nach sich zie-hen.

Doch damit nicht genug. Die Schich-tabfolge belastet den Biorhtythmus, weil die monotone und monochro-me Beleuchtung die Empfindung für den Tag-Nacht-Wechsel aus-schaltet. Zusätzlich verursacht das meist komplett weiße Arbeitsum-feld physiologische Probleme bei den Mitarbeitern, und zwar: Es gibt nur wenige Fokussierungspunkte für das Auge. • Die geringen Kon-traste bedeuten eine erhöhte An-strengung für das Auge. • Das Auge muss immer wieder nachfokusie-ren, was zu frühen Ermüdungen führt. • Es fehlt der vom vegetati-ven Nervensystem benötigte Wech-sel zwischen Anspannung und Ent-spannung.

Die Folge: Das Arbeiten im Rein-raum ist geprägt von anhaltend ho-her Anspannung und Konzentrati-on bei gleichzeitig einschläfernder Monotonie. Durch den überwie-gend monochromen und damit monotonen Gesamteindruck wer-den die Mitarbeiter zwar zu großer Konzentration befähigt, anderer-seits birgt diese einseitige Konzen-tration ohne jeden Rhythmus mit der Zeit die Gefahr des Unachtsam-werdens. Infolge der zunehmenden Unkonzentriertheit steigt das Risi-ko für Unfälle und Schäden durch Stolpern, Umknicken, Stich- und Schnittverletzungen (Slizium-Split-ter), Chemikalienkontakt und so weiter an. Lösen lassen sich diese Problem durch einen sinnvollen und rhyth-misierenden Farb- und Lichtein-satz im Reinraum. Er wirkt der Monotonie entgegen, erhöht die

Über die Wirkung von Farbe im ReinraumEin Gastbeitrag von Alfred Schleicher, Experte für Farbpsychologie

Die wenigsten Reinraumbetreiber berücksichtigen, dass ein kom-plett weißes Arbeitsumfeld physiologische Probleme bei den Mit-arbeitern verursacht. Ein sinnvoller Farbeinsatz verbessert das Arbeitsklima und reduziert die Fehler- und Unfallrisiken.

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Zur PersonDer Farbberater und –designer Alfred Schleicher ist Inhaber des „Farbatelier Schleicher“ in Karlsruhe. Er studierte bei der International Association of Colour-Consultants in Salzburg mit den Schwerpunkten Farbenpsychologie, Farbdesign und Farbensystematik. Alfred Schleicher entwickelt Farbtonkonzepte für öffentliche Gebäude und Wohnsiedlungen sowie für Industriearbeitsplätze und hier spezielle für Reinräume.

International Association of Colour-Consultants: Ziel der Experten-Organisation ist die Förderung der effektiven Verwendung von Farbe und die Schaffung einer humanen Umwelt, die den Menschen bei seinen viel-fältigen Tätigkeiten unterstützt.

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Aufmerksamkeit der Mitarbeiter und senkt die Fehler-, Ausschuss- und Unfallquote.

Zum Lichteinsatz: Bisher eingesetz-te Beleuchtungen mit ihrer hohen und gleichmäßigen Lichtleistung sorgen dafür, dass das differenzier-te Sehen schnell ermüdend wirkt. Die Gleichmäßigkeit verstärkt sich noch durch die überwiegend wei-ßen Oberflächen von Decke, Wän-den, Boden und Maschinen. Das menschliche Auge findet buchstäb-lich keine „Haltepunkte“.

Durch eine Rhythmisierung von Licht und Farbe lässt sich eine Dy-namisierung hervorrufen, die sich auf das Befinden der Mitarbei-ter und ihre Arbeitsleistung posi-tiv auswirkt. Denkbar sind hierbei auch farbige Licht-Schwerpunkte. Wir können ganz bewusst dunk-lere Lichtzonen schaffen, die sich zum Beispiel bei Annäherung ei-nes Mitarbeiters aufhellen (Senso-ren). Zudem sollte das Licht den tat-sächlichen Tages- und Nachtverlauf in etwa nachempfinden, um dem Biorhythmus der Menschen zu ent-sprechen.

Eine Kontrastierung im Reinraum lässt sich auch durch Schattenbil-

dung erzielen. Die Beleuchtung, die immer blendfrei sein sollte, kann durchaus so angeordnet werden, dass sich Schatten bilden. Durch das wechselnde Spiel von Licht und Schatten schaltet unser vegetati-ves Nervensystem von Stress- auf Glückshormone um.

Wichtig ist außerdem die Bereit-stellung von optimalen Licht- und Lichtfarbbedingungen an Stellen ohne Tageslicht. Lichtschleusen in Wege- und Schleusenbereichen sor-gen ebenfalls für verhaltensregeln-de Orientierung und Ordnung.Für die Gestaltung von Reinraum-anlagen haben wir spezielle Farb-tonkollektionen entwickelt. Der Einsatz der Farben sorgt für eine op-tische Rhythmisierung des Arbeits-umfeldes durch Architektur, Farbe und Licht und erfolgt nach den Ge-sichtspunkten:

• Reinraumklasse• Raumfunktion• Anlagenfunktion• Anlagengröße• Anlagenstruktur (Sockel, Korpus, Türen)• Proportionen• Umfrageergebnisse bei den Mitarbeitern• Wirkung der Farben

Durch Berücksichtigung dieser Faktoren entsteht im Ergebnis ein sinnvolles Farbkonzert mit objek-tivierten Kriterien, das in seiner Kombination aus Fußboden, Wän-den und Anlagen einen versöhn-lichen, harmonischen Raumklang bildet und den Mitarbeitern einen humaneren Arbeitsplatz bietet. Denn die ordnenden Farbverhält-nisse bringen Leichtigkeit und Klar-heit in den Raum und vermindern den Stressfaktor.

Farbe wirkt nicht nur auf unsere Empfindungen und Sinne, sondern auch auf unser Unterbewusstsein. Eine gekonnte Farbgebung sorgt so-mit für humanere, lebenswertere Arbeitsumfelder. Die Farbgebung sollte aber keine Sa-che des persönlichen Geschmacks des Firmeninhabers sein, sondern sich an der Identität des Unterneh-mens orientieren. Denn durch ei-ne konsistente farbliche Gestaltung des Unternehmens lassen sich be-stimmte Botschaften zugleich nach außen an die Kunden und nach in-nen an die Mitarbeiter senden.

Text: Alfred Schleicher

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„Qualität ist, wenn der Kunde zu-rückkommt und nicht die Ware“, sagt Claudia Pachl. Die geschäfts-führende Partnerin der Avantali-on Consulting Switzerland AG im schweizerischen Luzern betont, dass Qualität erzeugt werden müs-se. Sie könne nicht im Nachhinein ins Produkt hineingeprüft werden. „Ich habe schon oft erlebt, dass so lange geprüft wurde, bis es gut war“, berichtet die Ingenieurin, die über langjährige Erfahrungen als Ma-nagerin und Beraterin in der Phar-maindustrie und Medizintechnik verfügt.

Jedes Unternehmen hat seine Qualitätspolitik –mehr oder weniger professionell

Weil Qualität von verschiedenen Personen verschieden interpre-tiert werde, empfiehlt Claudia Pachl jedem Unternehmen „ei-ne Qualitätspolitik“. Diese müsse von der Geschäftsleitung definiert werden, zur Firmenkultur passen

und von den Mitarbeitern ver-standen werden. „Nur weil etwas in der Arbeitsanweisung steht, heißt das noch lange nicht, dass jeder den Sinn dahinter verstan-den hat“, sagt die Avantalion-Part-nerin.

Statt leerer Worthülsen wie „Der Kunde steht bei uns im Mittel-punkt“ solle die Geschäftsleitung messbare und bewertbare Quali-tätsziele definieren, einschließ-lich klarer Verantwortlichkeiten sowie personeller, finanzieller und zeitlicher Ressourcen. Claudia Pachl rät, die Qualitätsziele s-m-a-r-t zu formulieren: spezifisch,

messbar, ausführbar, relevant und terminiert. Ein schlecht messbares Ziel lautet zum Beispiel: „Schnel-ler durch die Schleusen kommen, um mehr Arbeitszeit im Reinraum zu haben“. Ein konkretes und s-m-a-r-t-e-s Ziel laute dagegen: „Durch adäquate Planung der Schleuse-neinrichtung und Personalflüs-se sowie ein standardisiertes Ankleideprocedere die Zeit zum Einschleusen innerhalb eines Mo-nates dauerhaft um 50% zu redu-zieren.“

Sind messbare Qualitätsziele fest-gelegt, folgt das Überwachen und Nachverfolgen. Dies gelingt am besten durch Festlegen von Teil-zielen und Statusabfragen. „Wenn Sie regelmäßig draufschauen, können Sie bei Abweichungen frühzeitig eingreifen“, sagt Clau-dia Pachl.

Eine reine ManagementaufgabeDas Arbeiten in und mit Reinräumen muss – von der Planung bis zur Reinigung – professionalisiert werden. Nur dann ist eine dauerhaft hohe Produktqualität zu erzielen.

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Steigende Anforderungen an die Qualität vieler Produkte er-höhen den Aufwand für die Messung und Überwachung reiner Produktionsumgebungen. Mit modernen Lösungen lassen sich die erhöhten Anforderungen erfüllen und zugleich die Kosten im Griff halten.

Von der Planung über die Produktion bis zur Wartung - das Betreiben eines Reinraumes

benötigt ein professionelles Management in allen Bereich. Grafik: stockWERK / fotolia

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Richtiges Projektmana-gement spart Kosten

Doch professionelles Reinraumma-nagement beginnt nicht erst mit dem Festlegen und Überwachen von Qualitätszielen. Bereits beim Bau eines Reinraumes lassen sich durch richtige Planung und Pro-

jektabwicklung sowohl Arbeits- und Zeitaufwand als auch Kosten sparen. „Eine Anlage nachträglich in einen bestehenden Reinraum einzubringen, ist schwieriger als man denkt. Der Planungsaufwand hierfür ist nicht geringer als für ei-nen Neubau“, weiß Johannes Möß-lacher. Er ist Projektingenieur für die Planung reinraumtechnischer Anlagen beim Ingenieurbüro Dit-tel Engineering im bayerischen Ko-chel am See.

Selbst solch scheinbar simple Din-ge wie das nachträgliche Anbrin-gen einer Steckdose im Reinraum verursachen erhebliche Mehrkos-ten. „Eine Steckdose, die im Lasten-heft mit einem Euro kalkuliert ist, kann bei einer Installation erst nach der Bauausführung schnell tausend Euro kosten“, sagt Mößlacher. „Denn

der Bertreiber muss die Produkti-on herunterfahren, den Reinraum abschalten, die Kabel verlegen und so weiter.“

Teure Fehler vermeiden

Um solche Fehler zu vermeiden, empfiehlt Mößlacher, vor dem Rein-raum-Bau ein Planungsbüro hinzu-zuziehen, das sich in enger Abspra-che mit dem Bauherren neben der Anlagenplanung auch um die Er-stellung des Lastenheftes und die

Projektabwicklung kümmert. Dies gelte umso mehr, je höher die Rein-raumklasse sei und je mehr Räume und Schleusen sich vor dem Rein-raum befänden. „Wenn da Ände-rungen nötig werden, steigt der Kostenaufwand erheblich“, sagt Mößlacher. Darum sei für ihn das Lastenheft die wichtigste Voraus-setzung, um den Projektablauf ter-min- und kostengerecht zu steuern. Künftigen Bauherren sagt Mößla-cher aus seiner Erfahrung: „Alles, was Sie nicht gründlich planen, holt sie später irgendwann ein.“

Reinraumüberwachung mit dem Tablet

Ist der Reinraum schließlich errich-tet und in Betrieb genommen, ist ein ganzheitliches Reinraum-Monito-ring der Schlüssel zum Erreichen der Qualitätsziele. Eine innovative Lösung hierfür bietet die auf Über-wachungslösungen für Reinräu-me und Labore spezialisierte Briem Steuerungstechnik GmbH. Das Un-ternehmen im südwestdeutschen Nürtingen präsentierte 2013 das ers-te Reinraum-Monitoringsystem, das komplett auf dem Tablet nutzbar ist.

„Die Vorteile eines Monitorings via Tablet sind vielfältig“, sagt Roland Ott von der Briem Steuerungstechnik. Die Anwender hätten permanent Zu-griff auf alle Daten und das System. Sie bekämen die Informationen ge-nau dort bereitgestellt, wo sie aktuell benötigt würden. Das Tablet alarmie-re seinen Nutzer bei Abweichungen im Herstellprozess und biete ihm ne-ben Internetzugang und Mail auch Kommunikationsmöglichkeiten via Facetime, Skype und Co. Statt den Ar-beitsplatz zu verlassen, kann so bei-nahe von Gesicht zu Gesicht kommu-niziert werden. Des Weiteren ließen sich mit dem Tablet die Produktion

»Eine Anlage nachträglich in einen bestehenden Reinraum einzubringen, ist schwieriger als man denkt.« Johannes Mößlacher, Dittel Engineering

Ein ganzheitliches Reinraummonitoring ist der Schlüssel zum Erreichen der Qualitätsziele. Foto: Cleanroom Media

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dokumentieren, Beleuchtungen und Jalousien steuern. „Außerdem zei-gen die auf dem Tablet darstellbaren Raumlayouts, ob in den unbeaufsich-tigten Bereichen alles in Ordnung ist. Falls nicht, kann der Verantwortliche sofort reagieren“, sagt Ott.

Geeignet für alle Reinraumanwender

Die Anbindung der Tablets erfolgt über WLAN und VPN-Tunnel. Ott empfiehlt, gut zu überlegen, wel-cher Mitarbeiter welche Nutzer-rechte erhalten soll: „Gerade bei großen Anlagen sollten Sie den Ein-satz von Tablets eng begrenzen und die Nutzerrechte je nach Anforde-rung und Risikobetrachtung verge-ben.“ Gut zu überlegen sei auch der Aufbau der WLAN-Struktur. Hier gehe es um die Frage, in welchem Bereich welche Geräte eingesetzt werden sollen oder anders ausge-drückt, ob man in jedem Reinraum eine Antenne brauche, die wieder-um Kontaminationen verursachen könne. Keine Entscheidungsfreiheit gebe es dagegen bei der Auswahl der Tablets. „Die Geräte müssen nach-weislich lüfterfrei und gut zu rei-nigen sein, damit keine wichtigen Bereiche kontaminiert werden“, be-tont Ott.

Geeignet ist das Tablet-Monito-ringsystem für alle Reinrauman-wender, von Pharmaherstellern,

Laboren und Apotheken über Kos-metik-, Medizintechnik- und Halb-leiterhersteller bis hin zu Life Science- und Biotechnologie-Un-ternehmen.

Umgang mit Monitoringsystemen

Unabhängig davon, ob das Monito-ring mit Tablets oder stationären Anlagen erfolgt, ist es für das Ma-

nagen des Reinraumbetriebs wich-tig zu verstehen, dass es nicht nur um das Sammeln von Sensordaten geht. Zum Monitoring gehören auch

Datenverarbeitung, Sensorverwal-tung, Fehlermanagement und War-tung. Zu überwachen gibt es viel im Reinraum: die Partikelbelastung der Luft, die Gesamtkeimbelastung im Nachhinein, die Temperatur, die re-lative Luftfeuchte, die Differenzdrü-cke zwischen den Raumzonen und auch die Luftgeschwindigkeiten un-ter Flow-Bereichen. Entsprechend umfangreich sind die Anforderun-gen des Reinraumbetreibers an die Lieferanten von Monitoringsyste-men hinsichtlich technischer Funk-tionen, Support, Bedienbarkeit, Wartung und Unterhalt.

Michael Müller, Geschäftsführer der vali.sys GmbH im schweizeri-schen Wetzikon, kennt die Proble-matik aus seinem Tagesgeschäft. „Beim Verkaufsgespräch gibt es meist keine Probleme, im Betrieb dann schon“, sagt er. Darum sollten Reinraumbetreiber immer diejeni-

gen, die mit dem Monitoringsystem arbeiten sollen, mit an den Tisch holen. Zusammen mit den künfti-gen Bedienern ließen sich die ge-

»Qualitätsziele sollten s-m-a-r-t sein: spezifisch, messbar, ausführbar, relevant und terminiert.« Claudia Pachl, Avantalion Consulting Switzerland AG

Daran ist eine gute Wartung zu erkennen

• die Beratung ist intensiv• die Wartung hat eine hohe Qualität• die Mitarbeiter sind geschult• die Messgeräte sind von höchster Qualität

und funktionieren ordnungsgemäß • das Prüfprotokoll ist umfangreich und nachvollziehbar

Sieht visionär aus, ist aber auch heute schon möglich: Informationsdarstellung im Reinraum per Display. Foto: Cleanroom Media

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43wünschten Funktionen genau de-finieren und das Monitoringsystem optimal planen und ausführen.

Neben optimaler Bedienbarkeit (wenig Schulungsaufwand, selbst-erklärende Oberflächen usw.) soll-ten Betreiber auch auf geringen Wartungs-, Unterhalts- und Rei-nigungsaufwand achten. Wartung und Unterhalt des Systems dürfen die Mitarbeiter nicht zusätzlich be-lasten und nur geringe wiederkeh-rende Kosten verursachen. Für den Alltag heißt das, möglichst selb-stüberwachende Systeme zu nut-zen, genaue Zuständigkeiten in den Wartungsverträgen festzulegen und leicht zu reinigende Oberflächen zu nutzen. „Für die Reinigung ist es au-ßerdem ratsam, Abdeckungen für Sensor-Messköpfe und Partikel-zähler-Probenahmesonden schon in der Bauphase mit einzuplanen“, sagt Michael Müller.

Billige Wartung kann teuer werden

Auf einen anderen Aspekt bei der Wartung verweist Egon Buch-ta. „Seien Sie skeptisch, wenn ein Dienstleister die Wartung zu einem überraschend billigen Preis anbie-tet“, sagt der Geschäftsführer der Ingenieurbüro und Reinraumser-vice Egon Buchta GmbH im süd-westdeutschen Wannweil bei Stutt-gart. Dies könne ein Hinweis auf unzureichende Qualifikationen, falsche Austauschteile und nicht geprüfte Messgeräte sein. „Fragen Sie sich, ob die Qualität der War-tung zum angebotenen Preis ge-währleistet werden kann und for-dern Sie im Zweifelsfall im Vorfeld die Qualifizierungsnachweise der Servicetechniker.“

Eine unprofessionelle Wartung sei oft mit hohen Folgekosten verbun-

den, warnt Egon Buchta, Er nennt als Beispiel einen Hersteller, an des-sen Zytostatika-Sicherheitswerk-bank trotz Filterwechsels die Luft-geschwindigkeit nicht stimmte. Außerdem gab es Schwierigkeiten mit dem Alarmsystem der Werk-bank. Ein Servicetechniker stellte fest, dass die Werkbank Bauteile enthielt, die da nicht hineingehör-ten. Statt patentierter H14-Filterein-heiten waren Standard-H14-Filter eingebaut worden, die geflickt wa-ren, deren angeschweißte Profile durch das Spannen der Filter ge-rissen waren und die sich im Ge-gensatz zu den vorgeschriebenen Filtern nicht kontaminationsarm wechseln ließen. „Das ist so, als ob Sie einen Benziner fahren und Die-sel tanken.“, vergleicht Buchta.

Folgekosten senken

Eine gute Wartung, so der Exper-te, sei an folgenden Punkten zu er-kennen: die Beratung ist intensiv, die Wartung hat eine hohe Quali-tät, die Mitarbeiter sind geschult, die Messgeräte sind von höchster Quali-tät und funktionieren ordnungsge-mäß und das Prüfprotokoll ist um-fangreich und nachvollziehbar. „All diese Punkte sind mit hohen Kos-ten verbunden“, sagt Buchta. „Aber ohne diese Kosten geht es nicht, da der Aufwand für Messung und Prü-fung nimmt ständig zu. Aber er hilft auch, die Folgekosten zu senken.“Doch die Mühe lohnt sich. Denn ein professionelles Reinraummanage-ment garantiert letztlich eine dau-erhaft hohe Produktqualität. Und die ist am Markt mitentscheidend für den Erfolg. Weder übertriebe-nes Sparen noch übereifriges Op-timieren führen zum Ziel. Avan-talion-Chefin Claudia Pachl hat es treffend formuliert: „Qualität ist, wenn der Kunde zurückkommt und nicht die Ware.“

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Die Reinraumtechnologie ermög-licht es, kontrollierte Produktions-umgebungen zu schaffen, in de-nen die zu fertigenden Produkte vor Verunreinigungen durch Par-tikel und Keime, aber auch vor Umgebungseinflüssen wie Tem-peratur und Feuchte geschützt sind. Eine weitere Aufgabe besteht im Schutz der Mitarbeiter durch die Minimierung von Gefahren, die von Substanzen und Mikroor-ganismen ausgehen können.

Doch mit technischen Lösungen allein lässt sich die Funktions-tüchtigkeit eines Reinraums nicht gewährleisten. Studien belegen, dass trotz fortschreitender Auto-

matisierung der Mensch weiter-hin eine der Hauptkontaminati-onsquellen im Reinraum ist.

Hauptkontaminations-quelle Mensch

Darum kommt auch der Rein-raumbekleidung eine große Be-deutung zu. Ein gut durchdachtes Bekleidungskonzept ist die Basis einer zuverlässigen Kontamina-tionskontrolle. Es sollte stets den Produktionsbedingungen ange-passt und auf die spezifischen An-forderungen des Anwenders zuge-schnitten sein.

Aus physiologischer Sicht und aus Gründen der Stoffporosität lässt sich der Mensch nicht vollkommen „par-tikeldicht“ einkleiden. Somit bildet die Stoffoberfläche keine partikel-dichte Barriere, sondern kann nur als eine speichernde Barriere ver-standen werden, deren Eigenschaf-ten sich während des Tragens weit-reichend verändern können.

Filterwirkung der Kleidung erschöpft sich

Was bedeutet dies für die Praxis? Die Kapazität einer Stoffbarriere als temporärer Speicher oder auch Fil-ter erschöpft sich im Laufe der Zeit. Diese Stoffbarriere kann sich somit in eine ergiebige Partikelquelle ver-wandeln, falls sie nicht rechtzeitig und sachgemäß dekontaminiert wird. Folglich ist zur Abrundung des Bekleidungssystems eine dar-auf abgestimmte Dekontaminati-on unerlässlich.

Kleider machen Reinraum-LeuteEin gut durchdachtes Bekleidungskonzept ist für das Arbeiten im Reinraum unerlässlich.

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Moderne Reinraumgewebe gewährleisten die Einhaltung der partikulären und mikrobiellen Grenzwerte im Reinraum. Doch um die Produkte wirklich zuverlässig vor Kontaminationen von außen zu schützen, ist neben hochfunktionellen Geweben auch ein gut durchdachtes Bekleidungsmanagement nötig.

Bekleidungsmanagement: Diese Vorteile bietet ein Leasingsystem• Vor-Ort-Abholung der benutzten Reinraumbekleidung• Dekontamination und Sterilisation nach den gängigen Verfahren• Kennzeichnung der Bekleidung zur Rückverfolgbarkeit

und zur Bestandsverwaltung• Fachgerechte Reparatur oder Ersatz von beschädigter Bekleidung• Verpackung der dekontaminierten Bekleidung

unter Reinraumbedingungen• Rücklieferung der Bekleidung zum Kunden in-

klusive Schrankservice

Nur gute Reinraumkleidung funktioniert über lange Zeit als eine partikelspeichernde Barriere. Foto: Cleanroom Media.

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45Empfehlenswert Bekleidungselemente

Die Grundlage eines Bekleidungs-systems ist die Auswahl des rich-tigen Gewebes und der entspre-chenden Verarbeitungsqualität. Dadurch kann der Gehalt der Rest-kontamination reduziert werden.

Eine Vielzahl von Abhandlun-gen und Leitfäden liefert hierzu hilfreiche Orientierungen. Die Empfehlungen sind stets auf den eigenen Reinraumprozess abzu-stimmen. Auch die Auswahl der Modelle ist stets in Abhängigkeit von den Produktionsbedingungen und den Anforderungen an die Mitarbeiter zu treffen.

Textile Eigenschaften

Für die unterschiedlichen tech-nischen Gegebenheiten im kon-trollierten Produktionsumfeld stehen verschiedene Gewebe zur Verfügung. Sie unterschieden sich durch ihre textilen Eigenschaf-ten wie beispielsweise Gewicht, Gewebeart (Leinwand/Köperbin-dungen), Porengröße (Luftdurch-lässigkeit), ESD-Eigenschaften (Electrostatic Discharge), Abrieb-festigkeit und diversen Ausrüs-tungen (Teflon etc.).

Auf Tragegefühl und Tragekomfort achten

Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Tragekomforteigenschaften. Diese hängen unter anderem von technischen Parametern wie dem sogenannten Wasserdampfdurch-gangswiderstand ab. Je geringer des-sen Wert ist, desto komfortabler ist das Gewebe.

Aussagekräftiger sind jedoch Er-gebnisse aus Tragetest, denn je-der Mensch hat eine individuelle Wahrnehmung von Tragegefühl und –komfort, er muss sich in der Reinraumkleidung wohlfüh-len. Ein weiterer Vorteil von Tra-getests ist die passende Größen-zuordnung der Bekleidungsteile, die nicht immer mit den gängi-gen Konfektionsgrößen für Frei-

Reinraumkleidung muss die Produkte zuverlässig vor der Kontaminationsquelle Mensch schützen. Foto: Cleanroom Media.

Individuelle Modellgestaltungen gewährleisten eine optimale Passform und Funktionalität der Bekleidung. Grafik: basan

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zeitbekleidung vergleichbar sind. In der Regel fällt Arbeitskleidung größer aus. Ob die Kleidung passt oder zu groß ist, macht durchaus einen Unterschied, denn durch die Körperbewegungen entsteht ein sogenannter Pumpeffekt. Dabei wird die Luft zwischen Körper und Reinraumoverall zum Kragen he-rausgepumpt.

Zu einem vollständigen Beklei-dungskonzept für den Reinraum gehört auch die Zwischenbe-kleidung. Sie reduziert das Par-tikelpotenzial bereits unter der Reinraum-Oberbekleidung. Für die Zwischenbekleidung emp-fiehlt sich die Verwendung einer 100-prozentig synthetischen Faser, da diese mögliche Faserbruchstü-cke minimiert oder erst gar nicht entstehen lässt. Zwischenbeklei-dung verhindert, Kontaminati-onen, die auf der normalen Un-terwäsche haften, gar nicht erst mit in den Reinraum zu nehmen. Das Potenzial an Kontaminatio-nen durch Straßenkleidung wird gemeinhin kräftig unterschätzt.

Auch Kleidung muss dekontaminiert werden

Um die Funktionalität der Beklei-dung über eine längere Nutzungs-zeit aufrechtzuerhalten, ist eine fachgerechte Dekontamination in regelmäßigen Abständen erforder-lich. Dies geschieht durch ein beson-deres Waschverfahren, welches sich von allen anderen Reinigungsmetho-den unterscheidet. Hierbei wird we-niger durch mechanische Reibung als vielmehr durch spezielle Spül-vorgänge gereinigt. Die Dekontami-nation erfolgt durch die Verwendung von Reinstwasser, den Einsatz spezi-eller Flüssigwaschmittel, das Trock-nen mit vorgefilterter Luft, ein Finish in speziell dafür eingerichteten Rein-räumen sowie im Bedarfsfall durch eine Sterilisation der Bekleidung im Autoklaven.

Leasingsysteme reduzieren Aufwand

Um die Investition in die Beklei-dung für Reinraumbetreiber im Rahmen zu halten, empfiehlt sich die Nutzung eines Leasingsystems. Der Leasinggeber ist in einem sol-chen Fall eine Reinraumwäscherei,

die die komplette Bestandsverwal-tung der Bekleidung übernimmt und eine kontrollierte und doku-mentierte Dekontamination ge-währleistet. Der Reinraumbetreiber hat den Vorteil, dass ihm die benö-tigte Bekleidung jederzeit in der er-forderlichen Stückzahl, Größe, Kon-fektion und Aufbereitungsart am richtigen Ort zur Verfügung steht. Der Leasinggeber trägt auch Sorge dafür, dass Kreuzkontaminationen im Aufbereitungsprozess und bei der Rücklieferung an den Kunden verhindert und Bekleidungsteile vor dem Verlust ihrer Funktionali-tät ausgetauscht werden.

Mit der Reinraumbekleidung ist es im Grunde wie mit einem Filter. Er muss sorgfältig ausgesucht, gewar-tet, geprüft und bei Bedarf ausge-tauscht werden. Gleiches gilt für die Bekleidung. Soll der „Bekleidungs-filter“ optimal an die individuelle Produktionsumgebung angepasst werden, dann lohnt es sich, in ein maßgeschneidertes Bekleidungskon-zept zu investieren. Die Vorteile lie-gen auf der Hand: Maximaler Pro-dukt- und Mitarbeiterschutz, hoher Tragekomfort, höhere Leistungsfä-higkeit bei den Mitarbeitern und Ef-fizienz in Kosten und Prozessen.

Mit Reinraumkleidung ist es wie mit einem Filter: Er muss sorgfältig ausgesucht, gewartet, geprüft und bei Bedarf ausgetauscht werden. Foto: Cleanroom Media

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Alltag in Afrika, Asien und Latein­amerika: Millionen Kinder vom Lande müssen in fremden Haushalten arbeiten. Vor allem Mädchen schuften unter aus­beuterischen Bedingungen: ohne Bezah­lung, ohne Schutz vor Gewalt, ohne Rechte und ohne die Chance auf Bildung.

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Das bisschen Haushalt …

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„Mein Name ist Damaris Steyerna-gel. Ich bin seit 15 Jahren als phar-mazeutisch-technische Assistentin im Klinikum St. Georg in Leipzig tä-tig. Im GMP-Bereich unserer Kran-kenhausapotheke stelle ich für Früh- und Neugeborene parentera-le Ernährung her. Dabei handelt es sich um Nahrungszubereitungen zur Infusion. Das heißt, ich muss die Sterilität der Nahrung sicherstellen. Dazu arbeite ich im Reinraum.

Die Frühchen-Nahrung muss zu-sätzlich wichtige Nährstoffe, Ka-lorien, Elektrolyte, Vitamine und Spurenelemente enthalten. Sie wird – präzise abgestimmt auf die Bedürfnisse des jeweiligen Babys – von mir selbst hergestellt. Diese

spezifischen Nährlösungen werden den Frühgeborenen und kranken Neugeborenen mittels einer Infusi-on über die Blutbahn zugeführt. So kann sich der noch unreife Magen-Darm-Trakt langsam an die kom-plizierten Verdauungsvorgänge ge-wöhnen.

Infusionen für Frühgeborene dür-fen keinerlei Keime enthalten. Des-halb werden im GMP-Bereich des Klinikums St. Georg die höchsten hygienischen Standards eingehal-ten. Die Luft strömt über Sterilfilter in die Räume und wird kontinuier-lich gereinigt. Hergestellt werden die parenteralen Ernährungslösun-gen in einer Air-Flow-Werkbank, in der die Luft durch Spezialfilter

nochmals hochgereinigt wird. Die Luftbelastung sowie die Tempera-tur und der Druck in den Räumen werden kontinuierlich, das heißt 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr, überprüft.

Auf diese Weise leistet das Klini-kum St. Georg mit seinem neuen GMP-Bereich und der Arzneimit-telherstellung auf höchstem hygie-nischen Niveau einen erheblichen Beitrag zur Arzneimitteltherapie- und Patientensicherheit“.

Was machen Sie da, Damaris Steyernagel?Kurzprofile aus der Reinraumbranche

Damaris Steyernagel ist pharmazeutisch-tech-nische Assistentin (PTA) in der Krankenhaus–apotheke des Klinikums St. Georg in Leipzig, einem Krankenhaus der Schwerpunktversor-gung in Sachsen. Foto: Klinikum St. Georg

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Notwendig geworden war die Neu-fassung, um den aktuellen Stand von Wissenschaft, Technik und gängiger Praxis besser abzubilden als in der bisher geltenden Version aus dem Jahr 2001. Für Unternehmen gilt: Wer bisher schon GMP-konforme Syste-me betreibt, der erfüllt die Anforde-rungen des neuen Annex 15 zunächst auch weiterhin. Die Änderungen und Ergänzungen forcieren aller-dings die langfristige Sicherstellung der Prozesse. Hier werden Unterneh-men zukünftig handeln müssen.

Lebenszyklus

Mit 16 Seiten ist der revidierte An-hang 15 deutlich umfangreicher als sein Vorgänger, wobei vor allem die Regelungen zur Reinigungsvalidie-rung präzisiert und ausgeweitet wur-den. Den Kern des Dokuments bildet jedoch das Konzept des Lebenszyklus-ses. Das Modell kommt dabei sowohl für Geräte, Produkte und Prozesse als auch für die Qualifizierung und Vali-dierung selbst zur Anwendung – mit unmittelbaren Folgen für das Quali-tätsrisikomanagement (QRM): Bereits im Absatz „Allgemeines“ (General) des Annex wird deutlich formuliert, dass sich das QRM durchgängig auf

den gesamten Produktlebenszyklus beziehen soll. Die Risikoanalyse kann somit zukünftig auf Veränderungen im Lebenszyklus reagieren.

Qualifizierung

Der neue Annex schreibt eine User Requirement Specification (URS) vor. Damit werden grundlegende Quali-tätselemente bereits zu Beginn der Qualifizierung eindeutig festgelegt. Die festgelegte URS dient als Refe-renzpunkt und ist über den gesam-ten Lebenszyklus hinweg gültig. Da-durch sollen etwaige Risiken der GMP sowohl möglichst früh im Pro-zess als auch während des gesamten Prozesses identifiziert werden und minimiert werden können. Da die praktische Ausgestaltung und Imple-mentierung der URS extrem von den Bedürfnissen und Produktionsbedin-gungen der einzelnen Unternehmen abhängt, regelt der Annex 15 hier nur die Rahmenbedingungen.

Ein weiteres neues Element, das mit der URS eng zusammenhängt, ist die Design-Qualifizierung (DQ), deren Funktion in einem Abgleich zwischen den gesetzlichen Vorgaben und den Regelungen der URS be-

steht. Zur zeitlichen Integration der Design-Qualifizierung in den Quali-fizierungsprozess macht der Annex 15 jedoch keine Angaben.

Eine weitere Neuerung besteht in einem verpflichtenden Factory Ac-ceptance Test (FAT) vor dem Erwerb neuer Anlagen, insbesondere für sol-che, die auf „neuen“ oder „komple-xen“ Technologien basieren. Da der Annex keine spezifischen Kriterien für diese Technologien nennt, ha-ben die Unternehmen auch hier ei-nen Gestaltungsspielraum, in dessen Rahmen sich zeitgleich mit dem FAT auch IQ- und OQ-Tests durchführen lassen (IQ = Installation Qualifica-tion, OQ = Operational Qualificati-on). Allerdings muss dabei sicherge-stellt werden, dass die qualifizierten Prozesse nicht nachträglich durch Transport und Aufbau beeinträch-tigt werden können.

Validierung

Mit dem neuen Annex 15 ist die re-trospektive Validierung grundsätz-lich nicht mehr zulässig, so dass bis-her nicht validierte Prozesse neu validiert werden müssen. Gänzlich neu ist der Ansatz der Continuous Process Verification (CPV). Auch wenn der Annex keine Vorgaben zur Umsetzung dieses Ansatzes macht, wird deutlich, dass die durchgängi-ge Betrachtung des Herstellungspro-zesses eine systematische Planung be-

Der neue Annex 15:Was ist zu tun?Die wichtigsten Änderungen und Neuerungen im Überblick.

Zum 1. Oktober 2015 tritt die Revision des Annex 15 „Qualifizierung und Validierung“ des EU-GMP-Leitfadens in Kraft. Die Neufas-sung gilt dann verbindlich innerhalb der Europäischen Union und unterstützt die Angleichung an internationale Regularien wie die der US-FDA*.SE

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51reits in der Entwicklung der Prozesse und Produkte verlangt. Trotz des neu-en Ansatzes ist auch die Fortführung der traditionellen 3-Chargen-Validie-rung grundsätzlich weiterhin mög-lich und bedarf nur weniger Modi-fikationen, um den überarbeiteten Vorschriften zu entsprechen. Der so-genannte Hybrid-Ansatz kombiniert Elemente beider Validierungsverfah-ren für die unterschiedlichen Her-stellungsschritte.

Mittels eines Bracketing-Ansatzes kann der Validierungsaufwand neuerdings in bestimmten Fäl-

len reduziert werden. Das ist ei-nerseits der Fall bei nur minima-len Veränderungen am Produkt und andererseits bei der Verlage-rung des Herstellungsortes, wobei jedoch eine tiefgehende Prozess-kenntnis und die Konformität mit den bestehenden Produktzulas-sungen vorausgesetzt werden. Die bisherige Möglichkeit der beglei-tenden Validierung (concurrent validation) ist fortan nur noch in Ausnahmefällen zulässig.

Hinsichtlich der Reinigungs-Vali-dierung werden mit dem neuen Re-gelwerk viele Punkte präzisiert und ausführlicher erläutert. Damit wur-de nicht nur mehr Rechtssicher-heit geschaffen, sondern die recht-lichen Regelungen an die ohnehin mittlerweile vielfach etablierten Verfahren in der Praxis angepasst. Insbesondere berücksichtigt der Annex nun auch folgende Aspek-te: toxikologische Evaluation, die Anwendung von Qualitätsrisikobe-wertungen zur Definition der Rei-nigungsvalidierung sowie automa-tisierte Reinigungsprozesse.

Neben der nun erstmalig offiziell als wichtiges Akzeptanzkriterium ein-geführten visuellen Kontrolle führt der Annex auch die toxikologische Bewertung ein, mit deren Hilfe die Grenzwerte für die Akzeptanz von Rückständen aus dem Vorprodukt festgelegt werden sollen.

Bei der Herstellung in Kampagnen müssen Unternehmen nun für die Reinigungsvalidierung nicht nur den Produktionszeitraum und die Chargenanzahl, sondern auch die

Möglichkeiten der Reinigung zwi-schen den einzelnen Chargen prä-zise definieren.

Eine wichtige Rolle spielt auch die Un-terscheidung und Berücksichtigung unterschiedlicher Automatisierungs-grade bei der Reinigung. Diese sol-len nun ebenfalls in der Validierung berücksichtigt werden: Bei automa-tisierten Prozessen muss die Reini-gungsvalidierung künftig die gesamt spezifische Bandbreite der Produkti-onsmittel einbeziehen, bei manuel-len Prozessen gilt es vor allem, vari-able Faktoren – wie die Mitarbeiter

– zu berücksichtigen, wobei der Vali-dierung stets Worst-Case-Bedingun-gen zugrunde gelegt werden sollen.

*US-FDA: Die Food and Drug Ad-ministration (FDA) ist die zentrale Behörde der USA für Lebensmittel-überwachung und Arzneimittelzu-lassung. Sie kontrolliert nicht nur in den USA hergestellte, sondern auch importierte Produkte.

Text: Thomas Köhler

Die Neufassung des Annex 15 „Qualifizierung und Validierung“ des EU-GMP-Leitfadens unterstützt die Angleichung an internationale Regularien wie die der amerikanischen Food and Drug Administration. Grafik: Weissblick

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Den Cleanroom Award 2014 gewann die Initial Textil Service GmbH für ihren neuartigen

CleanVision-Reinraumanzug. Foto: Sandra Gätke / Messe Frankfurt Exhibition GmbH

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Was kann eingereicht werden? Die ReinraumAkademie sucht für den Cleanroom Award 2015die besten Ideen zu den Themen Innovati-on, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz im Reinraum. Diese müssen über marginale Veränderungen bestehender Produkte und Services hinausgehen. Es spielt dabei keine Rolle, ob die Konzepte bereits um-gesetzt wurden oder erst als Skizze existieren.

Darüber hinaus zeichnet die ReinraumAkademie erstmals den schönsten Reinraum aus. Gesucht sind Bewerbungen von Unterneh-men, deren Reinräume mehr als nur weiße Wände zu bieten haben, sprich deren Design und farbliche Gestaltung zum Wohlbefinden und zur Identitätssteigerung beitragen.

Bis wann kann man teilnehmen? Der Einsendeschluss für die Be-werbungen sowohl für den Cleanroom Award als auch für den De-sign Award ist der 31. August 2015. Teilnehmen können Unternehmen, Institutionen, wissenschaftliche Einrichtungen und Einzelpersonen.

Wohin werden die Unterlagen geschickt? Bewerbungen für den Cle-anroom Award und für den Design Award senden Sie bitte an fol-gende Adresse:

ReinraumAkademie GmbHKennwort „Cleanroom Award“ oder Kennwort „Design Award“Rosa-Luxemburg-Str. 12-1404103 LeipzigTel.: +49 341 98989 302E-Mail: [email protected]: www.reinraum-akademie.de

Cleanroom Award und Design Award: So bewerben Sie sich

Die Bewerbungsphase für den Cle-anroom Award geht in den Ends-purt. Am 31. August 2015 ist Einsende-schluss. Gesucht sind Ideen, die den Unternehmen der Reinraumbran-che einen Wettbewerbsvorteil oder Effizienzgewinn bringen. Bewerben können sich Einzelpersonen, Unter-nehmen und Forschungseinrichtun-gen. Die ReinraumAkademie in Leip-zig sucht wieder pfiffige Ideen zu den Themen Innovation, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz.

Aus allen Bewerbungen, die bis zum 31. August eingereicht werden, wählt eine Fachjury fünf Topkandidaten aus. Auf der Cleanzone können die Fi-nalisten dann ihre Innovationen öf-fentlichkeitswirksam präsentieren. Die „Cleanzone – Internationale Fach-messe und Kongress für Reinraum-technologie“ findet vom 27. bis 28. Ok-tober 2015 auf der Messe in Frankfurt am Main in Halle 4.0 statt. Die Prä-sentationen der fünf Award-Finalis-

ten erfolgen am ersten Messetag. Wer den Cleanroom Award gewinnt, da-rüber entscheiden allein die Messe-besucher. Sie küren per Stimmzettel-wahl die Reinraum-Innovation des Jahrs und damit den Sieger des Cle-

anroom Awards. Diesem winkt ne-ben medialer Aufmerksamkeit für sein Unternehmen und seine Inno-vation auch ein Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro, das die ReinraumAka-demie spendet.

Ein Preis für den schönsten Reinraum

Erstmals wird auf der Cleanzone 2015 ein Design-Award als Sonderpreis des Cleanroom Awards verliehen.

Noch bis zum 31. August kön-nen sich Macher aus der Reinraumbranche mit ihren innovativen Ideen für den Cle-anroom Award 2015 bewerben. Darüber hinaus vergibt die ReinraumAkademie erstmals einen Preis für den schönsten Reinraum. Gesucht sind ab sofort ansprechend gestalte-te Produktionsumgebungen, die mehr als weiße Wände zu bieten haben.

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Design-Award feiert Premiere

Darüber hinaus erwartet die Mes-sebesucher eine Premiere. Erst-mals vergibt die ReinraumAkade-mie auch einen Desgin-Award für den schönsten Reinraum. Er wird als Sonderpreis des Cleanroom Awards verliehen. Der Geschäfts-führer der ReinraumAkademie,

Frank Duvernell, will mit diesem Preis den Blick der Reinraumbe-treiber auf die positiven Wirkun-gen schön designter Reinräume lenken. „Experten haben nachge-wiesen, dass Farbe und Desgin viel zum Wohlbefinden der Mitarbei-ter beitragen. Im Gegensatz zu wei-ßen Arbeitsumgebungen steigen in schön gestalteten Reinräumen die Motivation und die Konzen-

trationsfähigkeit, was zu weni-ger Ausschuss und Krankenstand führt“, betont Frank Duvernell.

Bewerbungen für den neuen De-sign-Award können ebenso wie die Einreichungen für den Cle-anroom Award noch bis zum 31. August 2015 an die ReinraumAka-demie gesendet werden (siehe Kasten auf Seite 53).

Die Reinraummesse Cleanzone, die jedes Jahr im Oktober in Frankfurt am Main stattfindet, bietet neben den Ausstellerpräsentationen ein zweitägiges Kongressprogramm mit hochkarätigen Expertenvorträgen (oben) sowie zahlreiche Podiumsdiskussionen in der Cleanzone Plaza, in diesem Jahr unter anderem zu Nachwuchs, Weiterbildung und Recruiting. Fotos: Sandra Gätke, Messe Frankfurt Exhibition GmbH

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Cleanroom Magazine: Auf der Cle-anzone 2015 wird erstmals ein De-sign-Award für den schönsten Rein-raum vergeben. Welche Kriterien müssen die Bewerber erfüllen?

Beat Toniolo: Wir suchen Unterneh-men, die eine Firmenphilosophie le-ben. Diese sollte sich nicht nur in der Gestaltung der Außenfassade wider-spiegeln, sondern auch am Empfang, in den Treppenhäusern und in unse-rem Fall natürlich auch im Reinraum. Wir suchen also Konzepte, die über Bilder im Flur hinausgehen.

Cleanroom Magazine: Der Sieger des Cleanroom Awards wird vom Messe-publikum gewählt. Wird das beim De-sign Award auch so sein?

Beat Toniolo: Es wäre eine gute Idee, dies analog zum Cleanroom Award zu machen. Unsere Überlegungen hier-zu sind aber noch nicht abgeschlossen.

Cleanroom Magazine: Die meisten Reinräume sind weiß, weil das Rein-heit vermittelt. Wird diese Anmutung durch Farbe nicht zerstört?

Beat Toniolo: In Reinräumen müssen Normwerte eingehalten werden, daher sind viele Reinräume einfach weiß. Ein zweiter Grund ist die Gewohnheit der Menschen. Reinräume sind eben weiß, das war schon immer so. Dies zu än-dern, würde für die Verantwortlichen bedeuten, ihre Sicherheitszone zu ver-lassen. Gewohnheit bedeutet nämlich

Sicherheit. Ich kann aber nur dann zu neuen Sichtweisen kommen, wenn ich meine Sicherheitszone verlasse. An-ders ausgedrückt: Nur, wenn ich Um-wege fahre, entdecke ich neue Wege.

Cleanroom Magazine: Worauf werden Sie bei der Beurteilung der Bewerbun-gen für den Desgin Award besonderes Augenmerk legen?

Beat Toniolo: Für mich ist die Firmen-philosophie wichtig und auch die Vor-geschichte der Umgestaltung, sprich welche Gründe gab es für die jetzige Art der Gestaltung? Wurden die Mit-arbeiter einbezogen oder hat der Chef alles vorgegeben? Wurden vielleicht sogar Künstler angefragt, um mit den Mitarbeitern etwas zu gestalten? Ein weiterer interessanter Aspekt wäre: Ist das geschaffene Design fix oder von Zeit zu Zeit veränderbar?

Cleanroom Magazin: Warum sind aus Ihrer Sicht Farbe und Design im Rein-raum wichtig?

Beat Toniolo: Weil der Mensch eher etwas akzeptiert, wenn es ihm gefällt. In vielen Reinräumen gibt es zu kaltes oder zu helles Licht, dazu die weißen Wände. Farben und freundliches Licht wirken gleich ganz anders auf den Menschen, sie schaffen abwechselnde Reize. Hinzu kommen müssen ergo-nomische Designs. Es nützt ja nichts, wenn alles schön gestaltet ist, aber die Leute durch falsche Körperhaltungen oder Abläufe krank werden.

„Licht und Farbe wirken“Der schweizer Künstler Beat Toniolo unterstützt die Cleanroom Award Jury bei der Auswahl der Kandidaten für den schönsten Reinraum.

Zur Person: Beat Toniolo ist gleich-zeitig ein Weltbürger, ein geborener Schweizer aus dem Kanton Schaffhau-sen und ein echter Wahl-Leipziger. Der Künstler lebt seit 5 Jahren in der säch-sischen Messestadt.

Er beschäftigt sich seit jungen Jah-ren mit Performancekunst in Verbin-dung mit Körperwirkung und Theater, ging aber zunächst den „bürgerlichen Schweizer“ Umweg über eine Lauf-bahn als Sporttherapeut. Hier betreu-te er Teilnehmer an Europa- und Welt-meisterschaften und entwickelte u.a. Programme zur Gesundheitspräven-tion am Arbeitsplatz. Ab 1990 konzent-rierte er sich auf die Ausdrucksformen unterschiedlicher Kunstrichtungen. Seit Mitte der 90er ist er reinweg als Künstler tätig und initiiert Installati-onen, Festivals, Kurzfilme und macht mit provokanten Polit-Performances auf kritische Gesellschaftsthemen auf-merksam.

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Lizenz zum WissenIm Portal www.CL-EX.com steht eine einzigartige Sammlung von Reinraumwissen bereit.

Was taugen Trockendichtungen in Kreuzbandraster-Decken? Welche Anforderungen müssen heutzu-tage Monitoringsysteme erfüllen? Was gibt es Neues bei der Rein-raumbekleidung? Antworten auf diese und viele weitere Fragen bie-tet das Cleanroom Experience-Wis-sensportal www.CL-EX.com. Hier sammelt die Leipziger Reinrau-mAkademie praxisrelevantes Wis-

sen zu allen Aspekten des sicheren Reinraumbetriebs.

Mehr als 70 Gigabyte Wissen

Inzwischen stehen auf dem Wis-sensportal mehr als 70 Gigabyte ge-sammeltes Reinraumwissen für Je-dermann zur Verfügung. Dieses einzigartige Online-Nachschlage-

werk bietet zahlreiche Möglichkei-ten, die eigenen Kenntnisse rund um das Thema Reinraum schnell und unkompliziert zu erweitern. Der Vor-teil für den Nutzer liegt auf der Hand: Musste er sich bisher das benötig-te Reinraumwissen bruchstückhaft von den Internetseiten diverser Her-steller und  Dienstleister zusammen-suchen, steht es nun auf dem Portal www.CL-EX.com an einem Ort gebün-delt, aufbereitet und gut strukturiert zur Verfügung. Mit seinen mehr als 500 Themenbeiträgen stellt das Portal eine einzigartige Sammlung von Rein-raumwissen bereit. Es umfasst Fachar-

Durch den Erwerb einer Lizenz erhält der Nutzer ein Jahr lang Zugang zu Fachartikeln, Videos, Fotos, Grafiken und Checklisten, die er zum Lösen beruflicher Aufgaben oder zur Vorbereitung auf Präsentationen uneingeschränkt nutzen kann.

E-Learning: Wer sich über Reinräume informieren will, der muss nicht mehr unzählige Webseiten diverser Anbieter anklicken. Im Internetportal www.cl-ex.com stehen 70 Gigabyte gebündeltes Reinraumwissen an einem Ort im Internet zur Verfügung. Foto: SolisImages / fotolia

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tikel und Präsentationen, Video-In-terviews mit Experten aus mehreren Ländern, Filmclips, Schulungsmateri-alien, Grafiken, Checklisten und eine Fotodatenbank.

Die Lizenz zum Wissen

Die Nutzung des Portals ist ebenso ein-fach wie kostengünstig. Für nur 98 Eu-ro einmalige Lizenzgebühr erhalten Interessenten nach der Registrierung auf www.CL-EX.com ihren Zugang. Die Lizenz gilt für ein ganzes Jahr. In die-ser Zeit kann der Nutzer auf sämtliche Inhalte zugreifen und diese für seine Arbeit, für Präsentationen, Schulun-gen oder Verträge uneingeschränkt verwenden.  

Die Anmeldung auf dem Wissenspor-tal ist mit keinerlei Risiko verbunden. Denn wer sich als Nutzer auf www.CL-EX.com registriert, der hat zunächst für 48 Stunden kostenfrei die Mög-lichkeit, das Wissensportal ohne Ein-schränkung zu testen. Erst danach wird er per E-Mail um den Erwerb ei-ner Lizenz gebeten. Besteht kein Inte-resse, wird der Zugang automatisch geschlossen.

Lizenzen können nicht nur Einzelper-sonen, sondern auch Unternehmen er-werben. Der Vorteil einer Firmenlizenz liegt darin, dass mehrere Personen gleichzeitig mit dem Cleanroom Ex-perience-Wissensportal arbeiten kön-nen. Insgesamt stehen drei Arten von

Firmenlizenzen zur Wahl: für fünf, zehn und 20 Mitarbeiter. Die Lizenzen kosten entsprechend 440, 780 und 1.450 Euro jeweils für ein ganzes Jahr.

Einfache Navigation

Damit sich Nutzer schnell in dem großen Wissensfundus zurechtfin-den, wurde das Cleanroom Experien-ce-Wissensportal www.CL-EX.com ein-fach und übersichtlich strukturiert, und zwar in die drei Bereiche „Wis-sen“, „Experts Days“ und „Competen-ce Center“. Diese drei Bereiche findet der Nutzer sowohl auf der Startseite als auch auf jeder beliebigen Untersei-te stets oben im Seitenkopf als Button zum Anklicken.

Die Inhalte im Bereich „Wissen“ um-fassen Experteninterviews, Visualisie-rungen, Fotos, Schulungsfilme, Fach-beiträge und vieles mehr. Viele Inhalte können als PDF heruntergeladen und in die eigenen Unterlagen oder Prä-sentationen übernommen werden. Zu-dem besteht die Möglichkeit, relevante Fundstücke zunächst in Sammlungen zu vereinen und erst später zu lesen.

Unter dem Button „Experts Days“ sind alle Veranstaltungen der Reinrau-mAkademie in Deutschland und in der Schweiz veröffentlicht. Der Nutzer des Wissensportals findet hier nicht nur Tagungsinhalte, Termine und Veran-staltungsorte, sondern auch die Mög-lichkeit, seine Teilnahme gleich online

über ein Anmeldeformular zu buchen. Der dritte Bereich „Competence Cen-ter“ informiert über die beiden Clean-room Experience Competence Center in Deutschland und in der Schweiz. Hier stehen Ausstellungs- und Veran-staltungsbereiche, Trainingszentren und Get-together-Bereiche für Tagun-gen, Seminare und Kundenpräsentati-onen zur Verfügung.

Finden statt suchen

Am schnellsten aber funktioniert das Auffinden der benötigten Rein-raum-Informationen über das große Suchfeld oben auf der Startseite www.CL-EX.com. In dem Feld steht: „Welche Reinraum-Themen interessieren Sie?“ Hier können Nutzer beliebigen Frei-text eintragen. Wer gezielter suchen will, kann rechts neben dem Suchfeld auf das Zahnradsymbol klicken. Dar-aufhin öffnet sich ein Menü, in dem durch Anklicken bestimmte Medien, Branchen und Themen vorausgewählt werden können.

Die Nutzer-Lizenz für den Portalzu-gang erlischt nach einem Jahr auto-matisch, falls nicht zuvor eine Ver-längerung für ein weiteres Jahr vorgenommen wird. Informationen über Aufbau und Inhalte des Wissen-sportals www.CL-EX.com bietet auch ein Youtube-Video, dass über den ne-benstehenden QR-Code auf Smart-phones und Tablet angesehen wer-den kann..

E-Learning: Im Internetportal www.cl-ex.com stehen 70 Gigabyte gebündeltes Reinraumwissen zur Verfügung. Foto: SolisImages / fotolia

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NürnbergMainz

Stuttgart

München

Magdeburg

Hannover

ErfurtDresden

PotsdamBerlin

Wiesbaden

Saarbrücken

Bremen

SchwerinHamburg

Kiel

Düsseldorf

Luzern

Basel

Wangen

Chur

St. GallenZürichAarau

SolothurnDelèmont

FreiburgBern

Neuenburg

Konstanz

Lausanne

Genf

Frankfurt am Main

Germany

Switzerland

Leipzig

Messen und Kongresse

06.-08.10.2015SEMICON  Europa Dresden (Deutschland)

10.-14.10.2015AnugaKöln (Deutschland)

Köln

30.09.-03.10.2015exopharm Düsseldorf (Deutschland)

06.-08.10.2015BIOTECHNICA und LABVOLUTION 2015Hannover (Deutschland)

27.-28.10.2015cleanzoneFrankfurt am Main (Deutschland)

18.-20.08.2015China (Guangzhou) International Cleanroom Technology & Equipment Guangzhou (China)

15.-16.09.2015Swiss Medtech Expo Luzern (Schweiz)

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18.–19.11.2015Precision Fair Veldhoven (Niederlande)

10.-13.11.2015productronica München (Deutschland)

München

16.-19.11.2015MEDICA und COMPAMED 2015Düsseldorf (DE)

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Mainz

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St. GallenZürichAarau

SolothurnDelèmont

FreiburgBern

Neuenburg

Konstanz

Lausanne

Genf

Veranstaltungen der ReinraumAkademie (D) und der CleanroomAcademy (CH)REINRAUM-EXPERTENTAGE23.-24.09.2015 | Fitness und Ergonomie im Reinraum | Leipzig (Deutschland)

30.09.-01.10.2015 | Professionelles Reinraummanagement | Wangen an der Aare (Schweiz)

18.-19.11.2015 | Design von Reinräumen | Wangen an der Aare (Schweiz)

24.-25.11.2015 | Reinraumverhalten, Reinigung und Schulung | Leipzig (Deutschland)

TAGESTRAINING PLUS06.10.2015 | Wangen an der Aare (Schweiz)

08.10.2015 | Aschaffenburg (Deutschland)

10.11.2015 | Leipzig (Deutschland)

FACHSEMINARE28.-29.09.2015 | Grundlagen der professionellen Reinraumreinigung | Wangen an der Aare (Schweiz)

11.-12.11.2015 | Grundlagen der professionellen Reinraumreinigung | Leipzig (Deutschland)

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Impressum CLEANROOM MAGAZIN wird herausgegeben und verlegt von der Cleanroom Media GmbHRosa-Luxemburg-Straße 12-1404103 Leipzig Deutschland

Internetwww.cleanroom-media.com

Geschäftsführung Frank Duvernell, v.i.S.d.P.

Leitung Cleanroom Media Maja FrankeTel. +49 341 98989 [email protected]

ChefredakteurFrank BaeckeTel. +49 341 98989 [email protected]

Übersetzung trans-lingo.com

AutorenFrank BaeckeAlfred SchleicherPiet FelberThomas KöhlerFrank DuvernellMaja Franke

Anzeigen Maja FrankeTel. +49 341 98989 [email protected]

Realisierung Wohlfahrt GmbHwww.wohlfahrt.net

Erscheinungsweise vierteljährlich

Auflage 10.000 Exemplare

Druckerei Löhnert-Druck, Leipzig

ISSN  2364-0405

Nachdruck Nachdruck und digitale Verwendung von Beiträgen aus dieser Zeitschrift, auch auszugsweise, nur nach vorheri-ger Genehmigung durch die Redaktion gestattet. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen.

Anmerkung der RedaktionWir danken allen Fotografen für die

redaktionelle Unterstützung. Leider

konnten nicht alle Bild-Urheber

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Eventuelle Ansprüche bleiben

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02

spring 2015

02

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Blossoming NatureDangerousContamination The infl uence of pollen and air humidity on your production

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