Die Erbrechtsreform 2009 Die Erbrechtsreform 2009
Vortrag am 25.03.2009Vortrag am 25.03.2009
IHK des Saarlandes, SeminargebäudeIHK des Saarlandes, Seminargebäude
Rechtsanwalt Karl Michael KrempelRechtsanwalt Karl Michael Krempel
Rechtsanwälte Valentin & Schmieden, Hauptstraße 102, 66128 Rechtsanwälte Valentin & Schmieden, Hauptstraße 102, 66128 SaarbrückenSaarbrücken
Tel. Tel. 0681/7005550681/700555; E-Mail: ; E-Mail: [email protected]@rae-valentin.de
PlanungszielePlanungsziele
Eigene AbsicherungEigene Absicherung Absicherung des Ehegatten o. sonstiger PersonenAbsicherung des Ehegatten o. sonstiger Personen Gleichmäßige Verteilung o. soll jemand bevorzugt Gleichmäßige Verteilung o. soll jemand bevorzugt
werden?werden? Sicherung EntscheidungsgewaltSicherung Entscheidungsgewalt StreitvermeidungStreitvermeidung Vermeidung liquider AnsprücheVermeidung liquider Ansprüche
Die PflichtteilsberechtigtenDie Pflichtteilsberechtigten
* * Für die Pflichtteile der Eltern des Für die Pflichtteile der Eltern des Erblassers Erblassers sowie der Enkel gilt die Einschränkung des sowie der Enkel gilt die Einschränkung des § § 2309 BGB, demnach schließt ein 2309 BGB, demnach schließt ein vorhandener vorhandener näherer Abkömmling näherer Abkömmling entferntere von der Erb-entferntere von der Erb- folge folge aus.aus.
Erblasser Ehegatte
Eltern *
Kinder
Enkel *
Erblasser
Eheliche KinderNichteheliche
KinderAdoptierte Kinder
EnkelEnkelEnkel
MutterVater
Großvater GroßmutterGroßmutterGroßvater
CousinenCousins
CousinenCousins
Halb-geschwister
Halb-geschwister
NichtenNeffen
Geschwister
TantenOnkel
TantenOnkel
Erben I. Ordnung
Erben II. Ordnung
Erben III. Ordnung
Ehegatte
NichtenNeffen
Die VorfahrtsregelDie Vorfahrtsregel
Die nähere Ordnung schließt Die nähere Ordnung schließt
die fernere Ordnung aus!die fernere Ordnung aus!
Erben I. OrdnungErben I. Ordnung Erben II. Erben II. OrdnungOrdnung
Das EhegattenerbrechtDas Ehegattenerbrecht
abhängigabhängig
Gesetzliche Erbrecht des EhegattenGesetzliche Erbrecht des Ehegatten
Güterstand der Eheleute
Erbe neben welchen Verwandten
Zwischen den Eheleuten nichts weiteres durch notariellen Ehevertraggeregelt gesetzlicher Güterstand = Zugewinngemeinschaft
Das EhegattenerbrechtDas Ehegattenerbrecht( Gesetzlicher Güterstand )( Gesetzlicher Güterstand )
Der Ehegatte erhält in der ErbenrolleDer Ehegatte erhält in der Erbenrolle
neben Kindern:neben Kindern: ¼¼
neben Eltern und Geschwisternneben Eltern und Geschwistern des Erblassers:des Erblassers: ½½
als als ErbquoteErbquote..
Das EhegattenerbrechtDas Ehegattenerbrecht( Gesetzlicher Güterstand )( Gesetzlicher Güterstand )
Ehegatte erhält neben Kindern und deren AbkömmlingenEhegatte erhält neben Kindern und deren Abkömmlingen
Erbquote + Erbquote + ZugewinnquoteZugewinnquote = Gesamtquote = Gesamtquote
¼ ¼ + + ¼ = ½ ¼ = ½
Kinder/Abkömmlinge erhalten: Restquote = Kinder/Abkömmlinge erhalten: Restquote = ½½
neben Eltern und deren Abkömmlingenneben Eltern und deren Abkömmlingen
Erbquote + Erbquote + ZugewinnquoteZugewinnquote = Gesamtquote = Gesamtquote
½ +½ + ¼ = ¾ ¼ = ¾
Eltern/Abkömmlinge erhalten: Restquote = Eltern/Abkömmlinge erhalten: Restquote = ¼¼
Erbquote bei GüterstandErbquote bei Güterstand
EhefrauEhefrau Anzahl Kinder Anzahl Kinder
1 1
22 >2 >2
ZugewinngemeinschaftZugewinngemeinschaft ½½ ½½ ½ ½
GütertrennungGütertrennung ½½ 1/31/3 ¼¼
GütergemeinschaftGütergemeinschaft ¼¼ ¼¼ ¼¼
Steuerklassen (Steuerklassen (NeuNeu))
Steuerklasse ISteuerklasse I Steuerklasse IISteuerklasse II
1.1. der Ehegatteder Ehegatte
2.2. die Kinder u. Stiefkinderdie Kinder u. Stiefkinder
3.3. die Abkömmlinge von 2.die Abkömmlinge von 2.
4.4. die Eltern u. Voreltern bei die Eltern u. Voreltern bei Erwerb von Todes wegenErwerb von Todes wegen
1.1. die Eltern u. Voreltern bei die Eltern u. Voreltern bei Schenkungen unter LebendenSchenkungen unter Lebenden
2.2. die Geschwisterdie Geschwister
3.3. die Abkömmlinge 1. Grades von 2.die Abkömmlinge 1. Grades von 2.
4.4. die Stiefelterndie Stiefeltern
5.5. die Schwiegerkinderdie Schwiegerkinder
6.6. die Schwiegerelterndie Schwiegereltern
7.7. der geschiedene Ehegatte der geschiedene Ehegatte
Steuerklasse III:Steuerklasse III: alle übrigen Erwerber ( alle übrigen Erwerber (LebenspartnerLebenspartner, , entfernte Verwandte und Erben, die nicht zur Familie gehören) und die entfernte Verwandte und Erben, die nicht zur Familie gehören) und die ZweckzuwendungenZweckzuwendungen
Freibeträge (Freibeträge (NeuNeu))
Steuerfrei bleibt der ErwerbSteuerfrei bleibt der Erwerb
1. des Ehegatten u. 1. des Ehegatten u. LebenspartnersLebenspartners in Höhe von in Höhe von 500.000.-500.000.- € € 307.000.- €307.000.- €
2. der Kinder, Stiefkinder sowie Enkel, falls El-2. der Kinder, Stiefkinder sowie Enkel, falls El- tern vorverstorben in Höhe vontern vorverstorben in Höhe von 400.000.-400.000.- € €
205.000.- €205.000.- €
3. Enkel, Urenkel i. H. v.3. Enkel, Urenkel i. H. v. 200.000.-200.000.- € € 51.200.- € 51.200.- €
4. Eltern, Geschwister, Neffen und Nichten i. H. v. 4. Eltern, Geschwister, Neffen und Nichten i. H. v. 20.000.-20.000.- € € 10.300.- €10.300.- €
5. der Personen der Steuerklasse III i. H. v. 5. der Personen der Steuerklasse III i. H. v. 20.000.-20.000.- € € 5.200.- €5.200.- €
Erbschaftsteuertarif (Erbschaftsteuertarif (NeuNeu))
Erwerb bis einschließlichErwerb bis einschließlich II IIII IIIIII
75.000.-75.000.- ( (52.000.-52.000.-) €) € 77 30 30 ((1212)) 3030 ((1717))
300.000.-300.000.- ((256.000.-256.000.-)) €€ 1111 30 30 ((1717)) 3030 ((2323))
600.000.- 600.000.- ((512.000.-512.000.-) € ) € 1515 30 30 ((2222)) 3030 ( (2929))
6.000.000.-6.000.000.- ((5.113.000.-5.113.000.-)) €€ 1919 30 30 ((2727)) 3030 ( (3535))
13.000.000.-13.000.000.- ( (12.783.000.-12.783.000.-) €) € 2323 50 50 ((3232)) 5050 ( (4141))
26.000.000.-26.000.000.- ( (25.565.000.-25.565.000.-) €) € 2727 50 50 ((3737)) 5050 ( (4747))
Über 26.000.000.- €Über 26.000.000.- € 3030 50 50 ((4040)) 5050 ( (5050))
% - Satz in der Steuerklasse
ErbrechtsreformErbrechtsreform
Ausgangslage:
Aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen und veränderter Wertvorstellungen, insbesondere einer stärkeren Berücksichtigung der Persönlichkeitsrechte des Einzelnen, sowie durch die Akzeptanz nicht traditionell vorgegebener Lebensentwürfe hat sich im Erbrecht, vor allem im Pflichtteilsrecht, punktueller Änderungsbedarf ergeben.
Erbrechtsreform IErbrechtsreform I
Für Änderungsbedarf Vorgabe des Rahmens durch Ent-scheidung BVerfG vom 19.04.2005 (BVerfGE 112, 332 ff):
Kernpunkt der Entscheidung ist die Feststellung, dass die grundsätzlich unentziehbare und bedarfsunabhängige Mindestbeteiligung der Kinder des Erblassers an dessen Nachlass durch die Erbrechtsgarantie und den Schutz der Familie nach Maßgabe des Grundgesetzes gewährleistet ist.
Erbrechtsreform IIErbrechtsreform II
Ziel: ErbR unter Berücksichtigung der Entscheidung des BVerfG u.a. durch punktuelle Änderungen an die heutigen Lebensverhältnisse anzupassen
Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Erb- u. Verjährungsrechts vom 24.04.2008 BTDrs 16/8954
Lösung: Erweiterung Selbstbestimmungsrecht und damit Testierfreiheit des ErblassersStärkung der Rechte der Erben gegenüber den PflichtteilsberechtigtenLeistungen aufgrund von Familiensolidarität stärker zu honorieren und auszugleichen
Nachträgliche PflichtteilsanrechnungNachträgliche Pflichtteilsanrechnung
Bisher: Einseitige Anrechnungen unentgeltlicher Zuwendungen nur bei
oder vor der Zuwendung zulässig; nachträglich: notarieller
Pflichtteilsverzichtvertrag
Neu: § 2315 I BGB-E
Anrechnungspflicht durch den Erblasser für lebzeitige Zuwendungen auch nachträglich durch Verfügung von Todes wegen
Nachträgliche Pflichtteilsanrechnung IINachträgliche Pflichtteilsanrechnung II
Stärkung der Rechte des Erblassers:
Berücksichtigung veränderter Umstände nach der Schenkung (z. B. Undank des Beschenkten!)
Aufhebung einer Anrechnungsbestimmung nur noch in Form einer Verfügung von Todes wegen
Nachholung einer vergessenen Anrechnungsbestimmung durch Ergänzung o. Änderung der Verfügung von Todes
wegen
Nachträgliche Pflichtteilsanrechnung III Nachträgliche Pflichtteilsanrechnung III
Nachträgliche Anrechnung auf Pflichtteil auch
wenn bei Zuwendung vereinbart = Nichtanrechnung: § 2302 BGB! Keine Bindung im Hinblick auf spätere Verfügungen
von Todes wegen
Folge: Erhöhter Beratungsbedarf bei Testamentserrichtung oder Abfassung Erbvertrag
Anrechnung bei MinderjährigenAnrechnung bei Minderjährigen
Bisher: Unentgeltliche Zuwendung = nicht lediglich vorteilhaft, § 107 BGB
Bedarf Zustimmung des gesetzlichen Vertreters, falls
Anrechnung auf Pflichtteil damit verbunden ist
Gesetzlicher Vertreter bedarf vormundschaftsgerichtlicher Genehmigung, § 2347 II BGB, da Anrechnungsbestimmung = wie Pflichtteilsverzicht
Grundsatz:
Anrechnung bei Minderjährigen IIAnrechnung bei Minderjährigen II
Neu: Keine Aufrechterhaltung beider Grundsätze
Erweiterung Testierfreiheit durch § 2315 I BGB-E geht zu Lasten Pflichtteilsrecht und bewirkt: Anrechnung kein Eingriff in Pflichtteilsrecht des Minderjährigen
Nachträgliche Anrechnungs-bestimmung durch Erblasser in Testament kann Minderjähriger künftig ohnehin nicht mehr verhindern
Schenkungen von Eltern an ihre minderjährigen Kinder damit erheblich vereinfacht, aber da noch keine Urteile zu Reform Rechtslage unsicher: Übertragung wie bisher!
Ausgleichung bei PflegeleistungenAusgleichung bei Pflegeleistungen
Bisherige Regelung: § 2057 a BGB Ausgleich für Pflegeleistungen nur
möglich, wenn
Ausgleichsberechtigt nur Abkömmlinge
Verzicht auf eigenes Einkommen
Ausgleichung bei Pflegeleistungen IIAusgleichung bei Pflegeleistungen II
Höhe: § 36 III SGB XI = Sätze bei häuslicher Pflege abhängig von Pflegestufe: derzeit 384 €/921 €/1.432 €, nur Anhalt!aber Regelungslücke: z.B. bei Schwiegertochter
Neu, § 2057b BGB-E
Ausgleichsberechtigt alle gesetzlichen Erben und nicht nur Abkömmlinge
ohne Verzicht auf berufliches Einkommen
Neuregelung PflichtteilsergänzungNeuregelung Pflichtteilsergänzung
Bisher: § 2325 III BGB = Schenkung bleibt unberücksichtigt, wenn diese zur Zeit des Erbfalls zehn Jahre zurückliegt =
Alles-oder-Nichts-Prinzip!
Neu: § 2325 III BGB-E = Schenkung findet für Berechnung der Pflichtteilsergänzung desto weniger Berücksichtigung, je länger sie zurückliegt =
Pro-Rata-Regelung!
Einbezug Schenkung in Berechnung des Nachlasses:Im 1. Jahr voll, im 2. Jahr 90%, im 3. Jahr 80% usw.; im 10. Jahr keine
AbschlussüberlegungAbschlussüberlegung
Wer nichts hat, braucht nichts zu regeln!
Wer wenig hat, sollte etwas regeln!
Wer viel hat, muss etwas regeln!
TestamentTestament
„ „ Mein letzter WilleMein letzter Wille
Ich, im Vollbesitz meiner körperlichen und geistigen Ich, im Vollbesitz meiner körperlichen und geistigen Kräfte erkläre hiermit, dass ich mein gesamtes Ver-Kräfte erkläre hiermit, dass ich mein gesamtes Ver-mögen zu meinen Lebzeiten aufgegessen, leerge-mögen zu meinen Lebzeiten aufgegessen, leerge-trunken und ausgegeben habe. trunken und ausgegeben habe.
Meinen Erben wünsche ich frohes Schaffen.“Meinen Erben wünsche ich frohes Schaffen.“
Erbrecht des UnternehmersErbrecht des Unternehmers
Der Vortrag kann unter der AdresseDer Vortrag kann unter der Adresse
www.rae-valentin.dewww.rae-valentin.de
heruntergeladen werden. heruntergeladen werden.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!