Beispiele des ökologisch orientierten Siedlungsbauesin Österreich
Schwerpunkt Niederösterreich und Wien mit Analyse der Rahmenbedingungen
Examples of ecological housing developments in Austria
Focus on Lower Austria and Vienna with an analysis of general conditions
Diplomarbeit Master – thesis
Zur Erlangung des akademischen Grades
Master of Arts in Social Sciences (MA)
der FH Campus Wien
Vorgelegt von: Ing. BSc Dino Steinwidder
Personenkennzeichen 0810325022
Erstbegutachter/in: Univ.- Lekt. MR Dipl.-Ing. Wolfgang Mattes
Zweitbegutachter/in: Arch. OStR Prof. Dipl.-Ing. Helmut Hodny
Abgabetermin 30.04.2010
Erklärung:
Ich erkläre, dass die vorliegende Diplomarbeit von mir selbst verfasst wurde und ich keine
anderen als die angeführten Behelfe verwendet bzw. mich auch sonst keiner unerlaubter
Hilfe bedient habe.
Ich versichere, dass ich dieses Diplomarbeitsthema bisher weder im In- noch im Ausland
(einer Beurteilerin/einem Beurteiler zur Begutachtung) in irgendeiner Form als Prüfungs
arbeit vorgelegt habe.
Weiters versichere ich, dass die von mir eingereichten Exemplare (ausgedruckt und
elektronisch) identisch sind.
Datum: 30. April 2010....... Unterschrift: .....................................................................
Vorwort und Danksagung
Wohnen stellt ein soziales Grundbedürfnis des Menschen dar, dessen Art und
Weise der Befriedigung über die Jahre von verschiedenen Entwicklungsphasen
und der unterschiedlichsten Setzung von Prioritäten bei der Planung und
Schaffung von Wohnraum geprägt war. Aufgrund gesellschaftspolitischer
Veränderungen, der Entwicklung sich ändernder Sichtweisen und
Weltanschauungen, verbunden mit einem rasanten technischen Fortschritt haben
sich auch die Anforderungen und Bedürfnisse beim Bauen und Wohnen
entsprechend verändert. Dabei war in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten unser
aller Leben von der notwendigen Thematisierung und der nur langsam
fortschreitenden, allgemeinen Bewusstmachung globaler ökologischer Probleme,
hervorgerufen durch unkontrollierten Raubbau des Menschen an der Natur und
den sich offenbarenden verheerenden Folgen beeinflusst. Es hat unabdingbarer
Weise eine Gegenbewegung eingesetzt, welche das Ziel verfolgt, auch künftigen
Generationen das Leben auf unserem Planeten in gleicher Form zu gewähren.
Internationale Vereinbarungen und Zielsetzungen sollen dabei die Basis für die
Realisierung einer nachhaltigen Entwicklung in den einzelnen Lebensbereichen
darstellen und sind in Begriff in den einzelnen Ländern umgesetzt zu werden. Dies
scheint inzwischen nicht nur mehr reine Theorie zu sein. Gerade im Bereich
Bauen und Wohnen sind europaweit und vor allem auch in Österreich viele
positive Trends zu erkennen, wobei diese jedoch als erste Schritte auf einem
langen Weg anzusehen sind.
Im Zuge dieser Diplomarbeit sollen dabei aufbauend auf meiner Bachelorarbeit
zum Berufsbegleitenden Praktikum des Wintersemesters 2007/08 „Geförderter
Wohnbau im Wandel“ und anhand unterschiedlicher Wohn- und
Reihenhausanlagen die Entwicklung, die Situation und die Perspektiven des
ökologisch orientierten Siedlungsbaues in Österreich (Schwerpunkt
Niederösterreich bzw. Vergleich zu Wien) unter Einflussnahme von verschiedenen
Rahmenbedingungen dargelegt werden. Es ist zu hinterfragen, ob die
vorhandenen Rahmenbedingungen zur Schaffung von Wohnraum, die Art und
Weise der Umsetzung, auch im Sinne der drei Säulen der Nachhaltigkeit und nicht
zuletzt aus Sicht des Bewohners, sinnvoll und zielführend sind.
i
Meine Ausbildung an der FH-Campus Wien, Fachrichtung Bauingenieurwesen
und Baumanagement, mit dem abschließenden Masterstudium Nachhaltigkeit in
der Bautechnik und nicht zuletzt meine praktischen Erfahrungen in den letzten
zehn Jahren im Architekturbüro Hodny bildeten die Grundlage für die Themenwahl
dieser Master-thesis.
Der Entscheidung für dieses Studium ist meine mehrjährige Tätigkeit im
Architekturbüro des Herrn Architekt Prof. OStR Dipl.-Ing. Helmut Hodny
vorausgegangen, den ich als meinen Mentor ansehe und bei dem ich mich ganz
besonders bedanken möchte. Ich widme ihm diese Diplomarbeit, da er mir das
erforderliche Basiswissen zum Planen und Bauen und darüber hinaus
Authentizität und Ehrlichkeit in einer auf vielen verschiedenen Ebenen
herausfordernden Branche auf einzigartige Weise vermittelt und meine
persönliche Entwicklung und meinen beruflichen Werdegang damit nachhaltig
positiv geprägt hat.
Weiters danke ich meiner Familie und meinen Freunden, die mich in den
schwierigen Phasen des Studiums immer wieder ermutigt und tatkräftig unterstützt
haben. Insbesondere meine Eltern Ingrid Rieger und Reinhard Steinwidder waren
als Begleiter in problematischen Situationen ständig für mich da, haben aber auch
viele freudige Momente mit mir geteilt, sie haben dementsprechend einen großen
Anteil am Erfolg der vergangenen Jahre.
Nicht zuletzt gilt mein Dank meinem Erstbetreuer zur Master-thesis, Herrn Univ.-
Lekt. MR Dipl.-Ing. Wolfgang Mattes, der mich in der Phase des
Diplomandenseminars ausgezeichnet begleitet hat.
ii
Kurzfassung
Im Zuge dieser Diplomarbeit war es das Ziel, aufbauend auf der Bachelorarbeit
zum Berufsbegleitenden Praktikum des Wintersemesters 2007/08 „Geförderter
Wohnbau im Wandel“ des Autors und anhand unterschiedlicher Wohn- und
Reihenhausanlagen die Entwicklung, die Situation und die Perspektiven des
ökologisch orientierten Siedlungsbaues in Österreich - mit Schwerpunkt
Niederösterreich bzw. Vergleich zu Wien - unter Einflussnahme von
verschiedenen Rahmenbedingungen darzulegen. Die wissenschaftliche
Fragestellung, ob die vorhandenen Rahmenbedingungen zur Schaffung von
Wohnraum, die Art und Weise der Umsetzung, auch im Sinne der drei Säulen der
Nachhaltigkeit und nicht zuletzt aus Sicht des Bewohners, sinnvoll und Ziel
führend sind, galt es zu beantworten. Dabei wurde anhand eines Großteils der
Wohnbauprojekte, an denen der Verfasser dieser Arbeit in den vergangenen elf
Jahren in Niederösterreich und Wien in Planung und Bauabwicklung beteiligt war,
beschrieben, wie sich der Siedlungsbau in Österreich im Zeitverlauf entwickelt hat,
wo er gegenwärtig steht und welche Maßnahmen notwendig sind, damit er sich im
Sinne der Nachhaltigkeit entwickeln kann. Mittels verschiedenster selbst gewählter
Parameter wurden die Wohnhausanlagen vergleichbar gemacht.
Entscheidend zur Beantwortung der wissenschaftlichen Fragestellung war es,
zuerst den Begriff der Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit dem österreichischen
Siedlungsbau zu klären und weiters die vorhandenen gesetzlichen
Rahmenbedingungen von der Artikel 15a B-VG-Vereinbarung zwischen Bund und
Ländern über gemeinsame Qualitätsstandards für die Förderung der Errichtung
und Sanierung von Wohngebäuden zum Zweck der Reduktion des Ausstoßes an
Treibhausgasen, der Gebäuderichtlinie der Europäischen Union über die OIB-
Richtlinie für „Energieeinsparung und Wärmeschutz“, deren Umsetzung in den
Bauordnungen für Niederösterreich und Wien bis hin zu einem
verfassungsrechtlich gesicherten Bundesklimaschutzgesetz zu erarbeiten. Dies
alles basiert auf den einzuhaltenden Kyoto-Richtlinien infolge des weltweiten
Klimawandels und einer diesbezüglich notwendigen Energiewende. Aktuell
werden diese Themen durch die internationale Finanzkrise beeinflusst, was in
einem eigenen Kapitel erörtert wurde. Ein Instrumentarium am Bausektor stellen
die Wohnbauförderungen der Länder dar, wobei Grundstücks- und
iii
Gestaltungsbeiräte dabei Wesentliches bei der Entwicklung und Beurteilung von
Projekten beitragen. Mit der Lenkung mittels Förderrichtlinien sollte es hier
möglich sein, einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Den
Anforderungen an Gebäude unserer Zeit - dem Haus nach Bauordnung, dem
Niedrigenergie- und Passivhaus - sind eigene Kapitel gewidmet. Weiters wurden
Bauweisen gemäß Niederösterreichischer Wohnbauförderung und der Bauweise
nach Bauordnung hinsichtlich der Leistbarkeit für den Bewohner verglichen.
iv
Abstract
The ambition of this master thesis was to demonstrate the changes, the current
situation and the expectations of ecological housing developments in Austria
focusing on Lower Austria and Vienna and including an analysis of the general
conditions. This is based on the Bachelor’s thesis „House building on social
standard in change” of the author composed during an in-job training in 2007/08
and on various examples of domestic architecture in flats and row houses. The
scientific question whether the current general conditions for creating housing
space make sense not only as regards the three columns of sustainability but also
from the point of view of the dwellers had to be answered. On the basis of
residential building projects, which the author has been involved in during the last
eleven years, the housing developments in Austria during recent years were
described as well as the current situation and the question which arrangements
are necessary for sustainable progress. The projects were compared through the
use of different parameters.
Essential for answering the scientific question was a clarification of the term
sustainability with regard to housing developments in Austria. Furthermore, some
relevant points of the general conditions had to be exemplified: Article 15a B-VG-
Agreement in Austria, Directives for energy saving and thermal protection in
Austria, Buildings Directive for Energy Performance of the European Union,
climate-protection under constitutional law in Austria. All these rules and
regulations are based on the Kyoto-policy as a consequence of the world-wide
climate change, currently affected by the international financial crisis. In Austria
subsidized housing is important to make a sustainable contribution to climate
protection. This thesis also comprises separate chapters on low-energy and
passive-houses and houses according to building regulations.
v
A/V
Abkürzungsverzeichnis
Oberflächen-Volumsverhältnis
BGF Konditionierte Brutto-Grundfläche (gemäß OIB)
BIP Bruttoinlandsprodukt
BGBl. Bundesgesetzblatt
BO Bauordnung
B-VG Bundesverfassungsgesetz
CDM Clean-Development Mechanism
CO2 Kohlendioxid
EEB Endenergiebedarf
EG Europäische Gemeinschaft
EKZ Energiekennzahl
EP Europäisches Parlament
ETS Emissions Trading System (Emissionshandelssystem)
EU Europäische Union
EWR Europäischer Wirtschaftsraum
EZG Emissionszertifikategesetz
F-Gase Fluorierte Treibhausgase
GEB Gesamtenergiebedarf
GEEV Gebäudeenergieeffizienzverordnung
HEB Heizenergiebedarf
HGT Heizgradtagzahl
HWB Heizwärmebedarf
IEA Internationale Energieagentur
JI Joint-Implementation
K Kelvin (Gesetzliche Temperatureinheit)
KWK Kraft-Wärme-Kopplung
vi
LGBl. Landesgesetzblatt
LEK Linie europäischer Kriterien
MA Magistratsabteilung
NAP Nationaler Allokationsplan
nE-WG Niedrigenergie-Wohngebäude (Ö-Norm)
nstE-WG Niedrigstenergie-Wohngebäude (Ö-Norm)
NGO's Non-Governmental Organisations
NÖ Niederösterreich
NSTRAT Nationale Nachhaltigkeitsstrategie
NWG Nicht-Wohngebäude (Ö-Norm)
OIB Österreichisches Institut für Bautechnik
ÖSTRAT Gesamtösterreichische Nachhaltigkeitsstrategie
PH Passivhaus
PHI Passivhaus Institut
PKW Personenkraftwagen
PVC Polyvinylchlorid (amorpher thermoplastischer Kunststoff)
Ref Referenzstandort
RIS Rechtsinformationssystem des Bundes
RH Reihenhaus
SAN Sanierung
SP Sozialistische Partei Österreichs
TGH thermische Gebäudehülle
THG Treibhausgas
U-Wert Wärmedurchgangskoeffizient (Wärmedurchgang durch einen Bauteil)
Um Mittlerer U-Wert der Gebäudehülle
vH von hundert
VP Österreichische Volkspartei
WBF Wohnbauförderung
WE Wohneinheiten vii
WFG Wohnungsförderungsgesetz
WG Wohngebäude
WHA Wohnhausanlage
WNF Wohnnutzfläche
WRL Wohnraumlüftung
WWFSG Wiener Wohnbauförderungs- und Wohnhaussanierungsgesetz
viii
Schlüsselbegriffe
Energieausweis
Energieeinsparung
Erneuerbare Energien
EU-Richtlinie für energieeffiziente Gebäude (EU-Gebäuderichtlinie)
Gestaltungsbeirat
Grundstücksbeirat
Heizwärmebedarf
Klimaschutz
Nachhaltigkeit
Niedrigenergiehaus
Ökologischer Siedlungsbau
Passivhaus
Wärmeschutz
Wohnbau
Wohnbauförderung
ix
Keywords
Energy Performance Certificate (for Buildings)
energy saving
renewable energy
European Directive for the Energy Efficiency of Buildings
advisory board for building sites
advisory board for architectural design
heating demand
climate protection
sustainability
low energy house
ecological housing developments
passive house
thermal protection
domestic architecture
subsidy for house building
x
Inhaltsverzeichnis
VORWORT UND DANKSAGUNG........................................................................... I
KURZFASSUNG ................................................................................................III
ABSTRACT ...................................................................................................... V
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ............................................................................. VI
SCHLÜSSELBEGRIFFE ..................................................................................... IX
KEYWORDS ..................................................................................................... X
1. DER BEGRIFF DER NACHHALTIGKEIT IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ÖSTERREICHISCHEN SIEDLUNGSBAU ................................................................ 1
1.1. Was ist Nachhaltigkeit? ......................................................................................1
1.2. Österreichische Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung ...............................31.2.1. Lebensqualität in Österreich – Aufgabe für heute und morgen....................31.2.2. Österreich als dynamischer Wirtschaftsstandort – Erfolg durch Innovation und Vernetzung ...........................................................................................................41.2.3. Lebensräume Österreichs – Schutz von Vielfalt und Qualität ......................41.2.4. Österreichs Verantwortung – Eine aktive Rolle in Europa und der ganzenWelt 5
2. RAHMENBEDINGUNGEN ............................................................................. 8
2.1. Artikel 15a B-VG-Vereinbarung - Österreichische Klimastrategie ..................8
2.2. Gebäuderichtlinie Europäische Union.............................................................132.2.1. EU-Gebäuderichtlinie Dezember 2002 ......................................................13Exkurs: Klimaschutzpaket 20-20-20 bis 2020............................................................142.2.2. Novellierung der EU-Gebäuderichtlinie......................................................15
2.3. OIB-Richtlinie 6 und Bauordnungen: NÖ und Wien .......................................192.3.1. OIB-Richtlinie 6 „Energieeinsparung und Wärmeschutz“...........................192.3.2. Umsetzung in der Bauordnung für Wien ...................................................212.3.3. Umsetzung in der Wiener Bautechnikverordnung .....................................242.3.4. Umsetzung in der Niederösterreichischen Bauordnung.............................24
2.4. Schlussbemerkung zum Kapitel "Rahmenbedingungen" .............................27
3. VERFASSUNGSRECHTLICH GESICHERTES BUNDESKLIMASCHUTZGESETZ? 28
3.1. Bundesverfassungsgesetz über den umfassenden Umweltschutz 1984.....28
3.2. Entwurf Bundesverfassungsgesetz 2008........................................................293.2.1. Kritik der Wiener Landesregierung.............................................................303.2.2. Kritik der NÖ Landesregierung...................................................................30
xi
3.3. Die Notwendigkeit in Zahlen.............................................................................32
Exkurs: Definition Erneuerbare Energien .....................................................................37
4. VON KYOTO NACH KOPENHAGEN ............................................................ 39
4.1. Das Kyoto-Ziel....................................................................................................39
Exkurs: Problematik im Zuge des internationalen Emissionshandels.......................40
4.2. Klimakonferenz Kopenhagen ...........................................................................41
5. ENERGIEWENDE......................................................................................44
5.1. Neues Ökostromgesetz.....................................................................................44
5.2. Ökologische Steuerreform................................................................................44
5.3. Sicherheit der Energieversorgung Österreichs..............................................455.3.1. Versorgungssituation 2008 ........................................................................45Exkurs: Sinnhaftigkeit der Nabucco-Gaspipeline.......................................................46Exkurs: Neue Gasquellen - „Shale Gas“....................................................................47
6. INTERNATIONALE FINANZKRISE: AUSWIRKUNGEN AUF DIE UMWELT .......... 49
7. WOHNBAUFÖRDERUNG AM BEISPIEL NIEDERÖSTERREICH........................ 51
7.1. Entwicklung der NÖ-Wohnbauförderung seit 1993........................................51
7.2. NÖ-Wohnbauförderung 2010 – Wohnungsneubau/-sanierung .....................517.2.1. Wer kann ansuchen, was und wie wird gefördert? ....................................527.2.2. Objektförderung .........................................................................................527.2.3. Subjektförderung........................................................................................537.2.4. Gestaltungsbeirat und Planungsauswahlverfahren....................................547.2.5. Neues Förderungsmodell 2010 – Wohnungsneubau.................................547.2.6. Neues Förderungsmodell 2010 – Wohnungssanierung.............................57
8. GESTALTUNGS- UND GRUNDSTÜCKSBEIRÄTE .......................................... 59
8.1. Sinn der Gestaltungsbeiräte.............................................................................59
8.2. Gestaltungsbeirat Niederösterreich.................................................................608.2.1. Soziale Qualität ..........................................................................................608.2.2. Allgemeine architektonische Grundsätze...................................................608.2.3. Ökologie .....................................................................................................618.2.4. Wirtschaftlichkeit ........................................................................................618.2.5. Organisation und Ablauf.............................................................................618.2.6. Architektur- und Planungsauswahlverfahren ab 30 Wohneinheiten ..........62
8.3. Wohnfonds Wien - Grundstücksbeirat ............................................................628.3.1. Gesetzliche Grundlagen des Grundstücksbeirates....................................628.3.2. Ziele des Grundstücksbeirates...................................................................63
xii
8.3.3. Aussichten..................................................................................................64
9. WAS IST EIN HAUS NACH BAUORDNUNG? ................................................ 66
9.1. Aktuelle energetische Anforderungen für Wohngebäude nach Niederösterreichischer Bauordnung (gemäß OIB-Richtlinie 6) ..................................66
9.1.1. Heizwärmebedarf (HWB) beim Neubau von Wohngebäuden....................669.1.2. Heizwärmebedarf (HWB) bei der Sanierung von Wohngebäuden.............679.1.3. Thermische Qualität der Gebäudehülle bei Wohn- und Nicht-Wohngebäuden (LEK-Wert).......................................................................................679.1.4. Anforderungen an wärmeübertragende Bauteile nach OIB .......................68
9.2. Bisherige energetische Anforderungen für Wohngebäude nach Niederösterreichischer Bautechnikverordnung ...........................................................70
10. VERGLEICH BAUWEISEN GEMÄß NÖ-WOHNBAUFÖRDERUNG UNDBAUWEISE NACH BAUORDNUNG..................................................................... 71
10.1. Vergleich am Beispiel der Wohnhausanlage Wolfsthal .................................7110.1.1. Aufgabenstellung der Studie der Genossenschaft Frieden........................7110.1.2. Beschreibung der Wohnhausanlage Wolfsthal ..........................................7210.1.3. Welche Varianten wurden untersucht? ......................................................73Exkurs: Was ist Baurecht?.........................................................................................7410.1.4. Baukostenermittlungen als Berechnungsbasis ..........................................7510.1.5. Ermittlung der Eigenmittel und der monatlichen Belastung .......................76
10.2. Auswertung und Ergebnis ................................................................................76
11. NIEDRIGENERGIEHAUS......................................................................... 78
11.1. Was ist ein Niedrigenergiehaus? .....................................................................78
11.2. Niedrigenergiehaus am Beispiel Wohnbauförderung NÖ..............................79
11.3. Niedrigenergiehaus am Beispiel Wiener Wohnbauförderung und Ö-Norm B 8110 80
11.4. Niedrigstenergie-Gebäude gemäß Ö-Norm B 8110 ........................................82
12. PASSIVHAUS .......................................................................................83
12.1. Was ist ein Passivhaus? ...................................................................................8312.1.1. Definition ....................................................................................................8312.1.2. Warum 15 kWh/(m²a)? – Grundlagen der Berechnung .............................84
12.2. Beitrag zum Klimaschutz ..................................................................................85
12.3. Mehrkosten bei der Herstellung .......................................................................85
12.4. Passivhaus gemäß Ö-Norm B 8110 .................................................................85
13. BEISPIELE WOHNHAUSSIEDLUNGEN ..................................................... 87
13.1. Wohnhaussiedlungen Niederösterreich..........................................................87
xiii
13.1.1. Wohnhausanlage, 2325 Himberg, Bahnstraße (Wohnvillen) .....................8713.1.2. Wohn- und Reihenhausanlage, 2325 Himberg, Bahnstraße/Ostbahnstraße
8913.1.3. Wohnhausanlage, 2500 Baden, Gartengasse 18 ......................................9313.1.4. Reihenhausanlage, 2325 Himberg, Hintere Ortsstraße 35 - 37.................9613.1.5. Wohnhaus, 2380 Perchtoldsdorf, Grienauergasse 1 .................................9913.1.6. Wohnhausanlage, 2620 Neunkirchen, Dr. Stockhammergasse 11 .........10213.1.7. Wohnhausanlage, 2115 Ernstbrunn, Schulgasse 2a-2e..........................10613.1.8. Reihenhausanlage, St. Egyden am Steinfeld, Puchbergerstraße............10813.1.9. Wohnhaus, 2351 Wr. Neudorf, Hauptstraße 31.......................................111
13.2. Wohnhaussiedlungen Wien............................................................................11413.2.1. Wohnhausanlage, 1110 Wien, Sellingergasse 7 .....................................11413.2.2. Wohnhausanlage, 1230 Wien, Perfektastraße 27 ...................................11613.2.3. Wohnhaus, 1210 Wien, Donaufelder Straße 5 ........................................11913.2.4. Wohnhaus, 1110 Wien, Lorystraße 5.......................................................123
13.3. Auswertung und Vergleich .............................................................................126
ZUSAMMENFASSUNG, RESÜMEE UND AUSBLICK ........................................... 133
ANHANG - PLÄNE DER WOHNBAUBEISPIELE ................................................. 145Der Anhang liegt beim Autor der Arbeit auf und ist dort einzusehen! ......................145
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ........................................................................... 146
TABELLENVERZEICHNIS ............................................................................... 149
QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS....................................................... 151
xiv
1. Der Begriff der Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit dem österreichischen Siedlungsbau
1. Der Begriff der Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit dem österreichischen Siedlungsbau
1.1. Was ist Nachhaltigkeit?
Der Begriff der Nachhaltigkeit ist in aller Munde und als eine Art gesellschaftliches
Leitbild als Ziel anerkannt. Dies hat über die Politik und die Wissenschaft auch
bereits eine jahrzehntelange Grundlage! Fragt man jedoch nach, ist es den
meisten Menschen - auch Experten - nicht möglich, den Begriff, der eine
Entwicklung beschreibt, zu definieren.
Im Brundtland-Bericht - benannt nach der damaligen norwegischen
Ministerpräsidentin als Vorsitzende der Weltkommission für Umwelt und
Entwicklung der Vereinten Nationen1 - von 1987 wurde nachhaltig oder dauerhaft
als eine „Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu
riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen
können“ definiert. Es geht dabei dementsprechend nicht nur um Umweltschutz, es
stehen viel mehr die Bedürfnisse der Menschen und deren Sicherung im
Mittelpunkt der Idee einer nachhaltigen Entwicklung. Gerade aufgrund der
allgegenwärtigen Thematisierung stellt sich die Frage, ob wir trotz aller
Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung auf unserem Planeten nicht weiter
davon entfernt sind denn je.
Exkurs: Der Brundtland-Bericht war die Basis für die Umweltkonferenz von Rio de
Janeiro 1992. 178 Staaten haben sich dabei zu einer nachhaltigen („dauerhaft
umweltgerechten“) Entwicklung bekannt. Kern dabei ist es, ökonomische, soziale
und ökologische Entwicklungen als Einheit zu sehen. Die dazu beschlossene
Agenda 21 gilt weltweit als Leitpapier zur nachhaltigen Entwicklung und Leitlinie
öffentlichen Handelns.2
Global betrachtet sind die Gefahren für Nachhaltigkeit durch das
Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern beziehungsweise aufgrund
1 Aachener Stiftung Kathy Beys, Lexikon der Nachhaltigkeit, "Brundtland-Report 1987 - Unsere gemeinsame Zukunft" http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/brundtland_report_1987_728.htm, letzter Zugriff 09.03.2010
1
1. Der Begriff der Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit dem österreichischen Siedlungsbau
des Lebensstils der Bevölkerung in den Industriestaaten gegeben. Hier sind
Veränderungen anzustreben, wobei der wirtschaftlich „starke“ Teil der Welt
gefordert ist, entsprechende Maßnahmen zu setzen, um unsere Zukunft offen zu
halten! Es ist in keinem Lebensbereich auf Dauer möglich, ständig an der
Substanz zu zehren, mehr an Ressourcen zu verbrauchen, als wieder herstellbar
sind. Leider stellt dies aber seit Jahrzehnten unseren Lebensstil dar!
Am ehesten und zu aller erst wird Nachhaltigkeit mit Ökologie, welche eine der
drei Säulen der Nachhaltigkeit darstellt, in Zusammenhang gebracht, da Umwelt
und Umweltbewusstsein seit der plakativen Bewusstmachung von weltweiten
Umweltproblemen in den achtziger Jahren ein ständiger Begleiter unserer
Generationen ist. Die Sensibilisierung dafür ist inzwischen dementsprechend weit
fortgeschritten. Jedoch muss die soziale Säule der modernen Nachhaltigkeit als
Basis für die Thematik angesehen werden, da soziale Gerechtigkeit bereits der
Anstoß für die Bildung von Arbeiterbewegungen und von Sozialsystemen noch vor
Erkennen der gravierenden Umweltproblematiken war. Die gegenseitige
Rücksichtnahme unter den Menschen als Basis des Zusammenlebens und die
generationsübergreifende Fortführung des Gedankens in Verbindung mit der
Erkenntnis, dass sich Umweltschäden erst viel später auswirken, verbindet diese
beiden ersten Säulen der Nachhaltigkeit. „Fortschritt, der die Natur zerstört, ist
unsozial. Die Natur ist Grundlage jeder sozialen und wirtschaftlichen
Entwicklung.“3
Als dritte Säule der Nachhaltigkeit wird die Ökonomie angesehen, da sie die Mittel,
welche die Natur zur Verfügung stellt wiederum mit gesellschaftspolitischen Zielen
verbindet, und weiters auch die Basis für die Möglichkeit des technischen
Fortschrittes darstellt. Die Formulierung entsprechender Ziele muss alle drei
Säulen der Nachhaltigkeit beinhalten. Es sollte wie selbstverständlich in unserem
Denken verankert sein, dass soziale Verantwortung, wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit und der Schutz der natürlichen Umwelt untrennbar miteinander
verbunden sind und die Durchsetzung eines Aspektes sehr schnell zu Lasten
2 Wikipedia, Agenda 21, http://de.wikipedia.org/wiki/Agenda_21, letzter Zugriff 09.03.2010; Aachener Stiftung Kathy Beys, Lexikon der Nachhaltigkeit, "Agenda 21, 1992", http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/geschichte_10/rio_48/agenda_21_504.htm, letzter Zugriff 09.03.2010
2
1. Der Begriff der Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit dem österreichischen Siedlungsbau
eines anderen gehen kann! „Eine Bekämpfung der Arbeitslosigkeit auf Kosten von
mehr Umweltverbrauch mag die soziale Nachhaltigkeit fördern, verletzt aber
ökologische Ziele. Umgekehrt sind weitgehende ökologische Programme
möglicherweise wirtschaftlich problematisch, wenn dabei die
Handlungsmöglichkeiten von Unternehmen so sehr eingeschränkt werden, dass
sie in ihrer Existenz gefährdet sind.“4
1.2. Österreichische Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung
Die Umsetzung in Österreich basiert auf der Österreichischen Strategie zur
Nachhaltigen Entwicklung (Bundesstrategie NSTRAT - Nachhaltigkeitsstrategie),
welche von der Bundesregierung im April 2002 als Beitrag zum strategischen Ziel
der EU (vereinbart von Staats- und Regierungschefs in Lissabon im März 2000)
beschlossen wurde. Sie beinhaltet folgende vier Handlungsfelder mit je fünf
Leitzielen und jeweils Indikatoren zur Messung der Zielerreichung:5
1.2.1. Lebensqualität in Österreich – Aufgabe für heute und morgen
1. Ein zukunftsfähiger Lebensstil – Durch Bildung und Bewusstseinsbildung die
Lebensstile am Leitbild nachhaltiger Entwicklung orientieren und einen
Wertewandel initiieren
2. Entfaltungsmöglichkeiten für alle Generationen – Die Finanzierung von
Familien- und Sozialleistungen, Gesundheitswesen und Alterssicherung der
demografischen Entwicklung entsprechend vorbereiten und Gesundheit fördern
3. Gleichberechtigung für Frauen und Männer – Gender Mainstreaming und die
reale Gleichstellung von Frauen und Männern in Beruf und Familie umsetzen
4. Bildung und Forschung schaffen Lösungen – Durch Forschung, Ausbildung und
lebenslanges Lernen die Chancen der Wissensgesellschaft nützen
5. Ein menschenwürdiges Leben – Armut bekämpfen, sozialen Zusammenhalt
schaffen und gleiche Chancen für alle sichern
3 Luks, Fred, Knüllig, Christina, Nachhaltigkeit, Wissen 3000, Europäische Verlagsanstalt, Seite 17 4 Luks, Fred, Knüllig, Christina, Nachhaltigkeit, Wissen 3000, Europäische Verlagsanstalt, Seite 17 5 Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Österreichs Zukunft Nachhaltig Gestalten - Österreichische Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung 2002, Seite 3, Seite 17-69, http://www.nachhaltigkeit.at, letzter Zugriff 12.02.2010
3
1. Der Begriff der Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit dem österreichischen Siedlungsbau
1.2.2. Österreich als dynamischer Wirtschaftsstandort – Erfolg durch Innovation und Vernetzung
6. Innovative Strukturen fördern Wettbewerbsfähigkeit – Bedürfnisorientierte
Forschung, Technologie und Entwicklung liefern Systemlösungen für
Innovationen, strukturellen und gesellschaftlichen Wandel
7. Ein neues Verständnis von Unternehmen und Verwaltung – Die
unternehmerische Verantwortung stärken sowie effiziente Verwaltungsstrukturen
und -abläufe schaffen
8. Korrekte Preise für Ressourcen und Energie – Durch Preissignale Anreize für
nachhaltiges Verhalten schaffen
9. Erfolgreiches Wirtschaften durch Ökoeffizienz – Ressourcen- und
Energieverbrauch vom Wirtschaftswachstum weiter entkoppeln –
Nutzung erneuerbarer Rohstoffe und Energieträger noch mehr forcieren
10. Nachhaltige Produkte und Dienstleistungen stärken - Impulse für einen
höheren Marktanteil nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen setzen und einen
nachhaltigen Tourismus fördern
1.2.3. Lebensräume Österreichs – Schutz von Vielfalt und Qualität
11. Schutz der Umweltmedien und Klimaschutz – Qualitätsziele und eine
verantwortungsvolle Stoffpolitik
12. Vielfalt von Arten und Landschaften bewahren – Tier- und Pflanzenarten,
Lebensräume, Natur- und Kulturlandschaften erhalten
13. Verantwortungsvolle Raumnutzung und Regionalentwicklung – Die
raumrelevanten Politiken auf eine steigende Lebensqualität ausrichten und
abstimmen
14. Mobilität nachhaltig gestalten – Mobilitätszwänge reduzieren und die Erfüllung
von Mobilitätsbedürfnissen nachhaltig gestalten
15. Die Verkehrssysteme optimieren – Die umweltverträglichsten,
ressourcenschonendsten, energieeffizientesten und sichersten Verkehrsarten
forcieren
4
1. Der Begriff der Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit dem österreichischen Siedlungsbau
1.2.4. Österreichs Verantwortung – Eine aktive Rolle in Europa und der ganzen Welt
16. Armut bekämpfen, sozialen und wirtschaftlichen Ausgleich schaffen – Einen
Beitrag zur Stärkung von Sicherheit, Frieden und den Menschenrechten leisten
17. Eine global nachhaltige Wirtschaft – Eine Weltwirtschaft entwickeln, die eine
intakte Umwelt und soziale Gerechtigkeit garantiert
18. Unsere Welt als Lebensraum – Natürliche und soziale Lebensräume für alle
langfristig sichern
19. Internationale Kooperationen und Finanzierung – Nachhaltige Entwicklung für
Partnerländer finanzierbar machen
20. Nachhaltigkeitsunion Europa – Das neue Europa zu einer
Nachhaltigkeitsunion entwickeln
Bestehende Politiken, Pläne und Programme sollen auf ihre Übereinstimmung mit
den beschriebenen Inhalten und Zielen geprüft und in diese Richtung
weiterentwickelt werden. „Durch die konsequente Umsetzung sollen künftige
ökologische, ökonomische und soziale Herausforderungen Österreichs gelöst und
die nicht-nachhaltigen Trends gestoppt werden“. Es soll eine
generationsübergreifende, lernende Strategie sein, die zum „Selbstläufer“ wird.6
Im Juni 2006 (Österreichischer EU-Vorsitz) wurde eine erneuerte EU-
Nachhaltigkeitsstrategie mit zu verstärkenden Anstrengungen bezüglich
Klimawandel, Ressourcenverbrauch, Gefahren für die öffentliche Gesundheit,
Armut und soziale Ausgrenzung, demografische Entwicklung, Landnutzung und
Verkehr beschlossen. „Als gemeinsames Ziel wurde die kontinuierliche
Verbesserung der Lebensqualität und des Wohlergehens heute lebender und
künftiger Generationen formuliert.“7
6 Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Österreichs Zukunft Nachhaltig Gestalten - Österreichische Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung 2002, Seite 70, http://www.nachhaltigkeit.at, letzter Zugriff 12.02.2010 7 Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Brief an den Bundeskanzler, Verbindungsstelle der Bundesländer beim Amt der NÖ Landesregierung, Seite 2, http://www.nachhaltigkeit.at, letzter Zugriff 12.02.2010
5
1. Der Begriff der Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit dem österreichischen Siedlungsbau
Die von den "NachhaltigkeitskoordinatorInnen" (ExpertInnenkonferenz der Länder
und des Bundes) im November 2006 eingerichtete ÖSTRAT-Arbeitsgruppe legte
den Landeshauptleuten sowie dem Ministerrat einen ersten Entwurf für eine
Gesamtösterreichische Nachhaltigkeitsstrategie (ÖSTRAT von Bund und Ländern)
vor.8 Der Beschluss der Landeshauptleutekonferenz vom 13. April 2007 bekennt
sich auf Basis der bestehenden Österreichischen Strategie zu einer gemeinsamen
Nachhaltigkeitsstrategie unter adäquater und gleichberechtigter Einbeziehung der
Länder.9
„Im Juni 2007 beauftragte die Bundesregierung den Bundesminister für Land-, und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft eine Strategie und ein erstes
gemeinsames Arbeitsprogramm auszuarbeiten.
Die erarbeitete ÖSTRAT wird aus einem strategischen Grundsatzdokument
bestehen. Gleichzeitig wird alle zwei Jahre ein Arbeitsprogramm zur
Aktualisierung der Herausforderungen an eine nachhaltige Entwicklung in
Österreich erstellt. Die Umsetzung der jeweiligen aktuellen Vorhaben erfolgt in
Initiativen, in welchen die Bundesministerien mit den jeweiligen Bundesländern
kooperieren. Diese neue Form der Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern
nach dem Zielkatalog des jeweiligen Arbeitsprogrammes soll eine kohärente
Nachhaltigkeitspolitik in Österreich unter Bedachtnahme auf seine föderale
Struktur sicherstellen.“10
Die Zusammenarbeit des Bundes mit den Ländern hat nun auch direkte und
bedeutende Auswirkung auf den Bausektor bei der Umsetzung einer nachhaltigen
Entwicklung, da dies nun bewusst in den Bauordnungen und
Wohnbauförderungen durch die Länder umgesetzt wird. Hier ist auch zu
erwähnen, dass Länder und Gemeinden grundsätzlich einen direkteren Kontakt
8 Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Das Österreichische Nachhaltigkeitsportal; http://www.nachhaltigkeit.at/strategie.php3, letzter Zugriff 12.02.2010 9 Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Brief an den Bundeskanzler, Verbindungsstelle der Bundesländer beim Amt der NÖ Landesregierung; http://www.nachhaltigkeit.at, letzter Zugriff 12.02.2010 10 Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend, Außenwirtschaft-Nachhaltigkeitspolitik-Nachhaltige Entwicklung auf österreichischer Ebene - Von NSTRAT zu ÖSTRAT http://www.bmwfj.gv.at/Aussenwirtschaft/Nachhaltigkeitsspolitik/Seiten/NachhaltigeEntwicklungauf%C3%B6st erreichischerEbene-VonNSTRATzu%C3%96STRAT.aspx, letzter Zugriff 12.02.2010
6
1. Der Begriff der Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit dem österreichischen Siedlungsbau
und Einfluss auf Wirtschaft und Bevölkerung haben und daher eine
Zusammenarbeit des Bundes mit Ländern und Gemeinden mit ungleich höheren
Erfolgsaussichten verbunden sind.
Zu beachten ist aber die etwa zwanzigjährige Zeitspanne vom Brundtland-Bericht
1987 bis hin zum Prozess der ÖSTRAT zur beginnenden Umsetzung durch
Länder und Gemeinden und Ankommen der Idee bei der Bevölkerung. Hier zeigt
sich sehr deutlich die Trägheit des Föderalismus.
7
2. Rahmenbedingungen
2. Rahmenbedingungen
2.1. Artikel 15a B-VG-Vereinbarung - ÖsterreichischeKlimastrategie
„Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und den Ländern über
gemeinsame Qualitätsstandards für die Förderung der Errichtung und Sanierung
von Wohngebäuden zum Zweck der Reduktion des Ausstoßes an
Treibhausgasen“11 (am 22. Jänner 2006 in Kraft getreten, BGBl. II Nr. 19/2006).
Diese Maßnahmen am Gebäudesektor stellen die gemeinsame Klimastrategie zur
Erreichung der Kyoto-Zielsetzungen (Erreichung der Ziele 2008 - 2012) zur
Reduktion der Treibhausgasemissionen von Bund und Ländern dar.12 Diese
Klimastrategie wurde im Juni 2002 durch den Ministerrat und im Oktober 2002
durch die Landeshauptmännerkonferenz angenommen.13 Weiterführende
Maßnahmen zur Erreichung des Kyoto-Zieles vor allem im Bereich Raumwärme
wurden im März 2007 im Zuge einer Anpassung der Klimastrategie durch
Beschluss des Ministerrates angenommen.14
15% der Kohlendioxid-Emissionen in Österreich werden durch Heizungs- und
Warmwasserbereitungsanlagen in Wohngebäuden verursacht (rund 9,6 Mio
Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente pro Jahr, ohne Fernwärme und ohne Strom für
Elektroboiler und Elektroheizungen). In der Klimastrategie werden Kohlendioxid-
Reduktionspotentiale im Gebäudebereich von etwa 4 Mio Tonnen Kohlendioxid-
Äquivalente genannt.15
11 Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Erläuterungen_zur_Art_15a_Vereinbarung_WBF.pdf; umwelt.lebensministerium.at/filemanager/download/38449/, letzter Zugriff 10.02.2010 12 ArchIng Akademie, Newsletter 04.09.2009 13 Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft; Erläuterungen_zur_Art_15a_Vereinbarung_WBF.pdf; umwelt.lebensministerium.at/filemanager/download/38449/, letzter Zugriff 10.02.2010 14 Wirtschaftskammer Österreich, Vereinbarung zwischen Bund und Ländern gemäß Art. 15a B-VG über Maßnahmen am Gebäudesektor zum Zweck der Reduktion des Ausstoßes an Treibhausgasen http://wko.at/ooe/Branchen/Industrie/Zusendungen/15a-Vereinbarung.pdf, letzter Zugriff 10.02.2010 15 Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft; Erläuterungen_zur_Art_15a_Vereinbarung_WBF.pdf; umwelt.lebensministerium.at/filemanager/download/38449/, letzter Zugriff 10.02.2010
8
2. Rahmenbedingungen
Exkurs: Im Jahr 2007 betrugen die Treibhausgasemissionen in Österreich 88,0
Mio. Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente. Dies sind 19,2 Mio. Tonnen über dem zu
erreichenden Durchschnittswert für 2008 bis 2012 und um 11,3 % über dem
Niveau von 1990 (laut Kyoto Protokoll ist jedoch eine Reduktion um 13%
gegenüber den Emissionen von 1990 erforderlich, vgl. dazu Kapitel 4 "Von Kyoto
nach Kopenhagen").16
Das Einsparungspotential im Gebäudesektor besteht durch die Förderung und den
Bau von Niedrigenergie- und Passivhäusern bzw. durch thermisch-energetische
Sanierungen. Weiters soll von fossilen auf erneuerbare Energieträger umgestellt
werden. Die Wohnbauförderung stellt im Wohnbaubereich natürlich das
wesentliche Instrument als Anreiz zur Umsetzung dieser Maßnahmen dar. Den
Ländern stehen dabei jährlich 1,78 Milliarden Euro zur Verfügung
(Zweckzuschussgesetz 2001, welches durch die Art. 15a-Vereinbarung nicht
angetastet wird). Diese Vereinbarung ist als eine Weiterführung und
Vereinheitlichung der Intensität und Geschwindigkeit bei der Umsetzung der
bereits bisher im Zuge der Wohnbauförderungen der Länder durchgeführten
Anreize zur Setzung energiesparender Maßnahmen und des Einsatzes
erneuerbarer Energieträger zu verstehen.
In der Klimastrategie wurden folgende Qualitätskriterien für die Neubau- und
Sanierungsförderung, einschließlich der Umstellung von Heizungssystemen auf
kohlendioxidärmere bzw. erneuerbare Energieträger definiert:17
1. „Konsequente Ausrichtung der Wohnbauförderung im Neubau nach
energetischen und ökologischen Kriterien. Spezielle Anreize für
• den Einsatz erneuerbarer Energieträger (v.a. Biomasse, thermische
Solaranlagen),
• die Erreichung über den Bauordnungsstandard hinausgehender
Energiekennzahlen,
16 Umweltbundesamt GmbH, Klimaschutzbericht 2009, Seite 8, http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/REP0226.pdf, letzter Zugriff 21.02.2010 17 Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft; Erläuterungen_zur_Art_15a_Vereinbarung_WBF.pdf; umwelt.lebensministerium.at/filemanager/download/38449/, letzter Zugriff 10.02.2010
9
2. Rahmenbedingungen
• die Verwendung ökologisch vorteilhafter Baumaterialien (insbesondere
Vermeidung Klima schädigender Gase)
sind über ein wirkungsvolles Zuschlagsmodell (z.B. umfassende Bewertung durch
ein Punktesystem) zu setzen.
2. Die Neuausrichtung der Althaussanierungsförderung im Hinblick auf
Energieaspekte und Klimaschutz soll folgende Ziele verfolgen:
• Energetische und ökologische Mindeststandards als wesentliches
Zusagekriterium; diese sind nachzuweisen durch qualifizierte
Energieberatung bzw. Erstellung von Gutachten und Energieausweisen;
• Anreize für Klima schonende Haustechnik-Maßnahmen: Steigerung der
Effizienz der Energieumwandlung (Redimensionierung, Regelung, hoher
Jahresnutzungsgrad etc.) und Einsatz CO2-ärmerer bzw. erneuerbarer
Energieträger;
• Anreize für bestmöglichen Wärmeschutz sowohl bei Maßnahmen an nur
einem Bauteil (Erhaltungs- und Verbesserungsmaßnahmen an z.B.
Fenster, Außenwand, oberste Geschoßdecke, Kellerdecke) als auch bei
umfassenden Gebäudehüllensanierungen;
• Anreize für eine ökologische Sanierungspraxis: keine Förderung bei
Verwendung von Baustoffen oder Betriebsmitteln, die halogenierte
Treibhausgase enthalten (bis zu einem vollständigen Verbot dieser
Substanzen);
• Anreize für eine umfassende Sanierung: Diese ist dann gegeben, wenn
Haustechnik und Gebäudehüllenmaßnahmen durchgeführt und auf
einander abgestimmt werden. Diese Abstimmung ist in Form eines
Gesamtkonzeptes sicherzustellen;
• Quantifizierendes Bewertungsmodell für die Förderung, um die
wesentlichen qualitativen und quantitativen Merkmale erfassen zu können
(Zuschlagsfördersystem).
3. Umstellung von Heizungssystemen mit Unterstützung der Wohnbau- und
Wirtschaftsförderung nach Kriterien des Klimaschutzes; demnach müssen
besondere Anreize für den Umstieg auf erneuerbare oder deutlich CO2-ärmere
10
2. Rahmenbedingungen
Energieträger sowie auf Fernwärme, sofern verfügbar, gesetzt werden;
Bestehende Förderung für Kesseltausch Öl – Öl, Gas – Gas (ausgenommen
Umstieg auf Brennwertgeräte) wären einzuschränken, jene für den Umstieg von
Gas auf Öl oder von erneuerbaren auf fossile Brennstoffe gänzlich zu streichen.“18
Weiters wird in der Vereinbarung festgehalten, dass über förderungspolitische
Instrumente zusätzliche Anreize für energieeffiziente Bauweisen gesetzt werden
können. Hingewiesen wird auch besonders auf die hinsichtlich der beschriebenen
Maßnahmen sanierungsbedürftigen Gebäude aus 1945 bis 1980. Die finanziellen
Mittel sollen nun vermehrt zur Sanierung dieser Objekte – bisher hauptsächlich
Neubau – eingesetzt werden und damit hochwertiger Wohnraum im Bestand
geschaffen werden.19
Durch den Neubau werden auch bei energetisch optimaler Niedrigenergie- oder
Passivhausbauweise im bundesweiten Gebäudebestand laufend zusätzliche
Energieverbraucher geschaffen, wobei gleichzeitig unsanierte Altbauten leer
stehen bzw. im Betrieb große Energiemengen benötigen. Durch die verstärkte
Verwendung der Mittel für die Sanierung wird hier durch weniger Neubauten und
Verbesserung der Altbauten doppelt gespart (eigene Anm.).
Die Ermittlung des Heizwärmebedarfs ist grundsätzlich nach der
Berechnungsmethode des Sachverständigenbeirats des Österreichischen Instituts
für Bautechnik (OIB) durchzuführen bzw. darauf umzulegen. (Anm: Die
entsprechende OIB-Richtlinie 6 basiert auf der Berechnung nach Ö-Norm B 8110,
siehe dazu auch das Kapitel 11 "Niedrigenergiehaus"). Die Förderungen sind
mittels qualitativer bzw. quantitativer Bewertungsmodelle (z.B. Punktesysteme) zu
vergeben.20
Beispielhaft für die erwähnten Möglichkeiten der Länder finden sich in der Wiener
Sanierungsverordnung 2008 (2009 in Kraft getreten) für besonders ökologische
Sanierungsprojekte bereits über die Art. 15a-Vereinbarungen hinaus gehend eine
18 Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft; Erläuterungen_zur_Art_15a_Vereinbarung_WBF.pdf; umwelt.lebensministerium.at/filemanager/download/38449/, letzter Zugriff 10.02.2010 19 wie vorherige 20 wie vorherige
11
2. Rahmenbedingungen
Reihe von Verbesserungen mit noch strengeren Mindeststandards (hohe
Förderanreize).21
Die Vereinbarung ist als absolut richtungsweisend anzusehen, jedoch aufgrund
der vielen Spielräume für die einzelnen Länder noch weit von einer angestrebten
Harmonisierung entfernt. Durch den drohenden Kompetenzverlust kann auch
davon ausgegangen werden, dass die Länder an einer gänzlichen
Vereinheitlichung nur wenig interessiert sein werden!
Nichts desto trotz trat am 13.08.2009 eine weitere „Vereinbarung gemäß Art. 15a.
B-VG“ zwischen dem Bund und den Ländern über Maßnahmen im Gebäudesektor
zum Zweck der Reduktion des Ausstoßes an Treibhausgasen (BGBl. II Nr.
251/2009) in Kraft, in dem „weiterführende gemeinsame Qualitätsstandards für die
Förderung der Errichtung und Sanierung von Gebäuden zum Zweck der
Verringerung von Treibhausgasemissionen aus dem Bereich der Raumwärme, die
über die Mindeststandards (der vorausgehenden Art. 15a. B-VG Vereinbarung)
hinausgehen“ festgelegt wurden. Auf Regierungsebene sollen dabei unter
anderem zwischen 2007 und 2010 Rahmenbedingungen zur „Durchsetzung des
Passivhausstandards in der Wohnbauförderung, der Steigerung der
Sanierungsraten im Wohnbau, der Umstellung von 400 000 Haushalten auf
erneuerbare Energieträger sowie des Ausbaus des Ökostroms“ geschaffen
werden. Ziele sind auch die „weitgehende Zurückdrängung der Nutzung fossiler
Brennstoffe für Heizung und Warmwasser in Gebäuden“ und die Optimierung der
Endenergieeffizienz. Es sind vor allem auch finanzielle Maßnahmen nötig, wie die
Bereitstellung von Mitteln des Bundes über Finanzausgleich und Budget, Klima-
und Energiefonds bzw. Zweckbindung der Mehreinnahmen aus der
Mineralölsteueranhebung 2007. Weiters sind die Wohnbauförderungen auf den
Klimaschutz auszurichten.22
21 ArchIng Akademie, Newsletter 04.09.2009 22 Bundeskanzleramt Österreich, Rechtsinformationssystem des Bundes (RIS), BGBl. II Nr. 251/2009, http://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Dokumentnummer=NOR40108964, letzter Zugriff 22.02.2010
12
2. Rahmenbedingungen
2.2. Gebäuderichtlinie Europäische Union
2.2.1. EU-Gebäuderichtlinie Dezember 2002
Richtlinie 2002/91/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16.
Dezember 2002 über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden.
Die EU-Richtlinie wurde am 16. Dezember 2002 erlassen und trat am 4. Januar
2003 in Kraft.23 Die Mitgliedsstaaten mussten die Richtlinie bis zum 4. Januar
2006 umsetzen.24
Ziel der Richtlinie ist, die Gesamtenergieeffizienz der Gebäude unter
Berücksichtigung der klimatischen Verhältnisse sowie der Anforderungen an die
Gebäudenutzung und der Kostenwirksamkeit zu verbessern. Es wurden
Rahmenbedingungen für die Berechnung einer Gesamtenergiekennzahl
(transparent und einfach lesbar), für Mindestanforderungen an Gebäude und zur
Erstellung von Energieausweisen geschaffen bzw. auch die Inspektion von
Heizkesseln und Klimaanlagen behandelt. Es sollten in erster Linie CO2
Emissionen sowie Schadstoff-Emissionen gesenkt werden, die Berechnungs- und
Beurteilungsmethoden in den Mitgliedsstaaten wurden dazu vereinheitlicht.
Weiteres Ziel war die Steuerung der Energienachfrage.25 Der Indikator für CO2
Emissionen kann zusätzlich ausgewiesen werden. Ein weiterer Aspekt der EU war
es, die Sicherheit der Energieversorgung zu gewährleisten (die ausländische
Abhängigkeit läge bei 70% bis 2030).26
Aufgrund der schwierigen Umsetzung der Richtlinie in Österreich (neun
Bundesländer mit unterschiedlichen Bauordnungen und Fördermodellen) wurde
eine entsprechende Art. 15a-Vereinbarung ausgearbeitet (siehe oben). Ebenso
wurde parallel der OIB-Leitfaden für Berechnungen von Wohngebäuden
23 Der Standard, 22. Dezember 2009, Martin Putschögl, Kompetenzdickicht von Bund und Ländern, http://derstandard.at/1259282174385/Energieausweis-Kompetenzdickicht-von-Bund-und-Laendern, letzter Zugriff 11.02.2010 24 LandesEnergieVerein Steiermark, EU-Gebäuderichtlinie, http://www.lev.at/index.asp?S=projekte/rue/GebRichtlinie.htm&S1=left/left.aspS=projekte/rue/GebRichtlinie.ht m&S1=left/left_energieeffizienz.asp, letzter Zugriff 11.02.2010 25 wie vorherige 26 LANG, Gerhard, E.V.A., TU-Wien, Die EU-Gebäuderichtlinie, Energiegespräche 10. Juni 2003 http://eeg.tuwien.ac.at/events/egs/pdf/egs030610_lang.pdf, letzter Zugriff 11.02.2010
13
2. Rahmenbedingungen
überarbeitet (Einarbeitung Wirkungsgrad Heizanlage und möglicher solarer
Gewinn aus einer aktiven Anlage).27
Exkurs: Klimaschutzpaket 20-20-20 bis 2020
Auf Vorschlag der Europäischen Kommission (Staats- und Regierungschefs)
sollen unter dem Motto „20-20-20 bis 2020“ 20% Treibhausgasemissionen
reduziert (auf der Basis von 1990), der Anteil an erneuerbaren Energien auf 20%
erhöht und 20% mehr Energieeffizienz erzielt werden.28
Inhalte des Paketes sind ein überarbeitetes grenzüberschreitendes
Emissionshandelsystem (ETS) sowie verpflichtende nationale Ziele in Bereichen
wie Transport, Gebäudebau, Landwirtschaft und Abfall bzw. Ansätze zur
Förderung erneuerbarer Energien und neuer Regelungen zur
Kohlenstoffabscheidung- und speicherung.29
Das Gesamtpaket soll den EU-Bürger etwa € 3,-- pro Woche kosten (€ 150,-- pro
Jahr und Bürger), würde man nichts unternehmen, würden sich die Kosten
schließlich auf etwa das Zehnfache belaufen, unter anderem auch hinsichtlich der
sich ins Unermessliche steigernden Energiepreise aufgrund der Abhängigkeit von
Öl- und Gasimporten (Barroso unter Bezugnahme des Stern Review on the
Economics of Climate Change).30
27 LandesEnergieVerein Steiermark, EU-Gebäuderichtlinie, http://www.lev.at/index.asp?S=projekte/rue/GebRichtlinie.htm&S1=left/left.aspS=projekte/rue/GebRichtlinie.ht m&S1=left/left_energieeffizienz.asp, letzter Zugriff 11.02.2010 28 BARROSO, José Manuel, Präsident der Europäischen Kommission, Artikel "20-20-20 bis 2020 - Klimapolitik als Motor für Wachstum und Beschäftigung" ec.europa.eu/commission_barroso/.../article_20080123_de.pdf, letzter Zugriff 09.03.2010 29 Europäisches Parlament, Pressemitteilung, "20-20-20 bis 2020: EP debattiert Klimaschutzpaket", 23-012008, http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?language=DE&type=IMPRESS&reference=20080122IPR19355, letzter Zugriff 09.03.2010 30 BARROSO, José Manuel, Präsident der Europäischen Kommission, Speech to the European Parliament, Brussels, 23 January 2008, http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=SPEECH/08/34&format=HTML&aged=0&language =EN&guiLanguage=en, letzter Zugriff 09.03.2010
14
2. Rahmenbedingungen
Mit breiter Mehrheit wurde das Klimaschutzpaket schließlich im Europäischen
Parlament nach vielen Verhandlungen über Details im Dezember 2008
beschlossen.31
In der aktuell vom EU-Kommissionspräsidenten vorgestellten Wachstumsstrategie
„Europa 2020“ als „Weg zu mehr Wachstum, mehr Beschäftigung, mehr Bildung
und Innovationen und zu einem besseren Klimaschutz“ soll jeder Mitgliedsstaat
etwa 3% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in die Forschung und Entwicklung
neuer (vor allem „grüner“) Technologien investieren (jedoch ohne Sanktionen bei
Nichteinhaltung). Es gibt aber bereits Widerstände der Mitgliedsstaaten, da bei der
Idee nicht auf die speziellen strukturellen und wirtschaftlich unterschiedlichen
Situationen in den einzelnen Staaten eingegangen und weiters nicht berücksichtigt
wird, wieviel bisher in diese Richtung (anteilig des BIP) investiert wurde. Separate
Zieldefinitionen für jeden Staat werden gefordert.32
2.2.2. Novellierung der EU-Gebäuderichtlinie
Im November 2009 wurde eine Einigung zwischen EU-Parlament und EU-Rat
bezüglich einer Novellierung der Gebäuderichtlinie hinsichtlich
Gesamtenergieeffizienz erzielt.33
„Damit wird ein großer Beitrag zur Erreichung der Klimaschutz- und Energieziele
der EU für 2020 und zur Förderung der europäischen Wirtschaft geleistet. Die
Einigung wird für strengere Bauvorschriften und Anforderungen an die
Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden in der gesamten EU führen und legt 2020
als das Jahr fest, ab dem alle Neubauten nahezu energieautark sein müssen.“34
Das ehrgeizige Ziel bedeutet, dass neuen Gebäuden dann nahezu keine Energie
mehr zugeführt werden muss.
31 News.at, news networld internetservice GmbH, Artikel "Europaparlament beschließt Klimapaket: CO2Reduktion um 20 Prozent bis 2020", 17.12.2008, Basis: APA–Austria Presse Agentur eG http://www.news.at/articles/0851/15/228806_s1/europaparlament-klimapaket-co2-reduktion-20-prozent-2020, letzter Zugriff 09.03.2010 32 Kurier, 03.03.2010, Seite 5, „Wachstums-Pakt, Barrosos 2020-Plan stößt auf Widerstand“33 HLK Heizung Lüftung Klimatechnik, Verschärfte EU-Gebäuderichtlinie kommt, http://www.hlk.co.at/639609/, letzter Zugriff 11.02.2010 34 HLK Heizung Lüftung Klimatechnik, Verschärfte EU-Gebäuderichtlinie kommt, http://www.hlk.co.at/639609/; letzter Zugriff 11.02.2010; Piebalgs, Andris, EU-Energiekommissar, Presseaussendung IP/09/1733, 18. November 2009
15
2. Rahmenbedingungen
„Was „nahezu energieautark“ bedeuten soll, wurde in der EU-Aussendung jedoch
nicht präzisiert.“35
Der EU-Energiekommissar erklärte dazu: „Die Gesamtenergieeffizienz von
Gebäuden ist der Schlüssel dazu, dass wir unsere EU-Klimaschutz- und
Energieziele für das Jahr 2020 erreichen, d. h. unsere Treibhausgasemissionen
verringern und 20% Energie einsparen. Mit dieser Einigung sendet die EU ein
deutliches Signal an die bevorstehenden Klimaschutzverhandlungen in
Kopenhagen (Anm.: im Dezember 2009, siehe dazu Kapitel "Von Kyoto zu
Kopenhagen"). Die Verbesserung der Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden ist
eine kosteneffektive Möglichkeit, den Klimawandel zu bekämpfen, die
Energieversorgungssicherheit zu verbessern und gleichzeitig die Baubranche
sowie die gesamte Wirtschaft in der EU zu fördern.“36
Mit der Novellierung soll die bisher gültige Richtlinie ausgeweitet und gestärkt
werden und es wird ein rechtlicher Rahmen für die Verschärfung der nationalen
Bauvorschriften festgelegt. Für den Gebäudebestand sollen die Mitgliedstaaten
nationale Pläne zur Steigerung der Zahl der nahezu energieautarken Gebäude
erstellen. Durch den Gesamtenergieeffizienzausweis von Gebäuden sollen
Verbraucher besser informiert werden. Dem Mieter bzw. Käufer einer Immobilie
muss der Energieausweis vorgelegt werden.
Es sei hier erwähnt, dass 40% des Energieverbrauchs und 36% der CO2
Emissionen innerhalb der EU auf den Gebäudesektor entfallen. Laut Schätzungen
könnten die Treibhausgasemissionen soweit verringert werden, dass 70% des
aktuellen Kyoto-Ziels abgedeckt wären. Weiters könnten etwa 300 EUR pro Jahr
und Haushalt an Energiekosten eingespart und die Bauwirtschaft und das
Renovierungsgewerbe in Europa gefördert werden.“37
35 HLK Heizung Lüftung Klimatechnik, Verschärfte EU-Gebäuderichtlinie kommt, http://www.hlk.co.at/639609/, letzter Zugriff 11.02.2010 36 HLK Heizung Lüftung Klimatechnik, Verschärfte EU-Gebäuderichtlinie kommt, http://www.hlk.co.at/639609/; letzter Zugriff 11.02.2010; PIEBALGS, Andris, EU-Energiekommissar, Presseaussendung IP/09/1733, 18. November 200937 wie vorherige
16
2. Rahmenbedingungen
Zusammenstellung der wichtigsten Neuerungen38
• Alle neuen Gebäude müssen ab 2020 „nahezu energieautark“ sein (hohe
Energieeffizienzstandards und Einsatz dezentraler erneuerbarer
Energieträger)
• Vorbildfunktion des öffentlichen Sektors: Ziele sollen hier bereits ab 2018
gelten.
• Energieausweis neu: die Grenze für öffentliche Gebäude, ab der ein
Energieausweis auszustellen und auszuhängen ist, wird von 1.000 m² auf
500 m² und nach 5 Jahren auf 250 m² herabgesetzt. Er soll weitere bzw.
neue Kennwert-Parameter enthalten – an der nationalen Umsetzung dafür
wird in Österreich bereits gearbeitet. Ende 2010 könnte der
„Energieausweis neu“ bereits gelten
• Anreize für deutliche Energieeffizienzsteigerungen bei
Gebäudesanierungen
• Energieeffizienz-Indikatoren sind in Verkaufs- oder Vermietungsanzeigen
anzugeben.
Unterschiedliche Stellungnahmen und Problematiken zur Novelle:39
Deutscher Bundesumweltminister Röttgen:
„Beim Umbau Europas zu einer klimafreundlichen und verbrauchernahen
Wirtschaft setzt Europa auf klare Rahmenbedingungen und informierte Bürger.
Europa bekräftigt damit erneut seine klimapolitische Vorreiterrolle - und das ist ein
gutes Signal für Kopenhagen“. Aufgrund der erstmalig durch die EU
vorgegebenen strategischen Ziele bezüglich Energieverbrauch von Gebäuden
wird der Wettbewerb bei der Entwicklung effizienter Bauprodukte und
Anlagentechnik angekurbelt.
38 HLK Heizung Lüftung Klimatechnik, Verschärfte EU-Gebäuderichtlinie kommt, http://www.hlk.co.at/639609/, letzter Zugriff 11.02.2010 39 EnBauSa GmbH, Online-Magazin für energetisches Bauen und Sanieren, http://www.enbausa.de/daemmung-fassade/aktuelles/artikel/eu-gebaeuderichtlinie-ist-verabschiedet-730.html, letzter Zugriff 11.02.2010
17
2. Rahmenbedingungen
Wohnungs- und Immobilienunternehmen:
Dass Immobilienanzeigen Energiekennwerte enthalten müssen, sehen diese
hinsichtlich Haftungsfragen problematisch (Veröffentlichungen sollten keine
vertraglichen Zusicherungen bezüglich der tatsächlichen Gebäudeeigenschaften
darstellen).
Umweltschutz-NGO's (Non-Governmental Organisations):
Der Kompromiss geht nicht weit genug. Neue Gebäude sollten schon ab 2015 den
Null- oder Plusenergiestandard erreichen. Größere Anstrengungen seien
notwendig, um das gesamte Energieeinsparpotenzial bei Gebäuden
auszuschöpfen. Vor allem bei der Sanierung bestehender Gebäude sollten
strenge Anforderungen gelten.40
Weiters bezieht sich die neue EU-Gebäuderichtlinie vor allem auf eine
Reduzierung des Energieverbrauchs bei Neubauten, auf Bestandsobjekte wird
nicht detailliert eingegangen.
Kritisiert wird von Experten bei der bisherigen Umsetzung der Richtlinie vor allem,
dass es nicht gelungen sei, „die negativen Folgen des Föderalismus in den Griff
zu bekommen“. Es herrsche ein "Kompetenzdickicht von Bund und Ländern".41
Bundessache ist zum Beispiel die Verankerung der Richtlinie im Zivilrecht
(Vermietung oder Verkauf von Immobilien). Bautechnische Vorschriften (z.B.
Wärmeschutz) sind Ländersache und in den jeweiligen Bauordnungen zu regeln.
In manchen Bereichen wurde dies unterschiedlich gehandhabt: „Im Fall einer
„umfassenden Sanierung“ etwa wird in allen Ländern ein Energieausweis verlangt,
mit Ausnahme von Salzburg, wo dies noch nicht umgesetzt wurde. Hier gehören in
erster Linie die Bauordnungen vereinheitlicht.“ 42
40 wie vorherige 41 Der Standard, 22. Dezember 2009, Martin Putschögl, Kompetenzdickicht von Bund und Ländern, http://derstandard.at/1259282174385/Energieausweis-Kompetenzdickicht-von-Bund-und-Laendern, letzter Zugriff 11.02.2010 42 wie vorherige
18
2. Rahmenbedingungen
Problematische Ausnahmen in Bauordnungen im Zuge der Umsetzung der
Richtlinie:
In der EU-Gebäuderichtlinie gibt es Ausnahmen zur Vorlage eines
Energieausweises (z.B. denkmalgeschützte Häuser). So verweist nun der
Gesetzgeber im Energieausweis-Vorlagegesetz auf die Ausnahmenkataloge der
Bauordnungen der Länder, was jedoch bereits am Beispiel Wien, 1. Bezirk nicht
weitsichtig genug ist, da dieser, wie auch große Teile anderer Bezirke, eine
Schutzzone darstellt und somit ausgenommen ist. So ist auch für einen 70er Jahre
Bau in einer Schutzzone kein Energieausweis notwendig. Hier wird es nötig sein,
diese Ausnahmen direkt in das Energieausweis-Vorlagegesetz einzuarbeiten.43
2.3. OIB-Richtlinie 6 und Bauordnungen: NÖ und Wien
2.3.1. OIB-Richtlinie 6 „Energieeinsparung und Wärmeschutz“
OIB-Richtlinie 6 „Energieeinsparung und Wärmeschutz“ (April 2007) des
Österreichischen Institutes für Bautechnik (OIB).
Grundlage der Richtlinie sind die Beratungsergebnisse der Länderexpertengruppe
(koordiniert vom OIB) zur Ausarbeitung eines Vorschlags zur Harmonisierung
bautechnischer Vorschriften44 (siehe dazu EU-Gebäuderichtlinie und Art. 15a
Vereinbarung von Bund und Ländern).
„Die Richtlinie definiert Anforderungen an die thermisch-energetische Qualität von
Gebäuden.“ Diese sollen österreichweit einheitlich gelten. Die Anforderungen an
die Gebäude sind weiters so zu gestalten, dass damit die Vorgaben der EU-
Gebäuderichtlinie (siehe oben) in nationales Recht umgesetzt werden.“45
• Anforderungen an Bauteile (maximale U-Werte für einzelne Bauteile);
• Anforderung an die durchschnittliche Qualität der Gebäudehülle (Mittlerer
U-Wert der Gebäudehülle (Um) oder LEK-Wert);
43 Der Standard, 22. Dezember 2009, Martin Putschögl, Kompetenzdickicht von Bund und Ländern, http://derstandard.at/1259282174385/Energieausweis-Kompetenzdickicht-von-Bund-und-Laendern, letzter Zugriff 11.02.2010 44 Österreichisches Institut für Bautechnik, OIB-Richtlinie 6, Energieeinsparung und Wärmeschutz, Ausgabe: April 2007, www.oib.or.at/RL6_250407.pdf, letzter Zugriff 11.02.2010 45 Österreichisches Institut für Bautechnik, Erläuternde Bemerkungen zu OIB-Richtlinie 6, Ausgabe April 2007, www.oib.or.at, letzter Zugriff 11.02.2010
19
2. Rahmenbedingungen
• Anforderungen an den Heizwärmebedarf (HWB);
• Anforderungen an den Heizenergiebedarf (HEB), (Teil des
Endenergieeinsatzes, der für Heizungs- und Warmwasserversorgung
aufzubringen ist);
• Anforderungen an den gesamten Endenergiebedarf (EEB), (umfasst neben
Heizenergiebedarf auch noch den Energiebedarf für mechanische
Belüftung und Kühlung sowie für die Beleuchtung);
• Anforderungen an den Gesamtenergiebedarf (GEB), (der ausgehend vom
Heiz- oder Endenergiebedarf auch den Energieeinsatz in dem Gebäude
vorgelagerten Prozessketten mit einbezieht und somit die Vergleichbarkeit
des Einsatzes unterschiedlicher Energieträger gewährleistet;
• Anforderungen an CO2-Emissionen, wobei der
Gesamtenergiebedarf/Primärenergiebedarf nochmals mit bestimmten auf
den Energieträger bezogenen Emissionsfaktoren multipliziert wird;
• Überprüfung der Einsetzbarkeit von alternativen Systemen;
• Anforderungen an wärmeübertragende Bauteile;
• sonstige Anforderungen, wie Luft- und Winddichtheit, Einschränkung
elektrischer Widerstandsheizungen u. ä.;
• Abschnitt über die Ausstellung des Energieausweises;
• Auflistung jener Gebäude, die von den Bestimmungen der Richtlinie 6
ausgenommen sind.46
In Niederösterreich wurde durch das Amt der NÖ Landesregierung das OIB6
Benutzerhandbuch oibrl6nögeev2008 als Leitfaden heraus gegeben, gedacht als
Hilfe zur Ausstellung von Energieausweisen im baubehördlichen
Bewilligungsverfahren bzw. Wohnungsförderung und In-Bestandgabe in
Niederösterreich. Zur Ausstellung der Energieausweise sind in Niederösterreich
ausschließlich Rechenverfahren zulässig, die auf OIB-Richtlinien beruhen.47 Mit
46 Österreichisches Institut für Bautechnik, Erläuternde Bemerkungen zu OIB-Richtlinie 6, Ausgabe April 2007, www.oib.or.at, letzter Zugriff 11.02.2010 47 Land Niederösterreich – NÖ Baudirektion, OIB-6 Benutzerleitfaden, http://www.noe.gv.at/bilder/d37/200904_OIB6-Benutzerleitfaden_Version_1.3.pdf?14907, letzter Zugriff 11.02.2010
20
2. Rahmenbedingungen
1. Jänner 2009 ist die OIB-Richtlinie 6 (die Umsetzung der OIB 1-5 ist nach wie
vor offen) in Niederösterreich in Kraft getreten.48
„Alle an einem Bau Beteiligten müssen noch mehr als bisher bei einer
ganzheitlichen und integrierten Planung, Errichtung und Bewilligung eines
Gebäudes mitwirken. Ziel dabei ist, einen energetisch günstigen Betrieb mit einer
zeitgemäßen Gestaltung und einem funktional ansprechenden Gebäudekonzept
sicherzustellen.“49
In Wien (Wiener Bautechnikverordnung, siehe unten) sind alle OIB-Richtlinien, so
auch die OIB-Richtlinie 6, mit 12. Juli 2008 in Kraft getreten.50
Die OIB-Richtlinie 6 wird inzwischen von allen Bundesländern - bis auf Salzburg
umgesetzt.51
2.3.2. Umsetzung in der Bauordnung für Wien 52
§ 140 BO für Wien, Umsetzung von Gemeinschaftsrecht
(5) Art. Vb, § 62a Abs. 8, § 63 Abs. 1 lit. e und § 118 dienen der Umsetzung der
Richtlinie 2002/91/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom
16.12.2002 über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden.
§ 62 a. Bewilligungsfreie Bauvorhaben
(8) Bei Gebäuden mit einer Gesamtnutzfläche von mehr als 1000 m2 ist bei
Bauführungen gemäß Abs. 1 Z 31 und 34 ein Energieausweis (§ 118 Abs. 5)
einzuholen (wenn mehr als 25 vH der Gebäudehülle betroffen).
48 Schöberl & Pöll OEG und SPEEDNIC S.R.L., www.bauordnung.at, http://www.bauordnung.at/oesterreich/oib.php, letzter Zugriff 10.03.2010, Österreichisches Institut für Bautechnik, http://www.oib.or.at/, letzter Zugriff 10.03.2010 49 Land Niederösterreich – NÖ Baudirektion, OIB-6 Benutzerleitfaden, http://www.noe.gv.at/bilder/d37/200904_OIB6-Benutzerleitfaden_Version_1.3.pdf?14907, letzter Zugriff 11.02.2010 50 Schöberl & Pöll OEG und SPEEDNIC S.R.L., Landesgesetzblatt für Wien, LGBL Nr. 31/2008 - geändert am 03.06.2008, www.bauordnung.at, http://www.bauordnung.at/oesterreich/oib.php, letzter Zugriff 10.03.2010, Österreichisches Institut für Bautechnik, http://www.oib.or.at/, letzter Zugriff 10.03.2010 51 Schöberl & Pöll OEG und SPEEDNIC S.R.L., www.bauordnung.at, http://www.bauordnung.at/oesterreich/oib.php, letzter Zugriff 10.03.2010, Österreichisches Institut für Bautechnik, http://www.oib.or.at/, letzter Zugriff 10.03.2010 52 Schöberl & Pöll OEG und SPEEDNIC S.R.L., Landesgesetzblatt für Wien LGBL Nr. 24/2008 - geändert am 11.04.2008, B 20-000 - Bauordnung für Wien (aktueller Stand LGBl 2009/25) http://www.bauordnung.at/oesterreich/wien/wien_lgbl_2008_024.php, letzter Zugriff 20.2.2010;
21
2. Rahmenbedingungen
§ 63. Belege für das Baubewilligungsverfahren
(1) e) ─ einen höchstens zehn Jahre alten Energieausweis bei Neu-, Zubauten
und Umbauten, Änderungen und Instandsetzungen von mindestens 25 vH der
Gesamtnutzfläche bei einer Gesamtnutzfläche von mehr als 1000 m2
─ bei Neubauten (mehr als 1000 m²) darüber hinaus den Nachweis eines
Sachverständigen, dass die technische, ökologische und wirtschaftliche
Einsetzbarkeit alternativer Systeme (§ 118 Abs. 3) berücksichtigt wird;
─ bei Gebäuden gemäß § 118 Abs. 4 (siehe unten) genügt der Nachweis eines
Sachverständigen über den Wärmeschutz und Schallschutz;
§ 118 Energieeinsparung und Wärmeschutz
Allgemeine Anforderungen
(1) Bauwerke und all ihre Teile müssen so geplant und ausgeführt sein, dass die
bei der Verwendung benötigte Energiemenge nach dem Stand der Technik
begrenzt wird. Auszugehen ist von der bestimmungsgemäßen Verwendung des
Bauwerks; die damit verbundenen Bedürfnisse (insbesondere Heizung,
Warmwasserbereitung, Kühlung, Lüftung, Beleuchtung) sind zu berücksichtigen.
(2) Bei der Beurteilung, ob die Energiemenge gemäß Abs. 1 nach dem Stand der
Technik begrenzt wird, ist insbesondere Bedacht zu nehmen auf
1. Art und Verwendungszweck des Bauwerks,
2. Gewährleistung eines dem Verwendungszweck entsprechenden
Raumklimas; insbesondere sind ungünstige Auswirkungen, wie unzureichende
Belüftung oder sommerliche Überwärmung, zu vermeiden,
3. die Verhältnismäßigkeit von Aufwand und Nutzen hinsichtlich der
Energieeinsparung.
(3) Bei der Errichtung neuer Bauwerke mit einer Gesamtnutzfläche von mehr als
1000 m² müssen alternative Systeme eingesetzt werden, sofern dies technisch,
ökologisch und wirtschaftlich zweckmäßig ist. Alternative Systeme sind
insbesondere
Stadt Wien, B 20-000 - Bauordnung für Wien, Landesgesetzblatt für Wien LGBL Nr. 24/2008, www.wien.gv.at/recht/landesrecht-wien/.../pdf/b0200000.pdf, letzter Zugriff 20.2.2010
22
2. Rahmenbedingungen
1. dezentrale Energieversorgungssysteme auf der Grundlage von
erneuerbaren Energieträgern,
2. Kraft-Wärme-Koppelungsanlagen,
3. Fern-/Blockheizung oder Fern-/Blockkühlung und
4. Wärmepumpen.
(4) Bei folgenden Gebäuden genügt die Einhaltung bestimmter
Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Werte):
1. Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen, bestehende Gebäude in
Schutzzonen sowie erhaltungswürdige gegliederte Fassaden an bestehenden
Gebäuden;
2. Gebäude mit religiösen Zwecken;
3. Gebäude, die gemäß § 71 auf längstens 2 Jahre bewilligt werden;
4. Gebäude in landwirtschaftlich genutzten Gebieten, mit Ausnahme von
Wohngebäuden;
5. Industriebauwerke;
6. Gebäude, die Wohnungen enthalten, die nicht allen Erfordernissen des
§ 119 entsprechen oder nicht den vollen Schallschutz oder Wärmeschutz für
Aufenthaltsräume aufweisen müssen;
7. Kleingartenhäuser;
8. freistehende Gebäude und Zubauten mit einer Gesamtnutzfläche von jeweils
weniger als 50 m²;
9. Gebäude, die nicht unter § 63 Abs. 1 lit. e fallen.
(5) Der Energieausweis (§ 63 Abs. 1 lit. e) ist von einem nach den für die
Berufsausübung maßgeblichen Vorschriften Berechtigten oder einer akkreditierten
Prüfstelle auszustellen. Die Landesregierung kann durch Verordnung nähere
Vorschriften über den Inhalt und die Form des Energieausweises erlassen.
(6) In Gebäuden mit einer Gesamtnutzfläche von über 1000 m², die von Behörden
oder von Einrichtungen genutzt werden, die für eine große Anzahl von Personen
öffentliche Dienstleistungen erbringen und deshalb von diesen Personen häufig
23
2. Rahmenbedingungen
aufgesucht werden, ist ein höchstens zehn Jahre alter Energieausweis an einer für
die Öffentlichkeit gut sichtbaren Stelle anzubringen.“53
2.3.3. Umsetzung in der Wiener Bautechnikverordnung 54
„Gemäß §§ 118 Abs. 5 (siehe oben) und 122 der Bauordnung für Wien, LGBl. für
Wien Nr. 11/1930, zuletzt geändert durch das Gesetz LGBl. für Wien Nr. 24/2008,
wird verordnet:
§ 1. Den im 9. Teil der Bauordnung für Wien festgelegten bautechnischen
Vorschriften (eigene Anm.: Auflistung der Punkte nach OIB-Richtlinien 1-6) wird
entsprochen, wenn die in den Anlagen enthaltenen Richtlinien des
Österreichischen Instituts für Bautechnik, soweit in ihnen bautechnische
Anforderungen geregelt werden, eingehalten werden.
§ 2. Von den in den Anlagen enthaltenen Richtlinien kann abgewichen werden,
wenn der Bauwerber nachweist, dass das gleiche Schutzniveau wie bei
Anwendung der Richtlinien erreicht wird.
§ 3. Diese Verordnung tritt mit 12. Juli 2008 in Kraft.
§ 4. Die Anlagen 10 und 11 dieser Verordnung dienen der Umsetzung der
Richtlinie 2002/91/EG (eigene Anm. "EU-Gebäuderichtlinie") des Europäischen
Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 2002 über die
Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden.55
2.3.4. Umsetzung in der Niederösterreichischen Bauordnung
Niederösterreichische Bauordnung 1996
„§ 76a NÖ-Bauordnung 1996, 9. Novelle 94/08 2008-11-28, Umgesetzte EG-
Richtlinien und Informationsverfahren
53 Schöberl & Pöll OEG und SPEEDNIC S.R.L., Landesgesetzblatt für Wien LGBL Nr. 24/2008 - geändert am 11.04.2008, B 20-000 - Bauordnung für Wien (aktueller Stand LGBl 2009/25); http://www.bauordnung.at/oesterreich/wien/wien_lgbl_2008_024.php, letzter Zugriff 20.2.2010; Stadt Wien, B 20-000 - Bauordnung für Wien, Landesgesetzblatt für Wien LGBL Nr. 24/2008, www.wien.gv.at/recht/landesrecht-wien/.../pdf/b0200000.pdf, letzter Zugriff 20.2.2010 54 Schöberl & Pöll OEG und SPEEDNIC S.R.L., Wiener Bautechnikverordnung WBTV, LGBL Nr. 31/2008, Landesgesetzblatt für Wien, Jahrgang 2008, ausgegeben am 3. Juni 2008, 31. Stück, http://www.bauordnung.at/oesterreich/wien/wien_lgbl_2008_031.php, letzter Zugriff 20.2.2010
24
2. Rahmenbedingungen
Abs 8.: Richtlinie 2002/91/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom
16. Dezember 2002.“56
Dies bildet die rechtliche Grundlage für die
Niederösterreichische Gebäudeenergieeffizienzverordnung 2008
(NÖ GEEV 2008), geändert am 17.04.200957
§ 1 Geltungsbereich
(1) Die Anforderungen an die Energieeinsparung und den Wärmeschutz (§ 43
Abs. 1 Z. 6 der NÖ Bauordnung 1996, LGBl. 8200; eigene Anm.: hier werden auch
die anderen 5 OIB-Richtlinien bereits nach deren Bezeichnungen aufgezählt) sind
einzuhalten und die Erstellung eines Energieausweises ist erforderlich bei
1. Neubauten von konditionierten Gebäuden, ausgenommen
a) Gebäude, für Gottesdienst und religiöse Zwecke
b) Gebäude vorübergehenden Bestandes, die auf längstens zwei Jahre
bewilligt werden
c) Betriebsgebäude und land- und forstwirtschaftliche Wirtschaftsgebäude
d) frei stehende, an mindestens zwei Seiten auf eigenem Grund zugängliche
Gebäude mit einer konditionierten Netto-Grundfläche von weniger als 50 m²;
2. der Herstellung konditionierter Netto-Grundflächen ab 50 m² von Gebäuden,
wenn diese eigene Nutzungseinheiten bilden;
3. bestehenden Gebäuden mit einer konditionierten Netto-Grundfläche von
mehr als 1000 m², die einer umfassenden Sanierung unterzogen werden,
sofern diese technisch, funktionell und wirtschaftlich realisierbar ist.
55 Schöberl & Pöll OEG und SPEEDNIC S.R.L., Wiener Bautechnikverordnung WBTV, LGBL Nr. 31/2008, Landesgesetzblatt für Wien, Jahrgang 2008, ausgegeben am 3. Juni 2008, 31. Stück, http://www.bauordnung.at/oesterreich/wien/wien_lgbl_2008_031.php, letzter Zugriff 20.2.2010 56 Schöberl & Pöll OEG und SPEEDNIC S.R.L., NÖ-Bauordnung 1996, (aktueller Stand 9. Novelle 94/08 2008-11-28), LGBl 8200, http://www.bauordnung.at/oesterreich/niederoesterreich/niederoesterreich_gebaeudeenergie_paragraph_5.ph p, letzter Zugriff 20.2.201; Land Niederösterreich, NÖ-Bauordnung 2006, www.noel.gv.at/BauenWohnen/Bauen.../Bauordnung/Bauordnung1996.pdf, letzter Zugriff 20.2.2010 57 Schöberl & Pöll OEG und SPEEDNIC S.R.L., Niederösterreichische Gebäudeenergieeffizienzverordnung 2008 (NÖ GEEV 2008), http://www.bauordnung.at/oesterreich/niederoesterreich_gebaeudeenergie.php, letzter Zugriff 20.2.2010
25
2. Rahmenbedingungen
(2) Die Anforderungen an wärmeübertragende Bauteile sind einzuhalten bei
1. Gebäuden gemäß Abs. 1 Z. 1; für Gebäude gemäß Abs. 1 Z. 1 lit. b und c
wenn es dem Verwendungszweck nicht widerspricht,
2. der Herstellung von weniger als 50 m² konditionierter Netto-Grundfläche von
Gebäuden,
3. der Herstellung ab 50 m² konditionierter Netto-Grundfläche von Gebäuden,
wenn diese keine eigenen Nutzungseinheiten bilden, sowie
4. bestehenden Gebäuden mit einer konditionierten Netto-Grundfläche bis
1000 m², die einer umfassenden Sanierung unterzogen werden, sofern diese
technisch, funktionell und wirtschaftlich realisierbar ist.
Dies gilt sinngemäß auch für Abänderungen von Gebäuden, die
wärmeübertragende Bauteile betreffen.
(3) Für Gebäude, die als Teil eines ausgewiesenen Umfelds (z.B. Schutzzone)
oder aufgrund ihres besonderen architektonischen oder historischen Wertes
geschützt sind, gelten die Abs. 1 Z. 2 und 3 und Abs. 2 nur, wenn die Einhaltung
der Anforderungen keine unannehmbare Veränderung ihrer Eigenart oder ihrer
äußeren Erscheinung bedeuten würde.
(4) Kleinbauwerke sind vom Geltungsbereich dieser Verordnung ausgenommen.
§ 2 Erstellung des Energieausweises
durch gewerberechtlich befugte Fachleute oder Ziviltechniker
§ 4 Anforderungen und Energieausweis
(1) Den in § 43 Abs. 1 Z. 6 der NÖ Bauordnung 1996, LGBl. 8200, und den in § 1
dieser Verordnung festgelegten Anforderungen wird entsprochen, wenn folgende
technische Richtlinien eingehalten werden:
1. Richtlinie 6 des Österreichischen Instituts für Bautechnik über die
“Energieeinsparung und Wärmeschutz” (Ausgabe: April 2007–OIB-300.6
038/07). Die Punkte 1, 3.1 und 9 sind nicht anzuwenden.
2. Leitfaden des Österreichischen Instituts für Bautechnik “Energietechnisches
Verhalten von Gebäuden” (Version 2.6, April 2007–OIB-300.6-039/07).
26
2. Rahmenbedingungen
3. “OIB-Richtlinien – Zitierte Normen und sonstige technische Regelwerke”
(Ausgabe: Oktober 2007–OIB-300.6-072/07) des Österreichischen Instituts für
Bautechnik, soweit auf die Richtlinie 6 und den Leitfaden Bezug genommen
wird.
(2) Von den bautechnischen Bestimmungen darf dann abgewichen werden, wenn
die Abweichung die wesentlichen Anforderungen nach § 43 Abs. 1 Z. 6 der NÖ
Bauordnung 1996, LGBl. 8200, die in dieser Verordnung als Zielvorgaben näher
bestimmt sind, gleichwertig erfüllt.
§ 5 Umgesetzte EU-Richtlinien und Informationsverfahren
Richtlinie 2002/91/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16.
Dezember 2002 über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, ABl.Nr. L 1, vom
4. Jänner 2003, Seite 6558 (eigene Anm. "EU-Gebäuderichtlinie").
2.4. Schlussbemerkung zum Kapitel "Rahmenbedingungen"
Aufgrund des in diesem Kapitel beschriebenen Paragraphendschungels wird es
für alle durchführenden Beteiligten - vom Investor über den Planer bis hin zum
Ausführenden - äußerst schwierig den Überblick zu bewahren und im Baualltag
umzusetzen und damit die eigentlichen Zielsetzungen zu erreichen. Hier müssen
einheitliche und klare Rahmenbedingungen geschaffen werden, welche sich auf
einige wenige Sammelwerke beschränken sollten.
58 Schöberl & Pöll OEG und SPEEDNIC S.R.L., Niederösterreichische Gebäudeenergieeffizienzverordnung 2008 (NÖ GEEV 2008), http://www.bauordnung.at/oesterreich/niederoesterreich_gebaeudeenergie.php, letzter Zugriff 20.2.2010 27
3. Verfassungsrechtlich gesichertes Bundesklimaschutzgesetz?
3. Verfassungsrechtlich gesichertes Bundesklimaschutzgesetz?
Der Klimaschutzbericht 2008 des Umweltbundesamtes war ernüchternd, es ging
daraus hervor, dass die von Bund und Ländern bisher gesetzten Maßnahmen zu
gering waren, um die Klimaschutzziele Österreichs zu erreichen. „So stellt das
Umweltbundesamt fest, dass seit 2002 lediglich ein Drittel der Maßnahmen der
österreichischen Klimastrategie von den Verantwortlichen im Bund und in den
Ländern umgesetzt worden seien, zwei Drittel der beschlossenen Maßnahmen
seien gar nicht oder nicht ausreichend umgesetzt.“59
3.1. Bundesverfassungsgesetz über den umfassenden Umweltschutz 1984
Basis für das inzwischen von vielen Seiten ersehnte und zur Erreichung der
österreichischen Klimaschutzziele notwendige verfassungsrechtlich gesicherte
Bundesklimaschutzgesetz ist das Bundesverfassungsgesetz vom 27. November
1984 über den umfassenden Umweltschutz (BGBl. Nr. 491/1984).60
§1. (1) Die Republik Österreich (Bund, Länder und Gemeinden) bekennt sich zum
umfassenden Umweltschutz.
(2) Umfassender Umweltschutz ist die Bewahrung der natürlichen Umwelt als
Lebensgrundlage des Menschen vor schädlichen Einwirkungen. Der umfassende
Umweltschutz besteht insbesondere in Maßnahmen zur Reinhaltung der Luft, des
Wassers und des Bodens sowie zur Vermeidung von Störungen durch Lärm.
§ 2. Mit der Vollziehung dieses Bundesverfassungsgesetzes ist die
Bundesregierung betraut.
Aufgrund des Kyoto-Protokolls der Vereinten Nationen sind in Österreich für den
Zeitraum von 2008 bis 2012 die Emissionen von sechs Treibhausgasen um 13%
59 Ökonews.at – Tageszeitung für Erneuerbare Energie und Nachhaltigkeit, Artikel vom 14.4.2008: Bundesklimaschutzgesetz kann klare Verantwortung definieren, http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1029671, letzter Zugriff 21.02.201060 Bundeskanzleramt Österreich, Rechtsinformationssystem des Bundes (RIS), BGBl. Nr. 491/1984, Bundesverfassungsgesetz 1984 über den umfassenden Umweltschutz, http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10010453, letzter Zugriff 21.02.2010
28
3. Verfassungsrechtlich gesichertes Bundesklimaschutzgesetz?
gegenüber den Ausstößen von 1990 zu reduzieren. Dies ist gemäß Völker- und
Europarecht für Österreich verbindlich. Um die Verantwortlichkeiten des Bundes
und der Länder zur Erreichung bzw. bei Nicht-Erreichung dieser Ziele zu regeln,
soll dies verfassungsmäßig festgelegt werden. Bei Nicht-Erreichung der Ziele
fallen für Österreich Kosten für Zukäufe von Emissionszertifikaten (Preis pro
Tonne CO2-Äquivalent) an.
3.2. Entwurf Bundesverfassungsgesetz 2008
Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft hat im Juni 2008 den ersten Entwurf für ein derartiges
verfassungsrechtlich gesichertes Bundesklimaschutzgesetz als Novelle des B-VG
von 1984 vorgelegt.61
Der §1, Abs. 2 B-VG wird dabei mit dem Wort „Klimaschutz“ ergänzt, Artikel 11
soll künftig die Möglichkeit geben, per Bundesgesetz „zeitraumbezogene
Höchstmengen von Treibhausgasemissionen oder Mindestanteile erneuerbarer
Energieträger“ auf die Länder aufzuteilen bzw. „Maßnahmen zur Bekämpfung des
Klimawandels, insbesondere zur Reduktion von Treibhausgasemissionen“
festzulegen. Dies soll die verfassungsrechtliche Absicherung des
Bundesklimaschutzgesetzes darstellen, in welchen „dem Bund und den Ländern
Klimaschutzverpflichtungen zugeordnet werden“. Für die Vollziehung des
Bundesgesetzes soll im Großen und Ganzen der Bundesminister für Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft zuständig sein. Im Anhang des
Gesetzes werden „Höchstmengen von Treibhausgasemissionen nach Sektoren
(z.B. Verkehr, Industrie, Raumwärme, Energieaufbringung) und Zuständigkeiten
für den Verpflichtungszeitraum 2008 bis 2012 In Millionen Tonnen
Kohlenstoffdioxidäquivalent festgelegt.62
61 Republik Österreich - Parlament, 204/ME XXIII. GP Bundesklimaschutzgesetz - Ministerialentwurf – Vorblatt vom 09.06.2008, http://www.parlament.gv.at/PG/DE/XXIII/ME/ME_00204/pmh.shtml, letzter Zugriff 21.02.2010 62 Republik Österreich - Parlament, 204/ME XXIII. GP Bundesklimaschutzgesetz - Ministerialentwurf – Gesetzestext vom 09.06.2008, Artikel 2+3, http://www.parlament.gv.at/PG/DE/XXIII/ME/ME_00204/pmh.shtml, letzter Zugriff 21.02.2010
29
3. Verfassungsrechtlich gesichertes Bundesklimaschutzgesetz?
3.2.1. Kritik der Wiener Landesregierung
Die Kritik des Amtes der Wiener Landesregierung bezieht sich vor allem auf eine
Kompetenzumverteilung hin zum Bund in Sachen Festlegung von
Klimaschutzmaßnahmen und Grenzwertfestlegungen, was zur Folge hätte, dass
Werte von Bundesseite einseitig definiert werden und die Kosten bei allfälligen
Überschreitungen auf die Gebietskörperschaften ohne Beeinflussbarkeit aufgeteilt
werden. Die alleinige Verantwortung der Länder im Bereich Raumwärme wird mit
dem Hinweis auf bundeseigene Gebäude entschieden abgelehnt. Auch auf die
Mehrbelastung der Stadt Wien aufgrund steigender Emissionszahlen infolge des
großen Bevölkerungswachstums im Vergleich zu den anderen Bundesländern (vor
allem auch im Sektor Verkehr) wird hingewiesen. Nichts desto trotz bekennt sich
Wien ausdrücklich zum Klimaschutz.63 Auf die dezidierte Befürwortung eines
gemeinsamen Klimaschutzgesetzes wird in der Stellungnahme jedoch verzichtet.
3.2.2. Kritik der NÖ Landesregierung
Ebenso bekennt sich das Land Niederösterreich (im Gegensatz zu Wien ein
Flächenland) in seiner Stellungnahme „grundsätzlich zum Klimaschutz“ und weist
auf das NÖ Klimaprogramm 2004 bis 2008 bzw. 2009 bis 2012 und auf die
Verankerung des Klimaschutzes in der Landesverfassung seit 1979 hin. Es wird
auch auf die NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, wo die Ziele der
Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG umgesetzt werden, verwiesen. Weiters
bekennt sich das Land Niederösterreich zu einem gemeinsamen
Klimaschutzgesetz, jedoch unter aktiver Miteinbeziehung der Länder bei der
Erstellung. Die Beschneidung von Länderkompetenzen wird auch in
Niederösterreich sehr kritisch gesehen.64
Gegenkritik bzw. Rechtfertigung zur Vorgehensweise kommt von Bundesseite
(Umweltbundesamt, Umweltminister) gestützt auf den Österreichischen
Klimaschutzbericht 2008, wo bei den Treibhausgasemissionen seit 1990 in
63 Republik Österreich - Parlament, 3/SN-204/ME XXIII. GP - Stellungnahme zum Entwurf, Wien, 1. Juli 2008, Amt der Wiener Landesregierung, http://www.parlament.gv.at/PG/DE/XXIII/ME/ME_00204_03/pmh.shtml, letzter Zugriff 22.02.2010 64 Republik Österreich - Parlament, 2/SN-204/ME XXIII. GP, Stellungnahme zum Entwurf, 1. Juli 2008, Amt der NÖ Landesregierung, http://www.parlament.gv.at/PG/DE/XXIII/ME/ME_00204_02/pmh.shtml, letzter Zugriff 22.02.2010
30
3. Verfassungsrechtlich gesichertes Bundesklimaschutzgesetz?
Kompetenzbereichen des Umweltministeriums (Abfallwirtschaft -40%,
Landwirtschaft -14%, F-Gase -8,2%) im Gegensatz zu anderen
Zuständigkeitsbereichen (Verkehr +80%, Industrie +14%, Energieaufbringung
+12%) positive Ergebnisse erzielt werden konnten (siehe dazu Abb. 1). Weiters
würden im Bereich Raumwärme bei der Wohnbauförderung nur 15% der Mittel für
die thermische Sanierung eingesetzt, was viel zu wenig ist. (340.000 Tonnen
werden dabei eingespart, notwendig wären 2,3 Mio. Tonnen).65
Für 2007 wurde für den Sektor Verkehr bereits ein Anteil an
Treibhausgasemissionen von 27,6% ausgewiesen (weitere Erhöhung gegenüber
2006), für den Bereich Raumwärme 12,6%, was eine deutliche
Anteilsverringerung darstellt.66 Der Trend seit 1990 (siehe Abb. 1) wird damit
fortgesetzt.
Abb. 1: Anteil der Sektoren an den gesamten THG-Emissionen 2006 und Änderung der Emissionen in den Sektoren zwischen 1990 und 2006, Quellen: Umweltbundesamt 2008, Klimaschutzbericht 2008
Aufgrund des Föderalismus wird es wichtig sein, beim Bundesklimaschutzgesetz
auf die besonderen Gegebenheiten in den einzelnen Ländern (Wien ist aufgrund
seiner urbanen Struktur, des ständigen Bevölkerungswachstums und des daraus
resultierenden jährlichen Neubaubedarfs von etwa 6000 Wohnungen ohnehin ein
65 Ökonews.at – Tageszeitung für Erneuerbare Energie und Nachhaltigkeit, Artikel vom 14.4.2008: Bundesklimaschutzgesetz kann klare Verantwortung definieren, http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1029671, letzter Zugriff 21.02.2010 66 Umweltbundesamt GmbH, Klimaschutzbericht 2009, Seiten 60 + 106, http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/REP0226.pdf, letzter Zugriff 21.02.2010
31
3. Verfassungsrechtlich gesichertes Bundesklimaschutzgesetz?
Sonderfall) einzugehen und faire Rahmenbedingungen und Aufteilungsschlüssel
zu schaffen.
Der Gesetzesentwurf, der teilweise auch als „Rohrkrepierer ohne Miteinbeziehung
der Länder“67 bezeichnet wurde, ist als Basis für Verhandlungen zwischen Bund
und Ländern anzusehen, eine Einigung scheint aufgrund der dringenden
Notwendigkeit nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Ein erster Durchbruch gelang
am 19.6.2009 auf der Landesumweltreferentenkonferenz, wo von Bund und allen
Ländern die Schaffung eines einheitlichen Bundesklimaschutzgesetzes vereinbart
wurde.68
Viel Zeit bleibt jedoch nicht mehr, es geht „bei Umwelt- und Klimafragen um die
Basis unserer Existenz … das Bundesklimaschutzgesetz ist endlich zu
realisieren!"69 Es sind sicherlich beidseitig Kompromisse einzugehen, wobei man
das wesentliche Ziel „umfassender Klimaschutz“ mit den nahezu unerreichbaren
Vorgaben nicht aus den Augen verlieren darf. Vorbildfunktion hat dabei
Großbritannien, wo ein derartiges Gesetz, mit Zielen, die über das Klima- und
Energiepaket der EU hinausgehen, bereits in Kraft getreten ist.70
3.3. Die Notwendigkeit in Zahlen
Wie wichtig das zielorientierte Weiterarbeiten aller Verantwortlichen und das
Schaffen rechtlicher Verbindlichkeiten sind, zeigen folgende Zahlen und Grafiken
bezüglich der Abweichungen Österreichs vom Kyoto-Ziel.71
67 BAYR, Petra, SPÖ-Bereichssprecherin für Umwelt und Globale Entwicklung, Artikel „Bundesklimaschutzgesetz jetzt!“, 19.06.2009, http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20090619_OTS0083, letzter Zugriff 23.02.2010 68 OeMAG Abwicklungsstelle für Ökostrom AG, Artikel „Konsens über Bundesklimaschutzgesetz“, 19.06.2009, http://www.oem-ag.at/service/news/4871001567/, letzter Zugriff 23.02.2010 69 BAYR, Petra, SPÖ-Bereichssprecherin für Umwelt und Globale Entwicklung, Artikel „Bundesklimaschutzgesetz jetzt!“, 19.06.2009, http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20090619_OTS0083, letzter Zugriff 23.02.2010 70 Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Enquete: "Klimaschutzgesetz in Großbritannien - Erfahrungen und Erkenntnisse", http://umwelt.lebensministerium.at/article/articleview/81305/1/8790, letzter Zugriff 23.02.2010 71 SCHNEIDER, Dr. Jürgen, Leiter des Programms Wirtschaft und Wirkung, Vortrag „Zur Situation in Österreich – warum ein Klimaschutzgesetz notwendig ist“ 17.2.2010, Datenstand 2010, Umweltbundesamt, www.umweltbundesamt.at, http://umwelt.lebensministerium.at/article/articleview/81305/1/8790, letzter Zugriff 23.02.2010
32
3. Verfassungsrechtlich gesichertes Bundesklimaschutzgesetz?
Abb. 2: Verlauf der österreichischen THG-Emissionen 1990-2008 (in Mio t CO2-Äquivalente) Quellen: Umweltbundesamt 2010, Klimaschutzbericht 2008, Lebensministerium 2007
Die Abweichung von 17,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente wird großteils durch
projektbezogene flexible Mechanismen (Joint-Implementation JI und Clean-
Development Mechanism CDM, siehe dazu auch Kapitel 4 „Von Kyoto nach
Kopenhagen“), teilweise durch Emissionshandel und Neube- und Entwaldung
abgedeckt, übrig bleiben als Kyoto-Zielabweichung für Österreich im Jahr 2008
6,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (siehe Abb. 3, dargestellt als „Noch zu
reduzieren“). Siehe dazu auch Kapitel 4 „Von Kyoto nach Kopenhagen -- Exkurs:
Problematik im Zuge des Emissionshandels“.
Abb. 3: Kyoto Zielabweichung Stand 2008 (in Mio t CO2-Äquivalente), Quelle: Umweltbundesamt 2010
33
3. Verfassungsrechtlich gesichertes Bundesklimaschutzgesetz?
Die Ursachen hierfür sind der stetig ansteigende Bruttoinlandsenergieverbrauch
(gesamt +37% seit 1990 bis 2005)72 und der dementsprechende Anstieg des
Ausstoßes an Treibhausgasen. Erst seit 2005 gibt es einen Gegentrend, welcher
zeigt, dass Maßnahmen durchaus wirksam sind (siehe Abb. 1 oben).73
Etwa 27% des
Bruttoinlandsverbrauches in
Österreich wurden 2007 aus
erneuerbaren Quellen und 73%
aus fossilen Energieträgern
gedeckt, der Anteil
erneuerbarer Quellen steigt
dabei kontinuierlich an.
Abb. 4: Struktur und Entwicklung des Bruttoinlandsverbrauchs in Österreich 2007,"Energiestatus Österreich 2009", Seite 5, Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (http://www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/energie/energie_austria/, letzter Zugriff 13.03.2010)
Ziel bis 2020 ist es, den Anteil von erneuerbaren Energien in Europa auf 20% zu
erhöhen (Klimaschutzpaket der EU, siehe dazu auch Kapitel 2
„Rahmenbedingungen, Exkurs: Klimaschutzpaket 20-20-20 bis 2020“). Das
bedeutet für Österreich eine Erhöhung von aktuell 28,5% auf 34%.74
Dabei ist aber problematisch, dass der momentane Anteil des elektrischen
Endenergieeinsatzes (Energie am Ort des Verbrauchers) weniger als 20% beträgt
(siehe Abb. 5, S.35), jedoch in diesem Bereich die geforderte Erhöhung des
Anteils erneuerbarer Energie vergleichsweise am einfachsten umzusetzen ist. Im
72 Umweltbundesamt GmbH, Kyoto-Fortschrittsbericht Österreich 1990–2005, Wien 2007, Bruttoinlandsenergieverbrauch, Anhang 2: Entwicklung wichtiger Einflussfaktoren (indexbezogen), www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/energie/energie_austria/, letzter Zugriff 12.03.2010 73 SCHNEIDER, Dr. Jürgen, Leiter des Programms Wirtschaft und Wirkung, Vortrag „Zur Situation in Österreich – warum ein Klimaschutzgesetz notwendig ist“ 17.2.2010, Datenstand 2010, Umweltbundesamt, www.umweltbundesamt.at, http://umwelt.lebensministerium.at/article/articleview/81305/1/8790, letzter Zugriff 23.02.2010
34
Fossile feste Energieträger
Erneuerbare Energieträger
Fossile flüssige Energieträger
Elektrische Energie
Fernwärme Fossile gasförmige Energieträger
3. Verfassungsrechtlich gesichertes Bundesklimaschutzgesetz?
Straßenverkehr wird dies aus heutiger Sicht aufgrund des fast gänzlichen Anteils
fossiler Antriebe am schwierigsten realisierbar sein (95% Erdölprodukte75). In
diesem Zusammenhang ist das Thema der Verlagerung von Transporten von der
Straße auf die Schiene wichtig, jedoch ist es gerade im Baubereich nicht einfach,
den Verkehr aufgrund der Notwendigkeit vieler Innerorts-Kurzstrecken zu
Baustellen und just-in-time-Lieferungen von der Straße zu bekommen,
Alternativantriebe wären gefragt.
Es wird notwendig sein, den Einsatz fossiler Energieträger beim Verbraucher zu
reduzieren und den dafür steigenden Bedarf an elektrischer Energie mit
erneuerbaren Energiequellen abzudecken. Dann kann das Ziel, den Anteil an
erneuerbaren Energien in Österreich auf 34% zu erhöhen, erreicht werden.
Abb. 5: Endenergieeinsatz nach Energieträgern in Österreich 2007, Quelle: Statistik Austria (http://www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/energie/energie_austria/, letzter Zugriff 23.02.2010)
Weiters ist die Problematik, dass wirksame Maßnahmen finanziert werden müssen
und dies ohne rechtliche Verbindlichkeit und klare Zuständigkeiten schwierig
durchzusetzen ist („nur 1/3 der Maßnahmen der Klimastrategie wurden bis Ende
74 Umweltbundesamt GmbH, Erneuerbare Energieträger, http://www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/energie/erneuerbare/, letzter Zugriff 12.03.2010 75 Umweltbundesamt GmbH, Erneuerbare Energieträger, http://www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/energie/erneuerbare/, letzter Zugriff 12.03.2010
35
3. Verfassungsrechtlich gesichertes Bundesklimaschutzgesetz?
2008 vollständig umgesetzt“). Das Erreichen der Ziele der Klimastrategie scheint
weit entfernt zu sein, die „Ernsthaftigkeit“ muss erhöht werden, da noch größere
Herausforderungen warten76, was folgende Grafik über die weltweiten
Zielsetzungen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen für die Zeit bis 2050
zeigt.
Abb. 6: Greenhouse Gas Emissions, Quelle: Schneider, Dr. Jürgen, Leiter des Programms Wirtschaft und Wirkung, Vortrag „Zur Situation in Österreich – warum ein Klimaschutzgesetz notwendig ist“ 17.2.2010, Datenstand 2010, Umweltbundesamt
Der Klimaschutzbericht 2009 des Umweltbundesamtes hat die Notwendigkeit der
Vorgehensweise jedenfalls bestätigt. In Österreich müssen laut EU-Klimaziel bis
2020 Emissionsreduktionen von 16% gegenüber 2005 erreicht werden.
„Die Emissionsszenarien bis 2020 zeigen für Österreich einen Anstieg der THG-
Emissionen, falls keine weiteren Maßnahmen gesetzt werden. Werden hingegen
derzeit geplante Maßnahmen getroffen und bis 2020 wirksam („Szenario mit
zusätzlichen Maßnahmen“), erreicht die Emissionsentwicklung etwa das Niveau
76 SCHNEIDER, Dr. Jürgen, Leiter des Programms Wirtschaft und Wirkung, Vortrag „Zur Situation in Österreich – warum ein Klimaschutzgesetz notwendig ist“ 17.2.2010, Datenstand 2010, Umweltbundesamt, www.umweltbundesamt.at, http://umwelt.lebensministerium.at/article/articleview/81305/1/8790, letzter Zugriff 23.02.2010
36
3. Verfassungsrechtlich gesichertes Bundesklimaschutzgesetz?
von 2007. Dies bedeutet, dass zur Erreichung der Ziele für 2020 weitere
Maßnahmen unumgänglich sein werden.“77
Im Bundesklimaschutzgesetz sollten kurzfristige Einsparungsziele als auch
langfristige Ziele zur Absenkung der CO2-Emissionen Österreichs sowie die
Aufteilung der Ziele auf die Verursachergruppen festgelegt werden. 78
Wir brauchen das Klimaschutzgesetz jetzt! Es gilt zu handeln und umzusetzen, um
überhaupt eine Chance zu haben!
Exkurs: Definition Erneuerbare Energien
Regenerative oder erneuerbare Energie wird aus Quellen gewonnen, die sich
„entweder kurzfristig von selbst erneuern oder deren Nutzung nicht zur
Erschöpfung der Quelle beiträgt“ (nachhaltige Energieressource). Als „alte“
erneuerbare Energie gilt die Wasserkraft, weiters gehören im wesentlichen seit
den 1990er Jahren "die solare Strahlung (Sonnenenergie), die Wärme im
Erdinneren (Geothermie) sowie die energetisch nutzbaren Effekte der
Anziehungskräfte vor allem von Mond und Sonne (Gezeitenkraft)" dazu. Weitere
erneuerbare Energiequellen sind als abgeleitete Formen der Sonnenenergie zu
verstehen, wie z.B. der Wind (Windenergie) und das energetische Potenzial der
Biomasse (aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnene Bioenergie).79
In Österreich stellen „die sonstigen erneuerbaren Energien (Brennholz, biogene
Brenn- und Treibstoffe, brennbare Abfälle und Umgebungswärme) bereits die
bedeutendste erneuerbare Energiequelle (Anteil 16,1% am
Bruttoinlandsverbrauch) gefolgt von der Wasserkraft (10,8%) dar (Stand 2007).“80
Fossile Energieträger wie Erdöl, Kohle und Erdgas, welche dem Menschen nur für
begrenzte Zeit zur Verfügung stehen und worauf heutzutage noch großteils die
weltweite Energieversorgung basiert, sind der Gegenbegriff dazu. „Kernenergie
77 Umweltbundesamt GmbH, Klimaschutzbericht 2009, Seite 7, http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/REP0226.pdf, letzter Zugriff 21.02.2010 78 ANSCHOBER, Rudi, Landesrat für Umwelt, Energie, Wasser und Konsumentenschutz, 10.06.2008 http://www.anschober.at/politik/presse/612/klimaschutz-stagniert-in-oesterreich-auf-niedrigem-niveau--bundesweites-klimaschutzgesetz-muss-rasch-verwirklicht-werden-, Zugriff 21.02.2010 79 Wikipedia, Erneuerbare Energie, http://de.wikipedia.org/wiki/Erneuerbare_Energie, letzter Zugriff 13.03.2010
37
3. Verfassungsrechtlich gesichertes Bundesklimaschutzgesetz?
(gewonnen durch Kernspaltung bzw. die noch in der Entwicklung befindliche
Kernfusion) wird in der Regel nicht als erneuerbare Energie bezeichnet, da sie
einen nicht nachwachsenden Rohstoff verwendet, ist aber ebenso wenig den
fossilen Energien zuzuordnen.“ 81
An der weltweiten Primärenergieversorgung sind als erneuerbare Energieträger
vor allem Biomasse mit einem Anteil von 10% und Wasserkraft beteiligt. „Der
Großteil der Biomasse wird in Ländern in Afrika und Asien zum Kochen und
Heizen verwendet.“ Wasserkraft ist vorrangig in der Stromerzeugung bedeutend,
hier wird weltweit 16% mit der Kraft des Wassers erzeugt.82
Abb. 7: Energieträgeranteil im Weltprimärenergieverbrauch 2007, Quelle: Umweltbundesamt, (http://www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/energie/erneuerbare/, letzter Zugriff 13.03.2010)
80 Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend, "Energiestatus Österreich 2009", Seite 5, http://www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/energie/energie_austria/, letzter Zugriff 13.03.2010 81 Wikipedia, Erneuerbare Energie, http://de.wikipedia.org/wiki/Erneuerbare_Energie, letzter Zugriff 13.03.2010 82 Umweltbundesamt GmbH, Erneuerbare Energieträger,
38http://www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/energie/erneuerbare/, letzter Zugriff 12.03.2010
4. Von Kyoto nach Kopenhagen
4. Von Kyoto nach Kopenhagen
4.1. Das Kyoto-Ziel
Auf der UNO-Klimakonferenz im japanischen Kyoto (Verabschiedung Kyoto-
Protokoll zum globalen Klimaschutz der Vereinten Nationen im Dezember 1997)
wurden für 37 Industriestaaten rechtsverbindliche Grenzwerte für den Ausstoß von
Treibhausgasen festgelegt. Diese sind jedoch nur für etwa 30% der globalen
Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. China, Brasilien oder Indien wurden als
Schwellenländer - um das Wirtschaftswachstum nicht zu behindern - von
Reduktionsverpflichtungen ausgenommen.83 Basisjahr für die Berechnung ist das
Jahr 1990. Die Reduktion auf das Niveau von 1990 soll in den Jahren 2008 – 2012
erreicht werden. Erst am 16. Februar 2005 trat es mit der Ratifizierung Russlands
in Kraft und läuft 2012 aus.84
Es haben sich daher die einzelnen Staaten zu folgenden Treibhausgas-
Reduktionen verpflichtet:
• Industriestaaten im Ø um –5,2%
• USA -6% (emittieren 36% der Gesamtemissionen weltweit)
• EU -8%
• Österreich -13%
Für die Nicht-Einhaltung der Ziele gibt es einen „Bußgeldkatalog“, jedoch soll die
Exekution mit Mechanismen wie Emissionshandel zwischen den Industriestaaten,
gemeinsam durchgeführten Klimaschutzprojekten (Joint Implementations) und
klimafreundlicher Entwicklungspolitik durch Investitionen in Entwicklungsländern
(Clean Development Mechanism) verhindert werden. Bis heute wurde das Kyoto-
Protokoll von 184 Staaten in nationales Recht umgesetzt, Ausnahmen sind
Somalia, San Marino, Afghanistan, Nordkorea, Irak und die USA als weltgrößter
83 Wir Klimaretter – OnlineMagazin, Artikel: „Vor fünf Jahren – Kyoto-Protokoll wird erweckt“ 16. Februar 2010, Sarah Messina; http://www.wir-klimaretter.de/hintergruende/51-politik/5229-kyoto-, letzter Zugriff 24.02.2010 84 MATTES, Univ. Lektor Dipl.-Ing. Wolfgang, Luftreinhaltung/ Kyoto Ziel, FH-Campus Wien, Skriptum WS 2007/08; Steinwidder, Ing. BSc Dino, Bachelorarbeit Geförderter Wohnbau im Wandel, S78, 4.12.2007
39
4. Von Kyoto nach Kopenhagen
Klimasünder. Was Al Gore und Bill Clinton mitverhandelten wurde von der Bush-
Regierung niemals umgesetzt.85
Exkurs: Problematik im Zuge des internationalen Emissionshandels
Auf den Verpflichtungen zum Kyoto-Protokoll basieren die österreichische
Klimastrategie und darauf aufbauend das Emissionszertifikategesetz (EZG,
nationale Umsetzung der Emissionshandelsrichtlinie der EU) und der nationale
Allokationsplan (NAP). Analog wurde dies auch von allen anderen Vertragsstaaten
des Kyoto Protokolls durchgeführt. Mit dem EZG und dem NAP wird die für
Österreich festgelegte Gesamtmenge an Treibhausgasemissionen auf Standorte
österreichischer Unternehmen aufgeteilt ("Gratiszertifikate").86 Bei der Zuteilung
der Gratiszertifikate in der 1. Zuteilungsperiode (NAP 1) wurde allerdings auf
Grund politischer Interventionen ein Vielfaches an den für Österreich zulässigen
Zertifikaten aufgeteilt. Das heißt, dass von Anfang an (NAP 1) eine realistische
Erreichung des Kyotozieles durch Industrie und Lobbyisten verhindert wurde.
Expertenmeinungen wurden vom Tisch gewischt. Im Kyoto-Protokoll wurde
vereinbart, dass Unternehmen bei Nichteinhaltung ihrer Zielvorgaben
(=Gratiszertifikate) Emissionszertifikate anderer Unternehmen zukaufen können
und im Gegenzug dazu, bei Unterschreitung der Verpflichtung, die nicht
ausgeschöpfte Differenzmenge am Markt verkaufen dürfen. Ebenso können
Staaten jene Zertifikatmengen, die zu Erreichung des (nationalen) Kyotozieles
fehlen, ebenfalls am (internationalen) Markt zukaufen, was für die
Bundesregierung der letzte, teure Ausweg sein wird. Teuer deswegen, weil
reduzierende Maßnahmen, die aber wie erwähnt durch politische Interventionen
verhindert wurden, aus Expertensicht um ein Vielfaches billiger ausgefallen wären.
Wenn nun ein Unternehmen mit den zugeteilten Gratiszertifikaten kein Auslangen
findet, können entweder am Markt die fehlenden Zertifikatsmengen zugekauft oder
aber auch Maßnahmen im Ausland gesetzt werden, die dem Unternehmen
85 Wir Klimaretter – OnlineMagazin, Artikel: „Vor fünf Jahren – Kyoto-Protokoll wird erweckt“ 16. Februar 2010, Sarah Messina; http://www.wir-klimaretter.de/hintergruende/51-politik/5229-kyoto-, letzter Zugriff 24.02.2010 86 Umweltbundesamt GmbH, Emissionshandel in Österreich, http://www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/industrie/emissionshandel/eh_in_oe/, letzter Zugriff 25.03.2010
40
4. Von Kyoto nach Kopenhagen
gutgeschrieben werden. Das heißt, es wird in Osteuropa (hohe
Emissionszuteilungsmengen, da die Festlegung aufgrund der bisherigen Ausstöße
erfolgte) eine schrottreife Fabrik samt Zertifikaten erworben, die Fabrik wird
liquidiert und die nun frei werdenden Zertifikate dem heimischen Unternehmen gut
geschrieben bzw. werden diese teilweise auch noch weiter verkauft. Daher gibt es
für dieses Unternehmen auch keinerlei Anreiz, das bisher verwendete
Produktionsverfahren umzustellen und damit die CO2-Emissionen entsprechend
zu reduzieren. Die Summe der internationalen Ausstoßmenge wird damit zwar
nicht erhöht - diese ist aber hinsichtlich Klimaziele ohnehin zu hoch angesetzt
(siehe oben) - jedoch eine technologische Anpassung veralterter Industrie
verhindert und infolgedessen die Emissionen auch nicht verringert, was aber das
Ziel sein sollte.87
4.2. Klimakonferenz Kopenhagen
Als großer Hoffnungsträger gilt nun ein neues Abkommen (Nachfolgevertrag),
welches im Dezember 2009 in Kopenhagen hätte verabschiedet werden sollen.
Ziel war, die Emissionen bis 2050 um 50% zu senken, mit entsprechenden
vertraglichen Verpflichtungen der Länder dieser Erde (193 Nationen nahmen an
den Verhandlungen teil88). Zustande kam jedoch nur eine dreiseitige Erklärung zur
Kenntnisnahme. Es ist dies eine nicht bindende Vereinbarung, ohne konkrete
Maßnahmen, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Weiters stellen die
Industrienationen den Entwicklungsländern 30 Milliarden US-Dollar für
Anpassungen an den Klimawandel bereit (2010 bis 2012). Ab 2020 gäbe es 100
Milliarden US-Dollar pro Jahr, jedoch nur, wenn die finanzierten
Klimaschutzaktionen „bedeutungsvoll und transparent“ sind. Schwellen- und
Entwicklungsländer verpflichten sich, internationale Beratungen und Analysen zu
Klimaschutzaktivitäten zuzulassen, "nationale Prioritäten" haben jedoch Vorrang
87 MATTES, Univ. Lektor Dipl.-Ing. Wolfgang, Umweltbundesamt, Gespräch, 25.03.2010 88 ARD Tagesschau, Am Ende steht nur eine Erklärung, http://www.tagesschau.de/klima/, letzter Zugriff 24.02.2010
41
4. Von Kyoto nach Kopenhagen
(China). Weiters wurde vereinbart Wälder zu schützen, Geld dafür bereitzustellen,
nur wie blieb offen.89
„Greenpeace fordert von der Gruppe der Industriestaaten, ihre Treibhausgase bis
zum Jahr 2020 um mindestens 40% gegenüber 1990 zu reduzieren. Zur
Verbesserung der Klimabilanz muss zudem die Abholzung der Urwälder in
Brasilien und Indonesien gestoppt werden. Daneben ist eine jährliche
Finanzierung von 110 Milliarden Euro für internationale Klimaschutzprojekte in
Entwicklungsländern notwendig.“ Weiters soll ab sofort massiv in erneuerbare
Energien investiert werden.90
Die oben genannten Schwellenländer hätten gerne das Kyoto-Protokoll - in dem
sie klar bevorzugt werden - als Basis für einen Nachfolgevertrag, die USA
bestehen auf eine komplett neue Vereinbarung, daran dürfte der Gipfel letztlich
auch gescheitert sein – an den größten Emittenten USA, Indien und China.
Gelungen ist eine Minimalvereinbarung, es wurde schließlich auf den kommenden
Klimagipfel in Mexiko Ende 2010 vertagt.91
Es bestehen nun berechtigte Zweifel, ob Klimaschutz im Rahmen der Vereinten
Nationen noch möglich ist. Es stellt sich aber gleichzeitig die Frage, wie es ohne
Einlenken von Hauptverursachern überhaupt funktionieren kann. Dies wäre in
keiner Organisation dieser Welt möglich. Es ist nötig, nationale Egoismen dem
Wohl der Menschheit unterzuordnen und auch Kompromissbereitschaft zu zeigen,
genau das war auf diesem Weltklimagipfel aber nicht gegeben.92 Es könnte auch
als Chance angesehen werden, dass die Welt insgesamt, aufgrund der
Herausforderung dieser großen gemeinsamen Aufgabe, näher zusammen rücken
kann!
89 Bayrischer Rundfunk, BR-Online, Der Minimalkonsens von "Floppenhagen", http://www.bronline.de/wissen/umwelt/klimawandel-DID1206608167923/klimawandel-klimakonferenz-kopenhagenID1243337408075.xml, letzter Zugriff 24.02.2010 90 Greenpeace, Klimakonferenz in Kopenhagen; http://klimagipfel.greenpeace.de/, letzter Zugriff 24.02.2010 91 Wir Klimaretter – OnlineMagazin, Artikel: „Vor fünf Jahren – Kyoto-Protokoll wird erweckt“ 16. Februar 2010, Sarah Messina; http://www.wir-klimaretter.de/hintergruende/51-politik/5229-kyoto-, letzter Zugriff 24.02.2010 92 ARD Tagesschau; SCHELLNHUBER, Hans Joachim, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), http://www.tagesschau.de/klima/aktuell/chatschellnhuber100.html, letzter Zugriff 24.02.2010
42
4. Von Kyoto nach Kopenhagen
Es scheitert aber auch schließlich daran, dass den Bevölkerungen dieser Erde die
lebensbedrohende Situation bezüglich Klimawandel noch immer nicht bewusst
genug ist. Vielmehr spürt der Einzelne seine eigene, gegenwärtig wirtschaftlich
schwierige Situation aufgrund von z.B. Sparmaßnahmen der Regierungen oder
Arbeitslosigkeit (in Europa, USA). Menschen in Schwellenländern wünschen sich
berechtigterweise endlich einen vergleichbaren Lebensstil der Menschen in
Industriestaaten und ordnen dem alles andere unter. Die Regierungen sollen dann
trotzdem kostspielige, unpopuläre Maßnahmen setzen, international Kompromisse
eingehen und Zugeständnisse machen, das eigene Wirtschaftswachstum riskieren
und dann wieder gewählt werden! Ein schwieriger Spagat! Die Einsicht muss ganz
klar beim einzelnen Menschen beginnen! Dies in den eigenen Ländern nachhaltig
zu kommunizieren sollte mitunter die größte Aufgabe der Regierungen weltweit
sein!
43
5. Energiewende
5. Energiewende
5.1. Neues Ökostromgesetz
Am 2. Oktober 2010 tritt in Österreich die novellierte Ökostromverordnung
(Festlegung der Preise für die Abnahme elektrischer Energie aus
Ökostromanlagen auf Basis des Ökostromgesetzes93) mit verstärkter Förderung
von erneuerbaren Energien in Kraft. Besonders die Bereiche Photovoltaik (auf
Fassaden und Dächern), Windkraft (mit dem größten Ausbaupotential nach
Wasserkraft mit +29% Einspeisevergütung gegenüber bisher) und Biomasse
werden von der neuen Verordnung profitieren.94
Die Bedeutung des Ökostromgesetzes (in Kraft getreten am 1. Jänner 200395)
kann hinsichtlich der zu erreichenden Klimaziele, welche hauptsächlich über die
Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien verwirklicht werden können, nicht
hoch genug eingeschätzt werden. Es bildet die innerösterreichische gesetzliche
Grundlage für die notwendige Energiewende (siehe dazu auch Kapitel 3
„Verfassungsrechtlich gesichertes Bundesklimaschutzgesetz? - Exkurs: Definition
erneuerbare Energien“).
5.2. Ökologische Steuerreform
Unsere Zeit ist weltweit geprägt vom Klimawandel und der Verknappung von
Ressourcen bei gleichzeitig erhöhtem Bedarf. Parallel dazu steigen
Arbeitslosigkeit und Staatsschulen ständig an. Hier sind Verwaltungs- und
finanzpolitische Reformen in Form einer Ökosozialen Steuerstrukturreform durch
„Anhebung von Steuern im Bereich von Energie und C02-Emissionen bei
gleichzeitiger steuerlicher Entlastung des Faktors Arbeit“ (in Österreich vor allem
93 Bundeskanzleramt Österreich - Rechtsinformationssystem des Bundes (RIS); BGBl. I Nr. 149/2002, geltende Fassung BGBl. I Nr. 104/2009; Ökostromgesetz; http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=20002168, letzter Zugriff 14.03.2010 94 Solar- und Windenergie.de, Die Web-Ressource der erneuerbaren Energien, Artikel: „Österreich – Ökostromverordnung 2010 tritt in Kraft“, 16. Februar 2010http://www.solar-und-windenergie.de/blog/?p=187, letzter Zugriff 14.03.2010 95 Bundeskanzleramt Österreich - Rechtsinformationssystem des Bundes (RIS); BGBl. I Nr. 149/2002, geltende Fassung BGBl. I Nr. 104/2009; Ökostromgesetz; http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=20002168, letzter Zugriff 14.03.2010
44
5. Energiewende
durch hohe Sozialversicherungsbeiträge) erforderlich. Ganz nach dem Motto: „Tax
what you burn, not what you earn“. Ziel ist es, den „Einsatz von Energie und
natürlichen Ressourcen effizienter zu gestalten“. Die Erfolgsaussichten dieser
Vorgangsweise für den Arbeitsmarkt und den Klimaschutz bestätigt ein aktuelles
EU-Forschungsprojekt. Hinsichtlich der Energie- und Klimaschutzziele sind laut
Experten die Reformen durch die Regierung schnellstens umzusetzen, dazu
zählen auch die Erhöhung von Steuern auf „volkswirtschaftlich schädliche
Aktivitäten wie Tabak und Alkoholkonsum“.96
5.3. Sicherheit der Energieversorgung Österreichs
5.3.1. Versorgungssituation 2008
In Österreich werden 39,4% des Bruttoinlandsenergieverbrauchs mit Erdöl, 26,6%
durch erneuerbare Energieträger, 22,1% mit Naturgas und 10,6% mit Kohle
gedeckt.97
Etwa 89% (7,94 Mio t Import, 0,86 Mio t Inlandsförderung) des inländischen
Rohölbedarfes 2008 wurden aus 16 verschiedenen Ländern importiert, wobei
davon fast 70% aus Kasachstan (1,98 Mio t), dem Irak (1,46 Mio t), Algerien (1,19
Mio t) und Libyen (0,84 Mio t) stammten.98
84% (9,8 Mrd m³) des Erdgasbedarfes in Österreich musste 2008 importiert
werden, wobei davon der Hauptlieferant Russland 62% (6,1 Mrd m³) erbrachte,
Norwegen folgt mit 1,3 Mrd m³ und auf andere Länder entfielen 2,4 Mrd m³. Etwa
zwei bis drei Monate kann die Versorgung in Österreich durch eigene
Erdgasspeicher sichergestellt werden.99 (Hinweis: knapp 40% des Gas
96 Ökosoziales Forum Österreich, Artikel „Ökologische Steuerreform in der Energiestrategie, Ökosoziale Steuerreform“, http://www.oekosozial.at/index.php?id=13571, letzter Zugriff 16.03.2010 97 STATISTIK AUSTRIA, Energiebilanzen, Stand 2008, http://www.statistik.at/web_de/statistiken/energie_und_umwelt/energie/energiebilanzen/index.html, letzter Zugriff 16.03.2010 98 Wirtschaftskammer Österreich, Fachverband der Mineralölindustrie Österreichs (FVMI), Mineralölbericht 2008, Seite 18, www.oil-gas.at/, letzter Zugriff 16.03.2010 99 Wirtschaftskammer Österreich, Fachverband der Mineralölindustrie Österreichs (FVMI), Mineralölbericht 2008, Seite 14, www.oil-gas.at/, letzter Zugriff 16.03.2010
45
5. Energiewende
Endenergieverbrauches wird in Österreich für Raumheizung und Warmwasser
verwendet100).
Exkurs: Sinnhaftigkeit der Nabucco-Gaspipeline
Diese Zahlen zeigen deutlich die Abhängigkeit Österreichs von Importen von
fossilen Energieträgern, vor allem auch aus Ländern, wo die dauerhafte und
langfristige Versorgungssicherheit aus unterschiedlichen Gründen (wirtschaftlich
und politisch) zurecht angezweifelt werden kann. So soll, vor allem auch um die
Gasabhängigkeit von Russland zu verringern, die Nabucco-Gaspipeline (geplanter
Baubeginn 2011, Fertigstellung 2013) aus dem kaspischen Raum und dem
Mittleren Osten (Türkei, Bulgarien, Rumänien, Ungarn nach Österreich) errichtet
werden. Bis zu 15 Mrd m³ Erdgas jährlich sollen dabei Österreich erreichen
können, dies würde mehr als die komplette Abdeckung des heutigen
Bruttoinlandsverbrauches bedeuten. Betrieben soll die Pipeline durch die OMV
und derartige Unternehmen der durchquerten Länder bzw. Deutschland
werden.101
Jedoch gibt es auch kritische Stimmen von Experten zur geplanten Art und Weise
der Flucht aus der Abhängigkeit, die auch die Kostenwahrheit bezüglich der
geplanten Pipeline bzw. auch der zu erreichenden Gasfördermengen im
kaspischen Raum aufgrund mangelnder und veralteter Infrastruktur, welche
zusätzliche Investitionen (Eur 8 Mrd für die Pipeline + Eur 4 Mrd) erforderlich
machen werden, anzweifeln. Alternativlieferant wäre der Iran (mit russischen
Investoren!!!), der „bisher kein Gas-Exportland“ ist und zusätzlich als politisch
unsicher gilt. Einzige Lösung für die Unabhängigkeit wäre also laut Experten die
drastische und kompromisslose Reduktion des Gasverbrauches zugunsten
erneuerbarer Energien. „Überall dort, wo es ersetzbar ist, muss es auch ersetzt
werden. Der private Bereich muss zur Gänze durch erneuerbare Energien wie
Biomasse oder Solarenergie ersetzt werden, im Bereich der Stromerzeugung darf
Gas, wenn überhaupt, nur noch dort eingesetzt werden, wo auch Wärme-
Abnehmer für KWK-Anlagen in sinnvoller Nähe angesiedelt sind. ... Energiesparen
100 STATISTIK AUSTRIA, Energiestatistik: Energiebilanzen Österreich 1970 bis 2008, Gasbilanz. Erstellt am: 20.11.2009, http://www.statistik.at/web_de/statistiken/energie_und_umwelt/energie, letzter Zugriff 16.03.2010
46
5. Energiewende
und Energieeffizienz ... und Einsatz erneuerbarer Quellen, wo immer es sich
machen lässt, sind das Um und Auf, wenn wir auch in Zukunft auf eine sichere
Energieversorgung vertrauen wollen.“102
Ähnlich gestaltet sich die Situation bei Rohöl. Durch die Verknappung aufgrund
der weltweiten Verbrauchssteigerungen sind langfristig drastische
Preiserhöhungen zu erwarten.
Exkurs: Neue Gasquellen - „Shale Gas“
Auf der Suche nach neuen Energiequellen und dem wirtschaftlichen Streben nach
größerer Unabhängigkeit von Zulieferstaaten fossiler Energieträger - was die
Energiepreise langfristig stabilisieren würde - wurden erhebliche Gasvorkommen,
eingeschlossen in Schiefergestein, gefunden. Die Förderung des Shale Gases
(shale dt. Schiefer) war bisher jedoch aufgrund mangelnder Technologie im
Vergleich zur Gewinnung des herkömmlichen Erdgases unrentabel. Jedoch in
Folge der weltweit ständig steigenden Energiepreise durch Verknappung und
Abhängigkeiten und der nicht zuletzt darum vorangetriebenen Entwicklung der
Technik in diesem Bereich gewinnt es immer mehr an Bedeutung. So werden in
den USA aktuell bereits 10% des Gasverbrauches mit Schiefergas gedeckt, was
sie zum mittlerweile weltgrößten Erdgasproduzenten vor Russland macht.103 In
den USA werden dabei Gasvorräte für etwa 100 Jahre vermutet.104
„Shale Gas findet man überall dort, wo im Laufe der Erdgeschichte einmal
Meeresboden gewesen ist“. Auch in Europa und Österreich (Wiener Becken)
werden Vorkommen vermutet, jedoch in größeren Tiefen als in den USA, was die
Gewinnung unwirtschaftlicher machen würde.105
101 Wirtschaftskammer Österreich, Fachverband der Mineralölindustrie Österreichs (FVMI), Mineralölbericht 2008, Seite 20, www.oil-gas.at/, letzter Zugriff 16.03.2010 102 Ökoenergie 76/2009, Seite 2, Hofbauer, Doris, „Nabucco bietet keine Sicherheit - Experten zweifeln an Sinnhaftigkeit der geplanten Gaspipeline, Experten: Mangott, Gerhard, Institut für Politikwissenschaften Universität Innsbruck, Schleicher, Stefan, Volkswirtschaftslehre Karl-Franzens-Universität Graz 103 Kurier vom 13.03.2010, Seite 9, „Neue Gasquellen - Die Revolution am Energiemarkt“ 104 DiePresse.com, 09.03.2010, Artikel „Experte: Ölpreis wird 2010 auf 60 Dollar je Barrel fallen“; http://diepresse.com/home/wirtschaft/boerse/545111/index.do?_vl_backlink=/home/wirtschaft/boerse/index.do , letzter Zugriff 14.03.2010 105 Rohstoff Daily vom 10.06.2009, Miriam Kraus, „Was ist Shale Gas?“; http://www.investor-verlag.de/shalegas-/111035402/, letzter Zugriff 14.03.2010
47
5. Energiewende
Was den CO2-Ausstoß bei der Verbrennung betrifft, ist Erdgas im Vergleich zu
Erdöl oder Kohle deutlich „klimafreundlicher“.106
Vergleiche dazu die CO2-Emissionsfaktoren: 107
Erdgas: 0,19 kg/kWh, Heizöl: 0,28 kg/kWh, Kohle: 0,32 kg/kWh
Da es momentan unmöglich ist, den weltweiten Energiebedarf ausschließlich aus
erneuerbaren Energieträgern zu decken, kann die Steigerung des Anteiles an
Erdgas durchaus als Beitrag zum Klimaschutz angesehen werden.
Die Gewinnung des Shale Gases ist jedoch auch umstritten, da große
Wassermengen im Zuge der Bohrungen benötigt und teilweise Chemikalien,
welche das Grundwasser kontaminieren können, eingesetzt werden bzw. der Bau
vieler neuer Pipelines notwendig ist. Die künftige Bedeutung ist noch nicht klar
abzuschätzen, jedoch orientieren sich Ölmultis bereits in diese scheinbar doch
sehr Erfolg versprechende Richtung, was folgende Tatsache beweist:
„ExxonMobile übernahm zum Jahreswechsel den Shale-Gas-Experten XTO aus
Texas um sagenhafte 41 Milliarden US-Dollar.“108
106 STÖFERLE, Ronald-Peter, Research, Erste Bank; „Spezialreport ÖL: "too fast, too furious...now time for a break" 09. März 2010, http://www.be24.at/blog/entry/636944, letzter Zugriff 14.03.2010 107 Energiesparhaus.at, CO2-Emissionen; http://www.energiesparhaus.at/fachbegriffe/co2.htm, letzter Zugriff 14.03.2010 108 Kurier vom 13.03.2010, Seite 9, Artikel: „Neue Gasquellen - Die Revolution am Energiemarkt“ 48
6. Internationale Finanzkrise: Auswirkungen auf die Umwelt
6. Internationale Finanzkrise: Auswirkungen auf dieUmwelt
Laut dem World Energy Outlook der Internationalen Energieagentur (IEA) wird
erwartet, dass der weltweite Energieverbrauch für das Jahr 2009 aufgrund der
Wirtschafts- und Finanzkrise sinkt. Dies wäre der nennenswerteste Rückgang seit
1981 (nach dem Ölpreisschock). Es ist mit 2,6% der stärkste Rückgang des
weltweiten CO2-Ausstoßes seit etwa 40 Jahren (für 2007 – 2010 durchschnittlich
2%). Es wurden durch die Finanzkrise der Verbrauch fossiler Brennstoffe bzw.
Investitionen in herkömmliche Energieanlagen aufgrund sinkender Nachfrage
reduziert. Für 2010 ist jedoch wieder eine Erholung der Konjunktur prognostiziert,
was mit einem erhöhten Energieverbrauch von durchschnittlich 2,5% bis 2015
einhergehen wird. Langfristiger Hauptantreiber für die Steigerung sind das
volkswirtschaftlich aufstrebende Asien und das weltweite Bevölkerungswachstum.
Nach 2015 ist aber eine Verlangsamung der Prozesse zu erwarten, da diese
Volkswirtschaften das größte Wachstum dann bereits hinter sich haben werden.
Problem ist, dass drei Viertel des Gesamtanstieges der weltweiten
Energieaufwendungen bis 2030 auf fossile Primärenergiequellen (Kohle und Gas
für Stromerzeugung, Öl hauptsächlich für Verkehr) entfallen. Es fällt aber auch
positiv auf, dass prozentuell gesehen erneuerbare Energieträger (Wind, Sonne,
Geothermie, Gezeiten- und Wellenenergie, Bioenergie, gerechnet ohne
Wasserkraft) den größten Anstieg verzeichnen werden (8,6% bis 2030). Durch die
Finanzkrise sind neben den fossilen aber leider auch die Investitionen in Anlagen
erneuerbarer Energieträger um 20% zurück gegangen. Hier steuert die Politik mit
Konjunkturpaketen entgegen (sonst wären es 30%). Es ist hier jedoch auch
Vorsicht bezüglich der künftigen Energieversorgungssicherheit bei wieder
steigernder Nachfrage und sich dabei vermutlich extrem erhöhenden Ölpreisen
(prognostiziert für 2013) geboten, was die Konjunktur wieder stark bremsen
würde. Wichtig wäre es, die einzigartige Gelegenheit der Wirtschaftskrise seitens
der Politik jetzt zu nutzen und weltweit Investitionen in erneuerbare Energieträger
viel stärker zu forcieren und vor allem auch die aufstrebenden Volkswirtschaften –
mit Anreizen - zu überzeugen. Vor allem aber auch in Dritte Welt Ländern mit
schlechter Energieversorgung - ein Fünftel der Weltbevölkerung hat heute keinen
49
6. Internationale Finanzkrise: Auswirkungen auf die Umwelt
Zugang zu elektrischer Energie (Südostasien, Afrika) - ist die moderne Art der
Energieversorgung flächendeckend einzusetzen, ansonsten droht langfristig der
Kollaps. Hier sind entsprechende Handlungen – finanzielle Unterstützung bei
Emissionsreduktionen (z.B. über den internationalen Handel mit
Emissionszertifikaten), Investitionen mit modernem Know-how - der
Industrieländer unabdingbar. Das Geld wäre gut angelegt!109
Zu erwähnen ist auch, dass, egal in welche Energieformen investiert wird, dies
dem Wirtschaftswachstum zugute kommen wird. Also warum nicht gleich in
nachhaltige, erneuerbare Energieträger? Je stärker dieser Sektor forciert wird
(Politik), desto mächtiger und einflussreicher wird er, was natürlich langfristig auch
hier mit negativen Auswirkungen verbunden sein wird. Aktuell ist es jedoch
entscheidend, dass sich der beabsichtigte Wandel schnell vollzieht, dem ist alles
andere unterzuordnen!
In Österreich hat die positive Entwicklung der Umweltwirtschaft dazu geführt, dass
bereits rund 185.000 Personen in sogenannten „Green Jobs“ beschäftigt sind.
„Klimapolitik ist nachhaltige Wachstumspolitik“ und beflügelt die Wirtschaft!110
Laut Kommissionspräsident Barroso ist es möglich, bei der Forcierung
erneuerbarer Energien EU-weit bis 2020 50 Milliarden Euro bei Öl- und
Gasimporten einzusparen, was neben der CO2-Reduktion gleichzeitig mehr
Unabhängigkeit von Zulieferern bedeutet und steigende Energiepreise verhindert.
Weiters könnte der Gesamtwert des Sektors „kohlenstoffarme Energie“ bis 2050
weltweit 3 Billionen Dollar pro Jahr ausmachen. Das bedeutet 25 Millionen
Beschäftigte und tausende neue Unternehmen. Europa könnte als Pionier weltweit
führend sein.111
109 Internationale Energieagentur (IEA), „World Energy Outlook 2009“, http://www.worldenergyoutlook.org/docs/weo2009/WEO2009_es_german.pdf, letzter Zugriff 23.02.2010 110 Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Enquete: "Klimaschutzgesetz in Großbritannien - Erfahrungen und Erkenntnisse; "http://umwelt.lebensministerium.at/article/articleview/81305/1/8790, letzter Zugriff 23.02.2010 111 BARROSO, José Manuel, Präsident der Europäischen Kommission, Artikel " 20-20-20 bis 2020 - Klimapolitik als Motor für Wachstum und Beschäftigung"; ec.europa.eu/commission_barroso/.../article_20080123_de.pdf, letzter Zugriff 09.03.2010 50
7. Wohnbauförderung am Beispiel Niederösterreich
7. Wohnbauförderung am Beispiel Niederösterreich
7.1. Entwicklung der NÖ-Wohnbauförderung seit 1993
Auf Basis des Niederösterreichischen Wohnungsförderungsgesetzes 1989 wurde
das grundlegend überarbeitete „NÖ Förderungsmodell 1993“ beschlossen,
welches der Art nach noch heute gültig ist. Eine Mischung aus Objektförderung
(=Basisförderung) und Subjektförderung (=Superförderung) sollte die soziale
Treffsicherheit erhöhen. Neue Förderungen für Solar-, Wärmepumpen- und
Fotovoltaikanlagen sind in Kraft getreten. Im Oktober 1993 wurden noch der
Eigenheim-Neubaubereich und die Sanierungsrichtlinien für den
Mehrfamilienhausbau dem neuen System angepasst. Ab 1998 gab es eine
Zusatzförderung für ökologisches Bauen und Wohnen zur Eigenheimförderung.
Die Direktförderung für Heizkesseltausch wurde 1998 und die Wohnstarthilfe für
Jungbürger 1999 neu eingeführt.112
7.2. NÖ-Wohnbauförderung 2010 – Wohnungsneubau/-sanierung
Grundlagen der aktuellen Niederösterreichischen Wohnbauförderung sind das
NÖ Wohnungsförderungsgesetz 2005 (NÖ WFG 2005), LGBl. 8304, die Novelle
trat am 1. Jänner 2010 in Kraft113 bzw. die
NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005 (auf der Grundlage des § 7 Abs. 1 bis 3
Wohnungsförderungsgesetz), ebenfalls mit 1. Jänner 2010 novelliert.114
„Grundsatz dieser Förderungsrichtlinie ist eine einfache, soziale und natürliche
Wohnbauförderung.“ Mit der Novelle wurde die Vereinbarung gemäß Art. 15a
B-VG des Bundes und der Länder über Maßnahmen im Gebäudesektor
112 Immolife – Immobilienverwertungsges.m.b.H., Wohnbauförderung NÖ; Bachelorarbeit Geförderter Wohnbau im Wandel, S31, Dino Steinwidder, 4.12.2007; http://www.immolife.at/ Service/Foerderungen/Foerderungen_NOe/Foerderungen_NOe.pdf, Zugriff 3.11.2007 113 Bundeskanzleramt Österreich - Rechtsinformationssystem des Bundes (RIS); LGBl. 8304-2; NÖ Wohnungsförderungsgesetz 2005, Novelle gültig ab 1. Jänner 2010, http://www.ris.bka.gv.at, letzter Zugriff 27.02.2010 114 Land Niederösterreich, NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, Novelle gültig ab 1. Jänner 2010, § 30 Abs. 3, S45 http://www.noel.gv.at/Bauen-Wohnen/BauenNeubau/Wohnungsbau/wohnungsbau_1_foerderartikel.wai.html, letzter Zugriff 26.02.2010
51
7. Wohnbauförderung am Beispiel Niederösterreich
(energetische Standards und Maßnahmen) umgesetzt (siehe dazu Kapitel 2
"Rahmenbedingungen").115
7.2.1. Wer kann ansuchen, was und wie wird gefördert?
• Österreichische Staatsbürger (EWR Bürger) Wohnungen zur
Übertragung in das Wohnungseigentum
• Gemeinden zur Errichtung von Wohnungen zur Übertragung in das
Eigentum (Wohnungseigentum), Wohnungen zur Überlassung in Miete und
Wohnheimen
• Gemeinnützige Bauvereinigungen mit Sitz im Inland zur Errichtung von
Wohnungen zur Übertragung in das Eigentum (Wohnungseigentum),
Wohnungen zur Überlassung in Miete und Wohnheimen
• Andere juristische Personen mit Sitz im Inland (oder EWR) zur Errichtung
von Wohnungen zur Übertragung in das Wohnungseigentum, Wohnungen
zur Überlassung an ihre Dienstnehmer in Miete
• Andere juristische Personen, die gemeinnützigen Zwecken dienen, zur
Errichtung von Wohnheimen
Eine Zuerkennung der Förderung erfolgt nur dem Liegenschaftseigentümer,
Wohnungseigentümer oder Bauberechtigten. Gefördert wird die Errichtung von
Wohnungen (baubehördlich bewilligte Einheit, aus Wohn-, Aufenthalts- und
Nebenräumen) in Mehrfamilienwohnhäusern sowie von Wohnheimplätzen in
Wohnheimen.116
7.2.2. Objektförderung
Hauptkriterium ist das Erreichen einer Mindestenergiekennzahl bzw. sind ab
01.01.2009 innovative klimarelevante Systeme Voraussetzung für die Förderung.
115 Land Niederösterreich, Abteilung Wohnungsförderung, Wohnungsbau im Überblick, http://www.noel.gv.at/Bauen-Wohnen/Bauen-Neubau/Wohnungsbau/wohnungsbau_1_foerderartikel.wai.html, letzter Zugriff 27.02.2010 116 Land Niederösterreich, Amt der NÖ-Landesregierung, Bachelorarbeit Geförderter Wohnbau im Wandel, S31-33, STEINWIDDER, Ing. BSc Dino, 4.12.2007; http://www.noel.gv.at/Bauen-Wohnen/BauenNeubau/Wohnungsbau.wai.html, letzter Zugriff 28.02.2010
52
7. Wohnbauförderung am Beispiel Niederösterreich
• Systeme auf Basis erneuerbarer Energien (hohe Effizienzstandards);
Heizungssysteme auf Basis emissionsarmer, biogener Brennstoffe (nach
Möglichkeit mit thermischen Solaranlagen zu kombinieren)
• elektrisch betriebene Heizungswärmepumpensysteme (Jahresarbeitszahl
mind. 4, nach Möglichkeit mit Solaranlagen zu kombinieren)
• Fernwärme aus hocheffizienten Kraft-Wärme-Koppelungs-Anlagen im
Sinne der Richtlinie 2004/8/EG
• Fernwärme mit einem Anteil erneuerbarer Energie von zumindest 80%
• Erdgas-Brennwert-Anlagen in Kombination mit thermischen Solaranlagen,
wenn kein Fernwärmeanschluss möglich, aus Gründen der Luftreinhaltung
bzw. wenn Zulieferungs- oder Lagerungsmöglichkeiten biogener
Brennstoffe nicht möglich oder wirtschaftlich nicht zumutbar sind. Der Anteil
der solaren Erträge soll dabei optimiert werden (Ausnahme: Solaranlage
lagebedingt nicht möglich oder wirtschaftlich nicht zumutbar).117
Die Objektförderung besteht aus zwei Teilen (Laufzeit von je ca. 34 Jahren):
1) verzinstes Förderungsdarlehen (30% des förderbaren Nominales).
2) konstante 5%ige Zuschüsse auf die Dauer von 25 Jahren zu den Annuitäten
einer Ausleihung (Zuschuss im Ausmaß von 50% des förderbaren Nominales ist
verzinst und rückzahlbar, 20% Zuschuss ist nicht rückzahlbar).118
7.2.3. Subjektförderung
Die Beantragung eines Wohnzuschusses (früher Superförderung) ist für
Förderungsanträge nach 1993 für österreichische oder EWR-Staatsbürger und
Asylaufenthaltsberechtigte möglich. Dies ist ein variabler Zuschuss in der Höhe
von 1% bis 5% des förderbaren Betrages und richtet sich nach dem
Haushaltseinkommen, den Rückzahlverpflichtungen des Bau- bzw.
Sanierungsvorhabens und der Familiengröße. Die Subjektförderung ist nur in
Verbindung mit der Objektförderung möglich.119
117 wie vorherige 118 wie vorherige 119 wie vorherige
53
7. Wohnbauförderung am Beispiel Niederösterreich
7.2.4. Gestaltungsbeirat und Planungsauswahlverfahren
Siehe Kapitel 8 „Gestaltungs- und Grundstücksbeiräte“
7.2.5. Neues Förderungsmodell 2010 – Wohnungsneubau120
Grundlage § 30 Abs. 3 NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005
Die Förderung wird nach einem Punktesystem ermittelt.
„Die aufgrund der Tabellen „Energiekennzahl“, „Nachhaltigkeit“, „barrierefreies
Bauen“, „Lagequalität“ oder „betreutes Wohnen“ erreichte Punkteanzahl wird mit
der Anzahl der Quadratmeter Nutzfläche multipliziert, wobei 1 Punkt mit € 12,80bewertet wird.“
„Das Höchstausmaß der geförderten Fläche bei Wohnungen beträgt 80 m².
Das Höchstausmaß der geförderten Fläche bei Reihenhäusern beträgt 95 m².
Das Mindestausmaß der geförderten Fläche beträgt 35 m².“
Hier gibt es eine Änderung gegenüber der bisherigen Fördersituation, wo je nach
Wohnungskategorie (3 Kategorien: ab 35-49 m², 50-79 m² bzw. ab 80 m²) ein fixer
Betrag mit den erreichten Punkten multipliziert wurde. Nun wird jeder einzelne
Quadratmeter (mindestens 35 m², maximal 80 m² bei Wohnungen) gefördert, was
verhindert, dass z.B. Wohnungen mit genau 50 m² den gleichen Betrag erhalten
wie Wohnungen mit 79 m² (eigene Anm.).
Tabelle Energiekennzahl
Mindestanforderungen an den Wärmeschutz werden bezogen auf das
Oberflächen-Volumsverhältnis (A/V-Verhältnis), zwischen den Werten wird
interpoliert.
Tab. 1: Tabelle Energiekennzahl, Mindestanforderungen für Wärmeschutzstandards, NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, Novelle gültig ab 1. Jänner 2010, § 30 Abs. 3, S45
120 Land Niederösterreich, NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, Novelle gültig ab 1. Jänner 2010, § 30 Abs. 3, S45ff, http://www.noel.gv.at/Bauen-Wohnen/BauenNeubau/Wohnungsbau/wohnungsbau_1_foerderartikel.wai.html, letzter Zugriff 26.02.2010
54
7. Wohnbauförderung am Beispiel Niederösterreich
Bei der Ermittlung der Energiekennzahl ist die Berechnungsmethode gemäß
Richtlinie 6 des Österreichischen Institutes für Bautechnik (OIB) anzuwenden
(diese wird stichprobenartig überprüft).
„Die Punkte werden über das Prozentausmaß der Verbesserung der
Energiekennzahl gegenüber der Mindestanforderung laut obiger Tabelle und der
anzustrebenden Energiekennzahl von 10 (Anm. Passivhausstandard) ermittelt.
Die Formel hiezu findet sich in der Beilage E“121 der Niederösterreichischen
Wohnungsförderungsrichtlinien 2005.
Nicht optimal war aus heutiger Sicht die bisherige Regelung in Stufen (EKZ ≤ 40 =
45 Punkte, EKZ ≤ 30 = 55 Punkte, EKZ ≤ 20 = 70 Punkte), die jetzige
Berechnungsmethode ist ein stufenloses Verfahren.
Weiters wird nun auch in der Niederösterreichischen Wohnbauförderung speziell
auf die Gebäudegeometrie (Oberflächen-Volumsverhältnis A/V-Verhältnis,
Aussage über die Gebäudekompaktheit) eingegangen. Bisher war generell die
nach Ö-Norm122 und nach OIB Stand März 1999123 ermittelte EKZ (unter Einfluss
des lc-Wertes V/A, Hinweis: OIB basiert auf Ö-Norm) von mindestens ≤40, wo
aufgrund einer günstigen Gebäudegeometrie eine bessere EKZ erreicht wird,
ausschlaggebend. Eine schlechte EKZ aufgrund eines ungünstigen Oberflächen-
Volumsverhältnisses wird nun ausgeglichen. Ein kleines Volumen bei großer
Oberfläche ergibt ein höheres A/V-Verhältnis, dadurch erhöht sich nun die
erlaubte Energiekennzahl als Mindestanforderung für die Förderbarkeit.
„Die Abhängigkeit des Grenzwertes vom lc - Wert bedingt, dass größere – und
damit kompaktere – Gebäude einen strengeren Grenzwert einhalten müssen als
kleinere und unkompaktere Gebäude.“ Dies ist als Ausgleich der Anforderungen
121 Land Niederösterreich, NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, Novelle gültig ab 1. Jänner 2010, § 30
Abs. 3, S45ff, http://www.noel.gv.at/Bauen-Wohnen/Bauen
Neubau/Wohnungsbau/wohnungsbau_1_foerderartikel.wai.html, letzter Zugriff 26.02.2010 122 Österreichisches Normungsinstitut, ÖNORM B 8110-1, Ausgabedatum: 2000-09-01, Wärmeschutz im
Hochbau - Anforderungen an den Wärmeschutz und Nachweisverfahren 123 Land Niederösterreich, NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, Novelle gültig ab 1. Jänner 2010, § 30
Abs. 2, Seite 43, http://www.noel.gv.at/Bauen-Wohnen/Bauen
Neubau/Wohnungsbau/wohnungsbau_1_foerderartikel.wai.html, letzter Zugriff 26.02.2010
55
7. Wohnbauförderung am Beispiel Niederösterreich
bei kleinvolumigen (z.B.: Einfamilienhaus) und großvolumigen (z.B.:
Geschoßwohnbau, Bürogebäude) Bauformen gedacht.124
Ob diese Vorgangsweise generell gut ist, ist in Frage zu stellen, relativiert sie doch
die Planungsanforderung im Neubau – vor allem auf der „grünen Wiese“ –
möglichst kompakte Gebäude zu schaffen. Für die geschlossene Bauweise, wo
die Gebäudegeometrie aufgrund der Gegebenheiten vorgegeben ist, scheint die
Regelung aber sehr wohl sinnvoll.
Tabelle Nachhaltigkeit
Tab. 2: Tabelle Nachhaltigkeit, NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, Novelle gültig ab 1. Jänner 2010, § 30 Abs. 3, S45
Die Heizungsanlage mit erneuerbarer Energie bzw. biogener Fernwärme wurde
gegenüber der bisherigen Regelung (25 Punkte) abgewertet, als Alternativen dazu
wurden die Fernwärme aus KWK bzw. die Wärmepumpe aufgewertet (früher 12
Punkte).
Für Energiekennzahl und Nachhaltigkeit sind maximal 100 Punkte zu erreichen.
Zusätzlich sind für die Tabellen Barrierefreies Bauen und Lagequalität je bis zu
15 Punkte bzw. für Betreutes Wohnen 25 Punkte zu erreichen.
124 Land Niederösterreich – NÖ Baudirektion, NÖ-Benutzerhandbuch, oibrl6nögeev2008, Version: 1.3 04/2009, Hilfestellung, Information und Interpretation zur OIB Richtlinie 6, www.noel.gv.at
56
7. Wohnbauförderung am Beispiel Niederösterreich
Die Barrierefreiheit (soziale Nachhaltigkeit) wurde mit eigenen Tabellen und
Punkten immens aufgewertet, sie war bisher nur in der Tabelle Betreutes Wohnen
erwähnt. Auch die Lagequalität wird nun höher bewertet (früher 10 Punkte).
Bei Passivhausbauweise (EKZ ≤ 10 kWh/m².a) bekommt man 10 Extra-Punkte
aus „Nachhaltigkeit" (weil keine Punkte für Heizungen).125
Die Passivhausbauweise war in der bisherigen Förderung nicht erwähnt und
aufgrund der starren Fördervergaben (EKZ ≤20 war für die Erreichung der
Maximalpunkte ausreichend) auch nicht honoriert.
7.2.6. Neues Förderungsmodell 2010 – Wohnungssanierung126
Grundlage ist der § 37 Abs. 2 der NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005.
Die Förderung wird nach einem Punktesystem ermittelt.
Tabelle Energiekennzahl
Mindestanforderungen an den Wärmeschutz werden bezogen auf das
Oberflächen-Volumsverhältnis (A/V-Verhältnis), zwischen den Werten wird
interpoliert.
Tab. 3: Tabelle Energiekennzahl, Mindestanforderungen für Wärmeschutzstandards, NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, Novelle gültig ab 1. Jänner 2010, § 37 Abs. 2, S53
Ermittlung der Energiekennzahl nach OIB.
„Die Berechnung der Förderung ist abhängig vom Erreichen einer besseren
Energiekennzahl nach A/V-Verhältnis und der prozentuellen Verbesserung
gegenüber dem oben festgelegten Mindeststandard. Die Berechnung des
förderbaren Nominales erfolgt gemäß Beilage F“ der Niederösterreichischen
Wohnungsförderungsrichtlinien 2005. Hier wird zwischen Gebäuden bis 80 Punkte
125 Land Niederösterreich, NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, Novelle gültig ab 1. Jänner 2010, § 30 Abs. 3, S45ff, http://www.noel.gv.at/Bauen-Wohnen/BauenNeubau/Wohnungsbau/wohnungsbau_1_foerderartikel.wai.html, letzter Zugriff 26.02.2010 126 Land Niederösterreich, NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, Novelle gültig ab 1. Jänner 2010, § 37 Abs. 2, S53 http://www.noel.gv.at/Bauen-Wohnen/BauenNeubau/Wohnungsbau/wohnungsbau_1_foerderartikel.wai.html, letzter Zugriff 26.02.2010
57
7. Wohnbauförderung am Beispiel Niederösterreich
bzw. Gebäuden mit 80 bis 100 Punkten unterschieden. 1 Punkt wird mit 1% der Sanierungskosten bewertet.
Für denkmalgeschützte Bauten wird die Energiekennzahl unter Berücksichtigung
des Referenzklimas um 30 bei einem A/V Verhältnis von 0,8 und um 15 bei einem
A/V Verhältnis von 0,2 verbessert. Zwischen den Werten ist linear zu interpolieren.
Tabelle Nachhaltigkeit
Tab. 4: Tabelle Nachhaltigkeit, NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, Novelle gültig ab 1. Jänner 2010, § 37 Abs. 2, S54
Zusätzlich sind für die Tabellen Standortqualität 10 Punkte bzw. für
Barrierefreies Bauen bis zu 15 Punkte zu erreichen.
Bei der Sanierung werden höchstens 100 Punkte gefördert.127
Beim Wohnungsneubau als auch bei der Sanierung bestanden bis zum
31.12.2009 die Wahlmöglichkeit zwischen den bisherigen Förderungsmodellen128
und den neuen Förderungsmodellen129. Jetzt gelten bei Neueinreichung
ausschließlich die neuen Modelle.130
127 Land Niederösterreich, NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, Novelle gültig ab 1. Jänner 2010, § 37 Abs. 2, S53 http://www.noel.gv.at/Bauen-Wohnen/BauenNeubau/Wohnungsbau/wohnungsbau_1_foerderartikel.wai.html, letzter Zugriff 26.02.2010 128 NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, § 30 Abs. 2 für Neubau bzw. § 37 Abs. 1 für Sanierung 129 NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, § 30 Abs. 3 Neubau, § 37 Abs. 2 Sanierung 130 Land Niederösterreich, Abteilung Wohnungsförderung, Wohnungsbau im Überblick bzw. Neues Förderungsmodell, http://www.noel.gv.at/Bauen-Wohnen/BauenNeubau/Wohnungsbau/wohnungsbau_1_foerderartikel.wai.html, bzw. http://www.noel.gv.at/BauenWohnen/SanierenRenovieren/Wohnungssanierung/Wohnungssanierung_neues_Foerderungsmodell.wai.html, letzter Zugriff 27.02.2010 58
8. Gestaltungs- und Grundstücksbeiräte
8. Gestaltungs- und Grundstücksbeiräte
8.1. Sinn der Gestaltungsbeiräte
Seit 1968 (Wohnbauförderungsgesetz des Bundes für Neubauten,
Wohnungsverbesserungsgesetz 1969 zur Standardhebung)131 ermöglicht die
Wohnbauförderung in Österreich die Herstellung leistbarer Objekte, wobei seit
jeher Qualität, kontrollierte Kosten und Bewohnerwünsche zu vereinen, die
Herausforderung war. Angesichts immer höher werdender Qualitätsansprüche
aufgrund des hohen Lebensstandards und auch aufgrund der heutzutage fast
unbegrenzten bautechnischen Möglichkeiten, der notwendigen
Gebäudeeffizienzsteigerung hinsichtlich Klimawandel und nicht zuletzt neben
steigenden Grundstücks- und Baukostenpreisen sind die Errichtungskosten von
den Bauträgern immer knapper zu kalkulieren. Wolfgang Sobotka (VP), Landesrat
für Finanzen und Wohnbau in NÖ geht es unter anderem auch um „moderne
Ästhetik … man kann nicht alles am Publikumsgeschmack orientieren“, es geht
auch um zeitgenössische Architektur, um die „Außenhaut.“ Der Wiener
Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SP) zählt den “Klimaschutz und den sozialen
Frieden“ zu den Kernkriterien. Um all diese Ansprüche bewältigen zu können,
wurden in einigen Bundesländern die Gestaltungsbeiräte (in Wien der
Grundstücksbeirat) ins Leben gerufen.
Aus Sicht der Planer haben durch transparente Auswahlverfahren der
Gestaltungsbeiräte auch junge Büros die Chance „in die Kartelle der Platzhirschen
einzubrechen“ und geförderte Projekte zu realisieren.132
131 MALLOTH, Prof.Mag.MRICS, Thomas, FH-Campus Wien Skriptum „Einführung in die Sanierung“, Seite 11, Stand Okt. 2009 132 FREY, Eric, Quadratur des Qualitätskreises, Der Standard, Bachelorarbeit Geförderter Wohnbau im Wandel, S7, STEINWIDDER, Ing. Dino, 4.12.2007, http://derstandard.at/?url=/?id=2935449, Zugriff 1.10.2007
59
8. Gestaltungs- und Grundstücksbeiräte
8.2. Gestaltungsbeirat Niederösterreich133
Seit 2006 müssen in Niederösterreich sämtliche Projekte des Wohnungsbaus,
welche die Wohnbauförderung beanspruchen wollen, einem Gestaltungsbeirat
(Beratungs- und Beurteilungsgremium) vorgelegt oder ab der Größe von 30
Wohneinheiten über ein Architektur- und Planungsauswahlverfahren begutachtet
werden.
Als neue Ziele werden allgemeine architektonische Qualitätsziele (Förderung
zeitgemäßer Architektur) bzw. Aspekte sozialer Qualität (Funktionalität im Sinne
der künftigen Bewohner) genannt. Es soll ein Anreiz zur Steigerung der
gestalterischen Qualität von Wohnbauvorhaben durch Bauträger geschaffen
werden. Die bereits zuvor angewendeten ökologischen und ökonomischen
Qualitätsziele werden auch weiterhin angestrebt.
8.2.1. Soziale Qualität
Großer Wert wird auf die Möglichkeit eines sozial nachbarschaftlichen
Zusammenlebens (räumlich architektonisches Umfeld) bzw. auf feinfühlig
gestaltete Wohnungen gelegt. Dazu wurden Kriterien für den Innenraum
(Flexibilität, gute Nutzbarkeit und Außenorientierung) und das Wohnumfeld (z.B.
Erschließung, Freiraumbereiche) definiert.
8.2.2. Allgemeine architektonische Grundsätze
• Einbindung in die vorhandene Siedlungsstruktur bzw. den Landschaftsraum
• Gliederung und Gestaltung der Baukörper
• Funktionalität der Gesamtanlage
• Innenräumliche Qualität des Zuganges und der Wohneinheiten
133 Land Niederösterreich, Amt der NÖ-Landesregierung, Leitfaden für die Gestaltungsbeiräte bzw. Architektur- und Planungsauswahlverfahren, Grundlage §7 Abs. 1 bis 3 des NÖ Wohnungsförderungsgesetzes 2005 (NÖ WFG 2005); http://www.noel.gv.at/Bauen-Wohnen/BauenNeubau/Wohnungsbau/Wohnungsbau.pdf, letzter Zugriff 24.02.2010; Bachelorarbeit Geförderter Wohnbau im Wandel, ab S7, STEINWIDDER, Ing. Dino, 4.12.2007
60
8. Gestaltungs- und Grundstücksbeiräte
8.2.3. Ökologie
Aufgrund bewusst gesetzter Anreize in der Wohnbauförderung werden
grundsätzliche ökologische Aspekte vorausgesetzt. Was die Gestaltung betrifft,
sollen diese Aspekte dem Entwurf ablesbar sein.
8.2.4. Wirtschaftlichkeit
Die Ökonomie wird im weitesten Sinne dem Wohnbauträger überlassen. „Die
Wirtschaftlichkeit wird durch die Verantwortung der Wohnbauträger im Sinne einer
späteren Nutzerzufriedenheit bei der Vermarktung vorausgesetzt.“134
8.2.5. Organisation und Ablauf
Im Gestaltungsbeirat ist neben drei Fachgutachtern (Architekten) und einer Person
des Bauträgers auch die jeweilige Gemeinde mit einem Stimmberechtigten
vertreten (auch der Planer ist anwesend), was von vornherein eine enge
Zusammenarbeit aller am Projekt Beteiligten ermöglicht und erfordert.
„Den Gemeinden bietet es erstmals die Möglichkeit, bei der Planung von neuen
Wohnhausanlagen mitzureden. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, das Grundstück
hinsichtlich der Raumplanung der jeweiligen Gemeinde zu beurteilen. „Dabei
bevorzugt der Gestaltungsbeirat die Nutzung vorhandener Infrastruktur und der
Ressourcen innerhalb von gewachsenen Siedlungsgebieten, anstatt den Neubau
auf der grünen Wiese zu unterstützen.“ Ortszentren werden damit belebt, die
Nutzung vorhandener Infrastruktur spart gleichzeitig Kosten der Gemeinde.“ 135
Vorgesehen ist neben der Beurteilung der vorgelegten Projekte vor allem auch die
Möglichkeit der Verbesserung bei ungenügender Qualität. Die positive oder
negative Beurteilung wird begründet und das Projekt ist fallweise zu überarbeiten
und dem Beirat nochmals vorzulegen. Vorgesehen sind maximal zwei
Wiedervorlagen, gibt es dennoch keine einstimmige Einigung, kommt es bei der
zweiten Wiedervorlage zur Abstimmung und einer dementsprechenden
Entscheidung für oder gegen die Förderung des Projektes.
134 wie vorherige (gilt für gesamt Seite) 135 STEINWIDDER, Ing. Dino, Bachelorarbeit Geförderter Wohnbau im Wandel, ab S13, 4.12.2007
61
8. Gestaltungs- und Grundstücksbeiräte
8.2.6. Architektur- und Planungsauswahlverfahren ab 30 Wohneinheiten
Die Vorbereitung und Abwicklung der geladenen Verfahren obliegt den Wohnbau
trägern und wird in Übereinstimmung mit den Vertretern der Gemeinden
erarbeitet. Es sind mindestens fünf Teilnehmer (Planer) einzuladen. Die
Bewertung erfolgt durch ein Beurteilungsgremium (3 Fachgutachter, je 1 Vertreter
der Gemeinde und des Bauträgers).136
8.3. Wohnfonds Wien - Grundstücksbeirat
Der Wohnfonds Wien (Fonds für Wohnbau und Stadterneuerung, ehemals Wiener
Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds) wurde 1984 aufgrund eines
Beschlusses des Wiener Gemeinderates gegründet. Durch die Arbeit des
Wohnfonds Wien entstanden bisher etwa 51.400 geförderte Neubauwohnungen.
Es wurden dabei 40 öffentliche Bauträgerwettbewerbsverfahren mit 15.800
Wohneinheiten abgewickelt. Der Grundstücksbeirat hat als Abteilung zur
Qualitätsprüfung des Wohnfonds Wien etwa 1.400 Projekte begutachtet, 760
davon (51.800 Wohneinheiten) wurden dabei zur Förderung empfohlen.
Insgesamt wurden 6.200 Wohnhaussanierungen gefördert, die Baumaßnahmen
sind bei 5170 Objekten abgeschlossen. Die Investitionen betragen rund 5,7
Milliarden Euro (Zuschuss des Landes Wien von 3,7 Milliarden Euro).137
8.3.1. Gesetzliche Grundlagen des Grundstücksbeirates
Im §28 Abs. 1 des WWFSG 1989 (vgl. Landesgesetzblatt Wien 20/1998138) wurde
durch das Land Wien festgelegt, dass die Bewertung planerischer, wirtschaftlicher
und ökologischer Qualitäten von Wohnbauprojekten Voraussetzung für die
Gewährung einer Förderung sind.139
136 Land Niederösterreich, Amt der NÖ-Landesregierung, Leitfaden für die Gestaltungsbeiräte bzw. Architektur- und Planungsauswahlverfahren, http://www.noel.gv.at/Bauen-Wohnen/BauenNeubau/Wohnungsbau/Wohnungsbau.pdf, letzter Zugriff 24.02.2010; Bachelorarbeit Geförderter Wohnbau im Wandel, ab S7, Dino Steinwidder, 4.12.2007 137 Wohnfonds Wien, Fonds für Wohnbau und Stadterneuerung, http://www.wohnfonds.wien.at/, Zugriff 25.02.2010 138 Stadt Wien, Webservice der Stadt Wien, Landesgesetzblatt Wien 20/1998, Wiener Wohnbauförderungsund Wohnhaussanierungsgesetz – WWFSG 1989, http://www.wien.gv.at/recht/landesrechtwien/landesgesetzblatt/jahrgang/1998/html/lg1998020.htm, letzter Zugriff 07.04.2010 139 Wohnfonds Wien, Bachelorarbeit Geförderter Wohnbau im Wandel, S15, STEINWIDDER; Ing. Dino, 4.12.2007; http://www.wohnfonds.wien.at/, Zugriff 1.10.2007
62
8. Gestaltungs- und Grundstücksbeiräte
§28. (1) Vor Erledigung der Ansuchen auf Gewährung einer Förderung gemäß §7
Abs. 1 Z 1 bis 3 sind – ausgenommen bei Förderungsansuchen betreffend die
Errichtung von Eigenheimen, Kleingartenwohnhäusern und
Dachbodenwohnungen für den Eigenbedarf – die Bauvorhaben hinsichtlich ihrer
planerischen, ökonomischen und ökologischen Qualität zu bewerten. Der
Wohnbauförderungsbeirat für das Land Wien ist anzuhören.140
Weiters die „Verordnung der Wiener Landesregierung über die Förderung der
Errichtung von Wohnungen, Geschäftsräumen, Heimplätzen, Eigenheimen,
Kleingartenwohnhäusern und Einrichtungen der kommunalen Infrastruktur im
Rahmen des Wiener Wohnbauförderungs- und Wohnhaussanierungsgesetzes –
WWFSG 1989 (Neubauverordnung 2007)“. Darin werden angemessene
Gesamtbaukosten und energetische und bauökologische Mindestanforderungen
definiert 141, sowie die
Verordnung der Wiener Landesregierung über die Gewährung von Förderungen
im Rahmen des II. Hauptstückes des Wiener Wohnbauförderungs- und
Wohnhaussanierungsgesetzes – WWFSG 1989 (Sanierungsverordnung 2008)142 , wo speziell auf die thermisch-energetische Gebäudesanierung
eingegangen wird.
8.3.2. Ziele des Grundstücksbeirates
Die Einrichtung des Grundstücksbeirates beim Wohnfonds Wien (seit Herbst
1995143) zielt darauf ab, Qualitäten geförderter Wohnbauprojekte denen von
Bauträgerwettbewerben anzugleichen und in den Bereichen soziale
Nachhaltigkeit, Architektur, Ökologie und Ökonomie zu bewerten. Jurymitglieder
der Wettbewerbe werden daher auch für die Tätigkeit im Grundstücksbeirat
140 Stadt Wien, Webservice der Stadt Wien, Landesgesetzblatt Wien 20/1998, Wiener Wohnbauförderungsund Wohnhaussanierungsgesetz – WWFSG 1989, http://www.wien.gv.at/recht/landesrechtwien/landesgesetzblatt/jahrgang/1998/html/lg1998020.htm, letzter Zugriff 07.04.2010 141 Stadt Wien, Webservice der Stadt Wien, Neubauverordnung 2007, LGBl. für Wien Nr. 27/2007 vom 13. Juli 2007, http://www.wien.gv.at/recht/landesrecht-wien/rechtsvorschriften/html/b6300600.htm, Zugriff 25.02.2010 142 Stadt Wien, Webservice der Stadt Wien, Sanierungsverordnung 2008, LGBl. für Wien Nr. 2/2009 in der Fassung LGBl. für Wien Nr. 27/2009 vom 14. Jänner 2009, http://www.wien.gv.at/recht/landesrechtwien/rechtsvorschriften/html/b6300600.htm, Zugriff 25.02.2010 143 IS wohn.bau, Arbeitsgemeinschaft, Bachelorarbeit Geförderter Wohnbau im Wandel, S15, STEINWIDDER, Ing. Dino, 4.12.2007;, http://www.iswb.at/wienerwohnbau/qualitaet1.htm?pass=1, Zugriff 1.10.2007
63
8. Gestaltungs- und Grundstücksbeiräte
herangezogen. „Die Beurteilung der eingereichten Projekte durch den
Grundstücksbeirat erfolgt in periodischen Sitzungen und hat empfehlenden
Charakter; ein Rechtsanspruch für die Förderungswerber auf Beurteilung und
Empfehlung besteht nicht.“144
Drei Bewertungskategorien von Projekten sind vorgesehen:
• durchschnittliche Qualität (Empfehlung zur Förderung)
• unterdurchschnittliche bzw. nicht ausreichende Qualität (Wiedervorlage
oder Neuvorlage)
• innovative Projekte mit hoher Qualität in einem oder mehreren Kriterien
(Empfehlung zur Förderung)
Nach positiver Förderungsempfehlung erfolgt die Übermittlung des Projektes an
die Magistratsabteilung 25 (Stadterneuerung und Prüfstelle für Wohnhäuser).
Gemeinsam mit der Förderungsstelle MA 50 erfolgt eine detaillierte Überprüfung
im Förderungsverfahren.145
8.3.3. Aussichten
Gesellschaftliche Veränderungen - Menschen werden älter, Familienstrukturen
und Arbeitsgewohnheiten ändern sich, der Bedarf nach flexiblem Wohnraum steigt
- erfordern es, den sozialen Wohnbau künftig entsprechend anzupassen. Es wird
eine Investitionsoffensive bei Neubau und Sanierung (Sanierungsverordnung
2008, ab Jänner 2009 in Kraft) geben, die Wiener Bevölkerung wächst,
Geburtenüberschüsse und Zuwanderung erfordern mehr Wohnraum. Bisher
wurden rund 5000 Wohnungen pro Jahr errichtet, es sollen künftig 7000 sein. In
Wien soll Wohnbau Architektur und nicht nur Bedarfsdeckung sein. Die
Wohnbauförderung gilt als „Qualitätskontrolle und bietet die Chance, der
intensiven Zusammenarbeit mit der Wohnbauforschung und in der Folge des
gezielten Einsatzes architektonischer Intelligenz.“ Laut Untersuchungen über
Nutzbauten in Wien haben Baukosten einen Anteil von gerade 15% auf eine
Nutzungsdauer von 40 Jahren gerechnet. Der Rest sind Erhaltungs- und
144 Wohnfonds Wien, Bachelorarbeit Geförderter Wohnbau im Wandel, S15, STEINWIDDER; Ing. Dino, 4.12.2007; http://www.wohnfonds.wien.at/, Zugriff 1.10.2007, letzter Zugriff 25.02.2010 145 wie vorherige
64
8. Gestaltungs- und Grundstücksbeiräte
Betriebskosten. „Das zeigt, wie unwesentlich die Errichtungskosten letztlich in der
Gesamtbetrachtung von Gebäuden sind. Könnten die nur um ein paar Prozent
erhöht werden, würde das einen enormen qualitativen Sprung bedeuten.“146
Hier ist anzumerken, dass sich die Nutzungsdauer bei nachhaltiger Bauweise
(teurer) erhöht und der Anteil der Baukosten entsprechend weiter sinkt, wobei sich
aber gleichzeitig auch die Betriebs- und Instandhaltungskosten entsprechend
verringern.
Wohnbaustadtrat Ludwig: „Obwohl wir mittlerweile zehn große Passivhausprojekte
fertig gestellt haben, bin ich dagegen, diesen Standard für alle Wohnhäuser
verpflichtend zu machen. Das soll den Bewohnerinnen und Bewohnern überlassen
bleiben, wofür sie sich entscheiden. Auch ist es durchaus möglich, mit
Niedrigenergiestandards den klimaschutzrelevanten Kennziffern zu
entsprechen.“147
146 Nextroom Architektur im Netz, Der Standard, 29.11.2008, WOLTRON, Ute, Artikel „An ein paar Schräubchen drehen; Gespräch mit dem Wohnbaustadtrat Michael Ludwig und den beiden neuen Grundstücksbeiräten (ab 2009) Dietmar Steiner (Architekturzentrum Wien) und Architektin Bettina Götz“, http://www.nextroom.at/article.php?id=29918, Zugriff 25.02.2010 147 wie vorherige 65
9. Was ist ein Haus nach Bauordnung?
9. Was ist ein Haus nach Bauordnung?
9.1. Aktuelle energetische Anforderungen für Wohngebäude nach Niederösterreichischer Bauordnung (gemäß OIB-Richtlinie 6)
Nach Umsetzung der OIB-Richtlinie 6 „Energieeinsparung und Wärmeschutz“
(April 2007) in der Niederösterreichischen Gebäudeenergieeffizienzverordnung
2008 (NÖ GEEV 2008, in Kraft getreten mit 1. Jänner 2009148, geändert am
17.04.2009149) sind zur Erwirkung einer Baubewilligung folgende Punkte
einzuhalten (siehe dazu auch Kapitel 2.3.4 „Umsetzung in der
Niederösterreichischen Bauordnung“ und vergleiche dazu Berechnungen im
Kapitel 11 „Niedrigenergiehaus“).
9.1.1. Heizwärmebedarf (HWB) beim Neubau von Wohngebäuden
„Maximal zulässiger jährlicher Heizwärmebedarf HWBBGF,WG,max,Ref pro m2
konditionierter Brutto-Grundfläche“150 gemäß OIB-Richtlinie 6 und
dementsprechend gemäß NÖ-Bauordnung und NÖ GEEV 2008. Diese Werte sind
ausschlaggebend für das baubehördliche Genehmigungsverfahren. Tabelle
gemäß OIB-Richtlinie 6:
Tab. 5: Maximal zulässiger jährlicher Heizwärmebedarf, Österreichisches Institut für Bautechnik, OIB-Richtlinie 6, Energieeinsparung und Wärmeschutz, Seite 2, Ausgabe: April 2007, (www.oib.or.at/RL6_250407.pdf)
lc = VB / AB ist das Maß für die Geometrie eines Gebäudes (Kompaktheit)
(VB...Beheiztes Bruttovolumen, AB...Fläche der thermischen Hülle =
"Oberfläche")151
148 Schöberl & Pöll OEG und SPEEDNIC S.R.L., OIB Richtlinien 1-6, http://www.bauordnung.at/oesterreich/oib.php, letzter Zugriff 10.03.2010, Österreichisches Institut für Bautechnik, OIB Richtlinien 1-6, http://www.oib.or.at/, letzter Zugriff 10.03.2010 149 Schöberl & Pöll OEG und SPEEDNIC S.R.L., Niederösterreichische Gebäudeenergieeffizienzverordnung 2008 (NÖ GEEV 2008), http://www.bauordnung.at/oesterreich/niederoesterreich_gebaeudeenergie.php, letzter Zugriff 20.2.2010 150 Österreichisches Institut für Bautechnik, OIB-Richtlinie 6, Energieeinsparung und Wärmeschutz, Seite 2, Ausgabe: April 2007, www.oib.or.at/RL6_250407.pdf, letzter Zugriff 11.02.2010 151 Österreichisches Normungsinstitut, ÖNORM B 8110-1, Ausgabedatum: 2000-09-01, Wärmeschutz im Hochbau - Anforderungen an den Wärmeschutz und Nachweisverfahren, Seiten 5+6
66
9. Was ist ein Haus nach Bauordnung?
„Die Abhängigkeit des Grenzwertes vom lc - Wert bedingt, dass größere – und
damit kompaktere – Gebäude einen strengeren Grenzwert einhalten müssen als
kleinere und unkompaktere Gebäude.“152
Seit 1. Jänner 2010 wird damit gemäß obiger Tabelle in Niederösterreich ein
Heizwärmebedarf von maximal 66,5 kWh/m2a vorgeschrieben.
Bei Einbau einer Wohnraumlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung reduziert
sich der zulässige Heizwärmebedarf HWBBGF,WG,max,Ref laut obiger Tabelle um
8 kWh/m2a.153
Die NÖ-Wohnbauförderung schreibt im Vergleich dazu im Wohnungsneubau
aktuell Energiekennzahlen zwischen 25 und höchstens 45 kWh/m2a je nach
Oberflächen-Volumsverhältnis (A/V-Verhältnis) vor (vgl. dazu Kapitel 7
„Wohnbauförderung am Beispiel Niederösterreich“). Es gibt dabei keine EKZ-
Reduktionen bei Einbau einer kontrollierten Wohnraumlüftung.
9.1.2. Heizwärmebedarf (HWB) bei der Sanierung von Wohngebäuden
Tabelle gemäß OIB-Richtlinie 6:
Tab. 6: Maximal zulässiger jährlicher Heizwärmebedarf, Österreichisches Institut für Bautechnik, OIB-Richtlinie 6, Energieeinsparung und Wärmeschutz, Seite 3, Ausgabe: April 2007 (www.oib.or.at/RL6_250407.pdf)
Auch hier reduziert sich bei Einbau einer Wohnraumlüftungsanlage mit
Wärmerückgewinnung der zulässige HWBBGF,WG,max,Ref laut Tabelle um 8
kWh/m2a.154
9.1.3. Thermische Qualität der Gebäudehülle bei Wohn- und Nicht-Wohngebäuden (LEK-Wert)
Es können zusätzlich zur Anforderung an den Heizwärmebedarf Nachweise der
Einhaltung eines maximalen LEK-Wertes gefordert werden.155
152 Land Niederösterreich, Nö-Benutzerhandbuch, oibrl6nögeev2008, Version: 1.3 04/2009, Hilfestellung, Information und Interpretation zur OIB Richtlinie 6, Seite 15, www.noel.gv.at 153 Österreichisches Institut für Bautechnik, OIB-Richtlinie 6, Energieeinsparung und Wärmeschutz, Seite 3, Ausgabe: April 2007, www.oib.or.at/RL6_250407.pdf, letzter Zugriff 11.02.2010 154 wie vorherige
67
9. Was ist ein Haus nach Bauordnung?
Neubau: LEKMAX = 27
(bei Wohnraumlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung maximal 31)
Sanierung: LEKSAN MAX = 36
„Der LEK-Wert ("Linie europäischer Kriterien", ÖNORM B8110 und H 5055-Ö-
Norm für den Energieausweis) kennzeichnet den Wärmeschutz der Gebäudehülle
unter Bedachtnahme auf die Geometrie des Gebäudes“ zur Begrenzung der
Transmissions-Wärmeverluste, jedoch ohne Berücksichtigung von
Lüftungsverlusten bzw. von internen und solaren Gewinnen.156
LEK = 300 * (Um / (2 + lc))
Um...mittlerer U-Wert der Gebäudehülle; lc...charakteristische Länge (bei
Berechnungen gemäß OIB mindestens 1)
9.1.4. Anforderungen an wärmeübertragende Bauteile nach OIB
Bei Neubau und Sanierung sind weiters folgende U-Werte einzuhalten.
155 Österreichisches Institut für Bautechnik, OIB-Richtlinie 6, Energieeinsparung und Wärmeschutz, Seite 4, Ausgabe: April 2007, www.oib.or.at/RL6_250407.pdf, letzter Zugriff 11.02.2010 156 Energiesparhaus.at, LEK-Wert, http://www.energiesparhaus.at/fachbegriffe/lek.htm, letzter Zugriff 18.03.2010
68
9. Was ist ein Haus nach Bauordnung?
Tab. 7: Maximal zulässige U-Werte, Österreichisches Institut für Bautechnik, OIB-Richtlinie 6, Energieeinsparung und Wärmeschutz, Seite 6, Ausgabe: April 2007 (www.oib.or.at/RL6_250407.pdf)
Zusätzlich sind gemäß OIB-Richtlinie 6 auch Anforderungen bezüglich des
Endenergiebedarfs vorgeschrieben.157
Beim „Haus nach Bauordnung“ ist weiters auf die Vermeidung von
Wärmebrücken, die Luft- und Winddichtheit und den sommerlichen
Überwärmungsschutz zu achten (Verweise auf Ö-Normen in der OIB-Richtlinie 6)
bzw. sind Anforderungen an Heizungssysteme (nach ökologischen
Gesichtspunkten) zu berücksichtigen (gemäß OIB-6).158
Wann die Umsetzung der OIB-Richtlinien 1 bis 5 in Niederösterreich erfolgt, ist
noch offen.
157 Österreichisches Institut für Bautechnik, OIB-Richtlinie 6, Energieeinsparung und Wärmeschutz, Seite 5, Ausgabe: April 2007, www.oib.or.at/RL6_250407.pdf, letzter Zugriff 11.02.2010 158 Österreichisches Institut für Bautechnik, OIB-Richtlinie 6, Energieeinsparung und Wärmeschutz, Seiten 7+8, Ausgabe: April 2007, www.oib.or.at/RL6_250407.pdf, letzter Zugriff 11.02.2010
69
9. Was ist ein Haus nach Bauordnung?
9.2. Bisherige energetische Anforderungen für Wohngebäude nach Niederösterreichischer Bautechnikverordnung
Folgende Wärmedurchgangszahlen einzelner Bauteile waren bisher für ein „Haus
nach Bauordnung“ einzuhalten.
Tab. 8: Maximal zulässige U-Werte, Schöberl & Pöll OEG und SPEEDNIC S.R.L., Niederösterreichische-Bautechnikverordnung 1997, §47 Wärmeschutz, Abs. 1; (http://www.bauordnung.at/oesterreich/niederoesterreich_bautechnikverordnung.php, letzter Zugriff 20.2.2010)
Weiters gibt es die Forderung, dass es bei Bauteilen zu keiner schädigenden
Wasserdampfkondensation kommen darf. 159
Hinweis: Bereits bisher existierende Festlegungen in Ö-Normen (z.B. der oben
beschriebene LEK-Wert gemäß Ö-Norm B 8110) stellten keine gesetzliche
Verpflichtung zur Einhaltung dar und waren dementsprechend für die
baubehördliche Bewilligung nicht relevant.
159 Schöberl & Pöll OEG und SPEEDNIC S.R.L., Niederösterreichische-Bautechnikverordnung 1997, §47 Wärmeschutz; Abs. 4; http://www.bauordnung.at/oesterreich/niederoesterreich_bautechnikverordnung.php, letzter Zugriff 20.2.2010 70
10. Vergleich Bauweisen gemäß NÖ-Wohnbauförderung und Bauweise nach Bauordnung
10. Vergleich Bauweisen gemäß NÖ-Wohnbauförderung und Bauweise nach Bauordnung
10.1. Vergleich am Beispiel der Wohnhausanlage Wolfsthal
10.1.1. Aufgabenstellung der Studie der Genossenschaft Frieden
Am Beispiel einer realisierten Wohnhausanlage der Genossenschaft Frieden in
Wolfsthal wurde nach Baufertigstellung - das Projekt wurde in
Niedrigenergiebauweise mit Beanspruchung der Niederösterreichischen
Wohnbauförderung160 (100 Punkte) realisiert - die für den Konsumenten
(Bewohner) fiktiv kostengünstigste und leistbarste Bauweise untersucht. Einerseits
wurde die monatliche Belastung für den Endnutzer mit Beanspruchung der NÖ-
Wohnbauförderung (100 Punkte-Haus bzw. 50 Punkte-Haus, siehe dazu auch
Kapitel „Wohnbauförderung am Beispiel Niederösterreich“) ermittelt, andererseits
wurde dazu ein Vergleich bei theoretischer Realisierung des Projektes frei
finanziert und gemäß Bauvorschriften (NÖ-Bauordnung 1996) angestellt.
Abb. 8: Wohnhausanlage in 2412 Wolfsthal, Waldweg 20, Gartenansicht, Foto der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft FRIEDEN
160 Land Niederösterreich, NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, § 30 Abs. 2, Seiten 42 bis 44 http://www.noel.gv.at/Bauen-Wohnen/Bauen-Neubau/Wohnungsbau/wohnungsbau_1_foerderartikel.wai.html, letzter Zugriff 26.02.2010
71
10. Vergleich Bauweisen gemäß NÖ-Wohnbauförderung und Bauweise nach Bauordnung
Die Gemeinde Wolfsthal mit etwa 1000 Einwohnern liegt unweit des
Nationalparkes Donauauen im Grenzgebiet zur Slowakei.
Abb. 9: Wohnhausanlage in 2412 Wolfsthal, Waldweg 20, Landkarte (www.herold.at)
10.1.2. Beschreibung der Wohnhausanlage Wolfsthal
Die Wohnhausanlage besteht aus vier Gebäuden mit je vier Wohneinheiten (je
zwei im Erdgeschoß und im Obergeschoß), wobei drei Gebäude nicht unterkellert
sind. Im unterkellerten Haus befinden sich die für die Wohnhausanlage
notwendigen Nebenräume, wie Technikraum, Einlagerungsräume und
Trockenraum.
Die Grundstücksfläche beträgt 3.758 m², die bebaute Fläche je Wohnhaus 193 m²
(gesamt 772 m², Bebauungsdichte 20,6%).
Das Projekt hat eine Gesamtwohnnutzfläche von 1.289,92 m².
Die Erdgeschoßwohnungen verfügen neben einer Terrasse mit ca. 14,50 m² über
Eigengartenflächen zwischen 125 m² und 203 m², die Wohneinheiten im
Obergeschoß über je einen Balkon mit ca. 8 m².
Es wurde eine kontrollierte Wohnraumlüftung installiert (Wohnraumlüftungsgerät
mit hocheffizientem Wärmetauscher, untergebracht jeweils im Abstellraum der
Wohnung). Die Beheizung erfolgt mittels biogener Nahwärme über eine
Niedertemperatur-Fußbodenheizung. Die Flachdächer wurden extensiv begrünt
und mit einer Solaranlage zur Unterstützung der Warmwasserbereitung und
72
10. Vergleich Bauweisen gemäß NÖ-Wohnbauförderung und Bauweise nach Bauordnung
Heizung versehen. Die über den Energieausweis errechnete Energiekennzahl
(EKZ) beträgt am Objektstandort 25,4 kWh/m²a, dies entspricht einer Förderung
aus der EKZ von 55 Punkten. Insgesamt erreicht dieses Paket 100 Förderpunkte.
Dieses realisierte Projekt diente als Basis für die Kostenermittlung der folgenden
Variantenstudien.
Für eine Berechnungsvariante wurde nun die kontrollierte Wohnraumlüftung
entfernt, was eine EKZ am Objektstandort von 38,8 kWh/m² ergibt. Dies sichert
gerade noch die Objektförderung des Landes Niederösterreich mit 45 Punkten (lt.
NÖ-WBF sind 40,0 kWh/m²a zulässig). Diese bauphysikalischen Werte erlauben -
ohne Verlust der Basisförderung - die Einsparung der biogenen Heizungsanlage
(Fernwärme), die Streichung der Solaranlage, des Sicherheitspaketes, der
extensiven Dachbegrünung und der Garten- und Freiraumgestaltung. Aufgrund
von der Genossenschaft standardmäßig verwendeter ökologischer Bauprodukte
werden aber fünf weitere Punkte erzielt. Das Ergebnis ist eine
Berechnungsvariante mit 50 Förderpunkten.
Für die 50 Punkte-Berechnung müssen noch zusätzliche Kosteneinsparungen
vorgenommen werden. Erschließungswege werden asphaltiert und nicht
gepflastert, Terrassen- und Balkonböden werden nicht in Holz sondern mit
Betonplatten ausgeführt, französische Fenster nicht in Glas- sondern in
Gitterstabausführung, Stiegenaufgänge nicht als Edelstahlverblechungen,
Einhausungen der Stiegenaufgänge nicht in Glas, Fenster nicht Kunststoff-Alu
sondern Kunststoff, Eingangstüren nicht in Holz-Alu sondern Kunststoff. Die
Heizung erfolgt bei dieser fiktiven Variante mit Gas.
Weiters wird bei den Belägen (Fliesen nur bis Türstockoberkante) eingespart,
anstelle von Parkett wird Laminat verlegt. Bei den Eigengärten kann als notwendig
und optimal eine Größe von 90 bis 120 m² angesehen werden.
10.1.3. Welche Varianten wurden untersucht?
Die Berechnungen wurden für die 100 Punkte und 50 Punkte-Varianten gemäß
Niederösterreichischer Wohnbauförderung für das Gesamtprojekt (4 Gebäude)
durchgeführt. Dies jeweils auf Stand der Baukosten für die Zeitpunkte bei
Auftragsvergabe („gestern“ d.h. Vergaben von 07/2007 bis 02/2008) bzw. bei
Übergabe („heute“). Für die Berechnungen der Kosten von „heute“ wurden die
73
10. Vergleich Bauweisen gemäß NÖ-Wohnbauförderung und Bauweise nach Bauordnung
reinen Baukosten um die laut Baukostenindex gelistete Erhöhung angepasst.161,
so wurden auch Zinssätze, Verwaltungs- und Betriebskosten auf heutigen Stand
gesetzt.
Weiters wurden Kostenermittlungen für 50 Punkte bzw. für 0 Punkte („Haus nach
Bauordnung“ frei finanziert, ohne Förderung) für jeweils 1 Gebäude durchgeführt
(dies bezieht sich jeweils auf Basis-Kosten von „heute“).
Neben der Miet-Kauf-Option wurde auch eine Variante mit Baurecht kalkuliert.
Was für den Nutzer natürlich hinsichtlich der monatlichen Belastung noch
günstiger ist und vom Land Niederösterreich in dieser Region auch gefördert wird.
Als Parameter wurden dafür Grundkosten je m² von € 35,-, ein Baurechtszins je
m² von € 0,40 bei einer Grundstücksgröße von 800 m² und einer Verzinsung von
3,5% angenommen.
Exkurs: Was ist Baurecht?
„Das Baurecht ist eine legitime Möglichkeit, ein Grundstück mit einem dinglichen,
veräußerlichen und vererblichen Recht zu belasten bzw. auf oder unter der
Bodenfläche ein Bauwerk zu haben. Anders formuliert eröffnet das Baurecht u.a.
die Möglichkeit, ein Grundstück, obwohl man noch nicht grundbücherlicher
Eigentümer ist, zu bebauen und das Baurecht als Sicherstellung für eventuell
aufgenommene Baukredite zu verwenden. So ist man in der ersten Phase des
Bauens nicht mit den Kosten des Grundkaufs konfrontiert und kann sich gänzlich
auf die Errichtung der neuen Existenz konzentrieren. Lediglich ein Bauzins in der
Höhe von einem Prozent der Anschaffungskosten muss jährlich bis zum Erwerb
des Grundstücks entrichtet werden. Spätestens nach 100 Jahren sollte das
Grundstück käuflich erworben sein.“162 Die diesbezüglich geförderten Gebiete
(Bezirke) wurden vom Land Niederösterreich festgelegt.
161 Österreichische Bau.Zeitung vom 03.10.2008, Index Gesamtbaukosten für Wohnhaus- und Siedlungsbau und Statistik Austria, Gesamtbaukosten-Index, Gemeinnützige Bau- und Siedlungsgenossenschaft FRIEDEN, DI Roland König 162 Land Niederösterreich, Bauen Neubau in Niederösterreich, Baurechtsaktion - Allgemeine Informationen, http://www.noel.gv.at/Bauen-Wohnen/Bauen-Neubau/Baurechtsaktion/baurechtallgemein.wai.html, letzter Zugriff 20.03.2010
74
10. Vergleich Bauweisen gemäß NÖ-Wohnbauförderung und Bauweise nach Bauordnung
10.1.4. Baukostenermittlungen als Berechnungsbasis
für das Gesamtprojekt (4 Gebäude, 16 WE) und für 1 Gebäude (4 WE)
Grundstückskosten (mit Nebengebühren): 37.569,
Reine Baukosten: je m² WNFL: bei 1.289,92 m² WNF
4 Gebäude – 100 Punkte „gestern“ 1.411,- 1.820.334,86
4 Gebäude – 100 Punkte „heute“ 1.576,- 2.032.413,53
4 Gebäude – 50 Punkte „gestern“ 1.262,- 1.628.478,41
4 Gebäude – 50 Punkte „heute“ 1.410,- 1.818.467,40
Tab. 9: Wohnhausanlage in 2412 Wolfsthal, Baukostenermittlungen für 4 Gebäude, Studie der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft FRIEDEN, Seite 9
Baukostensteigerung von „gestern“ auf „heute“ gemäß Baukostenindex.
Es zeigt sich auf Basis „heute“ ein Baukostenunterschied/m2 WNF von € 166,-
vom 100 Punkte-Haus (€ 1.576,-) zum 50 Punkte-Haus (€ 1.410,-). Gemäß
folgender Tabelle wird der Wert für das 0 Punkte-Haus um € 1.360,- liegen
(Differenz zwischen 50 und 0 Punkten etwa € 50,-).
Basis von „heute“:
1 Gebäude – 50 Punkte - unterkellert 1.388,- 447.456,
1 Gebäude – 50 Punkte - nicht unterkellert 1.252,- 403.588,
1 Gebäude – ohne Förderung - unterkellert 1.333,- 429.909,
1 Gebäude – ohne Förderung - nicht unterkellert 1.212,- 390.915,
Tab. 10: Wohnhausanlage in 2412 Wolfsthal, Baukostenermittlungen für 1 Gebäude, Studie der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft FRIEDEN, Seite 9
Bei dieser Berechnung für 50 bzw. 0 Punkte (ohne Förderung) zeigt sich ein
geringer Unterschied bei den reinen Baukosten je m2 Wohnnutzfläche, da bei
diesen beiden Varianten mit der gleichen Gebäudeausstattung (wie oben
beschrieben) gerechnet werden kann. Der Unterschied von etwa 40 bis 55 Euro je
m2 resultiert aus den Anforderungen an die Energiekennzahl, was einen höheren
Wärmeschutz beim 50 Punkte-Haus erfordert, da ansonsten der Wert für die
Basisförderung nicht erreicht wird.
Hinweis: Die ermittelten Baukosten beziehen sich auf das Gesamtprojekt, bei
Realisierung von nur einem einzelnen Gebäude würden sich die tatsächlichen
Preise aufgrund des geringeren Bauvolumens entsprechend erhöhen.
75
10. Vergleich Bauweisen gemäß NÖ-Wohnbauförderung und Bauweise nach Bauordnung
10.1.5. Ermittlung der Eigenmittel und der monatlichen Belastung
Kalkulationen der einmaligen Eigenmittel und der monatlichen Belastung für den Endnutzer für das Gesamt-Projekt (4 Gebäude, 16 WE) und für 1 Gebäude mit 4 Wohnungen (jeweils bezogen auf eine Wohnung mit 80,71 m²):
Zur besseren Übersicht wurden die Kalkulationen „vereinheitlicht“ – d.h. die
Darlehen im Berechnungstool so eingestellt, dass die Eigenmittel bei allen
Kalkulationen annähernd gleich sind, die monatliche Belastung jedoch stark
variiert. Der monatliche Baurechtszins wurde der monatlichen Miete
zugeschlagen.
Randbedingungen: Eigenmittel monatliche Miete
4 Gebäude – 100 Punkte – „gestern“ – Miet-Kauf 56.967,- 473,-4 Gebäude – 100 Punkte – „gestern“ – Baurecht 47.125,- 509,-
4 Gebäude – 100 Punkte – „heute“ – Miet-Kauf 56.962,- 589,-4 Gebäude – 100 Punkte – „heute“ – Baurecht 56.993,- 567,-
4 Gebäude – 50 Punkte – „gestern“ – Miet-Kauf 56.982,- 535,-4 Gebäude – 50 Punkte – „gestern“ – Baurecht 56.950,- 518,-4 Gebäude – 50 Punkte – „heute“ – Miet-Kauf 56.932,- 643,-4 Gebäude – 50 Punkte – „heute“ – Baurecht 57.026,- 621,-
Basis von „heute“ 1 Gebäude - 50 Punkte – unterkellert – Miet-Kauf 56.966,- 684,-1 Gebäude - 50 Punkte – unterkellert – Baurecht 56.936,- 672,-1 Gebäude - 50 Punkte – nicht unterkellert – Miet-Kauf 56.976,- 608,-1 Gebäude - 50 Punkte – nicht unterkellert – Baurecht 57.009,- 597,-
1 Gebäude - 0 Punkte – unterkellert – Miet-Kauf 56.993,- 804,-1 Gebäude - 0 Punkte – unterkellert – Baurecht 56.963,- 792,-1 Gebäude - 0 Punkte – nicht unterkellert – Miet-Kauf 56.933,- 737,-1 Gebäude - 0 Punkte – nicht unterkellert – Baurecht 57.028,- 724,-
Tab. 11: Wohnhausanlage in 2412 Wolfsthal, Ermittlung der Eigenmittel und der monatlichen Belastung, Studie der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft FRIEDEN, Seite 10
10.2.Auswertung und Ergebnis
Das „Haus nach Bauordnung“ (frei finanziert, 0 Punkte, ohne Förderung) ist
gemäß dieser Kalkulation für den Nutzer am wenigsten leistbar, da es bei der
monatlichen Mietbelastung bereits um bis zu € 130,- über dem 50 Punkte-Haus
liegt, bei noch dazu schlechterer Wärmedämmung und dementsprechend zu 76
10. Vergleich Bauweisen gemäß NÖ-Wohnbauförderung und Bauweise nach Bauordnung
erwartenden höheren Heizkosten. Die Nase vorn hat das 100 Punkte-Haus mit
einer um etwa € 50,- geringeren monatlichen Miete gegenüber dem 50 Punkte-
Haus, den geringsten Heizkosten, dem größten Beitrag zum Klimaschutz und der
auch sonst besten Ausstattung. Aufgrund der Inanspruchnahme der vollen
Wohnbauförderung sinkt die monatliche Belastung für den Bewohner erheblich,
gleichzeitig steigt die Bau- und Ausstattungsqualität. An dieser Stelle sei erwähnt,
dass die aus Steuergeldern finanzierte Wohnbauförderung (oftmaliger Kritikpunkt)
die Bauwirtschaft und damit einen maßgeblichen Wirtschaftssektor mit vielen
Beschäftigten stützt und ankurbelt. Ein Kreislauf, der seinesgleichen sucht. Der
Sektor wird aufgrund der „Ökologisierung“ auch immer innovativer und schafft
dadurch zusätzlich Beschäftigung!
Seitens des Landes Niederösterreich wird bis 2013 mit einem Anstieg der
Ausgaben für den Wohnbau aufgrund des Bevölkerungswachstums und der
dadurch steigenden Nachfrage bzw. der notwendigen Klimaschutzmaßnahmen
um jährlich 3% gerechnet.163
Es ist weiters zu erkennen, dass bei allen Varianten die monatlichen Belastungen
von „gestern“ auf „heute“ jeweils um mehr als € 100,- angestiegen sind, was auf
erhöhte Bau- bzw. Verwaltungs- und Betriebskosten zurückzuführen ist.
Die Kalkulationen dieses Kapitels wurden durch die Genossenschaft Frieden (DI
Roland König), mit den Excel-tools der Genossenschaft durchgeführt, welche in
dieser Diplomarbeit nicht veröffentlicht werden. Für die zur Verfügung Stellung der
sehr interessanten und aufschlussreichen Daten bedanke ich mich sehr herzlich
bei Herrn DI König.164
163 SOBOTKA, Mag. Wolfgang; Landesrat; NÖ BUDGETPROGRAMM 2009 - 2013, Juni 2008; Wohnbau Seite 18, www.landtag-noe.at/service/politik/LANDTAG/LVXVII/00/34/034B.pdf, letzter Zugriff 20.03.2010 164 Gemeinnützige Bau- und Siedlungsgenossenschaft FRIEDEN; Projekt 2412 Wolfsthal, Waldweg 20, Daten und Berechnungen der FRIEDEN; Studie erstellt durch DI Roland König, Baugenossenschaft FRIEDEN Wien 77
11. Niedrigenergiehaus
11. Niedrigenergiehaus
11.1. Was ist ein Niedrigenergiehaus?
Bereits seit etwa Mitte der 1980er Jahre planen Architekten Häuser mit
energetisch stark verbesserter Gebäudehülle mittels Anbringen eines
Wärmedämmverbundsystems (5 – 8 cm Polystyrol waren üblich) am
Außenmauerwerk, gleichzeitig wurden Fenster mit Zweifachisolierverglasung
entwickelt und eingebaut. Weiters wurde begonnen, Wärmebrücken zu vermeiden.
Dies vor allem hinsichtlich Kostenreduktion im Betrieb, Behaglichkeit und um
Bauschäden zu minimieren. Es war der Beginn der Entwicklung hin zum heutigen
Niedrig- und Niedrigstenergiehaus, was Ende der 1990er Jahre aufgrund von
Zusatzwohnbauförderungen für ökologisches Bauen und Wohnen (Klimaschutz)
bis heute zum Standard in Österreich wurde.
Da es für das Niedrigenergiehaus europaweit keine einheitliche Regelung gibt,
wird es in Österreich gemäß Ö-Norm B 8110 Teil 1165 (siehe Kapitel 11.3
Niedrigenergiehaus am Beispiel Wiener Wohnbauförderung und Ö-Norm B 8110)
bzw. über die Wohnbauförderungen definiert. „Je niedriger der Energieverbrauch,
desto höher die Förderung“, nachzuweisen mit dem Energieausweis. Wichtig sind
hierbei die Angaben über den Heizwärmebedarf (Energiekennzahl). Eine
kompakte Bauweise, der Einbau einer kontrollierten Wohnraumlüftungsanlage mit
Wärmerückgewinnung und der Nachweis über die Luftdichtheit der Gebäudehülle
sind dafür meist notwendig. Da im Gegensatz zum Passivhaus jedenfalls eine
herkömmliche Heizungsanlage notwendig ist, bieten sich hier ökologische
Wärmepumpenanlagen, Pelletsheizungen oder, wo vorhanden, Nah- bzw.
Fernwärme an. Die Warmwasserbereitung kann mittels Solarenergie (zumindest
im Sommer) erfolgen. Eingespart werden ca. 30 bis 50% Heizenergie gegenüber
einer herkömmlichen Bauweise nach Bauordnung.166
165 Österreichisches Normungsinstitut, ÖNORM B 8110-1, Ausgabedatum: 2008-01-01, Wärmeschutz im Hochbau - Anforderungen an den Wärmeschutz und Deklaration des Wärmeschutzes von Gebäuden/Gebäudeteilen - Heizwärmebedarf und Kühlbedarf 166 AUST-BAU Ges.m.b.H., „Was ist ein Niedrigenergiehaus?“, http://www.austbau.at/niedrigenergiehaus/, letzter Zugriff 26.02.2010
78
11. Niedrigenergiehaus
Als Richtwerte sind Energiekennzahlen von ca. 25 - 50 (kWh/m²a) anzusehen
(bezogen auf die Bruttogeschoßfläche, Berechnung nach OIB, im Gegensatz zur
Energiebedarfsfläche im Passivhausprojektierungspaket). Hier ist beim Vergleich
mit der EKZ eines Passivhauses Vorsicht geboten, sie ist mit einem Faktor von ca.
1,4 (für Wände) entsprechend anzupassen.167 Beim Niedrigenergiehaus bleibt der
Energieaufwand für Warmwasser und Haushaltsstrom bei der Berechnung
unberücksichtigt.168 Typische Außenwanddämmstoffstärken bei Massivbauweise
von 16 bis 20 cm ergeben U-Werte von etwa 0,15 bis 0,20 W/(m²K).
Um die errechneten Werte auch tatsächlich zu erreichen, ist eine sehr genaue
Bauausführung (wärmebrückenfreie und luftdichte Gebäudehülle) wichtig. Dies
kann durch den Blower-Door-Test und mit thermographischen Messungen mittels
Wärmebildkameras nachgewiesen werden.
11.2. Niedrigenergiehaus am Beispiel Wohnbauförderung NÖ
In Niederösterreich wird ausschließlich die ökologisch nachhaltige Bauweise
gefördert. Förderungsvoraussetzung beim Mehrfamilienwohnbau sind
Mindestanforderungen an den Wärmeschutz bezogen auf das Oberflächen-
Volumsverhältnis (A/V-Verhältnis). Bei Bewilligungen ab 01.01.2009 ist bei einem
Oberflächen-Volumsverhältnis größer 0,8 eine Energiekennzahl (Berechnung
nach OIB) von mindestens 45 (kWh/m²a) nachzuweisen, bei einem Verhältnis
kleiner 0,2 eine EKZ von mindestens 25 (kWh/m²a). Ab 2012 werden die
erforderlichen Energiekennzahlen auf 36 bzw. 20 reduziert. Bei Sanierungen ab
2010 betragen die EKZ-Mindestanforderungen 70 bzw. 30 (kWh/m²a).169 Bei allen
Varianten gilt: Je geringer die Energiekennzahl umso mehr Förderung (siehe dazu
detailliert im Kapitel 7 „Wohnbauförderung am Beispiel Niederösterreich“).
167 Energiesparhaus.at, Passivhausberechnung nach PHPP, http://www.energiesparhaus.at/energieausweis/phpp.htm, letzter Zugriff 26.02.2010 168 AUST-BAU Ges.m.b.H., „Was ist ein Niedrigenergiehaus?“, http://www.austbau.at/niedrigenergiehaus/, letzter Zugriff 26.02.2010 169 Land Niederösterreich, NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005 § 30 Abs.3, § 37 Abs.2, Neues Förderungsmodell, http://www.noel.gv.at/Bauen-Wohnen/BauenNeubau/Wohnungsbau/wohnungsbau_4_neues_foerderungsmodell.wai.html, letzter Zugriff 26.02.2010
79
11. Niedrigenergiehaus
Hinweis: Die Berechnung nach OIB-6 basiert auf der Berechnung nach Ö-Norm B
8110 (siehe dazu nächster Punkt).170
11.3. Niedrigenergiehaus am Beispiel Wiener Wohnbauförderung und Ö-Norm B 8110
Gemäß Wiener Neubauverordnung 2007 wird „bis zum 31. Dezember 2008 der
Standard Niedrigenergiehaus erreicht, wenn die Energiekennzahl
Heizwärmebedarf entsprechend der Referenzlinie für HWBBGF HGT 3400 gemäß
Ö-Norm B 8110 Teil 1 erreicht wird.“ Ab 1. Jänner 2009 wird - was den maximal
zulässigen Heizwärmebedarf betrifft - nach folgender Tabelle über die
charakteristische Länge lc als Mindestvoraussetzung gefördert.171
Tab. 12: Maximal zulässiger Heizwärmebedarf, Stadt Wien, Neubauverordnung 2007, LGBl. für Wien Nr. 27/2007, §2 b) vom 13. Juli 2007
lc = VB / AB ist das Maß für die Geometrie eines Gebäudes (Kompaktheit)
(VB...Beheiztes Bruttovolumen, AB...Fläche der thermischen Hülle =
"Oberfläche")172
Ein kleines Volumen bei großer Oberfläche ergibt einen niedrigen lc-Wert, dadurch
erhöht sich die erlaubte Energiekennzahl als Mindestanforderung für die
Förderbarkeit. Bei Verzicht auf den Einbau einer Wohnraumlüftung erhöht sich
ebenfalls die erlaubte EKZ.
170 Österreichisches Institut für Bautechnik, „OIB-Richtlinien - Zitierte Normen und sonstige technische Regelwerke“, Ausgabe: Oktober 2007, , http://www.oib.or.at/N_TR6_10_07.pdf, letzter Zugriff 28.02.2010 171 Stadt Wien, wien.at, Webservice der Stadt Wien, Neubauverordnung 2007, LGBl. für Wien Nr. 27/2007, §2 b) vom 13. Juli 2007, http://www.wien.gv.at/recht/landesrecht-wien/rechtsvorschriften/html/b6300600.htm, Zugriff 25.02.2010 172 Österreichisches Normungsinstitut, ÖNORM B 8110-1, Ausgabedatum: 2000-09-01, Wärmeschutz im Hochbau - Anforderungen an den Wärmeschutz und Nachweisverfahren, Seiten 5+6,
80
11. Niedrigenergiehaus
Vergleiche dazu Ö-Norm B 8110 Teil 1, Pkt. 9.1 - Deklaration von Niedrigenergie-
Gebäuden, Tabelle 7:
Tab. 13: Höchstzulässiger Heizwärmebedarf für Niedrigenergiegebäude, Österreichisches Normungsinstitut, ÖNORM B 8110-1, Ausgabedatum: 2008-01-01, Wärmeschutz im Hochbau - Anforderungen an den Wärmeschutz und Deklaration des Wärmeschutzes von Gebäuden/Gebäudeteilen - Heizwärmebedarf und Kühlbedarf, Pkt. 9.1, Seite 14, Tabelle 7
Dies bedeutet, dass die aktuellen Wiener Förderungsanforderungen bei der
Annahme des höchstzulässigen lc-Wertes von 1,0 bei 15 × (1 + 2,5 / 1,0) bei 52,5 kWh/m2a (HWBBGF) liegen.
Im Vergleich dazu liegt die Deklaration Niedrigenergie-Gebäude nach Ö-Norm bei 17 × (1 + 2,5 / 1,0) = 59,5 kWh/m2a (HWBBGF).
Wiener Sanierungsverordnung 2008173:
„Als Niedrigenergiegebäude gilt, wenn folgende EKZ Heizwärmebedarf
entsprechend der Referenzlinie für HWBBGF HGT 3400 gemäß Ö-Norm B 8110 Teil 1
erreicht wird: 17 × (1 + 2,5 / lc).“
Als Mindestanforderung für Wärmeschutzstandards als Voraussetzung für eine
Förderung gilt dann:
Tab. 14: Mindestanforderung für Wärmeschutzstandards, Stadt Wien, Sanierungsverordnung 2008, LGBl. für Wien Nr. 2/2009 in der Fassung LGBl. für Wien Nr. 27/2009 vom 14. Jänner 2009
173 Stadt Wien, wien.at, Webservice der Stadt Wien, Sanierungsverordnung 2008, LGBl. für Wien Nr. 2/2009 in der Fassung LGBl. für Wien Nr. 27/2009 vom 14. Jänner 2009, http://www.wien.gv.at/recht/landesrechtwien/rechtsvorschriften/html/b6300600.htm, Zugriff 25.02.2010
81
11. Niedrigenergiehaus
11.4. Niedrigstenergie-Gebäude gemäß Ö-Norm B 8110
Ö-Norm B 8110 Teil 1, Pkt. 9.2 - Deklaration von Niedrigstenergie-Gebäuden,
Tabelle 8:
Tab. 15: Höchstzulässiger Heizwärmebedarf für Niedrigstenergiegebäude, Österreichisches Normungsinstitut, ÖNORM B 8110-1, Ausgabedatum: 2008-01-01, Wärmeschutz im Hochbau - Anforderungen an den Wärmeschutz und Deklaration des Wärmeschutzes von Gebäuden/Gebäudeteilen - Heizwärmebedarf und Kühlbedarf, Pkt. 9.1, Seite 14, Tabelle 8
Dies bedeutet bei der Annahme des höchstzulässigen lc -Wertes von 1,0:
10 × (1 + 2,5 / 1,0) = 35 kWh/m2a (HWBBGF)
82
12. Passivhaus
12. Passivhaus
12.1. Was ist ein Passivhaus?
12.1.1. Definition
Das Passivhaus ist die konsequente Weiterentwicklung des
Niedrigenergiehauses, das im Winter ohne separates Heizsystem und im Sommer
ohne Klimatisierung auskommt. Es bietet trotzdem einen erhöhten Wohnkomfort -
gleichmäßige Wärme auch in der Nähe der Außenbauteile, kontrollierter
Luftwechsel, Behaglichkeit auch im Sommer durch gute Dämmung - bei einem
Heizwärmebedarf unter 15 kWh/(m²a) (bezogen auf die Energiebedarfsfläche) und
einem Primärenergiebedarf einschließlich Warmwasser und Haushaltsstrom von
unter 120 kWh/(m²a). Umgerechnet benötigt ein Passivhaus im Jahr weniger als
1,5 Liter Heizöl pro Quadratmeter. Die Grundprinzipien sind Wärmeverluste
vermeiden und freie Wärmegewinne optimieren. Weitere Kriterien des PH sind die
Heizlast von unter 10 W/m² EBF (Energiebedarfsfläche) und eine Luftdichtheit von
n50 < 0,6 1/h. Das heißt unkontrollierte Verluste mit 50 Pascal Druck dürfen 0,6
Hausvolumen pro Stunde nicht überschreiten, festgestellt durch den Blower-Door-
Test. Die genannten Kriterien (Zahlenwerte) des Passivhaus-Standards wurden
durch das Passivhaus Institut (PHI) in Darmstadt definiert.174
Hinweis: Die Niederösterreichische Wohnbauförderung fordert für das Passivhaus
eine Energiekennzahl von 10 kWh/m²a, hier wird nach OIB-Berechnungsmethode
gemäß Ö-Norm B 8110 gerechnet, diese bezieht sich auf die
Bruttogeschoßfläche.175
Möglich sind alle Bauweisen (Massiv-, Leichtbauweise) mit Dämmstärken
zwischen 25 und 40 cm (nicht lichtdurchlässige Bauteile der Außenhülle müssen
einen U-Wert kleiner 0,15 W/(m²K) aufweisen), Fenster mit Dreifach-
Wärmeschutzverglasung (Rahmen inkl. Verglasung U-Wert kleiner 0,80 W/(m²K))
bzw. einer im Passivhaus unbedingt notwendigen Komfortlüftung mit
Wärmerückgewinnung (bei 0°C Außentemperatur wird die kalte Frischluft durch
174 Passivhaus Institut (PHI), Dr. Wolfgang Feist, http://www.passiv.de/, letzter Zugriff 23.02.2010
83
12. Passivhaus
die 20°C warme Abluft auf 16°C erwärmt, Vorteil auch für Allergiker, da die
Frischluft gefiltert wird). Eine kostengünstige Haustechnikvariante ist das
Passivhauskompaktgerät mit Lüftung, Zulufterwärmung (Heizung) und
Warmwasserbereitung in einem.176 Zusätzliche Wärme gibt es durch solare
Gewinne und die Wärmeabgabe von Personen und Haushaltsgeräten. „Im
Sommer verhindert eine Verschattung, z.B. Balkon oder Jalousien, die
Überhitzung der Räume“. Das Gebäude sollte nach Süden orientiert (vor allem
freistehende Einfamilienhäuser), verschattungsfrei („passive“ solare Gewinne sind
zu optimieren) und möglichst kompakt sein, Wärmebrücken sind zu vermeiden (ist
rechnerisch nachzuweisen). Im Haushalt sind Energiespargeräte zu verwenden.
Geplant und gerechnet wird ein Passivhaus mit dem
Passivhausprojektierungspaket (PHPP).177
12.1.2. Warum 15 kWh/(m²a)? – Grundlagen der Berechnung
„Der Mindest-Frischluft-Volumenstrom für eine Person beträgt 30 m³/h. Luft hat
eine Wärmekapazität bei Normaldruck und etwa 21°C von 0,33 Wh/(m³K).
Erwärmen kann man die Frischluft maximal auf etwa 50°C, da sonst
Staubverschwelung eintritt. Damit kann die Zuluft höchstens 30 K wärmer sein als
die Raumluft, und für die verfügbare Heizleistung folgt: 30 m³/h/Pers * 0,33
Wh/(m³K) * 30 K = 300 W/Person. Eine Frischluftheizung kann also 300 Watt pro
Person bereitstellen. Bei 30 m² Wohnfläche je Person ergeben sich daraus 10
W/m² Wohnfläche - unabhängig vom Klima. Wie stark ein Passivhaus dafür
gedämmt sein muss, hängt von der Klimazone ab. Für Mitteleuropa zeigen die
Erfahrung und Berechnungen mit Simulationsprogrammen, dass aus dieser
Bedingung in etwa der oft verwendete Grenzwert von 15 kWh/(m²a) für den
Heizwärmebedarf folgt.“178
175 Land Niederösterreich, NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, § 30 Abs. 2+3, Neues Förderungsmodell, http://www.noel.gv.at/Bauen-Wohnen/BauenNeubau/Wohnungsbau/wohnungsbau_4_neues_foerderungsmodell.wai.html, letzter Zugriff 26.02.2010 176 LIPP, DI Dr. Bernhard, Skriptum „PH_AllgemeineEinfuehrung“, LV Energetisch optimiertes Bauen, FH-Campus Wien, Sommersemester 2009 177 Passivhaus Institut (PHI), Dr. Wolfgang Feist, http://www.passiv.de/, letzter Zugriff 23.02.2010 178 LIPP, DI Dr. Bernhard, Skriptum „PH_AllgemeineEinfuehrung“, LV Energetisch optimiertes Bauen, FH-Campus Wien, Sommersemester 2009
84
12. Passivhaus
12.2. Beitrag zum Klimaschutz
Die Energieeinsparung beim Heizen beträgt gegenüber einem herkömmlichen
Haus etwa 80% und der begrenzt erlaubte Primärenergieaufwand erfordert
entsprechend ökologische, energiesparende Haushaltsgeräte und
Beleuchtungskörper.179 Aufgrund der qualitativ hochwertigen, nachhaltigen
Bauweise wird die Nutzungsdauer verlängert, was längere
Instandsetzungsintervalle ermöglicht und die Instandhaltungsaufwendungen
dazwischen minimiert. Beim Passivhausbau werden üblicherweise auch
ökologische Materialien in größerem Ausmaß verwendet. Abgesehen davon lebt
ein Passivhausbewohner vermutlich, aufgrund einer gewissen nachhaltigen
Denkweise, was die Entscheidung für das Wohnen in einem Passivhaus beweist,
auch in anderen Lebensbereichen entsprechend bewusster.
12.3. Mehrkosten bei der Herstellung
Die Mehrkosten eines Passivmehrfamilienwohnhauses betragen netto 40 bis
60 €/m² gegenüber der Niedrigenergiebauweise. Dem Entfall der Heizung und des
Notkamins stehen die Kosten für die Verbesserung der Außenbauteile und des
Lüftungssystems gegenüber. Dies wird teilweise durch Förderungen
abgefangen.180
12.4. Passivhaus gemäß Ö-Norm B 8110
Die Ö-Norm B 8110 Teil 1, Pkt. 9.3 - Deklaration von Passivhäusern
(Wohngebäude) beschreibt das Passivhaus als „im Bereich der Niedrigstenergie-
Gebäude angesiedelt ... der Entfall eines Hauptheizsystems wird angestrebt“. Es
ist ein HWBBGF,Ref-Wert von 10 kWh/(m²a) zu unterschreiten und „die tatsächliche
Passivhaus-Tauglichkeit ist mit geeigneten Methoden nachzuweisen. Der n50-Wert
<0,6 h-1 ist einzuhalten.“ Die Möglichkeit von Projektierungsberechnungen mit
geeigneten Programmen (Hinweis: „Passivhausprojektierungspaket“) und dem
Nachweis von 15 kWh/m²a bezogen auf die Netto-Grundfläche wird dezidiert
erwähnt und anerkannt. „Weiters ist sicherzustellen, dass nach ...
179 LIPP, DI Dr. Bernhard, Skriptum „PH_AllgemeineEinfuehrung“, LV Energetisch optimiertes Bauen, FH-Campus Wien, Sommersemester 2009
85
12. Passivhaus
Nutzungsunterbrechung (z.B. Winterurlaub) Aufenthaltsräume innerhalb einer
anzugebenden Anheizzeit wieder auf Vorzugstemperatur (z.B. 20°C) gebracht
werden können.“ Um Zugluft zu vermeiden ist auf die Auslegung der Luftströmung
besonders zu achten. Der U-Wert der Fensterkonstruktion darf UW = 0,8 W/m2K
nicht überschreiten (um Kaltluftabfall zu vermeiden).181
Aufgrund von bisher teilweise gravierenden Mängeln im Passivhausbau und
Unzufriedenheiten von Nutzern beim Bewohnen sind diese Vorgaben der Ö-Norm
zu begrüßen. Die Formulierung lässt teilweise Spielraum, jedoch wird auf die
möglichen Problembereiche aufmerksam gemacht.
180 SCHÖBERL, Bmst. DI Helmut, Skriptum „Kostenoptimierung Passivhaus“, LV Ökologisches Bauen und Sanieren, FH-Campus Wien, Wintersemester 2010 181 Österreichisches Normungsinstitut, ÖNORM B 8110-1, Ausgabedatum: 2008-01-01, Wärmeschutz im Hochbau - Anforderungen an den Wärmeschutz und Deklaration des Wärmeschutzes von Gebäuden/Gebäudeteilen - Heizwärmebedarf und Kühlbedarf, Seite 14 86
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Der Großteil der Wohnbauprojekte, an denen der Verfasser dieser Arbeit in den
vergangenen elf Jahren in Niederösterreich und Wien in Planung und
Bauabwicklung beteiligt war, wird in diesem Kapitel als Beispielsammlung
zusammen gestellt und anhand verschiedenster Parameter des Themas
Nachhaltigkeit - aufgelistet für jede Wohnhausanlage - vergleichbar gemacht. So
werden nachfolgend 13 Projekte beschrieben, wobei die jeweils prägnantesten
und für die Objekte typischen Punkte bzw. auch der direkte Vergleich zum Projekt
davor herausgearbeitet werden. Bewusst wurden nicht nur
Niedrigenergiehaussiedlungen ausgewählt, sondern vielmehr auch
Wohnhausanlagen, die nach dem damaligen Stand der Technik errichtet wurden.
Dies war auch noch jener Zeitraum, in dem in Österreich noch keine
entsprechenden Rahmenbedingungen zur Umsetzung der Kyoto-Verpflichtungen
vorhanden waren. Zusätzlich wurden zum Vergleich auch ähnliche Projekte
anderer Planer untersucht. Die Sammlung dieser Beispiele soll dementsprechend
die Veränderungen im Wohn- und Siedlungsbau in Niederösterreich und Wien im
Zeitverlauf bis heute - beginnend mit der jeweils ältesten - veranschaulichen.
13.1. Wohnhaussiedlungen Niederösterreich
13.1.1. Wohnhausanlage, 2325 Himberg, Bahnstraße (Wohnvillen)
Die 68 Genossenschaftswohnungen aufgeteilt auf fünf Baukörper mit ebenso
vielen Stiegen wurden in den Jahren von 1995 bis 2001 zwischen dem
Ortszentrum von Himberg und der Ostbahn nach dem damaligen Stand der
Technik gemäß niederösterreichischer Bautechnikverordnung errichtet. Es war im
Wohnungsbau in der Praxis noch keine Rede von Nachhaltigkeit, luftdichter
Gebäudehülle, kontrollierter Wohnraumlüftung, Energiekennzahlen und
ähnlichem. Standard im sozialen Wohnbau waren
Außenwandwärmedurchgangskoeffizienten von gerade mal knapp unter 0,4
W/m2K und Gasetagenheizungen (Heiztherme in Küche oder Bad). Die
Wohnungen in der Anlage aber waren und sind aufgrund der Grundstückspreise,
der guten Wohnbauförderung und der hervorragenden Anbindung an Wien
entsprechend attraktiv. Auch gute Wohnungsgrundrisse und die wirtschaftliche
Planung der Gebäude als Vierspänner (vier Wohnungen pro Geschoß), ohne 87
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Aufzug zwar nicht barrierefrei aber umso kostengünstiger, trugen zum
Verkaufserfolg bei. Weiters bindet die neue S1 den Ort Himberg im Süden Wiens
verkehrsmäßig nunmehr in alle Richtungen perfekt an.
Abb. 10: Foto Wohnvilla mit 16 Wohnungen in 2325 Himberg, Bahnstraße, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny
Abb. 11: Foto Wohnvilla mit 12 Wohnungen in 2325 Himberg, Bahnstraße, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny
88
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Tab. 16: Projekt 1: 2325 Himberg, Bahnstraße, Tabelle zum Vergleich der Wohnhausanlagen
13.1.2. Wohn- und Reihenhausanlage, 2325 Himberg, Bahnstraße/Ostbahnstraße
Die soeben beschriebene Wohnhausanlage fand in den 26 Reihenhäusern, 16
Geschoßwohnungen und 22 Maisonettwohnungen, hergestellt in drei Bauteilen,
ihre Fortsetzung. Am Gelände einer ehemaligen Wurstfabrik wurden die 64
Wohneinheiten auf dem energetisch gleichen Stand der Technik wie die Anlage
davor, unter baubehördlich optimaler Ausnutzung der vorhandenen Grundflächen
errichtet. Signifikant für dieses Projekt war aber der Einbau von elektrischen Luft
Wasser-Wärmepumpen, die zu einer wesentlichen ökologischen und
ökonomischen Verbesserung im Betrieb führte. Zu diesem Zeitpunkt eine sehr
89
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
mutige Entscheidung des Bauherrn, da dies in dieser Dimension eine noch wenig
erprobte Haustechnikeinrichtung darstellte. Größter Anreiz war aber vermutlich
nicht allein das Pionierdenken, sondern vielmehr eine Wohnbauförderung, die zu
dieser Zeit hinsichtlich Haustechnik neu ausgerichtet wurde. Verbunden mit einer
Fußbodenheizung - Radiatoren sind aufgrund der geringen Vorlauftemperatur
dabei ohnehin nicht möglich - entwickelte sich die Wohnanlage zum
Verkaufsschlager. Jedes Reihenhaus erhielt dabei eine eigene Luft-Wasser-
Wärmepumpe im Keller mit Ansaugung bzw. Ausblasung der Luft über Kanäle mit
imposanten 60 mal 60 Zentimetern über eigens dafür vorgesehene
Kellerlichtschächte. Die Anlagen für die Wohnungen wurden zentral in den
Dachböden, mit entsprechenden Schallschutzmaßnahmen, installiert. Zusätzlich
wurden zu jeder Anlage eigene Brauchwasserwärmepumpen für den
Sommerbetrieb installiert (höhere Wohnbauförderung), obwohl aus technischer
Sicht die eigentlichen Wärmepumpen auch Warmwasser erzeugen können, was
sie im Winter auch tun - eine absurde „Förderverfehlung“. Aufgrund der massiv
beworbenen Innovation und nicht zuletzt aber auch aufgrund der attraktiven Preise
waren sämtliche Wohnungen und Reihenhäuser bereits bei Schlüsselübergabe
vergeben.
Im Laufe der Jahre gab es an heißen Sommertagen unter anderem Probleme mit
Kondensatbildung an Keller-Innenwänden aufgrund der
Brauchwasserwärmepumpen, die abgekühlte Luft direkt in die Kellerräume
ausblasen. Auch wurden Kondenswasserableitungen der Wärmepumpen aus
Kostengründen nicht an den Kanal angeschlossen, sondern versickert, was
teilweise zu Rückstau und nassen Kellern führte. Inzwischen wurden sehr
aufwendig fast alle Wärmepumpen mit elektrischen Hebeanlagen kombiniert.
90
Abb. 14: Foto Ostbahnstraße, Eingangsansicht 38 Wohnungen in 2325 Himberg, Bahnstraße/Ostbahnstraße, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Abb. 12: Foto Überblick Wohn- und Reihenhausanlage mit 26 Reihenhäuser und 38 Wohnungen in 2325 Himberg, Bahnstraße/Ostbahnstraße, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny
Abb. 13: Foto Bahnstraße, 26 Reihenhäuser und 38 Wohnungen in 2325 Himberg, Bahnstraße/Ostbahnstraße, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny
91
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Tab. 17: Projekt 2: 2325 Himberg, Bahnstraße/Ostbahnstraße, Tabelle zum Vergleich der WHA
92
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
13.1.3. Wohnhausanlage, 2500 Baden, Gartengasse 18
Die Wohnhausanlage mit 43 Wohnungen und 7 Reihenhäusern wurde etwa
zeitgleich mit der eben beschriebenen in den Jahren 2003 bis 2006 errichtet. Was
die Dämmung der Gebäudehülle betrifft, wurde der gleiche Standard wie der der
Projekte der Jahre zuvor (am Beispiel Außenwand: 20 cm Durisol-Mantelstein + 8
cm Polystyrol) angewandt. Auch architektonisch betrachtet entschied sich der
Bauherr wieder für das klassische Pfettendach und einer Bauweise, die die
größtmögliche Ausnützung gemäß Bauordnung hinsichtlich der erzielbaren
Wohnnutzfläche gewährleistete. Es war noch die Zeit vor der Einführung der
Institution des Gestaltungsbeirates in Niederösterreich und die Planung
entwickelte sich in enger Kooperation mit der Bauabteilung der Stadtgemeinde
unter Zugrundelegung der örtlichen Bebauungsvorschriften für Baden. Typischer
Ausstattungsstandard der Genossenschaft für Niederösterreich waren Teppich-
bzw. PVC-Bodenbeläge, Fliesen in Bädern und WC im Standardformat 15 mal 15
bzw. Stahlzargen mit Holztürblättern. Der besonderen Lage im Zentrum Badens
trug man mit dem Einbau von Aufzügen Rechnung, welche alle Wohnungen
barrierefrei erreichbar machen. Die total behindertengerechte Zugänglichkeit der
Balkone und Terrassen wird durch die Fenstertürrahmen im Schwellenbereich
verhindert, dies vor allem aus bautechnischen Gründen (Feuchtigkeitsabdichtung).
Wo vorhanden, wurde für Heizung (mit Radiatoren) und Warmwassererzeugung
stets Fernwärme verwendet. In diesem Beispiel wurden dezentrale Speicher in
den Bädern - über den Waschmaschinenanschlüssen - der Wohnungen
angeordnet. Die Grundrisse der Wohnungen dieser Zeit sind geprägt von
zentralen Vorzimmern und Gängen, von wo aus die meisten Räume der Wohnung
erreichbar sind und separat angeordneten Küchen. Wie auch heute wird die
Nassgruppe mit Küche, Bad und WC aus technischen und wirtschaftlichen
Gründen wenn möglich in der Nähe eines einzigen Steigschachtes angeordnet.
Die Mindestgröße der Zimmer gemäß Bauordnung von 10 m2 wurde oft gerade
einmal eingehalten.
Um bei immer dichter werdenden Fensterkonstruktionen - eingebaut wurden
typischerweise Kunststofffenster - der oft üblichen Schimmelbildung beim
ebenfalls typischen Gipsinnenputz aufgrund der hohen Baufeuchte eines
93
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Neubaues und dem unsachgemäßen Lüftungsverhalten der Bewohner
vorzubeugen, wurde versucht, mit so genannten Zuluft-Automaten zu arbeiten.
Diese werden im Parapetbereich eines Fensters im Hauptwohnraum in die
Außenwand eingebaut und arbeiten temperaturgeregelt. Praxis ist, dass
Bewohner die Geräte bewusst „zustopfen“, um leichten Zug zu verhindern. Vor
allem in Niederösterreich hat sich dieses Thema mit dem vermehrten Einbau einer
kontrollierten Wohnraumlüftung ohnehin erledigt.
Abb. 15: Foto Eingangsansicht Reihenhäuser und Stiege 5, WHA 7 Reihenhäuser und 43 Wohnungen, 2500 Baden, Gartengasse 18, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny
Abb. 16: Foto Gartenansicht Stiegen 4+5, WHA 7 Reihenhäuser und 43 Wohnungen, 2500 Baden, Gartengasse 18, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny
Abb. 17: Foto Eingangsansicht Stiege 3, WHA 7 Reihenhäuser und 43 Wohnungen, 2500 Baden, Gartengasse 18, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny
94
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Tab. 18: Projekt 3: 2500 Baden, Gartengasse 18, Tabelle zum Vergleich der Wohnhausanlagen
13.1.4. Reihenhausanlage, 2325 Himberg, Hintere Ortsstraße 35 - 37
Im Zuge der Planung dieser Wohnanlage mit 25 Reihenhäusern in Himberg hat
sich Wesentliches verändert. Die Notwendigkeit eines Energieausweises und die
Einführung des Niedrigenergiestandards in der Wohnbauförderung ab 2003
erforderte in erster Linie Verbesserungen im Bereich der Gebäudehüllen mit stark
verringerten Wärmedurchgangskoeffizienten bei allen Außenbauteilen und eine
möglichst luftdichte Gebäudehülle. Die so genannte Bewertungszahl für die
Ermittlung der Höhe der Wohnbauförderung ergab sich aus der ermittelten,
geometriekorrigierten Energiekennzahl für den Referenzstandort abzüglich der
erzielten Punkte für Maßnahmen wie den Einbau einer kontrollierten
Wohnraumlüftung, der Warmwasserbereitung mit Wärmepumpen, der
Verwendung ökologischer Baustoffe und des Einsatzes Trinkwasser sparender
Maßnahmen.
Die äußere Erscheinung der Häuser wurde noch nicht verändert, weiterhin war die
Architektur - noch in der Zeit vor Einführung des Gestaltungsbeirates - geprägt von
Pfettendächern mit Gaupen und konservativen Fassadengestaltungen.
Die bereits im Vorprojekt in Himberg erprobte und nun technisch stark verbesserte
Luft-Wasser-Wärmepumpenanlage wurde bei diesem Projekt mit einer
kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung kombiniert. Hierbei wird
96
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Luft aus Sanitärräumen und Küchen abgesaugt und in die Aufenthaltsräume
vorgewärmt eingeblasen. Die vertikale Verteilung erfolgt über entsprechend
dimensionierte Steigschächte, waagrechte Leitungsführungen erfolgen im Bereich
abgehängter Decken (bei geschickter Planung meist nur in den Vorzimmern
erforderlich) bzw. örtlichen Verkleidungen. Die Lüftungsanlage stellt einerseits
eine Komforterhöhung dar, die den Bewohnern den Alltag angenehmer macht und
Schimmelbildung vermeidet und andererseits eine maßgebliche Reduktion des
Heizwärmebedarfs (Energiekennzahl) bewirkt. Auch die Dichtheit der
Gebäudehülle wurde bei diesem Projekt mittels Blower-Door-Test gesondert
nachgewiesen, was die Wohnbauförderung zusätzlich erhöhte.
Bei der Standardausstattung wurden nun Fliesenbeläge in Vorzimmern und
Küchen den billigeren PVC-Belägen vorgezogen und anstelle von Teppichen
wurden Laminatböden verlegt. Ein raumluftunabhängiger (hinsichtlich kontrollierter
Wohnraumlüftung und luftdichter Gebäudehülle), für den Bewohner auch im Alltag
für „Schwedenöfen“ nutzbarer Kamin, wurde ebenfalls eingebaut. Dieser gilt
gleichzeitig als baubehördlich vorgeschriebener Notkamin.
Abb. 18: Visualisierung, 25 Reihenhäuser, 2325 Himberg, Hintere Ortsstraße 35 - 37, Gen. Frieden, Architekt Hodny
97
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Abb. 19: Foto Eingangsansicht 5er Gruppe, 25 Reihenhäuser, 2325 Himberg, Hintere Ortsstraße 35 - 37, Gen. Frieden
Abb. 20: Foto Gartenansicht 2er Gruppe, 25 Reihenhäuser, 2325 Himberg, Hintere Ortsstraße 35 - 37, Gen. Frieden
98
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Tab. 19: Projekt 4: 2325 Himberg, Hintere Ortsstraße 35 - 37, Tabelle zum Vergleich der Wohnhausanlagen
13.1.5. Wohnhaus, 2380 Perchtoldsdorf, Grienauergasse 1
Ein Wohngebäude mit neun hochwertig ausgestatteten Geschoßwohnungen
wurde ab 2006 in Zentrumsnähe von Perchtoldsdorf errichtet. Hier spielte im
Entwurf die Architektur die zentrale Rolle, die absolute Ausnutzung hinsichtlich
Baugrund und Wohnnutzflächen trat dabei in den Hintergrund. Entscheidender
Faktor war dabei die notwendige Bewilligung durch den niederösterreichischen
Gestaltungsbeirat - wurde doch der erste Entwurf bereits vorab als unzeitgemäß
und daher nicht förderungswürdig eingestuft. Es entstand ein schnörkelloser
Baukörper mit zurück gesetztem Dachgeschoß, der durch gute Proportionen und
einer auffälligen Farbgebung besticht. Bereits im Einreichverfahren gab es
99
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
aufgrund des modernen Äußeren Proteste einzelner Anrainer, gleichzeitig kam
Lob von vielen Seiten für ein „ausgesprochen gelungenes“ Objekt. Auffällige
Architektur polarisiert, das größte Kompliment für viele Architekten.
Aufgrund der hohen Grundstücks- und Baukosten zufolge der attraktiven Lage und
hochwertigen Ausstattung und Bauweise, wäre das Projekt laut Aussage des
Bauherrn jedoch besser freifinanziert - verbunden mit geringeren Auflagen (kein
Gestaltungsbeirat, keine einzuhaltenden Fördervorgaben hinsichtlich
Gebäudehülle etc.) - realisiert worden. Gerade eben auch, da sämtliche
Wohneinheiten als Eigentumswohnungen verkauft werden sollten, was aufgrund
der hohen Preise nicht sofort gelang. Vor allem die großen und damit sehr teuren
Wohnungen im Erdgeschoß standen lange Zeit leer.
Entstanden ist dabei jedoch ein für den Bauträger und alle Mitwirkenden
hinsichtlich Planung, Bauausführung und Bauabwicklung richtungsweisendes
Musterobjekt mit entsprechend hohem Aufwand für die Projektbeteiligten.
Sämtliche Grundrisse wurden bereits in der Bauphase nochmals grundlegend
überarbeitet, um auch hier den modernen Wohnbedürfnissen mit entsprechenden
Zimmer- und Badezimmergrößen und im Hauptwohnraum integrierten Küchen
gerecht zu werden. Selbstverständlich verfügen alle Wohnungen über großzügige
Balkone, Terrassen und Eigengärten. Auch in der Detailplanung und -umsetzung
und bei der Auswahl der Materialien hat man sich nicht nach bisherigen Standards
orientiert. So wurden Holz-Alu-Fensterkonstruktionen, Edelstahlverblechungen an
neuralgischen Punkten, Fußböden und Türstöcke aus Holz, Granit anstelle von
Terrazzo oder Feinsteinzeug im Stiegenhaus, Markisen und Glasdächer,
elektrische Außenrollläden, raumluftunabhängige Kamine etc. eingebaut. Aufgrund
der beanspruchten Wohnbauförderung 2005 mit dem damals neuen 100
Punktesystem war eine entsprechende Energiekennzahl und der Einbau eines
alternativen Heizsystems und ökologisch verträglicher Baumaterialien schon fast
selbstverständlich.
100
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Abb. 21: Visualisierung Eingangsansicht, Wohnhaus mit 9 Wohnungen, 2380 Perchtoldsdorf, Grienauergasse 1, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny
Abb. 22: Foto Eingangsansicht, Wohnhaus mit 9 Wohnungen, 2380 Perchtoldsdorf, Grienauergasse 1, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny
101
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Tab. 20: Projekt 5: 2380 Perchtoldsdorf, Grienauergasse 1, Tabelle zum Vergleich der Wohnhausanlagen
13.1.6. Wohnhausanlage, 2620 Neunkirchen, Dr. Stockhammergasse 11
Bei diesem Projekt im Zentrum Neunkirchens wurde eine bestehende Villa aus
dem Jahr 1890 zu einem modernen Wohnhaus mit acht Wohnungen gemäß
heutigem Stand der Technik mit entsprechenden Wärmeschutz- und
Haustechnikmaßnahmen umgebaut. Die äußere Erscheinung wurde dabei
grundsätzlich erhalten. Es wurde jedoch der alte Dachstuhl entfernt und eine neue
Sargdeckelkonstruktion mit Hinblick auf die sommerliche Überwärmung und der
Luftdichtheit der Gebäudehülle und mit einer um fünf Grad steileren Dachneigung
für besser nutzbare Wohnräume errichtet. Alle Wohnungen verfügen - heutzutage
nahezu selbstverständlich und bei nicht vorhanden sein nur schwer verkäuflich - 102
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
über Balkone, Dachterrassen bzw. Eigengärten. Weiters wurde ein unterirdischer
Verbindungsgang zur Tiefgarage errichtet und der bestehende Keller mittels
Injektionsverfahren zur Horizontalabdichtung (Bohrlochketteverfahren -
zweireihige Injektage mit Siliconat) und einer rundumlaufenden äußeren
bituminösen Vertikalabdichtung trocken gelegt. Einzig auf den Einbau eines
Aufzuges wurde verzichtet.
Im rückwärtigen Teil des Grundstückes entstand ein komplett nach Süden
ausgerichteter und unter größtmöglicher Erhaltung des Baumbestandes geplanter
Neubau mit drei Stiegen und 30 Geschoßwohnungen. Selbst die Umrisse der
Tiefgarage wurden an die Bäume angepasst.
Das Grundstück wurde vom Bauträger nicht zuletzt aufgrund des
Bestandsgebäudes erworben, da mit einem Sanierungsobjekt bei einer derart
großen Anlage ein seitens der Wohnbauförderung vorgeschriebener
Bauträgerwettbewerb (ab 30 Wohneinheiten) umgangen werden konnte. Auch die
Beurteilung durch den Gestaltungsbeirat war nicht notwendig. Nichts desto trotz
wurde seitens Bauherr und Architekt bewusst darauf geachtet, eine Planung nach
denselben modernen Prinzipien zu erstellen. So entsteht gerade eine
Wohnhausanlage (Schlüsselübergabe im Mai 2010) mit vielen Freiräumen und
Grünflächen und bei dem das Stadtzentrum trotzdem in fünf Minuten fußläufig zu
erreichen ist. Der heutigen Zeit entsprechend wurden von der Stadtgemeinde die
zwei, in Niederösterreich bereits üblichen, PKW-Stellplätze pro Wohneinheit
vorgeschrieben, was die Baukosten jedoch immens erhöht.
Die komplette Wohnanlage wurde an die biogene Fernwärme Neunkirchen (25
Förderpunkte) angeschlossen. Der Fernwärmeübergaberaum wurde dazu im
Keller eines bestehenden Nebengebäudes untergebracht. Weitere Förderpunkte
gab es für den Einbau einer kontrollierten Wohnraumlüftung mit
Wärmerückgewinnung, die Verwendung ökologischer Bauprodukte, den Bau der
Tiefgarage bzw. der Lagequalität für ein Bauvorhaben im Bauland-Kerngebiet.
103
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Abb. 23: Visualisierung Wohnhausanlage mit 38 Wohnungen, 2620 Neunkirchen, Dr. Stockhammergasse 11, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny
Abb. 24: Baustellenfoto Altbausanierung mit 8 Wohneinheiten, WHA 38 Wohnungen, 2620 Neunkirchen, Dr. Stockhammergasse 11, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny
Abb. 25: Baustellenfoto Neubau mit 30 Wohneinheiten, WHA 38 Wohnungen, 2620 Neunkirchen, Dr. Stockhammergasse 11, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny
104
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Tab. 21: Projekt 6: 2620 Neunkirchen, Dr. Stockhammergasse 11, Tabelle zum Vergleich der WHA
105
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
13.1.7. Wohnhausanlage, 2115 Ernstbrunn, Schulgasse 2a-2e
Als Vergleichsprojekt (ohne Beteiligung des Verfassers) den aktuellen Standard im
niederösterreichischen Wohnbau betreffend wurde ein Projekt des Architekten DI
Peter Schorn mit 31 Wohnungen gewählt. Auch hier wird das 100-Punkte-Haus
gemäß Wohnbauförderung angestrebt. Die Energiekennzahlen, mittlere und
spezifische Wärmedurchgangskoeffizienten befinden sich im Bereich der Werte
des soeben beschriebenen Projektes. Förderpunkte für die Heizungsanlage erhält
man beim Projekt in Ernstbrunn mit einer zentralen Pellets-Heizanlage, für die
Warmwasserbereitung wird unterstützend, und zusätzlich gefördert, eine
Solaranlage installiert. Bemerkenswert ist, dass auf die Punkte für die
Barrierefreiheit trotz der Aufwertung dieses Punktes in der Wohnbauförderung
verzichtet wurde, was auch vermutlich mit der Hanglage und der deswegen nur
schwer generell behindertengerecht herzustellenden Zugänge zusammen hängt.
So wurde auch auf Aufzüge verzichtet und damit Kosten eingespart. Trotzdem ist
es gelungen, die meisten Wohnungen (bis auf 6) barrierefrei erreichbar zu
machen. Die Hanglage und die entsprechend terrassierte Anordnung der
Baukörper geben der modern gestalteten Wohnhausanlage jedoch einen
besonderen, sehr einladenden Charakter. Es ist ein gutes Beispiel zeitgemäßer
und geradliniger „Wohlfühlarchitektur“ für junge Menschen mit dem Kontrast
warmer und kühler Materialien.
Abb. 26: Visualisierung Eingangsseite Bauteil 1, 2115 Ernstbrunn, Schulgasse 2a-2e, Heimat Österreich, Architekt Schorn
Abb. 27: Visualisierung Bauteil 2, 2115 Ernstbrunn, Schulgasse 2a-2e, Heimat Österreich, Architekt Schorn
106
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Abb. 28: Visualisierung WHA mit 31 Wohnungen, 2115 Ernstbrunn, Schulgasse 2a-2e, Heimat Österreich, Architekt Schorn
107
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Tab. 22: Projekt 7: 2115 Ernstbrunn, Schulgasse 2a-2e, Tabelle zum Vergleich der Wohnhausanlagen
13.1.8. Reihenhausanlage, St. Egyden am Steinfeld, Puchbergerstraße
Eine Besonderheit des architektonischen Entwurfs der geplanten
Reihenhausanlage mit je einer Doppel-, einer Dreier- und einer Vierergruppe (9
Reihenhäuser) in St. Egyden ist die Realisierung von Steildächern in Kombination
mit moderner äußerer Gestaltung. Die Umsetzung der Steildachform war in erster
Linie ein Wunsch der Gemeinde (eine Stimme im Gestaltungsbeirat) bei
108
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Vorentwurfsbesprechungen im Zuge der Entwicklung des Projektes. Die
Gemeinde wollte damit bewusst Flachdächer im Ortsverband vermeiden, wobei
eine Verhinderung aufgrund fehlender örtlicher Bebauungsvorschriften letztlich
nicht möglich gewesen wäre.
Die Maßnahmen zur Reduktion des Heizwärmebedarfs und Orientierung der
Hauptwohnräume mit großen Fensterflächen nach Süden und Westen verstehen
sich inzwischen bereits von selbst. Eine Innovation soll nun eine
Photovoltaikanlage auf den Dächern darstellen, welche die geplante
Heizungsanlage mit elektrischen Wärmepumpen, voraussichtlich in Verbindung
mit Tiefenbohrungen (Erdwärme) - Fernwärme ist in St. Egyden nicht verfügbar -
noch nachhaltiger machen soll. Somit wäre es möglich, zusätzliche Förderpunkte
zu lukrieren und bei Überproduktion gegen Gebühren in das Stromnetz
einzuspeisen.
Die voll unterkellerten Niedrigenergiehäuser mit großzügigen Wohnräumen
keines der drei Zimmer im Obergeschoß ist mit unter 13 m2 ausgewiesen - zwei
separaten Toiletten, einem gut nutzbaren Badezimmer mit Fenster und einem in
die Architektur integrierten Gartenabstellraum je Reihenhaus (als Trennung)
entsprechen voll und ganz den momentanen Anforderungen in diesem Segment.
Weiters gibt es einen Kinderspielplatz, ein gedecktes Müllhaus mit
anschließendem Fahrradabstellraum und 18 PKW-Stellplätze für neun
Wohneinheiten.
Abb. 29: Visualisierung Gartenansicht, 9 Reihenhäuser, 2731 St. Egyden am Steinfeld, Puchbergerstraße, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny
Abb. 30: Visualisierung Eingangsansicht, 9 Reihenhäuser, 2731 St. Egyden am Steinfeld, Puchbergerstraße, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny
109
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Tab. 23: Projekt 8: 2731 St. Egyden am Steinfeld, Puchbergerstraße, Tabelle zum Vergleich der WHA
13.1.9. Wohnhaus, 2351 Wr. Neudorf, Hauptstraße 31
Am Gelände einer alten Spenglerei wird in den nächsten Jahren im Zentrum von
Wiener Neudorf ein architektonisch attraktives Objekt mit geplanter
Mehrzwecknutzung entstehen. Neben 20 Genossenschaftswohnungen in den
oberen Geschoßen soll das Gebäude im Erdgeschoß als Seniorentreffpunkt
dienen und Platz für ein Volkshilfebüro bieten. Es müssen demnach
Energieausweise für alle Gebäudenutzungen erstellt werden, das heißt drei
getrennte Nachweise für die Bereiche Wohnungen, Seniorentreff und Büro
(Energieausweis für Nicht-Wohngebäude). Ungünstige Geometrieverhältnisse
(A/V-Verhältnis) in den Nicht-Wohnbereichen erklären hier die schlechteren
Energiekennzahlen, was aber natürlich auf die Wohnbauförderung keine
Auswirkungen hat. Weiters ist im Entwurf eine Tiefgarage vorgesehen. Eine große
Planungsherausforderung war die Unterbringung von guten Wohnungsgrundrissen
aufgrund der schwierigen Grundstückskonfiguration. Entstanden ist ein bunter
Wohnungsmix, wirtschaftlich erschlossen über ein einziges Stiegenhaus mit
Aufzug, der die Barrierefreiheit im Gebäude gewährleistet, horizontal erreicht
werden die Wohnungen dann über Laubengänge. Die Versorgung für Heizung und
Warmwasser erfolgt mittels biogener Fernwärme, wofür es höchste
Förderungspunkte gibt. Unterstützt soll die Warmwasserbereitung mit einer
Solaranlage werden. Ob eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit
Wärmerückgewinnung ausgeführt wird, entscheidet sich demnächst. Es ist unter
111
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
anderem eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Der Einbau kostet Geld, erfordert einen
Luftdichtigkeitsnachweis der Gebäudehülle, bringt im Gegenzug aber fünf
zusätzliche Förderpunkte, eine um etwa 5 kWh/m2a bessere Energiekennzahl
(sechs Punkte) und zusätzlichen Wohnkomfort. Dies ist auch ein Beispiel für die
unzähligen Optionen im Zuge der Projektentwicklung bei der optimalen
Punktezusammenstellung für die Wohnbauförderung. Die Entscheidungen
obliegen schließlich dem Bauherrn.
Abb. 31: Visualisierung, 20 Wohnungen, Seniorentreff, Büro Volkshilfe, 2351 Wr. Neudorf, Hauptstraße 31, WNG - Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft, Architekt Hodny
112
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Tab. 24: Projekt 9: 2351 Wr. Neudorf, Hauptstraße 31, Tabelle zum Vergleich der WHA
113
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
13.2. Wohnhaussiedlungen Wien
13.2.1. Wohnhausanlage, 1110 Wien, Sellingergasse 7
Die 22 Genossenschaftswohnungen wurden gemäß Wiener Wohnbauförderung,
Neubauverordnung 2001, nahe der Simmeringer Hauptstraße von 2003 bis 2005
errichtet. Es ist eine typische Lückenverbauung mit zwei Stiegen in dicht
besiedeltem Gebiet. Das komplette Grundstück wurde bis auf zwei Erdkerne für
Baumpflanzungen mit einer Tiefgarage verbaut. Das Projekt wurde durch den
Wiener Grundstücksbeirat beurteilt. Für eine Förderungsempfehlung mussten
durchschnittlich 60 Punkte in den Bereichen Planungsqualität, Ökonomie und
Ökologie erreicht werden, was bei diesem Projekt genau der Fall war. Die
Planungsqualität (Erschließung, Grundrisse, Architektur) wurde mit 56 Punkten
unterdurchschnittlich bewertet, was im Bereich Ökologie mit 65 Punkten wieder
wettgemacht wurde. So wurden Naturfarben und lösungsmittelfreie Kleber
verwendet, Linoleumböden anstelle von PVC, eine Brauchwasserleitung vom
bestehendem Brunnen zu den WC-Anlagen und zur Gartenbewässerung
installiert, Wasser sparende Entnahmestellen und ein Fernwärmeanschluss
vorgesehen. Mit einem Heizwärmebedarf von unter 38 kWh/m2a konnte der
Standard Niedrigenergiehaus gemäß Wiener Wohnbauförderung nachgewiesen
werden, was der Hauptgrund für die gute Bewertung in diesem Bereich war. PVC-
freie Fenster waren ohnehin eine grundsätzliche Fördervoraussetzung.
Abb. 32: Foto Eingangsansicht, 22 Wohnungen, 1110 Wien, Sellingergasse 7, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny
Abb. 33: Foto Gartenansicht, 22 Wohnungen, 1110 Wien, Sellingergasse 7, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny
114
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Tab. 25: Projekt 10: 1110 Wien, Sellingergasse 7, Tabelle zum Vergleich der WHA
13.2.2. Wohnhausanlage, 1230 Wien, Perfektastraße 27
Als Vergleichsprojekt (ohne Beteiligung des Verfassers) den Standard im Wiener
Wohnbau betreffend wurde ein Projekt des Architekten Dipl.-Ing. Knötzl mit 111
Wohnungen in drei Bauteilen gewählt. Es ist dies ein typisches Beispiel für den
geförderten großvolumigen Wohnbau in Wien in Niedrigenergiebauweise, welches
im Jahr 2005 zur Förderung eingereicht wurde. Das Projekt wurde 2008
abgeändert und neu bewilligt, die Ausführungen bezüglich Wärmeschutz konnten
jedoch unverändert bleiben. Lediglich ein Nachweis (Energieausweis) nach
heutigen Berechnungsmethoden musste Anfang 2010 nachgereicht werden. 2009
wurde mit dem Bau begonnen.
Die vertikale Erschließung erfolgt vor allem in den Bauteilen 1 und 2 sehr
wirtschaftlich mit wenigen Stiegenhäusern und Aufzügen, die Wohnungen werden
dann über offene Laubengänge erreicht. Vier Stiegenhäuser und ebenso viele
Aufzüge wurden im Bauteil 3 eingeplant, wodurch hauptsächlich eher
unwirtschaftliche Zweispänner entstanden sind.
Ein großer Teil des Grundstücks blieb aufgrund der Flächenwidmung unverbaut,
was für Eigengärten und Freiflächen bzw. Baumpflanzungen genützt wird.
116
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Energetisch gesehen wurde für jeden der drei Bauteile ein eigener
Energieausweis erstellt, wobei mit dem Nachweis des Niedrigenergiestandards
das Projekt in dieser Hinsicht nach den Bestimmungen für
Niedrigenergiewohngebäude zum Einreichungszeitpunkt 2005 als
förderungswürdig genehmigt wurde. Ausgestellt wurde dieser Energieausweis mit
dem damals gültigen „OIB-Programm für die Berechnung von Energiekennzahlen“
(Version hwb02h). Der nach heutigen Bestimmungen erstellte Energieausweis
(Bestandsenergieausweis, Basis Polierplanung) - Berechnung mit
Haustechnikkomponenten, Annahme einer 75%igen Verschattung für alle Fenster
und damit verbundenen geringeren solaren Einträgen - überschreitet zwar die
damaligen Maximalwerte für den Heizwärmebedarf deutlich, an der Einstufung als
Niedrigenergiehaus ändert dies jedoch nichts, da einzelne Bauteile und deren
Aufbauten hinsichtlich ihrer u-Werte nicht verschlechtert wurden.
So wurde beim vorliegenden Projekt beim in der Planung bis heute unveränderten
Bauteil 1 im Jahr 2005 ein Heizwärmebedarf für den Referenzstandort von 36,93
kWh/m2a bei einem für den Niedrigenergiehausstandard maximal zulässigen Wert
von 38 kWh/m2a ermittelt. Nach heutiger Berechnungsmethode ergibt dies
vergleichsweise eine EKZ von 43,83 kWh/m2a. Diese Tatsache macht daher den
Vergleich von Energiekennzahlen von Projekten unterschiedlicher
Genehmigungsgrundlagen nur bedingt möglich.
Abb. 34: Visualisierung, Bauteile 1+2, 111 Wohnungen, 1230 Wien, Perfektastraße 27 (Stipcakgasse), GEWOG Gemeinnützige Wohnungsbau Gesellschaft.m.b.H., Architekt Knötzl
117
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Abb. 35: Visualisierung, Bauteil 3, 111 Wohnungen, 1230 Wien, Perfektastraße 27 (Stipcakgasse), GEWOG Gemeinnützige Wohnungsbau Gesellschaft.m.b.H., Architekt Knötzl
118
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Tab. 26: Projekt 11: 1230 Wien, Perfektastraße 27, Tabelle zum Vergleich der WHA
13.2.3. Wohnhaus, 1210 Wien, Donaufelder Straße 5
An der Baulinie in der Donaufelderstraße sollte bereits ab 2008 ein Wohnhaus mit
acht Wohneinheiten in geschlossener Bauweise entstehen. Hinsichtlich
Ausstattungs- und Haustechnikstandard hat sich zum Projekt in der
Sellingergasse etwa fünf Jahre zuvor kaum wesentliches verändert. Einzig im
architektonischen Entwurf und den Grundrissen erkennt man deutliche
Fortschritte, welche dem Bewohner direkt zugute kommen. Auch bei diesem
Projekt wurde die Bauklasse hinsichtlich der maximal erzielbaren Wohnnutzfläche
ausgereizt, was jedoch geschickt gemacht wurde und daher nicht auffällt. So
wurden zum Beispiel im Dachgeschoß zwei Dachneigungen angewendet, die das
119
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Gebäude niedriger erscheinen lassen und den technisch und hinsichtlich
Raumnutzung optimalen Einbau von Dachflächenfenstern im ersten Dachgeschoß
gewährleisten. Weiters ist man bei der Gestaltung der Straßenfassade mit einer
Höhenstaffelung geschickt auf die unterschiedlichen Gebäudehöhen der
Nachbarobjekte eingegangen. Da eine Garagenabfahrtsrampe aufgrund der
Größe des Grundstücks nicht realisierbar war, mussten die erforderlichen PKW-
Stellplätze im Erdgeschoß untergebracht werden. Diese wurden gedeckt geplant,
so dass am dadurch entstehenden Flachdach Eigengärten für die Wohnungen im
ersten Stock und ein (nicht vorgeschriebener) Kleinkinderspielplatz entstehen
konnten, gleichzeitig erscheint das Gebäude der Bauklasse drei im ohnehin
beengten Innenhof dadurch um ein Geschoß niedriger. Im Zuge der Präsentation
vor dem Grundstücksbeirat wurde das Projekt aufgrund all dieser Punkte und nicht
zuletzt auch aufgrund des guten Wohnungsmixes und der Grundrissgestaltung
außerordentlich gelobt und auf Anhieb für die Wohnbauförderung empfohlen. Nun
sind aber in Wien die Baukosten seitens der Förderung begrenzt. So wurde bis
dato trotz vieler Einsparungsmaßnahmen in der Projektierung - so soll zum
Beispiel kein Keller ausgeführt werden, um auf die aufwendige
Baugrubensicherung verzichten zu können - keine Bauunternehmung gefunden,
die das ausdrücklich gut bewertete Objekt zu den geförderten Baukosten errichten
könnte (vgl. dazu die tatsächlichen Baukosten gemäß Leistungsverzeichnis).
Grund dafür ist die schmale, unwirtschaftliche Baulücke und die daraus
resultierende Kleinheit des Objektes mit nur acht Wohnungen, was zu einem sehr
schlechten Verhältnis von Wohnnutzfläche zu Bruttogeschoßfläche im Bereich der
Wohnungen führt (vom 1.Stock bis zum 2. Dachgeschoß 31% der Flächen für
Wände und Stiegenhaus). Es werden aufgrund der Baulückendimension mit dem
Stiegenhaus und dem erforderlichen Aufzug pro Geschoß nur zwei Wohnungen
erreicht (Zweispänner), was grundsätzlich unwirtschaftlich ist. Der Maximalbetrag
von € 300,-/m2 als Aufschlag seitens der Wohnbauförderung erscheint für derartig
konfigurierte Kleinstbaustellen demnach jedenfalls zu gering bemessen zu sein.
Ob und wie das Projekt nun realisiert werden kann, wird sich weisen. Eines
scheint jedenfalls klar: Kleine Projekte in Wien rechnen sich zurzeit aufgrund des
überproportional hohen Planungsaufwandes für den Planer nicht, auch für eine
ausführende Firma sind aufgrund des beschriebenen Preisdrucks infolge der
120
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
einzuhaltenden maximalen Baukosten keine Gewinne zu erwarten, die meisten
bieten darum erst gar nicht an. So haben beim vorliegenden Projekt von zehn
eingeladenen Firmen nur drei ein Angebot abgegeben.
Abb. 36: Visualisierung Straßenansicht, 8 Wohnungen, 1210 Wien, Donaufelder Straße 5, Gen. Frieden, Architekt Hodny
Abb. 37: Visualisierung Gartenansicht, 8 Wohnungen, 1210 Wien, Donaufelder Straße 5, Gen. Frieden, Architekt Hodny
121
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Tab. 27: Projekt 12: 1210 Wien, Donaufelder Straße 5, Tabelle zum Vergleich der WHA
122
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
13.2.4. Wohnhaus, 1110 Wien, Lorystraße 5
Energetisch verbessert zeigt sich ein ähnliches, aktuelles Projekt mit 15
Wohnungen in einer etwas größeren Baulücke in der Lorystraße, was ein mittlerer
U-Wert von 0,31 W/m²K (gegenüber 0,43 W/m²K im Vorprojekt) zeigt. Dies wird in
erster Linie aufgrund einer verstärkten Fassadendämmung von 16 cm (gegenüber
10 cm) und verbesserter Fenster erreicht. Die Energiekennzahl verbessert sich
aber dennoch um nur etwa 2,5 kWh/m2a auf 29,48 kWh/m2a, was am weniger
kompakten Baukörper, aber vor allem auch an neuen, strengeren
Berechnungsmethoden liegt (wie beim Projekt Perfektastraße beschrieben).
Ausschlaggebend für die maximale Höhe der Energiekennzahlen sind in Wien die
Vorgaben der MA-25 (Magistratsabteilung für Stadterneuerung und Prüfstelle für
Wohnhäuser) für den Standard Niedrigenergiehaus, schlechteres wird nicht mehr
gefördert. Planerisch kann gesagt werden, dass dieses Projekt jedenfalls der
Qualität des Projektes in der Donaufelder Straße entspricht - man war im Entwurf
sehr darauf bedacht, die Stärken möglichst zu übernehmen - was jedoch vom
Grundstücksbeirat mit einer Förderungsempfehlung erst noch bestätigt werden
muss. Die Projektpräsentation im Beirat wird voraussichtlich im Mai 2010 statt
finden. Aufgrund der wirtschaftlicheren Baulückensituation - es konnten die 15
Wohnungen als Dreispänner (drei Wohnungen je Geschoß) geplant werden - sind
für das Projekt auch den Förderkosten entsprechende Angebote zu erwarten.
Kosten für Baustelleneinrichtung (z.B. für die notwendige Baugrubensicherung bei
Lückenverbauten), Herstellkosten für Stiegenhaus und Aufzug etc. verteilen sich
auf 15 Wohneinheiten eben besser als auf acht. Weiters wirken sich höhere
Einheitspreise aufgrund geringerer Massen negativ auf die Angebotssumme aus
Sicht des Bauträgers aus.
123
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Abb. 38: Foto mit Visualisierung Straßenansicht, 15 Wohnungen, 1110 Wien, Lorystraße 5, Gen. Frieden, Architekt Hodny
Abb. 39: Visualisierung Straßenansicht, 15 Wohnungen, 1110 Wien, Lorystraße 5, Gen. Frieden, Architekt Hodny
124
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Tab. 28: Projekt 13: 1110 Wien, Lorystraße 5, Tabelle zum Vergleich der WHA
125
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
13.3. Auswertung und Vergleich
Die folgende Grafik (Abb. 40) zeigt die Entwicklung der LEK-Werte der
untersuchten Wohnbauprojekte im Zeitverlauf (LEK = Wärmeschutz der
Gebäudehülle auf Basis des mittleren Gebäude-U-Wertes unter Einbeziehung der
Gebäudegeometrie, dem Oberflächen-Volumsverhältnis). Aufgrund der
Nichtberücksichtigung von Lüftungsverlusten und inneren bzw. solaren Gewinnen
(wie bei der EKZ) ist zwar die Aussagekraft etwas beschränkt, trotzdem wurde
dieser Vergleich gewählt, da sich Energiekennzahlen (Heizwärmebedarf) aufgrund
von unterschiedlichen Berechnungsmethoden im Verlauf der Jahre nicht
vergleichen lassen. Das Ergebnis zeigt einen deutlichen Trend seit 2001 nach
unten, sowohl in Wien als auch in Niederösterreich, was eine gravierende
Verbesserung der Wärmeschutzstandards bedeutet. Für die Projekte der 1990er
Jahre wurden keine LEK-Werte ermittelt, die Wärmeschutzmaßnahmen
entsprachen aber in Niederösterreich jener des Projektes aus 2001.
Abb. 40: Grafik LEK-Werte der Beispielprojekte dieser Diplomarbeit
Als Ergänzung wurden, da bei allen Projekten bekannt, die
Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Werte) der Außenwände verglichen. Auch hier
zeigt sich in der folgenden Grafik (Abb. 41) ein ähnliches Ergebnis wie oben. Das
Projekt 12 (Wien) stellt aufgrund einer sehr kompakten Bauweise und einem eher
126
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
schlechten U-Wert, für den LEK-Wert (bzw. die für die Wohnbauförderung nötige
Mindest-EKZ) jedoch ausreichend, in dieser Grafik einen Ausreißer nach oben
dar. Sowohl bei Darstellung der LEK- als auch der U-Werte zeigt sich, dass in
Niederösterreich seit bereits 2004 in etwa der heutige Standard erreicht wurde.
Dies war der Zeitpunkt der Wohnbauförderung-Neu, mit der Niederösterreich als
Vorreiter die Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie in Angriff nahm.
Abb. 41: Grafik Außenwand-u-Werte der Beispielprojekte dieser Diplomarbeit
Was die Baukosten betrifft, so soll es trotz der Verbesserung der Standards zu
keinen gravierenden Erhöhungen kommen. Der soziale Wohnbau sollte für
jedermann leistbar bleiben. Die folgende Grafik (Abb. 42) zeigt die Nettobaukosten
der untersuchten Projekte pro m2 Wohnnutzfläche, angepasst mittels
Baukostenindex auf den Durchschnitt von 2009 (BKI Statistik Austria,
15.03.2010182).
In Wien werden die angemessenen Baukosten (förderbare Obergrenzen) im Zuge
der Beantragung der Wohnbauförderung vorgegeben (Neubauverordnung). Unter
anderem variieren die angemessenen Baukosten aufgrund der Projektgrößen.
Größere Projekte (mehr Wohnnutzfläche) erhalten aufgrund der geringeren
Aufwendungen bei der Herstellung (wie bereits beschrieben) geringere
182 Statistik Austria, Baukostenindex für den Wohnhaus- und Siedlungsbau, Gesamtbaukosten Basisjahr 1990,
http://www.statistik.at/web_de/statistiken/produktion_und_bauwesen/konjunkturdaten/baukostenindex/index.ht
ml
127
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Förderbeträge pro Quadratmeter förderbarer Fläche. Die Baukosten bleiben in
Wien Index angepasst seit Jahren entsprechend konstant. Dies soll leistbaren
Wohnraum sicherstellen. Die nachstehende Grafik (Abb. 42, S. 130) weist das
Projekt 11 in Wien als Großprojekt aus. Es ist auch tatsächlich ein Objekt mit 111
Wohnungen.
Im Gegensatz dazu wird in Niederösterreich die Kosten- und Preisgestaltung
bewusst dem Bauträger und somit weitgehend dem freien Markt überlassen. Die
Baukosten in Niederösterreich stiegen (Hinweis: obwohl zum Vergleich Index
angepasst) im Zeitverlauf auch etwas mehr an. Einerseits ein Effekt des freien
Marktes andererseits verursachen verbesserte Ausstattungsstandards
(Haustechnikkomponenten wie kontrollierte Wohnraumlüftungen mit
Wärmerückgewinnung) und höhere Qualitätsanforderungen (dichte Gebäudehülle
mit Blower-Door-Test) auch steigende Kosten. Ebenfalls erhöht in
Niederösterreich die oftmalig 1,5-fache bzw. sogar doppelte PKW-
Stellplatzverpflichtung (2 PKW-Abstellplätze pro Wohneinheit) der Gemeinden die
Herstellkosten. Ein notwendiger Komfort in ländlichen Gebieten, hervorgerufen
durch die Tendenz zu mehreren Autos pro Familie, aufgrund des Wunsches nach
mehr Mobilität bzw. der Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes, jedoch ökologisch sehr
bedenklich (Treibhausausstöße und Verschwendung von Flächen).
Ein Vorteil der Niederösterreich-Variante der Wohnbauförderung ist jedoch, dass
es auch möglich ist, geförderten Wohnraum auf allerhöchstem Bau- und
Ausstattungsniveau zu errichten, ohne festgelegte Baukostenobergrenzen
einhalten zu müssen. So ist auch das Projekt 5 der folgenden Grafik (Abb. 42, S.
130) mit Nettobaukosten von fast € 2.000,--/m2 Wohnnutzfläche ein gefördertes
Objekt in Bestlage in Perchtoldsdorf. Dies wäre in Wien nicht möglich.
Dies ist auch einer der gravierenden Unterschiede zwischen Wiener und
Niederösterreichischer Wohnbauförderung. Im Endeffekt sind für den Nutzer
dadurch geförderte Wohnungen in Wien durchwegs etwas günstiger als in
Niederösterreich. Vor allem geförderter Wohnraum Wiener Großprojekte ist
entsprechend gut leistbar.
128
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Abb. 42: Grafik Baukosten netto pro m2 Wohnnutzfläche der Beispielprojekte dieser Diplomarbeit
Es fällt weiters auf, dass bei sämtlichen aktuellen Projekten in Niederösterreich
eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung eingebaut wird und
im Vergleich dazu in Wien bei keinem einzigen. Das liegt erstens daran, dass es in
Niederösterreich dafür fünf extra Punkte in der Tabelle Nachhaltigkeit der
Wohnbauförderung gibt und gleichzeitig die Energiekennzahl deutlich sinkt, was
mehr Wohnbauförderung bedeutet (doppelter Effekt). Auch in Wien gäbe es Extra-
Punkte im Datenblatt zur Geltendmachung von Mehrkosten im Bereich Ökologie,
was die Förderung erhöht, jedoch bei weitem nicht so stark gewichtet. Weiters
wird in Wien die OIB-Richtlinie 6 in diesem Zusammenhang offensichtlich anders
interpretiert als in Niederösterreich. Hier erhöht sich nämlich bei Verzicht auf den
Einbau einer derartigen Anlage auch die maximal erlaubte Energiekennzahl für
den (förderungswürdigen) Niedrigenergiestandard - etwa um soviel, wie die
Lüftungsanlage bringen würde. Somit wird man für den Einbau fast bestraft,
zumindest bringt er kaum Zusatzförderung bei gleichzeitig sehr hohen
Herstellkosten. Jedoch auch ein Grund, warum in Wien die Baukosten etwas
niedriger sein können.
Die modernen Wohnungsgrundrisse weisen im Gegensatz zu früher generell in
den Wohnraum integrierte Küchen und größere Zimmer und Bäder auf. Dadurch,
dass die Zimmeranzahl der Wohnungen gleich bleibt, vergrößern sich automatisch
129
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
die Wohnungen. Die Aufteilung der Räume unterliegt jedoch nach wie vor dem
Geschick des Planers, wobei auch aufgrund der Kontrollinstanz der Grundstücks-
und Gestaltungsbeiräte die Wohnungen, die Planung betreffend, qualitativ besser
wurden.
Die Architektur entwickelte sich sowohl in Wien als auch in Niederösterreich weg
von einer herkömmlichen von Steildächern mit Gaupen geprägten äußeren
Baukörpergestaltung hin zu kubischen Formen mit starken Farbakzenten. Die
Bauklassen werden nach wie vor ausgenützt, jedoch ist dies aufgrund von oftmals
angewendeten zurück gesetzten Dachgeschoßen und Flachdächern nicht so
augenscheinlich. In Wien wird die äußere Gestaltung durch die
Magistratsabteilung 19 Architektur und Stadtgestaltung stark beeinflusst. Sie ist
die diesbezügliche Hauptkontrollinstanz (eine weitere, die Förderungsprojekte
betreffend, ist der Wiener Grundstücksbeirat). In Niederösterreich gibt es vielerorts
örtliche Bebauungsvorschriften, die die erlaubten Formen der Architektur
regulieren und oft auch die - in manchen Gemeinden ungeliebten - modernen
Flachdachbauten verhindern sollen. Durch den Einfluss der Grundstücks- und
Gestaltungsbeiräte (hauptsächlich Architektengremien) wird heutzutage der
äußeren Gestaltung viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt, die Ortsbilder
verändern sich dementsprechend im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit (höherer
Wohlfühlfaktor) positiv.
Privaten und allgemeinen Freiräume bzw. Gemeinschaftseinrichtungen kommt
nun ebenfalls eine größere Bedeutung zu. Wohnungen ohne Balkone sind
heutzutage eine seltene Ausnahme und sind beim Kunden auch nicht gefragt.
Kinder- und Kleinkinderspielplätze und -räume müssen nun grundsätzlich größer
konzipiert werden und sind seit einigen Jahren auch für Reihenhausanlagen
vorgeschrieben. Zusätzlich werden Treffpunkte und Grillplätze eingeplant und der
Außenraum generell bewusster gestaltet, was auch gefördert wird. Barrierefrei
zugängliche und in entsprechend nutzbarer Größe dimensionierte Fahrrad- und
Kinderwagenabstellräume sowie freundlich und einladend gestaltete
Eingangsbereiche sind im sozialen Wohnbau mittlerweile selbstverständlich. Dafür
werden nun kaum noch eigene Waschküchen eingeplant (ist nicht mehr
vorgeschrieben), die Waschmaschinen befinden sich in den Wohnungen.
130
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Die Barrierefreiheit ist in den meisten modernen Wohnanlagen gegeben.
Manchmal aber leider auch nur mit dem Hinweis, dass ein Aufzug nachträglich
einbaubar ist. Dies stellt einen erheblichen Kostenfaktor dar. Da in
Niederösterreich die OIB-Richtlinie 4 „Nutzungssicherheit und Barrierefreiheit“
noch nicht umgesetzt wurde, durfte das ansonsten sehr zeitgemäße Projekt 7
auch ohne Aufzug hergestellt werden. Eigentlich sollte es künftig im
Wohnungsbau generell Vorschrift sein, maximal zwei Obergeschoße ohne Lift
herzustellen (OIB-Richtlinie 4: „Personenaufzüge sind zu errichten bei Bauwerken
mit Aufenthaltsräumen und drei oder mehr oberirdischen Geschoßen“183). Bei
Maisonettwohnungen und Reihenhäusern liegt es in der Natur der Sache, dass
nur das jeweilige Erdgeschoß behindertengerecht planbar ist. Aber zumindest
darauf, bzw. auf die entsprechende Umbaubarkeit wird vom NÖ-Gestaltungsbeirat
Wert gelegt (Küche, Badezimmer, WC, Schlafraum auf einer Ebene herstellbar).
Die Verwendung ökologisch geprüfter Baustoffe für die OI3TGH-Öko-Kennzahl der
thermischen Gebäudehülle nach IBO (Österreichisches Institut für Baubiologie und
-ökologie GmbH) oder der Einbau sonstiger bauökologisch verträglicher
Materialien gemäß IBO, dem Österreichischen Umweltzeichen bzw. Natureplus ist
in Niederösterreich und Wien aufgrund der strengen Förderrichtlinien bereits
Standard. Weiters fällt auf, dass alle untersuchten Objekte in Massivbauweise mit
Durisol-Mantelbetonsteinen bzw. - dies gilt für den überwiegenden Teil der
Projekte - in Ziegel errichtet wurden oder dies geplant ist. Die Gründe dafür sind
unter anderem die Langlebigkeit, die einfachere Herstellung einer dichten
Gebäudehülle und die gute Wärmespeicherfähigkeit (sommerliche Überwärmung,
angenehmes Raumklima). Bauteile, bei denen dies statisch erforderlich ist bzw.
Keller und Tiefgaragen werden generell in Stahlbeton hergestellt. Bei den
verwendeten Dämmmaterialien speziell für Außenwand-
Wärmedämmverbundsysteme ist beim Faktor Ökologie noch Potenzial erkennbar.
Weg von Produkten auf Erdölbasis, hin zu nachhaltigen Baustoffen soll hier die
Devise sein.
183 Österreichisches Institut für Bautechnik, OIB Richtlinie 4, Nutzungssicherheit und Barrierefreiheit, Ausgabe:
April 2007, http://www.oib.or.at/RL4_250407.pdf
131
13. Beispiele Wohnhaussiedlungen
Grundsätzlich ist festzustellen, dass generell nur Dinge, die gesetzlich oder
seitens der Wohnbauförderung vorgeschrieben sind bzw. zusätzlich gefördert
werden, auch umgesetzt werden. Auf freiwilliger Basis werden durch die Bauträger
aufgrund des Kostendrucks nur Sachen im geringsten Ausmaß realisiert. Dies
betrifft dann vor allem Zusatzausstattungen wie Holzfußböden anstelle von
Laminat oder Teppich bzw. Holztürstöcke statt Metallzargen, was kostenmäßig
nicht sonderlich ins Gewicht fällt, aber einen entscheidenden Effekt hat: Diese
Dinge stellen nämlich letztlich sehr oft das Hauptkaufargument für den
Konsumenten dar, da er als Laie meist viel wichtigere Bereiche des Bauens nicht
beurteilen kann und den Fachleuten vertrauen muss.
Der grundsätzliche Qualitätsstandard wird und muss auch in erster Linie durch
Vorschriften diktiert werden. Hier zeigt sich die Bedeutung der Wohnbauförderung
und es zeigt, wie gut lenkbar damit die Bau- und Ausstattungsqualität und
dementsprechend auch der thermische Standard und Treibhausausstoß im
sozialen Wohnbau ist, sofern man sich über die Ziele einigen kann. Diese
Tatsache ist auch der Hauptgrund für die Erfolge bei der Reduktion der CO2
Ausstöße im Sektor Raumwärme der letzten Jahre.
132
Zusammenfassung, Resümee und Ausblick
Zusammenfassung, Resümee und Ausblick
Bezogen auf den Bereich des Bauwesens sieht der Autor die allgemeine
Umsetzung der Thematik des ökologisch orientierten Siedlungsbaues bzw. ein
Spezialstudium an einer Fachhochschule mit dem Titel „Nachhaltigkeit in der
Bautechnik“ hinsichtlich einer ganzheitlichen, die Natur mit einbeziehenden
Lebensweise des Menschen als positives Zwischenergebnis. Insbesondere nach
diesbezüglich langjährigen negativen Entwicklungen des vergangenen
Jahrhunderts. Es ist eine langsame aber stetige Bewusstseinswerdung, eine
Gegenbewegung zu einem immer weiter ausufernden Lebensstil, in erster Linie
der Bevölkerungen in den Industriestaaten. Der steigende Wohlstand, basierend
auf einem immensen Wirtschaftswachstum, die Lust auf mehr (Wohlstand und
materielle Befriedigung) und die sich gleichzeitig entwickelnde Abhängigkeit davon
haben uns schließlich in eine Art selbst zerstörerische Richtung gedrängt, die uns
zu den aktuellen Handlungen zwingt. Der technische Fortschritt hat die
Menschheit überfordert! Es scheint fast zu spät zu sein - dies beweisen zahlreiche
weltweite Studien zur Klimaentwicklung und diese Tatsache wird daher inzwischen
auch generell anerkannt. Aber ist es nicht so, dass man erst den Eindruck haben
muss, es könnte zu spät sein, um dann aufgrund eines Überlebensinstinktes alle
Mühen auf sich zu nehmen, etwas zu verändern? Es ist eine Bewegung in eine
neue und Welt verändernde Richtung und dementsprechend schwierig - zuerst
erkennen einzelne Pioniere die Problematik, mit der Zeit jedoch immer mehr
Menschen.
Bedenklich sind in diesem Zusammenhang einerseits das weltweite
Bevölkerungswachstum und andererseits die wirtschaftliche Entwicklung in den so
genannten Entwicklungsländern. Dies führt nicht nur zu einer deutlichen
Verbesserung des Lebensstandards in den dortigen Regionen, sondern auch zu
bedenklichen globalen Auswirkungen. Es ist damit untrennbar auch der Bereich
des Umwelt- und Klimaschutzes verbunden. In Zusammenhang mit dem Kyoto-
Protokoll zählt das bevölkerungsreiche China nicht nur zu den wirtschaftlich am
stärksten wachsenden Staaten, sondern wird weltweit bald den größten Ausstoß
an Treibhausgasen verursachen. Dazu kommt noch die Sichtweise reicher
Industrienationen, die in Einschränkungen des Umweltschutzes ihre ökonomische
133
Zusammenfassung, Resümee und Ausblick
Vormachtstellung gefährdet sehen. Eine Angleichung des Lebensstandards ist
aber als natürlicher Prozess anzusehen, da wir Menschen alle das gleiche Recht
und ähnliche Bedürfnisse haben. Wir wollen uns weiter entwickeln, streben immer
nach mehr - wichtig wird es nun sein, dies mit Maß und Ziel, ganzheitlich denkend
umzusetzen! „Global denken - lokal handeln“. Im Übrigen bleibt zu hoffen, dass
sich durch die Angleichung des Lebensstandards das extreme
Bevölkerungswachstum von selbst reguliert!
Der technische Fortschritt der letzten zwei Jahrhunderte - mit leider damit
verbundenen Zerstörungen und Ausbeutungen - ist grundsätzlich als große
Errungenschaft des Schaffens der Menschheit anzuerkennen und weiter zu
entwickeln. Nur wird es notwendig sein, besser und bedachter damit umgehen zu
lernen und die Einschränkungen aus dem Umweltschutz zu erkennen und
positiver zu nutzen. Machtstreben und Eitelkeiten sollten dabei möglichst außer
Ansatz bleiben. Die Entwicklung ist als Chance anzusehen, unser Leben künftig
wieder natürlicher zu gestalten, mehr im Einklang mit der Natur zu leben, sie zu
nutzen ohne sie auszubeuten. Wir sollten lernen, diese Herausforderung als
Menschheit gemeinsam zu bewältigen! Da gehören auch Rückschläge, wie ein
momentanes Nicht-Zustandekommen des Vertrages von Kopenhagen im Bereich
Klimaschutz dazu. Es ist im konkreten Fall nicht ein „von vorn beginnen“, wie
vielleicht von vielen so gesehen, sondern vielmehr Teil der für ein
Zustandekommen einer solchen Vereinbarung wichtigen Entwicklung, ein
Prozess. Nichts desto trotz sind gerade auch die Negativ-Betrachter der Situation
entscheidend, da ihre Sichtweise eine die Allgemeinheit aufrüttelnde ist, ohne die
die Thematik nicht in diesem Maße wahrgenommen werden würde!
Wenn in dieser Arbeit von einem ganzheitlichen Lebensstil die Rede ist, stehen
passend für unsere Zeit die drei Säulen der Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Die
Basis ist die Befriedigung der aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse des
Menschen. Der Brundtland-Bericht von 1987 ist hier als der offizielle Ursprung der
„Nachhaltigkeit“ anzusehen, zum Ausdruck gebracht in einem weltweiten
Leitpapier (Agenda 21 im Jahr 1992). In weiterer Folge wurden in der
Europäischen Union strategische Ziele definiert (im Jahr 2000) und in Österreich
mit der Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung umgesetzt. Diese sollten die
134
Zusammenfassung, Resümee und Ausblick
Grundlagen von Regeln und Verhaltensweisen für all unsere Lebensbereiche vor
allem aber auch für den Bausektor sein. Gerade die Bauwirtschaft stellt einen
nicht unwesentlichen Anteil am Schaffen der Menschen dar, es kann hier aus
Nachhaltigkeitssicht entsprechend viel bewirkt werden.
In erster Linie erfordert der drohende Klimawandel von uns in diesem
Zusammenhang eine ständige Weiterentwicklung und die Umsetzung von immer
schärferen Maßnahmen in diesem Bereich. Dies ist ein ständiger Prozess, der
immer selbstverständlicher werden wird. Die Notwendigkeit des bewussten
Handelns und die ständige Präsenz der Thematik bewirkt aber nicht nur ein
Vorankommen im ökologischen Nachhaltigkeitsbereich sondern ermöglicht vor
allem auch eine soziale Entwicklung, gemeinsam bewusster und rücksichtsvoller
zu leben. Hier geht es um weltweite Zusammenarbeit, welche jedoch ihren
Ursprung im Kleinen hat und regional beginnt. In Österreich ist es daher aufgrund
des Föderalismus eine Herausforderung, die aktuell eine enge Zusammenarbeit
zwischen Bund und Ländern erfordert. Länder und Gemeinden haben
grundsätzlich einen direkteren Kontakt und Einfluss auf Wirtschaft und
Bevölkerung. Daher ist eine Kooperation des Bundes mit Ländern und Gemeinden
auch mit ungleich höheren Erfolgsaussichten verbunden. Zu beachten ist dabei
aber gleichzeitig auch die etwa zwanzigjährige Zeitspanne vom Brundtland-Bericht
1987 bis hin zur beginnenden Umsetzung der österreichischen
Nachhaltigkeitsstrategie durch Länder und Gemeinden (Prozess der ÖSTRAT ab
2006) und Ankommen der Idee bei der Bevölkerung. Hier zeigt sich auch sehr
deutlich die Trägheit des föderalen Systems, dessen Strukturen aus diesem Grund
immer wieder zu hinterfragen und zu verbessern sein werden. Der große Vorteil
der Bevölkerungsnähe sollte genutzt werden, den Nachteil der langen
Diskussions- und Entscheidungswege muss die Politik in den Griff bekommen.
Eine wichtige Rahmenbedingung im Sektor Wohnbau wurde mit der für Österreich
richtungsweisenden Artikel 15a B-VG zwischen dem Bund und den Ländern „über
gemeinsame Qualitätsstandards für die Förderung der Errichtung und Sanierung
von Wohngebäuden zum Zweck der Reduktion des Ausstoßes an
Treibhausgasen“ geschaffen. Die Vereinbarung wurde auf Basis der EU-
Gebäuderichtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden erarbeitet.
135
Zusammenfassung, Resümee und Ausblick
Auch hier hat der Faktor Föderalismus viel Zeit bei der Einigung in Anspruch
genommen und fast zu spät wurden die Maßnahmen der gemeinsamen
Klimastrategie von Bund und Ländern zur Erreichung der österreichischen Kyoto-
Ziele für 2008 bis 2012 beschlossen. Wohnbauförderung ist Ländersache. Hier
geht es vor allem um die Förderung von Niedrigenergie- und Passivhäusern und
die Forcierung von thermisch-energetischen Sanierungen bzw. um den
vermehrten Einsatz erneuerbarer Energieträger. Diese Punkte wurden in die
Wohnbauförderungen eingearbeitet und werden inzwischen auch in allen neun
Bundesländern umgesetzt. Die Sanierungen haben bei der Erreichung der
Klimaziele eine besondere Bedeutung, da durch den Neubau auch bei energetisch
optimaler Niedrigenergie- oder Passivhausbauweise im bundesweiten
Gebäudebestand laufend zusätzliche Energieverbraucher geschaffen werden,
wobei gleichzeitig unsanierte Altbauten leer stehen bzw. im Betrieb große
Energiemengen benötigen. Durch die verstärkte Verwendung der
Förderungsmittel für die Sanierung wird hier durch weniger Neubauten und durch
die Verbesserung der Altbauten doppelt gespart. Aber gerade da tut sich in
Österreich noch die Problematik geschützter Bestandsgebäude auf (u. a.
Denkmalschutz). So gibt es zum Beispiel Sanierungsobjekte in Wiener
Schutzzonen (auch Bauten der 70er Jahre), für die momentan noch kein
Energieausweis nötig ist. Hier sollten die vorhandenen Regelungen rasch
überdacht werden.
Da die Länder aufgrund eines drohenden Kompetenzverlustes an
Vereinheitlichungen wie der totalen Harmonisierung der Bauordnungen nur wenig
Interesse haben, war die Artikel 15a B-VG-Vereinbarung ab 2006 ein vorläufiger
Kompromiss, der zumindest mittelfristig umzusetzende Regelungen für die
Wohnbauförderungen vorgibt. Es war die Grundlage für einheitliche
Wärmeschutzstandards am Gebäudesektor in Österreich auf Basis der OIB-
Richtlinie 6 „Energieeinsparung und Wärmeschutz“, welche inzwischen in allen
Bauordnungen (bis auf Salzburg, Hinweis: Problematik des Föderalismus)
Gültigkeit haben. Die Einflüsse und die Wichtigkeit der Europäischen Union als
übergeordnete Instanz sind in diesem Bereich deutlich spürbar und auch nicht
verzichtbar. Letztlich wären ohne die von den Mitgliedsstaaten gemeinsam
erarbeiteten Vorgaben aus Brüssel (z. B einheitlicher Energieausweis) die 136
Zusammenfassung, Resümee und Ausblick
hochgesteckten Ziele nicht organisierbar und daher auch nicht erreichbar. Wichtig
ist in diesem Zusammenhang, dass Menschen mit Pioniergeist und Diplomatie
(wie EU-Kommissionspräsident Barroso) entscheidende Rollen spielen und sich
auch durchsetzen können. Beispiel hierfür ist das Klimaschutzpaket 20-20-20 bis
2020, unter anderem mit dem Ziel, nur noch „nahezu energieautarke Gebäude“ zu
bauen, für das sich eine breite Mehrheit im europäischen Parlament aussprach.
Aus heutiger Sicht der Praxis des Autors ist dies noch fast nicht vorstellbar,
technisch aber durchaus möglich, wie vor allem der zahlenmäßig fortschreitende
Passivhausstandard mit Einsatz dezentraler erneuerbarer Energien beweist.
Die Entwicklung der zur Erreichung der Klimaziele notwendigen
Rahmenbedingungen der letzten Jahre war ein außerordentlich dynamischer
Prozess. Dies wird sich auch so schnell nicht ändern, da die Ziele noch lange nicht
erreicht sein werden. Die ständigen Änderungen und Weiterentwicklungen sorgen
dabei auch für Unsicherheit bei der täglichen Arbeit von Investoren, Planern und
Ausführenden. Es ist momentan schwierig, den Überblick augrund permanenter
Adaptierungen zu bewahren. Gerade hier ist der Gesetzgeber gefordert,
einheitliche und übersichtliche Regelwerke zu schaffen. Ein gutes Beispiel sind
hier die sechs OIB-Richtlinien, die Bauordnungen sollten in diesen Bereichen,
nicht nur im Bereich Wärmeschutz - schon allein aufgrund der Anwendbarkeit im
Alltag - generell ihre Gültigkeit verlieren bzw. angepasst werden. Momentan sind
Planungsbüros meist auf die Besonderheiten von einem oder zwei Bundesländern
spezialisiert. Da das Einlesen in die unterschiedlichen Vorschriften sämtlicher
Bundesländer enorm aufwendig und entsprechend unwirtschaftlich im
Arbeitsablauf ist, beschränkt man sich oft auf diese Spezialisierung. Auch sind
diesbezügliche planerische Fehler und unnötige Kosten vorprogrammiert.
Zumindest innerhalb Österreichs sollte ein grenzenloses Arbeiten ohne derartige
Hindernisse möglich sein.
Dass die bisher getroffenen Maßnahmen zur Umsetzung der Klimastrategie
infolge der Kyoto-Zielsetzungen aber insgesamt noch nicht weit genug gehen zeigt
auch der aktuelle Klimaschutzbericht des Umweltbundesamtes. Daraus werden
sich neben der Tatsache einer drohenden klimaschädigenden Überschreitung der
Ausstoßmengen auch erhebliche Kosten für Österreich gemäß Völker- und
137
Zusammenfassung, Resümee und Ausblick
Europarecht ergeben. Aus diesem Grund sollen die Verantwortlichkeiten des
Bundes und der Länder zur Erreichung bzw. bei Nicht-Erreichung dieser Ziele in
einem verfassungsrechtlich gesicherten Bundesklimaschutzgesetz festgelegt
werden. Auch hier hakt es - ähnlich der Harmonisierung der Bauordnungen - an
einer von den Ländern befürchteten Kompetenzumverteilung hin zum Bund. So
schmerzhaft es für die Länder auch sein wird, auch hier zeigt sich, dass Vorgaben
von zentraler Stelle definiert und die Durchsetzung der Maßnahmen koordiniert
und kontrolliert werden müssen, um Erfolg haben zu können. Die Länder und
Gemeinden sollten langfristig in erster Linie die Ebenen sein, wo umgesetzt wird.
Vorerst sind sicherlich beidseitig Kompromisse einzugehen, da man das
wesentliche Ziel „umfassender Klimaschutz“ mit den nahezu unerreichbaren
Vorgaben mittelfristig nicht aus den Augen verlieren darf.
Neben der stetigen Verbesserung der Wärmeschutzstandards bei Gebäuden - und
deren Umsetzung vor allem bei Sanierungen - ist der Anteil der erneuerbaren
Energieträger zu erhöhen und fossile Energien sind zu reduzieren, was aufgrund
der starken Präsenz der fossilen Lobby auch in den nächsten Jahren noch
schwierig sein wird. Momentan wird wieder vermehrt in das „geringste fossile
Übel“, das Erdgas, investiert (Gaspipelines). Hierbei darf man jedoch nicht
vergessen, dass diese außerordentlich hohen Investitionen für Jahrzehnte getätigt
werden und deshalb aus Nachhaltigkeitssicht sehr kritisch auf deren Sinn zu
hinterfragen sind. Auch Shale-Gas wird international aufgrund der Verknappung
der fossilen Reserven als Hoffnungsträger am Energiemarkt angesehen.
Tatsächlich ist die Sicherung der Energieversorgung nicht außer Acht zu lassen,
aber gerade deswegen muss dort, wo erneuerbare Quellen einsetzbar sind, diese
auch eingesetzt werden. Gas ist in diesen Bereichen keine Alternative, weil
ebenfalls fossilen Ursprungs. Nur über eine spezielle Förderung von erneuerbaren
Quellen kann dies funktionieren - bis zum Zeitpunkt einer Wende am Weltmarkt,
an dem sich der Markt von selbst zugunsten der erneuerbaren Energien reguliert
und auch genügend entsprechende Ressourcen vorhanden sind, um den Bedarf
auch tatsächlich abzudecken. Der grundsätzliche Weg stimmt! Man sollte ständig
bemüht sein, ihn schneller zu gehen, nicht locker zu lassen, denn auch die Zeit
drängt und die Gegenbewegungen sind momentan noch zu stark, um es zum
Selbstläufer zu machen. Dies in erster Linie aufgrund wirtschaftlicher Interessen, 138
Zusammenfassung, Resümee und Ausblick
andere Argumente gibt es nicht (von Lobbyisten mit Versorgungsängsten
propagiert). Auch zeigen Problematiken im Zuge des internationalen
Emissionshandels bei der Verteilung von CO2-Zertifikaten deutlich, dass das
kurzfristige Geld findiger Industrieller immer noch wichtiger ist, als eine
nachhaltige Sicherung unserer Zukunft. Dieses Denken findet sich leider nicht nur
in Wirtschaft sondern nahe liegend auch noch in Köpfen der Politik.
Im Bereich der Forcierung erneuerbarer Energieträger wäre es auch möglich, die
internationale Finanzkrise zu nutzen und die Wirtschaft mit Investitionen in diese
Richtung anzukurbeln - was mit Konjunkturpaketen ansatzweise auch geschieht -,
da aufgrund zwischenzeitlich sinkender Energienachfrage auch Investitionen in
fossile Energien rückläufig sind. Für das Wirtschaftswachstum ist es unwesentlich,
wo investiert wird, warum also nicht gleich die Chance nutzen und die
Marktposition nachhaltiger Energieträger stärken?
Die Wohnbauförderungen sind zwar ebenfalls noch weit entfernt von einer
wünschenswerten innerösterreichischen Vereinheitlichung, durch die genannte
Artikel 15a B-VG-Vereinbarung gibt es aber nun zumindest einheitliche Vorgaben
für energetische Maßnahmen (ökologische Nachhaltigkeit). So wird generell nur
mehr über den Nachweis entsprechender Energiekennzahlen (gemäß OIB-
Berechnungsmethode) die Niedrig- bzw. Passivhausbauweise gefördert. Für den
Einsatz erneuerbarer Energieträger, die für die Förderung leider noch nicht
zwingend vorgeschrieben sind, gibt es Zusatzpunkte, die den Förderungsbetrag
erhöhen. Über die OIB-Richtlinie 6 (umgesetzt in den Bauordnungen) ist geregelt,
dass in Gebäuden mit mehr als 1000m² Gesamtnutzfläche alternative Systeme
(erneuerbare Energien, KWK-Anlagen, Fernwärme, Wärmepumpen) eingesetzt
werden müssen. Diese Bestimmung muss schnellstens auf alle Wohngebäude
(auch unter 1000m²) ausgeweitet werden. Die zur Erreichung der Klimaziele
notwendige Linie für erneuerbare Energien muss in OIB-Richtlinie und
Wohnbauförderung noch viel stärker verankert werden. Der Bereich der sozialen
Nachhaltigkeit wird bei der Bewertung von Projekten ebenfalls unterschiedlich
gehandhabt. In Niederösterreich werden Förderungspunkte für Einbau von
Sicherheitspaketen, Freiraumgestaltung, Bau von Tiefgaragen, Standortqualität
und die Barrierefreiheit vergeben (es wäre wünschenswert, wenn Niederösterreich
139
Zusammenfassung, Resümee und Ausblick
die entsprechende OIB-Richtlinie 4 Nutzungssicherheit und Barrierefreiheit
übernehmen würde). Diese Punkte bzw. vor allem auch die Qualitäten der
Verbauung von Grundstücken, der Architektur und von Grundrissen werden durch
Expertengremien beurteilt. Aus Bewohnersicht war die Einführung von
Grundstücks- (Wien) und Gestaltungsbeiräten (Niederösterreich und andere
Bundesländer) ohne Zweifel eine der größten Errungenschaften zur Verbesserung
des geförderten Wohnbaus der letzten 10 bis 15 Jahre. Vor allem in Bereichen, in
denen es schwierig ist, Qualitäten im Wohnungsbau zu messen, ist die Diskussion
der vorgelegten Projekte mit erfahrenen Experten und die Beurteilung durch diese
wichtig. Dadurch werden Standards im Wohnbau im Sinne der Nutzer definiert und
ständig weiter verbessert. Gleichzeitig werden in Wien auch die angemessenen
Baukosten (für leistbaren Wohnraum) kontrolliert. Diese bleiben Index angepasst
seit Jahren entsprechend konstant. In Niederösterreich wird dies bewusst dem
Bauträger und die Preisgestaltung somit weitgehend dem freien Markt überlassen.
Dies ist auch einer der gravierenden Unterschiede zwischen Wiener und
Niederösterreichischer Wohnbauförderung. Für den Endnutzer sind dadurch
geförderte Wohnungen in Wien meist günstiger (siehe dazu Abb. 42, S.129:
Baukosten/m2 Wohnnutzfläche der Beispielprojekte dieser Arbeit). Aus eigener
Erfahrung mit Projekten in Niederösterreich ist zu sagen, dass Diskussionen im
Zuge einer Gestaltungsbeiratssitzung (Vorlage des Projektes) die Qualität der
Planung tatsächlich verbessert, da verschiedene Sichtweisen einfließen können
und das Projekt die Möglichkeit bekommt, zu „reifen“. Ein großer Vorteil dabei ist,
dass aufgrund der Anwesenheit von Planer, Bauherr, Gemeinde und
Expertengremium (Architekten) eine gemeinsame Diskussion entsteht und dabei
eine optimale Lösung erzielt wird, die im Idealfall einstimmig angenommen wird.
Entspricht das Projekt noch nicht den Vorstellungen, wird es in die festgelegte
Richtung überarbeitet. Ein wesentlicher Nachteil aus Sicht von Bauherr und Planer
ist aber die zusätzlich (noch vor Baubewilligung) zu nehmende Hürde bei der
Entwicklung eines Projektes, was mit Zeit und zusätzlichen Kosten verbunden ist,
wo aufgrund der mangelnden Messbarkeit von Grundrissqualitäten und Architektur
eine gewisse Willkür bei der Bewertung nicht auszuschließen ist. Hier können
persönliche Meinungen und mangelnde Kompromissbereitschaft innerhalb des
Gremiums gewichtige Rollen spielen. Kann keine Einigung erzielt werden, kommt
140
Zusammenfassung, Resümee und Ausblick
es beim dritten Termin (maximal drei Gestaltungsbeiratssitzungen sind
vorgesehen) zu einer „Kampfabstimmung“, bei der eine Partei (z.B. Gemeinde,
welche dann die Baubewilligung zu erteilen hat) überstimmt wird und diese
Unstimmigkeiten in weiterer Folge den Projektverlauf stören. Um dies zu
verhindern, werden oft gesonderte Schlichtungsgespräche außerhalb des Beirates
initiiert. Das Projekt hat sich bis zu diesem Zeitpunkt aber um bereits mindestens
ein Jahr verzögert. Trotzdem und vielleicht gerade auch deswegen sind die
Beiräte im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit im Wohnungsbau der wichtigste
Faktor zur Qualitätssicherung und die Interessensvertretung der späteren
Bewohner im Zuge der Projektentwicklung. Meist sind derartige
Qualitätssteigerungen auch nicht mit zusätzlichen Kosten verbunden, vielmehr
sind planerische Geschicklichkeit, Sinn für Ästhetik und Einfühlungsvermögen in
die Bedürfnisse der künftigen Bewohner gefragt, was den Lebensraum der
Menschen dann deutlich aufwertet. Diesbezügliche Fortschritte im geförderten
Wohnungsbau in Niederösterreich und Wien sind unübersehbar. Ein
harmonisches, stimmiges Umfeld zum Wohlfühlen führt schließlich auch zu einem
harmonischen Umgang miteinander. Dass sich der geförderte Wohnungsbau für
den Endnutzer jedenfalls auch finanziell lohnt, zeigt die Studie (Kapitel 10
„Vergleich Bauweisen gemäß NÖ-Wohnbauförderung und Bauweise nach
Bauordnung). Gleichzeitig steigt bei Inanspruchnahme der Förderung auch die
Bau- und Ausstattungsqualität aufgrund der strengeren Auflagen im Vergleich zu
einem Wohnhaus, das frei finanziert und gemäß Bauordnung errichtet wird.
Anhand der vorliegenden Beispielprojekte und des dazu erarbeiteten Vergleichs
ist über die Jahre ein deutlich positiver Trend als Beitrag zum Klimaschutz im
Siedlungsbau erkennbar. Dies wird durch verbesserte Wärmeschutzstandards im
Bereich der Gebäudehüllen, die daraus resultierende Reduktion des
Heizwärmebedarfs und dem gleichzeitig vermehrten Einsatz erneuerbarer
Energien und zentraler Wärmebereitsteller (Fern- und Nahwärme) für die
Raumheizung erreicht. Der CO2-Ausstoß wird dadurch deutlich vermindert. Dass
die Maßnahmen im Wohnungsbau wirken, zeigt der Trend im Bereich
Raumwärme der letzten Jahre. Auch der vermehrte Einsatz sonstiger ökologischer
Maßnahmen ist positiv zu bemerken. Die Problematik liegt eher bei
Privathaushalten, die die größten Verursacher von Treibhausgasemissionen im 141
Zusammenfassung, Resümee und Ausblick
Sektor Raumwärme sind (siehe dazu auch Klimaschutzbericht 2009184). Der
grundsätzlich positiven Entwicklung wirken allerdings der ständig steigende Bedarf
an Wohnraum (Bevölkerungswachstum) und der Trend zu immer größeren
Wohnungen entgegen, gleichzeitig ein Hinweis auf die ständige Erhöhung des
allgemeinen Lebensstandards. Tatsache ist auch der steigende Energiebedarf für
sonstige Stromverbraucher im Haushalt. Die Entwicklungen der sozialen und der
ökologischen Nachhaltigkeit treffen hier aufeinander. Doch wie viel Wohnraum
braucht der Mensch und wie sparsam geht der Einzelne mit Ressourcen um?
Letztlich muss das jeder für sich beantworten. Es zeigt, wie bedeutend es ist, dass
jeder Einzelne am globalen Projekt „Schutz der Erde und Erhaltung unserer
Lebensräume“ bewusst und aktiv mitwirkt und sein Handeln und die eigenen
Bedürfnisse hinterfragt. Gleichzeitig können hier Planer (und Gestaltungsbeiräte)
mit optimierten Wohnraumlösungen die Basis für einen wirtschaftlicheren Umgang
mit Flächen schaffen und die moderne Technik (Stichwort erneuerbare Energien
und vermehrte Selbstversorgung) Auswege bieten.
Sollte sich der Trend des immer nachhaltigeren Bauens mit dem möglichst rasch
zu erreichendem Ziel, nur noch energieautarke Neubauten herzustellen und vor
allem auch Altbauten auf hohem Niveau zu sanieren (hier hinkt man derzeit aber
nach), wie geplant fortsetzen, befindet sich der ökologische Siedlungsbau in
Österreich auf einem guten Weg. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind
dafür jedoch möglichst einfach und vor allem auch flächenwirksamer zu gestalten.
Anforderungen, wie in den Wohnbauförderungen definiert, sollten gesetzlich
(Bauordnungen) und einheitlich für ganz Österreich gelten. Diese Anforderungen
sind klar und mit nur wenigen Ausnahmen (Denkmalschutz) zu fixieren. Momentan
ist es nämlich der Fall, dass frei finanziert (ohne Wohnbauförderung) hergestellte
oder sanierte Gebäude einen doch deutlich schlechteren Standard aufweisen
dürfen.
Mit dem Wohnen aber untrennbar verbunden ist die Mobilität. Die Emissionen im
Bereich Verkehr steigen ständig an, der prozentuelle Anteil an den
Gesamtausstößen wächst dabei noch deutlicher. Dabei beansprucht der private
184 Umweltbundesamt GmbH, Klimaschutzbericht 2009,
http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/REP0226.pdf
142
Zusammenfassung, Resümee und Ausblick
Personenverkehr einen Löwenanteil für sich (siehe dazu auch Klimaschutzbericht
2009185). Betrachtet man nun die Thematik ökologischer Siedlungsbau, muss ab
sofort viel härter an dieser Problemstellung gearbeitet werden. Es ist ganz klar zu
sagen, dass ein allgemeiner Wunsch unserer Gesellschaft, das Lebensziel vieler,
im Grünen zu wohnen, leider nicht, zumindest nicht wie heutzutage praktiziert, mit
der nachhaltigen Sicherung unserer Lebensräume vereinbart werden kann. Die
Problematik des täglichen Pendelverkehrs unter Verwendung von Kraftfahrzeugen
mit Verbrennungsmotoren ist völlig unzeitgemäß. Dies im kommenden Jahrzehnt
in den Griff zu bekommen stellt mit Abstand die größte Herausforderung dar.
Die Frage, ob die vorhandenen Rahmenbedingungen zur Schaffung von
Wohnraum in Österreich sinnvoll und Ziel führend sind, ist grundsätzlich mit ja zu
beantworten. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass im untersuchten
geförderten Wohnbau deutliche Fortschritte und Erfolge zu verzeichnen waren.
Wenngleich oft noch raschere und vor allem einheitlichere Umsetzungen der
Zielvorgaben wünschenswert wären. Aufgrund der sehr komplexen Problematik
mit vielen Beteiligten und Interessen, ist es inzwischen aber gelungen, unter
Projektentwicklern und Bauausführenden eine gewisse Selbstverständlichkeit im
Umgang mit thermischen Mindeststandards im Wohnungsbau zu vermitteln, so
dass man auch wirklich von einem ökologisch orientierten Siedlungsbau in
Österreich sprechen kann. Dies ist in erster Linie der Politik der
Wohnbauförderungen zu verdanken, die inzwischen alle drei Säulen der
Nachhaltigkeit bewusst berücksichtigt. Von diesen Entwicklungen profitieren die
Bauwirtschaft und schließlich der Bewohner. Es ist jedoch besonders darauf zu
achten, den geförderten Wohnbau trotzdem auch in Zukunft leistbar zu gestalten.
Der nicht geförderte Bereich muss, was thermische und ökologische Standards
betrifft, möglichst auf das Niveau des geförderten gebracht werden.
Nichts desto trotz müssen die bestehenden gesetzlichen und sonstigen Vorgaben
ständig mit Nachdruck weiter entwickelt und verbessert werden, vor allem sind
Vorschriften zu harmonisieren und der Zeit entsprechende Umweltziele sind
verfassungsrechtlich zu verankern. Machtstrukturen und Zuständigkeiten müssen
185 Umweltbundesamt GmbH, Klimaschutzbericht 2009,
http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/REP0226.pdf
143
Zusammenfassung, Resümee und Ausblick
optimiert werden, gewisse politische Zwischenebenen sind zu eliminieren. Hier bin
ich für österreichweit gültige Standards - von der Bauordnung bis zur
Wohnbauförderung - mit Rücksichtnahme auf regionale Besonderheiten. Diese
Festgefahrenheit des föderalen Systems aufzuweichen wird besonders schwer
werden.
Wie die Entwicklung mittel- und langfristig aussehen soll, wurde bereits von der
Europäischen Union definiert: Treibhausgasemissionen reduzieren und
erneuerbare Energien forcieren. Welche Möglichkeiten sich bei letzterem noch
eröffnen werden, ist aber kaum abzuschätzen. Je mehr dieser Bereich erforscht
und Ideen weiter entwickelt werden, desto mehr Varianten werden sich ergeben,
Energie sauber und nachhaltig zu produzieren. Immer dem aktuellen Stand der
Technik entsprechend sämtliche Möglichkeiten einzusetzen soll unser Anspruch
sein. So sind es derzeit Niedrig- und Niedrigstenergiehäuser, die bereits den
Standard darstellen. Sie werden in naher Zukunft generell energieautark betrieben
werden. Die Zukunft könnte insbesondere am Neubausektor dem Passivhaus
gehören, was aber auch gewisse Anforderungen an das Wohnverhalten seiner
Bewohner stellt. Die Bauweise ist jedenfalls das Synonym für die nachhaltige
Bauweise schlechthin. Die Idee des Passivhauses ist als Hauptantreiber für die
technischen und ökologischen Entwicklungen am Bausektor in den vergangenen
15 Jahren anzusehen. Viele Passivhauskomponenten finden sich auch im
Niedrigenergiehaus und in den Sanierungen unserer Zeit wieder und stellen
bereits den Stand der Technik dar. Auch ist es möglich, Altbauten mit
entsprechendem Aufwand auf den Passivhausstandard zu adaptieren.
Ökologische Bauprodukte, stimmige Ökobilanzen bei der Gebäudeherstellung und
ein möglichst geringer Haushaltsstrombedarf müssen künftig ohnehin bei
sämtlichen Bauvorhaben einen noch höheren Stellenwert bekommen, was
ebenfalls auf einer der grundlegenden Ideen des Passivhauses basiert. Tatsache
ist, dass der Unterschied zwischen dem Passivhaus und dem
Niedrigstenergiehaus beim Heizwärmebedarf nur marginal ist. Beide Varianten
stellen demnach die Zukunft des ökologisch orientierten Siedlungsbaus in
Österreich dar - mit oder ohne Heizsystem, je nach Wunsch der Bewohner!
144
Anhang - Pläne der Wohnbaubeispiele
Anhang - Pläne der Wohnbaubeispiele
Der Anhang liegt beim Autor der Arbeit auf und ist dort einzusehen!
145
Abbildungsverzeichnis
146
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Anteil der Sektoren an den gesamten THG-Emissionen 2006 und Änderung der Emissionen in den Sektoren zwischen 1990 und 2006, Quellen: Umweltbundesamt 2008, Klimaschutzbericht 2008.......................................................................................................... 31
Abb. 2: Verlauf der österreichischen THG-Emissionen 1990-2008 (in Mio t CO2-Äquivalente) Quellen: Umweltbundesamt 2010, Klimaschutzbericht 2008, Lebensministerium 2007 ........ 33
Abb. 3: Kyoto Zielabweichung Stand 2008 (in Mio t CO2-Äquivalente), Quelle: Umweltbundesamt 2010......................................................................................................................................... 33
Abb. 4: Struktur und Entwicklung des Bruttoinlandsverbrauchs in Österreich 2007, "Energiestatus Österreich 2009", Seite 5, Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (http://www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/energie/energie_austria/, letzter Zugriff 13.03.2010).............................................................................................................................. 34
Abb. 5: Endenergieeinsatz nach Energieträgern in Österreich 2007, Quelle: Statistik Austria (http://www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/energie/energie_austria/, letzter Zugriff 23.02.2010).............................................................................................................................. 35
Abb. 6: Greenhouse Gas Emissions, Quelle: Schneider, Dr. Jürgen, Leiter des Programms Wirtschaft und Wirkung, Vortrag „Zur Situation in Österreich – warum ein Klimaschutzgesetz notwendig ist“ 17.2.2010, Datenstand 2010, Umweltbundesamt............................................ 36
Abb. 7: Energieträgeranteil im Weltprimärenergieverbrauch 2007, Quelle: Umweltbundesamt, (http://www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/energie/erneuerbare/, letzter Zugriff 13.03.2010).............................................................................................................................. 38
Abb. 8: Wohnhausanlage in 2412 Wolfsthal, Waldweg 20, Gartenansicht, Foto der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft FRIEDEN ....................................................................... 71
Abb. 9: Wohnhausanlage in 2412 Wolfsthal, Waldweg 20, Landkarte (www.herold.at).................. 72 Abb. 10: Foto Wohnvilla mit 16 Wohnungen in 2325 Himberg, Bahnstraße, Genossenschaft
Frieden, Architekt Hodny ......................................................................................................... 88 Abb. 11: Foto Wohnvilla mit 12 Wohnungen in 2325 Himberg, Bahnstraße, Genossenschaft
Frieden, Architekt Hodny ......................................................................................................... 88 Abb. 12: Foto Überblick Wohn- und Reihenhausanlage mit 26 Reihenhäuser und 38 Wohnungen in
2325 Himberg, Bahnstraße/Ostbahnstraße, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny ....... 91 Abb. 13: Foto Bahnstraße, 26 Reihenhäuser und 38 Wohnungen in 2325 Himberg,
Bahnstraße/Ostbahnstraße, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny ................................ 91 Abb. 14: Foto Ostbahnstraße, Eingangsansicht 38 Wohnungen in 2325 Himberg,
Bahnstraße/Ostbahnstraße, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny ................................ 91 Abb. 15: Foto Eingangsansicht Reihenhäuser und Stiege 5, WHA 7 Reihenhäuser und 43
Wohnungen, 2500 Baden, Gartengasse 18, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny ....... 94 Abb. 16: Foto Gartenansicht Stiegen 4+5, WHA 7 Reihenhäuser und 43 Wohnungen, 2500 Baden,
Gartengasse 18, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny .................................................. 94 Abb. 17: Foto Eingangsansicht Stiege 3, WHA 7 Reihenhäuser und 43 Wohnungen, 2500 Baden,
Gartengasse 18, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny .................................................. 94 Abb. 18: Visualisierung, 25 Reihenhäuser, 2325 Himberg, Hintere Ortsstraße 35 - 37, Gen.
Frieden, Architekt Hodny ......................................................................................................... 97
Abbildungsverzeichnis
147
Abb. 19: Foto Eingangsansicht 5er Gruppe, 25 Reihenhäuser, 2325 Himberg, Hintere Ortsstraße 35 - 37, Gen. Frieden............................................................................................................... 98
Abb. 20: Foto Gartenansicht 2er Gruppe, 25 Reihenhäuser, 2325 Himberg, Hintere Ortsstraße 35 - 37, Gen. Frieden...................................................................................................................... 98
Abb. 21: Visualisierung Eingangsansicht, Wohnhaus mit 9 Wohnungen, 2380 Perchtoldsdorf, Grienauergasse 1, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny ............................................. 101
Abb. 22: Foto Eingangsansicht, Wohnhaus mit 9 Wohnungen, 2380 Perchtoldsdorf, Grienauergasse 1, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny ............................................. 101
Abb. 23: Visualisierung Wohnhausanlage mit 38 Wohnungen, 2620 Neunkirchen, Dr. Stockhammergasse 11, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny..................................... 104
Abb. 24: Baustellenfoto Altbausanierung mit 8 Wohneinheiten, WHA 38 Wohnungen, 2620 Neunkirchen, Dr. Stockhammergasse 11, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny......... 104
Abb. 25: Baustellenfoto Neubau mit 30 Wohneinheiten, WHA 38 Wohnungen, 2620 Neunkirchen, Dr. Stockhammergasse 11, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny ............................... 104
Abb. 26: Visualisierung Eingangsseite Bauteil 1, 2115 Ernstbrunn, Schulgasse 2a-2e, Heimat Österreich, Architekt Schorn.................................................................................................. 106
Abb. 27: Visualisierung Bauteil 2, 2115 Ernstbrunn, Schulgasse 2a-2e, Heimat Österreich, Architekt Schorn .................................................................................................................... 106
Abb. 28: Visualisierung WHA mit 31 Wohnungen, 2115 Ernstbrunn, Schulgasse 2a-2e, Heimat Österreich, Architekt Schorn.................................................................................................. 107
Abb. 29: Visualisierung Gartenansicht, 9 Reihenhäuser, 2731 St. Egyden am Steinfeld, Puchbergerstraße, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny............................................. 109
Abb. 30: Visualisierung Eingangsansicht, 9 Reihenhäuser, 2731 St. Egyden am Steinfeld, Puchbergerstraße, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny............................................. 109
Abb. 31: Visualisierung, 20 Wohnungen, Seniorentreff, Büro Volkshilfe, 2351 Wr. Neudorf, Hauptstraße 31, WNG - Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft, Architekt Hodny..................................................................................................................................... 112
Abb. 32: Foto Eingangsansicht, 22 Wohnungen, 1110 Wien, Sellingergasse 7, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny ....................................................................................................... 114
Abb. 33: Foto Gartenansicht, 22 Wohnungen, 1110 Wien, Sellingergasse 7, Genossenschaft Frieden, Architekt Hodny ....................................................................................................... 114
Abb. 34: Visualisierung, Bauteile 1+2, 111 Wohnungen, 1230 Wien, Perfektastraße 27 (Stipcakgasse), GEWOG Gemeinnützige Wohnungsbau Gesellschaft.m.b.H., Architekt Knötzl............................................................................................................................................... 117
Abb. 35: Visualisierung, Bauteil 3, 111 Wohnungen, 1230 Wien, Perfektastraße 27 (Stipcakgasse), GEWOG Gemeinnützige Wohnungsbau Gesellschaft.m.b.H., Architekt Knötzl ................... 118
Abb. 36: Visualisierung Straßenansicht, 8 Wohnungen, 1210 Wien, Donaufelder Straße 5, Gen. Frieden, Architekt Hodny ....................................................................................................... 121
Abb. 37: Visualisierung Gartenansicht, 8 Wohnungen, 1210 Wien, Donaufelder Straße 5, Gen. Frieden, Architekt Hodny ....................................................................................................... 121
Abb. 38: Foto mit Visualisierung Straßenansicht, 15 Wohnungen, 1110 Wien, Lorystraße 5, Gen. Frieden, Architekt Hodny ....................................................................................................... 124
Abbildungsverzeichnis
148
Abb. 39: Visualisierung Straßenansicht, 15 Wohnungen, 1110 Wien, Lorystraße 5, Gen. Frieden, Architekt Hodny ..................................................................................................................... 124
Abb. 40: Grafik LEK-Werte der Beispielprojekte dieser Diplomarbeit............................................ 126 Abb. 41: Grafik Außenwand-u-Werte der Beispielprojekte dieser Diplomarbeit ............................ 127 Abb. 42: Grafik Baukosten netto pro m2 Wohnnutzfläche der Beispielprojekte dieser Diplomarbeit
............................................................................................................................................... 129
Tabellenverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Tabelle Energiekennzahl, Mindestanforderungen für Wärmeschutzstandards, NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, Novelle gültig ab 1. Jänner 2010, § 30 Abs. 3, S45 ... 54
Tab. 2: Tabelle Nachhaltigkeit, NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, Novelle gültig ab 1. Jänner 2010, § 30 Abs. 3, S45 ................................................................................................ 56
Tab. 3: Tabelle Energiekennzahl, Mindestanforderungen für Wärmeschutzstandards, NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, Novelle gültig ab 1. Jänner 2010, § 37 Abs. 2, S53 ... 57
Tab. 4: Tabelle Nachhaltigkeit, NÖ Wohnungsförderungsrichtlinien 2005, Novelle gültig ab 1. Jänner 2010, § 37 Abs. 2, S54 ................................................................................................ 58
Tab. 5: Maximal zulässiger jährlicher Heizwärmebedarf, Österreichisches Institut für Bautechnik, OIB-Richtlinie 6, Energieeinsparung und Wärmeschutz, Seite 2, Ausgabe: April 2007, (www.oib.or.at/RL6_250407.pdf)............................................................................................. 66
Tab. 6: Maximal zulässiger jährlicher Heizwärmebedarf, Österreichisches Institut für Bautechnik, OIB-Richtlinie 6, Energieeinsparung und Wärmeschutz, Seite 3, Ausgabe: April 2007 (www.oib.or.at/RL6_250407.pdf)............................................................................................. 67
Tab. 7: Maximal zulässige U-Werte, Österreichisches Institut für Bautechnik, OIB-Richtlinie 6, Energieeinsparung und Wärmeschutz, Seite 6, Ausgabe: April 2007 (www.oib.or.at/RL6_250407.pdf)............................................................................................. 69
Tab. 8: Maximal zulässige U-Werte, Schöberl & Pöll OEG und SPEEDNIC S.R.L., Niederösterreichische-Bautechnikverordnung 1997, §47 Wärmeschutz, Abs. 1; (http://www.bauordnung.at/oesterreich/niederoesterreich_bautechnikverordnung.php, letzter Zugriff 20.2.2010) .................................................................................................................... 70
Tab. 9: Wohnhausanlage in 2412 Wolfsthal, Baukostenermittlungen für 4 Gebäude, Studie der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft FRIEDEN, Seite 9 .............................. 75
Tab. 10: Wohnhausanlage in 2412 Wolfsthal, Baukostenermittlungen für 1 Gebäude, Studie der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft FRIEDEN, Seite 9 .............................. 75
Tab. 11: Wohnhausanlage in 2412 Wolfsthal, Ermittlung der Eigenmittel und der monatlichen Belastung, Studie der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft FRIEDEN, Seite 10 ............................................................................................................................................. 76
Tab. 12: Maximal zulässiger Heizwärmebedarf, Stadt Wien, Neubauverordnung 2007, LGBl. für Wien Nr. 27/2007, §2 b) vom 13. Juli 2007 ............................................................................. 80
Tab. 13: Höchstzulässiger Heizwärmebedarf für Niedrigenergiegebäude, Österreichisches Normungsinstitut, ÖNORM B 8110-1, Ausgabedatum: 2008-01-01, Wärmeschutz im Hochbau - Anforderungen an den Wärmeschutz und Deklaration des Wärmeschutzes von Gebäuden/Gebäudeteilen - Heizwärmebedarf und Kühlbedarf, Pkt. 9.1, Seite 14, Tabelle 7 81
Tab. 14: Mindestanforderung für Wärmeschutzstandards, Stadt Wien, Sanierungsverordnung 2008, LGBl. für Wien Nr. 2/2009 in der Fassung LGBl. für Wien Nr. 27/2009 vom 14. Jänner 2009......................................................................................................................................... 81
Tab. 15: Höchstzulässiger Heizwärmebedarf für Niedrigstenergiegebäude, Österreichisches Normungsinstitut, ÖNORM B 8110-1, Ausgabedatum: 2008-01-01, Wärmeschutz im Hochbau - Anforderungen an den Wärmeschutz und Deklaration des Wärmeschutzes von Gebäuden/Gebäudeteilen - Heizwärmebedarf und Kühlbedarf, Pkt. 9.1, Seite 14, Tabelle 8 82
Tab. 16: Projekt 1: 2325 Himberg, Bahnstraße, Tabelle zum Vergleich der Wohnhausanlagen .... 89 149
Tabellenverzeichnis
Tab. 17: Projekt 2: 2325 Himberg, Bahnstraße/Ostbahnstraße, Tabelle zum Vergleich der WHA . 92 Tab. 18: Projekt 3: 2500 Baden, Gartengasse 18, Tabelle zum Vergleich der Wohnhausanlagen 96 Tab. 19: Projekt 4: 2325 Himberg, Hintere Ortsstraße 35 - 37, Tabelle zum Vergleich der
Wohnhausanlagen................................................................................................................... 99 Tab. 20: Projekt 5: 2380 Perchtoldsdorf, Grienauergasse 1, Tabelle zum Vergleich der
Wohnhausanlagen................................................................................................................. 102 Tab. 21: Projekt 6: 2620 Neunkirchen, Dr. Stockhammergasse 11, Tabelle zum Vergleich der WHA
............................................................................................................................................... 105 Tab. 22: Projekt 7: 2115 Ernstbrunn, Schulgasse 2a-2e, Tabelle zum Vergleich der
Wohnhausanlagen................................................................................................................. 108 Tab. 23: Projekt 8: 2731 St. Egyden am Steinfeld, Puchbergerstraße, Tabelle zum Vergleich der
WHA....................................................................................................................................... 111 Tab. 24: Projekt 9: 2351 Wr. Neudorf, Hauptstraße 31, Tabelle zum Vergleich der WHA............ 113 Tab. 25: Projekt 10: 1110 Wien, Sellingergasse 7, Tabelle zum Vergleich der WHA ................... 116 Tab. 26: Projekt 11: 1230 Wien, Perfektastraße 27, Tabelle zum Vergleich der WHA ................. 119 Tab. 27: Projekt 12: 1210 Wien, Donaufelder Straße 5, Tabelle zum Vergleich der WHA............ 122 Tab. 28: Projekt 13: 1110 Wien, Lorystraße 5, Tabelle zum Vergleich der WHA.......................... 125
150
Quellen- und Literaturverzeichnis
Quellen- und Literaturverzeichnis
Internet
Aachener Stiftung Kathy Beys, 52062 Aachen, Schmiedstr. 3, Lexikon der Nachhaltigkeit:
"Brundtland-Report 1987 - Unsere gemeinsame Zukunft", Online im Internet:
http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/brundtland_report_1987_728.htm
"Agenda 21, 1992", Online im Internet:
http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/geschichte_10/rio_48/agenda_21_504.htm
ANSCHOBER, Rudi, Oberösterreichischer Landesrat für Umwelt, Energie, Wasser und
Konsumentenschutz, 10.06.2008, Online im Internet:
http://www.anschober.at/politik/presse/612/klimaschutz-stagniert-in-oesterreich-auf-niedrigem
niveau---bundesweites-klimaschutzgesetz-muss-rasch-verwirklicht-werden-
ARD Tagesschau, Norddeutscher Rundfunk, Anstalt des öffentlichen Rechts,
Hugh-Greene-Weg 1, 22529 Hamburg,
Artikel: Am Ende steht nur eine Erklärung, Online im Internet: http://www.tagesschau.de/klima/
SCHELLNHUBER, Hans Joachim, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK),
Online im Internet: http://www.tagesschau.de/klima/aktuell/chatschellnhuber100.html
AUST-BAU Ges.m.b.H., Lundenburgerstrasse 39, A-2143 Großkrut
„Was ist ein Niedrigenergiehaus?“, Online im Internet: http://www.austbau.at/niedrigenergiehaus/
BARROSO, José Manuel, Präsident der Europäischen Kommission
Artikel "20-20-20 bis 2020 - Klimapolitik als Motor für Wachstum und Beschäftigung",
Online im Internet: ec.europa.eu/commission_barroso/.../article_20080123_de.pdf
Speech to the European Parliament, Brussels, 23 January 2008, Online im Internet:
http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=SPEECH/08/34&format=HTML&aged=0
&language=EN&guiLanguage=en
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Wohnhausanlage 2115 Ernstbrunn, Schulgasse 2a-2e (Arch. DI Peter Schorn)
GEWOG Gemeinnützige Wohnungsbau Gesellschaft.m.b.H. A-1080 Wien, Bennoplatz 3
Wohnhausanlage 1230 Wien, Perfektastraße 27 (Stipcakgasse)
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Arch. DI Peter Schorn, 1040 Wien, Taubstummengasse 5/17
Architekt Dipl.-Ing. Josef G. Knötzl, 1130 Wien, Versbachgasse 2
Bauphysik
Dipl. Ing. Dr. Harald A. Koch, Zivilingenieur für technische Physik,
2340 Mödling, Freiheitsplatz 7
DI Ernst Kuttner, 2331, Vösendorf, Laxenburgerstraße 196/6, ZT-Büro DI Ernst KUTTNER
Prof. Dipl.-Ing. Dr. Manfred Bruck, Ingenieurkonsulent für Technische Physik
Prinz-Eugen-Straße 66, A-1040 Wien
Büro Stehno & Partner Dipl. Ing. Johann Ertl, INGENIEURBÜRO V. STEHNO & PARTNER ZT - GmbH für BAUWESEN,
1210 Wien Ignaz Köck Strasse 10
AMiP - Industrial Engineering GmbH, DI Sabine Schindler
Jakob Thoma-Straße 2/8, 2340 Mödling
Dipl. Ing. Hans J. Dworak, Staatlich befugter und beeideter Zivilingenieur für technische Physik
1140 Wien, Hütteldorfer Straße 257 c/3/21
Dipl. Ing. Franz Weiser, Zivilingenieur für Bauwesen
1060 Wien, Schmalzhofgasse 18
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