Diplomarbeit der Kräuterakademie 2010/2011 Hondrich
Monika Flanagan
Falkenweg 3
6340 Baar
Baar, 1. Mai 2011
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Inhaltsverzeichnnis
Inhaltsverzeichnnis .................................................................................................................................. 2
Vorwort ................................................................................................................................................... 3
Einleitung ................................................................................................................................................. 4
Auf den Spuren des Animismus ............................................................................................................... 5
Wie kam es zur Abspaltung des Menschen von der Natur? ............................................................... 6
Wissenschaftliche Errungenschaften .............................................................................................. 7
Heidnische Feiern und Rituale ............................................................................................................... 10
Mitsommertraum .............................................................................................................................. 10
Initationsriten .................................................................................................................................... 12
Pflanzen haben ein Bewusstsein ........................................................................................................... 13
Hoffnung für die Zukunft ....................................................................................................................... 14
Kinder Kräuterakademie ................................................................................................................... 14
Die Sinne öffnen ................................................................................................................................ 15
Meditation ..................................................................................................................................... 15
Schlusswort ........................................................................................................................................... 17
Anhang .................................................................................................................................................. 18
Gaia und die alten Griechen .......................................................................................................... 18
Literaturverzeichnis ............................................................................................................................... 18
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Vorwort
Die Menschheit befindet sich in einer Krise. Das Bestreben nach immer mehr Komfort, Materialismus
und finanziellem Gewinn, hat zur Folge die Ausbeutung von natürlichen Ressourcen und Rohstoffen
unserer Erde. Dies gekoppelt mit der Überbevölkerung unseres Planeten, haben den Nebeneffekt
von Klimawandel, Verschmutzung und Überfischung der Weltmeere, Luftverschmutzung sowie lokale
radioaktive Verseuchung. Es gibt Kriege, Hunger und Armut auf der einen Seite und Überfluss und
Überdruss auf der anderen der Erde. Trotzdem halten wir an unserer Lebensweise fest. Es gibt kein
zurück. Wir, die „zivilisierten“ Völker können nicht mehr zurückkehren zu einem Leben ohne die
vielen technischen und industriellen Errungenschaften, die uns so klar und deutlich von den
restlichen Lebewesen dieser Erde abhebt. Der Fortschritt ist unaufhaltsam. Auf Verderben oder
Gelingen, wir sind mit ihm gefangen. Gleichzeitig stecken wir auch in einer spirituellen Krise. Wir
wissen nicht woran wir glauben sollen und viele Leute, die die Dogmen der Religionen nicht länger
akzeptieren wollen, wählen an gar nichts mehr zu glauben. So wird unser Leben immer
bedeutungsloser und zufälliger. Was können wir tun? Wie können wir eine neue Spiritualität
entdecken, die uns wieder unsere natürliche Herkunft und unseren Platz auf dieser Erde, diesem
lebendigen Organismus bewusst macht?
Meine Diplomarbeit ist keinesfalls als wissenschaftliche Arbeit zu betrachten, sondern eher als eine
subjektive Befundaufnahme. Dahinter steckt die Hoffnung, dass die Menschheit sich wieder auf ihre
natürlichen Wurzeln besinnt und den Glauben an die Natur zurückgewinnt.
Titelbild: Der keltische Jahreskreis und Baumkalender (STORL:PFLANZEN DER KELTEN)
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Einleitung
Heute leben wir in einer Zeit, wo Pflanzen von vielen Menschen nur als Dekoration, Nahrungsmittel
oder in Parks oder Naherholungszonen für die Freizeit wahrgenommen werden. Es gibt Kinder, die
noch nie in einem Wald herumtoben durften und Eltern, die die Natur eher als bedrohlich als
förderlich für sich und ihre Kinder betrachten. In ihren Augen lauern überall Gefahren, Giftpflanzen,
Zecken, Fuchsbandwürmer, usw. Tatsache ist, dass die Menschen, vor allem in der „zivilisierten“
Gesellschaft sich mehr und mehr von der Natur abschotten wollen in Betongebäuden, klimatisierten
Räumen und Autos. Grünflächen werden zubetoniert und verschwinden allmählich aus Städten und
Agglomeration. Das Resultat davon sind psychosomatische Krankheiten, Übergewicht schon bei
Kindern, Jugendkriminalität, Asthma und Allergiekrankheiten. Auch unsere Psyche leidet unter dem
unnatürlichen, gestressten Leben und die Depression breitet sich aus. Sogar die konventionelle
Landwirtschaft, eigentlich eine naturnahe „Industrie“ oder der Gartenbau arbeiten tendenziell eher
mit unnatürlichen und giftigen Mitteln um eine gute Ernte oder einen „Unkraut“ freien Garten zu
erhalten. Pflanzen werden in der Wirtschaft als Rohstoff oder Ressourcen betrachtet und so werden
auch auf der ganzen Welt die Wälder abgeholzt, ungeachtet der riesigen Folgen für Menschen, Tiere
und Umwelt. Der Mensch breitet sich aus und die Natur wird immer weiter zurückgedrängt, sodass
viele Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind. Inzwischen ist vielen klar geworden, dass
ein Umdenken erforderlich ist, aber wie, in welchem Umfang und in welche Richtung, darüber ist
man sich nicht einig. Allmählich dämmert uns das Bewusstsein, dass unsere Gattung ohne Pflanzen
und Natur nicht überleben kann!
In den folgenden Seiten schaue ich zuerst die Beziehung Mensch und Natur im geschichtlichen
Kontext an und versuche aufzuzeigen, wie wir uns von der Natur entfremdet haben. Eine wichtige
Rolle hat dabei sicher die Bewusstseinsveränderung durch die Faktoren Landwirtschaft, Religion,
Wissenschaft und Industrialisierung gespielt.
Danach habe ich Texte aus der Literatur von Wolf-Dieter Storl ausgewählt, die alte animistische
Rituale veranschaulichen, für die es in unserer heutigen modernen Gesellschaft keinen
zufriedenstellenden Ersatz gibt.
Im nächsten Teil möchte ich auf neuzeitliche Erkenntnisse und Experimente hinweisen, die aber
wissenschaftlich umstritten sind, da sie eine komplett andere Sichtweise der Welt erfordern und die
akzeptierte und gelehrte Wissenschaft widerlegt.
Zum Schluss werde ich versuchen Ansätze aufzuzeigen, wie die Bewunderung und der Respekt für die
Natur wieder fester Teil des menschlichen Bewusstseins werden könnte.
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Auf den Spuren des Animismus1
Im vergangenen Dezember durfte ich an einem einsamen Strand in Südindien einen unsagbar
schönen, farbenprächtigen Sonnenuntergang erleben. Es war ein Naturspektakel, das mir und sicher
allen Anwesenden das Gefühl der absoluten Bewunderung gab. Wir alle kennen diese Momente von
beeindruckenden Erlebnissen in der Natur. Wir erleben sie schnorchelnd oder tauchend beim
Entdecken der bunten Unterwasserwelt, beim Beobachten wilder Tiere in freier Laufbahn oder beim
Anblick einer atemberaubenden Aussicht, um nur einige Beispiele zu nennen. Diese Erlebnisse geben
uns das Gefühl von Lebendigkeit und Bewunderung. Wir halten inne und denken einen Moment
nicht an unsere Alltagssorgen und -dinge, wir sind von der Schönheit berührt. Es gibt auch Momente,
in denen wir uns der Mächtigkeit der Natur bewusst werden, z. B. nach einem Erdbeben,
Vulkanausbruch, Hurrikan oder anderen Naturkatastrophen. In den meisten nicht-westlichen
Kulturen gilt ein solches Erleben der Lebendigkeit der Natur als eine Quelle direkter, zuverlässiger
Erkenntnis. Für diese Kulturen ist die Natur wirklich lebendig und jedes Wesen in ihr verfügt über
Handlungsfähigkeit, Intelligenz und Weisheit, Eigenschaften die man im heutigen Westen, wenn man
sie denn überhaupt als solche anerkennt, gemeinhin als Seele bezeichnet. In traditionellen Kulturen
gelten die Steine als die Ältesten der Erde, sie sind die Hüter der ältesten Erinnerungen und werden
wegen ihres ruhigen, weisen Rates aufgesucht. Hohe Berge sind die Wohnstätte mächtiger Wesen,
und man besteigt sie nur unter der Gefahr, ihre mehr als menschlichen Bewohner schwer zu
erzürnen. Wälder sind lebendige Wesen und müssen vor einer Jagd von den Schamanen des
Stammes, die eine direkte intuitive Verbindung zum grossen Wesen des Waldes haben, befragt
werden. Die meisten indigenen Kulturen haben also die Erde als lebendig erkannt – als eine
umfassende, empfindungsfähige Wesenheit, die als nährende und zuweilen auch strenge Mutter
oder Grossmutter verehrt wurde. Für diese Völker war sogar der Boden unter ihren Füssen eine
Stätte göttlicher Macht und Intelligenz. Dieses Bewusstsein der Lebendigkeit und Göttlichkeit der
Natur wird als Animismus bezeichnet. Westliche Gelehrte betrachten den Animismus traditionell als
veraltet und ohne jede objektive Wahrheit. Heute aber erkennen Philosophen, Psychologen und
Naturwissenschaftler allmählich, dass animistische Völker alles andere als „primitiv“ waren, sondern
in einer Realität lebten, die auch für unsere Beziehungen zueinander und zur Erde viele wichtige
Erkenntnisse birgt. Zu diesen Erkenntnissen gehört, dass die animistische Wahrnehmung
archetypisch ist, uralt und ursprünglich, dass der menschliche Organismus von Natur aus dazu neigt,
die Natur als lebendig und beseelt zu betrachten und dass wir diese elementare Form der
Wahrnehmung auf Kosten unserer und der Gesundheit der Natur verdrängen.
Wenn aber der Animismus tatsächlich eine solch ursprüngliche Art der Wahrnehmung ist, wie konnte
dann geschehen, dass er in der westlichen Kultur so effektiv und umfassend verdrängt wurde? Was
trieb den Animismus in den Hintergrund und was waren die Folgen seines Verlustes? Diese
Geschichte ist komplex, verworren und lässt sich kaum völlig aufklären.
1 Als Animismus (von griech. ἄνεμος „Wind, Hauch“ wie lat. animus, als anima später in religiösen
Zusammenhängen auch Seele oder Geist) bezeichnet man allgemein schriftlose, in Reinform ausschliesslich bei Jäger-Sammler-Kulturen verbreitete Religionen indigener Völker. Es gibt demnach nicht eine einzige Religion des Animismus, vielmehr stellt sich der Animismus gleichermaßen als Religion wie als Regelwerk des Aufbaus der Soziokultur und auch als vorrationale Welterklärung in jeder Kultur anders dar. (WIKIPEDIA.ORG)
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Wie kam es zur Abspaltung des Menschen von der Natur?
Der „ungelehrte“, analphabetische Jäger und Sammler benötigte zum Überleben einen Sinn für das
Natürliche. Für diesen Menschen war jede Pflanze und jedes Tier eine Botschaft und er konnte
intuitiv seine Umwelt deuten und seinen Bedarf an Materiellem aus ihr beziehen. Der Mensch aus
dieser Zeit war tief im Einklang mit seiner Umgebung. Was hat dies verändert? Als die Menschen vor
ca. 5000 Jahren anfingen sesshaft zu werden, um Landwirtschaft und Viehzucht zu betreiben,
entwickelten sie eine von Furcht geprägte Einstellung zur ungezähmten Natur. Ihre Feldfrüchte
waren anfällig auf Schädlinge und Krankheiten, Überschwemmungen und Trockenheit und andere
ungewollte Einflüsse der Natur. Hof, Vieh und Felder mussten von der Wildnis, die sie umgab,
geschützt werden. Die Wildnis mit ihren wilden, gefährlichen Tieren, wie Wölfen, Bären und
Raubkatzen, wurde als dunkle Bedrohung für die Welt der Landwirte und Viehzüchter. Sammler- und
Jägervölker zogen mit dem Rhythmus der Natur umher und nahmen nur, soviel wie sie im Moment
zum Leben gerade benötigten, da sie nur wenig Vorräte transportieren konnten. Die sesshaften
Siedler mussten ihren Lebensunterhalt mit den hiesigen Begebenheiten bestreiten und waren auf
Vorräte angewiesen. Durch die Sesshaftigkeit wurde der materielle Besitz immer wichtiger. Weiter
zur Veränderung der Denkweise und des Bewusstseins hat möglicherweise auch die Einführung von
Geld als Zahlungsmittel sowie die Ansichten der Missionare und Priester der frühen Kirche
beigetragen, die den ursprünglichen Glauben des Volkes als Blasphemie2 verurteilten.
Die alten heidnischen Rituale, Traditionen und naturnahen Lebensweisen sowie der Glaube des
einfachen Volkes konnten sich aber in Europa trotz der Ausbreitung des Christentums teilweise bis
ins frühe Mittelalter halten. An die Stelle der heidnischen Gottheiten, die die verschiedenen
Jahreszeiten beherrschten, traten einfach die passenden christlichen Heiligen. Ebenso wie die
christlichen Kirchen und Kapellen nun auf alten heidnischen Heiligtümern standen, wurden die
christlichen Feiertage in den traditionellen Kalender mit eingebaut. Mit der Inquisition in Europa
wurden im Mittelalter alte schamanische und heidnische Praktiken dämonisiert und verboten. Die
Hexenjagd forderte viele Opfer. Nur schon Kenntnisse im Umgang mit diversen Heil- und Giftpflanzen
konnten zum Hexenprozess führen. Oft wurden Menschen auch als Hexen verurteilt, weil sie für
lokale Unwetter verantwortlich gemacht wurden.
Die Fähigkeit, das Wetter zu beeinflussen, ist überall eine der anerkannten schamanistischen
Fähigkeiten. Die alteuropäischen Schamanen benutzten Haselstäbe, um Regen zu machen.
In Hexenprozessakten aus dem 17. Jahrhundert lesen wir: „Ein Teufel überreicht einer Hexe einen
Haselstab und heisst sie damit in den Bach zu schlagen, worauf ein Platzregen erfolgt.“ Oder: „Ein
Hexenbub peitschte mit einer Haselgerte das Wasser, bis ein Wölkchen davon aufstieg. Nicht lange
darauf ging ein Gewitter nieder“ (EBELING, RÄTSCH, STORL: HEXENMEDIZIN. DIE WIEDERENTDECKUNG EINER
VERBOTENEN HEILKUNST – SCHAMANISCHE TRADITIONEN IN EUROPA)
2 Blasphemie (altgr. ἡ βλασφημία, τῆς βλασφημίας – blasphêmía – die „Rufschädigung“, zusammengesetzt aus
βλάπτειν – bláptein – „Schaden bringen, benachteiligen“ und ἡ φήμη – phếmê oder dorisch ἡ φάμα – pháma –
„die Kunde, der Ruf“) bezeichnet ursprünglich eine „Gotteslästerung“. So nennt man das öffentliche Leugnen,
Verhöhnen oder Verfluchen bestimmter Glaubensinhalte einer Religion. (WIKIPEDIA.ORG)
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Die Haselrute gilt bei Rutengängern oder Radiästheten noch immer als bester Energiestromleiter. Mit
ihnen vermag der Sensitive Wasseradern und Erze, insbesondere Silber und Gold, aufzuspüren. Mit
dem Stab lassen sich aber auch Diebe und sogar Mörder, versteckte Marksteine und verirrtes Vieh
wiederfinden. Mit dem Haselstab als Wanderstock kann man auch den Weg wieder finden, wenn
man sich verlaufen hat. Das ist so, weil der Haselstab mit den nichtstofflichen Dimensionen der
Elementar- und Naturgeister verbindet. Und diese Andersweltlichen wissen vieles, sehr vieles, was
wir „dummen“Menschen nicht wissen können. (STORL:PFLANZEN DER KELTEN)
Wissenschaftliche Errungenschaften
Die neuzeitliche Wissenschaft, die Industrialisierung und die moderne Medizin, taten ihren Teil um
die Welt zu entmystifizieren. Die Wichtigkeit alle natürlichen Phänomene mit wissenschaftlichen
Fakten belegen zu können nahm immer mehr zu. Spirituelle und intuitive Wahrnehmungen wurden
nicht mehr als reale Wirklichkeit angenommen. Stephan Harding hat diesen Trend so ausführlich und
überzeugend in seinem Buch „Lebendige Erde. GAIA – vom respektvollen Umgang mit der Natur“
beschrieben, dass ich an dieser Stelle einen Auszug davon in gekürzter Form einfüge:
Das Gefühl der Trennung von der Natur, das in der westlichen Kultur allmählich entstanden war,
verstärkte sich deutlich während der wissenschaftlichen Revolution, die im 16. und 17. Jahrhundert
im Anschluss an den Dreissigjährigen Krieg (1618-1648) ihre Blütezeit erlebte. Der schreckliche
Konflikt hatte sich an der Kirchenspaltung durch die Reformation im 15. Jahrhundert entzündet und
Europa dezimiert. Pest und Hungersnöte waren über Europa hinweggefegt und hatten Millionen
Menschen getötet. Auch der Krieg selbst hatte die massive Zerstörung von Privateigentum und den
Verlust zahlloser Menschenleben mit sich gebracht. Ein Drittel der Bevölkerung Mitteleuropas war
ihm zum Opfer gefallen. Die einstigen bequemen Sicherheiten, die die Gesellschaft während des
gesamten Mittelalters zusammengehalten hatten, waren weggebrochen. Und als die alte
Weltordnung unter dem Druck des neuen Protestantismus in sich zusammenstürzte, fühlten sich die
Menschen zutiefst verletzlich und unsicher. Die alte Kirche hatte die ursprünglichen heidnischen
Der Haselstrauch (Corylus avallana) gilt seit alters her als magischer Baum und wurde vor allem als Heckengehölz verwendet. Das Haselgehölzhecke schützte vor den chaotischen Kräften und Energien des Jenseits – gegen Blitzschlag, Feuer, Schlangen, wilde Tiere, Krankheiten und bösen Zauber. Anderseits verbindet der kleine Baum gerade mit dieser Dimension. Schläft man darunter, dann werden einem zukunftsträchtige Träume geschenkt. Bei den Kelten gab es die Welten diesseits und jenseits der Hecke. Hier, auf dieser Seite, die lebenden inkarnierten Geschöpfe, dort die Andersweltlichen, die Geister, Götter, Feen, Ahnen. Die andere Welt ist nicht weit weg. Zu besonderen Zeiten, den acht Feiertagen, den Vollmond- oder Neumondnächten oder den Geisterstunden öffnen sich heimliche Tore zur anderen Seite. Wenn man dann eine Haselgerte bei sich trägt, hat man nicht nur Schutz vor den chaotischen Mächten des Jenseits, sondern man kann ebenso die Kräfte und Energien des Jenseits aufspüren, dirigieren, beherrschen oder sie von drüben herüberleiten. Der Haselstock ist für Kundige ein echter Zauberstock. (ANGELEHNT AN STORL:DIE
PFLANZEN DER KELTEN)
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Religionen christianisiert und dennoch die animistischen Ansichten der Mehrheit ihrer Mitglieder
toleriert, aber die protestantische Revolution verweigerte ihnen selbst dies und erklärte, Gott sei von
seiner physischen Schöpfung getrennt. Diese sei wiederum nichts weiter als ein sündiges, gefallenes
Reich, dem man nach dem Tod entrinnen könne, wenn man zuvor so hart gearbeitet habe, dass man
einen Platz im Himmel verdiene. In diesen Kontext hinein wurde die moderne Wissenschaft geboren.
Ihre ersten Vertreter und Verfechter, darunter Bacon, Descartes und Galilei, waren der Überzeugung,
dass neue Sicherheiten auf Vernunft gründen mussten statt auf dem schlichten Glauben an etablierte
religiöse Dogmen oder dem, wie man es nannte, Aberglauben des einfachen Volkes.
Galileo Galilei (1564-1642) lehrte, man müsse die subjektiven Sinneserfahrungen ignorieren, wenn
man etwas Nützliches über die Welt erfahren wolle. Erlebnisse wie Mitgefühl mit Wildtieren oder
Ehrfurcht vor der vielgestaltigen elementaren Schönheit des Waldes, in dem man umherwandert,
waren für Galilei unzuverlässig, ja geradezu irreführend. Galilei glaubte, dass zuverlässige Erkenntnis
in Quantitäten zu finden sei. Also musste die Natur auf Zahlen reduziert werden, wenn sie ihre
Geheimnisse offenbaren und sich dem kontrollierenden Einfluss des menschlichen Verstandes
beugen sollte. Für Wissenschaftler wurde die Mathematik zur Sprache, mit der sich die Natur
verstehen und kontrollieren liess. Das neue mathematische Denken war gerade deshalb so zwingend,
weil es anscheinend ein unzweifelhaftes, unerschütterliches Fundament bot, auf dem die
Wissenschaft ein neues Zeitalter gesellschaftlicher Stabilität errichten konnte, gestützt auf die
Anwendung der reinen Vernunft auf alle Aspekte des Lebens.
Francis Bacon (1561-1626) zählte neben Galilei zu den wichtigsten Vorreitern der wissenschaftlichen
Revolution. Er rief die wissenschaftlichen Forscher auf, die Natur mithilfe mechanischer Erfindungen
„in Bande zu schlagen“ und zu zügeln, damit man sich „aus ihrem Naturzustand heraus zwingen,
auspressen und umformen“ und dabei bis zur Freigabe ihrer Geheimnisse „foltern“ könne.
Am 10. November 1619, aIs Rene Descartes (1596-1650) in Neuburg an der Donau eine Vision von
der materiellen Welt als grosse Maschine hatte, tat die neue Wissenschaft einen grossen Schritt nach
vorne. Im Wesentlichen erklärte Descartes, die materielle Welt, die wir um uns sehen und spüren,
habe keine Seele und sei nicht mehr als eine tote, gefühllose Maschine, die wir durch den Gebrauch
unseres rationalen Verstandes beherrschen und kontrollieren konnten. Für ihn war das einzige
nichtmechanische Wesen im ganzen Universum, der einzige Ort, an dem es Subjektivität und Seele
gab, allein die menschliche Psyche. Descartes lehrte, man könne jedes Wesen vollständig verstehen,
wenn man untersuche, wie seine Bestandteile isoliert voneinander funktionierten. Das war die
berühmte reduktionistische Methode.
Das Werk des grossen englischen Wissenschaftlers Isaac Newton (1642-1727) schien dieses sich
entwickelnde mechanistische Weltbild zu bestätigen, Newton erfand die Differentialrechnung – die
Mathematik der Veränderung -, ohne die die moderne Naturwissenschaft unmöglich wäre und für
die wir ihm grosse Dankbarkeit schulden. (Auch Leibniz erfand zur selben Zeit und unabhängig von
Newton die Differentialrechnung.) Newtons Gleichungen verblüfften seine Zeitgenossen, weil sie die
Bahn sich bewegender Körper wie zum Beispiel Kanonenkugeln oder Planeten in der Umlaufbahn
exakt vorhersagen konnten. Damit schien endgültig bestätigt, dass die Welt tatsächlich nichts weiter
war als eine riesige Maschine, deren Verhalten sich präzise vorhersagen und mit den Mitteln der
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Quantifizierung, des Reduktionismus3 und des systematischen Experimentierens erklären Iiess. Die
neue wissenschaftliche Methode, die diese grossen Denker begründeten, basierte also vollständig
auf mathematischem Denken. Der Schlüssel zu ihrer Anwendung lag darin, dass der Wissenschaftler
seinen Geist von der übrigen Natur (die als unabhängig existierende, objektive Realität angesehen
wurde) abtrennte, damit er zu einem emotional distanzierten, strikt unvoreingenommenen
Instrument der Datensammlung und Beobachtung mechanischer Abläufe werden konnte. Subjektive
Eindrücke wurden ausgeschaltet, da sie die Methode und ihre Ergebnisse beeinflussten und ungültig
machten.
Die alten religiösen Sicherheiten, die durch die Spaltung der Katholischen Kirche so grundlegend
hinterfragt worden waren, wurden nun durch ein neues Vertrauen zum wissenschaftlichen
Materialismus ersetzt, das sich in der westlichen Welt wie ein intellektuelles Lauffeuer verbreitete,
und zwar mit wachsender Geschwindigkeit, je mehr Naturphänomene sich ihm unterordnen liessen.
Dies veränderte das Leben von Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Mit dem zunehmenden
Einfluss des mechanistischen Weltbildes schwand die Anima Mundi4 aus dem Bewusstsein. Heute,
rund 400 Jahre später, haben wir zwar die herausragenden Technologien und wissenschaftlichen
Theorien, die zu einem festen Bestandteil der Kultur in der modernen Welt geworden sind, aber wir
haben die Verbindung zu unserer tiefen animistischen Ehrfurcht vor dem Gestein, vor Bergen,
Wäldern, Flüssen, ja vor der ganzen Natur als lebendiger Intelligenz verloren. Doch wenn unser
Wissen um die Anima Mundi tatsächlich eine archetypische Wahrnehmungsweise ist, dann kann sich
aus der menschlichen Psyche nie ganz ausgelöscht werden, auch wenn es dem Einzelnen oder wie es
scheint, sogar einer ganzen Kultur möglich ist, sie zu verdrängen. Psychologen wissen nur zu gut, dass
alles, was verdrängt wird, das Bewusstsein in Form pathologischen Verhaltens und verzerrter
Wahrnehmung verfolgen kann. Ist es also verwunderlich, dass unsere Verdrängung der Anima Mundi
uns in Gestalt einer globalen Krise wiederbegegnet, die solch massive Zerstörungen der unberührten
Natur und der traditionellen Kulturen verursacht? Bedauerlicherweise hat die mechanistische
Wissenschaft mit ihrer Trennung von Tatsachen und Werten, von Quantität und Qualität
versehentlich ihren Teil zu diesen Katastrophen beigetragen: die Atombombe, intensive
Landwirtschaft, das Ozonloch und der Klimawandel sind Beispiele unbeabsichtigter, aber extrem
schädlicher Folgen dieser Überbetonung des rationalen Verstandes.
Im Grunde ist diese Krise eine Krise der Wahrnehmung. Wir betrachten den Kosmos nicht mehr als
lebendig und erkennen auch nicht mehr an, dass wir untrennbar mit der gesamten Natur und
3 Reduktionismus ist die philosophische Lehre, nach der ein System durch seine Einzelbestandteile (‚Elemente‘)
vollständig bestimmt wird. Dazu gehört die vollständige Zurückführbarkeit von Theorien auf
Beobachtungssätze, von Begriffen auf Dinge und von gesetzmässigen Zusammenhängen auf kausal-
deterministische Ereignisse. (WIKIPEDIA.ORG)
4 Die Weltseele (lateinisch anima mundi, griechisch ψυχή τοῦ παντός psychḗ tou pantós) ist ein religiöses und
naturphilosophisches Konzept. Es beruht auf der Vorstellung einer Analogie zwischen der Gesamtheit des Kosmos und dem einzelnen Lebewesen, speziell dem Menschen. Das Universum als Makrokosmos soll analog zum Menschen, dem Mikrokosmos, strukturiert sein. Als Lebens- und Bewegungsprinzip wird für beide eine Seele angenommen. So wie man sich ein einzelnes Lebewesen als beseelt und von seiner Einzelseele belebt vorstellt, so wird der Kosmos als lebendiger, mit einer eigenen Seele ausgestatteter Organismus aufgefasst. (WIKIPEDIA.ORG)
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unserer Erde als lebendigem Wesen verbunden sind. Aber es gibt Hoffnung, denn je tiefer wir in die
Krise geraten, desto lauter wird der Ruf der Anima Mundi. Immer mehr Menschen erwachen und
erkennen ihre tiefe Verbindung zur Intelligenz des Kosmos. Sie versuchen, eine Lebensweise zu
finden, die ihre neu entdeckte ökologische Sensibilität nicht verletzt. (HARDING:LEBENDIGE ERDE. GAIA
– VOM RESPEKTVOLLEN UMGANG MIT DER NATUR)
Heidnische Feiern und Rituale
Das frühe Mittelalter war noch geprägt von schamanischen Traditionen und heidnischen Feiern und
Ritualen, die auf dem Zyklus der Natur und der Jahreszeiten basierten.
Mitsommertraum
In der Sonnwendzeit sind die Tage so lang, dass man einst glaubte, die Sonne stehe still. Wiederum
nahen sich die Göttlichen: Der Sonnengott und die Grosse Göttin, schwanger mit den Kräften, die der
Himmel in das reifende Korn und die Wald- und Feldfrucht hineingeheimnist hat. Auch der mächtige
Donnergott, der die Sommergewitter bringt, ist dabei. Mit ihnen kommen tanzende Elfen und ganze
Scharen von luftigen Sylphen5 und feurigen Salamandern. Und wie üblich, wenn das Numinose6 naht,
gerieten die Menschen in Ekstase.
Überall im ländlichen Brauchtum haben sich Elemente des archaischen Sommersonnenwend-
brauchtums erhalten, und wenn wir zugleich in die tiefen Schichten unserer Seele hineinlauschen,
können wir uns ein treffendes Bild machen, wie einst gefeiert wurde. Wie die Wintersonnenwende
dauerte das Fest volle zwölf Tage. Man nahm teil an der Lichtfülle und Feuerkraft und erhöhte sie
noch durch Sonnenwendfeuer, durch Feuerläufe mit brennenden Besen und Fackeln, durch das
Herunterrollen von Feuerrädern von den Bergen und Hügeln. Mit dem Feuer feierte man den
Höhepunkt des Jahres, zugleich aber auch den Tod, das Opfer des Sonnengottes, des holden Baldur,
wie er in Skandinavien genannt wurde.
In Wales wie auch anderswo wurden neunerlei verschiedene Arten Holz für das Feuer gesammelt.
Ehrwürdige Alte oder auch ein junges Paar zünden den Feuerstoss an. Trockener Beifuss, das
heilsame, „heisse“ Kraut, das auf der ganzen nördlichen Hemisphäre in den Mittsommerfesten eine
sakrale Rolle spielt, kam in das Feuer, so dass eine hohe, helle, violette Lohe entstand (STORL 1996:
45). Durch diese Lohe sprangen die Feiernden, einer nach dem anderen, einzeln oder händehaltend.
Im Beifuss war die Göttin, die Frau Holle, die Artemis, die Dea-Ana oder wie immer sie genannt
wurde, persönlich anwesend. Man sprang, bloss mit Beifuss umgurtet, einen Gundermannkranz in
5 Sylphen oder auch Sylvani sind mythologische Naturgeister, die dem Element Luft zugeordnet sind, so wie
Undinen Wassergeister sind. Der Salamander ist wiederum dem Feuer zugeordnet und die Zwerge oder Gnome
der Erde. Sylphen sind daher ein Beispiel für die Spiritualisierung von Materie. Sie haben einen filigranen,
feinen menschenähnlichen Körper und sind in der Lage, sich fortzupflanzen. Im Gegensatz zum Menschen sind
sie jedoch seelenlos. (WIKIPEDIA.ORG)
6 Numen bzw. Numinose bezeichnet in der Römischen Religion (lat. numen Plural: numina „Wink, Geheiss,
Wille, göttlicher Wille“) das Wirken einer Gottheit. (WIKIPEDIA.ORG)
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den Haaren und etwas Eisenkraut in der Hand, durch die reinigenden Flammen von der einen
Jahreshälfte in die andere. Im Gundermann und im Eisenkraut war der Gefährte und Buhle der
Göttin, der Donnerer mit dem mächtigen Hammer, anwesend.
Noch lange glaubte man, dass die Hexen ihre Kräuter zur Sommersonnenwende pflückten, und zwar
nackt, mitten in der Nacht. Aber auch die Bäuerinnen stellten in den Mittsommertagen ein
Johanniskräuterbüschel oder Sommersonnwendbuschen aus „neun“ Kräutern zusammen - eine
magische Zahl, die beliebig viele Arten beinhaltet. Um die Heilkraft der Schafgarbe, des Heilziests
oder anderer Kräuter zu erhöhen, schauten die Frauen durch das Büschel hindurch ins Feuer und
sprachen dazu einen Spruch, etwa: „Keine Beule werde an meinem Leibe, kein Bruch an meinem
Fusse.“
Ganz heidnisch ist der Brauch, zur Sonnenwende Teppiche aus Blumen und Duftkräutern auf den
Boden zu streuen, auf denen die Götter sich niederlassen können, Auch Liebeslager wurden so
bereitet. Später wurde daraus die „Johannisstreu“, auf der sich der Lieblingsjünger des Herrn
ausgeruht haben soll. Auch der Beifussgürtel wurde zum Gürtel umgedeutet, den der Täufer in der
Wüste getragen haben soll. (EBELING, RÄTSCH, STORL: HEXENMEDIZIN. DIE WIEDERENTDECKUNG EINER
VERBOTENEN HEILKUNST – SCHAMANISCHE TRADITIONEN IN EUROPA)
Der Beifuss (Artemisia vulgaris) war eine der bedeutendsten Ritualpflanzen der Germanen. Beifusskraut ist einer der ältesten und wichtigsten in Europa benutzten Räucherstoffe. Zudem war das graue bittere Kraut ein wichtiges Frauen-kraut. Der Beifuss gilt auch als ein Johanniskraut.
Der Gundermann oder die Gundelrebe (Glechoma hederacea) ist eine gut essbare Wildpflanze (besonders für Frühlingssalate und die Gründonnerstagssuppe). Zum Fruchtbarkeitszauber nähten die Aargauer Frauen Gundelreben in die Säume ihrer Röcke. Volksmedizinisch wurde das Kraut zur Anregung des Milchflusses, zur Wundbehandlung und als Abführmittel gebraucht.
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Initationsriten
Fast alle Naturvölker schicken die pubertierenden Knaben zur Initiation in die Wildnis, die Quelle der
Kraft und der Weisheit. Nur im tiefen Wald, in der Höhle oder einem anderen Ort weit abseits des
Dorfes, jenseits menschlicher Zeit und Machwerke, fern mütterlicher Geborgenheit können die
Jugendlichen ihre Kindheit ablegen und ihr wahres Wesen und den Sinn ihres Daseins erfahren. Unter
der Anleitung erfahrener alter Männer, mit Hilfe geistbewegender Giftkräuter, durch Fasten,
Schmerz und Entbehrungen entkräftet, stirbt ihr Alltagsbewusstsein. Selbst zu Toten, zu Geistern
geworden, begegnen sie den jenseitigen Wesenheiten, die nun ihre Lehrer sein können. Sie
begegnen ihrem Totemtier, sie lernen ihre Tierhelfer kennen, befreunden sich mit ihrer eigenen,
ursprünglichen, wilden, von der Gesellschaft unberührten Natur. In diesem Tierselbst - die Indianer
Mittelamerikas nennen es das „Nagual“ - erfahren sie ungeahnte Urkräfte: Es erweckt in ihnen die
Instinktsicherheit des Jägers, die heilige Wut des Kriegers, die Intuition des Heilers, die Begeisterung
des Sängers oder die Geisteskraft des Denkers. Es lässt sie in die dunklen Tiefen tauchen oder in die
lichten Himmel fliegen, wo sie den Göttern begegnen. Eine unerschütterliche Seinsgewissheit
erwächst dieser Erfahrung im Bereich jenseits der Dornenhecke.
Das Initiationserlebnis ist eines des Todes und der Auferstehung: Wie Jagdwild werden die Initianden
zur Strecke gebracht, zerstückelt und im Kessel der Grossen Göttin gar gekocht. Mit einer neuen
Persönlichkeit, einem neuen Namen, einer reiferen Sichtweise werden sie wiedergeboren. Sie sind
Zweimalgeborene, das erste Mal von ihrer menschIichen Mutter, nun aber von der Grossen Mutter.
Nur so können sie wirkliche Männer werden, bereit und fähig, für die Frauen und Kinder, für die
Alten und Siechen, für die Sippe und den ganzen Stamm Verantwortung zu übernehmen und zu
Der Quendel (Thymus serpyllum) soll „schädliche Erdstrahlen“ beseitigen und dadurch heilend wirken. Die Pflanze gehört zu den wichtigeren Mutter- und Johanniskräutern.
Das Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist auch unter dem Namen Hartheu bekannt. Es ist eines der wichtigsten Johanniskräuter.
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tragen. (EBELING, RÄTSCH, STORL: HEXENMEDIZIN. DIE WIEDERENTDECKUNG EINER VERBOTENEN HEILKUNST –
SCHAMANISCHE TRADITIONEN IN EUROPA)
Pflanzen haben ein Bewusstsein
Was Naturvölker instinktiv schon immer wussten, ist das Pflanzen ein Bewusstsein und auch eine
Seele haben. Pflanzen können somit auch über die Pflanzengeister mit uns Menschen
kommunizieren. Da der moderne Mensch diese Gewissheit heute nicht mehr hat, müssen über die in
der Wissenschaft anerkannten Wege nach Beweisen getüftelt werden. Es gibt seit den 60er Jahren
verschiedenartige Experimente, die beweisen wollen, dass Pflanzen Emotionen haben und uns genau
wahrnehmen können. Wirklich bewiesen wurden diese Fakten aber nie, da die Experimente auf
weichen, unmessbaren Faktoren, wie menschliche Absichten und Gedanken basieren.
Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung der Forschungen von Cleve Backster. Seine Experimente
stammen aus den 60er Jahren.
Man sagt oft, wenn Menschen bei der Pflege von Pflanzen besonderen Erfolg haben, der oder die
habe einen "grünen Daumen". Ist dass nur eine volkstümliche Erklärung für etwas, was sich sonst
nicht erklären lässt oder ist da doch mehr daran? Kurzum, haben Pflanzen so etwas wie Bewusstsein?
Ein orthodoxer Wissenschaftler wird diese Frage wahrscheinlich ohne lange Überlegung verneinen.
Pflanzen brauchen Nährstoffe und Sonnenlicht und dann werden sie ihrer Natur gemäss schon
wachsen. Und wie ist es mit dem alten Mütterchen in dem Hinterhof-Stübchen, in das kein
Sonnenstrahl fällt, das zu arm ist um Dünger sprich Nährstoffe zu kaufen, dafür aber liebevoll mit
ihren Pflanzen spricht. Diese blühen und gedeihen, dass einem professionellen Gärtner der blasse
Neid ankommt. Purer Zufall, sagt der Fachmann. Dr. Clive Backster ist anderer Meinung. Er meint: Da
ist was dran, für mich ist der Fall klar, Pflanzen haben ein Bewusstsein und reagieren auf ihre
Umwelt. Er hätte es untersucht und wissenschaftlich dokumentiert.
Dr. Backster ist eigentlich per Zufall an die etwas ungewöhnliche Untersuchung von Pflanzen geraten.
Er hatte beruflich mit den sogenannten Lügendetektoren zu tun. Eines Tages stand so ein Gerät
zufällig neben einer Zimmerpflanze, die Elektroden berührten die Pflanze und durch irgendeinen
Umstand war das Gerät nicht ausgeschaltet worden. Und das Gerät registrierte irgend etwas. Das
war der Anfang einer aussergewöhnlichen und bis heute umstrittenen Untersuchungsreihe. Backster
ging jetzt systematisch vor. Er arbeitete mit mehreren Detektoren, die er an verschiedene Pflanzen
anschloss. Dann liess er, über längere Zeiträume, verschiedene Personen an die Pflanzen
herantreten. Solche, die den Pflanzen wohlwollend gegenübertraten und sie pflegten. Und andere
die ihnen feindlich entgegneten und die Pflanzen beschädigten, ihnen Blätter und Stengel abrissen.
Und die Geräten registrierten die Reaktionen der Pflanzen. Bei freundlicher Behandlung waren sanfte
Kurven auf den Registrierstreifen zu sehen, bei feindlicher Behandlung Ausschläge bei denen der
Schreibstift fast über die Papierrolle schlug dass es aussah wie ein schriller Schrei. Es war zuletzt so,
berichtet Backster, dass die betreffenden Personen nur den Raum zu betreten brauchten, ohne
irgend etwas zu tun, um bei den Pflanzen bereits eine entsprechende Reaktion auszulösen. Sie
erkannten die Personen wieder! Und das Verblüffende, die nicht direkt betroffenen Pflanzen zeigten
die gleiche Reaktion, sie verständigten sich also untereinander. Soweit Backster.
Als Backster sein Buch über diese Untersuchungen veröffentlichte, stiess er bei den Esoterikern auf
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helle Begeisterung und bei den Botanikern auf krasse Ablehnung. Humbug, Scharlatanerie und
Schwindel hiess es. Einige wollen sogar die Experimente wiederholt haben, mit negativem Ergebnis
angeblich. Nun kann man einwenden, wer einen Negativbeweis führen will, der findet auch einen.
Das gilt andersherum natürlich auch für die Experimentatoren, die Backsters Versuche bestätigen
wollten. Die Kontroverse ist nicht beigelegt. (NGFG - NATUR- UND GRENZWISSENSCHAFTLICHE
FORSCHUNGSGEMEINSCHAFT. URSPRÜNGLICH ERSCHIENEN IN DAMOKLES 1/94)
Hoffnung für die Zukunft
Wenn es tatsächlich so ist, das Pflanzen Emotionen haben und kommunizieren können, wie Backster
bewiesen haben will, dann haben Pflanzen auch eine Seele. Was heisst das für die Menschheit?
Können wir wieder lernen mit den Pflanzen zu kommunizieren? Was könnte uns wohl eine 1000
Jahre alte Eiche alles erzählen? Können wir die Erinnerung an unseren früheren Glauben und die
Wahrnehmung der Natur als Lebewesen wieder erwecken? Vielleicht können wir diese Erkenntnisse
symbolisch sehen für den Anfang eines Sinneswandels. Tatsächlich gibt es mittlerweile auch konkrete
Anzeichen und Bestrebungen in diese Richtung. Es wird zunehmend versucht, die Natur als einen
ganzheitlichen, lebendigen Organismus zu verstehen (Gaia-Hypothese7), nicht nur als belebt, sondern
auch als beseelt. Man spricht wieder von den Rechten der Tiere. Man erkennt, dass Bäume und
Wälder heilig und lebenstragend und nicht nur als auszubeutende, wenn auch nachwachsende
Rohstoffreserven zu betrachten sind. (2011 ist das internationale Jahr des Waldes.) Man erkennt,
dass sie nicht nur zum Wirtschaftswachstum beitragen, sondern auch unsere Seele nähren und
gesund halten. In der Landwirtschaft werden vor allem in der biologisch-dynamischen Methode, wie
es einst die Kelten taten, feinstofflich-ätherische, energetische und astronomische Gesichtspunkte
mit berücksichtigt. In der Medizin setzen heute immer mehr Menschen auf natürliche Heilmittel und
–methoden. Spagyrik, Homöopathie, Bachblüten, Tinkturen, Kräutertees und Salben sind auch in den
Apotheken und Drogerien sehr gefragt. Dank der Kräuterakademie und ähnlichen Weiterbildungen
können Lernwillige auch selber Kräuter pflücken und verarbeiten.
Kinder Kräuterakademie
Wohl wird es uns nicht möglich sein, den alten Animismus im Stil der Kelten genau so in unserer
Kultur zu integrieren. Es gibt nur wenige esoterisch gesinnte Leute, die so etwas ernsthaft adaptieren
könnten. Es müsste schon eine massentaugliche Version sein, die jeder bodenständige Mensch
akzeptieren und in sein Leben integrieren kann. Die Wissenschaft und Medizin kann sicher einen
grossen Einfluss haben, indem sie die Welt und den Menschen holistisch betrachtet und so der Natur
7 Die Gaia-Hypothese wurde von der Mikrobiologin Lynn Margulis und dem Chemiker, Biophysiker und
Mediziner James Lovelock Mitte der 1960er-Jahre entwickelt. Sie besagt, dass die Erde und ihre gesamte Biosphäre wie ein Lebewesen betrachtet werden kann; in dem Sinn, dass die Biosphäre – die Gesamtheit aller Organismen – Bedingungen schafft und erhält, die nicht nur Leben, sondern auch eine Evolution komplexerer Organismen ermöglichen. Die Erdoberfläche bildet demnach ein dynamisches System, das die gesamte Biosphäre durch Rückkopplungsmechanismen stabilisiert. Diese Hypothese setzt eine bestimmte Definition von Leben voraus, wonach sich Lebewesen insbesondere durch die Fähigkeit zur Selbstorganisation beziehungsweise Autopoiesis auszeichnen. Die Bezeichnung leitet sich von Gaia, der Erdgöttin und Großen Mutter der griechischen Mythologie, ab. Aus der Gaia-Hypothese ist die Physiologie der Erde (Geophysiologie) entstanden. (WIKIPEDIA.ORG)
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als Ganzes mehr Bedeutung schenkt. Man kann schon im Kindergarten und in den Schulen anfangen
ein grösseres Naturbewusstsein bei den kleinen Kindern einzuflössen. Ich meine damit nicht den
gewöhnlichen Unterricht in Botanik oder die sachliche Auseinandersetzung mit der Natur, sondern
das direkte Beobachten und Erleben. Sicher gibt es bereits wenige glückliche Kinder, die auf diese
Weise aufwachsen dürfen. Meiner Meinung nach müsste das für alle Kinder möglich sein. Es müsste
in den Schulen ein Fach geben, das hiesse dann zum Beispiel „Natur-Erlebnisse“. Eine fachkundige
Lehrkraft würde die Schüler durch Wälder und Gärten führen und Ihnen die einzelnen Pflanzen
erklären und Geschichten über sie erzählen. Eine Art spielerische Kräuterakademie für Schulkinder.
Müsste das nicht längerfristig den Effekt haben, dass die Menschen respektvoller mit der Natur
umgehen und dass man sich auf die Kraft der Pflanzen und unsere wahre Beziehung zu ihnen
besinnen würde?
Die Sinne öffnen
Während es den Kindern auf natürliche Weise einfach gelingen kann, eine dauerhafte Verbindung
und Bewunderung zur Natur herzustellen, ist dies für Erwachsene oft nicht oder nur bedingt möglich.
Unsere Sinne sind durch unseren Verstand blockiert, da wir unser permanentes Denken nicht
abzustellen oder zu kontrollieren vermögen. Unser Verstand will ständig alle Eindrücke bewerten und
einordnen. Allein dieser Vorgang verhindert, dass wir auch nur die Hälfte um uns herum bewusst
wahrnehmen können. Mit Übungen können wir aber an unserer Wahrnehmung arbeiten.
Meditation
Wenn du offen und bereit dafür bist, könntest du einmal versuchen, an einem schönen ruhigen Platz
zu meditieren. Du kannst zum Beispiel in der Wiese sitzend oder liegend versuchen einige Minuten
ruhig zu atmen, ohne den Atem kontrollieren zu wollen und mit allen Sinnen die Natur um dich
herum wahrzunehmen. Wenn Gedanken hochkommen und dich ablenken, konzentriere dich einfach
wieder bewusst auf deine Umgebung. Spüre die Wiese, die Sonne auf deiner Haut, höre das Summen
der Insekten, das Rauschen der Bäume, rieche den Duft der Blumen und sehe das satte Grün des
Grasses. Versuche einfach in diesem Moment zu sein und zu
sehen, fühlen, riechen, hören, ohne zu denken. Falls trotzdem
Gedanken aufkommen, akzeptiere diese und lege sie zur Seite.
Du hast nach der Meditation wieder ausreichend Zeit dich
wieder mit ihnen zu beschäftigen. Geniesse es einfach diesen
Moment an diesem wunderschönen Platz verbringen zu dürfen
und fühle die Wertschätzung und Dankbarkeit.
Klar, Meditieren ist eine Übungssache und es wird nicht
jedem/jeder sofort gelingen. Das Ziel einer solchen Übung ist
es, die Natur intensiver zu erleben und so vielleicht einige ihrer
Geheimnisse intuitiv zu erspüren. Das heisst die Sprache der
Natur zur lernen. Die alten „primitiven“ Völker verstanden es in
der Natur zu lesen wie in einem Buch. Sie konnten mit ihr
sprechen und fanden dort oft auch die Antworten zu
persönlichen Fragen.
Der Gewöhnlicher Frauenmantel, (Alchemilla vulgaris) war bei den Germanen der Göttin Frigga geweiht und dort schon für Frauenleiden in Gebrauch.
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Ein anderer Weg der Naturwahrnehmung führt über die Kreativität. Zum Beispiel beim Malen oder
Fotografieren eines Motivs in der Natur sind wir oft völlig konzentriert und können unseren Verstand
vom Abschweifen auf andere Themen zügeln. Dies gelingt natürlich nur, wenn wir nicht allzu sehr mit
den technischen Einzelheiten unserer Tätigkeit beschäftigt sind, sondern unsere Sinne voll und ganz
dem Motiv und dessen Schönheit zuwenden können. Es gibt noch viele individuelle Möglichkeiten,
wie wir die Natur näher erfahren können. Auch während des Bergsteigens, Wandern oder bei der
Arbeit im Garten kann sie sich uns offenbaren. Sicher ist, dass jede direkte Begegnung mit ihr uns mit
neuer Energie stärkt – einer Ur-Energie, die wir für ein glückliches und ausgeglichenes Leben
brauchen. Ich möchte damit alle dazu ermutigen den eigenen Weg und eigene Naturrituale zu finden
(mich inklusive). Man soll sich als winziges Puzzlestück in diesem riesigen wunderbaren lebendigen
Organismus wahrnehmen. Die Natur mit Pflanzen, Tieren und uns Menschen alles ist Ausdruck dieses
Wesens, dieser Anima Mundi. Nichts existiert isoliert, alles funktioniert nur eingebettet im Ganzen,
mit all den Resultaten und Konsequenzen, für die Gesamtheit des Universums.
Schwarzer Holunder (Sambusus nigra). Einst wuchs der Holunder neben jedem Bauernhof, bewacht von einem Hausgeist, Holunderweibchen oder einer Baumnymphe.
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Schlusswort
Ich bin überzeugt, dass die Erde – Gaia – sich aus eigener Kraft wieder regulieren und von unseren
Sünden erholen wird. Ob dies ohne Verluste für die Menschheit geschehen wird, ist ungewiss;
schliesslich existieren übermächtige Naturkräfte – Urkräfte, die wir Menschen nicht kontrollieren
können. Wenn wir uns aber besinnen, und lernen richtig wahrzunehmen, können wir vielleicht die
Stimme der Anima Mundi wieder vernehmen. Sie kann die Menschheit in ein neues Bewusstsein
führen, welches uns unsere Rolle im Kosmos eindeutig klar macht. Gaia ist die Grosse Göttin, mit der
wir bei all unserem technischen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt respektvoll und
ehrfürchtig umgehen müssen.
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Anhang
Gaia und die alten Griechen
Jahtausendelang glaubten traditionelle Völker in aller Welt an eine Erdmutter, die das Leben schenkt
und die Toten in ihren fruchtbaren Boden aufnimmt. Die alten Griechen nannten sie Gaia, die
irdische Präsenz der Anima Mundi, die umfassende und rätselhafte Ur-Intelligenz, die kontinuierlich
alles Existierende gebiert, die grosse nährende Subjektivität – in spiritueller wie materieller Hinsicht -,
die alles nährt, was ist. Gaia bewohnte die unterirdischen Höhlen in Delphi, Athen und Aegae und
sprach direkt zu den Priesterinnen, die berauscht waren von den Dämpfen aus den tiefen Öffnungen
im Leib der Erdmutter. Hesiod (um 700 v. U. Z.) berichtet: „Ganz als erstes ist der Schlund des Chaos
entstanden dann Gaia“. Sie wiederum gebar Uranos, den Himmel mit seiner Vielzahl an Sternen und
Pontos, die Meere und Ozeane. (HARDING:LEBENDIGE ERDE. GAIA – VOM RESPEKTVOLLEN UMGANG MIT
DER NATUR)
Literaturverzeichnis
Autoren Buchtitel
Stephan Harding LEBENDIGE ERDE GAIA – VOM RESPEKTVOLLEN UMGANG MIT DER NATUR
Claudia Müller-Ebeling Christian Rätsch Wolf-Dieter Storl
HEXENMEDIZIN DIE WIEDERENTDECKUNG EINER VERBOTENEN HEILKUNST – SCHAMANISCHE
TRADITIONEN IN EUROPA
Wolf-Dieter Storl PFLANZEN DER KELTEN