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Page 1: Effekte, Effektstärken, und Interpretation von Effekten Seminar Forschungsmethoden der Sozialpsychologie Johannes Ullrich

Effekte, Effektstärken, und Interpretation von Effekten

Seminar Forschungsmethoden der SozialpsychologieJohannes Ullrich

2 4 6 8 10 12

-3-2

-10

12

3

Effekt der WM 2006 auf Anzahl ausländische Gäste

Monat in 2006

Sta

nd

ard

isie

rte

Mitt

elw

ert

sab

we

ich

un

g 2

00

6 Hessen im JuniHessen im Juni

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Mittelwertsdifferenzen

• Zwei Gruppenmittelwerte (treatment vs. control), Vorurteile gegenüber Offenbachern

• Bogus Pipeline (Jones & Sigall, 1971)

Studie 1

ct YYY

403070 Y

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Mittelwertsdifferenzen

• Zwei Gruppenmittelwerte (treatment vs. control), Vorurteile gegenüber Offenbachern

• Bogus Pipeline (Jones & Sigall, 1971)

Studie 1

Studie 2

ct YYY

403070 Y

303565 Y

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Mittelwertsdifferenzen

• Vergleich von Mittelwertsdifferenzen unmöglich ohne Information über Variabilität der Daten

SDpooled

Studie 1 40

Studie 2 20

403070 Y

303565 Y

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StandardisierteMittelwertsdifferenzen

• Cohen's d

.2 = klein

.5 = mittel

.8 = groß

Studie 1

Studie 2

140

3070

d

5.120

3565

d

pooled

ct

sd

YYd

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Kovarianz

• Zusammenhang zwischen zwei Variablen

• Einstellung zu gesundem Essen und gesundes Essverhalten

Studie 1 Cov = 30

Studie 2 Cov = 70

n

YYXXCov

i

n

ii ))((

1

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Korrelation

• Pearson's r

klein = .1

mittel = .3

groß = .5

Studie 1

Studie 2

56.6*9

30r

yx

yx

sdsdr ,cov

36.13*15

70r

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Zusammenhänge zwischen Effektstärken

• Differenzen durch Variabilität (Fehlerterme) teilen bekannt aus ANOVA und t-Tests

• Unterschied: Abhängigkeit von Stichprobengröße

ctpooled

ct

nnt

sd

YYd

11

ctct

c

n

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n

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YYYYSE

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11

2

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1

2

1

SE

YYt

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Zusammenhänge zwischen Effektstärken

• r und d sind mit Zusammenhangs- bzw. Unterschiedshypothesen assoziiert

• sind aber in einander transformierbar• ermöglicht Vergleiche von Effektstärken nicht nur

zwischen Replikationsstudien, sondern auch zwischen verschiedenen Designs und Variablen

)2)((

cov2

2,

ctctct

ct

yx

yx

nnnnnnd

nnd

sdsdr

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Meta-Meta-Analyse von Richard et al. (2003, Review of General Psyc)

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Zwischenfazit 1

• Effekt = Beziehung zwischen X und Y, egal ob X treatment vs. control oder kontinuierliche Variable

• Standardisierung (Relativierung an Variabilität der Daten) macht Effekte leichter interpretierbar

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Interpretation von Effekten:Das "Label"

Aus Wainer & Brown (2004)

1992 National Assessment of Educational ProgressMathematik-Ergebnisse für Schüler der 8. Klasse,getrennt nach Staat und Hautfarbe

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Simpson's Paradox

Aus Wainer & Brown (2004)

Ensteht bei der Aggregation von gruppierten Daten, wenn die Gruppenmitgliedschaft mit der Aggregatvariable und der abhängigen Variable korreliert!

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Simpson's Paradox

Aus Wainer & Brown (2004)

1992 National Assessment of Educational ProgressMathematik-Ergebnisse für Schüler der 8. Klasse,getrennt nach Staat und Hautfarbe

"Natürliche" Gewichtung der Subgruppen-Mittelwerte bei der Errechnung eines Gesamtmittelwerts

Standardisierte Gewichtung anhand der national repräsentativenSubgruppengröße

27708.*25905.*23687.*281

27115.*25916.*23669.*281

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Zwischenfazit 2

• Standardisierung alleine garantiert noch keine Interpretierbarkeit

• Simpson's Paradox nur eine Variante des "Drittvariablenproblems"

• Label bezieht sich auf X und Y, aber Z hängt auch mit X und Y zusammen (und A, B, C, ... möglicherweise auch)

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Kausalität

John Stuart Mill (1806-1873):• Ursache geht der Wirkung voraus• Zusammenhang Ursache-Wirkung• Ausschluß von Alternativerklärungen

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Kausalität

John Stuart Mill (1806-1873):• Ursache geht der Wirkung voraus• Zusammenhang Ursache-Wirkung• Ausschluß von Alternativerklärungen

X Y

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Kausalität

X Y X Y

X Y

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Ursachen

• Streichholz als Ursache eines Waldbrands• Inus condition:

– „Insufficient but – Nonredundant part of an – Unnecessary but– Sufficient condition“ (Mackie, 1974)

• Deterministisch (Physik) vs. probabilistisch (Humanwissenschaften)

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Kausale Effekte

• Definiert über Counterfactuals (kontrafaktische Überlegungen)

• Yt(u) - Y

c(u)

• Effekt in Rubin's Causal Model: Unterschied zwischen dem, was man bei einer Person in der Treatment-Bedingung beobachten würde, und dem, was man bei derselben Person – unter denselben Umständen – in der Kontroll-Bedingung beobachten würde

• „Fundamentales Problem des kausalen Schließens“

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Der ideale Vergleich

• Yt(u) - Y

c(u)

• Wird am besten angenähert durch experimentelle Methoden– Zufallszuweisung von Untersuchungseinheiten

(Recipients) zu verschiedenen Bedingungen– Zwischen den Bedingungen wird die vermutete

Ursache systematisch variiert (Manipulation), wobei alle weiteren Umstände möglichst konstant gehalten werden

Aspirin Placebo

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Übung

• Prosoziales Verhalten bei Männern und Frauen

• Welche methodischen Probleme gibt es, die die Validität der Schlussfolgerungen gefährden können?

• Wie valide ist die Schlussfolgerung im letzten Satz des Berichts? 1 'überhaupt nicht' bis 11 'völlig valide'

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Übung

• Stimulus-Sampling (Wells & Windschitl, 1999):

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Probleme mit Experimenten

• Künstliche Bedingungen und Generalisierbarkeit

• Ethische Bedenken

• Manchmal bestimmt der Effekt die Fragestellung, und die Ursache ist schwer manipulierbar (Krankheiten, soziale Probleme), wie in Kriminalgeschichten: „Wer ist der Mörder?“

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Alternativen zu Experimenten

• Keine Zufallszuweisung, aber Kenntnis von quantitativer Zuweisungsvariable– Interrupted Time Series Design– Regression Discontinuity Design

• Nicht-äquivalente Designs, "Beobachtungsstudien"

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Interrupted Time Series Design

• Große Anzahl von Beobachtungen auf einer Variablen im Zeitverlauf

• Kenntnis des Zeitpunkts eines Treatments

• Veränderung in Intercept oder Slope

• Sofortiger oder verzögerter Effekt?

• Punktueller oder andauernder Effekt?

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Datenquelle:StatistischesBundesamt

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Effekt der WM 2006 auf Anzahl ausländische Gäste

Monat in 2006

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6 Hessen im JuniHessen im Juni

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Effekt der WM 2006 auf Anzahl ausländische Gäste

Monat in 2006

Sta

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g p

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un

de

sla

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20

06

Anzahl WM Stadien

Keins123

Datenquelle:StatistischesBundesamt

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Regression-Discontinuity Design

– Bsp.: Finanzielle Zuschüsse für aus der Haft entlassene Menschen, wenn sie in den letzten 12 Monaten mind. 652 Stunden im Gefängnis gearbeitet haben.

– Senkt das die Rückfallquote?

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Regression-Discontinuity Design

550 600 650 700 750

01

00

20

03

00

40

0

x

y

regression discontinuity

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Kriminalgeschichten

• "Schmudellige" Kriminalgeschichten: Keine Zufallszuweisung, keine quantitative Zuweisungsvariable

• Der ideale Vergleich ist auch in "schmuddeligen" Kriminalgeschichten die Grundlage für alle weiteren Überlegungen– Wie und warum weicht ein Forschungsdesign

von dem idealen Vergleich ab?

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Schlussfazit

• Effekte leichter interpretierbar durch:– Standardisierung (z.B. d oder r)– Kontrolle oder Kenntnis des Mechanismus der

Zuweisung von Personen (und/oder Stimuli) zu den verschiedenen Stufen einer Treatment-Variable

– Validität von Schlussfolgerungen über empirische Ergebnisse hängt von der Passung von Effekt und Label ab


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