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IHK Stuttgart – 18. Juni 2013
Öffentliche Aufträge in der Schweiz
Einblick in das Schweizer Vergaberecht
Claudia Schneider Heusi LL.M.
Rechtsanwältin, Fachanwältin SAV für Bau- und Immobilienrecht
Schneider Rechtsanwälte AG
Seefeldstrasse 60
Postfach 1016
8034 Zürich
Tel. +41 (0)43 499 16 30
www.schneider-recht.ch
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Einblick in das Schweizer Vergaberecht
1. Bedeutung des öffentlichen Beschaffungswesens
2. Worauf ist zu achten?
3. Rechtliche Grundlagen
4. Grundsätze und Ziele des Vergaberechts
5. Ablauf einer Beschaffung
6. Vergabeverfahren
7. Inhalt von Ausschreibungen
8. Behandlung von Angeboten
9. Zuschlag, Fristen und Gerichtsverfahren
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"Das Hauptproblem bei der Arbeitsvergabe liegt in der Submissions-
verordnung bei grösseren Bauvorhaben. Wenn die Aufträge in
andere Kantone oder noch schlimmer, wenn sie ins Ausland
vergeben werden, dann können unsere KMUs nicht davon profitieren
und gehen leer aus, obwohl sie einen wichtigen Auftrag zum Beispiel
in der Lehrlingsausbildung vor Ort ausführen.
An dieser Stelle muss die öffentliche Hand die Arbeit so vergeben,
dass auch kleine einheimische Betriebe zum Zuge kommen können".
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1. Bedeutung des öffentlichen Beschaffungs-
wesens
• Schweizerischer Beschaffungsmarkt: jährliches Volumen von rund
CHF 36 Milliarden
• Rechtliche Grundlagen: unübersichtlich, zersplittert, kompliziert
• Entwicklung der Gerichtspraxis von Bedeutung:
es werden Submissionsbeschwerden gemacht, mit Erfolg
betroffene Märkte: Bauhaupt-/Nebengewerbe, Entsorgungs-
bereich, Planer, Bildungsmarkt etc.
• Wichtige Themen bei Beschwerden: Fehler der Vergabestellen
(Kriterien, mangelnde Transparenz, Bevorzugung eines Anbieters,
Formfehler) oder Missverständnisse bei den Anbietern
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2. Worauf ist zu achten?
Als Anbieter?
• Wie bewerbe ich mich um öffentliche Aufträge in der Schweiz?
• Welche Formvorschriften und welche Fristen müssen beachtet
werden?
• Was sind mögliche Fehler, die mir als Anbieter unterlaufen
können?
• Welches sind mögliche Fehler, die der öffentlichen Hand unter-
laufen können?
• Wie kann ich mich wehren, wenn ich einen Auftrag nicht erhalten
habe?
• Was für Chancen und Risiken haben Submissionsbeschwerden
und wo liegen die Unterschiede zu Verfahren in Deutschland?
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2. Worauf ist zu achten?
Als Berater für die öffentliche Hand?
• Wie werden öffentliche Beschaffungen geplant?
• Auf was muss geachtet werden bei den Ausschreibungsunterlagen,
bei der Terminplanung, beim Beizug von Unternehmern etc.?
• Was gilt in Bezug auf Eignungs- und Zuschlagskriterien?
• Wie werden Angebote korrekt ausgewertet?
• Wie ist ein Ausschluss von Anbietern vorzunehmen und wie der
Zuschlag?
• Wann darf der Vertrag abgeschlossen werden?
• Was für Folgen haben allfällige Submissionsbeschwerden?
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3. Rechtliche Grundlagen II
Internationales Recht:
• WTO-Übereinkommen über das öffentliche Beschaffungswesen
(Agreement on Government Procurement, GPA) von 1994
in Kraft in CH seit 1.1.1996: Umsetzung in das nationale Recht
• Derzeit aktuell: Revision GPA
• Bilaterales Abkommen CH - EU
in Kraft seit 1.6.2002: Umsetzung in das nationale Recht
Nationales Recht: Bund und Kantone unterschiedliche Grundlagen
Bund: Bundesgesetz/Verordnung über das öffentliche Beschaffungswesen
Kanton Zürich als Beispiel:
Interkantonale Vereinbarung über das öffentliche Beschaffungswesen vom
15.3.2001, IVöB
Beitrittsgesetz vom 15.9.2003 und
Submissionsverordnung vom 1.12.2003
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3. Rechtliche Grundlagen III
• Melde- und Bewilligungsverfahren bei Stellenantritt in der Schweiz: www.bfm.admin.ch
• Entsendegesetz
→ vgl. separater Vortrag
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4. Grundsätze und Ziele des Vergaberechts
• Gleichbehandlungsgrundsatz und Nichtdiskriminierung aller
Anbietenden
• Wirtschaftliche Verwendung öffentlicher Mittel
• Grundsatz des wirksamen Wettbewerbs
• Grundsatz der Transparenz
• Verzicht auf Abgebotsrunden
• Beachtung der Ausstandsregeln
• Vertraulichkeit von Informationen
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5. Ablauf einer Beschaffung
• Anwendungsbereich:
Liegt eine öffentliche Beschaffung vor? (vgl. lit. a)
Welche Auftraggeber unterstellt? (vgl. lit. b)
Schwellenwerte und Auftragsarten (vgl. lit. c - e)
• Vergabeverfahren
• Ausschreibung, Zuschlag und Vertragsabschluss
• Rechtsmittelverfahren
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5. Ablauf einer Beschaffung
a) Anwendungsbereich: Was ist unterstellt?
• Vergabestelle als Nachfragerin auf dem freien Markt
• In Erfüllung einer staatlichen Aufgabe
• Leistet Entgelt an privaten Anbieter
Formel nach BGE 125 I 214: "Einkäufe des Staates"
Aber:
Genfer Plakatkonzession-Velo-Fall: BGE 135 II 49
Areal Tischmacherhof: BGer 2C_116/2007 u. 2C_396/2007
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• Genfer Plakatkonzession-Velo-Fall: BGE 135 II 49
• Gemeinden dürfen Beschaffungsrecht nicht mittels Erteilung einer
Konzession umgehen, wenn die Konzession
bedeutende Nebenleistungen enthält
die Nebenleistungen von der Konzession losgelöst werden
können
die Nebenleistungen klar der öffentlichen Beschaffung
unterliegen
• Unterschiede Staatsvertragsbereich/Nicht-Staatsvertragsbereich:
vgl. Urteil BVGer vom 21.6.2011 zum Personalverleih
> Fortsetzung: Was ist unterstellt?
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• Bund/Kantone/Gemeinden
• Sektorenunternehmungen
• „Einrichtung öffentliches Recht“
• Private:
subventioniert (mehr als 50 %)
Träger öffentlicher Aufgaben
Formel: staatsgebunden, öffentliches Interesse, nicht-gewerblich
5. Ablauf einer Beschaffung
b) Anwendungsbereich: Wer ist unterstellt?
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5. Ablauf einer Beschaffung
c) Schwellenwerte im Staatsvertragsbereich
• Staatsvertragsbereich bedeutet:
nur offenes oder selektives Verfahren
Ausnahme: Bagatellklausel bei Bauaufträgen
strengere Anforderungen
• Schwellenwerte – z.B. im kantonalen Recht:
CHF 8 700 000 bei Bauwerken (Gesamtwert)
CHF 350 000 bei Lieferungen/Dienstleistungen
CHF 700 000 bei Lieferungen/Dienstleistungen für Behörden
und öffentliche Unternehmen aus den Sektoren Wasser,
Energie, Verkehr und Telekommunikation
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5. Ablauf einer Beschaffung
d) Schwellenwerte im Nicht-Staatsvertragsbereich
Unterscheidung Bauhaupt (H)- und Baunebengewerbe (N)
(Definition H: "alle Arbeiten für tragende Elemente eines Bauwerks")
z.B. im Kanton Zürich:
Verfahrensarten Lieferungen Dienstleistungen Bauleistungen
freihändiges
Verfahren
unter
CHF 100 000
unter
CHF 150 000
N: unter CHF 150 000
H: unter CHF 300 000
Einladungs-
verfahren
unter
CHF 250 000
unter
CHF 250 000
N: unter CHF 250 000
H: unter CHF 500 000
offenes/
selektives
Verfahren
ab
CHF 250 000
ab
CHF 250 000
N: ab CHF 250 000
H: ab CHF 500 000
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5. Ablauf einer Beschaffung
e) Auftragswerte
Auftragswertberechnungen:
• ohne Mehrwertsteuer
• keine Salamitaktik
• gesamte Laufdauer des Vertrags bzw. Hochrechnung jährlich x 4
• Folgeaufträge, Optionen sind einzurechnen
• zuverlässige und sorgfältige Kostenermittlung, Orientierung an
der oberen Bandbreite
• Schätzung muss gleiche Beschaffung zum Gegenstand haben
wie die darauf basierende Ausschreibung: keine nachträgliche
Änderung
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6. Vergabeverfahren • Offenes Verfahren: Ausschreibung, Angebotseinreichung,
Zuschlag aufgrund Eignungs- und Zuschlagskriterien
• Selektives Verfahren: offene Ausschreibung in zwei Schritten mit
vorgängiger Bewerbung aufgrund öffentlicher Ausschreibung
• Einladungsverfahren: kein öffentliches Verfahren; mindestens
drei Anbieter werden eingeladen; Zuschlag mittels Verfügung
aufgrund Zuschlagskriterien
• Freihändiges Verfahren: nur ein Anbieter wird angefragt
(Konkurrenzofferten möglich, aber auf korrektes Vorgehen achten)
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Beschaffungsbedarf definieren
Ausnahme?
Art. 10 IVöB
Auftragsart
bestimmen
Lieferauftrag
Auftragswert?
(Schätzung)
Wahl Verfahren
Bauauftrag Dienstleistungs-
auftrag
offenes Verf. Einladungsverf. freihändiges Verf.
§ 10 SVO
selektives Verf.
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7. Inhalt von Ausschreibungen
a) Vorbereitung einer Ausschreibung
• Definition des Beschaffungsgegenstandes
→ Was wird in welchem Umfang benötigt?
→ Zielsetzungen?
→ Machbarkeit?
→ evtl. externe Fachleute beiziehen
• Termin- und Ressourcenplanung
→ interner Terminplan erstellen
→ genügend Zeit für Angebotseinreichung einrechnen
→ Zeit für allfällige Rückfragen bei Anbietern sowie Rechtsmittel-
fristen beachten
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7. Inhalt von Ausschreibungen
b) Allgemein
• Allgemeine Submissionsbedingungen (Mindestanforderungen,
Fristen, Eignungs- und Zuschlagskriterien, Losaufteilung,
Optionen etc.)
• Bei Losen: VB.2008.00460, 1.7.2009: Zuteilung von nur je einem Los
pro Anbieter stellt unzulässige, nur in begründeten Ausnahmefällen
mögliche Begrenzung des Marktes dar
• Leistungsverzeichnis, Pflichtenheft, Devis
detaillierte/funktionale Ausschreibungen
technische Spezifikationen
• Formulare (Referenzen, Fragebögen)
• AGB, Vertragsdokument (Entwurf) sowie Garantien/Bürgschaften
• Publikation (Amtsblatt, www.simap.ch)
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• beschreiben die Anforderungen, welche an den Anbieter
(nicht an das Angebot) gestellt werden anbieterbezogen
• beziehen sich auf die fachliche, organisatorische, wirtschaftliche,
finanzielle Eignung
• müssen sachgerecht sein (keine unnötige Eingrenzung des Marktes)
• Art der zu erbringenden Nachweise festlegen
Bsp: "Nachweis der genügenden Erfahrung/Befähigung zu …"
• sind Killerkriterien: können in der Regel nur erfüllt oder nicht
erfüllt werden Ausschluss
• sind klar von den Zuschlagskriterien abzugrenzen (insb. Qualität)
• Eignungsnachweise verlangen, die im Hinblick auf die geforderte
Leistung erforderlich sind (VB.2012.00176 vom 5.10.2012).
7. Inhalt von Ausschreibungen
c) Eignungskriterien
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• sind angebotsbezogen: bewertet wird das konkrete Angebot
• müssen objektiv sein
• nicht: vergabefremde Aspekte
• wirtschaftlich günstigstes Angebot: Preis, Qualität, Termine,
Betriebskosten, Kundendienst, Nachhaltigkeit, Zweckmässigkeit,
technischer Wert, Ästhetik, Kreativität, Infrastruktur etc.
• Verhältnis Eignungs- und Zuschlagskriterien
• keine Kriterien aufführen, die nicht geprüft werden
• Konkretisierung durch Unterkriterien (aber: keine zwingende Bekannt-
gabe der Unterkriterien im Kt. ZH, VB.2009.00393 vom 8.9.2010)
7. Inhalt von Ausschreibungen
d) Zuschlagskriterien I
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• Leistungsfähigkeit: zulässig, wenn grössere Anbietende mit
zahlreichen eigenen spezifischen Mitarbeitern bevorzugt werden
(10%, VB.2005.00514 vom 1.11.2006) Kein KMU Schutz!
• Public Voting (BGer 2C_770/2011 vom 25.1.2012 und
VB.2012.00074 vom 28.3.2012)
• Lehrlingsausbildung: nur im Nicht-Staatsvertragsbereich,
maximal 10%, Verhältnis zur Gesamtmitarbeiterzahl
• Zugang zur Aufgabe (VB.2011.00322 vom 28.9.2011)
> Fortsetzung Zuschlagskriterien:
Zulässige Beispiele, aber…
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• "Allgemeiner Eindruck der Offerte", steuerliche Gründe etc.
• Vollständigkeit der Offerte
• Präsentationen
• BGE 2P.46/2005 und 2P.47/2005 vom 16.9.2005:
Ortskenntnisse grundsätzlich nein
Ausnahmen nur dann zulässig, wenn dies sachgerecht ist
zudem nicht unabdingbare Voraussetzung
z. B. Gesamtmelioration einer Gemeinde
• Länge der Anfahrtswege
> Fortsetzung Zuschlagskriterien:
Zuschlagskriterien: Unzulässige Beispiele
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• Keine generelle Pflicht zur vorgängigen Bekanntmachung
der Gewichtung der Zuschlagskriterien, sofern nicht
Rechtsgrundlagen dies ausdrücklich vorschreiben (Bund, Kt. Aargau)
• Kanton Zürich: Reihenfolge reicht aus
• Empfehlenswert trotzdem: Bekanntgabe der Gewichtung
• Gewichtung, die bekannt gegeben wurde, ist aber einzuhalten!
Nur lineare Bewertung zulässig
• Bewertungsmatrix bereits vorab erstellen
• Skalierung der Punktevergaben mit klaren Aussagen
• Unzulässig, wenn bei den Zuschlagskriterien unterschiedliche Noten-
skalen verwendet werden (VB.2012.00176 vom 5.10.2012)
> Fortsetzung Zuschlagskriterien:
Reihenfolge und Gewichtung
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• Mindestgewichtung 20%: vgl. VB.2011.00322 vom 28.9.2011 (bei
komplexen Vorhaben); so auch Entscheid Bundesgericht,
2.P.136/2006 vom 30.11.2006
• Gewichtung des Kriteriums ≠ Gewichtung der Preisdifferenz
• Zürcher Modell: lineare Bewertung ab «Nullpunkt»
Bei einfachen Bauarbeiten geringere Preisspanne als bei
technisch anspruchsvollen Konstruktionen bzw. Dienst-
leistungen
Bauleistungen: Preisspanne von 30-50%
Bei komplexem Vergabegegenstand: Preisspanne von 75-100%
• Legt Vergabestelle Bandbreite erst nach Vorliegen der Angebote fest:
kann tatsächlich offerierte, ernsthafte Preise berücksichtigen
(VB.2012.00693)
> Fortsetzung Zuschlagskriterien:
Gewichtung Preis und Preisspanne (vgl. auch
Folie 35)
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Themen:
a) Prüfung der Angebote: die einzelnen Schritte im Überblick
b) Formelle Prüfung der Angebote
c) Inhaltliche Prüfung der Angebote
8. Behandlung von Angeboten
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• Formelle Prüfung:
Ausschlussprüfung zu wesentlichen formellen Anforderungen
(vgl. Folie 31)
Ausschlussprüfung zu gesetzlichen Anforderungen
(vgl. Folie 32)
Ausschlussprüfung zu inhaltlichen Anforderungen
(vgl. Folie 33)
→ Ausschluss
• Inhaltliche Prüfung:
Phase 1: Fachliche und rechnerische Prüfung
Phase 2: Bewertung der Angebote
a) Prüfung der Angebote: die einzelnen Schritte
im Überblick
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Ausschlussprüfung zu wesentlichen formellen Anforderungen
(§ 28 lit. h SVO):
• Eingabefrist
• Unterschrift des Angebots
• Vollständigkeit des Angebots bzw. Teilnahmeantrag im selektiven
Verfahren
Unvollständigkeit hat wesentliche Punkte zu betreffen
Verbot des überspitzten Formalismus: VB.2012.00724 vom
16.01.2013
Grundsatz der Unabänderlichkeit von Offerten
Abänderung der Ausschreibungsunterlagen
(VB.2012.00724 vom 16.01.2013)
b) Formelle Prüfung der Angebote:
Ausschlussprüfung: 1. Schritt
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Ausschlussprüfung zu gesetzlichen Anforderungen (§ 28 SVO)
• Arbeitsschutzbestimmungen und Arbeitsbedingungen;
vgl. VB.2012.00176 vom 05.10.2012
• Gleichbehandlung von Frau und Mann
• Konkursverfahren
• Abreden
• Berufliches Fehlverhalten (vgl. BGer 2D_49/2011 vom 25.9.2012)
• Bezahlte Steuern und Sozialabgaben
• Unzulässige Vorbefassung
• Falsche Auskünfte (VB.2009.00585 vom 24.03.2010)
b) Formelle Prüfung der Angebote:
Ausschlussprüfung: 2. Schritt
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• Ausschlussprüfung zu inhaltlichen Anforderungen
Eignungsprüfung
Mindestanforderungen im Angebot zu Ausführung und Produkte
Ungewöhnlich niedriges Angebot (§ 32 SVO)
b) Formelle Beurteilung der Angebote:
Ausschlussprüfung: 3. Schritt
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c) Inhaltliche Prüfung der Angebote
Die beiden Phasen im Detail
• Phase 1: Fachliche und rechnerische Prüfung
Korrektur von Rechnungs- und Schreibfehler
hohe Messlatte: bspw. ist telefonisches Nachfragen bei Anbieterin
zur Interpretation eines solches Fehlers notwendig, Korrektur
bereits nicht mehr erlaubt (VB.2005.00543 vom 22.3.2006)
Bereinigungen, Erläuterungen, Unternehmergespräche
nachträgliche Präzisierung eines Angebots nur wenn es sich um
untergeordnete Nebenpunkte handelt oder ein Missbrauch
aufgrund der Umstände nicht denkbar ist
(VB.2012.00724 vom 16.01.2013)
• Phase 2: Bewertung der Angebote
Grundangebote: Zuschlagskriterien prüfen
Varianten prüfen
Erstellen Bewertungsmatrix und Submissionsergebnis
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c) Inhaltliche Prüfung der Angebote
Phase 2: Bewertung von Zuschlagskriterien,
insbesondere die Preisbewertung (vgl. Folie 28)
I. Bsp.: Bauauftrag mit folgenden Kriterien:
1. Preis 80% = 80 Pkt.
2. Qualität (mit detaillierten Unterkriterien) 15% = 15 Pkt.
3. Einhaltung Termine 5% = 5 Pkt.
II. Bewertung Angebotspreise:
CHF 100 000 80 Pkt.
CHF 125 000 40 Pkt.
CHF 150 000 0 Pkt.
(vgl. VB.2003.00469 vom 21.4.2004
bestätigt in: VB.2012.00693 vom
16.1.13)
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
Preisspanne 150'000
Punkte
100‘000
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Die Themen je nach Phasen
• 1. Phase – der Erlass der Vergabeverfügung: Inhalt, Zuständig-
keiten, Begründung, Rechtsmittelfrist
• 2. Phase – Fristenlauf: Debriefing, Begründung
• 3. Phase – das erstinstanzliche Verfahren: die wichtigen Fragen
• 4. Phase – Wege ans Bundesgericht?
9. Zuschlag, Fristen und Gerichtsverfahren
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a) 1. Phase - der Erlass der Vergabeverfügung I
• Begründung – was genügt?
Praxis «wirtschaftlich günstigstes Angebot», «beste Erfüllung der
Zuschlagskriterien» - genügend? Unterschiedlich strenge Praxis
Beschluss VG AG vom 23.8.12 (WBE.2012.253) –
Vergabeentscheid ist zu begründen. Hinweis, wonach Akten
eingesehen werden können und Vergabeentscheid zu
bestimmten Terminen mündlich erläutert wird, reicht nicht
Achtung erhöhte Anforderungen z.B. beim Abbruch, vgl. BVGer
B-2449/2012 vom 6.9.12, Verletzung rechtl. Gehör, unheilbarer
Mangel
• Die – kurze – Rechtsmittelfrist: 10/20 Tage. Keine Gerichtsferien!
(Art. 15 Abs. 2 bis IVöB)
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a) 1. Phase - der Erlass der Vergabeverfügung II
• Zuschlag und Absagen mit Verfügung inkl. Rechtsmittel-Belehrung
• Publikation Zuschlag im offenen/selektiven Verfahren (auch im
Nicht-Staatsvertragsbereich) und freihändig erteilte Zuschläge im
Staats-vertragsbereich www.simap.ch
• Formalitäten einer Verfügung werden häufig nicht beachtet:
mögliche Rechtsmittel prüfen!
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• Verfügende Behörde: muss nach Gemeindeordnungen und Organi-
sationsreglementen zuständig sein; Zeichnungsberechtigungen
beachten
• Privater, der im Auftrag der Gemeinde Ausschreibung durchgeführt
hat, darf nie den Zuschlagsentscheid fällen (Nichtigkeit der
Verfügung)
• VB.2010.00002 vom 24.2.2010: "unter vorbehältlicher Zustimmung
des Verwaltungsrates"
• BGer 2C_865/2010 vom 13.4.2011: Delegation an Arbeitsgruppe?
a) 1. Phase - der Erlass der Vergabeverfügung III
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b) 2. Phase - Fristen, Debriefing, Begründungspflicht
• Debriefing
beliebtes Instrument in der Praxis
gesetzlich nicht geregelt
• Schriftliche Begründung kann verlangt werden
Art. 23 BöB, § 38 Abs. 2 SVO: Name, Preis des berücksichtigten
Angebots, wesentliche Gründe für die Nichtberücksichtigung,
ausschlaggebende Merkmale und Vorteile des berücksichtigten
Angebots
Muss sie auch verlangt werden? Verfahrensfehler?
• Recht auf Akteneinsicht / Grundsatz der Vertraulichkeit von
Informationen des Anbieters (Art. 11 lit. g IVöB)
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c) 3. Phase - das erstinstanzliche Verfahren I
Die wichtigen Fragen:
• Prüfen: steht Rechtsmittelweg offen (Geltungsbereich,
Schwellenwerte für Staatsvertragsbereich!)
• Anträge, Beschwerdegründe (Art. 16 IVöB; Art. 31 BöB: nicht
Unangemessenheit)
• Rügepflichten
• Die Beteiligten:
Beschwerdeführer
Vergabestelle
Mitbeteiligte
Weitere: z.B. Experten
• Legitimation
• Aufschiebende Wirkung (Art. 17 IVöB; Art. 28 BöB):
Der Grundsatz und die Ausnahmen
superprovisorisch, definitiv, nachträglich «stand-still»
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b) 3. Phase - das erstinstanzliche Verfahren II
Die wichtigen Fragen:
• Akteneinsicht
• Je nach Kanton:
Referentenaudienz möglich (Zug)
Zwei Instanzen (z.B. Bern, Solothurn)
• Der Verfahrenslauf:
2 Schriftenwechsel – und zusehends mehr
hohes Tempo - erfordert rasches Handeln der Parteien
• Der Entscheid (Art. 18): Anordnung zur Zuschlagserteilung, zur
Neubeurteilung, zum Abbruch, Feststellung Rechtswidrigkeit – oder
Abweisung
• Kognition beschränkt
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d) 4. Phase - Wege ans Bundesgericht?
• BGG Art. 83 lit. f: nicht zulässig:
1. wenn der geschätzte Wert des zu vergebenden Auftrags den
massgebenden Schwellenwert des [BöB oder bilat. Abk. CH-EU]
nicht erreicht
2. wenn sich keine Rechtsfrage von grundsätzlicher Bedeutung stellt
• Kein «stand-still» im Rechtsmittelverfahren vor Bundesgericht –
aber: vorsorgliche Massnahmen beantragen, superprovisorisch
Vertrags-abschluss verbieten lassen
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• wichtig: jeweils geltende Erlasse konsultieren
• Kantone: www.be.ch, www.zh.ch, etc.
• Bund: www.admin.ch
• www.beschaffung.admin.ch
• www.gimap.ch
• www.beschaffungswesen.zh.ch
• www.simap.ch
• www.shab.ch
• www.bfm.admin.ch
• www.bger.ch
• www.bundesverwaltungsgericht.ch
• www.vgrzh.ch
Fundstellen im Internet