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Nach dem votum heißt es bald: Bye, bye, little Britain!Chaos – und wie es weitergehen könnte: medianet-Exklusivinterview mit dem führenden Wirtschaftsexperten Bernhard Felderer. 26

Grundrecht Wohnen Trotz steigender Preise wird fleißig weitergebaut.

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Dominoeffekt Großbritannien könnte bald Geschichte sein, Jobverluste drohen 27

Multifunktional Wie man aus Gebäuden (deutlich) „mehr“ machen könnte 30

Modellhaft Architekt Johannes Baar-Baarenfels schmückt Sofia mit einem Wahrzeichen 31

reiheneffekt Raiffeisen zum zehnten Mal größte Bankengruppe Österreichs 32

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IATX (Schluss 29.6.) 228,79 -1,55%

▲ Buwog 3,48%

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▼ Immofinanz -8,77%

3,48%Buwog

-8,77%Immofinanz

IATX 23.–29. Juni 2016

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Bernhard Felderer: Also bei den Handelsbeziehungen hält sich das in Grenzen. Ich glaube, Großbri-tannien als Exportmarkt spielt keine so große Rolle. Das ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass sich etliche gefährliche Tendenzen aufzeigen – eine ist, dass Schott-land und andere Teile jetzt anfan-gen, auch zu sagen ‚Wir wollen weg vom UK‘, und dass da so eine Ab-bruchtendenz entsteht.

Wir glauben, dass das derweil nicht zu Ende ist. Wir glauben, dass es ohne eine umfassende Reform, die wachstumsfördernd ist und die Angela Merkel jetzt angeblich vorbereitet hat – aber ich kenne diesen Vorschlag immer noch nicht –, nicht gehen wird.

Also Europa wächst zu langsam, die Staaten wie England, die hö-here Wachstumsraten haben, die ihren Nationalstolz beflügeln wol-len, denen geht das zu langsam. Ich glaube, dass man durch interne Reformen eine höhere Akzeptanz schaffen muss und dass man vor-läufig nicht ständig die politische Union beschwört, sondern dass man die Vorteile der wirtschaftli-chen Union herausstreicht.

medianet: Die Brexit-Proponenten bestreiten, dass es diese Vorteile gibt ...Felderer: Das kann kein Land be-streiten, dass es große Vorteile aus dieser Union gegeben hat – das könnten auch die Briten nicht. Im Gegenteil, wenn die Briten ihre Handelsbeziehungen zu Europa abbrechen und sie würden einen 15%-Zoll für alle Waren einfüh-ren, die von Großbritannien nach Europa gehen – umgekehrt würde die EU das dann natürlich auch machen –, dann würde das den Handel in Großbritannien sehr schwächen. Es würde viele Stand-orte, viele Industrieunternehmen in

Großbritannien sehr stark treffen. Die würden Aufträge ohne Weiteres zu 20 bis 40% verlieren. Das heißt, es würde in Großbritannien zu ei-ner erheblichen Krise führen, deren Anpassung Jahre in Anspruch neh-men würde.

medianet: Was halten Sie für das wahrscheinlichste Szenario?Felderer: Ich glaube, dass die Bri-ten alles versuchen werden, das zu verhindern und möglichst nah an der EU zu bleiben – ohne aller-dings den Mitgliedsbeitrag zahlen zu müssen und ohne den Regeln unterworfen zu sein.

Das aber wird Grenzen haben für die Europäische Union, das hat man auch bei den Verhandlungen mit der Schweiz gesehen, eine reine Freihandelszone wird sehr ungern gesehen, weil dahinter nämlich Wettbewerbsprobleme vermutet werden.

Daher müssen sie die Mobilität der Produktionsfaktoren und al-le Grundfreiheiten akzeptieren; dahinter liegen wieder etliche Re-gulierungen, wie z.B. der Arbeits-märkte – da wird ein großes Bündel von Regeln und Vorschriften über-nommen werden müssen. Aber die Briten sind dann nicht mehr Mit-glied und können diese Vorschrif-ten gar nicht mitgestalten ...

medianet: Wie lange kann es dau-ern, bis sich die Nebel lichten?Felderer: Das alles wird sich in den nächsten Wochen herausstel-len, wenn sie Folgendes machen: Sie kündigen ihre Mitgliedschaft nicht und warten ein, zwei Jahre – es könnt ja durchaus sein, dass bis dahin die Meinung in Großbri-tannien so stark umgeschlagen hat, dass sie mit der bisherigen Lösung sehr zufrieden sein werden.

Ob die Europäische Union dann allerdings noch mit den alten Re-

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Das Ergebnis der britischen EU-Abstimmung hat den Kontinent in Geiselhaft genommen. Die Insu-laner sind möglicherweise einem gigantischen Lügenkonstrukt auf-gesessen und Rattenfängern wie dem „froschmäuligen Rechtspopu-listen Nigel Farage“ (Copyright: Der Standard/Rauscher) und seinem wirrhaarigen Counterpart Boris Johnson auf den Leim gegangen. Nach der Abstimmung zeigt sich: Es fehlt den Briten der Plan – auch den Gewinnern der Abstimmung. Ein offizielles Austrittsgesuch wurde noch immer nicht abgege-ben; weil das Referendum für das Parlament nicht bindend ist, meint der führende Wirtschafts experte Bernhard Felderer, dass der Aus-tritt still und heimlich im engli-schen Nebel verschwinden könnte. medianet sprach mit ihm über die Auswirkungen.

medianet: Wie schlimm ist der Brexit für Österreich?

geln einverstanden sein wird, ist ebenfalls noch unklar. Sicher ist, es ist sehr viel Unruhe jetzt über uns zusammengebrochen.

Aber wirtschaftlich glaub ich, müssen wir uns nicht so fürchten, hier wird mehr Hysterie produ-ziert, als wir letzten Endes an Scha-den haben werden. Wenn es so weit kommt, dass es Handelsschranken geben würde, also Exporte und Im-porte behindert werden durch Zöl-le oder sonstige Vorschriften, dann würde natürlich der Schaden auf beiden Seiten groß sein.

Größer noch auf der Seite Groß-britanniens, weil die einen viel größeren Anteil nach Europa ex-portiert haben als Europa nach Großbritannien. Aber insgesamt, glaube ich, ist halt jetzt ein Prob-lem entstanden, das sich erst lang-sam abwickeln wird.

medianet: Könnte die Sache viel-leicht noch glimpflich ausgehen?.Felderer: Wir müssen warten, bis wir mehr wissen. Es kommt zum ungünstigen Zeitpunkt, denn wir haben, wie Sie wissen, ein geringes Wachstum, geringer als große Teile der Welt, wie die USA oder Asien.

Wir haben das Problem, dass sich dieses Wachstum auf gerin-gem Niveau zu verstetigen scheint, also wir brauchen eigentlich bald große, zusätzliche Impulse, und es ist klar, dass der Weggang eines doch grundsätzlich liberalen, un-ternehmensnahen Landes – mehr oder weniger unternehmensnah, solang die Sozialdemokraten re-giert haben –, dass dieser Weg-gang für die Wirtschaftspolitik für die Europäische Union natürlich nicht als positiv angesehen wird. Umso wichtiger wird es werden, was Merkel und ihre Partner als Reformschritte zur wirtschaft-lichen Reform jetzt vorschlagen werden.

Ins eigene Knie geschossenKein westeuropäisches Land hat in der Nachkriegszeit so viel Schaden angerichtet wie die Briten mit ihrem Brexit. medianet sprach mit dem führenden Wirtschaftsexperten Bernhard Felderer über die Auswirkungen.

Der Doyen Der Wirtschafts-wissenschafter Bernhard Felderer ist auch Präsident des Österreichi-schen Fiskalrats. Er führt interna-tionale Bera-tungstätigkeiten für Regierungen, Ministerien in Österreich, aber auch in Deutsch-land durch.

Alles Chimäre 350 Mio. £ pro Woche – statt für die EU sollten sie das britische Gesundheitssys-tem unterstützen, versprach das Brexit-Lager. Der britische Rechtspopulist Nigel Farage hat sich davon nun distanziert.

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Wenn Exporte und Impor-te durch Zölle behindert werden, dann würde der Schaden auf beiden Seiten groß sein – größer auf der Seite Großbritanniens.

26 fInAnCe:COVeR Freitag, 1. Juli 2016

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medianet.at Freitag, 1. Juli 2016 FINANCE:COVER 27

••• Von Reinhard Krémer

WIEN/LONDON. Die Koffer habe er noch nicht gepackt, sagt Florian Hartig: „Es wird wohl auch keine dramatischen Veränderungen bei bestehenden Arbeitsgenehmigun-gen geben.“ Für neue Arbeitsgeneh-migungen rechnet der Banker, der seit 20 Jahren in London arbeitet, nach dem erfolgten Austritt aber sehr wohl mit Schwierigkeiten. „Unterm Strich haben das Haupt-problem der ganzen Sache die Eng-länder. So werden auch die Märkte noch eine Weile volatil bleiben.“

Der Tod der Londoner CityBeim Finanzplatz London könnte sich sehr wohl einiges ändern, so Hartig: „Man munkelt in Banker-kreisen, Banken wie JP Morgan könnten nach Madrid und franzö-sische Banken nach Paris und etwa die Deutsche Bank nach Frankfurt abwandern. Bis zu 70.000 Jobs aus der Finanzwelt könnten aus London auf den Kontinent verlegt werden.“

Dazu käme auch der Kosten-faktor, der viele Unternehmen ver-leiten könnte, der City schnell den Rücken zu kehren: „Ein Job im Finanzbereich, der dem Unterneh-men hier 100.000 Pfund, also rund 120.000 Euro pro Jahr kostet, ist am Kontinent für nur 60.000 Euro zu haben – das ist ein gravierender Kostenfaktor.“

Glücklich mit dem Ausgang des Referendums sind jedenfalls viele nicht, auch einige der Befürworter nicht, sagt Florian Hartig: „Es hat sich gezeigt, dass einige Verspre-chen, die gemacht wurden, einfach nicht oder nur bedingt der Wahr-heit entsprechen. Man kann nicht sagen: Dieses Land ist im Freuden-taumel – vielmehr sind viele Men-schen zutiefst verunsichert.“

Noch dazu droht das Auseinan-derbrechen Britanniens: „Wenn Schottland geht, könnte das eben-falls neue Probleme zeitigen, denn der Haupthandelspartner der Schotten sind natürlich die Englän-der. Wenn dann die einen in der EU sind, die anderen aber nicht, und Zölle eingeführt werden, könnte das sehr schwierig für den Handel werden.“

Jungen die Zukunft genommenFür die irische Staatsbürgerschaft angestellt hat sich der Brite Alas-tair McEwen, der fast sein ganzes Leben in Österreich verbracht hat, noch nicht: „Ich überprüfe gerade, ob ich einen schottischen Pass be-komme“, feixt der Boss der Donau Brokerline.

Die Motive für die Brexit-Ent-scheidung sieht McEwen in der starken Migration nach Britannien – und in unseriösen Lösungsmög-lichkeiten begründet: „Nicht an al-lem, was in Großbritannien schief-gelaufen ist, ist Brüssel schuld. Das waren Entscheidungen, die in Dow-ning Street 10 getroffen wurden. Die Argumente der Brexit-Befürworter waren in Wahrheit eine krasse Irre-führung der Bevölkerung. Und ganz besonders schlimm: Man nimmt

den jungen Leuten mit dem Brexit die Zukunft.“ Die Älteren, die Zeit ihres Lebens von den Vorteilen der EU über die letzten Jahrzehnte pro-fitiert haben, haben dies jetzt, wie die Demografie zeigt, mit ihrem mehrheitlichen „Leave“ der jungen Generation genommen, ist McEwen

überzeugt. Zum Austritt Großbri-tanniens aus der EU sieht der Chef der Donau Brokerline keine Alter-native: „Es wird jetzt in der Folge zu einem Domino-Effekt kommen: Schottland, Nordirland und Teile von Wales werden sich von Groß-britannien verabschieden.“

„Jetzt kommt der Domino-Effekt“medianet sprach mit dem britischen Versicherungsmanager in Wien, Alastair McEwen, und dem österreichischen Banker in London, Florian Hartig, über den Fall-Out des Brexit.

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Top-Banker Florian Hartig (li.), Versicherungsboss Alastair McEwen.

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wurde hier gut bedient: Im Innen-hofbereich liegen „community gar-dens“, deren Gestaltung gemein-sam mit den Bewohnern erfolgt. Die teilweise überdachten Kinder- und Jugendspielplätze sowie ein Gemeinschafts- und Kinderspiel-raum verfügen über einen Zugang zum Grünbereich und sollen das „Wohnen miteinander“ fördern.

Vielfältige Freizeitgestaltung versprechen das Mühlwasser, die Alte Donau und die Donauinsel so-wie der Nationalpark Donau auen-Lobau. Sportlich Aktive finden zahlreiche Möglichkeiten der Be-tätigung im benachbarten Strand-bad Stadlau oder auf umliegenden Radwegen.

Ein neuer MarktteilnehmerIn einer ähnlichen „Liga“ bzw. Größenordnung wie die Buwog- und ÖSW-Projekte „spielt“ auch

wohn:park:zwölf zwischen Arndt-straße und Schönbrunner Straße im zwölften Wiener Gemeinde-bezirk.

Eine Besonderheit an diesem Projekt ist der Betreiber, denn es handelt sich um die Welser Consulting Company. „Mit dem wohn:park:zwölf ist uns ein per-fekter Start in Wien gelungen“, sagt Geschäftsführer Florian Kammer-stätter. „Wir haben fast 30 Mio. Euro investiert und offenbar genau den Wohngeschmack der Wiener getroffen. Darüber hinaus haben viele unserer oberösterreichischen Stammkunden nun auch bei unse-rem ersten Projekt in der Bundes-hauptstadt investiert.“

Bei Fertigstellung waren 98% der Wohnungen verkauft, und die Bauarbeiten konnten früher als ge-plant abgeschlossen wurden – da offenbar alles gut funktioniert hat,

28 GRUNDRECHT WOHNEN Freitag, 1. Juli 2016

••• Von Paul Christian Jezek

Es geht um Grundsätz-liches bzw. Grund-werte – und „Leistba-res“ Wohnen ist (und bleibt) eine Wort-Iko-ne in diesem Sommer 2016 in Österreich.

„In unserer Gesamtstrategie im Bereich Wohnungsneubau spielen leistbare Mietwohnungen schon immer eine wichtige Rolle – jüngst etwa bei den Projekten ,South-gate‘ und ,Otterweg‘“, sagt Andreas Holler, für das Development ver-antwortlicher Geschäftsführer bei der Buwog, einem der wichtigsten Marktteilnehmer.

Vor Kurzem hat die Buwog in der Vorgartenstraße 98 im 2. Wiener Gemeindebezirk am alten Nord-bahnhof-Areal ein mehr als 6.000 m² großes Grundstück erworben. Als Teil des neuen Stadtentwick-lungsgebiets Nordbahnhof und im Rahmen der Wiener Wohnbauiniti-ative wird dort ein Projekt für rund 170 Mieteinheiten geplant: In un-mittelbarer Nähe zum rund 31.000 m² großen Rudolf-Bednar-Park soll hier – genau! – „Raum für leist-bares Wohnen“ entstehen. Darauf werde in der Planung des Projekts mit dem Architekturbüro BEHF Corporate Architects besonders ge-achtet, meint Holler. „Die Grundris-se und Konzepte sollen sowohl Sin-glehaushalte, junge Menschen, die ihre erste Wohnung beziehen, als auch Familien und ältere Bewohner ansprechen.“

In der Vorgartenstraße hat die Buwog bereits 2013 das klima:aktiv „Gold“-Projekt „Wohnen für Junge und Junggebliebene“ realisiert. Die nun geplanten rund 170 Mietwoh-nungen sollen in den Bestand der Buwog gebaut werden, die Gesamt-investitionskosten für das Projekt belaufen sich auf fast 30 Mio. €.

Die Landmark am MühlgrundSolche Wohnungen gibt‘s (auch) in Donaustadt. Dort erfolgte erst vor wenigen Tagen – genau am 23.6. – in der Fahngasse 6 die Übergabe des Projekts „Mühlgrund II – offen für mehr“ an die künftigen Bewoh-ner. Die ÖSW AG als größter pri-

Am MühlgrundDie ÖSW AG und die Nerma Lins­berger ZT GmbH errichteten in Wien Donaustadt mehr als 140 Wohnun­gen.

KasernenarealIn Graz wird auf fast 6 ha ein staat­liches Wohnbau­projekt realisiert.

Wohnen soll sich endlich wieder lohnenWien, Graz und fast überall in Österreich: Es wird eifrig gebaut, Kasernen bzw. vorhandene Areale werden neu genutzt – und die Preise und Mieten steigen weiter.

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Andreas Holler GF Buwog (Development)

vater gemeinnütziger Bauträger in Österreich (verwaltet ca. 56.000 Einheiten) errichtete hier in Zu-sammenarbeit mit Nerma Linsber-ger ZT GmbH eine Anlage mit 142 geförderten Mietwohnungen mit zwei bis vier Zimmern mit 50 bis 112 m² sowie Loggien bzw. Balko-ne oder Terrassen; hinzu kommen 14 nutzungsflexible Ateliers sowie fünf Wohnungen der Volkshilfe im Erdgeschoß.

Neben der Abstimmung auf un-terschiedliche Bedürfnisse der Be-wohner wurde hier besonderes Au-genmerk auf die Energieeffizienz gelegt. Der Einsatz von Fotovoltaik zur Energieversorgung sowie die Verwendung wartungsarmer wie langlebiger Materialien helfen, Heiz- und Betriebskosten zu spa-ren. Und noch ein aktueller Trend

Wien braucht dringend größere Projekte mit güns-tigen Mieteinheiten, die modern und vorausschau-end errichtet werden.

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medianet.at Freitag, 1. Juli 2016 GRUNDRECHT WOHNEN 29

plant die Consulting Company be-reits weitere Wohnbauprojekte in Wien: Vor Kurzem wurde eine Lie-genschaft in Breitensee erworben, noch für heuer ist der Baustart für eine Anlage mit 80 Wohnungen in der Leyserstraße in Penzing ge-plant; dort realisiert die von der Consulting Company gemeinsam mit Investoren gegründete CC Wien Invest auf einer 4,1 ha gro-ßen Teilfläche der Körner-Kaserne im 14. Bezirk Wiens größtes priva-tes Wohnbauprojekt, bei dem kürz-lich der städtebauliche Wettbewerb gestartet wurde. Allein beim ersten Besichtigungstermin für das Ge-lände waren 60 Büros vertreten.

Im Juli wird die Jury unter Vor-sitz des renommierten deutschen Architekten Arno Lederer jene Bü-ros auswählen, die ihre Konzepte weiterentwickeln werden; in der dann folgenden zweiten Stufe des

Wohnpark In der Wiener Donaustadt baut die Buwog den Wohnpark „Am Otterweg – Woh­nen im Grünen“ mit insgesamt 120 Wohnein­heiten und einer Wohnnutzfläche von mehr als 10.300 m².

Urban & leistbarDie Rustler Immo­bilienentwicklung GmbH setzt laut GF Markus Brandstätter auf „ausgeklügelte und kompakte Wohnraum­De­signs ab 38 m2“ wie in der Geibel­gasse (Bild).

Klein, aber fein Den Immobilien­trend „smart – urban – trendy“ bedient die Rust­ler Immobilienent­wicklung GmbH aktuell u.a. mit 20 freifinanzierten Eigentumswoh­nungen in der Geibelgasse 8 in 1150 Wien.

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Wettbewerbs sollen die Teilnehmer ihr Team um Landschaftsplaner verstärken und ein Freiraumange-bot schaffen, das für die künftigen Bewohner und die Bevölkerung der Umgebung vielfältige, attraktive Aufenthaltsmöglichkeiten schafft. Die Bebauung des Areals wird dann durch die Consulting Compa-ny und weitere renommierte Wohn-bauträger erfolgen.

Trendthema „Kasernen“Was das Bundesheer nicht mehr braucht, ist den Immobilienent-wicklern durchaus recht – das gilt auch für die steirische Hauptstadt.

So entwickelt die ARE Austrian Real Estate Development GmbH gemeinsam mit der Immovate auf der rund 5,7 ha großen Liegen-schaft der Kirchner Kaserne in Graz ein Wohnbauprojekt. Diese Kaserne wurde im Mai von einer Immovate-Tochter aus dem Eigen-tum des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport um 11 Mio. € angekauft. Die ARE wird sich an der Kirchner Projektent-wicklungs GmbHzu 49% beteiligen. Das städtebauliche Verfahren läuft, der Baubeginn erfolgt voraussicht-lich 2019.

Derzeit besteht die Kaserne aus 31 Objekten, darunter mehrere Mannschafts- und Sanitätsgebäu-de, Lager, Garagen, Bunker und ein Stabsgebäude. Die genauen Para-meter für die zukünftige Wohnbe-bauung sowie die Grün- und Frei-raumgestaltung erarbeiten Immo-vate und ARE gemeinsam mit der Stadt Graz in einem städtebauli-chen Workshopverfahren – damit soll sichergestellt werden, dass die Interessen der Anrainer, der Stadt sowie der zukünftigen Bewohner dieses Stadtentwicklungsgebiets bestmöglich gewahrt sind.

Leistbares WohnenGenerell sind in Österreich jedoch die Mieten in den vergangenen fünf Jahren deutlich stärker ge-stiegen als die Inflation. (Das liegt aber nicht „nur“ am Anstieg des

Mietzinses, sondern ebenso an der gleichzeitig starken Erhöhung der Betriebskosten, wie die Agenda Austria nachgerechnet hat – siehe Grafik unten.)

Deshalb fordert die ARGE Eigen-heim – ein Zusammenschluss von rund 100 gemeinnützigen Bauträ-gern in Österreich – einen „Stopp bei Regelungen, die den Miet-wohnbau kontinuierlich verteu-ern“. „Wohnen muss wieder billi-ger werden, aber jede Regelung, die kommt, verursacht genau das Gegenteil“, kritisiert Christian Struber, Bundesobmann der ARGE Eigenheim. „Wir brauchen hier dringend eine Schubumkehr!“

Die Durchschnittsmiete liegt der-zeit laut Statistik Austria inklusive Betriebskosten bei 7,1 € pro m2, bei Neubauten sogar bei 9,7 €. „Die Preise bei den Gemeinnützigen lie-gen im Schnitt rund 20% darunter“, sagt Struber. Die schlechte Nach-richt: „Es wird immer schwieriger, dieses Niveau zu halten.“ So wür-de die geplante Umsetzung der Kreditvergaberegelung Basel IV den Mietwohnbau extrem ver-teuern. „Bei einem Fremdfinanzie-

rungsanteil von 60 bis 80% findet bei Mietwohnbau-Finanzierungen derzeit ein Risikogewicht von 35% Anwendung“, warnt Alfred Graf, Obmann-Stv. des Österreichischen Verbandes Gemeinnütziger Bauver-einigungen. „Durch Basel IV erhöht sich das Risikogewicht auf 90% – das würde die Kreditkosten für Neubauten massiv erhöhen.“

Um den Preisanstieg für Wohn-raum in den Griff zu bekommen, müsse es vor allem (auch) gelingen, die Raumordnungsvereinbarungen zur Baulandmobilisierung verfas-sungsrechtlich zu manifestieren; eine entsprechende Änderung in der Bundesverfassung läuft der-zeit und soll heuer noch umgesetzt werden. Ebenso sollen verstärkt innovative Wege wie Grundstücks-beschaffung im Baurecht oder der Start von Sonderwohnbauprogram-men in Kooperation mit den Kom-munen beschritten werden.

So sind z.B. in Niederösterreich an 100 Standorten insgesamt 800 Wohnungen mit einer Größe von 58 m2 für eine Nettomiete von 250 und einen Eigenmittelanteil von maximal 2.000 € geplant. Die Ge-meinden stellen dafür die Grund-stücke nahezu kostenlos im Bau-recht zur Verfügung. Die erhöhten Anforderungen des Wohnbauförde-rungsgesetzes müssen dabei nicht erfüllt sein, sondern es genügt der einfache Bauordnungsstatus.

Architektonisch ansprechendDie Gemeinnützigen sind übrigens auch im Eigentumsbereich aktiv; Beispiele dafür sind u.a. die ge-förderten Wohnanlagen Freiraum Maxglan (357 Miet-, Mietkauf- u. Eigentumswohnungen) oder Ginz-key Carré (80 Mietwohnungen) in der Stadt Salzburg sowie in der Attemsgasse in Kagran West (101 Mietwohnungen) oder am ehemali-gen Mautner-Markhof-Gelände am Wilhelm-Weber-Weg im 11. Wie-ner Bezirk (65 Mietwohnungen, 26 Heimeinheiten) sowie in der Per-fektastraße (115 Wohnungen) im 23. Wiener Bezirk.

„Unser Ziel ist es, in Kooperation mit renommierten Partnern archi-tektonisch ansprechende Projekte zu realisieren, die sich städtebau-lich optimal in die Umgebung ein-fügen, ohne dabei die Leistbarkeit der Wohnungen und den vernünf-tigen Einsatz von Wohnbaugeldern aus den Augen zu verlieren“, sagt ÖSW-Vorstand Michael Pech.

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VORBILDLICHER BAU

Goldene Kelle für Marketagent.comBADEN. Die neue Firmenzentrale des Instituts Marketagent.com wurde mit der „Goldenen Kelle“ für vorbildliche Baugestaltung in NÖ ausgezeichnet. Geplant und begleitet wurde das Projekt vom Architekturbüro junger_beer.

Dabei wurde der historische, denkmalgeschützte, der Straße zugewandte Baukörper eines alten Winzerhauses in ein atmosphä-risch dichtes, zeitgemäßes Büroge-bäude transformiert, das in einem architektonischen Spannungsver-hältnis zu neu geschaffenen, hof-seitigen Bürozubauten steht. Diese öffnen sich großzügig hin zum ruhigen Hof- und Gartenbereich mit einem alten Nussbaum im Zentrum. Die haptische Intensität des alten Winzerhauses wurde da-bei aufgenommen und anhand der gewählten Materialien in den Ein- und Zubauten weitergeführt. (pj)

30 IMMOBILIENENTWICKLUNG Freitag, 1. Juli 2016

WR. NEUDORF. Für Architekt Georg Soyka ist die multifunkti-onale Nutzung von Gebäuden et-was Wünschenswertes: „Städte leben dadurch, dass sich Tag und Nacht etwas abspielt. Dies wirkt sich darüber hinaus positiv auf das Sicherheitsgefühl der Bewoh-

ner aus. Auch die Politik greift die-ses Thema schon auf und schreibt etwa hybride Sockelzonen vor.“

Jedoch stimmen die gesetzlichen Rahmenbedingungen vielfach noch nicht, um dieses Thema umzuset-zen; da seien andere Länder schon um einiges weiter. Dennoch werden

schon Vorschläge wie Hoch- statt Tiefgaragen – in Hinblick auf mög-liche Nachnutzungen – verfolgt.

Auch für Arnold Vielgut (Vasko + Partner Ingenieure ZT) ist Flexibili-tät ein zentrales Thema in der Pla-nung; er stellt jedoch kritisch fest, dass zu viel Flexibilität auch der Architektur schaden könne. Zudem würde die in Österreich herrschen-de Überregulierung Planungen nicht gerade erleichtern.

Einigkeit herrscht darüber, dass etwa Gründerzeithäuser ein sehr positives Beispiel für die multi-funktionale Nutzung darstellen – hohe Raumhöhen erlauben vieles, so funktioniert die Nutzung als Wohnung, Büro oder Ordination auch heute noch.

Shared EconomyFür Andreas Holler von der Buwog Group bedeutet Multifunktionali-tät vor allem die Überlegung, wel-che Allgemeinräume im modernen Wohnbau multifunktional für die Bewohnern nutzbar gemacht wer-den. In der großen Dimension sieht er wiederum die Kombination von Nutzungen, wie etwa Hypermarkt und Volksschule, oder Shopping-center in Kombination mit Wohnen (aktuelles Beispiel: die Wohnbe-bauung des Auhofcenters).

Auch für Andreas Ridder von CBRE ist die Shared Economy ein Megatrend: „Wo Flächen teuer sind, werden Immobilien mehrfach genutzt: tagsüber als Büro und am Abend als Restaurant. Dieses Bei-spiel findet sich etwa in San Fran-cisco. In Österreich wird’s vermut-lich noch etwas länger dauern.“

Und: Je teurer die Gegend, desto eher ist – aus Developer-Sicht – ein Abriss und danach eine Neubebau-ung wahrscheinlicht. (pj)

Vom Sparen an den falschen StellenDie multifunktionale Nutzung von Gebäuden war Thema des Blaue Lagune-Dialogs im „schwimmenden“ LISI-Haus, dem Gewinnerhaus des Solar Decathlon 2013, in Wiener Neudorf.

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Georg Soyka, Andreas Holler (Buwog), Andreas Ridder (CBRE), Christian Murhammer (Fertighausverb.), Erich Benischek (Blaue Lagune), Arno Vielgut (Vasko + Partner, v.l.).

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••• Von Paul Christian Jezek

SOFIA. Auf dem Nezavisimost – dem wahrscheinlich wichtigsten Platz im historischen Zentrum von Sofia – hat Baar-Baarenfels in Kooperation mit seinem bulgari-schen Architekten-Kollegen Hristo Guentchev drei filigrane Glasgit-terschalen zur Überdachung einer 2.500 Jahre alten Ausgrabungs-stätte geplant und umgesetzt. Die archäologischen Fundstätten stam-men aus Zeiten der römischen Kai-ser Galerius und Konstantin des Großen und zählen zu den ältesten und größten in Osteuropa.

„Die drei Kuppeln werden von zwei Brücken getrennt“, erklärt Baar-Baarenfels. „Sie erlauben ein Umschreiten der Ausgrabungs-stätte und geben Einblick auf die darunterliegenden archäologischen Schätze. Gleichzeitig bieten die Glaskuppeln von innen einen Blick auf die stalinistische Architek-tur des Stadtzentrums Sofias und spiegeln diese durch ihre gläserne Oberfläche wider.“

Aufbruchssymbol für SofiaDie drei filigranen Membranstruk-turen aus Stahl und Glas, deren spannungsgeladene Form mittels ein- und zweifach gebogener Glas-panelen realisiert wurde, über-spannen eine Fläche von rund 16 mal 16 Meter; die bewusst niedrig gehaltene Stichhöhe von 2,10 Me-tern (um den Platz nicht in zwei Straßenräume zu zergliedern) war eine statische Herausforderung.

Die drei flachen Schalentrag-werke fügen sich in ihre Umge-bung ein, andererseits transfor-mieren sie diese und stellen einen Gegenpol zur monumentalen, sow-jetischen Platzarchitektur dar. „Die

Relevanz des Werks geht über die bloße architektonische Bedeutung hinaus“, sagt der Wiener Architekt.

„Es liegt direkt vor dem bulgari-schen Parlament, dem Ministerrat und der Präsidentschaftskanzlei und kann ein Zeichen des Auf-bruchs für die Stadt sein.“

Planung, Baugenehmigung und Bau dauerten rund zwölf Monate. Durch die avantgardistische Archi-tektur mitten im Zentrum von Sofia hofft Baar-Baarenfels, ein „neues Bewusstsein für den öffentlichen Raum und das kulturelle Erbe ge-schaffen zu haben“.

Ein Wiener baut für BulgarienArchitekt Johannes Baar-Baarenfels hat im Zentrum von Sofia mit drei filigranen Glaskuppeln ein neues Wahrzeichen auf historischem Boden errichtet.

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CENTER MANAGEMENT

Viel zu tun in Polen und RumänienWIEN. Insgesamt neun Shopping Center im Eigentum der Immo-finanz werden ab sofort von den Center-Management Experten von CBRE betreut; somit wächst das von CBRE in Zentraleuropa gemanagte Portfolio um weitere rund 250.000 m2 auf annähernd 2,5 Mio. m2.

Die vier rumänischen Einkaufs-zentren – Polus Center in Cluj, Maritimo Shopping Center in Con-stanta, Gold Plaza in Baia Mare und Pitesti Mall – umfassen rund 150.000 m2 Verkaufsfläche und ins-gesamt 600 Mieter, darunter alle namhaften Fashion Labels sowie Entertainment Center, Nahversor-ger und Gastronomie.

In Polen umfassen die fünf Retail-Immobilien – Swinoujscie, Szczytno, Stalowa Wola, Piła und Tarasy Zamkowe in Lublin – rund 100.000 m² Fläche. (pj)

Avantgardistische Architektur von J. Baar-Baarenfels mitten im Zentrum von Sofia.

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medianet.at32 BanKInG/MaRKETS Freitag, 1. Juli 2016

••• Von Helga Krémer

WIEN. Bereits zum zehnten Mal in Folge ist die Raiffeisen Banken-gruppe Österreich (RBG), gemessen an der Bilanzsumme (2015), die größte österreichische Banken-gruppe. Den ersten Platz konnte die RBG vergangenes Jahr auch bei den Kundenanteilen wieder für sich beanspruchen. Die Marktan-teile bei Einlagen und Wertpapier-fonds stiegen leicht an, die Ent-wicklung bei den Krediten blieb auf nahezu gleichem Niveau.

„Das Niedrigzinsumfeld, die schwierige Situation in manchen Märkten sowie die Dominanz re-gulatorischer Vorgaben und Zu-satzbelastungen beeinflussen die Bankbilanzen innerhalb der ge-samten Branche – die Ergebnisse

innerhalb der RBG sind angesichts dieses Umfelds umso erfreulicher“, meint Walter Rothensteiner, Ge-neraldirektor der Raiffeisen Zen-

tralbank Österreich AG (RZB) und Sprecher der Raiffeisen Banken-gruppe. Mit einer Bilanzsumme von rund 280 Mrd.€ liegt Raiff-

eisen um knapp 80 Mrd.€ vor der zweitplatzierten Bankengruppe; für die RBG ist das ein minimaler Rückgang von -2,08%. Betriebser-träge und -aufwendungen sanken um -3,74% resp. -11,81% im Vorjah-resvergleich. Das Betriebsergebnis stieg um 19% auf 3,363 Mrd. €.

Mit Digitalisierung in die ZukunftEin Marktanteil von rund 40% und rund 1,7 Mio. Online Banking-Kun-den mache Raiffeisen in diesem Geschäftsfeld zum Marktführer. Bis zu 1.000.000 Log-ins in das ELBA-Internet, dem Raiffeisen-Online Banking, würden täglich verzeichnet, heißt es bei der Bank.

„Die Digitalisierung ist Teil aller Lebensbereiche geworden. Auch im Bankgeschäft sind digitale Angebote von Kundenseite stark nachgefragt; darauf reagieren wir mit dem heuer gestarteten Pro-gramm ‚Digitale Regionalbank‘, sagt Rothensteiner und erläutert die Programmidee: „Innerhalb der nächsten drei Jahre investiert die RBG 70 Mio. Euro und forciert den Multikanalvertrieb und die Vernet-zung von regionaler und digitaler Präsenz.“

Schon wieder die GrößtenDie RBG ist seit 2006 die größte Bankengruppe Österreichs. Wäre das Umfeld nicht so schwierig – es wäre fast langweilig.

RZB-Generaldirektor Walter Rothensteiner setzt auf die „Digitale Regionalbank“.

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9. WIEnER BöRSE pREIS

voestalpine holt Börse-HattrickWIEN. Bereits zum dritten Mal in Folge ging der Preis für die beste Medienarbeit börseno-tierter Unternehmen an den Stahlkonzern voestalpine AG. „Eine offene und transparente Kommunikation bildet einen wichtigen Eckpfeiler für das Anlegervertrauen und somit auch für Investitionsentschei-dungen“, erklärte der Juryvor-sitzende Wolfgang Nedomans-ky, Leiter APA-Finance.

„Die Auszeichnung bestärkt uns in der Strategie, stets un-mittelbar, transparent und klar zu kommunizieren sowie aktiv mit Vertretern der Medien in Kontakt zu stehen“, sagt Head of Group Communications und voestalpine-Konzernsprecher Peter Felsbach. „Wir nehmen die entgegengebrachte Wert-schätzung als Ansporn, die hohe Qualität in der Zusam-menarbeit permanent weiter zu verbessern und bedanken uns bei der Jury“, so Felsbach. Das Investor Relations Team der voestalpine erzielte den 2. Platz in der Kategorie ATX.

SEcuRE payMEnT TEch.

Bei Hervis mit Handy bezahlenWIEN. Nach dem Lebens-mittel- nun der Sporthandel. Hervis führt als erster gro-ßer Sportartikelhändler die Bezahlung per Blue Code am Handy-Display an allen 91 Standorten österreichweit ein. Die Blue Code-Anwendung des heimischen Mobile Payment-Technologieführers Secure Payment Technologies ist mit allen gängigen Android-Smartphones, iPhones und Apple Watches kompatibel und funktioniert in Verbindung mit jedem österreichischen Giro-konto. „Wir freuen uns, dass wir mit Hervis einen starken Partner im Sport- und Freizeit-Bereich gewinnen konnten, der zu den heimischen Vorreitern bei zukunftsorientierten On-line- und Mobile-Strategien im Handel gehört und innovative Technologien wie Blue Code forciert“, sagt Michael Suitner, Geschäftsführer von Secure Payment Technologies.

STylER EThIK BanK

3.000 €-Spende an Niclas StiftungST. AUGUSTIN. Treuhandstif-tungen erfordern kein großes Startkapital, wirksame Hilfe können sie trotzdem leisten. Zum Beispiel die Niclas Stif-tung, die 2006 beim Stiftungs-zentrum der Steyler Ethik Bank gegründet wurde. Für zehn Jahre unermüdlichen Einsatz erhielten die Stifterinnen So-phie und Maria Wego nun eine Spende von 3.000 € von der Steyler Bank-Stiftung. Mit ih-rer Niclas Stiftung fördern sie daher seit zehn Jahren Schul- und Ausbildungsprojekte der Steyler Missionare in Entwick-lungs- und Schwellenländern. Sie helfen so jungen Menschen, sich aus der Armut und Abhän-gigkeit zu befreien.

••• Von Helga Krémer

WIEN. Strategy&, die Strategiebe-ratung von PwC, wollte es bezüg-lich der Novelle der „Payments Ser-vices Directive 2“ (PSD2, Richtlinie über Zahlungsdienste) genauer wissen und befragte 30 führende europäische Banken sowie Fin-Techs aus acht verschiedenen Län-dern; parallel dazu wurden 1.000 Bankkunden zu ihrem Zahlungs-verhalten interviewt.

Der Hintergrund für diese Stu-die „PSD2 – Start of a new era of open Banking?“ sind die Umbrüche in der Finanzindustrie: Digitalisie-rung, neue Kundenerwartungen, herausforderndes Marktumfeld

Die angst vor pSD2 geht umKonsumenten wollen es banktechnisch immer bequemer haben – wenn die Hausbank dem nachkommt, fein. Wenn nicht, so suchen sie bei Drittanbietern ihr Glück.

Andreas Putz empfiehlt den Banken, sich umgehend mit PSD2 zu beschäftigen.

KundenfokusMehr als drei Viertel der befrag-ten der Banken nennen Kunden-fokus als ihre Top-Priorität für die kommenden Jahre.

76%

durch die andauernde Niedrigzins-phase, steigender Wettbewerb von FinTechs und Tech-Firmen sowie die Umsetzung regulatorischer Maßnahmen – und jetzt also auch noch PSD2. 88% der Befragten er-warten zunehmenden Wettbewerb von Drittanbietern, 68% befürchten den Verlust der Kundenschnittstel-le und 68% gehen davon aus, dass PSD2 die Bankenposition (weiter) schwächen wird.

Des einen Freud, des andren AlpZwei zentrale, neue Anforderun-gen offenbaren sich als der wahre Alp der Banken: Zum einen werden künftig Drittparteien wie FinTechs, Telekommunikationsanbieter, Tech-

und Datenunternehmen in den Re-gulationskreis miteinbezogen und somit offiziell als Teilnehmer auf dem Zahlungsverkehrsmarkt aner-kannt. Zum anderen müssen Ban-ken diesen Drittparteien Zugang zu den Konto- und Zahlungsdaten ge-währen und ihnen die Möglichkeit geben, Zahlungen im Auftrag des Kunden auszuführen – eine vorlie-gende Kundenzustimmung voraus-gesetzt. Dies wiederum bietet Dritt-parteien die Möglichkeit, Produkte und Services auf Basis der von den Banken bereitgestellten Daten (wei-ter)zuentwickeln.

Die Profiteure wären Anbieter von digitalen Finanzübersichten (Personal Financial Management), Zahlungs-Apps oder Vergleichspor-talen – eine für Banken besorg-niserregende Entwicklung, da Drittparteien mit ihren Angeboten häufig an der Kundenschnittstel-le ansetzen. Wie die Studie zeigt, bestehen die Sorgen zu Recht. „In einer zunehmend digitalisierten Welt suchen Konsumenten nicht nach Spezialisten, sondern schät-zen eine bequeme Bündelung von Produkten und einfacher Bedie-nung“, meint Andreas Putz, Partner und Bankenexperte bei Strategy& Österreich.

Die Konsumentenbefragung zeigt deutlich, dass Drittparteien bereits ein etablierter Bestandteil des Konsumentenlebens sind: 88% der Befragten nutzen das Angebot von Online-Bezahlsystemen, also Dritt-anbietern, für Online-Einkäufe, 82% stimmen voll oder teilweise zu, dass diese Zahlungen so sicher und zuverlässig handhaben können wie ihre Hausbank.

Handlungsbedarf erkannt„Unsere Studie zeigt, dass eini-ge Banken PSD2 vor allem als Compliance-Übung begreifen, sich selbst als ‚Datenlieferanten‘ sehen und nicht über die regulatorischen Muss-Anforderungen hinaus Chan-cen prüfen“, führt Putz aus. Den Handlungsbedarf haben die Ban-ken jedoch erkannt; 76% der Banken nennen Kundenfokus als ihre Top-Priorität für die kommenden Jahre.

„PSD2 wird ein Katalysator für Entwicklungen sein, die bereits jetzt beobachtbar sind“, sagt Putz. Die Banken seien daher gut beraten, sich jetzt mit PSD2 zu befassen.

PSD2 wird ein Katalysator für Entwicklungen, die bereits jetzt beobachtbar sind. Deshalb sind Banken gut bera-ten, sich jetzt da-mit zu befassen.