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31.08.12 16:10:04 [Seite '01_ORA_010' - MZV | MZV | Generalanzeiger | Lokales Oranienburg | Rund um Oberhavel] von Jürgen.Liebezeit (Color Bogen) (55% Zoom)

RUND UM OBERHAVEL 1. September 2012Sonnabend

OBERHAVEL/OSTPRIGNITZ-RUPPIN (pw) n Bei „Men-schen und ihre Gärten“ er-möglichen uns leiden-schaftliche Gartenliebha-ber und PflanzenfreundeEinblicke nicht nur in ihrGartenreich, sondern auchin ihr Leben. Von April bisOktober werden Privatgär-ten und ihre Besitzer vor-gestellt.

Wenn Sie sich, liebe Le-serin und lieber Leser,ebenfalls an unserer Seriebeteiligen wollen, meldenSie sich bei uns oder ma-chen Sie Vorschläge, wennSie außergewöhnliche, be-zaubernde, naturnaheoder auch einfach liebevollgestaltete Anlagen in denAltkreisen Oranienburg,Gransee oder Neuruppinkennen.

Kontakt:OranienburgerGeneralanzeigerLehnitzstraße 1316 515 OranienburgJürgen Liebezeit& (0 33 01) 59 63 51Petra Wolf& (03 30 56) 7 44 89

Freude amGärtnern

Zwei ihrer Rezepte stelltChristine Wittemans unse-ren Lesern zur Verfügung:

� ThymiantorteFür diese leckere Tortemischt Christine Witte-mans ein Pfund Quark mit500 Milliliter Thymian-sirup, 500 Gramm geschla-gener Sahne und Gelatine.Diese Masse wird auf ei-nem Tortenboden verteilt,kann aber auch als Dessertgegessen werden.

� Bunter Salatteller

Blattsalat, Franzosenkraut,Spitzen der Vogelmiere,Giersch, Löwenzahn undSpitzwegerich werden mitBlüten von Kapuzinerkres-se, Phlox, Dahlien, Rosenund Schnittknoblauch gar-niert. Dazu wird ein Dres-sing eigener Wahl ge-reicht. (pw)

Aus denRezeptbüchern

NEU-VEHLEFANZ (pw) n Dasnächste Gartenporträt inunserer Serie „Menschenund ihre Gärten“ erscheintam Sonnabend, 29. Sep-tember. Wir stellen Burk-hard Wagner von derWaldschule Briesetal undseinen 3 500 Quadratmetergroßen Naturgarten inNeu-Vehlefanz (Oberkrä-mer) vor.

NächsteFolge

Lecker: Paprikaschoten.

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: CHRISTINE WITTEMANS AUS STÖFFIN

Schmackhaft: Die Blütenblätter der „Rose de Resht“ werden geerntet und verarbeitet. Dekorativ: Der Schnittknoblauch schmeckt etwas milder als die übliche Knoblauchzwiebel.

Bevor die Gäste von Christi-ne Wittemans Messer undGabel in die Hand nehmen,zücken sie erstmal ihren Fo-toapparat. Die Salatkreationaus Löwenzahn, Gunder-mann und Giersch – garniertmit Phlox- und Dahlienblü-ten, ist fast zu schön, um ge-gessen zu werden. Seit eini-ger Zeit hat die Chefin des„Landhauses Wittemans“ ei-nen neuen Lebensmittel-punkt gefunden. In ihrer Ma-nufaktur stellt sie handge-machte Delikatessen aus ih-rem Garten her. Dabei expe-rimentiert sie mit einer Lustund Leidenschaft, die anste-ckend ist.

Auf dem 6 500 Quadratme-ter großen Gartengrundstückfindet sich fast alles, was die57-Jährige zur Herstellung ih-rer Marmeladen, Limonaden,Pestos, Liköre oder Grillsau-cen benötigt. Ihre Kreativitätkennt keine Grenzen. VieleAnregungen findet sie inKochbüchern, die ihre Bü-cherregale füllen. Doch diemeisten Inspirationen holt siesich aus ihrem Garten.

Dort wachsen Kräuter undDuftpflanzen mit wohlklin-genden Namen wie Anis-Ysop, Ananas-Salbei oder Co-

la-Kraut. „Das ist ein Kamp-ferkraut“, erklärt ChristineWittemans. „Die jungenBlattspitzen eignen sich zumWürzen von Quarkspeisenoder Salaten.“ Das japani-sche Pfefferblatt duftet nacheiner Mischung aus Melisseund Zitronen-Eukalyptus.Das Zitronen-Johanniskrauteignet sich bestens zur Her-stellung eines wohl schme-ckenden Entspannungstees.Es ist zwar schon verblüht,doch auch mit seinen rotenFruchtständen sieht es sehrdekorativ aus. Daher wird esin Gärtnereien oft zum Bin-den von Blumensträußenverwendet. Natürlich fehltauch die Stevia – das Süß-kraut aus Südamerika – nichtim Wittemans-Garten. Der„grüne“ Süßstoff hat eine

wesentlich größere Süßkraftals Zucker. „Ein bis zweiBlätter reichen für eine Kan-ne Tee“, weiß Christine Wit-temans. Wenn sie das azteki-sche Süß-kraut zu ih-ren Teemi-schungengibt,schmeckt derTee nach Ap-fel und Melo-ne. Das Bestean der Süßdolde sind die grü-nen Samen. Sie schmeckennach Lakritze und geben je-dem Eis oder Joghurt einefrische, knackige Note.

Christine Wittemans gehtdurch den Garten, zupft hierein Blättchen ab, dort eineBlüte, schnuppert daran odersteckt sie sich in den Mund.

Fast alles kann gegessen wer-den. Das ist das Kriterium,nachdem sie ihre Pflanzenfür den Garten auswählt. Obes auch mundet, ist im

wahrsten Sin-ne des WortesGeschmacks-sache. So istder Fischge-schmack derAusternpflan-ze schonrecht gewöh-

nungsbedürftig, die knacki-gen, dicken Blätter des Pilz-krautes schmecken dagegentatsächlich wie Champi-gnons.

Zwischen den Kräutern fin-den sich immer wieder aus-gedehnte Rosenbeete. DieDamszener-Rose „Rose deResht“ steht in zweiter Blüte.

Christine Wittemans freutsich schon auf die Ernte,denn auch die Königin derBlumen steht nicht nur zurZierde im Garten. „Wie ausvielen Kräutern mache ichauch aus den RosenblätternLimonade, oder gebe sie zuFruchtmischungen. Beson-ders lecker ist Erdbeere mitEierlikör und Rose. Ich mussaber erstmal neuen Eierlikörmachen, dann wird weiterproduziert.“ Um die herrlicheTaglilienblüte, die die Gärtne-rin abpflückt, um sie zu ver-speisen, kann es einem fastleid tun. „Na ja, schmecktein bisschen fad“, gibt sie zu,„aber im Abgang zitronig,ein bisschen wie Sahnepud-ding“.

Unter dem schützendenDach des Folienhauses wach-

sen Tomaten, Paprika, Gur-ken und Melonen zwischenJamaika-Thymian, Strauch-Basilikum und Ingwer. Auchhier ist alles etwas unge-wöhnlich und exotisch. Eini-ge Gurken sehen aus wie Zi-tronen, die Tomaten habendie Form von Flaschen unddie Melonen heißen „Canta-loupe“, sind zuckersüß undgehören zur Gattung der Gur-ken. Den Jamaika-Thymianwird Christine Wittemans zuPesto verarbeiten und ausden Gurken, auch aus den„normalen“, macht sie nichtnur Gurkensalat. Das wäreihr viel zu profan. „Das wirdein leckerer Gurkenschnaps“,verrät die experimentierfreu-dige Köchin. „Ich bin ein ty-pischer Zwilling. Ich koche30 Gläser von einer Sorte.Dann wird es mir schon zulangweilig, und ich denkemir was Neues aus.“ Geradeversucht sie, Zucchini mitRoter Beete zu kombinieren,um daraus eine pinkfarbeneGrillsauce zu zaubern.

Auch weniger exotischePflanzen kommen in Christi-ne Wittemans Küche zumEinsatz. Spitzwegerich, Fran-zosenkraut oder Vogelmiere,deren Geschmack sie mit fri-schen Maiskolben vergleicht,ergeben mit einem leckerenDressing einen schmackhaf-ten Salat. Selbst der neunjäh-rige Enkel weiß bereits, dassauch Gänseblümchen dazugehören. „Deine Gänseblüm-chen blühen. Sind sie schonreif?“, hat er seine Oma neu-lich gefragt.

Von Petra Wolf

NEURUPPIN/STÖFFIN n EinenGarten der anderen Art stel-len wir heute in unserer Serie„Menschen und ihre Gärten“vor. Christine Wittemans ausStöffin züchtet Kräuter undalte Gemüsesorten.

Lilienblüte mit zitronigem AbgangGärtnerin und Köchin experimentiert mit Wildkräutern, Blüten und nichtalltäglichen Gemüsesorten

Formschön: Die Flaschentomaten brauchen Zeit bis zur Reife. Ungewöhnlich: Diese Zitronen sind Gurken. Fotos (6): Wolf

NEURUPPIN/STÖFFIN (pw) n

„Wann das mit meiner Lei-denschaft fürs Einkochen an-gefangen hat, kann ich garnicht sagen“, meint ChristineWittemans. Doch dann erin-nert sie sich daran, dass sieschon zu DDR-Zeiten Senf-birnen eingemacht hat undentsprechende Rezepte ausder Frauenzeitschrift „FürDich“ sammelte. Erste Erfah-rungen mit essbaren Blütenmachte sie vor Jahren mit ei-ner Dahlie, die ihr auf einemSalat serviert wurde. „Da-mals habe ich mich gefragt,ob das nett gemeint war oderein persönlicher Anschlagsein sollte.“ Dann kaufte siesich die ersten Kochbücher,denen unzählige folgten. In-zwischen führt sie eigene Re-zeptbücher, in denen sie ihreKreationen notiert.

Viele Jahre stand ChristineWittemans in der Küche ih-

res gleichnamigen Landgast-hofes. Das macht sie heuteimmer noch, doch konzen-triert sie sich vor allem aufdie Konservierung vonFrüchten, Gemüse und Kräu-tern. „Wir haben zehnschwere Jahre hinter uns“,erzählt sie. „Unser Sohn er-krankte schwer, meine Mut-ter starb, auch meinen Bru-der mussten wir beerdigen.“Die 57-Jährige begann Mar-meladen zu kochen. „Ich ha-be gerührt und gerührt.Manchmal wusste ich garnicht, was ich da koche.“Diese Arbeit lenkte sie ab,gab ihr die Möglichkeit, ab-zutauchen in die kleine Weltder Früchte und Einweckglä-ser. Als sie selbst an Krebserkrankte, machte sie esebenso. Wenn sie trotz Che-motherapie und Bestrahlun-gen im Garten arbeitete,konnte sie sich einbilden, die

Schmerzen kämen von derArbeit und nicht von den Be-handlungen. „Ich habe ver-sucht, ein normales Leben zuführen.“ So ganz gelang esihr zunächst nicht. „VonMenschen habe ich michferngehalten und bin vordem Alltag in den Garten ge-flüchtet.“ Während dieserZeit hat sie ihr Wissen überKräuter erweitert. „Das warwie eine Seelentherapie.“ Somanches hat sie an sich aus-probiert. „Ich habe ganz vielSpitzwegerich gegessen.Durch die Chemo hatte icheine entzündete Speiseröhre.Die antiseptische Wirkungdes Wegerichs hat geholfen.“Aus der Baum-Aloe in ihremGarten mischte sie sich eineMixtur, denn sie hatte gele-sen, dass die dickfleischigePflanze ein Heilmittel gegenKrebs sei. Immer wieder be-tont Christine Wittemans,

dass das keine allgemein gül-tigen Rezepte seien. Aberwarum sollte sie nicht allesversuchen, wenn das Lebenam seidenen Faden hängt?Gerade ist sie von der Krebs-nachsorge zurückgekommen.„Alle Befunde sind gut“,freut sie sich und auch, alsihr Mann kommt und sagt:„Du siehst doch aus wie dasblühende Leben!“ Gemein-sam mit ihm und ihren Kin-der hat sie sich vorgenom-men, die Kräfte einzuteilenund mehr auf ihren Körperzu hören. Das Lokal hat nurnoch werktags ab 17 Uhr ge-öffnet, ihre selbst gefertigtenProdukte verkauft sie im Hof-laden. Dazu gehört auch einLikör aus dem chinesischenHeilkraut Jiaogulan – dem„Kraut der Unsterblichkeit“.Sie hat dem Likör den Na-men „Tropfen der Unsterb-lichkeit“ gegeben.

Therapie für die SeeleAus der kleinen Welt der Früchte und Kräuter zurück ins Leben

Experimentierfreudig: Fast alles im Garten von Christine Wit-temans kann gegessen werden. Der Experimentierfreudigkeitder leidenschaftlichen Köchin sind keine Grenzen gesetzt.

Zucchini mit RoterBeete kombiniert

ergibt einepinkfarbene Grillsauce

C M Y K C M Y K

01.08.12 17:16:23 [Seite '28_ORA_011' - MZV | MZV | Generalanzeiger | Lokales Oranienburg | S-Bahn-Gemeinden] von Jürgen.Liebezeit (Color Bogen) (55% Zoom)

S-BAHN-GEMEINDEN 28. Juli 2012Sonnabend

OBERHAVEL/OSTPRIGNITZ-RUPPIN (pw) n Bei „Men-schen und ihre Gärten“ er-möglichen uns leiden-schaftliche Gartenliebha-ber und PflanzenfreundeEinblicke nicht nur in ihrGartenreich, sondern auchin ihr Leben. Von April bisOktober werden Privatgär-ten und ihre Besitzer vor-gestellt.

Wenn Sie sich, liebe Le-serin und lieber Leser,ebenfalls an unserer Seriebeteiligen wollen, meldenSie sich bei uns oder ma-chen Sie Vorschläge, wennSie außergewöhnliche, be-zaubernde, naturnahe oderauch einfach liebevoll ge-staltete Anlagen in denAltkreisen Oranienburg,Gransee oder Neuruppinkennen.

Kontakt:

OranienburgerGeneralanzeigerLehnitzstraße 1316 515 OranienburgJürgen Liebezeit& (0 33 01) 59 63 51Petra Wolf& (03 30 56) 7 44 89

Freude amGärtnern

MÜHLENBECK/FELDHEIM(pw) n Der bewimperte Fel-berich besitzt leuchtendgelbe Blüten über kräftigdunkelrotem Laub. Diesekontrastreiche Züchtungkann auf Blumenbeeten,Rabatten oder am Teich-rand stehen. Durch Wurze-lausläufer verbreitet sichder Felberich sehr schnellund er ist daher in der La-ge, Unkraut zu unterdrü-cken. Sein Name leitet sichvon der Form der Knospenab, die wie Wimpern gebo-gen sind.

Blütenknospenwie Wimpern

GRÜNER TIPP

Beschwingt: Die Knospendes bewimperten Felberichsähneln Wimpern.

ORANIENBURG (pw) n Dasnächste Gartenporträt inunserer Serie „Menschenund ihre Gärten“ erscheintam Sonnabend, 1. Septem-ber. Wir stellen den Land-hausgarten der FamilieWittemans in Stöffin beiNeuruppin vor.

Zu Gastin Stöffin

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: WALBURG HEINZ AUS MÜHLENBECK

Lassen wir uns überraschen,ob uns beim Gartenrundgangnicht doch der PotsdamerGärtner hin und wieder überdie Schulter schaut.

Als Walburg Heinz gemein-sam mit ihrem Mann vor39 Jahren das 1 200 Quadrat-meter große Grundstückübernahm, war es ein Korn-feld. Dazwischen wuchsenQuecken, ein äußerst lästigesund hartnäckiges Unkraut.Mit einem Karst – einer Ha-cke mit rechtwinklig abgebo-genen, stabilen Zinken –wurden sie entfernt und„Queckengräber“ angelegt.„Wir haben tiefe Löcher aus-gehoben und darin die Que-cken vergraben“, schildertWalburg Heinz die mühevol-le Arbeit. Der sandige Bodengab nicht viel her. „Die Bo-denwertzahl betrug 18“, er-klärt die staatlich geprüfteLandwirtin fachkundig. Aufeiner Skala von null bis hun-dert liegt das weit im unterenBereich. Unter einem Wertvon 20 ist der Boden land-wirtschaftlich kaum nochnutzbar. Durch Zugabe vonreichlich Komposterde konn-te der Gartenboden mit denJahren deutlich verbessertwerden.

Auch Karl Foerster ist esgelungen, Blumenwälder ausmärkischem Gartensand em-porwachsen zu lassen. Vor-raussetzung war natürlich,entsprechende Pflanzen zuzüchten, die den Standortbe-dingungen in unserer Regiongerecht wurden. Durch seinSchaffen haben Hochstaudenwie Phlox, Mohn oder Ritter-sporn Einzug in unsere Gär-ten gehalten.

Walburg Heinz hat sichviele von ihnen in ihren Gar-ten geholt. Einige stammennoch aus DDR-Zeiten, oderwurden über den Gartenzaungetauscht wie das Mutter-kraut oder die Taglilien. Wal-burg Heinz zeigt auf eine Li-lie: „Das ist eine Foerster-Pflanze. Sie sollte blau blü-hen. Aber diese Farbe würdeich eher als schmutzig-lilabezeichnen.“ Macht nichts.Das schönste Blau hat sowie-so der Rittersporn, der mitseinen langen Blütenrispenheitere Sommerstimmung inden Garten bringt. Er gehörtauch zu den Lieblingspflan-zen der Gärtnerin – bis derPhlox mit seinen duftendenBlütendolden den Ritterspornablöst. Überall leuchten dieroten Perückenköpfchen desgefüllten Fransenmohns ausden Staudenrabatten hervor.Auch ungefüllter Mohn inverschiedenen Rottönen istzu sehen. Besonders üppighat er sich im Steingarten an-gesiedelt, ein Missgeschick,wie sich gleich herausstellt.„Der Mohn gehört nicht hier-her“, gibt Walburg Heinz zu.„Er passt nicht zwischen dieniedrigen Polsterstauden. Ichhabe einfach überall Samenausgestreut. Doch nun darfer stehen bleiben.“ Die gel-ben Blüten der Freilandkak-teen sind dennoch nicht zuübersehen. Sie blühen nur ei-nen Tag. Ein kurzes Vergnü-gen. Zwischen den niedrigen

Bergenien haben sich hoheSonnenblumen angesiedelt.Auch sie dürfen stehen blei-ben. Doch nicht alle Pflanzenduldet Walburg Heinz dort,wo sie sich unbedingt ansie-deln wollen. Sie unterschei-det zwischen „laufen“ und„rennen“, also „ausbreiten“und „sehr stark ausbreiten“.„Die Indianernessel läuft,manchmal rennt sie auch.Die Blauraute ist heikel, läuftaber auch. Aber der bewim-perte Felberich, der rennt im-mer.“

Silberkerzen, Rosen, ersteDahlien – der Sommergartenvon Walburg Heinz ist einbuntes Wunderwerk. Ihr um-fangreiches Gartenwissen ist

beeindruckend. Die 75-Jähri-ge kombiniert die Staudennach Wuchshöhe und Blü-tenfarbe. „Wenn sie blühenund ich sehe, es passt nicht,setze ich sie um. Manche ha-be Scheu vor dem Umsetzenblühender Stauden. Aberwenn sie regelmäßig gegos-sen werden, kann nichts pas-sieren.“ Beim Pflanzen gilt:„Nicht kleckern, sondernklotzen!“ Mindestens dreigleiche Pflanzen auf einerStelle müssen sein. Daschaut uns doch wieder deralte Foerster über die Schul-ter: „Lass eine Pflanze nie al-lein, sondern setze immerzwei weitere hinzu“, gab erseinen Gärtnern mit auf den

Weg. Karl Foerster war esauch, der einen Garten ohneGräser „grässlich“ fand. DerGarten-Philospoph bezeich-nete das Gras als „Haar derMutter Erde“.

Auch Walburg Heinz ist einGräser-Fan. Sie hat 34 ver-schiedene Gräser in ihremGarten versammelt. „VieleMiscanthus-Arten, Frauen-haargras Rutenhirse, Calama-grostis, Reihenfedergras,Moorhexe“, zählt sie auf.„Die Blütenrispen der Gräserschwingen so schön!“ Ob imTau oder Morgenlicht, beiMondschein oder leichtemSchnee: Gräser sollten in ei-nem Garten nicht fehlen!

Auf dem Tisch der kleinenSitzecke im Garten steht einweiterer Blickfang: ein wun-derschöner Sommerblumen-strauß in einer blau-weiß-ge-streiften, rechteckigen Vasevon Hedwig Bollhagen. Wal-burg Heinz gehört zu denGartenmenschen, die ihreGartenblumen auch schnei-den und in die Vase stellen.Recht so. Das hat Karl Foers-ter auch getan. „Wer Blumenin seinem Garten pflegt,braucht für einen gesundenBlumenvasen-Kultus im Hau-se mindestens 30 bis 50 ver-schiedenartigster Vasen“, warer überzeugt. Auch, dass KarlFoerster gern Blumensträußeverschenkte, ist überliefert.

Walburg Heinz war eben-falls immer sehr großzügig,

bis die Nachbarn zu ihr sag-ten: „Wir können gar nichtmehr so viel Kohl und Salatvon Ihnen gebrauchen!“ Dasist Jahre her. Inzwischen hatsie den Gemüseanbau deut-lich reduziert. Auf zweiHochbeeten wachsen Blu-menkohl, Kohlrabi, Erbsenund Salat. Zum Würzen ver-wendet sie Liebstöckel, auchMaggikraut genannt. Für denWintervorrat wird es getrock-net. „Mein Mann hat es malmit Tee verwechselt und sichgewundert, dass er wie Hüh-nersuppe geschmeckt hat“,amüsiert sich Walburg Heinznoch heute.

Schon als Kind war sie vonBlumen begeistert. „Ich

brachte immer riesige Wild-blumensträuße nach Hause“,erinnert sie sich. „Den Duftvon Sumpfdotterblumen ha-be ich noch heute in der Na-se.“ Das muss zu Beginn derFünfzigerjahre gewesen sein.Zu dieser Zeit wurde Karl Fo-erster die Ehrendoktorwürdeder Humboldt-UniversitätBerlin verliehen. An dieserUniversität hat sich WalburgHeinz viele Jahre um denEinsatz von Praktikanten ge-kümmert.

Wer Walburg Heinz’ Gartensieht, könnte meinen, siehätte ihr Praktikum bei Fo-erster absolviert. Der Meisterhätte an ihrem Garten seinehelle Freude gehabt.

Von Petra Wolf

MÜHLENBECK n Wie kommtes, dass der Gast, wenn erdiesen Garten besucht, anden berühmten PotsdamerStaudengärtner und Garten-philosophen Karl Foersterdenkt? Nun ja, meint WalburgHeinz, nach seinem Vorbildhabe sie ihn nicht gestaltet,aber fast alle seiner Büchergelesen. Und einige Original-Foerster-Züchtungen seienauch zu finden.

Am Garten von Walburg Heinz hätte Karl Foerster seine Freude gehabt

Pracht im märkischen Gartensand

Gärtnerglück: Walburg Heinz freut sich über die prachtvollen Perücken-Blüten des Fransenmohns. Der Mohn wächst zwischen Sonnenblumen, Erbsen und Salatauf den Hochbeeten. Seit 39 Jahren bewirtschaftet sie das 1 200 Quadratmeter große Grundstück, das ursprünglich ein Kornfeld war. Fotos (5): Wolf

Abgepflückt: Einen bunten Sommerblumenstrauß aus Kornblumen, Mohn, Mutterkraut, Son-nenaugen und Gräsern hat Walburg Heinz in ihrem Garten gepflückt und in die Vase gestellt.

Gut abgestimmt: Rosafarbene Schafgarbe und hoher Ehren-preis sind eine gelungene Pflanzenkombination.

Feuriges Rot: Die ersten Dahlien haben ihre Blütenräder geöff-net und zeigen ihre Pracht.

Zur dritten und letzten Gartenfüh-rung in diesem Jahr sind alle Leserund Freunde von „Menschen undihre Gärten“ nach Mühlenbeck-Feldheim eingeladen. Am Sonn-abend, 11. August, von 10 bis16 Uhr, wird Walurg Heinz ihrenGarten öffnen. Ihre Gäste dürfenselbst herausfinden, inwieweitKarl Foersters Einfluss hier zu spü-ren ist. Der Eintritt ist frei.Das Grundstück von Familie Heinzbefindet sich Ecke Wiesengrundund Wallbruchweg in Mühlen-beck-Feldheim. Achtung! DiePostanschrift lautet zwar Wiesen-

grund 28. Der Eingang befindetsich jedoch am Wallbruchweg.Von der Liebenwalder Straße(Landesstraße 21) zwischen Müh-lenbeck und Summt zweigt derTriftweg zum Café Feldheim abund endet an der Schmachtenha-gener Straße. Hier biegen Sierechts ab und dann gleich wiederlinks in den Wallbruchweg. Dannsind Sie am Ziel! (pw)

Adresse:Walburg HeinzWiesengrund 2816567 Mühlenbeck/Feldheim

Gartenführung für Leser

Der Ritterspornbringtheitere

Sommerstimmung

C M Y K C M Y K

31.07.12 14:22:07 [Seite '28_ORA_011' - MZV | MZV | Generalanzeiger | Lokales Oranienburg | S-Bahn-Gemeinden] von Heike.Weißapfel (Color Bogen) (80% Zoom)

S-BAHN-GEMEINDEN 28. Juli 2012Sonnabend

OBERHAVEL/OSTPRIGNITZ-RUPPIN (pw) n Bei „Men-schen und ihre Gärten“ er-möglichen uns leiden-schaftliche Gartenliebha-ber und PflanzenfreundeEinblicke nicht nur in ihrGartenreich, sondern auchin ihr Leben. Von April bisOktober werden Privatgär-ten und ihre Besitzer vor-gestellt.

Wenn Sie sich, liebe Le-serin und lieber Leser,ebenfalls an unserer Seriebeteiligen wollen, meldenSie sich bei uns oder ma-chen Sie Vorschläge, wennSie außergewöhnliche, be-zaubernde, naturnahe oderauch einfach liebevoll ge-staltete Anlagen in denAltkreisen Oranienburg,Gransee oder Neuruppinkennen.

Kontakt:

OranienburgerGeneralanzeigerLehnitzstraße 1316 515 OranienburgJürgen Liebezeit& (0 33 01) 59 63 51Petra Wolf& (03 30 56) 7 44 89

Freude amGärtnern

MÜHLENBECK/FELDHEIM(pw) n Der bewimperte Fel-berich besitzt leuchtendgelbe Blüten über kräftigdunkelrotem Laub. Diesekontrastreiche Züchtungkann auf Blumenbeeten,Rabatten oder am Teich-rand stehen. Durch Wurze-lausläufer verbreitet sichder Felberich sehr schnellund er ist daher in der La-ge, Unkraut zu unterdrü-cken. Sein Name leitet sichvon der Form der Knospenab, die wie Wimpern gebo-gen sind.

Blütenknospenwie Wimpern

GRÜNER TIPP

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: WALBURG HEINZ AUS MÜHLENBECK

Lassen wir uns überraschen,ob uns beim Gartenrundgangnicht doch der PotsdamerGärtner hin und wieder überdie Schulter schaut.

Als Walburg Heinz gemein-sam mit ihrem Mann vor39 Jahren das 1 200 Quadrat-meter große Grundstückübernahm, war es ein Korn-feld. Dazwischen wuchsenQuecken, ein äußerst lästigesund hartnäckiges Unkraut.Mit einem Karst – einer Ha-cke mit rechtwinklig abgebo-genen, stabilen Zinken –wurden sie entfernt und„Queckengräber“ angelegt.„Wir haben tiefe Löcher aus-gehoben und darin die Que-cken vergraben“, schildertWalburg Heinz die mühevol-le Arbeit. Der sandige Bodengab nicht viel her. „Die Bo-denwertzahl betrug 18“, er-klärt die staatlich geprüfteLandwirtin fachkundig. Aufeiner Skala von null bis hun-dert liegt das weit im unterenBereich. Unter einem Wertvon 20 ist der Boden land-wirtschaftlich kaum nochnutzbar. Durch Zugabe vonreichlich Komposterde konn-te der Gartenboden mit denJahren deutlich verbessertwerden.

Auch Karl Foerster ist esgelungen, Blumenwälder ausmärkischem Gartensand em-porwachsen zu lassen. Vor-raussetzung war natürlich,entsprechende Pflanzen zuzüchten, die den Standortbe-dingungen in unserer Regiongerecht wurden. Durch seinSchaffen haben Hochstaudenwie Phlox, Mohn oder Ritter-sporn Einzug in unsere Gär-ten gehalten.

Walburg Heinz hat sichviele von ihnen in ihren Gar-ten geholt. Einige stammennoch aus DDR-Zeiten, oderwurden über den Gartenzaungetauscht wie das Mutter-kraut oder die Taglilien. Wal-

Bergenien haben sich hoheSonnenblumen angesiedelt.Auch sie dürfen stehen blei-ben. Doch nicht alle Pflanzenduldet Walburg Heinz dort,wo sie sich unbedingt ansie-

beeindruckend. Die 75-Jähri-ge kombiniert die Staudennach Wuchshöhe und Blü-tenfarbe. „Wenn sie blühenund ich sehe, es passt nicht,setze ich sie um. Manche ha-

Weg. Karl Foerster war esauch, der einen Garten ohneGräser „grässlich“ fand. DerGarten-Philospoph bezeich-nete das Gras als „Haar derMutter Erde“.

bis die Nachbarn zu ihr sag-ten: „Wir können gar nichtmehr so viel Kohl und Salatvon Ihnen gebrauchen!“ Dasist Jahre her. Inzwischen hatsie den Gemüseanbau deut-

brachte immer riesige Wild-blumensträuße nach Hause“,erinnert sie sich. „Den Duftvon Sumpfdotterblumen ha-be ich noch heute in der Na-se.“ Das muss zu Beginn der

Von Petra Wolf

MÜHLENBECK n Wie kommtes, dass der Gast, wenn erdiesen Garten besucht, anden berühmten PotsdamerStaudengärtner und Garten-philosophen Karl Foersterdenkt? Nun ja, meint WalburgHeinz, nach seinem Vorbildhabe sie ihn nicht gestaltet,aber fast alle seiner Büchergelesen. Und einige Original-Foerster-Züchtungen seienauch zu finden.

Am Garten von Walburg Heinz hätte Karl Foerster seine Freude gehabt

Pracht im märkischen Gartensand

Gärtnerglück: Walburg Heinz freut sich über die prachtvollen Perücken-Blüten des Fransenmohns. Der Mohn wächst zwischen Sonnenblumen, Erbsen und Salatauf den Hochbeeten. Seit 39 Jahren bewirtschaftet sie das 1 200 Quadratmeter große Grundstück, das ursprünglich ein Kornfeld war. Fotos (5): Wolf

Abgepflückt: Einen bunten Sommerblumenstrauß aus Kornblumen, Mohn, Mutterkraut, Son-nenaugen und Gräsern hat Walburg Heinz in ihrem Garten gepflückt und in die Vase gestellt.

Gut abgestimmt: Rosafarbene Schafgarbe und hoher Ehren-preis sind eine gelungene Pflanzenkombination.

Der Ritterspornbringtheitere

Sommerstimmung