Geschichtlicher Überblick unseres Gebietes
Kirchen-geschichte
Zur Geschichte Vorpommerns
Herausgeber
Helmut G. Pratzel
Unter Mitarbeit von
Ulrich Michael, Kurt Fischer, Kornelia Böttcher, Gabriele Schwertfeger, Renate Deage, Karin Hinz
SCHRIFTENREIHE DES TÖRPINER FORUMS E.V.
1
Herausgeber:
Univ.-Prof. Dr. Dr. Helmut G. PratzelTörpiner Forums e.V.
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I.S.M.H. Verlag
Törpin 13, D-17111 Sarow,
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1. Auflage Januar 2010
Inhaltsverzeichnis
Christianisierung und Reformation3
Törpin und die Parochie Lindenberg3
Ganschendorf und Sarow in der Parochie Beggerow16
Ganschendorf20
Sarow zunächst eigene Pfarrstelle22
Gehmkow und die Parochie Hohenbollentin24
Das Standesamt Lindenberg28
Die Gefallenen der Weltkriege 1914 bis 1918 und 1939 bis 194530
Christianisierung und Reformation
Die Christianisierung erfolgte etwa am Ende des 12. Jahrhunderts oder Anfang des 13. Jh. vom Zisterzienser Nonnenkloster von Ivenack aus. Die Kirchen dieser Bauepoche haben charakteristische Merkmale: dicke Felssteinwände, hochgelegene, kleine Fenster. Bei feindlichen Angriffen zog man sich zum Schutze und zur Verteidigung in die Kirchen zurück. In katholischen Zeiten bis zur Reformation hatten die Ortschaften Kentzlin, Rellin und Törpin eine eigene Pfarrstelle.
Die Reformation setzte sich in Pommern weitgehend durch das Wirken des aus Wollin stammenden Johannes Bugenhagen durch (er war Luthers „Doctor Pomeranus“). Die von ihm verfasste Kirchenordnung nahm der Landtag 1534 in Treptow an der Rega an.
Zunächst einige Begriffe: Eine Pfarrgemeinde (auch Parochie genannt) wird durch einen eigenen Pastor betreut. Dieser versorgt mehrere Pfarren (Pfarrstellen oder Filialen) der Pfarrgemeinde. Mehrere Pfarrgemeinden werden in einer Synode zusammengefasst.
Die Dörfer der Region gehörten zur Synode Demmin und zu verschiedenen Parochien mit eigener Kirchengeschichte. Im Zentrum lag die Parochie Beggerow. Die Parochie Beggerow wurde umschlossen von den Parochien Verchen und Demmin im Norden, Sanzkow und Hohenmocker im Osten, Altenhagen, Gültz und Lindenberg im Süden, Hohenbollentin und Schwichtenberg im Westen.
Törpin gehört zur Parochie Lindenberg, Gehmkow zur Parochie Hohenbollentin. Heute gehört auch Törpin zur Parochie Hohenbollentin. Sarow bildete nach der Reformation zunächst eine eigene Parochie, die zur Treptower Synode gehörte. Zur Parochie Sarow gehörte damals auch Ganschendorf als Filiale. Nach Beendigung des 30jährigen Krieges wurde die Pfarre völlig aufgelöst, wobei Sarow und Ganschendorf der Parochie Beggerow zugeordnet wurden.
Törpin und die Parochie Lindenberg
Mit Einführung der Reformation 1534 in Pommern wurde die Pfarrstelle in Törpin Filiale von Lindenberg. So bestand das Kirchspiel Lindenberg bis zum 30jährigen Krieg aus Lindenberg mit 4 Bauern, 12 Kossäten, dem Erbkrug, der Erbschmiede und der Erbmühle sowie einem Jagdschloss, welches während der Zeit vom letzten Herzog von Pommern und Wolgast, Ernst Ludwig gebaut wurde.
Das Jagdschloss stand neben den Gebäuden des letzten Gutshofes und erhielt den Namen „Lindenberg“. Später ist aus den Ortsnamen „Rellin“ der Name „Lindenberg“ hervorgegangen. Der Herzog war mit dem Pastor Tabbert, der von 1564-1607 als Pfarrer tätig war, befreundet und hatte für die Kirchengemeinde viel übrig.
Zum Kirchspiel gehörten das Dorf Törpin mit 12 Bauern, die Filiale Alt-Kentzlin, die Kapelle in Hasseldorf mit 4 Bauern und das später entstandene Krusemarkshagen.
Der 30jährige Krieg hatte besonders den Dörfern Lindenberg und Hasseldorf arg zugesetzt. Der amtierende Pfarrer Pyl flüchtete 1637 zeitweise nach Stralsund.
Nach dem 30jährigen Krieg, zwischen 1648 und 1720, wurden im Lindenberger Kirchspiel nur 1-4 Trauungen im Jahr registriert, auch gab es wenige Geburten. Das beweist, dass die Dörfer fast menschenleer waren. Es brauchte viele Jahre bis wieder Leben in den Dörfern einkehrte.
Die Kirche in Alt-Kentzlin, die auch zum Kirchspiel gehörte, stürzte 1669 ein und blieb eine Ruine. Alle kirchlichen Handlungen - außer Beerdigungen - wurden in der Mutterkirche in Lindenberg abgehalten.
Die Törpiner Kirche wurde bereits 1404 erstmalig erwähnt. Die heutige Kirche wurde 1660 erbaut.
Im Jahre 1664 hieß es in einem Bericht: „Die Törpinische Kirche sieht gar traurig aus, hat ein gedoppeltes Dach, welches notwendig ausgebessert werden muss. Darin mangeln drei Tafeln Fenster, sowie auch die Traufe. Die Wand ist sehr lehmig. Die Ständen seien verrottet und mangeln der Sohlen. Die Kanzel und Stühle sein noch gut, aber nur ein halber Bretterboden, der Turm ist sehr baufällig und schlecht, möchte lieber Gefahren halber heruntergenommen werden und ein Stuhl gemacht".
Heute ist kein Turm mehr vorhanden, er wurde abgerissen und nie wieder ersetzt. Die Glocke hängte man in einen Glockenstuhl aus Holz, der vor der Kirche aufgestellt wurde. 1908 ging die kleinere Glocke beim Läuten entzwei, sie wurde durch eine größere ersetzt. 1939 wurde der Glockenstuhl zur besseren Standfestigkeit untermauert. Im zweiten Weltkrieg musste auch Törpin, genau wie alle anderen Kirchen, eine Glocke für Kriegszwecke hergeben.
Der Friedhof, auf dem Kirche und der Glockenstuhl stehen, diente früher auch zur Bestattung der Gemeindemitglieder. Um 1900 war die Bevölkerung der Gemeinde stark angewachsen und der beengte Friedhof an der Kirche reichte für die anfallenden Bestattungen nicht aus. Es wurde ein neuer Friedhof angelegt. Auf dem alten Friedhof wurden die Beerdigungen entsprechend der Zusammengehörigkeit verstorbener Familienmitglieder fortgesetzt.
Es folgte eine lange Zeit, in der keine Ereignisse notiert wurden und das Schreiben der Chronik von kirchlicher Seite vernachlässigt wurde. Erst ab 1900 bemühte sich Herr Pastor Witt, der von 1903 bis 1934 in Lindenberg die Pfarrstelle inne hatte, alle Ereignisse zu notieren. Er berichtete folgendes über die Kirchengemeinde Törpin:
1900
Das Dorf Törpin hat 600 Einwohner. Von Alt-Kentzlin durch den Wald, durch Lindenberg, Krusemarkshagen über den Törpiner Ausbau (Lange - Reihe) wird eine Straße gebaut. Die Wegeverhältnisse erfahren eine deutliche Verbesserung.
1901
Im Mai brennt in Törpin die Schule ab und wird wieder aufgebaut. Im Oktober 1904 wird die neue, viel größere Schule eingeweiht. Die Baukosten betragen 20000 Mark. Die Törpiner gehen wieder fleißiger zum Gottesdienst.
1905
Ende Juni zahlreiche Gewitter über unsere Dörfer und unser Land. Dem Hofbesitzer Becker wurden 2 Pferde auf dem Feld vom Blitz erschlagen. Während der Ernte gab es viel Regen, aber die Ernte kommt trotzdem gut rein. Der Landwirtschaft geht es etwas besser. Auch die Preise für das Vieh steigen. Kühe 300 bis 400 Mark, Schweine Ztr. 52 Mark.
1906
Im Juli starb des Pastors Söhnlein (10 Monate alt). Aus Lindenberg wird der 13 Jahre alte Schüler Heinrich Maak beim Kühe hüten auf der Hohenbollentiner Feldmark vom Blitz erschlagen, dies geschah am 20. Juli 1906.
1907
Am 18. Oktober stirbt der Pastor Wilhelm Müller, er war 15 Jahre Seelsorger in der Pfarrei Lindenberg gewesen. In Törpin erfolgt eine Parzellierung der Bauernhöfe.
1908
Beim Läuten der Kirchenglocken in Törpin zersprang die kleine Glocke, es wird eine größere Glocke für 350 Mark angeschafft, gegossen von der Firma Voß in Stettin.
1909
Am 18. August zieht ein starkes Gewitter über unseren Raum, kalte Schläge treffen das Haus bei Eggert auf dem Krähenberg und das Gehöft von Schlorff auf dem Törpiner Ausbau. Ein Kind ertrinkt in einem Wasserloch, die Familie ist nicht genannt.
1910
Am 15. Mai fuhr abends ein kalter Blitzschlag in das Doktorhaus von Saubert. Am 6. Juni wurde das mit Rohr gedeckte Haus des Arbeiters Pries in den Morgenstunden durch Blitzschlag eingeäschert, es wird nicht wieder aufgebaut.
1911
An der Kreisgrenze nach Treptow a/Toll. findet ein Kaisermanöver statt. Wir haben die Gelegenheit, den ersten Flieger und das Luftschiff Zeppelin zu beobachten. Das Luftschiff hat bei Groß-Below eine Havarie und wird durch Feuer vernichtet. Die Menschen munkeln von Krieg.
1912
Im Februar und März herrscht in Törpin eine Scharlach-Epidemie, im Dorf sind sechs Tote zu beklagen. Lehrer Berg geht von Törpin nach Stettin, für ihn kam der Lehrer Possiwan aus Zertitzfelde.
1914
Das Jahr fängt mit einem gewaltigen Schnee an, so dass der Pastor nicht nach Törpin kommen kann, und es findet kein Gottesdienst statt, es folgte eine große Kältewelle. Als im Juli das Lindenberger Schützenfest stattfand, kam die Nachricht, dass ein serbischer Student den Thronfolger von Österreich, Franz Ferdinand, mit seiner Gemahlin in Sarajewo ermordet hat. Gleich trat überall Bestürzung ein, und das Volk ahnte Schlimmes und böse Folgen. Am Abend des 1. August 1914 wurde die Mobilmachung in Deutschland vom Kaiser ausgerufen. Der Krieg war da, der eine Welt in Waffen sehen wollte. Die jungen Reservisten mussten sich gleich am Sonntagmorgen in ihre Standorte begeben. An diesem Sonntag waren die Kirchen gefüllt, dergleichen auch am 5. August, an dem ein besonderer Buß- und Bettag stattfand. In den Gottesdiensten der beiden Tage wurde eine Abendmahlzeit gehalten, die viele Teilnehmer fand. Der Pastor musste an beiden Tagen viermal die Feier halten. In den ersten Tagen im August 1914 fanden noch mehrere Kriegstrauungen statt ohne vorheriges Aufgebot. Die Kirchen waren jeden Sonntag voll, wie sonst an Festtagen. Lustbarkeiten fanden keine statt. So ging das erste Kriegsjahr zu Ende.
1915
Die Brotkarte wird eingeführt, pro Person wöchentlich ein Brot zu vier Pfund zu 0,65 Mark. Zu Weihnachten wurden in Törpin 120 Pakete durch die Frau Doktor Saubert gesammelt und an die Front geschickt.
1916
Der Pastor muss wegen Herzerkrankung nach Bad Nauheim, die Vertretung übernimmt Pastor Kersten von Hohenbollentin. Die Preise sind angestiegen. Der Krieg macht sich auch in der Wirtschaft bemerkbar. Eine Kuh 1200 bis 1500 Mark, ein Pferd 3-4000, Mark ein Schaf 100 Mark, eine Gans 100 Mark, ein Pfund Butter 2,40 Mark, ein Ei 25 Pf. Das Kirchspiel spendet 1000 Eier für die Verwundeten im Demminer Lazarett. Die Fleischkarte wird eingeführt. Totensonntag wird gefeiert, 10 Gefallene aus der Kirchengemeinde werden geehrt, darunter der 2. Lehrer Possiwan.
1917
Das Jahr fängt mit strenger Kälte an, die Schulen bleiben 14 Tage geschlossen. Am 1.Mai kamen 14 Kinder aus Stettin nach Törpin. Am 9.September fand eine Feierstunde statt. Die Glocken mussten für Kriegszwecke abgegeben werden. Am 5. Dezember fand eine Volkszählung statt. Es wurden gezählt: in Lindenberg 195 Personen, in Alt-Kentzlin 134, in Neu-Kentzlin 202, in Hasseldorf 13, in Krusemarkshagen 93, in Törpin 480, insgesamt 1128 Personen. Es fehlten die Personen, die zur Zeit im Felde standen, über 300 Personen.
1918
Am 5. Januar starker Schneefall. Die Dörfer sind eine Woche lang von der Welt abgeschnitten. Auf den Dörfern stellt sich Schleichhandel ein, das deutsche Volk ist unmutig, in den Städten ist Hungersnot. Am 11. November ist Waffenstillstand. Die ersten Soldaten kehren heim, der Krieg ist verloren.
1919
Am 26. Januar fand die Wahl zur konstituierenden Nationalversammlung statt, die viel Unruhe in das Land brachte. In Törpin ging es sehr stürmisch in der Versammlung zu. Die Sozialdemokraten gewannen viele Arbeiter als Anhänger. In der Hauptsache wurden Deutschnationale gewählt.
Das Ergebnis der Wahl im Kirchspiel
Ort
Deutsch-nationale
Deutsche Volkspartei
Demokraten
Sozialdemokraten
Lindenberg
68
38
15
3
Alt-Kentzlin
17
6
7
30
Neu-Kentzlin
10
6
16
76
Hasseldorf
48
4
5
20
Krusemarkshagen
34
13
14
5
Törpin
60
70
45
80
1919
Am 2. März finden Gemeindewahlen statt. Als Gemeindevorsteher in Törpin wird der Eigentümer Richard Steffenhagen gewählt. Da der Staat sich als religionslos erklärte, hatte das auch Rückwirkung auf das kirchliche Leben. Eine geistige Erneuerung hat der Krieg nicht im Gefolge gehabt. Auch die Jugend entzieht sich der kirchlichen Beeinflussung. Vergnügungssucht dagegen grassiert, jeden Sonntag ist Tanz, trotzdem der Geldwert ständig sinkt.
1920
Am 1. April abends 8 Uhr schlägt der Blitz in die Lindenberger Kirchturmspitze. Die Spitze brennt runter, und die Glocken werden Opfer der Flammen.
1921
Ende Oktober wütet ein furchtbarer Sturm, der in den Dörfern viel Schaden anrichtet.
1922
Starker Frost von Januar bis März. Im Juli ungeheure Regenmassen, so dass der Augraben Hochwasser führt und alles überschwemmt wird. Die Chaussee von Hasseldorf bis Hohenbollentin und an der Kleinbahn wird gebaut.
1923
In Deutschland ist die Inflation (Geldentwertung).
1924
Das Jahr fängt mit großer Kälte an, es gibt einen langen Winter, es gibt eine späte Frühjahrsbestellung, die Wintersaaten stehen im schlechten Zustand. Am 14. August ein sehr starkes Gewitter. Die Währung im Lande wird stabil.
1925
Am 26. April wird Hindenburg zum Reichspräsidenten gewählt. Die Politik beschäftigt noch immer das Land. Die Getreideernte wird schnell beendet. Das Sommergetreide war gut, das Wintergetreide mäßig, Kartoffeln gab es reichlich. Die Preise sind niedrig: Roggen Ztr. 7,- Mark und Weizen Ztr. 9,- Mark.
1926
Am 1. April trat der Küster und Lehrer Abendroth in Törpin in den Ruhestand, er hat 32 Jahre den Schuldienst versehen. An seiner Stelle trat der Lehrer Tesch ein, Tesch war bisher zweiter Lehrer.
1927
Törpin bekommt am 1. April einen neuen zweiten Lehrer, und zwar Herrn Bülow aus Waren. Ein früher Winter setzt ein, Schlittenbahn von Mitte November bis Weihnachten.
1928
Pastor Witt feiert am 1. April sein 25jähriges Jubiläum. In den 25 Jahren seiner Dienstzeit hat er über 1000 Kinder getauft, 900 Kinder konfirmiert, 650 Gemeindemitglieder zu Grabe geleitet und 345 Paare getraut. Am 9. September hält der Superintendent Jäckel eine Kirchenvisitation. Er hält die Predigt bei einem gut besuchten Gottesdienst. Am 1. November ging die Lindenberger Molkerei durch einen Kauf an die Törpiner Molkerei über, die Lindenberger Molkerei lässt man eingehen. Infolgedessen müssen die Lindenberger ihre Milch nach Törpin fahren.
1929
Wahl der Kreissynode: Erich Günther von Törpin ist Kandidat.
1930
Am Montag, dem 23. Juni, gingen von 3 Uhr am Nachmittag bis 12 Uhr in der Nacht schwere Gewitter über unsere Dörfer nieder. Wir bekamen den heiß ersehnten Regen. Um 4 Uhr schlug ein Blitz in die Scheune des Hofbesitzers Paul Röhrdanz in Törpin und legte sie in Asche. (Röhrdanz, später Götzie, zuletzt 30 Jahre Schweinestall der LPG).
1931
Am 1. Januar beschließt die Kirchensynode eine neue Kirchenordnung. Beim Aufgebot fällt das Prädikat „Jungfrau“ fort, daher ist der Brautkranz nur noch Schmuck der Braut, wie das weiße Kleid. Weltwirtschaftskrise: Geld ist überall knapp: 1 Kuh 300 Mark, 1 Ferse 200 Mark, 1 Ztr. Schweinefleisch 30 Mark. Arbeitslose gibt es in Deutschland 6 Millionen. In Törpin ist an mehreren Sonntagen kein Kirchenbesucher.
1932
Die Not der Landwirtschaft steigt weiter, die Preise sinken, die Pacht und Kirchensteuer bleiben rückständig. Am 13. März findet die Wahl des Reichspräsidenten statt. Die Stimmen im Kirchspiel Lindenberg: von Hindenburg 174, Hitler 252, Düsterberg 168, Thälmann 10. Im 2. Wahlgang am 10. April erhielten von Hindenburg 267, Hitler 446 und Thälmann 4 Stimmen. Die Not der Landwirtschaft ist weiter gestiegen, da die Preise noch mehr gesunken sind. Im Kirchspiel sind 1000 Mark Pacht rückständig für Pfarre, Kirche und Küster.
1933
Der Januar brachte Kälte bis 15 Grad minus und wenig Schnee. Am 30 Januar berief der Reichspräsident von Hindenburg eine neue Reichsregierung. Adolf Hitler wird zum Reichskanzler berufen, im Lande ist wieder Hoffnung. Der Februar brachte viel Frost und Schnee, im Lande eine große Not. Der 1. Mai ist nun der Festtag der nationalen Arbeit zum Aufbau Deutschlands, gefeiert im ganzen Lande mit Gottesdiensten, die überall die Kirchen füllen. In allen Dörfern werden als Symbol für Hindenburg und Hitler Eichen gepflanzt. In diesem Jahr gibt es in Staat und Kirche viele Ereignisse und alles scheint zum Guten für das Volk zu sein.
1934
Am 1. April trat Pastor Witt in den Ruhestand, nachdem er 31 Jahre der Gemeinde Gottes Wort verkündet hat und die ganze Zeit mit der Gemeinde im guten Einvernehmen gelebt hat. Im Pfarramt Hohenbollentin ist eine Kriegschronik, die von Pastor Witt in den Kriegsjahren 1914 bis 1918 geführt wird. Der gesamte Verlauf des Krieges wird in dieser Chronik beschrieben.
Das Kirchenbuch der Parochie Lindenberg, geführt von 1835 bis 1955, berichtet über alle Sitzungen des Gemeindekirchenrates in Törpin, alle Taufen, Trauungen und Beerdigungen sind eingetragen.
07.05.1911
Im Törpiner Gemeindekirchenrat wird beschlossen: Der Eigentümer Meßmann wird als Kirchendiener angestellt, mit einer Vergütung von 60 Mark jährlich, zahlbar aus der Kirchenkasse für Balgentreten, Glocken läuten und Kirche reinigen. Für Beerdigungen und Trauungen hat er 50 Pf vom Betreffenden besonders zu fordern.
09.07.1911
Durch die Firma Voß Stettin ist die große Glocke nachzusehen, evtl. mit neuen Lagern versehen zu lassen. Hand- und Spanndienste leistet die Gemeinde.
19.05.1912
Zu den Kosten der Reparatur in der Küsterwohnung sind 1/3 der Kosten bis zu 30 Mark aus der dazu verpflichtenden und leistungsfähigen Kirchenkasse zu bewilligen. Als Grabplatz ist für 1 Grab bis 1,50 m Breite, für 2 bis 3 m Breite und 3 m Länge zu bewilligen, daher dürfen Gitter nicht größer sein als 3 mal 3 m. Die Tür muss nach innen schlagen. Für gesonderte Grabplätze werden ab jetzt 10 Mark pro Platz erhoben.
01.05.1914
Der Etat der Kirchenkasse ist von 1914 bis 1919 vorzustellen. Der alte Kirchhof ist in Wiederbenutzung zu nehmen und die dahingehenden Anträge sind zu stellen, bei den zuständigen Behörden. Um den Glockenstuhl teeren zu lassen, sind zu dem Zwecke 30 Mark aus der Kirchenkasse zu bewilligen. Der Vertretung ist die nötige Reparatur an der Pfarre zu empfehlen und dazu 1/3 bis 120 Mark aus der Kirchenkasse zu bewilligen.
09.01.1927
Auf Antrag Liermann, eine Anzahl Bäume auf dem neuen Kirchhof wegzunehmen und andere zu kröpfen, weil der Betrieb seiner Windmühle dadurch behindert werde, und die Kosten durch Verkauf des Holzes zu decken, die Ausführung durch Steffenhagen und Günther. Bei der Firma Olssen-Lübeck anzufragen, was eine Bronzeglocke von 89 Zentner kosten würde.
18.09.1932
In Betreff der beabsichtigten Trennung von Kirchen und Schulamt wird es für das Beste gehalten, wenn der bisherige Zustand bestehen bleibt, da durch die Trennung die Kirchengemeinde belastet würde, die so schon 1000 RM jährlich an Kirchensteuern aufzubringen hat und bei Trennung noch 300 RM hinzukommen würden, die bei der heutigen Notlage der Landwirtschaft schwer aufzubringen sein würden.
Von Mai bis 30. August 1934 hatte der Prediger Alfred Haberstroh die Pfarre Lindenberg verwaltet. Der Prediger Haberstroh hatte Eintragungen in der Kirchenchronik vorgenommen, die vom Superintendenten nicht akzeptiert werden konnten und deshalb vernichtet wurden.
Pastor Jager war von 1936 bis 1956 im Kirchspiel Lindenberg eingesetzt. Er wurde am 16.07.1939 von dem Superintendenten Jäckel in Demmin in einem feierlichen, gut besuchten Gottesdienst in Lindenberg und in Törpin in sein Amt eingeführt. Pastor Jager hatte in den Kriegsjahren eine bewegte Zeit und mit viel Kummer und Leid sein Tun. Während des zweiten Weltkrieges führte er in vielen Familien Beileidsbesuche durch, sprach den Eltern, Müttern und Witwen Trost aus und hielt Gedenkfeiern für die Gefallenen ab. Törpin hatte, wie jede Gemeinde, Söhne und Väter, die im Krieg gefallen oder vermisst wurden und nicht wieder heimkehrten. Am 26. April 1945 vergrub er im Pferdestall des Pfarrerhofes in Lindenberg die Kirchenchronik, wertvolle Akten und das Abendmahlservice, um diese Sachen vor feindlichen Händen zu schützen und sie zu erhalten.
Dann ging der Krieg im Mai 1945 seinem Ende entgegen. Viele Flüchtlinge waren in die Dörfer gekommen. Sie suchten eine neue Bleibe und fanden in den meisten Fällen eine neue Heimat. Viele Gläubige wollten Gottes Wort zum Trost hören. In der Nachkriegszeit war es für viele Familien eine schwere Zeit. Die Flüchtlinge kamen nur mit wenig Hab und Gut, Familien waren zerrissen und viele der Dorfbewohner und Flüchtlinge lebten in Ungewissenheit.
Am 31. Mai 1953 hielt Pastor Jager in Törpin und Lindenberg seinen Abschiedsgottesdienst. Die Kirchen waren bis auf den letzten Platz gefüllt, hatte er doch eine gute Arbeit geleistet. Pastor Jager ging nach Elmenhorst, Kirchenkreis Grimmen. Der Grund seines Fortgehens waren bessere Beschulungsmöglichkeiten seiner Kinder.
In der Sitzung des Gemeindekirchenrats Törpin am 4. Juli 1953 wurde durch Pastor Reimer die letzte Eintragung im Törpiner Protokollheft gemacht. Das Protokollheft wurde 1910 angelegt und berichtet in der Hauptsache nur über Törpiner kirchliche Angelegenheiten.
Am 01.08.1953 berief das Konsistorium den Pfarrer Gerhard Bauer nach Lindenberg. Die Einführung vollzog Superintendent Dr. Achterberg am 27.09.1953 unter der Assistenz von Pastor Reimer und Pfarrer Dr. Hingst von Völschow. Da im 1. Weltkrieg neben den Glocken auch die zinnernen Orgelpfeifen abgegeben werden mussten, sorge Pastor Bauer im Jahre 1961 für die Installierung neuer Pfeifen.
Einem Bericht von Pastor Bauer ist Folgendes zu entnehmen:
„Besondere Kräfte fordert die Versorgung der Filialgemeinde Törpin. Ein Auto stand nicht zur Verfügung. Wir, das heißt meine Frau als Organistin und ich, mussten bei jedem Wetter auf einem schlecht gefederten Wagen den Weg nach Törpin zurücklegen. Die Benutzung des Landweges war oft unmöglich, und auf der Straße waren es 7 km Umweg. Die Törpin-Fahrten überforderten uns beide derartig, dass ich das Konsistorium gebeten habe, die Filiale Törpin einer jüngeren Kraft zu übertragen. Ich hatte an den Pfarrer von Altenhagen, Herrn Dr. Kehnscherper, gedacht, aber das Konsistorium übergab Pastor Bohl von Beggerow die Amtshandlungen. Die Frauen- und Bibelstunden auf der Törpiner Langen-Reihe führten wir noch durch, bis unser Fuhrwerk ganz und gar versagte. Die letzte Stunde hielten wir am 24. Januar 1960 im Hause der Familie des Kirchenältesten Mahnke.“
Der Konfirmandenunterricht wurde, wie auch die Christenlehre, häufig durch die Schule behindert, indem man außerplanmäßig Schulunterricht oder auch Pionierstunden ansetzte. Dies traf besonders für die Schule in Lindenberg zu. Die Konfirmation, die von jeher am Palmsonntag stattfand, wurde durch die Jugendweihe verdrängt und erst zum Pfingstfest durchgeführt. Die Konfirmanden erhielten in der Einsegnungsfeier vor dem Altar in Begleitung ihrer Eltern das erste heilige Abendmahl gereicht. Der Gottesdienstbesuch war in den 60er Jahren nicht geringer geworden. Die Teilnahme am heiligen Abendmahl ging um fast 50 % zurück. Der alte Brauch, auf dem Sterbebett sein letztes Abendmahl vom Pastor zu erhalten, wurde nur noch selten durchgeführt.
In den letzten Jahren der Amtszeit von Herrn Pastor Bauer wurden an der Kirche in Törpin folgende Arbeiten vorgenommen: 1960 stiftete die Witwe Martha Jung in Törpin Lange-Reihe die gesamten Kosten für die elektrische Anlage in der Kirche. Die Kosten betrugen 1421,43 Mark. Die schon dafür gesammelten Beträge konnten für andere Zwecke reserviert werden. Später, 1962/63, wurde die Anlage nach den Weisungen von Pfarrer Bohl, der die Betreuung in Törpin seit 1958/59 übernommen hatte, noch erweitert. Der Heizungsbau in der Kirche war eine dankbare Sache, denn in den kalten Jahreszeiten standen für kirchliche Veranstaltungen in Törpin keine anderen Räume zur Verfügung. Das Dach der Kirche in Törpin wurde 1961 völlig umgedeckt. Die Kosten betrugen 1952,52 Mark. 1963 wurde zunächst für den Neubau einer Leichenhalle in Törpin ein Zuschuss von 552 Mark geleistet, und zwar 500 Mark aus der Kirchenkasse und 52 Mark aus Sammlungen der Frauen der Törpiner Langen-Reihe. Dann wurde eine neue Tür für die Kirche vom Tischlermeister Wiesener in Törpin hergestellt. Die Kosten betrugen 1185,50 Mark. Der Windfang-Vorhang und die Läufer in der Kirche konnten aus Sammlungsmitteln bezahlt werden. Für den Gemeindekirchenrat und den Pastor war es eine komplizierte Angelegenheit, die Instandhaltung der kirchlichen Gebäude und Einrichtungen zu finanzieren.
Auf eigenen Antrag wurde Pastor Bauer ab dem 01.02.1965 im Alter von 67 Jahren in den Ruhestand versetzt. So war Pastor Bauer der letzte Pfarrer des Lindenberger Kirchspiels. Alle Bemühungen, wieder einen Pfarrer nach Lindenberg zu bekommen, schlugen fehl. Das Pfarramt Lindenberg wurde im Jahre 1965 mit der Kirchengemeinde Hohenbollentin vereinigt. Die jeweiligen Pfarrer von Hohenbollentin übernahmen auch die kirchlichen Amtshandlungen in Törpin.
Das Kirchenleben in den Gemeinden wurde zur Zeit der DDR-Regierung erheblich beeinträchtigt, die Zahl der Kirchenanhänger wurde stark reduziert. Junge Menschen ließen sich nicht mehr kirchlich trauen. Dies hatte zur Folge, dass kleine Kinder nicht getauft wurden, Konfirmationen ersetzte man durch Jugendweihen. Selbst Beerdigungen wurden häufiger durch Grabredner abgehalten. Die Bestattung aus dem Wohnhaus, wie es zu alten Zeiten einmal üblich war, durften nicht mehr stattfinden. Aus diesen Gründen baute man 1964 auf dem neuen Friedhof eine Leichenhalle. Die Finanzierung wurde in der Hauptsache von der Gemeinde getätigt, die Kirche beteiligte sich kaum an den Unkosten.
Abb. Törpiner Kirche vor einigen Jahrzehnten
1967 wurde die Törpiner Kirche gründlich renoviert. Am 4. Oktober 1970 wurde die von B. Grünberg/Stettin im Jahre 1863 erbaute mechanische Orgel durch die Orgelbaufirma Böhm/Gotha restauriert und mit klingendem Prospekt versehen.
1980 wurde die Glocke, die in dem Glockenstuhl hängt, mit einem elektrischen Antrieb ausgerüstet. Für den Kirchendiener war es eine große Erleichterung, denn nach der Kirchenordnung werden zu vielen Anlässen die Glocken geläutet. Der Innenraum der Kirche wurde mit einer Fußheizung versehen, um in den Wintermonaten den Kirchgang angenehm zu machen.
Die Kirchendiener versahen den Kirchendienst neben ihrer beruflichen Tätigkeit oder gegen eine geringe Entlohnung. Dieses Amt hatte in Törpin Frau Ustorf bis zum Jahre 1988 inne. Sie war nicht mehr die Jüngste und hatte deshalb Unterstützung von den Kirchenältesten.
Im Jahre 1964 sind folgende Kirchenälteste in Törpin im Amt:
Name
geboren
Hermann Günther
07.09.1904
Erich Martens
18.09.1893
Willi Schewe
15.05.1901
Wilhelm Schlorff
29.01.1892
Frieda Ustorf
21.11.1912
Adolf Mahnke
01.10.1902
Im Jahre 1994 sind folgende Kirchenälteste in Törpin im Amt:
Name
geboren
Hans-Dieter Schwertfeger
11.12.1935
Hannelore Kühl
27.05.1941
Günther Wiesener
07.03.1932
Kornelia Böttcher (geb. Ladwig)
10.12.1954
Herbert Ziebell
01.1932
Karl Mahnke
15.12.1934
Das Kirchendieneramt wurde, nachdem es Frau Ustorf nicht mehr ausführte, von den Kirchenältesten im monatlichen Wechsel durchgeführt. Nach der Zusammenlegung der Kirchspiele Lindenberg und Hohenbollentin wurde Törpin von Pastor Martin Reimer betreut. Pastor Reimer ging 1980 in den Ruhestand, und es folgte 1982 Pastor Müller. Pastor Müller versah den Kirchendienst etwa 10 Jahre. Bei den Pastoren hatten die Ehefrauen das Spielen der Orgel übernommen. Nachdem Pastor Müller Hohenbollentin verließ übernahm der Beggerower Pastor Ott die Vertretung in Törpin, bis 1992 Frau Pastorin Else Bernds das Amt in Hohenbollentin antrat. Zusätzliche kirchliche Dienste, wie z.B. Vorbereitung von Beerdigungen, wurden von Frau Inge Brümmer geleistet. Am 01.November 2003 übernahm Frau Gabriele Schwertfeger das Amt der Küsterin.
Ganschendorf und Sarow in der Parochie Beggerow
1491 war Christian A. katholischer Priester in Beggerow. Aus den Akten des schwedischen Archivs Teil III Nr. 8 zu Stefan geht hervor, dass Witte der erste evangelische Pastor in Beggerow war, der vermutlich 1536 vom Katholizismus übergetreten und dann noch bis 1548 Pastor zu Beggerow war. In einem Brief des Antonius Drake, Besitzer zu Gehmkow, wozu noch einige Beggerower Ackerstücke gehörten, geschrieben an den Herzog Ernst Ludwig (vom 18.09.1578) steht: Pastoren sein zu Beggerow bei Menschen Gedächtnis gewesen. Pastor Witte: nach ihm lange Zeit kein Pastor.
Nicolaus Witzlaff
Nicolaus Sievert
Michael Grantzow
schon in Sarow genannt
Joachim Janholtz
1559–1576
Paul Koeppen
1576-1597 wird aber erst 1588 im Mai eingeführt
Andreas Horn
war noch 26.09.1600 Pastor in Sarow, 1603 -1610 Pastor zu Beggerow
Paul Wendland
1611-1617, er war ein Demminer Kind
Albert Berend
1618 tritt er das Amt in Beggerow an, gleichzeitig ist in Sarow Heinrich Schmidt, der wegen ungebührlichem Verhalten dem Gutsherrn das Abendmahl nicht reichen darf, dieses tut Pastor Berend
Georg Betcke
wurde 1647 Pastor hierselbst bis 1686
Helmut Spiegelberg
geb. 26.02.1664 wird am 11.10.1687 Pfarrer in Beggerow
Bernhard Gustav Spiegelberg
1724–1747, Sohn des vorherigen P., Lehrer seiner Gemeinde und des Altars
Dietrich Gottfried Dreyer
1759-1791, das kirchliche Leben in Ganschendorf ist heute noch eine Frucht seines Wirkens, gestorben am 28.03.1791
Christoph Friedrich Koepke
1792-1799
Johann Friedrich Wilhelm Knust
1800-1838, 1. Januar 1838 emeritiert
Johann Friedrich Ferdinand August Knüppelholz
1838-1853
Hermann Adolf Berger
1854-1877, als 1872 der große Brand in Beggerow wütet brannte auch die Pfarre mit sämtlichen Gebäuden nieder, der Pastor wohnte, bis sie wieder aufgebaut war, bei dem Bauern Fritz Jahns (Ausbau).
Karl Friedrich Wendtland
1877 –1880, wird 1880 nach Rendsburg als Divisionspfarrer berufen.
Reinhold Dieckmann
am 13.06.1843 in Gramenz, Kreis Neu-Stettin geboren, ist von 1880 - 1919 Pfarrer in der Parochie Beggerow. Pastor Dieckmann hat in 39 Jahren seiner Tätigkeit aufopferungsvoll für seine Kirchengemeinde gearbeitet und gebetet.
Ernst Paul Gustav Büchsel
von 1919-1928 in Beggerow tätig. Dann war die Pfarre lange Jahre unbesetzt und wurde nur vertretungsweise von anderen Pastoren betreut.
Julius Böttiger
wurde am 01.04.1937 nach Beggerow berufen. Als 1939 der Krieg ausbricht, muss er zur Fahne und ist am 21.03.1943 als Leutnant bei Leningrad gefallen.
Heinz Ernst Karl Gatz
vom Mai 1945–1952
Eckard Ewald Erich Beyer
vom 28.09.1952-1955 in Beggerow, ist am 07.09.1983 verstorben.
Siegfried Bohl
geb. 31.01.1930 in Neudamm, im September als Vikar nach Beggerow und ab 01.06.1959 als Pastor eingesetzt, bis Oktober 1973. Dann wurde Pastor Bohl als Superintendent in Grimmen eingesetzt. Herr Pastor Reimer aus Hohenbollentin betreut die Pfarre Beggerow.
Friedrich Hans Siegfried Preuß
geb. 08.04.1949 in Greifswald. Am 1. August 1975 kam er als Hilfsprediger nach Beggerow, unter der Dienstaufsicht von Pastor Reimer. Seine Einführung als Pastor war am 20. März 1977. Er hat bis zum 10.Juli 1987 hier in Beggerow amtiert.
Ralf Ott
ist der jetzige Pastor und Nachfolger von Pastor Preuß.
In einer Parochial-Tabelle vom 16.12.1739 sagte Pastor Bernhard Gustav Spiegelberg "Sarow III. Länderein". Solche haben Kirche, Priester und Küster gehabt, sind aber abgekommen bis auf 15 Morgen Acker und 2 kleine Wiesen, so mein Antagonismus (unversöhnlicher Widerspruch) über 80 Jahre vor ihre Seelenpflege gehabt. Bis jetziger Pastor anno 1724, den 5. Juni, auf den von denen Herrn von Walsleben laut visier. Protokoll 1722 versprochenen übrigen Acker einer Landhufe von 30 Morgen gesuchte, allergnädigster Kgl. Konfirmation aus der Regierung zu Stettin erhalten. Habe auch selbst 5 Jahre in ruhiger Passion selbst gebaut, zu meiner Zeit von 1724 bis 1729 und nun wieder 10 Jahre, also bis 1739, von einem Colono jährlich 40 Taler Pension gehabt. Itzo will alles angefochten und diskutiert werden. Pastor bittet demütigst um allergnädigsten Schutz und Conservation der Pfarrgerechtigkeit und um Verordnung an die Herrn Patrone, damit nicht letztlich alles eingehe. Es regilieren in diesen Jahren die Gebrüder von Maltzahn ihre gesamten Güter, auch Sarow und Ganschendorf.
Der "letzte Priester Cobonus" in Sarow, von 1732 bis 1739, war Johann Zander, dessen Schwester Juliane Zander des dortigen Archendators Jaspar Duday Ehefrau war, 1698 in Sarow geboren, in Sarow waren die ersten 5 Kinder geboren, der steht noch 18.9.1752 in Ganschendorf bei dem Müller Dewitz Gevatter, dann aber stirbt er in Utzedel als Pächter am 19.03.1756. Der Stammesvater des aus Ungarn stammenden, im 30-jährigen Krieg nach Pommern gekommenen und hier weit verbreitetem Geschlecht Dudy.
Der letzte Pastor, Heinrich Schmidt Fabricius, war in Sarow von 1604 bis 1644. Er hat viel Streit mit seinen Patronen. Am 23.03.1624 beschwert sich Christoph Lüdeke von Maltzan über seinen Pastor in Sarow, H. Schmidt, wegen ungebührlicher Handlungen und Reden, bittet ihn, vom Amt zu removieren und vorläufig dem Pastor zu Beggerow zu befehlen, ihm das Abendmahl zu reichen. Im Cummerower Archiv befinden sich mehrere Akten über H. Schmidt. Original Vergleich: Hans Friedrich Maltzan und Pastor Heinrich Schmidt, wodurch dem Pastor die Macht gegeben wird in des Patroni Scheune solange dreschen zu lassen, bis er vollkommen befriedigt ist. Er führte weiter lange Register auf, von dem, was die Patrone ihm vorenthalten hatten. Die Summe belief sich im Jahre 1637 auf 2613 Taler und 5 Groschen. Er ist ans Reichsgericht gegangen, sie sind verurteilt worden, den Pastor schadlos zu halten, 2.10.1627. Im 30jährigen Krieg hat er viel gelitten, so dass er sich mit einem Stuhle hat in die Kirche tragen lassen müssen. Wallenstein lag eine Zeit lang mit Kroaten in Sarow. Pastor Heinrich Schmidt sagt selbst:
"Ich auch in verlierender, betrübten und blutigen Kriegszeit mit Verlust meiner Gesundheit und Armut, so mir die verderblichen Croaten am 28 März 1631 geraubt, meine Pfarr- und Seelenkinder habe ich niemals verlassen, sondern sie mit Treue und Fleiß, nach den Gaben, so Gott verlangt mit Gefahr Leibes und Lebens vorgestanden, bis ich mich tot krank nach Demmin fahren lassen und ganze sieben Wochen beim Arzt gelegen und nach dem ich mich wieder unangesehen der Gefahr so wegen der Croaten darauf bestanden wieder krank zu Hause begeben, des Sonntags auf dem Stuhle zur Kirche tragen lassen und also kümmerlich auf dem Stuhle vom Altar mein Amt verrichtet.“
Pastor Heinrich Schmidt ist seit 1596, er wird zuerst genannt 18.05.1601 bei der Kirchenvisitation in Beggerow, aber nicht als Pastor daselbst. Er war verheiratet mit Gertrud Koppen, wohl Tochter des Pastors Paul Koppen zu Beggerow. Es werden von ihm 3 Kinder genannt: Ulrich Schmidt, Joachimus Schmidt, Sophia, verheiratet mit Jacob Kraut zu Malchin. Diese drei quittieren Wolde am 12.5.1875 über den Empfang der Summe, die der Prälat Albrecht Joachim von Maltzan ihnen zahlt, als Abtragung der Schulden seiner Vorfahren an ihren Vater.
Die Parochie Beggerow umfasst die Ortschaften
· Beggerow und Johannenhöhe
· Alt-, Neu - Gatschow
· Das Schmiedegehöft von Buschmühl
· Glendelin
· Leistenow mit zwei Mühlengehöften
· Ganschendorf mit Vorwerk Breitenlande,
· Sarow mit Vorwerk Neu-Sarow.
Am 01.04.1937 waren Buschmühl mit Flemmendorf zur Parochie Beggerow hinzugekommen. So erhöhte sich die Gesamtseelenzahl auf 1364 (Volkszählung 1919).
Ganschendorf
Ganschendorf war um 1537 wahrscheinlich noch katholisch. Trotzdem ging die Reformation auch an Ganschendorf nicht vorbei. Unter den Bauern, den Herrschaften und der Kirche gab es Meinungsverschiedenheiten. Ganschendorf war durch die Zugehörigkeit zur Parochie Sarow und die Angliederung zur Parochie Beggerow in Zwiespalt geraten. Obwohl sich 1576 die Bauern weigerten, in Ganschendorf eine Küsterei zu bauen, wurde diese zur Unterstützung des Pastors gebaut. 1614 und 1623 wurden Reparaturen an der Küsterei getätigt. Wann ein Kirchenbau in Ganschendorf erfolgte, läßt sich nicht feststellen.
Abb.: Die alte Kirche in Ganschendorf vor 1900 (Bild)
Die alte Kirche in Ganschendorf war ein Feldsteinbau mit Holzturm. Im Jahre 1895 wurde die alte Kirche abgerissen und es entstand der Neubau einer Kirche im neugotischen Stil. Die Kirche wurde am 14.August 1896 mit einem Festgottesdienst eingeweiht. Der damalige Pastor Dieckmann und der Baron Friedrich von Maltzahn in Ganschendorf setzen sich mit aller Kraft für den Neubau ein.
Die Urkunde, welche am 23.8.1895 in den Knauf der Turmspitze zu Ganschendorf eingelötet wurde, hat folgenden Text.
„Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Nachdem die Kirche zu Ganschendorf im Laufe der Jahre so baufällig geworden, dass ein Neubau erforderlich wurde, hat der Gemeindekirchenrat von Ganschendorf bestehend aus dem Pastor Dieckmann - Beggerow, dem Freiherr von Maltzahn – Ganschendorf, dem Hofbesitzer Johann Liermann – Ganschendorf, dem Hofbesitzer August Michael – Ganschendorf, in Zustimmung der Gemeindevertretung, bestehend aus dem Hofbesitzer Johann Baumann sen. dem Hofbesitzer Johann Baumann jun., dem Hofbesitzer Hermann Baumann jun., dem Hofbesitzer Fritz Baumann, dem Hofbesitzer Robert Liermann, dem Hofbesitzer August Liermann, dem Hofbesitzer August Michael sen., dem Hofbesitzer Johann Martens, sämtlich zu Ganschendorf den Beschluss gefasst, einen Neubau aufzusetzen“.
Die gesamten Baukosten beliefen sich auf 25577,95 Reichsmark, womit die damaligen Bestände der Ganschendorfer Kirchenkasse aufgebraucht waren.
Während der Bauarbeiten fiel der Bauführer von der Turmrüstung und wurde von einem Mauerziegel verletzt. Die Schädeldecke musste mit einer Silberplatte gestützt werden.
1959 erfolgte die erste Renovierung der Kirche. Ganze Flächen, die keinen Putz mehr hatten, mussten erneuert werden. Daran schlossen sich Malerarbeiten an. Der Altar erhielt eine neue Platte und das Kreuz. Ein Teil der Decke im Dachstuhl musste wegen Holzwurmbefall erneuert werden. Danach wurde 1964 die große Glocke angeschafft. Fast sämtliche Kosten, auch die für den Einbau der Heizung, cirka 13000 Mark, wurden durch Spenden aufgebracht. Besonders durch die Flüchtlinge aus dem Osten, die frei zur Kirche halten, wurde die kirchliche Gemeinschaft belebt. Ein vorbildlicher Mitarbeiter war der Bauer Wilhelm Menz, der seit 1960 Mitglied der Landessynode und Kirchenleitung war. In seiner Wohnung fanden im Winterhalbjahr die Bibelstunden statt.
Am Nachmittag des 25.12.1977 wurde die Kirchturmspitze in Ganschendorf durch einen Sturm stark beschädigt und stand schief. Ende April 1978 war die Spitze nicht mehr zu halten, sondern steckte im Turmgebälk an der Ostseite. Die Dachdecker mussten hinaufsteigen, um die Turmspitze zu bergen.
Mitte der 80iger Jahre wurden erneut Malerarbeiten durchgeführt und Ende der 80iger Jahre erfolgte eine Neueindeckung des Kirchturmes. Seit November 1995 läuten wieder zwei Bronzeglocken vom Kirchturm. Neben der alten Glocke von 1591 hängt nun eine zweite Glocke, die 1995 neu gegossen wurde. Bis dahin gab es als zweite Glocke eine Stahlglocke, die eine der zwei Bronzeglocken, die dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen war, ersetzte. Im November 2003 wurde das Schieferdach der Ganschendorfer Kirche neu eingedeckt.
Abb.: Ganschendorfer Kirche
Sarow zunächst eigene Pfarrstelle
Sarow bildete nach der Reformation zunächst eine eigene Parochie mit seiner Mutterkirche, wozu die Filialen Hagen und Carin (Philipshof) mit einem eigenen Pastor und Küster gehörten. Die Parochie gehörte aber von Anfang an nicht zur Demminer sondern zur Treptower Synode. Diese Parochie bestand unverändert bis zum 30jährigen Krieg.
In der Beggerower Matrikel 1722 heißt es: „Es ist die Kirche und Pfarre und auch das Dorf zu den sogenannten Bannirischen Kriegszeiten 1636/1637 gänzlich ruiniert und der Acker so zur Kirche gehöret, abgekommen und verwüst, dass man nicht wissen könne, welches ist der Pfarr- und Kirchenacker. Die Kirche soll zwei Hakenhufen gehabt haben.“
Die Fundamente der Kirche, welche nicht wieder aufgerichtet wurden, sind auf dem jetzigen uralten Friedhof des Dorfes noch vorhanden. Nach Beendigung des Krieges wurde die Pfarre nicht wieder aufgerichtet, sondern völlig aufgelöst und zerstückelt. Das Filial Hinrichshagen (Altenhagen) mit Philipshof (Carin) wurde vorläufig zur Parochie Gültz geschlagen, 1754 wieder davon getrennt und zur eigenen Parochie mit Altenhagen als Mater erhoben mit eigenem Pastor und den Filialen Tützpatz und Pripsleben. Sarow und Ganschendorf wurden als Filialen der Pfarrgemeinde Beggerow eingepfarrt und somit der Synode Demmin einverleibt.
Auf der ehemaligen Pfarrstelle in Sarow hat man wieder ein Haus gebaut. Der Acker ist, zum großen Teil mit dem herrschaftlichen vermischt, allmählich spurlos verschwunden. In der Matrikel von Beggerow 1722 heißt es, dass Anno 1690 den 31.3. zwischen Gustav Friedrich von Walsleben, damaligem Patron, und Herrn H. Spiegelberg, Pastor zu Beggerow, ein Vergleich getroffen wurde, dass ihm die Pfarrstelle daselbst, nebst dem darauf gebauten Hause und 15 Morgen zugelegt, wovon er noch itzo die Abnutzung hat. Das Haus ist 1716 abgebrannt. Im Beggerower Pfarrarchiv heißt es 1719: „Die Pfarrstelle ist noch da, worauf itziger Pastor, da vor drei Jahren das Haus abgebrannt aus seinen Mitteln das Haus wieder bauen lassen, worinnen ein Colonist und ein Küster wohnen. Der Colonist muss wohl Heuer abgeben und der Küster ist als Hirte eingesetzt. Der Küsteracker ist in guter Kultur.“
Herr Kammerjunker von Walsleben hat zwar angenommen, die völligen Hufen und Äcker wieder aufzusuchen und so zu verheuern, dass die Kirche die Hälfte Pension zu ihrer Restaurierung, der Pastor die andere Hälfte zu seiner Verbesserung bekäme, ist aber nie geschehen.
Da die Kirche in Ganschendorf zwar für Sarow und Ganschendorf groß genug war, aber keinen Raum für Gemeindeveranstaltungen und Konfirmandenunterricht hatte, beschloss der Gemeindekirchenrat, in Sarow eine kleine Kapelle mit Leichenhalle zu bauen. Da eine Genehmigung mit dieser Begründung nicht zu erwarten war, wurde nur der Bau einer Leichenhalle beantragt und genehmigt. Durch Veränderung und Erweiterung der Bauzeichnung entstand dann die Kapelle. Da kein Baumaterial im Plan bereitgestellt oder freigegeben wurde, war die Materialbeschaffung mehr als schwierig. Am 17. Juni 1958 begannen durch 20 Siedler die Ausschachtungsarbeiten und die Ausschüttung des Fundamentes. Die Siedler spendeten das Bauholz aus ihren Waldparzellen der Bodenreform und fuhren den nötigen Kies heran.
Abbildung: Einweihung der Sarower Kapelle am 31 .März 1959. Hohe Würdenträger nahmen teil. (Bischoff Krummacher, Pastor Reimer, Pastor Bohl).
Die Firma Binkowski (Demmin) führte die Maurerarbeiten durch. Die Zimmermannsarbeiten wurden von den Siedlern, Herrn Alwin Rohde, Otto Hensel und Olsowski kostenlos durchgeführt, so dass für den Dachstuhl nur runde 100,00 Mark erforderlich waren. Am 31. März 1959 wurde die Kapelle von Bischof Dr. Krummacher (Greifswald) unter großer Beteiligung der Gemeinde (400 Personen) eingeweiht. Durch das ev. Hilfswerk konnte zum Bau ein erheblicher Betrag freigegeben werden, so dass die Finanzierung mit den eigenen Opfern und Kirchenkassenmitteln gesichert war. Im Zeitraum der ersten 10 Jahre ist Sarow neben dem Pfarrort Beggerow zum Schwerpunkt für die Gemeindearbeit geworden. Bibelwochen, Familiengottesdienst, der gesamte Unterricht und die Abende der Jungen Gemeinde wären ohne die Kapelle nicht möglich gewesen.
Die „gute Seele“ der Kapelle aber war Frau Stanke aus Sarow. Sie war nach dem Krieg mit ihrer Familie hier angekommen, hatte mit ihrem Mann eine Bauernstelle übernommen und sich von Anfang an für die Belange der Kirche eingesetzt.
Die Gemeinde hat diesen Bau immer gut in Ordnung gehalten. Im August 1977 wurde die Kapelle innen völlig renoviert, Fenster und Türen neu lackiert. Diese Arbeiten wurden von Gemeindemitgliedern und dem Pastor ausgeführt. Die notwendigen Ausgaben konnten aus Opfern der Gemeinde bestritten werden. Eine Frau aus Sarow spendete 1000,00 Mark für die Instandhaltung der Kapelle. Die Einwohner von Sarow sprachen oft von "unserer Kapelle". Sie fühlten sich auch für die Ordnung auf dem Friedhof verantwortlich.
28.05.1986: Sarow ist jetzt das größte Dorf in der Kirchengemeinde. Dort wohnen viele junge Leute, von denen aber nur relativ wenig zur Kirchengemeinde gehören und ihre Kinder zum Unterricht schicken.
07.12.1986: Die Kapelle erhielt im Herbst einen neuen Ofen und wurde dann innen wieder malermässig renoviert.
Gehmkow und die Parochie Hohenbollentin
Seit der Reformation in Pommern 1535 gehörte Gehmkow zur Pfarrgemeinde Hohenbollentin.
Aus der Kirchenchronik: „Erstmalig erwähnt wurde die Kirche 1325. Am 22 Mai 1756 ist die Kirche bei Sonnenschein eingestürzt, alles in Trümmern gegangen, bis auf die Mauern. Zwei Monate danach begann der 7-jährige Krieg (1756-63). Die wirtschaftliche Not des Bauernstandes war groß. Es wurde weder gebaut noch gebessert. Unser altes eingefallenes Gotteshaus musste mit seinen Trümmern von diesem allgemeinem Elend unserer Gegend mitzeugen helfen. Und damit die Verwüstung an heiliger Stätte noch ärger wurde, so wuchs aus dem Altarraum der verfallenen Kirche ein wilder Birnenbaum auf, der später in die Südost-Ecke des Kirchhofes, nahe der Küsterei verpflanzt wurde.
Auch nach den Wirren des Krieges konnte das Gotteshaus nicht sofort wieder aufgebaut werden. So räumte der Pfarrer sein Pfarrhaus um, damit Gottesdienst und Amtshandlungen dort gehalten werden konnten.
Am 4. Oktober 1780 schlug der Blitz ins Pfaffhaus ein und legte es in Asche. Nicht nur der Prediger Schumann verlor seine Wohnung, sondern auch die Kirchgemeinde verlor ihr letztes Versammlungshaus. Der Pastor konnte seinen Lebensunterhalt nicht mehr fristen. Nasse Witterung in der Heu- und Kornernte hatten das Heu verdorben. Ganze und halbe Scheffel konnten nicht gemäht werden, die Ernte war verdorben. Das nötigte ihn, nachdem er zunächst in Gehmkow und dann in Hohenbollentin notdürftig Unterkunft gefunden hatte, am 19.12.1781 in die gerade frei gewordene Pfarre Verchen überzusiedeln. So fanden die Gottesdienste für die Hohenbollentiner Christen in Schwichtenberg nach dem dortigen Gottesdienst um 11 Uhr statt.
Man plante die Pfarre aufzulösen oder zu verlegen. Aber dagegen rührte man sich im Dorf. Von einem Mann namens Hans-Christian Schultz - genannt „Zopfschulze“ - wird besonders berichtet. Er war ein Mann von großer Energie und bereit, das Gotteshaus wieder aufzubauen. Er reiste bis zum König nach Potsdam, um Material für die Kirche zu erbitten. Für den inneren Ausbau der Kirche lieh er sich Geld. Von gesammelten Kollekten ließ er eine neue Glocke gießen.
Im Frühjahr 1785 fing man an zu bauen und im Herbst 1786 war der Bau vollendet. So war dann am 3. Dezember 1786, am 1. Advent, die Einweihung des Gotteshauses. Danach wurde auch das Pfarrgrundstück wieder errichtet und 1790 wurde wieder ein Prediger eingeführt.
Am Äußeren der Kirche wurde 1869 manches verändert, die Fenster wurden vergrößert und die kleine Tür an der Südseite zugemauert. Am 28 November 1886 wurde mit einem Festgottesdienst des 100. Kirchenweihtages gedacht.
1893 wurde die Kirche mit Geschenken bedacht. Frau Hauptmann von Heyden-Linden auf Gehmkow schenkte der Kirche eine Altar- und Kanzelbekleidung, eine Decke für das Bibelpult, eine Decke für das Lesepult, sowie Bekleidung für drei Kniebänke um den Altar. Alle Bekleidungen und Decken waren aus echtem rotem Plüsch und hatten Goldborte. Ferner erhielt das Gotteshaus von derselben Spenderin ein Velum aus weißem Batist mit Seidenstickerei. Ein Ungenannter schenkte eine Taufdecke aus rotem Plüsch mit Goldborte, ein dritter einen Opferteller aus poliertem Messing.
1911 wurde eine Orgel eingebaut. Die Kirche hatte keinen Glockenturm, nur einen Glockenstuhl. Am 29. April 1936 läutete die Glocke zum ersten Mal aus dem Turm. Die neue Glocke wurde am 21. Juni 1936 geweiht. An diesem Tag wurde auch der Entschluss gefasst, das Gotteshaus innen zu erneuern. Er konnte aber erst 25 Jahre später verwirklicht werden. Nach dem Kriege gehörten fast 2000 Gemeindemitglieder zum Kirchspiel, 300 Kinder besuchten die Christenlehre bzw. den Konfirmandenunterricht.
Am 14. November 1951 wurde nach Jahrzehnten zum ersten Mal wieder die Kirchweihe gefeiert. 1951 wurde auch der Posaunenchor gegründet. Am 4. Advent 1955 wurde eine neue Glocke mit folgender Inschrift eingeweiht:
Ich preise fröhlich Gottes Ehr`Ich ruf dich laut zu Christi LehrIch singe dir zum letzten Gang,bereit dich dazu lebenslang.
1957 wurde eine elektrische Heizung eingebaut. Die großen Fenster wurden mit buntem Glas versehen. Der Innenausbau wurde begonnen. Die Decke wurde restauriert, der Einbau wurde erneuert, ein neues Kreuz für den Altar wurde gebaut, neue Kronleuchter wurden gebaut, die Wände wurden farblich gestaltet und die Orgel wurde wieder zum Klingen gebracht. 1960 wurden die Glockenmotore installiert und am 3. Dezember 1961 gedachte man der 175. Wiederkehr der Kirchweihe.
Tabelle: Die Pfarrer in Hohenbollentin
1751 – 1781
Johannes Friedrich Schumann
1790 – 1811
Friedrich Ernst Laurich
1812 – 1816
Karl Christoph Backe
1817 – 1839
Sebastian Anton Friedrichs
1840 – 1843
Pastor i.R. Sontag
1884 – 1910
Pastor Blume
1910 – 1913
Pastor Haas
1914 – 1928
Pastor Kersten
bis 1945
Diakon Behrendt
1945 – 1980
Pastor Martin Reimer
1982 - 1991
Pastor Klaus Müller
seit 1992
Pastorin Else Bernds-Fischer
Das Standesamt Lindenberg
Das Standesamt Lindenberg war seit der 1920er Jahre in Alt-Kentzlin stationiert. Als Standesbeamter war über einen langen Zeitraum der Schullehrer Karl Büttner in Alt-Kentzlin tätig. Die Törpiner mussten in dieser Zeit zu allen standesamtlichen Anlässen nach Alt-Kentzlin. 1952 wurde das Amt aufgelöst.
Tabelle: Anzahl der Hochzeiten, Geburten und Sterbefälle
Jahr
getraute Paare
Bräute
ohne Kranz
geborene Kinder
Gestorbene
Knaben
Mädchen
unehel
Männer
Frauen
Kinder
1900
7
5
14
8
4
-
5
3
1901
6
1
14
10
-
5
6
9
1902
?
?
10
10
-
3
1
3
1903
?
?
13
11
-
4
2
6
1904
3
1
9
11
2
1
3
7
1905
5
3
14
12
4
-
3
6
1906
2
-
12
16
1
1
1
6
1907
?
?
10
16
1
3
-
6
1908
7
4
6
10
1
1
2
1
1909
?
?
6
10
1
1
2
1
1910
2
2
7
8
4
2
2
1911
5
3
9
6
1
6
-
4
1912
5
1
7
9
-
5
4
8
1913
10
2
10
15
-
1
7
6
1914
6
4
7
9
-
3
-
9
1915
3
2
6
12
1
3
3
5
1916
1
-
4
7
1
1
4
1
1917
0
-
4
3
1
8
3
4
1918
1
-
7
7
7
3
6
6
1919
10
2
7
3
-
4
1
1
1920
4
1
6
7
1
3
1
9
1921
10
4
15
9
2
1
2
3
1922
7
1
15
9
2
2
6
6
1923
4
3
10
8
1
3
3
3
1924
7
3
5
6
1
2
3
4
1925
2
2
6
7
-
4
1
1
1926
5
5
4
6
-
2
2
3
1927
1
1
7
4
-
1
3
1
1928
1
-
5
8
-
5
2
4
1929
5
1
1
7
-
3
-
2
1930
5
3
5
3
2
6
2
1
1931
6
-
5
4
-
1
3
-
1932
4
-
9
5
1
3
1
1
1933
4
-
6
3
-
3
-
-
1934
wird nicht mehr geschrieben
19021 Kind wird überfahren
1906im Juli stirbt der Sohn vom Pastor
1912Scharlachepidemie in Törpin - 6 Tote
1927unter den Toten sind ein junger Mann, drei Mädchen und ein Kind
Die Gefallenen der Weltkriege 1914 bis 1918 und 1939 bis 1945
Tab.: Die Gefallenen des ersten und zweiten Weltkrieges aus Törpin
Die Gefallenen des ersten Weltkrieges
Die Gefallenen deszweiten Weltkrieges
Albert Fritz
Erich Schuhmacher
Willi Schriever
Willi Liermann
Alexander Possivan
Wilhelm Heyden
Karl Heiden
Bruno Reichheim
Franz Schröder
Wilhelm Giertz
Max Jahnke
Hermann Lübbe
Max Schröder
Heinrich Freese
Leopold Kasdorf
Hermann Röhrdanz
Hans Röhrdanz
Wilhelm Becker
Ernst Thymian
Rudi Röhrdanz
Wilhelm Kuhagen
Otto Brümmer
Willi Steffenhagen
Willi Fink
Siegfried Abendroth
Erich Mau
Erich Jahnke
Heinz Dettmann
Franz Jahnke
Werner Dettmann
Robert Ustorff
Wilhelm Ustorff
Wilhelm Hinz
Max Moldenhauer
Robert Stöwesand
Ernst Rümpler
Otto Gramz
Willi Schlomann
Paul Schumacher
Kurt Stoldt
Martin Stoldt
Ernst Löwenstein
Hermann Kukuk
Tab.: Die Gefallenen des ersten und zweiten Weltkrieges aus Gehmkow
Die Gefallenen des ersten Weltkrieges
Die Gefallenen des zweiten Weltkrieges
Kirchhoff
Fritz Koß, 1943 bei Stalingrad
Georg von Heyden-Linden
Heinz Krasemann, 1944
Wilhelm Johannis
Heinz Koß
Tab.: Die Gefallenen des zweiten Weltkrieges von 1939 bis 1945 aus Sarow
Name
geboren
gefallen
Ort
Ernst Behrendt
28.02.1943
Orel
Wilhelm Behrend
24.11.1943
Reschew
Bruno Kuckuck
verm.
09.10.1944
Finnland
Karl Hilgendorf
24.11.1944
Ungarn
Franz Billgam
Erich Kortüm
Erich Giermann
Willi Wenzel
27.03.1914
verm.
1945
Kurland
Karl Jasika
Straß
Koch
Paul Fischer
10.09.1912
04.09.1942
Mostock/Tereck
Fritz Fischer
02.03.1916
10.03.1944
Newa
Tabelle: Die Gefallenen des zweiten Weltkrieges von 1939 bis 1945 aus Ganschendorf
Name
geboren
gefallen
Ort
Hans Martens
28.04.1917
06.09.1941
Dneproprotowsk
Erich Rümpler
17.09.1941
Ladogasee
Werner Engelbrecht
05.10.1941
Russland
Hans A. Liermann
28.08.1921
28.11.1941
Benno Michael
04.02.1920
27.08.1942
Wilhelm Willert
23.12.1942
Stalingrad
Otto Behm
1943
Stalingrad
Hans Fernow
20.03.1943
Orel
Heinz Arndt
31.10.1943
Kiew
Bruno Stefanski
12.01.1944
Sloboda-Novena
Hans Liermann
01.05.1944
Jassi/Rumänien
Bruno Wagemann
verm.
27.06.1944
Russland/Mitte
Erwin Potenberg
08.1944
Kurt Wilk
10.09.1944
Schaulen
Kurt Voß
27.07.1925
15.09.1944
Litauen
Fritz Koß
gest.
26.11.1944
Donauschingen
Hermann Liermann
24.11.1944
Kurland
Friedrich Wilk
13.01.1944
Budapest
Ernst Olsowski
verm.
1945
Reinhold Michael
15.10.1921
02.01.1945
Belgien
Günther Michael
26.11.1918
15.01.1945
Karl Michael
02.01.1927
24.01.1945
Brieg/Schlesien
Paul Pollow
gest.
09.03.1945
Reichenberg
Wilhelm Rath
gest.
22.07.1945
Toulon
Konrad Kawczinski
19.05.1945
Stettin
Winfried Koch
13.01.1922
Maxfried von Maltzahn
Kirche in Törpin
Kirche Ganschendorf-Alt-
Kirche Ganschendorf