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Architekten:
Luis M. Mansilla + Emilio Tuñon,
Madrid
Mitarbeiter:
Luis Díaz-Mauriño, Ainoa Prats, Andrés
Regueiro, Jamie Gimeno, Clara Moneo,
Oscar F. Aguayo, Gregory Peñate,
Katrien Vertenten, Ricardo Lorenzana
Ausführungsplanung:
Santiago Hernán, Juan Carlos Corona,
Arcadio Conde
Bauherr:
Junta de Castilla y León, Gesturcal S.A.
Im Nordwesten von LeónMuseum für zeitgenössische Kunst MUSAC
Die Avenida de los Reyes Leoneses macht eineleichte Biegung, bevor sie dann auf der Gera-den weiter stadtauswärts den Autofahrer zumBeschleunigen verführt – in seinem Rückender banal gestaltete Sitz der Regionalregierungund an den Rändern nachklappender Woh-nungsbau. Es scheint, als wolle die Hauptstadtder Provinz León den Gast nach dem Besuchihrer beeindruckenden Innenstadt schnell ver-abschieden, damit ihn allein die Erinnerungbegleite an die im 13. Jahrhundert begonneneKathedrale, an die zweihundert Jahre ältereBasilika St. Isidor mit ihren kostbaren Freskenund natürlich auch an Antoni Gaudís skurrilgotisierende Casa de los Botines aus dem Jahre1892 – alles Zeugen einstiger Baukunst. Dochunvermittelt erheischt im abebbenden Stadt-gefüge die kulturelle Gegenwart von León dieAufmerksamkeit des Besuchers in Form desMuseums für zeitgenössische Kunst von Kasti-lien und León, kurz MUSAC genannt.Wie ein gebautes Ausrufungszeichen fängt ein
üppiges Farbspektrum den Blick, das als Ver-kleidung einen zur Straße geöffneten Eingangs-hof umschließt. Der vieleckige Komplex selbstverweigert sich der Wahrnehmung als Körper,lediglich die einheitliche Fassade aus hellgrü-nen Glaspaneelen zieht das Gebäude zu einerhomogenen Form zusammen. Ein Museum?Gesteigert wird die Verfremdung noch durchdie vertikale Teilung, die einzelne Geschosseimpliziert, und durch die hoch aufragendenTürme an einigen Endpunkten. Die Architek-ten Mansilla und Tuñon amüsieren sich überdie Irritation. Und zeigen auf dem Plan, dasses sich um einen Cluster gleicher Grundmo-dule handelt. Die Synthese aus Rhombus undQuadrat erinnert ein wenig an ein Silberfisch-chen: Durch die beiden Richtungsachsen er-geben die Module in der Addition eine schlin-gernd-bewegte Spur, die wie das zuckende In-sekt die visuelle Vereinnahmung erschwert.Nur die regelmäßige Geometrie und der Rhyth-mus der Stahlbetonträger geben eine Richtung
Das MUSAC soll nicht zuletzt demEinerlei des neu entstehenden Wohn-gebiets eine kulturelle Mitte geben.Die Architekten haben erst gar nichtversucht, mit dem Solitär auf die vielzu weiten angrenzenden Stadträumezu reagieren. Stattdessen definiertdas Gebäude durch die „Umarmung“des Vorplatzes seinen eigenen Stadt-raum. Die Farbsequenz der buntenGlasscheiben an der Eingangsfrontwurde durch die Aufrasterung einesFensterbildes im Chor der gotischenKathedrale von León entwickelt.
Lageplan im Maßstab 1 : 7500
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vor. Der Besucher treibt von einer Raumfluchtin die nächste. Durch diagonale Blickachsenmiteinander verkettet, ergeben diese Fluchteneine spannende Sequenz. Gelegentlich endetder Weg unter einem Lichtschacht, womit sichüberraschend beiläufig auch die Funktion derTürme erklärt.Eine zweite Überraschung sind – Service- undVerwaltungsbereiche ausgenommen – die ge-bäudehohen Räume hinter der kleinteilig ge-gliederten Fassade. Die äußere Differenzierungsollte allerdings nicht als ein Tribut an denMaßstab der angrenzend neu entstehendenWohnbebauung verstanden werden, dafür hebtsich das Gebäude mit einer durchlaufend aus-kragenden Unterkante viel zu deutlich von sei-nem wenig wirtlichen Standort ab. Es handeltsich hier wohl eher um eine ironische Zuspit-zung der mannigfaltigen Ansprüche, die dasGebäude erfüllen soll und denen ein monolit-hisch wirkender Körper nicht gerecht gewor-den wäre. Innen jedoch hat das MUSAC die Qualität gro-ßer, freilich höchsten Ansprüchen genügenderLagerhäuser: ein ebener Fußboden, der vonaußen nach innen durchzulaufen scheint; hoheRäume, die von Kränen und Lastautos befah-ren werden können; riesige Türen, die sich ineine Nische drücken lassen, um zwei Räume
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Die geschwungene Grundform desMuseums verdankt sich der abwech-selnden Kombination aus quadrati-schen und rhombischen Elementen.Links der Blick ins Foyer unter denbeiden Oberlichttürmen. Rechts dasRestaurant im Obergeschoss und das schwarz verglaste Auditorium
1 Foyer2 Museumsshop3 Café4 Auditorium5 Bibliothek6 Museumsdidaktik7 Ausstellungsbereiche8 Restauratoren9 Depot/Werkstatt
10 Anlieferung11 Restaurant12 Verwaltung
Grundrisse Erdgeschoss und 1. Ober-geschoss im Maßstab 1 : 1500
miteinander zu verknüpfen. Dadurch könnendie drei Innen- und die zwei Außenhöfe ganzselbstverständlich in den Spielplan des Gebäu-des einbezogen werden. Die Flexibilität derRaumzuschnitte und die zurückhaltende Aus-stattung lassen die Architekten vom „Museumdes 21. Jahrhunderts“ sprechen. Im MUSAC fin-det keine Feier der Kunst als Ideal der Bildungmehr statt wie in den Bürgermuseen seit dem18. Jahrhundert. Aber auch mit dem „whitecube“, jenem aseptischen Raum, in dem sichKunst zum Sezieren anbietet, wird gebrochen.Die Architekten haben anerkannt, dass sichKünstler längst auf den Weg in den Alltag ge-macht haben, die Galerien und Kunstzentrenhinter sich lassen oder sie zu einem Teil desöffentlichen Environments umgestalten. Für Kunst als integrierter Bestandteil des Le-bens soll gerade das MUSAC stehen, in dessenSammlung kein Exponat älter als zehn Jahreist. Leider hat die Bereitstellung einer offenenArchitektur in diesem Maßstab, die Ausstel-lungsfläche beträgt immerhin 3600 Quadrat-meter, die Museumsmacher verängstigt – auchwenn sie die Kunst des nächsten Jahrtausendspredigen. Schon für die erste Ausstellung ha-ben sie Wände einziehen lassen, die Kabinetteabteilen oder die Raumfluchten segmentieren.Natürlich sei diese Aufteilung nur „fakultativ“
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und „temporär“. Die Großzügigkeit, in der sichein Besucher treiben lassen kann, wird zumÄrger der Architekten empfindlich gestört. Ih-nen schwant, dass die Wände langfristig ste-hen bleiben und erst zurückgebaut werden,wenn sich einst der Denkmalschutz des Gebäu-des annimmt. Eine andere Spannung, die erfreulicherweisedie eingestellten Holzwände weiterhin alsFremdkörper ausweisen, liegt zwischen derEinfachheit der Materialien und den präzisenFormen. Aufgrund der in Spanien üblichenAusschreibung des schlüsselfertig abzuliefern-den Baus an einen Generalunternehmer istQualitätssicherung ein schweres Unterfangen.Das Gezerre zwischen den an maximaler Qua-lität interessierten Architekten und den anmaximalem finanziellem Gewinn orientiertenUnternehmer führt im Ergebnis oft zu einersehr rohen Verarbeitung im Detail. Das voraus-ahnend, haben Mansilla und Tuñon sich dafürentschieden, die unbearbeiteten Betonwändemit einer kleinteiligen, an Brutalismus gemah-nenden Verschalung ausführen zu lassen, sodass den Räumen ein nachträgliches Flickwerkan schlecht verarbeitetem Sichtbeton erspartblieb.Mit seiner Lage an der Ausfallstraße verhältsich das MUSAC analog zu den berühmten Ar-chitekturen Leóns, die zu ihrer Entstehungs-zeit ebenfalls am Rand der Stadt lagen. Ob esdie Bürger ebenso als verstiegene Landmarkewie das Gebäude von Gaudí wahrnehmen, wirdsich zeigen. Dass Autofahrer hier den Fuß vomGaspedal nehmen und näher hinschauen wer-den, ist gewiss.
Alle Wege durch den Ausstellungbe-reich – ob längs, der „Fließrichtung“der Räume folgend, oder diagonalhindurch – enden im Tageslicht, dasentweder durch einen der Patios oderdurch das große Seitenfenster einesder Oberlichttürme einfällt. Das Kunst-licht wird von einfachen Bauleuchtenerzeugt, die an den Wänden zwischendie Betonträger der Decke gesetztwurden.
Längsschnitte im Maßstab 1 : 1000Fotos: Roland Halbe, Stuttgart
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