D
WIRTSCHAFT | Auslandsbau
Internationaler Bauboom Teil 1
Der Deutschen Bauindustrie ist es unter diesen positiven Vorzeichen im Jahr 2007 gelungen, die Rekordergebnisse aus dem Vorjahr zu übertreffen. Auch für das laufende Jahr 2008 ist ein weiterer Anstieg bei den Auftragseingängen und bei der Bauleistung zu erwarten.
Deutsche Bauindustrie im Ausland beflügelt
Der internationale Baumarkt ist in den Jah-ren 2007 und 2008 so rasant gewachsen wie zuletzt Mitte der 1970er-Jahre. Die Roh-stoffhausse an den Weltmärkten, vor allem der dramatische Anstieg des Preisniveaus für Erdöl und Erdgas, hat in den letzten bei-den Jahren etliche Schwellen- und Entwick-lungsländer in die Lage versetzt, neben den Industrieländern als zusätzliche Nachfrager für Infrastruktur, Industrieanlagen sowie für Vorzeigeprojekte im Hochbau aufzutre-ten. Mit Blick auf die kürzlich eskalierte Finanzkrise und die weltweite Kreditver-knappung muss der Ausblick für das Jahr 2009 indes verhalten ausfallen.
I. Der internationale Baumarkt im Jahr 2007Zufolge der jährlichen Umfrage der U.S.-
amerikanischen Fachzeitschrift „Enginee-ring-News Record“ konnten führenden internationalen Bauunternehmen, die „Top 225 International Contractors“, im Berichts-zeitraum ihr akkumuliertes internationales Umsatzvolumen um eindrucksvolle 38% auf rund 310 Mrd. US$ steigern. Seit einigen Jahren verfestigt sich der Trend, dass der internationale Baumarkt nicht nur Jahr für Jahr größer, sondern auch immer komplexer wird. Im Jahr 2007 verzeich- nete die ENR-Rangliste international tätige Bauunternehmen aus 35 verschiedenen Ländern. Während noch vor gut zehn Jah-ren die Anbieter aus den USA, Europa und Japan den internationalen Baumarkt nahe-zu unter sich aufteilen konnten, haben sich mittlerweile eine ganze Reihe neuer Markt-teilnehmer – vornehmlich aus der Türkei,
68 12 | 2008
China, Korea, Brasilien und dem Mittleren Osten – international etabliert. Die Globa- lisierung hat damit binnen einer Dekade auf dem internationalen Baumarkt ein bun-tes Kaleidoskop an Wettbewerbern ent- stehen lassen.
Unter dieser Entwicklung haben in ers-ter Linie die Baufirmen aus den USA und Japan gelitten. Nimmt man das Jahr 1998 als Vergleichsmaßstab, so hat sich die An-zahl der international aktiven US-Unterneh-men von 64 auf 35 fast halbiert, ihr Markt-anteil fiel von 24% auf 14%. Die Anzahl der japanischen Bauunternehmen ist zwar nur um vier auf 16 zurückgegangen, ihr Markanteil hat sich indessen von 14% auf 7,7% fast halbiert. Demgegenüber konnte die europäische Bauindustrie seit Beginn des neuen Jahrhunderts ihren Marktanteil
ENR Statistik 2007 – Marktanteile 2007 der TOP 225 Internationalen Bauunternehmen
Bauunternehmen Anzahl Gesamtvolumen Mittlerer Osten Asien-Pazifik Afrika Europa Nordamerika Lateinamerika
Nationalität Firmen Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ %
USA 35 42.735,0 13,8 13.842,5 22,0 8.185,6 14,8 1.957,3 6,8 9.684,0 10,0 5.525,8 12,2 3.539,8 16,7
Kanada 3 2.766,7 0,9 21,5 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 304,3 0,3 2.400,8 5,3 40,2 0,2
Europa 64 179.576,6 58,0 26.668,6 42,4 23.267,9 42,0 13.659,6 47,8 75.310,5 78,0 27.772,9 61,5 12.897,1 60,7
Großbritannien 4 11.310,4 3,6 2.466,0 3,9 2.518,5 4,5 139,3 0,5 2.720,7 2,8 3.446,9 7,6 19,0 0,1
Deutschland 5 32.088,3 10,3 652,4 1,0 13.382,6 24,2 932,8 3,3 6.676,4 6,9 9.930,3 22,0 513,7 2,4
Frankreich 5 38.694,7 12,5 5.408,6 8,6 2.941,2 5,3 4.364,4 15,3 19.288,1 20,0 4.934,8 10,9 1.757,7 8,3
Italien 22 25.341,9 8,2 7.551,9 12,0 3.115,1 5,6 5.774,3 20,2 4.221,2 4,4 1.120,6 2,4 3.558,7 16,7
Niederlande 2 6.756,0 2,3 0,0 0,0 59,0 0,1 35,0 0,1 6.091,0 6,3 571,0 1,2 0,0 0,0
Spanien 11 25.160,8 8,1 2.680,5 4,3 518,8 0,9 886,2 3,1 13.451,1 13,9 1.640,7 3,6 5.983,5 28,1
Andere 15 40.244,5 13,0 7.909,2 12,6 732,7 1,3 1.527,6 5,3 22.861,9 23,7 6.128,6 13,5 1.064,5 5,0
Australien 4 10.115,0 3,3 258,8 0,4 1.963,0 3,5 0,0 0,0 2.944,6 3,1 4.946,8 10,9 2,0 0,0
Japan 16 23.858,5 7,7 8.575,4 13,6 7.685,2 13,9 1.150,1 4,0 1.960,1 2,0 3.430,6 7,6 1.057,2 5,0
China 51 22.677,6 7,3 3.482,2 5,5 9.177,0 16,6 7.695,8 26,9 990,6 1,0 434,2 0,9 897,9 4,2
Korea 11 8.015,7 2,6 4.062,2 6,5 2.234,6 4,0 850,1 3,0 264,9 0,3 475,6 1,1 128,3 0,6
Türkei 23 8.506,2 2,7 2.074,3 3,3 1.377,0 2,5 955,5 3,3 4.099,4 4,3 0,0 0,0 0,0 0,0
Alle Anderen 18 11.531,7 3,7 3.909,5 6,2 1.509,3 2,7 2.327,1 8,1 890,5 0,9 201,0 0,4 2.694,3 12,7
Alle Firmen 225 309.782,9 100,0 62.894,9 100,0 55.399,5 100,0 28.595,5 100,0 96.448,8 100,0 45.187,4 100,0 21.256,8 100,0
außer Antarktis/Arktis (84,0 Mio. $) Quelle: ENR, 18. August 2008
Nachdruck aus „Engineering-News Record“, Copyright und alle Rechte vorbehalten: The McGraw-Hill Companies, Inc. 18. August 2008. Weitere Informationen auf der Internetseite: www.enr.com
von rund 60% behaupten. Eindeutige Ge-winner der Marktanpassung sind die Bau- firmen aus den Schwellen- und Ent- wicklungsländern, die aktuell auf einen Marktanteil von fast 20% kommen.
II. Bauboom in den Schwellen- und EntwicklungsländernBei genauerer Betrachtung der Bauentwick-lung in den einzelnen Weltregionen ist fest-zustellen, dass der Bauboom in der Golfre-gion in jüngster Vergangenheit jegliche Dimension gesprengt hat. Im Nahen und Mittleren Osten stieg das internationale Bauvolumen im Berichtszeitraum auf rund 63 Mrd. US$ und hat sich damit seit dem internationalen „Krisenbaujahr“ 2001 um den Faktor 7,5 vervielfacht. Würde man den EU-Baumarkt als einen einheitlichen Bin-
nenmarkt betrachten und die ENR-Statistik um das innereuropäische Baugeschäft, das im Jahr 2007 immerhin 75 Mrd. US$ betrug, bereinigen, so wäre der Nahe und Mittlere Osten aktuell die wichtigste internationale Bauregion.
Auch die Baumärkte im Asien-Pazifik-Raum expandieren weiterhin kräftig. Seit dem Jahr 2001 ist der Baumarkt der Asien-Pazifik-Region um 250% gewachsen, allei-ne im Berichtszeitraum um fast 40% auf gut 55 Mrd. US$. Eine überraschend kräf-tige Steigerung des Bauvolumens von rund 60% war auch auf dem afrikanischen Kon-tinent zu verzeichnen, wo die Gewinne aus dem Rohstoffboom offensichtlich zu einem großen Teil in den Bausektor reinvestiert wurden. In nur drei Jahren hat sich das internationale Bauvolumen in Afrika auf 28,5 Mrd. US$ verdoppelt. Auch in Latein- amerika nahm das Wachstum um rund ein Drittel zu; hier belief sich das internationale Bauvolumen in 2007 auf mehr als 21 Mrd. US$.
III. Europäische Bauunterneh-men behaupten ihre Spitzen-positionDie aktuelle Statistik des europäischen Aus-landsbauverbands „European International Contractors“ (EIC), die im Gegensatz zur ENR-Statistik die Firmen des petroche-mischen Anlagenbaus unberücksichtigt lässt, belegt, dass die europäische Bauin-dustrie in angemessenem Umfang vom in-ternationalen Bauboom profitiert und im Jahr 2007 ihren internationalen Umsatz um fast 15% auf über 121 Mrd. € (gegenüber 106 Mrd. € in 2006) steigern konnte. Wie in den Jahren zuvor wurde mehr als die Hälfte
… muss der Ausblick auf 2009 verhalten ausfallen
12 | 2008 69
ENR Statistik 2007 – Marktanteile 2007 der TOP 225 Internationalen Bauunternehmen
Bauunternehmen Anzahl Gesamtvolumen Mittlerer Osten Asien-Pazifik Afrika Europa Nordamerika Lateinamerika
Nationalität Firmen Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ % Mio. $ %
USA 35 42.735,0 13,8 13.842,5 22,0 8.185,6 14,8 1.957,3 6,8 9.684,0 10,0 5.525,8 12,2 3.539,8 16,7
Kanada 3 2.766,7 0,9 21,5 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 304,3 0,3 2.400,8 5,3 40,2 0,2
Europa 64 179.576,6 58,0 26.668,6 42,4 23.267,9 42,0 13.659,6 47,8 75.310,5 78,0 27.772,9 61,5 12.897,1 60,7
Großbritannien 4 11.310,4 3,6 2.466,0 3,9 2.518,5 4,5 139,3 0,5 2.720,7 2,8 3.446,9 7,6 19,0 0,1
Deutschland 5 32.088,3 10,3 652,4 1,0 13.382,6 24,2 932,8 3,3 6.676,4 6,9 9.930,3 22,0 513,7 2,4
Frankreich 5 38.694,7 12,5 5.408,6 8,6 2.941,2 5,3 4.364,4 15,3 19.288,1 20,0 4.934,8 10,9 1.757,7 8,3
Italien 22 25.341,9 8,2 7.551,9 12,0 3.115,1 5,6 5.774,3 20,2 4.221,2 4,4 1.120,6 2,4 3.558,7 16,7
Niederlande 2 6.756,0 2,3 0,0 0,0 59,0 0,1 35,0 0,1 6.091,0 6,3 571,0 1,2 0,0 0,0
Spanien 11 25.160,8 8,1 2.680,5 4,3 518,8 0,9 886,2 3,1 13.451,1 13,9 1.640,7 3,6 5.983,5 28,1
Andere 15 40.244,5 13,0 7.909,2 12,6 732,7 1,3 1.527,6 5,3 22.861,9 23,7 6.128,6 13,5 1.064,5 5,0
Australien 4 10.115,0 3,3 258,8 0,4 1.963,0 3,5 0,0 0,0 2.944,6 3,1 4.946,8 10,9 2,0 0,0
Japan 16 23.858,5 7,7 8.575,4 13,6 7.685,2 13,9 1.150,1 4,0 1.960,1 2,0 3.430,6 7,6 1.057,2 5,0
China 51 22.677,6 7,3 3.482,2 5,5 9.177,0 16,6 7.695,8 26,9 990,6 1,0 434,2 0,9 897,9 4,2
Korea 11 8.015,7 2,6 4.062,2 6,5 2.234,6 4,0 850,1 3,0 264,9 0,3 475,6 1,1 128,3 0,6
Türkei 23 8.506,2 2,7 2.074,3 3,3 1.377,0 2,5 955,5 3,3 4.099,4 4,3 0,0 0,0 0,0 0,0
Alle Anderen 18 11.531,7 3,7 3.909,5 6,2 1.509,3 2,7 2.327,1 8,1 890,5 0,9 201,0 0,4 2.694,3 12,7
Alle Firmen 225 309.782,9 100,0 62.894,9 100,0 55.399,5 100,0 28.595,5 100,0 96.448,8 100,0 45.187,4 100,0 21.256,8 100,0
außer Antarktis/Arktis (84,0 Mio. $) Quelle: ENR, 18. August 2008
Nachdruck aus „Engineering-News Record“, Copyright und alle Rechte vorbehalten: The McGraw-Hill Companies, Inc. 18. August 2008. Weitere Informationen auf der Internetseite: www.enr.com
des internationalen Baugeschäfts innerhalb Europas abgewickelt, was die These eines zusammenwachsenden europäischen Bau-Binnenmarkts untermauert. Die innereuro-päische Rangliste wird nach wie vor von den französischen Bauunternehmen mit
einem Umsatz von mehr als 15 Mrd. € angeführt, dahinter folgen die Baufirmen aus Österreich mit 10,8 Mrd. €, aus Schwe-den mit 9,7 Mrd. €, aus den Niederlanden mit 6,8 Mrd. € und aus Spanien mit fast 6 Mrd. €.
Die aus deutscher Sicht besonders rele-vanten Beteiligungsmärkte in Nordamerika und Australien zeigten im Berichtszeitraum eine gegenläufige Entwicklung. Während der Umsatz in Nordamerika in Anbetracht der Dollarschwäche um ca. 10% zurück-ging, stieg das Baugeschäft in Australien um fast 50% an.
Trotz der starken regionalen Konkurrenz konnte die europäische Bauindustrie ihr Baugeschäft auch in den Schwellen- und Entwicklungsländern im Vergleich zum Vor-jahr um rund 25% ausbauen. Der größte Umsatzschub wurde mit 42% in der Golfre-gion erzielt. Hier profitieren in erster Linie die belgischen und niederländischen Bau-unternehmen – vor allem im Nassbagger-geschäft – sowie die Bauunternehmen aus der Türkei und aus Großbritannien vom be-reits beschriebenen Bauboom. Auch in Afri-ka bleibt die europäische Bauindustrie trotz des chinesischen Vormarschs prominent vertreten. Im Jahr 2007 konnte sie ihre Um-sätze auf dem Schwarzen Kontinent im Ver-gleich zum Vorjahr um rund ein Drittel auf 7,6 Mrd. € steigern. Besonders aktiv sind dort weiterhin die Bauunternehmen aus Frankreich, Italien und Portugal. Aus Asien
Auftragseingang aus dem Ausland – in Mrd. Euro –
Auftragseingänge der deutschen Bauindustrie aus dem Ausland nach Regionen (2000-2007)
WIRTSCHAFT | Auslandsbau
70 12 | 2008
hat sich die europäische Bauindustrie ange-sichts der erdrückenden Konkurrenz aus China und Japan weitgehend zurückgezo-gen. Eine wichtige Ausnahme bilden in dieser Region die türkischen Bauunterneh-men, die sich in Zentralasien eine sehr gute Position aufgebaut haben und dort einen Umsatz von rund 1 Mrd. € erzielten. In La-teinamerika hielt sich das Geschäft, das vor allem von den italienischen und spa-nischen Baufirmen getragen wird, mit rund 4,8 Mrd. € auf dem Vorjahresniveau.
IV. Perspektiven für das internationale BaugeschäftDie im letzten Jahr an dieser Stelle geäu-ßerten Befürchtungen hinsichtlich der Ver-werfungen an den internationalen Finanz-märkten haben sich in diesem Jahr leider bewahrheitet und werden sich noch ins nächste Jahr hinein fortsetzen. Ausgehend von der Immobilienkrise in den USA und der darauf folgenden globalen Bankenkrise haben sich mittlerweile auch die Rahmen-bedingungen für die Weltwirtschaft einge-trübt. Folgt man den Lehren aus der „Asien-Krise“ in den Jahren 1997/98, so dürfte die Bauwirtschaft von einer Kreditverknappung sowie einer Zinserhöhung seitens der Ban-ken und einer Investitionszurückhaltung seitens der Auftraggeber mit leichter Verzö-gerung getroffen werden. Aktuell sind die
Auftragsbücher der international aktiven deutschen Bauunternehmen zwar gut ge-füllt, allerdings könnte die Kreditklemme so manches geplante Großprojekt – in den Schwellen- wie auch in den Industrielän-dern – gefährden bzw. verzögern.
Positiv ist allerdings zu vermerken, dass sich die deutsche Bauindustrie in den für sie wichtigen Auslandsmärkten strategisch gut positioniert hat. So dürften deutsche Baufirmen von der Immobilienkrise in den USA nur marginal beeinflusst werden, da der Wohnungsbau bei den deutschen Aus-landsaktivitäten keine Rolle spielt. Sollten allerdings die Probleme bei der Immobili-enfinanzierung auf gewerbliche Bauten und den Infrastruktursektor übergreifen, könnte dies die Aktivitäten auf dem US-Markt bremsen. In Australien bleiben die örtlichen Wachstumstreiber – der Ausbau der In- frastruktur sowie das Minengeschäft – in Takt, auch wenn es auf Grund der derzeit sinkenden Nachfrage nach Rohstoffen zu einer leichten Abkühlung der Baukonjunk-tur kommen dürfte.
In Europa verlangsamen sich aktuell die Aktivitäten auf dem Immobiliensektor, der gewaltige Bedarf an Tiefbaumaßnahmen hält indessen an. Besonders die neuen EU-Mitgliedsländer in Mittel- und Osteuropa sowie die Ukraine und Russland dürften auch in Zukunft Zuwächse im Infrastruktur-
sektor aufweisen, wobei der weitere Aus-bau des Straßenbaunetzes im Vordergrund steht. Die Osteuropa-Bank (EBRD) regis-triert derzeit eine verstärkte Nachfrage nach Finanzierungen für Infrastrukturpro-jekte und sagt voraus, dass die internatio-nalen Entwicklungsbanken und Regie-rungen in der Region für die von den privaten Banken hinterlassenen Finanzie-rungslücken einspringen müssen.
Bleibt, last but not least, die Golfregion, deren aktuelles Projektvolumen auf über 2.000 Mrd. US$ geschätzt wird. Auch hier dürfte es im Zuge der Finanzkrise zu Kor-rekturen, vor allem am Immobilienmarkt, kommen. Mit Blick auf die beeindruckende Projekt-Pipeline, die sich zu etwa gleichen Teilen auf Hochbauprojekte sowie auf Infra-strukturvorhaben verteilt, und in Anbe-tracht des nach wie vor einträglichen Öl-preisniveaus dürfte diese Region noch am besten mit der aktuellen Finanzkrise zu-recht kommen. In der Projekt-Pipeline be-finden sich gleichermaßen prestigeträchtige Hochbauprojekte, wie etwa die King Abdul-lah Economic City in Saudi-Arabien (Pro-jektvolumen 120 Mrd. US$) und das Silk City-Projekt in Kuwait (Projektvolumen 86 Mrd. US$), wie eine Vielzahl von Infrastruk-turvorhaben in den Sektoren Verkehr, In-dustrieanlagenbau sowie Öl- und Gasexplo-ration.
Umsätze 2007 in Millionen EURO
Österreich Belgien Dänemark Finnland Frankreich Deutschland Groß-britannien2)
Italien Niederlande Portugal Spanien Schweden Türkei
Anzahl der Unternehmen
5 6 7 9 12 12 4 44 7 18 13 2 25 164
Gesamtumsatz 11.520 4.447 1.281 2.651 24.332 22.470 7.588 5.773 10.220 1.931 8.122 14.307 6.610 121.252
– ohne Europa 757 2.943 215 24 9.089 18.588 5.762 4.097 3.438 1.393 2.248 4.580 3.561 56.695
– ohne Europa und Nordamerika
708 2.943 198 24 5.930 11.246 3.450 3.857 2.777 1.360 1.505 470 3.561 38.029
Regionalumsätze Gesamt
Europa 10.763 1.504 1.066 2.627 15.243 3.882 1.826 1.676 6.782 538 5.874 9.727 3.049 64.557
Nordamerika (USA und Kanada)
49 0 17 0 3.159 7.342 2.312 240 661 33 743 4.110 0 18.666
Amerika (Zentral und Süd)
62 232 114 0 689 383 13 1.330 166 157 1.189 470 0 4.805
Ozeanien/ Australien
0 131 0 0 1.435 9.413 1.690 196 145 0 7 0 0 15.178
Asien (Ohne Nahost)
166 160 37 22 236 313 0 190 0 1.037
Afrika (Ohne Nahost)
145 411 39 1 2.521 652 93 1.368 356 1.203 100 0 772 7.661
Naher Osten1) 335 2.009 8 1 1.285 562 1.654 963 1.797 0 19 0 1.752 10.385
1) Afghanistan, Bahrain, Ägypten, Iran, Irak, Israel, Jordanien, Kuwait, Libanon, Oman, Katar, Saudi-Arabien, Syrien, Vereinigte Arabische Emirate und Jemen (Nord und Süd)
2) Bezugsquelle: ENR; The Top 225 International Contractors 2007, herausgegeben am 18. August 2008 - Umtauschkurs: 1 US$ = 1,37 €; Offizielle Rate der Europäischen Zentralbank für 2007
12 | 2008 71
Umsätze 2007 in Millionen EURO
Österreich Belgien Dänemark Finnland Frankreich Deutschland Groß-britannien2)
Italien Niederlande Portugal Spanien Schweden Türkei
Anzahl der Unternehmen
5 6 7 9 12 12 4 44 7 18 13 2 25 164
Gesamtumsatz 11.520 4.447 1.281 2.651 24.332 22.470 7.588 5.773 10.220 1.931 8.122 14.307 6.610 121.252
– ohne Europa 757 2.943 215 24 9.089 18.588 5.762 4.097 3.438 1.393 2.248 4.580 3.561 56.695
– ohne Europa und Nordamerika
708 2.943 198 24 5.930 11.246 3.450 3.857 2.777 1.360 1.505 470 3.561 38.029
Regionalumsätze Gesamt
Europa 10.763 1.504 1.066 2.627 15.243 3.882 1.826 1.676 6.782 538 5.874 9.727 3.049 64.557
Nordamerika (USA und Kanada)
49 0 17 0 3.159 7.342 2.312 240 661 33 743 4.110 0 18.666
Amerika (Zentral und Süd)
62 232 114 0 689 383 13 1.330 166 157 1.189 470 0 4.805
Ozeanien/ Australien
0 131 0 0 1.435 9.413 1.690 196 145 0 7 0 0 15.178
Asien (Ohne Nahost)
166 160 37 22 236 313 0 190 0 1.037
Afrika (Ohne Nahost)
145 411 39 1 2.521 652 93 1.368 356 1.203 100 0 772 7.661
Naher Osten1) 335 2.009 8 1 1.285 562 1.654 963 1.797 0 19 0 1.752 10.385
1) Afghanistan, Bahrain, Ägypten, Iran, Irak, Israel, Jordanien, Kuwait, Libanon, Oman, Katar, Saudi-Arabien, Syrien, Vereinigte Arabische Emirate und Jemen (Nord und Süd)
2) Bezugsquelle: ENR; The Top 225 International Contractors 2007, herausgegeben am 18. August 2008 - Umtauschkurs: 1 US$ = 1,37 €; Offizielle Rate der Europäischen Zentralbank für 2007
Bauhauptgewerbe – Jahresbauleistung in Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten ab 1980
Jahr
Jahr
esba
ulei
stun
g im
In- u
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usla
nd
Jahr
esba
ulei
stun
gim
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nd
Jahr
esba
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en U
nter
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en
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Zahl
der
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1.00
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ten
Jahr
esba
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stun
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nter
neh-
m
en m
it m
ehr
als
1.00
0 Be
schä
ftig
ten
in Mio. EUR in Anzahl in Mio. EUR
1980 53.588 48.482 5.106 231 – –
1981 52.056 46.404 5.652 255 – –
1982 49.812 44.302 5.510 255 – –
1983 51.300 45.501 5.799 224 – –
1984 48.953 43.866 5.087 263 – –
1985 45.227 41.207 4.020 233 – –
1986 45.883 43.856 2.027 254 – –
1987 45.160 43.702 1.458 242 – –
1988 47.355 46.010 1.345 242 – –
1989 51.293 50.078 1.215 235 – –
1990 57.690 56.564 1.126 213 – –
1991 64.560 63.354 1.206 251 – –
1992 74.669 73.550 1.119 242 – –
1993 77.316 76.114 1.202 224 – –
1994 82.693 81.435 1.258 224 – –
1995 74.931 73.654 1.277 189 – –
1996 70.930 69.188 1.742 204 – –
1997 68.355 66.784 1.571 192 – –
1997 88.925 87.281 1.644 216 – –
1998 82.150 80.541 1.609 191 17 2.625
1999 83.213 81.666 1.547 208 16 2.495
2000 77.875 76.815 1.060 235 14 1.464
2001 69.544 68.214 1.330 248 11 782
2002 63.327 61.740 1.587 244 10 1.036
2003 61.430 59.330 2.100 337 10 1.200
2004 56.268 54.553 1.715 379 7 883
2005 54.625 52.929 1.696 408 8 688
2006 58.586 56.681 1.905 504 5 742
RA Frank Kehlenbach, Leiter der Stabsstelle Auslandsbau im
Hauptverband der Deutschen Bauindustrie,
Geschäftsführer der European International Contractors (EIC)
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Auslandbau | Wirtschaft
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D
Internationaler Bauboom Teil 2
Im Jahr 2007 konnte die deutsche Bauindustrie mit 27,75 Mrd. € ihre internatio-nalen Auftragseingänge um 8% gegenüber dem Vorjahr steigern und damit erneut ein Rekordergebnis markieren. Der Löwenanteil des internationalen Baugeschäfts wurde wie gewohnt über das Tochter- und Beteiligungsgeschäft erwirtschaftet.
Deutsche Bauindustrie im Ausland beflügelt
Das traditionelle Bauexportgeschäft ver- ringerte sich gegenüber dem vergleichswei-se hohen Wert im Vorjahr um 20% und erreichte ein Auftragsvolumen von 1,75 Mrd. €. Auch die Bauleistung im Ausland verzeichnete 2007 mit 22,5 Mrd. € einen neuen Höchststand. In Anbetracht des in Teil 1 beschriebenen internationalen Bau-booms im Jahr 2008, der erst im Herbst durch den Ausbruch der globalen Finanzkri-se abzuflachen begann, ist für das vergan-gene Jahr nochmals mit einer Steigerung bei der internationalen Bauleistung sowie bei den Auftragseingängen zu rechnen. I. Deutscher Auftragseingangaus dem Ausland im Jahr 2007 Der seit dem Jahr 2003 anhaltende Trend einer Aufwärtsentwicklung bei den Auf- tragseingängen der deutschen Bauindustrie aus dem Ausland hat im Jahr 2007 einen weiteren Schub erhalten. Die in der Aus-landsbaustatistik des Hauptverbands er-fassten Bauunternehmen konnten im Jahr 2007 ein internationales Ordervolumen von 27,75 Mrd. € akquirieren. Davon entfielen 26 Mrd. € auf das Tochter- und Beteili-gungsgeschäft und knapp 1,75 Mrd. € auf den traditionellen Auslandsbau. Insgesamt wurde 2007 das bisher beste Ergebnis seit
dem Beginn der statistischen Aufzeichnungen im Jahr 1950 erzielt. Entscheidend für den weiteren Anstieg des Auftragseingangs war das hervorragende Ergebnis im Tochter- und Beteiligungsgeschäft. Zwar fiel das Volumen des Beteiligungsgeschäfts in Nordamerika auf Grund des schwachen US-Dollar um -10%, dagegen nahm der Auftragseingang im derzeit wichtigsten Be-teiligungsmarkt Australien um fast 18% zu. Mit nun-mehr 13 Mrd. € entfielen rund 47% des akkumulierten internationalen Auftragseingangs auf das australische Beteiligungsgeschäft.
Um mehr als 300% auf rund 1,5 Mrd. € stieg das Beteiligungsgeschäft in Asien. Dieses exzellente Ergeb-nis ist in erster Linie auf zunehmende Auftragseingän-ge aus der Golfregion, insbesondere aus Katar, Oman und Saudi-Arabien, zurückzuführen. Auch das Beteili-gungsgeschäft in Afrika (+23%) und in Lateinamerika (+57%) entwickelte sich positiv. In Europa verlor das T+B-Geschäft gegenüber dem Vorjahr zwar leicht an Fahrt (-6%), dennoch wurde mit einem Volumen von fast 3 Mrd. € erneut ein beachtlicher Wert erzielt. In-nerhalb der Europäischen Union entfielen mehr als drei Viertel der Auftragseingänge auf die Beteiligungen in Frankreich, Polen, Großbritannien, Österreich und der Tschechischen Republik.
Nach dem sehr guten Vorjahreswert von über 2 Mrd. € ging das Bauexportvolumen leicht auf 1,75 Mrd. € zurück. Im Mehrjahresvergleich bedeutet dies immerhin noch den drittbesten Wert dieser Dekade nach 2006 (2,1 Mrd. €) und 2000 (2,4 Mrd. €). Darüber
auftragseingang aus dem ausland – in Mrd. Euro –
auftragseingänge der deutschen Bauindustrie aus dem ausland nach regionen (2000-2007)
Wirtschaft | Auslandsbau
www.baumarkt-online.info 52 1-2 | 2009
rekten Auftragseingänge aus Afrika (108 Mio. €) konnten geringfügig zulegen, wäh-rend das Bauexportgeschäft in Europa zwar um knapp 20% zurückging, aber immerhin noch rund 1 Mrd. € erreichte. Insgesamt hat die deutsche Bauindustrie im Berichts-zeitraum wiederum unterstreichen können, dass sie bei komplexen Infrastrukturvorha-ben (z.B. Tunnel, Brücken, Häfen bzw. bei PPP-Projekten), aber auch im Straßenbau oder bei Off-shore-Windparks international wettbewerbsfähig bleibt.
Für das Jahr 2008 ist bei der Bauleistung in Anbetracht der hohen Auftragseingänge
aus dem Vorjahr mit einer kräftigen Steige-rung zu rechnen. Demgegenüber ist bei den internationalen Auftragseingängen in An-betracht des 2007 erreichten Rekordniveaus und der sich im letzten Quartal des Vor-jahres verschärfenden Finanzkrise mit einer dezenten Aufwärtsbewegung bzw. mit einer Konsolidierung zu rechnen. Insgesamt ge-hen die deutschen internationalen Baufir-men mit prall gefüllten Auftragsbüchern in das konjunkturell schwierige Jahr 2009. II. Aktuelle Themen des inter-nationalen BaugeschäftsIm Lichte der sich abzeichnenden Konjunk-turabkühlung auf den Weltmärkten bleibt die Bundesregierung aufgefordert, die in-ternationalen Aktivitäten der deutschen Bauindustrie tatkräftig zu unterstützen. Besonders bedeutsam ist die politische Flankierung im Rahmen der deutschen Exportkreditversicherung, bei der Überwin-dung von Marktzugangshindernissen in Drittmärkten sowie im Bereich der interna-tionalen Vergabe und Vertragsstandards. Modernisierung der deutschen ExportkreditversicherungIm Spannungsfeld zwischen nationaler Wertschöpfung einerseits und nationalem Interesse andererseits sollte die deutsche Exportkreditversicherung der zunehmenden internationalen Arbeitsteilung durch eine ganzheitliche Betrachtung der außenwirt-schaftlichen Interessen deutscher Bauun-ternehmen auf den globalisierten Märkten besser Rechnung tragen. Der Bund geht nach wie vor von einem „überkommenen Exporteursbegriff“ aus und aus Sicht der deutschen Bauindustrie besteht zumindest in drei Punkten Reformbedarf:1. Ausweislich der Hermes-Regularien droht
dem Exporteur im Falle der Auftragsab-wicklung durch eine lokale Beteiligungs-gesellschaft der Verlust des „Exporteurs-status“, selbst wenn die Projektdurch- führung operativ in enger Abstimmung und Kooperation mit der deutschen Muttergesellschaft erfolgt und somit der Sicherung von Arbeitsplätzen im Inland dient. Hier würde eine größere Bereit-schaft des Bundes zur Erteilung von „Cross-Border-Deckungen“ die Position der deutschen Bauwirtschaft auf den Weltmärkten verbessern.
2. Der Bedarf an Exportkreditversiche-rungen fokussiert sich im modernen Bauexportgeschäft auf großvolumige In-frastrukturvorhaben mit mehrjähriger Vertragslaufzeit. Hier besteht verstärkt ein Bedarf an maßgeschneiderten Teil-deckungen und damit an Ausnahmen
hinaus ist immer auch zu berücksichtigen, dass die Abgrenzung von Bauexportge-schäft und Beteiligungsgeschäft, vor allem außerhalb der Industrieländer, fließend ist und die Buchung des Projekts als Beteili-gungsgeschäft – selbst wenn die Ausfüh-rung als Projektexport erfolgt – den forma-len Bedingungen vor Ort geschuldet sein kann. Vor diesem Hintergrund entwickelten sich die traditionellen Auftragseingänge aus Asien (625 Mio. €) erfreulich, wobei auch hier die Golfregion, insbesondere die Vereinigten Arabischen Emirate und Oman und Katar, im Fokus standen. Auch die di-
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1980 53.588 48.482 5.106 231 – –
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1983 51.300 45.501 5.799 224 – –
1984 48.953 43.866 5.087 263 – –
1985 45.227 41.207 4.020 233 – –
1986 45.883 43.856 2.027 254 – –
1987 45.160 43.702 1.458 242 – –
1988 47.355 46.010 1.345 242 – –
1989 51.293 50.078 1.215 235 – –
1990 57.690 56.564 1.126 213 – –
1991 64.560 63.354 1.206 251 – –
1992 74.669 73.550 1.119 242 – –
1993 77.316 76.114 1.202 224 – –
1994 82.693 81.435 1.258 224 – –
1995 74.931 73.654 1.277 189 – –
1996 70.930 69.188 1.742 204 – –
1997 68.355 66.784 1.571 192 – –
1997 88.925 87.281 1.644 216 – –
1998 82.150 80.541 1.609 191 17 2.625
1999 83.213 81.666 1.547 208 16 2.495
2000 77.875 76.815 1.060 235 14 1.464
2001 69.544 68.214 1.330 248 11 782
2002 63.327 61.740 1.587 244 10 1.036
2003 61.430 59.330 2.100 337 10 1.200
2004 56.268 54.553 1.715 379 7 883
2005 54.625 52.929 1.696 408 8 688
2006 58.586 56.681 1.905 504 5 742
Bauhauptgewerbe – Jahresbauleistung in Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten ab 1980 (bis 1997 ohne neue Bundesländer, ab 1997 für Deutschland insgesamt
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vom „Alles-oder-Nichts-Deckungsprinzip“.3. Die vom Bund im Jahr 2006 eingeführ-
ten Avalgarantien kommen auf Grund des maximalen Obligos von 80 Mio. € für Infrastrukturprojekte derzeit nicht in Be-tracht. Hier regt die Bauindustrie die Ab-schaffung des fixen Schwellenwerts und stattdessen eine Orientierung der De-ckungsobergrenze an relevanten Unter-nehmenskennzahlen an.
OECD erarbeitet Index zugrenzüberschreitenden Bau-dienstleistungenDie OECD erstellt derzeit in Konsultation mit der europäischen Bauwirtschaft einen Index zu den Marktzugangshindernissen beim internationalen Handel mit Baudi-enstleistungen. Als Grundlage für die wei-tere Forschungsarbeit hat die zuständige Handelsabteilung jüngst eine Studie vorge-stellt, welche die verschiedenen Spielarten beim Ex- und Import von Bauleistungen darstellt. Die Tatsache, dass die deutsche Bauwirtschaft nach dem der OECD vorlie-genden Datenmaterial der größte Exporteur von Baudienstleistungen mittels kurzfristi-ger (bis 12 Monate) Betriebsstätten im Aus-land ist, unterstreicht ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeit illustriert die OECD-Studie, dass Deutschland auch beim Import von Bauleistungen an erster Stelle steht und dass der deutsche Bau-markt im globalen Vergleich einer der of-fensten Märkte ist.
Grenzüberschreitende Baudienstleistung, Export 2003-2005
Grenzüberschreitende Baudienstleistung, import 2003-2005
Internationale Vergabe-und VertragsstandardsNach langen Diskussionen hat die Weltbank hat im April 2008 einen Vorschlag zur Einführung ländereigener Beschaffungsver-fahren („Country Procurement Systems“) angenommen, wonach zukünftig bei der Vergabe von Weltbank-finanzierten Bau-projekten das nationale Vergaberecht der Partnerländer zur Anwendung kommen kann.
Die deutsche Bauindustrie befürchtet infolge dieses Pilotprogramms eine Auf- weichung der internationalen Vergabe- standards und hat sich wiederholt kritisch zu dieser Strategie geäußert. Auch wenn die Industrie das Pilotprogramm letztlich nicht verhindert werden konnte, so konn- ten doch einige Verbesserungen erreicht werden, z.B.:n werden komplexe Projekte (wie etwa
Staudämme) aus der Pilotphase ausge-nommen;
n werden die ländereigenen Beschaffungs-verfahren auf wenige Pilotländer und die Pilotphase von 2 Jahren beschränkt;
n wird ein Technisches Beratungsgremium mit Industrievertretern, u.a. auch aus der deutschen Bauindustrie, eingesetzt.
Nicht nur bei der Vergabepolitik, auch im Bereich der internationalen Vertragsbedin-gungen sind neue Entwicklungen zu beob-achten. So veröffentlichte der internatio- nale Ingenieursverband FIDIC im September 2008 die 1. Auflage der „Conditions of Con-
tract for Design, Build and Operate Pro-jects“ (DBO). Der innovative DBO-Muster-bauvertrag verbindet die Planungs-, Bau- und Betriebsphasen einer baulichen Anlage in einem einzigen Vertragspaket, welches mit einer umfassenden Vertragserfüllungsga-rantie abgesichert werden soll.
Die deutsche Bauindustrie begrüßt den neuen Musterbauvertrag, da die FIDIC hiermit die Vorteile des DBO-Ansatzes für alle am Bau beteiligten Vertragspar- teien anerkennt: Verkürzung der Bauzeit durch Schnittstellen-Optimierung, verrin-gertes Risiko von Mehrkosten während der gesamten Vertragslaufzeit sowie verbes-serte Qualität infolge des Lebenszykluskos-ten-Konzepts. Allerdings bestehen noch Defizite bei einigen Detailfragen, z. B. der Rolle des Bauherren-Vertreters im Vertrags-gefüge, bei Umfang und Laufzeit der Ver-tragserfüllungsgarantie sowie beim Über-gang von der Bau- zur Betriebsphase. Um hier die FIDIC zu Nachbesserungen zu be-wegen, wird derzeit ein EIC-Kommentar aus Sicht der Bauunternehmen zu diesem Ver-tragswerk erarbeitet.
RA Frank Kehlenbach,Leiter der Stabstelle Auslandsbauim Hauptverband der Deutschen
Bauindustrie,Geschäftsführer der European
International Contractors (EIC),[email protected]
[www.bauindustrie.de]
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