ÖKONOMEN ERWARTEN AB 2021 EINEN KRÄFTIGEREN
AUFSCHWUNG
Geplante Strukturreformen werden keine kurzfristige Wirkung entfalten
Edition 29 Freitag, 26. Juli 2019
Infrastruktur
Wirtschaft
Statistik
Regierung plant neue Regeln für Infrastrukturkonzessionen, um Investoren
anzulocken
Weniger Risiken und mehr Rechte für private Geldgeber
Tarcísio Freitas erwartet Investitionen von R$ 208 Mrd. in Brasiliens Infrastruktur
Mit einem umfassenden Konzessionsprogramm soll die Privatinitiative zunehmend
beteiligt werden
Die Revolution der digitalen Banken
Es herrschen allerdings Zweifel, ob es langfristig einen Markt für alle geben wird
Tabellen
Statistik
Oberstes Arbeitsgericht (TST) bekräftigt die neue Rechtslage nach der Arbeitsreform
Finanzwelt
Politik
Nach verlorener Arbeitsklage kommt Arbeitnehmer für einen Teil der Anwaltskosten auf
Wirtschaft
Rentenreform wird keine sofortige Investitionswelle auslösen
Aber immerhin dürfte die Zuversicht der Unternehmer steigen
Edition 29
Ökonomen erwarten ab 2021 einen kräftigeren Aufschwung
Die Chancen, dass die Rentenreform bis September vom brasilianischen Kongress
verabschiedet wird, sind deutlich gestiegen. Dies dürfte die Konjunktur jedoch kaum
beleben. Die meisten von Valor Econômico befragten Volkswirte erwarten keine
kurzfristigen Effekte durch die Reform. Das Beratungsunternehmen MB Associados
rechnet mit einem Wirtschaftswachstum von 0,9% in diesem Jahr. Die Itaú Bank
erwartet ein Plus des BIP von 0,8% in 2019 und 1,7% im nächsten Jahr.
Aus Sicht von Zeina Latif, Chefökonomin des Vermögensverwalters XP Investimentos,
gibt es keine Instrumente, mit der die Regierung das Wachstum kurzfristig
beschleunigen könnte. Die geplanten Strukturreformen werden Frau Latif zufolge erst
langfristig ihre Wirkung entfalten: „Alle Diskussionen, die wir führen, wie zum Bespiel
über die Steuerreform, haben einen langen Weg vor sich, bis sie im Kongress
verabschiedet werden und sich auf die Wirtschaft auswirken.“ Hinzu komme, so Frau
Latif, dass das Wachstumspotenzial der Wirtschaft aktuell nur bei 1% bis 1,5% pro Jahr
liege. „Es gab zu viele Jahre lang falsche Entscheidungen in der Wirtschaftspolitik und
Fehlallokation von Mitteln. […] Dazu hat die langwierige Krise das Potenzial
geschwächt. [Die brasilianische Wirtschaft] ist wie ein Patient, der lange im
Krankenhaus gelegen hat und dessen Muskulatur geschwächt ist.“
Auch Sergio Vale, Chefökonom von MB Associados, rechnet damit, dass die positiven
Auswirkungen der Reformen sich frühestens ab 2021 zeigen werden. Immerhin dürfte
nach der Verabschiedung der Rentenreform das angeschlagene Vertrauen der
Unternehmer und Investoren steigen, sind sich Latif und Vale einig. Sergio Vale rechnet
auch damit, dass die Konjunktur im zweiten Halbjahr aus statistischen Gründen
anziehen wird und die Wirtschaft trotz der schwachen ersten Jahreshälfte in diesem
Jahr noch um 0,9% wachsen werde. Das zweite Halbjahr 2018 fiel wegen der
Präsidentschaftswahlen in Brasilien und der Wirtschaftskrise in Argentinien sehr
schwach aus.
Fabio Silveira vom Beratungsunternehmen MacroSector, weist darauf hin, dass die
Rentenreform lediglich verhindern werde, dass die brasilianische Wirtschaft weiter auf
der Stelle tritt. Doch auch er hält es für „illusorisch“, dass die Reform allein in der Lage
ist, „den Motor des Wirtschaftswachstum automatisch wieder anzuwerfen.“ Für einen
nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung sind aus seiner Sicht weitere strukturelle
Reformen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen erforderlich,
an erster Stelle die Steuerreform.
Freitag, 26. Juli 2019
Edition 29
Emerson Marçal vom Zentrum für Angewandte Makroökonomie der Getúlio-Vargas-
Stiftung sieht die Rentenreform ebenfalls nur als notwendigen ersten Schritt zur
Belebung der Wirtschaft. Er fordert neben der Vereinfachung des Steuersystems auch
eine stärkere Öffnung Brasiliens gegenüber dem Weltmarkt. Der Ökonom begrüßte die
Einigung beim EU-Mercosur-Handelsabkommen als eine „gute Nachricht“.
Luka Barbosa, Volkswirt bei der Großbank Itaú Unibanco, weist darauf hin, dass die
Zentralbank immerhin noch die Möglichkeit habe, die Konjunktur durch Zinssenkungen
kurzfristig zu stimulieren. Itaú hofft, dass die Währungshüter den Leitzins Selic bis
Oktober in drei Schritten von derzeit 6,5% auf 5% pro Jahr absenken werden. Die
Sparpolitik der Regierung und die lange Wirtschaftskrise haben dazu geführt, dass das
Zinsniveau in Brasilien historisch niedrig und die Inflationsgefahr dennoch sehr gering
ist.
Quelle: Valor Econômico, 17/07/2019
Freitag, 26. Juli 2019
Edition 29
Rentenreform wird keine sofortige Investitionswelle auslösen
Die Verabschiedung der Rentenreform wird keinen unmittelbaren Investitionsschub in
der Industrie auslösen. Vorhaben wie das des Bau- und Landmaschinenherstellers JCB,
der nach der erfolgreichen ersten Abstimmung über die Reform im Kongress
ankündigte, R$ 100 Millionen in seinen brasilianischen Standort zu investieren, dürften
vorerst die Ausnahme bleiben. Denn die Auslastung der meisten Betriebe ist nach
Jahren der Rezession und Stagnation viel zu gering. Im Durchschnitt nutzt das
produzierende Gewerbe derzeit nur 75% seiner Produktionskapazität.
Dennoch ist die Mehrheit der Unternehmer und Verbandschefs erfreut, dass die
Reform des Rentensystems endlich voran kommt. Das Vertrauen, dass die Regierung
das Staatsdefizit in den Griff bekommen und die Rahmenbedingungen für ein
nachhaltiges Wirtschaftswachstum schaffen kann, steigt. „Die Reform wird
Mikroreformen nach sich ziehen. Mit der wachsenden Glaubwürdigkeit werden die
Investitionen anziehen und neue Arbeitsplätze entstehen und die Wirtschaft in
Schwung kommen“, hofft der CEO des Zellstoffherstellers Suzano, Walter Schalka.
Etwas vorsichtiger äußerte sich der Finanzvorstand des Anhängerherstellers Randon,
Paulo Prignolato: „Die Effekte werden nicht wie von Zauberhand eintreten; um das
Vertrauen zu stärken, muss die Regierung andere Maßnahmen einleiten, weitere
Strukturreformen, Privatisierungen und Verbesserungen im Infrastrukturbereich, um
den „Custo Brasil“ zu senken“, sagte Prignolato sinngemäß. Doch auch Randon
erwartet, dass die Nachfrage 2020 wieder anziehen wird.
João Carlos Brega, Vorstandsvorsitzender von Whirlpool Lateinamerika, dem größten
Hersteller von Weißer Ware in der Region, widerspricht der Befürchtung, dass die mit
der Rentenreform verbundenen Belastungen die Konsumstimmung weiter eintrüben
könnte. Vielmehr denkt Brega, dass die Zuversicht der Verbraucher und
Marktteilnehmer durch die stabileren Zukunftsperspektiven wieder steigen wird.
Dadurch könnten die Kreditvergabe und die Konsumausgaben anziehen und die
Arbeitslosigkeit sinken.
Bereits zu spüren ist der gestiegene Optimismus auf dem Immobilienmarkt, der auch
vom niedrigen Zinsumfeld profitiert. Im zweiten Quartal stiegen die Umsätze der
sieben größten Immobilienentwickler des Landes im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
um knapp 40% auf R$ 4,43 Milliarden. Und die Aussichten, dass die Zentralbank die
Leitzinsen weiter senken wird, stehen gut.
Auch multinationale Unternehmen aus dem Infrastruktursektor stehen in den
Startlöchern, um Investitionen freizugeben, sobald sie sicher sind, dass die Regierung
Bolsonaro in der Lage ist, die angekündigten Reformen umzusetzen. Dies berichtete
der Verkaufschef des Metallherstellers Brametal, Alexandre Schmidt. Das Unternehmen
liefert unter anderem Strukturen zum Bau von Strommasten und Mobilfunk-
Basisstationen.
Freitag, 26. Juli 2019
Edition 29
Im Gegensatz zu den traditionellen Branchen machen junge Unternehmen aus der
Technologiebranche, die meist durch Risikokapital finanziert werden, ihre
Investitionspläne direkt vom Erfolg der Rentenreform abhängig. Der CEO des Start-up-
Förderers Fábrica de Startups do Brasil, Hector Gusmão, erwartet, dass nach der
Verabschiedung die Bereitschaft von Investoren, in junge Technologieunternehmen zu
investieren, steigen wird.
Quelle: Valor Econômico, 17/07/2019
Freitag, 26. Juli 2019
Edition 29
Regierung plant neue Regeln für Infrastrukturkonzessionen, um
Investoren anzulocken
Die brasilianische Regierung will die Rahmenbedingungen für
Infrastrukturkonzessionen verändern, um mehr private Investitionen für den
Infrastrukturausbau zu gewinnen. Diese sollen mehr Rechtssicherheit und attraktivere
Renditemöglichkeiten bekommen. Ein entsprechendes Gesetzesvorhaben soll gleich
nach der Sommerpause in den Kongress eingebracht werden. Die neuen Regeln sollen
helfen, das Infrastrukturvermögen in Brasilien von aktuell 36% bis zum Jahr 2040 auf
61% des Bruttoinlandsproduktes anzuheben, wie der Staatsekretär für Produktivität
und Wettbewerbsfähigkeit im Wirtschaftsministerium, Carlos Da Costa, gegenüber
Valor Econômico erläuterte.
Geldgeber für Infrastrukturvorhaben sollen künftig nicht mehr für alle Verstöße des
Projektträgers mit haftbar gemacht werden können. Bei einer finanziellen Schieflage
können die Investoren die Kontrolle über die Projektgesellschaft übernehmen. Die
neuen Regeln sollen Investitionsfonds und andere Finanzmarktakteure dazu bewegen,
in Infrastrukturgüter in Brasilien zu investieren. In der Vergangenheit wurden
Infrastrukturprojekte wegen der rechtlichen und finanziellen Risiken überwiegend
durch Kredite der staatlichen Entwicklungsbank BNDES finanziert.
Die strukturierte Projektfinanzierung, bei der die Risiken auf die Projektbeteiligten
verteilt werden, wird für Infrastrukturvorhaben in Brasilien bisher kaum praktiziert.
„Heute ist der Investor für das Projektrisiko mitverantwortlich. Deswegen finanziert er
lieber die Holding als das Projekt, was die Bilanzen der Gesellschafter belastet und
weitere Investitionen erschwert”, erklärte Staatssekretär Da Costa. Konkret können die
Gläubiger eines Projektes für die von der Projektgesellschaft begangene technischen
Fehler oder Verstöße etwa gegen Umweltrecht oder Arbeitsschutz mit zur
Verantwortung gezogen werden.
Schätzungen internationaler Experten zufolge haben institutionelle Anleger weltweit
über mehr als 100 Billionen Dollar an Kapital in sichere Wertpapiere etwa
Staatsanleihen aus den Industrieländen, investiert, die kaum Zinsen abwerfen. „Kapital
[gibt es genug], das Problem liegt im Design der Infrastrukturprojekte in Brasilien, die
aus Sicht der Investoren mit zu hohen Risiken und Transaktionskosten verbunden sind”,
monierte Da Costa.
Die geplanten neuen Konzessionsregeln sollen es Projektträgern und Investoren auch
ermöglichen, unvorhersehbare wirtschaftliche Risiken über Tariferhöhungen für die
Nutzer des Infrastrukturgutes zu kompensieren. Bislang mussten sie sich oft jahrelang
mit den Regulierungsbehörden darüber streiten. Auch sollen die Projektträger künftig
Nebeneinkünfte, etwa aus der Verpachtung von zur Konzession gehörenden Flächen
an Dritte, komplett selbst einstreichen können. Bislang mussten sie die Hälfte der
Einnahmen über Tarifsenkungen an die Nutzer weitergeben.
Freitag, 26. Juli 2019
Edition 29
Zu den weiteren geplanten Änderungen im Konzessionsrecht gehört die ausdrückliche
Erlaubnis, dass bei Ausschreibungen Konsortien von ausländischen Unternehmen
angeführt werden dürfen. Zudem sollen die Steuerfreistellungen auf Gewinne aus
Infrastrukturanleihen zukünftig auch für institutionelle Investoren gelten. Ein weiterer
Plan ist die Vereinfachung von Ausschreibungsverfahren für Infrastrukturprojekte mit
einem Investitionsvolumen unter R$ 200 Millionen.
Quelle: Valor Econômico: 16/07/2019
Freitag, 26. Juli 2019
Edition 29
Der brasilianische Infrastrukturminister Tarcísio Freitas rechnet damit, dass in den
nächsten 30 Jahren R$ 208 Mrd. in den Infrastruktur- und Transportsektor investiert
werden. Das Geld soll in den Aus- und Neubau von Flughäfen, Autobahnen,
Eisenbahnlinien und Häfen fließen. Wie der Minister betont, besteht ein großes
Interesse der Privatinitiative, Projekte in diesem Bereich auszuführen.
„Wir haben heute das größte Konzessionsprogramm der Welt. Nirgendwo sonst
existiert ein vergleichbares Angebot an Infrastrukturprojekten für die Privatinitiative”,
bekräftigte Freitas gegenüber Journalisten. „Das hat die Aufmerksamkeit von
Investoren in aller Welt geweckt. Wir sehen ein großes Interesse ausländischer
Unternehmen, sich in Brasilien an diesen Bauvorhaben zu beteiligen.”
Viele Projekte werden bereits im Programm für Investitionspartnerschaften (PPP)
berücksichtigt. Dazu gehören die 6. und 7. Versteigerungsrunde von Flughäfen sowie
Vertragsverlängerungen für die Nutzung von Eisenbahnlinien. In den ersten sechs
Monaten der neuen Regierung wurden 23 Konzessionen vergeben: 12 Flughäfen, 10
Hafenanlagen und die Eisenbahnlinie Nord-Süd.
Der Minister erwartet allein durch die Vergabe von Autobahnprojekten in den nächsten
fünf Jahren Investitionen im Wert von R$ 25 Mrd. So soll am 18. September die
Versteigerung der Autobahn BR 364/365 stattfinden. Freitas zufolge haben schon
einige Unternehmensgruppen ihr Interesse an der Teilnahme bekundet. „Fünf
Interessenten haben bereits einen Finanzierungsplan, das heißt, sie sind wirklich
interessiert”, betonte der Minister. Es handelt sich um eine 437 km lange Autobahn von
Jataí (Goiás) nach Uberlândia (Minas Gerais).
Laut Freitas wurden die von der Regierung Bolsonaro eingeleiteten
Wirtschaftsmaßnahmen von den Investoren gut aufgenommen. „Die Unternehmen
erkennen die Veränderungen in der Wirtschaftspolitik und die strukturellen Reformen
bei unseren Projekten. In keinem anderen Land der Welt können die Investoren mit
einer jährlichen Rendite zwischen 8% und 9% rechnen, wie bei uns.”
Der Minister räumte ein, dass die ausländischen Gesellschaften trotz ihrer lobenden
Worte im Hinblick auf das Konzessionsprogramm nach wie vor Risiken sehen, in
Brasilien zu investieren. Die Regierung sei deshalb bereit, maßgeschneiderte Lösungen
zu finden.
Wie die Zeitung Valor im vergangenen Monat berichtete, sucht die Regierung nach
Wegen, das Wechselkursrisiko so gering wie möglich zu halten. Einer Wertminderung
des Reals gegenüber dem Dollar soll mit vertraglich festgelegten Maßnahmen
entgegengewirkt werden.
Freitas sagte in diesem Zusammenhang, dass die Regierung Möglichkeiten studiere,
das Wechselkursrisiko mit neuen Finanzmechanismen der Zentralbank zu mindern,
wobei Swap-Geschäfte erleichtert und für den Markt attraktiver werden sollen. „Wir
denken auch daran, die Besteuerungsform zu verändern”, schloss der Minister ab.
Freitag, 26. Juli 2019
Tarcísio Freitas erwartet Investitionen von R$ 208 Mrd. in Brasiliens
Infrastruktur
Edition 29
Die Revolution der digitalen Banken
Immer mehr große Finanzinstitutionen und europäische FinTechs drängen auf den
Markt für digitale Bankdienstleistungen. Um sich von den Konkurrenten abzuheben,
müssen die Unternehmen durch Kundenservice und ein breites Produktangebot
überzeugen.
Die rasche Expansion digitaler Banken hat den brasilianischen Finanzmarkt zum Kochen
gebracht. Europäische FinTechs wie N26 und Revolut drängen ebenso auf den Markt
wie die größte brasilianische Investmentbank BTG Pactual. Auf der einen Seite setzen
sich ehemals kleine, auf den digitalen Zahlungsablauf beschränkte Unternehmen wie
Nubank neue Ziele, um sich in „richtige Banken” zu verwandeln. Andererseits
versuchen mittelgroße Banken, ihre Aktivitäten auf den digitalen Markt auszuweiten.
Analysten glauben, dass der Markt nicht groß genug für alle sein wird und ein
Konsolidierungsprozess bevorsteht. Dabei könne man nur vermuten, wie das Profil der
„Überlebenden” aussehen wird. Denkbar ist die Spezialisierung auf bestimmte
Bereiche.
„Die digitalen Banken sind darum bemüht, ihren Kundenstamm zu festigen. Derzeit
werben sich die Banken gegenseitig die Kunden ab, und die traditionellen Banken sind
im Moment die Verlierer”, erläutert Ricardo Heidel vom Beratungsunternehmen
Accenture. „Irgendwann wird sich dieser Prozess stabilisieren”.
Die digitalen Banken kämpfen um den sechsten Platz hinter den großen Banken
Bradesco, Banco do Brasili, Itaú, Caixa Econômica und Santander im Ranking der
Anzahl von Kontoinhabern. Als BTG im Mai seinen Eintritt in diesen Sektor verkündete,
bestätigte Marcelo Flora, Teilhaber der Bank, diese Absicht und fügte hinzu: „Wir
wollen langfristig sogar die ersten sein”. Der Präsident der Bank Inter, João Vitor
Menin, setzte das konkrete Ziel, bis zum Jahresende den sechsten Rang zu belegen.
Nubank-Gründer David Velez behauptete: „Wir liegen bereits an sechster Stelle”.
Digitale Banken konnten aufgrund überlegener Apps gegenüber den traditionellen
Banken schnell Marktanteile gewinnen. Um kostenlose Konten anbieten zu können,
profitierten sie außerdem von der Tatsache, keine Filialen unterhalten zu müssen. Die
deutsche digitale Bank N26 schätzt die Betriebskosten eines Kontos auf 15% der
Kosten bei einer traditionellen Bank.
Außerdem verzichten die meisten FinTechs auf die bei „normalen” Banken üblichen
Einnahmen. „Sie nehmen einen geringeren Umsatz in Kauf und nehmen trotzdem viel
Geld ein”, erklärt der Unternehmensberater André Leme, Teilhaber von Bain &
Company. „Und wenn sie die Konten nicht kostenlos anbieten, erklären sie den Kunden
genau, wofür sie bezahlen. Bei herkömmlichen Banken kann man den Sinn der
verschiedenen Tarife oft kaum durchschauen.”
Kostenlose Konten oder transparente Tarife allein werden aber die Konsolidierung
einer Bank nicht garantieren. „Eine digitale Bank auf den Markt zu bringen ist nicht
schwer”, findet Yran Dias, Teilhaber von McKinzey. „Die Digitalen müssen aber auch
Kredite für Autos oder Wohnungen anbieten, um zu wachsen und langfristig zu
bestehen”.
Freitag, 26. Juli 2019
Edition 29
Oberstes Arbeitsgericht (TST) bekräftigt die neue Rechtslage nach der
Arbeitsreform
Die Arbeitnehmer verlieren vor dem Obersten Arbeitsgericht (TST) die Diskussion über
eine der umstrittensten Punkte der Arbeitsrechtsreform. Demnach müssen diese einen
Teil der Anwaltskosten im Falle einer Niederlage selbst übernehmen. Zwei der acht
Kammern des TST haben sich bereits mit dieser Angelegenheit befasst und in
einstimmiger Entscheidung die Verpflichtung bestätigt. Vor der Reform musste der
Arbeiternehmer nicht für den Anwalt des Unternehmens aufkommen. Jetzt müssen 5%
bis 15% der Kosten übernommen werden, selbst wenn sich der Arbeitnehmer keinen
Anwalt leisten kann und dieser vom Gericht bestellt werden musste. Die Prozentsätze
sind in Artikel 791-A des Reformgesetzes (Nr. 13.467 aus 2017) festgelegt.
Befürworter der Maßnahme argumentieren, dass “abenteuerliche Prozesse” unbedingt
vermieden werden müssen. Bisher strengten die Arbeitnehmer Rechtstreitigkeiten auf
gut Glück an, weil sie nichts zu verlieren hatten. Die Vertreter der Arbeitsnehmer sehen
in dem neuen Verfahren jedoch eine Benachteiligung insbesondere der ärmeren
Einkommensklassen, für die somit der Zugang zum Rechtswesen erschwert werde.
Eine Entscheidung des Obersten Bundesgerichtshofes (STF) zur Verfassungsmäßigkeit
der neuen Gesetzgebung steht noch aus. Die Generalstaatsanwaltschaft hatte eine
Klage auf Verfassungswidrigkeit eingereicht. Bislang haben lediglich zwei Richter des
STF ihre Stimme dazu abgegeben. Dann wurde beschlossen, zunächst die
Entscheidung des TST abzuwarten.
Für den in der Arbeitnehmervertretung tätigen Rechtsanwalt Ronaldo Tolentino von
der Anwaltskanzlei Ferraz dos Passos bedeutet die Entscheidung in den zwei TST-
Kammern nicht, dass sich die Angelegenheit beruhigt hat. Bei den regionalen
Arbeitsgerichten (TRTs) gebe es immer noch Meinungsverschiedenheiten. “Diese Norm
terrorisiert den Arbeiternehmer”, sagt er.
Der Professor für Arbeitsrecht, Ricardo Calcini, sieht jedoch eine klare Tendenz des TST
diesen Punkt der Arbeitsreform nicht als verfassungswidrig auszulegen. “Um die neue
Gesetzgebung für verfassungswidrig zu erklären, müssen die Klassen des TST dies dem
Plenum vorlegen“, bestätigt der Professor.
Valor Economico, 16/07/2019
Freitag, 26. Juli 2019
Edition 29
Wechselkurs zum Jahresende - (R$/US$)
Ausländische Direktinvestitionen - (In Mrd. US$)
Entwicklung des BIP - (In %)
Inflationsindex IPCA - (Jahresdurchschnitt in %)
Freitag, 26. Juli 2019
2,35 2,65
3,963,25 3,31
3,84 3,76 3,79
0
1
2
3
4
5
2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 (P) 2020 (P)
64,0 62,5 63,0
78,870,3
77,185,4 84,6
0
20
40
60
80
100
2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 (P) 2020 (P)
5,96,4
10,7
6,3
3,03,8 3,8 3,9
0
2
4
6
8
10
12
2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 (P) 2020 (P)
2,7
0,5
-3,8 -3,6
1,0 1,2 0,92,2
-6
-4
-2
0
2
4
6
2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 (P) 2020 (P)
Edition 29
Impressum
Herausgeber:
Eine Gemeinschaftspublikation der Deutsch-Brasilianischen Auslandshandelskammern und
von Germany Trade and Invest
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Freitag, 26. Juli 2019