Transcript
Page 1: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 16. Wahlperiode 27.09.2012

Ausschuss für Kultur und Medien 2. Sitzung (öffentlich)

27. September 2012

Düsseldorf – Haus des Landtags

13:30 Uhr bis 16:05 Uhr

Vorsitz: Karl Schultheis (SPD)

Protokoll: Günter Labes

Verhandlungspunkte und Ergebnisse:

Vor Eintritt in die Tagesordnung 5

1 Einführung in die kulturpolitischen Schwerpunkte der 16. Wahl-periode 7

Ministerin Ute Schäfer (MFKJKS) stellt die kulturpolitischen Schwerpunkte der 16. Wahlperiode vor.

2 Einführung in die medienpolitischen Schwerpunkte der 16. Wahl-periode 8

Ministerin Dr. Angelica Schwall-Düren (MBEM) berichtet über die medienpolitischen Schwerpunkte der 16. Wahlperiode.

3 Gesetzentwurf über die Feststellung des Haushaltsplans des Landes Nordrhein-Westfalen für das Haushaltsjahr 2012 (Haushaltsgesetz 2012), kultur- und medienpolitisch relevante Kapitel 10

Page 2: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Gesetzentwurf der Landesregierung

Drucksache 16/300

Vorlage 16/82 (Erläuterungen zum Personalhaushalt des Einzelplans 07) Vorlage 16/141 (Erläuterungsband Einzelplan 07) Vorlage 16/155 (Erläuterungsband Einzelplan 02)

Ministerin Ute Schäfer (MFKJKS) und Ministerin Dr. Angelica Schwall-Düren (MBEM) geben Einführungsberichte in die diesen Ausschuss betreffenden Kapitel.

4 Gesetz über die Ablieferung von Pflichtexemplaren in Nordrhein-Westfalen (Pflichtexemplargesetz) 12

Gesetzentwurf der Landesregierung

Drucksache 16/179

Auf Vorschlag des Vorsitzenden Karl Schultheis beschließt der Ausschuss einstimmig die Durchführung einer Anhörung. Die Obleute werden beauftragt, deren Ausgestaltung und einen Termin zu vereinbaren.

5 Tag der Medienkompetenz 16

Vorlage 16/153

Dem Bericht von Ministerin Dr. Angelica Schwall-Düren (MBEM) folgt eine Aussprache.

6 Aktueller Stand der Auswertung der Konsultation der EU-Kommission zum Thema Filmförderung aus NRW-Sicht 20

Ministerin Schwall-Düren erstattet dem Ausschuss einen Bericht über den Stand der Auswertung der Konsultation der EU-Kommission zum Thema Filmförderung aus nordrhein-westfälischer Sicht.

7 Stand des Kulturfördergesetzes 23

Dem Bericht von Ministerin Ute Schäfer (MFKJKS) schließt sich eine kurze Aussprache an.

Page 3: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 3 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls 8 Kultureller Beitrag von NRW-Künstlern während der Olympiade in

London 26

Minister Ute Schäfer (MFKJKS) erstattet dem Ausschuss einen Bericht über den kulturellen Beitrag von NRW-Künstlern während der Olympiade in London.

9 Förderauszeichnung für nordrhein-westfälische Theater 29

Vorlage 16/185

Der Ausschuss führt eine Aussprache zu dem Bericht Vorlage 16/185 durch.

10 Verschiedenes 32

* * *

Page 4: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls
Page 5: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 5 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Aus der Diskussion

Vor Eintritt in die Tagesordnung

Vorsitzender Karl Schultheis informiert, das Medienhaus werde erst etwas später durch Ministerin Schwall-Düren vertreten sein. Dem habe man in der Tagesordnung Rechnung getragen. Darüber hinaus habe die Ministerin wegen ihrer Zeitnot darum gebeten, die Tagesordnungspunkte Tag der Medienkompetenz und Auswertung der EU-Konsultation zur Filmförderung vorzuziehen. – Dagegen erhebt sich kein Wider-spruch.

Ministerin Ute Schäfer (MFKJKS) führt aus:

Ich habe vorab um das Wort gebeten, weil Sie heute die beiden „Schäfers“ zum letzten Mal gemeinsam in einem Ausschuss sehen. Dazu will ich ein paar Sätze sagen.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um vor Ihnen meinem ausscheidenden Staatssekretär ganz herzlich für die gemeinsame Zusammenarbeit zu danken. Wir sind ja in einer besonderen Situation gestartet, was ich noch einmal in Erinnerung rufen will.

Klaus Schäfer war seinerzeit schon in den Ruhestand verabschiedet worden. Ich habe mich sehr gefreut, dass er damals bereit war, als Staatssekretär in mein Mi-nisterium zu kommen. Wir hatten aber damals schon verabredet, dass das für zwei Jahre sein sollte. Nun kamen die Neuwahlen, weshalb sich das etwas hin-ausgezögert hat. Ich glaube aber, mit 67 Jahren können wir ihn jetzt in den wohl verdienten Ruhestand entlassen. Einen anderen Ausschuss hat er 20 Jahre, den Kulturausschuss haben wir hingegen gemeinsam gut zweieinhalb Jahre begleitet. Ich kann mich gut erinnern, wie am Anfang jeder gefragt hat, was die beiden denn da machen. Die sind ja neu in dem Bereich. Was wird das wohl werden?

Ich glaube, ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass durch die Zusammenar-beit, die wir beide im Kulturbereich gestaltet haben, wohl der Eindruck schnell ent-kräftet werden konnte, dass wir uns um diesen Bereich nicht mit aller Kraft und all unseren Möglichkeiten einsetzen und kümmern würden.

Ich möchte die Gelegenheit hier nutzen, um Klaus Schäfer ein ganz herzliches Dankeschön zu sagen. Jeder, der mit ihm zu tun hatte – ich glaube, über alle Fraktionen hinweg –, konnte feststellen, dass er jemand ist, der ausgesprochen leidenschaftlich und sehr kompetent für die Sache eintritt. Abgesehen davon ist er auch ein überaus fröhlicher Mensch, was das politische Geschehen auch immer wieder bereichert.

(Allgemeiner Beifall)

Vorsitzender Karl Schultheis führt aus:

Page 6: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 6 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Wir wissen, dass Herr Prof. Schäfer auch den Kulturausschuss sehr aktiv begleitet hat. Ihm ist in der langjährigen Arbeit für die Landesregierung und für das Land Nordrhein-Westfalen immer als Schwerpunkt der familien- und jugendpolitische Themenbereich zugeordnet worden. Ihm ist es aber gerade in seiner Zeit der Akti-vität für den Kulturbereich gelungen, die kulturelle Bildung zu stärken, die ja Grundvoraussetzung dafür ist, dass Kulturpolitik auch von vielen Menschen in die-sem Lande angenommen wird, und dazu beizutragen, dass die Angebote von Kunst und Kultur ein ganz wesentlicher Bestandteil unserer Gesellschaft sind. Da-für ein ganz besonderes Dankeschön an Klaus Schäfer.

Sehr geehrter Herr Staatssekretär, wir haben auch ein weinendes Auge. Wir ha-ben aber volles Verständnis dafür, dass Sie in den Ruhestand gehen und den auch genießen wollen. Da ich weiß, dass Sie schon an vielen Stellen Blumen er-halten haben, besorgten wir Ihnen etwas anderes, damit sie die schönen Blumen auch genießen können. Ich wünsche Ihnen alles Gute!

Der Vorsitzende überreicht dem scheidenden Staatssekretär unter dem Beifall des Ausschusses ein Geschenk.

Staatssekretär Prof. Klaus Schäfer (MFKJKS):

Herr Vorsitzender, Frau Ministerin, meine Damen und Herren! Schönen Dank. Auch ich habe ein lachendes und ein weinendes Auge. Ein lachendes Auge, weil es nach jetzt 54jähriger beruflicher Tätigkeit zu Ende ist. Ich glaube, das ist auch gut. Ein weinendes Auge habe ich, weil ich mit der Ministerin sehr gut zusammen-gearbeitet habe. Ich habe hohen Respekt davor, was Sie mir an Möglichkeiten ge-lassen hat. Es war eine richtige Freude – wir kennen uns ja schon länger –, aber in den Bereichen Kultur und Sport, die wir dazubekommen haben, waren wir nicht geübt. In anderen Bereichen hatten wir ja schon etwas Übung. Ich muss sagen, ich habe sehr gerne mit der Ministerin zusammengearbeitet. Bei allen Diskussio-nen, die wir hatten, sollte man die Fröhlichkeit nicht verlieren. Ich glaube, auch im Sportausschuss ist das ganz gut gelaufen.

Ich bedanke mich für die Zusammenarbeit und dafür, dass ich die Gelegenheit hatte, mit dem Bereich Kultur noch einmal ein Feld mit anderen Augen zu sehen. Es ist ein sehr angenehmes Feld.

Ich wünsche Ihnen, dem Ausschuss, der Politik und allen Trägern, die hier sind und mit denen ich in unterschiedlicher Weise zu tun hatte, viel Erfolg für die Zu-kunft. Ich glaube, wir können ihn brauchen, die Kultur kann ihn brauchen. Die De-batte wird nicht leichter. Ich denke aber, dass wir das schaffen. Irgendwo bin ich auch noch dabei, und ich werde das eine oder andere Mal in anderer Funktion et-was dazu sagen.

Herzlichen Dank für Ihr Vertrauen. Ich muss leider gleich gehen, weil ich die Minis-terin auf einer Veranstaltung in Dortmund vertreten werde. Es ist also keine Flucht, sondern das ist einfach der Zeit geschuldet. Herzlichen Dank!

(Allgemeiner Beifall)

Page 7: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 7 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls 1 Einführung in die kulturpolitischen Schwerpunkte der 16. Wahlperiode

Der Text der Rede der Ministerin Ute Schäfer (MFKJKS) ist der Vorlage 16/228 zu entnehmen.

Sie merkt im Zuge dieser Rede noch an, wer sich einen Überblick über die Ange-botsvielfalt verschaffen wolle, dem empfehle sie die Internetseite www.kultur-rucksack.nrw.de, wo man sich sehr gut darüber informieren könne, was inzwischen aus diesem Projekt geworden sei.

Zur Situation der Theater fügt sie darüber hinaus hinzu, sie habe sich sehr über die Anwesenheit von Schulministerin Sylvia Löhrmann in der letzten Theaterkonferenz gefreut. Man habe verabredet, dafür Sorge zu tragen, dass Besuche von Theatern, Museen und Galerien in schulischem Kontext stärkere Berücksichtigung fänden. In-soweit gelte es, da noch etwas aufzuholen. Dazu habe sie mit der Ministerin Löhr-mann die Einrichtung einer Arbeitsgruppe beider Ministerien vereinbart.

Zum Thema Archive und Bibliotheken ergänzt die Ministerin, gestern habe der Deut-sche Archivtag in Nordrhein-Westfalen unter großer Beteiligung stattgefunden. Sie sei gestern Abend dort zugegen gewesen. Dieser arbeite mit großer Intensität an dem Thema der Landzeitarchivierung digitaler Kulturgüter. Frau Pfeiffer-Poensgen von der Kulturstiftung der Länder habe davon gesprochen, dass man auch schon über die Post-Digitalisierung nachdenken müsse.

Die Ministerin sagt zu, den Einführungsbericht dem Ausschuss zur Verfügung zu stellen.

Thomas Nückel (FDP) spricht ecce an und äußert, ihn habe überrascht, dass die Ministerin das „salbungsvoll“ geradezu als die Wurzel für die Kreativquartiere in der Nachfolge der Kulturhauptstadt dargestellt habe. Das müsse aus seiner Sicht korri-giert werden, weil sich solche Unternehmen teilweise schon vorher angesiedelt hät-ten, als noch niemand etwas von ecce geahnt habe. Zwar brüste sich ecce mit der Entwicklung mancher Quartiere, aber diese hätten schon vorher existiert. Für ihn ge-he es eher um die Vernetzung. In dem Bereich der Wirtschaftsförderung, wie er das bewusst nenne, müsse sich ecce erst noch bewähren. Allerdings zweifle er an, dass dies gelingen werde.

Vorsitzender Karl Schultheis stellt fest, dass diese Aussage über den Rahmen ei-ner Verständnisfrage hinausgehe und in die Aussprache der nächsten Sitzung gehö-re.

Page 8: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 8 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls 2 Einführung in die medienpolitischen Schwerpunkte der 16. Wahlperiode

Hinweis: Dieser Punkt ist in der Sitzung nach dem Punkt 4 auf-gerufen worden, weil Ministerin Schwall-Düren nicht eher an-wesend sein konnte.

Vor der vorgezogenen Behandlung des Punktes 4 weist der Vorsitzende darauf, dass Ministerin Schwall-Düren in wenigen Minuten eintreffen werde. Dazu merkt Prof. Dr. Thomas Sternberg (CDU) an, der Ausschuss sollte schon seiner Verwun-derung Ausdruck geben, dass die Ministerin nicht schon zu Beginn der Sitzung an-wesend sei.

Vorsitzender Karl Schultheis verweist darauf, die Ministerin Schwall-Düren habe auf ihre Zeitprobleme hingewiesen.

Andreas Bialas (SPD) betont, auch er erwarte eine Anwesenheit der Ministerin. Aber er bitte festzuhalten, dass die Sitzungstermine nicht langfristig klar gewesen seien, sodass es auch anderweitige Termine geben könne, die bestimmte Personen daran hinderten, da zu sein. Dazu verweise er beispielsweise darauf, dass heute auch das Präsidium anderweitige Termine wahrnehme. Er gehe davon aus, dass es sich heute um einen Einzelfall handele, der sich in nächster Zeit nicht wiederholen dürfte, da die Termine nunmehr auch langfristig geplant werden könnten.

Ministerin Dr. Angelica Schwall-Düren (MBEM) entschuldigt sich zunächst dafür, über das bereits angekündigte Maß hinaus verspätet zu dieser Sitzung eingetroffen zu sein. Der von ihr wahrzunehmende Termin sei bereits lange vereinbart gewesen. Zudem habe die Verkehrssituation mit Straßensperrungen infolge von Unfällen ihr einen Streich gespielt. Sie hoffe auf Nachsicht des Ausschusses.

Hinweis: Die Rede der Ministerin zu den medienpolitischen Schwerpunkten der 16. Wahlperiode ist der Vorlage 16/246 zu entnehmen.

Vorsitzender Karl Schultheis verweist auf die Vereinbarung, die Diskussion in der nächsten Sitzung durchzuführen. Jetzt bestehe aber die Möglichkeit, Verständnisfra-gen zu stellen.

Thomas Nückel (FDP) spricht den von der Ministerin angesprochenen Punkt „Redu-zierung der Werbung“ im öffentlich-rechtlichen Rundfunk an. In der Mitte der Rede habe die Ministerin aber von völliger Werbefreiheit gesprochen. Deshalb bitte er um eine Präzisierung dieses Punktes.

Page 9: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 9 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls Ministerin Dr. Angelica Schwall-Düren (MBEM) antwortet, diese Unterscheidung basiere darauf, dass sie einmal einen Beschluss des Landtages zitiert habe, in dem die völlige Werbefreiheit als Ziel formuliert werde. Man befinde sich durch die Werbe-freiheit nach 20 Uhr auf dem Weg, wie das mit dem letzten Rundfunkstaatsvertrag in Bezug auf die Beitragsfinanzierung angelegt worden sei, die Werbung zurückzu-drängen. Sobald die entsprechenden Zahlen vorlägen strebe das Ministerium an, weitere Werbefreiheit zu erreichen. Ob es zu einer völligen Werbefreiheit kommen werde, lasse sich noch nicht sagen, weil diese Frage auch die Einnahmenseite be-treffe. Der Wunsch bestehe aber, zu einer völligen Werbefreiheit zu kommen. Heute lasse sich noch nicht definitiv sagen, ob bzw. wann dieses Ziel zu erreichen sein werde.

Page 10: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 10 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls 3 Gesetzentwurf über die Feststellung des Haushaltsplans des Landes

Nordrhein-Westfalen für das Haushaltsjahr 2012 (Haushaltsgesetz 2012), kultur- und medienpolitisch relevante Kapitel

Gesetzentwurf der Landesregierung Drucksache 16/300 Vorlage 16/82 (Erläuterungen zum Personalhaushalt des Einzelplans 07) Vorlage 16/141 (Erläuterungsband Einzelplan 07) Vorlage 16/155 (Erläuterungsband Einzelplan 02)

Ministerin Ute Schäfer (MFKJKS) verweist darauf, dass sie schon einmal in den Haushaltplan 2012 schon vor der Neuwahl eingeführt habe. Sie verweise auf die sei-nerzeitigen Ausführungen – siehe Vorlagen 15/1164 und 16/228 –, weil sie das nur noch einmal wiederholen könnte. Zu den damals ausgeführten Grundzügen der Kul-turpolitik und zu den genannten Zahlen, Daten und Fakten habe sich konkret nichts geändert.

Prof. Dr. Thomas Sternberg (CDU) spricht an, für ihn gebe es in Kapital 07 010 ei-ne eklatante Erhöhung um 428.000 € für Gutachten, Tagungen und Ähnliches. Ihn in-teressiere, wie viel davon auf den Bereich Kultur entfalle und wofür diese Mittel aus-gegeben würden.

Bei den Bibliotheken gebe es einen sehr starken Aufwuchs um 7 Millionen €, der mit der Bibliotheksentwicklung und der Vorbereitung des geplanten Kulturfördergesetzes begründet werde. Auch dazu bitte seine Fraktion um Auskunft, wofür die Mittel ein-gesetzt werden sollten.

Vorsitzender Karl Schultheis schlägt vor, diese Fragen schriftlich dem Ministerium zu übermitteln, die dann in der nächsten Sitzung beantwortet werden könnten.

Daniel Schwerd (PIRATEN) betont, für die Piraten sei die Kulturförderung abseits der Hochkultur besonders interessant. Der Kulturhaushalt weise für die klassische Kulturförderung einen sehr starken Schwerpunkt aus. In der Titelgruppe 90 gehe es um die Förderung abseits der tradierten Einrichtungen, die aber nur zwei Prozent ausmache. Seine Fraktion interessiere, wie man den Schwerpunkt stärker weg von den klassischen und hin zu den alternativen Kulturformen verlagern könne.

Ministerin Ute Schäfer (MFKJKS) sagt zu, dazu schriftlich Stellung zu nehmen.

Vorsitzender Karl Schultheis erinnert daran, bislang habe es eine Verständigung darüber gegeben, die mittelfristige Finanzplanung Drucksache 16/301 nicht im Fach-ausschuss zu beraten. Er schlage vor, weiterhin so zu verfahren. – Dagegen erhebt sich im Ausschuss kein Widerspruch.

Ministerin Dr. Angelica Schwall-Düren (MBEM) führt aus:

Page 11: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 11 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Zunächst möchte ich die Vorbemerkung machen, dass dieser Haushalt, der den Medienbereich innerhalb des Haushalts der Staatskanzlei betrifft, wie in vielen an-deren Fällen keine sehr großen Änderungen beinhaltet.

Hinweis: Der dann folgende Redetext ist in der Vorlage 16/247 abgedruckt.

Vorsitzender Karl Schultheis äußert, er gehe davon aus, dass so verfahren werden könne, wie das für den Bereich der Kulturministerin vereinbart worden sei, nämlich dem Ausschuss das bei der ersten Einbringung des Haushaltsentwurfes 2012 Vorge-tragene zur Verfügung zu stellen. Im Übrigen bitte er darum, dass dem Ausschuss der gerade vorgetragene Bericht, der ja schriftlich vorliege, ebenfalls zur Verfügung gestellt werde. – Das sagt Ministerin Dr. Angelica Schwall-Düren (MBEM) zu.

Daniel Schwerd (PIRATEN) hebt hervor, drei Viertel des gesamten Medienetats ent-falle auf die Filmförderung bzw. Film- und Medienstiftung NRW. Dazu interessiere seine Fraktion, wie sich die Ministerin in Zukunft die Verteilung zwischen Film einer-seits und den anderen Medien andererseits vorstelle. – Ministerin Dr. Angelica Schwall-Düren (MBEM) sichert zu, das schriftlich zu beantworten.

Vorsitzender Karl Schultheis bittet für den Fall der Stellung von Änderungsanträ-gen, diese möglichst am Tag vor der nächsten Sitzung an das Ausschusssekretariat zu senden, das dann die Weiterleitung an die Ausschussmitglieder übernehme.

Page 12: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 12 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls 4 Gesetz über die Ablieferung von Pflichtexemplaren in Nordrhein-

Westfalen (Pflichtexemplargesetz)

Gesetzentwurf der Landesregierung Drucksache 16/179

Daniel Schwerd (PIRATEN) unterstreicht, mit elektronischen Werken sei genauso umzugehen wie mit gedruckten, weil prinzipiell kein Unterschied bestehe. Aber die Abgrenzung zu den elektronischen Werken gehe aus dem Gesetzentwurf nicht ein-deutig genug hervor. Explizit werde zwar erwähnt, Newsletter sollten nicht abgeliefert werden, aber dennoch gebe es Newsletter, die ein Werk darstellen könnten. Außer-dem fehle die Abgrenzung zu Webseiten. Der Gesetzentwurf besage nicht eindeutig, ob diese abgeliefert werden sollten oder nicht. Dies sollte vermieden werden. Somit erscheine eine Abgrenzung notwendig, was abgeliefert werden solle und was nicht. Bezüglich der Newsletter könne überlegt werden, in Fällen, wo die Abgrenzung schwierig werde, statt einer Ablieferungspflicht ein Ablieferungsrecht vorzusehen. Das ermögliche eine Ablieferung bei Einvernehmen zwischen dem Hersteller des Newsletters und der Bibliothek, dass es sich um ein archivierungswürdiges Werk handele.

Prof. Dr. Thomas Sternberg (CDU) vermutet, dass der Gesetzentwurf wichtiger sei, als es vielleicht auf den ersten Blick scheine. Seit dem 31. Dezember 2011 bestehe eine gesetzesfreie Situation. Das sei für alle mit Archivierung befassten Personen ei-gentlich ein skandalöser Zustand. Verlage könnten jetzt schon seit neun Monaten ih-re Produktion nicht abgeliefert haben. Deshalb sei es allerhöchste Zeit, dass ein sol-ches Gesetz verabschiedet werde. Allerdings habe er Zweifel daran, ob das auf die-se schnelle Art und Weise möglich sei.

Zu digitalen Medien könnten neben den von Herrn Schwerd genannten Sachverhal-ten noch eine ganze Reihe weiterer Punkte angeführt werden. Es reiche wegen der Komplexität und Kompliziertheit digitaler Medien nicht, an ein Pflichtexemplargesetz die Aussage anzuhängen, das gelte auch für digitale Medien. Auch deren urheber-rechtliche Beziehungen fielen sehr viel komplizierter aus.

Abgesehen davon, dass so etwas in ein Bibliotheksgesetz gehörte und er nach wie vor meine, dass ein solches Gesetz der richtige Ort für solche Regelungen darstellte, wolle er nur einige wenige kleinere Probleme benennen.

In § 4 Abs. 5 werde gesagt, dass die abliefernde Stelle Rechte einräume. Unter Um-ständen sei diese aber gar nicht der Rechteinhaber. Ferner müsse gefragt werden, welche Rechte eingeräumt würden. In dem Gesetzentwurf werde ausdrücklich ange-führt, nicht eingeräumt werde das Recht zur Einsichtnahme am Arbeitsplatz etwa in der Universitätsbibliothek. Bisher verhalte es sich so, dass ein von der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) gesammeltes Pflichtexemplar selbstverständlich in der Universitätsbibliothek eingesehen und gelesen werden könne. Handele es sich um ein elektronisches Werk, solle dies nicht der Fall sein.

Page 13: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 13 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls Genau zu der Frage der Nutzung an elektronischen Leseplätzen habe gestern in der „Frankfurter Allgemeinen“ in „Natur und Wissenschaft“ ein Artikel darüber gestanden, dass der Bundesgerichtshof eine Klage zu elektronischen Leseplätzen, die in Darm-stadt verhandelt werde, dem Europäischen Gerichtshof vorlege. Die Bibliotheken bewegten sich momentan in einem Graubereich. Die meisten verstießen gegen des geltenden Urheberrechts, das nicht ansatzweise den Problemen Rechnung trage, die die digitalisierten Medien mit sich brächten.

Des Weiteren bedürfe es einer Klärung, wie es sich mit der Publikation von Disserta-tionen und wissenschaftlichen Arbeiten verhalte. Er habe gedacht, falsch zu lesen, als er gesehen habe, dass genau diese nicht der Pflichtabgabe unterliegen sollten. Selbstverständlich müssten an einer ULB auch die nur elektronisch publizierten Dis-sertationen und wissenschaftlichen Werke abzuliefern sein.

Weiter sei zu fragen, wie es um die Ablieferungspflicht von Zeitschriften stehe, ob Zeitungen und Zeitschriften ihre digitalen Publikationen in allen Variationen über den Tag abliefern müssten. Diese könnten unter Umständen über den Tag stündlich wechseln. Zeitungen hätten auch drei oder vier verschiedene Ausgaben wegen un-terschiedlicher Regionalbezüge.

Für ihn werfe dieser Gesetzentwurf eine Reihe sehr problematischen Fragen auf. Zu diesem Gesetzentwurf bitte er deshalb um die Durchführung einer Anhörung. Dabei sei er sich darüber im Klaren, dass dadurch diese rechtsfreie Situation verlängert werde. Er schlage deshalb vor, in einem einfachgesetzlichen Verfahren in der nächs-ten Plenarsitzung das bis zum 31. Dezember 2011 geltende Pflichtabgabegesetz bis zum 30. Juni oder 31. Dezember 2013 zu verlängern, ergänzt um einen Satz, wo-nach die Pflichtabgabe für den bislang rechtsfreien Zeitraum einbezogen werde, so-dass bislang nicht eingereichte Publikationen abzuliefern seien. In der dadurch ge-wonnenen Zeit könne in aller Ruhe das Pflichtabgabegesetz so formuliert werden, dass es auch unter Einbeziehung der neuen digitalisierten Formen rechtsfest werde. Es habe keinen Sinn, jetzt auf die Schnelle ein Gesetz zu verabschieden. Für ihn ha-be man Zeit verbummelt, denn über den schon lange vorliegenden Entwurf, sei auch schon viel geredet worden. Kaum jemand nehme solche Archivierungsangelegenhei-ten richtig wichtig. Wer sich aber in die Materie einarbeite, erkenne, dass es sich um einen riesigen Rechtskomplex, der einer Klärung zugeführt werden müsse.

Thomas Nückel (FDP) meint, zusammenfassend kämen ihm einige Regelungen fahrlässig oberflächlich vor. Aber der Punkt Dissertation sei vorher auch schon so ge-regelt gewesen. Gefragt werden müsse, warum der Gesetzentwurf erst jetzt vorge-legt werde. Im Übrigen sammle die Deutsche Bibliothek in Leipzig digitale Netzpubli-kationen selbst.

Ministerin Ute Schäfer (MFKJKS) entgegnet auf den Vorwurf der fahrlässigen Vor-bereitung des Gesetzentwurfes, der vorliegende Textentwurf sei mit den Universi-tätsbibliotheken, mit den Landesbibliotheken und mit dem Hochschulbibliothekszent-rum als unmittelbar Betroffene einvernehmlich abgestimmt worden. Bezüglich der Dissertationen habe sich grundsätzlich nichts verändert. Trotzdem habe Prof. Stern-

Page 14: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 14 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls berg richtige Fragestellungen aufgeworfen. Wenn der Ausschuss sich mit diesem Thema noch einmal intensiver zu befassen wünsche, sollte genau geprüft werden, ob so, wie vorgeschlagen, verfahren werden könne, damit zeitlich nichts angehalten, aber die Chance eröffnet werde, das Thema im Rahmen einer Anhörung noch einmal zu erörtern. Eine tiefergehende Beschäftigung mit diesem Thema lohne sich wegen der dahinter stehenden zahlreichen Fragestellungen.

Andreas Bialas (SPD) hebt hervor, dieser Gesetzentwurf sei wesentlich umfangrei-cher als die früher vorhandenen Regelungen. Gerade vor einer Woche habe man diskutiert, was aufbewahrt werde und wo noch Platz für Neues vorhanden sei. Sol-che Fragestellungen könnten auch im Hinblick auf die Digitalisierung in einer Anhö-rung weiter erörtert werden. Aber der vorliegende Gesetzentwurf sei bereits in einem breiten Diskurs abgestimmt worden.

Es empfehle sich aus seiner Sicht nicht, statt der Ablieferungspflicht eine freiwillige Abgabe von Exemplaren vorzusehen, weil das Gesetz das Erbe erhalten und sich gegen die wenden solle, die nicht freiwillig Publikationen übergeben würden. Es gel-te, Lücken zu vermeiden.

Dr. Ruth Seidl (GRÜNE) regt an, im Rahmen einer Ausschusssitzung ein Experten-gespräch durchzuführen und aus den genannten Bereichen die entsprechenden Fachleute heranzuziehen, um den Prozess zeitlich nicht zu verlängern.

Karl Schultheis (SPD) schlägt vor, nicht weiter über das Verfahren zu debattieren, sondern die Obleute sollten sich zusammensetzen und überlegen, wie weiter vorge-gangen werden solle. Das Plenum habe den Gesetzentwurf ohne Debatte an diesen Ausschuss – federführend – und mitberatend an den Wirtschaftsausschuss überwie-sen. Die Mitberatungsfrist ende am 6. Dezember. Das gesamte Verfahren solle am 20. Dezember abgeschlossen sein. Allerdings müsse noch der Vorschlag von Prof. Sternberg geprüft werden.

Prof. Dr. Thomas Sternberg (CDU) bestätigt, dass zu den Dissertationen der Satz aus dem alten Gesetz übernommen worden sei. Nur im alten Gesetz seien die nicht in einem Verlag veröffentlichten Dissertationen ausgenommen gewesen. Das betref-fe die wenigen Fakultäten, die auf eine Publikation ihrer Dissertationen in einem Ver-lag verzichteten. Die Publikationsweise ausschließlich in digitaler Form werde künftig sehr stark zunehmen, weil das für junge Wissenschaftler bedeute, unter Umständen auf einige tausend Euro Druckkostenzuschüsse verzichten zu können. Diese aus-schließlich digital veröffentlichten Arbeiten würden nicht mehr erfasst. Im Moment werde dieses Thema Pflichtexemplargesetz etwa auch in Hessen bearbeitet. In allen Ländern werde bemerkt, dass es nicht funktioniere, einfach die elektronischen Medi-en hinten an das Gesetz anzuhängen. Er würde es begrüßen, wenn sein Vorschlag der Verlängerung des alten Gesetzes geprüft würde, um durch die Verlängerung des alten Gesetzes nicht unter einen der Sache nicht angemessen Zeitdruck zu geraten.

Page 15: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 15 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Auf Vorschlag des Vorsitzenden Karl Schultheis beschließt der Ausschuss einstimmig die Durchführung einer Anhörung. Die Obleute werden beauftragt, deren Ausgestaltung und ei-nen Termin zu vereinbaren.

Page 16: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 16 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls 5 Tag der Medienkompetenz

Vorlage 16/153

Ministerin Dr. Angelica Schwall-Düren (MBEM) führt aus:

Ich habe vorhin schon in meiner Rede zum Ausdruck gebracht, wie wichtig die Medienkompetenz für alle Bürgerinnen und Bürger unseres Landes und wie facet-tenreich die Förderung in Nordrhein-Westfalen ist. Der Haupt- und Medienaus-schuss hat sich deshalb in der letzten Legislaturperiode dafür entschieden, einen Tag der Medienkompetenz durchzuführen. Die Landesregierung hat diesen Vor-schlag gerne aufgegriffen und nun zusammen mit dem Landtag diese Initiative umgesetzt.

Am 26. November wird der Landtag zu einem Ort des Dialog und des Austau-sches über Medienkompetenz. Vorher, am Tag selbst und nachher werden Aus-tausch und Dialog auch im Internet stattfinden. Auf dem Programm am 26. No-vember stehen Ausstellungsstände, Mitmachmöglichkeiten, interaktive Spiele ebenso wie ein Bühnenprogramm und Kurzfilme im Medienkompetenzkino.

Kern der Diskussionen in drei Arbeitsgruppen zu den Themen wird sein, wem kann ich welche Daten mit welchem Schwerpunkt anvertrauen, wie können wir über das Netz politisch teilhaben und Einfluss nehmen, was hat sich geändert, und schließlich, was müssen wir über das Leben im Netz lernen, wie wird Lernen in der Zukunft aussehen. Vorbereitet werden die Arbeitsgruppen ab Oktober online auf der Internetplattform www.tagdermedienkompetenz.de.

Ziel ist, in den Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern zu kommen. Denn wir alle wis-sen, Politik lebt davon, dass sie zuhört, dass sie Impulse und Gedankenanstöße von außen bekommt. Gerade die Bürger und Bürgerinnen haben vielfältige prakti-sche Erfahrungen, die sie auch uns mit auf den Weg geben können.

Deshalb möchte ich Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren Abgeordneten, herzlich einladen, gemeinsam mit der Landesregierung den Tag der Medienkom-petenz zu einem Ort und Tag des lebendigen Austausches zwischen der Politik auf der einen Seite und den Bürgern und Bürgerinnen auf der anderen Seite zu machen. Es wäre schön, wenn Sie sich in die Arbeitsgruppen einbringen würden. Einige von Ihnen sind ja auch beteiligt an Aktionen vor Ort, die das renommierte Grimme-Institut, das mit der Durchführung des Tages der Medienkompetenz be-auftragt wurde, mit Ihnen zusammen gestaltet. Sie wissen, dass Sie dort Unter-stützung, Rat und Tat bekommen. Also nutzen Sie die Chance, und werben Sie auch bei den Kolleginnen und Kollegen außerhalb des Kultur- und Medienaus-schusses, am Tag der Medienkompetenz teilzunehmen, damit wir eine möglichst breite, parteiübergreifende Vertretung des Landtages sicherstellen können.

Vorsitzender Karl Schultheis begrüßt Herrn Dr. Gapski vom Grimme-Institut und dankt für die gute Vorbereitung und betont, sich auf den Tag der Medienkompetenz zu freuen. Die Politik sei bereit, eigene Impulse zu geben und nicht nur diese zu

Page 17: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 17 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls empfangen. Der Tag der Medienkompetenz werde deshalb wohl sehr lebendig ab-laufen.

Thorsten Schick (CDU) meint, in puncto Medienkompetenz könne nicht genug un-ternommen werden. Die Frage bestehe darin, inwieweit nachhaltige Akzente gesetzt würden und ob eine möglichst große Gruppe erreicht werde. Er selbst beteilige sich an diesem Tag. Ihn interessiere, wie groß bisher der Zuspruch sei. Da Mitteleinsatz und die Zahl der erreichten Menschen in Relation gesetzt werden müssten, bitte er die Höhe der Kosten anzugeben. In der Zeit zwischen 2005 und 2010 sei das stets kontrovers diskutiert worden, weil im Landtag nur eine kleine Gruppe umfänglich in-formiert worden sei. Medienkompetenz bilde aber eine landesweite Aufgabe, die je-den Tag vor Ort stattfinden müsse. Geld müsse möglichst nachhaltig ausgegeben werden. Damals habe er wie viele andere das Gefühl gehabt, dass für eine Veran-staltung, die relativ wenig Menschen erreicht habe, zu viel Geld ausgegeben worden sei. Deshalb interessiere, inwiefern sichergestellt werde, dass die Ausstrahlung über die Maßnahmen, die publiziert würden, hinaus möglichst groß ausfalle, sodass mög-lichst viele Leute an diesem Tag partizipieren könnten.

Matthi Bolte (GRÜNE) bedankt sich bei der Ministerin dafür, dass in der kleinen Re-gierungserklärung der Bereich Medienkompetenz eine diesem Themenbereich abso-lut angemessene große Rolle gespielt habe. In der Vergangenheit habe man disku-tiert, welche Rolle Medienkompetenz beispielsweise im Zusammenhang mit Ju-gendmedienschutz, aber vor allem in der Frage der Teilhabe an digitalen Medien spiele. Aus diesem Grunde erscheine wichtig, dass sich die Landesregierung diesem Thema in der dargestellten Form angenommen habe.

In diesem Zusammenhang sei der Tag der Medienkompetenz zu sehen. Diesen Tag der Medienkompetenz habe es mehrfach in der Legislaturperiode von 2000 bis 2005 gegeben. Nach dem Tag der Medienkompetenz im Jahre 2006 sei dieser dann nicht mehr durchgeführt worden. Nunmehr werde er wieder stattfinden. Dieses Projekt sei in der letzten Legislaturperiode auch einmütig vorangebracht worden. Natürlich kön-ne gefragt werden, ob es zur Zielerreichung angemessen erscheine, wenn man ei-nen solchen Tag durchführe. In der jetzt vorgesehenen Form erachte er dies durch-aus als berechtigt. Selbstverständlich müsse die Förderung von Medienkompetenz täglich gelebt werden. Dazu liefen zahlreiche Projekte. Die Ministerin habe dazu den eher für das Alltagsleben geeignet erscheinenden Medienpass als ein ganz wichtiges Vorhaben erwähnt. Er habe sich darüber gefreut, dass diesbezüglich in dem Bericht der Ministerin seine Heimatstadt so positiv Erwähnung gefunden habe. Er denke aber, dass auch großen Ankerpunkte wichtige Impulse ausgehen könnten. Der Tag der Medienkompetenz mit der dort vorgesehenen großen Vielfalt stelle ein Event dar, das den nötigen Impuls setzen könne, um dieses Thema voranzubringen und der Medienkompetenz eine über das Alltägliche hinausgehende Öffentlichkeit zu bieten.

Seine Aktion vor Ort habe schon Anfang September bei der GMK stattgefunden. Er könne allen, die ihre Aktionen noch vor sich hätten, vorhersagen, dass sie höchst-wahrscheinlich ein interessantes Erlebnis haben dürften. Die Betreuung durch das

Page 18: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 18 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls Grimme-Institut sei dabei im Vorfeld dieser Aktionen hervorragend. Die Kolleginnen und Kollegen, die noch vor solchen Aktionen stünden, sollten sich auf diese span-nende Erfahrung freuen.

Alexander Vogt (SPD) stellt heraus, der Tag der Medienkompetenz bilde nur einen Baustein aus dem Gesamtthema, das Frau Ministerin Schwall-Düren vorhin als einen wichtigen Punkt in der kleinen Regierungserklärung vorgestellt habe.

In der letzten Wahlperiode habe man gemeinsam diese Wiedereinführung des Tages der Medienkompetenz beschlossen. Damals hätten sich auch Frau Verpoorten und Herr Witzel dafür ausgesprochen. Insbesondere die Durchführung von lokalen Pro-jekten erachte er als richtigen Weg. Hinterher müsse in Bezug auf den Mitteleinsatz überprüft werden, ob das Ergebnis rechtfertige, diesen Tag der Medienkompetenz in dieser Weise fortzusetzen, oder ob es Veränderungsbedarf gebe. Grundsätzlich hal-te er aber für richtig, im Landtag dieses Thema Medienkompetenz mit einem solchen Tag und mit einzelnen Projekten zu bearbeiten.

Thomas Nückel (FDP) äußert, Aktivitäten zur Medienkompetenz und vielleicht auch die Durchführung eines solchen Tages seien richtig. Auf ihn wirkten aber die im Grunde richtigen zusätzlichen Aktionen um diesen Tag herum von der Thematik her teilweise ein wenig gestelzt. Dieser Eindruck entstehe bei ihm besonders bei dem Programm für den Tag der Medienkompetenz, was bei ihm auch die Frage nach dem Kosten-Nutzen-Effekt aufwerfe. Manchmal brauche es Leuchtturmaktivitäten, um zu zeigen, etwas in einem Bereich darstellen zu können. Aber gerade bei der Medien-kompetenz erscheine ihm wichtiger, tausend Blumen blühen zu lassen, anstatt eine kleine Palme zu pflegen. Gleichwohl werde er dieses Projekt unterstützen. In Zukunft sollte aber überlegt werden, ob man einen solchen Tag der Medienkompetenz nicht ein wenig „verbraucherfreundlicher“ gestalten könne.

Um eine größere Breite für diesen Tag und für dieses Leuchtturm-Event, bei dem nur eine begrenzte Besucherzahl erreicht werden könne, zu erzielen, rege er an, neben den vorgesehenen Online-Aktivitäten mit Blogs, Facebook und Twitter eventuell auch einen Livestream vorzusehen, um auch diejenigen, die nicht kommen könnten, aber Interesse an den Aktivitäten hätten, zu erreichen.

Ministerin Dr. Angelica Schwall-Düren (MBEM) dankt für die kritischen Nachfra-gen, Anregungen und Erläuterungen zum Tag der Medienkompetenz und betont, in der Tat existiere im Bereich der Medienkompetenz eine Fülle von Aktivitäten, die verschiedene Zielgruppen ansprächen. Das geschehe sowohl außerschulisch als auch in der Schule, um dadurch hoffentlich alle Kinder zu erreichen, weil an diesem Ort alle – unabhängig vom Elternhaus – zusammen seien. Darüber hinaus gebe es jede Menge Aktivitäten für andere Zielgruppen wie Erwachsene und Senioren.

Dieser Tag der Medienkompetenz biete die Chance, noch einmal neu die Aufmerk-samkeit auf dieses Thema zu lenken. Sie sei sich sicher, dass dieser Tag durch sei-ne Kompaktheit auch in den Medium Aufmerksamkeit erfahre, was zur Verbreitung des Themas beitrage.

Page 19: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 19 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls Zu dem gewählten Bild, tausend Blumen sollten blühen, könne sie sagen, dass be-reits Hunderte blühten Immerhin 15 Blumen könnten die Abgeordneten durch die Vor-Ort-Aktionen zum Erblühen bringen.

Die Arbeitsgruppen, die auf der Internetplattform diesen Tag mit vorbereiteten, böten eine weitere Chance, sich in die Gestaltung dieses Medienkompetenztages einzu-bringen. Sie lade die Abgeordneten herzlich dazu ein, sich daran zu beteiligen.

Eine Garantie, Millionen zu erreichen, gebe es natürlich nicht. Aber die Anlage, Öf-fentlichkeitsarbeit zu machen und über das Internet zu diesem Tag einzuladen, eröff-ne eine viel größere Chance, als wenn nur eine klassische Expertenveranstaltung durchgeführt würde.

Die Anregung, den Tag der Medienkompetenz als Livestream zu übertragen, werde darauf geprüft, ob das noch möglich sei.

Die Vergabe zur Durchführung dieses Medienkompetenztages sei über eine öffentli-che Ausschreibung erfolgt. Das Ministerium habe mit dem Grimme-Institut das wirt-schaftlichste Angebot ausgewählt. Die Kosten beliefen sich auf 190.000 €.

Page 20: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 20 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls 6 Aktueller Stand der Auswertung der Konsultation der EU-Kommission

zum Thema Filmförderung aus NRW-Sicht

Ministerin Dr. Angelica Schwall-Düren (MBEM) berichtet:

Die EU-Kommission regelt in ihrer sogenannten Filmmitteilung die Kriterien zur Ermittlung der Vereinbarkeit von EU-Beihilfevorschriften mit den verschiedenen nationalen, regionalen und lokalen Förderregelungen für Film und audiovisuelle Medien.

Eine zentrale Neuerung in dem hier angesprochenen Mitteilungsentwurf betrifft die Territorialisierung der Ausgaben. Territorialisierung bedeutet dabei, dass die Wahlmöglichkeiten des Beihilfeempfängers – hier des Empfängers der Filmförde-rung – auf Waren, Dienstleistungen und Personen mit einem bestimmten Ur-sprung eingeschränkt werden. Das widerspricht den seit vielen Jahren praktizier-ten und von der EU akzeptierten Regelungen, dass erhaltene Beihilfe, also hier Filmförderung, im Geberland auch in einem festgelegten Verhältnis verwendet werden muss. In NRW sieht beispielsweise die Regelung so aus, dass jeder För-dernehmer der Film- und Medienstiftung in der Regel verpflichtet ist, mindestens das 1,5fache der gewährten Fördersumme in Nordrhein-Westfalen zu verausga-ben. Dies nennen wir den NRW-Investitionseffekt.

Aus Sicht der Kommission kann sich diese Beschränkung des freien Verkehrs und der Freizügigkeit im Binnenmarkt auf die Handelsbedingungen und den Wettbe-werb in der Union in einer Weise auswirken – ich zitiere –, „die dem gemeinsamen Interesse zuwiderläuft“.

Für die Filmförderungen in den Mitgliedsstaaten – konkret für unsere Film- und Medienstiftung NRW – würden sich die ursprünglichen Vorstellungen der Kommis-sion zur Territorialisierung der Ausgaben so auswirken, dass der sogenannte NRW-Effekt infrage gestellt wäre. Das beträfe aber nicht nur NRW, sondern auch viele andere Länder, und zwar nicht nur Bundesländer, sondern auch Mitglieds-staaten und die Förderung des Bundes. Das beträfe also zum Beispiel auch die Filmförderung in Frankreich.

Eine weitere beispielhafte Neuerung im Entwurf der Kinomitteilung ist die Frage, wie lange die erste und exklusive Kinoauswertung erfolgen muss, bevor ein Film per DVD, online oder per Fernsehen verbreitet wird; das betrifft also die soge-nannten Verwertungsfenster. Die Kommission schlägt vor, die Filmverbreitung nicht mit Beschränkungen zu belasten, die über das hinausgehen, was notwendig ist. Diese Ansicht wird von Deutschland grundsätzlich geteilt. Allerdings betrachtet die Kommission offenbar diese Verwertungsfenster als solche unnötigen Be-schränkungen. Auch hier stehen die Positionen der Kommission im Widerspruch zu den nationalen und regionalen Förderregelungen.

Wir in Nordrhein-Westfalen sind mit allen Ländern und dem Bund der Auffassung, dass ein Kinofilm zunächst eine fest definierte Zeit ausschließlich im Kino zu se-hen sein soll, danach erst in den weiteren Verwertungsfenstern, also per DVD, on-

Page 21: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 21 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

line oder im Fernsehen. Damit wollen wir das Kino als den zentralen Ort der Film-aufführung, aber auch als Ort der Kultur und der Begegnung stärken.

Die Landesregierung sieht den Mitteilungsentwurf der Kommission demnach sehr kritisch. Wir sind der Meinung, dass die geplanten Verschärfungen insbesondere bei den Territorialauflagen sich negativ auf die Entwicklung des Film- und Medien-standortes NRW auswirken würden. Der sogenannte NRW-Effekt hat nämlich bis-her dazu geführt, dass ein sehr enger und nachhaltiger Austausch zwischen den Filmschaffenden verschiedener Länder in Nordrhein-Westfalen stattfindet und un-sere Filmbranche, die an hochwertigen und auch an vielen internationalen Film-projekten mitgewirkt hat, nachhaltig profitieren konnte. Fachliche Qualifizierung, ein gewaltiger Know-how-Transfer und nicht zuletzt auch dauerhafte internationale Kooperationsbeziehungen waren die Folge, ganz zu schweigen von den konkreten Investitions- und Beschäftigungseffekten, die wir mit unserer Filmförderung in NRW erzielen konnten.

Deshalb hat sich die Landesregierung mit den übrigen Ländern abgestimmt und eine gemeinsame Länderposition erarbeitet. In diese sind die wesentlichen Anlie-gen unseres Landes mit eingeflossen.

Wir haben zusammen mit den anderen Ländern die Bundesregierung ausdrücklich aufgefordert, sich bei der EU-Kommission dafür einzusetzen, dass die Kommissi-on ihren bisher nicht genügend differenzierenden Vorschlag noch einmal über-denkt und einer umfassenden Folgenabschätzung unterzieht.

Die Bundesregierung hat im März 2012 in Abstimmung mit den Ländern die deut-sche Stellungnahme zu dem Entwurf der Kommission abgegeben. In dieser Stel-lungnahme ist festgehalten, dass die geplanten Verschärfungen bisheriger Rege-lungen in dem Kommissionsentwurf sich negativ auf die kulturelle Vielfalt in Euro-pa auswirken, das Kulturgut Film und die Konkurrenzfähigkeit der Filmwirtschaft in Europa schwächen und Filmfördersysteme in den Mitgliedsstaaten in ihrem Be-stand bedrohen würden.

Im Mai 2012 wurde die Stellungnahme Deutschlands im EU-Kultusministerrat erör-tert. Im Anschluss wurde die deutsche Stellungnahme zu einem gemeinsamen Positionspapier mit Österreich, Frankreich und Großbritannien zusammengefasst und der Kommission übergeben.

Damit haben die drei größten Filmländer Europas gemeinsam den ersten Vorstel-lungen der EU widersprochen. Besonders für diese drei Mitgliedsstaaten lautet die zentrale Forderung an die EU, die Territorialiserung der Ausgaben nicht in der Form zu reglementieren, dass die jeweilige Filmkulturwirtschaft behindert wird.

Seit Jahren, zum Teil Jahrzehnten hat sich die Regelung bewährt, dass ein För-dernehmer im Geberland auch ein gewisses Engagement eingehen muss. Diese Möglichkeit soll Bestand haben.

Darüber hinaus hat sich NRW sehr deutlich, zum Beispiel durch Staatssekretär Dr. Eumann beim Medienforum 2012, dergestalt positioniert, dass schlagkräftige und handlungsfähige Filmförderungen in den Mitgliedsstaaten benötigt werden, weil

Page 22: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 22 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

sie sowohl auf nationaler wie auf regionaler Ebene in hohem Maße zu einer Wei-terentwicklung der Filmkulturwirtschaft beitragen.

Die Kommission hat nun auf der Grundlage der eingegangenen Konsultationsbei-träge Antworten auf die häufigsten Fragen aus den Mitgliedsstaaten veröffentlicht. Darin deutet sich an, dass die Kommission bereit sein könnte, die vielfach geäu-ßerten Bedenken gegen die Filmmitteilung zu berücksichtigen.

Die Vorlage der Filmmitteilung wird durch die EU-Kommission voraussichtlich erst im November/Dezember 2012 erfolgen, sich also verzögern. Aber einen genauen Zeitplan hat die Kommission nicht vorgelegt. Wir haben deswegen auch keinen aktuellen Entwurf. Seit Mai dieses Jahres sind die Mitgliedsstaaten nicht mehr über Änderungen informiert worden. Wir erwarten, dass die Mitteilung im Dezem-ber 2012 vorliegt. Dann werden wir umgehend den Ausschuss für Kultur und Me-dien unterrichten.

Page 23: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 23 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls 7 Stand des Kulturfördergesetzes

Ministerin Ute Schäfer (MFKJKS) trägt folgenden von der CDU erbetenen Sach-standsbericht vor:

Der Landtag selbst hatte die Initiative ergriffen und im November 2011 die Landes-regierung aufgefordert, einen Entwurf für ein Gesetz zur Förderung und Entwick-lung der Kultur, der Kunst und der kulturellen Bildung in Nordrhein-Westfalen vor-zulegen.

Dann gab es die Neuwahlen. Aber auf der Grundlage des Landtagsbeschlusses wurde dann im Koalitionsvertrag 2012 bis 2017 vereinbart, den bereits begonne-nen Prozess für die Erarbeitung eines Kulturfördergesetzes weiter zu verfolgen. Mein Haus setzt dementsprechend jetzt seine Arbeit an dem Referentenentwurf fort.

Als Grundlage unseres Gesetzentwurfes dient dabei nicht zuletzt auch die umfas-sende Debatte, die wir mit den Kulturschaffenden und Verantwortlichen des Lan-des geführt haben, insbesondere in den fünf regionalen Konferenzen, die wir im März 2012 in allen Regierungsbezirken des Landes mit insgesamt 500 Teilnehme-rinnen und Teilnehmern veranstaltet haben. Es gab eine sehr offene, aber auch gelegentlich kontrovers geführte Diskussion. Wir haben für die Erarbeitung des Gesetzes auch wichtige Impulse erhalten.

Ich kann Ihnen heute mitteilen, dass sich inzwischen die Beiträge der Teilnehme-rinnen und Teilnehmer in einer Dokumentation zu den regionalen Konferenzen wiederfinden. Sie sind gebündelt worden. Wir werden Ihnen diese Dokumentation in den nächsten Tagen zur Verfügung stellen können, sodass Sie sich selbst ein Bild von der Vielfalt der Diskussionskultur machen können.

Ich gebe Ihnen gern einen kurzen Überblick über den Stand der Überlegungen zu den möglichen Inhalten. In der gerade erarbeiteten Fassung gehen wir davon aus, dass das Kulturfördergesetz zu Beginn einen ganz allgemeinen Abschnitt enthal-ten soll, der Rahmenbedingungen, Ziele und Grundsätze der Kulturförderung dar-legt. Dabei sollen diese auch sehr allgemein gehaltenen Regeln – Stichwort: Kon-nexität – durchaus auch Regelungen sein, die die Kommunen für sich in Anspruch nehmen können. Betonen möchten wir aber auch in diesem Zusammenhang gleich zu Beginn des Gesetzes, dass die öffentliche Kulturförderung partnerschaft-lich durch Land und Kommunen gewährleistet wird, sodass der Verfassungsauf-trag gemäß Artikel 18 in der Landesverfassung seine Umsetzung findet.

Für den folgenden Abschnitt des Gesetzes denken wir daran, die Handlungsfelder des Landes in der Kulturförderung sowie die eigenen kulturellen Aufgaben des Landes aufzuwerten. Bei den Handlungsfeldern werden wir die Schwerpunkte un-serer Kulturförderung darstellen, also die Förderung der Künste, die Förderung der kulturellen Bildung, die ein ganz besonderes Anliegen dieser Landesregierung ist, und den Erhalt des kulturellen Erbes. Mit diesen drei Hauptfeldern lassen sich sehr große Teile der Landeskulturförderung erfassen und auch zusammenfassen. Es gibt jedoch weitere Handlungsfelder, wie zum Beispiel die regionale Kulturpoli-

Page 24: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 24 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

tik, die freie Szene und die Soziokultur, das Ehrenamt, wozu wir in diesem Gesetz auch Regelungen finden wollen.

Ich hatte heute auch schon das Förderverfahren angesprochen. Da geht es uns vor allem darum, im Rahmen des geltenden Haushaltsrechtes das Verfahren zu vereinfachen und bürokratische Barrieren so gut wie möglich abzubauen, weil uns das immer wieder zurückgespiegelt wird. Das soll Arbeitserleichterung für Künstler und Kulturschaffende sein und vor allen Dingen die Verwaltungsarbeit in dem Be-reich entlasten.

Schließlich möchten wir, wie es auch der ursprüngliche Landtagsbeschluss vor-sah, in einem Abschnitt zu Maßnahmen der Qualitätssicherung eine weitere Neue-rung einführen. Wir wollen nämlich alle fünf Jahre einen Kulturbericht im Landtag vorlegen. Es gibt, wie Sie wissen, bereits den jährlichen Kulturförderbericht. Darin können Sie einiges nachlesen. Er fungiert auch als Rechenschaftslegung. Mit ei-nem auch die von den Gemeinden verantwortete Kultur einzubeziehenden umfas-senden Bericht zur Lage der Kultur können wir noch einmal ein ganz anderes Fundament im Land Nordrhein-Westfalen legen, Transparenz schaffen und noch einmal legitimieren, wie wir unsere Ausgaben tätigen. Wir glauben einfach, dass eine größere parlamentarische Beteiligung an einem solchen Kulturbericht der Kunst und Kultur in Nordrhein-Westfalen gut tut. Das bringt zusätzliche Dynamik in die Debatte und in die Wahrnehmung.

Wichtig erscheint aber auch, dass das Kulturfördergesetz der Kulturförderung ei-nen verlässlichen Rechtsrahmen bietet. Angesichts der finanziell schwierigen Si-tuation, in der sich die öffentlichen Haushalte befinden, möchten wir einen Beitrag leisten, grundlegende Strukturen und ein bedarfsgerechtes Kulturangebot für die Bürger zu sichern und die gewachsene Kulturlandschaft des Landes Nordrhein-Westfalen zu erhalten.

Ein in diesem Zusammenhang besonders wichtiges Thema, das der Landtag des-halb ja auch in einem gesonderten Prüfauftrag formuliert hat, ist die Frage, ob und wie sichergestellt werden kann, dass auch in Kommunen mit Haushaltssiche-rungskonzept oder Nothaushalt ein gewisses Maß an Kulturförderung und an Kul-turangeboten vorgehalten werden kann, ohne dass die Kommunalaufsicht dieses untersagen kann. Das ist auch der in dem Kulturfördergesetz schwierigste Punkt.

Dazu haben wir ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, dessen Fertigstellung unmittelbar bevorsteht. Das müssen wir aber erst auswerten, und wir müssen prü-fen, ob sich daraus wirklich Lösungsmöglichkeiten innerhalb des Kulturförderge-setzes anbieten oder ob wir gegebenenfalls an anderer Stelle nach Lösungswe-gen suchen müssen.

Prof. Dr. Thomas Sternberg (CDU) dankt für die Darstellung des Inhaltes eines Kul-turfördergesetzes und meint, bezüglich der Maßnahmen stellten sich sofort eine Rei-he von Fragen. Festgestellt werden könne, es gehe wirklich um Förderung und nicht um kulturelle Rahmengesetzgebung. Schon mit dem früheren Minister Behrens habe er intensiv die Frage besprochen, ob man in einem solchen Gesetz auch das erfas-

Page 25: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 25 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls sen könne, woran das Land nicht fördernd mitwirke. Kulturpolitik bestehe schließlich nicht nur aus Förderpolitik. Eine Frage laute, ob in einem Kulturbericht sichergestellt werde, dass nicht nur die Kulturtätigkeit des Landes und der Kommunen wahrge-nommen werde, sondern auch die außerordentlich wichtige Kulturarbeit freier Initiati-ven, Organisationen, Gruppen usw.

Was das Gutachten zur Frage der Ermöglichung von Kulturausgaben in Kommunen, die der Haushaltssicherung unterlägen, betreffe, erinnere an die sehr guten Vor-schläge von Frau Freimuth und Herrn Keymis in der letzten Legislaturperiode. Auch er habe dazu Vorschläge gemacht. Dazu könnten viele Diskussionen geführt werden. Auch die Dokumentation von bisherigen Diskussionsrunden bedeute nicht, dass man damit schon konkret etwas für eine Gesetzesgrundlage anfangen könne.

Andreas Bialas (SPD) äußert, gehofft zu haben, schon weiter zu sein, woran man aber durch die Neuwahl gehindert worden sei. Dem Ministerium danke er deshalb dafür, trotzdem die Arbeit an diesem Gesetz konsequent und kontinuierlich fortge-setzt zu haben. Aber der vorgenommene zeitliche Fahrplan werde nicht eingehalten. Natürlich warteten alle gespannt auf die schriftlichen Fixierungen, um im Detail dann darüber diskutieren zu können. Nichtsdestotrotz sei seine Fraktion sehr dankbar für jede Anregung im Vorfeld, weil es um die Betrachtung der Gesamtthematik der Kul-turförderung gehe. Es drehe sich um ein sehr umfängliches Feld. Wenn dieses Kul-turfördergesetz nicht die Spezifika und Notwendigkeiten der einzelnen Sparten be-rücksichtige, müsse zusätzlich überlegt werden, was normativ geregelt werden müs-se. Er bitte jeden um Mithilfe, wenn es um die Einschätzung gehe, was jenseits eines Kulturfördergesetzes einer Regelung bedürfe. Ein solches Kulturfördergesetz dürfte mit Sicherheit nicht abschließend sein, weil die Erarbeitung eines solchen umfassen-den Gesetzes wohl Jahrzehnte in Anspruch nähme. Aber vermutlich würde auch dann nicht alles geregelt sein.

Prof. Dr. Thomas Sternberg (CDU) betont, die gerade getroffene Aussage entlaste die Diskussion außerordentlich. Unter dieser Annahme komme man wohl sehr bes-ser voran. Er sehe nämlich nach wie vor nicht die Möglichkeit, das gesamte kulturpo-litische Feld mit einem Gesetz zu regeln.

Vorsitzender Karl Schultheis hebt hervor, dieses Kulturfördergesetz bilde zweifel-los den Schwerpunkt der Gesetzgebung im Zuständigkeitsbereich dieses Ausschus-ses.

Page 26: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 26 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls 8 Kultureller Beitrag von NRW-Künstlern während der Olympiade in London

Ministerin Ute Schäfer (MFKJKS) berichtet:

Ich berichte Ihnen sehr gerne über dieses Thema, weil das die Möglichkeit bietet, auch in diesem Ausschuss deutlich zu machen, wie international renommiert das ist, was wir aus unserer Kunst- und Kulturszene in andere Länder tragen, in die-sem Fall in das Begleitprogramm zur Olympiade London 2012.

Die „London 2012 Cultural Olympiad“ war nach Aussage der Veranstalter das größte kulturelle Veranstaltungsprogramm in der Geschichte der Olympischen und Paralympischen Spiele. Wir waren in diesem Programm – wie ja auch im Sport – mit Nordrhein-Westfalen sehr prominent vertreten.

Bereits seit 2008 hat die „Cultural Olympiad“ Programme, Veranstaltungen und Projekte initiiert und präsentiert, ermöglicht durch zahlreiche öffentliche und pri-vate Förderer und Sponsoren. Die Veranstaltungen fanden in ganz Großbritannien statt. Wer zu der Zeit in dem Land unterwegs war, der konnte bemerken, welche Kulturaktivitäten auch im Vorfeld der Olympiade gelaufen sind. Der Höhepunkt war das „London 2012 Festival“. Das startete am 21. Juni in London.

Nach Auskunft der offiziellen Website der „Cultural Olympiad“ haben über 16 Milli-onen Menschen in Großbritannien an den Ereignissen teilgenommen und diese besucht.

Es gibt möglicherweise sehr viele Einzelkünstler aus Nordrhein-Westfalen, die mitgewirkt haben. Ich konzentriere meinen Bericht zum kulturellen Beitrag von NRW-Künstlern während der Olympischen Spiele in London auf vier zentrale Posi-tionen, und zwar einmal auf die Pina Bausch Companie, auf Tony Cragg, auf Tino Seghal und auf Karlheinz Stockhausen. Dabei fokussiere ich diesen Bericht insbe-sondere auf das, was wir als Land finanziell unterstützt haben. Denn wir haben die Werkschau des Wuppertaler Tanztheaters Pina Bausch von Nordrhein-Westfalen aus mit unterstützt. . Unter dem Titel „World Cities“ London 2012 hat sie dort statt-gefunden.

Das Wuppertaler Tanztheaters Pina Bausch hat im Rahmen der Cultural Olympiad eine große Werkschau mit zehn Stücken und 20 Vorstellungen in zwei Theatern vom 6. Juni bis 9. Juli 2012 präsentiert. Das Gastspiel des Wuppertaler Tanzthea-ters war eines der größten Highlights im Rahmen der Cultural Olympiad. Das Wuppertaler Tanztheater und das Land NRW waren damit wichtigste Kulturbot-schafter im Kontext der Olympiade. Es hat meines Wissens noch niemals eine Werkschau im zeitgenössischen Tanz in dieser Dimension gegeben.

Es gab zwei sehr prominente Spielstätten in London, an denen diese Aufführun-gen stattgefunden haben. Das war einmal Sadlers Wells Theatre als wichtigster Ort für den zeitgenössischen Tanz und das Barbican, das größte spartenübergrei-fende Kunstzentrum in London. Alle Vorstellungen waren mit insgesamt rund 26.000 Besuchern ausverkauft. Man hätte im Vorfeld ein Vielfaches an Karten verkaufen können. Es gab Warteschlangen und Nachfragen ohne Ende. Die Zu-schauer waren begeistert, die Medienaufmerksamkeit war immens stark, die Pres-

Page 27: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 27 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

se hat dieses Ereignis in England und speziell in London mit einer enormen Men-ge an Berichten gewürdigt.

Ich hatte wegen der Neuwahlen keine Gelegenheit, bei der Eröffnung dabei zu sein, ich hatte aber die Gelegenheit, an der Finissage mit dem Stück „Wiesenland“ teilzunehmen, die am 9. Juli 2012 im Sadler‘s Wells Theatre stattgefunden hat. Dort waren auch der britische Kulturminister und die Generalsekretärin der Kunst-stiftung NRW, Frau Dr. Sinnreich. Wir haben allen Beteiligten und Unterstützern für dieses Jahrhundertwerk gemeinsam danken können. Der britische Kulturminis-ter hat mir gesagt, dieses Wuppertaler Tanztheater war „the talk of the town“.

Bei der Eröffnung der World Cities 2012 waren Herr Oberbürgermeister Jung und Frau Milz als Vertreterin des Ministeriums zugegen. Sie haben die Eröffnung ge-meinsam mit der Theaterleitung und Vertretern des British Arts Council vorge-nommen.

Bei einem Finanzierungsvolumen von rund zwei Millionen Euro für diese Werk-schau lag der Zuschuss Nordrhein-Westfalens bei 320.000 €, die Dr. Werner Jackstädt-Stiftung hat 50.000 € beigesteuert und die Kunststiftung NRW ebenfalls 50.000 €.

Die Idee der „World Cities 2012“ geht noch auf eine gemeinsame Planung mit Pi-na Bausch kurz vor ihrem Tode am 30. Juni 2009 zurück. Der von ihr lange und in-tensiv gehegte Wunsch einer großen Werkschau wurde damit in London ermög-licht. Dabei wurden insbesondere die Stücke ausgewählt, die in Koproduktion und auf Einladung von verschiedenen Ländern vom Ensemble jeweils vor Ort erarbei-tet wurden und auch in den Metropolen der Welt Premiere hatten.

Damit war das Wuppertaler Tanztheater einerseits deutscher Gast bei der Olym-piade, darüber hinaus waren über die gastgebenden Länder der Produktionen aber auch ein sehr großes und einmaliges Netzwerk der produzierenden Partner-länder der Produktionen mit der Cultural Olympiad verbunden. Dazu zählen Ar-gentinien, Italien, China, Portugal, Frankreich, Brasilien, die Türkei, Korea, Indien, Chile und Japan. Wenn ich das richtig verstanden habe, entsteht aus dieser Werkschau demnächst eine ständige Kooperation mit dem Sadler‘s Wells und dem Tanztheater Wuppertal genauso wie es dieses schon über 30 Jahre mit dem Théâtre de la Ville in Paris gibt, das jedes Jahr das Tanztheater Wuppertal einlädt. Das hat also eine unglaubliche Wirkung erzielt.

Ich komme zu Tony Cragg: Skulpturen des Künstlers werden von der Cass Sculp-ture Foundation vom 21. Juni bis zum 4. November 2012 im öffentlichen Raum Londons präsentiert. Wie Sie sicher wissen, ist Tony Cragg gebürtiger Engländer, lebt und arbeitet in Wuppertal und Rektor der Kunstakademie Düsseldorf ist. Sein Werk hat ein weltweites Renommee und ist auch eng mit Wuppertal verbunden. Vermutlich kennen Sie alle den Skulpturenpark Villa Waldfrieden in Wuppertal.

Der Künstler Tino Seghal wurde eingeladen für die Tate Modern vom 24. Juli bis zum 28. Oktober 2012, eine Live-Art-Ausstellung zu realisieren. Er hat seine Aus-bildung im Tanz an der Folkwang Hochschule in Essen absolviert. Er ist derzeit auch bei der Ruhrtriennale und der Documenta 13 vertreten. Wenn Sie „12

Page 28: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 28 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Rooms“ im Folkwang-Museum gesehen haben, konnten Sie einen seiner Räume bewundern. Seghal zählt derzeit zu den meistgefragten Künstlern im Bereich Live-Art und Performance, u. a. auch durch Beiträge für das Museum Ludwig 2002, die Biennale in Venedig 2005, Guggenheim 2010 und jetzt Tate London 2012.

In der Turbinenhalle der Londoner Tate Modern führen rund 70 Darsteller die Per-formance „These Associations“ des deutsch-britischen Künstlers, geboren 1972, auf. Das ist auch ein wunderbarer Beitrag.

Dann gab es noch einen Beitrag des Kölner Komponisten Karlheinz Stockhausen. Ihm wurde mit der Welturaufführung von „Mittwoch aus Licht“ in Birmingham als Teil der Cultural Olympiad ein besonderes Highlight gewidmet. Die Produktion der Birmingham Opera Company wurde am 22., 23., 24. und 25. August 2012 aufge-führt.

Mit anderen Worten: NRW war im olympischen London künstlerisch hochkarätig und gut wahrnehmbar vertreten! Falls Sie die Möglichkeit haben, unsere internati-onalen Kulturbotschafter, wo auch immer zu sehen, kann ich das nur empfehlen.

Vorsitzender Karl Schultheis dankt Ministerin Schäfer für den erfreulichen Bericht und fügt hinzu, gerade für das „Tanzland Nordrhein-Westfalen“ stelle das eine gute Werbung dar.

Page 29: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 29 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls 9 Förderauszeichnung für nordrhein-westfälische Theater

Vorlage 16/185

Prof. Dr. Thomas Sternberg (CDU) äußert sein Erstaunen über die Vorlage, in der es schlicht und einfach heiße, die Exzellenzförderung habe am 31. Juli 2012 geendet und sie sei nicht neu aufgelegt worden. Der Landtag habe seinerzeit den Antrag Drucksache 14/8088 beschlossen:

„Vor dem dargelegten Hintergrund wird die Landesregierung aufgefordert, zur Stärkung der nordrhein-westfälischen Theaterlandschaft eine Förder-auszeichnung für nordrhein-westfälische Theater zu vergeben.

Ab dem Jahr 2012 werden durch eine Expertenjury bis zu drei Theater benannt, die diese Sonderförderung erhalten sollen.

Mit dieser Auszeichnung soll die Arbeit der Theater gewürdigt und unter-stützt werden. Verbunden damit ist eine finanzielle Förderung der künstle-rischen Arbeit von drei Jahren. Nach Ablauf der Förderung wird die Aus-zeichnung neu vergeben…

Voraussetzung dieser Förderung durch das Land ist, dass die kommunale Finanzierung der Theater nicht gekürzt wird …“

Damals habe es einen Entschließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gegeben, die das gestützt und gesagt hätten, das sei gut und richtig. Allerdings soll-ten die Mittel vorwiegend an solche Theater gegeben werden, die in ihrer Arbeit im Moment besonders belastet seien, weil die jeweilige Stadt sich in finanzieller Schief-lage befände.

In diesem Zusammenhang stelle sich die Frage der Rechtssicherheit, wenn der Landtag solche Beschlüsse gefasst habe. Ihn interessiere, ob die einfach „kassiert“ werden könnten, weil es sich um ein ungeliebtes Stiefkind aus der „falschen Regie-rungszeit“ handele. Ihn erschrecke, dass ein solcher Beschluss einfach beseitigt werden könne. Hätte seine Fraktion nicht nachgefragt, wäre das vielleicht nicht ein-mal bemerkt worden. Für die Theater, die diese Förderauszeichnung erhalten hätten, besäße diese eine außerordentliche Wichtigkeit.

Ausgangspunkt sei gewesen, dass nach Aussage des Kulturberichts Nordrhein-Westfalen Staatstheater einrichtet werden sollten. Die CDU-Fraktion habe deren Ein-richtung als Unsinn zurückgewiesen. Für sinnvoll habe seine Fraktion aber erachtet, momentan besonders gut arbeitende Institutionen mit einer Sonderförderung zu be-denken, die diesen ermögliche, auch einmal aufwendigere Produktionen zu verwirkli-chen. Seinerzeit habe man das Schauspielhaus Köln und das Schauspiel- und Mu-siktheater in Essen bedacht. In beiden Häusern seien die seinerzeit entscheidenden Persönlichkeiten nicht mehr tätig. Die CDU-Fraktion habe sich dann dafür eingesetzt, dass nach drei Jahren andere Häuser über eine Jury ausgewählt würden. Eine sol-che Exzellenzförderung habe seine Fraktion für eine bessere Lösung gehalten als die Einrichtung von Staatstheatern.

Page 30: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 30 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls Ministerin Ute Schäfer (MFKJKS) entgegnet, damit keine Missverständnisse ent-stünden, verweise sie auf den von Prof. Sternberg vorgelesenen Satz: „Die Exzel-lenzförderung endete zum 31.07.2012.“ Es laute heiße weiter: „Sie wurde nicht neu aufgelegt.“ Weiter heiße es aber in dem Papier:

„Die Landesregierung hat stattdessen im Herbst 2011 – noch mit Wirkung für das Haushaltsjahr 2011 – eine deutlich höhere Unterstützung der kommunalen Theater realisiert, die nicht nur zwei ausgewählten Häusern, sondern allen kommunalen Theatern und Orchestern zu Gute kommt.“

Während vorher das Schauspielhaus Köln und das Schauspiel- und Musiktheater in Essen mit 300.000 € gefördert worden seien, erhielten nach der neu aufgelegten Ini-tiative das Schauspiel- und Musiktheater Essen 456.000 € und die Städtischen Büh-nen Köln 506.000 €. Somit könne mit Fug und Recht gesagt werden, dass man nichts weggenommen habe, sondern es seien Mittel zusätzlich gegeben worden. Über diese etwas andere Akzentuierung könne diese Exzellenzförderung fortgesetzt werden. Die Intendanten hätten ihr für diesen Theater- und Orchesterpakt gedankt. Der erwähnte Intendantenwechsel habe mit Sicherheit nichts mit der Exzellenzinitia-tive zu tun gehabt, schon gar nicht bei Anselm Weber, weil dieser gewechselt habe, bevor diese Exzellenzinitiative auf das Schauspiel Essen gelegt worden sei. Heute könne festgestellt werden, dass sich das Schauspiel Essen jetzt vielleicht in einer anderen Kategorie befinde als dies seinerzeit in dem Gutachten, das man seinerzeit durch eine Expertenkommission habe erstellen lassen, der Fall gewesen sei. Weil es sich um eine vielschichtige Debatte drehe, finde sie den Ansatz der Kritik nicht nach-vollziehbar. Wenn diesen Häusern kein oder weniger Geld gegeben worden wäre, könnte sie eine solche Kritik verstehen, aber da der Ansatz nicht nur für diese beiden Häuser, sondern auch für die anderen Theater eine Erhöhung erfahren habe, halte sie diese Kritik für unangemessen.

Andreas Bialas (SPD) hebt ebenfalls die deutliche Ansatzerhöhung hervor und er-klärt, der Landesregierung dankbar dafür zu sein, dass sie diese Exzellenzgelder nicht auf den Theaterpakt angerechnet habe, sondern dass diese bis zum Ende der vereinbarten Zeit geflossen seien. Diese neue Landesregierung habe also die Mittel-ansätze deutlich erhöht.

Prof. Dr. Thomas Sternberg (CDU) stellt klar, das Gutachten sei von der Kunststif-tung Nordrhein-Westfalen erstellt worden. Diese Exzellenzförderung habe überhaupt nichts mit der Regelförderung der Theater zu tun. Seinerzeit sei von seiner Fraktion beantragt worden, die Betriebskostenzuschüsse für die Theater zu verdoppeln. Seine Fraktion habe sich mit der Frage der Theaterfinanzierung immer intensiv beschäftigt. Dabei sei stets die allgemeine Theaterförderung und die Exzellenzförderung ausei-nander gehalten worden, weil es sich um zwei verschiedene Paar Schuhe handele. Er lehne es ab, die Grundförderung von Theatern und die Exzellenzförderung in ei-nen Topf werfen zu lassen. Es sei bei der Exzellenzförderung darum gegangen, be-sondere Spitzenproduktionen und Spitzenqualifikationen zu fördern. Er empfehle,

Page 31: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 31 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls sich mit Anselm Weber darüber zu unterhalten, weil der es nicht prickelnd finde, dass diese Exzellenzförderung auslaufe.

Abschließend kündigt der CDU-Sprecher an, sich eine rechtliche Prüfung der Frage vorzubehalten, ob ein Landtagsbeschluss einfach durch ein Aussetzen eines Pro-gramms außer Kraft gesetzt werden könne.

Ministerin Ute Schäfer (MFKJKS) erinnert daran, wenn über die Grundförderung von Theatern gesprochen werde, hätte für Schwarz-Gelb in deren Regierungszeit bei der Verdoppelung des Kulturetats die Möglichkeit bestanden, einiges für die Grund-förderung der Theater zu leisten. Vorbehaltlich einer rechtlichen Prüfung meine sie, dass Landtagsbeschlüsse der Diskontinuität anheimfielen, wenn eine neue Legisla-turperiode beginne. Für sie habe diese neue Landesregierung mit dem Theaterpakt den richtigen Weg beschritten. Das spreche nicht gegen Exzellenzförderung, weil die Theater diese Gelder entsprechend verwenden könnten.

Page 32: Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/52 ... fileLandtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/52 Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls

Landtag Nordrhein-Westfalen - 32 - APr 16/52

Ausschuss für Kultur und Medien 27.09.2012 2. Sitzung (öffentlich) ls 10 Verschiedenes

Vorsitzender Karl Schultheis verweist auf die Vorlagen 16/32, 16/33, 16/34 und 16/68 zur Übertragung von Rundfunkfrequenzen und betont, es sei ein übliches Ver-fahren, dass dem für Medien zuständigen Ausschuss diese Übertragungsmitteilun-gen zur Kenntnisnahme mitgeteilt würden. Ministerin Schwall-Düren habe ihm auf seine Bitte zugesagt, dem Ausschuss das angewendete Verfahren noch einmal schriftlich zu erläutern.

Für den Haushalt 2013 habe er einen weiteren Bedarfstermin für den 31. Januar 2013 vorgesehen. Die Obleute müssten das Verfahren zur Beratung des Haushaltes 2013 noch besprechen.

Am Montag, den 10. Dezember 2012, werde der Kulturrat NRW zu einer Veranstal-tung im Landtag mit dem Thema „Kultur und Politik in Nordrhein-Westfalen“ einladen.

Zu den zugeleiteten Sitzungsterminen habe es keinen Widerspruch gegeben, sodass er von diesem Termintableau ausgehe.

Ministerin Ute Schäfer (MFKJKS) informiert, dass morgen in der Kunstsammlung eine Klee-Ausstellung eröffnet werde. Diese zeige 100 Bilder von Klee. Seinerzeit hätten 88 Bilder von Klee die Grundlage für die Kunstsammlung von Nordrhein-Westfalen gelegt.

gez. Karl Schultheis Vorsitzender

30.10.2012/07.11.2012

160


Recommended