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Page 1: Layout 22.07.2009/stb-8/for/les1/A/21:15/ngendaemon3 a ... · Der Haus-arzt/Allgemeinmediziner in Deutsch-land, der sicher eine gute Arbeit macht, ist leider nur in Ausnahmefällen

8 b a d i s c h e z e i t u n g forum mittwoch, 22 . juli 2009

Wer war 1989 in derPrager Botschaft?Für eine Reportage auf der dritten Seiteder Badischen Zeitung suchen wir Men-schen aus der Region, die 1989 aus derDDR in die Prager Botschaft geflohensind und die uns von ihren Erfahrungenberichten wollen. Wenn Sie selberBotschaftsflüchtling sind oder in IhremVerwandten- und Bekanntenkreis je-manden kennen, auf den das zutrifft,würden wir uns über Ihre Rückmeldungfreuen.Hinweise bitte an:t0761/496-5041, oder per E-Mail:[email protected]

B Z - Z E I T Z E U G E N

Zu: „Tauziehen um das kranke Kind“,

Beitrag von Michael Brendler (Land und

Region, 13. Juli):

Vor einigen Jahren haben sich Internistenund Kinderärzte mit der Gruppe der All-gemeinärzte zur Gruppe der Hausärztezusammengeschlossen. Dadurch konn-ten die hausärztlichen Belange berufspo-litisch besser durchgesetzt werden. Eswar schon damals abzusehen, dass die Be-lange der Kinder und ihrer Ärzte inner-halb der Hausärzte-Gruppe mittelfristigeine untergeordnete Bedeutung erlangenwürden.

Der Allgemeinarzt, dessen Qualifikati-on vor Jahren von der EU auf fünf Jahreverlängert wurde, muss sich in Deutsch-land seine Weiterbildungszeiten meist

mühsam an verschiedensten Weiterbil-dungsstellen zusammensuchen. Kinder-klinische Weiterbildungszeiten sind dar-in nicht enthalten. Der Kinder- und Ju-gendarzt hat eine umfassende, wenigs-tens fünfjährige klinische Weiterbildungmit definierten, auf das Kindes- und Ju-gendalter fokussierten Inhalten hintersich, wenn er sein Facharzt-Diplom er-hält.

Den Eltern steht es schon immer frei,mit den Füßen abzustimmen. Die Kinder-und Jugendärzte kommen jedoch um eineharmonische Kooperation mit den Allge-meinärzten nicht herum, da ihre Präsenzaußerhalb der Städte viel zu gering ist. EinTauziehen aus materiellen Gründen dientweder den Ärzten noch ihren Patienten.

Prof. Dr. med. Helmut Helwig, Freiburg

K I N D E R Ä R Z T E C O N T R A H A U S Ä R Z T E

Tauziehen nützt niemandem

Wer soll Ihr Kind betreuen, wenn eskrank ist, wo gehen Sie mit ihm zur Vor-sorge hin? Kinder- und Jugendarzt oderAllgemeinmediziner? Etwa 90 000 El-tern in Baden-Württemberg bekundetenbislang durch ihre Unterschrift, dass esder Kinder- und Jugendarzt sein soll. Kin-der- und Jugendärzte verzichten auf baresGeld, mit dem der AOK-Vertrag lockt. Esgeht ihnen nämlich nicht um die Versor-gung von Ärzten, sondern um Patienten.

Die durchschnittliche Fahrzeit zu ei-nem Kinder- und Jugendarzt beträgt in Ba-den-Württemberg etwas über zwölf Mi-nuten. Wir sind also überall erreichbar.Dennoch wird die bewährte duale Versor-gung auf dem Lande durch den Hausarzt-vertrag zerstört. Denn Kinder, einmalbeim Hausarzt eingeschrieben, könnenden Kinder- und Jugendarzt nur noch inspeziellen Fällen auf Überweisung auf-suchen. Dr. Christoph Kupferschmid, Ulm

Duale Versorgung wird zerstört

Es kann doch nicht sein, dass durch einenmonopolistischen Hausarztvertrag alleAOK-Kinder beim Allgemeinmedizinereingeschrieben werden sollen. Der Haus-arzt/Allgemeinmediziner in Deutsch-land, der sicher eine gute Arbeit macht,ist leider nur in Ausnahmefällen für Kin-der- und Jugendmedizin ausgerüstet undausgebildet. Die Versorgungsrealität istdie, dass in der Stadt und auf dem Landausgebildete Kinder- und Jugendärzte 95

Prozent der Kinder unter 18 Jahre versor-gen.

Das ist eine Errungenschaft, die es zumBeispiel in England und Skandinaviennicht gibt. Es soll nach dem bekundetenWillen der Eltern und Jugendlichen inDeutschland so bleiben, dass der Kinder-arzt ohne Umwege zu erreichen ist. DieEltern entscheiden.

Dr. Gottfried Huss,Kinder- und Jugendarzt, Rheinfelden

Die Eltern entscheiden

Bei dem Versorgungsvertrag sollen Haus-ärzte in ihrer fachlichen Ausbildung ohneNachweis einer Qualifikation den Kinder-und Jugendärzten gleichgestellt werden.Diese Arztgruppe muss eine fünfjährigegeregelte Ausbildung mit einer Prüfungdanach vorweisen. Das können Hausärz-te in der Regel nicht. Was gäbe das wohlfür ein Geschrei – und mit Recht –, wennKinder- und Jugendärzte so mir nichts, dir

nichts Altersmedizin betreiben sollten?Die AOK ist dem Hausärzteverband undMedi auf den Leim gegangen und kannnicht mehr so ohne Weiteres zurück. Be-schämend ist es, dass die Sozialministe-rin, selbst Ärztin, sich als sachunkundigdarstellt. Es geht auch anders, wie das Bei-spiel in Bayern zeigt.

Dr. Jobst Biester, Facharzt für Kinder- undJugendmedizin, Rheinfelden

Spezielle fachliche Ausbildung

Seit letztem Jahr wirbt die AOK mit ihremHausarztvertrag für eine besonders hoch-wertige Versorgung ihrer Versicherten.Tatsächlich müssen aber Hausärzte, dieKinder in diesen Vertrag einschreiben,keinerlei spezielle Qualifikationen im Be-reich der Kinder- und Jugendmedizinnachweisen. Dagegen haben wir Kinder-und Jugendärzte eine mindestens fünf-jährige Weiterbildung in Kinderklinikenoder Kinder- und Jugendarztpraxendurchlaufen. Aus diesem Grunde sehenwir uns als qualifiziert für die hausärzt-liche Versorgung von Kindern und Ju-gendlichen an. Einige Ersatzkassen habensolche Verträge auch in Baden-Württem-berg bereits sehr erfolgreich etabliert.

Dr. Markus Sandrock, Facharzt fürKinderheilkunde und Jugendmedizin, Staufen

Wir sindqualifiziert

Zu: „Über den grünen Fluss“, Beitrag

von David Weigend (fudder, 17. Juni):

Heute ist mir zum ersten Mal Ihre mit„fudder“ überschriebene Seite aufgefal-len. Meine Aufmerksamkeit erregt hat dieFotografie der sich elegant über denStrom spannenden Brücke. Ich weißnicht, wie lang genau eine Zigarette ist.Ich schätze etwa zehn Zentimeter. Es han-delt sich um eine Längeneinheit, wäh-

rend das Überschreiten der Brücke in ei-ner Zeiteinheit gemessen wird. Vielleichtmeint der Schreiber die Zeit, die vergeht,um eine Zigarette in Rauch und Asche zuverwandeln, wobei der Raucher gesund-heitlichen Schaden nimmt, die Asche alsMikropartikel von der Luft weggetragenwird, und die Kippe höchst wahrschein-lich im Strom landet und alle Bemühun-gen um Reinhaltung desselben konterka-riert. Hans-Jürgen Hein, Hinterzarten

N E U E R H E I N B R Ü C K E I N W E I L

Die Zeiteinheit „Zigarettenlänge“

Wir freuen uns über jede Zuschrift. Alleveröffentlichen können wir allerdingsnicht, und wenn, dann nicht immer unge-kürzt. Bitte geben Sie Überschrift, Au-tor/-in, Seite und Datum des Beitragesan, auf den Sie sich beziehen.Forum Badische ZeitungMechthild BlumSekretariat: Jutta Veitt0761 / 496-5037Fax: 0761 / 496-5039E-Mail:[email protected] 280, 79002 Freiburg

Die veröffentlichten Zuschriften gebennicht unbedingt die Meinung der Redakti-on wieder.

B R I E F E A N D I E B Z

Zu: „Ein Jahr Bewährungsfrist“, Beitrag von

Wulf Rüskamp (Land und Region, 14. Juli):

Alle Macht den Chefärzten – endlich brin-gen es die Herren auf den Punkt, so soll essein. Sind es nicht die hochdotierten Me-diziner, die den Ruf der Uniklinik ausma-chen, das Image dieser vom Krankenver-sicherten und Steuerzahler finanziertenInstitution weit über die Grenzen der Re-gion hinaus bestimmen? Fast schon inVergessenheit geraten Professor Herr-mann, der sich Forschungsgelder in Mil-lionenhöhe mit Fälschungen erschlichenhat. Noch in bester Erinnerung die Her-

ren Doktores Schmid und Heinrich, dieden Radlern der Telekom mit Doping aufdie Berge geholfen haben. In aller MundeProfessor Friedl, der Patienten verstüm-melt und belogen hat (ohne dass irgend-ein selbsternannter „Konvent der Ärzt-lichen Direktoren“, dem jede Legitimati-on fehlt, auch nur ein Wort der Distanzie-rung gefunden hätte). Fast schon eineLappalie dagegen die Schmiergeldaffäredes Laborprofessors Wieland. Vergleich-bare Meisterleistung aufseiten der Pflege,unter den MTAs, von Verwaltung oder garden Arbeitern an der Uniklinik – Fehlan-zeige. Gabriel Wehr, Freiburg

L E I T U N G D E R F R E I B U R G E R U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K

Alle Macht den Chefärzten?

Der Konvent der Ärztlichen Direktorender Uniklinik, wird berichtet, will die Lei-tung des Klinikums uneingeschränkt inden Händen des Ärztlichen Direktors se-hen. Und was noch schlimmer ist: DerAufsichtsratsvorsitzende, ein StuttgarterMinisterialbeamter, macht sich noch zumPressesprecher dieser Forderung (die imÜbrigen von der großen Mehrzahl derÄrzte der Uniklinik nicht geteilt wird).

An der Uniklinik arbeiten über 8000Menschen: Ärzte, Pflegepersonal, medi-zinisch-technisches Personal, Verwal-

tungsleute, Physiotherapeuten und vieleandere. Nur im Zusammenspiel allerkann eine gute Patientenversorgung ga-rantiert werden, die Dominanz von Parti-alinteressen wird der Uniklinik schaden.

Das weiß auch der Gesetzgeber, derfestgelegt hat: Die Unikliniken werdenvom Leitenden Ärztlichen Direktor unddem Kaufmännischen Direktor gemein-sam vertreten. Die Verantwortung inwirtschaftlichen und personellen Ange-legenheiten liegt beim KaufmännischenDirektor. Herbert Beck, Freiburg

Zusammenspiel aller ist wichtig

Wer braucht in der Uniklinik ein Jahr Be-währungsfrist? Viele Jahre haben Ärztli-cher Direktor und Kaufmännischer Di-rektor mit ihren Mitarbeitern offenbarhervorragende Arbeit geleistet. Jetzt kamein neuer Ärztlicher Direktor und ist of-

fensichtlich dabei, dieses gute und erfolg-reiche Arbeitsklima zu zerstören. SindMinisterium und Aufsichtsrat auf einemAuge blind? Bewährungsfrist brauchtdoch eigentlich der neue Ärztliche Direk-tor. Friedhelm Simons, Freiburg

Wozu die Bewährungsfrist?

Zu: „Mundgefühl und Geschmack aus

Kanistern“, Zuschrift von Alfred Brehm

(Forum, 10. Juli):

Natürlich gibt es Betriebe, die weder Vor-teige noch Sauerteige führen und statt-dessen auf chemische Helferlein setzen.Doch das hat rein gar nichts mit der Be-triebsgröße zu tun, sondern vielmehr mitder Einstellung des Betriebsinhabers zuseinen Backwaren. Da trennt sich dann

die Spreu vom Weizen. Jeder Fachmann,der mit dem Herz bei der Sache ist, wirdauch Wert auf handwerkliche Backkunstund traditionelle Verfahren legen. Dennsonst könnte ja jeder backen.

Solche Bäckereien zeichnen sich oftdurch individuelle Backwaren, geschul-tes Verkaufspersonal und ausliegendesDeklarationsverzeichnis aus.

Dominik Siegwart, Bäckermeister,Ernährungsberater, Offenburg

H A N D W E R K S K U N S T I N D E N B Ä C K E R E I E N

Die Einstellung des Betriebsinhabers entscheidet

P E R T H E S - I N T E R V I E W

Die Interessender MachtpolitikZu: „Viele haben Angst vor einem Blutbad“,

BZ-Interview mit Volker Perthes von Anne-

marie Rösch (Politik, 30. Juni):

In seiner Analyse der aktuellen Situationim Iran sieht Volker Perthes die israeli-schen Siedlungen in den besetzten paläs-tinensischen Gebieten als das größte Hin-dernis bei der Lösung der Konflikte imNahen und Mittleren Osten. Der neueUS-Präsident scheint das ähnlich zu se-hen. Nach den bisherigen Erfahrungen istallerdings zu bezweifeln, dass es Obamaangesichts der einflussreichen Israellob-by gelingt, den weiteren Ausbau der ille-galen Siedlungen im Westjordanland zuverhindern. Bisher führte jeder positiveImpuls zu einer Verschlechterung der Si-tuation im Nahen Osten.

Bei den machtpolitischen Entscheidun-gen globaler Akteure geht es nie um dieMeinung oder Interessen der jeweiligenBevölkerung oder die Herstellung oderVerteidigung von Recht und wohlfeil pos-tulierter Werten. Weder die Befreiungvon Tschador oder Burka noch die Durch-setzung von Demokratie oder Menschen-rechten waren oder sind Ziele politischerRänke, wirtschaftlicher Repressionenoder militärischer Interventionen. MitVerbrechern und Diktatoren aller Schat-tierungen hat man sich noch immer ar-rangiert, wenn die eigenen Interessenhinreichend berücksichtigt wurden.

Dieter Kaltenhäuser, Breisach

Im Westen gab und gibt es nicht nur imNahen und Mittleren Osten immer wie-der Versuche, die Verhältnisse in anderenLändern in „unserem“ Sinne zu beein-flussen und wenn möglich zu bestimmen.Insbesondere von Israel wird immer häu-figer die Option eines militärischen An-griffs in Erwägung gezogen. Die von denUSA geförderte militärische Dominanzsoll um jeden Preis erhalten werden.Warnungen westlicher Diplomaten voreinem regionalen Flächenbrand schlägtIsrael offenbar in den Wind. Mit demkürzlich installierten neuen Raketenab-wehrsystem, ihren Atom-U-Booten (hierkam die Unterstützung von Deutschland)und der schlagkräftigen Luftwaffe,scheint die israelische Militärführungauch einem wahrscheinlichen iranischenGegenschlag gelassen entgegenzusehen.

Inge Mertes, Lörrach

Dominanz um jedenPreis erhalten

Spezialist am Werk: Ein Kinderarzt untersucht ein Baby. F O T O : D D P

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