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Literaturforum*

Successful medical therapy of acanthamoeba keratitiswith topical chlorhexidine and propamidine

Seal D, Kirkness C, Morrell A, Booth A, Tullo A, Ridg-way A, Armstrong M (August 1996)

Eye 10: 413-421

Die Acanthamöbia-Keratitis ist eine visusbedrohendeHornhautinfektion, deren Ursache in fast allen Fällen dieVerwendung von weichen Kontaktlinsen ist. Die Therapiedieser Infektion ist schwierig. In den letzten Jahren hat sicheine Kombinationstherapie mit Propamidine (Brolene) undNeomycin etabliert, die aber wegen der Ausbildung resisten-ter Stämme nicht immer erfolgreich ist.

In vitro Studien zeigen additive Effekte von Chlorhexidi-ne und Propamidine, einer neuen chemotherapeutischenKombination bei Acanthamöbia-Keratitis. Die vorliegendeArbeit untersuchte die therapeutische Wirkung dieser Medi-kamentenkombination bei 12 Patienten mit Acanthamöbia-Keratitis.

Alle 12 Patienten waren Träger von weichen Kontaktlin-sen, bei allen wurde die klinische Diagnose durch eineAcanthamöbia-Kultur bestätigt. Die Therapie bestand ineiner Kombination aus 0,02% Chlorhexidine und 0,1% Pro-pamidine Augentropfen bis zur Abheilung der Keratitis. Beiallen Isolaten wurde die in vitro Sensitivität auf Chlorhexi-dine und Propamidine überprüft.

In vitro waren sämtliche Acanthamöbia-Isolate aufChlorhexidine und Propamidine sensitiv. Klinisch war dieTherapie bei allen Patienten erfolgreich. Die durchschnittli-che Behandlungsdauer war 11 Wochen. Mit einer Ausnahmeerholte sich der Visus bei allen Patienten auf mindestens 0,6.2 Patienten entwickelten nach 6 Monaten eine Stromale Trü-bung im Bereich der Stromanarbe, die sich auf lokale Stero-idgabe zurückbildete.

Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, daß die Kombina-tion von Chlorhexidine und Propamidine Augentropfen eineeffektive Therapie ohne toxischer Nebenwirkungen beiAcanthamöbia-Keratitis darstellt.

(4 Abbildungen, 3 Tabellen, 48 Literaturhinweise.)Kontaktadresse: Dr. D. V. Seal, MD, FRCOphth,

FRCPath, Tennent Institute of Ophthalmology, WesternInfirmary, Glasgow, Gil 6NT, U.K.

* Zusammengestellt von Dr. Martin Zehetmayer, Augenklinik,Abteilung B (Vorstand: Prof. Dr. H. Freyler).

Risk of retinal detachment following cataract extrac-tion: results from the International Cataract Surgery Out-comes Study

Norregaard JC, Thoning H, Anderson TF, Bernth-Peter-sen P. Javitt JC, Anderson GF (August 1996)

Br J Ophthalmol 80: 689-693

Eine Netzhautabhebung (NHA) ist eine seltene, abervisusbedrohende Komplikation nach Kataraktoperation.

Ziel dieser retrospektiven Studie war es, das Risiko einerNHA nach Kataraktoperation bei einem Querschnitt derdänischen Bevölkerung zu bestimmen. Die Ergebnisse wur-den mit einer früheren, ähnliche Studie aus den USA undeiner dänischen Kontrollgruppe verglichen. 19.043 Patien-ten wurden in die Studie inkludiert. Die Patienten hatten ent-weder eine intrakapsuläre (ICCE) oder extrakapsuläre(ECCE) Kataraktoperation am ersten Auge erhalten. AllePatienten waren über 50 Jahre alt. Die Nachbeobachtungs-zeit betrug 4-6 Jahre. Die Kontrollgruppe umfaßte 7636 Per-sonen ohne Kataraktoperation. Der Stichtag war 4 Jahrenach der Operation.

Das kumulative Risiko, nach 4 Jahren an einer NHA zuerkranken, lag für die ECCE-Gruppe bei 0,93%, das ent-spricht den Ergebnissen der amerikanischen Studie. Bei derMultivarianzanalyse aller Fälle zeigte sich, daß ein jüngeresAlter, männliches Geschlecht und ICCE mit einem höherenpostoperativen Risiko einer NHA assoziiert waren.

In der Vergleichsgruppe ohne Kataraktoperation war daskumultative Risiko einer NHA nach 4 Jahren 0,12%. In deroperierten Gruppe war das Risiko einer NHA im erstenpostoperativen Jahr am höchsten, dennoch war die Wahr-scheinlichkeit einer NHA 6 Jahre postoperativ noch immer7,5mal höher als in der Referenzgruppe.

Aufgrund der Ergebnisse weisen die Autoren auf einestrenge Indikationsstellung vor allem bei jüngeren Katarakt -patienten und bei einer „clear lens extraction" hin.

(1 Abbildung, 4 Tabellen, 17 Literaturhinweise.)Kontaktadresse: Jens Christian Norregaard, MD, Depart-

ment of Social Medicine, University of Copenhagen, Bleg-damsvej 3, DK-2200 Copenhagen N, Denmark.

Ocular findings in Down's Syndromeda Cunha RP, de Castrio JB Moreira (August 1996)Am J Ophthalmol 122: 236-244

Die Trisomie 21 (Down- Syndrom) ist die mit Abstandhäufigste Chromosomenanomalie. Sie ist durch geistigeRetardierung, Brachyzephalie, eine kleine Nase, verdickte

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Zunge und durch kleine, dysplastische Ohren gekennzeich-net. Weiters wird über zahlreiche ophthalmologische Abnor-mitäten berichtet.

Die vorliegende Arbeit untersuchte die häufigsten okula-ren Befunde bei 152 Kindern mit Down-Syndrom. Das Alterder Kinder lag zwischen 2 Monaten und 18 Jahren. Alleerhielten eine Visusbestimmung, eine Skiaskopie in Cyclo-plegie, eine Überprüfung der Motilität, sowie eine biomikro-skopische und ophthalmoskopische Untersuchung.

In absteigender Reihenfolge zeigten sich folgendeBefunde: Schräg, nach außen oben gerichtete Lidspalten(82%), Epicanthus (61%), Astigmatismus (60%) und Irisab-normalitäten, wie sogenannte „Brushfield Spots" (weißeTüpfelung der Iris) und Hypoplasie der Iris in 52%. In 38%lag ein Strabismus convergens vor, in 30% eine Stenose derTränenwege und in 30% eine Blepharitis. Netzhautabnorma-litäten, wie myopische Veränderungen oder eine vermehrteAnzahl von Gefäßen im Bereich der Papille zeigten sich in28%. Weiters fanden sich Hyperopie (26%), Amblyopie(26%), Nystagmus (18%), Katarakt (13%) und Myopie(13%). Bei Patienten mit kardialen Malformationen wurdeMyopie und myoper Astigmatismus besonders häufig dia-gnostiziert.

Die frühe Diagnose von okularen Fehlfunktionenerleichtert die Behandlung von Refraktionsanomalien, Stra-bismus und Amblyopie und kann so den Grad der Behinde-rung verbessern.

(2 Abbildungen, 6 Tabellen, 31 Literaturhinweise.)Kontaktadresse: Rosana Pires da Cunha, MD, Escola

Paulista de Medicina, Departamento de Oftalmologia, RuaBotucatu, 820-CEP 04023-060, Sao Paulo, Brazil.

Flashes and floaters as predictors of vitreoretinalpathology: is follow-up necessary for posterior vitreusdetachment?

Dayan MR, Jayamanne DGR, Andrews RM, GriffithsPG (August 1996)

Eye 10: 456-458

Patienten mit subjektiven Beschwerden über Photopsienund Mouches volantes machen einen großen Teil der Fälle inAugennotfallambulanzen aus. Von diesen haben 10% bis30% Netzhautdefekte, die einer sofortigen Behandlungbedürfen. Die Hälfte dieser Patienten hat eine isolierte hinte-re Glaskörperabhebung (HGKA), sie werden üblicherweiseetwa 6 Wochen nach dem Auftreten der Beschwerden zueiner Kontrolluntersuchung bestellt.

Diese Arbeit untersuchte bei 295 Patienten mit HGKAob eine solche Kontrolluntersuchung indiziert ist, d. h. eswurde die Häufigkeit von Netzhautdefekten, die bei der Erst-untersuchung noch nicht vorhanden waren, evaluiert. Unter-sucht wurde auch, ob das Auftreten von Netzhautdefektenmit der Art der von den Patienten angegebenen Beschwerdenzusammenhängt. 124 (42%) Patienten klagten über Mouchesvolantes, 53 (18%) über Photopsien, 60 (20,3%) über Mou-ches volantes und Photopsien und 58 (19,7%) über Visusab-fall mit Mouches volantes und/oder Photopsien.

189 (64%) der untersuchten Patienten hatten eine isolier-

te HGKA, 49 (16,6%) hatten eine rhegmatogene Netz-hautabhebung und 31 (10,5%) wiesen Netzhautdefekte ohne

Amotio auf. 67% der Patienten mit Visusreduktion hatteneinen Netzhautdefekt oder eine Netzhautabhebung. Patien-ten, die nur Mouches volantes angaben, hatten in 26,7%einen Netzhautdefekt.

157 Patienten kamen zur Nachkontrolle, dabei hatten 3neue Defekte (1,9%).

Obwohl das Risiko eines asymptomatischen Netzhautde-fektes nach HGKA mit 1,9% aller Kontrolluntersuchtenniedrig ist, können die Folgen eines unentdeckten Netzhaut -defektes sehr schwer sein. Daher fordern die Autoren unbe-dingt eine Nachkontrolle dieser Patientengruppe nach 6Wochen.

(12 Literaturhinweise.)Kontaktadresse: Miss Margaret R. Dayan, Department of

Ophthalmology, Royal Victoria Infirmary, Queen VictoriaRoad, Newcastle upon Tyne NE1 4LP, U.K.

The chronology of Graves' ophthalmopathy in an inci-dence cohort

Bartley GB, Fatourechi V, Kadrmas EF, Jacobsen SJ,Ilstrup DM, Garrity JA, Gorman CA (April 1996)

Am J Ophthalmol 121: 426-434

Allgemein wird eine zeitliche Korrelation der endokrinenOrbitopathie (EO) mit einer Schilddrüsendysfunktion, spezielleiner Hyperthyreose, angenommen.

Diese Studie untersuchte die zeitlichen Zusammenhängeder endokrinen Orbitopathie mit einer Schilddrüsenfunktions-störung von 120 Patienten mit einer EO im Zeitraum von 1976bis 1990. Das mittlere Alter der Patienten war zum Zeitpunktder Diagnose der EO 43 Jahre (von 8 bis 88 Jahren), 14,2%waren männlich und 85,8% weiblich. 90,0% (n = 108) derPatienten litten an einer Hyperthyreose, 3,3% an einer Thy-reoiditis Hashimoto, 5,8% waren euthyreod und ein Patient(0,8%) hatte eine primäre Hypothyreose. Die Nachbeobach-tungszeit lag bei 3,6 Jahren. Von den 108 Patienten mit einerHyperthyreose wurde bei 20 Patienten (18,5%) die EO bis zu6 Monaten vor der Schilddrüsenfunktionsstörung diagnosti-ziert. Bei 3,7% der Patienten wurde die EO länger als 6 Mona-te vor der Hyperthyreose diagnostiziert. Bei 22 Patienten(20,3%) wurde die EO und die Hyperthyreose gleichzeitigdiagnostiziert. Bei 24 Patienten (22,2%) entwickelte sich dieEO in einem 6monatigen Zeitraum nach der Schilddrüsen

-funktionsstörung, bei den übrigen 38 Patienten (35,2%) folgtedie EO nach 6 Monaten. Eine saisonale Häufung der Erkran-kung konnte nicht gefunden werden. Eine Radiojodtherapiekonnte den Verlauf der EO nicht beeinflussen.

Eine zeitliche Korrelation der endokrinen Orbitopathieund der Hyperthyreose ist gegeben, in den meisten Fällen folgtdie EO der Schilddrüsenfunktionsstörung. Obwohl beideErkrankungen bei Kindern selten vorkommen, kann eine EOin jedem Alter auftreten.

(6 Abbildungen, 3 Tabellen, 55 Literaturhinweise.)Kontaktadresse: George B. Bartley, MD, Department of

Ophthalmology, Mayo Clinic, 200 First St. S. W., Rochester,MN 55905, U.S.A.

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Optic disc hemorrhages and progression of glaucomaSiegner SW, Netland PA (Juli 1996)Ophthalmology 103: 1014-1024

Der Zusammenhang von Randblutungen an der Papille unddem Glaukom ist hinreichend bekannt. Die vorliegende Arbeituntersuchte das Progressionsverhalten des Glaukoms bei Vor-liegen einer Optikusrandblutung im Vergleich mit einer Grup-pe von Glaukompatienten, bei denen eine solche Blutung nichtnachgewiesen werden konnte.

Retrospektiv wurden Gesichtsfeld und Papillenverände-rungen von 91 Patienten mit Optikusrandblutungen untersucht.Der Nachbeobachtungszeitraum betrug im Durchschnitt 41,9 ±3,6 Monate. Zum Zeitpunkt der Optikusrandblutung lag derdurchschnittliche intraokulare Druck (IOD) bei 18,9 ±0,5 mmHg. Nach der Papillenrandblutung entwickelte sich imVerlauf in 64 (63%) von 101 Glaukomaugen ein progressiverGesichtsfeldverlust, im Vergleich zu 24 (24%) von 101 Augender Kontrollgruppe (P < 0,0005). Ebenso zeigten sich in 56(79%) von 71 Augen eine fortschreitende Optikusexkavation

(Verlaufskontrolle mit Stereofundusfotographien), verglichenmit 16 (22%) der Kontrollaugen (P < 0,0005). Die Befundver-schlechterung in der Gruppe mit Optikusrandblutung war sig-nifikant größer als in der Kontrollgruppe und unabhängigdavon, ob ein chronisches Offenwinkelglaukom, ein Nieder

-druckglaukom oder eine okulare Hypertension vorlag.In 27 (22%) von 121 Augen mit Papillenrandblutung kam

es zu einer rezidivierenden Blutung, im Durchschnitt 21,5 ±2,9 Monate nach der ersten Blutung. Die häufigste Lokalisati-on der Papillenrandblutung war im inferotemporalen Qua-dranten. Die progressiven Befundveränderungen waren beiAugen mit einer temporal lokalisierten Papillenrandblutungdeutlich stärker ausgeprägt als bei Augen mit nasalen Blutun-gen.

Die vorliegende Arbeit zeigt, daß Papillenrandblutungenbei Glaukompatienten häufig mit progressiver Papillenexkava-tion und Gesichtsfeldverlust assoziiert sind.

(2 Abbildungen, 8 Tabellen, 52 Literaturhinweise.)Kontaktadresse: Peter A. Netland, MD, PhD, Department

of Ophthalmology, Massachusetts Eye and Ear Infirmary, 243Charles St. Boston, MA 02114, U.S.A.