Verena Zettl - Psychoonkologie 1
Inhalte und Ziele psychoonkologischer Beratung und Begleitung
Verena Zettl MAS Psychology/Palliative Care
Psychoonkologin Systemische Familientherapeutin
Traumapädagogin
Immanuel Klinik Rüdersdorf [email protected]
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S3 Leitlinien der Psychoonkologie
Eine Balance finden zwischen Hypothesen und Wirklichkeit
ZWISCHENZEIT
„Leben gemeinsam neu lernen“Stationäre und ambulante Betreuung von Krebserkrankten
und ihren Angehörigen
Verena Zettl - Psychoonkologie
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Ich war oft am Ende, fertig und allein
Alles was ich gehört, war <Lass es sein>
So viel Kraft hast Du nicht, so viel kannst Du nicht geben
Geh den Weg, den viele gehen, Du hast nur dieses Leben
Doch will ich diesen Weg zu Ende gehen
Und weiß, wir werden Sonne sehn
Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am
nächsten
Wenn die Nacht am tiefsten….
„ ..I have a dream….
Für die Psychoonkologie wünsche ich mir, …dass sie in ihrer Professionalisierung
die Subjektivität und die Leiderfahrungunserer Patienten und ihrer Angehörigen im Blick
behält.Die Begegnung mit den Betroffenen soll weiter im
Vordergrund stehen …und die objektiven Erkenntnisse dürfen
lediglich Werkzeug für ein tiefes Verstehen und
Unterstützen sein…(Dr.Mani (Berlin)
Hypothese von Bedürftigkeit
Es geht um das Bedürfnis nach einer Außensicht, wenn das Hoffen ins Wanken gerät
um die Reflexion der Kommunikation
um die Beziehungen
um Wortfindung bei (Diagnosestellung…aber vor allem geht um
Emotionen wie…
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Hypothese von Bedürftigkeit
und um das wie:
stellt sich die/der Betroffene auf die Herausforderungen ein
können Behandler(innen) sie/ihn erreichen
ins Gespräch kommen, ohne neu zu traumatisieren
in Situationen mit schnell geforderten Entscheidungen, Terminen, Zeitdruck
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Verena Zettl-Psychoonkologie
„Es bleibt eine Aufgabe, sich zu vergegenwärtigen, dass es die Zugehörigen nicht im Singular gibt. Wer einem Zugehörigen die Hand gibt, handelt sich ganze Familien bzw. multiple Sozialfragmente ein.“ Heller, A. (2009): Praxis Palliative Care 3/2009, 1
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Wirklichkeit Psychoonkologie (Psychosoziale Onkologie)
arbeitet mit ganzheitlichem Ansatz
bezieht sich auf alle
Bestrebungen zur Klärung
psychologischer und sozialer Faktoren in
der Entwicklung und dem Verlauf von
Krebserkrankungen
in den individuellen, familiären und sozialen
Prozessen der Krankheitsverarbeitung
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Hypothese und Wunsch
Psychoonkologische Versorgung
ist ein integraler Bestandteil der onkologischen
Prävention und Früherkennung, Diagnostik, Behandlung, Rehabilitation und Nachsorge, sowie der
Sterbebegleitung
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Wahrheit Aufgaben psychoonkologischer Versorgung
Vertrauensbildung, Zuwendung als Prozess dann
Befunderhebung, psychologische Diagnostik
Psychologische Beratung und Behandlung und/oder Behandlungsempfehlungen
Planung und/oder Einleitung von Weiterbehandlungen/Nachsorge
Koordination weiterer stationärer und ambulanter psychosozialer Versorgung
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Wahrheit psychoonkologischer Inhalte
Fragen der Krankheitsverarbeitung und Krankheitsbewältigung
Selbstwert und Identität Krisenmanagement, Krisenintervention Beziehungsfragen, soziale Einbindung Sinnfragen, spirituelle Fragen Existentielle Fragen Zukunftsfragen Trauer -
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Wirklichkeit per Definition
Medizinische Leitlinien sind systematisch entwickelte Feststellungen, die Ärzte und alle anderen Professionen, sowie Patienten bei ihren Entscheidungen über die angemessene Gesundheitsversorgung unter spezifischen klinischen Umständen unterstützen können.
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Wirklichkeit per Definition
Leitlinien sind – anders als Richtlinien – nicht bindend und müssen individuell angepasst werden
teilweise berücksichtigen sie ökonomische Aspekte des Behandelns.
sie enthalten in der Regel keine Wertung hinsichtlich des erreichbaren Behandlungsergebnisses
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S3 Leitlinie gibt Empfehlungen für die psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung bei erwachsenen Krebspatienten (≥18 Jahre) im gesamten Verlauf einer Krebserkrankung
Grundlage für die Implementierung von psychoonkologischen Versorgungsangeboten
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Hypothese Sinnhaftigkeit
aktueller Stand psychologisch/medizinisch-wissenschaftlicher Erkenntnisse
Förderung interdisziplinärer Zusammenarbeit
methodische Unterstützung
strukturelle und konzeptionelle Darstellung
Evaluationsverstärkung/Qualitätsnachweis
Verstärkung einer Existenzberechtigung
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sie soll die Notwendigkeit einer flächendeckenden psychoonkologischen Basisdokumentation aufzeigen
sie soll zu einer regionalen sektorenübergreifenden Netzwerkbildung anregen
es sollen Merkmale der Qualität psychoonkologischer Angebote erhoben werden, mit deren Hilfe man die Arbeit seitens der Leistungsanbieter bewerten kann
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systematisch und frühzeitig Hospital Depression Scale Deutsche Version (HADS-D)
der Hornheimer Fragebogen Distress Themometer Symptom Checklist – 90 (SCL-90)
Bedarfserhebung nach S3 Leitlinie psychoonkologischer Betreuung
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Schwerpunkt: Schwerpunkt SchwerpunktPalliativabteilung/Onkologie Gynäkologie Strahlentherapie
- Darmkrebszentrum - - Brustkrebszentrum - -amb. Radioonkologie-
Onkologische Schwerpunktpraxis
Konsiliardienst: Kosiliardienst Konsiliardienst:Intensivmedizin Thoraxchirurgie HNO MKGPalliativstützpunkt/SAPV PneumologieHospiz
Psychoonkologisches Team Ruppiner Klinken
Frau Z. Frau S. Frau H.Frau S.Frau S.
g
Frau S.
Schwerpunkt Schwerpunkt Schwerpunkt
- Darmkrebszentrum- Palliativstation Wissenschaft/Forschung
Palliativstützpunkt SAPV Psychosomatik
-Onkologische Schwerpunktpraxis /PIA-
Konsiliardienst Gynäkologie Innere Medizin
Psychoonkologisches Team Krankenhaus Rüdersdorf
Frau … Frau Z. Frau T.Frau Z.Frau Z.
g
Frau Z.
Psychoonkologische und psychosoziale Versorgung im Land Brandenburg
(Untersuchung der LAGO 2015/2106)
Ziel - Nationaler Krebsplan:
alle Krebspatienten erhalten bei Bedarf eine angemessene psychoonkologische und psychosoziale
Fragestellung
Wer steht Krebspatienten und Angehörigen im Land Brandenburg mit psychoonkologischen/-sozialen Angeboten begleitend zur Seite?
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Wahrheit Ausgewählte Ergebnisse
ambulante psychotherapeutische Angebote sind in eher großer Zahl vorhanden.
über die Hälfte der Psychotherapeutischen Praxen (54%) haben mehr Anfragen von Krebspatienten als sie zeitlich bewältigen können
psychoonkologisch qualifizierte Mitarbeiter sind hingegen nur in 9% der Praxen beschäftigt.
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Wahrheit Ausgewählte Ergebnisse
Landesweit haben sich vierzehn stationäre medizinische Einrichtungen mit psychoonkologischen Angeboten an der Befragung beteiligt
der größte Teil der Einrichtungen (n = 12) gibt an, mehr Anfragen von Krebspatienten zu haben als zeitlich bewältigt werden kann
in mehr als der Hälfte der Einrichtungen (n = 9) sind Mitarbeiter mit einer psychoonkologischen Zusatzqualifikation tätig
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Wahrheit Ausgewählte Ergebnisse
ambulante psychosoziale Beratung wird elf Mal im Land Brandenburg angeboten
vier Beratungsstellen haben mehr Anfragen von Krebspatienten als sie zeitlich bewältigen können
zwei der elf Beratungsstellen beschäftigen psychoonkologisch qualifizierte Mitarbeiter.
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Wahrheit Bedarfserhebung
Untersuchungen zeigen: 30% der Bertoffenen und Angehörige
brauchen psychoonkologische Unterstützung
0,3 - 0,5% der an Krebs erkrankten Menschen nehmen Hilfe in Anspruch
A.Mehnert in Psychother Psych Med 2015
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Wahrheit Bedarfserhebung
32% aller Krebspatienten, besonders in palliativer Situation, leidet irgendwann im Verlauf unter mindestens einer psychischen Störung
Angststörungen 11,5%
Anpassungsstörungen 11%
Depression 6,5%
A.Mehnert in Psychother Psych Med 2015
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Wahrheit Voraussetzung Psychoonkologischer Beratung
zeitnahe und kontinuierliche Information und
persönliche Angebote Wahlmöglichkeiten Abteilungspräsenz und Visitenteilnahme Screening (Fragebogen) Diagnostik – Angebote Austausch im Team einheitliche Dokumentation/Evaluation
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Fazit I
neue Angebote müssen geschaffen werden.
allen beteiligten Berufsgruppen, (insbesondere im ambulanten Bereich) ist die Teilnahme an einer entsprechenden psychoonkologischen Qualifizierungsmaßnahme zu ermöglichen
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Fazit II
Wann finanzieren die Krankenkassen die
Psychoonkologische Leistung
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Fazit und Ausblick
Darstellung der eigenen Arbeit hilft ein schärferes Profil der Anforderungen und Fragestellungen zu zeichnen
der weitere Forschungsbedarf ist groß
Anerkennung der spezifischen Leistungen
Verbesserungen im personellen Kontext
Förderung Evidenz basierter und individuell angepasster Betreuungskonzepte
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Wirklichkeit
Evaluationen liefern Indizien für positive Wirkungen psychoonkologischer Betreuung
Nutzen psychoonkologischer Interventionen wird deutlich
Reduktion von krankheits- oder behandlungsbedingten Symptomen
die Reduktion von Angst und Depression
Stärkung des Selbsthilfepotentials und Verbesserung der Kommunikation
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Ich werde nicht mit dir hinübergehen- Aber ich begleite dich an die Grenze.
Ich werde den Schmerz nicht von dir nehmen- aber ich werde mit dir fühlen.
Ich werde die Angst nicht wegmachen- Aber ich stehe mit dir im Feuer.
Ich werde nicht verneinen was ist- aber ich reiche dir die Hand, auf der Suche
nach dem Warum und dem Ja. Ich werde dir keine Ratschläge geben-
Aber ich werde dich hören. Ich werde mich nicht aufgeben.
Ich werde dich loslassen, wenn die Zeit kommt
und ich bin mit all meinem Respekt und meiner Liebe
bei dir und deinem Weg, bis ans Ufer.
von Mu-un Ra
Literatur
Tschuschke, V., Psychoonkologie, Schattauer Verlag Stuttgart 2002
British Psychooncology Society (BPOS, 2002). Unveröffentlichte Leitlinien zur psychosozialen Versorgung
Gemeinsame Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für
Psychotherapeutische Medizin, Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und
Tiefenpsychologie (DGPT), des Deutschen Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM)
und der Allgemeinen Ärztlichen Gesellschaft für Psychotherapie (AÄGP) (2000). Leitlinien zum
Konsiliardienst (www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF o S3 - Leitlinien Psychoonkologie
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