Sandra Hofhues | Herbsttagung der Sektion Medienpädagogik in der DGfE | Universität Augsburg | 14.11.2014 1
Medienbildung AN DER HOCHSCHULE
Von konzeptionellen Leerstellen zu einer Neujustierung medienpädagogischer Forschungs- und
Entwicklungstätigkeit?
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Entwicklungen und BEOBACHTUNGEN 1 zur Bedeutung ‚der Medien‘
in Wissenschaft und Gesellschaft
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Beobachtung 1: Veränderte/erweiterte Handlungspraxen in und mit Medien
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Beobachtung 2: Veränderte Handlungs- und Untersuchungskontexte
(Costa, 2013, p. 4)
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Beobachtung 3: Sich verändernde Ansprüche an den ‚digital scholar‘
(Weller, 2011, erw. Costa, 2013, p. 4)
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Annahmen und LEERSTELLEN 2 in der Auseinandersetzung mit/über
Medien im Kontext Hochschule
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Auseinandersetzung mit/über/in Medien an der Hochschule Medien zwischen Werkzeug und (Diskurs-)Raum
| Subjekte verwenden Medien nicht nur in der vorab arrangierten Art und Weise, sondern übernehmen eine mitbestimmende Rolle und gestalten den Mediengebrauch gerade im Rahmen ihrer Forschungsprozesse selbstbestimmt aus.
| D.h. neben oder an die Stelle der Aneignung und Nutzung von Medien als Werkzeug tritt der Leitgedanke, dass Lernende Medien als Kommunikations- und Handlungsräume nutzen.
| So erzeugt das Medienhandeln selbst Raum für ‚Bildung durch Wissenschaft‘ und Diskurs wird zum Element medial geprägter Forschungstätigkeit. | Aushandlungsprozesse finden in und mit Medien statt. | Medien werden zu sozialen Medien (Münker, 2009, S. 10).
| Medienpädagogische Konzepte mit Bezug zur Medienwissenschaft und Mediensoziologie werden auch an Hochschulen relevant(er).
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Vorherrschende Konzepte und Sichtweisen
Ausprägungen gegenwärtiger Auseinandersetzung mit/über Medien stehen im Widerspruch zu Alltagspraktiken und Verständnis von (Bildung durch) Wissenschaft. | Ausrichtung hochschul- und mediendidaktischer Angebote vor allem auf
zwei Bezugsdimensionen (1. Medienrezeption, 2. technischer Gebrauch von Medien): Vernachlässigung der (gemeinsamen) Medienproduktion sowie des Diskurses über Medien (aktuelle Phänomene, sich wandelnde ‚Medienlogiken‘ etc.)
| Fehlende Rückkopplung des nach wie vor gängigen, normativen Anspruchs an eine ‚Bildung durch Wissenschaft‘ mit einem Anspruch an Medienbildung
Auseinandersetzung mit/über/in Medien an der Hochschule
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TECHNISCHE (GEBRAUCHS-)MEDIEN
DISKURS- MEDIEN
REZEPTION PRODUKTION
Konzeptionelle Leerstellen
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Konzeptionelle Schwerpunkte
Konzeptionelle Schwerpunkte und Leerstellen Auseinandersetzung mit/über/in Medien an der Hochschule
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| Sukzessive sowohl theoretisch-konzeptionelle als auch empirisch-praktische Einengung des Verständnisses auf Mediendidaktik (anstatt Medienpädagogik oder Medienbildung, u.a. aus historisch nachvollziehbaren Gründen)
| Vorherrschen eines technisch-instrumentellen Medienbegriffs an Hochschulen über alle Fächerkulturen hinweg
| Fokus auf infrastrukturelle Fördermaßnahmen seitens der Hochschulen und Fachbereiche
| Kompetenzentwicklung der Beteiligten (Verwaltungsmitarbeitende, Wissenschaftler_innen/Dozierende, Studierende) nachrangig und Instruktions-/Schulungs-orientiert
| Verschwinden des Bildungsbegriffs aus der hochschul- und mediendidaktischen Diskussion um das Lehren und Lernen mit Technologien mit den Resultaten
Konzeptionelle Schwerpunkte und Leerstellen Auseinandersetzung mit/über/in Medien an der Hochschule
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Von der Mediendidaktik (zurück) zur Medienbildung?
Konsequenz: Arbeit mit und an einem ‚Reframing‘ Systematische Orientierung an Bildungsidee, d.h. Orientierung am subjektiven Handeln in, mit und durch Medien vor dem Hintergrund persönlichkeitsbildender Ziele
Auseinandersetzung mit/über/in Medien an der Hochschule
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konzeptionelle 3 NEUJUSTIERUNGEN für eine Medienbildung
(Medienpädagogik) an der Hochschule
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Subjektives Medienhandeln in der Hochschule und darüber hinaus
Medienhandeln im direkten Zusammenhang mit Studium und Beruf
Medienhandeln im Alltag
Medienhandeln mit indirektem Bezug zu Studium und Beruf
Heterogenität der Mediennutzung
Unterschiedliche Einstellungen
Dichotomien und Zuschreibungen zu Medien (nach dem Motto: hier Uni, Freizeit da)
Sich verändernde soziale Praktiken infolge des Medienwandels (Mediatisierungsthese)
Diverse Fähigkeiten in der Anwendung
SUBJEKT (Studierende, Dozierende/
Wissenschaft-ler_innen,
Verwaltung)
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HOCHSCHULE als ‚ökologischer Ausschnitt‘
Zentrierte und unzentrierte MEDIENUMGEBUNGEN (zugeschriebene Relevanzen)
(vgl. Vollbrecht, 2010, S. 103)
(vgl. Baacke, 2003, S. 82)
SUBJEKT (Studierende, Dozierende/
Wissenschaft-ler_innen,
Verwaltung)
INFRASTRUKTUREN
(media ecologies)
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Hochschule als Sozialisationsinstanz Einbezug einer sozialisatorischen Perspektive
| Hochschule als Sozialisationsinstanz als Phase der (eigenen) Biografie bei allen hochschulischen Bezugsgruppen
| Handeln in Hochschule und Wissenschaft eint vor allem ein interaktionistisches Verständnis von (Medien-)Sozialisation (Mead 1978; Schorb 1995) und Bildung durch Wissenschaft (z.B. Huber 1993).
| „Sehr häufig sind die Regeln und Muster des machtvollen kommunikativen Handelns hochgradig habitualisiert.“ (Hepp, 2013, S. 57; H.S.H.)
| Unter sozialisatorischer Perspektive ist festzuhalten, dass jegliche Auseinandersetzung mit Medien an der Hochschule zur Mediensozialisation beiträgt, aber: Einbezug „veränderter Subjektivität“ (Meyer et al., 2012, S. 150) in Gestaltung und Erforschung formaler wie auch informeller Bildungsprozesse wird nötig.
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4 ‚REFLECT‘ Beispiel: Projekt
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Das Projekt ‚Reflect‘ Hintergrund
| ‚Reflect!‘ fußte auf einer Kooperation zwischen dem Jugendrotkreuz im DRK Landesverband Hamburg e.V. (JRK) und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW).
| Idee: Konzeption von (Teil-)Medienprojekten zum Leitthema „Jugendmedienschutz“ (gefördert von peer3)
| Ziele: a) Medienhandeln von Studierenden und Ehrenamtlichen fördern und untersuchen, b) ‚anderen‘ hochschulische Rahmen als gewohnt anbieten sowie c) komplexes Medienprojekt ermöglichen
| Zielgruppen: Studierende, Ehrenamtliche im JRK | Ansatz: Peer-to-peer-Coaching, handlungsorientiertes Format
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(Hofhues, Jochums & Kohrs, 2013)
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Peer%Coaching!
Phase!0:!Vorbereitung!
Phase!II:!Projektplanung!
Phase!III:!Projektpräsenta;on!
Phase!IV:!Umsetzung!!
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Prozessbegleitender!Medieneinsatz!(Weblog)!
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Evaluation durch die Studierenden hinsichtlich der Mediennutzung sowie des ‚kompetenten‘ Mediengebrauchs (n=7) | Technisch-instrumentelle Perspektive durch die Studierenden selbst | Insgesamt verhaltene Mediennutzung sichtbar Spannungsverhältnis offenes Projektkonzept und Handlungsfähigkeit | Ambivalenz offener/geschlossener Konzepte hinsichtlich Grad der
Partizipation und Möglichkeiten für selbstbestimmtes Lernen | Kommunikation wird zum Dreh- und Angelpunkt im Projekt Zur Bewältigung der Aufgaben tritt die Technologie in den Hintergrund (Bsp. Teilprojekt ‚Welche Welt ist wirklich?‘). | Bedeutung der sozialen Auseinandersetzung über Medien | (Eingeschränkte) Bedeutung der (gemeinsamen) Medienproduktion
Das Projekt ‚Reflect‘ Befunde
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TECHNISCHE (GEBRAUCHS-)MEDIEN
DISKURS- MEDIEN
REZEPTION PRODUKTION
Reflect!
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3)
Das Projekt ‚Reflect‘ Verortung anhand vorliegender Befunde
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5 STATT FAZIT Offene Fragen
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Hinweise mit Fokus auf Forschung(-szugänge)
Fokussierung auf subjektives Medienhandeln unter mediatisierten Bedingungen mit engerem oder weiterem Bezug zur Hochschule | Untersuchungsvorhaben über ‚bloße‘ Mediennutzung hinaus | Relevanz der Untersuchung und (späteren) Gestaltung Intra- bzw. interdisziplinäre Forschungsvorhaben | Zusammenspiel unterschiedlicher bildungs-, medien-, und
sozialwissenschaftlicher Bereiche, sofern Subjekt in den Mittelpunkt gerückt wird
| Tatsächliche Bearbeitung im inter- oder intradisziplinären Zusammenhang
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Hinweise mit Fokus auf Gestaltung und Hochschulentwicklung
Integration von Gestaltungsvorhaben in Forschungsvorhaben und umgekehrt | Gestaltung (Konzeptionsphase, Implementierung von Angeboten)
als Teil von Forschung begreifen | Sukzessive Weiterentwicklung durch Forschung unter Einbezug
aller hochschulischen Gruppen | Relevanz der subjektiven Umwelt (ehem. ‚der Außenwelt‘) für
medienbezogene Gestaltungsvorhaben
Rückwirkungen auf Forschungsverständnis und Forschungsvorhaben (u.a. DBR)
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FOKUS: WISSENSCHAFT,
FORSCHUNG
Offen: Wie handeln Studierende und Dozierende (ggf. Verwaltung) unter Bedingungen der Wissenschaft?
Welche Forschungsverständnisse bestehen und wie wirken diese –
explizit oder implizit – auf das Verständnis von Medien zurück?
FOKUS: BILDUNGSIDEE
Offen: Bis zu welchem Grad ist die
normativ-emanzipatorische Idee von Bildung noch aktuell?
FOKUS: MEDIEN
Offen: Welcher Medienbegriff liegt vor? Welche Fähigkeiten bringen
Nutzende (Studierende, Dozierende, Verwaltung) für die selbstbestimmte
Nutzung von Medien mit? Wie handeln sie in, mit und durch
Medien?
INSTITUTION HOCHSCHULE
GESELLSCHAFTLICHE VERÄNDERUNGEN INFOLGE DER MEDIATISIERUNG
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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Fragen?
Dr. Sandra Hofhues Lehrstuhl für Hochschuldidaktik Zeppelin Universität Friedrichshafen E-Mail: [email protected] Blog: www.sandrahofhues.de Twitter: @shofhues
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Literatur
Baacke, D. (1980). Der sozialökologische Ansatz in der Jugendforschung. In H.H. Krüger (Hrsg.), Handbuch der Jugendforschung (S. 493–505). Opladen: Leske+Budrich.
Costa, C. (2013). The Habitus of digital Scholar. Research in Learning and Technology. 21(1). 1-17.
Hofhues, S., Jochums, A.-S. & Kohrs, L. M. (2013). Vielfalt der Medien, Komplexität medialer Bildungsräume? Gestaltung und Erforschung crossmedial-vernetzter Medienprojekte an Hochschulen. medien + erziehung (merz) Wissenschaft 2013, 6, 108–119.
Hofhues, S., Schiefner-Rohs, M., Egloffstein, M. & Bremer, C. (2013). Konzeptionen und Förderansätze von Medienkompetenzen in der Lehrpersonenbildung. In C. Bremer & D. Krömker (Hrsg.), E-Learning zwischen Vision und Alltag. Zum Stand der Dinge (S. 392–394). Reihe Medien in der Wissenschaft (Band 64). Münster: Waxmann.
Huber, L. (1993). Bildung durch Wissenschaft – Wissenschaft durch Bildung: hochschuldidaktische Anmerkungen zu einem großen Thema. In H. Bauersfeld & R. Bromme (Hrsg.), Bildung und Aufklärung: Studien zur Rationalität des Lehrens und Lernens (S. 163-175). Münster: Waxmann.
Jochums, A.-S., Kohrs, L. M. & Hofhues, S. (2013). Reflect! Medien gemeinsam nutzen, analysieren und bewerten. Ein (Peer-to-)Peer-Medienprojekt. standpunkt : sozial. 2, 139–146.
Mead, Georg H. (1978). Geist, Identität und Gesellschaft. Frankfurt: Suhrkamp.
Meyer, T., Meisel, T. & Schuetze, K. (2012). Education Design: Media, Learning, Space. Zeitschrift für Hochschulentwicklung. 7(1), 146–151.
Münker, S. (2009). Emergenz digitaler Öffentlichkeiten. Die Sozialen Medien im Web 2.0. Frankfurt: Suhrkamp Verlag.
Schorb, B.(1995). Medienalltag und Handeln. Opladen: Leske+Budrich.
Vollbrecht, R. (2010). Der sozialökologische Ansatz der Mediensozialisation. In D. Hoffmann & L. Mikos (Hrsg.), Mediensozialisationstheorien. Modelle und Ansätze in der Diskussion (S. 93–108). 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Wiesbaden: VS.