Landtag von Baden-Württemberg
15. Wahlperiode
Drucksache 15 / 8112
13. 04. 2016
1Eingegangen: 13. 04. 2016 / Ausgegeben: 20. 04. 2016
Schreiben des Staatsministeriums vom 12. April 2016, Az.: V-0123.049:
Anbei übermittele ich Ihnen den Bericht an den Landtag über aktuelle europapoli-tische Themen aus dem Arbeitsbereich des Staatsministeriums.
Friedrich
Minister für Bundesrat, Europa und internationale Angelegenheiten
Mitteilung
der Landesregierung
Bericht über aktuelle europapolitische Themen
Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internetabrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente
Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeich-net mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“.
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Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 8112
Bericht an den Landtag von Baden-Württemberg
über aktuelle europapolitische Themen
aus dem Arbeitsbereich des Staatsministeriums
A. Einleitung ...................................................................................................................... 3
B. Schwerpunktthemen ..................................................................................................... 3
I. Aktuelles: EU-Flüchtlingspolitik, Großbritannien, EFSI, TTIP-Beirat ....................... 3
1. EU-Flüchtlingspolitik ....................................................................................... 3
2. Großbritannien ............................................................................................... 8
3. Europäischer Fonds für strategische Investitionen (EFSI) ............................ 11
4. TTIP-Beirat ................................................................................................... 13
II. EU-Strategie für den Donauraum (EUSDR) .......................................................... 14
1. Sitzung der Nationalen Koordinatoren am 7. März in Bratislava, Slowakei .. 14
2. Ergebnisse der ersten Stufe des ersten Aufrufs des Interreg B Programms
für den Donauraum....................................................................................... 14
3. Netzwerktreffen Zivilgesellschaft .................................................................. 15
4. Donausalon .................................................................................................. 15
5. „Stuttgart Meeting of the International Roma Mother Centers Network“ am
15. Februar 2016 .......................................................................................... 16
6. Danube Strategy Point ................................................................................. 16
7. Brüsseler Donaunetzwerk ............................................................................ 17
III. EU-Strategie für den Alpenraum (EUSALP) ......................................................... 17
1. EUSALP-Auftaktveranstaltung am 25. und 26. Januar 2016 in Brdo,
Slowenien ..................................................................................................... 17
2. Auftaktsitzung der Aktionsgruppen des Ziels „Gerechter Zugang zu
Beschäftigungsmöglichkeiten unter Nutzung der hohen Wettbewerbsfähigkeit
des Alpenraums“ am 26. März 2016 in Mailand, Italien ................................ 18
IV. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit ............................................................... 19
1. Frankreich .................................................................................................... 19
2. Oberrhein ..................................................................................................... 20
3. Internationale Bodensee Konferenz (IBK) .................................................... 21
V. Internationales ...................................................................................................... 23
1. Reise von Minister Friedrich nach Slowenien vom 20. - 22. Januar 2016 .... 23
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2. Einweihung des neuen Kirchplatzes in Sant`Anna di Stazzema durch
Staatsrätin Gisela Erler ................................................................................. 24
3. Schweiz ........................................................................................................ 24
VI. Entwicklungspolitik ................................................................................................ 26
1. Messe Fair Handeln ..................................................................................... 26
2. Förderung entwicklungspolitischer Inlandsarbeit .......................................... 27
3. Zwischenbilanz des REZ zur Umsetzung der Entwicklungspolitischen
Leitlinien ....................................................................................................... 27
VII. Europafähigkeit und europapolitische Kommunikation ......................................... 28
1. Neujahrsempfang der Europaverbände........................................................ 28
2. Projektzuschüsse zur Förderung des europäischen Gedankens ................. 28
VIII.Landesvertretung Berlin ........................................................................................ 29
IX. Landesvertretung Brüssel ..................................................................................... 29
1. Migration ....................................................................................................... 31
2. Digitalisierung/Forschung/Schlüsseltechnologie/Energie ............................. 31
3. Schweiz/Alpenraum und Donau ................................................................... 32
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A. Einleitung
Mit dem vorliegenden Bericht werden die aktuellen europapolitischen Themen aus
dem Arbeitsbereich des Staatsministeriums im Berichtszeitraum 1. Januar 2016 bis
31. März 2016 vorgestellt.
Im Berichtszeitraum war die europaweite Flüchtlings- und Migrationskrise weiterhin
von drängender Aktualität. Der am 17./18. März 2016 beschlossene EU-Türkei-Plan
könnte sich als ein Ansatz für ein koordinierteres Handeln der EU-Mitgliedsstaaten
erweisen. Zugleich kann die EU auf diese Weise Zeit gewinnen, um zu einer über-
fälligen echten europäischen Lösung zu gelangen. Bei einer anderen wichtigen eu-
ropapolitischen Frage konnte auf dem Europäischen Rat am 19. Februar 2016 eine
Einigung der EU-Mitgliedstaaten erzielt werden. Das Vereinigte Königreich verstän-
digte sich mit den anderen EU-Mitgliedstaaten auf ein umfassendes Reformpaket,
das die britische Bevölkerung davon überzeugen soll, beim Referendum am 23. Ju-
ni 2016 für den Verbleib Großbritanniens in der EU zu stimmen. Überschattet wurde
Europa von den islamistischen Terroranschlägen am 22. März 2016 in Brüssel.
B. Schwerpunktthemen
I. Aktuelles: EU-Flüchtlingspolitik, Großbritannien, EFSI, TTIP-Beirat
1. EU-Flüchtlingspolitik
Auf EU-Ebene wurde im Berichtszeitraum weiter an Lösungen der europa-
weiten Flüchtlings- und Migrationskrise gearbeitet.
Der Rat einigte sich nach längeren Debatten am 3. Februar 2016 endlich
über die konkrete Umsetzung der sog. „Türkei-Fazilität“ in Höhe von 3 Mrd.
Euro, die bereits auf dem EU-Türkei-Gipfel am 29. November 2015 verein-
bart worden war, aber wegen eines Vetos von Italien blockiert wurde. Der
deutsche Anteil beläuft sich auf 427,5 Mio. Euro (= 21,38%). Am 17. Februar
2016 fand die erste Sitzung des Lenkungsausschusses der Türkeifazilität
statt; zunächst sollen Projekte im Bereich Humanitäre Hilfe und Schulbildung
umgesetzt werden.
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Auf dem Europäischen Rat am 17./18. Februar 2016 wurden keine grundle-
genden Beschlüsse zum Thema Migration gefasst. Ein am Rande geplantes
Treffen der sog. „Koalition der Willigen“ mit der Türkei wurde aufgrund der
Anschläge in der Türkei kurzfristig abgesagt. Ein wichtiger Punkt des Gipfels
war die Frage, wie illegale Migration verringert werden kann. Bezüglich der
Westbalkanroute wurde ein Ende der "Politik des Durchwinkens" und der un-
koordinierten Maßnahmen entlang der Route gefordert. Zudem wurde fest-
gehalten, dass beim Aufbau und Betrieb der sog. „Hotspots“ in Griechenland
und Italien noch viel zu tun sei, um eine 100%-ige Identitätsfeststellung und
Registrierung bei allen Einreisen sicherzustellen. Asylsuchende hätten kein
Recht darauf, den Mitgliedstaat, in dem sie Asyl beantragen wollen, frei zu
wählen. Die Staats- und Regierungschefs verständigten sich darauf, dass die
vollständige und rasche Umsetzung des Aktionsplans EU-Türkei ein vorran-
giges Ziel bleibt, um die Migrationsströme einzudämmen und gegen die
Menschenhändler- und Schleusernetze vorzugehen.
Auf Druck Deutschlands fand am 7. März 2016 ein Sondertreffen der 28
Staats- und Regierungschefs der EU mit der Türkei statt. Die Türkei unter-
breitete auf dem Gipfel neue Vorschläge zur Bewältigung der Migrationskri-
se. Im Kern sahen diese vor, dass die Türkei ihre Grenze zu Griechenland
weitgehend schließen und sämtliche illegale Migranten aus Griechenland zu-
rücknehmen würde, wenn die EU zu Gegenleistungen bei Visaliberalisierung
und Beitrittsverhandlungen bereit wäre. Die Staats- und Regierungschefs
fassten am 7. März 2016 noch keine Beschlüsse, verständigten sich aber,
auf eine Einigung hinzuarbeiten. In der Abschlusserklärung des Sondertref-
fens wurde festgehalten, dass „bei den irregulären Migrationsströmen ent-
lang der Westbalkanroute nun das Ende erreicht (ist)“. Direkt im Anschluss
an das Gipfeltreffen setzte Slowenien mit der Schließung seiner Grenze zu
Kroatien eine Kettenreaktion in Gang; in der Folge schlossen auch Kroatien,
Serbien und Mazedonien jeweils ihre Grenzen. Seitdem steckten immer
mehr Flüchtlinge an der griechisch-mazedonischen Grenze fest.
Auf dem Europäischen Rat am 17./18. März 2016 einigten sich die 28 EU-
Staats- und Regierungschefs mit der Türkei, die irreguläre Migration aus der
Türkei in die EU zu beenden. Sie verständigten sich darauf, alle neuen irre-
gulären Migranten, die ab dem 20. März 2016 von der Türkei auf die griechi-
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schen Inseln gelangen, in die Türkei zurückzuführen. Hierbei würden das
EU-Recht und das Völkerrecht uneingeschränkt gewahrt, so dass jegliche Art
von Kollektivausweisung ausgeschlossen sei. Alle Migranten würden nach
den einschlägigen internationalen Standards und in Bezug auf den Grund-
satz der Nichtzurückweisung geschützt. Auf den griechischen Inseln ankom-
mende Migranten würden ordnungsgemäß registriert, und alle Asylanträge
von den griechischen Behörden gemäß der EU-Asylverfahrensrichtlinie auf
Einzelfallbasis bearbeitet, in Zusammenarbeit mit dem UNHCR. Migranten,
die kein Asyl beantragen bzw. deren Antrag als unzulässig oder unbegründet
abgelehnt wird, werden in die Türkei rückgeführt. Die EU-Türkei-Erklärung
sieht die Präsenz türkischer Beamter auf den griechischen Inseln sowie grie-
chischer Beamter in der Türkei vor, um die Verbindungsarbeit sicherzustel-
len. Mit den Rückführungen in die Türkei wurde erstmals am 4. April 2016
begonnen.
Für jeden in die Türkei von den griechischen Inseln rückgeführten Syrer soll
ein anderer Syrer aus der Türkei in der EU neu angesiedelt werden, wobei
die UN-Kriterien der Schutzbedürftigkeit berücksichtigt werden. Vorrang er-
halten Migranten, die vorher noch nicht irregulär in die EU eingereist sind und
dies auch nicht versucht haben. Diese Neuansiedlung wird zunächst bis zu
einer Größenordnung von 72.000 Personen durchgeführt und erfolgt auf EU-
Seite unter Berücksichtigung der Verpflichtungen, die die Mitgliedstaaten be-
reits im Rahmen der Neuansiedlungs- bzw. Umverteilungsbeschlüsse einge-
gangen sind: Aus dem Umsiedlungsprogramm für Syrer vom 22. Juli 2015
stehen noch 18.000 Plätze zur Verfügung, aus dem Umverteilungsbeschluss
vom 22. September 2015 sind noch die 54.000 Plätze offen, um die ur-
sprünglich Ungarn entlastet werden sollte. Sobald die irreguläre Migration
beendet oder zumindest erheblich und nachhaltig zurückgegangen ist, soll
auf freiwilliger Basis das humanitäre Aufnahmeprogramm (von Syrern aus
der Türkei) aktiviert werden.
Im Gegenzug erhält die Türkei folgende Zusagen von Seiten der EU: Der
Fahrplan zur Visaliberalisierung soll beschleunigt werden, damit die Visum-
pflicht für türkische Staatsangehörige spätestens Ende Juni 2016 aufgeho-
ben werden kann, sofern alle Benchmarks erfüllt wurden. Die Türkei wird im
Hinblick darauf die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die verbleiben-
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den Anforderungen zu erfüllen. Zudem soll der Beitrittsprozess neu belebt
und noch in diesem Halbjahr das Kapitel 33 (Finanz- und Haushaltsbestim-
mungen) eröffnet werden. Dagegen wollte Zypern der Eröffnung weiterer von
der Türkei geforderter Kapitel nicht zustimmen; die Vorbereitung zur Eröff-
nung anderer Kapitel soll jedoch beschleunigt fortgesetzt werden. Die Aus-
zahlung der Türkeifazilität (3 Mrd. Euro) soll beschleunigt werden. Sobald
diese Mittel nahezu ausgeschöpft sind, wird die EU zusätzliche Mittel i. H. v.
bis zu weiteren 3 Mrd. Euro bis Ende 2018 mobilisieren.
Die Kommission hat am 2. März 2016 einen EU-Nachtragshaushalt vorge-
schlagen, der für Staaten wie Griechenland bis 2018 eine neue sog. „EU-
Nothilfe“ in Höhe von insgesamt 700 Mio. Euro zur Bewältigung der Flücht-
lingskrise vorsieht. Der Rat hat dem Vorschlag am 15. März 2016 bereits zu-
gestimmt.
Die Umsetzung der Umverteilungsbeschlüsse vom September 2015 kam im
Berichtszeitraum etwas zügiger voran: Bisher (Stand 8. April 2016) wurden
aus Italien 530 und aus Griechenland 581 Personen in andere Mitgliedstaa-
ten umverteilt. Kommissionspräsident Juncker hat anlässlich des Europäi-
schen Rates am 17./18. März 2016 als Zielgröße ausgegeben, monatlich
6.000 Flüchtlinge aus Griechenland umzusiedeln.
Bewertung
Das türkische Angebot vom 7. März 2016 hatte viele rechtliche, praktische
und politische Fragen aufgeworfen. Die EU-Türkei-Erklärung vom 18. März
2016 enthält einige Präzisierungen (z. B. Einhaltung der EU-Asylver-
fahrensrichtlinie durch Griechenland; Einhaltung Grundsatz der Nicht-
zurückweisung, Einzelfallprüfung und Anfechtungsmöglichkeit). Die Kommis-
sion hält sowohl in Griechenland als auch in der Türkei Änderungen des na-
tionalen Rechts für erforderlich. So muss Griechenland die Türkei als „siche-
ren Drittstaat“ einstufen. Die Türkei muss im Gegenzug sicherstellen, dass
alle Flüchtlinge, die internationalen Schutz benötigen, Zugang zu wirksamen
Asylverfahren erhalten. Dies ist ein Problem, da die Türkei dies bislang nur
auf Flüchtlinge aus Europa anwendete. Darüber hinaus müssen Griechen-
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land und die Türkei Eilverfahren einführen und die Hotspots so angepasst
werden, dass Rückübernahme- und Asylbüros eingerichtet werden können.
Auf Griechenland und die EU kommt nun laut Kommissionspräsident Juncker
eine „Herkulesaufgabe“ zu. Fraglich scheint, ob Griechenland innerhalb kur-
zer Zeit praktisch in der Lage wäre, große Zahlen an Flüchtlingen in einem
geordneten Verfahren in die Türkei zurückzuführen. Dasselbe gilt umgekehrt
auch für die Auswahl der Kontingentflüchtlinge, die normalerweise von UN-
HCR und EU in einem längeren Verfahren ausgewählt werden. Wichtig ist in
jedem Fall, dass Griechenland von den EU-Agenturen und den anderen Mit-
gliedstaaten umfänglich mit Personal, Geld und Sachmitteln unterstützt wird.
Deutschland und Frankreich haben bereits zugesagt, jeweils 100 Asylexper-
ten und 200 Polizeibeamte beizusteuern. Insgesamt wird der Bedarf auf etwa
4.000 Mitarbeiter aus Mitgliedstaaten und der EU geschätzt. Die Kommission
hat als Koordinator der EU zwischenzeitlich Herrn Maarten Verwey ernannt,
den bisherigen Generaldirektor des KOM-Dienstes zur Unterstützung von
Strukturreformen in Griechenland.
Die Abschaffung der Visa-Pflicht wurde der Türkei schon im EU-Türkei-
Aktionsplan vom 29. November 2015 für Oktober 2016 in Aussicht gestellt.
Die Türkei ist der einzige Beitrittskandidat, bei dem die Visumspflicht noch
nicht abgeschafft wurde. Allerdings ist der Zeitplan sehr ambitioniert, denn
die Visaliberalisierung steht explizit unter der Bedingung, dass die Türkei alle
72 Benchmarks erfüllt. Hintergrund ist, dass es für die Türkei bei der Visafra-
ge keine Sonderbehandlung gegenüber Georgien und der Ukraine geben
soll. Die Türkei wird die restlichen Benchmarks in der Kürze der Zeit tech-
nisch (Bsp. biometrische Pässe) und rechtlich kaum erbringen können.
Hinsichtlich der Beitrittsverhandlungen konnte sich der Europäische Rat auf
die Eröffnung von Kapitel 33 noch in diesem Halbjahr einigen. Die innenpoli-
tische Lage in der Türkei gibt zunehmend Anlass zu Besorgnis. Allerdings
bieten Beitrittsverhandlungen die Chance, im Rahmen eines strukturierten
Prozesses Missstände - wie die Situation von Medien oder der Kurden - an-
zusprechen. Die EU hat allerdings einheitliche Bedingungen aufgestellt, die
vor der Eröffnung von Verhandlungskapiteln erfüllt sein müssen. Diese Re-
geln dürfen nicht aufgeweicht werden.
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Der EU-Türkei-Plan kann ein Ansatz sein zu koordinierterem Handeln der
EU-Mitgliedstaaten und eine Chance auf Erhalt bzw. Rückkehr zum Schen-
genraum ohne Binnengrenzkontrollen. Die sog. Praxis des Durchwinkens auf
der Westbalkanroute hatte sich nicht bewährt. Langfristig braucht es nach
Ansicht der Landesregierung aber eine echte europäische Lösung (substan-
tielle legale Flüchtlingskontingente, Reform Dublin-Verordnung, Verteilquote,
einheitliche Aufnahmestandards), da damit zu rechnen ist, dass sich die
Flüchtlingsrouten verlagern werden. Durch die Vereinbarung mit der Türkei
kann die EU Zeit gewinnen, um das EU-Asylsystem besser aufzustellen.
2. Großbritannien
Vor dem Hintergrund des für den 23. Juni 2016 geplanten Referendums über
den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU haben sich die im Euro-
päischen Rat vereinigten Staats- und Regierungschefs am 19. Februar 2016
in zähen Verhandlungen auf mehrere Reformen der EU verständigt. Die mit
Großbritannien erzielte Einigung entspricht im Wesentlichen den von Premi-
erminister Cameron vertretenen Reformforderungen. Sie umfasst vier Berei-
che: Regelungen zum Verhältnis zwischen Euro- und Nicht-Eurostaaten,
Stärkung nationaler Souveränität, Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in
der EU und Sozialleistungen für EU-Ausländer.
Der Beschluss der im Europäischen Rat vereinigten Staats- und Regierungs-
chefs über eine neue Regelung für das Vereinigte Königreich innerhalb der
EU ist zwischenstaatlicher Natur. Nach einem Rechtsgutachten des Rechts-
beraters des Europäischen Rates vom 8. Februar 2016 soll dieser Beschluss
die EU-Verträge nicht ändern, im Einklang mit den EU-Verträgen und ande-
ren Teilen des Unionsrechts stehen und die institutionelle Autonomie der EU-
Organe achten. Gleichwohl wurde zugleich vereinbart, Teile der Vereinba-
rungen zur Wirtschafts- und Währungsunion und zu Souveränitätsfragen zu
einem späteren Zeitpunkt in die Verträge zu übernehmen. Sofern Änderun-
gen des Sekundärrechts vorgesehen sind, wurde in dem Beschluss lediglich
angekündigt, dass die Kommission entsprechende Vorschläge vorlegen wird.
Die Vereinbarung sowie die Begleiterklärungen des Europäischen Rates und
der Kommission werden nur und erst dann wirksam, wenn sich Großbritanni-
en im Referendum für den Verbleib in der EU entscheidet.
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Premierminister Cameron lobte die Einigung („Das Beste aus zwei Welten“)
und erklärte, er werde sich nun „mit Herz und Seele“ für einen Verbleib von
Großbritannien in der EU einsetzen. Der Wahlkampf um den Ausgang des
Referendums („Brexit“ versus „Bremain“) ist derzeit im Gange. Der Ausgang
der Abstimmung ist weiterhin nicht vorhersagbar.
Zu den vereinbarten EU-Reformen im Einzelnen:
Wirtschaftspolitische Steuerung
Es wird ein neuer Mechanismus eingeführt, der für Abstimmungen im Rat mit
qualifizierter Mehrheit über legislative Maßnahmen im Bereich der wirt-
schaftspolitischen Steuerung vorsieht, dass ein stimmberechtigter Nicht-
Euro-Staat begründete Einwände erheben kann, die sodann im Rat mit dem
Ziel einer einvernehmlichen Lösung zu diskutieren sind. Dieses Verfahren
bietet eine Möglichkeit zur Verzögerung, aber kein Vetorecht. Darüber hinaus
wurden verschiedene Klarstellungen vereinbart (keine ungerechtfertigte Un-
gleichbehandlung wegen Währungszugehörigkeit, keine Verpflichtung Groß-
britanniens zur Einführung des Euro, Bankenregulierung nur für Kreditinstitu-
te, die entweder ihre Niederlassung in einem Euro-Mitgliedstaat haben oder
eine Kooperationsvereinbarung mit der EZB getroffen haben, keine Mithaf-
tung der Nicht-Euro-Mitgliedstaaten für Maßnahmen zur Wahrung der Fi-
nanzstabilität im Euro-Währungsgebiet, Koordinierung der Wirtschaftspolitik
im Rat).
Wettbewerbsfähigkeit
Verstärkte Bemühungen um mehr Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere im
Bereich Energie und digitaler Binnenmarkt, bessere Rechtssetzung zur Ent-
lastung insbesondere der KMU von unnötiger Bürokratie, aktive und ehrgei-
zige EU-Außenhandelspolitik.
Souveränität
Es wurde anerkannt, dass der Grundsatz der „immer engeren Union“ nicht
für das Vereinigte Königreich gilt. Diese Ausnahme soll bei nächster Gele-
genheit auch in die Verträge eingefügt werden. Das Subsidiaritätsprinzip soll
durch die Einführung einer „roten Karte“ für die nationalen Parlamente ge-
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stärkt werden. Wenn eine Anzahl nationaler Parlamente, die mehr als 55 %
der den nationalen Parlamenten zugewiesenen Stimmen entspricht, inner-
halb von 12 Wochen ab Übermittlung eines Gesetzentwurfs in begründeten
Stellungnahmen die Verletzung des Subsidiaritätsprinzips rügt, muss sich der
Rat mit diesen Stellungnahmen befassen. Der angegriffene Gesetzentwurf
wird durch die Vertreter der Mitgliedstaaten im Rat nicht weiter geprüft, es sei
denn er wird dahin gehend geändert, dass den Bedenken der nationalen Par-
lamente Rechnung getragen wird. Des Weiteren wurde bekräftigt, dass sich
das Vereinigte Königreich nicht an Maßnahmen über den Raum der Freiheit,
der Sicherheit und des Rechts beteiligen muss. Schließlich enthält die Ver-
einbarung ein Bekenntnis zum Subsidiaritäts- und Verhältnismäßigkeitsprin-
zip.
Sozialleistungen und Freizügigkeit
Im Hinblick auf Sozialleistungen für EU-Ausländer wurde folgender Notfall-
mechanismus vereinbart („Notbremse“): Bei einer Überforderung seines Sys-
tems der sozialen Sicherung infolge anhaltender Zuwanderung in außerge-
wöhnlich hohem Maß kann jeder Mitgliedstaat bei der Kommission die Prü-
fung der Voraussetzungen für eine sodann vom Rat zu erteilende Ermächti-
gung beantragen, nach der der betreffende Mitgliedstaat für neu ankommen-
de EU-Arbeitnehmer nicht beitragsfinanzierte Lohnergänzungsleistungen für
die ersten vier Jahre ab Aufnahme der Tätigkeit degressiv beschränken darf
(Änderung der VO (EU) Nr. 492/2011 des Europäischen Parlaments und des
Rates über die Freizügigkeit der Arbeitnehmer innerhalb der Union). Die Er-
mächtigung des Rates ist auf sieben Jahre befristet und kann nicht verlängert
werden. Für das Vereinigte Königreich hat die Kommission bereits aner-
kannt, dass derzeit die Notbremsen-Voraussetzungen vorliegen. Darüber
hinaus wird allen Mitgliedstaaten die Möglichkeit eingeräumt, die Höhe der
Kindergeldleistungen ins EU-Ausland an die Lebenshaltungskosten am Auf-
enthaltsort des Kindes anzupassen (Änderung der VO (EG) Nr. 883/2004
des Europäischen Parlaments und des Rates zur Koordinierung der Systeme
der sozialen Sicherung). Dies soll zunächst nur für neue Anträge gelten, ab
dem Jahr 2020 auch für bestehende Ansprüche.
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Bewertung
Die Einigung zwischen dem Vereinigten Königreich und den anderen EU-
Mitgliedstaaten nimmt sämtliche britischen Forderungen auf und kommt dem
Vereinigten Königreich weit entgegen. Neben zahlreichen Bestätigungen des
schon bisher bestehenden britischen Sonderstatus‘ enthält sie auch substan-
tielle Reformen. Mit Blick auf die vier Reformkörbe ist das Thema Wettbe-
werbsfähigkeit am unproblematischsten. Bessere Rechtssetzung und weni-
ger bürokratische Belastungen der Unternehmen liegen auch im baden-
württembergischen Interesse. Bei der wirtschaftspolitischen Steuerung war
es wichtig, dass es auch künftig kein Vetorecht der Nicht-Eurostaaten gegen
Maßnahmen der Eurostaaten geben wird. Während der „Befreiung“ des Ver-
einigten Königreichs aus dem Weg hin zu einer „immer engeren Union“ ins-
besondere symbolische Bedeutung zukommt, bedeutet die Einführung der
„roten Karte“ für die nationalen Parlamente eine deutliche Stärkung der nati-
onalen und der parlamentarischen Ebene. In gleichem Maße bedeutet dies
aber die Schwächung der europäischen Ebene, die gerade in Krisenzeiten
eine Stärkung braucht, um europäische Lösungen zu liefern. Die Indexierung
des Kindergelds erscheint nachvollziehbar und sinnvoll. Die Notbremsenre-
gelung für Lohnergänzungsleistungen dürfte aufgrund der konkreten Ausge-
staltung (gilt nur für nicht-beitragsfinanzierte Leistungen) speziell auf das
Vereinigte Königreich zugeschnitten sein. Die Vereinbarkeit der „Notbremse“
mit dem Diskriminierungsverbot des EU-Primärrechts erscheint zumindest
nicht zweifelsfrei.
Ob die vereinbarten Reformen umgesetzt werden, hängt nun vom Ausgang
des britischen Referendums am 23. Juni 2016 ab. Aus Sicht der Landesre-
gierung wäre ein Verbleib Großbritanniens in der EU wichtig für den europäi-
schen Integrationsprozess und auch für die Stabilität der EU insgesamt.
3. Europäischer Fonds für strategische Investitionen (EFSI)
In Zusammenarbeit mit der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland
fand am 1. Februar 2016 im Staatsministerium ein regionaler Workshop zur
EU-Investitionsinitiative für die Länder Baden-Württemberg, Bayern und Thü-
ringen statt. Zielgruppe waren Vertreter von Ministerien sowie Landesban-
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ken/Förderbanken. Die Referenten aus Europäischer Kommission und Euro-
päischer Investitionsbank (EIB) erläuterten den EU-Fonds für strategische
Investitionen (EFSI) und schilderten erste genehmigte Projekte. Der EU-
Investitionsfonds ist seit 1. Juli 2015 operativ, EFSI-Projekte können bis 2020
unterzeichnet werden (vgl. zum EFSI bereits den europapolitischen Bericht
der Landesregierung 1/2015 sowie die Landtagsunterrichtung vom 13. Feb-
ruar 2015, Drs. 15/6497).
Der EFSI ist nach Einschätzung der Referenten wegen der zeitlichen Be-
grenzung kaum geeignet für neu zu entwickelnde Projekte, sondern eher für
weitgehend durchgeplante Projekte, für die eine (Rest-) Finanzierung fehlt.
EFSI-Projekte sollten i. d. R. eine Mindestgröße von 25 Mio. Euro (Gesamt-
Investment Kosten) haben, was der üblichen Mindestgröße von EIB-
Projekten entspricht. Es empfehle sich daher, kleinere Projekte zum selben
Thema zu einer sog. "Projektplattform" zusammenzufassen; so wäre etwa
ein Zusammenschluss von Kommunen bei mehreren kleineren Breitbandpro-
jekten denkbar. Das Kriterium der „Zusätzlichkeit“ verlangt risikoreichere Pro-
jekte. Dies ist bei höherem technischen Risiko (Bsp. Offshore-Windanlagen),
langer Projektlaufzeit oder niedrigerem Rating der Projektpartner gegeben;
bei Landesbehörden ist dies dagegen kaum denkbar, ggfs. bei Kommunen
oder Kommunalbetrieben.
Größte Hindernisse für eine EFSI-Nutzung für Baden-Württemberg bleiben
das Kriterium der Zusätzlichkeit sowie im Bereich Forschung & Entwicklung,
dass Universitäten keine Kredite aufnehmen dürfen.
Am 31. März 2016 wurde bekannt, dass mit der Heidelberger Druckmaschi-
nen AG erstmals ein großes Unternehmen aus Deutschland vom EFSI profi-
tiert. Die EIB stellt dem Unternehmen ein in Tranchen abrufbares EFSI-
Förderdarlehen von 100 Mio. Euro zur Verfügung für ein F&E-Programm mit
Schwerpunkt Digitalisierung, Software-Integration und Ausbau des Digital-
druckportfolios. Die Laufzeit beträgt jeweils sieben Jahre. Das EFSI-Darlehen
rundet mit seinem langfristigen Fokus bis 2024 den Finanzierungsmix des
Unternehmens ab.
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4. TTIP-Beirat
Am 11. Januar 2016 fand die zweite Sitzung des TTIP-Beirats der Landesre-
gierung unter Vorsitz von Minister Friedrich im Zentrum für Kunst und Medi-
entechnologie ZKM in Karlsruhe statt. Die für die TTIP-Verhandlungen zu-
ständige EU-Kommissarin Cecilia Malmström berichtete den Beirätinnen und
Beiräten aus erster Hand über den aktuellen Verhandlungsstand. Vor rund
80 Zuhörerinnen und Zuhörern stellte sich die Kommissarin auch den zahl-
reichen Fragen des TTIP-Beirats. Die Beiratsmitglieder nutzten dabei auch
die Gelegenheit, spezifische Landesinteressen gegenüber Frau Malmström
zu artikulieren. Schwerpunktthema der zweiten Sitzung war der Bereich der
öffentlichen Daseinsvorsorge mit impulsgebenden Expertenvorträgen (Dr.
Hans-Jürgen Blinn, Beauftragter des Bundesrats im Handelspolitischen Aus-
schuss für Bildungs- und Kulturdienstleistungen, und Gudrun Heute-Bluhm,
geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetages Baden-
Württemberg). Der Schwerpunkt der öffentlichen Daseinsvorsorge war be-
wusst gewählt worden, weil dieses Thema alle Bürgerinnen und Bürger im
Land betrifft. Die Beratungen im Beirat zeichneten sich erneut durch einen
konstruktiven Austausch zwischen den verschiedenen Interessengruppen
und der Landesregierung, aber auch der Beiräte untereinander, aus. Damit
hat sich die Arbeit im Beirat zu einem Vorbild für einen kontroversen, aber
fairen Umgang von TTIP-Befürwortern und TTIP-Gegnern entwickelt.
Bei der nächsten Sitzung des TTIP-Beirats am 19. April 2016 im Haus der
Wirtschaft in Stuttgart werden die wirtschaftlichen Auswirkungen von TTIP in
Baden-Württemberg, aber auch auf Entwicklungs- und Schwellenländer im
Mittelpunkt stehen. Alle Beratungen des TTIP-Beirats sind öffentlich. Voll-
ständige Aufzeichnungen der Sitzungen sind auf der TTIP-Website des
Staatsministeriums online einsehbar.
Mit Schreiben vom 22. Januar 2016 hat Minister Friedrich den Landtag um-
fassend über die Arbeit des TTIP-Beirats informiert.
Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 8112
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II. EU-Strategie für den Donauraum (EUSDR)
1. Sitzung der Nationalen Koordinatoren am 7. März in Bratislava, Slowa-kei
Am 7. März 2016 trafen sich die Nationalen Koordinatoren (NCs) der an der
EUSDR beteiligten Länder zur zweiten Sitzung unter slowakischem Vorsitz.
Ein wichtiges Thema war die künftige Zusammenarbeit zwischen der EUSDR
und dem Interreg V B Donauraumprogramm (DTP). Die NCs verabschiede-
ten ein Dokument mit übergeordneten Governancemechanismen und kon-
kreten Verfahren der Zusammenarbeit, das dem Begleitausschuss des DTP
vorgelegt und von diesem ebenfalls verabschiedet wurde. Auf Initiative Ba-
den-Württembergs wurde bereits 2015 vereinbart, dass das Gemeinsame
Sekretariat des DTP an den Sitzungen der NCs teilnimmt und im Gegenzug
der in der LV Brüssel angesiedelte Danube Strategy Point (DSP) beratendes
Mitglied im Begleitausschuss des DTP ist.
2. Ergebnisse der ersten Stufe des ersten Aufrufs des Interreg B Pro-gramms für den Donauraum
Am 21. und 22. März 2016 fand in Sarajevo die 2. Sitzung des Begleitaus-
schusses (Monitoring Committee) des Interreg V B Donauraumprogramms
statt. Im Rahmen dieser Sitzung wurde entschieden, welche der fast 500
Projektanträge eine Zulassung zur zweiten Stufe der Ausschreibung erhal-
ten. 11 der 17 baden-württembergischen Antragsteller nahmen diese Hürde.
Mit einer Erfolgsquote von 65% liegt Baden-Württemberg damit an der Spitze
aller Donauländer.
Insgesamt waren 137 Partner aus Baden-Württemberg (v. a. aus Wirtschafts-
förderung, Landesagenturen, Universitäten, Kommunen, Verbänden und Be-
hörden) an Projektanträgen beteiligt, von denen es 50 in die zweite Stufe ge-
schafft haben.
Die meisten deutschen Anträge wurden im Rahmen der Prioritäten 1, 3 und 4
eingereicht: Stärkung von Forschung, technologischer Entwicklung und Inno-
vation; Nachhaltigkeit im Verkehr und Förderung von Energieeffizienz; Stär-
17
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kung der institutionellen Kapazitäten und der Effizienz öffentlicher Verwaltun-
gen.
Die Vollanträge müssen durch die Leadpartner bis zum 9. Mai 2016 bei der
Programmbehörde eingereicht werden. Die Entscheidung, welche Projekte
gefördert werden sollen, trifft der Begleitausschuss auf seiner nächsten Sit-
zung Ende September 2016.
3. Netzwerktreffen Zivilgesellschaft
Am 18. Februar 2016 fand in der Villa Reitzenstein das Netzwerktreffen Zivil-
gesellschaft der EUSDR statt. Dieses bringt überwiegend im sozialen Sektor
tätige Nichtregierungsorganisationen (NRO) mit dem Arbeitsschwerpunkt
Donauraum zusammen. Frau Staatsrätin Erler begrüßte die 35 Teilnehmen-
den mit dem Hinweis, dass das Engagement baden-württembergischer
NROs ein zentrales Thema für die Stabilisierung der südosteuropäischen
Länder entlang der Donau und der Balkanroute der kommenden Jahre ist.
Der Austausch erfolgte vornehmlich zu Einzelprojekten, Erfahrungen bei Ko-
operationen mit staatlichen Strukturen im Donauraum und zu Kofinanzie-
rungsmöglichkeiten für Kleinprojekte in der sozialen Arbeit. Die Stärkung der
Zivilgesellschaft ist einer der vier Schwerpunkte des Landes in der EUSDR.
Vornehmlich wird dabei an einer Verbesserung der institutionellen Kapazitä-
ten und einer Förderung von Netzwerken für Sozialprojekte aber auch in der
beruflichen Bildung im Sozialbereich gearbeitet.
4. Donausalon
Zum vierten Mal richtete die Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin
am 10. März 2016 den „Donausalon“ aus. Nachdem die vergangenen Veran-
staltungen gemeinsam mit Österreich, der Slowakei und Rumänien durchge-
führt worden waren, trat dieses Mal die Republik Serbien als Mitveranstalter
auf. Die von Frau Prof. Bos (Andrássy-Universität Budapest), Herrn Braun
(Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg), Frau Dr. Volic-Hellbusch
(Forum Serbien Deutschland) und Herrn Prof. Kühnle (Hochschule der Medi-
en) geführte Podiumsdiskussion galt dem Thema „Die EU-Strategie für den
Donauraum, die Identität und der Tourismus“.
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Neben vielen regionalen Attraktionen wurde auch eine Auswahl der Wander-
ausstellung „Projektraum Donau“ präsentiert. Für dieses Projekt kooperieren
das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, das Donauschwäbi-
sche Zentralmuseum, das Donaubüro in Ulm und das Ungarische Kulturinsti-
tut in Stuttgart. Weiterhin präsentierten sich die vom Staatsministerium ge-
förderten Projekte Landschaftspark Junge Donau, die Donau App Awards
und Creative Danube: places to see, places to be. Etwa 350 Gäste waren der
Einladung gefolgt, unter anderem auch der Staatsminister im Auswärtigen
Amt Michael Roth, die Vizeministerin für Tourismus aus Serbien sowie die
Botschafter von Serbien, Rumänien und Ungarn.
5. „Stuttgart Meeting of the International Roma Mother Centers Network“ am 15. Februar 2016
Am 15. Februar fand in Stuttgart das international besetzte Netzwerktreffen
der Mütterzentren für Romafrauen statt. Staatsrätin Erler und Minister Fried-
rich hielten Grußworte und nahmen an der Gruppendiskussion teil. Das Pro-
jekt des Vereins Mine e.V. basiert auf einem Vergleich bestehender Mütter-
zentren in Bulgarien, Serbien und Deutschland. Ziel ist es, die Mütterzentren
in Bulgarien zu revitalisieren, die Zusammenarbeit und die Vernetzung zwi-
schen der Roma-Bewegung und der Mütterzentrum-Bewegung zu fördern
und Unterstützung bei der Gründung und dem Aufbau der Mütterzentren in
Serbien zu leisten, um bessere und nachhaltigere Zukunftsperspektiven für
romastämmige Frauen und deren Familien zu ermöglichen.
Das Projekt läuft im Zeitraum vom Juni 2015 – August 2016 und hat vom
Staatsministerium eine Förderung in Höhe von 65.000 Euro erhalten. Mit
dem Treffen in Stuttgart sollte auch die Grundlage für die Weiterführung des
Projekts gelegt werden.
6. Danube Strategy Point
Der bei der Landesvertretung Brüssel angesiedelte Danube Strategy Point
(DSP), befasste sich im vergangenen Quartal vor allem mit der Abwicklung
der Finanzzuschüsse für die Arbeit der elf Schwerpunktbereiche einschließ-
lich der Unterstützung bei der Projektabwicklung. Eine weitere wichtige Auf-
gabe waren die Erarbeitung eines detaillierten Berichtswesens zur Schaffung
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wesentlicher Grundlagen für die Evaluation und das Monitoring der EUSDR-
Projekte, die Erstellung eines Konzeptes zur Definition von donauraumstra-
tegisch geeigneten Projekten sowie die Harmonisierung des Internetauftritts
der EUSDR-Schwerpunktbereiche. Damit hat der DSP wichtige Meilensteine
erreicht, um zur Verbesserung der Zusammenarbeit in der Strategie auf hori-
zontaler und vertikaler Ebene beizutragen. Auch ist man auf gutem Weg, zu
einer größeren Transparenz der Arbeit in der EUSDR beizutragen und
„Leuchtturm-Projekte“ herauszustellen und dadurch zu fördern.
Mit Workshops u. a. für die Koordinatoren der Schwerpunktbereiche, mit der
Teilnahme an Besprechungen und Konferenzen der EUSDR Akteure und
des Begleitausschusses für das Interreg Donauraumprogramm, sowie mit
der engen Abstimmung mit Vertretern der DG Regio konnte der DSP seine
Position in der Governance der Strategie stärken und ausbauen.
7. Brüsseler Donaunetzwerk
Das von der LV Brüssel seit vielen Jahren koordinierte „Brüsseler Donau-
netzwerk“ traf sich am 12. Februar 2016 auf Einladung des Ständigen Vertre-
ters der Slowakei, Botschafter Peter Javor ik, in den Räumen der slowaki-
schen EU-Vertretung. Die Slowakei hat im Oktober 2015 von Baden-
Württemberg den Vorsitz in der EUSDR übernommen. Vor ca. 40 Vertrete-
rinnen und Vertretern der Europäischen Kommission, Mitarbeitern von Euro-
paabgeordneten, Botschaften, Regionalbüros usw. hat die Slowakei ihre Ar-
beitsschwerpunkte für 2016 auch in den von der Slowakei mitbetreuten
Schwerpunktbereichen „Wasserqualität“ und „Wissensgesellschaft“ vorge-
stellt.
III. EU-Strategie für den Alpenraum (EUSALP)
1. EUSALP-Auftaktveranstaltung am 25. und 26. Januar 2016 in Brdo, Slowenien
Am 25. und 26. Januar 2016 fanden in Brdo, Slowenien die offizielle Auftakt-
veranstaltung der EU-Strategie für den Alpenraum sowie die konstituierende
Sitzung der Hauptversammlung (General Assembly), dem politischen Ent-
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scheidungsgremium der EUSALP, statt. Dabei wurde Slowenien für 2016
und Bayern für 2017 der Vorsitz der EUSALP übertragen. Eine Interessens-
bekundung für den Vorsitz 2018 gab Tirol ab. Weiterhin präsentierten sich
auf der Konferenz die Leiter der neun thematischen Aktionsgruppen, darun-
ter auch das MFW und die Regionalverwaltung Auvergne Rhône-Alpes, die
gemeinsam die Aktionsgruppe 2 „Steigerung des wirtschaftlichen Potenzials
strategischer Branchen“ leiten.
2. Auftaktsitzung der Aktionsgruppen des Ziels „Gerechter Zugang zu Be-schäftigungsmöglichkeiten unter Nutzung der hohen Wettbewerbsfä-higkeit des Alpenraums“ am 26. März 2016 in Mailand, Italien
Am 26. März 2016 veranstalteten die Aktionsgruppen 1, 2 und 3 der EUSALP
eine gemeinsame Auftaktveranstaltung in Mailand. Die drei Aktionsgruppen
arbeiten am gemeinsam ersten Ziel der EUSALP, das sich mit der Verbesse-
rung von Beschäftigungsmöglichkeiten und Wettbewerbsfähigkeit im Alpen-
raum befasst. Neben getrennten Sitzungen der einzelnen Gruppen fand eine
Plenumssitzung der Mitglieder aller Gruppen statt.
Die gemeinsam von Baden-Württemberg (MFW) und Auvergne Rhône-Alpes
geleitete Aktionsgruppe 2 „Steigerung des wirtschaftlichen Potenzials strate-
gischer Branchen“ beschloss, sich näher mit den Themen Bioökonomie,
Holzproduktion, Tourismus sowie regionalen Spezialisierungsstrategien zu
befassen. Dabei geht es insbesondere um die Ausweitung der Wertschöp-
fungsketten in diesen Branchen. Im nächsten Schritt sollen jeweils Konzepte
ausgearbeitet und in den beteiligten Ländern geprüft werden, bevor dann auf
dieser Basis konkrete Aktivitäten definiert werden. Die nächste Sitzung der
Aktionsgruppe 2 findet im Juni 2016 in Auvergne-Rhône-Alpes statt.
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IV. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
1. Frankreich
Territorialreform
Mit der Reduzierung der Zahl der französischen Regionen von 22 auf 13 ist
in Frankreich zum 1. Januar 2016 die dritte Etappe der Gebietsreform umge-
setzt worden.
In der neuen Großregion Elsass Champagne-Ardenne Lothringen an der
Grenze zu Baden-Württemberg ist am 4. Januar 2016 zum ersten Mal der
neu gewählte Regionalrat zusammengetreten. Die Mehrheit stellt dort das
Mitte-Rechts-Bündnis aus den Parteien „Les Républicains (LR)“, UDI und
Modem. Mit großer Mehrheit wurde Philippe Richert (LR) zum neuen Präsi-
denten der neuen Großregion gewählt; er war bereits Präsident in der bishe-
rigen Region Elsass.
Zudem haben 15 Vize-Präsidenten ihr Amt angetreten. Als erster Vize-
Präsident wird künftig Patrick Weiten für die territoriale und grenzüberschrei-
tende Kooperation zuständig sein. Gleichzeitig hat der Regionalrat am 4. Ja-
nuar die Vorsitzenden seiner 15 Ausschüsse gewählt. Vorsitzender des Aus-
schusses „Internationale und grenzüberschreitende Beziehungen“ ist
Frédéric Pfliegersdoerffer.
Auch in der Partnerregion Auvergne Rhône-Alpes trat am 4. Januar der neue
Regionalrat zusammen. Zum Präsident der Region wurde der Bürgermeister
von Puy-en-Velay, Laurent Wauquiez (LR), gewählt, dessen Mitte-Rechts-
Bündnis (LR, UDL, Modem) die Regionalwahl mit 40,6 % der Stimmen ge-
wann und eine Koalition mit der „Union der Demokraten und Unabhängigen“
sowie der Liste „Zentrum und Unabhängige“ führt. Die Zuständigkeit für die
Partnerschaft der „Vier Motoren für Europa“ liegt bei Präsident Wauquiez
selbst, unterstützt durch den für internationale Angelegenheiten delegierten
Abgeordneten Luis Giscard D’Estaing. Für die EU-Strategie für den Alpen-
raum ist der erste Vizepräsident für Finanzen, Verwaltung und grenzüber-
schreitende Zusammenarbeit, Etienne Blanc zuständig. Der Regionalrat hat
19 Ausschüsse gebildet. Dem Ausschuss für „Internationale Beziehungen
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und landwirtschaftliche Verträge“ sitzt der Abgeordnete Alain Marleix (LP)
vor.
2. Oberrhein
Baden-Württemberg übergibt Präsidentschaft in der Oberrheinkonfe-renz an Kanton Basel-Stadt
Zum Jahresbeginn hat das Regierungspräsidium Karlsruhe die Präsident-
schaft in der deutsch-französisch-schweizerischen Oberrheinkonferenz
(ORK) an den Kanton Basel-Stadt übergeben. Das Regierungspräsidium hat-
te im vergangenen Jahr für das Land Baden-Württemberg den Vorsitz inne
und kann auf ein erfolgreiches Arbeitsjahr 2015 zurückblicken. Vorange-
bracht wurden unter anderem das unter dem Dach der ORK initiierte Projekt
zur grenzüberschreitenden beruflichen Bildung „Erfolg ohne Grenzen“, das
als eines der ersten Interreg-Projekte der neuen Förderperiode genehmigt
wurde, eine trinationale Fachtagung zum Thema Mehrsprachigkeit, die im
Mai 2016 unter der aktuellen Präsidentschaft stattfinden wird sowie zahlrei-
che grenzüberschreitende Verkehrsprojekte, wie etwa ein grenzüberschrei-
tender Radweg bei Gamsheim oder die Schnellbusverbindung Breisach-
Colmar. Auch die verstärkte Zusammenarbeit mit dem Oberrheinrat konnte
durch den Beschluss einer einheitlichen Kommunikation-Strategie weiter
ausgebaut werden.
Die Schwerpunkte der Präsidentschaft des Kantons Basel-Stadt in diesem
Jahr liegen insbesondere in den Bereichen der Ressourcenschonung und
-sicherung, im Ausbau der Verkehrsinfrastruktur am Oberrhein wie etwa dem
Schienenanschluss des EuroAirports, in der Initiierung grenzüberschreiten-
der Gesundheitsnetzwerke sowie in der Ausweitung grenzüberschreitender
Kulturprojekte.
Die erste Präsidiumssitzung fand am 18. März 2016 in Basel statt.
Interreg V A Oberrhein
Am 17. März 2016 kam der Begleitausschuss des Programms Interreg V A
Oberrhein zu seiner 4. Sitzung zusammen. Der Ausschuss genehmigt die
Förderung von Projekten. An der Sitzung nahm erstmals Herr Regionalrat
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Frédéric Pfliegersdoerffer als neuer Vorsitzender der Arbeitsgruppe des Pro-
gramms teil, der die Nachfolge von Jean-Marie Belliard antritt.
Insgesamt wurden drei grenzüberschreitende Projekte mit einer Fördersum-
me von insgesamt rund 4,1 Mio. Euro aus dem Europäischen Fonds für Re-
gionale Entwicklung (EFRE) bewilligt. Für die drei neuen sowie die 18 bereits
Ende 2015 genehmigten Projekte wurde damit insgesamt bereits mehr als 28
Prozent der Gesamtmittel des Programms bereitgestellt. Nach der Sitzung
stehen damit noch rund 78,9 Mio. Euro der insgesamt ca. 109,7 Mio. Euro für
die Projektförderung bis 2020 zur Verfügung.
3. Internationale Bodensee Konferenz (IBK)
Bodenseeplattform Innovation 4.0:
Im Bereich Innovation 4.0 nahm Minister Friedrich am 15. Januar 2016 an
der IBK-Veranstaltung „Digitalisierung kennt keine Grenzen - Industrie 4.0.
für den Mittelstand“ teil. Die Veranstaltung bildete den Auftakt für eine Netz-
werk- und Servicestelle Innovation 4.0. Eine voraussichtlich bei der HTWG
Konstanz angesiedelte „Servicestelle Innovation 4.0“ soll unter Mitwirkung al-
ler IBK-Parteien einen zentralen Knotenpunkt für die Koordination der Aktivi-
täten und Fragen von kleinen und mittelständigen Unternehmen im Bereich
Digitalisierung, Innovation und Industrie 4.0 in der Region bilden. Das grenz-
überschreitende Projekt soll die Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft
weiter vorantreiben und bereits vorhandene Kompetenzen zum Thema Digi-
talisierung bündeln. Ein erstes Treffen der Plattform fand am 17. Februar
2016 in Konstanz statt. Ein Antrag auf Förderung wurde von der HTWG Kon-
stanz beim Staatsministerium eingereicht und wird derzeit geprüft.
IBK Delegationsreise nach Brüssel
Ein Höhepunkt des baden-württembergischen Vorsitzes der IBK war die De-
legationsreise am 25. Januar 2016, in deren Rahmen sich die IBK-Regie-
rungschefs erstmals gemeinsam als grenzüberschreitende Bodensee-
region präsentierten. Die Delegation sprach in Brüssel mit führenden Vertre-
tern des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD) und der EU-Kommission
(u. a. EU-Kommissar Oettinger, Stv. EAD-Generalsekretär Leffler). Der
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Schwerpunkt der Gespräche lag auf den Auswirkungen der schweizerischen
Masseneinwanderungsinitiative für die Bodenseeregion, von der fast 60 000
baden-württembergische Grenzgänger betroffen sind. Darüber hinaus wurde
über die Themen Digitalisierung, die Bedeutung des europäischen Förder-
programms Interreg für die Bodenseeregion sowie die Verschärfung der Um-
weltqualitätsnormen für prioritäre Stoffe im Rahmen der EG-Wasser-
rahmenrichtlinie gesprochen.
Projekt Europakonzil
Ebenfalls im Rahmen einer Delegationsreise stellten Jugendliche aus der
Bodenseeregion am 2. Februar in Straßburg dem Präsidenten des Europäi-
schen Parlaments Martin Schulz die Forderungen des Europakonzils vom
November 2015 in Konstanz zu Toleranz, Migration und Integration vor.
Schulz zeigte sich beeindruckt vom Engagement der Jugendlichen und be-
zeichnete das Europakonzil am Bodensee als einen Modellprozess für ganz
Europa.
Sitzung des IBK-Trios am 5. Februar 2016
Der Kanton Zürich hat im Jahr 2016 von Baden-Württemberg den Vorsitz in
der IBK übernommen. Ein erstes Treffen auf Ebene der leitenden Beamten
fand am 5. Februar in Zürich statt. Gegenstand des Gesprächs war das Jah-
resprogramm der IBK für 2016 sowie aktuelle Fragestellungen der Boden-
seeregion.
Strategieklausur und Sitzung des Ständigen Ausschusses der IBK am 16. - 17. März 2016
Ein Schwerpunkt des Jahres wird auf der Umsetzung des im baden-
württembergischen Vorsitzjahr initiierten Strategieprozesses zur Weiterent-
wicklung der Ziele und Schwerpunkte der IBK für die internationale Boden-
seeregion liegen. Im Rahmen einer Strategieklausur des Erweiterten Ständi-
gen Ausschusses der IBK wurden am 16. März 2016 erste Eckpunkte und
operative Vorgaben des Strategieprozesses erarbeitet. Auf der ersten Sit-
zung des Ständigen Ausschusses am 17. März 2016 wurde das Verfahren
zur strategischen Weiterentwicklung der IBK beschlossen, dessen Detailkon-
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zept den Regierungschefs zum Strategiegespräch am 1. Juli vorgelegt wer-
den soll. Auch die Teilnahme der IBK an der Stallwächterparty in der Lan-
desvertretung Baden-Württemberg wurde auf der Sitzung beschlossen.
V. Internationales
1. Reise von Minister Friedrich nach Slowenien vom 20. - 22. Januar 2016
Im Mittelpunkt der Reise von Europaminister Friedrich nach Slowenien stand
der Ausbau der Kooperationen im Bereich der Wirtschaft, der beruflichen Bil-
dung und bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise sowie im Rahmen der EU-
Strategien für den Donauraum und den Alpenraum. Die Reise knüpfte an den
Besuch des slowenischen Staatspräsidenten Pahor im vergangenen Jahr an.
Minister Friedrich besuchte u. a. in Brežice ein Flüchtlingsaufnahmezentrum
und traf mit dorthin entsandten Bundespolizisten zusammen. Er traf sich zu
Gesprächen mit dem Unternehmensvorstand des Automobilzulieferer-
Unternehmens Mahle-Letrika und besucht anschließend das Ausbildungs-
zentrum von Mahle-Letrika. Mahle hat die Aktienmehrheit von Letrika im Zu-
ge einer Privatisierung in Slowenien übernommen. Politische Gespräche
führte der Minister insbesondere mit Staatspräsident Borut Pahor, der
Staatssekretärin im Außenministerium, Dragoljuba Ben ina, dem Staatssek-
retär im Innenministerium, Boštjan Šefic, dem Staatssekretär für auswärtige
und europäische Angelegenheiten beim Premierminister, Janez Lenar i ,
dem Staatssekretär im Ministerium für Entwicklung, strategische Projekte
und Kohäsion, Matjaž Župan i , und dem Staatssekretär des Ministeriums
für wirtschaftliche Entwicklung und Technologie, Aleš Cantarutti.
Auf seiner Reise wurde Minister Friedrich unter anderem begleitet von den
Abgeordneten des Landtags von Baden-Württemberg Rita Haller-Haid und
Matthias Pröfrock, dem Staatssekretär a. D. im Bundesministerium für wirt-
schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Hans-Peter Repnik, dem Minis-
terialdirektor aus dem Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Guido Reb-
stock sowie einer Unternehmerdelegation von Baden-Württemberg Internati-
onal.
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2. Einweihung des neuen Kirchplatzes in Sant`Anna di Stazzema durch Staatsrätin Gisela Erler
Staatsrätin Erler weihte am 30. Januar 2016 den neu gestalteten Kirchplatz
im italienischen Sant‘Anna di Stazzema ein und gedachte dabei der 560
Menschen, die am 1944 in dem Ort ermordet wurden.
Sant’Anna di Stazzema wurde am 12. August 1944 von mehreren Kompa-
nien der Waffen-SS umzingelt, die im Dorf mit etwa 300 Einwohnern und
mehreren hundert Flüchtlingen die Zivilisten zusammen trieben und töteten.
Der Kirchplatz war dabei der zentrale Ort des Geschehens. Das Verbrechen
hat zu Baden-Württemberg einen besonderen Bezug, da einige Beschuldigte
hier wohnhaft waren beziehungsweise sind. Daher führte auch die Staatsan-
waltschaft Stuttgart Ermittlungsverfahren durch, die eingestellt werden muss-
ten. Der Ministerrat beschloss als Zeichen der Erinnerung im April 2015 die
Zuwendung von 30.000 Euro aus dem Allgemeinen Verfügungsbetrag der
Landesregierung für die Neugestaltung des Zugangs zum Kirchplatz von
Sant’Anna di Stazzema.
Bei ihrem Besuch betonte die Staatsrätin, dass das gemeinsame Gedenken
und Erinnern auch in Zukunft gepflegt und gefördert werden solle. Dabei leis-
te auch die AnStifter-Initiative Sant‘Anna einen wertvollen Beitrag.
3. Schweiz
Schweiz-Strategie
Der Ministerrat verabschiedete in seiner Sitzung in Brüssel am 26. Januar
2016 Eckpunkte einer Strategie zur weiteren Zusammenarbeit mit der
Schweiz. Sie sieht in dieser Zusammenarbeit ein hohes Potential, das wei-
terhin genutzt und gezielt vertieft werden soll, denn beide Länder sind wirt-
schaftsstarke Hochtechnologieländer, deren Wohlstand auf Innovation beruht
und die vor den gleichen Herausforderungen in einer globalisierten Welt ste-
hen. Die Landesregierung bringt außerdem in der laufenden Diskussion um
die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative und die Zukunft der bila-
teralen Verträge zwischen der EU und der Schweiz aktiv die Interessen des
Landes Baden-Württemberg und der Grenzregionen am Erhalt des Perso-
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nenfreizügigkeitsabkommens ein. Dazu zählen insbesondere die Interessen
der Wirtschaft sowie der Grenzgängerinnen und Grenzgänger. Mit der
„Schweiz-Strategie“ werden diese Positionen ebenfalls aufgegriffen und ver-
deutlicht.
Die künftige Zusammenarbeit mit der Schweiz war bereits im Dezember
2015 in einem Forum mit Minister Friedrich mit den verschiedenen Stakehol-
dern aus Baden-Württemberg diskutiert worden. An diesem Forum nahmen
zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von Institutionen und Organisationen
zu den Themen Wirtschaft und Arbeitsmarkt, Wissenschaft, Forschung und
Wissenstransfer, Bildung, Zivilgesellschaft, Jugend und Sport, Verkehr und
Raumplanung, Umwelt, Klima, Energie und Landwirtschaft teil. Nun hat der
Ministerrat das Staatsministerium beauftragt, ein Konsultationsverfahren zu
den Eckpunkten mit den Partnern in der Schweiz, im Elsass und in Brüssel
einzuleiten.
Masseneinwanderungsinitiative (MEI)
Der Bundesrat der Eidgenossenschaft hat am 4. März 2016 mehrere Geset-
zesentwürfe zuhanden des Parlaments verabschiedet, um die mit der MEI
angenommenen Verfassungsbestimmungen zur Zuwanderung umzusetzen.
Der Bundesrat erklärte, dass er nach wie vor eine einvernehmliche Lösung
mit der EU anstrebe. Dazu laufen Gespräche in Brüssel über praktische Fra-
gen der Umsetzung des Personenfreizügigkeitsabkommens, nachdem die
EU-Kommission deutlich gemacht hatte, dass sie nicht bereit ist, über die
Personenfreizügigkeit zu verhandeln. Der Bundesrat hat bereits im vergan-
genen Jahr mitgeteilt, dass er in diesen Gesprächen eine einvernehmliche
Schutzklausel anstrebe. Spätestens nach dem Referendum über den Ver-
bleib von Großbritannien in der EU will der Bundesrat diese Gespräche mit
der EU rasch fortsetzen.
Um die Frist zur Umsetzung der MEI bis zum Februar 2017 wahren zu kön-
nen hat der Bundesrat für den Fall, dass eine Einigung mit der EU über eine
einvernehmliche Schutzklausel nicht rechtzeitig möglich ist, vorgeschlagen,
die Zuwanderung mit einer einseitigen Schutzklausel zu steuern: Wird ein
bestimmter Schwellenwert für die Zuwanderung von EU- und EFTA-
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Staatsangehörigen überschritten, muss der Bundesrat jährliche Höchstzah-
len und Kontingente festlegen. Zur Vermeidung von Umgehungseffekten
könnten auch zahlenmäßige Beschränkungen für Kurzaufenthalts- und
Grenzgängerbewilligungen (ab 4 Monaten) vorgesehen werden. Um das in-
ländische Arbeitskräftepotenzial besser auszuschöpfen, will der Bundesrat
zudem, dass Personen aus dem Asylbereich, die in der Schweiz bleiben dür-
fen, leichter eine Arbeit finden. Zugleich hat er eine Änderung des Auslän-
dergesetzes beschlossen, die verhindert, dass ausländische Stellensuchen-
de Sozialhilfe beziehen.
Ebenfalls am 4. März 2016 hat der Schweizer Staatssekretär für Migration,
Mario Gattiker, in Brüssel das Protokoll über die Ausweitung der Personen-
freizügigkeit auf Kroatien unterzeichnet. Die Ratifizierung des Kroatien-
Protokolls ist eine Voraussetzung für die Teilnahme der Schweiz am For-
schungsrahmenprogramm Horizon 2020.
VI. Entwicklungspolitik
Die Umsetzung der Entwicklungspolitischen Leitlinien stand auch im ersten
Quartal des Jahres 2016 im Mittelpunkt der entwicklungspolitischen Arbeit des
Staatsministeriums. Von besonderer Bedeutung waren dabei folgende Bereiche:
1. Messe Fair Handeln
Die intensiven Vorbereitungen für die Messe FAIR HANDELN vom 31. März
bis 3. April 2016 und die Entwicklungspolitische Landeskonferenz am 2. April
2016 prägten die Tätigkeiten im ersten Quartal.
Mit über 150 Ausstellern war die auf der Messe Stuttgart stattfindende FAIR
HANDELN ausgebucht. Unterstützt vom Staatsministerium, versammelten
sich auf dem Weltmarktplatz zum vierten Mal die entwicklungspolitischen Ak-
teure des Landes und Bundes, darunter z. B. die Geschäftsstelle der Nach-
haltigkeitsstrategie, die deutschen Länder und der Dachverband Entwick-
lungspolitik Baden Württemberg (DEAB) mit dem vom Land geförderten Ei-
ne-Welt-Promotorenprogramm. Ein attraktives Rahmenprogramm richtete
sich an Schulen, Kommunen, Fachpublikum und Besucher. Im Rahmenpro-
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gramm war die Landesregierung u. a. mit Minister Friedrich, Minister Unter-
steller und Ministerialdirektor Reimer vertreten. Neben der Entwicklungspoli-
tischen Landeskonferenz fanden auf der Messe u. a. auch die Abschlussver-
anstaltung des entwicklungspolitischen Unternehmensdialoges und ein
Fachgespräch der Kooperation „Nachhaltigkeit verbindet“ zwischen dem
ASA Studienprogramm und dem Land Baden-Württemberg statt.
2. Förderung entwicklungspolitischer Inlandsarbeit
Zur Förderung von entwicklungspolitischen Projekten im In- und Ausland
stellt das Staatsministerium im Jahr 2016 wieder insgesamt 385.000 Euro zur
Verfügung, die über die SEZ zur Stärkung des zivilgesellschaftlichen Enga-
gement an Nichtregierungsorganisationen, Kommunen, Kirchengemeinden
und Bildungseinrichtungen vergeben werden.
Die Förderung von Inlandsprojekten wurde am 1. März 2016 ausgeschrie-
ben. Anträge können noch bis zum 30. April 2016 eingereicht werden. Die
Ausschreibung für Auslandsprojekte erfolgt voraussichtlich im Mai 2016.
Nach dem Ende der jeweiligen Ausschreibungsfrist wählt ein unabhängiges
Gutachtergremium die zu fördernden Projekte aus. Der Förderbetrag beträgt
max. 20.000 Euro. Die Ausschreibungen erfahren in der Regel eine hohe
Nachfrage, alle Ausschreibungen der vergangenen Jahre waren deutlich
überzeichnet.
3. Zwischenbilanz des REZ zur Umsetzung der Entwicklungspolitischen Leitlinien
Der Rat für Entwicklungszusammenarbeit (REZ), der im Zuge des Beteili-
gungsprozesses „Welt:Bürger gefragt!“ berufen wurde, hat eine erste Zwi-
schenbilanz zur Umsetzung der Entwicklungspolitischen Leitlinien erarbeitet.
Die Bilanz bewertet die Umsetzungsbeiträge der baden-württembergischen
Akteure (Bundesorganisationen, Land, Kommunen, Kirchen, Zivilgesellschaft
etc.) positiv und verlangt eine konsequente Fortführung der Umsetzung.
Ebenso verlangen die Mitgliedsorganisationen des REZ (Kirchen, Städtetag,
Stiftung Entwicklungszusammenarbeit, Dachverband Entwicklungspolitik,
Engagement Global, Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, politi-
sche Stiftungen, Migrantenvertretung) die Berücksichtigung neuer Entwick-
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lungen, insbesondere in den zwei Bereichen Frieden, Vertreibung, Flucht
sowie Weltnachhaltigkeitsziele (d.h. der Sustainable Development Goals, die
im September 2015 von den Vereinten Nationen mit den Stimmen der EU
und der Bundesrepublik Deutschland beschlossen wurden). Die Bilanz wurde
dem Staatsministerium übermittelt und den über 200 Teilnehmenden an der
Entwicklungspolitischen Landeskonferenz am 2. April 2016 zur Verfügung
gestellt. Wortlaut der Bilanz und der in Bezug genommen Leitlinien unter
http://www.ev-akademie-boll.de/projekte/weltbuerger-gefragt/das-
projekt.html.
VII. Europafähigkeit und europapolitische Kommunikation
1. Neujahrsempfang der Europaverbände
Am 29. Januar 2016 fand auf Einladung von Minister Friedrich zusammen mit
den Europaverbänden (Netzwerk Europäische Bewegung Baden-
Württemberg, die Jungen Europäer - JEF Baden-Württemberg und Europa-
Union Baden-Württemberg) der Neujahrsempfang der Europaverbände statt.
Der Empfang wird im jährlichen Wechsel vom Landtag und vom Staatsminis-
terium ausgerichtet. In diesem Jahr übernahm das Staatsministerium die
Ausrichtung im Neuen Schloss.
2. Projektzuschüsse zur Förderung des europäischen Gedankens
Im Berichtszeitraum wurden drei Anträge für Projekte in der europabezoge-
nen Informations- und Bildungsarbeit bewilligt. Die Zuschüsse bewegen sich
in der Regel im Rahmen von bis zu 1.000 Euro. Besonders zu erwähnen ist
der Zuschuss an das Europa Zentrum in Höhe von ausnahmsweise
4.000 Euro. Unterstützt wird hier ein Projekt, das 20 junge Menschen zu
„Jungen Europa Teamern Baden Württemberg“ („JET-BW’ler“) ausbildet und
damit zu Multiplikatoren in der europapolitischen Jugendarbeit macht.
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VIII. Landesvertretung Berlin
Vortrag: „Flüchtlinge willkommen!? – Die humanitäre Zuwanderung aus volkswirtschaftlicher Perspektive“
In der Debatte, ob Deutschland es schaffen kann, die ungesteuerte Zuwande-
rung von Asylsuchenden zu bewältigen, spielen ökonomische Fragen eine
wichtige Rolle. Drohen Steuererhöhungen wegen der ungeplanten Ausgaben
der öffentlichen Hand für die Aufnahme der Flüchtlinge? Geraten die Sozial-
versicherungen auf lange Sicht noch mehr in finanzielle Schieflage oder brin-
gen die überwiegend jungen Neuankömmlinge demografisch Entlastung?
Kann der deutsche Arbeitsmarkt die vielen zusätzlichen Arbeitsuchenden auf-
nehmen oder wird die Arbeitslosigkeit steigen? Welche Qualifikationsmaß-
nahmen sind nötig, um den humanitären Zuwanderern eine Perspektive am
deutschen Arbeitsmarkt zu geben und gleichzeitig dem Bedarf der Wirtschaft
an Fachkräften gerecht zu werden?
Um diese Fragen ging es am 2. März 2016 in einer Vortragsveranstaltung un-
ter dem Titel „Flüchtlinge willkommen!? - Die humanitäre Zuwanderung aus
volkswirtschaftlicher Perspektive“. Der Referent Holger Bonin ist Professor für
Volkwirtschaftslehre in Kassel und leitet die Arbeitsmarktabteilung am Mann-
heimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung.
IX. Landesvertretung Brüssel
Vorbemerkung: Aus gegebenem Anlass wird auf die Sicherheitslage in Brüs-
sel eingegangen und die Situation für die LV-Brüssel dargestellt:
1. Bei den Terroranschlägen am Morgen des 22. März 2016 im Brüsseler
Flughafen Zaventem und in der Metro bei der Station Maelbeek (nur 400
Meter von LV-Brüssel entfernt) kamen nach hiesigen Angaben 35 unbe-
teiligte Personen ums Leben. Die Zahl der zum Teil schwer verletzten
Personen ist dreistellig.
2. Von den unmittelbaren Auswirkungen beider Terroranschläge blieben
Leib und Leben der Bediensteten der Landesvertretung einschließlich der
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Praktikantinnen und Praktikanten sowie der Angestellten der Mietparteien
im Hause sowie aller Angehörigen glücklicherweise verschont.
3. Bei anhaltend hoher Sicherheitswarnstufe in Belgien – beginnend mit den
in Spuren nach Belgien weisenden Anschlägen in Paris vom Januar 2015
und vom November 2015 – gehört Militär vor öffentlichen Gebäuden und
an neuralgischen Punkten der Infrastruktur zum Brüsseler Stadtbild. Die
LV-Brüssel orientiert sich bei ihren eigenen Sicherheitsmaßnahmen an
den Lagebeurteilungen der belgischen Behörden, der EU-Institutionen
sowie den Warnmeldungen des Auswärtigen Amtes. Entsprechend muss-
te der Personen- und Objektschutz mehrfach angepasst werden, bei-
spielsweise auch bei der auswärtigen Kabinettsitzung und dem Neu-
jahrsempfangs am 25./26. Januar 2016 in Brüssel.
Im Berichtszeitraum bestimmte vor allem das Thema Migration, Flüchtlinge und
Asyl die Brüsseler Agenda. Allein drei Treffen der EU-Staats- und Regierungs-
chefs – zum Teil auch unter Beteiligung der türkischen Regierung – haben im
Berichtszeitraum innerhalb eines Monats stattgefunden: EU-Gipfel fanden am
18./19. Februar 2016 und am 17./18. März 2016 statt; dazu kam das Sondertref-
fen EU-Türkei (mit nachgeschaltetem EU-Gipfel) am 7. März 2016. Bei dem EU-
Gipfel im Februar wurden auch die Weichen für das Referendum über den Ver-
bleib des Vereinigten Königreichs in der EU gestellt. Wie in der Vergangenheit
auch, konnte die LV-Brüssel durch die gemeinsame Ausrichtung von Debrie-
fings im Nachgang zu den EU-Gipfeln (i. d. R. durch einen deutschsprachigen
EU-Botschafter) in Kooperation mit dem Verband der Europa-Union Brüssel ei-
nen wichtigen Akzent bei der Europakommunikation setzen.
Die rasche Abfolge von entscheidenden Treffen zur Bewältigung der Herausfor-
derung mit den Flüchtlingszahlen an den Grenzen und innerhalb der EU hat die
Arbeit der LV-Brüssel in dem Zeitraum maßgeblich mit bestimmt. Das Thema
Migration, Flüchtlinge und Asyl war auch inhaltlicher Schwerpunkt der Gesprä-
che der Landesregierung und der auswärtigen Kabinettsitzung am 25. bzw. 26.
Januar 2016 in Brüssel. Regional standen neben dem Donauraum auch die In-
ternationale Bodenseekonferenz (IBK) und damit in enger Verbindung das The-
ma Schweiz im Mittelpunkt von Veranstaltungen und Gesprächen.
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Die fachlichen wie auch regionalen Schwerpunkte der Hausspitze des StM
schlugen sich auch im flankierenden Gesprächs- und Veranstaltungsprogramm
der LV-Brüssel im Berichtszeitraum nieder:
1. Migration
Zentrales Thema für die Gespräche des Ministerpräsidenten und der Landes-
regierung im Rahmen des Neujahrsempfangs und der auswärtigen Kabinett-
sitzung am 25. bzw. 26. Januar 2016 waren Migration, Asyl, Flüchtlinge und
Fluchtursachen. U. a. fanden Gespräche zu diesen Themen mit Vertretern
aus den entscheidenden Kabinetten bzw. GDs (EU-Außenbeauftragte Mog-
herini, Kommissar Mimica (Entwicklungszusammenarbeit, GD HOME) statt;
mit diesem Gesprächsformat konnte die gesamte Wirkungskette von Flucht-
ursachen, über Fluchtwege bis hin zum Umgang/Verteilung der Schutzsu-
chenden in der EU bzw. den Grenzen der EU abgedeckt werden und den
Gesprächspartnern die Anliegen Baden-Württembergs dargelegt werden so-
wie konkrete Projekte (z.B. Dohuk) dargestellt werden. Auch war der o. g.
Themenkomplex auch zentraler Bestandteil der Gespräche mit dem deut-
schen EU-Botschafter Silberberg, Kommissar Oettinger und Parlamentsprä-
sident Schulz, Abschluss der Gespräche des Ministerpräsidenten in Brüssel
war ein Zusammentreffen mit EU-Abgeordneten aus Baden-Württemberg.
2. Digitalisierung/Forschung/Schlüsseltechnologie/Energie
Im Berichtszeitraum sind zum Themenkomplex Digitalisierung insbesondere
die Gespräche des Ministerpräsidenten und der Landesregierung mit Digital-
kommissar Oettinger im Rahmen der auswärtigen Kabinettsitzung am
26. Januar 2016 zu nennen. Mit zwei weiteren Veranstaltungen zu dem erwei-
terten Themenkomplex Digitalisierung/Schlüsseltechnologien hat die LV-
Brüssel dieses Themenfeld in Brüssel weiter besetzt: 1.) „Zukunftsdialog“ des
DIN und der Deutschen Kommission Elektrotechnik, Elektronik, Informations-
technologie am 10. Februar 2016, sowie 2.) ZEW-Diskussionsveranstaltung
zum Thema Digitalisierung u. a. mit Prof. Fuest am 17. Februar 2016.
Mit zwei Veranstaltungen zum Thema Energie konnte die LV-Brüssel auch in
diesem Politikbereich wichtige Akzente setzen: 1.) Veranstaltung des DLR
u. a. mit Kommissionsvize Sefcovic (Energie-Union); sowie 2.) Koordinie-
rungstreffen mit Pressegespräch und Podiumsdiskussion der „Allianz der
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Regionen für europaweiten Atomausstieg“ am 2. März 2016 in Brüssel unter
Beteiligung der LV-Brüssel: Baden-Württemberg war dabei adäquat und ex-
klusiv mit dem Thema Rückbau vertreten. In seinem Statement hat Herr Jung
insbesondere auf die Kompetenzen beim Rückbau in der Oberrheinregion
hingewiesen (u. a. Stichwort Kompetenzzentrum Rückbau am KIT).
3. Schweiz/Alpenraum und Donau
Auf Initiative des Ministerpräsidenten hat die Internationale Bodenseekonfe-
renz eine Sitzung mit externen Gesprächspartnern am 25. Januar 2016 in
Brüssel durchgeführt. Von baden-württembergischer Seite nahmen Minister
Friedrich und StS Hofelich an dem gesamten Programm teil; Herr Minister-
präsident stieß am Nachmittag dazu. Im Rahmen der IBK-Delegationsreise
wurden Gespräche u. a. mit dem stellv. Generalsekretär des EU-Auswärtigen
Dienstes EAD, Herrn Leffler, sowie mit den EU-Abgeordneten Heubuch und
Simon sowie Kommissar Oettinger geführt. Dabei konnte den Gesprächs-
partnern – insbesondere von Seiten des EAD – eindrücklich dargelegt wer-
den, wie eng die Verflechtungen zwischen Baden-Württemberg und der
Schweiz sind; andererseits fanden die Vertreter aus Brüssel auch klare Wor-
te, was die EU von der Schweizer Regierung erwartet.
In Gesprächen der Leitungsebene der LV-Brüssel im Zusammenhang mit
der EU-Donauraumstrategie wurden die bereits guten Kontakte zu den Do-
naupartnern des Landes weiter ausgebaut und vertieft. U. a. fanden im Be-
richtszeitraum folgende Gespräche in der LV-Brüssel statt: mit der Niederös-
terreichischen Landesrätin Schwarz (Soziales, Arbeit und Familie), mit Ver-
tretern der Regionalregierung der Vojvodina (u. a. Herr Bugarski) sowie mit
Serbiens EU-Botschafter Lopandic.
Im Berichtszeitraum führten die Teilnehmer des „Entsendeprogramms Europa“
des MFW – betreut durch die Ressortbeobachterinnen des MFW in der LV-
Brüssel – Gespräche mit Vertretern der EU-Institutionen sowie deren Umfeld.