Paul Gerhardt (1607 – 1676)• gehört zu den bedeutendsten
Persönlichkeiten des Protestantismus überhaupt
• wirkungsgeschichtlich auf einer Ebene mit M. Luther und J.S. Bach
• ökumenisch
• die Lieder gehören neben Grimms Märchen und Luthers Bibelübersetzung zu den bekanntesten deutschen poetischen Texten: ”Volksgut”: man kennt die Lieder, aber nicht den Dichter
• ”sprachmächtiger Interpret elemtarer Glaubenserfahrungen”
Fenster im Paul-Gerhardt-Stift Berlin
Paul-Gerhardt-Kirche in Lübben/Spreewald heute
Zum Jubiläum: Viele Veranstaltungen und neue Werkausgaben
Paul-Gerhardt-Gesellschaft
Vieles im Internet (auch Tondateien)
Werkausgabe Geh aus mein Herz – Sämtliche deutsche Lieder(Hrsg. Reinhard Mawick) 2006 (edition
chrismon und im Verlag Faber & Faber, Leipzig)
Wirkung bis heute – Trost, Freude, Stärke, Inspiraration, Ironie
• Heidis Großmutter• T. Fontane• A. Schweitzer• Dietrich Bonhoeffer (der in
seiner Haft seit Frühjahr 1943 durch die Lieder Paul Gerhardts getröstet wird und tiefen Sinn aus ihnen schöpft)
• R.A.Schröder (Dichter)• J. Klepper (Miterneuerer des
Kirchenlieds im 20. JH)• Brecht• R. Gernhardt (Tod 2006)
Paul-Gerhardt-Bilder mit Text: ”PAULUS GERHARDUS THEOLOGUS in Cribro Satanae tentatus/et devotus
postea obiit Lubena Ao 1676 aetatis 70” (… erprobt im Siebe Satans, hernach fromm gestorben…)
Kupferstich um 1717 Ganzporträt in der Lübbener Kirche um 1700
Epigramm auf Bild (lat.)
Wie lebend siehst Du hierPaul Gerhardts teures Bild,
Der ganz von Glaube, Lieb und HoffnungWar erfüllt.
In Tönen voller Kraft,gleich Asaphs Harfenklängen
Erhob er Christi LobMit himmlischen Gesängen.
Sing seine Lieder oft, o Christ, in heil’ger Lust,so dringet Gottes Geist
durch sie in deine Brust.
PAUL GERHARDT 12. 3. 1607 – 27.5.(7.6.) 1676
Kirchenfenster undGedenktafel in der Kirche von Lübben
Berlin um 1650 Berlin und Cölln
• Nicolai-Kirche zu Berlin
• um 1740
Johann Crüger (1598 – 1662) - Kantor an der Sankt Nikolaikirche in Berlin von 1622 - 1662
• einer der bedeutendsten Melodienschöpfer
• befreundet mit Gerhardt” - Sternstunde des deutschen Kirchenlieds”
• 1640 erstes Gesangbuch• 1647: Neudruck mit Titel
„Praxis Pietatis Melica - Das ist Übung der Gottseligkeit in christlichen und trostreichen Gesängen“ – 18 Gerhardt-Lieder
• 1653 (5. Aufl.) : 82 Lieder
Crüger
Lobet den HerrenLobet den HerrenAlle die ihn ehren!Lasst uns mit Freuden Seinem Namen singenUnd Preis und DankZu seinem Altar bringen!Lobet den Herren!
Text: Paul Gerhardt 1653Melodie und Satz: Johann
Crüger 1653/1662
Sing praise and thanksgiving Let all creatures livingNow worship their makerWith gladness and song. All glory and honour We come to him bringing O praise to the AlmightySing praise to our God!
In: Australian Hymnbook(1977) und für den Gebrauch in Grossbritannien: ”With one Voice. A Hymn Book for All the Churches” (London 1979)
Gedenktafel - Nikolaikirche
1667: Erste Gesamtausgabe der Gerhardtschen Liedertexte – 120 Lieder, darunter 26 Neuerscheinungen.
Bereits 1666 hatte E. begonnen kleine Hefte anzulegen, die bis zum Jahr 1667 gedruckt wurden und jeweils 12 Arbeiten von Gerhardt enthielten.
Johann Georg Ebeling (1637 – 1676) – Nachfolger (der neue Kantor)
Crügers an der Nikolaikirche: 1662 – 1668
Kurbrandenburg und Kursachsen – heute
Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt
Stationen in Gerhardts Leben1)
2)3)
4) und 6)
7)
5)
Paulus Gerhardus Theologus in Cribro Satanæ tentatus…
STATIONEN• 1607: *Gräfenhainichen - 1619 Tod des Vaters, 1622 Tod der Mutter • 1622: Grimma – Fürstenschule
• 1628: Wittenberg - Theologiestudium an der Univers. in Wittenberg - 1634: ”Hauslehrer” in Wittenberg
• 1642/43: Berlin 1: ”Hauslehrer” bei der Familie Berthold, heiratet später Tochter des Hauses
• 1651: Mittenwalde – ordiniert - Verpflichtung auf die lutherischen Bekenntnisschriften
• 1657: Berlin 2: Pfarrer an der Nikolaikirche • 1662/64: ”Toleranzedikt” (Friedrich Wilhelm, der ”Grosse Kurfürst”): P G unterschreibt
nicht
• 1667: P.G. legt sein Amt nieder – wird vom Kurfürsten endgültig abgesetzt
• 1669: Lübben - 27. Mai: • 1676: Tod – Beisetzung am 7. 6. 1676
DIE ERSTEN WERKAUSGABEN
1643: erstes nachweisbares deutsches Gedicht
1647: 18 geistliche Lieder im Berliner Gesangbuch ”Praxis Pietatis Melica” (Herausgeber: J. Crüger, Kantor an der St. Nikolaikirche)
1661: 10. Auflage von Johann Crügers Gesangbuch ”Praxis Pietatis Melica”: 90 Gerhardt-Lieder
1666/67: gleichzeitig mit der Amtsenthebung gibt Johann Georg Ebeling, der Nachfolger Crügers an der Nicolaikirche die erste Gesamtausgabe der damals 120 Lieder Gerhardts heraus
Protokolle
Protokolle der Berliner Religions-gespräche
Der große Kurfürst
Glaubensstreit - Der große Kurfürst und das Luthertum
• Hohenzollern: 1613 Üebertritt zu den Reformierten • Der Große Kurfürst: Studien in Holland • Viele Immigranten: Hugenotten wichtig für den Wiederaufbau • Absolutismus: Bürokraten(neue Strukturen contra Adel) • Die lutherische Orthodoxie: echte Lehre – rechtes Loben – Die
Konkordienformel (Einigung der verschiedenen lutherischen Richtungen, Abgrenzung gegen andere Glaubensrichtungen: Reformierte –v.a. Calvinisten - Papisten, Täufer)
• Der Kirchenstreit - Das Edikt – viele Berliner Geistliche weigern sich zu unterschreiben
• Luthertum zurückgedrängt: viele Pfarrer abgesetzt, auch Gerhardt
Toleranzedikt des Kurfürsten Friedrich Wilhelm
Unter-
schreiben:• Keine
Verlästerung• keine
Verketzerung,• Kein Exorzismus• Abendmahl• Konkordien-
formel aufgeben
PG - Eigenes Gewissen
• Dem eigenen Gewissen verantwortlich
• Gehorsam• Gerhardt beliebter
Pfarrer, sehr berühmt durch seine Lieder
• Absetzung 1666• Verteidigung durch den
Magistrat, Wiedereinsetzung, doch G. lehnte ab
• »Ich meinesteils lasse den lieben Gott hierunter walten und bin mit seiner allerheiligsten Regierung wohl zufrieden, nachdem er mir nur das einzige widerfahren lassen, dass ich mein armes Gewissen nicht kränken und betrüben dürfen.«
• Berliner Schloss
• um 1703
Aus dem Testament
• Aus dem Testament:
• Summa:
• bete fleißig, studiere was Ehrliches, lebe friedlich, diene redlich und bleibe in deinem Glauben und Bekenntnis beständig, so wirst du einmal auch sterben und von dieser Welt scheiden willig, fröhlich und seliglich. Amen
Geistiger Hintergrund – 17.JH
• Lutherische Orthodoxie (richtiges Preisen)• Reform im Luthertum: Neue Frömmigkeit – Andacht – Ausübung
und Aneignung (”Die Lehre leben”) >Andachts-/Gebets-/Erbauungs- und Liederbücher, z. B.”Das Paradiesgärtlein” (J. Arndt)
• Singen wichtig, privat und kultisch• Humanistische Bildung (die alten Sprachen, Bibelstudium,
Rhetorik, Singen und Musik• Barock – Mystik (Mittelalter) - Frühpietismus?• 30 J Krieg und eigenes persönliches Leiden • Kirchenstreit: Edikt zur Toleranz (Gr. Kurfürst) - Papisten
Reformierte, Täufer contra Lutheraner (Abgrenzung)• Konkordienformel - Einigung der versch. lutherischen
Richtungen: Verpflichtung auf lutherische Glaubensgrundsätze - Abgrenzung gegen andere Glaubensrichtungen, v.a. Calvinisten (Reformierte, aber auch Papisten und Täufer)
Werk – Themen
• Schmale Produktion 139 deutsche Lieder (viele Nachdichtungen – Übersetzungen)
• 5 lateinische Gedichte• Einige Briefe • Leichenpredigten• Das sogenannte Testament• Wichtige Themen: Lobpreis – Seelsorger – Trost –
Tod und ewiges Leben – Passion (innerer ”Aufbau”) nach 30-J-Krieg
• Vorbilder: Bibel (AT u. NT, v.a. Psalmen, ältere deutsche Texte)
• Weltweite Bedeutung (J. S. Bach) und ökumenisch • Heute in vielen Kirchenliederbüchern: D, N, CH
Berühmte Lieder in der 47-er Ausgabe
• Crüger hat Gerhardt ”entdeckt”
• Wach auf, mein Herz und singe
• Nun ruhen alle Wälder
• Ein Lämmlein geht
• Auf, auf mein Herz, mit Freuden
Das Gotteslob – loben und beten/bittenQuellen und Strömungen – Gott unmöglich auszuloben
• AT: vor allem Psalmen• NT: Luk 2, 14, Kol 3, 16, Eph. 5, 19 und Offenbarung: (Lob im
Himmel)• Luther: Bedeutung der Musik und des Singens• J. Arndt: Das Paradiesgärtlein• Mittelalterlyrik• Barock – Kirchenlied – mittlere Stilebene: ”erbauen und belehren”• Kunstvoll, auch wenn einfach scheinend, vgl. Z.B: Akrostichon• ”Die insistierende Nennung”: nicht logisch fortschreitend• Das duale Stilprinzip (Parallelismus membrorum, Zwillingsformeln,
Bau des Gedichts) – sowohl in der hebräischen Lit., als auch althochd. und Antike
Barock und andere Merkmale
• Zeitgenossen: Gryphius, Heermann, Rist, Dachs (Vanitas, Denken in Allegorien, Rhetorik wichtig -Oxymoron, Gegensätze, oft überladen)
• Auch bei G. Rhetorik, Denken in Allegorien und Antithesen• ”Ornatus”- möglichst schön, Thematik nicht original, aber Formung wichtig• Antike Rhetorik: Stilebenen/-arten – untere: belehren – mittlere: erfreuen
sublime: /erschüttern/erregen • Besondere Gattung Kirchenlied: auch für nicht Gelehrte, daher schlichter,
einfacher aber trotzdem sehr kunstvoll • Opitz: Versakzent übereinstimmend mit der gesprochenen Sprache• Umkreisen > Fülle • Parallelismus – auf allen Ebenen – Par. Membrorum – wie eine Schaukel,
auch Wörter Zwillingsformeln – Doppelungen • Mystik, Mittelalter• Frühpietismus: Das ”Ich”… Doch bei G. ein kollektives Ich, nicht so
individualistisch
Thematik • Advent 2• Weihnachten 7• Neujahr 2• Passion 14• Ostern 3• Pfingsten 3• Buße 4• Taufe 1• Abendmahl 1• Rückkehr von der Reise 1• Freundschaft, Ehe 7• Kreuz und Trost 29• Gebet, Christliches Leben 16• Lob und Dank 19• Morgen 3• Abend 2• Sommer und Regen 3• Tod und ewiges Leben 21
• Vergrößerte Bilder
Gräfenhainichen - Rathaus
Fürstenschule Grimma
Wittenberg 1546
Universität Wittenberg 1655
Mittenwalde
O Haupt voll Blut und Wunden
• Das sogenannte Schweißtuch der Veronika vom Altar (16. Jh.) der Mittenwaldener Moritzkirche
Kirchenfenster in der
Mittenwaldener Kirche
DichterPrediger
Fenster von Erica Feist
zm Lied "Wie soll ich dich empfangen"
im Paul-Gerhardt-Stift Berlin.
Quellen hauptsächlich aus dem Internet und aus Bunners
Standardwerk