Prävention von Jugendsuizid: Der Fokus Schule
Jeffrey A. Bridge, PhDInvestigator, The Research Institute at
Nationwide Children’s HospitalAssistant Professor of Pediatrics
The Ohio State University
Ziele
Überblick zu vielversprechenden Präventions-Ansätzen im Bereich Schule – und künftige Arbeitsbereiche
Teilweise adaptiert vom “Louis de la Parte Florida Mental Health Institute” der Universität von Süd-Florida, USA
www.fmhi.usf.edu/institute/pubs/bysubject.html
Jugendsuizid in Raten in ausgewählten Ländern – nach Alter
Suizid ist weltweit eine der Haupt-Todesursachen bei Jugendlichen
Suizidraten5-14 15-24
Schweiz: 0.6 11.8 USA: 0.7 10.2 Frankreich: 0.4 7.9 Deutschland: 0.5 7.7
World Health Organization, 2002
Suizidraten nach Geschlecht und Rase bei 15-19jährigen, USA, 1950 - 2004
0
5
10
15
20
25
1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005
Rat
e pe
r 10
0,00
0
Weisse Männer Weisse FrauenFarbige Männer Farbige Frauen
Sources of data: 1950-1959: unpublished data, National Center for Health Statistics; 1960 - 1969: Vital Statistics of the United States (National Center for Health Statistics,1964-1983); 1979 - 1997, CDC Wonder, 2007
Initiativen im Bereich Jugendsuizid-Prävention Der unheilvolle Anstieg der Suizidrate
brachte eine Vielzahl von Präventionsprojekten, die meisten Schulbasierte Interventionsprogramme
Diese Programme erhielten starke Unterstützung in den USA in den späten 80er Jahren und erneute Unterstützung Anfang der 2000
Kalafat, 2003
Suizid- ein multifaktiorielles Event
Neurobiologie
Schwere med. Erkrankung
Impulsivität
Verfügbarkeit von Waffen
Hoffnungslosigkeit
Lebens-Stressoren
Familengeschichte
SuizidalesVerhalten
Persönlichkeit Störungen/Struktur
Psychiatrisch ErkrankungCo-Morbidität
Psychodynamik/Psychologische Vulnerabilität
Substanzen Gebrauch/Missbrauch
Suicide
Jacobs, 2003
Warum der Fokus auf Schulen? Typische US-Klassen: Ein Junge und zwei
Mädchen, die im letzten Jahr einen Suizidversuch gemacht haben.
1/3 Tag wird in der Schule verbracht
Bildungsregeln beinhalten das Mandat, Schüler zu unterrichten und zu “beschützen”
Komponenten eines Schul-basierten Präventionsprogramms
Gatekeeper Training Schulung der Eltern und des Umfeldes Schul-Curriculum, das die Thematik Suizid
beinhaltet Den Schülern adaptive Fertigkeiten
vermitteln Peer Support Gruppen Screening Postvention
Gatekeeper Training
Sensibilisierung von Lehrpersonen und weiteren Fachpersonen zu Jugendsuizid Identifizierung von risikoreichen Schülern Risikograd determinieren Wissen, wohin ein potentieller Risiko-
Schüler vermittelt werden kann Kennen der vorhandenen Schul-Leitlinien
zu Suizid und Krisensituationen
Risikomodell zu Suizidalen Ideen Geringstes Risiko
Keine Todesgedanken Tiefes Risiko
Nicht-suizidale Gedanken zum Tod Erhöhtes Risiko
Suizidale Gedanken ohne spezifische Methode
Hohes Risiko Suizidale Gedanken mit spezifischer
Methode
Gatekeeper Training: Rolle der Lehrer Von Lehrern wird erwartet, dass sie als
Gatekeeper agieren, nicht jedoch zusätzlich die Rolle eines Mental-Health-Beraters übernehmen
>25% aller Lehrer sind von suizidalen Schülern angesprochen worden
Nur 9% der Lehrer fühlen sich kompetent genug, einen Risiko-Schüler zu erkennen
King, 1999
Warnsignale bei JugendsuizidVerhaltens-bezogene
Warnsignale
Verbale Warnsignale
Schwierige Lebens-
situationen
Änderung des Leistungs-verhaltens
“Meiner Familie ginge es besser mich”
Früherer Suizidversuch
Energieverlust “Ich will sterben” Veränderung in engen Beziehungen
Zurückgezogen oder isoliert
“Ich hab genug” Kürzliche Verlusterfahrungen (Todesfälle)
Hoffnugnslosigkeit
“Ich kann so nicht mehr leben”
Schwere Erkrankung (selbst oder andere)
King, 2001
Gruppenbasierter randomisierter Pilot eines Gatekeeper Programms
249 Lehrpersonen in 32 Schulen Fragen, Überzeugen, Überweisen
(Question, Persuade, Refer:QPR) Resultate
Das Training erhöhte das Wissen, die Effizienz und die Zugänglichkeit zu den betreffenden Diensten
ABER, die Effekte variierten dramatisch – je nach Charakter der Lehrerschaft
Erhöhtes Wissen und Effizienz genügen nicht um die Identifizierung von Risiko-Jugendlichen zu erhöhen
Wyman et al., 2008
Komponenten von Schulbasierten Präventionsprogrammen
Gatekeeper Training Schulung der Eltern und des Umfeldes Schul-Curriculum, das die Thematik Suizid
beinhaltet Den Schülern adaptive Fertigkeiten
vermitteln Peer Support Gruppen Screening Postvention
Sensibilisierung des Umfeldes / Partner und Eltern Schulen sollten sich versichern, dass
Vereinbarungen vorhanden sind zwischen der Schule und Fachpersonen / Institutionen im Bereich Krisenintervention (Polizei, Kirche, KJPD etc.)
Auflistung der Prävention und Interventionsleistungen, die von der Schule und den anderen Partnern geleistet werden
Sensibilisierung der Eltern: Restriktion der Verfügbarkeit von tödlichen Mitteln Zugang zu Suizid-Mitteln möglichst
verhindern: spezifisch Medikamente und Waffen. Diese Methoden haben einen guten Effekt zur Reduzierung von Jugendsuizid
Die Möglichkeit der Substitution benötigt weiteres monitoring
Kalafat, 2003; Mann et al., 2006
Komponenten eines Schulbasierten Präventionsprogramms
Gatekeeper Training Schulung der Eltern und des Umfeldes Schul-Curriculum, das die Thematik Suizid
beinhaltet Den Schülern adaptive Fertigkeiten
vermitteln Peer Support Gruppen Screening Postvention
Schul-Curriculum, das die Thematik Suizid beinhaltet
Fokus auf Mythen rund um Suizid
Erhöhung des Wissens zu Suizid
Erhöhung der Fähigkeit bei Schülern, ein Risikoverhalten bei Mitschülern zu erkennen
Schüler ermuntern, sich Hilfe zu suchen
Curriculum-Approaches:Kontrollierte Studien Einige Studien, die das Hilfesuche-
Verhalten bei Schülern untersuchten nach einem Sensibilisierungs-Programm konnten keinen positiven Effekt verzeichnen.
Es gibt einige Evidenz, dass die Schüler, welche am dringendsten Hilfe benötigten aufgrund des Interventionsprogramms am wenigsten adäquate Betreuung erhielten.
Das Resultat war eher eine Verlagerung von Suizid-Awareness hin zu Schwerpunkt Mental Health (Psychische Gesundheit allgemein)
Shaffer et al., 1991; Spirito et al., 1988; Vieland et al., 1991
Schüler-Curriculum Ansprechen von Suizid
Einen längeren Ansatz wählen, wenn diese Version gewählt wird
Implementierung in den Kontext einer etablierten Klasse – Gesundheitsunterricht allgemein / Lebenskompetenzen etc.
Schüler Curriculum:Zu vermeidende Ansätze Kurz (<1/2 Tag), einmaliges Ereigniss
oder Präsentation in Klassen
Präsentationen, die Medien-Mittel zu suizidalem Verhalten verwenden (Zeitungen / Filme)
Präsentationen von Jugendlichen, die selbst einen Suizidversuch gemacht haben
Suizid als Reaktion auf Stress darstellen
Vermitteln von adaptiven Fähigkeiten Schüler, die ein potentielles Risiko für
suizidales Verhalten aufweisen, haben oft Defizite in sozialem, Coping und Hilfesuche-Verhalten
Evaluationen haben ergeben: Reduktion in suizidalem Verhalten und Verbesserung der eigenen Haltung und Emotion
Auch protektive Faktoren können gestärkt werden
Counselors Care (C-CARE) und Coping and Support Training (CAST)
Schulbasiert, präventive Interventionen um suizidales Verhalten wie auch Depression zu vermindern und das Netzwerk rund um die Schüler zu stärken
C-CARE: Comprehensive risk assessment + brief intervention (Kurzintervention)
CAST: 12-session peer-group, life-skills training program
Thompson et al., 2001
Counselors Care (C-CARE) and Coping and Support Training (CAST)
Resultate
C-CARE und CAST waren zeitlich gesehen effektiver als “normale” Betreuung im Bereich Reduktion von suizidalen Gedanken, Depression und Hoffnungslosigkeit
ABER, nur CAST war effizient im Bereich Veränderung der Problemlösungsfähigkeiten mit zusätzlichen Steigerungen beim Follow-up
Thompson et al., 2001
Peer Support Gruppen Risikoschüler vertrauen sich eher
Mitschülern an als Erwachsenen
In einer Studie sagten 50% der Schüler aus, dass sie sich dabei nicht wohl fühlen würden, mit einer Lehrperson über ein persönliches Problem sprechen zu müssen. 3 von 4 Jugendlichen würden sich erst einem
Freund anvertrauen, wenn sie an Suizid denken
Armacost, 1990; Gallup Survey, 1992
Suizidprävention: Screening Programme
Suizidale Jugendliche: Werden oft nicht erkannt
Haben oft eine psychische Erkrankung, die sehr wohl behandelt werden kann
Weisen identifizierbare Risikofaktoren auf (z.B. Alkohol oder Substanzmissbrauch)
Gould et al., 2005
Screening
Komprehensive Identifizierung via systematischem Screening und nachfolgender Überweisung sind möglicherweise eine effizientere Art suizidale Jugendliche zu erkennen
Psychiatrische Risiko-Faktoren für Suizid
Männlich Weiblich Total Psychiatr. Störungen 8.7
6.9
9.4
Stimmungs-Störung 10.0
16.4
9.8
Substanzmissbrauch / Alkohol
9.2
(3.1)
7.2
Angststörungen 4.8
(1.5)
2.8
Verhaltensstörungen 4.9
(1.9)
4.6
Früherer Suizidversuch 42.7
50.4
67.4
Bridge, et al., 2006Note: parentheses indicate that 95% CI includes 1
Odds Ratios
Nachteilige Effekte von Screening?
Fragt man ein Kind / einen Jugendlichen nach suizidalen Gedanken: löst dies suizidale Ideen und suizidales Verhalten aus?
Randomisierte kontrollierte Studie zu iatrogenem Risiko bei Screening
2,342 Schüler in 6 New Yorker Schulen randomisiert zu experimental (Suizid-Fragen) oder Kontroll-Konditionen
Keine Unterschiede bei Level von Verzweiflung oder suizidalen Ideen
Hochrisiko-Schüler in Experimental-gruppe waren weniger verzweifelt und suizidal
Gould et al., 2005
Screening Programme: Signs of Suicide (SOS) Zwei Schlüssel-Komponenten:
Schulungsvideo und Fragebogen
Video, der Warnsignale von Depression udn Suizid aufzeigt und die Wichtigkeit, bei Erwachsenen Hilfe zu holen
Schüler und/oder Eltern – Fragebogen: screening zu Depression (Zeitbedarf 5-10 Minuten) mit subtilen und direkten Fragen zu Depression und Suizid
Aseltine and DeMartino, 2004
Screening Programme: Signs of Suicide (SOS)
Potentielle Risiko-Jugendliche werden einem weiteren screening und der Intervention zugeführt
Effekt auf Suizidversuche:
Jugendliche in der Behandlungsgruppe verzeichneten ~ 47% weniger Suizidversuche in den letzten drei Monaten
Effekt auf Wissen und Haltung:
Behandelte Jugendliche entwickelten besseres Wissen und konstruktivere Haltung zu Depression und Suizid als die Kontrollgruppe
Screening Programs: Signs of Suicide (SOS) Effekt auf das Hilfesuche-Verhalten:
Jugendliche in der Behandlungsgruppe suchten in den letzten drei Monaten vergleichsmässig weniger Hilfe bei emotionalen Problemen (jedoch nicht statistisch signifikant)
Eine Prozessevaluation zeigte auf, dass Schüler eher nicht Hilfe bei Fachpersonen ausserhalb der Schule suchten – aufgrund von Bedenken bezüglich Vertraulichkeit
Jedoch, Freunde waren die ersten Personen, die sie ansprechen würden, wenn sie sich depressiv fühlen
Rolle des Wissens und der Haltung im “SOS Program on Suicide Attempts”
Modell 1 Modell 2
SOS Programm
47% Reduktion*
23% Redukiton
Wissen . . . 18% Reduktion*
Haltung . . . 55% Reduktion*
*significant at p<.05
SOS Suicide Präventionsprogramm: Replikations Studie
N=4,133, 9 Schulen in 3 US-Staaten Sozial, ökonomisch und geografisch
verschiedene Schülergruppen Fanden ähnliche Effekte zu Reduktion
von Suizidversuchen und Verbesserung von Wissen und Haltungen
Jedoch war keine Erhöhung des Hilfesuche-Verhaltens festzustellen – ähnlich zur ersten Studie
Aseltine et al., 2007
Columbia TeenScreen Programm Basiert auf über 10jährigen
wissenschaftlichen Forschungen und Pilot-Studien
Benützt screening-Tools um die adäquate Behandlungsmethode für Jugendliche zu finden, die an Depression oder anderen nicht diagnostizierten psychischen Krankheiten litten oder ein Suizid-Risiko aufwiesen
TeenScreen: Ziel Für mental-Health screening dieselbe
Akzeptanz erreichen und ebenso routinemässig implementieren wie schulbasierte screenings für Seh- oder Hörprobleme
Das Programm kreiert Partnerschaften zwischen Gruppen in den ganzen Vereinigten Staaten – ermuntert zur Implementierung von Früherkennungs- und Überweisungs-programmen
Suizidale Gedanken und suizidales Verhalten über eine 12-Monats-Periode*
Klasse
Suizidale Gedanken
Suizid- versuche
9te 16.9% 10.1%
10te 18.3% 9.3%
11te 16.4% 7.1%
12te 15.5% 6.1%
U.S. High School Students, 2003; Grunbaum et al. 2004 (YRBS)
TeenScreen: Screening Instrumente
Schritt 1: Columbia Health Screen Papier und Bleistift – Präscreen um die
Jugendlichen zu identifizieren, die weiteres Assessment benötigen
Schritt 2: Diagnostic Predictive Scales (DPS) Computerisiertes Screening Tool Lucas et al. (JAACAP, 40(4):443-9, 2001)
TeenScreen Prozess
Mittel- und Oberstufen-Schüler
Aktive Zustimmung der Eltern
Participant Assent
Screening
POSITIV(Riskobereiche identifiziert
20-33%
NEGATIV(keine Risikobereiche
Identifiziert)
Klinisches Interview
Risikobereiche identifiziert
16-17%
Überweisung undCase Management
FollowUp
Riskikobereicheeliminiert
Exit Programm
Debriefing
Ohio School-Suicide Prevention
10 Programme
83 individuelle screening-Orte
14 Regionen
10 Programme
83 individuelle screening-Orte
14 Regionen
Counties receiving SAMHSA Grant Funds Year 1
Lawrence
Meigs
Gallia
Washington
Monroe
Scioto Adams Brown
Hamilton
Butler Warren Clinton
Highland
Jackson
Ross Vinton Athens
Preble
Greene
Fayette
Madison
Clark
Miami
Darke
Franklin
Pickaway Fairfield
Hocking
Mercer Auglaize
Shelby Logan
Union
Hardin
Allen
Van Wert
Paulding
Putnam Hancock
Wyandot
Marion
Delaware
Morrow
Seneca
Sandusky
Ottawa
Lucas Fulton Williams
Henry Wood Defiance Erie
Huron
Lorain
Wayne
Medina
Cuyahoga
Summit
Knox
Holmes
Licking
Coshocton
Muskingum
Tuscarawas
Guernsey
Perry Morgan
Noble
Belmont
Harrison
Carroll
Columbiana Stark
Portage
Mahoning
Trumbull
Ashtabula
Geauga
Lake
Clermont
Jefferson
Richland
Crawford
Ashland
Montgomery
Champaign
Pike
6 SOS Sites
9 TeenScreen Sites
12 TeenScreen
Sites
4 SOS Sites
1 TeenScreen Sites
8 TeenScreen Sites
5 TeenScreen Sites
17 TeenScreen
Sites
9 TeenScreen
Sites
7 TeenScreen
Sites
5 TeenScreen
Sites
Dr. Paul Granello, PI
Screening: Hindernisse, Herausforderungen und Strategien
Zukunft Vorzeigeprojekte für Gatekeepers
mit Messungen zu Überweisungsraten und Raten zu psych. Behandlung sollten durchgeführt werden
Determinierung der effizientesten Wege um das Hilfesuche-Verhalten bei Risiko-Schülern und deren Peers zu erhöhen
Mann et al., 2006
Zukunft: Screening Kosteneffizienz von screenings bei der
Allgemeinbevöllkerung versus identifizierten Risikogruppen
Prädiktive Validität und Verlässlichkeit des spezifischen screening-Instrumentes
Appropriateness of standard suicide screening instruments across different cultures
Mann et al., 2006
Vielen Dank!
Merci beaucoup!
Thank you!