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PUBLIUS OVIDIUS NASO

43 v. Ovid wurde in Sulmo in den Abruzzen geboren.

Er entstammte einem reichen Rittergeschlecht.

Ovidstatue in Sulmona

~ 30 v. Nach Beruhigung der politischen Verhältnisse ging er nach Rom. Weil er die Ämterlaufbahn einschlagen wollte, studierte er vor allem Rhetorik. Ein Studienaufenthalt in Athen und Reisen ergänzten diese Ausbildung. Doch schon bald entdeckte Ovid seine dichterische Begabung. Seine ersten Liebeselegien fanden eine solche Resonanz, dass er recht bald in den Kreis des Messalla aufgenommen wurde. Nacheinander entstanden die AMORES (Liebesgedichte), die HEROIDES (Liebesbriefe mythischer Frauengestalten an ihre Männer oder Geliebten), ferner die ARS AMATORIA, ein Lehrgedicht der Liebe in drei Büchern.

Apollo und Amor (Fresko, H. Postumus, 1542)

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~ 2 n. Ovid gelang mit seinen METAMORPHOSEN (Verwandlungsgeschichten), einem epischen Gedicht in 15 Büchern, der grosse Wurf. Spielerisch-assoziativ verband er 250 Geschichten zu einem hexametrischen Gedicht, in dessen Mittelpunkt nicht wie bei Homer und Vergil ein einzelner Held oder ganze Völker stehen, sondern viele individuelle Gestalten an einem kritischen Punkt ihres Daseins. Der Bogen der erzählten Zeit spannt sich von der Erschaffung der Welt über die mythische Zeit bis in die Gegenwart des Dichters.

Goldenes Zeitalter (Lucas Cranach d. Ä., 1530, München)

Fast gleichzeitig schuf er in elegischen Distichen sein zweites grosses Sammelgedicht, die FASTI, in denen er, dem römischen Festtagskalender folgend, Sagen, Erinnerungen, Bräuche und astronomische Erscheinungen schilderte. Dieses Werk blieb ein Fragment von sechs Büchern (Januar bis Juni).

Pyramus und Thisbe (Ofen, Südtirol, 1555)

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8 n. Den Dichter traf das Dekret des Augustus, das ihn aus Rom nach Tomi (heute Constanza in Rumänien) an das Schwarze Meer verbannte. Der Form nach handelte es sich um eine relegatio, mit der kein Verlust des Bürgerrechts und keine Einziehung des Vermögens verbunden war. Die Gründe dieser Relegation sind nicht ganz aufzudecken. Andeutungen Ovids in seinen späteren Dichtungen ("carmen et error") lassen darauf schliessen, dass Augustus, der den Römern strenge Ehegesetze verordnet hatte, ihm die Veröffentlichung der ARS AMATORIA übelnahm. Jedenfalls bildete diese Relegation im Leben des Dichters einen deutlichen Einschnitt. In eine Gegend verbannt, die ein Stadtrömer als das Ende der Welt betrachten musste, begann er erneut zu schreiben. Es entstanden zunächst die TRISTIA (Trauerlieder), dann die EPISTULAE EX PONTO, beide in elegischen Distichen. Alles Klagen und Bitten half nichts. Er wurde vom Kaiser nicht begnadigt.

Deukalion und Pyrrha (Fresko, F.J. Spiegler, Ottobeuren, 1725)

18 n. Ovid starb im Exil.

Grabinschrift (am Sockel des Denkmals in Tomi, Trist. III 73-76)


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