Regionale Siedlungshierarchien und interregionaler Austausch im Mittleren Formativum
in Mesoamerika
Magisterarbeit zur Erlangung des Grades eines
Magister Artium M.A.
vorgelegt der
Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität
zu Bonn
von Raphael Tomczyk
aus Ruda Śląska
An Eides statt versichere ich, dass die Arbeit
Regionale Siedlungshierarchien und interregionaler Austausch im Mittleren Formativum in Mesoamerika
von mir selbst und ohne jede unerlaubte Hilfe angefertigt wurde, dass sie noch keiner anderen Stelle zur Prüfung vorgelegen hat und dass sie weder ganz, noch im Auszug veröffentlicht worden ist. Die Stellen der Arbeit – einschließlich Tabellen, Karten, Abbildungen usw. -, die anderen Werken dem Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen sind, habe ich in jedem einzelnen Fall als Entlehnung kenntlich gemacht.
INHALTSVERZEICHNIS 1. EINLEITUNG 1
1.1 Einführung 1 1.2 Aufbau der Arbeit 1 1.3 Zielsetzung 2 1.4 Auswahl der Beispiele 3 2. DAS FRÜHE FORMATIVUM 4
2.1 Periodisierungen 4 2.2 Das Frühe Formativum 4 3. DAS MITTLERE FORMATIVUM 8 4. DIE ROLLE DER OLMEKEN INNERHALB DES MESOAMERIKANISCHEN FORMATIVUMS 12
4.1 Forschungsüberblick 12 4.2 Kontroverse 14 4.3 Resümee 19 5. REGIONALE SIEDLUNGSHIERARCHIEN IM MITTLEREN FORMATIVUM 20
5.1 Methodik 20 5.2 Siedlungsevolution im Tal von Oaxaca 21 5.2.1 Der topographisch-geologische Kontext 21 5.2.2 Klima 22 5.2.3 Vegetation 22 5.2.4 Ressourcen 23 5.2.4.1 Geologische Ressourcen 23 5.2.4.2 Biotische Ressourcen 24 5.2.4.3 Edaphische Ressourcen 25 5.2.5 Siedlungsphasen im Tal von Oaxaca 25 5.2.6 Siedlungspräferenz im Etla-Tal 28 5.2.7 Siedlungstypen 29 5.2.8 Genese eines regionalen Zentrums 31 5.2.9 Siedlungsmuster und seine theoretischen Implikationen 32 5.2.10 Siedlungshierarchie 37 5.2.11 Genese der Siedlungshierarchie 39 5.2.12 Das Tal von Oaxaca als System: eine Konklusion 42 5.3 Siedlungsevolution im Tal von Mexiko 435.3.1 Einleitung 43 5.3.2 Der topographisch-geologische Kontext 43 5.3.3 Klima 45 5.3.4 Vegetation 46 5.3.5 Ressourcen 46 5.3.5.1 Geologische Ressourcen 46 5.3.5.2 Biotische Ressourcen 47 5.3.5.3 Edaphische Ressourcen 47 5.3.6 Siedlungsphasen im Tal von Mexiko 48
I
5.3.7 Siedlungspräferenz in der Chalco-Xochimilco-Region 51 5.3.8 Siedlungstypen 52 5.3.9 Siedlungsmuster und seine theoretischen Implikationen 52 5.3.10 Siedlungshierarchie 57 5.3.11 Genese der Siedlungshierarchie 58 5.3.12 Das Tal von Mexiko: eine Konklusion 59 6. INTERREGIONALER AUSTAUSCH IM MITTLEREN FORMATIVUM 61
6.1 Ziele und Methodik 61 6.2 Theoretischer Überbau und Prämissen 62 6.3 Empirische Grundlagen für ein mesoamerikanisches Austauschnetzwerk 69 6.3.1 Binäre Betrachtung ausgewählter Regionen und Zentren in Mesoamerika 69 6.3.1.1 Morelos – Golfküstenregion 69 6.3.1.2 Morelos – Tal von Mexiko 71 6.3.1.3 Morelos – Tal von Oaxaca 71 6.3.1.4 Morelos – Guerrero 71 6.3.1.5 Morelos – Pazifikküste Guatemalas 72 6.3.1.6 Tal von Oaxaca – Tal von Mexiko 73 6.3.1.7 Tal von Oaxaca - Pazifikküste Guatemalas und Chiapas´ 74 6.3.1.8 Tal von Oaxaca – Golfküstenregion 74 6.3.1.9 Tal von Mexiko – Golfküstenregion 75 6.3.1.10 Tal von Mexiko – Guatemala Hochland 75 6.3.1.11 Tal von Mexiko – Pazifikküste 75 6.3.1.12 Zentralchiapas – Golfküstenregion 76 6.3.1.13 Zentralchiapas – Pazifikküste Guatemalas und Chiapas´ 77 6.3.1.14 Zentralchiapas – Hochland von Mexiko 77 6.3.1.15 Golfküstenregion – Pazifikküste Guatemalas und Chiapas´ 77 6.3.1.16 Golfküstenregion – Maya-Tiefland 79 6.3.1.17 Golfküstenregion – El Salvador 79 6.3.1.18 Golfküstenregion – Honduras 80 6.3.1.19 Golfküstenregion – Hochland von Guatemala 80 6.3.1.20 Hochland von Guatemala – Honduras 81 6.3.1.21 Hochland von Guatemala – Pazifikküste Guatemalas und Chiapas´ 81 6.3.1.22 Hochland von Guatemala – Zentralchiapas 82 6.3.2 Konklusion 83 7. Schlussbemerkungen 84
7.1 Zusammenfassung 84 7.2 Theoretische Schlussfolgerungen 85 7.3 Schlusswort 86
II
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN UND TABELLEN ABBILDUNGEN Kapitel 2 Abb. 1 Der Red-on-buff- und der Locona Komplex im Frühen Formativum Abb. 2 Mazatán-Region während der Locona-Phase Abb. 3 Mound 6, Struktur 4, Paso de la Amada, Locona-Phase Abb. 4 Barra-Phase Keramik aus der Mazatán-Region Abb. 5 Struktur 6, San José Mogote, Tierras Largas-Phase (Zeichnung) Abb. 6 Struktur 6, San José Mogote, Tierras Largas-Phase (Foto) Abb. 7 Östliches Mesoamerika Kapitel 3 Abb. 8 Keramikkomplexe des Frühen Formativums im westlichen und südlichen Teil des östlichen
Mesoamerika Abb. 9 Keramikkomplexe des Mittleren Formativums im westlichen und südlichen Teil des östlichen
Mesoamerika Abb. 10 Pazifikküstenstreifen im Grenzgebiet Mexikos und Guatemalas im Mittleren Formativum Abb. 11 Ujuxte Abb. 12 La Venta während des Mittleren Formativums Abb. 13 Der zentrale Bereich Chalcatzingos (Morelos) Abb. 14 Chiapas im Frühen und Mittleren Formativum Abb. 15 Tzutzuculi (Chiapas), Mittleres Formativum Abb. 16 Finca Acapulco (Chiapas), Mittleres Formativum Abb. 17 Mound 1, La Blanca (Guatemala), Conchas-Phase Abb. 18 Struktur 28 (auf Struktur 19), San José Mogote, Rosario-Phase Abb. 19 Isla Stele 1, Mirador Becken, Mittleres Formativum (?) Abb. 20 Monument 3, San José Mogote, Rosario-Phase Abb. 21 Monument 1, La Blanca, Conchas-Phase Abb. 22 Monument 14, Abaj Takalik Abb. 23 Siedlungshierarchie in der Río Naranjo-Region (Guatemala), Conchas-Phase Abb. 24 Siedlungsverteilung in der Escuintla-Region (Guatemala) im frühen Mittleren Formativum Abb. 25 Siedlungsverteilung in der Escuintla-Region (Guatemala) im späten Mittleren Formativum Kapitel 4 Abb. 26 Stele C (Tres Zapotes, Veracruz) Abb. 27 Kerngebiet der olmekischen Besiedlung Abb. 28 Das „fire-serpent“-Motiv Abb. 29 Olmekischer „were-jaguar“ Abb. 30 Olmekischer „were-jaguar“. Jade-Axt („Kunz-Axt“) Abb. 31 Das „paw-wing“-Motiv Abb. 32 Zusammenfassender Vergleich von Siedlungshierarchien in Bezug zu Siedlungsgrößen Kapitel 5.2 Abb. 33 Physiographische Zonierung im Tal von Oaxaca Abb. 34 Geländeprofil durch das Tlacolula- und das Zaachila-Tal Abb. 35 Das fluviale System im Tal von Oaxaca Abb. 36 Das Tal von Oaxaca mit einer Auswahl archäologischer Stätten Abb. 37 Jährliche Niederschlagsverteilung im Tal von Oaxaca Abb. 38 Klimatische Variation im Tal von Oaxaca Abb. 39 Feuchtigkeitsfluktuationen im Frühen, Mittleren und Späten Formativum im Tal von Oaxaca Abb. 40 Rekonstruktion der primären Vegetationszonen im Tal von Oaxaca Abb. 41 Obsidian- und Eisenerzquellen in Mesoamerika Abb. 42 Obsidianquellen des Frühen und Mittleren Formativums in Mesoamerika Abb. 43 Geologische Eisenerzvorkommen im Tal von Oaxaca Abb. 44 Bodenklassifikation im Tal von Oaxaca Abb. 45 Siedlungsmuster im Tal von Oaxaca (Tierras Largas-Phase) Abb. 46 Siedlungsmuster im Tal von Oaxaca (San José-Phase) Abb. 47 Siedlungsmuster im Tal von Oaxaca (Guadalupe-Phase) Abb. 48 Siedlungsmuster im Tal von Oaxaca (Rosario-Phase) Abb. 49 Entwicklung der Maiskorngrößen Abb. 50 Verteilung der landwirtschaftlich produktivsten Einzugsgebiete im Tal von Oaxaca (Tierras Largas bis
Guadalupe-Phase) Abb. 51 Verteilung der landwirtschaftlich produktivsten Einzugsgebiete im Tal von Oaxaca (Rosario-Phase) Abb. 52 a) Monument 1; b) Monument 2 aus San José Mogote (Frühe San José-Phase) Abb. 53 Rekonstruktion von Plattform 3 in Barrio del Rosario Huitzo (Guadalupe-Phase)
Abb. 54 Struktur 12, Santo Domingo Tomaltepec Abb. 55 Ressourcen als Determinanten für Siedlungsmuster Abb. 56 Lineare Siedlungsanordnung im Etla-Tal (San José-Phase) Abb. 57 Schematisches Modell der linearen Siedlungsevolution entlang des Atoyac-Flusses im Etla-Tal Abb. 58 Durchschnittlicher Maisertrag pro Hektar in Relation zur Maiskorngröße Abb. 59 Graphische Umsetzung der Daten aus Tabelle 9 bei Gruppengrößen bis 1400 Personen Abb. 60 Verteilung olmekischer Motive im Tal von Oaxaca Abb. 61a Reichweitenkreise mit tangentialen Grenzen um Zentren Abb. 61b Überlappung der Reichweitenkreise Abb. 61c Hexagonale Form der Reichweitengebiete mit optimaler Versorgung Abb. 62 Das Verkehrsprinzip nach Walter Christaller Abb. 63 Schematische Anwendung des Verkehrsprinzips auf das Etla-Tal Abb. 64 Vereinfachte Darstellung einer hypothetischen Siedlungsintegration im Frühen Formativum Abb. 65 Linear orientiertes Siedlungsmuster in den Diyālā Ebenen (Irak) Abb. 66 Rhomboides Siedlungsnetzwerk in den Diyālā Ebenen (Irak) Abb. 67 Rang-Größen-Graph für die Rosario-Phase Abb. 68 Distanzen zwischen den Siedlungen im Tal von Oaxaca Abb. 69 Der Vergleich von Wachstumsraten zwischen San José Mogote und Tierras Largas Abb. 70 Das Tal von Oaxaca und umgebende Täler Kapitel 5.3 Abb. 71 Physiographische Zonen in der Chalco-Xochimilco-Region im Tal von Mexiko Abb. 72 Fruchtbare Ebene östlich des Chalco-Sees Abb. 73 Das Tal von Mexiko Abb. 74 Die jährlichen Niederschlagsmengen im Tal von Mexiko Abb. 75 Das Tal von Mexiko und das Tal von Morelos Abb. 76 Die Chalco-Region mit der Amecameca-Ebene und der Siedlung Coapexco 1 und 2 Abb. 77 Die Bevölkerungsentwicklung in der Chalco-Xochimilco-Region in vorspanischer Zeit Abb. 78 Siedlungen im Tal von Mexiko Abb. 79 Struktur AI in Ch-MF-9 Abb. 80 Struktur AJ in Ch-MF-9 Abb. 81 Rang-Größen-Graph für die FI-1 für die südliche Region des Tals von Mexiko Abb. 82 Siedlungsflächenhistogramm für die FI-1 in der südlichen Region des Tals von Mexiko Kapitel 6 Abb. 83 Austauschnetzwerk im Mittleren Formativum nach Demarest, 1989 Abb. 84 Sektorale Gliederung der Reziprozitätsbeziehungen in Bezug zu Wohneinheiten nach Marshall Sahlins Abb. 85 Austauschmodell im Maya-Gebiet während der Klassik Abb. 86 Austauschmodi Abb. 87 Dendritisches Netzwerkmodell mit einer „gateway community“ an der Peripherie Abb. 88 Monument 1 („El Rey“), Chalcatzingo Abb. 89 Monument 2, Chalcatzingo Abb. 90 Monument 12, Chalchuapa (El Salvador) Abb. 91 Orte mit Funden olmekischen Stils in Mesoamerika Abb. 92 Figurinenkopf des Typs C8, Tetelpán Abb. 93 Figurine des Typs C8, Chalcatzingo Abb. 94 Magnetitspiegel aus Central Plaza Burial 1, Chalcatzingo Abb. 95 Monument aus Teopantecuanitlán (Guerrero) Abb. 96 Formative Stätten in Guerrero Abb. 97 San Miguel Amuco-Stele Abb. 98 Rekonstruktion von Mural 1 in der Oxtotitlán Höhle (Guerrero) Abb. 99 Monument 21, Chalcatzingo Abb. 100 Sternmotiv auf Conchas-Phase Keramik (Ramiréz Fine White), La Blanca Abb. 101 Sternmotiv auf Guadalupe-Phase Keramik (Socorro Fine Gray), Fábrica San José Abb. 102 Sternmotiv auf Gordon-Phase Keramik, Copán Abb. 103 Figurinen des Typs A Abb. 104 Obsidian-Austauschnetzwerke im Frühen Formativum Abb. 105 Obsidian-Austauschnetzwerke im Mittleren Formativum Abb. 106 Figur olmekischen Stils, Xoc (Chiapas) Abb. 107 „Knuckledusters“ Abb. 108 Jadeit-Figurine, Piedra Parada Abb. 109 Grünstein-Pektoral, Ocozocoautla Abb. 110 Anthropomorphe Zepter Abb. 111 Rekonstruktion des Ballspielplatzes in Abaj Takalik Abb. 112 Obsidianquellen in Mesoamerika Abb. 113 Monumente aus Pijijiapan Abb. 114 Monument 1, Tzutzuculi (Chiapas)
Abb. 115 Olmekisches „were-jaguar“-Motiv, El Mesak Abb. 116 Das „cleft-head“-Motiv, La Blanca Abb. 117 “Shook Panel” Abb. 118 Monument 13, La Venta Abb. 119 Monument 19, La Venta Abb. 120 Zentral-Yucatán mit dem Ort Chacsinkin (Kartenvorlage: Microsoft Encarta 2006) Abb. 121 Jadeobjekte aus Chacsinkin Abb. 122 Keramikgefäß aus Dzibilchaltun Abb. 123 Gesicht aus Grünstein aus Mayapán Abb. 124 Cache 7, Seibal, Real-Phase Abb. 125 Kreuzförmige Anordnung von Cache 7 Abb. 126 Monument 12, Chalchuapa Abb. 127 Vier Gefäße mit olmekischen Motiven aus Copán (Friedhof 9N-8, Grab VIII-27), Gordon-Phase Abb. 128 Jade Halskette, Copán (Grab VIII-27), Gordon-Phase Abb. 129 Das Salama-Tal in Guatemala Abb. 130 Obsidianquellen im südöstlichen Mesoamerika Abb. 131 Prozentualer Anteil der Quellen des Obsidians in La Blanca, Conchas-Phase Abb. 132 Hochland von Guatemala (Kartenvorlage: Microsoft Encarta 2006) Abb. 133 Escuintla-Region und das Hochland von Guatemala Abb. 134 Formative Siedlungen in Chiapas am Oberen Grijalva Abb. 135 Siedlungsmuster am Oberen Grijalva, Mittleres und Spätes Formativum Abb. 136 Obsidianquellen und die Verteilung von Obsidian im südlichen Teil des Isthmus von Tehuantepéc Kapitel 7 Abb. 137 Multikausales Modell des Prozesses soziopolitischer Komplexisierung TABELLEN Kapitel 2 Tab. 1 Chronologische Sequenzen für das Formativum in ausgewählten Regionen Mesoamerikas Kapitel 5.2 Tab. 2 Siedlungsgrößen und Bevölkerungszahlen während der Tierras Largas-Phase im Tal von Oaxaca Tab. 3 Siedlungsgrößen und Bevölkerungszahlen während der San José-Phase im Tal von Oaxaca Tab. 4 Siedlungskontinuität und Anzahl der „mounds“ Tab. 5 Siedlungsgrößen und Bevölkerungszahlen während der Guadalupe- und Rosario-Phase im Tal von
Oaxaca Tab. 6 Potentielle und archäologisch geschätzte Bevölkerung im Tal von Oaxaca zwischen der Tierras Largas-
und der Rosario-Phase Tab. 6a Siedlungstypologie nach Parsons (1971) und Blanton (1972) Tab. 7 Distanzen zwischen einzelnen Siedlungen im Etla-Tal Tab. 8 Vergleich dreier Siedlungen (Späte San José-Phase) in Bezug zum verfügbaren Land, den daraus
potentiell zu erwirtschafteten Maiserträgen und der geschätzten Bevölkerung Tab. 9 Prozentueller Anteil endogamer Heiraten in Relation zur Gruppengröße Tab. 10 Größere Siedlungen im Oaxaca-Tal, Rosario-Phase Tab. 11 Vorhergesagte Austauschintensität und Rang Kapitel 5.3 Tab. 12 Hypsometrische Gliederung des Tals von Mexiko Tab. 13 Die paläoklimatischen Gegebenheiten im Puebla-Tlaxcala Gebiet Tab. 14 Chronologien für das Tal von Mexiko Tab. 15 Durchschnittliche Entfernung der Siedlungen vom Seeufer Tab. 16 Siedlungsgrößen im Early Horizon im Tal von Mexiko Tab. 17 Siedlungsgrößen im First Intermediate 1 Tab. 18 Prozentuelle Verteilung der Bevölkerung auf die Siedlungstypen Tab. 19 Prozentueller Anteil der Siedlungstypen innerhalb der Gesamtheit aller Siedlungen Tab. 20 Siedlungsverteilung in den physiographischen Zonen im Early Horizon Tab. 21 Bevölkerungsverteilung und –dichte in den physiographischen Zonen Tab. 22 Durchschnittliche Siedlungshöhelage und jährliche Niederschlagsmengen Tab. 23 Distanzen zwischen den größten Siedlungen der Chalco-Xochimilco-Region Tab. 24 Die fünf größten Siedlungen des Mittleren Formativums in der südlichen Region des Tals von Mexiko
und ihre potentiellen „Satellitensiedlungen“ Tab. 25 Bevölkerungsschätzungen für das Tal von Mexiko Tab. 26 Die Produktivität der Einzugsgebiete von Siedlungen im Formativum im Tal von Mexiko Tab. 27 Obsidianfunde in verschiedenen Haushaltseinheiten und einzelnen Haushalten in San José Mogote und
die Obsidian-Quellen
Tab. 28 Analogie von Artefakttypen aus dem Salama-Tal und anderen Regionen Tab. 29 Obsidiandichte in Mittel- und Spätformativen Siedlungen in Zentralchiapas
1. EINLEITUNG
1.1 Einführung
Die vorliegende Arbeit behandelt auf der chronologischen Ebene den Zeitrahmen von ca.
1000/900 v. Chr. bis etwa 400 v. Chr., welcher in der mesoamerikanischen Archäologie als
Mittleres Formativum (oder Mittlere Präklassik) bezeichnet wird. Den geographischen
Rahmen bildet ein Gebiet, dass nicht den von Paul Kirchhoff (1943) geprägten
Kulturterminus „Mesoamerika“ umfasst, sondern ein Kerngebiet beinhaltet, das im
Nordwesten bis zum Tal von Mexiko und im Südosten bis nach Honduras reicht. Jedoch
werden aus diesem riesigen Gebiet exemplarisch zwei regional begrenzte
siedlungsarchäologische Beispiele herausgenommen und unter Berücksichtigung
naturräumlicher Gegebenheiten sowie unter den Aspekten siedlungshistorischer, subsistenz-
ökonomischer, soziokultureller und demographischer Determinanten analysiert und
miteinander verglichen. Die Einbettung dieser Beispiele erfolgt innerhalb des oben
festgelegten geographischen Rahmens in komparativer Weise zu anderen Regionen, deren
gemeinsamer Nenner eine zu vergleichende soziopolitische Disposition darstellt, definiert
durch die Interaktion ihrer führenden Instanzen.
1.2 Aufbau der Arbeit
Die Arbeit ist in drei Teile gegliedert. Im ersten deskriptiven Teil (Kap. 1.-4.), dem
Einführungssteil, werden die kulturhistorischen und archäologischen Grundlagen für die
beiden folgenden Hauptteile gelegt. Das Frühe Formativum wird im Kap. 2 dieses Teils als
eine Periode skizziert, die sich stark von der vorangehenden Archaik unterscheidet und bereits
viele kulturelle Merkmale der folgenden Perioden vorwegnimmt. Die qualitativen und
quantitativen Strukturänderungen, die sich in der Transitionsphase zum Mittleren Formativum
vollziehen und die immense Entwicklung fast aller kulturellen Äußerungen in dieser Periode
werden im Kap. 3 grob umrissen. Schließlich folgt im Kap. 4 eine Erörterung über die Rolle
der Olmeken, mit der diesem Thema impliziten Kontroverse und sich dem damit
abzeichnenden Paradigmenwechsel.
Die beiden Hauptteile unterscheiden sich durch einen unterschiedlichen Fokus. Im ersten
Hauptteil (Kap. 5) wird die Mikroebene betrachtet, die auf der regionalen Ebene die
Siedlungshierarchien innerhalb zweier Beispiele, des Tals von Oaxaca und des Tals von
Mexiko, basierend auf einem komplexen soziopolitischen System widerspiegelt. Im zweiten
Hauptteil (Kap. 6) wird der Fokus auf eine Makroebene verlagert, auf der Interaktion und
1
Austausch zwischen den genannten Beispielen und unter Heranziehung einer Vielzahl
weiterer illustriert werden sollen.
1.3 Zielsetzung
Die Arbeit verfolgt zwei Hauptziele. Zum einen werden im ersten Hauptteil die
Siedlungshierarchien und die ihnen inhärenten Siedlungssysteme (vgl. Anm. 92) mit Hilfe
archäologischer, geographischer und ethnologischer Modelle untersucht und dabei als
Ausdruck einer soziopolitisch komplexen Gesellschaft verstanden. Beide Entwicklungen, die
Ausdifferenzierung sozialer und politischer Ungleichheit und die Etablierung von
Häuptlingstümern (middle range societies) auf der einen Seite und die Herauskristallisierung
von Siedlungshierarchien und einzelnen zentralen Orten innerhalb derer auf der anderen Seite,
sind als parallele Entwicklungen zu sehen und bilden den Dreh- und Angelpunkt zum zweiten
Hauptziel. Dieses Ziel wird im zweiten Hauptteil durch eine Offenlegung des
Austauschnetzwerkes zwischen den regionalen soziopolitischen Instanzen als eine
hypothetische Form des Eliteaustausches innerhalb eines Prestigegütermodells angestrebt. Der
Austausch als ein kulturelles Subsystem1 soll aber in dem hier betrachteten Zeitrahmen des
Mittleren Formativums nicht als „prime mover“ der Genese von soziopolitischer Komplexität
verstanden werden (diese beginnt bereits im Frühen Formativum in einer zum Teil
archäologisch schwer fassbaren Form in Erscheinung zu treten),2 sondern als ein Motor der
weiteren Komplexisierung der Sozialstruktur, die im Rahmen anderer kultureller Subsysteme
wie etwa der Intensivierung der Landwirtschaft und den daraus sich ergebenden Surplus, der
Stärkung der ökonomischen Systeme auf regional-lokaler Ebene sowie von kriegerischen
Auseinandersetzungen als weitere Faktoren zur Herausbildung von Häuptlingstümern zu
sehen ist, die hier jedoch ausgeblendet werden müssen (Carneiro 1981; Earle 1987a, vgl. auch
Anm. 185).
Der deskriptiven Vorgehensweise im Einleitungsteil der Arbeit folgt im ersten Hauptteil ein
induktives Vorgehen, bei dem aus den genannten regionalen Beispielen theoretische Modelle
extrahiert werden sollen. Im zweiten Hauptteil wird deduktiv, basierend auf dem
Reziprozitätsmodell von Marshall Sahlins (1965), der wiederum sein Modell induktiv 1 Der Begriff „Subsystem“ ist von Colin Renfrew (1975: 36) entlehnt und meint einen Teilaspekt des ethnologischen Kulturbegriffes. Vgl. auch S. 61. 2 Wie etwa in Paso de la Amada an der Pazifikküste Chiapas´ (Blake 1991), in San José Mogote im Tal von Oaxaca (Marcus und Flannery 1996) oder in frühformativen Siedlungen im Tal von Mexiko (Tolstoy et al. 1977), um nur einige zu nennen. In allen drei Beispielen sind Statusunterschiede innerhalb der Bevölkerung zu konstatieren, jedoch bleibt es fraglich, ob der Terminus „Häuptlingstum“ auf diese appliziert werden kann, oder ob eher von „transegalitären Gesellschaften“ (Blake und Clark 1999), das heißt von Gesellschaften, die sich im Transformationsprozess zwischen einer egalitären und einer soziopolitisch komplexen, durch Rangunterschiede ihrer Mitglieder gekennzeichneten Stufe gesprochen werden sollte.
2
konstruierte (ibd. Appendizes, 186-225), ein Prestigegütermodell als tentativer
Erklärungsversuch der genannten Häuptlingstümergenese im Mittleren Formativum im
nahezu gesamten mesoamerikanischen Raum vorgestellt.
Schließlich soll ein sekundäres Ziel nicht unerwähnt bleiben. Die Rolle der Olmeken, die im
Kap. 4 erörtert wird, ist vor dem Hintergrund des genannten multilateralen Netzwerkes von
Häuptlingstümern zu sehen, in dem die Olmeken keine hegemoniale Position einnahmen,
sondern als ein Teil oder als ein „primus inter pares“–Partner eingeordnet werden.
1.4 Auswahl der Beispiele
Die Auswahl der in dieser Arbeit verwendeten Beispiele ist an einige Determinanten
gekoppelt. Zum einen herrscht eine evidente Ungleichverteilung der Forschungsfoki auf
bestimmte Regionen, basierend auf einer gewachsenen archäologischen Tradition, die Glynn
Daniel zu folgender Aussage veranlasste:
„The present state of archaeology cannot be divorced from its past state.“
(zit. nach Willey und Sabloff 1980: xv)
Die daraus resultierenden Implikationen sind, dass das Datenmaterial beispielsweise für das
Tal von Oaxaca weitaus größer ist, als etwa für Hochland-Chiapas, ohne andeuten zu wollen,
dass die regionalen Siedlungsmuster im letztgenannten von jenen differieren.3 Zum anderen
geht diese Arbeit von Prämissen aus, die nur auf einer bestimmten soziopolitischen Ebene,
eben der geschichteten Ranggesellschaft,4 in einem hierarchisch gegliederten
Siedlungssystem überprüfbar gemacht werden können, und das vor dem Hintergrund einer
zum Untersuchungszeitpunkt gegebenen Komplexität. Sicherlich existierten weiterhin im
Mittleren Formativum singulär auftretende, egalitär organisierte Siedlungen oder
semisedentäre Weiler, die von wildbeuterisch lebenden Gruppen aufgesucht wurden.5 Diese
sollen aus den genannten Gründen aus dieser Betrachtung ausgeblendet werden, obwohl sie
das Bild einer auf sozialer Ebene multilinearen Evolution Mesoamerikas heterogenisieren.
3 Vgl. dazu Flannery 1976c und Reynolds 1976. 4 Ranggesellschaft ist in diesem Zusammenhang substitutiv mit Häuptlingstum zu sehen, obwohl der erstgenannte Terminus in seiner ursprünglichen Formulierung durch Morton Fried (1967) weiter gefasst ist (z. B. ibd. 174f. für nahezu egalitäre autonome Siedlungen) als der enger gefasste Terminus „Häuptlingstum“ durch Elman Service (1962), welcher sich implizit auf eine spezifische Art des Häuptlingstum bezog, charakteristisch für Polynesien und die dort häufig anzutreffende Ramagestruktur der Gesellschaft und eine redistributive Wirtschaftsweise (Service 1962: 144; Sanders und Webster 1978: 270). 5 Der Begriff „wildbeuterisch“ soll in diesem Zusammenhang auf Gruppen bezogen werden, die ihre Subsistenz durch Jagen, Sammeln und auch Fischen bestreiten, aber auch Formen der landwirtschaftlichen Tätigkeiten, wie Brandrodungswirtschaft beinhalten können (Rao 1993: 492).
3
Zum anderen, und dies beinhaltet ganz pragmatische Gründe, ist die Bearbeitung des hier
vorgestellten Themas auf eine vielschichtige archäologische Dokumentation angewiesen.
2. DAS FRÜHE FORMATIVUM 2.1 Periodisierungen
Periodisierungen spiegeln bestimmte Denkmuster geschichtlicher Abläufe wider und Begriffe
wie „archaisch“, „formativ“ oder „klassisch“ implizieren evolutive Schemata von Wachstum
und Blüte im Gegensatz zu dem meist darauf folgenden Verfallsprozess, charakterisiert durch
Termini wie „Postklassikum“ oder wie aus der griechischen Geschichte bekannt
„Hellenismus“ (Stahl 2003: 11). Dieses anachronistische Geschichts- und Kulturbild verkennt
die Geschichte als eine Summe von Perioden, im Gegensatz zu einem Kontinuum das nicht
zwingend einer linearen Stringenz folgen muss, innerhalb dessen die Amplitude des
Fortschritts und des Rückgangs zu beiden Seiten der Skala oszillieren und sowohl evolutive
als auch devolutive Charakteristika aufweisen kann. Aus diesen Überlegungen heraus sollen
in dieser Arbeit das Frühe und vor allem das Mittlere Formativum in Mesoamerika unter
Zuhilfenahme der aktuellsten Forschungsliteratur als Perioden skizziert werden, die das
kulturelle Legat für viele spätere „klassische“ Kulturen bildeten und damit bedeutende
kulturelle Merkmale vorwegnahm.
2.2 Das Frühe Formativum
Obwohl sich die vorliegende Arbeit mit dem Mittleren Formativum auseinandersetzt, ist ein
kurzer Überblick über das vorangehende Frühe Formativum zwingend, um die Kontinuität der
Entwicklung aufzuzeigen und vor allem den Übergang, der beide Perioden markiert, näher zu
beleuchten.
Der Terminus „Formativum“ wurde durch Gordon R. Willey und Philip Phillips (1958: 146)
in die Terminologie der altamerikanischen Archäologie eingeführt und bezeichnete eine
Periode, die gekennzeichnet war durch
„the presence of agriculture, or any other subsistence economy of comparable
effectiveness, and by the successful integration of such an economy into well-established,
sedentary village life […] Pottery-making, weaving, stone-carving, and a specialized
ceremonial architecture are usually associated with these American Formative cultures.”
(Willey und Phillips 1958: 146)6
6 Über die Validität dieser Definition laufen die Forschungsmeinungen auseinander. Ford (1969: 5) konstatiert zum einen, dass Landwirtschaft schon viel früher betrieben wurde als die von Willey und Phillips genannten
4
Dieser Merkmalskatalog ist in den letzten 50 Jahren durch weitere Aspekte erweitert worden,
wie etwa monumentale Architektur, öffentliche Kunst, reliefierte Steinmonumente,
Handwerksspezialisierung, Diversifikation der Subsistenztechnologien,
Bevölkerungswachstum und –dichte, der Entwicklung von sozialen Rängen, Fernaustausch
von Prestigegütern, Konkurrenz und Konflikte zwischen den Eliten, Kontrolle über die Arbeit
und die damit einhergehende Bewältigung großer öffentlicher Bauten und letztlich die
Bildung von Staaten (Powis 2005: 2).
Uneinigkeit innerhalb der mesoamerikanischen Forschung herrscht auch über die
Verwendung der Termini „Formativum“ und „Präklassik“. Das Handbook of Middle
American Indians bezeichnet in seiner Ausgabe von 1964 (Willey et al. 1964: 478) die
„Middle Preclassic“ als einen Großteil der Periode von 2000 bis 300 v. Chr. Heute wird diese
Zeitspanne grob unterteilt in Frühes Formativum (2000-900 v. Chr.), Mittleres Formativum
(900-400 v. Chr.) und Spätes Formativum (400 v. Chr.-250 n. Chr.)(Tab. 1). Um
Fehlinterpretationen zu vermeiden, schlägt Grove (1981a: 374) in Anlehnung an die Arbeiten
von Kent V. Flannery und Michael D. Coe (Coe 1961; Coe und Flannery 1967) die gesamte
Periode als „Formativum“ zu bezeichnen, obwohl der Begriff für manchen Forscher
pejorative Konnotationen trägt, da er eine kulturgeschichtliche evolutionäre Entwicklung
impliziert, die diese Periode gegenüber der folgenden klassischen als unterentwickelt
darzustellen scheint (Powis 2005: 3). Der Begriff „Präklassik“ ist unter den Mayanisten weit
verbreitet, jedoch werden beide Begriffe substitutiv verwendet. In der vorliegenden Arbeit
soll der Begriff „Formativum“ aus rein pragmatischen Gründen verwendet werden, da er in
der überwiegend angloamerikanisch sprachigen Forschungsliteratur dominiert.
Lange Zeit standen die Olmeken in der altamerikansichen Forschung singulär als die
„Mutterkultur“ aller nachfolgenden Kulturen innerhalb Mesoamerikas da. Dieses Bild wird
heute differenzierter betrachtet und die Olmeken haben ihren Nimbus eines zivilisatorischen
Fackelträgers verloren.7
Jahrhunderte vor der Hochblütezeit der olmekischen Kultur (San Lorenzo A und B, 1150-900
v. Chr.) entstanden überall in Mesoamerika einzelne Kulturkomplexe, die hoch entwickelt
waren. Die Barra, Locona und Ocós-Phasen (ca. 1600-1250 v.Chr.), die sich über eine Region Charakteristika des Formativums bestanden und zum anderen, dass Keramik bereits vor der Einführung der Landwirtschaft hergestellt wurde. Allgemeiner Konsens herrscht darüber, dass das Aufkommen der Landwirtschaft, die Keramikherstellung und die permanente Sesshaftigkeit Marker für die formative Periode sind. Differenzen bestehen in der regionalen Periodisierung und dem damit verbundenen Auftreten der einzelnen Merkmale (Hirth 1984c: 8). 7 Zur Stellung der Olmeken innerhalb der mesoamerikanischen Geschichte siehe Kap. 4.
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von Nord-Veracruz, Tabasco, Chiapas, die südliche Pazifikküste Guatemalas bis nach West-
El Salvador ziehen, welche von Gareth W. Lowe (1971; zit. n. Arroyo 1994: 17) als „Greater
Isthmian Region“ bezeichnet wurde und in der neueren Forschung als „Locona Complex“
auftaucht (Abb. 1),8 die Tierras Largas-Phase (1400-1150 v. Chr.) im Tal von Oaxaca,9 die
Nevada, Coapexco, Ayotla und Manantial Phasen (ca. 1450-1000)10 im Tal von Mexiko11
und andere Gebiete auch zeugen alle in ihren Anfängen vom Beginn der Sesshaftigkeit, einer
intensiven landwirtschaftlich-hortikulturellen Tätigkeit, mit bereits seit Jahrtausenden
domestizierten Pflanzen12 wie Mais, Bohnen und Kürbis (Flannery 1973: 299) und der
Einführung von Keramik (z. B. Clark und Blake 1996: 266f.; Flannery 1983a: 43).13 Die
Sesshaftigkeit und die Landwirtschaft waren auch Grundvoraussetzungen für die
Herausbildung einer soziopolitischen Ungleichheit der Gesellschaft im Frühen Formativum,
deren Mitglieder durch bestimmte Objekte ihre Statuspositionen gegenüber anderen
festlegten.14 Zu diesen Objekten konnten architektonische Strukturen gehören, wie es das
Beispiel des Mound 6 in Paso de la Amada an der Pazifikküste Chiapas´ zeigt (Abb. 2, 3).
Dieser Mound, der entweder ein öffentliches Gebäude oder eine private Wohneinheit
beherbergte, könnte als Anzeichen für das Herausbilden einer Elite verstanden werden, die
sich vermutlich in einem „transegalitären“ Stadium befand (Blake und Clark 1999: 57f.) und
sich bereits während der Locona-Phase oder sogar früher zu formieren begann (Blake 1991:
43; Clark 1991: 18; Lowe 1977: 211; vgl. auch Anm. 2).15 Wright (1984: 43f.) sieht in einer
8 Blake 1991; Blake und Clark 1999; Bove 2005; Clark 1991; Demarest 1989; Lee 1989; Love 1991, 1999; Pye et al. 1999. 9 Blanton et al. 1979; Blanton et al. 1981; Flannery 1976, 1983a; Flannery und Marcus 1983; Kowalewski et al. 1989; Marcus 1989; Marcus und Flannery 1996; Pires-Ferreira 1975; Whalen 1983. 10 Auch zusammengefasst unter dem Ixtapaluca Komplex (Tolstoy et al. 1977: Table 1). 11 Blanton et al. 1981; Parsons et al. 1982; Sanders et al. 1979; Tolstoy 1989; Tolstoy et al. 1977. 12 Vgl. Anm. 143. 13 Wobei die frühesten Anfänge der Keramik noch weiter zurückzudatieren sind, wie etwa Keramik aus dem Espiridión-Komplex im Tal von Oaxaca (Marcus 1983: 42), oder dem Purrón-Komplex im Tehuacán-Tal (Marcus und Flannery 1996: 74f.). Der Altamira Barra-Komplex an der Pazifikküste Chiapas´ bezog seine Formen z. T. aus steinernen Vorläufern (vgl. Abb. 8). Dem gegenüber stellt sich das nördliche Belize im Frühen Formativum als präkeramische Periode dar mit z. T. semisedentären Siedlungsstrukturen, wie etwa in Colha (Iceland 2005: 24). 14 Status ist aber kein Merkmal einer geschichteten Gesellschaft, sondern ist jedem Individuum in jeder beliebigen Gesellschaft inhärent. Selbst in egalitären Gesellschaften existieren Statuspositionen, die eine Gleichheit aller Mitglieder ausschließen (Fried 1967: 29ff.). So existieren bei den einfachsten Jäger- und Sammlergesellschaften, wie etwa den Nambikwara Führungspersönlichkeiten, um die sich die Horde gruppiert, ohne politische Macht zu inkorporieren (Lévi-Strauss 1978: 270). 15 Ein anderes Anzeichen für eine soziale Differenzierung ist das hier erstmals auftretende planmäßig angelegte Plazaensemble. Frühere Untersuchungen haben die (ungleichmäßige) Verteilung von exotischen Gütern innerhalb der Siedlung hervorgehoben (Clark und Lee 1984: 251). Neuerdings wird diese Interpretation angezweifelt, da keine Unterschiede in der Distribution von Prestigegütern zwischen Mounds und profanen Häusern aufgezeigt werden konnten (Lesure und Blake 2002: 3).
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wohnlichen Segregation, neben einer Bestattungssegregation und einer Siedlungshierarchie
das wichtigste Merkmal eines komplexen Häuptlingstums vergangener Kulturen an.16
Keramik könnte ein Marker für ein Objekt von hohem intrinsischen Wert gewesen sein, das
seinem Besitzer Status oder Prestige verleiht. Die Ocós-Phase Keramik ist, wie bereits
angedeutet, im gesamten von Gareth W. Lowe als „Greater Isthmian Region“ genannten
Raum verbreitet gewesen und zeigt neben lokalen Varietäten überall ähnliche Merkmale.
Diese weite Verbreitung, basierend auf diffusionistischen Tendenzen oder auf Interaktion,
spricht für die Popularität dieser der vorangehenden Barra-Phase Keramik gegenüber (Abb. 4,
vgl. auch Abb. 8) technisch und ästhetisch höher gestellten Ware (Lee 1989: 199ff.).
Schließlich ist auch Obsidian als wichtiges Prestige- und Gebrauchsobjekt (Drennan 1984a:
31) der sich formierenden Ranggesellschaften zu erwähnen. Wiederum findet man in Paso de
la Amada eine ungleichmäßige Verteilung von Obsidian während der Ocós-Phase auf die
einzelnen Mounds, wobei Mound 1 sowohl quantitativ, als auch qualitativ (El Chayal
Obsidian) hervorsticht. Clark und Lee (1984: 251ff.; Lee 1989: 204) vermuten hier eine
übergeordnete Instanz, die in redistributiver Weise über den „Fluss“ des Obsidians wachte.17
Ähnliche Strukturen und Entwicklungen lassen sich auch in anderen Regionen Mesoamerikas
ausmachen. In San José Mogote, dem größten Ort im Etla-Tal des Oaxaca-Tals findet man
relativ zeitgleich zu Paso de la Amada18 mehrere Strukturen, die als öffentlich bezeichnet
werden können. Das besterhaltene Beispiel ist Struktur 6 (Abb. 5, 6), die vermutlich rituellen
Zwecken diente (Drennan 1983: 47f.; Marcus 1989: 159).19 Aussagen über die soziopolitische
16 Feinman und Neitzel (1984: 75) betonen auch, dass „one of the most frequently reported means of differentiating leaders is by the size, construction, and location of their houses“. Helms konstatiert dies ebenfalls für die Häuptlingstümer Panamas (Helms 1979: 9). 17 Die Bedeutung von exotischen Prestigeobjekten und anderen Statusmarkern für die Entstehung einer soziopolitisch zentralisierten Gesellschaft wird im Kap. 6.2 ausführlicher behandelt. Hier ist darauf hingewiesen, dass trotz seiner Bedeutung als vermutlicher Sitz einer aufstrebenden Elite der Mound 6 nicht die Mengen an Obsidian beherbergte wie der weitaus kleinere Mound 1, was den Aussagen von Clark und Lee (1984) unter der Annahme widersprechen würde, dass die Größe der Mounds in Relation zum Status ihrer Inhaber (Bewohner etc.) steht. 18 Die Entwicklungen in Paso de la Amada gehen denen im Tal von Oaxaca voraus. Die Barra-Phase im erst genannten wird zwischen 1550 und 1400 v. Chr. eingeordnet (Lesure und Blake 2002: 2), im Tal von Oaxaca liegt die Tierras Largas-Phase zwischen etwa 1400 und 1150 v. Chr. (Flannery und Marcus 1994: 376). 19 Ein profaner Haushalt kann hier aus dem Fehlen von häuslichen Attributen und Rückständen ausgeschlossen werden. Zudem weisen alle „öffentlichen“ Strukturen zwei gemeinsame Merkmale auf: einen stufenähnlichen Vorsprung an der Südseite (vgl. Abb. 6) und eine Grube, die in drei Fällen mit pulverisiertem Kalk gefüllt war (Flannery und Marcus 1976a: 211). Eine ähnliche Grube, die mit Kalk gefüllt war, fanden auch Spencer und Redmond (1983: 72) in La Coyotera (Cañada de Cuicatlán/ Oaxaca) innerhalb eines Eliteresidenzkomplexes. Marcus und Flannery (1996: 76ff.) interpretieren diese Strukturen, basierend auf ethnographischen Parallelen als Männer- oder Ahnenhäuser. Zusätzlich wird dieser Bezirk in seiner Bedeutung, durch eine Umfriedung, die bereits beim Übergang von der Espiridión- zur Tierras Largas-Phase errichtet wurde, zum Wohnbereich der Siedlung separiert und aufgewertet.
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Konstellation in San José Mogote sind problematisch und dürften, wie oben am Beispiel Paso
de la Amadas, auf einen „transegalitären“ Zustand deuten.20
Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass selbst Regionen, die früher aus Mangel an
archäologischen Daten als rückständig bezeichnet wurden, wie z. B. das südöstliche
Mesoamerika, Teil des frühformativen Austauschnetzwerkes waren. Joyce und Henderson
(2001) konnten im Ulúa-Tal in Honduras in der archäologischen Stätte Puerto Escondido
(Abb. 7) sowohl auf der keramischen Ebene (Ähnlichkeiten zur Barra- und Ocós-Keramik
Soconuscos; ibd. 12), als auch auf der architektonischen Ebene (Ähnlichkeiten zu Paso de la
Amada und San Isidro, Chiapas; ibd. 13) Interaktionsmuster dieses peripheren Gebietes mit
anderen mesoamerikanischen Regionen nachweisen.
In der Golfküstenregion wird der Beginn von soziokultureller Komplexität in die Bajío-Phase
(1350-1250 v. Chr.) datiert. Die steinernen Kolossalköpfe, die im Frühen Formativum in
olmekischen Orten auftauchen, könnten wahrscheinlich lokale Herrscher darstellen (Grove
1981a: 377).21 In die genannte Phase fallen auch massive Konstruktionen in San Lorenzo, wie
das künstlich umgestaltete Plateau mit den Abmessungen 1000 m in der Länge und 600 m in
der Breite; ein Eingriff in die Landschaft, der eine Arbeitskräftekonzentration und –
organisation erforderte, die über die egalitäre Organisationen einzelner Weiler hinausgeht
(Coe 1968: 44).
3. DAS MITTLERE FORMATIVUM Zu Beginn des 1. Jt. v. Chr. findet man in vielen Regionen Mesoamerikas im archäologischen
Kontext eine Zäsur, welche die Archäologen dazu veranlasste in diesem Rahmen den
Übergang vom Frühen zum Mittleren Formativum zu konstatieren. Ob es eine Zäsur ist oder
eine kontinuierliche Entwicklung mit anderen materiellen, architektonischen und
soziokulturellen Vorzeichen wird in der Forschung diskutiert (Grove 1981a: 379). Dieser
Wechsel wird vor allem in einer Besiedlungsunterbrechung vieler Stätten deutlich,
einhergehend mit einer Ausdehnung bestehender Siedlungen, der Genese neuer Artefakttypen
und variierender Keramiktypen und einer Differenzierung der soziokulturellen und
ökonomischen Sektoren.22 Ausgrabungen in San Lorenzo und La Venta und die daraus
20 Blanton et al. (1981: 52f.) formulieren es vorsichtig, dass „there is presently no indication that either ranking or socially determined inequality or stratification existed at this time“ (Tierras Largas-Phase). 21 Dies ist meines Erachtens spekulativ, da es sich ebenfalls um Darstellungen der Vorfahren von Häuptlingen handeln könnte, die im rituellen Kontext verwendet wurden, oder was auch nicht auszuschließen wäre, um Opfer, vergleichbar wie man von den scheinbar verstümmelten Körpern der „danzantes“ in Monte Albán vermutet (Scott 1978: 26ff.). 22 Einen Entwicklungsschub erfuhren auch landwirtschaftliche Produktionsmethoden wie die Bewässerungstechnik oder die ökonomische Spezialisierung auf bestimmte Güter, wie im Falle Fábrica San
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gewonnen Erkenntnisse gaben den Impetus für die Periodendifferenzierung. Um 900 v. Chr.
wird das in der vorangehenden San Lorenzo-Phase (1250-900 v. Chr.) in seiner Hochblüte
stehende San Lorenzo abrupt verlassen und sinkt zur Bedeutungslosigkeit herab. Damit
einhergehend ist eine ikonoklastische Verstümmelung und ein Begraben der Skulpturen,
wobei eine keramische Kontinuität für einige Zeit gewahrt bleibt (Coe 1968: 63; Lowe 1978:
358). Coe (ibd.) sieht in dieser damnatio memoriae das Resultat interner Konflikte, die zum
Zusammenbruch San Lorenzos als „center of a coercive state of grandiose proportions“ (ibd.
60; Coe und Diehl 1980a: 188, 387) führten.23 Grove (1981a, b: 67f.) vermutet auf der Basis
neuerer archäologischer Daten, dass die Zerstörungen rituellen Charakter hatten und die
Monumente als Foki übernatürlicher Macht des Häuptlings nach dessen Tod zerstört wurden,
um die ihnen inhärente Macht wieder freizusetzen.
Die Transition vom Frühen zum Mittleren Formativum wird vor allem in den keramischen
und den architektonischen Komplexen in vielen Teilen Mesoamerikas evident (Abb. 8, 9).
Neben lokalen Varietäten besaßen im späten Frühformativum viele Keramikkomplexe eine
starke Affinität zur Keramik der San Lorenzo-Phase (Grove 1981a: 380, 382, 386).24 Zu
Beginn des Mittleren Formativums gewinnt eine weißliche bzw. weiß-gelbbraune (white-to-
buff) Ware mit flachem Boden, und Schüsseln mit ausgestellten Wänden (flaring-wall bowl)
als meist gebräuchliche Formen an fast panmesoamerikanischer Dominanz (Grove 1989b:
127f.; Lowe 1978: 360; Lee 1989: 209).25
Ausgehend von einem teilweise enormen demographischen Anstieg in vielen Regionen
Mesoamerikas im Mittleren Formativum26 und dem damit verbundenen Anwachsen vieler
Siedlungen stehen architektonische Innovationen und eine räumlich-urbane Planung zu
Beginn dieser Periode. Exemplarisch sei der Ort Ujuxte an der Pazifikküste Guatemalas (Abb. Josés, wo auf Siedlungsebene Salz abgebaut wurde (Flannery et al. 1981: 75f.; Charlton 1984: 30; Clark und Lee 1984: 254f.; Kowalewski et al. 1983: 51f.; Lee 1989: 207; Lowe 1978: 358; Winter 1984: 190f. 23 Ein Streitpunkt in der Forschung ist die soziopolitische Stellung der Olmeken (vgl. Drucker 1981). Coe geht von einem Staatswesen auf der Basis der Friedschen Definition (Fried 1967: 227ff.) mit San Lorenzo als Zentrum aus, während Diehl (der zusammen mit Coe die Ausgrabungen in San Lorenzo durchgeführt hatte) von einem Häuptlingstum ausgeht (Coe und Diehl 1980b: 147). In der Rezension des Buches von Coe und Diehl (1980a, b) stellt Flannery (1982) einen Merkmalskatalog auf, der eine Staatsebene von einer Häuptlingsebene separieren würde. Leider können nicht alle von ihm aufgestellten Attribute, aufgrund des Mangels an archäologischen Evidenzen für die olmekischen soziopolitischen Systeme verifiziert werden. Vgl. auch Diehl 1989: 26ff. 24 Diagnostische Merkmale dieser Keramik sind die schwarze Färbung und „olmekische Motive“ wie „were-jaguar“, das „paw-wing“-Symbol und das „fire-serpent“-Motiv. Für eine umfassende Darstellung der Motive vgl. Joralemon (1971; 1976), der jedoch hypothetische Interpretationen zugrunde liegen. 25 Ein weit verbreitetes Motiv war auch das vermutlich der olmekischen Kultur entlehnte „double-line-break“-Element (vgl. Anm. 48 zur Kritik), das sowohl im Tal von Oaxaca, in Chiapa de Corzo und in Padre Piedra (Chiapas) als auch in Tehuacán, in Chalchuapa (El Salvador), in Chalcatzingo (Morelos), im Tal von Mexiko und vielen anderen Orten zu finden ist (Flannery et al. 1981: 76, Fig. 3-18a; Lowe 1978: 360; Sharer 1989: 254; Grove 1993: Fig. 3). Hier ist anzumerken, dass weiterhin neben den gemeinsamen Markern, die oft originär olmekisch waren, lokale Varietäten bestanden. 26 Vgl. dazu z. B. Sanders et al. 1979: 96, oder Love 1991: 57.
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10, 11) als Ausdruck einer planmäßig angelegten Siedlung mit präziser Zonierung zwischen
öffentlich-zeremoniellem und profanem Raum um 600 v. Chr. genannt, deren Bauten fast
ausschließlich eine Ausrichtung von 35° Ost aufweisen (Love 1999: 141). Charakteristisch für
diesen Prozess ist auch das Arrangement von Plattformen im La Venta Complex A (Phase I)
(vgl. Abb. 12; Lowe 1989: 54ff.), in Chalcatzingo (Morelos, Abb. 13) oder in der Escalera-
Phase in Chiapas, die durch ein Ensemble repräsentiert wird, bestehend aus drei Strukturen:
einer oder mehrerer hoher Erdpyramiden (mounds), einer langen kreuzförmigen Plattform und
einer großen quadratischen oder rechteckigen Akropolisplattform mit einer oder mehreren
Strukturen besetzt (Lee 1989: 207; Lowe 1977: 224). Dieses Muster taucht in Stätten wie San
Isidro, Mirador,27 La Libertad, Chiapa de Corzo, Ocozocoautla, Vistahermosa, Tzutzuculi,
Finca Acapulco und anderen auf (Abb. 14, 15, 16). In La Blanca (San Marcos, Guatemala)
entsteht die größte pyramidale Konstruktion im südlichen Mesoamerika (Abb. 17). Love
(1999: 138) zufolge ist es nach dem großen Mound in La Venta, der größte Bau in dieser
Periode in Mesoamerika überhaupt. Izapas Mound 30a gehört in den gleichen zeitlichen
Rahmen. Der Ort bildete wahrscheinlich ein sekundäres Zentrum innerhalb der Einflusssphäre
La Blancas (ibd. 137). Gleichzeitig tauchen in dieser Periode die frühesten Ballspielplätze
Mesoamerikas auf (nimmt man den Ballspielplatz in Paso de la Amada heraus, der im Frühen
Formativum, um 1600 v. Chr. entstand [Lesure und Blake 2002: 8]), vertreten in den Stätten
Finca Acapulco, San Mateo und Vergel (Lowe 1977: 226). Im Tal von Oaxaca entstehen in
der späten San José- und der frühen Guadalupe-Phase (900-800 v. Chr.) die ersten
Plattformen, bestehend aus Stein oder Adobe, auf denen Wohneinheiten aus Flechtwerk mit
Lehmbewurf (wattle and daub) positioniert waren und die vermutlich öffentlichen Charakter
hatten, wie etwa Struktur 28 in San José Mogote nahe legt (Abb. 18; Flannery und Marcus
1976a: 211f.). Im östlichen Tiefland-Mesoamerika finden ähnliche Transformationen statt,
zwar mit anderen Ausgangsbedingungen im Frühen Formativum,28 jedoch mit gleichen
soziopolitischen und -kulturellen Strukturänderungen. In Blackman Eddy im zentral-
westlichen Belize am Belize Fluss kam es zu Anfang des Mittleren Formativums (ca. 850-800
v. Chr.) zu einer Verlagerung der Funktionalität von Struktur B1 von einem häuslichen zu
27 Nicht zu verwechseln mit El Mirador im Petén. Zur Lokalisierung von Mirador und anderer genannter Orte vgl. Abb. 14. 28 Das Maya-Tiefland ist im Frühen Formativum weitgehend präkeramisch, mit wenigen Ausnahmen wie Blackman Eddy und Cahal Pech (vgl. Tab. 1), und weist auch keine elaborierte Architektur auf, wie die oben genannten Beispiele (vgl. Kap. 2). Für Cahal Pech vermutet López Varela (2005: 162), dass die frühe Keramik (Cunil) starke Affinität zur Pazifikküstenware der frühen Locona- und Ocós-Keramik (1450-1250 v. Chr.) aufweist.
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einem öffentlichen Rahmen.29 Signifikant ist jetzt auch hier die Verwendung von dauerhaften
Materialien (Gipsverputz) gegenüber der durch Erosion leicht abtragbaren (Erde) im Frühen
Formativum (Brown und Garber 2005: 40, 42).30
Diese kleine Auswahl an Beispielen soll zeigen, dass mit den materiellen und
architektonischen Innovationen, die sich während der aufgezeigten Transformationsphase
vollzogen, eine Verschiebung in der soziopolitischen Struktur der damaligen Gesellschaften
stattfand. Die Errichtung von öffentlichen Bauten reflektiert zum einen eine hierarchisch
orientierte Diversifikation der Bevölkerung, die ihren ererbten Status über Prestigegüter
definierte und zum anderen eine Sinnverortung dieser Strukturen, die eine religiöse und
ideologische Konnotation innehatten. Diese Prozesse lassen sich noch durch zahlreiche andere
Merkmale untermauern. Exemplarisch seien hier noch die monumentalen Skulpturen, die
vielerorts im Mittleren Formativum erstmals auftreten (z. B. Abaj Takalik, Los Cerritos;
Mirador Becken, und La Blanca)(Abb. 19, 20, 21, 22) genannt,31 oder Objekte von hohem
Wert wie Jade und andere Grünsteine, Schmuck (z. B. aus poliertem Muskovit) und Figurinen
(Love 1991: 60f.).32
Ein für diese Arbeit eminent wichtiger Prozess während des Mittleren Formativums, ist das
Herauskristallisieren einer Siedlungshierarchie in einzelnen Regionen mit höherer
Siedlungsdichte. Flannery et al. (1981: 75) sprechen von einer dreistufigen Hierarchie im Tal
von Oaxaca mit San José Mogote als einem Ort mit der höchsten „Zentralität“ (Christaller),33
gefolgt von kleineren Orten wie Barrio del Rosario Huitzo, Santo Domingo Tomaltepec und
letztlich Orten der untersten Stufe wie Fábrica San José und Abasolo, die keine öffentlichen
Gebäude aufweisen. Eine vierstufige Hierarchie konstatiert Love (1991: 57f.; 1999: passim)
für die Río Naranjo-Region an der Pazifikküste Guatemalas mit dem Oberzentrum La Blanca
(Abb. 23). Für die Pazifikküste der Escuintla-Region (Guatemala) ist im frühen Mittleren
Formativum eine zweistufige im späten eine drei oder sogar vierstufige Siedlungshierarchie
evident (Abb. 24, 25; Bove 1989: 97). Im olmekischen Siedlungsgebiet übten die drei großen
regionalen (und überregionalen) Zentren San Lorenzo, La Venta und Laguna de los Cerros
29 Für eine Interpretation als rituell genutztes Objekt spricht eine basinartige verputzte Vertiefung in der Mitte der Plattform, die Ähnlichkeiten zu den Basins in Haushalt C3 (San José-Phase) in San José Mogote hat. Marcus interpretiert diese Basins mit Hilfe ethnohistorischer Quellen als Strukturen mit divinatorischer Funktion (Marcus 1999: 80, Fig. 9). 30 Diese Tendenz der Funktionsverschiebung zeigt sich auch in anderen Orten wie Cahal Pech, Rio Azul und Uaxactun, wobei ein ritueller Kontext angenommen wird (Brown und Garber 2005: 43). 31 Problematisch ist die zeitliche Einordnung der Monumente in Abaj Takalik, da diese bisher nicht auf einer absoluten Chronologie fußen (Bove 2005: 100). 32 Die ersten monumentalen Steinskulpturen findet man jedoch im Frühen Formativum in San Lorenzo. 33 Christaller (1968 [1933]: 27) versteht unter Zentralität eines Ortes die relative Bedeutung in Bezug auf das ihn umgebende Gebiet, wobei unter relativer Bedeutung der Bedeutungsüberschuss verstanden wird.
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mit jeweils einer dreistufigen Hierarchie (Grove 1997: 75; Spencer und Redmond 2004:
184f.) großen Einfluss auf ihr Umland aus.34
Mehrfach ist bisher implizit (Anm. 23f.) und explizit (S. 8f.; 11) die Rolle der olmekischen
Kultur innerhalb Mesoamerikas genannt worden. Die Bedeutung der Olmeken resultiert zum
einen aus den kulturellen Leistungen, die sie hervorgebracht haben und denen, die ihnen von
der (früheren) Forschung zugeschrieben wurden. Deshalb schien es mir notwendig, das Bild
der Olmeken auf den neuesten Forschungsstand zu bringen und ältere Lehrmeinungen
bezüglich ihrer Stellung in der mesoamerikanischen Geschichte zu korrigieren oder zu
revidieren.
4. DIE ROLLE DER OLMEKEN INNERHALB DES
MESOAMERIKANISCHEN FORMATIVUMS35 4.1 Forschungsüberblick
Nach einer kurzen Einführung in die Forschungsgeschichte möchte ich auf die Kontroverse
mit den jeweiligen Argumenten eingehen, die um die Stellung der Olmeken innerhalb anderer
zeitgleicher und nachfolgender Kulturen entfacht ist.
Erstmals wurden archäologische Reminiszenzen der Olmeken durch José Melgar 1869 und
1871 publiziert, der den kolossalen Kopf (Monument A) in Hueyapan (Tres Zapotes) fand.36
Ein halbes Jahrhundert später (1925) beschrieben Frans Blom und Oliver La Farge einige
Steinmonumente in La Venta, die sie den Maya zuordneten (Grove 1997: 56).
Erst die Ausgrabungskampagnen der Smithsoanian Institution von 1938 bis 1940 in Tres
Zapotes, unter der Leitung von Matthew Stirling und der Assistenz von Clarence Weiant und
später Philip Drucker eröffneten den Weg in die olmekische Archäologie (ibd. 57). Zu den
kontroversesten Funden gehörte Stele C (Abb. 26), die das bis dahin älteste Long Count
34 Es ist zu beachten, dass die drei Zentren nicht gänzlich zeitgleich existiert hatten. Während La Venta und Laguna de los Cerros im Mittleren Formativum ihre Blüte erlebten, wurde San Lorenzo bereits 900 v. Chr. verlassen, so dass es zumindest eine 100jährige Überlagerung mit La Venta gab (vgl. Drucker 1981: 39). Hier soll nicht weiter auf die Hierarchisierung der Siedlungen eingegangen werden, da das Thema im Kap. 5 ausführlich aufgegriffen wird und so Redundanzen vermieden werden sollen. 35 Es ist hier nicht der Ort, um auf einzelne Errungenschaften und Entwicklungen der olmekischen Kultur einzugehen. Wichtig hier ist lediglich die Stellung der Olmeken innerhalb anderer mesoamerikanischer Kulturen. Einen einführenden Überblick über die Kultur der Olmeken bieten die Darstellungen von Benson 1968, 1981; Clewlow 1974; Coe 1965; Coe und Diehl 1980a, b; Clark und Pye 2000; Diehl 2004; Grove 1997; Joralemon 1971, 1976; Milbrath 1979; Sharer und Grove 1989; Taube 2004. 36 Melgar konstruierte auch anhand des physischen Erscheinungsbildes von Monument A die Hypothese von einer ehemals negroiden Besiedlung des Gebietes (Stirling 1968: 2). Diese wird von Van Sertima (1976) „weiterentwickelt“, basierend auf einer nubischen Einwanderung um 700 v. Chr. (letztere wird in einer veränderten Neuauflage des Buches von Sertima [1998] auf 1200 v.Chr. in die Zeit Ramses´ II. hochdatiert). Zur Kritik an diesem abenteuerlichen Ansatz vgl. Haslip-Viera et al. 1997. Selbst Beziehungen zu China werden den Olmeken attestiert (Thompson 1989).
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Datum Mesoamerikas enthielt37 und eine umstrittene Diskussion zur Chronologie der
Olmeken entfachte. Heute wird sie ironischerweise in die postolmekische Phase verortet
(Diehl 1989: 23). Auf der Segunda Reunión de Mesa Redonda (unter dem Titel „Mayas y
Olmecas“) im Jahre 1942 sprach Alfonso Caso erstmals von einer „olmekischen Kultur“,
während Miguel Covarrubias den Olmeken den Status einer „Mutter“ aller nachfolgenden
mesoamerikanischen Zivilisationen attestierte (Caso 1942: 46, zit. n. Grove 1993: 83; Grove
1997: 60). Kurze Zeit später, 1945 entdeckte Stirling San Lorenzo und begann 1946 mit den
Ausgrabungen, ohne die Ergebnisse je publiziert zu haben.38 1955 wurde Complex A in La
Venta von Drucker et al. (1959) ausgegraben und zum ersten Mal wurde ein chronologisches
Gerüst absoluter Daten mittels Radiokarbonmessungen aufgestellt (für Complex A: 750-350
v. Chr. [mit einer späteren Korrektur auf 950-550 v.Chr.]; Grove 1997: 66).
Bis 1966, als die Ausgrabungen in San Lorenzo durch Michael Coe und Richard Diehl
begannen, fußte die olmekische Chronologie lediglich auf den La Venta (Complex A) Daten.
Durch die Publikation dieser Ausgrabungen (Coe und Diehl 1980a,b) erweiterte sich das
zeitliche Spektrum der Olmeken in die frühformative Periode, in der San Lorenzo zwischen
ca. 1200 und 900 v. Chr. (San Lorenzo-Phase [Coe 1989:69]) seine Blüte erlebte. Neben einer
Intensivierung von Untersuchungen in den großen Zentren,39 rückte die olmekische
Peripherie näher in den Blickpunkt der Archäologen, mit einer gleichzeitigen
Fokusverschiebung auf die Siedlungsmuster, den häuslichen Bereich sowie soziopolitische
und ökologische Faktoren.40 In den 1980er Jahren wurde ein sechsjähriges Projekt in
Matacapán (Abb. 27) gestartet, in El Manatí fand man hölzerne „baby-face“-Büsten neben
den ältesten Gummibällen Mesoamerikas (Grove 1997: 70) und ein siedlungsarchäologisches
Projekt wurde von David Grove und Susan Gillespie in La Isla 1991 im Umland von Laguna
de los Cerros initiiert (Grove 1994). Den gleichen Schwerpunkt legte Christopher Pool auf
Tres Zapotes, um die Siedlungsgeschichte des Ortes zu dokumentieren. Ende der 1990er Jahre
grub Philip Arnold zwei der größten Orte des Mittleren Formativums im Tuxtla Gebirge aus:
La Joya und Teotepec (Arnold 2005).
37 (7)16.6.16.18 (3.9.32 v. Chr.) Der fehlende Baktun-Koeffizient, der von Stirling angenommen wurde, konnte 1969 durch den Fund der oberen Hälfte der Stele verifiziert werden (Diehl 2004: 185f.). 38 Coe und Diehl (1980a: 33-37) haben das Material von Stirling aufgearbeitet. 39 Wie etwa die Arbeiten von Rebecca González Lauck in La Venta seit den 1980er Jahren (vgl. González Lauck 1988) und Ann Cyphers Wiederaufnahme der Untersuchungen in San Lorenzo seit 1990 (z. B. Cyphers 1999; Grove 1997: 70). 40 Vgl. auch Coe und Diehl (1980a, b); Diehl (1989); Drucker (1981); Grove (1987a) und die aktuelle Übersicht in Taube (2004: 1-47).
13
4.2 Kontroverse
Archäologische Forschung ist in ihren Anfängen die Erforschung des Sichtbaren, des sofort
„Greifbaren“. Dies ist ersichtlich, da diese Reminiszenzen oft durch Zufall, bei Surveys oder
gezielten Grabungen als erstes dem Forscher „ins Auge fallen“ und er sich auf diese, meist
aus dauerhaftem Material bestehenden Funde zunächst konzentriert. Diese Herangehensweise
ist zwar zu Anfang zwingend, schränkt aber den Blickwinkel auf das zu untersuchende Objekt
innerhalb eines größeren Rahmens (Siedlungssystem, Kultur o. ä.) stark ein, da diese Funde
oft in einem eng begrenzten Rahmen einer Gesellschaft verortet sind.41 Erst im Verlauf des
Grabungs- und Forschungsprozesses gewinnen andere kulturelle Faktoren und Subsysteme
wie etwa der häusliche, der wirtschaftlich-ökologische, der siedlungsstrukturelle, der
paläobotanische und -klimatische Bereich, neben vielen anderen an Bedeutung. Vor diesem
Hintergrund, ist auch das Bild, das die Forschung lange Zeit von den Olmeken hatte (und zum
Teil immer noch hat), zu betrachten.
Wie bereits erwähnt (Kap. 4.1) waren es die mexikanischen Forscher Alfonso Caso und vor
allem Miguel Covarrubias, die die Idee von einer „olmekischen Mutterkultur“ in den 1940er
Jahren konstruierten. Beide haben auch im mexikanischen Hochland gearbeitet (Taube 2004:
4) und sind aufgrund von stilistischen Parallelen und der Tatsache, dass die Golfküstenregion
im Gegensatz zum Hochland steinerne Monumente aufweist, zu dem Schluss gelangt, dass die
Kultur der Golfküste kulturell höher entwickelt war und auf andere Regionen materiellen und
ideologischen Einfluss ausübte (Flannery und Marcus 2000: 1). So wurde zunächst der
Terminus „olmekisch“ auf einen bestimmten Stil übertragen, den man bald in vielen Teilen
Mesoamerikas vorfand.42 Charakteristische Marker dieses Stils sind Motive wie das „fire-
serpent“, „were-jaguar“ und „paw-wing“-Motiv (Abb. 28, 29, 30, 31). Nachfolgende
Forscher übernahmen diesen Ansatz und stellten Hypothesen über die Verbreitung dieses Stils
an. Coe (1965: 765ff.) schließt weder direkte Kontakte, noch diffusionistische Tendenzen,
Migration oder militärische Ausbreitung aus. Er geht sogar so weit, die Ausbreitung der
Olmeken mit dem aztekischen pochteca-System zu vergleichen, in dem ein olmekisches
Handelsnetzwerk über Handelskontore, „ports of trade“ oder Kolonien aufrechterhalten
wurde. Teil dieses Netzwerkes wäre auch eine „Jade-Route“, die durch olmekische
Garnisonen kontrolliert und beschützt worden wäre und auf Staatsebene, samt despotischen
Autoritäten mit einem auf Eroberung orientierten militärischen Apparat gesteuert worden
41 Bei Ranggesellschaften können das dauerhafte Prestigeobjekte oder -residenzen der führenden Schichten sein. 42 Der Terminus „olmekisch“ wurde von Hermann Beyer (1927), Marshall Saville (1929) und George Vaillant (1932) geprägt und wurde durch geographische Überlegungen, basierend auf der ethnohistorischen Bezeichnung der Golfküsten-Kultur zur Kontaktzeit (Bernardino de Sahagún) determiniert (Taube 2004: 2) Die Affinitäten der weit verbreiteten Motive führten zu vielen Spekulationen, wie etwa durch Alfonso Caso (1964).
14
wäre (Coe 1968: 65; Parsons und Price 1977: 171f.).43 In die gleiche Richtung schlugen auch
andere Forscher wie Ignacio Bernal, Beatriz de la Fuente, Matthew Stirling, Paul Tolstoy und
George Vaillant ein (Diehl und Coe 1996: Anm. 2). Diehl und Coe (1996: 11) subsumieren
die Vertreter dieser Richtung unter dem Begriff der „olmekozentrischen Schule“, die man
auch als „traditionalists“ (Grove 1997) bezeichnet hat. Denen gegenüber steht die „primus
inter pares“-Schule mit den „nontraditionalists“ (ibd.) und Vertretern wie Willian R. Coe,
Arthur Demarest, John Graham, David Grove, Norman Hammond, Kent Flannery, Joyce
Marcus, Robert Stuckenrath, Jr., und dem späten Eric Thompson (Diehl und Coe 1996: Anm.
3). Die Vertreter dieser Schule, die primär in anderen Gebieten Mesoamerikas als dem
„Kernland“ der Olmeken44 tätig sind und demnach aus den eigenen archäologischen Daten
das Paradigma eines koevolutiven Prozesses aufgestellt haben, welcher durch interregionale
Austauschnetzwerke innerhalb Mesoamerikas angetrieben wurde. Den „olmekischen Stil“
betrachten sie als einen weit verbreiteten Typus von Artefakten, Attributen und Motiven mit
womöglich multilokalen Ursprüngen, der von verschiedenen Gesellschaften aufgenommen
worden ist (Grove 1997: 53f.). Demgegenüber betrachten die Traditionalisten mit dem
Terminus „olmekisch“ Stätten, Artefakte und Motive innerhalb und außerhalb der
Golfküstenregion und setzen die archäologische Kultur mit dem Stil gleich (ibd. 55). Eine
solche synthetische Sichtweise hat bereits der Coe-Schüler David Joralemon (1971) vertreten,
der in seiner Arbeit 176 vermeintlich „olmekische“ Motive zusammengestellt hat und dabei
von der Prämisse ausging, dass es sich erstens um olmekische Motive handelt und zweitens,
dass jedes Motiv eine Gottheit darstellt.45 Paradoxerweise besteht ein Großteil des
Joralemonschen „Pantheons“ aus Motiven, die auf Keramiken des mexikanischen Hochlands
gefunden wurden und in San Lorenzo nicht nachweisbar sind (Flannery und Marcus 2000:
12f.).46 Eine ähnliche Situation bieten die „olmekischen“ Hohlfigurinen, die im Tal von
Mexiko, Morelos und Puebla häufiger anzutreffen sind als in der Golfküstenregion (Marcus
43 Mit der Postulierung solcher Hypothesen, war auch eine Etikettierung von Funden und Attributen als „olmekisch“ verknüpft, die man auch außerhalb des olmekischen Kernlandes fand und bis dahin nur aus der Golfküstenregion kannte. Dies verleitete viele Autoren dazu, unvorsichtigerweise diese Attribute als Indikatoren von olmekischem Einfluss oder Austausch zu betrachten (Grove 1993: 88). 44 Der Begriff „Kernland“ (engl. „heartland“) soll nicht ein olmekisches Imperium implizieren, welches außerhalb dessen noch eine olmekische Peripherie besaß. Er referiert auf das Golfküstengebiet als Sitz der olmekischen Kultur, definiert im Westen durch den Papaloapan Fluss und die Alvarado Bucht und im Osten durch den Tonala Fluss und das sumpfige Gebiet Chontalpas und im Süden durch das Hochland des Isthmus von Tehuantepéc (Grove 1993: 84, Fig. 1; Coe 1989: 69). 45 Die Interpretation der Motive zu einem Götterkatalog ist sehr zweifelhaft, da diese zum größten Teil Mischwesen repräsentieren, die im ethnographischen Vergleich oft als Alter Ego auftreten (vgl. Köhler 1985: 21f.). 46 Dazu zählen Tlatilco, Las Bocas, Puebla, Xochipala und Tlapacoya (Grove 1993: 90; Flannery und Marcus 2000: 12). Zudem kommt hinzu, dass viele Stücke aus Raubgrabungen stammen und oft unbekannter Provenienz sind. Lediglich zwei der Götter aus Joralemons Studie konnten in San Lorenzo verifiziert werden (Coe und Diehl 1980a: 166).
15
1989: 191). Sprechen die Vertreter der „Mutterkultur-Theorie“ von Kontakten und Einflüssen
seitens der Golfküstenregion auf andere Gebiete Mesoamerikas und betonen dabei den
hegemonialen Impetus der Olmeken, so müsste man davon ausgehen, dass die Kontakte
primär zwischen den jeweiligen Eliten im Rahmen eines Prestigegüteraustausches
stattgefunden haben. Pyne (1976: 278ff.) konnte anhand von „olmekischen“ Motiven in situ
gefundener Keramik im Tal von Oaxaca jedoch nachweisen, dass diese Motive nicht nur
exklusiv auf elitär, öffentlich oder religiös konnotierte Gebäude verteilt waren, sondern auch
im häuslich-profanen Bereich anzutreffen sind und eher als eine Strukturierung bzw.
Differenzierung lokaler sozialer Gruppen (z. B. Lineages) aufzufassen sind, als die
Implikation von Kontakten zur Golfküste.47 Zu ähnlichen Schlüssen gelangte Tolstoy (1989a:
119f.; 1989b: 290) in Tlatilco im Hochland von Mexiko. In den von ihm untersuchten
Gräbern sind die Objekte olmekischen Stils ubiquitär, aber nicht gebunden an den
Status/Wohlstand dessen Inhabers. Vielmehr sind sie eher Insignien sozialer Gruppen (Kin-
oder Residenzgruppen), als von Personen hohen Ranges und somit autochthone Evidenzen.48
Keramik ist auch der Hauptindikator, der das Argument der Traditionalisten von einer in
vielen Regionen Mesoamerikas intrusiven Ausbreitung des olmekischen Stils entkräftet. Es
wurde bereits erwähnt (S. 7), dass die Ocós-Keramik wahrscheinlich eine multilokale Genese
erfahren hat (Lowe 1977: 214f.) und im genannten „Greater Isthmian Region“ vorzufinden
ist. Die Ocós- und die vorangehende Locona-Keramik resultieren beide aus der Barra-Phase
(vgl. Tab. 1) und sind damit weitaus älter als die Komplexe im Golfküstengebiet (Pye et al.
1999: 83). Evolutive Prozesse verbinden die späteren Cuadros und Jocotal Keramiken an der
Pazifikküste Guatemalas mit einem lokalen Vorläufer (Demarest 1989: 309) und sind nicht an
olmekische Vorbilder geknüpft. Sehr wohl lassen sich aber eindringende olmekische
Elemente im Frühen Formativum vor allem im Mittleren Grijalva-Gebiet in Chiapas
feststellen, das durch die unmittelbare Lage zum Kerngebiet der Olmeken in direktem
47 Dies geht vor allem daraus hervor, dass z. B. das „were-jaguar“-Motiv oft in Antagonismus zum „fire-serpent“- Motiv vorgefunden wurde, d. h. dass bestimmte Familien das eine Motiv präferierten (vgl. S. 34), das andere aber ausschlossen (Pyne 1976: 278). Im Tal von Oaxaca konnten ganze Siedlungen ein bestimmtes Motiv haben, z. B. Häuser in Tomaltepec und Abasolo das „fire-serpent“-Motiv, während in Tierras Largas und Huitzo das „were-jaguar“-Motiv anzutreffen ist (vgl. Abb. 60; Flannery und Marcus 1976b: 381; Marcus 1989: 169). Marcus (ibd. 170ff.) und Flannery und Marcus (1994: 136f.) stellen die Hypothese auf, dass das „fire-serpent“-Motiv den Himmel in seiner „Wut“-manifestation, konnotiert durch Blitze darstellt, während das „were-jaguar“-Motiv einen ähnlichen emotionalen Zustand der Erde (Erdbeben) wiedergibt. Eine Analogie aus dem dualitisch-religiösen Prinzip Himmel/Erde in der frühen Otomangue-Ethnohistorie auf die hier genannten Motive zu übertragen, ist meines Erachtens recht spekulativ, da sich sonst keine Relationen im archäologischen Kontext finden lassen. 48 Tolstoy proklamiert, dass das Hochland von Mexiko nicht nur durch die (olmekische) Golfküste beeinflusst wurde, wie es die Traditionalisten gerne sähen, sondern auch vom Westen Mexikos. Folgenreich ist die Konklusion Tolstoys, dass das „double-line-break“-Motiv im Hochland früher vorzufinden sei (ca. 1500 v. Chr.) als im olmekischen Kernland (Tolstoy et al. 1977: 99).
16
Kontakt zu diesem gestanden hat.49 Im übrigen Chiapas bleiben zwar die San Lorenzo
Horizontmarker (z. B. Keramiken des Typs Calzadas Carved und Limón Incised), diese
implizieren jedoch keine direkte Überlagerung der lokalen Traditionen, sondern Assimilation
in die autochthonen Komplexe, vermutlich basierend auf Handel oder Austausch über den
Chiapas Handelskorridor (Navarrete 1978: 75ff.; Fig. 15). Es muss aber betont werden, dass
außer im genannten Mittleren Grijalva-Gebiet, jeglicher „olmekischer Einfluss“ im östlichen
Mesoamerika sich auf das Mittlere Formativum beschränkt. In dieser Region und im weiteren
Verlauf der Pazifikküste findet man in vielen Horizonten50 die vermeintlichen „olmekischen“
Elemente, die jedoch nicht auf olmekischer Ware (weißer Rand auf schwarzer Ware), sondern
auf lokalen Typen (bichrome mit rotfarbiger Dominanz) auftauchen (Demarest 1989: 312,
332).
Auch der architektonische Ausdruck findet vielenorts lokale Varianten, wie das bereits
genannte tripartite Plazaensemble in Chiapas des Mittleren Formativums, das durch seine
weite Verbreitung eine lokale Genese impliziert (Lee 1989: 207f.), oder die mit Stein
verkleideten öffentlichen Strukturen in Chalcatzingo im Frühen Formativum (Amate-Phase,
1500-1100 v. Chr.), die starke Ähnlichkeiten zur Architektur San José Mogotes aufweisen,
jedoch keine zentralmexikanischen Vorläufer haben (Grove 1989: 127).51 In San José Mogote
tauchen erstmals auch steinerne öffentliche Gebäude auf, die eine Orientierung von 8° West
von Nord aufweisen (Flannery und Marcus 1976a: 212) und später im La Venta Complex A
und anderen Gebäuden zu finden ist (vgl. o. Abb. 12; Flannery und Marcus 1994: 385).52
Ein weiteres Argument der Traditionalisten war die topographisch-klimatische
Vorrangstellung der Golfküstenregion, die gegenüber den trockenen und kühlen Klimata des
Hochlands von Mexiko und Oaxaca eine produktivere Landwirtschaft und damit
einhergehend auch größere Populationszahlen hervorgebracht hat (Flannery und Marcus
49 Lee (1989: 209) konstatiert in diesem Zusammenhang, dass „ the Mirador and Plumajillo sites comprise the best-documented Olmec immigrant or procurement colony in Chiapas.” Dies gilt auch für das benachbarte Vistahermosa (vgl. o. Abb. 14). Vgl. zum Interaktionismus zwischen dem olmekischen Kerngebiet und Zentralchiapas Kap. 6.3.1.12. Tolstoy (1989), ein Olmekozentrist möchte für das Hochtal von Mexiko die „olmekischen“ Motive auch als intrusiv ansehen, was seinen Aussagen über das „double-line-break“-Motiv widersprechen würde (vgl. Anm. 48). 50 Z. B. der Frühe und Späte Conchas-Komplex (ca. 850-600? v. Chr.) in Guatemala (Love 1991: 54; Fig. 3), der Colos- und Kal-Komplex (ca. 900-650 v. Chr.) in El Salvador (Sharer 1978: 124f.), der Gordon-Komplex in Honduras (Fash 1982; Schele und Miller 1986: 119), der Nebanche-Komplex (700-450 v. Chr.) in Yucatán (Andrews 1986: 27ff.) u.a.m. 51 Im Vergleich dazu bestand das frühformative San Lorenzo aus Flechtwerkhütten mit Lehmbewurf manche wahrscheinlich auf Erdhügeln. 52 Die Gebäude im Tal von Oaxaca stammen aus der Tierras Largas-Phase (1450-1150 v. Chr.) und sind damit präolmekisch (Flannery und Marcus 1994: 387).
17
1994: 388). Dies wurde jedoch durch Untersuchungen in den betreffenden Regionen
widerlegt.53
Obwohl die Zahl der Traditionalisten stetig sinkt, zum einen, weil die ältere Generation von
Forschern verstorben ist, und zum anderen, weil sich keine neuen Verfechter mehr finden
lassen, publizierten Diehl und Coe (1996: 11) dessen ungeachtet einen provokanten Artikel
indem sie weiterhin postulieren:
„…we reaffirm the bona fides of Olmec culture by establishing its coherence in time and
space, confirming the existence of the Olmec art style, showing how the Olmec differed
from their neighbors, and examining their contributions to later Mesoamerican
civilization.”
Was zunächst wie ein ehrenvolles Vorhaben anmutet, entpuppt sich im weiteren Verlauf des
Artikels (ibd. 22ff.), in dem beide Autoren einen 11-Punkte-Katalog aufstellen, der zur
Rettung ihres Ansatzes herhalten muss, als ein Konglomerat von Spekulationen und
Exklusivitäten, die nur der olmekischen Kultur zugeschrieben werden. In einer minutiösen
Kritik haben Flannery und Marcus (2000) nahezu alle elf Punkte widerlegt oder zumindest
deren Stichhaltigkeit aufgrund der mangelnden Datenlage in Frage gestellt. Exemplarisch sei
Punkt 1 der Auflistung genannt, der auch für die vorliegende Arbeit von Bedeutung ist. Hier
sehen Coe und Diehl54 im Siedlungsmuster von La Venta, San Lorenzo und Umfeld ein
vielschichtiges, hierarchisches System von Zentren, Subzentren und einfachen Weilern, das in
Mesoamerika einzigartig ist und erst Jahrhunderte später andernorts auftauchte. Allein die
knappen Ausführungen in dieser Arbeit zeigen, dass es synchrone Siedlungshierarchien in
Mesoamerika gegeben hat.55 Clark (1997: 228) konstatiert für die Mazatán Region
(Soconusco) eine zweistufige Siedlungshierarchie, die der der Golfküste voranging (Abb. 32)
und stellt gleichzeitig die Hypothese auf, dass die Olmeken seitens Soconuscos wichtige
Impulse für die politische Zentralisierung erhielten (ibd.).
Die wenigen angeführten Beispiele sollen verdeutlichen, dass im Frühen Formativum und
dem folgenden Mittleren zwei Tendenzen in Bezug auf die Genese von materieller und
ideologischer Kultur vorherrschten. Zum einen finden sich in den einzelnen Regionen
vielfältige regionale Entwicklungen, die als autochthon bezeichnet werden können. Zum
53 Vgl. für das Tal von Oaxaca Kowalewski et al. 1989 und für das Hochland von Mexiko Sanders et al. 1979. 54 Hier muss erwähnt werden, dass die Meinungen von Diehl und Coe nicht immer kongruent sind. Wie im Zusammenhang mit der soziopolitischen Stellung bereits erwähnt (vgl. Anm. 23) gehen beide Autoren von verschiedenen Strukturen aus. Auch sieht Coe im Siedlungsmuster von San Lorenzo ein gigantisches Vogelbildnis, während Diehl sich davon distanziert (Flannery und Marcus 2000: Anm. 1). 55 Eine Übersicht über Siedlungshierarchien mit Literaturhinweisen bieten Flannery und Marcus (2000: 7).
18
anderen existierte ein geradezu panmesoamerikanischer Kanon gleicher Motive und
Artefakte,56 der durch das evident-massive Vorkommen im „Kulturkreis“ der Olmeken die
frühe Mesoamerikanistik dazu veranlasste, diese als Schöpfer und Missionare dieses Stils zu
sehen (Marcus 1989: 191f.). Die Triebfeder für die Verbreitung dieses Kanons könnte ein
interregionales Netzwerk von Zentren gewesen sein, das sich mit der Entstehung von
geschichteten Gesellschaften und dem daraus erwachsenden Bedarf an hochwertigen
Luxusgütern der Eliten etablierte.57
Vor dem Hintergrund dessen erscheint eine Etikettierung der „nontraditionalists“ als „primus
inter pares“-Schule durch Coe und Diehl inadäquat. Bei genauerer Betrachtung treten die
Olmeken in der Herstellung von monumentalen Steinskulpturen als „primus inter pares“, oder
in der Größe der Siedlungen und der Architektur hervor, in vielen Bereichen, wie der
Verwendung von panmesoamerikanischen Motiven, Adobe, Steinmauerwerk oder
weissgeschlämmten Babyfiguren übernehmen andere Regionen die führende Rolle. Das
archäologische Bild suggeriert, dass die Olmeken eher als eine „cultura hermana“ (Hammond
1988) zu betrachten sind oder sich in einer Position der „competetive interaction“ (Flannery
und Marcus 2000: 33) zu anderen Häuptlingstümern befanden.
4.3 Resümee
Der vermeintlich „olmekische“ Kanon an Motiven und Stilen war Teil eines holistischen
panmesoamerikanischen Überzeugungssystems, das von vielen Formativen Gesellschaften
aufgegriffen, weiterverwendet und über Austauschnetzwerke redistributiert wurde. Viele der
„olmekischen“ Attribute erschienen erstmals außerhalb der Golfküstenregion und verleiteten
oft die Traditionalisten zu der Hypothese von einer Genese der olmekischen Kultur fernab
dieses Kerngebietes. Das Herauskristallisieren dieser Motive ist das Destillat einer langen
Entwicklung, die ihre Wurzeln früh im Formativum hat. Über deren Ursprünge darf spekuliert
werden. Manche der Motive sind Widerspiegelungen der natürlichen Umwelt, wie etwa das
„fire-serpent“-Motiv, das einen Kaiman darstellen könnte und vergleichbare Ausformungen
in Südamerika erfahren hat (Grove 1993: 91). Andere Motive, etwa die „Götter Joralemons“,
56 Um den Terminus „olmekisch“ in Bezug auf die Vielfalt der Motive in Mesoamerika zu vermeiden, schlug Grove (1989: 10) den Begriff „X Complex“ vor, vor allem um eine Wertfreiheit dieses Komplexes zu betonen und keine Assoziation eines unreflektierten „olmekischen Stils“ zu evozieren. Zudem muss betont werden, wie Blomster et al. (2005: 1068) zurecht konstatieren, dass „[n]ot all features referred to as the Olmec style may be linked with the archaeological Gulf Coast Olmec.” 57 Flannery (1968a) schlägt einen Austausch zwischen den Bewohnern der San José-Phase im Tal von Oaxaca und dem olmekischen Kernland vor, auf der Basis von ethnographischen Parallelen, bei dem die höher entwickelten Olmeken Güter wie Magnetitspiegel erhielten und die Bewohner aus dem Oaxaca-Tal olmekische Subsistenzgüter und den Symbolismus übernahmen. Zur Kritik und Revision an diesem Modell des „assymetrical status exchange“ (Santley und Pool 1993:186) siehe Flannery und Marcus (1994: 387ff.).
19
die auch als Mischwesen interpretiert werden, könnten frühe transzendentale Reflexionen
eines schamanistischen Weltbildes oder Alter Ego Erscheinungen darstellen.58 Dass die
Motive nicht nur symbolische Träger eines Überzeugungssystems waren, bestätigen die
Arbeiten Nanette Pynes (1976; vgl. S. 34 und Abb. 60) und Flannery und Marcus´ (1976b),
die den Motiven soziokulturelle Funktionen, im Sinne einer Differenzierung sozialer Gruppen
attestieren.59
Eine Dichotomisierung in „Mutterkultur“ und „Schwesterkultur“ ist heute obsolet geworden,
ohne dass die Debatte zu einem Stillstand gekommen wäre.60
Es bleibt die Frage, welche sozialen Regulative die Verbreitung und Assimilation der Motive
in vielen Gesellschaften in weite Teile Mesoamerikas steuerten. Waren es die genannten
soziokulturellen, rituell-religiöse, oder einfach ästhetische.
Forschungsschwerpunkt für die Zukunft wäre eine tiefer greifende Untersuchung von
olmekischen Stätten im Golfküstengebiet und sowohl die chronologische als auch stilistische
Korrelation mit anderen Regionen, die als Träger dieses Symbolsystems gelten. Bis zuletzt
fußte die Forschung auf den detaillierten Ausgrabungen durch Coe und Diehl (1980a, b) in
San Lorenzo und durch Drucker (1952) und Drucker et al. (1959) in La Venta. Darauf
aufbauend wurde über die kulturelle Disposition der Olmeken geurteilt und hypothetisiert.
5. REGIONALE SIEDLUNGSHIERARCHIEN IM
MITTLEREN FORMATIVUM 5.1 Methodik
Auf der Basis des bisher Erarbeiteten möchte ich in diesem Kapitel zwei regionale Beispiele
vorstellen, die jeweils über eine vielschichtige Siedlungshierarchie verfügten und deren
Zentren regionale und überregionale Bedeutung hatten. Einem ersten deskriptiven Teil,
innerhalb jedes Beispiels, der zunächst die äußeren Faktoren, wie Topographie, Klima,
Vegetation und Ressourcen der Region, vom Standpunkt der Siedlungsstruktur her betrachtet,
folgen im zweiten analytischen Teil die inneren Faktoren wie Genese und Bedeutung des
Siedlungsmusters, -größe und –funktion. Die äußeren Faktoren sind Basis bildend für die 58 Einen fruchtbaren Beitrag zu diesem Themenkomplex, der Bedeutung der Fauna in der „olmekischen“ Kunst und zum Alter Ego/Nagual/Schicksalsdoppelgänger-Phänomen bietet Köhler (1985), unter Zuhilfenahme ethnographischer Parallelbeispiele. Einen ähnlichen botanisch-interpretativen Ansatz verfolgt Sommerfeld (2000: 2ff.).Vgl. dazu auch Furst 1968, 1981. 59 Vgl. dazu Anm. 47. 60 Diese wurde wieder durch einen Artikel von Blomster et al. (2005) ausgelöst, in dem die Autoren nachweisen konnten, dass San Lorenzo als Exportort olmekischer Keramik (sowohl der Ware als auch der Motive) fungiert hat, ohne dass Waren importiert wurden. Die geradezu polemische Antwort seitens der „nontraditionslits“ (Flannery et al. 2005) stieß trotz heftiger Kritik (Neff et al. 2006a, b) auf wenig Revision seitens ersterer (Sharer et al. 2006).
20
Inneren.61 Beide zusammen komplettieren das Bild, anhand dessen im dritten, theoretisch-
interpretativen Teil der Versuch unternommen werden soll, mittels interdisziplinärer Modelle
die individuelle Funktion und Bedeutung der gegebenen Region und vornehmlich ihres
Zentrums herauszukristallisieren und zu erklären.
5.2 Siedlungsevolution im Tal von Oaxaca
5.2.1. Der topographisch-geologische Kontext
Das Tal von Oaxaca liegt im südlichen Hochland von Mexiko auf einer Höhe zwischen 1420
und 1740 Metern ü. N. N. und wird von Gebirgszügen umgeben, die auf über 3000 m Höhe
ansteigen. Der Talboden ist ein seit dem Pleistozän sedimentiertes Alluvium des Atoyac
Flusses und seiner Tributäre, die im Laufe dieses Zeitraumes ihre Flussbetten oft verlagert
haben.62 Das Tal kann in vier physiographische Zonen aufgeteilt werden, die von Kirkby
(1973: 9ff.) detailliert beschrieben wurden (Abb. 33, 34). Das tiefe Alluvium (low alluvium)
bildet einen schmalen Streifen von Schwemmebenen des Atoyac Flusses und unterliegt
fortdauernden Umbildungsprozessen. Das anliegende hohe Alluvium (high alluvium) bildet
mit den fruchtbarsten Böden den Hauptteil des Talbodens und einer Breite, die zwischen 1
(bei Oaxaca de Juárez) und 17 km (bei Ocotlán) variieren kann (ibd. 11). Die darauf folgende
Piedmontfläche bildet das Gebirgsvorland, besitzt steilere Hänge als das high alluvium und
einen steinigen Untergrund, der für Ackerbau auch durch seine Aridität bedingt nutzbar
gemacht werden kann. Die höchste Vertikalitätsstufe bildet das Gebirge.
Im Osten des Tals liegt die Sierra Madre del Sur mit einer nordwestlich-südöstlichen
Streichrichtung, im Norden die Mixteca Alta und im Westen die Mixteca Baja (Kirkby 1973:
7). Das „Y“-förmige Tal wird von Norden nach Süden durch den Río Atoyac entwässert, der
im Osten tributären Zulauf durch den Río Salado erhält. Im Süden verlässt der Río Atoyac
über eine Schwelle harten Gesteins (Ayoquesco Gorge) das Tal (Smith und Hopkins 1983:
13). Zusätzlich treten weitere kleine, permanent fließende Flüsse tributär zu den beiden
großen Flüssen hinzu und spielten in Formativer Zeit eine wichtige Rolle bei der künstlichen
Bewässerung (Abb. 35).63 Das Tal von Oaxaca ist topographisch in drei Arme gegliedert
61 Hier wird kein umweltdeterministisch-materialistischer Standpunkt vertreten, was vor allem durch die Siedlungsmuster widerlegt werden wird (vgl. Kap. 5.2.9). Nichtsdestotrotz ist eine enge Mensch-Umwelt-Interaktion in Bezug auf die zur Verfügung stehenden Ressourcen vor allem in den Anfängen des Formativums für die Entwicklung von sozialer, symbolischer und materieller Komplexität enorm wichtig. 62 Für die prä-pleistozäne geologische Entwicklung des Tals siehe die Untersuchung von William O. Payne (1994). 63 Zu den Methoden der Bewässerung im Tal von Oaxaca in formativer Zeit vgl. Flannery (1983c: 323-329) und Anm. 132.
21
(Abb. 36): im Norden das Etla-Tal, im Osten das Tlacolula-(oder Mitla) Tal und im Süden das
Zaachila-Tal (oder Valle Grande).
5.2.2 Klima
Die klimatischen Gegebenheiten im Tal von Oaxaca werden dominiert durch die hoch
aufragenden Gebirgsmassive. Der vornehmlich von Norden wehende Wind verliert seine
Feuchtigkeit bevor er das Tal erreicht und trägt damit zum semiariden Klima bei. Dieses
äußert sich durch eine Jahresniederschlagsmenge (Abb. 37) im heutigen Tlacolula zwischen
382 und 886 mm und in Oaxaca zwischen 420 und 896 mm (Smith 1978: 9) und liegt damit
unter der Jahresverdunstung, wobei in der Regenzeit (Mai bis September) die
Niederschlagsmengen größer sind als die Verdunstungsmengen (Abb. 38; Leser 1998: 774).64
Paläobotanischen Pollenanalysen zugrunde gelangten Flannery und Schoenwetter (1970:
147f.) zu einem differenzierten Bild des formativen Klimas, in dem sich das Frühe
Formativum trockener als heute darstellt, das Mittlere Formativum den heutigen
Gegebenheiten ähnelte und das Späte Formativum feuchter war als das Klima heute (Abb.
39). Die Temperaturen im Tal sinken selten unter den Gefrierpunkt, jedoch sind im höher
gelegenen Tlacolula-Tal Temperaturen von -8,5° C gemessen worden (Smith und Hopkins
1983: 14).65 Die jährliche Durchschnittstemperatur in Oaxaca beträgt 21° C, in Ixtepeji, das
500 m höher gelegen ist, nur noch 16° C (vgl. Abb. 38).
5.2.3 Vegetation66
Das heutige stark anthropogen veränderte Vegetationsbild des Tals ist das Resultat einer über
3500 Jahre langen Nutzung und Degradierung.67 Eine Rekonstruktion der ursprünglichen
Vegetation bietet Abbildung 40. In den ufernahen Bereichen der Flüsse, mit einem
64 Es ist durchaus denkbar, dass die paläoklimatischen Verhältnisse sich durch eine dichtere Vegetation (vgl. Kap. 5.2.3) anders gestalteten als heute. Eine dichtere Flora bedingt eine geringere Evaporation, zudem erhöht die Pflanze die Luftfeuchtigkeit durch die eigene Transpiration und führt zu einer „produktiven Verdunstung“ (Klink 1998: 144). Das Bodenwasser wird durch die Vegetation gehalten und gleichzeitig die Erosion des Bodens vermindert. 65 Messungen in Oaxaca und Tlacolula in den Jahren 1921 bis 1960 zeigten eine durchschnittliche Differenz zwischen den beiden Orten von 1° C (Smith: 1978: 10). 66 Hier ist vor allem die Paläovegetation relevant, die sich leicht aus reminiszenter Vegetation in bestimmten Teilen des Tals, anderen Teilen Mexikos oder des tropischen Amerikas mit ähnlichen Konditionen rekonstruieren lässt. 67 Maßgebend ist die massive Veränderung seit der Sesshaftwerdung und dem Beginn der Landwirtschaft zu Beginn des Frühen Formativums. Sehr wohl hatte das Sammeln von Kiefernzapfen durch Jäger- und Sammler-Gruppen, welche die Guilá Naquitz Höhle in der Frühen Archaik zwischen 8000 und 6000 v. Chr. bewohnten, Auswirkungen auf die Kiefernbestände des Tals (Smith 1978: 25). Die Archaik wird definiert durch das Ende der letzten Eiszeit und den dadurch erfolgten Temperaturanstieg um 8000 v. Chr. (Marcus und Flannery 1996: 50) und dem Beginn des Frühen Formativums um 2000 v. Chr. charakterisiert durch die o. g. Merkmale (vgl. Kap. 2).
22
Grundwasserspiegel von drei Metern und weniger, dominierten mesophytische immergrüne
Weiden- und Erlenwälder, mit vereinzelten mexikanischen Sumpfzypressen (ahuehuete,
Taxodium mucronatum) (Smith 1978: 18). In der Zeit vor der Entwicklung der Landwirtschaft
schloss sich an diese Uferwälder ein dichter Bewuchs von an trockene Standorte angepasste
Mesquiten (sogenannte Xerophyten; z. B. Prosopis juliflora) und anderen Hülsenfrüchtlern
an. Diesen folgte ein breiter Streifen von Dornensträuchern und Kakteen, die sich an das aride
Klima (Grundwasserspiegel unter 6 m und Sommerniederschlag) angepasst haben (ibd. 20).
In den höheren Lagen (über 1700 m) waren die Hänge mit Eichen-Kiefern-Wäldern
bewachsen. Anders als Abbildung 40 suggeriert, waren die Trennlinien zwischen den
einzelnen Vegetationshabitaten fließend, ineinander greifend und ermöglichten
Transitionshabitate für zahlreiche Tiere.
5.2.4 Ressourcen
Während die bisherigen Betrachtungen der äußeren Faktoren im Tal von Oaxaca wichtige
Prämissen für die Sesshaftwerdung und die Genese von Siedlungen waren, ist ein Blick auf
die Ressourcen des Tals als Ausgangs- oder Knotenpunkt für den regionalen und
interregionalen Austausch ebenfalls von Bedeutung. Maßgebend sind hier die geologischen,
die biotischen (Flora und Fauna) und die edaphischen (die Eigenschaften des Bodens
betreffend) Ressourcen.
5.2.4.1 Geologische Ressourcen
Obsidian bildete im Formativum eine der wichtigsten Ressourcen, sowohl in Bezug auf
Konsumption als auch als Tauschobjekt. Obsidian ist ein gläsernes vulkanisches
Förderprodukt, das durch einen schnellen Erstarrungsprozess nicht genügend Zeit zum
kristallisieren besitzt (Bardintzeff 1999: 158). Die Vorkommen sind an die neovulkanischen
Ketten Mesoamerikas gebunden, die zum einen in Zentralmexiko und zum anderen im
Hochland von Guatemala in Ost-West-Richtung verlaufen (Abb. 41, 42). Mit wenigen
Ausnahmen (vgl. u. Abb. 112 und 130) bilden diese beiden Vulkanketten, die „supply areas“
(Pires-Ferreira 1975: 22) an obsidianischem Rohmaterial in Mesoamerika, dessen
Vorkommen in archäologischen Stätten im Mittleren Formativum mit der Entfernung im
Verhältnis zum Feuerstein exponentiell abnimmt (ibd.). Eine der Ausnahmen ist eine
unbekannte Quelle im Tal von Oaxaca, deren Obsidian jedoch von minderer Qualität ist und
daher gegenüber anderen Quellen vernachlässigt wurde (ibd. 31).68 Die Bedeutung des Tals
68 22,2 % des Obsidians im Tal von Oaxaca stammen aus dieser unbekannten Quelle.
23
lag weniger in der eines Rohstofflieferanten, sondern in der eines Redistributionspunktes von
höherwertigem Obsidian.
Ein weiterer wichtiger Rohstoff des Tals war Eisenerz, das an einigen Stellen im Tal
lokalisiert werden konnte (Abb. 43). In der frühformativen San José-Phase wurden in San
José Mogote Eisenerzspiegel-Werkstätten verteilt auf vier Haushalte freigelegt (Flannery und
Marcus 1994: 303). Gleichzeitig waren die dortigen Eisenerzfragmente mit Fragmenten von
Spondylus, Perlenaustern, Muscheln, Muskovit und anderen exotischen Gütern
vergesellschaftet. Magnetitspiegel des gleichen Typs und Alters wurden in San Lorenzo
(Nacaste-Phase) gefunden, woraus Austauschbeziehungen zwischen den beiden Orten
geschlossen wurden.69 Um 800 v. Chr. kam die Spiegelproduktion abrupt zum Ende und in
der folgenden Guadalupe- und Rosario-Phase (850-500 v. Chr.) findet sich kein einziges
Fragment mehr (Pires-Ferreira 1975: 62).70 Eine Korrelation zum zeitgleichen plötzlichen
Ende von San Lorenzo wird angenommen.
Weitere Rohstoffe, die im Tal zutage kommen sind Feuerstein, Ton und Salz (vgl. S. 26;
Kowalewski et al. 1989: 74).
5.2.4.2 Biotische Ressourcen
Auf biotische Ressourcen wurde bereits in Kap. 5.2.3 hingewiesen. Die Eichen- und
Kiefernwälder im Gebirge wurden seit der archaischen Zeit (vgl. Anm. 67) als Bauholz- und
Brennstofflieferant ausgebeutet. Daneben wachsen dort zahlreiche Wildfrüchte wie Eicheln,
Avocados oder die Barbadoskirsche (Malpighia glabra). Gejagt wurde vermutlich der Hirsch
(Odocoileus) und das Halsbandpekari (Tayassu tajacu; Flannery 1976c: 179). Im
Piedmontbereich findet man unter anderem den Zürgelbaum (Celtis occidentalis) mit
kirschähnlichen Früchten, den Feigenkaktus (Opuntia fragilis) und den Leucaena, der heute
als Futter- und Nutzpflanze genutzt wird (Drennan 1976b: 4). Ansässig in diesem Habitat ist
der Hase (Lepus) und das Kaninchen. Im hohen Alluvium findet man neben dem Zürgelbaum
und Mesquitengewächsen auch Baumwollschwanzkaninchen (Sylvilagus) und die
Klappschildkröte (Kinosternon). In unmittelbarer Flussnähe findet man Rohrglanzgras
(Phalaris arundinacea), Opossum (Didelphis) und Waschbär (Procyon). Durchaus möglich
ist es auch, dass Kakteenstacheln im rituellen Kontext als Perforationsinstrumente fungiert
haben, ebenso Stachelrochenspitzen und deren Imitate (Vgl. Kap. 5.2.11, S. 41).
69 Vgl. dazu Pires-Ferreira (1975: 37). Vgl. auch Anm. 57. 70 Basierend auf Ausgrabungen in Huitzo, San José Mogote, Fábrica San José und Tierras Largas (vgl. Abb. 36).
24
5.2.4.3 Edaphische Ressourcen
Mit etwa 700 km² kultivierbarem Land besitzt das Tal von Oaxaca eine weitaus größere ebene
Fläche als vergleichbare benachbarte Täler (Kirkby 1973: 1). Jedoch ist landwirtschaftliche
Tätigkeit durch die Topographie, das semiaride Klima und die Bodenqualität eingeschränkt.
Den landwirtschaftlich produktivsten Boden besitzt das Etla-Tal, gefolgt vom Zimatlán-Tal,
das aber stellenweise sehr sumpfig ist, und das Tlacolula-Tal, das aufgrund der Trockenheit
dort den kargsten Boden besitzt (Abb. 44). Das Gebirge ist aufgrund der kargen Bodendecke
und der steilen Hanglage nur marginal landwirtschaftlich nutzbar. Im Piedmontbereich wirkt
das Oberflächenwasser, das zur künstlichen Bewässerung herangezogen werden kann,
optimierend für den Anbau. Der Boden selbst ist jedoch sehr steinig, alkalisch, von rot-
brauner Farbe und grober Textur (Kirkby 1973: 11). Den fruchtbarsten Boden bildet das hohe
Alluvium, der eine Mächtigkeit von über einem Meter erreichen kann.71 In einigen Teilen des
hohen Alluviums tritt zwischen der Humusschicht (A-Horizont) und dem anstehenden
Gestein (C-Horizont) eine mineralhaltige Schicht (B-Horizont) auf, die zum einen dort zu
finden ist, wo Wasser längere Zeit steht und Verwitterungsmaterialien in tiefere Schichten
auswaschen kann und zum anderen durch die dort angereicherten Mineralien (Eisenoxide,
Tonminerale etc.) sehr fruchtbar ist (ibd. 11f.; Ahnert 1996: 111).
Da jedoch die Differenzen in Temperatur, Hangneigung und Bodenqualität im Tal gering
sind, ist der entscheidende Faktor für das landwirtschaftliche Ertragspotential der Zugang zu
Wasser und dessen Nutzung im Rahmen der künstlichen Bewässerung.72
5.2.5 Siedlungsphasen im Tal von Oaxaca73
Die Erörterungen in den Kapiteln 5.2.1 bis 5.2.4.3 bilden den äußeren Rahmen für ein
Verständnis der Siedlungsevolution im Tal von Oaxaca. Die geographische Geschlossenheit
des Tals, die klimatischen Dispositionen und die vielfältigen Ressourcen boten dem
Menschen des Frühen Formativums einen optimalen Nährboden für sedentäre Prozesse.
In der Espiridión-Phase (ca. 1900-1400 v. Chr.) tritt die erste Keramik im Tal von Oaxaca auf.
Die bisher ältesten Funde wurden in San José Mogote gemacht, vergesellschaftet innerhalb
eines einfachen Flechtwerkhauses mit Lehmbewurf (Marcus 1983c: 42f.). San José Mogote
im nordwestlichen Etla-Arm des Tals, zentral am Fluss Atoyac gelegen, könnte die älteste
Siedlung repräsentieren.
71 Der Boden im Tal von Oaxaca weist eine typische A-C Struktur für Böden die ausgeprägten Trockenperioden ausgesetzt sind auf. Einer geringen Humusschicht (A-Horizont) folgt der gewachsene Boden (Fels; C-Horizont). 72 Vgl. dazu Anm. 132. 73 Die präkeramische Phase wird nicht in diese Betrachtung einbezogen. Siehe hierzu: Flannery et al. 1981; Flannery und Spores 1983; Flannery 1983b.
25
In der folgenden Tierras Largas-Phase (1450-1150 v. Chr.) entwickelte sich das Etla-Tal zum
Hauptanziehungsort reger Siedlungsaktivität, während das Tlacolula-Tal und die Valle
Grande nur marginal besiedelt wurden (Abb. 45).74 San José Mogote (1-1-5-13; N15E5)75
bildete bereits ein regionales Zentrum, das sich von den anderen Dörfern und Weilern im
gesamten Tal durch seine Größe (und Bevölkerungszahl) und seine öffentliche Architektur
hervorhob (vgl. Abb. 5, 6; Flannery et al. 1981: 66; Kowalewski et al. 1989: 55ff.).76 Zwei
weitere Orte waren vermutlich größer als der durchschnittliche Weiler und wiesen eine
übergeordnete Architektur auf: Zaachila (3-1-7; N9E6) und Sta. Inés Yatzeche (3-1-8;
N5E6).77 Eine Übersicht über die wichtigsten Siedlungen der Tierras Largas-Phase gibt
Tabelle 2.
Von den 26 Siedlungen der Tierras Largas-Phase sind die meisten im Etla-Tal zu finden. Fast
alle sind innerhalb eines hohen Grundwasserpegels auch innerhalb der Wintertrockenzeit an
flachen Stellen (im tiefen Alluvium verortet), die kaum erosiven Kräften ausgesetzt sind,
angesiedelt (Kowalewski et al. 1989: 59f.).78 Diesem Muster entspricht auch die Anordnung
der Siedlungen an Wasserquellen, die im Durchschnitt in einer Entfernung von 200 m von
diesen lagen (ibd.). Bevorzugt wurde die Lage entlang des Flusses Atoyac und seiner
Haupttributäre, womit man neben dem Wasser auch den fruchtbaren Boden des tiefen und
hohen Alluviums zur Verfügung hatte. Falls Siedlungen im höher gelegenen Piedmontbereich
angelegt wurden, handelte es sich um Orte, die spezialisiert waren auf den Abbau natürlicher
Ressourcen wie Salz (Fábrica San José N16E6 oder der Ort 1-2-20, N15E6), Feuerstein (1-2-
11, N15E4), oder Ton (vermutlich 1-2-17, N16E6).79
Evident ist die Siedlungskontinuität von einer Phase zur nächsten. So weisen 83 % der San
José-Phase-Stätten entweder eine Besiedlung in der vorangehenden oder der nachfolgenden
oder beiden Phasen auf (ibd. 62). Damit einhergehend ist auch eine rege Bautätigkeit von
Erdhügeln (mounds), die kongruent zur Besiedlungskontinuität phasenübergreifend
perpetuiert wurde (Tabelle 4). Kowalewski et al. vermuten, dass zum einen der fruchtbare
Boden ausschlaggebend für eine Siedlungskontinuität war und zum anderen Siedlungen mit
bestehenden mounds für die Bewohner attraktiver waren als Siedlungen ohne (ibd. 64f.). Ob 74 In dieser Phase bewohnten etwa 52 % der Gesamtbevölkerung des Oaxaca-Tals das Etla-Tal (Feinman et al. 1985: 337). 75 Die erste Kombination stellt die Feldnummer dar, die zweite die Koordinatennummer in den Abbildungen 45 bis 48. Vgl. auch Tab. 2, 3 und 5. 76 Vgl. Kap. 2.2, S. 7. 77 Vgl. dazu Fisch 1982: 29 und Abb. 45. 78 Diese Zone wird von heutigen Bauern als „tierra de humedad“ bezeichnet und kann größtenteils ohne künstliche Bewässerung bewirtschaftet werden (Kirkby 1973: 41). 79 Vgl. dazu Kowalewski et al. (1983: 51); Kowalewski et al. (1989: 63). Zu beachten ist, dass es zum Teil keine festen Siedlungen waren, sondern periodisch aufgesuchte Stätten, die wahrscheinlich als Arbeitscamps dienten, wie im Falle Fábrica San Josés in der Tierras Largas-Phase (Drennan 1976b: 74).
26
die mounds ebenfalls öffentliche Gebäude trugen und diese womöglich „repositories for
powerful symbols“ (ibd. 65) waren, bleibt meines Erachtens trotz ethnographischer Parallelen
in dieser frühen Phase des Formativums spekulativ.80
Neben der Siedlungskontinuität bestehender Dörfer kamen in der San José-Phase (1150-850
v. Chr.) weitere Orte hinzu; die Gesamtzahl für das Tal erhöhte sich auf 41, wobei die meisten
wiederum im Etla-Tal entstanden (Abb. 46). San José Mogote (1-2-12-14, N15E5) wuchs in
dieser Phase enorm an (Tabelle 3). Diese Prozesse lassen sich vermutlich auf einen rapiden
Bevölkerungszuwachs zurückführen. Durch die Bildung neuer Siedlungen wurden die
Distanzen zu den bestehenden geringer und pendelten sich bei einem durchschnittlichen Wert
von etwa fünf km zueinander ein (Flannery 1976c: 176f.).81
Während in der Tierras Largas-Phase weder in den Mustern der Haushalte, noch in den
Gräbern Anzeichen von sozialem Rang oder Ungleichheit zu finden sind, welches Flannery et
al. (1981: 68) dazu veranlasste darin eine egalitäre soziale Organisation zu vermuten, wandelt
sich das Bild in der San José-Phase. Statusdifferenzen bilden sich im architektonischen
Ausdruck heraus, deuten aber nicht auf stringente Abgrenzung sozialer Klassen, sondern
bilden eher ein Kontinuum vom niedrigen zum höheren Status (ibd. 71; Drennan und
Flannery 1983: 70). Ähnliche Interpretationen lassen sich aus Grabfunden in Tomaltepec
ableiten. Trotz einer willkürlichen räumlichen Organisation der Gräber heben sich die
Hockgräber mit Personen höheren Alters durch eine sorgfältigere Ausarbeitung und reichere
Beigaben ab (Whalen 1983: 34).
Die folgende Guadalupe-Phase (850-700 v. Chr.; Abb. 47 und Tab. 5) ist nicht
unproblematisch, da sie bisher anhand von keramischen Untersuchungen nur im Etla-Tal
lokalisiert werden konnte und deren Ursprünge man aufgrund der Quantität der Keramikfunde
in Barrio del Rosario Huitzo (1-3-1, N18E2) vermutet (Flannery et al. 1981: 76). Die
parallelen Horizonte im Tlacolula-Tal und in der Valle Grande könnten vermutlich aus einer
späten Variante der San José-Phase Keramik hervorgegangen sein (Marcus 1989: 194, Anm.
4). Ein Großteil der Siedlungen der San José-Phase war auch in der Guadalupe-Phase
bewohnt. Neue Siedlungsgründungen wie Fábrica San José kamen hinzu. Das bereits in der
San José-Phase als kleiner Weiler bestehende Barrio del Rosario Huitzo entwickelt sich nun
80 Kowalewski et al. ziehen einen Analogieschluss ausgehend von ritueller Paraphernalia, die vor allem in San José Mogote und anderen größeren Orten im häuslichen Kontext gefunden worden sind. In kleineren Dörfern und Weilern innerhalb der sich auf mounds möglicherweise befindlichen öffentlichen Architektur werden diese jedoch nur vermutet (vgl. z. B. Flannery 1976e: Table 11.1 und Mangel an Daten aus den kleineren Siedlungen: ibd. 344). 81 Auf die Problematik der äquidistanten Anordnung (gleiche Abstände) von Siedlungen wird in Kap. 5.2.9 näher eingegangen.
27
zu einem lokalen zeremoniellen Zentrum, das vermutlich in Konkurrenz zu San José Mogote
stand (Kowalewski et al. 1983: 53).82
Obwohl während der Rosario-Phase (700-500 v. Chr.; Abb. 48) das Etla-Tal weiterhin Fokus
reger Besiedlung blieb, kam es zu einer wichtigen Differenz zur vorangehenden Phase.
Erstmals in der Besiedlungsgeschichte des Oaxaca-Tals gab es eine Verlagerung der
Bevölkerungszahlen zwischen den einzelnen Sub-Tälern. Das Etla-Tal beherbergte nicht mehr
die Hälfte der Bevölkerung des ganzen Tals, die auf etwa 2000 Menschen geschätzt wird,
verteilt auf 85 Siedlungen (Feinman et al. 1985: 344).83 San José Mogote wuchs stetig an, die
öffentliche Architektur gewann sowohl an Monumentalität als auch an Ausdehnung (Flannery
und Marcus 1976a: 211ff.). Trotz der weiterhin anhaltenden Suprematie San José Mogotes
kam es in den beiden anderen Tälern zu subregionalen Entwicklungen von lokalen Zentren.
Für das südliche Zaachila-Tal käme Tlapacoyan und San Martín Tilcajete in Frage, für das
Tlacolula-Tal Yegüih (Kowalewski et al. 1989: 82).
Betrachtet man die Siedlungsgrößen phasenübergreifend (vgl. Tab. 2, 3, 5), so stellt man fest,
dass außer dem regionalen Zentrum San José Mogote und wenigen anderen „Subzentren“ mit
vermutlich öffentlicher Architektur, die jedoch in ihrer Ausdehnung vom Oberzentrum weit
zurückliegen, die Größe fast aller anderen Siedlungen zwischen einem und zwei Hektar
variierte und letztere Orte keine öffentliche Architektur aufwiesen (Flannery und Marcus
1983: 53).
5.2.6 Siedlungspräferenz im Etla-Tal
Bei der phasenübergreifenden Betrachtung der Siedlungsmuster drängt sich die Frage auf,
warum das Etla-Tal von den Bewohnern des Frühen und des Mittleren Formativums präferiert
wurde. Entgegen der Annahme von Anne Kirkby (1973: 131), dass das Etla-Tal einen
besonders hohen Anteil an feuchtem und fruchtbaren Land besaß, so dass es für eine frühere
und schnellere Entwicklung prädestinierte, hatte die Zaachila-Zimatlan Region während der
San José-Phase doppelt soviel produktives Land wie das Etla-Tal (ibd.; Feinman und Nicholas
1990: 93; vgl. a. die Bodenklassifikation in Abb. 44). Ihren Berechnungen, basierend auf
Entwicklung der Korngrößen von Mais (Abb. 49) und den daraus resultierenden Erträgen
zufolge, hätten diese um 1000 v. Chr. eine Bevölkerung von bis zu 32.000 Personen im
gesamten Oaxacatal ernähren können (Kirkby 1973: 131). Feinman et al. (1985: 344)
82 Obwohl Huitzo gegenüber San José Mogote unter demographischen, siedlungsstrukturellen und religiös-zeremoniellen Aspekten untergeordnet war, übte es einen lokalen Einfluss auf seine unmittelbare Umgebung als zeremonielles Zentrum aus und agierte offenbar unabhängig vom Oberzentrum (Flannery und Marcus 1983: 60). 83 Zur Schätzung der Bevölkerung vgl. Anm. 124.
28
vermuten jedoch, dass die Bevölkerung während der Rosario-Phase lediglich ein Prozent der
Ertragskapazität des Tals erreicht hatte und damit eine Siedlungspräferenz im Etla-Tal wenn
nicht arbiträr, so doch anderen Auswahlkriterien unterliegen würde.84 Linda Nicholas´
Einschätzungen der potentiellen Bevölkerung divergiert noch mehr von der tatsächlich
geschätzten (Tab. 6). Ein Kriterium könnte die historische Priorität der „ersten“ Siedlung sein,
in deren Gravitationsfeld weitere folgten (Kowalewski et al. 1989: 64).85 Ein Vorteil des Etla-
Tals ist seine Enge, die seinen Bewohnern die Möglichkeit gab über kurze Distanzen über das
tiefe und hohe Alluvium hinaus, auch die anderen höheren Talzonen mit ihren Ressourcen zu
erreichen und damit dem menschlichen Bedürfnis nach einer Minimierung des
Energieaufwandes gerecht wurde.86 Diese Annahme wird durch eine von Linda Nicholas
(1989: 473ff.) durchgeführte Analyse der „most productive catchment areas“ im Tal von
Oaxaca gestützt (Abb. 50, 51), wobei hier auch das südlicher gelegene Zaachila-Tal gute
Ausgangsbedingungen für eine Besiedlung gegeben hätte. Ein letztes Argument ist die Lage
des Etla-Tals, das optimal an die beiden Großregionen „Golfküste“ und „westliches
Mesoamerika“, aber auch zur Pazifikküste hin angeschlossen ist und in der frühen Phase des
Formativums als Knotenpunkt für den interregionalen Austausch fungierte und gleichzeitig
die Gründung weiterer Siedlungen forcierte (ibd.). Trotz der Plausibilität dieser Annahmen
bleiben sie letzten Endes ohne weitere archäologische Reminiszenzen Annahmen.
5.2.7 Siedlungstypen
Bei der kulturspezifischen Typologisierung von mesoamerikanischen Siedlungen des
Formativums müssen einige Kriterien der Unterscheidung beachtet werden. Das Problem mit
solchen Klassifizierungen ist, dass Variabilität innerhalb eines Siedlungstyps in der
Archäologie unbestimmbar bleibt, da die Zuweisungskriterien qualitativ und nicht quantitativ
sind. Zudem ergibt sich das Problem der Abgrenzung der Siedlung zum Umland, die nicht
generell über festgelegte Schemata definiert werden kann, sondern im Einzelfall ermittelt
werden muss.
Bei der Bildung von Siedlungstypen ist ein funktionaler Ansatz sinnvoll, bei dem vor allem
die Faktoren Architektur (privat-wohnliche, öffentliche, zeremonielle) und
Artefaktsammlungen, die auf spezialisierte Aktivitätszonen hinweisen, in Betracht zu ziehen
84 Das Kolonisationsmodel ausgehend von der Wahl des Ortes anhand der besten Bodenverhältnisse greift in diesem Fall nicht. So war etwa das Tlacolula-Tal in der Frühen Klassik und in der Spätklassik dichter besiedelt, als das Etla-Tal, trotz seines schlechteren Zugangs zu permanenten Wasserquellen und seiner geringeren Niederschlagsmengen (Finsten und Kowalewski 1999: 26ff.). 85 Hier stellt sich die Frage, was die „ersten“ Siedler dazu veranlasste gerade dort ihre Siedlung zu gründen. Diese Frage muss hier jedoch unbeantwortet bleiben. 86 Den Piedmontbereich und das Gebirge, deren Ressourcen in Kap. 5.2.4.2 und 5.2.4.3 erörtert wurden.
29
sind (Bernbeck 1997: 181ff.).87 Ein wichtiger siedlungsunterscheidender Faktor ist die Größe
in Bezug auf die Einwohnerzahl und die Fläche der Siedlung. Dies wird auch in der von
Parsons (1971: 22) und Blanton (1972: 20) erstellten Typologie in Tabelle 6a deutlich. Die
Größe einer Siedlung und deren Bevölkerung kann mittels verschiedener Methoden errechnet
werden. Die Bestimmung der Größe über Artefaktfunde pro Hektar wird zwar verwendet
(Blanton 1972: 20f.; Parsons 1971: 22f.; Parsons et al. 1982: 3) ist jedoch mit Fehlerquellen
verbunden, wie der Varianz von Produktion und Konsumption von Artefakten innerhalb
verschiedener kultureller Phasen und mit natürlichen Störfaktoren wie Erosion und
Bioturbation, sowie anthropogenen Faktoren wie Wiederverwendung und Verlagerung von
Artefakten über längere Zeiträume hinweg (Schacht 1981: 123). Dagegen bietet die Erfassung
der Größe über die Zählung von Haushalten pro Hektar nicht nur zuverlässigere Daten über
die Flächenverteilung, sondern daraus resultierend auch über die Bevölkerungsgröße.88
Aus der von Parsons und Blanton erstellten Typologie für das Tal von Mexiko lassen sich für
das Tal von Oaxaca im Frühen und Mittleren Formativum nur wenige Typen extrahieren.
Phasenübergreifend bleibt San José Mogote das primäre regionale Zentrum, gekennzeichnet
durch eine ausgedehnte Siedlungsstruktur, komplexe steinerne zeremoniell-öffentliche
Architektur, die ersten Steinmonumente im Tal (Abb. 52) und wahrscheinlich
Knotenpunktfunktion innerhalb eines regionalen aber auch interregionalen
Austauschnetzwerkes (Flannery und Marcus 1983: 54ff.). Gefolgt wird das Zentrum von
sekundären regionalen Zentren wie Barrio del Rosario Huitzo (seit der frühen Guadalupe-
Phase) und Santo Domingo Tomaltepec (v. a. Rosario-Phase), die vermutlich einen lokalen
Einfluss auf ihr Umland ausübten89 und über jeweils ein öffentliches Gebäude verfügten
(Abb. 53, 54) und schließlich den Orten dritter Ordnung, gekennzeichnet durch deren Größe
und einem Fehlen öffentlicher Architektur wie Fábrica San Jose, das bereits in der Tierras
Largas-Phase den Status eines Salz abbauenden Lagers hatte (Drennan 1976b: 74) und seit der
Späten Guadalupe-Phase zu einem kleinen Dorf (Weiler) expandierte (Drennan und Flannery
1983: 65f.). Weitere Orte dritter Ordnung waren San Sebastián Abasolo (San José-Phase) und
Tierras Largas (seit der Tierras Largas-Phase). Häufig zu finden sind Ressourcen abbauende,
vermutlich episodisch aufgesuchte Lager, wie bereits an anderer Stelle erwähnt.90 Diese sind
zwischen solchen zu differenzieren, die einerseits im Einzugsgebiet eines größeren Dorfes
87 Das kann problematisch sein, da mobile Gegenstände unter Umständen nicht in situ gefunden werden oder bereits von den Herstellern außerhalb der ihnen zugewiesenen Funktionsrahmen platziert wurden. 88 Durch ethnographische Vergleiche lässt sich die Anzahl der Personen pro Haushalt ermitteln. Im Falle des Tals von Oaxaca sind das fünf bis zehn Personen (Winter 1976: 228; Blanton 1978: 29f.). Eine Übersicht über die Erfassungsmethoden von demographischen Prozessen in der Vergangenheit gibt Schacht (1981). 89 Vgl. Kap. 5.2.5, S. 27f. 90 Vgl. S. 26.
30
lagen und von dort innerhalb eines halben Tages aufgesucht werden konnten, ohne dass dort
permanente Siedlungen angelegt wurden (sog. microband camps),91 und andererseits solchen,
die außerhalb des Einzugsgebietes lagen und dauerhaft bewohnt wurden (Flannery 1976b:
167).
Die hier vorgenommene Klassifizierung in Orte erster, zweiter, dritter Ordnung und anderen
Siedlungstypen impliziert eine Hierarchisierung innerhalb des Siedlungssystems, auf das im
folgenden Kapitel eingegangen werden soll.
5.2.8 Genese eines regionalen Zentrums
Wie bereits im Kap. 5.2.6 angedeutet, kann ein Siedlungssystem92 sich dort herausbilden, wo
ein „historisches Zentrum“, das heißt die älteste Siedlung sich innerhalb eines Areals befindet.
Welche Impulse jedoch die Siedler zur Anlage dieser ersten Siedlung eines später
ausdifferenzierten Systems veranlassten, bleibt aus Mangel an Daten oft unklar. Im Falle San
José Mogotes ist ein naturräumlich-ökologischer Determinismus, dem die zentrale Lage
innerhalb eines ressourcenreichen Gebietes zugrunde liegen könnte, jedoch für die Genese der
weiteren Siedlungen nicht zwingend. Über die Wahl des Standortes hinaus ergeben sich zwei
Möglichkeiten, die ein weiteres Wachstum der Siedlung zu einem zentralen Ort ermöglichen.
Die erste ist endogener Natur und resultiert aus einem Wachstum der Bevölkerung deren
Subsistenzweise auf Ackerbau basiert. Darauf aufbauend lässt sich ein hypothetisches
Szenario konstruieren, demnach bestimmte Teile der Gesellschaft aus hier nicht näher zu
betrachtenden Gründen93 einen Surplus erwirtschaften, der mit der Komplexisierung und
Zentralisierung des soziopolitischen Gefüges eine Arbeitsteilung nach sich ziehen kann, aus
der wiederum sich bestimmte Spezialisten herauskristallisieren, die von der Ackerbau
treibenden Bevölkerung über mögliche redistributive Knotenpunkte innerhalb der
Gesellschaft (Häuptling, Priesterschaft, Tempel etc.) versorgt werden. Die Aufwertung und
das Wachstum der Siedlung aufgrund der Herstellung von handwerklichen oder
künstlerischen Erzeugnissen führten zum regionalen und interregionalen Austausch (Berry
1967: 108).94 Die zweite Möglichkeit des Wachstums ist exogener Natur und führt über den
91 Definiert durch MacNeish (1964) als Lager, das von zwei bis fünf Personen für einen bis mehrere Tage oder saisonal aufgesucht wurde. 92 Im Weiteren werden die Termini Siedelungssystem und Siedlungsmuster nicht synonym verwendet. Letzterer markiert, wie der Begriff impliziert, lediglich das Muster, der sich in der Landschaft befindenden Siedlungen. Das Siedlungssystem inkorporiert das Muster und die mit diesem verbundenen und durch sie entstandenen „Regeln“. Diese „Regeln“ können nicht empirisch ermittelt werden, sondern werden mittels Modellen aus dem Muster deduziert. Zum Siedlungsmuster und der Deduktion eines Systems siehe Kap. 5.2.9. 93 Diese Problematik wird im Kap. 6.2 tangiert. 94 Dies ist nur eine Möglichkeit, wie hier skizziert, die einen Übergang von egalitär organisierten Dorfgemeinschaften zu soziopolitisch differenzierten Ranggesellschaften markieren kann und die Betonung auf
31
regionalen und interregionalen Austausch. Das Wachstum San José Mogotes könnte auch aus
seiner Stellung als zeremonielles Zentrum resultieren, das bereits in der Tierras Largas-Phase
steinerne Gebäude mit religiös-zeremoniellem Charakter aufwies und damit fokussierend auf
die Bewohner des Umlandes gewirkt haben könnte.95
5.2.9 Siedlungsmuster und seine theoretischen Implikationen
Archäologische Siedlungsmuster unterliegen verschiedenen Determinanten. Eine der
häufigsten ist eine weitflächige Lokalisierung in Ressourcennähe, z. B. orientiert an einem
Bodentyp (Abb. 55a), punktuell etwa um eine Wasserquelle oder eine geologische Ressource
(Abb. 55b) oder linear entlang eines Flusses (Abb. 55c).96 Ein lineares Siedlungsmuster
kennzeichnet auch das Tal von Oaxaca und vor allem das Etla-Tal entlang des Atoyac Flusses
(vgl. Abb. 47 und 48). Die Siedlungen sind nicht in unmittelbarer Ufernähe angelegt, sondern
befinden sich auf niedrigen Anhöhen, die vom periodisch auftretenden Hochwasser geschützt
sind (Flannery 1976c: 175f.). Bei der Betrachtung des Siedlungsmusters beim Übergang vom
Frühen zum Mittleren Formativum in der Späten San José-Phase (Abb. 56; vgl. a. Abb. 46)
wird zum einen deutlich, dass ein Großteil der Siedlungen am östlichen Ufer des Atoyac
Flusses gelegen ist, und zum anderen, dass die Siedlungen in relativ gleicher Entfernung
voneinander liegen (Tab. 7). Die Wahl der Uferseite konnte anhand von Untersuchungen des
an die Siedlungen anliegenden Hinterlandes dahingehend erklärt werden, dass das
Einzugsgebiet von Norden des Tals bis San José Mogote am Ostufer reichhaltigere
Ressourcen aufweist und ab San Lorenzo Cacaotepec sich dieses Bild ändert, so dass im
Westen das Hinterland günstigere Dispositionen aufweist, unabhängig vom fruchtbaren
Boden, der auf beiden Seiten des Ufers zur Verfügung steht (vgl. Abb. 56). Die nahezu
äquidistanten Entfernungen zwischen den einzelnen Siedlungen wie in Tabelle 7 aufgeführt,
konnten mittels siedlungshistorischer Daten interpretiert werden und wurden von Flannery
(1976c: 176) in ein Model umgesetzt. Das Model (Abb. 57) beginnt mit dem Initialstadium T1
in dem die erste Siedlung zentral im Etla-Tal errichtet wird. Im nächsten Stadium (T2) werden
Tochtersiedlungen zwischen den Talenden und der ersten Siedlung gegründet. Schließlich
werden in T3 Siedlungen zwischen der ersten Siedlung und denen des T2-Stadiums gegründet.
Dieser Prozess schreitet fort, bis eine minimale Distanz von etwa fünf km zwischen den
den ökonomischen Sektor als „prime mover“ legt. Andere Faktoren können militärischer oder ideologischer Natur sein und die so genannte „basis of finance“ (Earle 1991: 3), die aus dem Austausch erzielt wird, kann darin ebenfalls eine Rolle spielen (ibd.; Earle 1997). Vgl. auch Anm. 185. 95 Hier sei nochmals auf Struktur 6 verwiesen, vgl. Abb. 5, 6. 96 Weitere nicht ressourcengebundene Möglichkeiten der Agglomeration von Siedlungen können um religiöse Zentren, Handelsknotenpunkte oder militärische Stützpunkte auftauchen (vgl. Hodder und Orton 1976: 85ff.).
32
Siedlungen erreicht wurde, wie in Tabelle 7 aufgelistet.97 Parallel zu diesem Prozess verliefen
drei weitere Prozesse auf einer Subebene. Um die erste Siedlung (San José Mogote)
entstanden mehrere kleine Dörfer (T3 in Abb.57), deren Charakter nicht eindeutig bestimmt
werden kann. Manche von ihnen waren eigenständige Dörfer, manche könnten entferntere
barrios San José Mogotes gewesen sein, deren siedlungsarchäologisches Kontinuum nicht
immer kongruent mit dem zentralen Ort einherging (ibd.). Zweitens wurden in diesem Model
nicht die Ressourcen abbauenden Dörfer/Camps einbezogen, deren Lage sich nicht zwingend
an Flüssen orientierte.98 Und drittens wurden die Gründungen an anderen tributären Flüssen
aus dieser Betrachtung ausgeblendet. Im letzt genannten Stadium des Models erreichten wie
genannt die Siedlungen eine ungefähre Distanz von fünf km zueinander, ein Muster, das zu
stringent ist, um als arbiträr interpretiert zu werden.99
Es stellt sich die Frage, welche Faktoren dazu beigetragen haben, dieses Muster entstehen zu
lassen. Generell liegt die Tendenz vor, dass in einem dichten Siedlungsnetz, das heißt je näher
die Siedlungen zueinander liegen, die lokale Konkurrenz größer ist und dies wiederum zu
einem unteren Limit der Distanz zwischen den Siedlungen führt (Hodder und Orton 1976: 47,
49). In dem vorliegenden agrarisch geprägten Kontext drängt sich primär die
landwirtschaftliche Nutzung jedes Ortes als grenz- bzw. distanzregulierender Faktor auf.
Flannery (1976c: 177ff.) hat um die in Tabelle 7 aufgelisteten Orte fiktive Grenzen von 2,5
km stromauf- und -abwärts gezogen und das Ertragspotential des hohen Alluviums (tierra
humedad) anhand der Berechnungen Anne Kirkbys (vgl. Kap. 5.2.6) geschätzt. Für San José
Mogote liegt eine Fläche von ca. 1430 ha, für Hacienda Blanca ca. 400 ha und für Tierras
Largas etwa 645 ha zur Verfügung. Ausgehend von einer Maiskorngröße von etwa sechs cm
um 1000 v. Chr. hätten Erträge von ungefähr 300 kg pro Hektar erzielt werden können (Abb.
58), was für die genannten Beispiele 429 t, 120 t, und 193,5 t ergeben hätte.100 Die Angaben
in Tabelle 8 verdeutlichen, dass die theoretisch erwirtschafteten Erträge durch San José
Mogote die vierfache Bevölkerung der tatsächlich geschätzten hätten ernähren können. Noch
97 Dieses idealisierte Model macht keine Aussagen darüber, ob die Orte in T2 von dem Ort in T1 gegründet wurden und die Orte in T3 von den Orten in T2 oder dem Zentrum in T1. Durchaus denkbar sind unabhängige Gründungen eingewanderter Siedler, die im Gravitationsfeld vom Zentrum in T1 profitieren wollten. 98 Vgl. Kap. 5.2.7. 99 Lediglich die Entfernung zwischen Hacienda Blanca und San Lorenzo Cacaotepéc ist geringer (ca. 2 km), der Atoyac-Fluss wirkt jedoch in diesem Fall wie eine Barriere, die die Einflussbereiche der beiden Siedlungen voneinander trennte (Flannery 1976c: 177). Äquidistante Anordnungen sind auch charakteristisch für das Frühe und Mittlere Formativum im Tal von Mexiko (vgl. Kap. 5.3.9, S. 55). Auch für die Pazifikküste Guatemalas (Escuintla-Region) ist zeitgleich ein ähnliches Muster zu beobachten. Hier liegen die Siedlungen 10,3 km voneinander entfernt (Bove 1989: 97). 100 Sanders (1976b: 143, 145) hält die Ertragskalkulation von 300 kg/ha für zu niedrig und veranschlagt diese, basierend auf Untersuchungen der Chapingo School of Agriculture, auf 500 bis 600 kg für das Lower Piedmont im Tal von Mexiko, dessen Bodenbeschaffenheit qualitativ hinter der des hohen Alluviums im Tals von Oaxaca steht.
33
evidenter sind die Ergebnisse für die anderen beiden Orte. Die Resultate legen nahe, dass
selbst bei einer 50 %-igen Nutzung des Landes die Bevölkerung der einzelnen Siedlungen
nicht an das Limit der Ertragsmöglichkeiten gekommen wäre und damit eine Konkurrenz um
die Ressource Land als Erklärung für die Äquidistanz auszuschließen ist. Ein mögliches
Regulativ für die Positionierung der Stätten könnte das Einzugsgebiet dieser sein. Damit hätte
jeder Ort genügend Raum für die Nutzung der Ressourcen innerhalb seines Territoriums, ohne
in lokale Grenzkonflikte zu geraten.
Schließlich muss noch die soziokulturelle Komponente als Distanz regulierendes Moment in
die Betrachtung gezogen werden. Die Bevölkerungszahlen in den Siedlungen, die zwischen 8
und 132 Personen variieren (vgl. Tab. 5),101 hätten ohne exogame Heiratsregeln zu einer
Auslöschung der Bevölkerung geführt.102 Zudem tragen biologische Ungleichmäßigkeiten in
der Geschlechterverteilung in einer Generation, besonders bei Frauenmangel, als gefährdende
Faktoren des biologischen Überlebens einer Gruppe bei (Bernbeck 1997: 159). Bei kleineren
Orten (Gruppen) ist deshalb die Reproduktionsfähigkeit eines Dorfes erst durch
Außenbeziehungen gewährleistet. Das wird auch durch die Untersuchungen Adams und
Kasakoffs (1976: 156ff.) deutlich. Die von ihnen zusammengetragen Daten, zeigen in
anschaulicher Weise die Relation zwischen Bevölkerungszahl und endogamen
Heiratsverhalten (Tab. 9, Abb. 59). Diese tentativen Überlegungen könnten durch die
stilistischen und ikonographischen Untersuchungen Nanette Pynes (1976) Unterstützung
finden. Wie bereits an anderer Stelle angedeutet (S. 16 und Anm. 47) waren einzelne
Haushalte, Siedlungsteile oder ganze Siedlungen mit dem „fire-serpent“ oder dem „were-
jaguar“-Motiv konnotiert (ibd. 276f.). In San José Mogote tauchen beide Motive auf, sind
jedoch strikt auf bestimmte Wohnareale verteilt. Areal A und C sind durch das „fire-serpent“-
Motiv assoziiert und Areal B durch das „were-jaguar“-Motiv (Abb. 60). Dagegen taucht in
Tierras Largas und Abasolo nur das „were-jaguar“-Motiv auf und in Tomaltepec nur das
„fire-serpent“-Motiv (Flannery und Marcus 1994: 136). Sieht man auf die Verteilung der
Motive in Gräbern, ergibt sich für die einzelnen Orte folgendes Bild: in Tierras Largas waren
die „were-jaguar“-Motive fast ausschließlich in Männergräbern vertreten, die über eine
üppige Ausstattung verfügt haben. Auch in San José Mogote, Huitzo und Abasolo waren die
Männergräber reich ausgestattet, während in Fábrica San José die Frauengräber reichere
101 San José Mogote wurde hier durch seine Position als Ort ersten Ranges innerhalb der Bevölkerungsskala ausgenommen, da es den Durchschnittswert verzerren würde. 102 Wobst (1974: 168, 173) errechnet ein Bevölkerungsminimum über eine längere Zeit von 175 bis 475 Personen, um eine Auslöschung zu vermeiden. Tindale (1974: 110) beziffert für australische Gruppen (wie etwa die Kamilaroi oder die Wiradjuri im Südosten Australiens) einen Durchschnitt von 450 Personen. Cavalli-Sforza (1994: 43) gibt ein Minimum vom 500 Personen an, um genetische Defekte für die Nachkommenschaft zu vermeiden.
34
Beigaben enthalten haben (Drennan 1976b: 139). Fasst man die Daten zusammen, könnte
folgendes Bild konstruiert werden. Die Männer in Fabrica San José könnten Frauen höheren
Status geheiratet haben (Hypogamie), die aus San José Mogote stammten (ibd.). Gleichzeitig
könnten Kinverbindungen zwischen dem Areal B in San José Mogote und Tierras Largas,
beide repräsentiert durch das „were-jaguar“-Motiv bestanden haben, äquivalent dazu
zwischen Tomaltepec und dem Areal A und C in San José Mogote, vertreten durch das „fire-
serpent“-Motiv (Plunket Nagoda 1979: 34f.). In jedem Fall trat San José Mogote als Initiator
von Verbindungen auf, was kohärent mit seiner überdurchschnittlich hohen Bevölkerungszahl
wäre. Geht man dort von einem etablierten Häuptlingstum aus und konstatiert für dieses die
Primogenitur, bei der nicht nur das Charisma, sondern auch der Besitz des Vaters an den
Erstgeborenen weitergegeben wird,103 wie vor allem von Elman Service (1962: 156, 1977:
109ff.) für die Mehrzahl der Häuptlingstümer ermittelt werden konnte, so waren die jüngeren
Söhne gezwungen entweder dort, wo Land zur Verfügung stand, eigene Siedlungen zu
gründen oder in bestehende Siedlungen hineinzuheiraten (Plunket Nagoda 1979: 39). Die
Frauen höheren Status in Fábrica San José könnten durchaus im Austausch gegen Tribut an
San José Mogote an die dortigen Männer weitergegeben worden sein und damit die lokalen
Eliten im Status erhöht haben. Dieses hypothetische Modell als soziales Regulativ für eine
äquidistante Anordnung der Siedlungen könnte ein Erklärungsmuster abgeben.
Einen weiteren hypothetischen Ansatz für die Interpretation der Äquidistanz böte das
Verkehrs- und Transportprinzip der Christallerschen Zentrale-Orte-Theorie.104 Das klassische
Modell Christallers ist geometrisch abgeleitet und ist in seinen Prämissen restriktiv. Für die
vorliegende Betrachtung ist vor allem die räumliche Ausgangsbedingung wichtig. Der Raum
wird nach Christaller als homogen angesehen, in dem alle Komponenten als konstant
betrachtet werden (gleichmäßige Reliefierung des Terrains, gleichförmiges Verkehrsnetz;
Verteilung der Bevölkerung und gleichmäßige Verteilung der Ressourcen).105 In diesem
103 Ein Beispiel hierfür sind die Burdji Süd-Äthiopiens, die via Primogenitur den Großteil des in drei radiale Zonen geteilten Landbesitzes (vergleichbar mit den Landnutzungsringen in von Thünens „Der Isolierte Staat“ [Haggett 1965: 165, Tab. 6.4]) an den ältesten Sohn weitergeben, während die nachgeborenen Söhne Teile des dritten Anbauringes erhalten (Straube 1967: 205). 104 Der hier von mir vorgestellte Ansatz ist hypothetisch und soll als mögliches Modell verstanden werden. 105 Diese werden auch als Merkmale einer „isotropischen Ebene“ bezeichnet (vgl. Lloyd und Dicken 1972: 9). Weitere Ausgangsbedingungen des Christallerschen Modells sind die Annahme eines „homo economicus“ der klassischen Ökonomie von Adam Smith, der wirtschaftlich völlig rational handelt, völlige Gewissheit und Information bezüglich des wirtschaftlichen Erfolgs seiner Handlungen hat und alle ihm zur Verfügung stehenden Alternativen überblickt. Außerdem eines Raumes in dem die Verteilung der Zentralen Ort minimal ist, jedoch kein Gebietsteil unversorgt bleibt (Heineberg 2001: 82). Nicht nur die Geographie setzte früh Kritik an den restriktiven Prämissen Christallers an (ibd.: 84f. mit weiterführender Literatur), auch die Archäologie setzt sich mit den Problemen der Applikation des Modells auf die archäologischen Daten auseinander (vgl. Smith 1979 über das Marktprinzip als Siedlungsmuster
35
Modell wird die beste Versorgung bei gleichen Abständen der zentralen Orte erreicht. Bei
radialen Grenzen der zentralen Orte bleiben jedoch Gebiete unversorgt (Abb. 61a); es muss
eine Überlappung der Reichweitenkreise erfolgen (Abb. 61b). Daraus geometrisch abgeleitet
bildet das Hexagon dasjenige Polygon, das zugleich Raum ausfüllend und dem Kreis am
verwandtesten ist (Abb. 61c; Hofmeister 1999: 76; Heineberg 2001: 83). Dem Transport-
bzw. Verkehrsprinzip zufolge werden Orte (Zentren) entlang wichtiger
Kommunikationsrouten zwischen Zentralen Orten angelegt (Abb. 62). Übertragen auf das
Siedlungsmuster des Etla-Tals ließe sich folgendes vereinfachtes Modell konstruieren (Abb.
63). Aufgrund des Fehlens von gleichrangigen Zentren und dem starken Gravitationssog von
San José Mogote ist eine äquivalente Übertragung des Transportprinzips inadäquat. Denkbar
ist jedoch, dass an den Grenzen der linear in äquidistanter Position lokalisierten Siedlungen,
Dörfer oder Camps angeordnet waren, die den Warenfluss zum nächst größeren Zentrum
weiterleiteten (Güterfluss 2. Ordnung),106 diese wiederum die Verbindung zu San José
Mogote aufrechterhielten (Güterfluss 1. Ordnung, Abb. 64). Das System könnte umgekehrt,
im Falle von interregionalem Austausch mit anderen Großregionen Mesoamerikas auch
funktioniert haben. Dabei könnten Rohstoffe und Objekte von außerhalb zunächst in San José
Mogote konzentriert („pooling“) und von dort an die subalternen Siedlungen redistributiert
worden sein.107 Dadurch würden die „Transportkosten“, in dem Fall der Aufwand an
menschlicher Energie durch die Äquidistanz auf ein Minimum reduziert werden.108
In seiner Formulierung der Zentrale-Orte-Theorie konstatierte Christaller das Hexagon als
optimale Form der Versorgung eines Umlandes durch ein Zentrum. Jedoch wurden
rhomboide Muster durch die geographische Forschung auch lokalisiert (Berry 1967: 40) und
in der Siedlungsarchäologie appliziert. Johnson (1972: 771f.) übertrug das Modell mit
rhomboider Anordnung auf die Frühe Dynastie I (ca. 2800 v. Chr.) der Diyālā Ebenen im
heutigen Irak, wobei das Muster aus der linearen Anordnung der Flüsse und den an ihnen
gelegenen Siedlungen resultierte (Abb. 65, 66). Ein ähnliches Modell ließe sich aufgrund der
fluvial-morphologischen Topographie auch für das Etla-Tal konstruieren, was jedoch aus
generierender Faktor bei den Azteken und die Kritik daran bei Evans 1980: 866ff.; vgl. des weiteren Johnson 1972, 1977; Feinman et al. 1984; Kowalewski 1990; Renfrew 1975). 106 Die Konzentrierung von Gütern oder Rohstoffen (pooling) fand auch in Subzentren statt, wie dies Obsidianfunde höherer Quantität und rituelle Paraphernalia in Tierras Largas belegen (Drennan und Flannery 1983: 70). 107 Dies konnte im Falle des Obsidians, der in großer Quantität in San José Mogote gefunden wurde nachgewiesen werden (Pires-Ferreira 1975: 31). 108 Ein ähnliches Bild äquidistanter und an ein Ufer gebundener Anordnung von Siedlungen, findet man im Frühen Formativum am oberen Grijalva (vgl. Reynolds 1976: 188).
36
Mangel an siedlungsarchäologischen Daten nicht im Rahmen dieser Arbeit bewältigt werden
kann.109
5.2.10 Siedlungshierarchie
Die in Kapitel 5.2.7 (vgl. Tab. 6a) erstellte Typologie impliziert zunächst in Bezug auf die
Siedlungsgröße eine Größenhierarchie. In diesem Fall sind die Fläche und die daraus
resultierende Bevölkerung Faktoren für den Rang einer Siedlung innerhalb eines
Siedlungssystems. Die Rang-Größen Verteilung für das Tal von Oaxaca oder speziell für das
Etla-Tal weist phasenübergreifend einen „primate“-Typus auf (Abb. 67).110 Dieser Typus ist
charakterisiert durch eine dominierende große Stadt innerhalb einer Region, die mehr als das
Doppelte der Bevölkerung zur nächstkleineren Stadt aufweist und wichtige Funktionen
monopolisiert hat (Kowalewski 1982: 60ff.). Unterhalb des Oberzentrums tauchen kleinere
Zentren (2. Ordnung) auf, die sich auf dem Graphen als natürlicher Logarithmus abbilden und
denen schließlich ein konvexer Abschnitt folgt, der die kleinen kaum differenzierten
Siedlungen 3. Ordnung repräsentiert. Wie bereits mehrfach in dieser Arbeit genannt, wird das
Oberzentrum durch San José Mogote repräsentiert. Die Orte 2. Ordnung weisen eine weitaus
kleinere Bevölkerungszahl auf (132, 81, 70, 54, 53, 48 usw.), gefolgt von Orten unterhalb
dieses mittleren Bereichs mit geringer Bevölkerung, die insgesamt das Gros aller Siedlungen
bilden (Blanton et al. 1999: 70ff.). Neben dieser Größenhierarchie, lässt sich auch eine
öffentlich-zeremonielle Hierarchie innerhalb des architektonischen Programms
rekonstruieren, die kongruent mit der Größenhierarchie einhergeht und damit auch eine
funktionale Rangordnung im Siedlungssystem impliziert.111 Im Tal von Oaxaca wird dies
durch die Anzahl von Erd- oder Steinhügeln (mounds) evident, die ehemals Gebäude trugen
und sich von den Konstruktionen des häuslich-profanen Bereichs abheben. Die mounds
konnten zu Ensembles um Plätze gruppiert gewesen sein (ibd. 79). Während der Rosario-
Phase besaß ein Drittel (insgesamt 24) der Stätten im Tal mounds. Allein San José Mogote
wies davon neun auf, gefolgt von mehr als einem Duzend Stätten, die mehrere mounds
aufwiesen und schließlich solchen Orten, die nur einen mound hatten (vgl. Tab. 10; Blanton et
al. 1999: 78). Zweifelsohne hatte San José Mogote eine übergeordnete Rolle, die über das
Etla-Tal hinausging. Dies drückte sich zunächst in seiner Größe und der Bevölkerungszahl
109 Für die klassische und postklassische Periode hat dies Jill Appel (1986) vorgenommen. 110 Weitere Typen wären der „konvexe“ und der „primokonvexe“ bzw. „rank-size“-Typ. Ersterer ist gekennzeichnet durch ein großes Zentrum, gefolgt von Zentren ähnlicher Größe, letzterer durch ein Oberzentrum und einer Reihe gleich großer kleinerer Zentren auf einem niedrigeren Niveau. (Bernbeck 1997: 176, Abb. 8.8). 111 Haggett (1965: 114ff.; Fig. 5.1) konstatiert, dass sowohl in westlichen als auch in nicht-westlichen modernen Gesellschaften eine kontinuierliche Relation zwischen der Bevölkerungsgröße einer Siedlung und deren funktionaler Varietät besteht.
37
aus, daneben auch in der überdurchschnittlichen Agglomeration von öffentlichen Gebäuden
und der Diversifizierung von handwerklichem Spezialistentum (Kowalewski et al. 1989: 74),
die auf eine funktionale Vielfalt in diesem Ort hindeutet. Es bleibt jedoch fraglich, ob aus der
Anzahl der mounds und der öffentlich-zeremoniellen Gebäude in diesem Oberzentrum eine
Hegemonie über die subalternen Orte des Tals interpretiert werden kann. Die Untersuchungen
Stephen Plogs (1976) deuten in eine andere Richtung. Plog untersuchte die Häufigkeit von
dekorativen Elementen auf Keramiken in fünf Stätten aus der San José bis Guadalupe-Phase
mittels des Gravitätsmodells, das besagt, dass die Interaktion zwischen zwei Orten direkt
proportional ist zum Produkt ihrer Bevölkerungszahlen und umgekehrt proportional zur
Entfernung zwischen ihnen.112 Dabei kam es zu einer merklichen Diskrepanz zwischen der
vorhergesagten hohen Kontaktintensität zwischen San José Mogote und Huitzo und der durch
die Stilanalysen ermittelten geringen Interaktion (Tab. 11). San José Mogote wies eine hohe
Interaktion zu Orten dritter Ordnung auf (z. B. Fábrica San José, Tierras Largas und Abasolo),
jedoch nicht zu dem regionalen Subzentrum Huitzo, wie der Vergleich von Abbildung 68 a),
68b) und 68c) nahe legt.113 Daraus lässt sich der Schluss ableiten, dass Huitzo ein
konkurrierendes Subzentrum zu San José Mogote gewesen sein könnte (Plog 1976: 270), trotz
der relativen Nähe und nur eines einzigen mounds in Huitzo. Die beiden anderen Seitentäler
im Tal von Oaxaca könnten eventuell ebenfalls solche konkurrierenden Subzentren gehabt
haben, obwohl dies ausreichende Daten, wie die für Huitzo aufgestellte Annahme bisher nicht
bestätigen können. Im Tlacolula-Tal nahmen Yegüih und Hacienda Alferez in Bezug auf die
Bevölkerungsgröße (vgl. Tab. 5) die Vorreiterstellungen ein, im Valle Grande war es
Tlapacoyan und San Bartolo Coyotepéc (Kowalewski et al. 1989: 77). Diese kleineren
Zentren auf subregionaler Ebene könnten als administrative, religiös-zeremonielle oder
ökonomische Foki für ihr unmittelbares Umland fungiert haben, in deren Belange San José
Mogote nicht eingegriffen hat.
Auch kann keine administrative oder gar militärische Hierarchie angenommen werden, da
keine archäologischen Evidenzen dafür vorhanden sind. Im zweiten Fall findet man lediglich
zwei Anzeichen, einmal das bereits genannte steinerne Monument aus San José Mogote
(Monument 3), das einen „danzante“ des späteren Monte Albán-Stils darstellt (vgl. o. Abb.
112 Ausgedrückt durch die Formel: Mlm= PlPm (dlm)-x (Mlm ist die Interaktion zwischen den Orten l und m.; Pl und Pm sind die Bevölkerungszahlen der beiden Orte; dlm ist die Distanz zwischen den beiden Orten.) Vgl. Haggett 1965: 35. 113 Der Abbildung 68b liegt der Brainerd-Robinson-Koeffizient zugrunde, der aus der Häufigkeit der von Plog untersuchten Stilelemente in den Siedlungen errechnet wird (Plog 1976: 261). In der Abbildung 68c wird der Pearson r-Koeffizient verwendet, der die direkte Beziehung zweier Variablen aufzeigt und zwischen -1.0 und +1.0 liegt. Hierbei drückt +1.0 eine (perfekte) direkte Beziehung aus, während -1.0 eine gegenteilige und 0.0 keine Beziehung ausdrückt (ibd.).
38
20), der als ermordeter oder geopferter Gefangener interpretiert wird (Flannery und Marcus
1983: 57). Ein weiteres Anzeichen, ist eine mögliche Befestigungsanlage in dem Ort
Mazaltepec (N15E3) mit Besiedlungsspuren während der Rosario-Phase (Kowalewski et al.
1989: 81; Blanton et al. 1999: 122).
Für eine ökonomische Hierarchie, bei der Tribut von subalternen Siedlungen an das
Oberzentrum fließen würde, sind ebenfalls keine Evidenzen fassbar. Zwar existierten, wie
bereits gesagt (vgl. S. 24, 26, 30) Ressourcen abbauende oder auf die Produktion bestimmter
Waren spezialisierte Dörfer,114 jedoch scheinen diese autonomen Status innegehabt zu haben,
wie im Falle Fábrica San Josés, das keine erkennbaren ökonomischen Bindungen an nächst
größere Zentren oder an das Oberzentrum zu haben schien. Das theoretische Modell in Kap.
6.2 könnte die talweite Bedeutung des Oberzentrums als eingeschränkt ökonomischer Fokus
stützen.115
5.2.11 Genese der Siedlungshierarchie
Die Genese von Siedlungshierarchien ist archäologisch schwer fassbar. Im Tal von Oaxaca
entwickelte sich die Hierarchie aus der ersten Siedlung San José Mogote heraus, das bereits
zu Anfang des Frühen Formativums Siedlungsspuren aufweist (vgl. Kap. 5.2.5, S. 25). In der
ersten Hälfte des Frühen Formativums wuchs der Ort jedoch nicht so enorm an wie im
Mittleren Formativum. In der Späten Tierras Largas-Phase besaß San José Mogote nur eine
geringe Größendifferenz zum Ort Tierras Largas, um 1150 v. Chr. expandierte es jedoch
geradezu exponentiell (Abb. 69).
Wie bereits an anderer Stelle dargelegt (S. 34f.) könnten soziokulturelle Faktoren nicht nur
das Siedlungsmuster, sondern auch die Siedlungshierarchie geprägt und geformt haben. Mit
der Ausformung von steinerner öffentlicher und zeremonieller Architektur in San José
Mogote, scheint sich auch ein Wandel in der internen sozialen Struktur des Ortes vollzogen zu
haben.116 Unabhängig von der funktionalen Bedeutung der Bauten, hatten ab dem Ende der
Tierras Largas-Phase (vgl. S. 27) bestimmte gesellschaftliche Gruppen eine Status- oder
Rangposition erreicht, die sich durch die baulichen Strukturen von den einfachen
Wohneinheiten der übrigen Bevölkerung abhoben. Zu dieser Zeit hat sich auch eine 114 Hier seien zwei Orte genannt, die vermutlich Keramiken eines bestimmten Typs in der Rosario-Phase produzierten, zum einen 2-4-1 und 2-4-2 (N14E5), die crema Waren herstellten und zum anderen 3-4-17 (N3E4), das auf Keramiken des Typs café spezialisiert war (Blanton et al. 1982: 188). 115 Eingeschränkt aus dem Grunde, da die ökonomische Basis lokal und regional gestützt wurde. Interregional fand der Austausch, wie es das Modell impliziert, nicht aus ökonomischen Erwägungen heraus statt. 116 Dieser Prozess kann auch vice versa interpretiert werden. Ob dieser Wandel basierend auf einem landwirtschaftlichen Surplus, eventuell bestimmten Land besitzenden Kingruppen zugute kam, oder durch regionalen Austausch von zunächst Rohstoffen (wie Salz aus dem nahen Fábrica San José, oder Magnetit) und später handwerklichen Erzeugnissen stattfand, bleibt unklar.
39
handwerkliche Spezialisierung herauskristallisiert, die zunächst auf häuslich-privater Ebene
betrieben wurde (Flannery und Marcus 1994: 303; Plunket Nagoda 1979: 34). In der politik-
anthropologischen Literatur ist eine Spezialisierung ein wesentliches Element von
stratifizierten oder Ranggesellschaften, wobei Gruppen von höherem Rang von bestimmten
subsistenz-ökonomischen Prozessen freigestellt werden können.117 Auf diesen tentativen
Überlegungen basierend entwirft Plunket Nagoda (1979) ein Modell, demnach es durch
Bevölkerungsdruck zu ortsinternen Konflikten um die Ressource Land gekommen sein
könnte, die wiederum durch Aussendung bestimmter Bevölkerungsteile in andere kleinere
Siedlungen oder Neugründungen, die Konflikte entspannten. Diese Hypothese wird scheinbar
durch die Konzentration der „fire-serpent“ und „were-jaguar“-Motive, die sich gleichzeitig in
getrennten Arealen in San José Mogote und analog singulär an anderen Orten finden lassen,
bekräftigt und deutet darauf hin, dass in San José Mogote Kingruppen höheren Status
Männer118 ausgesandt haben, um in Familien anderer Orte einzuheiraten. Plunket Nagoda
berücksichtigt in diesem Modell jedoch nicht die Tatsache, dass die Ressource Land in hohem
Maße zur Verfügung stand (vgl. S. 33f. und Tab. 8).
Selbst wenn
„…all the land claimed by a community was occupied…” (Plunket Nagoda 1979: 39),
bliebe den Bewohnern noch die Ausweichmöglichkeit auf das höher gelegene hohe Alluvium
oder den Piedmontbereich, letzterer jedoch aufgrund der größeren Entfernung einen höheren
Transportaufwand bedurft hätte.119 Nichtsdestotrotz entstünde durch diese Fission bestimmter
Bevölkerungsteile aus dem Zentrum ein hierarchisches System von Siedlungen deren
gemeinsame Basis die familiale Bande bilden würde.
Der Faktor Land ist nicht zwingend ein Grund für eine Fission. Geht man von einer
Ranggesellschaft aus, die einen bestimmten Grad an Spezialisierung erreicht hat und der
daraus resultierenden Konkurrenz bestimmter gleichrangiger Gruppen, die die Kontrolle über
die Erzeugnisse haben, entsteht eine Konfliktsituation, die mitunter in zwei Richtungen
weisen kann. Zum einen, und dies würde eine Hierarchisierung des Siedlungssystems zur
Folge haben, könnte eine konkurrierende Partei Mitglieder ihrer Gruppe in bestehende
117 Z. B. Sanders und Price 1968: 43; Fried 1967: 129ff.; Logan und Sanders 1976: 48; Service 1962: 144. 118 Bzw. Frauen, wie im Falle Fábrica San Josés (Drennan 1976b: 139). 119 Generell ist ein Bevölkerungsdruckmodell aus rein agrarökonomischen Erwägungen auszuschließen. Die größten Bevölkerungsdichten in präkolumbischer Zeit im Tal von Oaxaca sind nicht in den fruchtbarsten Teilen des Tals vorzufinden. Zudem konstatiert Nicholas (1989: 504), dass „there was never a strong correlation between subregional agricultural potential and population size, even in the early phases.” Durchaus möglich ist jedoch, dass Landknappheit nur dann bestand, wenn bestimmte Gruppen überdurchschnittlich viel Land besaßen und dessen Erträge nicht oder restriktiv an die übrige Bevölkerung redistributiert wurden.
40
Siedlungen aussenden oder neue gründen, um das Konfliktpotential, das durch die
Konkurrenz und vor allem auch durch den Bevölkerungsdruck entstanden ist, zu entschärfen.
Zum anderen, und das belegen ethnographische Beispiele,120 können Konfliktsituationen
derart ansteigen, dass die konkurrierenden Parteien einen Teil ihrer Autonomie abgeben und
einen gemeinsam bestimmten Mediator zur Konfliktlösung bzw. -schlichtung einschalten.
Diese mit quasi-richterlichen Vollmachten ausgestattete Instanz gewinnt durch ihre wichtige
Position als primus inter pares an Prestige und durch die ihr zukommenden Geschenke an
ökonomischem Wohlstand und politischer Macht, die in einem letzten Schritt der
Institutionalisierung vererbbar wird und damit dem Häuptlingstum den Weg öffnet. Dieses
mögliche Modell zeigt auf, dass eine Zersplitterung des Zentrums verhindert worden sein
könnte und dass dies das Wachstum der Siedlung (wie im Mittleren Formativum für San José
Mogote evident) gefördert hätte.
Aufbauend auf den gleichen soziokulturellen Faktoren könnte zunächst San José Mogote,
später andere Subzentren, wie etwa Huitzo, als religiös-zeremonielle Fokussierungspunkte
gedient haben. Rituale wurden bereits im Frühen Formativum auf drei verschiedenen Ebenen
vollzogen. Auf der privaten Ebene fanden Blutopfer-Rituale („bloodletting“) im egalitären
Rahmen der jeweiligen Gruppen statt. Die im Mittleren Formativum vollzogene
Stratifizierung der Gesellschaft spiegelt sich auch im religiös-archäologischen Kontext wider.
Die Personen höheren Status verwendeten für das Blutopferritual Stachelrochenspitzen, die
von der Küste importiert wurden, während man im häuslich-privaten Kontext des Bewohners
subalternen Status´ Stachelrochenimitate aus Tierknochensplittern fand (Flannery 1976e: 344;
Tab. 11.4; Flannery und Marcus 1976b: 380). Auf einer weiteren Ebene, der häuslich-
gemeinschaftlichen, die eventuell mehrere Haushalte inkorporierte, wurden Zeremonien
abgehalten, in denen Tanz- und Musikperformanz eine Rolle spielten. Muscheln der
Trompetenschnecke und Schildkrötenpanzer sind Requisiten, die dafür sprechen würden,
zumal sie bis zur spanischen Eroberung in Mesoamerika für diesen Zweck Verwendung
fanden (ibd. 335).121 Schließlich dienten viele der öffentlichen Gebäude für spezifische
Rituale, die vermutlich auf einer regionalen Ebene veranstaltet wurden, die die Bewohner der
umliegenden Dörfer in das religiöse Zentrum (San José Mogote) anzogen. Diese letzte Ebene
120 Bei Netting (1972: 220ff.) sind es sowohl säkulare als auch sakrale Autoritäten in einigen akephal organisierten afrikanischen Gesellschaften. Das hier vorgestellte Beispiel bezieht sich auf die Kofyar des Jos-Plateaus in Nigeria. 121 Der Dominikanermönch Thomas Gage berichtet auf seinen Reisen durch Mexiko und Guatemala zwischen den Jahren 1625 und 1637 von Zeremonien der Maya (keine Ortsangabe bei Gage), die nachts stattfanden und von Trommelschlägen und dem Schall von Trompeten begleitet wurden (Freidel et al. 1993: 288f.).
41
war ausschlaggebend für die Strukturierung einer Siedlungshierarchie mit einem im religiös-
rituellen Bereich monopolisierten Zentrum an deren Spitze.
5.2.12 Das Tal von Oaxaca als System: eine Konklusion
Das Tal von Oaxaca erscheint allein durch seine topographisch-geographischen Dispositionen
als eine geschlossene Einheit, die jedoch durch permeable Korridore mit anderen
Großregionen Mesoamerikas interagierte und damit nicht nur die Oszillation von materiellen
Gütern, sondern auch von ganzen kulturellen und stilistischen Symbolsystemen zuließ. Die
letzten beiden Aspekte wurden punktuell bereits angesprochen, werden jedoch im Kap. 6.2
weiter spezifiziert. Einige wichtige Punkte sprechen dafür, dass das Tal als geschlossenes
System auf regionaler Ebene funktionierte. Im Mittleren Formativum war das
Siedlungssystem im Tal derart ausgeprägt, dass selbst die Distanz zwischen den beiden am
weitesten voneinander entfernten Orten in zwei Tagen Fußmarsch bewältigt werden konnte
(72 km). Die durchschnittliche Entfernung zum nächsten Nachbarn betrug zwei km, die
maximale 12 km und zum zweitnächsten Nachbarn 13 km (Kowalewski et al. 1989: 73). Das
Tal erscheint als ein Siedlungcluster, außerhalb dessen die Distanzen zu den nächst liegenden
Siedlungen122 weitaus größer sind und die Charakteristika (z. B. Keramik, Architektur, Größe
der Täler) zwischen beiden stark differieren. Aber auch die topographisch-klimatischen
Gegebenheiten in den umliegenden Tälern unterscheiden sich stark von denen im Oaxaca-Tal
und weisen gegenüber diesem ungünstigere Bedingungen auf. So ist das Chichicapán-Tal
höher gelegen und damit kühler, das Ejutla- und Miahuatlán-Tal trockener und das Sola-Tal
weitaus kleiner (Abb. 70; Blanton et al. 1999: 31). Die geringen Distanzen innerhalb des Tals
erlaubten einen regen Austausch von Rohstoffen und fertigen Erzeugnissen. Darin
eingebunden waren auch exotische Güter, Produkte handwerklicher Spezialisierung und, was
nicht auszuschließen ist, jedoch nicht archäologisch nachweisbar ist, Nahrungsmittel.123 Ein
weiterer Grund, der für die Annahme eines talweiten Systems spräche, ist die geringe
Bevölkerungsdichte,124 die wie bereits oben genannt (vgl. S. 34) exogame Heiratsregeln nach
sich ziehen müsste, um Auslöschung einer Gruppe oder Inzest zu vermeiden und damit eine
Interaktion innerhalb der einzelnen Siedlungen gewährleisten würde. Die Annahme wird 122 Z. B. zu dem benachbarten, südlich gelegenen Ejutla- und Sola-Tal oder zur Cañada im Norden (vgl. hierzu Blanton et al. 1999: Fig. 2.3). Für einen Vergleich des Tals von Oaxaca mit der Mixteca Alta und der Cañada vom Frühen Formativum bis zur Monte Alban II-Periode (1 v. Chr. – 250 n. Chr.) vgl. Winter (1984). 123 Es muss darauf hingewiesen werden, dass durch die geringe Bevölkerungsdichte im Tal und dem dazu überäquivalenten Ertragspotential des Bodens, die Dörfer eine relative Autonomie in Bezug auf die Subsistenz innehatten und nur im Falle subregionaler Missernten Austausch hätte notwendig werden können (vgl. den Hinweis von Flannery und Schoenwetter [1970] in Anm. 197). 124 Nach Kowalewski et al. (1989: 73) etwa 1800 für die Rosario-Phase, von denen alleine für San José Mogote 1300 - 1400 Personen entfallen würden (vgl. Tab. 5).
42
jedoch vor allem durch einen gemeinsamen Keramikhorizont gestützt, der zwar in der
Guadalupe-Phase eine subregionale Variation im Etla-Tal gefunden hat (vgl. S. 27), in der
Rosario-Phase aber als ein gemeinsamer stilistischer Horizont im gesamten Oaxaca-Tal
evident wird (ibd.). Und schließlich sei nochmals auf die wichtige Rolle San José Mogotes
hingewiesen, dessen Funktion als regionaler Fokus integrative Kräfte innerhalb des Tals
innehatte und im interregionalen Orchester der Großregionen als Knotenpunkt des Waren-,
Ideen- und Symbolaustausches fungierte.
5.3 Siedlungsevolution im Tal von Mexiko
5.3.1 Einleitung
In diesem Kapitel 5.3 soll anhand des in Kapitel 5.2 für das Tal von Oaxaca erstellten
Schemas eine Analyse des Siedlungsmusters und –systems im Tal von Mexiko durchgeführt
werden. Dabei sollen insbesondere die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den beiden
Tälern in Bezug auf naturräumliche Gegebenheiten und Siedlungssysteme hervorgehoben
werden. Wie im Falle des Oaxaca-Tals bei dem eine Eingrenzung auf das Etla-(Sub-)-Tal
vorgenommen wurde, wird auch auf das Tal von Mexiko der analytische Fokus gelegt. In der
für diese Arbeit relevanten Zeitperiode des Frühen und Mittleren Formativums (vgl Tab. 1)
kristallisiert sich die südliche Region des Tals mit den Subregionen Chalco, Ixtapalapa und
Xochimilco heraus, als das Gebiet mit der dichtesten Besiedlung und dem ausgeprägtesten
Siedlungssystem.
5.3.2 Der topographisch-geologische Kontext
Das Tal von Mexiko ist mit insgesamt 8000 km2, von denen 3000 km2 hohes und steiles
Gebirge darstellen, das für die menschliche Subsistenz von marginaler Bedeutung ist, weitaus
größer als das Tal von Oaxaca mit 2500 km2 (Parsons et al. 1982: 6; Blanton et al. 1999: 31).
Das Niveau des Hochtals liegt durchschnittlich bei 2240 m ü.N.N. Es wird im Westen (Sierra
Las Cruces), Osten (Sierra Nevada) und Süden (Sierra Ajusco) von massiven Vulkanketten
umgeben, die bis auf 5000 m ansteigen. Im Norden wird das Tal von flachen Hügelketten zur
benachbarten Mezquital Abflusssenke in Hidalgo separiert, deren Übergang graduell ansteigt
und von einer klimatischen Aridisierung begleitet wird, die die Landwirtschaft, basierend auf
Niederschlagsbewässerung schwierig gestaltet (Parsons et al. 1982: 6). Das Tal ist in fünf
physiographische Zonen gegliedert (Tab. 12), bestehend aus dem Seenbereich, dem
Uferbereich (Lakeshore Plain), dem unterem Piedmont (Lower Piedmont), zu dem auch die
Schwemmebenen der Flüsse mit den darüber liegenden Alluvialzonen gerechnet werden, dem
43
oberen Piedmont (Upper Piedmont) und der Sierra (Abb. 71).125 Die Breite des Uferbereiches
in der Chalco-Xochimilco Region variiert zwischen wenigen Metern bis zu 500 m, ist jedoch
im südlichen Bereich des Tals in den Süßwasserlagunen ausgeprägter (Tolstoy 1975: 341).
Östlich des Chalco-Sees erstreckt sich jedoch eine Ebene (Lakeshore Plain) mit einer Breite
von 3,5 bis 9 km (Abb. 72). In diesem Bereich findet man den fruchtbarsten Boden.
Die Anzahl der Seen und der Verlauf ihrer Uferlinien hat sich im Laufe der Zeit mehrmals
verändert. Vor dem Bau des „Gran Canal“ im 18. Jh. war das Tal eine hydrographische
Einheit, die ihre Wasserressourcen aus Quellen, den Schmelzwassern der schneebedeckten
Berge und Niederschlägen bezog (Sanders 1976a: 59). Ungeachtet der Fluktuationen im
Uferverlauf, lassen sich drei lakustrische Subzonen126 ausmachen (Abb. 73). Im Norden der
Xaltocan-See (oder Xaltocan-Zumpango), im Zentrum der Texcoco-See (oder Mexico-
Texcoco) und im Süden der Xochimilco-See (oder Chalco-Xochimilco). Letzterer lag drei
Meter über dem Niveau des Texcoco-Sees und entwässerte in diesen. Ähnliches galt auch für
den Xaltocan-See, der jedoch nur saisonal dem Texcoco-See „tributär“ war. Durch den
ständigen Abfluss aus dem Xochimilco-See und dessen Speisung durch Quellen, die im
südlichen Bereich des Tals sich häufen, war das Wasser dort immer frisch und begünstigte
eine üppige Vegetation (ibd. 60; Sanders et al. 1979: 84f.). Dagegen besaß der Texcoco-See,
durch die Aufnahme der Gewässer aus den beiden anderen Seen die höchste
Salzkonzentration. Der flache Uferbereich (zwischen 2250 m und 2300 m ü N.N.), der in
unterschiedlicher Breite die Seen umgab, bestand aus Sumpfland, das wiederum vom unteren
Piedmont (2300-2500 m ü. N.N.) umschlossen wurde. Dieser Bereich bot den Siedlern des
Mittleren Formativums die besten Konditionen für die Landwirtschaft.127 In der nächst
höheren vertikalen Stufe breitete sich der oberer Piedmont (2500-2700 m ü. N.N.) aus
(Sanders 1976a: 63).
Neben zahlreichen periodisch fließenden Gewässern128 sind in rezenter Zeit drei größere,
permanent fließende Flüsse bekannt. Der Río Cuautitlán im Nordwesten des Tals, der Río
Teotihuacán im Nordosten und im Südosten der Río Amecameca. Zwei Besonderheiten
kennzeichnen das Tal und schaffen in Bezug auf die Siedlungsweise vor allem auf die
Landwirtschaft, Schwierigkeiten. 65 % des zur Landwirtschaft geeigneten Landes ist für
125 Weitere Subunterteilungen der einzelnen Zonen sind möglich, für diese Betrachtung jedoch ohne Belang (vgl. hierzu Parsons et al. 1983: Table 3; Sanders et al. 1979: 84ff.). 126 „Lakustrisch“ bezeichnet die Zugehörigkeit zu Seen oder anderen stehenden Gewässern (Leser 1998: 433). 127 Kennzeichnend für diesen Bereich ist die geringe Hangneigung und dadurch langsame Drainage ohne erosiv zu wirken, geringe Frosteinwirkung, bei relativ hohen Niederschlägen und gute Böden bei einer Vielzahl von permanent fließenden Gewässern, die zur Kanalbewässerung genutzt wurden (Parsons et al. 1982: 283). 128 Zu nennen sind der Los Remedios und der Río Tepotzotlán als größere fließende Gewässer, der Río Papalotla, Arroyo Miraflores und der Río Magdalena als kleinere (Tamayo und West 1964: 121, Table 1).
44
erosive Kräfte empfänglich, was durch menschliche Eingriffe (wie z. B. Wanderfeldbau)
verstärkt wird. Der andere Faktor ist die Entwässerung der ufernahen Gebiete, vor allem in
der frühen Phase der Besiedlung. Etwa 3200 km2 des Talbodens liegen unterhalb von 2300 m
und besitzen einen hohen Grundwasserstand, der landwirtschaftliche Tätigkeit ohne Drainage
schwierig gestaltet (ibd.; Sanders et al. 1979: 87).
5.3.3 Klima
Die Niederschlagsmengen im Tal (Abb. 74) variieren zwischen 450 mm im Norden und 1500
mm im Süden mit einem Jahresdurchschnitt von 450 mm (Nord) und 850 mm (Süd).129 Die
Regenfälle treten saisonal zwischen Mai und Oktober (80-94 % der jährlichen
Niederschlagsmenge) auf und unterliegen vor allem im zentralen und nördlichen Bereich des
Tals Schwankungen, die nicht immer eine genügende Bewässerung der Hauptanbaupflanze
Mais gewährleisten können (Parsons et al. 1982: 10, 19; Sanders 1976a: 61).130 Die
durchschnittlichen Jahrestemperaturen unterhalb von 2800 m betragen 12°C bis 18°C. Dieses
Temperaturzone wird als tierra templada bezeichnet.131
Problematisch sind die Unregelmäßigkeiten im jährlichen Frostverhalten, die die
landwirtschaftlichen Erträge erheblich gefährden können. In der Regel zwischen November
und März auftretend, kann der Frost bereits im Oktober enorme Schäden anrichten.
Kombiniert mit einer spät einsetzenden Regenzeit können sie fatale Folgen für die Maisernte
nach sich ziehen (Parsons et al. 1982: 10; Sanders 1976a: 60f.). Durch die Frostperiode sind
die Erträge auf nur eine Ernte reduziert.132
Das Paläoklima um 1000 v. Chr. dürfte feuchter und kühler gewesen sein, was Ergebnisse aus
dem benachbarten Puebla-Tlaxcala-Gebiet nahe legen (Tab. 13). 129 Die niedrigsten Werte sind in Pachuca zu verzeichnen (419 mm), die höchsten in San Rafael mit 1142 mm p.a. (Sanders 1957: 590). 130 Die Niederschlagsmenge differiert nicht nur entlang der Nord-Süd-Achse, sondern auch in Bezug auf das Höhenniveau. Die höchsten Niederschläge sind in der Sierra oberhalb von 3000 m zu verzeichnen, dort wo Landwirtschaft nicht mehr betrieben wird (Parsons et al. 1982: 10). Der südliche Teil des Tals ist die einzige Region, in der, allein basierend auf Niederschlägen, Landwirtschaft betrieben werden kann, während der nördliche Teil des Tals, der zwei Drittel des gesamten Gebiets einnimmt, dafür weniger geeignet ist (Sanders et al. 1979: 82). 131 In der Literatur herrscht Uneinigkeit darüber, in welcher Höhenstufe die tierra templada angesiedelt ist. Sanders (1968: 90) verortet sie auf einer Höhe zwischen 1000 und 2000 m. Kennzeichnend für diese Stufe sind Bergmischwälder mit dominierenden holarktischen (gemäßigte und kalte Zone nördlich des Wendekreises) Baumgattungen und einer semiariden Vegetation (Ohngemach und Straka 1983: 23, 132). 132 Dagegen ist im Tal von Oaxaca ganzjähriger Anbau möglich, der in der Trockenzeit durch künstliche Bewässerungsmaßnahmen unterstützt wird (Kirkby 1973: 50; 54ff.) Die Möglichkeiten der künstlichen Bewässerung in Formativer Zeit sind vielfältig und umfassen die einfache Handbewässerung (pot irrigation oder riego a brazo), Brunnenbau (Abasolo um 1150 v. Chr.; Mitla 500 v. Chr.) und das Umleiten von Flüssen oder Bächen mittels Kanalbau (in San José Mogote und Tierras Largas um 1150 v. Chr.) (Neely 2005: Table 11.1; 135; Flannery 1983c: 326f.). Im Tal von Mexiko wurde in Santa Clara Coatitlán (Tenayuca-Region) ein ausgedehntes System zur Bewässerung aus dem Mittleren Formativum lokalisiert (vgl. a. S. 54; Santley 1984a: 46).
45
5.3.4 Vegetation
Die Paläovegetation ist wie bereits am Beispiel des Oaxaca-Tals besprochen,133 anhand von
nicht anthropogen veränderter Reliktvegetation rekonstruierbar, die sich im Tal im Pedregal
de San Ángel, südwestlich von Mexiko Stadt finden lässt (Parsons et al. 1982: 11). Das
graduelle Absinken des Niederschlags von Süden nach Norden spiegelt sich auch in der
Vegetation wider. Im Süden bewuchsen dichte Eichenwälder das Tal bis hinunter auf eine
Höhe von 2300 m. Oberhalb von 3000 m dominierten Koniferengewächse (v. a. Kiefern) und
über 3500 m Tannen (ibd.), während im Norden Xerophyten und Sträucher das
Landschaftsbild prägten. Innerhalb des Uferbereichs und des anschließenden Küstenstreifens
(Inner Lake Shore, vgl. Tab. 12, Abb. 71) dominierten Schilfrohr (Typha), wilder Reis
(Oryziopsis), eine blau-grüne Alge (Tecuilatl genannt) und vor allem salzresistente Grasarten,
die sich im stark feuchten Milieu des Uferbereiches angesiedelt haben (Sanders et al. 1979:
85). Im darüber liegenden Outer Lake Shore wuchsen im Süden des Tals Eichen- und
Zypressenwälder, vergesellschaftet mit Gräsern und Sträuchern (ibd. 86). Vor allem entlang
der Zuflüsse darf eine üppige Vegetation angenommen werden.
5.3.5 Ressourcen
5.3.5.1 Geologische Ressourcen
Das Tal von Mexiko besitzt in seiner unmittelbaren Nähe zwei regional und interregional
bedeutende Obsidianquellen (vgl. o. Abb. 42). Die eine ist die Otumba-Quelle an der
östlichen Peripherie des Teotihuacán-Tals (Barranca de los Estetes), die andere ist die
Pachuca-Quelle im Nordosten des Tals von Mexiko. Letztere Quelle lieferte feinen grünen
Obsidian, der vor allem im Mittleren Horizont (200 - 700 n. Chr.) über weite Teile
Mesoamerikas verbreitet wurde (Sanders et al. 1979: 292).134 Salzextraktion ist im großen
Maßstab aus dem Späten Horizont (1350-1519 n. Chr.) im Umfeld von Tenochtitlán bekannt
und kann auch in früheren Phasen betrieben worden sein (ibd. 292f.).
133 Vgl. Kap. 5.2.3. 134 Bei einer von Boksenbaum et al. (1987: 65ff.) durchgeführten chemischen Untersuchung von 2864 Obsidianartefakten aus dem südlichen Teil des Tals, wurden in Coapexco, einem frühformativen Ort mit einem überdurchschnittlichen Anteil an Obsidian, gemessen an der Gesamtanzahl folgende prozentuelle Anteile der Quellen ermittelt: nur 19 % aus der nahen Otumba-Quelle, jedoch 36 % aus der Zinapécuaro-Quelle (Michoacán, 250 km westlich von Coapexco), 17 % aus Altotonga (Veracruz, ca. 190 km), 18 % Peredón (95 km nordöstlich) und 2 % Pachuca (Hidalgo, 90 km). Die Präferenz von weiter entfernten Obsidianquellen hängt von unterschiedlichen qualitativen Aspekten ab (ibd. 67).
46
5.3.5.2 Biotische Ressourcen
Eine Rekonstruktion der biotischen Ressourcen im Tal von Mexiko gestaltet sich aufgrund
der immensen menschlichen Veränderungen äußerst schwierig. Für das Formativum kann
eine reiche aquatische und litorale Flora und Fauna angenommen werden. Basierend auf der
Landwirtschaft, spielte das Jagen und Sammeln eine große Rolle in der Subsistenzwirtschaft.
Gejagt wurden wahrscheinlich der Hirsch (Odocoileus virginianus), der den Großteil der
tierischen Nahrung lieferte, das Baumwollschwanzkaninchen (Sylvilagus), verschiedene Arten
von Wasservögeln (z. B. Wasserhuhn [Fulica americana], Spießente [Anas acuta], Löffelente
[Spatula clypeata]) und Schildkröten (Flannery 1968b: 83; Sanders et al. 1979: 324).
Gesammelt wurden verschiedene Arten von Wildpflanzen wie nopal (Opuntia), tejocote
(Crataegus mexicana), fox-tail grass (Setaria), wilder Reis (Zizania aquatica), Laichkraut
(Potamogeton), Sonnenblume (Helianthus), Portulakgewächse (Portulaca) und andere (ibd.
325).135
5.3.5.3 Edaphische Ressourcen
Die Basis der Böden im Tal von Mexiko bilden vulkanische Sedimente und glaziale
Auswaschungen aus dem Pleistozän. Die Mächtigkeit variiert erheblich, abhängig von der
Hangneigungsstärke und der dazu analogen Erosion. Der produktivste Boden findet sich im
Süden und wird als Tschernosem klassifiziert (Sanders 1976a: 65).136 Im Norden dominiert
der weniger produktive Kastanosem.137 Beide Böden eignen sich gut für Ackerbau, wobei
letzterer ein geringeres Wasserspeichervermögen hat und damit anfälliger gegenüber Erosion
ist.138 Ab einer Höhe von 2600 m dominieren Podsole,139 die jedoch aufgrund ihrer
Unfruchtbarkeit für die Landwirtschaft limitierend wirken (Sanders et al. 1979: 227).
135 Eine umfassende Auflistung der gejagten Tiere und gesammelten Pflanzen geben Sanders et al. (1979: 281-291). 136 russ. tschjornja (schwarz); semlja (Erde): Schwarzerde. Der Tschernosem ist ein kalkhaltiger Boden, mit einer bis zu 100 cm mächtigen Humusschicht. Außer in subhumiden bis semiariden Klimazonen entsteht der Tschernosem primär in den winterkalten Steppen, wo eine chemische Verwitterung im Winter gehemmt und im warmen Sommer eine hohe Biomasse produziert wird, die durch Bioturbation gut vermischt wird (Leser 1998: 910). 137 lat. castanea (Kastanie); russ. semlja (Erde). Kastanosem ist ein weniger fruchtbarer Boden mit einer geringeren Humusschicht und geringerer biotischer Aktivität. Dieser Boden schließt geographisch an den Tschernosem an und leitet zu den Böden der Halbwüste über (Leser 1998: 383; http://www.geo.unizh.ch/bodenkunde/kapitel/steppen.html, Stand: 18.12.2006). 138 Quellen aus dem 16. Jh. legen nahe, dass die indigenen Ackerbauern zwischen 16 verschiedenen Böden differenzierten, basierend auf Kriterien wie Bodentextur, Tiefe, Topographie und Anfälligkeit gegenüber Erosion (Parsons et al. 1982: 11). 139 Podsole tragen eine stark saure Rohhumusschicht, die für eine landwirtschaftliche Nutzung gekalkt und gedüngt werden müssen, wobei die Fertilität allmählich abnimmt. (Leser 1998: 636).
47
5.3.6 Siedlungsphasen im Tal von Mexiko
Topographische, klimatische und daraus resultierende edaphische Dispositionen waren
Ausgangspunkt für die Etablierung eines Siedlungssystems innerhalb des Tals, dessen Fokus
bereits in präsedentärer Zeit im südlichen Teil des Tals lokalisiert werden kann. Christine
Niederberger (1979: 137f.) grub in Tlapacoya Reste einer archaischen Gruppe aus, in der sie
die ersten Anzeichen eines Übergangs von räumlicher Mobilität zur (semi-)Sesshaftigkeit
sehen möchte, obwohl keine permanenten Häuser gefunden wurden. Der Reichtum an
biotischer Vielfalt könnte ein Argument für eine ganzjährige Ansiedlung gewesen sein.
Die Siedlungsphasen des Tals von Mexiko unterliegen wie im Oaxaca-Tal einer
Periodisierung, basierend auf Keramikfunden (Tab. 14), die im Vergleich mit anderen
mesoamerikanischen Chronologien kongruent ist (vgl. Tab. 1).
Während des Early Horizon (1500-1150 v. Chr.)140 existierten 19 Stätten (Karte 1), von denen
zwölf als Weiler (hamlet), drei als kleine Dörfer (small villages), zwei als große Dörfer (large
villages) und drei weitere als unbekannten Status´ klassifiziert werden (Sanders et al. 1979:
94). Neun von diesen Stätten waren in der ersten Phase dieser Periode (1500-1300 v.Chr.)
besiedelt. Zwei kleine Dörfer befanden sich in Coapexco (Ch-EF-1, -2; Südosten des Tals)
und jeweils ein in Tlapacoya und Tlatilco. Fünf werden als Weiler bezeichnet. In der zweiten
Phase der Periode (1300-1150 v. Chr.), werden die Siedlungen in Coapexco verlassen,
während Tlapacoya als kleines Dorf weiter besteht und Tlatilco zu einem großen Dorf
expandiert. Daneben bildet sich auch ein größeres Dorf in Tulyehualco aus (ibd.; Tolstoy
1975: 344).
Mehrere Argumente sprechen dafür, dass die Besiedlung des Tals aus dem heutigen
Nachbarstaat Morelos von Südosten her erfolgte (Abb. 75). Zunächst ist zu beachten, dass
sich in der ersten Phase vermutlich mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Tals in Coapexco
konzentrierte,141 in der zweiten diese Siedlungen aber aufgegeben wurden (Coapexco Nr. 1
und 2 in Abb. 76). Coapexco liegt im äußersten Südosten des Tals, an einem Pass über die
Ajusco Gebirgskette zu Morelos gelegen. Zeitgleiche Keramik aus Morelos zeigt zudem
große Ähnlichkeit zur Keramik des Early Horizon aus dem Tal von Mexiko. Sanders et al.
(1979: 95; vgl. a. Parsons et al. 1982: 316ff.; 367) zufolge konzentrierten sich in Morelos
140 Dieser wird auch als auch Ixtapaluca-Phase genannt, mit den Subphasen Coapexco, Ayotla und Manantial (vgl. o. Anm. 10). Im Weiteren wird Tab. 1 (Kap. 2.2) und Tab. 14 (Kap. 5.3.6) als chronologische Referenz herangezogen. – Im Folgenden sind die Karten 1, 2, 3 und 4 (im Schuber) als Orientierungsreferenzen heranzuziehen. 141 Für den Early Horizon wird eine Gesamtbevölkerung von nicht mehr als 1000 Personen im gesamten Tal angenommen (Sanders et al. 1979: 190).
48
aufgrund günstigerer klimatischer Bedingungen142 und dem damit einhergehenden Anbau von
Mais größere sedentäre Bevölkerungsgruppen, die durch demographischen Druck in das
höher gelegene Tal von Mexiko ausweichen mussten und dort die neue Form der
Subsistenzwirtschaft etablierten.143 Eine andere Überlegung geht davon aus, dass bereits vor
der Besiedlung des Tals Obsidian aus der Otumba-Quelle (Barranca de los Estetes) von
Siedlern aus Morelos, die als Mittler innerhalb eines Austauschnetzwerkes, das Guerrero,
Morelos und das Tal von Mexiko mit der Golfküste verband (Grove 1968: 490), transferiert
wurde und diese Route durch eine permanente Besiedlung im Mexiko-Tal abgesichert werden
sollte (Sanders et al. 1976: 163).144 In keiner der Siedlungen dieser Phase wurde öffentlich-
zeremonielle bzw. Elitearchitektur lokalisiert, obwohl Tlatilco als größte Siedlung nicht
ausgeschlossen werden kann, sich jedoch durch Überbauung des modernen Mexiko City der
weiteren Erforschung entzieht (Sanders et al. 1979: 95f.).145 Auch wird vermutet, dass
Cuicuilco im äußersten Südwesten des Tals eine der größten und ältesten Siedlungen im First
Intermediate darstellte und wahrscheinlich auch öffentliche Architektur besaß (Tolstoy et al.
1977: 104).
Von der darauf folgenden First Intermediate Period (1150 v. Chr.-300 n. Chr.) sind für die
vorliegende Untersuchung nur die ersten beiden Phasen (mit den Subphasen Bomba, El
Arbolillo, Early und Late La Pastora und Cuautepéc )von Bedeutung (vgl. o. Tab. 14).146 Der
Übergang vom Early Horizon zur First Intermediate Period ist markiert durch einen enormen
Bevölkerungsanstieg, der sich in einer regen Besiedlung widerspiegelt (Karte 2; Abb. 77).147
142 Ähnlich wie in Oaxaca liegt ein Großteil Morelos´ auf einem Höheniveau von 1200-1600 m ü N.N., das frei von Frostperioden ist. 143 Dass die Region der heutigen Bundesstaaten Morelos, Veracruz, Oaxaca und Puebla günstige Dispositionen für den Anbau von Mais und anderen Kulturpflanzen boten, legen die frühen Funde von domestiziertem Mais in San Andrés (Veracruz, in der Nähe von La Venta) nahe, der auf etwa 4700 v.Chr. datiert wird. Ältere Funde wurden im Tehuacán Tal gemacht und werden auf ca. 5500 v.Chr. datiert (Eubanks 2001: 92). Obwohl ein Ursprung im Südwesten Mexikos angenommen wird (vgl. Benz 1999: Fig. 2, 3), muss die Verbreitung in bestimmte Regionen unterschiedlich schnell vorangeschritten sein, wie Funde aus Santa María (Panamá) zeigen, die man zwischen 5000 und 4000 v. Chr. datiert (Pohl et al. 1996: 357). Im Maya-Tiefland (Nord-Belize) wurde der Mais dagegen erst um 3500 v. Chr. eingeführt (ibd.: 368). Die Domestikation erfolgte wahrscheinlich kurz vor 7500 Jahren (Flannery 1973: 295; Lentz et al. 2005: 121f.). 144 Chalcatzingo könnte innerhalb dieses Netzwerkes, auf das näher im Kap. 6.3 eingegangen wird, eine Schlüsselposition als „gateway community“ innegehabt haben (vgl. dazu Kap. 6.3.1.1). Zeitgleich mit San José Mogote war es in der Amate-Phase die größte Siedlung in der Region und wies monumentale Architektur auf (Hirth 1978: 40; Feinman 1991: 255). 145 Anhand von archäologischen Untersuchungen im Gräberkontext von Tlatilco und Tlapacoya wurden dort innerhalb der Bevölkerung soziale Rangunterschiede festgestellt (Sanders et al. 1976: 163; Tolstoy et al. 1977: 103). 146 Auch als Zacatenco-Phase bezeichnet, jedoch mit unterschiedlichen Chronologien in der Literatur vertreten. Vgl. Tolstoy 1975: Table 1; Sanders et al. 1979: Table 5.1; Blanton et al. 1981: 117. Die zweite Phase der Periode (Ticoman I, II, III), die bereits das Späte Formativum markiert, wird hier zwar vorgestellt, jedoch im weiteren Verlauf nicht in die siedlungssystematische Betrachtung miteinbezogen. 147 In dem Zeitraum zwischen 1000 und 500 v. Chr. wuchs die Bevölkerung im Tal um den Faktor 20 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 1,4 % (Parsons et al. 1982: 264).
49
In der ersten Phase dieser Periode (Mittleres Formativum oder First Intermediate-Phase 1,
1150-650 v. Chr.) entstehen acht große Dörfer, elf kleine, 49 Weiler, fünf Orte
unklassifizierter Größe und zwei Salz abbauende Stätten (Sanders et al. 1979: 96). Weiterhin
sind fast alle Siedlungen im südwestlichen Teil des Tals lokalisiert, die wenigen, die sich im
nördlichen Teil befinden (Teotihuacán-Tal, Cuautitlán- und Texcoco-Region), sind kleine
Weiler, die im unteren und mittleren Piedmontbereich angesiedelt sind. Damit wird eine
Besiedlungstendenz deutlich, die vom Uferbereich in die höher gelegenen Talstufen verläuft
und in der Early La Pastora Subphase auch aridere Regionen umfasst, ein Prozess, der
Bewässerungsmaßnahmen impliziert.148 Gleichzeitig findet zum Ende der Phase (Late La
Pastora und Cuautepéc) ein Rückgang von Siedlungsgründungen zur vorangehenden
Subphase statt, einige wenige werden im Uferbereich (Lakeshore Plain) vollzogen, machen
jedoch 62 % der Neugründungen der beiden Subphasen aus (Tolstoy 1975: 344f.). Widerrum
kann nicht mit bestimmter Sicherheit öffentlich-zeremonielle oder Elitearchitektur
ausgemacht werden, obwohl aus Gräberkontexten Rangunterschiede hervorgehen (Sanders et
al. 1979: 97). Die Bevölkerungsgröße um 1000 v. Chr. betrug etwa 2000 Personen im ganzen
Tal, zum Ende der Phase bereits 25000 (Parsons et al. 1982: 263; Sanders et al. 1979: 183).149
Markant ist die Siedlungskontinuität, die man auch phasenübergreifend im Tal von Oaxaca
vorfand (vgl. Kap. 5.2.5, S. 26), sowohl zur vorangehenden als auch zur folgenden Phase. Die
drei größten Orte in der Chalco-Xochimilco-Region in der First Intermediate-1 waren Ch-MF-
5, Ch-MF-9 und Ch-MF-15150 (vgl. Karte 2) und weisen ältere Schichten aus dem Early
Horizon auf (Parsons et al. 1982: 320). Ähnliches könnte für die Orte Ch-MF-6, -7, -8 gelten,
die erstmals in der First Intermediate-1 auftauchen und entlang des Río Tlalmanalco
lokalisiert sind. In den späteren Phasen First Intermediate-2 und First Intermediate-3 befinden
sich an gleicher Stelle größere Siedlungen, sodass eine Kontinuität, basierend auf der
fruchtbaren Lage, vermutet wird (ibd. 313).151
In der zweiten Phase dieser Periode (Spätes Formativum, oder First Intermediate-Phase 2,
650-300 v. Chr.; Karte 3) ist erstmal öffentlich-zeremonielle Architektur feststellbar, zwar in
bescheidenem Umfang, aber in den größten Siedlungen mit pyramidalen mounds, die eine
Höhe von fünf bis sieben Metern aufweisen (Parsons et al. 1982: 269; Sanders et al. 1979:
97). Während in der vorangehenden Phase lediglich eine zweistufige Siedlungshierarchie
148 Im oberen Piedmont sind innerhalb der Phase Wachstumsraten von 300 % zu verzeichnen, im unteren Piedmont von 170 %, im Alluvium von 62 % und im Uferbereich lediglich von 29 % (Tolstoy 1975: 344, 346). 149 Die erste Schätzung wird selbst von den Autoren als konservativ eingestuft (Parsons et al. 1982: 263). Andere Autoren gehen von höheren Bevölkerungszahlen aus (z. B. Sanders et al. [1979: 183] gehen von etwa 5000 Menschen um das Jahr 1150 v. Chr. aus; vgl. auch Tolstoy et al. 1977: passim). 150 Zum Kürzelsystem vgl. unten Tab. 16, Anm. I. 151 Lediglich Xo-MF-2 wurde in der First Intermediate-1 neu besiedelt (Parsons et al. 1982: 378).
50
definiert durch die Größe existierte, bildet sich jetzt eine mehrstufige Hierarchie heraus, an
deren Spitze sechs regionale Zentren mit mehreren Tausend Einwohnern stehen. Darunter
stehen 16 große Dörfer, 29 kleine Dörfer, 105 Weiler und drei Stätten, die unklassifiziert
bleiben. Der Besiedlungsschwerpunkt liegt nun nicht mehr wie in der ersten Phase im
südwestlich-zentralen Bereich des Tals, sondern verschiebt sich nach Osten und Südosten,
während der Norden weiterhin nahezu unbesiedelt bleibt (ibd.). In der vertikalen Achse bildet
der Untere Piedmont den Besiedlungsschwerpunkt mit vermutlich 88,5 % der
Gesamtbevölkerung (Parsons et al. 1982: 283). Der Bevölkerungsanstieg in dieser Phase ist
geradezu explosionsartig (vgl. o. Abb. 77).
5.3.7 Siedlungspräferenz in der Chalco-Xochimilco-Region
Das Tal von Mexiko bildet ähnlich wie das Oaxaca-Tal eine geographisch-topographische
Einheit. In letzterem wurde das Etla-Tal präferiert, mögliche Gründe dafür wurden bereits
ausgeführt (vgl. Kap. 5.2.6). Im Tal von Mexiko findet man ebenfalls eine Region, die im
Frühen und auch im Mittleren Formativum von den Siedlern bevorzugt wurde. Diese Region
ist im südlichen und südöstlichen Teil des Beckens zu lokalisieren und wird als Chalco-
Xochimilco (und Ixtapalapa)-Region bezeichnet (vgl. o. Abb. 73). Die möglichen Gründe für
die Konzentration von Siedlungen in diesem Bereich wurden in den vorangegangenen
Kapiteln implizit genannt (vgl. v. a. Kap. 5.3.3 und Kap. 5.3.5.3), sollen im Folgenden aber
konkretisiert werden.
Geht man von einer Einwanderung der ersten Siedler von Südosten aus, so breitet sich „beim
Betreten“ des Tals zunächst das Amecameca-Subtal und dann die fruchtbare alluviale Ebene
(Lakeshore Plane) südöstlich des Chalco-Sees aus (vgl. o. Abb. 71, 72). Dort ist auch
Coapexco (vgl. o. Abb. 76), eine der ältesten Siedlungen des Tals zu finden. Von dort ist eine
Besiedlung westlich und östlich der Seen vorangeschritten, wobei sich die Orte vor allem im
Early Horizon am fruchtbaren Uferbereich mit seiner reichhaltigen Wasserflora und -fauna
konzentrierten (Tolstoy 1975: 343). In den Subphasen Coapexco und Ayotla befinden sich
alle Siedlungen südlich einer Linie, die zwischen Atzcapotzalco (in Abb. 78 Nr. 8) und
Coatepéc (in Abb. 78 Nr. 57) liegt. Der Grund dafür dürfte in den höheren
Niederschlagsmengen und den daraus resultierenden besseren Böden im südlichen Teil des
Beckens zu suchen sein. Erst ab der Subphase Bomba findet mit Chimalhuacán (in Abb. 78
Nr. 60) als größter Siedlung eine Verlagerung in die Texcoco und Teotihuacán Region statt
(Tolstoy 1975: 344). Im Tal von Mexiko liegt eindeutig eine Analogie zwischen Klima,
Bodenqualität, Topographie und Siedlungspräferenz im Frühen und Mittleren Formativum
51
vor, die erst im Terminal Formative (vgl. o. Tab. 14) auf die nördlichen Bereiche des Tals
erweitert wird und die vermutlich mit verbesserten Bewässerungs- und Anbautechniken
einherging.
5.3.8 Siedlungstypen
Die von Parsons und Blanton erstellte Siedlungstypologie (vgl. Tab. 6a) spiegelt Typen wider,
die vom Early Horizon bis in den präkolonialen Late Horizon (1400-1519 n. Chr.) nicht
immer synchron bestanden haben. Bei der Betrachtung des Tals von Mexiko für das Frühe
und Mittlere Formativum ist nur eine begrenzte Auswahl an Typen realiter zu verifizieren.
Basierend auf den Angaben im Kap. 5.3.6 und Karte 4 existierten während des Mittleren
Formativums vier verschiedene Siedlungstypen: der kleine Weiler, der Weiler, das kleine
verstreute Dorf und das große zentralisierte Dorf. Innerhalb dieser Typen sticht im Tal keine
Siedlung in ihrer Größe und Funktionalität hervor, wie es im Fall von San José Mogote
gewesen ist. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass öffentlich-zeremonielle Architektur
zum gegebenen Zeitpunkt nicht präsent war (Sanders et al. 1979: 97).
5.3.9 Siedlungsmuster und seine theoretischen Implikationen
Die Verteilung von Siedlungen im Tal von Oaxaca basierte, wie im Kap. 5.2.9 dargestellt
sowohl auf der Disposition von Ressourcen und topographischen Gegebenheiten, als auch auf
soziokulturellen Faktoren. Das Muster orientierte sich am natürlichen Verlauf des fluvialen
Systems, gebildet durch den Atoyac Fluss und seiner Tributäre, und nahm eine (multi-)
lineare Form an. Bei der Betrachtung von Karte 1 wird man einer bereits im Kap. 5.3.7
erwähnten Orientierung fast aller Siedlungen im südlichen Teil des Tals, vornehmlich in der
Chalco-Xochimilco-Region gewahr.
Im Frühen Formativum (Early Horizon) ist das Siedlungsmuster recht homogen. Die Zahl der
Siedlungen und deren Größe ist klein, die Entfernung zum Seeufer gering, jedoch im
Vergleich zur folgenden First Intermediate Period 1152 in einer Entfernung (Tab. 15), die
durch eine hohe Niederschlagsmenge begünstigt wird und Zugang zu den Ressourcen des
Piedmontbereichs eröffnet (Parsons et al. 1982: 316). Ausnahmen hiervon bilden die
genannten Stätten Ch-EF-1 und -2 (Coapexco), die wahrscheinlich eine wichtige Rolle bei der
Besiedlung des Tals spielten, bis FI-1 jedoch aufgegeben wurden. Parsons et al. (ibd.)
vermuten, dass aufgrund der Tatsache, dass die Siedlungen im Tal einer Regelmäßigkeit der
Verteilung und ähnlicher Größe (Tab. 16) bei einem Fehlen von öffentlicher Architektur
152 Im Folgenden als „FI-1“ bezeichnet.
52
folgten, eine egalitäre Gesellschaft angenommen werden kann, die lokale Konflikte durch
adäquate Distanzen zwischen den Siedlungen löste.
Im FI-1 (Mittleres Formativum) wandelt sich dieses Bild. Es kristallisieren sich insgesamt
fünf große Siedlungen heraus,153 die als „large nucleated villages“ (große zentralisierte
Dörfer) bezeichnet werden (Tab. 17), in denen 75 % der Bevölkerung des Tals lebte (Tab.
18), obwohl das Gros der Siedlungen zur Kategorie „hamlet“ (Weiler) und „small hamlet“
(kleiner Weiler) eingeordnet wird (Tab. 19). Zunächst soll betrachtet werden, welche
Umweltfaktoren (d. h. Niederschlag, Temperatur und Bodenqualität) die von entscheidender
Bedeutung für eine Landwirtschaft betreibende Bevölkerung eine Rolle bei der
Standortortwahl gespielt haben. Neben den bestehenden großen Siedlungen aus dem Early
Horizon (Ch-MF- 5, -9, -15) und den neu entstandenen, die sich in der Nähe des Seeufers und
dem anschließenden Lower Piedmont befanden (Tab. 20), kamen im FI-1 Siedlungen hinzu,
deren Lagefokus sich vom Seeuferbereich in die höheren Regionen des Lower Piedmont, der
aufgeteilt wird in Smooth und Rugged Lower Piedmont, verschob (Parsons et al. 1982:
26ff.).154 Der Smooth Lower Piedmont (vgl. o. Abb. 71) bietet bei einer relativ geringen
Entfernung zu den Ressourcen des Sees und seiner sumpfigen Uferbereiche optimale
Bedingungen für die Landwirtschaft.155 Noch geringere Entfernungen zu diesen Ressourcen
bietet das Rugged Lower Piedmont, das am Südufer des Chalco-Xochimilco Sees angrenzt
(vgl. Abb. 71), und wie die Bezeichnung impliziert, durch eine schroffe und zerklüftete
Oberflächentopographie charakterisiert ist. Obwohl das FI-1 (abgesehen vom späteren Middle
Horizon) die einzige Phase ist, in der das Rugged Lower Piedmont eine Rolle bei der
Besiedlung gespielt hatte (Tab. 21), weist diese physiographische Zone besondere günstige
Charakteristika auf. Mehr als jede andere Zone bietet sie einen optimalen Zugang zu den
Ressourcen des Sees und gleichzeitig denen der höheren Talstufen.156 Die Tatsache, dass
diese Zone nahezu bar jedweder natürlicher Abflüsse ist und dass Niederschläge nur im
153 Ch-MF-5, Ch-MF-9 als die größten Orte, gefolgt von Ch-MF-15, Xo-MF-2 und in der Texcoco Region Tx-MF-13. Drei weitere kommen hinzu (Ch-MF-4, Ch-MF-8, Ix-MF-4), wenn man das Kriterium einer großen Siedlung mit über 10 ha besiedelter Fläche hinzu nimmt (vgl. Tab. 17). Wie erwähnt (S. 49) könnte Cuicuilco eine übergeordnete Rolle gespielt haben, diese kann aber durch die starken strukturellen Veränderungen in rezenter Zeit nicht mehr rekonstruiert werden. 154 Diese Verschiebung vom Uferbereich (Lakeshore Plain) wird vor allem in der Texcoco-Region signifikant, wo keine einzige Siedlung in diesem sumpfigen, mit Drainageproblemen behafteten Areal zu finden ist (vgl. Karte 2). 155 Diese Bedingungen sind gekennzeichnet durch sehr gute natürliche Entwässerungseigenschaften und aufgrund der niedrigen Höhenlage kaum Frosteinwirkung sowie eine ausreichende Niederschlagsmenge, gute Bodenqualität und einige permanent fließende Gewässer, die zur Bewässerung eingesetzt werden konnten (Parsons et al. 1982: 283). 156 Hier könnte meines Erachtens eine Analogie zur Besiedlungswahl des Etla-Tals im Tal von Oaxaca liegen, wo durch die Enge des Tals die Ressourcen der verschiedenen Höhenstufen leicht zugänglich waren (vgl. Kap. 5.2.6, S. 29).
53
porösen vulkanischen Boden versickern, führt zu der Annahme dass die Bevölkerung des FI-1
dort ohne unterstützende Maßnahmen der Bewässerung lediglich Regenfeldbau betrieb (ibd.:
30, 284).157 Dass in anderen Bereichen des Tals Siedler des Lower Piedmont
Bewässerungsmaßnahmen ergriffen, zeigen die hydraulischen Systeme in der Nähe von Santa
Clara Coatitlán (Nichols 1982: 133ff.). Bewässerungstechnik spielte in dieser Phase eine
übergeordnete Rolle zumal die Siedlungen in einer Höhe angeordnet sind, die im Vergleich zu
nachfolgenden Phasen die ungünstigsten Niederschlagsmengen aufweisen (Tab. 22).158 Die
Niederschlagsmenge ist abhängig von der Höhenlage und steigt mit dieser. Dies dürfte ein
Grund für die Siedler in der FI-1 gewesen sein, neue Siedlungen in einer höheren Position, im
Lower Piedmont, anzulegen.159 Ein Indikator hierfür könnte der „Ring“ von Siedlungen Tx-
MF-4 bis -12 (vgl. Karte 2)160 auf gleicher Isohypse161 an den westlichen Abhängen der
Sierra Nevada sein (Tolstoy 1975: 341). Alle diese Siedlungen orientieren sich gleichzeitig an
Wasserläufen (barrancas), was darauf hindeutet, dass der Regenfeldbau durch
Bewässerungsmaßnahmen unterstützt wurde.
Bereits im Frühen Formativum sind die frühesten Siedlungen in Coapexco (Ch-EF-1, -2) am
Río Panoaya lokalisiert, obwohl sich diese Stätten in einem Bereich hoher Niederschläge
(1123 mm p. a.) und eines hohen Grundwasserspiegels befinden, das Wasser des Flusses
jedoch wahrscheinlich für den häuslichen Gebrauch genutzt worden ist (Parsons et al. 1982:
313). In der FI-1 gruppieren sich die Stätten um Fließgewässer, wie etwa Ch-MF-6, -7, -8
entlang des Río Tlalmanalco,162 der zweitgrößte Ort Ch-MF-9 in der Nähe vom Río
Amecameca und die Orte Ch-MF-5 und -4 an kleineren Tributären des Río de la Compañía
(vgl. Karte 2).163 Das Siedlungsmuster ist aber bereits im Frühen Formativum durch die
Anlage der vier Siedlungen Ch-MF-5, Ch-MF-9, Ch-MF-15 und Ix-MF-1 am Südufer
157 Hinzu kamen tierische Ressourcen. Es wurden in den Orten Tlapacoya, Tlatilco und El Arbolillo größere Mengen von Wasservögel- und Klappschildkrötenüberresten gefunden (Parsons 1971: 181), bei gleichzeitigem Vorhandensein von Hirschknochen aus den höheren Talstufen, so etwa in Tlatilco (Piña Chán 1958: 17; zit. n. Flannery 1968b: 84). 158 Unter diesen Maßnahmen dürfen einfache Methoden, wie „pot irrigation“ oder das Ab- oder Umleiten von fließenden Gewässern auf die Felder, verstanden werden (vgl. Anm. 132). 159 Der Vorteil dieses Bereiches gegenüber dem sehr ertragreichen Uferbereich liegt darin, dass der landwirtschaftliche Arbeitsaufwand geringer ist. Regenfeldbau benötigt wenige agrartechnische Maßnahmen bei einem geringeren Ertragspotential (Sick 1997: 116). Im sumpfigen Areal des Ufers sind Drainagemaßnahmen, Dammbau u. a. technische Arbeiten vonnöten. Es bleibt unklar warum es zu einer Verlagerung in die höher gelegenen Lagen kam, zumal die technischen Kenntnisse bereits früh vorhanden waren, wie die auf ca. 1000 v. Chr. datierten chinampa-Techniken in El Terremote beweisen (Tolstoy 1975: 340). Eine gute Übersicht über die Funktionsweise der chinampas gibt Sanders (1957: 70-93). 160 In Abb. 78 Nr. 61 bis 70, wobei Tolstoy (1975) einen Ort mehr angibt als auf Karte 2 dargestellt ist. 161 Eine Isohypse ist eine Linie, die Punkte gleicher Höhenlage miteinander verbindet (Leser 1998: 361). 162 Die günstige Lage dieser Orte wird durch die Siedlungskontinuität in FI-2 und FI-3 bestätigt, die vermutlich bereits auf den in FI-1 entwickelten Kanalbau rekurrierten (Parsons et al. 1982: 313). 163 In der Texcoco Region gruppieren sich die Orte Tx-MF-1 bis -3.
54
determiniert worden.164 In der Texcoco-Region entwickelte sich zu Beginn von FI-1 der Ort
Chimalhuacan (Tx-MF-13) zu einer bedeutenden Größe (Tolstoy 1975: 344). In der gleichen
Phase entstand westlich von Ch-MF-15 Xo-MF-2. Rechnet man Cuicuilco hinzu, das
vermutlich der größte Ort im Tal gewesen ist (Sanders et al. 1979: 76), so kristallisiert sich
ein Ring von Siedlungen heraus, die in nahezu äquidistanter Lage zueinander angeordnet
waren (Tab. 23)165. Wie beim Oaxaca-Tal stellt sich auch hier die Frage, welche Faktoren
eine äquidistante Anordnung der Siedlungen determinierten. Es ist durchaus denkbar, wie
Parsons et al. (1982: 379) konstatieren, dass von den im Early Horizon bestehenden vier
großen Siedlungen (Ch-MF-5, -9, -15, Xo-MF-2 aber auch Tx-MF-13) mit dem Anstieg der
Bevölkerung in der FI-1, Gruppen sich abspalteten und permanente oder semipermanente
Siedlungen gründeten, wie in Tabelle 24 dargestellt. Ob dies jedoch aus einem Limit des
Ertragspotentials (carrying capacity)166 des landwirtschaftlich nutzbaren Landes resultierte,
bleibt fraglich. Sanders et al. (1979: 379ff.) errechneten für die südliche Region des Tals eine
„carrying capacity“ für jeweils 35000 Menschen bei einer extensiven Wechselwirtschaft für
die FI-1- und FI-2-Phase. Die tatsächlich geschätzte Bevölkerungszahl betrug für die FI-1
etwa 14975 (Tab. 25) und für die FI-2 59764, womit die Kapazität zum Ende der letzt
genannten Phase überschritten wurde.167 Hirth (1984a) hat das Ertragspotential des
Einzugsgebiets (catchment area) der großen Siedlungen berechnet (Tab. 26) und ist zu dem
Schluss gekommen, dass sowohl in einem Radius von 2 als auch 1,5 km um die Siedlungen,
die Bevölkerungen der Orte mit den daraus resultierenden Erträgen hätten versorgt werden
können. Auch wenn in diesen Berechnungen, wie Steponaitis (1984: 144) kritisiert, viele
Unsicherheitsfaktoren stecken (wie die Frage nach dem tatsächlichen Einzugsgebiet oder der
Intensität der Bewirtschaftung), ist die Tendenz jedoch deutlich, dass Bevölkerungsdruck
aufgrund von landwirtschaftlicher Ressourcenknappheit zumindest in der FI-1 nicht als
Erklärung für eine mögliche Fission der großen Siedlungen dienen kann.168 Zwei weitere
Aspekte sind noch zu beachten. Zum einen, dass die Subsistenz in dieser Phase nicht allein
164 Obwohl von geringer Größe war Ix-MF-1 (Tlapacoya) bereits im Frühen Formativum besiedelt gewesen und weist zudem die älteste Keramik des Tals auf (Sanders et al. 1979: 195). 165 Die Entfernungsangaben in Tabelle 23 basieren auf eigenen Messungen, mit Hilfe eines digitalen Kartenlesers, zwischen den in Karte 2 eingetragenen Siedlungen unter Zuhilfenahme eines Maßstabes von etwa 1:128000, der anhand der Skala geschätzt wurde und stellen ungefähre Werte dar, unter Berücksichtigung der topographischen Gegebenheiten. 166 Definiert als „the maximal population size an area can sustain without long-range deleterious effects on the environment” (Logan und Sanders 1976: 51). 167 Die Berechnungen beziehen sich nur auf die südliche Region des Tals (Chalco-Xochimilco, Ixtapalapa, Texcoco und Cuicuilco, vgl. o Tab. 25). 168 Ganz anders für die FI-2, wie die Relation von Ertragskapazität zu tatsächlicher Bevölkerungszahl wie oben dargestellt, deutlich macht. Auf die Entwicklungen in der FI-2 wird weiter unten eingegangen (vgl. Kap. 5.3.12, S. 59f.).
55
auf der Landwirtschaft basierte, wie Untersuchungen von Sanders et al. (1979: 323ff.) in
Loma Terremote (Cuautitlán Region, vgl. Karte 2) nahe legen. Diesen zufolge setzte sich die
Subsistenz mit 3 % aus dem Gartenbau (Gemüseanbau) zusammen, mit 17 % aus dem Anbau
auf Feuchtland (humid land agriculture), mit 40 % aus der extensiven Wechselwirtschaft
(Mais, Bohnen, Kürbis und Amaranth), mit 5 % aus der Jagd (90 % der Fleischrationen
lieferte der Hirsch) und mit 30 % aus Wildpflanzen und lakustrischen Ressourcen. Zum
anderen ist eine Festlegung des Einzugsgebietes auf maximal 2 km im Radius, wie es
Chisholm (1968: 131), aufbauend auf vergleichenden ethnographischen Studien, vorschlägt,
nicht immer zwingend. Flannery (1976d: 107) spricht im Zusammenhang von San José
Mogote von einem Radius von 2,5 bis 5 km (im oberen Piedmont), in dem die Ressourcen
den Mehraufwand an Weg gegenüber dem unteren Piedmont lohnen. Trotz des faktisch
ausreichenden Ertragspotentials während der FI-1, kam es zu Neugründungen, die Sanders et
al. (1979: 371) darauf zurückführen, dass Siedlungsspaltungen bereits beim Erreichen von 20
bis 30 % der carrying capacity einsetzen und erst bei 80 % Ausbeute regulative Mechanismen
zur Bevölkerungsstabilisierung aktiviert werden (Logan und Sanders 1976: 52f.).169 Die
Siedlungen Ch-MF-4 und -8 könnten in diesem Sinne als „Tochtersiedlungen“ von Ch-MF-5
angesehen werden, zumal die physische Nähe dafür sprechen würde (Steponaitis 1981: 341).
Die Applikation von soziokulturellen Erklärungsmustern für die Siedlungsanordnung, wie am
Beispiel des Etla-Tals dargestellt, gestaltet sich im Tal von Mexiko aufgrund der spärlichen
Datenlage schwierig. Die Abspaltung von Bevölkerungsgruppen aus den großen Zentren170
und die Neubesiedlung siedlungsleerer Räume könnte hypothetisch auch als Ausdruck
interner Konflikte, etwa über die Bevölkerungsdruck-Ressourcenknappheit-Relation,
verstanden werden, die zwar realiter nicht zu diesem Zeitpunkt vorhanden war, jedoch wie
oben gezeigt bereits, bei einer 30 %igen Ausschöpfung der „carrying capacity“ zentrifugale
Tendenzen nach sich zog. Ethnographische Beispiele, wie die akephal organisierten
Yanomamö zeigen, dass beim Überschreiten einer bestimmten Bevölkerungsgrenze, die
169 Primär sind innovative, technische Maßnahmen zu nennen, die einen Wechsel von der extensiven zur intensiven Landwirtschaft markieren, wie es das Modell von Boserup (1965) unter den Bedingungen von Bevölkerungsdruck zeigt. So stellen Sanders et al. (1979: 382) fest, dass das Aufkommen der Hacke, als landwirtschaftlich-technisches Novum in der FI-2 mit der durch Bevölkerungsdruck initiierten, intensiven Landwirtschaft gesehen werden muss. In derselben Phase werden auch erstmals Terrassierungen vorgenommen (ibd.). Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass Intensivierung in erster Linie in einem höheren Arbeitsaufwand gesehen werden muss (ibd. 383). 170 Wie etwa von Parsons et al. (1982: 379) angenommen. Diese Annahme lässt jedoch Einwanderungswellen aus anderen Regionen, wie etwa des heutigen Morelos unberücksichtigt.
56
internen Konflikte so häufig werden, dass einzelne Gruppen die Siedlung verlassen müssen
(Chagnon 1968: 40f.).171
5.3.10 Siedlungshierarchie
„Our greatest limitation is in the realm of functional inference.”[…]” in general we
cannot expect to obtain direct evidence about functional variability within or between
sites. This means that we cannot fully describe settlement systems.” (Parsons et al. 1982:
2f.)
Mit dieser Aussage charakterisieren Parsons et al. eines der Dilemmata bei der Erforschung
des Siedlungssystems im Tal von Mexiko.
Aus den bisherigen Darlegungen lassen sich eine Reihe von Schlüssen ziehen. Das Tal von
Mexiko weist im Mittleren Formativum nicht die gleichen siedlungsarchäologischen,
soziopolitischen und –kulturellen Merkmale auf, wie das Tal von Oaxaca. Im Mexiko-Tal
treten in der FI-1 einige wenige große Siedlungen auf, von denen jedoch keine hervorsticht.
Und das weder in Bezug auf die Siedlungsgröße, noch auf deren funktionale, zeremonielle
oder ökonomische Diversifikation. Wie bereits besprochen (vgl. Kap. 5.3.6) sind die
Anzeichen für öffentliche Architektur spärlich. Die baulichen Reste in Ch-MF-9 (Abb. 79, 80)
und in Cuicuilco (Tolstoy et al. 1977: 104) könnten als Beispiele genannt werden, obwohl aus
diesen Bauten keine Implikationen auf deren Funktionalität geschlossen werden können. Die
Rang-Größen Verteilung der Orte nimmt nicht den „primate“-Typ des Oaxaca-Tals an (vgl. o.
Abb. 67), sondern eine konvexe Form (Abb. 81), in deren oberem Bereich sich drei große
Siedlungen befinden, gefolgt von zwei Siedlungen mittlerer Größe und dem Gros an kleinen
Weilern. Diese Dreiteilung basiert auf der geschätzten Bevölkerungsgröße. Anders sieht die
Verteilung bei der Siedlungsgröße aus, die das Histogramm in Abbildung 82 offenlegt. Im
oberen Bereich kristallisieren sich die drei großen Siedlungen heraus, wie dies auch aus dem
Rang-Größen-Graph ersichtlich ist. Der mittlere Bereich verschmilzt jedoch im
Siedlungsgrößenhistogramm mit dem unteren. Der Ort Ch-MF-4 mit seinen lediglich 160
Einwohnern fällt durch die Größe (16,9 ha) in den vorher bestimmten mittleren Bereich,172
der von Ch-MF-15 (17,4 ha) und Xo-MF-2 (20,3 ha) gebildet wurde. Damit bleibt unklar, ob
171 Jedoch ist die Ursache für die Abspaltung bei den Yanomamö nicht Ressourcenknappheit (Chagnon 1968: 29ff.), sondern Kämpfe um Frauen (ibd. 40). Das Gegenteil einer Abspaltung, kann die Abgabe der Autonomie der am Konflikt beteiligten Parteien an eine übergeordnete soziopolitische Instanz sein, wie Netting (1972) (vgl. dazu Anm. 120) betont. 172 Die geringe Bevölkerungsgröße in Relation zur Fläche resultiert aus den verstreut gefundenen Keramikscherben, weshalb der Ort auch als „small dispersed village“ klassifiziert wurde (vgl. o. Tab. 6; Parsons et al. 1982: 280).
57
die letzt genannten Orte eine funktionale Äquivalenz zu den großen Siedlungen aufweisen,
oder ob sie eher zum Gros der kleinen Orte gezählt werden können (Parsons et al. 1982: 280).
Daraus ableitend lässt sich lediglich eine zweistufige Siedlungshierarchie konstruieren, deren
Determinanten die Siedlungsgröße und bedingt die Bevölkerungsgröße sind (Parsons 1974:
104; Sanders et al. 1976: 164; Tolstoy et al. 1977: 102-105).
Die Konvexität tritt beim Rang-Größen-Graph sowohl im oberen als auch im unteren Bereich
auf (Kowalewski 1982: 62). Konvexe Verteilungen implizieren das Fehlen eines zentralen
Ortes, wie im „primate“-Typus, und deuten auf eine homogene soziopolitische Struktur hin.
Das heißt, dass der Hierarchisierungsgrad rudimentär ist und sich lediglich auf die Größe und
deren Bevölkerung bezieht. Andere Determinanten einer Hierarchie können aus dem
archäologischen Material nicht extrahiert werden. Aus diesem Umstand und der Tatsache,
dass die größeren Siedlungen in großer (äquidistanter) Entfernung zueinander liegen, kann
geschlussfolgert werden, dass es autonome oder zumindest „transegalitäre“ (Blake und Clark
1999: 57f., vgl. o. Anm. 2), soziopolitische Einheiten waren, die möglicherweise Einfluss auf
ihre Umgebung mit den „Satellitensiedlungen“ ausübten (vgl. o. Tab. 24; Parsons et al. 1982:
320; Steponaitis 1981: 341).173 Ein ähnliches Bild ergibt sich in der Escuintla-Region an der
Pazifikküste Guatemalas, wo Bove (1989: 97), neben einer dreistufigen Siedlungshierarchie,
auch fünf große Zentren lokalisiert, die in äquidistanter Anordnung (durchschnittlich 10,3 km)
zueinander liegen, und wie im Tal von Mexiko (vgl. o. S. 54 und Abb. 78) einen „Ring“ von
Siedlungen auf gleicher Isohypse bilden (vgl. o. Abb. 24, 25).
5.3.11 Genese der Siedlungshierarchie
Die im vorangehenden Kapitel aufgezeigte, zweistufige Hierarchie, die letztlich als eine
Größenhierarchie in Erscheinung tritt, ist das Produkt einer Kontinuität, die ihre Wurzeln im
Early Horizon hat. Da bisher die soziokulturellen Erklärungsversuche, anders als im Tal von
Oaxaca, hypothetisch bleiben, muss die Genese der Siedlungshierarchie unter dem Aspekt der
historischen Entwicklung betrachtet werden. Die Siedler, die zu Beginn des Early Horizon,
das Tal von Südosten her betraten, wählten Siedlungsplätze aus, deren naturräumliche
Gegebenheiten optimale Bedingungen bezüglich der Bodenbeschaffenheit, der Feuchtigkeit
und des Zugangs zu lakustrischen Ressourcen boten. Damit war eine Anordnung der
Siedlungen radial um den See im südlichen Bereich des Tals vorgegeben. Die geringe
173 Die sieben „dominierenden“ Siedlungen wurden auf S. 55 beschrieben (vgl. auch Tab. 23). Parsons et al. (1982: 320) sehen Ch-MF-15 und Ix-MF-4 aufgrund der physischen Nähe als eine Einheit. Meines Erachtens wirkt hier der See (ca. 4 km) wie eine Barriere, so dass hier eher zwei unabhängige Einheiten zu sehen sind. Eine Autonomie bedeutet jedoch nicht, dass keine sozialen, politischen oder ökonomischen Beziehungen zwischen den großen Siedlungen bestanden haben.
58
Bevölkerungsdichte erlaubte eine angemessene Entfernung zwischen den großen Siedlungen,
deren Einzugsgebiete diese ausreichend versorgten. Gleichzeitig bot wahrscheinlich diese
regelmäßige Distanz einen Schutz vor Konflikten zwischen den jeweiligen Orten. Während
des Mittleren Formativums wuchsen die bestehenden Siedlungen unproportional in Bezug auf
die Qualität des nutzbaren Bodens und den Zugang zum See an. Daneben entstanden in den
unbesetzten Räumen neue Siedlungen (z. B. Xo-MF-2 und Ix-MF-4), die auch über den Status
eines durchschnittlichen Weilers hinauswuchsen (Parsons et al. 1982: 321). Dieses Bild
zeichnet sich auch für die nachfolgende FI-2 ab, einer Periode von immensen Veränderungen,
die kongruent zum Mittleren Formativum des Tals von Oaxaca zu nennen wäre und im
folgenden Kapitel kurz erörtert wird.
5.3.12 Das Tal von Mexiko: eine Konklusion
Zwei generelle Tendenzen lassen sich für das südliche Tal von Mexiko in der FI-1 im
Vergleich zum Oaxaca-Tal in Bezug auf das Siedlungssystem konstatieren. Zum einen, so
lassen die archäologischen Daten folgern, ist die Siedlungsanordnung in der FI-1 stärker
durch subsistenz-ökonomisch geprägte Determinanten vorgegeben als im Tal von Oaxaca.
Die geringe Bevölkerungsdichte und –größe erlaubte die bereits aus dem Early Horizon
bestehenden Siedlungen weiterhin zu bewohnen und weitere in den günstigsten
naturräumlichen und agrarökonomisch wichtigsten „Nischen“ zu besetzen, ohne die extensive
Wechselwirtschaft aufzugeben (Sanders et al. 1979: 377; Steponaitis 1981: 341).174
Zum anderen findet im Mexiko-Tal der Prozess der Siedlungshierarchisierung, des enormen
Bevölkerungsanstiegs und der mit einer architektonischen Expression einhergehenden
Ausdifferenzierung der sozialen Hierarchie und Komplexität mit zeitlicher Verzögerung
gegenüber dem Tal von Oaxaca statt. Das Mittlere Formativum im ersteren, die genannte FI-
1, weist diese Charakteristika nur marginal auf. Erst in der darauf folgenden FI-2, dem Späten
Formativum, treten diese Prozesse evident in Erscheinung und sollen im Folgenden kurz
skizziert werden, um eine Korrelation zum Tal von Oaxaca ziehen zu können.
Im Kap. 5.3.6 wurde der enorme Bevölkerungsanstieg von etwa 1000 (bis 5000; vgl. Anm.
149) in der FI-1 auf etwa 25000 Menschen zu Beginn des Späten Formativums (FI-2)
174 Der Terminus „Nische“ ist bewusst in Klammern gesetzt, weil er nicht die ökologisch-biologische Bedeutung des Wortes, als Wirkungsfeld einer Art als Summe aller Lebensäußerungen innerhalb der Lebenszeit eines nicht-menschlichen Organismus implizieren soll. Der Mensch ist sehr wohl in der Lage innerhalb seiner Lebenszeit verschiedene Nischen zu besetzen, während dies in nicht-menschlichen Populationen generationenübergreifend im Rahmen evolutiver Prozesse stattfindet (Odum 1980: 376ff.; Tischler 1984: 26f.). Der Terminus wird in der hier verwendeten Literatur oft benutzt, jedoch nicht spezifiziert (z.B. Tolstoy 1975: 342; Parsons et al. 1982: 321, 378; Sanders et al. 1979: 382).
59
genannt.175 Dieses Wachstum wurde bereits in der FI-1 dadurch aufgefangen, dass weniger
produktive Siedlungsplätze, vor allem im nördlichen Teil des Tals, aufgesucht wurden, als
auch siedlungsleere Räume im südlichen Bereich des Tals gefüllt wurden und damit zu einer
höheren Siedlungsdichte führten (Tolstoy 1975: 344, 346f.). Das Erreichen und Überschreiten
der Ertragskapazität (vgl. S. 56) beim Übergang von FI-1 zu FI-2 führte nicht nur zu einem
weiteren Anstieg der Bevölkerungs- und Siedlungsdichte, sondern auch zu einem Wechsel
von der extensiven zur intensiven Landwirtschaft, nicht nur aufgrund des knapp werdenden
Landes, sondern auch wegen der höheren Erträge des letzt genannten Systems.176
Die Siedlungen, die zum Teil bereits im Early Horizon bestanden, wuchsen enorm an, wie
etwa Cuicuilco, das vermutlich die größte Siedlung blieb (Tolstoy et al. 1977: 104), neben
Ch-LF-5 mit mehr als 5000 Einwohnern und Ch-LF-6 mit 3400 (Parsons et al. 1982: 106-
110).177 Große architektonische Konstruktionen sind in diesen Siedlungen vorhanden und die
Siedlungshierarchie bestand nun aus drei Strata (ibd. 106). In der Theorie der politik-
ethnologischen Literatur spielt ein Bevölkerungsanstieg im Rahmen der Entstehung
komplexer Gesellschaften oft eine wichtige Rolle, entweder als limitierendes Moment
innerhalb geschlossener geographischer Regionen, aus dem Konfliktpotential und daraus
zentralisierte Machtkonzentration erwächst (Netting 1972: 241; Carneiro 1970: 734, 736),178
oder aus den genannten Implikationen des Boserup´schen Modells, aus denen eine
ökonomische Spezialisierung und eine soziale Stratifizierung, resultierend aus
Landbesitzanprüchen, die erhoben werden, aufkommt (Boserup 1965: 91ff.).179
Bevölkerungsdruck als „prime mover“ für die Entstehung politischer und sozialer
Zentralisierung auf der Basis des Modells von Boserup wird auch von Sanders et al. (1979:
175 Die jährliche Wachstumsrate in der FI-2 beträgt 4,3 auf 1000 Personen und wird erst wieder etwa 1100 Jahre später im Early Toltec mit 4,4 auf 1000 überschritten (Parsons et al. 1982: Table 48). 176 Die intensive Landwirtschaft weist jedoch nur absolut mehr Erträge auf, jedoch nicht relativ zur eingesetzten Arbeit (Boserup 1965: 43, 51f.). Hier erweist sich die extensive Wirtschaftsweise als weniger arbeitsintensiv (ibd. 44ff. mit ethnographischen Beispielen). Auch weist Boserup darauf hin, dass ein Übergang von der extensiven zur intensiven Landwirtschaft nicht als ein evolutiver Prozess innerhalb der agrartechnischen Möglichkeiten der betreffenden Gesellschaft aufzufassen ist (vgl. Anm.169), sondern als eine Adaptation an die sich verändernden Bedingungen, wobei die technischen Möglichkeiten bereits bekannt sein können (ibd. 64). Dies würde dem Gesetz des geringsten Aufwands (Principle of least effort, nach Zipf 1949) entsprechen, demnach sich bei einem Rückgang des Bevölkerungsdruckes oder anderer Faktoren, wie z. B. die Entwicklung technischer Innovationen rückläufig werden würde (Cowgill 1975: 508f.). 177 Ch-LF-5 ging meines Erachtens als Synoikismos (in der Altertumskunde der Zusammenschluss mehrer Ortschaften zur Bildung einer Stadt [Rachet 2002: 320]) der beiden vorangegangenen Siedlungen Ch-MF-6 und -7 hervor; vgl. Karte 2. 178 Carneiro (1981: 63ff.) favorisiert den Krieg als Antriebsmotor der Zentralisierung politischer Macht nicht nur auf Häuptlingsebene, sondern auch auf Staatsebene. Vgl. dazu auch Abb. 137. 179 Militärische Konflikte sind dabei auch nicht auszuschließen (Boserup 1965: 93). Einen ähnlichen Ansatz, basierend auf der Bevölkerungsdruck-Ressourcenknappheit-Relation verfolgt auch Dumond (1972), wobei er nicht wie Sanders und Price (1968: 84) auf jeder evolutiven Stufe des Service´schen Modells monokausal die Relation konstatiert, sondern vor allem beim Übergang von der Rang- zur stratifizierten Gesellschaft (definiert durch Fried 1967: 109ff.; 185-204) militärische und Landbesitzfaktoren einbezieht (Dumond 1972: 300f.).
60
369ff.) angenommen. Dieses Modell kann aber nicht auf das Tal von Oaxaca extrapoliert
werden, da Bevölkerungsdruck dort kein Stressfaktor gewesen ist und sich dort
siedlungsarchäologische und soziopolitische Hierarchisierung dennoch entwickelt hat. Einen
unterrepräsentierten Anteil in der theoretischen Literatur zu diesem Komplex nimmt der
Austausch oder Handel als Motor der politischen Zentralisierung ein und ist deshalb
Schwerpunkt des folgenden zweiten Hauptteils.180
6. INTERREGIONALER AUSTAUSCH IM MITTLEREN
FORMATIVUM 6.1 Ziele und Methodik
Die folgenden Kapitel (6.2 und 6.3) verfolgen zwei grundlegende Ziele. Zum einen wird der
Austausch als ein kulturelles Subsystem, neben anderen wie dem technologischen, sozialen,
symbolischen oder subsistenzökonomischen Subsystemen (Renfrew 1975: 36), die in
gegenseitiger Interdependenz stehen, als ein wesentlicher Bestandteil und treibende Kraft
innerhalb des Prozesses der politischen Zentralisierung auf einer bestimmten Stufe der
soziopolitischen Entwicklung, nämlich des Häuptlingstums, betrachtet. In diesem
Zusammenhang wird hier der Begriff „Austausch“ (exchange) gegenüber dem Konzept des
„Handels“ (trade) vorgezogen und in seinen weitesten Implikationen, wie es Marshall Sahlins
in seinem Artikel „On the Sociology of Primitive Exchange“ (1965) als eine Transaktion von
Gütern, Ideen und Symbolen eingebettet in einen soziokulturellen Kontext betrachtet,
verwendet. Damit wird ein substantivistisch-funktionalistischer Ansatz postuliert, der den
Austausch in seiner emischen Bedeutung integriert, als einen soziokulturellen Akt mit
funktionaler Intention ansieht.181 Dagegen trägt der Begriff „Handel“ eine marktwirtschaftlich
orientierte Konnotation, die aus der Sicht Polanyis (1968[1957]: 156) in einen staatlichen
Rahmen oder in westliche industrialisierte Gesellschaften eingeordnet wird.182 Die in dieser
Arbeit behandelten Gesellschaften befinden sich auf einer nicht-staatlichen Ebene. Ebenso
wenig konnten Märkte, sowohl als loci des Austausches (ibd. 169), als auch in Form des
180 Beispiele für diesen Ansatz bilden die Arbeiten von Helms (1991); Drennan (1991: 279-281); Earle (1997: 198f.); (Hirth 1992); Coe und Diehl 1980a: 390f. ; Rathje (1971: passim; Fig. 1, 2); Freidel 1978: 253ff., Smith 1976 und diverse Beiträge in Hirth 1984b. 181 Von formalistischer Seite kann an diesem Vorgehen der Einwand erhoben werden, dass vor allem im Zusammenhang mit einem Prestigegüteraustausch, die einzelnen Akteure den Prinzipien neoklassischer Ökonomie folgen, indem sie eine Maximierung ihres eigenen Ansehens forcieren und damit die eigenen Bedürfnisse mit den knapp zur Verfügung stehenden Ressourcen zu befriedigen trachten. Eine strikte Trennung beider Paradigmata ist nicht beabsichtigt. 182 Handel ist jedoch auch eine Form des Austausches, auch wenn der soziale Kontext vor allem in westlich-industrialisierten Gesellschaften weitestgehend abhanden, jedoch nicht gänzlich verloren gegangen ist, wie Polanyi (1966: xvii, zit. n. Rössler 1999: 88) konstatiert.
61
Konzeptes von „site-free“ Märkten (Rössler 1999: 87) bisher archäologisch im Mittleren
Formativum Mesoamerikas definiert werden.
Zum anderen ist es das Ziel dieses Kapitels ein pan-mesoamerikanisches Austauschnetzwerk,
basierend auf dem Austausch von bestimmten Gütern, Ideen und Symbolen und in Anlehnung
an das Netzwerkmodell von Arthur Demarest (1989) (Abb. 83) zu konstruieren. Das
Vorgehen ist im Gegensatz zu Kap. 5 deduktiv und fußt auf zum Teil hypothetischen
Prämissen,183 die jedoch in ihrem Gesamtbild, durch archäologische Reminiszenzen,
ethnographische und geographische Analogieschlüsse an Kohärenz gewinnen sollen. Die
Analyse erfolgt auf der Basis der binären Betrachtung von größeren Zentren innerhalb der
verschiedenen Regionen Mesoamerikas, die innerhalb der Siedlungshierarchie oben lokalisiert
werden und analog dazu (vermutlich) Sitze von Häuptlingstümern waren und zusätzlich über
einen überregionalen Fundkontext verfügen.184 Innerhalb des letzt genannten wird nicht
stringent nach Artefaktkategorien untersucht; das bedeutet, dass das Postulat Henry Wrights
(1972: 95f.), dass
„..the artifact samples must be representative of those in the site or sites, and the
assumptions which one makes in order to derive measures of exchange variables from the
data must be explicit.”
nicht aufrechterhalten werden kann. Vielmehr sollen auch Einzelfunde mit hoher
Aussagekraft über deren Provenienz einbezogen werden, um nicht die Quantität oder
Intensität des Austausches zu demonstrieren, sondern deren eigentliche Existenz. Eine
Quantifizierung könnte entweder über das Volumen einer Artefaktgruppe ermittelt werden,
oder, was in diesem Zusammenhang denkbarer erscheint, über die Anzahl verschiedener
Objekte in einem Ort, die in die Kategorie der Prestigegüter fallen. Über die Problematik von
Einzelfunden, die noch keine Evidenz für Austauschnetzwerke darstellen, bin ich mir bewusst
und versuche eine Integration in die gegebene Analyse.
6.2 Theoretischer Überbau und Prämissen
Es wurde bereits in früheren Kapiteln (2.2 und 3) das Häuptlingstum als eine der frühesten
zentralisierten, soziopolitischen Entitäten, die sich in Mesoamerika archäologisch verifizieren
lassen genannt. Unabhängig von der vieldiskutierten Frage nach der Genese von
183 Diese Prämissen und der theoretische Überbau sollen im folgenden Kapitel näher erläutert werden. 184 In diesem Rahmen müssen Funde im Kontext von Höhlen, Einzelsiedlungen, Cenotes und anderen aus der Betrachtung ausgeblendet werden.
62
Häuptlingstümern185 und deren Komplexitätsbreite186 werden in vielen Regionen des hier
behandelten mesoamerikanischen Raumes im Mittleren Formativum Häuptlingstümer
angenommen. Der Austausch, vor allem in Form des Prestigegüteraustausches zwischen den
Eliten (Häuptlingen, oder aufstrebenden soziopolitischen Instanzen: „aggrandizer“, wie es
Clark und Blake [1996: 259] nennen), soll nicht als „prime mover“ der Genese von
Häuptlingstümern definiert,187 sondern innerhalb eines bereits bestehenden zentralisierten
Systems als Motor einer weiteren Zentralisierung verstanden werden.188 Die Verifizierung
von Häuptlingstümern erfolgt mittels bestimmter diagnostischer Merkmale, deren 185 Die Forschung hat eine immens große Bandbreite an Theorien bezüglich dieses Prozesses geliefert, den Carneiro (1981: 37) als den ersten Augenblick in der Menschheitsgeschichte auffasst, wo lokale Autonomie transzendiert wurde. Überblicksartig seien hier die wichtigsten Strömungen und ihre Vertreter genannt. In seinem evolutionären Ansatz betrachtet Service (1962: 144ff.) ökonomische Faktoren (v.a. die Redistribution) als ausschlaggebend für die Genese von Häuptlingstümern. Ähnlich sieht Sahlins (1958: xi) die Produktivität und den Surplus als Faktor für die redistributiven Kräfte des Häuptlings, ohne die Mechanismen und Ursachen der Produktionssteigerung zu erklären. In einer späteren Arbeit über die „häusliche Produktionsweise“ postuliert Sahlins (2004[1972]) aufbauend auf der „Chayanov´s rule“ (ibd.87) jedoch ein „anti-surplus-system“, dessen Kernaussage ist, dass die potentiellen Ressourcen und Kapazitäten eines Haushaltes nicht ausgenutzt werden, um das Equilibrium des sozialen Gefüges nicht anzugreifen (ibd. 69ff.). Fried (1967: 141, 186; passim) sieht den differenten Zugang zu knappen Ressourcen als Faktor der sozialen Stratifizierung. Clark und Blake (1996: 266) sehen im Wettbewerb um Prestige und damit zusammenhängend um Ressourcen und Gefolgschaft, mittels Großzügigkeit den Schlüssel für Rangbildung und politische Zentralisierung. Carneiros (1981: 63) monokausale Argumentation des Krieges als Kernfaktor wurde bereits genannt (vgl. Anm. 178). Breuers (1990: 7-55) synthetische Analyse, basierend auf den Arbeiten Marx´, Webers, Friedmans und Rowlands´ und der kognitiven und entwicklungspsychologischen Schulen (v. a. Jean Piaget) legt dem Häuptlingstum die „Monopolisierung der symbolischen Bedingungen der Reproduktion“ (ibd. 42) zugrunde, die anfänglich über eine asymmetrische Reziprozität institutionalisiert wird. Earle (1997: 193ff.) untersucht alle genannten Faktoren, verwirft die redistributiven Kräfte (konstatiert jedoch für Hawai´i, dass Kontrolle über die Produktion der Hauptnahrungsmittel und der Besitz von Ressourcen, vor allem von Land die ökonomische Basis der stratifizierten Gesellschaft war [Earle 1987b: 75]), welche Service als Motor der Genese des Häuptlingstums betrachtet hatte und amalgamiert sie zu einer multilinearen und multikausalen Evolution von Häuptlingstümern (Earle 1997: 208ff.; ders. 1977: 227). Zur Rolle der Redistribution im Häuptlingstum vgl. Peebles und Kus (1977: 425, passim). Für multilineare und –kausale Ansätze vgl. auch Flannery 1972 und Sanders und Webster 1978. 186 Der Terminus „Häuptlingstum“ ist aufgrund seiner Vielfalt, neben anderen evolutionären Typologien inflationär geworden (Earle 1987: 280). Unter diesem werden einfache zweischichtige Systeme, wie bei den Trobriandern, subsumiert, innerhalb derer der Häuptling auch nur eine primus inter pares Position einnehmen kann (Malinowski 2001[1922]: 90), gleichzeitig aber auch mehrschichtige staatsähnliche Systeme wie auf Hawai´i (Earle 1997: passim). Für das gesamte Spektrum zwischen egalitären sesshaften Gesellschaften und Staatssystemen wurde von Feinman und Neitzel (1984: 40ff.; vgl. a. Table 2.1) der Begriff „middle range societies“ geprägt, um eine terminologische Kategorisierung im Friedschen (1967) oder Serviceschen (1962) Sinne zu vermeiden. 187 Austausch im Allgemeinen als Güter- und Informationsaustausch spielt bereits in egalitären und big-man Gesellschaften eine Rolle bei der Entwicklung von zentralisierten Führungsinstanzen. Bei den egalitär organisierten Mekranoti-Kayapó Zentralbrasiliens kristallisieren sich bestimmte Familien heraus, die im intertribalen Kontakt als „culture brokers“ (Spencer 1991: 142) fungieren und diese übergeordnete Funktion gegenüber anderen Familien auch vererben. In der hier behandelten Bedeutung des Austausches, unter Berücksichtigung der geographisch-topographischen Gegebenheiten bleibt dieser Faktor unberücksichtigt, obwohl bereits in den Anfängen des Frühen Formativums interregionale Kontakte belegt sind und durchaus diffusionistische Prozesse auf unterschiedlichen soziopolitischen Kontinua bestanden haben könnten (Santley und Pool 1993: 186). Inwieweit der Austausch, vor allem der interregionale und –elitäre als „prime mover“ für die Evolution von komplexer sozialer Stratifikation fungiert haben soll, bleibt hier aufgrund der Verortung dieser Prozesse in den Übergang von der Archaik in das Frühe Formativum unbeantwortet. 188 Ein Beispiel hierfür wäre das K´ichee´-Becken, das zunächst eine soziopolitische Zentralisierung, vor allem in dem Ort Cor erfahren hat (vgl. Kap. 6.3.1.21) und anschließend eine Intensivierung des Austausches auf regionaler und interregionaler Ebene (Brown 1984: 220, 233).
63
Interpretation flexibel bleiben muss, ohne in eine an die evolutionären Schemata von Service
oder Fried angelehnte „check-list archaeology“ (Kristiansen 1984: 72) zu verfallen.189
Ein signifikanter Indikator für Häuptlingstümer ist die Siedlungshierarchie innerhalb eines
Gebietes, die das Abbild der gesellschaftlichen Zentralität unter der Ägide eines Häuptlings
widerspiegelt, welcher meist in der größten Siedlung residiert (Earle 1987b: 289, Wright
1984: 43; Carneiro 1981: 53f.; Spencer 1987: 371).190 Ein weiterer Marker ist die Planung
und Durchführung monumentaler Konstruktionen, die Aussagen über die Bevölkerungsgröße
des zentralen Ortes und deren Umgebung aber auch über den mobilisierten Surplus geben
können (Earle 1987b: 290; Peebles und Kus 1977:432). Problematisch dabei ist eine
Trennung von Arbeiten, die durch egalitäre Gesellschaften oder durch Staatssysteme
durchgeführt werden. So können kleinere egalitäre Gruppen über längere Zeiträume
Konstruktionen erbaut haben, die monumentalen Charakter aufweisen.191
Daneben bietet der Grabkontext Aussagen über die soziale Hierarchie, repräsentiert durch
Symbole des Status´, die auf einen Zugang oder der Kontrolle dieser Objekte durch deren
Besitzer oder Verwandtschaft deutet (Joyce 1999: 18, 30, 41; Morales 1987: 100ff. als Bsp.
für das Mittlere Formativum in Chalcatzingo). Kritik daran kann geübt werden, da eine
isomorphe Relation zwischen Grabreichtum und sozioökonomischen Status der Person zu
Lebzeiten nicht zwingend sein muss (Renfrew 1986: 144, Anm. 2; Earle 1987b: 290f.).
Weitaus aussagefähiger ist die Ungleichheit der Wohneinheiten, die sich durch Größe,
Material und den darin gefundenen Artefakten ausdrücken kann (ibd. 291).
Eine weitere Prämisse ist, dass nur größere Zentren, respektive Sitze von Häuptlingen und
deren Eliten, die Knotenpunkte innerhalb des Netzwerkes darstellten, die den Austausch
koordinierten. Häuptlingstümer besitzen eine Reihe von Basismerkmalen, die das System
perpetuieren und legitimieren. Als wichtigste sind, die Kontrolle und die Regulation der
ökonomischen Prozesse zu nennen, unabhängig davon, ob es sich um Redistribution,
Bewässerungssteuerung, Kontrolle über die Haupterzeugnisse, Land, Prestigegüter, oder
189 Dieses Dilemma beschreibt Upham (1987: 345) anekdotisch bei dem Scheitern der Applikation seiner ersten Forschungsergebnisse auf die Servicesche Typologie. 190 Der zentrale Ort kann als ökonomisches, zeremonielles oder administratives Zentrum fungieren (Carneiro 1981: 53). Jedoch verweist Terell (1986: 205ff.) darauf, aufbauend auf Callens (1976) Studie über die Siedlungssysteme im Siuai (vgl. dazu Oliver [1955]) dass auch big-man-Systeme Siedlungshierarchien aufweisen können, obwohl die Stellung des big-man nicht vererbbar ist und damit das System eine kurze Lebensdauer besitzt (Sahlins 1963: 289ff.). 191 Ein Beispielt hierfür könnten die Henges auf den Britischen Inseln darstellen, mit dem berühmtesten, dem Stonehenge, das eine 900-jährige Bau- und Nutzungsgeschichte aufweist und vermutlich eine religiös motivierte Gemeinschaftsarbeit darstellt (Maier 2005: 23, 53). Das Gegenbeispiel für Häuptlingstümer, die keine monumentale Architektur hinterlassen haben, sind die Machiparo und Marajoara am Amazonas (Carneiro 1981: Anm. 15).
64
militärisches Potential handelt, um nur einige aufzulisten (Earle 1987b: 292ff.).192
Entscheidend ist, dass der Häuptling mittels dieser die Arbeitskraft der Subalternen
mobilisieren kann. Daraus ergibt sich, und das ist eine weitere Prämisse, dass bestimmte
Bevölkerungsgruppen aus dem subsistenziellen Produktionsprozess herausgenommen wurden
und als spezialisierte Handwerker oder im Austauschnetzwerk eingesetzt werden konnten.193
Dieser Austausch könnte meines Erachtens auf einer zweistufigen Ebene funktioniert haben,
die sich an das Reziprozitäts-Modell Marshall Sahlins´ anlehnt (Abb. 84) und in ähnlicher
Form von Hammond (1973: 6) für die klassischen Maya aufgestellt wurde (Abb. 85). Die
Modifikation dieses Modells würde auf der regionalen Ebene eine asymmetrisch-
redistributive194 Wirtschaftsweise postulieren, bei der wie am Beispiel des Tals von Oaxaca
Ressourcen abbauende Dörfer wie Fábrica San José (Salz) oder der Ort 1-2-11 (Feuerstein,
vgl. S. 24) ihre Rohstoffe an das regionale Zentrum San José Mogote weitergegeben hätten
und im Gegenzug dazu andere Güter erhielten. Der zentrale Ort fungierte damit als „pool“, in
dem bestimmte Güter konzentriert und von da regional distributiert wurden (Pires-Ferreira
1975: 4).195 Die ausgeglichene Form der Reziprozität auf regionaler Ebene könnte in dem Fall
postuliert werden, wenn der Austausch zwischen den Lineages in den jeweiligen Siedlungen
stattfand, wie im Modell von Plunket Nagoda (1979, vgl. S. 35) konstruiert.
Auf der interregionalen Ebene träte die intertribal-negative Reziprozität (Sahlins 1965: 148f.;
vgl. o. Abb. 84) in Erscheinung, jedoch nicht wie von Sahlins (ibd.) in ihrer ursprünglichen
Definition mit einer pejorativen Konnotation behaftet,196 sondern als „intertribal symbiosis“
(ibd. 155), die die negative Reziprozität unterdrückt und sich als Handelspartnerschaft
ausdrückt. Sahlins (ibd.) formuliert die Transformation der „negative reciprocity“ als der
192 Daneben bestehen vielfache Formen der ideologischen Legitimation (Earle 1987a: 298ff.). 193 Dies ist ein wichtiges Argument für das Häuptlingstum, das imstande ist, menschliches Potential etwa für interregionalen Austausch zu mobilisieren. Ungeachtet dessen muss jedoch vermerkt werden, dass zum einen auch akephale Gesellschaften basierend auf segmentären Lineages, wie etwa die Nuer interregionalen Austausch betrieben haben (in geringen Mengen Elfenbein, Eisen aber auch Vieh; Evans-Pritchard 1940: 87), zum anderen aber auch Häuptlinge oder lokale Führer die Reisen selbst unternommen haben, wie die Kuna Ostpanamas, oder die Tlingit der Nordwestküste Amerikas, nicht nur um neue Quellen von Gütern und Ressourcen zu erschließen, sondern auch um fremdes Wissen aufzunehmen (Helms 1991: 343). 194 Bei Sahlins (1965: 147f.) ist es die ausgeglichene Reziprozität (balanced reciprocity) auf lokal-dörflicher Ebene. Orenstein (1980: 70f.) spricht von einer asymmetrischen Reziprozität, die zentrifugal wirkt. Das bedeutet, dass das soziopolitische Zentrum, der Häuptling, zentrifugal auf der gleichen sozialen Skala generös auf die soziale Peripherie verteilt und so den Status eines Gläubigers einnimmt. Asymmetrie ist dabei entscheidend, denn wie Carneiro (1981: 61) zu Recht bemerkt, erzielt der Häuptling weder Gewinn noch Macht, wenn er alles, was er erhält, weitergibt. Asymmetrie kann aber auch im Umkehrschluss Abhängigkeit des Zentrums von der Peripherie schaffen (Zentripetalität im Sinne Orensteins [ibd.]) und devolutive Tendenzen nach sich ziehen. 195 „Gut“ wird hier allgemein verstanden als Sachgut, aber auch als Dienstleistung, die im gegebenen Fall auch als Arbeitskrafteinsatz, militärische Hilfe oder Handwerkereinsatz verstanden werden kann (Rössler 1999: 28f.). 196 Nach Sahlins (1965: 148f.) „the attempt to get something for nothing with impunity, […] ethnographic terms include ´haggling´ or ´barter´, ´gambling´, ´chicanery´, ´theft´ and other…”
65
impersonalsten Form des Austausches in eine intertribale Symbiosis, die den Charakter der
„balanced reciprocity“ annimmt wie folgt:
„Intertribal symbiosis in short, alters the terms of the hypothetical model. The peripheral
sector is breached by more sociable relations than are normal in this zone. The context of
exchange is now a narrower co-membership sphere, the exchange is peaceful and
equitable. Reciprocity falls near the balance point.”( Sahlins 1965: 155)
Die ausgeglichene Form der Reziprozität (balanced reciprocity) verlangt den Austausch von
gleichwertigen kulturspezifisch definierten Gütern, innerhalb einer festgelegten Periode, bei
der die soziale Bande ausgeprägt ist, aber auch, im Gegensatz zur „generalized reciprocity“
durch Nichteinhaltung der Wertäquivalenz oder des Zeitrahmens gestört werden kann (ibd.
147f.).
Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass vor allem Prestigegüter, aber auch
Wertgegenstände des täglichen Nutzens den Kern der folgenden Untersuchung bilden. Die
aus dem Prestigegüteraustausch resultierenden exotischen Objekte, Ideen, oder Wissen die
entweder auf direktem Wege (Abb. 86a), oder über den „down-the-line“-Modus (Abb. 86b)
ausgetauscht worden sein könnten, hätten auf regionaler Ebene eine Klientenschaft an den
Häuptling binden (Clark und Blake 1996: 265) oder als Währung, gegen Menschen
konvertiert werden können, in Form von Frauen,197 Sklaven, oder Mitgift (Ekholm 1977:
120). Die Kontrolle (d.h. die Distribution an Subalterne oder deren Übernahme von
Vorbildern, was Renfrew [1975:33] „emulation“ nennt)198 dieser Objekte oder des rituellen
und esoterischen Wissens (Helms 1988: 131ff.; 1991: 338) war ebenfalls eine Möglichkeit,
die Macht und das Prestige aufrechtzuerhalten.199
197 Frauen können wiederum das Prestige eines Häuptlings mehren, da sie das „supreme gift“ darstellen (Lévi-Strauss 1949: 65, zit. n. Gregory 1982: 49). An dieser Stelle ist anzumerken, dass Frauen eine wichtige Rolle beim Übergang von egalitären zu politisch zentralisierten Gesellschaften gehabt haben könnten. In Jäger-Sammler-Gesellschaften kann der durch die Frauen gesammelte Anteil an Nahrungsmitteln proportional am Volumen höher als der erjagte durch die Männer sein, obwohl letztere mehr Zeit investieren (Lee 1968: 37). Bei einer Intensivierung der Arbeit kann Surplus erzielt werden, der wiederum in Festen generös verteilt werden kann, bei denen der Geber gegenüber dem Nehmer einen Prestigegewinn (z. B. mana) erfährt und in eine übergeordnete Position gegenüber dem Nehmer versetzt wird. Dieser kann die Gabe eventuell nicht erwidern (Mauss 1999[1923/24]:27f.). Ein Beispiel hierfür bilden die Kachin Burmas, deren soziopolitische Organisation durch die asymmetrische Reziprozität, die die Feste (manau) charakterisieren von einem egalitären System (gumlao) in ein hierarchisches Rangsystem (gumsa) transformiert wurde (Friedman 1975: 171, aufbauend auf der Arbeit über die Kachin von Edmund Leach [1954]). Flannery und Schoenwetter (1970: 149f.) suggerieren für das Tal von Oaxaca, dass die aus fruchtbaren Jahren resultierende Ernte, etwa an Mais, in Zeiten der Knappheit als „trade goods“ oder im Rahmen eines zeremoniellen Austausches lokal oder regional distributiert wurden und in beiden Fällen einen Prestigegewinn für den Geber bedeutet hätten. 198 Vgl. auch Clark 1997: 229, passim, und Lesure 2004: 78 als Beispiele für das Formative Mesoamerika. 199 Ein ethnographisches Beispiel bilden die älteren Männer der Yir Yoront Australiens, die die Kontrolle über steinerne Äxte und deren Distribution an Frauen oder jüngere Männer ausübten und damit ihre Position und ihr Prestige aufrechterhielten. Erst mit dem Aufkommen von Stahläxten lösten sich diese Kontrollmechanismen auf,
66
Aufbauend auf diesen Erörterungen lassen sich ortsfremde Artefakte oder Ressourcen als
Marker für einen Fernaustausch konstatieren, soweit deren Provenienz durch chemisch-
physikalische oder Stilanalysen festgestellt werden kann und bilden damit ein weiteres Indiz
für ein zentralisiertes politisches System.
Vorab stellen sich jedoch drei Fragen. Wie wird ein Prestigegut definiert und wie werden
bestimmte Objekte zu einem Prestigegut? Und was könnte letztlich noch ausgetauscht worden
sein? Beginnend mit der letzten Teilfrage lassen sich viele Güter (v.a. Nahrungsmittel)
aufgrund der geographisch-topographischen Gegebenheiten als limitierendes Moment in
Mesoamerika ausschließen (Sanders et al. 1979: 374; Hirth 1992: 19).200 Es wurde bereits
darauf hingewiesen (vgl. S. 33f.), dass selbst in dichten Siedlungsnetzwerken, wie im Tal von
Oaxaca die Einzugsgebiete der Orte die Bevölkerung ausreichend mit Nahrungsmitteln
versorgen konnten. Und selbst dort, wo das Ertragspotential der Böden überschritten wurde,
wie am Beispiel des Tals von Mexiko aufgezeigt (vgl. S. 55, 60), bleibt es unwahrscheinlich,
dass Nahrungsmittel aus weit entfernten Regionen requiriert worden sind.201 Zudem mussten
alle Güter mit menschlichem Krafteinsatz transportiert werden, da Lasttiere bis zum
Eintreffen der Spanier unbekannt waren (Diamond 2000: 439). Durchaus denkbar ist der
Austausch von seltenen Nahrungsmitteln wie etwa marinen Produkten, die ins Landesinnere
befördert wurden,202 oder von Kakao.203 Von Bedeutung für diese Arbeit ist auch der bereits
da auch jüngere Zugang zu diesen Gütern hatten (Sharp 1952: 11ff.). Ein ähnlicher Prozess wurde von Hugh-Jones (1992:57) für die Barasana in der Vaupés-Region Kolumbiens beobachtet, bei dem die älteren Männer die Kontrolle über bestimmte Güter, die Prestige verleihend sind, an jüngere Mitglieder verloren, die wiederum ihren Status und Prestige durch den Kontakt mit Weißen bezogen. Der Bezug von Status und Prestige durch den Kontakt mit Weißen ist ein weit verbreitetes Phänomen. Fischer (2002: 41f.) gibt ein Beispiel aus seiner eigenen Feldforschungserfahrung. Für Nuklaua, den lokalen „Großen Mann“ der Jeghuje (Papua-Neuguinea), bildete der Ethnologe das Instrument für seine soziopolitische Stellung im Dorf und wurde von ihm monopolisiert. 200 Drennan (1984a: 28; 1984b: 107) konstatiert eine maximale Distanz von 275 km für einen profitablen Transport von Hauptnahrungsmitteln über Land und schließt nicht die Möglichkeit von Austausch zwischen einigen nahe gelegenen Zentren, wie z. B. Laguna Zope und San José Mogote im Mittleren Formativum aus (ibd. 1984a: Table 1). Jedoch kann für ihn dieser Austausch keine Basis für ein Netzwerk bilden (ibd. 39). Seine Berechnungen zu Objekten höheren Werts, deren Volumina, basierend auf den Daten aus den Weilern Fábrica San José und Tierras Largas fallen meines Erachtens gering aus, da sie größere Orte, die auch Sitze von breiteren Eliten sein konnten, nicht einbeziehen. Drennan verwirft auch diese Form des Austausches als Basis bildend für ein ökonomisches Netzwerk und damit als Stimulus für die politische Zentralisierung (ibd. 40). Drennan verkennt hierbei die soziopolitische Bedeutung dieses, wenn auch quantitativ geringen Austausches auf Kosten eines ökonomisch-formalistischen Ansatzes (ibd. 28). Dergleichen wird ein Keramikaustausch ausgeschlossen (ibd. 29), ohne die Möglichkeit von hochwertiger Luxusware als Tauschobjekt einzubeziehen, wie in der Maya-Klassik geläufig (vgl. etwa die Jauncy Vase [Miller 1999: 205; Reents-Budet 2000:251f.]). 201 In diesem Zusammenhang entwirft Steponaitis (1981: 358) ein mathematisches Modell, mit dem er zu zeigen versucht, dass Nahrungsknappheit im Späten Formativum durch Tribute aus benachbarten Siedlungen kompensiert wurde und dass beispielsweise das lokale Zentrum Ch-LF-5 drei Mal mehr Tribute (in Nahrungsmitteln) kontrollierte, als das durchschnittliche lokale Zentrum (ibd.346). 202 Solche Produkte könnten in Regionen, die bar solcher Güter sind, gleichzeitig auch als Prestigegut innerhalb von redistributiven Festen gedient haben. Diesen Status attestieren Clark und Blake (1996: 275) dem Mais, der in der Barra-Phase (1550-1150 v. Chr.) in der Mazatán-Region vermutlich als ein solches Gut eingeführt wurde.
67
erwähnte (vgl. Anm. 193) Austausch von Wissen als Träger von Symbolen, Stilen und Ideen
(Helms 1988, 1991; Lesure 2004).
Die erste und zweite Frage kann über die Erörterung von Wertzuweisungen beantwortet
werden. Der Wert eines Gutes ist immer ein kulturelles Konstrukt, das in seinem sozial-
emischen und zeitlichen Rahmen betrachtet werden muss (Rössler 1999: 139f.). Bei einem
interkulturellen (hier interregionalen) Austausch treffen zwei Wertesysteme aufeinander,
deren Akteure den Wert der Güter reziprok durch das eigene Interesse determinieren
(Strathern 1992: 171).204 Der Austausch von verschiedenen Gütern findet dabei nicht
willkürlich statt, sondern entlang eines wertäquivalenten Kontinuums innerhalb von kulturell
und kognitiv determinierten Wertklassen, die eine Tendenz zur Hierarchisierung aufweisen
(Kopytoff 1986: 70). Die Wertklassen bilden wiederum die Basis für die Konstruktion von
Tauschsphären die festschreiben, welche Dinge untereinander getauscht werden können und
welche nicht (ibd. 71; Rössler 1999: 179). Ausgehend von dem Beispiel der Tiv (Nigeria)
stellten Bohannan und Bohannan (1968: 227ff.) eine dreistufig hierarchisierte
Tauschsphärenskala auf, bestehend aus einer unteren Subsistenzgütersphäre, gefolgt von einer
mittleren Prestigegütersphäre und schließlich einer oben angesiedelten Sphäre, welche die
Rechte an Menschen (v. a. Frauen und Kinder) beinhaltet. In vielen Fällen können die
Sphären nicht transzendiert werden, bei den Tiv ist ein Wechsel jedoch durch den Austausch
von Messingstäben (brass rods) als allgemeiner Wertmaßstab (jedoch nicht unbegrenzt)
möglich (Kopytoff 1986: 71). Der Fokus der hier vorliegenden Analyse liegt bei der
Wertklasse der Prestigegüter.205 Diese werden definiert durch ihren hohen „inneren Wert“
(auch „intrinsischer Wert“, oder „Primärwert“ genannt [Renfrew 1986: 158]), der gekoppelt
ist an die Kriterien der Knappheit, Auffälligkeit, aber auch der eingesetzten Arbeitsleistung
(labor input), ohne zwingend durch einen hohen Gebrauchswert gekennzeichnet zu sein.206
Andere marine Produkte, etwa Muscheln wurden ebenfalls als Objekte hohen Werts ins Landesinnere exportiert (Zeitlin 1978: 197). 203 Die Region Soconusco spielt heute eine der wichtigsten Rollen im Kakaoanbau und war bereits zur Zeit der spanischen Eroberung für dieses Produkt bekannt (Lowe et al. 1982: 43, 47). Durchaus denkbar, dass Kakao von dort im Mittleren Formativum in andere Regionen exportiert wurde. Aus dem Codex Mendoza geht ebenfalls hervor, dass Kakaobohnen, Federn, Jaguarfelle und andere Textilien als Tauschobjekte gehandelt wurden (Grove und Gillespie 1992: 23). 204 Es darf in diesem Zusammenhang nicht übersehen werden, dass Wert auch außerhalb von Tauschhandlungen geschaffen wird (Rössler 1999: 138). 205 Die Anzahl der Tauschsphären, respektive der Wertklassen, kann kulturspezifisch variieren. Die Objekte können auch von einer Wertklasse zur nächsten wandern und damit ihre Qualität und hierarchische Position verändern (Rössler 1999: 141). 206 Wird etwa Knappheit durch interne (Mehrproduktion) oder externe (höhere Austauschmengen) Faktoren ausgeschaltet, kommt es zum Übergang vom Prestige- oder Luxusgut zum Gebrauchsgut wie Hugh-Jones (1992: 47) für das Koka belegt, das zunächst durch die Barasana in der Vaupés-Region (Kolumbien) im rituellen Rahmen, mit dem Kokainboom im kommerziellen Rahmen angebaut wurde. Ein prähistorisches Beispiel für diesen Prozess liefert Renfrew (1986: 161) für das Gräberfeld von Varna (Bulgarien).
68
Entscheidend ist, dass deren Besitz, Weitergabe oder Konsum Prestige erhöht (Rössler 1999:
141). Ihren Status können Prestigeobjekte auch aus ihrer „Exotik“ ableiten, die repräsentiert
wird durch andere Ethnien, durch das Fremde per se (Baugh und Ericson 1993: 10).207
Im archäologischen Kontext sind emische Wertzuweisungen schwierig zu verifizieren. Lesure
(1999: 26) schlägt vor, dass zum einen, der soziale Gebrauch von Wertgegenständen (von
Wert per se) entsprechend ihres Grades an Veräußerlichkeit die Variation in ihren sozialen
Rollen schafft, und zum zweiten, die Bewertung der sozialen Manifestation bei der Schaffung
von Wert(-gegenständen) im Hinblick auf die Art und den Grad der Interaktion, die zur
Reproduktion ihrer selbst führt, einbezogen werden sollte. Im konkreten Fall ist die
Betrachtung von Objekten gleichen (oder unterschiedlichen) Materials oder Form in
verschiedenen sozialen Kontexten ein Indikator für diverse Wertgradienten (ibd. 27).208
6.3 Empirische Grundlagen für ein mesoamerikanisches
Austauschnetzwerk
6.3.1 Binäre Betrachtung ausgewählter Regionen und Zentren in Mesoamerika 6.3.1.1 Morelos – Golfküstenregion
Die Bedeutung Chalcatzingos lag nicht nur in seiner Rolle als Rohstoffdistributionspunkt, der
die Ressourcen, wie Eisenerzpigmente, Kaolin und Feuerstein aus seinem Umland erhielt,
sondern auch als Knotenpunkt zwischen einzelnen Regionen (Grove 1989b: 146).
Kenneth Hirth (1978) hat das in der Geographie angewandte Konzept der „gateway cities“
übernommen und auf den formativen Ort Chalcatzingo angewandt. Nach Burghardt (1971:
270) befinden sich „gateway cities“ im Gegensatz zu Zentralen Orten an der Peripherie ihres
Einflussgebietes und entstehen an wichtigen ökonomischen Kreuzungspunkten (ibd.). Die
Siedlungen dieses Gebietes sind miteinander über hierarchisierte dendritische, fächerartige
Verbindungen verknüpft, die in der „gateway city“ münden und eine Minimierung der
Transportkosten von Ort zu Ort gewährleisten (Abb. 87; Hirth 1978: 37f.).209 Die Rohstoffe
207 Gell (1986: 121) verweist darauf, dass die Muria Gond im Bastar-Distrikt (Madhya Pradesh, Indien), Prestigeobjekte mit anderen Nicht-Muria Gruppen assoziieren, denen man einen höheren sozialen Status attestiert. Interessant daran ist, dass diese Objekte intratribal nicht konkurrierend als Status- oder Prestigeobjekte benutzt werden, sondern als Zeichen der Konformität und des kollektiven Äußeren (ibd. 121f.). 208 Ein Beispiel hierfür wären die Stachelrochenspitzen, die in Eliteresidenzen im Tal von Oaxaca gefunden wurden und allein durch ihre Seltenheit einen höheren Wert besitzen als die Knochenimitate im häuslichen Kontext (vgl. S. 24). 209 Im Gegensatz zur Zentrale-Orte-Theorie haben „gateway communities“ lediglich eine vertikale Organisation und keine gleichwertigen Zentren neben sich, die untereinander interagieren und konkurrieren. Zudem berücksichtigt das Konzept der „gateway communities“ die naturräumlichen Gegebenheiten, wie topographisches Relief, Ressourcen, Bevölkerung, sowie Austausch- und Kommunikationsgrenzen. Christallers Theorem ging dabei von einer idealtypischen Prämisse aus (Hirth 1978: 38; vgl. dazu Anm. 105).
69
werden aus dem Hinterland hierarchisch weitergeleitet und von der „gateway community“
interregional distributiert. Dieser Prozess findet auch vice versa statt.210
Monumentale Kunst in Chalcatzingo ist Grove (1989b: 132) zufolge durch die Technik und
den Stil der Golfküste (zeitgleich zu La Venta) beeinflusst, obwohl erstere eine lokale
Ausprägung besitzt, die Grove (ibd.) als „frontier art“ bezeichnet. Die Anzahl der
Monumente dieses Stils ist in Chalcatzingo groß, so dass exemplarisch hier zwei vorgestellt
werden. Zum einen enthält Monument 1 (Abb. 88), der sogenannte „El Rey“ viele
diagnostische olmekische Elemente, wie das „U“-Motiv, das St. Andreas Kreuz und die
dreifach vorkommenden Regentropfen. Zum anderen die petroglyphische Darstellung von
vier Personen auf Monument 2 (Abb. 89), die ebenfalls Teile des „olmekischen Kanons“
beinhalten. Gleichzeitig weisen die Figuren eine frappante Ähnlichkeit zur Erscheinung auf
der San Miguel Amuco-Stele und den Akteuren auf Monument 12 in Chalchuapa (Abb. 90)
auf. Auf der keramischen Ebene zeigt die Peralta Orange-Ware Ähnlichkeiten zur Keramik in
La Venta und Tres Zapotes (Grove 1984:. 83f.), ist aber auch in Orten des nördlichen Maya-
Tieflands durch den lokalen Joventud Red-Typus vertreten (ibd. 84; Andrews 1986: 41).
Grünstein könnte in die Golfküstenregion entweder aus der Motagua-Region im Hochland
von Guatemala oder auch aus Guerrero bezogen worden sein. Bei Letzterem wäre
Teopantecuanitlán als Knotenpunkt möglich (Abb. 91), der eine verbindende Position
zwischen Chalcatzingo und anderen Orten in Guerrero einnahm. In Teopantecuanitlán (auch
Tlacozotitlán genannt) sind Monumente olmekischen Stils vorhanden und werden im Kap.
6.3.1.4 kurz erläutert (Grove 1989b: 142ff.).
Mit dem Niedergang der olmekischen Kultur verliert Chalcatzingo seine Hauptfunktion als
„gateway community“, die vor allem das olmekische Kerngebiet versorgte, und führte Grove
(1984: 165) zufolge um 500 v. Chr. zur Aufgabe der Siedlung.211
210 Das Prinzip der „gateway communities“ lehnt sich meines Erachtens stark an das Transportprinzip der Christallerschen Zentrale-Orte-Theorie, wie auf S. 35f. vorgestellt. 211 Diese Interpretation ist durch Santley (1984b: 604f.) kritisiert worden, da bestimmte Rohstoffe wie Kaolin auch lokal im Golfküstengebiet hätten abgebaut werden können, so dass die Etablierung einer „gateway community“ für die Bedürfnisse der olmekischen Elite marginal wenn nicht sogar obsolet geworden wäre. Santley übersieht jedoch meines Erachtens zwei Punkte. Zum einen muss der interregionale Austausch nicht als ökonomische Basis Chalcatzingos fungiert haben. Zum anderen hat Chalcatzingo, und das wird aus den Daten im Kap. 6.3.1.2 – 6.3.1.5 deutlich, Austauschkontakte zu anderen Regionen unterhalten. Auf die Frage Santleys (ibd. 605), was die Olmeken im Gegenzug nach Chalcatzingo exportiert hätten, kann beigefügt werden, dass, wie er zurecht bemerkt, Nahrungsmittel ausgeschlossen werden können, jedoch die nahezu ubiquitären olmekischen Motive und Skulpturen eine legitimatorische Funktion für die Elite in Chalcatzingo hätten haben können. Es bleibt jedoch offen, ob dieser Austausch der Eliten auf einer gleichen Ebene abgelaufen ist, oder ein Ungleichgewicht geherrscht hat, wie in einer frühen Arbeit von Flannery (1968a) für die Beziehung zwischen dem frühformativen Tal von Oaxaca und der Golfküstenregion angenommen (vgl. dazu Anm. 57).
70
6.3.1.2 Morelos – Tal von Mexiko
Austauschbeziehungen Chalcatzingos zum Tal von Mexiko lassen sich auf der keramischen
und figürlichen Ebene feststellen und könnten über Cuicuilco als regionales Zentrum im
Hochland abgelaufen sein (Grove 1987c: 435). Aus der Cantera-Phase in Chalcatzingo (ca.
700-500 v. Chr.) findet man Figurinen des Typs B und C nach der durch George Vaillant
(1930: 98-113, für den Typ B und C) erstellten Typologie für Figurinen aus dem Hochland
von Mexiko, wobei der im Mexiko-Tal seltene Subtyp C8 in Chalcatzingo dominiert (Abb.
92, 93; Grove 1984: 87).
Anders als im Frühen Formativum (in Gräbern) sind sie im Mittleren Formativum in
Chalcatzingo vor allem im häuslichen Kontext zu finden (Grove 1984: 85).
6.3.1.3 Morelos – Tal von Oaxaca
Das architektonische Arrangement aus Terrassen, Plazas und Mounds, wie es in Chalcatzingo
in Erscheinung tritt (vgl. o. Abb. 13), ist auch für die Rosario-Phase in San José Mogote
festzustellen (Flannery und Marcus 1976a: 213-215) und dürfte, ebenso wie die bereits
erwähnte Strukturierung des öffentlichen Raumes in Chiapas (vgl. o. S. 9f.), als Ausdruck
einer Eliteaktion verstanden werden, der ein weit verbreitetes programmatisches
Grundkonzept zugrunde lag.
Im materiellen Bereich treten uns Eisenerzspiegel in Chalcatzingo entgegen, die aus Oaxaca
stammen könnten (Abb. 94). Zumindest sind solche Objekte häufig von Eliten benutzt worden
(Marcus 1989: 191f.; Grove 1989: 141). In der Guadalupe- und Rosario-Phase kamen aus
Morelos hingegen Madera Brown-Waren ins Tal von Oaxaca (Marcus 1989: 168). Interessant
ist, dass es kaum Ähnlichkeiten in der davor gehenden Phase zwischen Oaxaca und dem Tal
von Mexiko gab (Flannery und Marcus 1994: 379), obwohl eine Knotenpunktfunktion
Morelos, vor allem Chalcatzingos, wie im Kap. 6.3.1.1 beschrieben angenommen werden
kann.
6.3.1.4 Morelos - Guerrero
Die Überschrift dieses Kapitels impliziert eine Interaktion beider Regionen, innerhalb dieser
jedoch auch weiter reichende Relationen betrachtet werden sollen.
Es wurde bereits angesprochen (Kap. 6.3.1.1), dass Teopantecuanitlán, ein großer Ort am
Zusammenfluss vom Río Balsas und vom Río Cuautla-Amacuzac (vgl. Abb. 91), vermutlich
als eigene „gateway community“ innerhalb eines an Ressourcen reichen Hinterlandes
71
fungierte bzw. in einem peripheren Bereich im Gravitationsfeld von Chalcatzingo lag.212
Durch diese Verbindung erhielt Teopantecuanitlán wichtige Impulse seitens der
Golfküstenregion via Chalcatzingo. In diesem Ort, der vermutlich Sitz eines Häuptlings oder
einer entsprechenden Instanz war, befindet sich ein tief liegender Hof,213 der von vier
Monumenten flankiert wird (Abb. 95), die als Maisgötter (Taube 2004: 30, 45; 93), sakrale
Berge an den vier Ecken des Universums (Diehl 2004: 169) oder als Markierungen der
Solstitien und Äquinoktien interpretiert werden (Martínez Donjuán 1994, zit. n. Diehl 2004:
168f.). Teopantecuanitlán wäre demnach ein Subzentrum in dem oben vorgestellten
dendritischen System eines „gateway community“-Komplexes, der die Güter und Stile an
seine Subzentren weitergibt. Diese Annahme wird durch Funde an der Peripherie
Teopantecuanitláns gestützt, wie die Stele von San Miguel Amuco (Abb. 96, 97) und die
Höhlenmalereien von Oxtotitlán und Juxtlahuaca (Abb. 98) nahe legen.
Die enge Verbindung zwischen Chalcatzingo und Teopantecuanitlán wird durch das seltene
stilistische Element, das im Stirnband der Figur auf den Monumenten in Teopantecuanitlán
(vgl. o. Abb. 95) und gleichzeitig auf Monument 21 in Chalcatzingo (Abb. 99) zu sehen ist,
angedeutet. Ob jedoch aus der weiblichen Person auf Monument 21 Heiratsallianzen mit
Teopantecuanitlán zu schließen sind (Guillén 1984: 122), bleibt meines Erachtens vor dem
Fehlen weiterer vergleichbarer Funde spekulativ.
Die Verbindungen Teopantecuanitláns reichen bis zum Tal von Mexiko, wo Christine
Niederberger die Quelle des Obsidians (Barranca de los Estetes) lokalisiert hat, den man in
einem Haushalt in Teopantecuanitlán fand (Niederberger 1996: 101). Der Import dieses
Obsidians deutet auf dessen hohe Bedeutung, da er gegenüber dem lokal vorkommenden
Feuerstein favorisiert wurde (ibd.).
6.3.1.5 Morelos – Pazifikküste Guatemalas
Grove (1984: 82) vermutet, dass durch das nahezu ubiquitäre Vorkommen von Keramik mit
weißer Engobe in Chalcatzingo, die mit Kaolin hergestellt wurde, der Ort sich in der Nähe
einer der wenigen seltenen Quellen dieser Ressource befand. Diese feine Ware, die als
Elitekeramik interpretiert wird, findet man vereinzelt in größeren Zentren, wie in El Mesak an
der Pazifikküste Guatemalas (Pye et al. 1999: 84), oder in La Blanca (Ramiréz Fine White),
hier im Zusammenhang mit einer feinen Ritztechnik, die hauptsächlich auf dieser Ware zu
212 Aus Guerrero sind Grünsteine bekannt (Grove 1984: 105), daneben vermutlich auch Serpentin, Magnetit, Hämatit und andere Schwermetalle (Hirth 1978: 41). 213 Ein Charakteristikum, das auch in Chalcatzingo und in La Venta Complex A zu finden ist (vgl. dazu Reilly III 1994: Fig. 8).
72
finden ist (Love 1991: 65; Love 1993: 21, Table 1). Diese Ware ist ebenfalls oft mit dem
Sternenmotiv versehen (Abb. 100), sowohl in La Blanca, als auch auf der Socorro Gray-Ware
im Tal von Oaxaca (Abb. 101) oder im Grabkomplex 9N-8 in Copán (Abb. 102). Joralemon
(1971: 15 [Motiv 116], Fig. 49, 57, 90, 140) interpretiert es als olmekisch und findet es in
Tlatilco, Tlapacoya und einigen Stätten in Morelos. Die Kombination beider Charakteristika,
der feinen weißen Ware und des weit verbreiteten Musters, machten diese vermutlich zu
einem begehrten Gut, zumal die Quellen des zur Herstellung der Engobe benötigten Kaolins
rar waren.
6.3.1.6 Tal von Oaxaca – Tal von Mexiko
Die Austauschbeziehungen beider Regionen waren schon bereits im Frühen Formativum
intensiv. Dies wird vor allem durch die Obsidianvorkommen aus dem Hochland von Mexiko
im Oaxaca-Tal bestätigt (Pires-Ferreira 1975: 27). Doch auch Keramik wurde ausgetauscht.
Ein Gefäß aus Tlapacoya wurde aus Ton hergestellt, der im Tal von Oaxaca zu finden ist und
in die San José-Phase (1150-850 v. Chr.) datiert wird (Marcus 1989: 168). Ware des Typs
Delfina Fine Gray aus dem Oaxaca-Tal, ebenfalls aus der San José-Phase, die in Aquiles
Serdán an der Chiapasküste gefunden wurde, fand man auch im Tal von Mexiko in Tlapacoya
(Pires-Ferreira 1975: 81f.). Generell sind die keramischen Verbindungen in der San José-
Phase zwischen beiden Regionen sehr stark (Flannery und Marcus 1994: 377), sowohl in der
Form, als auch in der Verzierung mit „double-line-break“–Motiven. Flannery und Marcus
(1994: 379) betonen, dass die Verbindung zwischen diesen beiden Regionen sich gegenüber
anderen am stärksten ausdrückte.
In Haushalt C3, Areal A in San José Mogote wurde Obsidian aus Barranca de los Estetes und
Zinapécuaro lokalisiert (Tab. 27; Marcus 1989: 185). 25 % des Obsidians im Tal von Oaxaca
stammen aus der Barranca de los Estetes-Quelle (Pires-Ferreira 1975: 30). Vice versa
stammen im Tal von Mexico 13,7 % des Obsidians aus einer unbekannten Quelle im Tal von
Oaxaca (ibd. 31, Fig. 16).214
Figurinen aus dem Tal von Oaxaca (Abb. 103a) entsprechen dem Typ A aus dem Mexiko Tal
(Abb. 103b).
Allgemein kann von einer punktuellen Konzentration von Obsidian innerhalb der Siedlungen
im Tal von Oaxaca gesprochen werden, bevor der Obsidian auf die einzelnen Haushalte
verteilt wurde (Winter und Pires-Ferreira 1976: 309). Dieser Prozess ist im Frühen
214 Vgl Kap. 6.3.1.10.
73
Formativum nicht auf die kleinen Siedlungen ausgedehnt, sondern findet nur innerhalb
weniger Haushalte in San José Mogote statt (ibd. 309f.).
6.3.1.7 Tal von Oaxaca - Pazifikküste Guatemalas und Chiapas´
In Aquiles Serdán an der Pazifikküste Chiapas wurde Delfina Fine Gray-Ware, die
Ähnlichkeiten zur Oaxaca Keramik aufweist, im späten frühformativen Kontext gefunden
(Marcus 1989: 168). Guamuchal Brushed tecomates in San José Mogote kamen entweder aus
der Pazifikküstenregion Chiapas´ oder Guatemalas (ibd. 177).
Laguna Zope (vgl. o. Abb. 91) könnte innerhalb des Pazifikstreifens beim Austausch eine
wichtige Rolle gespielt haben. Die Zäsur vom Frühen zum Mittleren Formativum wird hier
auch in Form der Keramik und der Motive, wie dem „double-line-break“-Motiv evident
(Zeitlin 1978: 195f.). Von Laguna Zope könnten marine Produkte wie Stachelrochenspitzen
(vgl. a. Kap. 6.3.1.11), die zum Teil als rituelle Paraphernalia fungierten, importiert worden
sein (Flannery 1976e: 341ff.).
Pye et al. (1999: 85) sehen in der feinen weißen Ware im mittelformativen El Mesak
Ähnlichkeiten zur ebenfalls als Eliteware angesehenen Socorro Fine-Ware aus Fábrica San
José (vgl. Drennan 1976b: 34). Die im Tal von Oaxaca dominierende „white-to-buff“-
Keramik (vgl. o. S. 9) findet ihre Analogie in der weißlichen Keramik der Conchas-Phase an
der Küste Guatemalas (Flannery 1968a: 90).
6.3.1.8 Tal von Oaxaca – Golfküstenregion
Im späten frühformativen Kontext wurden Eisenerzspiegel aus Oaxaca, die wahrscheinlich in
San José Mogote gefertigt wurden, in großer Anzahl nach San Lorenzo importiert (Marcus
1989: 191f.). Im Gegenzug kamen aus der Golfküstenregion Schildkrötenpanzer, die als
Trommeln eingesetzt wurden, ins Oaxaca-Tal (ibd. 192). Ebenso wurden Muscheln der Art
Barynaias aus Veracruz (ibd.) in Areal A und C in San José Mogote (San José-Phase)
gefunden. Die von Nanette Pyne untersuchte Yale Sammlung der San Lorenzo Keramik
enthielt einige Stücke der Delfina Fine Gray-Ware, die ihren Ursprung im Tal von Oaxaca
haben (Pires-Ferreira 1975: 82; Flannery und Marcus 2000: 28). Die in San Lorenzo massig
auftauchende Xochiltepec White-Ware taucht in geringeren Mengen in Tlatilco, Tlapacoya
und in San José Mogote auf. Chemische Untersuchungen dieser Ware im letzt genannten Ort,
ergaben, dass sie nicht lokalen Ursprungs ist, sondern vermutlich aus der Golfküstenregion
importiert wurde (Pires-Ferreira 1975: 82).
74
Das Obsidiannetzwerk, das im Frühen Formativum zwischen beiden Regionen bestand (Abb.
104), ist im Mittleren Formativum, wahrscheinlich aufgrund des Niedergangs San Lorenzos,
ebenfalls zusammengebrochen (Abb. 105). Ähnliche Ergebnisse könnten für Laguna Zope
interpretiert werden, wo der Übergang von der Golfo- (1100-800 v. Chr.) zur Ríos-Phase
(800-400 v. Chr.) durch ein Fehlen von Obsidian aus der Guadalupe Victoria-Quelle
gekennzeichnet ist (Zeitlin 1978: 196). Zeitlin vermutet auch, dass der Zusammenbruch San
Lorenzos als ein Faktor angesehen werden kann (ibd.).
Die bereits genannte „white-to-buff“–Ware (vgl. S. 9) im Tal von Oaxaca findet ihre
Entsprechung in der Coarse Paste Buff-Ware in La Venta (Flannery 1968a: 90).
6.3.1.9 Tal von Mexiko – Golfküstenregion
Im Mittleren Formativum bezog die Golfküstenregion nicht mehr ihren Obsidian via Oaxaca-
Tal wie im Frühen Formativum aus der Guadalupe Victoria-Quelle, sondern direkt aus dem
Tal von Mexiko (Pires-Ferreira 1975: 29; Fig. 16) über die Barranca de los Estetes-Quelle.
Diese Verbindung wird in dem absoluten Anstieg des Obsidians dieser Quelle in San Lorenzo
evident; von 4,8 % im Frühen Formativum auf 26,3 % im Mittleren Formativum (Pires-
Ferreira 1976: 304). Damit könnte die frühere Mittlerrolle des Tals von Oaxaca zwischen der
Golfküstenregion und dem Tal von Mexiko aufgegeben worden sein.
6.3.1.10 Tal von Mexiko – Guatemala Hochland
Der Obsidian, der in das Tal von Mexiko importiert wurde, stammt nicht zum größten Teil
aus nahen Quellen, wie etwa der Barranca de los Estetes (Pires-Ferreira 1976: 305).215 Die
beiden Orte El Arbolillo und Zacatenco weisen ein heterogenes Bild in Bezug auf die
Obsidianimporte auf. 4,5 % stammen aus Zinapécuaro, 9,1 % aus Cerro de las Navajas, 9,1 %
aus Tulancingo, 13,7 % aus einer unbekannten Quelle im Tal von Oaxaca und 18,2 % aus
einer guatemaltekischen Quelle (jedoch nicht El Chayal).
6.3.1.11 Tal von Mexiko - Pazifikküste
Die Provenienz mariner Produkte ist, außer einer einfachen Herkunftsbestimmung in
atlantische oder pazifische, schwer nachzuvollziehen. Eine Korrelation zwischen Fundort und
Ursprungsort besteht gegebenenfalls über das vermehrte Vorkommen gleicher Meeresfauna
an beiden Orten und deren Zugehörigkeit zu einem eng begrenzten Habitat.
215 Lediglich 45,5 % stammen aus dieser Quelle, basierend auf den untersuchten Obsidianfunden durch Pires- Ferreira (1976: 305).
75
Muschelschalen der Perlenauster (Pinctada mazatlantica) wurden sowohl in Zacatenco (Tal
von Mexiko), als auch in Nexpa (Morelos) und in Tierras Largas gefunden (Pires-Ferreira
1975: 76). Diese Funde können jedoch nichts über deren Provenienz sagen. Laguna Zope an
der Pazifikküste des heutigen Oaxaca könnte dabei eine Knotenpunktfunktion eingenommen
haben. Jedoch könnten die marinen Produkte noch von weiter südlich weitergeleitet worden
sein. So findet man Muschelschalen der Art Strombus galeatus in La Victoria, Salinas La
Blanca (beide an der Pazifikküste Guatemalas), aber auch in Tierras Largas. Sie dienten als
Trompeten und waren deshalb weit verbreitet (ibd. 75). Dergleichen wurden in Huitzo und
wiederum in La Victoria und Salinas La Blanca Muschelschalen der Art Amphichaena
kindermanni gefunden. Durchaus denkbar, dass das Hochland von Oaxaca und auch das Tal
von Mexiko von der Pazifikküste Guatemalas seine marinen Produkte bezog. Die genannten
Orte La Victoria und Salinas La Blanca lagen im Einflussbereich des großen Zentrums La
Blanca, von wo aus eine Koordinierung der Exporte ins Hochland stattgefunden haben
könnte.
6.3.1.12 Zentralchiapas – Golfküstenregion
Es wurde bereits erwähnt (vgl. S. 16f.), dass ein intensiver Austausch zwischen Orten in
Zentralchiapas und denen der Golfküstenregion, bedingt durch die physische Nähe beider
Regionen, stattgefunden hat. Die archäologischen Reminiszenzen, die diesen Austausch
belegen, sind enorm.216 Überblicksartig werden im Folgenden einige Beispiele genannt.
Im Südosten Chiapas (vgl. o. Abb. 14) wurden in dem Ort Xoc (Nr. 2 in Abb. 14) Flachreliefs
gefunden, die Personen im olmekischen Stil darstellen (Abb. 106). Die Person auf dem Relief
in Padre Piedra (Abb. 107a) trägt einen ähnlichen Gegenstand wie die mittlere Person im
Relief aus Pijijiapan (vgl. Abb. 113 oben), ebenso eine Figurine aus Pichucalco (Abb. 107b).
Dieses Objekt wird in der Forschung als „knuckle duster“ bezeichnet und als Insignie einer
Führungspersönlichkeit, aber auch als Waffe interpretiert und fand eine weite Verbreitung
(Abb. 107c, d; Grove 1987a; Navarrete 1974: 1). In Piedra Parada fand man eine Jadeit-
Figurine (Abb. 108), die als Teil einer Gruppe von Figurinen einzuordnen ist, die alle in der
Region um Ocozocoautla (vgl. Karte in Lee 1989) gefunden wurden (Abb. 109, 110a). Das
Fragment eines Jadeit-Zepters in Abbildung 110a findet ein nahezu identisches Pendant in
einem Zepter aus Cárdenas, Tabasco (Abb. 110b).
Coe und Diehl (1980a: 188) sehen Beziehungen zwischen der Dili-Phase Keramik
Zentralchiapas´ und der Nacaste-Phase Keramik in San Lorenzo. In Chiapa de Corzo fand Lee 216 Aus dem gesamten Chiapas-Raum sind über 30 Steinskulpturen bekannt, die wenigsten sind jedoch in situ gefunden worden, so dass eine Datierung oft schwierig ist (Lee 1989: 216).
76
(1969: 10, 193) Figurinen aus der Dili-Phase (850-600 v. Chr.; Demarest 1976: 86), die starke
Ähnlichkeiten zu Funden aus La Venta aufweisen. Während im Frühen Formativum das
Golfküstengebiet seinen Obsidian aus El Chayal und anderen Quellen bezog (Lee 1989:221),
verlagerte sich der Import im Mittleren Formativum einzig auf die San Martín Jilotepeque-
Quelle (ibd. 224).
6.3.1.13 Zentralchiapas – Pazifikküste Guatemalas und Chiapas´
In dem regionalen Zentrum Abaj Takalik (vgl. Anm. 228) findet man im Mittleren
Formativum einen Lehmballspielplatz (Abb. 111), der starke Ähnlichkeiten zu den bereits
erwähnten Ballspielplätzen (vgl. S. 10) in Finca Acapulco, El Vergel und San Mateo besitzt
(vgl. o. Abb. 14). Charakteristisch für den Chiapas-Typ ist eine separate Plattform an den
Enden des Ballspielplatzes (Schieber de Lavarreda 1994: 81). Alle Typen weisen eine Nord-
Süd-Ausrichtung auf (mit Abweichungen). Zu diesem Zeitpunkt war Abaj Takalik bereits ein
großes, vermutlich zeremonielles Zentrum, in dem der Ballspielplatz innerhalb eines Bezirkes
mehrerer Plattformen integriert war und vermutlich als Resultat einer komplexen
gesellschaftlichen Organisation verstanden werden kann. Es bleibt offen, ob der Ort Einfluss
auf die genannten Chiapas-Siedlungen ausgeübt hat, oder zumindest in Bezug auf die
Ballspielplatzarchitektonik stimulierend wirkte.
6.3.1.14 Zentralchiapas – Hochland von Mexiko
Trotz Einzelfunden soll nicht unerwähnt bleiben, dass in La Libertad (vgl. u. Abb. 134, 135)
Obsidian aus der Zaragoza-, der Cerro de Las Minas- und der Pachuca-Quelle gefunden
wurde (Abb. 112). Diese Funde implizieren auch Verbindungen zum Hochland
Zentralmexikos (Clark und Lee 1984: 259f.).
6.3.1.15 Golfküstenregion – Pazifikküste Guatemalas und Chiapas´
Der Einfluss des olmekischen Stils ist entlang der Pazifikküste Chiapas´ und Guatemalas weit
verbreitet. Eine besondere Rolle nimmt dabei Izapa ein, das im Mittleren Formativum eine
Transformation von einem egalitär organisierten Dorf zu einer komplexeren soziopolitischen
Einheit erfahren hat (Lowe et al. 1982: 121).217 Während der Duende-Phase (ca. 850-650 v.
Chr.) scheint Izapa von zwei Regionen beeinflusst gewesen zu sein. Zum einen aus der
Golfküstenregion, aber auch aus Morelos (hier v. a. Chalcatzingo), welches sich zu Beginn
des Späten Formativums in der Ikonographie der Monumente wieder spiegelt (Guillén 1984: 217 In dieser Zeit entsteht Mound 30a, der das früheste monumentale, öffentliche Gebäude in Chiapas trug (Lee 1989: 207f.).
77
120); aber zum anderen auch aus dem guatemaltekischen Hochland, repräsentiert durch die in
Izapa intrusive Duende-Keramik (Lowe et al. 1982: 123, 127).
Lowe et al. folgern daraus,
„…that an eastern, and possibly early Mayan, ceramic and architectural tradition had
intruded itself into Izapa, apparently between 850 and 650 B.C.” (ibd. 127).
Das massive Auftauchen von Objekten und Motiven olmekischen Stils und das Verschwinden
der Duende-Keramik könnten darauf deuten, dass der Einfluss aus dem Osten (frühe Maya?)
nur von kurzer Dauer war (ibd.).
Weit verbreit ist dieser Stil vor allem in Izapa, Altamira, Aquiles Serdán, Pajón, Tzutzuculi
und anderen Orten zu finden (Lee 1989: 209). Die Flachreliefs in Pijijiapan (Abb. 113)
werden als „olmekisch“ bezeichnet (Navarrete 1974: 1). Ebenso weist Monument 1 in
Tzutzuculi auf den olmekischen Stil hin (Abb. 114).
In El Mesak wurde auf der lokalen weißen Keramik das vermeintliche „were-jaguar“-Motiv
gefunden (Abb. 115). „Olmekische“ Motive findet man auch in dem unweit liegenden La
Blanca (Abb. 116), wo eine breitere Elite Objekte wie Jade oder Skulpturen akkumulierte
(vgl. o. Abb. 21; Love 1991: 60). In La Blanca und auch in El Mesak findet man lokale feine
Keramiken versehen mit panmesoamerikanischen Motiven, die generell als olmekisch
bezeichnet werden, jedoch jeweils in unterschiedlichen Kontexten (Pye und Demarest 1991:
95). Während in La Blanca diese Ware zusammen mit Jade und anderen Objekten in von
Love (1991: 71) als Elitehaushalte bezeichneten Wohneinheiten gefunden wurde, tauchen
feine Zylindergefäße und Jade in El Mesak im Haushaltsabfall auf und implizieren keinen
Elitekontext (Pye und Demarest 1991: 96). Pye und Demarest (ibd.) vermuten, dass El Mesak
ein Knotenpunkt innerhalb des Zusammenlaufes zweier Austauschrouten gewesen sein
könnte: zum einen einer entlang der pazifischen Küste gelegenen und zum anderen einer, die
die Küste und das guatemaltekische Hochland verband. Eine derartige Route könnte die weite
Verbreitung der panmesoamerikanischen („olmekischen“) Motive vor allem im südöstlichen
Mesoamerika erklären helfen.
Das sogenannte „Shook Panel“ (Abb. 117), dessen Provenienz unbekannt ist, wurde 1973 von
Edwin M. Shook erworben. Der Vorbesitzer erhielt es, laut Shook und Heizer (1976: 1), von
einem Mann aus San Antonio Suchitepéquez (in der Nähe von Mazatenango / Guatemala).
Das Monument weist einige Parallelen zu Monumenten aus La Venta auf, wie etwa die
Fußabdrücke auf Monument 13 (Abb. 118) oder die Ohrspule auf Monument 19 (Abb. 119).
78
6.3.1.16 Golfküstenregion – Maya Tiefland
Der Jadefund von Chacsinkin (Yucatán) (Abb. 120, 121) wird in der Forschung als olmekisch
interpretiert (Diehl 2004: 151). Andrews, der die Jadeobjekte untersucht hat, datiert sie trotz
eines spätklassischen Fundkontextes in das späte Mittlere Formativum (700-450 v. Chr.) und
vermutet einen Import aus dem olmekischen Kernland (Andrews 1986: 27).218
Austauschbeziehungen beider Regionen lassen sich auch durch Keramikuntersuchungen
verifizieren. Der Frühe Nebanche-Komplex (ca. 700/650-450 v. Chr.)219 findet seine
Entsprechung in späten Keramiken des Komplexes A in La Venta (600-400 v. Chr.), obwohl
der Erstgenannte starke lokale Charakteristika aufweist (ibd. 34, 36). Nach Andrews (ibd. 40)
hat die rotfarbige Keramik in La Venta ihre Vorläufer in der Red Joventud-Ware auf Yucatán,
da sie keine Vorläufer im Kernland der Olmeken findet, letztere jedoch Impulse aus der
älteren Xe-Keramik erhielt. Dass dieser Austausch reziproker Art war, zeigt nicht nur die
Präsenz rotfarbiger Ware in La Venta, sondern auch vereinzelter Objekte olmekischen Stils in
Yucatán, die eine Interaktion zwischen den etablierten Häuptlingstümern im Golfküstengebiet
und den aufsteigenden im yukatekischen Tiefland (Abb. 122, 123) und dem Petén (z. B. in
Seibal, vgl. Abb. 124, 125) implizieren.
6.3.1.17 Golfküstenregion – El Salvador
Eine Reihe von Monumenten in Chalchuapa veranlassten Sharer zu der Hypothese einer
direkten Interaktion zwischen dem Ort und dem olmekischen Kernland. Er vermutet sogar in
Chalchuapa einen olmekischen Außenposten (Sharer 1989: 270).220
Monument 12 in Chalchuapa stellt das vom olmekischen Kernland am weitesten entfernte
Fundobjekt des olmekischen Stils dar (Abb. 126; Sharer 1989: 251). Daneben besitzt Struktur
E3-1 im nahe gelegenen El Trapiche starke Ähnlichkeiten zum zeitgleichen kannelierten,
konischen Bau C-1 in La Venta (vgl. Diehl 1981, vgl. o. Abb. 12), ohne lokale Vorbilder
(Sharer 1989: 253). Dieser Bau (E3-1) wurde ohne Vorläufer zu Beginn des Mittleren
218 Andrews (1986: 25) muss jedoch eingestehen, dass ähnliche Funde aus dem Kerngebiet der Olmeken fehlen und revidiert später, dass ein direkter Import aus dem Golfküstengebiet ausgeschlossen werden kann (Andrews [1987: 79]). 219 Der Nebanche-Komplex bildet die früheste Keramik im Mittleren Formativum, die im nördlichen Yucatán, definiert in den Orten Dzibilchaltun und Komchen, gefunden wurde (Andrews 1986: 29; Joesink-Mandeville und Meluzin 1976: 89). 220 Über die Validität dieser Aussage kann nur spekuliert werden. In Chalchuapa lassen sich im Colos- und Kal-Komplex (900-650 v. Chr.), anders als in der zeitgleichen Conchas-Phase der guatemaltekischen Küste, keine olmekischen Motive oder Artefakte finden (Demarest 1989: 330). Die ersten beiden Komplexe scheinen autochthon zu sein. Neuerdings sind wieder Vermutungen über einen „olmekischen Außenposten“ an der Pazifikküste Chiapas´ (Mazatán-Region) in dem frühformativen Ort Cantón Corralito aufgestellt worden (Cheetham 2006).
79
Formativums erbaut und könnte als Ausdruck einer emporsteigenden Elite- (oder Häuptlings-)
aktion verstanden werden.
6.3.1.18 Golfküstenregion – Honduras
Der Ort Copán liegt etwa 150 km nördlich von Chalchuapa. Copáns mögliche Bedeutung als
„gateway community“ könnte durch die Ressourcennähe zum Istepeque Obsidian und
Motagua Jadeit ihre Bestätigung finden (Sharer 1989: 255). Die olmekischen Motive sind in
Copán nicht so dominierend, wie etwa in Chiapas. Diehl (2004: 148) vermutet, ausgehend
von quantitativen Überlegungen, dass Copán indirekten Kontakt mit dem olmekischen Stil
hatte und Einflüsse seitens des stärker „olmekisierten“ Chalchuapa erhielt (ibd.; Andrews
1986: 28). Dass die olmekischen Motive in Copán eine besondere Rolle innerhalb des Sinn-
und Bedeutungsspektrums spielten, zeigen die Funde im Grabkomplex 9N-8 aus dem
Mittleren Formativum. Sowohl einige Gefäßformen als auch Motive, die im olmekischen Stil
ausgeführt sind (Abb. 127), waren mit anderen Objekten hohen Werts, etwa Jadeobjekten,
vergesellschaftet (Abb. 128).221
Auch im nördlicher gelegenen Cuello wurde vermutlich Jade aus dem Motagua-Tal bezogen
(Hammond 1995: 50), eine der weniger bekannten Quellen dieses Steins (Grove 1984: 105).
Blaue Jade im Kontext eines Kindergrabes in Cuello könnte aus dem Isthmus von
Tehuantepéc stammen und weist Ähnlichkeiten zu den Funden von Chacsinkin auf
(Hammond 1995: 30, Fig. 35).
6.3.1.19 Golfküstenregion – Hochland von Guatemala
Das Hochland von Guatemala und dessen Zentren unterhielten im Mittleren Formativum
vielfältige Kontakte zu anderen Regionen Mesoamerikas, die in den folgenden Kapiteln
6.3.1.19 – 6.3.1.22 skizziert werden.
Eine Hochland-Tiefland-Interaktion während des Formativums ist bereits früh in der
mesoamerikanischen Forschung erkannt worden, wie Vergleiche von Artefakten aus
Uaxactun und Kaminaljuyu belegt haben (Sharer 1994: 107). Archäologische Untersuchungen
im Salama-Tal im Hochland von Guatemala (Abb. 129) zeigen für die Max-Phase (ca. 800-
500 v. Chr.) vielfältige Austauschbeziehungen sowohl zum Hochland als auch zum Tiefland
der Pazifikküste und des südlichen Maya-Gebietes (Tab. 28).
Die bereits erwähnte Motagua-Quelle für Jade könnte das olmekische Kernland massiv ab
dem Mittleren Formativum versorgt haben (Brown 1984: 230). Im Frühen Formativum sind 221 Grab VIII-27 sticht durch seine reiche Ausstattung hervor und beherbergte einen geköpften Mann, gemeinsam mit Gefäßen, die mit den oben genannten Motiven verziert sind (Diehl 2004: 148).
80
Grünsteine selten im archäologischen Kontext zu finden, erst ab 900 v. Chr. gewinnen sie an
immenser Popularität (Grove und Gillespie 1992: 30). Das guatemaltekische Hochland mit
einer der wichtigsten Obsidianquellen, dem El Chayal, versorgte das Golfküstengebiet im
Mittleren Formativum intensiver mit dem qualitativ hoch stehenden Vulkangestein (Pires-
Ferreira 1976: 305).222
Vereinzelte Funde im Hochland von Guatemala, die Träger des olmekischen Stils sind,
stammten aus San Jerónimo (Baja Verapaz, Navarrete 1974: 21, Fig. 24), oder der Jadeit
Faustkeil aus El Sitio (San Marcos, ibd. 22, Fig. 25).
6.3.1.20 Hochland von Guatemala – Honduras
Zum Mittleren Formativum (Playa-Phase) hin, taucht im östlichen Honduras, in der Stätte
Puerto Escondidio (vgl. o. Abb. 7), erstmals Jade auf, die vermutlich aus dem Hochland von
Guatemala aus dem Motagua-Tal in unbearbeiteter Form importiert wurde (Joyce und
Henderson 2001: 13). In dieser Stätte werden im Mittleren Formativum auch die ersten
Erdplattformen errichtet, auf denen Gräber mit Keramikgefäßen (von denen eins
Jadeornamente enthielt) auf eine soziale Differenzierung der dortigen Gesellschaft schließen
lassen. Dies könnte durch den interregionalen Austausch, den der Ort bereits in der
vorangehenden Chotepe-Phase (1100-900 v. Chr.) mit anderen mesoamerikanischen
Regionen betrieb, Auftrieb erhalten haben (ibd. 10, 13ff.).
6.3.1.21 Hochland von Guatemala – Pazifikküste Guatemalas und Chiapas´
La Blanca als eines der größten Zentren des Mittleren Formativums wurde in der
vorliegenden Arbeit bereits mehrmals genannt (vgl. S. 10, 11, 72f.).
Zu Beginn des Mittleren Formativums tauchen in La Blanca erstmals in der
Pazifikküstenregion prismatische Obsidianklingen auf.223 Der Obsidian wurde in zwei
Formen in den Ort importiert. Zum einen in bereits bearbeiteter Form als fertiges Werkzeug,
zum anderen in Rohform, die dann vor Ort weiterverarbeitet wurde (Jackson und Love 1991:
47). Analysen dieses importierten Materials haben ergeben, dass entgegen den Erwartungen
eines Importes des vulkanischen Glases aus nahen Quellen, wie des Tajumulco224 oder des
San Martín Jilotepeque, nahezu 80 % aus dem 195 km entfernten El Chayal stammten (Abb.
222 Innerhalb dieser Periode wuchs der Anteil des El Chayal Obsidians in San Lorenzo von 21,7 % auf 31,6 % (Pires-Ferreira 1976: 305). 223 Ein Phänomen, das sich auch in anderen Regionen Mesoamerikas abspielt, wie etwa im Tal von Mexiko (Santley 1984a: 75). 224 Dabei dürfte die mindere Qualität des Tajumulco Obsidians, der sich für Klingenherstellung nicht eignet, eine Rolle gespielt haben (Jackson und Love 1991: 53).
81
130). Wie aus der Abbildung 131 hervorgeht, spielte die noch weiter entfernte Ixtepeque
Quelle (275 km von La Blanca) neben der San Martín Jilotepeque-Quelle eine wichtige Rolle.
Eine ähnliche Situation findet man im Tal von Mexiko. Dort wurde in vielen Orten des
Mittleren Formativums (z. B. Tlapacoya, El Arbolillo) ein Anstieg des gold-grünen Obsidians
aus der Navajas-Quelle (Hidalgo) notiert, der aufgrund seiner höheren Qualität gegenüber
näheren Quellen, wie der Barranca de los Estetes, bevorzugt wurde (Santley 1984a: 51).
Kontakte bestanden auch zwischen dem K´ichee´-Becken und der Pazifikküste. Hinweise gibt
die Architektur in dem Ort Cor im Hochland,225 die Ähnlichkeiten zum Tiefland des
Pazifikküstenstreifens aufweist. Der Ort beherbergte vermutlich ein frühes Häuptlingstum
(Abb. 132). Auch die Keramik in Cor verweist auf das Pazifikküstentiefland (Brown 1984:
226).
Eine Kategorie von Orten scheint eine Mittlerposition zwischen unmittelbarer Küstenlage und
dem Hochland einzunehmen. Zu nennen ist hier das kleinere Zentrum El Bálsamo (Escuintla,
Abb. 133), das sowohl Kontakte zu anderen Regionen an der Pazifikküste zu unterhalten
schien (Stark et al. 1985: 105; Heller und Stark 1989: 54, 57ff.),226 als auch zum Hochland,
von wo aus Obsidian aus den beiden Quellen El Chayal und San Martín Jilotepeque importiert
wurde (ibd. 107f.). Weiter südöstlich, in El Salvador, nimmt Chalchuapa eine ähnliche
Position ein. Auf 700 m Höhe gelegen und 40 km von der Küste entfernt besitzt der Ort, dem
Ausgräber Robert Sharer zufolge eine Knotenpunktfunktion innerhalb einer pazifischen
Achse, die die Orte an der Küste El Salvadors, Guatemalas und Chiapas´ verband und
innerhalb einer Tiefland-Hochland-Achse, die Chalchuapa den Zugang zu den
ressourcenreichen Quellen (z. B. der Istepeque-Obsidian) des Hochlandes erschloss (Sharer
1989: 250f.).227 Und schließlich könnte Abaj Takalik (vgl. Kap. 6.3.1.13),228 das etwa 40 km
von der Küste liegt, zu beiden Regionen (Hoch- und Tiefland) Zugang haben (Love 1999a:
132; Graham 1989: 231ff.).229
6.3.1.22 Hochland von Guatemala – Zentralchiapas
Das guatemaltekische Hochland lieferte den Großteil des Obsidians für Zentren230 in
Zentralchiapas am Mittleren und Oberen Grijalva (vgl. o. Abb. 14). In dem lokalen Zentrum 225 In der Nähe der heutigen Stadt Patzité gelegen. 226 Das geht aus Keramikvergleichen hervor (Stark et al. 1985: 105). 227 Vgl. auch Kap. 6.3.1.17. 228 Ursprünglich war der Ort als Santa Margarita und San Isidro Piedra Parada bekannt, jedoch von Miles (1965: 246 Anm. 3) fälschlicherweise aus dem Spanischen ins K´ichee´ übersetzt worden. Im letzteren steht der Positional vor dem Substantiv. Die Übersetzung muss heißen: Tak´alik Ab´aaj. 229 Vgl. Kap. 6.3.1.15 zur Interaktion Abaj Takaliks und der Golfküstenregion. 230 Zu nennen sind hier Santa Marta Rosario, Santa Cruz, Chiapa de Corzo, Guajilar, La Rinconada u. a. (Clark und Lee 1984: 261; vgl. o. Abb. 134).
82
La Libertad (Abb. 134, 135) beträgt der Anteil des Obsidians aus der San Martín Jilotepeque-
Quelle 99,2 %, gefolgt von anderen Quellen mit geringen Anteilen (Clark und Lee 1984:
259). Trotz seiner Nähe blieb die El Chayal-Quelle für die Bewohner von La Libertad
marginal (0,6 %). Interessant wiederum ist, dass im Frühen und Mittleren Formativum in
Laguna Zope an der Pazifikküste Oaxacas die El Chayal-Quelle dominierend ist (Abb. 136),
während Obsidian aus San Martín Jilotepeque, Robert Zeitlin zufolge nicht lokalisiert wurde
(Zeitlin 1978: 189, 193f.). Vor diesem Hintergrund bleibt offen, ob einzelne Regionen
(Zentren) restriktiven Zugang zu bestimmten Quellen hatten. Eine Transportkostenerwägung
kann ausgeschlossen werden. El Chayal Obsidian ist nur unweit vom San Martín Jilotepeque
gelegen und zudem nur geringfügig höherwertig als der letzt genannte. Dagegen böte der
Tajumulco (vgl. o. Abb. 112) eine nähere Quelle als beide zuvor genannten Quellen, ist
jedoch mit einem Anteil von 0,09 % unbedeutend (Clark und Lee 1984: 260). Auf regionaler
Ebene ist eine ungleichmäßige Verteilung des Obsidians auf einzelne Orte evident. Deutlich
wird dies in dem genannten Zentrum La Libertad, in dem die größte Anzahl von
Obsidianfunden gemacht wurde (Tab. 29). In den Subzentren liegen die Stückzahlen an
gefundenem Obsidian extrem weit darunter, wie die Angaben in Tabelle 29 deutlich machen.
Clark und Lee (1984: 262) vermuten in La Libertad eine redistributive Instanz, die den
Obsidian akkumulierte und an die subalternen Orte restriktiv verteilte. Der Ort könnte die
gleiche Funktion als „gateway community“ gehabt haben wie Chalcatzingo oder San José
Mogote (vgl. Kap. 6.3.1.1).
6.3.2 Konklusion
Vor dem Hintergrund der in Kap. 6.2 dargestellten Theorie sind die Funde im Mittleren
Formativum in Mesoamerika, die auf eine Interaktion zwischen den führenden Instanzen der
soziopolitischen Hierarchien hindeuten, immens. Aus dieser Datenmenge ist im empirischen
Teil (Kap. 6.3) ein Destillat extrahiert worden, das diese Interaktion illustrieren soll.
Aufgrund dieser Datenmenge sind auch nicht alle tatsächlichen Netzwerkverbindungen
aufgezeigt worden. Die Indikatoren für diese Verbindungen teilen sich in eine materielle (z.
B. Keramik, Jade, Obsidian u. a. Rohstoffe) und eine ideell-symbolische (Stile, Techniken,
architektonische Schemata u. a.) Ebene. Dabei spielt letztere eine fast gewichtigere Rolle,
repräsentiert durch den olmekischen Stil, deren theoretische Implikationen im folgenden
Kapitel (Kap. 7.2) diskutiert werden.
83
7. SCHLUSSBEMERKUNGEN 7.1 Zusammenfassung
Der thematische Zugang zu den beiden Hauptteilen (Kap 5 und 6) wurde zunächst über eine
Erörterung der kulturellen Entwicklungen vom Beginn des Frühen Formativums an (Kap. 2),
in dem nahezu alle Innovationen entstanden, die später im Mittleren Formativum (Kap. 3)
weitestgehend nur qualitativ und quantitativ diversifiziert werden, erschlossen. Innerhalb
dieser Entwicklung wurde die Rolle der Olmeken (Kap. 4), eingebettet in die Diskussion der
„Mutterkultur“ vs. „Schwesterkultur“-Debatte betrachtet und diese in der derzeitigen
Forschung als obsolet skizziert. Die Frage, die um diesen Themenkomplex kreist, lautet nicht,
ob die Olmeken in Form der Kolonisation, der militärischen Eroberung oder als
Handelsemissäre fungiert haben, sondern welchen Prozessen die Verbreitung und
Inkorporation des olmekischen Stils, der zweifelsohne im Golfküstengebiet originär ist, in
regionale Gesellschaften und deren materielle Komplexe unterlagen.
Die Analyse von Siedlungshierarchien am Beispiel des Tals von Oaxaca (Kap. 5.2.9 bis Kap.
5.2.12) und des Tals von Mexiko (Kap. 5.3.9 bis Kap. 5.3.12), unter den Aspekten der
naturräumlichen Gegebenheiten (Kap. 5.2.1 bis Kap. 5.2.4.3 und Kap. 5.3.2 bis Kap. 5.3.5.3),
ergab eine phasenübergreifende evolutive Sequenz der Besiedlung und des Siedlungsmusters
(Kap. 5.2.5 und 5.3.6), dem eine geographische Präferenz zugrunde lag. Die genannten
Gegebenheiten hatten einen unterschiedlich gewichteten Einfluss auf die
Siedlungssystementwicklung in den beiden regionalen Beispielen. Während ein
umweltdeterministischer Ansatz bei der Erstbesiedlung des Tals von Oaxaca, sowie der Wahl
der ersten Siedlung (San José Mogote) durchaus postuliert werden kann (Kap. 5.2.6),
unterliegt die weitere Entwicklung des Siedlungssystems und der –hierarchie in diesem Tal
anderen, möglicherweise soziokulturellen Faktoren (Kap. 5.2.9). Eine ganz andere Rolle
spielten die Umweltfaktoren im Tal von Mexiko. Der Nord-Süd-Gradient in Bezug auf die
klimatischen, sowie edaphischen Gegebenheiten und die damit einhergehende Begünstigung
des südlichen Teils des Tals führten zu einer früheren und dichteren Besiedlung der Chalco-
Xochimilco Region. Diese Prozesse sind zudem vor dem Hintergrund einer möglichen frühen
Einwanderung von Gruppen im Early Horizon (Frühes Formativum) aus dem Südosten
(Morelos) ins Tal von Mexiko zu sehen. Darüber hinaus bildete die Umwelt und vor allem die
Ressource Land ab dem Ende des Mittleren Formativums einen kritischen Stressfaktor, der
landwirtschaftliche Intensivierungsmaßnahmen (z. B. Bewässerung, intensivere
Bewirtschaftung) und die Erschließung naturräumlich ungünstigerer Regionen (zentraler und
nördlicher Teil des Tals) nach sich zog (Kap. 5.3.9).
84
Ausgangspunkt für die Analyse des interregionalen Austausches im Mittleren Formativum
(Kap. 6.2) war ein Prestigegütermodell aufbauend auf einem modifizierten
Reziprozitätstheorem, wie ursprünglich von Marshall Sahlins (1965) formuliert, welchem
einige wichtige Prämissen vorangingen, die zur Einengung und Applikation auf die im ersten
Hauptteil formulierten expliziten Mechanismen der Siedlungssysteme und der daraus implizit
abgeleiteten soziokulturellen und –politischen Entwicklungen dienten. Das
Prestigegütermodell, welches eine Interaktion auf interregionaler Ebene zwischen den Eliten
einzelner Zentren und der Redistribution der Prestigegüter auf regionaler Ebene an subalterne
Zentren postulierte, wurde daraufhin (Kap. 6.3ff.) auf eine empirische Basis gesetzt, illustriert
durch eine Auswahl von Beziehungen in einem nahezu gesamt-mesoamerikanischen
Netzwerk. Einen hohen Stellenwert in diesem Netzwerk hatte vor allem die Verbreitung des
olmekischen Stils innerhalb einer lokal-regionalen Einbettung in autochthone Komplexe.
7.2 Theoretische Schlussfolgerungen
Die sich ab dem Mittleren Formativum im nahezu gesamten mesoamerikanischen Raum
abzeichnende Komplexisierung einzelner Gesellschaften in Bezug auf die materiellen, ideell-
symbolischen und vor allem soziopolitischen Subsysteme, in deren Kontext auch die
Hierarchisierung des Siedlungssystems einzuordnen ist, wurde in der vorliegenden Arbeit
unter dem Fokus des Austausches, untersucht. Aus den im Kap. 6.3 skizzierten
Austauschobjekten treten vor allem die hervor, die Träger des olmekischen Stils
(panmesoamerikanischer Motive, des sogenannten „X Complex´“) sind. Anders als die
Vertreter der Mutterkultur-Theorie, die diese Objekte als direkte Importgüter eines durch die
Olmeken kontrollierten Austauschnetzwerkes sehen, werden diese hier zunächst in einem
frühen Entwicklungsstadium soziopolitischer Komplexität als ein fremdes Symbolsystem, das
später ab dem Mittleren Formativum massiv als Träger eines symbolisch-legitimatorischen
Codes zwischen den aufstrebenden Eliten der einzelnen Zentren (Regionen) kursierte und
dabei den Status des Besitzers determinierte. Dabei sind die Objekte selbst nicht zwingend
von hohem Wert - obwohl, wie aus den Austauschgütern hervorgeht, Materialien wie Jade
eine große Rolle spielten - sondern die ihnen inhärente symbolische Macht eines fremden
exotischen Objektes, das lokal in die bestehenden Symbolsysteme inkorporiert wurde.
Ausdruck dieses Prozesses ist das erstmalige Auftauchen dieser Symbole in vielen Teilen
Mesoamerikas, wie etwa in Guatemala ab der Conchas-Phase. Eine Relation zwischen der
Verbreitung dieses semiotischen Codes und soziopolitischer Komplexisierung ist hierbei
meines Erachtens deutlich geworden, vor allem in der Repräsentation von soziopolitischen
85
Führungsinstanzen (Häuptlingen), wie die Beispiele aus Chalcatzingo („El Rey“),
Chalchuapa, Pijijiapan und andere gezeigt haben. Dieser Code, der als ein Wertnormativ von
Generation zu Generation gesellschaftlich konstruiert und über die kulturelle Sozialisation
tradiert wurde, wird in seiner Bedeutsamkeit über die Jahrhunderte hinweg nahezu konstant
aufrechterhalten. Dies findet auch seine Bestätigung in der Wiederverwendung dieser Objekte
in zeitlich vielfachen Kontexten bis in die Klassische und Postklassische Zeit mit anderen
Sinn- und Bedeutungsspektren. Dass diese aber entweder legitimatorisch oder Status
erhöhend für den Besitzer wirkten, wird aus den sogenannten „reburied“-Funden deutlich.
Beispiele hierfür sind etwa Jadepektorale mit protoklassischer Inschrift (Schele und Miller
1986: 119, Plate 31), herrschaftlich-symbolische Insignien, wie der Anhänger, den der
Hauptakteur auf Stele 12 in Piedras Negras trägt (ibd. Fig. V.8), Jaden olmekischen Stils, die
von Gefangenen auf den Wandgemälden in Bonampak und Cacaxtla getragen werden (ibd.
147, Anm. 17) und der oben genannte Chacsinkin-Fund (vgl. Kap. 6.3.1.16). Die Verwendung
dieser Symbole und deren anscheinend hoher gesellschaftlicher Stellenwert rekurrieren durch
das hohe Alter auf ein illud tempus, eine mythische Vergangenheit und damit einhergehend
eine Seltenheit, Fremdheit und Exotik, die legitimierend funktioniert.
Das Prestigegütermodell, wie im Kap. 6.2 vorgestellt und die in diesem Kapitel modellhaften
Schlussfolgerungen, konzentrieren sich auf den Austausch als einen Aspekt der Genese
soziopolitischer Ungleichheit und Komplexität. Dieser Aspekt kann aber nicht monokausal
und ohne die interdependente Beziehung mit anderen soziokulturellen und umweltmäßigen
Faktoren betrachtet werden. Wie ein solches Beziehungsnetzwerk, mit sowohl positiven als
auch negativen Rückkoppelungsprozessen der einzelnen Faktoren unter Einbeziehung der in
dieser Arbeit gewählten Mikro- und Makroperspektive von einer egalitär organisierten
soziopolitischen Ebene in eine komplexe Gesellschaft transformiert wird, funktioniert haben
könnte, wird in Abbildung 137 schematisch illustriert.
7.3 Schlussbemerkung
Der Zugang zur Thematik der vorliegenden Arbeit wurde zunächst in einer „formativen“
Erkenntnisphase über einen populär-verklärenden Blick auf die Kultur der Olmeken
erschlossen, der dem eines „Olmekozentristen“ nahe kam. Mit der Vertiefung in die Materie,
erweiterte sich die Perspektive und eine Vielzahl von zum Teil autochthonen und zum Teil
von durch die Olmeken beeinflussten Gesellschaften rückte in die Betrachtung und eröffnete
einen immens weiten Themenkomplex aus dem zwei Aspekte, die Siedlungshierarchien und
der interregionale Austausch in den Fokus dieser Arbeit gestellt wurden. Die basale Frage, die
86
implizit und explizit der Bearbeitung beider Aspekte zugrunde lag, zirkulierte um deren
Wechselbeziehungen zur Evolution soziopolitischer Komplexisierung. Anknüpfungspunkte
an diesen Prozess böte eine Einbeziehung weiterer Variablen, welche diesen stimulierten. Zu
nennen sind etwa Bevölkerungswachstum, Krieg, Bewässerung und damit verbundene
manageriale Strukturen (im Sinne Karl Wittfogels „Orientalischer Despotie“), umweltmäßige
Stressfaktoren und eine Vielzahl anderer. Eine solche Erfassung ist auf eine gründliche
archäologische Dokumentation einzelner Komplexe angewiesen. Ein Vergleich dieser
Komplexe unter Berücksichtigung ethnohistorischer Entwicklungen, der Mensch-Umwelt-
Interaktion und gegenseitiger Beeinflussung innerhalb eines Beziehungsgeflechts könnte ein
wünschenswertes Ziel mesoamerkanischer Forschung sein, die den holistischen Blick eines
Fernand Braudel auf Mesoamerika richten und damit dem Kirchhoffschen Terminus
Rechnung tragen würde.
87
(Earle 1991; Earle 1997)(Berry 1967; Blake 1991; Blake 1999; Blanton 1978; Blanton 1972; Blanton 1979; Blanton 1981; Bove 2005; Carneiro 1981; Clark 1991; Clark 1996; Coe 1961; Coe 1967; Demarest 1989; Drennan 1983; Earle 1987a; Finsten 1999; Flannery 1973; Flannery 1976a; Flannery 1976b; Flannery 1976c; Flannery 1983a; Flannery 1976a; Flannery 1983; Ford 1969; Fried 1967; Grove 1981a; Hirth 1984b; Kowalewski 1989; Lee 1989; Love 1991; Love 1999a; Lowe 1977; MacNeish 1964; Marcus 1989; Marcus 1996; Nicholas 1989; Parsons 1971; Parsons 1982; Pires-Ferreira 1975; Powis 2005; Pye 1999; Renfrew 1975; Reynolds 1976; Sahlins 1965; Sanders 1978; Schacht 1981; Service 1962; Tolstoy 1977; Whalen 1983; Willey 19802; Winter 1976; Wright 1984)(Blake 1991; Blanton 1979; Blanton 1981; Bove 2005; Clark 1991; Clark 1984; Demarest 1989; Drennan 1983; Drennan 1984a; Eubanks 2001; Feinman 1991; Feinman 1984; Flannery 1973; Flannery 1976a; Flannery 1983a; Flannery 1976a; Flannery 1983; Flannery 1994; Grove 1968; Helms 1979; Hirth 1978; Iceland 2005; Kowalewski 1989; Lee 1989; Lentz 2005; Lesure 2002; Lévi-Strauss 1978; Love 1991; Love 1999a; Lowe 1978; Marcus 1983c; Marcus 1989; Marcus 1996; Niederberger 1979; Parsons 1982; Pires-Ferreira 1975; Pohl 1996; Pye 1999; Sanders 1976; Sanders 1979; Spencer 1983; Tolstoy 1989a; Tolstoy 1977; Whalen 1983; Wright 1984)(Benson 1968; Benson 1981; Bove 1989; Brown 2005; Caso 1942; Charlton 1984; Christaller 19682 ; Clark 2000a; Clewlow 1974; Coe 1965; Coe 1968; Coe 1989; Coe 1980a; Coe 1980b; Diehl 1989; Diehl 2004; Drucker 1981; Drucker 1959; Flannery 1982; Flannery 1981; Grove 1981a; Grove 1981b; Grove 1989b; Grove 1993; Grove 1994; Grove 1997; Hansen 2005; Haslip-Viera 1997; Joralemon 1971; Joralemon 1976; Joyce 2001; Kowalewski 1983; López Varela 2005; Love 1991; Love 1999a; Lowe 1989; Marcus 1999; Milbrath 1979; Scott 1978; Sharer 1989; Spencer 2004; Stirling 1968; Taube 2004; Thompson 1989; Van Sertima 1976; Van Sertima 1998; Winter 1984)(Ahnert 1996; Andrews V 1986; Arnold III 2005; Blomster 2005; Caso 1964; Clark 1997; Cyphers 1999; Diehl 1996; Drennan 1976b; Fash 1982; Fisch 1982; Flannery 1968a; Flannery 1976c; Flannery 1983b; Flannery 1983c; Flannery 1970; Flannery 1976a; Flannery 1976b; Flannery 2000; Flannery 1983; Flannery 2005; Flannery 1981; Furst 1981; Furst 1968; González Lauck 1988; Grove 1987a; Grove 1993; Kirkby 1973; Klink 19983; Köhler 1985; Kowalewski 1989; Leser 199810; Marcus 1983c; Navarrete 1978; Neff 2006b; Neff 2006a; Parsons 1971; Payne 1994; Pye 1999; Pyne 1976; Santley 1993; Sharer 1978; Sharer 2006; Smith 1978; Smith 1983; Tolstoy 1989a; Tolstoy 1989b)(Bardintzeff 1999; Bernbeck 1997; Feinman 1985; Flannery 1976f; Flannery 1983c; Hodder 1976; Kowalewski 1983; Neely 2005; Sanders 1976b; Santley 1984a; Schele 1986) (Flannery 1983c; Neely 2005; Santley 1984a) (Adams 1976; Appel 1986; Blanton 1999; Blanton 1982; Boksenbaum 1987; Cavalli-Sforza 1994; Chisholm 19682; Feinman 1984; Flannery 1968a; Flannery 1968b; Flannery 1976d; Flannery 1976f; Freidel 1993; Haggett 1965; Heineberg 20012; Hirth 1984a; Hirth 1984b; Hofmeister 19997; Johnson 1972; Johnson 1977; Kowalewski 1982; Kowalewski 1990; Leser 199810; Lloyd 1972; Logan 1976; Netting 1972; Nichols 1982; Ohngemach 1983; Parsons 1971; Parsons 1983; Piña Chán 1958; Plog 1976; Plunket Nagoda 1979; Reynolds 1976; Sanders 1957; Sanders 1976a; Sanders 1968; Sanders 1979; Service 1977; Sick 19973;
Steponaitis 1981; Steponaitis 1984; Straube 1967; Tamayo 1964; Tindale 1974; Tolstoy 1975; Tolstoy 1977; Wobst 1974)(Blake 1999; Boserup 1965; Bove 1989; Carneiro 1970; Carneiro 1981; Chagnon 1968; Cowgill 1975; Drennan 1991; Dumond 1972; Freidel 1978; Helms 1991; Hirth 1984b; Hirth 1992; Kowalewski 1982; Odum 1980; Parsons 1974; Polanyi 1968(1957); Rachet 2002; Rathje 1971; Smith 1976; Tischler 19843; Zipf 1949) (Baugh 1993; Bohannan 1968; Breuer 1990; Brown 1984; Burghardt 1971; Clark 1996; Diamond 2000; Drennan 1984a; Drennan 1984b; Earle 1987a; Earle 1987b; Ekholm 1977; Fischer 2002; Gell 1986; Gregory 1982; Grove 1989a; Grove 1989b; Grove 1992; Hammond 1973; Helms 1988; Helms 1991; Hirth 1992; Hugh-Jones 1992; Kopytoff 1986; Kristiansen
1984; Lesure 1999; Lesure 2004; Lowe 1982; Maier 2005; Mauss 1999 (1923/24); Miller 1999; Orenstein 1980; Peebles 1977; Polanyi 1966; Reents-Budet 2000; Renfrew 1986; Rössler 1999; Sahlins 1958; Sahlins 1963; Sahlins 2004 (1972); Santley 1993; Sharp 1952; Spencer 1987; Spencer 1991; Strathern 1992; Terrell 1986; Upham 1987; Wright 1972; Wright 1984; Zeitlin 1978)(Andrews V 1986; Cheetham 2006; Diehl 1981; Flannery 1976f; Graham 1989; Grove 1987b; Guillén 1984; Hammond 1995; Heller 1989; Jackson 1991; Joesink-Mandeville 1976; Joyce 2001; Love 1991; Love 1993; Martínez Donjuán 1994; McDonald 1983; Miles 1965; Navarrete 1974; Niederberger 1996; Pires-Ferreira 1976; Pye 1991; Pye 1999; Reilly III 1994; Santley 1984b; Schieber de Lavarreda 1994; Shook 1976; Stark 1985; Winter 1976; Zeitlin 1978)
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