Veranstaltungsmagazin der
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SZ-Extra treff.regionD A S S A A R L A N D U N D D I E P F A L Z 1 1 . B I S 1 7 . S E P T E M B E R 2 0 1 4
Kino
Maps To The StarsJohn Cusack spielt in DavidCronenbergs Drama denPsycho-Guru Dr. Weiss. Seite 18
Musik
InterpolDie New Yorker Band legt mit„El Pintor“ ein starkes neuesAlbum vor. Seite 16
Essen & Trinken
Wein des Monats Von Domenico’s in Bous kommtein leckerer Lacrima, ein Rot-wein aus den Marken. Seite 21
Wnd JazzWnd JazzVom Orient zum Okzident – so lautet das Motto der 24. Internationalen St. Wendeler Jazztage. Vom 12. bis21. September treten Weltstars auf, ist „Jazz for Kids"angesagt und es steigt eine Bigband-Gala. Seite 2
Vom Orient zum Okzident – so lautet das Motto der 24. Internationalen St. Wendeler Jazztage. Vom 12. bis21. September treten Weltstars auf, ist „Jazz for Kids"angesagt und es steigt eine Bigband-Gala. Seite 2
Vorschau
Rock in SaarbrückenJudith Holofernes, Frontfrau derBand „Wir sind Helden“, stelltihr Soloalbum vor. Seite 12
2 treff.region toptreff
das ist drinSeit Montag sind die Som-merferien vorbei und dieSchule hat wieder angefan-gen. Doch nicht nur fürSchüler ist die Sommerpau-se zu Ende: Das Saarbrü-cker Kulturzentrum „Breite63“ meldet sich gleich mitzwei Konzerten zurück. AmFreitag führt das Duo „Gra-celand“ mit Hits von Simon& Garfunkel in die neue Sai-son, gefolgt von der saar-ländischen Rockband „GerdSchneider Band“, die amSamstag Rock und Bluesaus den 70er Jahren spielt.„Simlpy Unplugged“ stelltzum Saisonauftakt der BélEtage in der SaarbrückerSpielbank ihr neues Pro-gramm vor und auch dasSaarbrücker Staatstheatererklärt die Saison für eröff-net. Spielzeitauftakt ist amSamstag ab 15 Uhr, wo in ei-nem PromenadenkonzertAusschnitte neuer Musik-theaterstücke gespielt wer-den und verschiedene Ma-tinées mit Ballet- undSchauspielaufführungen lo-cken. Doch neben den vielen Neu-starts findet man diese Wo-che auch Traditionelles undAltbewährtes: von Donners-tag bis Dienstag können In-teressierte in Lebach die„Grüne Woche“ mit einemder ältesten Märkte in Süd-westdeutschland besuchenund in Merzig lädt die Ad-dams Family auch dieseWoche wieder zu ihrer Gru-selvorstellung in den Zeltpa-last ein. Mit Märchen undKlassik geht es mit der Rei-he „Saarbrücker Sommer-musik“ mit vier Konzerten,von Donnerstag bis Sams-tag, weiter und auch dasKindertheater im Schloss-keller führt in eine Zauber-welt. Wem bei den ganzenVeranstaltungen die Zeitzum Einkaufen fehlt, derkann am Samstag beim„Moonlight-Shopping“ bisMitternacht durch St. Wen-del schlendern. lc
Der italienische Pianist Enrico Pieranunzi eröffnet mit seinem Trio den Reigen am Freitag im Saalbau. Fotos: Wnd Jazz
„Erquickendes für die Oh-ren, wohlvertraute Atmo-sphäre, erschwinglich Er-götzliches der besonderenArt – da spielt die Musik!“Wenn Ernst „Ernesto“ Ur-metzer solche Sätze formu-liert, dann ist es wieder so-weit: Wnd Jazz steht vor derTür. In diesem Jahr heißt dasMotto „Vom Orient zum Ok-zident“, und das soll sichnicht allein auf die Musik be-schränken. „Der Diwan stehtparat, ein besonderer Duftzieht durch das Foyer, derGaumen kitzelt und der Saal-bau kennt sich selbst nichtwieder“, verspricht Urmet-zer den Besuchern.
Die 24. InternationalenJazztage beginnen am Frei-tag, 12. September, 20 Uhr,mit einem Konzert im Kul-turzentrum Alsfassen. Dortgastiert das Transorient Or-chestra, eine interkulturellbesetzte Weltmusik-Big-band aus dem Ruhrgebiet.Sie pflegt, so kündigt derFestivalleiter an, „den Um-gang mit den diversen musi-kalischen Sprachen rund umdas Mittelmeer“.
Die drei Hauptfestivaltagevom 19. bis 21. September imSaalbau bieten jeweils zweiKonzerte, von der Schüler-Band bis zum Weltstar. Alssolchen kann man den italie-
nischen Pianisten EnricoPieranunzi bezeichnen, derjüngst mit dem „Jazzecho2014 International“ ausge-zeichnet wurde. Der gebürti-ge Römer spielt am Freitag,20 Uhr, in St. Wendel zusam-men mit Gabriele Mirabassi(Klarinette) und Luca Bulga-relli (Kontrabass). Anschlie-ßend gehört die Bühne derfünfköpfigen FormationL’Hijâz’Car aus Frankreich.Kammermusikalische Kron-juwelen sind angekündigt,Ernesto Urmetzer: „Oud-Spieler Grégory Dargentformt aus traditionellen Stü-cken unverwechselbar, de-tailliert und punktgenau ge-heimnisvolles Neues - mallyrisch, mal rauer, dissonant,asymmetrisch, spannend al-lemal.“ Zuletzt gewann dasQuintett den „Preis derDeutschen Schallplattenkri-tik“.
Samstag, 20. September,20 Uhr, geht es weiter mitdem französisch-deutschenEric Séva Quartett. Kelti-sche, andalusische und nah-östliche Folklore, Tango undPariser Musette stehen aufdem Programm, der Festi-valleiter gerät ins Schwär-men: „Seine Toolbox ist rie-sig, kosmopolitisch, melo-dienreich, atmosphärisch,polyvalent, imaginativ, groo-vig - behutsam bis draufgän-gerisch, basso bis soprani-
no.“ Neben Eric Seva spielen:William Lecomte (Piano),Jens Loh (Bass) und AntoineFillon (Schlagzeug). Danachdürfen sich die Musikfreun-de auf eine lebende Legendefreuen, Rabih Abou-Khalil,den berühmten Oud-Spielerund Vermittler der Musikvon Okzident und Orient.Mit 21 Jahren verschlug esden Libanesen während desBürgerkriegs aus Beirutnach München. Mit drei Mu-sikwelten im Rücken - Ara-bien, Europa, USA - entwi-ckelte der Improvisations-künstler moderne Konzepte,sowohl folklore- als auch jaz-zaffin. Mit dabei sind Lucia-no Biondini aus Italien amAkkordeon und der US-Amerikaner Jarrod Cagwinam Schlagwerk.
Am Sonntag, 20. Septem-ber, heißt es um 11 Uhr imSaalbau „Jazz for Kids“ abvier Jahren. Das Panama-Ensemble bringt das „Lum-penkasperle“ von MichaelEnde auf die Bühne und er-zählen die Geschichte „DasBombardon“. Um 18 Uhr be-schließt der Jazz Train, dieLandes-Schüler-Bigband desSaarlandes mit Gästen dasFestival, Leitung: MatthiasErnst, Frank Hahnhaußen.
>> Tickets: www.ticket-regional.de/wndjazz; Tel. (06 51) 9 79 07 77
12. September und 19. bis 21. September: St. Wendel, 24. Internationale Jazztage mit etlichen Stars der Szene
Der Diwan steht parat
Out-Legende Rabih Abou-Khalil spielt am Samstag.
Aus Frankreich kommt dieFormation L’Hijâz’Car.
Gabriele Mirabassi (Klari-nette) aus Italien.
Von Thomas Reinhardt
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Die drei Musiker von Interpol waren dieses Jahr beim „Rock-A-Field“-Open Air in Luxemburg dabei. Foto: PIAS Cooperative
Interpol sind zurück – undwie! Schon ihr Auftritt beimdiesjährigen Open Air Kon-zert „Rock-A-Field“ warüberragend.
Aber zuerst ein Blick zu-rück ins Jahr 2010: Damalsstieg Bassist Carlos Dengleraus. Zwar gaben die NewYorker in der Folge zahlrei-che Konzerte, um ihr kurzzuvor erschienenes Album„Interpol“ zu bewerben. Da-nach aber verordneten siesich eine Pause. In der gingjedes Mitglied – Sänger/Gi-tarrist Paul Banks, Schlag-zeuger Sam Fogarino und Gi-tarrist Alexander Kessler –seines Weges.
Im August 2012 wurde die
Band langsam re-aktiviert, wie sichKessler erinnert:„Paul und ich ha-ben uns wieder-getroffen, wasauch der ersteSchritt war, umzu sehen, ob wiretwas machen sollten. Wirhaben nur Musik gespielt,um zu sehen, ob dort etwasist.” Da war tatsächlich nochwas. Im Proberaum der be-freundeten Band Battlessetzten die beiden die erstenPuzzleteile zusammen, ausdenen sich das Comeback-Album „El Pintor“ (Soft Li-mit/[PIAS] Cooperative/Rough Trade) entwickelte.
Neu war, dass Denglerfehlte und Banks die Aufgabe
übernahm, dieBassparts zu kom-ponieren und ein-zuspielen.
„El Pintor“ be-ginnt mit den üb-lichen melancho-lischen Indierock-Klängen, die seit
jeher Interpol ausmachen.Aber schon nach wenigenSekunden ist Schluss damitund der frühere Post-Punk-Einfluss kommt wieder zumVorschein. Banks, Kesslerund Fogarino, der erst spät indie Albumproduktion ein-stieg, strotzen vor Energie.Das ist das große Plus diesesAlbums. Das andere ist, dasssie unberechenbarer gewor-den sind: sie experimentie-ren mit verschiedenen Tem-
pi und Stimmungen. Dasgroovige, kurzzeitig insElektronische abdriftende„My Desire“ mit seinen filig-ranen Gitarren und seinemleichtfüßigen Schlagzeug-und Bassspiel ist ein Beispielhierfür. Weitere wären dastreibende „Ancient Ways“,das tanzbare „Same TownNew Story“ und das aufge-wühlte „Breaker 1“. „TidalWave“ greift erneut denPost-Punk auf und verbindetihn mit 80er-Jahre-Wave.Abgerundet wird es mitmehrstimmigem Gesangund viel Keyboard. „Twice AsHard“ ist der Abschluss die-ses beeindruckenden Al-bums, mit dem Interpol zei-gen, dass mit ihnen noch zurechnen ist.
����� „El Pintor“ von Interpol – Nach dem Ausstieg des Bassisten veröffentlicht die Band ein starkes Album
Da war doch noch was Von Kai Florian Becker
Welche Art von Musik hätteIgor Strawinsky wohl ge-schrieben, wäre er seinerzeitein Pendler zwi-schen Orientund Okzidentgewesen? DieStraßburgerGruppeL’Hijâz’Car hatauf ihrer gleich-namigen Debüt-CD (Buda) denVersuch einer Antwort aufdie Frage geliefert. Wie in ih-rem Stück „Igor Noir“ Bass-klarinette und Kontrabassmit messerscharfen, abge-hackten Staccati die Stra-
winsky-typischen ruppigenStreicher-Attacken simulie-ren, während die Kurzhals-laute Oud mit verspielten Li-nien orientalischen Duft
verströmt, istebenso eindrück-lich wie einzigar-tig. L’Hijâz’Car, dieam Freitag, 19.September bei denSt. Wendeler Jazz-tagen zu Gast sind(siehe S. 2), neh-men ihre Hörer
mit auf eine wilde musikali-sche Reise durch die Länderdes Mittelmeers. Mit erfri-schender Respektlosigkeitmischen die fünf Stile,Rhythmen und Klangfarben
zusammen und lassen so einmusikalisches Gemälde vonarchaisch-rauer Schönheitentstehen. Eine Entdeckung.
Ein Altmeister des Cross-over dagegen istRabih Abou-Kha-lil. In St. Wendelwird der im Liba-non geboreneOud-Virtuose imTrio auf der Büh-ne stehen, seinaktuelles Album„Hungry people“(WorldVillage/HarmoniaMundi) hat er im Quintettaufgenommen – mit GavinoMurgia (Sopransaxofon),Luciano Biondini (Akkorde-on), Jarrod Cagwin (Schlag-
zeug) und dem großartigenMichel Godard, der mit sei-nen bebend-blubberndenTuba-Grooves das Grundge-rüst bietet, von dem aus
Murgia und allenvoran der Band-leader selbst star-ten, um ihre musi-kalische Ge-schichten vonTausendundeinerNacht zu erzäh-len. Abou-Khalilbeherrscht wie
wohl kein anderer den Spa-gat zwischen mikrotonalenArabesken und Dur-Moll-Tonalität. Das Ergebnis sindzehn Stücke voller Sehn-sucht und Magie.
����� Zwei Gruppen der St. Wendeler Jazztage und ihre aktuellen Alben: L’Hijâz’Car und Rabih Abou-Khalil
Mal wild, mal sehnsüchtig und magisch Von Johannes Kloth
cd-player��� Julia Kadel Trio „ImVertrauen“ (Blue Note/Uni-versal): Über einem Backingaus dezenten Bass undsparsamem Schlagwerkvertieft sich die Berlin-Kreuzbergerin in ein gerade-zu meditatives Klavierspiel.Swing, Groove und Breakswird man hier nicht finden.Überhaupt sind diese Liederalles andere als herausfor-dernd oder stimulierend.„Innendrin“, „Im Vertrauen“,„Leise Schritte“ oder „Auf-wachen“ sind also schontreffliche Titel. Ein Stückträgt den Titel „Regentag“,ein weiteres „Tropfen“. Wasfraglos gut zum nassenSommer passte. Nun denn,Blue Note-Chef Don Washatte sich sofort für diesespoetisch-verträumte Triobegeistert. Und wer ihnkennt weiß: Genre-Grenzensind ihm schnuppe. alh
��� David Rhodes „Rho-des“ (Glasville Records):Sein effektives, bisweilenaber auch zu Effekthasche-rei neigende Saiten-Gegnie-del hat jeder im Ohr, der ei-nen Song von Peter Gabrielkennt. Auf dem eingeschla-genen Solo-Pfad betritt Da-vid Rhodes immerhin gele-gentlich Neuland – indem erbeispielsweise eine zeitlose,sehnsüchtige Folk-Transpa-renz in einige seiner Liederhinein strahlen lässt. Danntönt’s – auch stimmlich –schon mal nach süßemSiebziger-Singer/Songwri-ter-Folk à la Donovan. Zu oftfreilich gestikuliert der Gi-tarren-Hero allzu tumbrockend. So bleibt das Re-sultat unterm Strich zwie-spältig. Richtig lustig frei-lich ist das CD-Cover. alh
������ = grandios����� = hervorragend���� = stark��� = solide�� = diskutabel� = dürftig