Suizidalität
21.06.2018
Gliederung
2
-Definition und klinisches Störungsbild
-Präsuizidales Syndrom
-Suizidmethoden
-Epidemiologie
-Ätiologie
-Diagnostik
-Literatur
Gliederung
3
-Definition und klinisches Störungsbild
-Präsuizidales Syndrom
-Suizidmethoden
-Epidemiologie
-Ätiologie
-Diagnostik
-Abschließende Einschätzung
-Behandlung
-Literatur
Gliederung
4
-Definition und klinisches Störungsbild
-Präsuizidales Syndrom
-Suizidmethoden
-Epidemiologie
-Ätiologie
-Diagnostik
-Abschließende Einschätzung
-Behandlung
-Literatur
Gliederung
5
-Definition und klinisches Störungsbild
-Präsuizidales Syndrom
-Suizidmethoden
-Epidemiologie
-Ätiologie
-Diagnostik
-Abschließende Einschätzung
-Behandlung
-Literatur
Definition und klinisches Störungsbild
6
-Definition: Suizidalität umfasst alle unbewussten und bewussten
Denk-, Erlebnis- und Verhaltensweisen, die das eigene Leben
gefährden oder sich selbst töten können.
-Cave: jede Handlung, die unmittelbar lebensbedrohlich ist, kann
zur Suizidalität gehören.
-Bei „Hochrisikoverhalten“ sollten verdeckte suizidale Tendenzen
in Betracht gezogen werden (Volkamer 2000).
Definition und klinisches Störungsbild
7
-Suizidgedanken, -ideen, -phantasien: innere Vorstellungen über
suizidale Handlungsweisen
-Suizidversuch:
-misslungener Suizid im Sinne einer beabsichtigten Selbsttötung ohne tödlichen
Ausgang.
-unterschiedliche Schweregrade, auch fragliche Ereignisse
-Suizid: gezielte und bewusste Handlung mit Absicht oder
Inkaufnahme, das Leben zu beenden mit tödlichem Ausgang.
Definition und klinisches Störungsbild
8
-Parasuizid:
-selbstschädigende und/oder interaktionell ausgerichtet Handlung ohne
Tötungsabsicht
-Begriff ist nicht mehr gebräuchlich und wird auch in aktuellen Leitlinien nicht mehr
verwendet
-Basissuizidalität: „Risiko-Rucksack“, ergibt sich aus den
bestehenden Risikofaktoren für Suizidalität
-Latente Suizidalität: kommunikationsuntauglich, juristisch
heikel, möglichst nicht verwenden!
Definition und klinisches Störungsbild
9
-Bilanzsuizid: kognitiv-resümierender Suizid
-Suizidpakt/Doppelsuizid: wird gemeinsam von Partnern in
weitgehend freiwilliger Übereinkunft vereinbart
-Erweiterter Suizid: meist mit pseudoaltruistischer Motivation der
zentralen Person (z.B. nehmen Eltern in vermeintlich
fürsorglicher Absicht ihre Kinder mit in den Tod)
Definition und klinisches Störungsbild
10
Wichtige Unterscheidung:
-Offensichtlich erkennbare Suizidalität, über die auch gesprochen
wird
-Suizidalität, die von anderen berichtet wird oder die auf Grund
des Verhaltens und bestimmter Äußerungen erkennbar wird
-Suizidalität, die bei Vorliegen bestimmter Kriterien möglich oder
wahrscheinlich erscheint
-Merke: im Verlauf immer wieder explorieren und kontinuierlich einschätzen!
Gliederung
11
-Definition und klinisches Störungsbild
-Präsuizidales Syndrom
-Suizidmethoden
-Epidemiologie
-Ätiologie
-Diagnostik
-Abschließende Einschätzung
-Behandlung
-Literatur
Präsuizidales Syndrom
12
-Begriff wurde vom Psychiater Erwin Ringel 1953 eingeführt
-Das Syndrom umfasst die drei Merkmale:
-Einengung
-Aggressionsumkehr
-Suizidphantasien, in steigender Intensität
-Diese gehen nach Ringel einer Suizidhandlung regelmäßig
voraus
Präsuizidales Syndrom
13
-Begriff wurde vom Psychiater Erw Erwin Ringel
-Das Syndrom umfasst die drei Mer (1921 – 1994)
-Einengung
-Aggressionsumkehr
-Suizidphantasien, in steigender Intensität
-Diese gehen nach Ringel voraus
Präsuizidales Syndrom
14
-Begriff wurde vom Psychiater Erwin Ringel 1953 eingeführt
-Das Syndrom umfasst die drei Merkmale:
-Einengung
-Aggressionsumkehr
-Suizidphantasien, in steigender Intensität
-Diese gehen nach Ringel einer Suizidhandlung regelmäßig
voraus
Präsuizidales Syndrom
15
-Einengung:
-Wahlmöglichkeiten im Leben werden subjektiv (Depression, Kontaktstörung) oder
objektiv (Isolation, Vereinsamung, Arbeitslosigkeit, Verluste, Krankheit) immer
weiter eingeengt, bis letztlich nur der Suizid als Möglichkeit bleibt.
-Aggressionsumkehr:
-verstärkte und gleichzeitig gehemmte Aggression, die sich früher oder später gegen
den Betroffenen selbst richtet.
-Suizidphantasien:
-Gefühl, der Realität nicht gewachsen zu sein, führt zu einer Flucht in die Irrealität.
Aufbau einer Scheinwelt, in der Gedanken an den Tod und schließlich an Suizid eine
immer größere Rolle spielen.
Präsuizidales Syndrom als Kontinuum
16
Wunsch nach Ruhe, Pause,
Unterbrechung im Leben > Passive Suizidalität
Todeswunsch > Zunehmender
Handlungsdruck
Suizidideen > Zunehmendes
Handlungsrisiko
Suizidabsicht, -plan,
Suizidversuch > Akute Suizidalität
Suizid
Präsuizidales Syndrom
17
!Cave:
Bei Kindern und Jugendlichen können suizidale Handlungen nicht
selten im akuten Konflikt als „Impulshandlung“ bzw. als
„Belastungsreaktion“ erfolgen und somit ohne präsuizidales
Syndrom auftreten (Dt. Ges. f. Kinder- und Jugendpsychiatrie
und Psychotherapie 2007).
Gliederung
18
-Definition und klinisches Störungsbild
-Präsuizidales Syndrom
-Suizidmethoden
-Epidemiologie
-Ätiologie
-Diagnostik
-Abschließende Einschätzung
-Behandlung
-Literatur
Suizidmethoden
19
-Harte Methoden
-Erhängen, Erschießen, Erstechen
-Sprung aus der Höhe
-Legen/Werfen auf Bahnschienen oder vor Autos
-Suizid mit Hilfe von Strom
-Ertrinken
-Weiche Methoden
-Einnahme von Substanzen wie Medikamente oder Drogen
-Einatmen von Gas
-Schnittverletzungen
Suizidmethoden
20
-Harte Methoden
-Erhängen, Erschießen, Erstechen
-Sprung aus der Höhe
-Legen/Werfen auf Bahnschienen oder vor Autos
-Suizid mit Hilfe von Strom
-Ertrinken
-Weiche Methoden
-Einnahme von Substanzen wie Medikamente oder Drogen
-Einatmen von Gas
-SchnittverletzungenSuizidalität in der KJP 13.06.2018
Suizidmethoden
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-Harte Methoden
-Erhängen, Erschießen, Erstechen
-Sprung aus der Höhe
-Legen/Werfen auf Bahnschienen oder vor Autos
-Suizid mit Hilfe von Strom
-Ertrinken
-Weiche Methoden
-Einnahme von Substanzen wie Medikamente oder Drogen
-Einatmen von Gas
-Schnittverletzungen
Gliederung
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-Definition und klinisches Störungsbild
-Präsuizidales Syndrom
-Suizidmethoden
-Epidemiologie
-Ätiologie
-Diagnostik
-Abschließende Einschätzung
-Behandlung
-Literatur
Epidemiologie
23
-In den Industrienationen gehört der Suizid zu den zehn
häufigsten Todesursachen.
-Die Anzahl der erfolgreichen Suizide ist bei Männern höher als
bei Frauen, insbesondere in höher entwickelten Ländern.
-In OECD-Staaten 11 – 16 Suizide pro 100.000 Einwohner und
Jahr.
Epidemiologie
24
-Deutschland:
-1980: 23,6 je 100.000 Einwohner und Jahr
-2007: 11,4 je 100.000 Einwohner und Jahr
-2014: 12,6 je 100.000 Einwohner und Jahr (entspricht 10.000 pro Jahr)
-Eine hohe Dunkelziffer ist anzunehmen.
-Bei Kindern und Jugendlichen ist der Suizid die zweithäufigste
Todesursache (nach Unfällen).
Epidemiologie: Kinder und Jugendliche
25
-Bis zum Alter von 10 Jahren sind Suizide sehr selten.
-10- bis 14-Jährige: ca. 25 Suizide/a (20 Jungen, 5 Mädchen)
pro Jahr in Deutschland
-15- bis 19-Jährige: ca. 200 Suizide/a (ca. 150 Jungen, 50
Mädchen) pro Jahr in Deutschland
-Prävalenzraten von Suizidversuchen bei Jugendlichen liegen
zwischen 3 und 11%.
Epidemiologie
26
-Ruhe-, Todeswünsche und gelegentliche Suizidgedanken treten
bei den meisten Kindern und Jugendlichen zeitweise auf.
-Suizidabsichten und -pläne sind aber (fast) immer Ausdruck
einer starken subjektiv erlebten Not (Holtkamp und Herpertz-
Dahlmann 2001).
Gliederung
27
-Definition und klinisches Störungsbild
-Präsuizidales Syndrom
-Suizidmethoden
-Epidemiologie
-Ätiologie
-Diagnostik
-Abschließende Einschätzung
-Behandlung
-Literatur
Ätiologie
28
-Multifaktorielle Genese: Zusammenspiel aus psychosozialer
Belastung, mangelnden individuellen Verarbeitungs- bzw.
Problemlösefähigkeiten sowie ungenügenden familiären
Ressourcen.
-Biologische und genetische Faktoren
-Persönlichkeit/Entwicklung
-Psychosoziales Umfeld
-Psychiatrische Grunderkrankung
-Belastende Lebensereignisse
-Auslösende Ereignisse (bei Erwachsenen viel typischer als bei Jugendlichen)
Gliederung
29
-Definition und klinisches Störungsbild
-Präsuizidales Syndrom
-Suizidmethoden
-Epidemiologie
-Ätiologie
-Diagnostik
-Abschließende Einschätzung
-Behandlung
-Literatur
Diagnostik
30
-Jeder Patient wird zur psychischen/psychiatrischen
Erstuntersuchung auch zur Suizidalität exploriert!
-Grundregel: offenes, direktes, ausführliches, ernsthaftes und
einfühlsames Fragen.
-Die Diagnostik schließt auch die Erfassung der graduellen
Suizidalität mit ein:
-Erhöhte Basissuizidalität, erhöhte Suizidgefahr, akute Suizidgefahr
-Abschätzung des aktuellen Handlungsdrucks bzw. der aktuellen Distanziertheit von
Suizidalität
Diagnostik
31
-Es sollte eine Exploration des Patienten allein und der Eltern/der
Bezugspersonen erfolgen (evtl. auch gesondert).
-Exploration
-Direktes Ansprechen auf (weiter) bestehende Suizidgedanken, -pläne, -absichten
-Bei Eindruck des Verschweigens: Einschätzung mitteilen
-Suizidversuch klar als solchen benennen
-Exploration mit dem Kind/Jugendlichen allein, ungestört, in separatem Raum, mit
ausreichend Zeit
Diagnostik
32
Kriterien für:
„Erhöhte Basissuizidalität“
„Erhöhte Suizidgefahr“
„Akute Suizidgefahr“
Diagnostik
33
Kriterien für:
„Erhöhte Basissuizidalität“
„Erhöhte Suizidgefahr“
„Akute Suizidgefahr“
Suizidalität in der KJP 13.06.2018
Diagnostik
34
„Erhöhte Basissuizidalität“
-Suizidale Krise und/oder Suizidversuche in der Vorgeschichte
-Suizidale Handlungen auch unter Hilfe- und Therapiebedingungen
-Störung der Impuls- und Aggressionskontrolle
-Hilflosigkeits- und Hoffnungslosigkeitseinstellung
-Suizide in der Familie bzw. bei Modellen
-Zugehörigkeit zu einer Risiko-Gruppe z.B. beim Vorliegen einer psychischen
Störung, besonders belastende Lebenssituationen
Diagnostik
35
„Erhöhte Suizidgefahr“
-Äußerung konkreter Todes- und Ruhewünsche
-Erkennen oder Äußerung konkreter Suizidideen und -pläne
-Keine glaubwürdige Distanzierung bei direktem Nachfragen nach Suizidalität
-Fremdanamnestisch werden suizidale Äußerungen berichtet, vom Betroffenen aber
verneint
-Tiefe Hoffnungslosigkeit, die im Gespräch nicht aufhellbar ist (emotionale
Schwingungsfähigkeit)
Diagnostik
36
„Erhöhte Suizidgefahr“
-festgelegte konkrete Zeitpunkte und Rahmenbedingungen, die einen Suizid
nahelegen bzw. begründen (z.B. Todestag eines geliebten Menschen)
-mehrere Krankheitsphasen einer psychischen Störung oder chronische psychische
Erkrankung
-subjektiv aussichtslos erscheinende Situation
-bei Vorliegen konkreter Suizidanweisungen z.B. durch imperative Stimmen mit
Suizidaufforderung
Diagnostik
37
„Akute Suizidgefahr“
-Eine konkrete Suizidabsicht wird geäußert
-Eine Suizidhandlung ist geplant und/oder bereits vorbereitet, wurde eventuell auch
abgebrochen
-Vorliegen von Autoaggressivität (selbst-aggressives Verhalten) und das Kind/der
Jugendliche ist nicht steuerungsfähig und damit nicht absprachefähig
Diagnostik
38
„Akute Suizidgefahr“
-Es besteht ein ausgeprägter Leidensdruck („seelischer Schmerz“)
-dieser erscheint nicht mehr ertragbar, damit ist ein hoher suizidaler Handlungsdruck
gegeben
-Gründe für ein Weiterleben bzw. gegen einen Suizidversuch können nicht benannt
werden
Diagnostik
39
-Konkrete Fragen (Volkamer 2000):
-Hast Du vor, Dich zu töten?
-Wann hast Du das erste Mal daran gedacht, Dich zu töten?
-Musst Du sehr viel daran denken?
-Hast Du geplant, wie Du Dich töten willst?
-Hast Du etwas dafür vorbereitet?
Diagnostik
40
-Konkrete Fragen (Volkamer, 2000):
-Hast Du jemandem Bescheid gesagt/einen Abschiedsbrief geschrieben?
-Hast Du schon einmal versucht, Dich zu töten?
-Warum willst Du tot sein?
-Hast Du etwas Schlimmes getan/etwas falsch gemacht?
-Was wäre, wenn Du tot wärst? Wer wäre traurig?
-Was ist, wenn man tot ist?
Diagnostik
41
-Klassifizierung der Risikomerkmale
-Anamnestische (Eigen-/Fremd-/Familienanamnese)
-Psychosoziale Belastungen
-Persönlichkeit und Entwicklung
-Psychischer Befund
-Kinder- und Jugendpsychiatrische Diagnose
Diagnostik
42
-Anamnestische (Eigen-/Fremd-/Familienanamnese)
-Psychiatrische Erkrankung(en) von Bezugspersonen
-Familiäre Suizidbelastung
-Frühere Suizidversuche, wenn ja,
- Umstände des Suizidversuches erfragen
- Planung und Methode
- Wahrscheinlichkeit der Entdeckung
- Intention und Auslösendes Ereignis
Diagnostik
43
-Psychosoziale Belastungen
-Beziehungsprobleme (und Erziehungsprobleme)
-Primäres Fehlen oder Verlust mitmenschlicher Kontakte
-Suizide im Umfeld
-Verlusterlebnisse
-Überforderung
-Misshandlung/Vernachlässigung
-Familiäres Umfeld
Diagnostik
44
-Persönlichkeit und Entwicklung
-Fähigkeit zur sozialen Anpassung
-Geringes Selbstwertgefühl
-Perfektionistisches Verhalten
-Angst vor Fehlern
-Früher oder später Beginn der Pubertät
-Homosexualität
Diagnostik
45
-Kinder- und Jugendpsychiatrische Diagnose
-Depression
-Störung des Sozialverhaltens
-Suchterkrankung
-Psychosen
-Borderline-Persönlichkeit
Diagnostik
46
-Psychischer Befund
-Einengung des Affektes
-Impulsivität
-Hoffnungslosigkeit
-Anhaltende Suizidgedanken, -pläne, -absichten
-Ablehnung oder auch Unfähigkeit zu kommunizieren
-Coping-Fähigkeit
-Schlafstörungen, Alpträume
Diagnostik
47
-Weitere zu erhebende Befunde
-Körperlicher Befund
-Somatische Erkrankungen
-Alkoholtest
-Drogenscreening
Gliederung
48
-Definition und klinisches Störungsbild
-Präsuizidales Syndrom
-Suizidmethoden
-Epidemiologie
-Ätiologie
-Diagnostik
-Abschließende Einschätzung
-Behandlung
-Literatur
Abschließende Einschätzung
49
-Herausforderung: nach möglichst vollständiger Erhebung aller
Befunde und Erfassung aller verfügbaren Informationen
➢ Abschließende Einschätzung
-Nachvollziehbare Herleitung aus Befunden / Informationen
-Nach Abwägung, diese auch darlegen bzw. dokumentieren!
-Basis für zu dokumentierende Anordnungen
Abschließende Einschätzung
50
-Einschätzung, ob sich der Patient in überzeugendem Maße von
akuter Suizidalität distanzieren und vereinbaren kann, sich z.B.
in einem definierten Zeitraum nichts anzutun bzw.
weiterzuleben.
-Ggf. Vertrag zum Weiterleben, wenn auch rechtlich kein Mittel
zur Absicherung, kann aber zum Aufbau einer vertrauensvollen
therapeutischen Beziehung beitragen.
Abschließende Einschätzung
51
-Gegen akute Suizidalität sprechen:
-die tragfähige Bindung zu wenigstens einer Bezugsperson
-eine glaubhafte Absprachefähigkeit, möglichst konkret
-gute Zukunftsorientierung, realistische Vorstellungen, möglichst konkret
-eine adäquate emotionale Schwingungsfähigkeit
Abschließende Einschätzung
52
-Einschätzung „Mäßige Gefährdung“ nach/trotz Suizidversuch
-Weiche Methode mit Entdeckungsmöglichkeit
-Appellativer Charakter
-Erster Suizidversuch
-Gute Distanzierung von weiteren Suizidversuchen
-Keine psychiatrische Vorerkrankung
-Vorübergehende Krisensituation
-Unterstützendes Umfeld und gutes Coping
Abschließende Einschätzung
53
-Einschätzung „Hohe Gefährdung“ nach Suizidversuch
-Harte Methode
-Weiter bestehende Suizidabsicht
-Wunsch nach stationärer Aufnahme
-Vorausgegangener Suizidversuch
-Psychiatrische Erkrankung
-Fortbestehende Belastungen
-Unzureichende familiäre Ressourcen und schlechtes Coping
Abschließende Einschätzung
54
-Kriterien für die Ernsthaftigkeit eines Suizidversuches
-Harte Suizidmethode
-Längere Planung und fixierter oder angekündigter Termin
-Ausgeprägte Vorsätzlichkeit der Selbsttötung
-Getroffene Maßnahmen, die eine Entdeckung verhindern sollten
-Bereits getroffene Regelungen in Vorwegnahme des eigenen Todes
-Abschiedsbrief evtl. mit Angabe von Gründen für den Selbstmord
-Keine Information Dritter bei Verwendung weicher Methoden
Abschließende Einschätzung
55
-Einschätzung des Wiederholungsrisikos bei erfolgtem
Suizidversuch auf der Basis folgender Kriterien:
-Anhaltende Suizidgedanken und Suizidplanung, Frühere Suizidversuche,
Psychiatrische Störungen, Wunsch des Patienten nach stationärer Aufnahme
-Alkohol- und Drogenmissbrauch bzw. Alkoholismus in der Familie
-Gestörte Beziehung zu Familienmitgliedern und engsten Bezugspersonen
-Trennung von den Eltern
-Chronische Probleme und Verhaltensauffälligkeiten
-Soziale Isolation
-Schlechte schulische Leistungen
Gliederung
56
-Definition und klinisches Störungsbild
-Präsuizidales Syndrom
-Suizidmethoden
-Epidemiologie
-Ätiologie
-Diagnostik
-Abschließende Einschätzung
-Behandlung
-Literatur
Behandlung
57
-Bei Suizidalität muss ein Facharzt informiert werden und die
letztendliche Entscheidung über das Procedere treffen.
-Die Intervention hat immer das Kind/den Jugendlichen und
seine sorgeberechtigten Bezugspersonen gleichzeitig und
gleichrangig einzubeziehen.
-Eine Vertrauensbeziehung ist anzustreben, daher keine
Moralisierungen oder schuldinduzierenden Erklärungsansätze
(Warnke, A., Hemminger, U., 1999).
Behandlung
58
-Krisengespräche mit dem Angebot engmaschiger
therapeutischer und pflegerischer Begleitung durch die Krise
sollten erfolgen.
-Regelmäßige Gesprächskontakte mit jeweiliger Abklärung von
Suizidalität und Bündnisfähigkeit (Festlegung der Frequenz).
-Besprechung von Hilfe- und Therapiemöglichkeiten und genaue
Festlegung des nächsten Behandlungskontaktes mit
Vereinbarung weiterer Kontakte.
Behandlung
59
-Bei Weglaufgefahr oder bei fehlender Absprache- oder
Bündnisfähigkeit:
-engmaschige oder Einzelbetreuung (evtl. Sitzwache) anordnen
-Im Bedarfsfall Behandlung/Unterbringung mit Hilfe von Geschlossenheit
Behandlung
60
-Gegebenenfalls Einleitung von Schutzmaßnahmen:
-In anderes Zimmer verlegen: Überwachungszimmer / Zimmer in Nähe der Pflege
-Einschränkung des (freien) Ausgangs
-Zimmerkontrollen / Leibesvisitationen
-Bei Aufnahme sicherzustellen, dass sich keine gefährlichen Gegenstände oder
toxischen Substanzen im Gepäck oder in Kleidungsstücken befinden
-mitgebrachte Medikamente müssen abgegeben werden
Behandlung
61
-Medikation überprüfen
-Einleitung psychopharmakotherapeutischer Sofortmaßnahmen
-niederpotente, sedierende Neuroleptika
-Benzodiazepine
-Medikation unter Aufsicht anordnen!
-Notfallplan erarbeiten
-Psychoedukation
Behandlung
62
-Häufiger Austausch mit allen Beteiligten und Dienstärzten
-Maßnahmen kontinuierlich gemeinsam überdenken,
dokumentieren und engmaschig überwachen
-Therapieplan überprüfen und ggf. in Richtung stabilisierender
und strukturierender therapeutischer Maßnahmen ändern (Ergo-,
Physio- und Sporttherapie)
-Problemlösestrategien entwickeln (alternative Möglichkeiten zu
Suizidgedanken und -handlungen erarbeiten),
Bewältigungsmechanismen verbessern
Gliederung
63
-Definition und klinisches Störungsbild
-Präsuizidales Syndrom
-Suizidmethoden
-Epidemiologie
-Ätiologie
-Diagnostik
-Abschließende Einschätzung
-Behandlung
-Literatur
Literatur
64
-Dt. Ges. f. Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie,
2007
-Erwin Ringel: Der Selbstmord. Maudrich, Wien/ Düsseldorf 1953
-Holtkamp, K., Herpertz-Dahlmann, B.: Suizide und
Suizidversuche im Kindes- und Jugendalter. Monatsschrift
Kinderheilkunde (2001). 149: 717-729.
-S2-Leitlinie Suizidalität im Kindes- und Jugendalter (DGKJP:
Becker, Plener), 2016
-Volkamer, Ch.: Suizidalität bei Kindern und Jugendlichen.
Monatschrift Kinderheilkunde 2000. 148: 41-44.
-Warnke, A., Hemminger, U.: Der Umgang mit suizidalen
Kindern und Jugendlichen. Psychotherapie 4. Jahrg. 1999, Bd. 4,
Heft 2.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit—
Offene Themen
66
-Vermeintliche Stimmungsaufhellung vor Suizid nach Entschluss
zu diesem
-Erhöhte Suizidalität unter Antidepressiva
-Chronische Suizidalität