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Welche Chancen bieten sich für Menschen mit Demenz

Was bringt die Pflegereform?

3. Juli 2008

Alzheimer-Gesellschaft Brandenburg e.V.

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Übersicht – Veränderungen SGB XI

1. Verbesserungen in der häuslichen Begleitung von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen- zusätzlicher Betreuungsbetrag nach § 45 a/b SGB XI- Anerkannte Beratungsstellen „Pflegeberatung“ nach § 37 Abs. 3- Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen nach § 45 c und d (neu) - Poolen von Leistungen z.B. in amb. betreuter WG- Tagespflege

2. Verbesserungen der Begleitung von Menschen mitDemenz in stat. Einrichtungen

- Vergütungszuschläge für versicherte Heimbewohner mit erheblichem Bedarf an allgemeiner Beaufsichtig-ung und Betreuung

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Fähigkeiten erhalten durch individuelles Unterstützungsmanagement – Frau Plau

Frau Plau ist 84 Jahre alt und wohnt in ihrer Wohnungalleine. Sie lebt in Potsdam. Ihre einzige Tochter wohntin Berlin und ist berufstätig. Frau Plau Mann ist vor 5Jahren verstorben. Sie hat eine beginnende AlzheimerDemenz und erhält die Pflegestufe 1. Eine Sozialstationübernimmt die Pflege. Vor 2 Wochen ist Frau Plau inder Wohnung gestützt und sie hat sich dabei einenOberschenkelhalsbruch zugezogen. Jetzt nach derOperation liegt sie im Krankenhaus, ist kaum mehransprechbar, ist bettlägerig, erkennt ihre Tochter nichtmehr und soll in die Kurzzeitpflege verlegt werden unddanach ins Pflegeheim. Die Tochter ist verzweifelt, da sie sichkeinen Rat weiß.

Frau Plau hat eine eigene Rente von EUR 800,- undeine Witwenrente von EUR 600,-. Sie wohnt im eigenen Haus(100 qm). Sie hat kein Vermögen.

Wie kann man helfen?

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Fähigkeiten erhalten durch individuelles Unterstützungsmanagement – Frau Plau

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Feststellung von Personen mit „eingeschränkter Alltagskompetenz“ PEA - Assessment

• Die Prüfung, ob bei einem Versicherten eine demenz-bedingte Fähigkeitsstörung, geistige Behinderung oder psychische Erkrankung gemäß § 45a SGB XI vorliegt, hat ab dem 01.07.2008 bei allen Antragstellern zu erfolgen

• Basis dafür ist die „Richtlinie zur Feststellung von Personen mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz und zur Bewertung des Hilfebedarfs“

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Feststellung von Personen mit „eingeschränkter Alltagskompetenz“ PEA - Assessment

(1) unkontrolliert den Wohnbereich verlässt ,

(2) gefährdende Situationen herbeiführt oder nicht erkennt,

(3) unsachgemäß mit gefährlichen Gegenständen oder Substanzen umgeht,

(4) sich in Verkennung der Situation tätlich oder verbal aggressiv verhält,

(5) in speziellen Situationen inadäquates Verhalten zeigt,(6) unfähig ist, die eigenen körperlichen und seelischen Gefühle oder Bedürfnisse wahrzunehmen

(7) aufgrund einer therapieresistenten Depression oder Angststörung unfähig ist, sich kooperativ zu zeigen und therapeutische oder schützende Maßnahmen anzunehmen,

(8) aufgrund seiner/ihrer Störung der höheren Hirnfunktion und seines/ihres herabgesetzten Urteilsvermögens, Probleme bei der Bewältigung von sozialen Alltagsleistungen hat,

(9) einen gestörten Tag-Nacht-Rhythmus hat, d. h., nachts aktiv ist,

(10) unfähig ist, den Tagesablauf eigenständig zu planen und zu strukturieren,

(11) Alltagssituationen verkennt und entsprechend unangemessen reagiert,

(12) sich aufgrund einer stark wechselhaften Gefühlslage emotional unkontrolliert verhält,

(13) überwiegend niedergeschlagen, verzagt, hilflos und hoffnungslos ist.

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Leistungsverbesserung des zusätzlichen Betreuungsbetrags nach § 45 b – im

häuslichen Bereich

Bisher konnten € 460 im Jahr genutzt werden für:

1. Tages- und Nachtpflege

2. Kurzzeitpflege

3. Soziale Betreuung durch ambulante Dienste (angestellte Mitarbeiter/innen)

4. Niedrigschwellige Betreuungsangebote (Anleitende Fachkraft + Helfer/innen mit Aufwandsentschädigung)

Ab 1. Juli 2008:

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Zusätzlicher allgemeiner und höherer allgemeiner Betreuungsbedarf § 45 a/b SGB XI im häuslichen

Bereich

Pro Monat AllgemeinerBetreuungsbedarfGrundbetrag [1]

Erhöhter allgemeinerBetreuungsBedarf [2]

Pflegestufe O* 100 € 200 €

Pflegestufe I 100 € 200 €

Pflegestufe II 100 € 200 €

Pflegestufe III 100 € 200 €

Im Jahr: € 1.200 € 2.400

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Voraussetzungen

• Den Grundbetrag von bis zu 100 Euro monatlich erhältjeder Antragsteller, bei dem im PEA-Assessmentwenigstens in zwei Bereichen, davon mindestens einmal aus einem der Bereiche 1 bis 9, dauerhafte und regelmäßige Schädigungen und Fähigkeitsstörung-en festgestellt werden (bisheriges Verfahren)

• Den erhöhten Betrag von bis zu 200 Euro monatlich erhält jeder Antragsteller, bei dem im PEA-Assessment zusätzlich in mindestens einem weiteren Bereich aus einem der Bereiche 1, 2, 3, 4, 5, 9 oder 11 dauerhafte und regelmäßige Schädigungen und Fähigkeits-störungen festgestellt werden

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Richtlinie zur Feststellung von Personen mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz (PEA)

• Anspruch auf die Leistung haben Pflegebedürftige derPflegestufen I, II und III

• und Personen, die einen Hilfebedarf im Bereich der Grund-pflege und hauswirtschaftlichen Versorgung haben, der nicht das Ausmaß der Pflegestufe I erreicht (sog. Pflegestufe O)

• mit einem auf Dauer bestehenden erheblichen Bedarf an allgemeiner Beaufsichtigung und Betreuung

Zusatz: • ab dem 01.07.2008 haben Versicherte mit erheblich

eingeschränkter Alltagskompetenz in stat. Einrichtungen einen Anspruch auf Vereinbarung leistungsgerechter Zuschläge zur Pflegevergütung

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Wie bekommt man die Leistung im amb. Bereich?

• wer bisher schon die € 460,- erhalten hat, bekommt automatisch ab 1. Juli pro Monat den Grundbetrag in Höhe von € 100,- bzw. für 2008 € 600,-

• diejenigen, die einen Hilfebedarf im Bereich der Grundpflege und hauswirtschaftlichen Versorgung hat, aber nicht das Ausmaß der Pflegestufe I erreicht (Pflegestufe 0) und einen allgemeinen oder erhöhten Betreuungsbedarf haben müssen einen Antrag stellen

• diejenigen die zusätzlich in mindestens einem weiteren Bereich aus einem der Bereiche 1, 2, 3, 4, 5, 9 oder 11 dauerhafte und regelmäßige Schädigungen und Fähigkeitsstörungen festgestellt werden, müssen einen Antrag stellen – (€ 200,-)

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Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen nach § 45 c und d (neu)

Die Spitzenverbände der Pflegekassen fördern den Auf-und Ausbau von niedrigschwelligen Betreuungsangeboten insbesondere für demenzkranke Pflegebedürftige mit

• 25 Millionen Euro jährlich (statt bisher 10 Millionen jährlich)

• Voraussetzung: Zuschuss in gleicher Höhe von den Landkreisen und kreisfreien Städten (50 % / 50 %)

• für Brandenburg bedeutet dies: die Mittel der Pflegekassen erhöhen sich von ca. € 300.000 im Jahr auf ca.€ 750.000

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Niedrigschwellige BetreuungsangeboteBrandenburg - Stand 06/2008

- 150 Angebote

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Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen nach § 45 d (neu)

Die Mittel zur Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen(§ 45 c) können auch eingesetzt werden zum Auf- undAusbau

1. von Gruppen ehrenamtlich tätiger sowie sonstiger zum bürgerschaftlichen Engagement bereiter Personen

2. von Selbsthilfegruppen, -organisationen und -kontaktstellen

die sich die Unterstützung, allgemeine Betreuung undEntlastung von Pflegebedürftigen, von Personen miterheblichem allgemeinem Betreuungsbedarf sowie derenAngehörigen zum Ziel gesetzt haben

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Beratungsstellen „Pflegeberatung“ nach § 37 Abs. 3 bei Pflegegeldbeziehern

• die turnusmäßigen Beratungsbesuche zukünftig auch bei neutralen und unabhängigen, von den Pflegekassen anerkannten Beratungsstellen mit pflegefachlicher Kompetenz abgerufen werden

• Personen, denen keine Pflegestufe zuerkannt, bei denen aber eine erheblich eingeschränkte Alltagskompetenz festgestellt wurde, können halbjährlich einen Beratungsbesuch durch eine von den Pflegekassen anerkannte Beratungsstelle wahrnehmen (ohne pflegefachliche Kompetenz)

• Leistungsverbesserung: Pflegestufe I und II € 21Pflegstufe III

€ 31

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Beratungsstellen „Pflegeberatung“ nach § 37 Abs. 3 bei Pflegegeldbeziehern

Voraussetzung der Anerkennung:

• Konzept zur Qualitätssicherung des Beratungsangebotes

• Nachweis pflegefachliche Kompetenz

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Poolen von Leistungen z.B. in amb. betreuter WG § 36 Abs. 1 SGB XI, Gemeinsame

Pflegesachleistungen:

• Gemeinsame Inanspruchnahme von Pflege- und Betreuungs-leistungen sowie hauswirtschaftliche Versorgung (Poolen) durch Pflegebedürftige, z. B. in einer Wohngemeinschaft oder in einer Straße

• Kosten- und Zeitersparnis sollen den Pflegebedürftigen zugute kommen

• Das Poolen ist nicht auf die Versicherten einer Pflegekasse beschränkt

• Pflegebedürftige, die poolen wollen, müssen dieses der Pflegekasse mitteilen

• Die frei werdende Zeit soll auch für die Betreuung der am „Pool“ Beteiligten genutzt werden

• Das „Poolen“ der Leistungen ist in den Vergütungsverein-barungen zu berücksichtigen

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Kombination Tagespflege mit weiterenLeistungen

Pflegebedürftige können die Ansprüche auf Tages- und Nachtpflege,Pflegegeld und Pflegesachleistung nach ihrer Wahl miteinanderkombinieren (§ 41 Abs. 3-6 SGB XI). Damit erhöht sich derGesamtleistungsanspruch auf 150% (bisher 100%).

Pflegestufe II Beispiel 1 Beispiel 2 Beispiel 3

Betrag € % Betrag € % Betrag € %

Tagespflege 980 100 980 100 490 50

Pflegegeld 210 50 105 25

Sachleistung 245 25 980 100

Summe 150 150 150

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Zusätzliche Betreuung und Aktivierung pflegebedürftiger Bewohner mit erheblichen Bedarf an

Beaufsichtigung und Betreuung - § 87bStationäre Einrichtungen

vollstationäre Dauer- und Kurzzeitpflegeeinrichtungenhaben ab dem 01.07.2008 dieMöglichkeit, Verhandlungenmit den Pflegekassen überVergütungszuschläge fürversicherte Heimbewohner miterheblichem Bedarf anallgemeiner Beaufsichtigungund Betreuung zu beantragen

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Zusätzliche Betreuung und Aktivierung - § 87bStationäre Einrichtungen

• für jeden versicherten Heimbewohner mit erheblichem allgemeinem Bedarf an Beaufsichtigung und Betreuung (§ 45 a) der fünfundzwanzigste Teil der Personalauf-wendungen für eine zusätzliche Vollzeitkraft finanziert wird

• d.h. bei 25 Bewohner die einen erheblichen Bedarf an Betreuung haben 1 VZ Begleitkraft mehr

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Zusätzliche Betreuung und Aktivierung - § 87bStationäre Einrichtungen

• Der Anspruch ist nicht auf pflegebedürftige Heimbewohner beschränkt. Vergütungszuschläge können auch für Heimbewohner der sog. Pflegestufe "0" gezahlt werden.

Voraussetzungen:die Pflegeeinrichtung erstellt eine Übersicht der Heimbewohnerbei denen a) der MDK im Rahmen einer Pflegebegutachtung das PEA-

Assessment positiv bewertet hat oder

b) nach Einschätzung der Pflegeeinrichtung eine zusätzliche Betreuung und Aktivierung erforderlich ist und hinterlegt dies mit geeigneter Unterlagen, wie z.B. Arztberichte, Krankenhausberichte, Auszüge aus den Pflegedokumentationen

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Zusätzliche Betreuung und Aktivierung - § 87bStationäre Einrichtungen

weitere Voraussetzungen:• Qualitätskonzept für die zusätzliche Begleitung

• Pflegesatzverhandlung darüber

Die Richtlinie nach § 87b Abs. 3 SGB XI (neu) 31.08.2008

bestimmt dann näheres u. a. • zur Qualifikation und • zu den Aufgaben der für die zusätzliche Betreuung

einzusetzenden Begleitkräfte

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Qualitätskonzept für die Begleitung von Menschen mit Demenz - mit erheblichem Betreuungsbedarf in

Pflegeheimen

• Wie könnte das aussehen?• Welche Aufgaben wären sinn- und wirkungsvoll?• Wie ist die Betreuungskraft ins Team integriert?• Soll eine Betreuung in der Gruppe stattfindet – mit welchen

Inhalten? – z.B. Musiktherapie, Erinnerungspflege, Beschäftigung mit

Alltagsdingen, Förderung der Bewegung etc.• Soll die Betreuung direkt im Wohnbereich erfolgen oder mit

mehreren in einem separaten Raum• Mit welchem Personalschlüssel? Könnte Pflege und

Begleitkraft gemeinsam etwas sinnvolles auf die Beine stellen?

• Könnte ein Konzept Sinn machen, indem intensive Einzelbetreuung durchgeführt wird?

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Zusätzliche Betreuung und Aktivierung pflegebedürftiger mit erheblichen Bedarf an

Beaufsichtigung und Betreuung Bewohner - § 87b

• neben den zusätzlichen Vergütungszuschlägen für 1 VZ Begleitkraft für 25 Menschen mit Demenz und einem qualifizierten Betreuungskonzept ist

• die Kombination mit der „ehrenamtliche Unterstützung“ nach § 82b interessant

- Neu: Pflegesatzrelevant sind:

Schulungskosten, Planung und Organisation und Aufwandsentschädigung

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Viel Erfolg bei der Nutzung dieser neuen Möglichkeiten


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