Wenn Scherben sprechen!
Ein Einblick in die Welt der ehrenamtlichen archäologischen
Bodendenkmalpflege Bodendenkmalpflege
Ein Vortrag für den Heimat- und Geschichtsverein
Büttelborn-Worfelden
Referentin: Biggi Schroeder Worfelden, 14. Oktober 2018
Arbeitsgebiet: GG-Wallerstädten
Wüstung PrangenheimGrabung des LfD sowie römische u. mittelalterl. Lesefunde
14.10.2018
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die Welt der ehrenamtlichen
archäologischen Bodendenkmalpflege
Grabung der Uni Frankfurt Römisches Militärlager
Grabung der Uni Frankfurt Römische Backöfen
Neolithische Lesefunde
Arbeitsgebiet: GG-Wallerstädten
Wüstung Prangenheim
Lage:
Südöstlich von Trebur im Niedergewannenfeld
Ersterwähnung: um 800
Historische Namensformen:
um 800 - Prangenheim, de (2. Hälfte XII Jh.,
Codex Laureshamensis III)
1303 – Prangenheimers
1313 – Prangenheim
1616 - Prangenheim genandt, uff
1769 - Auf Brangen Haim
Quelle: Lagis
14.10.2018
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Ehemals Prangenheim – heute Ackerfläche Damals standen hier mehrere Grubenhäuser. Diese
Erkenntnis erbrachte eine Ausgrabung des LfD Hessen
vor 25 Jahren. Leider sind die Ergebnisse der Grabung
bis heute nicht publiziert.
Arbeitsgebiet: Trebur-Astheim
Römischer Schiffslände-Burgus(datiert ca. 364-375 n. Chr.)
MerowingerzeitlicheGräber
Römische und mittel-
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Römische und mittel-alterliche Lesefunde
Arbeitsgebiet: Trebur-Astheim
AstheimLage:
7,5 km westlich von Groß-Gerau
Ersterwähnung: 830-850 n. Chr.
Historische Namensformen:Historische Namensformen:
Askemuntesheim (830-850)
Astehem (1099)
Astheim (1239/1294, 1675)
Astheym (1331)
Asthem (1460)
Astem (1475)
Astumb (1579)
Astum (1647)14.10.2018
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Die Siedlungsfläche der ersten Astheimer –heute Ackerfläche Lesefunde erzählen davon, das hier eine Siedlung war.
Diese hat sich im Laufe der Zeit Immer weiter nach Norden
verlagert und endet im heutigen Astheim.
Ehrenamtliche Mitarbeit in der
archäologischen Denkmalpflege
Ehrenamtliche Mitarbeit in der
archäologischen Denkmalpflege
Wer Interesse an Archäologie und Geschichte hat, dem bieten
sich einige Möglichkeiten, sich aktiv im Umfeld von Archäologie
und Denkmalpflege zu beteiligen.
Feldbegehung (Oberflächen-
Survey)
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Survey)
Mitarbeit bei archäolog.
Ausgrabungen
Mitarbeit bei Boden-
untersuchungmittels
Geophysik
Beobachtung der
Bodeneingriffen bei
Bauvorhaben (Straßenbau
etc.)
Mitarbeit bei
Notgrabung
Voraussetzungen für eine Mitarbeit in
der archäologischen Denkmalpflege
Voraussetzungen für eine Mitarbeit in
der archäologischen Denkmalpflege
Voraussetzungen für die Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen im Rahmen einer Nachforschungs-genehmigung nach § 22 HDSchG
• Archäologisch-historisches Interesse an der Heimatregion
• Mitgliedschaft bei lokalen Heimat- und Geschichtsvereinen oder bei terraplana - Gesellschaft für Archäologie im Hessischen Ried
• Bereitschaft zur Dokumentation / Kartierung der Funde nach den Vorgaben des Landesdenkmalamtes.
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite der HessenArchäologie:https://lfd.hessen.de/hessenarchäologie/gefahr-für-das-kulturelle-erbe-hessens
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Methodik der Feldbegehung (Survey)
Bei der systematischen Begehung einer Fundstelle (i.d.R Acker) werden die an
der Oberfläche zutage gekommenen archäologischen Funde (i.d.R. Keramik,
Glas etc.) einzeln per GPS eingemessen und dann geborgen.
Befunde (z.B. Bodenverfärbungen) messe ich ebenfalls per GPS ein.
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Dokumentation der Funde
Die bei der Begehung festgestellten Koordinaten werden in eine Funddatenbank (Excel-Sheet) eingetragen. Erfasst werden zudem Fundtag, werden zudem Fundtag, Fundort (Gemeinde, Gemarkung) Flurname sowie eine detaillierte Beschreibung des Fundstücks.
Die gleichen Daten werden jeweils auf die einzelnen Fundzettel übertragen.
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Kartierung der Funde mit QGIS
Aus den Funddaten (Textdatei) kann man in QGIS einen Layer erzeugen und diesen über ein
Luftbild der Fundstelle legen. Werden die einzelnen Warenarten farbig darstellt, erleichtert dies
die Erkennung von Konzentrationen und möglicherweise gar von Siedlungsverlagerungen.
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Der Fundbericht
Die Funde werden 1 x jährlich beim
Landesamt für Denkmalpflege
(HessenArchäologie) vorgelegt. Dazu
gehört auch neben der Kartierung die
Vorlage von Fundberichten.
Im Fundbericht werden neben Koordinaten Im Fundbericht werden neben Koordinaten
Ortsangaben auch Details und
Besonderheiten der Begehungsfläche
(etwa Bodenverfärbungen etc.)
festgehalten.
Aufgrund einer lückenlosen und
vollständigen Dokumentation sowie der
Vorlage der Funde wird eine erneute
Nachforschungsgenehmigung erteilt.
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Aufbewahrung der archäologischen
Funde
Aufbewahrung der archäologischen
FundeDa wir in Hessen das sogenannte „Kleine Schatzregal“ haben, dürfen die Funde bei
mir verbleiben. Ich trenne diese zunächst nach Warenarten und innerhalb der
jeweiligen Warenart nochmals nach Fundstellen (Fluren).
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Bestimmung der Funde
Eines vorweg: Die Bestimmung
und Datierung von Keramikfunden
ist keineswegs einfach. Gerade
wenn es um Wandscherben ohne
jede Verzierung geht, ist das
Spektrum an Fehleinschätzungen
schon sehr groß. schon sehr groß.
Man kann hier natürlich geeignete
Publikationen konsultieren. Nur ist
es meiner Erfahrung nach besser,
sich nicht allein darauf zu stützen.
Zusätzlich ist die Vernetzung mit
Archäologen wesentlich
vielversprechender.
14.10.2018
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Wandscherben – oft sehr
problematisch in der Bestimmung!
Keramik – Die Warenarten
Keramik wird in der Archäologie in sogenannte Warenarten eingeteilt. Man unterscheidet nach folgenden Kriterien:
Herstellungstechnik: Scheibengedrehte oder handgemachte Keramik
Beschaffenheit des Scherbens: Oberflächenbehandlung, z.B. glasiert, Verzierungen, etc.Magerung des Tons mit Sand, Quarz oder organischen Stoffen, etc.
Bestimmung der Gefäßform:Randform, Seitenprofil, Henkel, Tüllen etc.
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Mittlere LBK (ca. um 5300 bis 5200 v. Chr.)
Fundort:GG-
Wallerstädten
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Produktionsort:unbekannt
Hallstatt-/Latènezeit (ca. 800 v. Chr. bis 15 v. Chr )
Fundort:Trebur-Astheim
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Produktionsort:unbekannt
terra sigillata (1. Jhd. n. Chr.)
Fundort:Trebur-Astheim
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ProduktionsortLa
Graufesenque
(heutiges
Südfrankreich,
nahe Millau)
terra nigra (1. Jhd. n. Chr. / 4. Jhd. n Chr.)
Fundort:Trebur-Astheim
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Produktionsort:unbekannt
Geglättete Drehscheibenware der Merowingerzeit(5. Jhd – 751 n.Chr.)
Fundort:Trebur-Astheim
14.10.2018
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Produktionsort:unbekannt
Geglättete Drehscheibenware der Merowingerzeit(5. Jhd – 751 n.Chr.)
Zeichnerische Rekonstruktion des Knickwandtopfs anhand der Randscherbe
14.10.2018
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Zeichnung: Prof. Dr. Rainer Schreg
(Universität Bamberg)
Rauhwandige Drehscheibenware der Merowingerzeit(5. Jhd – 751 n.Chr.)
Fundort:Groß-Gerau-
Wallerstädten
14.10.2018
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Produktionsort:unbekannt
Ältere gelbe Drehscheibenware (Typ Kirchhausen)(spätes 7. Jhd. bis ins 8. Jhd)
Fundort:Trebur-Astheim
14.10.2018
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Produktionsort:Vermutl.
Kirchhausen
Ältere gelbe Drehscheibenware (Typ Kirchhausen)(spätes 7. Jhd. bis ins 8. Jhd)
Fundort:Trebur-Astheim
14.10.2018
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Produktionsort:Vermutl.
Kirchhausen
Quelle: Zeichnung aus: Gross Uwe, Mittelalterliche Keramik zwischen
Neckarmündung und Schwäbischer Alb (1991)
Ältere gelbe Drehscheibenware Typ Kirchhausen(spätes 7. Jhd. bis ins 8. Jhd)
Fundort:Trebur-Astheim
14.10.2018
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Produktionsort:Kirchhausen
Badorfer Ware (Reliefbandamphoren)(ca. 800-900 n. Chr.)
Fundort:Trebur-Astheim
14.10.2018
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Produktionsort:Rheinisches
Vorgebirge
(Badorf, Eckdorf
& Walberberg)
Badorfer Ware (Ware Badorfer Art)(ca. 800-900 n. Chr.)
Fundort:Trebur-Astheim
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Produktionsort:Rheinisches
Vorgebirge
(Badorf, Eckdorf
& Walberberg)
Mayener Ware (Ware Mayener Art)(ca. 800-900 n. Chr.)
Fundort:Trebur-Astheim
14.10.2018
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Produktionsort:Mayen
Pingsdorfer Ware – Ware Pingsdorfer Art(ca. 800-1250 n. Chr.)
Fundort:Trebur-Astheim
14.10.2018
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Produktionsort:Rheinisches
Vorgebirge
(Pingsdorf und
Umland)
Übersicht über das Formenspektrum der Pingsdorfer Keramik nach C. Koenen (1898)
14.10.2018
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Steinzeug Spätmittelalter (ca. 1250 bis 1500 ) und Frühe Neuzeit
Fundort:Trebur-Astheim
14.10.2018
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Produktionsort:Vermutl.
Westerwald
und
Siegburg
„Rostiges“ Faststeinzeug „Rheingauer Art“ (ca. 12./13. Jhd. n. Chr.)
Fundort:Trebur-Astheim
14.10.2018
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Produktionsort:Rheingau
3 empfehlenswerte Publikationen zu Keramik
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Lutz Grunwald (Hrsg.)Den Töpfern auf der Spur - Orte der Keramikherstellung im Licht der neuesten ForschungRGZM – Tagungen, Band 21 (2015)
Rainer SchregKeramik aus Südwestdeutschland, Verl. des Vereins für Arch. des
Mittelalters - Schloß Hohentübingen
(1998)
Otto StammSpätrömische und frühmittelalterliche Keramik der Altstadt Frankfurt am Main. (Schriften d. Frankf. Museus für
Vor- u. Frühgeschichte (1962)
Fazit: Win-Win-Situation für
Laienforscher und Wissenschaftler
Fazit: Win-Win-Situation für
Laienforscher und Wissenschaftler
Gewinn für die Wissenschaftler:
Eine gute Dokumentation der Funde durch die Laienforscher macht Befunde und Funde
für die archäologische Wissenschaft verwertbar.
Durch Vernetzung können gemeinsame Fragestellungen entwickelt werden.
Gewinn für die Laienforscher:
Kompetenzgewinn durch Weiterbildung (Besuch von archäologischen Vorträgen,
Studium von Fachliteratur, etc. ).
Durch Vernetzung können gemeinsame Fragestellungen entwickelt werden.
14.10.2018
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Mehr über Keramik & Co unter…
https://scherbensteinewuestungen.wordpress.com
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finis
Danke für Ihre Aufmerksamkeit
14.10.2018
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