Willkommen zum Vortrag
„Lehrerpersönlichkeit“
Prof. Dr. Dipl.-Psych. Ludwig Haag
Lehrstuhl für Schulpädagogik
„ Ich setze es als bekannt voraus, daß der Grund von den Fehlern der Zöglinge wirklich oft in den Erziehern liege.“
(Salzmann: Ameisenbüchlein, 1806)
Lehrkräfte haben nach Sigmund Freudeinen ‚unmöglichen Beruf’, weil sie sich ihres ungenügenden Erfolges sicher sein können.
Hans Aebli (1983):
“Wo eine gute Lehrerin, ein guter Lehrer am Werk ist, wird die Welt ein bisschen besser.“
Historische Vertreter
Bedeutung von Lehrerpersönlichkeit
Persönlichkeitsparadigma
Expertenparadigma
Prozessparadigma
Persönlichkeitsförderung
Schlussgedanke
Historische Vertreter
Griechische Wurzeln
Protagoras Gorgias Hippias
Sophisten:
Lehren ist Beruf
Sokrates:
Erziehen als persönliche Berufung
Johann Friedrich Herbart (1776-1841)
“Und ich gestehe gleich hier, keinen Begriff zu haben von Erziehung ohne Unterricht; so wie ich rückwärts, in dieser Schrift wenigstens, keinen Unterricht anerkenne, der nicht erzieht”(1806).
Erziehender Unterricht
John Dewey (1859-1952)
“Das Leben in der Demokratie erfordert Menschen, die ihre sozialen Fähigkeiten vielseitig entwickelt haben und dies auch künftig weiter tun.Erziehung muss deshalb vorrangig dazu beitragen, ‘die soziale Seite des menschlichenVerhaltens’ zu entfalten.”
• Erziehung als Auftrag des Unterrichts (durch Demokratie zu Demokratie)
• Projektmethode als ein möglicher Ansatz erziehenden Unterrichts
Kerschensteiner (1854-1932)
„Ein Lehrer, der eine volle Persönlichkeit geworden ist, ist das wertvollste Bildungsgut, das die größte Wirkungauf die Schüler auszuüben vermag.“
“
Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts
Spranger (1882-1963)
„pädagogische Liebe“
„geborener Erzieher“
“
Grundtenor:
Ideale Lehrerpersönlichkeiten als Leitbilder für künftige Lehrer
Bedeutung von Lehrerpersönlichkeit
Metaanalyse: Wang, Haertel und Walberg (1993)
Qualität des UnterrichtsLernförderlichs Klima, Motivierung, Aktivierung,
Methodenvielfalt Passung
Lehrer-persönlichkeit
Professions-Wissen
Kompetenzen
PädagogischeOrientierungen
KlassenführungRegeln
ZeitnutzungUmgang mit Störungen
AktiveLernzeit
Klassenkontext
Klassenklima, Klassenzusammensetzung
Angebots-Nutzungs-Modell (Helmke, 2003)
1. Gutes Verhältnis zu Schülern
2. Persönliche Atmosphäre im Unterricht
3. Geschickte Unterrichtsgestaltung
4. Engagement für den einzelnen Schüler
5. Selbstreflexion bei unerwünschtem Schülerverhalten
6. Informiertheit über persönliche Probleme
Lehrerbefragung: „Worauf kommt es im Lehrerberuf an ?“
1 Paidotrope Einstellung
2 Fachkompetenz
3 Kompetente Unterrichtsgestaltung
4 Objektive Benotung
5 Fähigkeit zu motivieren
Schülerbefragung: „Worauf kommt es im Lehrerberuf a n?“
Die Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit und den
Wirkungen bleiben hinter den Erwartungen zurück.
Persönlichkeitsparadigma
Begriff der Persönlichkeit in der Psychologie:
Persönlichkeit ist ein Ensemble relativ stabiler
Dispositionen, die für das Handeln, den Erfolg
und das Befinden im Lehrerberuf bedeutsam sind.
- Hoher Einfluss genetischer Faktoren
- Tendenz sich in einer „passenden“ Umwelt aufzuhalten: d. h. Festigung
vorhandener Persönlichkeitsstrukturen
Faktor untergeordnete
Eigenschaften
Neurotizismus
(Emotionale Instabilität)
NervositätÄngstlichkeitErregbarkeit
Extraversion GeselligkeitSchüchternheitImpulsivität
Offenheit für Erfahrungen GebildetheitKreativitätGefühl für Kunst
Verträglichkeit WärmeHilfsbereitschaftToleranz
Gewissenhaftigkeit OrdentlichkeitBeharrlichkeitZuverlässigkeit
„Big Five“
• Genetisch bedingte Auffassung:
Menschen werden vorschnell in Geeignete und Ungeeignete getrennt.
Gefahr
Expertenparadigma
Gut belegt ist der Expertenansatz:
„Der Lehrer als Experte“
- Inhaltswissen
- Curriculares Wissen
- Philosophie des Schulfachs
- Pädagogisches Wissen
- Fachspezifisch-pädagogisches Wissen
Prozessparadigma
Gute Lehrer weisen bestimmte Verhaltensweisen und Fertigkeiten auf, z. B. Meyer, 2004:
1. klare Strukturierung2. hoher Anteil echter Lernzeit 3. lernförderliches Klima4. inhaltliche Klarheit5. sinnstiftendes Kommunizieren6. Methodenvielfalt7. individuelles Fördern8. intelligentes Üben9. transparente Leistungserwartungen10. vorbereitete Umgebung
• Konstruktivistische Auffassung:
Persönlichkeitsmerkmale sind beliebig modifizierbar.
Gefahr
Stabilitätsaspekte und Veränderungsaspekte gleichzeitig im Blick behalten
Konsequenz
• Möglichkeiten der Diagnose und Bewusstmachung der eigenen Persönlichkeitsstruktur
• Standards für die Lehrerbildung
• Formulierung von Kernkompetenzen
Persönlichkeitsförderung
KMK Standards für die Lehrerbildung im Bereich der Bildungswissenschaften
1. Kompetenzbereich: Unterrichten2. Kompetenzbereich: Erziehen3. Kompetenzbereich: Beurteilen/Beraten4. Kompetenzbereich: Innovieren
• Leitbildentwicklungen
Persönlichkeitsförderung
Aufgrund seiner Nichtmessbarkeit bewegt
sich der Begriff der Lehrerpersönlichkeit
im Hochnebel.
Schlussgedanke
Wirkungen und Nebenwirkungen
erfolgreichen Lehrerhandelns
sind empirisch nicht hinreichend aufzulösen.
Schlussgedanke