Wirtschaftsrecht Sommersemester 2006
Wirtschaftsrecht I:
Kartellrecht
Wirtschaftsrecht Sommersemester 2006
Art. 96 Wettbewerbspolitik
1 Der Bund erlässt Vorschriften gegen volkswirtschaftlich oder sozial schädliche Auswirkungen von Kartellen und anderen Wettbewerbsbeschränkungen.
2 Er trifft Massnahmena. zur Verhinderung von Missbräuchen in der Preisbildung
durch marktmächtige Unternehmen und Organisationen des privaten und des öffentlichen Rechts;
b. gegen den unlauteren Wettbewerb.
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Erlasse zum Schutz des Wettbewerbs
Kartellgesetz (KG vom 1.7.1996)
Preisüberwachungsgesetz (PüG, 1.7.1986)
Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG, 1.3.1988)
Binnenmarktgesetz (BGBM, 1.7.1996)
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Kartellgesetz
Art. 3 Verhältnis zu anderen Rechtsvorschriften
1 Vorbehalten sind Vorschriften, soweit sie auf einem Markt für bestimmte
Waren oder Leistungen Wettbewerb nicht zulassen, insbesondere
Vorschriften:
a. die eine staatliche Markt- oder Preisordnung begründen;
b. die einzelne Unternehmen zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben mit
besonderen Rechten ausstatten.
3 Verfahren zur Beurteilung von Wettbewerbsbeschränkungen nach diesem
Gesetz gehen Verfahren nach dem Preisüberwachungsgesetz vor, es sei
denn die Wettbewerbskommission und der Preisüberwacher treffen
gemeinsam eine gegenteilige Regelung.
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Kartellgesetzgebung
Kartell als vertraglicher Zusammenschluss von Unternehmen
BV 27 (Wirtschaftsfreiheit) und BV 96 (Kartellartikel ) als
verfassungsrechtliche Grundlagen
KG verfolgt das Ziel des „wirksamen“ Wettbewerbs
KG als „Missbrauchsgesetzgebung“
Tendenz, Marktrisiken kalkulierbar zu machen
Aufgabe, aktuelle oder potentielle Beschränkungen des wirksamen
Wettbewerbs zu verhindern
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Zweck des Kartellrechts
Das Kartellgesetz bezweckt, volkswirtschaftlich oder sozial schädliche
Auswirkungen von Kartellen und anderen Wettbewerbsbeschränkungen
zu verhindern und damit den Wettbewerb im Interesse einer freiheitlichen
marktwirtschaftlichen Ordnung zu fördern (KG 1)
1) Verbot unzulässiger Wettbewerbsabreden (KG 5 f.)
2) Verbot unzulässiger Verhaltensweisen marktbeherrschender
Unternehmen (KG 7 f.)
3) Präventive Kontrolle geplanter Unternehmenszusammenschlüsse
(KG 9 ff.)
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1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen
Art. 1 ZweckArt. 2 GeltungsbereichArt. 3 Verhältnis zu anderen RechtsvorschriftenArt. 4 Begriffe
2. Kapitel: Materiellrechtliche Bestimmungen
Art. 5 Unzulässige WettbewerbsabredenArt. 6 Gerechtfertigte Arten von WettbewerbsabredenArt. 7 Unzulässige Verhaltensweisen marktbeherrschender UnternehmenArt. 8 Ausnahmsweise Zulassung aus überwiegenden öffentlichen InteressenArt. 9 Meldung von ZusammenschlussvorhabenArt. 10 Beurteilung von ZusammenschlüssenArt. 11 Ausnahmsweise Zulassung aus überwiegenden öffentlichen Interessen
BG über Kartelle und andere Wettbewerbsbeschränkungen (KG)
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3. Kapitel: Zivilrechtliches Verfahren
Art. 12 Ansprüche aus WettbewerbsbehinderungArt. 13 Durchsetzung des Beseitigungs- und UnterlassungsanspruchsArt. 14 GerichtsstandArt. 15 Beurteilung der Zulässigkeit einer WettbewerbsbeschränkungArt. 17 Vorsorgliche Massnahmen
4. Kapitel: Verwaltungsrechtliches Verfahren
Art. 18 Wettbewerbskommission (Weko)Art. 19 OrganisationArt. 20 GeschäftsreglementArt. 21 BeschlussfassungArt. 23 Aufgaben des SekretariatsArt. 26 VorabklärungArt. 27 Eröffnung einer UntersuchungArt. 30 EntscheidArt. 31 Ausnahmsweise Zulassung
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4. Kapitel: Verwaltungsrechtliches Verfahren
Prüfung von Unternehmenszusammenschlüssen
Art. 32 Einleitung des PrüfungsverfahrensArt. 33 PrüfungsverfahrenArt. 34 RechtsfolgenArt. 35 Verletzung der MeldepflichtArt. 37 Wiederherstellung wirksamen Wettbewerbs
Verfahren und Rechtsschutz
Art. 39 GrundsatzArt. 40 AuskunftspflichtArt. 44 Beschwerde an die RekurskommissionArt. 45 Empfehlungen an Behörden
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4. Kapitel: Verwaltungsrechtliches Verfahren
Verwaltungssanktionen
Art. 49a Sanktion bei unzulässigen Wettbewerbsbeschränkungen (inkl. Bonusregelung)Art. 50 Verstösse gegen einvernehmliche Regelungen und behördliche AnordnungenArt. 53 Verfahren und Rechtsmittel
5. Kapitel: Strafsanktionen
Art. 54 Widerhandlungen gegen einvernehmliche Regelungen und behördliche AnordnungenArt. 55 Andere WiderhandlungenArt. 56 VerjährungArt. 57 Verfahren und Rechtsmittel
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Geltungsbereich des Kartellgesetzes (KG 2)
persönlicher Geltungsbereich (KG 2 I, Ibis)
- Unternehmen des privaten und des öffentlichen Rechts
- Unternehmensqualität im ökonomischen Sinn
- Ausnahme: vertragliche Absprachen, die den Arbeitsmarkt betreffen (GAV)
sachlicher Geltungsbereich (KG 2 I)
- Vornahme von Wettbewerbsabreden (KG 4 I)
- Ausübung von Marktmacht (nicht marktbeherrschend, aber gesteigerter Markteinfluss)
- Beteiligung an Unternehmenszusammenschlüssen (KG 4 III)
räumlicher Geltungsbereich (KG 2 II)
- Auswirkungsprinzip ↔ Territorialitätsprinzip
- Exportkartelle u.U. ausgenommen
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Ausnahmen vom Geltungsbereich (KG 3)
1) Ausschluss des Wettbewerbs durch öffentlich-rechtliche Vorschriften (KG 3 I)
- staatliche Markt- oder Preisordnungen(Bsp. Tarifordnungen im Bereich der obligatorischen KV)
- Unternehmen, die öffentliche Aufgaben zu erfüllen haben(Bsp. Unternehmen der Wasserversorgung, SUISA)
2) Gesetzgebung über das geistige Eigentum (KG 3 II)
3) Preisüberwachungsgesetz (KG 3 III)
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Unzulässige Wettbewerbsabrede (KG 5)
1) Wettbewerbsabrede (KG 4 I)
- zwei oder mehr Unternehmen
- Vereinbarung (rechtlich erzwingbar oder rechtlich nicht erzwingbar)
- Horizontal- oder Vertikalabrede
- bezwecken oder bewirken einer Wettbewerbsbeschränkung
2) „auf einem Markt für bestimmte Waren oder Leistungen“
- sachlich relevanter Markt
- räumlich relevanter Markt
- zeitlich relevanter Markt
3) Erhebliche Beeinträchtigung ohne Rechtfertigung der wirtschaftlichen
Effizienz oder Beseitigung des Wettbewerbs
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Vereinbarung
rechtlich erzwingbar
- Verträge
- verbindliche Verbandsstatuten
- verbindliche Verbandsbeschlüsse
rechtlich nicht erzwingbar
- Empfehlungen, sofern sie tatsächlich befolgt werden
- Richtlinien
- „gentlemen‘s agreements“
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Relevanter Markt
Wettbewerb immer in einem bestimmten Marktsegment
Definition dieses Marktes, um feststellen zu können, ob Wettbewerbsbeschränkung tatsächlich vorliegt
keine gesetzliche Definition
Substituierbarkeit (Austauschbarkeit) als entscheidendes Kriterium
Bedarfsmarktkonzept
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Drei verschiedene Wettbewerbsabreden (KG 5)
1) Unerhebliche Wettbewerbsbeschränkung (Bagatellfälle)
zulässig
2) Erhebliche Wettbewerbsbeschränkung („weiche Kartelle“)
Rechtfertigung aus Gründen der wirtschaftlichen Effizienz (KG 5 II)
„Rechtfertigung“ über KG 8
3) Wettbewerbsabreden, die den wirksamen Wettbewerb beseitigen(„harte Kartelle“)
„Rechtfertigung“ nur über KG 8
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Wettbewerbsabreden, die den wirksamen Wettbewerb beseitigen („harte Kartelle“)
Beseitigung von Wettbewerb (nicht bloss erhebliche Beeinträchtigung)
Funktionsunfähigkeit aller Wettbewerbsparameter (Preis, Menge, Bezugsquellen, usw.)
Ausschluss von Restwettbewerb
Vermutungstatbestände für Horizontalabreden (KG 5 III)- Preiskartelle- Mengenkartelle- Gebietskartelle
Vermutungstatbestände für Vertikalabreden (KG 5 IV)
- Abrede über Mindest- oder Festpreise
- Abreden über absoluten Gebietsschutz in Vertriebsverträgen
Ausnahmsweise Zulassung aus überwiegenden öffentlichen Interessen(KG 8)
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Erhebliche Wettbewerbsbeschränkung („weiche Kartelle“)
Qualitative Erheblichkeit- Ausweichmöglichkeiten für die Marktgegenseite?- Restwettbewerb zulässig?- „Eine erhebliche Wettbewerbsbeeinträchtigung ist (zumindest) dann zu bejahen, wenn die Abrede einen auf dem entsprechenden Markt relevanten Wettbewerbsparameter betrifft, wobei die Beteiligten einen erheblichen Marktanteil halten“ [BGE 129 II 18 ff. (24), E. 5.2.1.)]
Quantitative Erheblichkeit- Marktanteile und Umsätze- Keine Mindestgrenze (im Gegensatz zum EU-Kartellrecht)
Beschluss Weko für vertikale Abreden (RPW 2002, 404 ff.)
Rechtfertigung aus Gründen der wirtschaftlichen Effizienz (KG 5 II)- Kompensation der negativen Folgen- Effizienzsteigerung muss wirtschaftlicher Art sein
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Voraussetzungen von KG 5 II (kumulativ)
- keine Beseitigung des Wettbewerbs (KG 5 II b)
- Notwendigkeit der Wettbewerbsbeschränkung KG 5 II a als abschliessende Aufzählung
„Rechtfertigung“ nach KG 6
- Verordnungen
- Allgemeine Bekanntmachungen der WekoBsp. Bekanntmachung über die wettbewerbsrechtliche Behandlungvon vertikalen Abreden im Kraftfahrzeughandel (RPW 2002/4, 770 ff.)
„Rechtfertigung“ über KG 8
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Kartellgesetz
Art. 5 Unzulässige Wettbewerbsabreden
1 Abreden, die den Wettbewerb auf einem Markt für bestimmte
Waren oder Leistungen (sog. „relevanter Markt“) erheblich
beeinträchtigen und sich nicht durch Gründe der wirtschaftlichen
Effizienz rechtfertigen lassen, sowie Abreden, die zur
Beseitigung wirksamen Wettbewerbs führen, sind unzulässig.
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Kartellgesetz
Art. 4 Begriffe
1 Als Wettbewerbsabreden gelten rechtlich erzwingbare oder nicht
erzwingbare Vereinbarungen sowie aufeinander abgestimmte
Verhaltensweisen von Unternehmen gleicher oder verschiedener
Marktstufen, die eine Wettbewerbsbeschränkung bezwecken oder
bewirken.
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Wettbewerbsabreden
Beseitigung Keine Beseitigung
unzulässigzulässig aus öff.Interessen
Beschränkung keine Beschränkung
erheblich unerheblich
nicht gerechtfertigt gerechtfertigt
unzulässigzulässig aus öff.
Interessen