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Eine Präsentation des Vereins für Heimatgeschichte in Walkenried und Umgebung anlässlich des 90jährigen Jubiläums der Volksbank Braunlage am 22.06.2013.
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Das Jahr 1923 in Deutschland und in Walkenried
Eine Präsenta,on des Vereins für Heimatgeschichte für das Jubiläum
90 Jahre Volksbank Braunlage
22. Juni 2013
Hier begann es vor 90 Jahren…
…und es waren keine einfachen Zeiten.
1919-‐1922: Schwieriger Beginn
• Die Unterzeichnung des Versailler Vertrages wurde von rechten KräKen ausgenutzt, um gegen die junge Republik zu agi,eren.
• Sogenannte „Freikorps“ beunruhigten das Land mit privaten Feldzügen und Fehden.
• Auf der anderen Seite probten linke KräKe den Aufstand. 1921 sogar ganz in der Nähe! Wer kennt heute noch Max Hoelz?
1919-‐1922: Schwieriger Beginn Der 1921 während der sog. „März-‐ kämpfe“ in Mi]el-‐deutschland von M. Hoelz gesprengte Bahnhof in He]stedt. Bildquelle: Bundesarchiv
In den Worten von Max Hoelz...
„Durch den Feldstecher sah ich, wie auf dem Bahnhof He8stedt eine Lokomo;ve unter Dampf gesetzt wurde, obwohl der ganze Betrieb lahm gelegt war. Meine Vermutung, dass die Sipo unter dem Schutze einer Lokomo;ve einen Vorstoß gegen uns machen wollte, erwies sich als rich;g. Mit zwei Mann meiner Begleitung legte ich ein paar fer;ge Bomben unter die Eisenbahn-‐schienen, um im Augenblick des Heranrollens der Lokomo;ve die Bomben zur Entzündung zu bringen.“ -‐ Max Hoelz: Vom Weißen Kreuz zur Roten Fahne (1929)
1923: Ein aufregendes Jahr
• Ruhrbesetzung und passiver Widerstand • Hitler und Ludendorff putschen in München • Drei Reichskanzler: Cuno, Stresemann, Marx • Bewaffnete Auseinandersetzungen mit Links und Rechts in Sachsen, Thüringen und Bayern
• Hyperinfla,on und Einführung der Rentenmark
• ...auch außerhalb Deutschlands (Öffnung des Tutanchamun-‐Grabes, Gründung der Türkei...)
Die Ruhrbesetzung von 1923
Im Januar 1923 besetzen französische und belgische Truppen wegen ausstehender deutscher Repara,onen das Ruhrgebiet.
Die Ruhrbesetzung von 1923
Passiver Widerstand und vor allem Sabotageakte fordern immer wieder Todesopfer auf beiden Seiten.
Die Ruhrbesetzung von 1923
Der Bahnbetrieb bricht zeitweise zusammen. Die wirtschaKlichen Schäden sind gewal,g.
HyperinflaMon in Deutschland
• Die sich schon länger verschlimmernde Infla,on erhält durch die großen Kosten der Ruhrbesetzung gewal,gen AuKrieb.
• Dies führt zu einer Hyperinfla,on, an der die WirtschaK 1923 zu zerbrechen droht.
• Im Herbst wird die Hyperinfla,on schließlich durch die Einführung der neuen Rentenmark gestoppt. Alle Spareinkommen sind verloren. Verschuldete Großgrundbesitzer profi,eren.
HyperinflaMon – wertloses Geld
Im Herbst 1923 verfällt die Währung zeitweise binnen Stunden. Am Morgen erhaltenes Geld ist am Abend schon fast nichts mehr wert.
3 Sek.
HyperinflaMon – Preiswahnsinn
Ein Brief kostete Mi]e 1923 bereits 400 Mark – und es sollte bis November noch sehr viel schlimmer kommen...
3 Sek.
HyperinflaMon – Notgelddruck
Die Kommunen geben eigenes Notgeld heraus
Die Nachbarstadt Ellrich warb mit dem Thema Gips.
HyperinflaMon – Notgelddruck
Die Kommunen geben eigenes Notgeld heraus
Die Notgeldscheine der Stadt Goslar zierte der Goslarer Dukatenmann – der jedoch auch nicht helfen konnte...
HyperinflaMon – Notgelddruck
Auch Verkehrsbetriebe drucken Notgutscheine
Bereits zu Beginn der Infla,onswelle gibt etwa die Harzquerbahn eigene Notgutscheine heraus.
Das Ende der HyperinflaMon
Im Herbst 1923 wird schließlich die Rentenmark eingeführt. Der GeschäKsbericht des „Harzvereins“ von 1923 enthält den Umrechnungskurs. Das alte Papiergeld war nur noch Spielzeug.
3 Sek.
Putschversuch der Nazis in München
Adolf Hitler und Ludendorff versuchen am 9. September 1923 über einen Putsch in München die Macht im Reich an sich zu reißen. Der Putschversuch scheitert, die Putschisten werden zu HaKstrafen verurteilt. Zehn Jahre später gelingt es – mit furchtbaren Folgen.
Putschversuch der Nazis in München
Poli,sch unliebsame Personen werden am 9. September verhaKet – vorwiegend Juden, Sozialdemokraten und Sozialisten.
Ein Reichspräsident…
Friedrich Ebert am,erte bis 1925. Sein früher Tod führte zur Wahl Hindenburgs. Die junge Weimarer Republik verlor einen ihrer wich,g-‐ sten Repräsentanten.
… mit vielen Widerständen…
Friedrich Ebert mit Hans v. Seeckt, Reichswehrchef und kein Freund der Republik („Truppe schießt nicht auf Truppe“).
…und drei Kanzlern im gleichen Jahr
Im unruhigen Jahr 1923 folgte Gustav Stresemann (DVP, Mi]e) auf den parteilosen Wilhelm Cuno (links, hier mit Friedrich Ebert). Er wiederum wurde im November von Wilhelm Marx (Zentrum) abgelöst
Zugehörig zum Freistaat Braunschweig
Aus dem Herzogtum ging 1918 der Freistaat Braunschweig hervor – ein ungewöhnliches Gebilde (Karte aus dem Buch „Die Braunschweigische Landesgeschichte – Jahrtausendrückblick einer Region)
Zugehörig zum Freistaat Braunschweig Dr. Heinrich Jasper (SPD)
regierte 1923 und später noch einmal den Freistaat. Die Nazis brachten ihn ins KZ und 1944 in Bergen-‐Belsen um.
(Bild aus dem Buch „Die Braunschweigische
Landesgeschichte – Jahrtausendrückblick einer Region“)
Zugehörig zum Freistaat Braunschweig Vor Jasper am,erte Sepp
Oerter von der USPD. O]o Grotewohl (SPD) war ebenfalls ein bekannter Braunschweiger Poli,ker. Er wurde später Ministerpräsi-‐dent der DDR und vollzog den Zusammenschluss von SPD und KPD zur SED mit.
(Bilder aus dem Buch „Die Braunschweigische
Landesgeschichte – Jahrtausendrückblick einer Region“)
Wieda im Jahr 1923
Die Beschreibung von Wieda aus dem Grieben-‐Führer von 1924.
Zorge im Jahr 1923
Die Beschreibung von Zorge aus dem Grieben-‐Führer von 1924.
Unser Klosterort im Jahr 1923 Der Ort war 1923 kaum über das Unterkloster hinausgewachsen. Hinzugekommen waren Harzstraße, Hopfenhellerstraße, Kirschwiese, Kupferbergstraße, Bahnhofstraße, Poststraße und Karl-‐Genzel-‐Straße. Und die Villa Meier am Röseberg! Die blau und rot schraffierten Flächen waren bebaut.
1923: Mehr Industrie als heute
Größter Arbeitgeber: Die Seifenfabrik Genzel
1923: Mehr Industrie als heute
Viele Familien des Klosterorts hingen von der Seife ab.
1923: Mehr Industrie als heute
Die Walkenrieder Gipsfabrik von Fritz Rode unter dem Röseberg ist ebenso wie die Seifenfabrik verschwunden.
1923: Mehr Industrie als heute
Poli,sch zu Walkenried gehörte auch die Gipsfabrik von Julius Bergmann, die „Juliushü]e“.
1923: Viel Arbeit bei der Eisenbahn
Staatsbahn und Kleinbahn boten 1923 sehr viele Arbeitsplätze.
Unser Klosterort im Jahr 1923
Alt: Die „Münze“ im Unterkloster. Im Folgejahr 1924 wurde sie abgerissen.
Unser Klosterort im Jahr 1923
Neu: Die „Villa“ auf der Kutzhü]e, heute Verwaltungsgebäude, wurde 1923 erbaut. Damals gehörte die Kutzhü]e allerdings noch zu Branderode.
Unser Klosterort im Jahr 1923
Das „Kriegerdenkmal“, heute Ehrenmal für alle Opfer von Krieg und Gewalt, wurde 1923 eingeweiht.
Bereits 1922 musste Karl Helbing sen. für diese Harzklub-‐Wanderkarte 1.000 Mark hinblä]ern. Ein Jahr später war der Preis schon in den Millionen-‐bereich ges,egen. Auf der Rückseite konnte er sich über alle Bahn-‐ und KraKomnibuslinien im Harz informieren. Die Fahrpläne des Jahres 1923 sahen nicht anders aus.
Mobilität im Jahr 1923
Fünf Mal täglich ging es mit der Südharz-‐Eisenbahn nach Braunlage und wieder zurück. Wer in die Kreisstadt Blankenburg wollte, musste in Brunnenbachsmühle und Tanne umsteigen –
und viel Zeit mitbringen!
Mobilität im Jahr 1923
Zorge war über die 7 km lange, vollspurige Strecke mit Ellrich verbunden. Die Anschlüsse waren auf Nordhausen ausgerichtet. Der Verkehr in Richtung Herzberg oder Götngen spielte eine
untergeordnete Rolle.
Mobilität im Jahr 1923
Auf der „großen Bahn“, gerade zur „Reichsbahn“ geworden, hielten 10 Personenzüge und ein Eilzug in Walkenried. Die
Fahrzeit spiegelt die Unterhaltungsrückstände des Weltkrieges wider. Es gab noch keine 24-‐Stunden-‐Zählung. Die Zeiten vor 6 Uhr früh und nach 18 Uhr abends sind daher unterstrichen.
Mobilität im Jahr 1923
Mobilität im Jahr 1923
Nach kriegsbedingter Pause fuhren auch wieder „KraKomnibusse“. Aus den „Büssing“-‐Linien wurden wenig später solche der KVG, der „KraKverkehrs-‐
gesellschaK Braunschweig mbH“. Sie exis,ert noch heute.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Alle gezeigten Geldscheine, Briefmarken und Dokumente sind in der Ortsgeschichtlichen
Sammlung Walkenried zu sehen!
Verwendete Bildquellen • Folie 2: Volksbank Braunlage eG • Folie 4: Deutsches Bundesarchiv • Folie 7: Deutsches Bundesarchiv • Folie 8: Deutsches Bundesarchiv • Folie 9: Deutsches Bundesarchiv • Folie 11: Ortsgesch. Sammlung • Folie 12: Ortsgesch. Sammlung • Folie 13: Ortsgesch. Sammlung • Folie 14: Ortsgesch. Sammlung • Folie 15: Ortsgesch. Sammlung • Folie 16: Deutsches Bundesarchiv • Folie 17: Deutsches Bundesarchiv • Folie 18: Deutsches Bundesarchiv • Folie 19: Deutsches Bundesarchiv • Folie 20: Deutsches Bundesarchiv • Folie 21: Deutsches Bundesarchiv
• Folie 22: Braunschw. Landesgesch. • Folie 23: Braunschw. Landesgesch. • Folie 24: Braunschw. Landesgesch. • Folie 25: Grieben-‐Führer von 1924 • Folie 26: Grieben-‐Führer von 1924 • Folie 27: Ortsgesch. Sammlung • Folie 28. Ortsgesch. Sammlung • Folie 29: Ortsgesch. Sammlung • Folie 30: Ortsgesch. Sammlung • Folie 31: Ortsgesch. Sammlung • Folie 32: Ortsgesch. Sammlung • Folie 33: Ortsgesch. Sammlung • Folie 34: Ortsgesch. Sammlung • Folie 35: Selbsterstellte Fotografie • Folie 36ff: Harzklub-‐Karte von 1922