Vortrag bei der Jubiläumsfeier "10 Jahre Globalpark", 4.9.2009
Text of Neue Öffentlichkeiten Hürth 2009 Print
1. Neue ffentlichkeiten im Web Wie das neue Netz unsere Kommunikation verndert
Dr. Jan Schmidt
Senior Researcher fr digitale interaktive Medien und politische Kommunikation
Hrth, 04.09.2009
2. Was geschieht im neuen Netz? Diagnosen. Commons-Based Peer Production (Yochai Benkler) Produsage (Axel Bruns) Convergence Culture bzw. Participatory Culture (Henry Jenkins) ??? (Erscheint am 18.9.2009)
Informationsmanagement (Selektion und Weiterverbreitung von relevanten Daten, Informationen, Wissen- und Kulturgtern)
4. Focus des heutigen Vortrags
Im neuen Netz verndert sich das Umfeld fr Journalismus und Massenmedien, also das gesellschaftliche System, das institutionalisiert-professionell ffentlichkeit herstellt:
Neue Konkurrenz um Zeit und Aufmerksamkeit, mglicherweise auch um Vertrauen entsteht
Persnliche ffentlichkeiten entstehen, die auf neuen Instrumenten und Mechanismen der Kanalisierung von Aufmerksamkeit und des Zuschreibens von Relevanz beruhen
Neue Allianzen werden erprobt, um journalistisch produzierte Inhalte an aktive Nutzer zu vermitteln und von diesen weiter verbreiten zu lassen
5. Welches Medium ist am Besten geeignet,.. (in %; angegeben sind erste oder zweite Wahl; 12- bis 24-Jhrige Internetnutzer) Quelle: Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink 2009 14,1 24,3 11,2 55,1 32,7 62,6 Wenn Du fr Dich allein sein willst. 10,0 45,0 10,2 71,3 8,3 55,3 Wenn Du erfahren willst, was gerade in oder out ist. 10,4 38,2 27,1 93,3 7,1 26,6 Wenn Du Informationen zu einem konkreten Problem suchst, das Dich beschftigt. 17,8 24,8 10,1 29,3 48,7 69,3 Wenn Du Dich ausruhen mchtest. 1,5 7,8 47,7 66,2 16,7 60,1 Wenn Du Dich informieren mchtest, was in der Welt los ist nichts davon Zeitschr. Zeitung Internet Radio TV n=650
6. Verbreitung ausgewhlter Anwendungen unter 12-24jhrigen (in %) Zumindest einmal pro Woche; Quelle: Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink 2009
7. Entstehen persnlicher ffentlichkeiten
Fr viele Nutzer besteht ein Reiz des Social Web darin, ihre sozialen Beziehungen aus dem echten Leben artikulieren, pflegen und erweitern zu knnen
Treten dabei berwiegend mit ihrer echten Identitt auf, um auffindbar zu sein und Selbstprsentation, ggfs. auch Reputation an eigene Person zu koppeln
Insbesondere auf Netzwerkplattformen werden weak ties abgebildet und aufrecht erhalten, die ber den Kreis der engen Freunde hinausgehen, ohne deswegen beliebig zu sein
8. Artikulierte soziale Netzwerke
Nutzer von Netzwerkplattformen (~76% der 12-24jhrigen)
Haben im Durchschnitt: 130 Freunde
Haben davon bereits face-to-face getroffen
die meisten: 85 Prozent
weniger als die Hlfte: 5 Prozent
Sehen als enge Freunde an
die meisten: 15 Prozent
weniger als die Hlfte: 62 Prozent
9. Persnliche ffentlichkeiten
10. Persnliche ffentlichkeiten
11. Aggregation von Aktivitten
12. berlappungen von ffentlichkeiten
Zwei dominierende Praktiken: Weblogs als Online-Journale und als kommentierte Linklisten
Erneut: persnliche ffentlichkeiten, in denen Nutzer Themen von persnlicher Relevanz mit oft kleinen Publika teilen
Angebote etablierter Medien gehren zu den meist verlinkten Inhalten in der Blogosphre
Quelle: Eigene Darstellung auf Grundlage von www.deutscheblogcharts.de, Februar 2008 (Quelle hierfr: www.technorati.com) Gilt auch fr Fr noch nicht untersucht
13. Nur wenig Kritik journalistischer Angebote in Blogs
Anteil bewertender Verweise von Blogs auf andere Online-Quellen (in %)
Quelle: Auswertung von N=1.750 Links von Blogs auf populre journalistische Online-Angebote (Quelle hierfr: www.technorati.com)
16. Distributionswege von Online-Nachrichten (NYT; 2008)
Quelle: Kang 2009
17. Journalismus auf neuen Kanlen
18. Journalismus auf neuen Kanlen
19. Journalismus auf neuen Kanlen
20. Fazit
Das neue Netz ergnzt und erweitert Leistungen des professionellen Journalismus und etablierter Medienorganisationen in zweierlei Hinsicht:
( Produktion ) Entstehen neuer themen- und gruppenspezifischer, nicht-institutionalisierter persnlicher ffentlichkeiten mit eigenen Selektions- und Relevanzkriterien
( Filtern ) Gatekeeping, das Beobachten, Selektieren und Aggregieren von Themen fr ein Publikum, wird zunehmend auch geleistet von
Laien (Nutzer ohne professionelle journalistische Ausbildung und Selbstverstndnis) soziales Filtern
Software-Code (Algorithmen einzelner Programme sowie Schnittstellen/Verknpfungen zwischen Anwendungen)
Neue Publikations-, Filter- und Distributionswege sind mit etablierten journalistischen ffentlichkeiten eng verwoben
Offene Frage: Wer kontrolliert und gestaltet die Architektur der neuen Kommunikationsrume?
21. Herzlichen Dank fr Ihre Aufmerksamkeit!
Dr. Jan-Hinrik Schmidt
Hans-Bredow-Institut
Warburgstr. 8-10, 20354 Hamburg
[email_address]
www.hans-bredow-institut.de
www.schmidtmitdete.de
www.dasneuenetz.de
22. Weiterfhrende Literatur
ARD-ZDF-Onlinestudie 2009:
Van Eimeren, Birgit/Beate Frees (2009): Der Internetnutzer 2009 multimedial und total vernetzt? Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2009. In: Media Perspektiven, Nr. 7, 2009, S. 334-348. Online verfgbar: http://www.media-perspektiven.de/uploads/tx_mppublications