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Eine Präsentation von Jessica Drazkiewicz und Anita Schröder Ringvorlesung: Raum - Zeit - Medialität WS 10/11 Mittwoch, 27. März 13

Remix Culture

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Page 1: Remix Culture

Eine Präsentation von Jessica Drazkiewicz und Anita SchröderRingvorlesung: Raum - Zeit - Medialität

WS 10/11

Mittwoch, 27. März 13

Page 2: Remix Culture

„Walking on Eggshells: Borrowing Culture in the Remix Age"

[https://vimeo.com/11749071]

Mittwoch, 27. März 13

Page 3: Remix Culture

Was ist Remixing?

„Remixing ist nicht nur ein modischer Stil der elektronischen Musik oder von nutzergenerierten Inhalten auf populären Plattformen wie YouTube. Vielmehr ist es eine Meta-Methode, ein viele Genres und spezifische Arbeitsweisen kennzeichnendes Verfahren, in welchem unter Verwendung bestehender kultureller Werke oder Werkfragmente neue Werke geschaffen werden.“

(Stalder 2009: 1)

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Was ist Remixing?

„Remix is the reworking or adaptation of an existing work. The remix may be subtle, or it may completely redefine how the work comes across. It may add elements from other works, but generally efforts are focused on creating an alternate version of the original.

(Lamb 2007: 14)

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Was ist Remixing?

„Remix is collage; it comes from combining elements of RO culture; it succeeds by leveraging the meaning created by the reference to build something new.“ (Lessing 2008: 76)

„For as I’ve argued, remix with “media” is just the same sort of stuff that we’ve always done with words.“ (Lessing 2008: 82)

„We all expect that we can quote, or incorporate, other people’s words into what we write or say. Remixed media succeed when they show others something new; they fail when they are trite or derivative.“ (Lessing 2008: 82)

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Was ist Remixing?

Könnte man auch Montage sagen?

NEIN, weil Remixing

nicht nur das analoge Zusammenführen fremder „Fertigteile“ in einen neuen Zusammenhang, sondern auch das fluide, digitale Transformieren dieser Teile selbst umfasst.

Der Remix betont also nicht zur den Bruch des Alten, sondern auch die Synthese des Neuen.

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Dozent für die Theorie der Mediengesellschaft an der Zürcher Hochschule der Künste und freier Autor

beschäftigt sich mit dem Wechselverhältnis von Gesellschaft, Kultur und Technologien, insbesondere mit neuen Formen kultureller Produktion und räumlicher Praktiken

http://felix.openflows.com/

Felix Stalder

Thesen zur REMIX CULTURE von Stalder

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These 1: Saturierung der Kultur mit Medienobjekten ist Voraussetzung für Remixing

Medienobjekte müssen in einem dreifachen Sinn „verfügbar“ sein

ökonomisch-organisatorisch

kulturell

materiell

Gekröntes Insekt:Kaiser Wilhelm II. als

bewaffnete Fliege. Postkarte aus Frankreich,

um 1900.

Georg Busse :Gondeln in Berlin: "Der neue Hafen am Brandenburger Thor".

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Page 9: Remix Culture

These 2: Meta-Medium vernetzter Computer bringt alle Medien zum Punkt der Saturierung

„Die Versuche, die Verfügbarkeit der digitalen Werke generell durch restriktive technische und legale Rahmenbedingungen, besonders Digital Rights Management (DRM) einzuschränken (vgl. Grassmuck, 2006), können heute bereits als gescheitert erachtet werden (vgl. Jobs, 2007).“

(Stalder 2009: 9)

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Page 10: Remix Culture

These 3: Jedes neue Werk enthält Elemente bestehender Werke - Remixing macht diesen Prozess explizit

„Erschaffung neuer Authentizität, die die Quelle offen bekennt, aber frei mit ihr umgeht und daraus etwas Neues schafft, das auf der selben Stufe mit dem Ausgangsmaterial stehen kann, in diesem Sinne eben nicht abgeleitet oder derivativ ist.“ (Stalder 2009:10)

„...individuelle und kollektive Kreativität [schließen sich nicht aus], sondern durchdringen [sich] unauflöslich.“ (Stalder 2009:11)

„Die Komplexität unserer Lebensrealität macht es notwendig oder zumindest nahe liegend, dass mediale Werke, die sich auf diese Komplexität beziehen, heterogenes Material diverser Subjektivitäten verarbeiten.“ (Stalder 2009:11)

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These 4: Die produktive Praxis der Remix-Kultur ist kooperativ / verteilt anstatt individuell / zentralisiert

„(...) nicht die Innerlichkeit des autonomen Individuums [steht] im Zentrum, sondern die Spannung zwischen diversen Positionen, die in einer kooperativen Situation miteinander in Beziehung gesetzt werden.“

(Stalder 2009: 12)

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Page 12: Remix Culture

These 4: Die produktive Praxis der Remix-Kultur ist kooperativ / verteilt anstatt individuell / zentralisiert

„synchronous collaboration“ - Austausch in Echtzeit z.B. gemeinsamer Song

A B = AB

„asynchronous collaboration“ - kollektive Arbeit an einer Sache z.B. Wikipedia

A B A ...

„serial collaboration“ - freie Transformation

A B = R

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These 4: Die produktive Praxis der Remix-Kultur ist kooperativ / verteilt anstatt individuell / zentralisiert

„(...) die Individualität des Einen [kann] nur durch direkte Bezugnahme auf die

Individualität der Anderen formuliert [werden].“ (Stalder 2009: 15)

„Individualität und Kollektivität sind keine Gegensätze mehr, sondern – ganz wörtlich – Ansichtssache, verbunden im Netzwerk. Remix ist die kulturelle Form des „Netzwerkindividualismus“. (Stalder 2009: 15)

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Stephen Colbert / Lawrence Lessig Interview Remix [http://youtu.be/f_w1FR67AXs]

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Page 15: Remix Culture

These 5: Die Ontologie des Remix ist flach

„Alles kann mit allem in Verbindung treten, zumindest potentiell.“ (Stalder 2009: 16)

„Während in der Montage die Variabilität der Elemente begrenzt ist und diese nie wirklich miteinander verschmelzen können (Schnitte im Film etwa bleiben letztlich immer sichtbar) kann in einem Remix Alles zu Jedem werden und jede Kombination ist nur eine temporäre Stabilisierung bis sie als Rohmaterial für etwas ganz anderes wieder zerlegt wird.“ (Stalder 2009: 17)

„(...) gerade die extreme Gegensätzlichkeit der Elemente, macht die Spannung des Remixes aus.“ (Stalder 2009: 17f.)

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Page 16: Remix Culture

These 6: Der Remix senkt die Hürde der Produktion und erweitert den Kreis der Produzenten

„(...) neue Subjektivierungsformen führen dazu, dass sich ein immer größerer Kreis an Personen als aktive Kulturproduzenten versteht und die nun teilweise sehr niedrigen Hürden regelmässig und aktiv überschreitet.“ (Stalder 2009: 19)

„Die kulturelle Produktion, in der Öffentlichkeit für die Öffentlichkeit, ist heute nicht mehr die exklusive Domäne der Spezialisten.“ (Stalder 2009: 19)

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Alice im Wunderland [vimeo.com/5409895]

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These 6: Der Remix senkt die Hürde der Produktion und erweitert den Kreis der Produzenten

„Digital technologies have now removed that economic censor. The ways and reach of speech are now greater. More people can use a wider set of tools to express ideas and emotions differently. More can, and so more will, at least until the law effectively blocks it.“

(Lessing 2008: 82

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Page 19: Remix Culture

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Gründer: Lawrence Lessing

Gründungsjahr: 2001

Non-Profit-Organisation

bietet Hilfestellung für die Veröffentlichung und Verbreitung digitaler Medieninhalte

bietet 6 verschiedene Standard-Lizenzverträge an, die bei der Verbreitung kreativer Inhalte genutzt werden können

im Jahr 2009 wurden ca. 350 Mio. Lizenzen weltweit vergeben

These 6: Der Remix senkt die Hürde der Produktion und erweitert den Kreis der Produzenten

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Namensnennung

Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen

Namensnennung-Keine Bearbeitung

Namensnennung-Nicht Kommerziell

Namensnennung-Nicht Kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen

Namensnennung-Nicht Kommerziell-KeineBearbeitung

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Page 21: Remix Culture

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Page 22: Remix Culture

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Page 23: Remix Culture

These 7: Die Grenze zwischen professioneller und Amateurkultur verschwimmt

„Kulturproduktion wird „entspezialisiert“ (Stalder 2009: 20)

„(...) jeder Mensch (re)produziert Kultur aktiv“ (Stalder 2009: 20)

„Verfügbarkeit von Fremdmaterial und die Praxis des Remixens erlauben es heute, komplexe Geschichten zu erzählen, und dabei auf Material zurückzugreifen, das aus ökonomischen oder anderen Gründen unmöglich hätte selbst produziert werden können.“ (Stalder 2009: 21)

„Im Prozess der Post-Produktion wird aus den vielen einzelnen Subjektivitäten, über den Filter der Subjektivität des Editors, ein Bild entworfen, dass weder strikt individuell ist, noch in einem konventionellen Sinne kollektiv, sondern ein neues Verhältnis zwischen diesen beiden Polen artikuliert.“ (Stalder 2009: 21)

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Mrs. Doubtfire - Recut [vimeo.com/18189077]

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Page 25: Remix Culture

These 8: Die Grenzen zwischen Produktion, Distribution und Konsumption verschwimmen

In der arbeitsteiligen, linear organisierten Welt der traditionellen Kulturindustrien waren die Bereiche Produktion, Distribution und Konsumption zeitlich wie auch organisatorisch klar von einander getrennt. In der vernetzten Welt des Remix greifen diese Bereiche ineinander.“ (Stalder 2009: 22)

„Die klare und stabile Trennung der Bereiche der Produktion, Distribution und Konsumption löst sich auf.“ (Stalder 2009: 25)

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[http://youtu.be/mEAKsaQOCpQ]

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[http://youtu.be/mEAKsaQOCpQ]

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These 8: Die Grenzen zwischen Produktion, Distribution und Konsumption verschwimmen

„Fans verstehen sich oftmals als die eigentlichen Bewahrer dessen, was sie als emotionalen Kern des kulturellen Universums verstehen.“ (Stalder 2009: 23)

Ihre emotionale Investition in das Werk wird zunehmend als eine produktive Kraft verstanden. (Stalder 2009: 23)

In den Augen der Fans kann sich das Verhältnis zwischen „Original“ und „Remix“ vollständig umdrehen. (Stalder 2009: 24)

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These 9: Attribution, Kontrolle und Vergütung differenzieren sich

„Unter dem Druck der Praktiken der Remix-Kultur beginnt sich der Knoten an Rechten, die durch das Urheberrecht geschaffen wurden, zu lösen.“ (Stalder 2009: 26)

„Autorschaft verschwindet nicht, sie explodiert.“ (Stalder 2009: 26)

„Aus der Möglichkeit, dass jeder ein Autor sein kann, wird langsam eine Notwendigkeit.“ (Stalder 2009: 26)

„Jeder muss ein Autor werden, um überhaupt zu sein. Stummen droht die Unsichtbarkeit.“ (Stalder 2009: 26)

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AUSBLICK

„Zum einen ist dieser Wandel grundsätzlich und langfristig und wird, wohl eher früher als später, als neuer 'common sense' normalisiert werden.“ (Stalder 2009: 29)

„Die Praxis des Remixing wird viel länger relevant bleiben als dass sie ein kontroverses Thema darstellt.“ (Stalder 2009: 29)

„Trotz der prinzipiellen Offenheit der Entwicklung scheint es begründet anzunehmen, dass dieser sich bereits lang abzeichnende Wandel nun den Punkt erreicht hat, an dem er unumkehrbar geworden ist.“ (Stalder 2009: 29)

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