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Quo vadis, Präventionsgesetz? Präventionsförderung für eine gesunde Zukunft Eigentlich sind sich alle Akteure im Gesundheitswesen einig, dass der Prä- vention mehr Bedeutung zugemessen werden muss. Doch es erweist sich als schwierig, die dazu notwendigen gesetzlichen Voraussetzungen zu schaf- fen. In den letzten Jahren sind mehrere Anläufe, ein Präventionsgesetz zu ver- abschieden, missglückt. Zuletzt hatte die schwarzgelbe Bundesregierung 2013 ein Gesetz vorgelegt. Doch die- ses ist zwei Tage vor der Bundestags- wahl im Bundesrat gescheitert. Die neue, schwarz-rote Bundesregie- rung hat das Vorhaben wieder in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen. Dort ist zu lesen, dass im Jahr 2014 ein Prä- ventionsgesetz verabschiedet werden soll, das insbesondere die Prävention und die Gesundheitsförderung in Lebenswelten wie Kita, Schule, Betrieb und Pflegeheim sowie die betriebliche Gesundheitsförderung vorantreibt. Die Früherkennungsuntersuchungen bei Kindern und die ärztlichen Vorsorge- untersuchungen bei Erwachsenen sol- len gestärkt werden. Außerdem möch- te die Politik durch geeignete Maßnah- men die Impfquoten erhöhen. Die TK unterstützt diese Ziele. Insbeson- dere Maßnahmen in Kindertageseinrich- tungen, Schulen, Städten und Gemein- den müssen schon sehr früh einsetzen. Deshalb engagiert sich die Kasse seit vielen Jahren in verschiedenen Set- ting-Projekten wie „Gesunde Kita“ , „Gesunde Schule“ oder der betriebli- chen Gesundheitsförderung. Im Jahr 2013 hat die TK beispielsweise 588 Mil- lionen Euro in die Prävention investiert. Darüber hinaus hat sie für die Früher- kennungsuntersuchungen weitere 251 Millionen Euro aufgewendet. Die Finanzmittel für Schutzimpfungen belie- fen sich auf 138 Millionen Euro. Wichtig ist es der TK, dass Prävention und Gesunderhaltung als Herausforde- rung für ein ganzes Leben verstanden werden – vom Kind bis zum Best Ager. Liebe Leserin, lieber Leser, Prävention muss, um erfolgreich zu sein, als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden, für die viele Institutionen und Organisatio- nen verantwortlich sind. Deshalb ist es wichtig, dass die Politik diese Aufgabe gesetzgeberisch stärkt. Dazu leisten wir bereits seit Jahren unseren Beitrag mit einer Vielzahl von Präventionsangeboten, die weit über die gesetzlichen Maßga- ben hinausgehen. Besonders bei den „Settings“ , den Lebenswelten, hat die TK große Erfahrung. Als Beispiel sei unser Programm „Mobbingfreie Schule – gemeinsam Klasse sein!“ genannt. Rund 5.000 rheinland-pfälzische Schülerinnen und Schüler haben in den letzten Jahren davon profitiert. Dieses landesweite Präventionspro- gramm werden wir in Kürze um ein Modul zum Cybermobbing ergänzen. Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen Ihre Anneliese Bodemar Leiterin der TK-Landesvertretung Rheinland-Pfalz EDITORIAL Selbstverwaltung – Bilanz und Ausblick Gesundheitsreport 2014 Komplementärmedizin für Krebspatienten Qualität in der stationären Versorgung spezial Nr. 3 2014 Informationsdienst der Techniker Krankenkasse RHEINLAND-PFALZ Prävention beginnt im Kindesalter

"TK spezial" für Rheinland-Pfalz 3-2014

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Page 1: "TK spezial" für Rheinland-Pfalz 3-2014

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Quo vadis, Präventionsgesetz?Präventionsförderung für eine gesunde Zukunft

Eigentlich sind sich alle Akteure im Gesundheitswesen einig, dass der Prä-vention mehr Bedeutung zugemessen werden muss. Doch es erweist sich als schwierig, die dazu notwendigen gesetzlichen Voraussetzungen zu schaf-fen. In den letzten Jahren sind mehrere Anläufe, ein Präventionsgesetz zu ver-abschieden, missglückt. Zuletzt hatte die schwarzgelbe Bundesregierung 2013 ein Gesetz vorgelegt. Doch die-ses ist zwei Tage vor der Bundestags-wahl im Bundesrat gescheitert.

Die neue, schwarz-rote Bundesregie-rung hat das Vorhaben wieder in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen. Dort ist zu lesen, dass im Jahr 2014 ein Prä-ventionsgesetz verabschiedet werden soll, das insbesondere die Prävention und die Gesundheitsförderung in Lebenswelten wie Kita, Schule, Betrieb und Pflegeheim sowie die betriebliche Gesundheitsförderung vorantreibt. Die Früherkennungsuntersuchungen bei Kindern und die ärztlichen Vorsorge-

untersuchungen bei Erwachsenen sol-len gestärkt werden. Außerdem möch-te die Politik durch geeignete Maßnah-men die Impfquoten erhöhen.

Die TK unterstützt diese Ziele. Insbeson-dere Maßnahmen in Kindertageseinrich-tungen, Schulen, Städten und Gemein-den müssen schon sehr früh einsetzen. Deshalb engagiert sich die Kasse seit vielen Jahren in verschiedenen Set-ting-Projekten wie „Gesunde Kita“, „Gesunde Schule“ oder der betriebli-chen Gesundheitsförderung. Im Jahr 2013 hat die TK beispielsweise 588 Mil-lionen Euro in die Prävention investiert. Darüber hinaus hat sie für die Früher-kennungsuntersuchungen weitere 251 Millionen Euro aufgewendet. Die Finanzmittel für Schutzimpfungen belie-fen sich auf 138 Millionen Euro.

Wichtig ist es der TK, dass Prävention und Gesunderhaltung als Herausforde-rung für ein ganzes Leben verstanden werden – vom Kind bis zum Best Ager.

Liebe Leserin,lieber Leser,

Prävention muss, um erfolgreich zu sein, als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden, für die viele Institutionen und Organisatio-nen verantwortlich sind. Deshalb ist es wichtig, dass die Politik diese Aufgabe gesetzgeberisch stärkt.

Dazu leisten wir bereits seit Jahren unseren Beitrag mit einer Vielzahl von Präventionsangeboten, die weit über die gesetzlichen Maßga-ben hinausgehen.

Besonders bei den „Settings“, den Lebenswelten, hat die TK große Erfahrung. Als Beispiel sei unser Programm „Mobbingfreie Schule – gemeinsam Klasse sein!“ genannt. Rund 5.000 rheinland-pfälzische Schülerinnen und Schüler haben in den letzten Jahren davon profitiert. Dieses landesweite Präventionspro-gramm werden wir in Kürze um ein Modul zum Cybermobbing ergänzen.

Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen

Ihre

Anneliese BodemarLeiterin der TK-LandesvertretungRheinland-Pfalz

EDITORIAL

Selbstverwaltung – Bilanz und Ausblick • Gesundheitsreport 2014 • Komplementärmedizin für Krebspatienten • Qualität in der stationären Versorgung

spezialNr. 3 2014Informationsdienst der Techniker Krankenkasse

R H E I N L A N D - P FA L Z

Prävention beginnt im Kindesalter

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TK spezial Rheinland-Pfalz · 3/2014 | 2

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TK spezial | Herr Wolny, als Versicher-tenvertreter im Verwaltungsrat der TK haben Sie eine wichtige ehrenamtli-che Aufgabe übernommen. Was reizt Sie daran, und was motiviert Sie, sich ehrenamtlich zu engagieren?

Wolny | Es ist eine sehr verantwor-tungsvolle und auch anspruchsvolle Aufgabe, die Interessen von fast neun Millionen Versicherten zu vertreten.

Mich reizt an der Arbeit das Gemein-schaftsgefühl, denn in der „Gemein-schaft der Versicherten“ liegt der Erfolg der TK. Fast jede Gesundheits-reform der vergangenen Jahre hat die Gestaltungsmöglichkeiten der ehren-amtlichen Selbstverwaltung weiter eingeschränkt. Deshalb bin ich der Meinung, dass die Kultur einer Versi-chertengemeinschaft, die solidarisch ihre eigenen Belange regelt, verteidigt werden muss. Schließlich wissen die Kassen selbst am besten, was not-wendig ist, um sowohl wirtschaftlich zu agieren als auch ihren Versicherten eine qualitativ hochwertige Versor-gung zu gewährleisten.

TK spezial | Die nächste Sozialwahl, bei der die Selbstverwalter der Ersatz-kassen gewählt werden, findet 2017 statt. Viele Menschen wissen gar nicht genau, was sich dahinter ver-birgt. Wie wollen Sie die Bürger moti-vieren, ihre Stimme abzugeben?

Wolny | Die Sozialwahl ist ein Stück gelebte Demokratie. Das werden mei-ne Mitstreiter und ich immer wieder betonen, sei es in Gesprächen mit Ver-sicherten oder den Medien.

Es ist wichtig, die Sozialwahlen auch für jüngere Menschen attraktiver zu machen. Deshalb machen wir uns dafür stark, dass man bei der nächs-ten Wahl 2017 neben der traditionel-len Briefwahl auch online abstimmen kann. Da insbesondere die junge Generation neuen Medien gegen-über aufgeschlossen ist, erhoffen wir uns, sie so zum Mitmachen zu moti-vieren. Um über die Aufgaben und Ziele der Selbstverwaltung zu infor-mieren, wurde zudem eigens eine Webseite eingerichtet.

TK spezial | Halbzeitbilanz: Wenn Sie auf die aktuelle Wahlperiode zurück-

blicken – welche Erfolge konnte die Selbstverwaltung seit der vergangenen Sozialwahl verbuchen?

Wolny | Der Selbstverwaltung ist es gelungen, dass wesentliche politi-sche Forderungen im Koalitionsver-trag festgeschrieben wurden. Dazu gehören beispielsweise die Maßnah-men zur Verbesserung der Qualität in der medizinischen Versorgung.

Ein großer Erfolg ist zudem die Abschaffung der pauschalen Zusatz-beiträge. Die Krankenkassen haben dadurch wieder mehr Entschei-dungsfreiheit über die Gestaltung ihrer Beitragssätze zurückerhalten. Allerdings dürfen wir nicht ruhen, sondern werden uns auch bei anste-henden Gesetzen wie der Klinikre-form oder dem Präventionsgesetz einmischen – im Sinne der Versicher-ten. Innerhalb der TK hat ein wichti-ger Beschluss der ehrenamtlichen Selbstverwalter die erste Halbzeit der Amtsperiode geprägt – die Ent-scheidung, eine Dividende in Höhe von insgesamt über einer Milliarde Euro auszuschütten und die TK-Mit-glieder damit am Unternehmenser-folg zu beteiligen.

Außerdem hat der TK-Verwaltungsrat einen ganzen Strauß neuer Leistungen für die TK-Kunden beschlossen: von alternativen Arzneimitteln über sport-medizinische Untersuchungen bis zu einem Zuschuss zu künstlichen Befruchtungen und der Hebammenruf-bereitschaft.

Interview mit Gerard Wolny, Versichertenvertreter im Verwaltungsrat der TK

Gemeinschaft als Erfolgsrezept

Gerard Wolny

Gerard Wolny, 1958 geboren, ist Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes höherer Berufe der Technik, Wirt-schaft und Gestaltung e. V. und wohnt in Remagen.

Seit 20 Jahren arbeitet der gelernte Bürokaufmann, der auch Verwaltungswissenschaften studiert hat, an der Vertretung berufsständischer Interessen.

Zurzeit begleitet er als Mitglied des TK-Verwaltungsrats das Amt des alternierenden Vorsitzenden des Wider-spruchsausschusses und ist außerdem stellvertreten-des Mitglied im Finanz- und Hauptausschuss.

ZUR PERSON

Sozialwahl 2017

In drei Jahren finden bei den Ersatz-kassen die nächsten Sozialwahlen statt. Rund 20 Millionen Versicherte können von April bis Mai 2017 wie-der ihre Vertreter in die „Parlamen-te“ ihrer Krankenkasse wählen. Tra-ditionell ist die Sozialwahl eine Brief-wahl. Doch schon jetzt setzen sich die Selbstverwalter gegenüber der Politik dafür ein, das Wahlverfahren zu modernisieren.

Ab sofort informiert eine neu einge-richtete Website über die Aufgaben und Ziele der Selbstverwaltung. So zeigt beispielsweise ein Animati-onsfilm die Bedeutung und die Auf-gaben der Selbstverwalter.

Darüber hinaus runden zahlreiche Porträts von Selbstverwaltern, in denen das persönliche Engagement für die Belange der Versicherten dar-gestellt wird, die Website ab.

Mehr Informationen: www.selbstverwaltung.de.

HINTERGRUND

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TK spezial Rheinland-Pfalz · 3/2014 | 3

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Die 13. Ausgabe des Gesundheitsre-ports widmet sich dieses Mal dem Schwerpunktthema „Rücken“. Das alarmierende Ergebnis: Im Jahr 2013 waren bundesweit rund 40 Millionen Fehltage auf Kreuzleiden zurückzu-führen. Und in Rheinland-Pfalz, so der Report, sieht die Lage kaum besser aus. So ist bei den TK-versicherten Erwerbspersonen nahezu jeder zehnte Fehltag für die Diagnose Rückenbe-schwerden verantwortlich. Die hohen Fehlzeiten sind dabei nicht nur auf die große Zahl der Betroffenen zurückzu-führen, sondern auch auf die lange Erkrankungsdauer. Denn wie der TK-Gesundheitsreport zeigt, dauert eine rückenbedingte Krankschreibung im Land durchschnittlich 19 Tage und somit vier Tage länger als andere Arbeitsun fähigkeitszeiten.

Unternehmen stark belastet

Daher tun Rückenleiden nicht nur den Betroffenen selbst, sondern auch der Wirtschaft weh. Am Beispiel eines mittelständischen Betriebes mit 60 Beschäftigten lässt sich dies gut verdeutlichen: Hier fallen jedes Jahr fünf Mitarbeiter nahezu drei Wochen aus. Der Unternehmer muss daher rund vier Monatsgehälter auf das Konto „Rücken“ überweisen.

Jeder zehnte Fehltag geht aufs KreuzTK-Gesundheitsreport mit dem Schwerpunktthema „Rücken“

Für die TK war dies Anlass, sich bei den Auswertungen für den Ge-sundheitsreport auch differenziert mit den Krankheitsdaten einzelner Berufsbilder auseinanderzusetzen. Demnach sind vor allem die Beru-fe betroffen, in denen körperlich hart gearbeitet wird, wie in der Baubranche oder der Altenpflege. Und es spielt auch eine Rolle, dass Beschäftigte mit unterschiedlichen Jobs beim gleichen Grad an Rücken-beschwerden nicht gleichermaßen arbeitsfähig sind. Während eine Hochschullehrerin ihre Vorlesung unter Umständen auch mit Rücken-schmerzen hält, kann ein Altenpfle-ger seine Arbeit mit einer solchen Belastung nicht schaffen. Auffallend ist aber auch, dass es Berufe gibt, für die genau das Gegenteil gilt. Denn auch ein konstanter Bewe-gungsmangel kann zu Rückenbe-schwerden führen.

Ein weiteres Ergebnis des Gesund-heitsreports ist, dass Männer und Frauen gleichermaßen von Rücken-beschwerden betroffen sind. Darüber hinaus nehmen die durchschnittlichen Fehlzeiten wegen „Rücken“ im Laufe des Erwerbslebens bei Männern um den Faktor zehn, bei Frauen um den Faktor 8,6 zu.

Welche Strategie hilft?

Aber was gilt es, nach dieser alarmierenden Bestandsaufnahme zu tun? Bewegungsmangel, einsei-tige Belastung, Stress – Rücken-leiden gehen meist auf eine un-gute Kombination dieser Faktoren zurück. So zeigte beispielsweise eine Forsa-Umfrage im Auftrag der TK, dass 73 Prozent der Befragten mit hohem Stresslevel auch unter Rückenbeschwerden leiden. Die Konsequenz sollte daher sein, diese drei Komponenten im Blick zu be-halten. Das heißt, in Bewegung zu bleiben, soziale Kontakte zu pflegen, da diese eine seelische Entlastung darstellen, und weiterhin in die betriebliche Gesundheitsförderung zu investieren.

TK-Gesundheitsreport

Der TK-Gesundheitsreport analy-siert jährlich die Krankschreibungen und Arzneimitteldaten der bundes-weit 4,11 Millionen bei der TK ver-sicherten Erwerbspersonen. Dazu zählen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Empfänger von Arbeitslosengeld I. Für Rhein-land-Pfalz wurden die Daten von 186.000 Mitgliedern ausgewertet.

Der Anteil von berufstätigen TK-Kunden an allen sozialversi-cherungspflichtig Beschäftigten in Rheinland-Pfalz betrug im Jahr 2013 14,2 Prozent. Damit war jeder siebte Beschäftigte im Land bei der TK versichert.

Eine Erwerbsperson war 2013 in Rheinland-Pfalz durchschnittlich 15,4 Tage krankgeschrieben, 5,1 Prozent mehr als in Gesamtdeutschland. Außerdem lagen die Arzneimit-telverordnungen über dem Bun-desdurchschnitt: So erhielt eine Erwerbsperson im Durchschnitt fünf Präparate mit insgesamt 253 Tagesdosen verordnet. Die Zahl der verordneten Präparate lag um 10,1 Prozent und die der Tagesdosen um 7,7 Prozent über dem Bundeswert.

Der regionale Report für Rheinland-Pfalz steht unter www.tk.de (Webcode 012762) zum Download zur Verfügung.

INFORMATION

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TK spezial Rheinland-Pfalz · 3/2014 | 4

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TK spezial | Was ist komplementäre Medizin?

Nebling | „Komplementär“ bedeutet „zusätzlich“, ergänzende Methoden aus der komplementären Medizin werden also zusätzlich zur sogenann-ten Schulmedizin in der Krebsbehand-lung angewendet, um diese zu ergän-zen und zu unterstützen. Die komple-mentären Verfahren selbst gehören jedoch nicht zur Schulmedizin.

TK spezial | Wie lässt sich die komple-mentäre von der alternativen Medizin abgrenzen und warum ist das wichtig?

Nebling | Alternative Heilmethoden gehören ebenfalls nicht zur Schulmedi-zin. „Alternativ“ bedeutet so viel wie „anstelle von“. Das heißt: Alternative Heilmethoden sollen die konventionel-le Therapie ersetzen. Das ist der zen-trale Unterschied. Der Vorteil der Kom-plementärmedizin liegt darin, dass die-ses Konzept das Potenzial beider Bereiche miteinander verbindet: die gegen den Krebs gerichtete Schulme-dizin und die zur Verringerung von Nebenwirkungen oder Verbesserung der Lebensqualität eingesetzten kom-plementären Verfahren.

TK spezial | Weshalb macht sich die TK für das Thema „Komplementärme-dizin“ stark?

Nebling | Die TK-Versicherten wün-schen sich eine Verzahnung von

Drei Fragen an Dr. Thomas Nebling, TK-Versorgungsmanagement

Neues TK-Angebot: Komplementärmedizin für Krebspatienten

Schul- und Komplementärmedizin. Das wissen wir aus Befragungen. Hinzu kommt, dass im Bereich der Onkologie schätzungsweise bis zu 50 Prozent aller Krebspatienten entwe-der komplementäre Methoden anwenden oder sich dafür interessie-ren. Anders als bei der Schulmedizin gibt es hier jedoch keine systemati-sche Qualitätssicherung – weder bei den Methoden und Verfahren noch bei den Anbietern. Weiterhin halten sich nach wie vor Mythen wie „Das bringt eh alles nichts“ oder „Wenn es mir nicht hilft, kann es zumindest auch nicht schaden“. Beides ist falsch! Inzwischen liegen für einzelne Verfah-ren der Komplementärmedizin gesi-cherte Erkenntnisse vor, auf deren Grundlage sich seriöse Empfehlun-gen aussprechen lassen. Die Regel „Alles, was wirkt, hat auch Nebenwir-kungen“ gilt auch hier. Wenn zum Beispiel ein Heilkraut oder ein Nah-rungsergänzungsmittel eine Wirkung im Körper entfalten kann, dann kann davon auch eine Nebenwirkung aus-gehen – oder eine Wechselwirkung mit zum Beispiel der Chemotherapie. Dies kann dazu führen, dass die Wir-kung der Schulmedizin abgeschwächt wird. Vor diesem Hintergrund muss das Thema Komplementärmedizin dif-ferenziert betrachtet werden. Versi-cherte, Patienten und Angehörige benötigen fundierte Informationen als Entscheidungsgrundlage. Der Anspruch der TK ist es, die Versicher-ten dabei zu unterstützen.

Dr. Thomas NeblingDr. Thomas Nebling wurde 1979 in Landstuhl geboren. Nach seiner Ausbildung bei der TK in Kaiserslautern absolvierte er den Studiengang Gesundheitsökonomie. Seit 2006 ist er in der TK-Hauptverwaltung tätig – zunächst vier Jahre in der Stabsstelle Strategisches Vertrags- und Versorgungsmanagement.

Seit 2010 arbeitet Dr. Nebling im Fachbereich Versor-gungsmanagement. Dort entwickelte er Angebote wie die TK-Kursreihe „Kompetent als Patient“, den Online-Service „TK-ArztterminOnline“ oder zuletzt das Pro-gramm „Komplementärmedizin für Krebspatienten“ in Kooperation mit der Deutschen Krebsgesellschaft.

ZUR PERSON

Das neue Informations- und Beratungsprogramm „Komplemen-tärmedizin für Krebspatienten“ umfasst neben Vorträgen und Videos eine Broschüre sowie ein telefonisches Beratungsangebot durch Onkologen aus dem TK-Ärz-tezentrum. Zusätzlich gibt es einenLeitfaden für Ärzte.

In Kooperation mit der Krebsgesell-schaft wird am Mittwoch, den 5. November, eine Informationsver-anstaltung über die Chancen und Risiken der Komplementärmedizin angeboten. Der Vortrag findet in den Räumen der Volkshochschule Ludwigshafen, Bürgerhof, Zugang Passage Bismarck- und Ludwigs-straße, ab 16:30 Uhr statt.

Fachpublikum und Medizininter-essierte sind herzlich eingeladen. Die Teilnahme ist kostenfrei, die Teilnehmerplätze sind jedoch begrenzt. Eine Anmeldung bei der rheinland-pfälzischen Krebsgesell-schaft unter der Telefonnummer 06 21 - 57 85 72 ist erwünscht. Alternativ können Sie auch eine E-Mail an [email protected] senden.

Mehr Informationen unter www.tk.de, Webcode: 617608

INFORMATION

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TK spezial Rheinland-Pfalz · 3/2014 | 5

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Eine Kathetergestützte Aortenklappen-implantation (Transcatheter Aortic Valve Implantation; TAVI) eröffnet die Mög-lichkeit, eine neue Herzklappe mini-malinvasiv ohne eine Operation am offenen Herzen zu setzen. Dies klingt nach einem großen Gewinn für alle Patienten, die eine neue Herzklappe benötigen. Doch die rasante Steige-rung der Fallzahlen lässt aufhorchen.

TK spezial | Herr Schindel, grundsätz-lich wird der Begriff „minimalinvasiv“ von den Patienten mit weniger Risiko, weniger Schmerzen und schnellerer Genesung gleichgesetzt. Trifft das auf die TAVI zu?

Schindel | Zunächst einmal muss man sagen, dass die Kathetergestützte Aor-tenklappenimplantation eine gute, innovative Operationsmethode ist. Noch vor einigen Jahren wäre eine minimalinvasive Einsetzung einer neu-en Herzklappe nicht möglich gewesen. Doch die Entwicklung einer millimeter-großen, zusammenfaltbaren Herzklap-pe, die durch die Arterie bis zum Herz geschoben und erst dort entfaltet wird, hat eine solche Operation möglich gemacht. Tatsächlich hinterlässt der Eingriff auch keine große Operations-wunde, allerdings ist gerade die TAVI nicht risikolos. Im Jahr 2011 starben bundesweit über sieben Prozent der Behandelten in Folge der OP. In Rhein-land-Pfalz lagen wir mit 5,8 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt.

TK spezial | Die TAVI ist also nicht in jedem Fall die geeignete Wahl, wenn es um den Einsatz einer neuen Herz-klappe geht?

Schindel | Bei der TAVI sollte immer der Nutzen und das Risiko abgewogen wer-den. Ob ein Patient für die neue Metho-de in Frage kommt, kann im Prinzip an zwei Faktoren festgemacht werden. Zum einen sollte der Patient älter als 75 Jahre sein. Zum anderen sollte das Risi-ko, an der konventionellen Methode zu versterben, mehr als 20 Prozent betra-gen. Basis für diese Bewertung ist die wissenschaftlich anerkannte EuroSCO-RE-Studie aus dem Jahr 1999. Die offe-ne Operation ist Gold-Standard, das bedeutet, dass sie sehr gute Ergebnis-se auch in der Langzeitbeobachtung auf-weisen kann und deshalb immer die erste Wahl sein sollte.

Qualität in der stationären Versorgung: Kathetergestützte Aortenklappenimplantation

Interview mit Rolf Schindel, Referent für stationäre Versorgung der TK-Landesvertretung RLP

TK spezial | Wenn mir eine TAVI empfohlen wird, worauf sollte ich dann als Patient achten?

Schindel | Eine erste Orientierung bie-tet den Patienten der TK-Klinikführer, der auch über Fachabteilungen und Behandlungsergebnisse informiert. Jedes Krankenhaus, das die TAVI anbietet, sollte auch eine Herzchirur-gie haben. Das trifft in Rheinland-Pfalz auf alle fünf Kliniken zu. Während eine Operation am offenen Herzen durch einen Herzchirurgen durchge-führt wird, fällt die Katheterbehand-lung in den Fachbereich der Kardiolo-gen. Bei der Kathetergestützten Aor-tenklappenimplantation sollten aus Qualitätsgesichtspunkten beide Berufsgruppen im OP vertreten sein, um im Falle von Komplikationen sofort reagieren zu können.

TK spezial | Beachten die Kranken-häuser diese Qualitätsanforderungen?

Schindel | Ein Blick in den Qualitätsre-port 2012 zeigt, dass bundesweit immerhin 18 von 94 Krankenhäusern, also fast 20 Prozent der Kliniken, die-ses Verfahren ohne herzchirurgische Fachabteilung angewendet haben. Das ist nicht in Ordnung. Die Patienten wer-den einem unnötigen Risiko ausge-setzt. Eine Reihe von Krankenhäusern haben freiwillige Qualitätsvereinbarun-gen mit den Krankenkassen abge-schlossen. Diese haben die Ersatzkas-sen mit der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) entwickelt. In Rheinland-Pfalz haben vier von fünf Krankenhäusern diese Vereinbarung unterzeichnet.

TK spezial | Obwohl die Katheterge-stützte Aortenklappenimplantation also nur für eine bestimmte Patienten-gruppe geeignet ist, nehmen die Fall-zahlen rasant zu. Woran liegt das?

Schindel | Der Qualitätsreport 2012 belegt, dass sich die Fallzahlen in den letzten vier Jahren rasant entwickelt haben. Waren es im Jahr 2009 nur 2.565, wurden im Jahr 2012 mittler-weile 9.341 Patienten behandelt. In Rheinland-Pfalz hatten wir innerhalb von zwei Jahren hochgerechnet eine Steigerung von über 280 Prozent. Gleichzeitig ist die Zahl der herkömmli-chen Herzklappen-OPs nur geringfügig

TK-Geschäftsbilanz 2013

Auf seiner letzten Sitzung hat der Verwaltungsrat der TK Bilanz gezogen und die Jahresrechnung 2013 verabschiedet. Demnach hat die TK bundesweit knapp 19,6 Milliarden Euro für ihre Versicherten ausgegeben.

Die Leistungsausgaben erreich-ten in Rheinland-Pfalz den Re-kordwert von fast 820 Millionen Euro – damit stellt die TK täglich mehr als 2,2 Millionen Euro für die gesundheitliche Versorgung ihrer Versicherten im Land zur Verfügung. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Zuwachs von 6,37 Prozent je Versicherten.

Eine besonders hohe Steige-rungsrate weisen mit 12,12 Prozent je Versicherten die Ausgaben für die ambulante ärztliche Behandlung auf. Hier spiegelt sich insbesondere der Wegfall der Praxisgebühr zum Jahresbeginn wider.

Der Krankenhausbereich lag 2013 bei rund 269 Millionen Euro, und die Arzneimittel überschritten die Marke von 140 Millionen Euro.

Mit 130 Euro je Versicherten lagen die Verwaltungskosten der TK auch 2013 deutlich unter dem Durchschnitt der gesetzlichen Krankenversicherung (142 Euro).

Und das, obwohl – wie bereits im Vorjahr – ein Sondereffekt zu Bu-che geschlagen ist: Jede Kranken-kasse ist gesetzlich verpflichtet, Pensionsrückstellungen zu bilden. Die TK hat ihre gute Finanzsitua-tion genutzt, um sie schneller als vorgeschrieben aufzubauen. Ohne die zusätzlichen Rückstellungen lägen die Verwaltungskosten bei rund 107 Euro.

Mehr Informationen unter www.tk.de, (Webcode 651538)

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Page 6: "TK spezial" für Rheinland-Pfalz 3-2014

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Erstmals sind bei der TK mehr als 400.000 Rheinland-Pfälzer versichert. Damit hat die TK die Zahl ihrer Versi-cherten um ein Viertel innerhalb der letzten sechs Jahre erhöht. Im Mai 2008 konnte die TK die 300.000ste Versicherte in Speyer begrüßen.

Seit Jahresbeginn sind mehr als 13.000 neue Kunden zur TK in Rhein-land-Pfalz gekommen – durchschnitt-lich 65 jeden Tag.

Auch bundesweit ist die TK auf Wachstumskurs und verzeichnet einen großen Mitglieder- und Versi-chertenboom: Insgesamt wuchs die TK in den ersten sieben Monaten um mehr als 230.000 Mitglieder und über

zurückgegangen. Da es sich bei dieser innovativen Behandlungsmethode um eine neue Therapieoption handelt, haben wir schon mit steigenden Fall-zahlen gerechnet, denn es können nun auch vermehrt Patienten eine neue Herzklappe erhalten, die vorher auf-grund ihres Allgemeinzustands als inoperabel galten. Trotzdem überra-schen uns die Steigerungsraten – bun-desweit zuletzt von 2011 auf 2012 wie-der 29 Prozent – weil sie die Frage auf-werfen, ob wirklich nur die Patienten operiert werden, für die die Behand-lung auch gedacht ist. Immerhin zahlen die Kassen mit 35.000 EUR für die neue Methode mehr als doppelt so viel wie für die konventionelle Methode.

TK überspringt 400.000er- Marke – Dividende für 2014

Jeder zehnte Rheinland-Pfälzer ist TK-Kunde

290.000 Versicherte. Das entspricht einer Steigerung von etwa drei Pro-zent. Aktuell sind bei der TK annähernd neun Millionen Menschen versichert.

Wer als Neukunde spätestens bis zum 1. Dezember 2014 TK-Mitglied wird, erhält noch die volle Dividende für 2014 in Höhe von 80 Euro. Voraussetzung ist, dass als Mitglied die Beiträge ganz oder anteilig selbst gezahlt werden. Alle anderen Mitglieder haben die Dividende bereits zu Jahresbeginn erhalten.

Qualitätsdaten zu Perinatal-zentren

Jedes Jahr werden ca. 9.000 Kin-der mit einem Gewicht von weni-ger als 1.500 Gramm geboren. Die-se Frühgeborenen bedürfen der besonderen medizinischen Fürsor-ge in speziell dafür ausgestatteten Krankenhäusern (Perinatalzentren).

Die Website perinatalzentren.org bietet die Möglichkeit, Einrichtun-gen, die diese Frühgeborenen ver-sorgen, zu finden und miteinander zu vergleichen.

Dafür wurden die Qualitätsdaten der Krankenhäuser laienverständ-lich aufbereitet. Die Website bie-tet eine Orientierungshilfe für Eltern und hilft Ärzten bei der Krankenhauseinweisung.

Da die Lieferung der Daten an das beauftragte Institut zurzeit noch auf freiwilliger Basis geschieht, findet man aktuell auf der Internetseite die Auswertungen von bundesweit rund 90 Krankenhäusern, darunter neun Einrichtungen aus Rheinland-Pfalz. Besonders erfreulich ist dabei das vergleichsweise gute Abschneiden der Häuser im Land.

Alle Informationen unter www.perinatalzentren.org.

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Impressum

Herausgeber | Techniker Krankenkasse, Landesvertretung Rheinland-Pfalz

Verantwortlich | Anneliese Bodemar Redaktion | Holger Dieter Telefon | 061 31 - 917-419 Telefax | 061 31 - 917-410E-Mail | [email protected] Twitter | www.twitter.com/TKinRP Internet | www.tk.de/lv-rheinlandpfalz

TK spezial | Wie können Sie denn überprüfen, ob sich die Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz an die Qualitätsver-einbarungen halten?

Schindel | Zunächst einmal liegt der Altersdurchschnitt der in Rheinland-Pfalz behandelten Patienten bei 79 Jahren. Damit ist bereits eine Anforderung erfüllt. Zudem haben die operierenden Krankenhäuser alle eine Herzchirurgie. Und zum Dritten ist die Quote der ver-storbenen Patienten unterdurchschnitt-lich. Wir sind froh, dass vier von fünf Kliniken die Qualitätsvereinbarung unterzeichnet haben. Bundesweit sind es nur etwa drei von zehn.

Mehr Informationenunter www.tk.de, Webcode: 480064