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Manifest Unterbau (2004 Duitse versie)

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Manifest Unterbau

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Manifest van de Onderkant (Manifest Unterbau) Der Grund für dieses Manifest van de Onderkant ist die Herausgabe des Konzepts: Eindhoven innovatieve cultuurstad 2005-2008. Dieses Manifest bringt die große Gruppe der Kulturerneuerer ins Rampenlicht, die sich mit viel Einsatz und oft mit minimalen Mitteln immer wieder für die Stadt einsetzen. Eine bis heute vergessene, versteckte und politisch ins Abseits geschobene Gruppe. Und "unbekannt macht ungeliebt." Ein Gesichtspunkt hat sich aber während unsere Kulturdebatte herausgestellt: Diese Gruppe ist größer, selbstbewusster und vielfältiger als man denkt. Es ist eine wichtige Gruppe von Stadterneuerern, woraus in kultureller und politischer Hinsicht noch viele Gewinne (Vorteile) zu ziehen sind. Die Glaubwürdigkeit des Slogans Eindhoven innovatieve cultuurstad steht oder fällt mit dem Bewusstsein, dass kulturelle Erneuerung vor allem die Arbeit der Querulanten ist, der Läuse im Pelz, der heranstürmenden Talente, der ganzen und halben Nerze( ?), der eigenwilligen Tür, der Straßenkünstler, der unangepassten Formgeber, der in dunklen Höhlen/Nischen verborgenen Musikbands, der vielen Dj's und Vdj's und allen anderen nicht in Muster einzuteilenden Halb- und Ganzautonomen und Kreativen. Es wird Zeit, dass die Stadt sich um diese Gruppierungen kümmert, denn es ist klar, dass Eindhoven auf diesem Gebiet eine gewaltige Lücke schließen muss. Dies gelingt nicht nur durch gute Vorsätze, sondern nur wenn auf Worte auch Taten folgen werden. Wenn überhaupt in kulturelle Erneuerungen investiert werden soll, dann jetzt. Trotz Beteuerungen auf dem Gebiet der Kunst und Kultur viel Geld einzusparen, denn dies wäre eine äußerst kurzsichtige Politik. Die Wichtigkeit von Kunst und Kultur sowie die Förderung der Kreativität aus breiterer Perspektive gesehen, kann nicht ernst genug genommen werden. Deshalb soll das Leitmotiv sein: Hierin zu investieren, zumal Eindhoven den Ehrgeiz hat, als toptechnologische Region sowohl national, wie auch international ein Wort mitzureden. Dieses Manifest enthält Anregungen und Empfehlungen zur Verbesserungen des Entwicklungs-, Präsentations-, Produktions- und Diskussionsklima für die kulturellen Erneuerer in Eindhoven. Das heißt aber nicht, dass dies ein fertiggestelltes Konzept ist. Das ist nicht unsere Aufgabe. Es ist als Anstoß gedacht zum Gedankenaustausch, enthält nicht nur konkrete Vorschläge, sondern zeigt auch Denkweisen und Haltungen auf. Es plädiert vor allem für eine weniger "top-down" und für eine mehr "bottom-up" Arbeitsstrategie bei Beamten, Politiker, gefestigten kulturellen Einrichtungen und bei anderen Leistungs- und Entscheidungsträgern. Eindhoven, Januar 2004

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Ohne Onderkant (Unterbau) keine Bovenkant (Überbau) Creative people, in turn, don't just cluster where the jobs are. They cluster in places that are centers of creativity and also where they like to live.(...) Succesfull places are multidimensional and diverse (...) not just centers of technological innovation and high-tech industry. (Zitat aus: Richard Florida: The Rise of the Creative Class) Die bestehende kulturelle Infrastruktur von Eindhoven ist sehr geordnet, zivilisiert, korrekt in der Zusammensetzung und passend zu dieser zusammengeharkten (gewürfelten??) Stadt. Sie ist im Großen und Ganzen ziemlich institutionalisiert und bürokratisiert. Dort aber fühlen wir uns nicht angesprochen, nicht inspiriert und schon gar nicht zu Hause. Tatsächlich sind wir die Kulturerneuerer von heute und die Kulturmacher von morgen. Wir sind das Salz in der Suppe und befinden uns in allerlei Ecken und Nischen, für die Gemeinde aber sind wir kaum sichtbar, schon gar nicht Teil des Kulturwesens. Wir könnten für mehr Dynamik in der Stadt sorgen, aber dann müssten die Behörden uns anerkennen, uns seriös nehmen, uns Platz zum Entfalten geben, uns stimulieren, unterstützen und uns Vergünstigungen gewähren. Wir großen "Buben" sind im Stande dies selbst zu regeln. Für die große Anzahl der Studenten, die jährlich ihr Studium beenden, stehen noch die Überlegungen an, sich zu entscheiden, ob sie in Eindhoven wohnen bleiben und sich selbständig machen wollen, oder ob sie in sonnigere und mehr inspirierende Orte umziehen. Denn noch immer studieren hier viele Menschen, trotz Eindhoven. Es wird allerhöchste zeit, dass Politiker, Entscheidungsträger und bestehende Institutionen begreifen, dass vor allem "de Onderkant" verantwortlich ist für das informelle kulturelle Klima und für die kulturelle Erneuerung der Stadt Und diese Gruppe muss die Stadt Eindhoven hegen und pflegen und sich was kosten lassen. Aber wir möchten uns erst einmal vorstellen: - wir sind "Freibeuter", mögen keine Bevormundung und unsinnige Regulierungen - wir haben fast alle eine gute und fundierte Ausbildung. - wir lernen vor allem aus der Praxis und man nennt uns street-wise - wir wissen wie man ökonomische und kulturelle Ziele recht einfach kombinieren kann. - wir weisen ein breites Interessengebiet auf und sind sehr unternehmungslustig. - wir stellen Inhalte, Aktualität und kurze Terminziele über langfristige Strategien, sowie Geschäftspläne. - wir haben ein 24 Stunden/7 Tage pro Woche Arbeitsschema. - wir unterscheiden kaum zwischen Arbeit- und Freizeit. - wir arbeiten viel auf adhoc Basis. - meistens tun wir dies auf Basis von kurzwährenden Kontrakten. - wir arbeiten fast immer an mehreren Projekten gleichzeitig. - wir sind äußerst mobil, reisen viel und nennen uns auch die 06-Generation. - wir sind geboren mit der Maus (PC-Mouse?) in der Hand. Tipps und Empfehlungen: - Füge die Onderkant (das Laboratorium der Stadt) als achte Partei in die Reihe der großen Sieben hinzu. - Kulturelle Erneuerung und die Onderkant können nicht einfach dem Markt überlassen wer den, der Rest wahrscheinlich wohl. - Lass' sich die Abteilung Kultur und Kunst auf die Kernaufgaben konzentrieren, nämlich: Förderung und Beschäftigung mit der kulturellen Erneuerung. - Denke in Strukturen der Kleinschaligkeit, der Kompaktheit, der Netzwerke, der Verschie- denheit, der Dynamik und der Vermischung verschiedener Funktionen.

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- Realisiere, dass die Stadt viel mehr Qualitäten und Möglichkeiten bietet, als man oft denkt. - Streiche thematische Speerspitzen aus der Kulturvision und mache die kulturelle Erneue- rung und Unternehmerschaft zur Speerspitze. - Verteile Aufträge, schreibe Wettbewerbe aus, organisiere Workshops und tue etwas mit den Resultaten. - Unterstütze regionales Investieren und das Ausschreiben und führe dies nach dem Rotter- dammer Beispiel durch. - Setze dich ein für den Erhalt aller ID-Wege im kulturellen Sektor und setze diese endlich um in regulierbare Verfahren. - Stopp die Ausbeutung und die Profitierung aus den Arbeitskräften. - Lass es nicht zu, dass sie heimlich wegrationalisiert werden und benutze sie nicht als politi- sches Instrument um Organisationen oder Einrichtungen zu sanieren. - Denke mehr im Sinne von Menschen, von Talenten und kreativem Kapital und weniger im Sinne von Technologie, Firmen und Gewinne.

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Free Spaces 1 Old Ideas can sometimes use new buildings. New ideas must use old buildings (Zitat aus: Jane Jacobs:The Death and Life of great American Cities) Früher hatten wir unsere Freiplätze und jetzt nennt die Obrigkeit dieses Brutplätze und außerdem werden wir "von Oben" in ein gewisses Muster gesteckt und beherrschbar gemacht. Das macht uns nicht gerade glücklich. Wir sind schließlich keine Hühnerfarm (mit Brutplätzen). Wir nennen das Stadhuis (Rathaus) auch kein Stadshuis (frei übersetzt: Rattenhaus) und Tilburg keine Rockcity. Wir sprechen lieber über Free Spaces. Free Spaces sind offene, informelle und vielseitige kulturelle Laboratorien, wo junge und ältere Kulturtreibende und Erneuerer zusammen arbeiten, einander begegnen, sich unterstützen, sich motivieren und sich helfen. Diese Orte können verschiedene Funktionen haben, varierend von der Kunstproduktion bis zur vielseitigen Kombinationsformen in Sache wohnen, arbeiten, sich begegnen, experimentieren, produzieren, präsentieren, einlagern, ausgehen und debattieren. Free Spaces entstehen oft aus eigener Initiave und aus einer bestimmtem Subkultur. Sie sind sehr informell strukturiert und üben eine große Anziehungskraft auf Kulturmacher und Künstler aus. Jede für sich ist einmalig und sicherlich nicht untereinander austauschbar oder unter ein spezifisches Obrigkeitsystem einzuordnen. Für Besucher sind es erfrischende Freizeit- und Begegnungsstätten. Für die schon mehr gefestigten Programmgestalter, Formgeber und Künstler sind sie eine Inspirationsquelle und eine Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen mit neuen Talenten oder sie sind auch ein Beispiel für moderne Museen. (Palais de Tokyo in Paris, de Custard factory in Birmingham oder Nokia Kabelfabrik in Helsinki) Tipps und Empfehlungen: - Man soll wissen, dass die Kreativität viel Freiraum braucht um sich zu entwickeln um zur Blüte zu kommen. - Schaue nach, wer was braucht und fertige lieber Maßarbeit: Von wind- und wasserdichten schwarzen Schachteln (Art Gebäude ??) bis zu neuen Ateliergebäuden und Versammlungs- stätten. - Ziehe einige Gebäude, zeitbegrenzt oder nicht, aus dem Immoblienmarkt und gebe ihnen eine kulturelle Zweckbindung. - Überlasse sie der Onderkant und fördere die Arbeiterselbstverwaltung und die Eigenstän- digkeit. - Halte dich vor allem zurück und überlasst uns "den Vorteil" haben zweifeln zu dürfen, be- mühe dich nicht damit, was sich im Hintergrund abspielt. - Schließe Benutzerkontrakte ab, beteilige dich an Unterhaltungskosten und trage Verantwor- tung für die Kontinuität. - Mache bessere Absprachen mit XXXX ("kontrollierte" Hausbesetzung ??) und Eigentümer oder schalte diese aus. - Reiß Gebäude oder Häuser nicht zu schnell ab und versuche nicht die ganze Stadt nach

eigenen Spielregeln zu beherrschen und immerzu umzustrukturieren. - Setze dich für die Kunst und die Kultur bei Strijp S ein, denn das Rennen im Hintergrund

ist fast schon gelaufen. - Höre nicht mehr auf die glatten Argumentationen der Entwickler und deren Pläne in

Sache Aufbau großer meglomanen (??) Projekte.

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- Misstraue Menschen, die immer nur über große Namen, viel Geld, hohe Besucherzahlen und über Touristenmassen reden.

- Denke nicht im Sinne von finanziellen Erträgen und Wirtschaftlichkeit, sondern im Sinne von Talent und dem Kapital Kreativität.

- Realisiere, dass die (momentane? ) Immobilienpolitik in Eindhoven schlecht ist für die kulturelle Vitalität und die Identität der Stadt.

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Free Space 2 Der öffentliche Raum ist ein kulturelles Labor für jeden von uns und jeder ist dort willkommen und gleichwertig. Subkulturen entwickeln sich oftmals zuerst auf der Strasse, wo sie spontan und zwanglos agieren. Dort "samplen" (mischen) und "reshuffelen" (neu mischen) sie die Stadt und ihre Symbole, Bilder, Geräusche, Gerüche, Möglichkeiten und Atmosphären. Sie bestimmen dort auch ihre Position und die Art ihrer coming out. Beachte die Art sich zu kleiden, an Dj's und Vd'j, an Breakdancers, an Tackers, Skaters, Musiker, Schauspieler, Sänger, Maler, Dichter, Schreiber, Gestalter, Videowallkünstler, Gamer, Beamer und allerlei Redner. Der öffentliche Raum spielt eine wichtige Rolle als erste Präsentationsbühne und als Kristallisationpunkt, woraus später neue Szenen und Subkulturen entstehen, die sich anschließend auf der Suche begeben nach einer Heimstatt. Aus Subkulturen entstehen soziale und kulturelle Zusammenhänge und freie Räume, wo man sich selbst sein kann und wo sich Dinge entwickeln können. In dem Maß, wie die Subkultur an Popularität gewinnt, wird sie auch interessant für andere Gruppierungen und letztendlich auch für die großen Podien und für die bestehende kulturelle Ordnung. Durch gemeinsame Beratung und durch Anhörung unsere Wünsche werden eine Anzahl dieser Orte inventarisiert, eingerichtet und unterhalten. Diese werden umsonst zur Verfügung gestellt, und zwar ohne große Einschränkungen durch Verordnungen oder andere bürokratischen fragwürdigen Hindernisse. Dazu gibt es auch weitere öffentliche Räume, wie z. B. Omroep Eindhoven, Kenniswijk, Wifi, Internet, SMS und die Printmedien. Nehmt von uns an, dass Leute mit einer höheren Schulbildung mehr Nutzen ziehen werden aus solch einer informellen "rund-um-die-Uhr " Stadtkultur als aus zusätzlichen, teuren zu verwaltenden Vorzeigeprojekten. Der Kleine Berg, die Dommelstraat und die Kruisstraat sind gemütlicher und es gibt dort mehr zu lernen und zu erleben als in der Nähe vom Evaluon, von de Dommel, vom Stratumseind, von de Rode Loper oder von einem mehr als lebensgroßen Frauenstandbild an der Schnellstrasse, das zum Einkaufen einlädt. Tipps und Empfehlungen: - Protze nicht immer mit wohlbekannten Kulturobjekten wie das Abbemuseum, die

Heuvelgalerie, das Muziekcentrum, die Effenaar, die Stadschouwburg, die Plaza Futura, das Evoluon, der Lichttoren, die Witte Dame, die Design Academy, die Technische Universiteiten, der Philips Campus. Schaue auch auf andere Gruppierungen, wenn du Werbung für die Stadt machst. Es gibt noch so vieles mehr an Aktivitäten und Angeboten innerhalb der Stadt.

- Nenne auch Stätten, die für die Subkultur, für die jungen Leute, für die Studenten und Leute mit höherer Schulbildung interessant sind (gewisse Läden und Kneipen, der Berenkuil, die Area 51, das MU).

- Vergebe einen Auftrag für eine Underground Uitkrant (Infozeitung über Kultur und Freizeitmöglichkeiten), wo Platz ist, umsonst Beiträge aus der Subkultur und der Onderkant abzudrucken.

- Sorge für freie Plätze (Räumlichkeiten und Orte) innerhalb der Stadt in vielerlei Formen und Größen und stimuliere deren Nutzung.

- Vereinfache die Anfrage um eine Bewilligung und reagiere schlagfertig nach dem Motto: Heute Anfrage wird morgen geregelt.

- Platziere in der Innenstadt Schaufenster wo Künstler, Gestalter und andere kreative Menschen sich darstellen können.

- Baue kleine öffentliche Bühnen mit Überdachung, wo junge Theaterspieler und Musikbands sich darstellen können.

- Biete Möglichkeiten für die Verwirklichung eines Stadtcampingplatzes und ein Hotel für junge Leute, Artisten und Studenten.

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- Stelle einen Fluchtplan (?) auf für die Kreativen inklusive Wegweiser (creative escapes). - WiFi für die ganze Stadt, wie man das zur Zeit auch in Paris macht. - Mache Kenniswijk (??) auch für die Kreativen und für den Underground besser

zugänglich. - Stelle auf Anfrage z. B. Unterführungen für die Tanz- Theater- und Künstlerscene als

Bühne zur Verfügung. - Gestalte den Ringweg (Umgehungsstrasse?) einmal pro Jahr um als Racecircuit und

organisiere dort einen großen Multi-Kulti- und Essensmarkt. - Kaufe "Hindernispfosten" ?? (Betriebe die gefährliche Stoffe gelagert haben) in Strijp S

auf, damit dort schon jetzt Musikfeste und andere Ereignisse stattfinden können

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Begegnen und diskutieren Eindhoven = Masse x Kultur im Quadrat Für eine Stadt die eine Laborstadt (experimentelle Stadt?) sein möchte ist die Debatte wichtig; sowohl für die Entwicklung von Visionen und Standpunkten zwischen den neuen Kulturmachern als auch für die Qualität der kulturellen Infrastruktur. Für face-to-face Kontakte zum Austauschen und Testen von Ideen, für die Begegnung zwischen Gleichgesinnten und für die Instandhaltung von Netzwerken. Die Debatte stimuliert das Lernen von einander und weniger das alleinige Handeln. Momentan finden diese Debatten und Begegnungen zu wenig statt oder sie sind kaum sichtbar. Oder sie finden nur dann statt, wenn der Stadtrat und der Bürgermeister mit den Beigeordneten dies notwendig erachten im Sinne der Akte interactief verwalten auf Distance. Außer über Mobiles, über das Chatten und das E-Mailen gibt es nur wenige, für die Onderkant attraktive Möglichkeiten, sich zu treffen und miteinander zu debattieren. Es wird auch Zeit, dass die Onderkant selbst aktiv wird, die eigenen Debatten und Begegnungen zu organisieren, um untereinander sich auf einen Nenner zu verständigen. Somit kann ein Dialog zwischen den offiziellen Organen und der Onderkant entstehen. Die verschiedenen Parteien (Gruppierungen) können sich besser kennen lernen, von einander lernen und einander besser verstehen. Natürlich wollen wir diese Treffen bisweilen in einer unpersönlichen oder repräsentativen Umgebung wie dem Ratssaal machen, aber damit reicht uns der formelle Zusammenhang. Ausser ein paar kleinen a-typischen Kneipen hat die Jugend und die Onderkant keine eigenen erkennbaren Plätze mehr um sich zu begegnen und zu debattieren. Denn, der Effenaar (wahrscheinlich Stadtviertel?) existiert nicht mehr und die Zukunft von Effenaar ist unsicher und sehr verschieden. Eine Arbeitsgruppe soll erstellt werden, die diesen Ort (Stelle??) entwickelt und die zuständig ist für die Vorbereitung von Debatten und Zusammenkünften. Sie soll auch fortwährend mit der Gemeinde in Kontakt stehen und beratend tätig sein in Sache Entwicklung, Wünsche und Möglichkeiten. Eine Art neuer Kunstrat, den es früher auch gab, aber jetzt in einer ganz anderen Form: Diese Gruppe soll sich regelmässig in der Zusammenstellung ändern, so dass es immer neue Impulse gibt und jeder nur für sich spricht. Sprachrohre oder Vormänner/-frauen (Vorsitzende??) mögen wir überhaupt nicht. Tips und Empfehlungen: - Fördere die Debatte unter der Jugend mit kulturellen Erneuerern und der Onderkant. - Beziehe die Onderkant bei Stadtentwicklungen mit ein und nehme deren Vorschläge

ernst. - Fördere die Begegnung und die Debatte via dem Einsatz von zeitgemässen Medien und

ICT. - Fördere das "Schalten und Walten"( die Aktivitäten) zwischen der Onderkant, den

Schulen, der Behörde und der freien Wirtschaft.. - Unterstütze organisatorische und logistische Massnahmen bei Diskussions- und

Begegnungsabenden. Bringe die Onderkant in Kontakt mit wichtigen Netzwerkender Stadt.

- Lasse die Onderkant doch mal eine Neujahrsrede halten oder regelmässig mit den Stadtrat zusammenkommen.

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Info-und Servicepunkt (ORT) Kulturelle Erneuerung ensteht aus (Künstler) Initiativen und von unten heraus. Über neue Initiativen und neue Querverbindungen braucht Eindhoven nicht zu klagen. Manchmal ist es wirklich notwendig und wichtig, dass das Alte Platz schafft für das Neue. Ein anderes Mal drohen wertvolle Initiativen zu verschwinden oder sie sind auf einmal fort wie das Dynamo open Air, 2B, Area 51, De Bergruimte, Loods 12. Die Academie für Drama und Popei noch nicht. Jedes Jahr wieder steht eine grosse Gruppe von Absolventen vor der Entscheidung, wie es nun weitergehen soll. Pläne und Ideen gibt es zur Genüge, diese in die Realität umzusetzen, ist ein anderes Kapitel. Recht viele Initiativen, die für die Stadt wertvoll sind oder hätten sein können, verschwinden zu schnell und zu oft. Natürlich, neue Initiativen sind verwundbar und aller Anfang ist schwer. Sicherlich im Kunst-und Kulturkreise, wo jedermann sich am liebsten nur auf Inhalte konzentrieren möchte und sich nicht mit Buchführung, Management, Marketing, Promotion, Firmenpläne, Steuerbescheide und Subventionssachen beschäftigen will. Zum Teil ist dies eine Folge von Unkenntniss und Mangel an Erfahrung. Im Schullunterricht beschäftigt man sich kaum mit diesen Themen. Andererseits werden die kulturellen Erneuerer von Seiten der Behörden unterbewertet, schon gar nicht werden Wünsche gehört. Ironischerweise wird man erst dann von der Gemeinde gefördert, wenn man sich unter Beweis gestellt hast. Dann aber braucht man diese Förderung nicht mehr so dringend. Abgeordnete und Verwalter mögen es offenbar nicht, Risiken einzugehen oder den Nutzen aus Zweifeln zu sehen. Andererseits besitzen die gefestigten kulturellen Einrichtungen und Behörden einen grossen Reichtum an Kenntnissen und Erfahrungen, die Anfänger sich zu nutzen machen könnten. Auch hatten wir damals in Eindhoven das fantastische "Jeugd Service Bureau", wo man für wenig Geld technische Geräte mieten und wo man auch kopieren konnte. Der Betrieb "Total Stage Technics" sei als gutes Beispiel genannt. Höchste Zeit also für ein Informations- und Servicezentrum. Keinen Schalter mit Nummern, sondern ein Team von Menschen, die einem aktiv begleiten, unterstützen, die vermitteln, mitdenken, Wege aufzeigen und Kontakte knüpfen mit..... Wo man Geräte ausleihen kann oder wo eine Anzahl Sachverständiger ihre Kenntnisse und Erfahrungen zur Verfügung stellen. Wo kleine kulturelle Unternehmer und Anfänger geholfen werden bei der Gründung und der Entwicklung ihrer Firma, ihrer Organisation oder bei der Verwirklichung einer Idee. Sorge auch für eine Anlaufstelle, wo die offiziellen Instanzen und Behörden sich informieren können über alle Dinge die sich unter und gerade "über dem Asphalt" abspielen, wer die Erneuerer sind und wo man diese finden kann. Tips und Empfehlungen: - Richte ein Informations- und Serviceort ein (virtuell und physisch) für die Onderkant und

für Anfänger. - Vermittle bei der Suche nach billigem Arbeitsraum oder Ateliers. - Bringe Personenkreise zusammen, baue Brücken und fördere Kontaktaufnahmen. - Kümmere dich um deutliche Kommunikationskanäle zwischen der Behörde und der

Onderkant. - Reaktiviere das Jeugd Service Bureau in eine zeitgerechte Form. - Sorge für einen Kreis von Menschen, Betrieben und Organisationen, die Kenntnisse und

Erfahrungen zur Verfügung stellen möchten. - Mache eine Bestandsaufnahme bei der Frage. "Wer möchte was" und tue etwas damit. - Erstelle einen Datenbank von der Onderkant, publiziere diese und mache sie bekannt bei

den Behörden.

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- Zeige jedermann zu jeder Zeit die Bedeutung von Neuanfängern und der Onderkant, für die Zukunft der Stadt.

- Fördere die Entstehung von verschieden Fonds für die Onderkant und für Neuanfänger.

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Zurück zur Basis Unbekannt macht unbeliebt. Für Verwalter und Politiker ist - außerhalb der Wahlkampfzeit - die kleinste Einheit eine Gruppe oder eine Wichtigkeit von größerer sozialer Bedeutung. Bei den vielen Versammlungen und weiten Reisen bleibt keine Zeit mehr übrig, auch noch der Onderkant einen Besuch abzustatten. Daher finden sie harte Fakten, Untersuchungen, lange Terminvoraussagen und Trendvorhersagern eher von Bedeutung. Die Behörde als solche ist eine teure Institution mit den dazugehörigen Eigenarten, Trägheiten, Bürokratien und Überflüssigkeiten. Dies wusste Kafka schon. Die Onderkant hingegen ist offen, bezahlbar, beweglich und wechselt immerzu in seiner Zusammensetzung. Die Arbeitszusammenschlüsse können morgen wieder anders sein als heute. Wenn die Bovenkant endlich einen Beschluss gefasst hat, ist diese für die Onderkant schon fast nicht mehr von Bedeutung. Oder die Onderkant bringt Themen aufs Tablett , wofür die Bovenkant noch gar nicht reif ist , schon gar nicht dafür gerüstet oder darauf ausgerichtet ist. Verwalten aber ist teilhaben an zukünftigen Entwicklungen. Frage dies mal einen Kapitän eines Supertankers oder an China. Es ist doch eine gute Sache, wenn die Bovenkant sich informiert über alles was sich innerhalb der Onderkant abspielt, so dass man schneller und aufmerksamer reagieren kann auf kulturelle Erneuerungen innerhalb der Stadt und dass auch neue Initiativen nach Wertigkeit eingeschätzt werden können. Es sollte eine Politik geführt werden, die sich an die Praxis ( Künste und Entwürfe) und an die Fragestellung, die Mentalität und die Arbeitsweise der Bovenkant orientiert. Auch wäre es gut, wenn die Onderkant Probeplätze (Lehrplätze, Praxisplätze) anbieten würde für Stadträte, Beigeordnete, Kommissionsmitglieder und Beamte. Unter dem Motto: "Zurück zur Basis" sich mal über eine kurze Zeit, praxisnah zusammen mit dem Künstler, dem Organisator oder mit dem kulturellen Unternehmer zu informieren. Oder mal ein Wochenende Thekendienst in ein Jugendheim übernehmen. Natürlich ist es unmöglich sich auf allen Gebiete auszukennen, daher bieten wir den Politikern und Verwaltern an, sie regelmäßig zu informieren und zu beraten in Dingen, die sich innerhalb der Onderkant abspielen. Wenn wir uns mal zusammensetzen, dann finden wir auch gewiss hierfür eine Art von Formgebung. Oder wir bringen diese Aufgabe in dem Information- und Servicezentrum unter. Oder wir stellen Scouts ein und ordnen diese der Onderkant zu. Tipps und Empfehlungen: - Verpflichte Beamte und Ratsmitglieder, die sich mit Kultur beschäftigen, an einem

Einbürgerungskurs (?) teilzunehmen. - Gebe Beamte und Ratsmitglieder Zeit für Praxiserfahrung innerhalb kultureller

Institutionen, bei Neuanfängern und bei der Onderkant. - Stelle amtliche Scouts ein und entsende diese zu der Onderkant und zu Institutionen. - Mache eine grosszügige Politik, die an zukünftigen Entwicklungen teilnimmt und höre

deshalb der Onderkant zu. - Versuche nicht alles zu beherrschen und die Regie zu führen, stimuliere lieber und mach

Dinge einfacher und möglich, lass sich Dinge entwickeln und schaff hierzu Raum.

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Pokonfonds Kulturerneuerer sind gut im Ausdenken und in der Entwicklung von Konzepten. Was uns aber in der Schule nie beigebracht wurde ist die Frage, wie man diese Ideen umsetzen kann in Arbeit und Einkommen und in andere Dinge, die eine Rolle spielen. Künstler, Formgeber und Architekten können da zurückgreifen auf dem Bundesfonds der BKVD. Doch Theaterspielenden und anderen kreativen Kräften stehen solche Fonds nicht zur Verfügung. Sie müssen dann zum Beispiel zuerst eine Stiftung errichten, die als "Karre" für Anfragen dienen muss. Für beginnende kulturelle Unternehmer gibt es gar keine Möglichkeiten, sicherlich wenn es darum geht, einen Betrieb noch zu errichten. Wenn man keine Fachausbildung absolviert hat oder irgendwo arbeitet innerhalb der Grenzen zwischen der Amateur- und professionellen Kunst, dann kann man alles vergessen. Deine Arbeit wird dann schnell von den Kommissionen als inhaltlich uninteressant eingestuft. Kurz und bündig: Zu viele Anordnungen und Beihilfen sind nur auf fachinhaltliche Sachen ausgerichtet und nicht auf kulturelle und kreative Unternehmensbildung. Vieles kann man von sich aus, aber ein wenig Pokonunterstützung schafft Wunder. Tue dich nicht so schwer damit und schenke uns den Vorteil zweifeln zu dürfen und bin froh darüber, wenn eine aus zehn Initiativen, mit etwas Unterstützung es geschafft hat, zu überleben Tipps und Empfehlungen: - Füge eine Anzahl von Gemeinde- und Ländertöpfe sowie Anordnungen zusammen zu

einem großen Produktionsfond für kulturelle Erneuerung, womit man schnell auf den aktuellen Stand reagieren kann.

- Entwerfe einen risikotragenden Investitionsfond für beginnende und kreative Unternehmer.

- Nehme das Gespräch auf mit dem Fonds BKBV, um auch Theatermacher und andere Kreative darin unterbringen zu können

- Bringe beginnende kulturelle und kreative Unternehmer in Kontakt mit dem Betriebsleben und stelle sie den Netzwerken vor.

- Vereinfache und verkürze Vorgehensweisen und mache sie durchschaubar und bearbeite die Anfrage nur administrativ.

- Mache es möglich, dass die Anfragen und die Bearbeitung von Produktionsbeihilfen via Internet und e-Mail abgewickelt werden können.

- Nehme es nicht mehr als selbstverständlich an, dass Ideen, Kreativität und Originalität gratis zu bekommen sind.

- Die" umsonst- und- kostenlos" und "du-darfst-froh-sein-Kultur" ist nicht mehr zeitgemäß. Innovation und Kreativität kosten Geld.

- Bezahle Menschen dafür, wenn sie gefragt werden über Gemeindepläne und deren Ausführungen mitzudenken.