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ÖKL – Praxisseminar
Sätechnik für die Mulch- und Direktsaat 15.10.2019 LFS Mistelbach / Zaya
Bericht
Am Dienstag dem 15.10.2019 veranstaltete das ÖKL gemeinsam mit der LFS Mistelbach ein
Praxisseminar zum Thema Sätechnik für die Mulch- und Direktsaat. Die 32 Teilnehmer und
Teilnehmerinnen erwartete vormittags ein Theorieteil mit Vorträgen und Erfahrungsberichten und
Maschinenvorführung bei der 5 Gespanne vorgestellt wurden am Nachmittag.
Ein zentraler Grund, warum die Direktsaat möglichst eingesetzt werden sollte ist der Erosionsschutz.
Dr. Klaus Ofner berichtete deshalb einleitend von den Ergebnissen des langjährigen Erosionsversuchs
in Mistelbach und anderen Standorten in Niederösterreich. Ziel dieses seit 1994 laufenden Versuchs
ist einerseits die Ermittlung von Ertragsunterschieden und andererseits Auswirkung auf die durch
Wasser verursachte Erosion unterschiedlicher Bodenbearbeitungsvarianten zu beurteilen. Die
Ergebnisse beim Bodenabtrag sind sehr eindeutig: Während bei der „konventionellen“ Bearbeitung
(Pflug, ohne Gründecke) im Extremjahr 1994 unglaubliche 317,1 t Bodenabtrag pro Hektar und Jahr
gemessen wurden, belief sich die Erosion bei der Direktsaat auf „nur“ 26 t/ha. Auch in weniger
extremen Jahren (z.B.: 2012) konnte die Direktsaatvariante mit 0,85 t/ha im Vergleich zur
konventionellen Variante (21,99 t/ha) einen Großteil der Wassererosion verhindern. Mit dem
ungeschützten Boden werden auch erhebliche Mengen an Nährstoffen mit-abgeschwemmt die für
eine gute Entwicklung der Folgekulturen bzw. des Bestandes elementar sind. Diese müssen dann
entweder wieder mühsam über die Jahre hinweg angereichert und aufgebaut bzw. teuer ins System
eingebracht werden. Nicht so eindeutig waren die Ergebnisse beim Ertrag: In Mistelbach lagen das
Ertragsniveau der Direktsaatvariante um 8,7 bis 2,4 % unter dem der Pflugvariante. An einem zweiten
Standort (Pyhra/NÖ) wurden bei der Direktsaatvariante sogar um bis zu 5 % mehr Ertrag als bei der
Pflug-Variante gemessen. Dr. Ofner betonte abschließend, dass etwaige Ertragseinbußen durch die
Direktsaatmethode nicht zwangsläufig auch den Erlös (Deckungsbeitrag) senken müssen.
Berücksichtigt man die Kosten einer wendenden Bodenbearbeitung, für den Ausgleich des erhöhten
Nährstoff- und Humusverlust und für eventuelle Bewässerungsmaßnahmen kann ein verminderter
Ertrag in einem gewissen Rahmen durchaus in Kauf genommen werden! Maßnahmen gegen die
Bodenerosion durch Wind sollten auch berücksichtigt werden (Windschutzstreifen und andere
Landschaftselemente).
Anschließend brachte Ing. Gottfried Hauer von der Bildungswerkstatt Mold einen Überblick über die
Sätechnik. Wichtig scheint mir hier vorab zu betonen, dass es nicht „die“ perfekte Technik gibt,
sondern bei allen Systemen bei unterschiedlichen Bedingungen mit Vor- und Nachteilen zu rechnen
ist. Die Intensität der Bodenbearbeitung kennt unzählige Abstufungen, beginnend bei der wendenden
Bearbeitung mit Pflug, über ganzflächige Bearbeitung in unterschiedlichen Tiefen mit Grubber, Fräse
Bild: ÖKL
oder Scheibenegge, bis hin zu Streifenbearbeitung (Strip-Till) oder dem gänzlichen Verzicht auf
Bearbeitung bei der Direktsaatmethode (No-Till).
Systeme der Bodenbearbeitung, Ing. Gottfried Hauer, Bildungswerkstatt Mold, 2019
Einleitend zeige Gottfried Hauer einige weniger geläufige technische Ansätze zur flachen
Bodenbearbeitung. Die Cross Cutter Disc zum Beispiel ist auf Raps-, Getreidestoppeln und
Zwischenfrüchten gut einsetzbar, erfordert wenig Zugkraft, hat eine flache Arbeitstiefe und ermöglicht
hohe Geschwindigkeiten. Messerwalzen werden bei Begrünungen angewendet um den Aufwuchs zu
stoppen bzw. um ein leichteres Abfrieren zu gewährleisten. Sie können auch für flache
Bodenbearbeitung angewendet werden und zeichnen sich durch eine hohe Schlagkraft aus. Mit dem
bodenbetriebenen Dyna-Drive-Zinkenrotor erreicht man eine sehr gleichmäßige Bearbeitung bei einer
Tiefe von 5 – 12 cm. Für extrem flache Bearbeitung eignet sich der Strohstriegel. Dabei wird schräg zur
Anbaurichtung gearbeitet und eine gute Trennung von Ausfallgetreide und Stroh erreicht. Auf
buckeligem Untergrund kann eine Kettenegge durch ihre extrem gute Bodenanpassung punkten.
Ganzflächiges durchschneiden des Oberbodens ab 3 cm ermöglicht der Breitscharhobel.
Die Kursteilnehmer in Mistelbach – Bild: ÖKL
Ob Drillmaschine oder Einzelkornsägeräte sei dahingestellt, beide eignen sich für die Direktsaat. Die
Tiefenführung gestaltet sich bei Drillmaschinen oft einfacher, wobei den Einzelkornsägeräten meist
höhere Ablagegenauigkeiten nachgesagt werden. In beiden Fällen kommen Scheiben-, Zinken- bzw.
Meißelschare zum Einsatz. Zinken- und Meißelschare führen beim Öffnen der Särille eine Art
„Bodenbearbeitung“ im Bereich des Säschlitzes durch, weshalb Manche diese Technik als gar nicht
mehr der Direktsaat zugehörig sehen. Eine Sonderform, die Kreutzschlitzschar ermöglicht es, dass das
Saatkorn und Düngung nebeneinander abgelegt werden können. Der Säschar kommen wichtige
Aufgaben bei der Aussaat zu, sie muss die Saatfurche ziehen, das Saatkorn dreidimensional definiert
ablegen und mit Feinerde überdecken und die Wasserführung wiederherstellen. Der Vorteil von
Scheibenscharen ist, dass sie prinzipiell unempfindlicher gegen Verstopfung sind – ein wesentliches
Argument bei der Mulch- und Direktsaat. Für extreme Bedingungen, wie zum Beispiel großen
Mulchauflagen oder bei einem mächtigen Begrünungsbestand empfehlen sich 2- oder 3-
Scheibenschare. Wichtig ist, dass die Scheibenschare Strohauflagen durchschneiden und nicht in die
Saatfurche hineindrücken. Das hat erhebliche Konsequenzen für den Saataufgang: Befindet sich Stroh
in der Saatfurche kann der Boden- und Wasserschluss nicht erreicht werden und das Saatkorn wird
nicht keimen. Da die Scheiben den Boden seitlich wegdrücken können bei feuchteren Bedingungen die
Seitenwände der Furche verschmiert werden. Das ist unbedingt zu vermeiden, da dann die Versorgung
des Keimlings mit Wasser und Luft nicht optimal stattfinden kann. Exemplarisch zeigte Hauer eine
Kalkulation zur Wirtschaftlichkeit einer Investition in eine gezogene Sämaschine. Bei einer Auslastung
von 25 ha pro Jahr beispielsweise entstehen Kosten von knapp 200 €/ha. Die Kosten nehmen bei
steigender Auslastung stetig ab und stagnieren bei ca. 300 ha/Jahr bei ca. 70 € /ha. Es zeichnet sich
ein Trend zu Parallelogramm-Aufhängungen bei den Sämaschinen ab. Die Parallelogramme
ermöglichen eine exakte Anlenkung und steigern so die Ablagegenauigkeit der Maschinen. Vor allem
wenn RTK-Spurführungssysteme eingesetzt werden und über teilflächenspezifische Saatstärke
nachgedacht wird, kann das Potenzial dieser Aufhängungen optimal genutzt werden. Dennoch
argumentierte bei der Vorführung der Vertreter eines renommierten Herstellers damit, dass nicht
parallelogramm-geführte Schare infolge geringerer Massenträgheit rascher auf Bodenunebenheiten
reagieren. Weitere Trends bei Neuentwicklungen von Sämaschinen gehen hin zu mehr Schlagkraft,
höheren Geschwindigkeiten (15 km/h bei Einzelkornsämaschinen), Ausrichtung auf pilliertes und
kalibriertes Saatgut, korrekte dreidimensionale Standraumverteilung bei Einzelkornsämaschinen,
elektrischen Antrieb und höherer Präzision (Section-Control, Saatgutvereinzelung mit Funk-Dosierer,
Contour farming, Spurführung, Steuerung, Überwachung und Dokumentation). Künftig werden
Sämaschinen wohl auch universeller einsetzbar sein, also durchwegs Mulch- und Direktsaat tauglich
sein und die Aussaat mit Pflanzenschutz-, Dünge- und Bodenbearbeitungsmaßnahmen kombinierbar
machen. Hauer sprach sich für eine größere Arbeitsbreite anstatt höherer Geschwindigkeit aus und
erwähnte die geringere überfahrene Fläche und den geringeren Verschleiß der Maschine.
Georg Doppler, Landwirt in Waizenkirchen im oberösterreichischen Feuchtgebiet, referierte über seine
Erfahrungen mit der Festbodenwirtschaft. Er übernahm 1995 den auf konventionellen
Marktfruchtanbau und Braunvieh-Kalbinnen-Aufzucht ausgerichteten Betreib seiner Eltern. Drei Jahre
später stellte er als Mitglied des Verbandes „ERNTE für das Leben“ auf biologische Wirtschaftsweise
um. Da sich die Vermarktung der Bio-Zuckerrübe damals sehr schwierig gestaltete stellte er seit dem
Jahr 2000 schrittweise um auf Mischfruchtanbau und Minimalbodenbearbeitung. Im Jahr 2010 begann
Georg Doppler mit Schwäbisch-Hällischer Herdebuchzucht und extensiver Mutterkuhhaltung. Für den
Ackerbau hat er sich mit einer ganzjährigen Bodenbedeckung mit möglichst geringer Störung des
Bodens, größtmöglicher Artenvielfalt, intensiver Bewurzelung, Humusaufbau, Bereitstellung von
gesundem Futter und trittfesten Weideflächen, der Senkung der Arbeits- und Maschinenkosten, dem
Brechen von Arbeitsspitzen, der Erhöhung der Ertragssicherheit und Steigerung der Wirtschaftlichkeit
eine Reihe an Zielen gesteckt. Um diese Ziele tatsächlich zu erreichen werden am Betrieb folgende
Maßnahmen gesetzt:
Bei der Herbstaussaat erfolgt unmittelbar nach der Ernte der Stoppelsturz mit dem Dyna-Drive
(Nutzung der Schattengare). Zwischenfrüchte werden dann sofort eingesät oder auch ohne Vorarbeit
direkt gesät. Je nach Bedarf wird dann zu Hauptfrüchten ein bis zwei Mal gegrubbert (flächiger Schnitt
mit Kongskilde Vibro-Flex). Die Aussaat der Winterungen beginnt Mitte September mit dem Sägrubber
oder der John Deere 750 A in Mulchsaat. Nach Silomaisgemenge bzw. spät geernteten Sommerungen
kommt Direktsaat von Wintergetreide zum Einsatz. Kleegras wird unter Wintergetreide bereits ab
Mitte August in Mischung mit abfrostenden und nicht abfrostenden Untersaaten (div. Leguminosen,
Kreuzblütler, Phacelia, Buchweizen, Leindotter und Weideluzerne, Wiesenrotklee, und div. Gräsern
und Kräutern) angelegt. Alle Felder werden nach der Aussaat bei Bedarf mit der Cambridgewalze
angewalzt. Der Striegel zur Unkrautregulierung wird, wenn überhaupt, im Vorauflauf („Blindstriegeln“)
verwendet.
Georg Doppler – Bild: ÖKL
Auf hoffernen Flächen erfolgt die Kleegrasanlage in Form von Untersaaten in Frühsaatgetreide. Die
Vorteile davon sind Strukturschonung beim Anbau durch geringeres Witterungsrisiko, Schonung der
Regenwürmer, die sich noch in „Sommerruhe“ befinden (tiefer im Boden), rasche Bodenbedeckung
und Durchwurzelung. Außerdem sind Getreidewurzeln schon vor dem Winter derart gut entwickelt,
dass der Bestand im Frühjahr Stresssituationen viel besser verkraften kann. Die Mischkräuter treten in
Konkurrenz mit den Unkräutern und verdrängen diese im Idealfall. Die Auswaschungsverluste von
Nährstoffen werden durch deren Bindung und Konservierung von Herbst bis zum Frühjahr minimiert.
Bei Roggen mit Luzernekleegras ergibt sich zusätzlich der große Vorteil, dass nach dem Drusch bereits
ein weitgehend geschlossener Feldfutterbestand vorhanden ist, der bereits im selben Jahr noch
zweimal genutzt werden kann und ausreichend tragfähig für eine eventuelle Beweidung ist. Außerdem
hat die Luzerne auf diese Weise im Roggen fast ein Jahr länger Zeit sich zu entwickeln und steht bis
zum Umbruch vor Körnermais gut 5 Jahre, obwohl die Hauptnutzung eigentlich nur 4 Jahre dauert.
Bei der Frühjahrsaussaat wird vor Körnermais/Silomais der Kleegrasumbruch in zwei Phasen
durchgeführt: Im September wird der bis dahin beweidete Bestand mit dem Dyna-Drive nur
geschwächt und es erfolgt gleich danach die Einsaat einer Mischung aus Grünschnittroggen,
Wintererbsen, Pannonischer Wicke und Winterrübsen. Der endgültige Umbruch erfolgt erst nach der
Schnittnutzung im Mai mit Frontgrubber, Dyna-Drive und Vibroflex. Die Aussaat des Silomaisgemenges
(Mais, Biomassehirse, Sonnenblumen) erfolgt bewusst erst Ende Mai mit der John Deere 750A in
Breitsaat. Einige Tage nach der Aussaat wird blind- und später noch 2-3mal gestriegelt. Bei der letzten
Überfahrt wird eine Kleemischung eingesät.
Resümierend machen sich vor allem positive Auswirkungen der reduzierten Bodenbearbeitung bzw.
der Umstellungen am Betrieb bemerkbar. Negative Entwicklungen konnten durch weitere
Maßnahmen schnell behoben werden:
- Der durchschnittliche Ertrag und die Qualität haben sich nicht wesentlich geändert. Die
Ertragssicherheit hat sich jedoch deutlich erhöht, was sich besonders in Extremjahren gezeigt
hat.
- Die Bodenstruktur und die Gefügestabilität haben sich wesentlich verbessert.
- Besonders die Bodenlebewesen, allen voran die Regenwürmer, haben sich sichtlich stark
vermehrt.
- Die Traktorstunden pro Hektar und somit auch die Kosten pro ha haben sich deutlich reduziert.
- Zu Beginn der Umstellung hatten sich Feldmäuse stark vermehrt! Es wurde pro Hektar
mindestens eine Falkenstange aufgestellt und Nistkästen montiert, was sofort Wirkung zeigte.
- Fruchtfolgeprobleme (Hauptfrucht/Zwischenfrucht) tauchten bisher nicht auf. (Mischungen,
Bodenleben)
- Fusarium nach Körnermais, (Zwerg-) Steinbrand und Gelbverzwergungsvirus waren bisher kein
Problem. Die im Rahmen des Mykotoxinmonitorings festgestellten, DON-Werte bei
Wintergetreide nach Mais lagen bei nur 10 % des EU Grenzwertes!
- Bei extremer Frühsaat und dichten Beständen ist der Proteingehalt bei Weizen teilweise
niedriger als beim normalen Sätermin.
- Distel, Quecke und Ampfer haben sich entgegen vieler Prognosen nicht ausgebreitet!
Georg Doppler ist stets bemüht, die Bewirtschaftungsweise weiterzuentwickeln und sieht darin die
Antwort auf die Fragen, die der Klimawandel für die landwirtschaftliche Produktion aufwirft: „Die
Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit des Betriebes muss auch in Zeiten von Wetterextremen und
Erderwärmung gewährleistet bleiben. Wir Bauern sind es, die die Welt ernähren und dies auch in
Zukunft tun müssen und tragen damit eine große Verantwortung. Es gilt daher weltweit Systeme zu
entwickeln und möglichst rasch flächendeckend umzusetzen die auch unter den künftigen
Bedingungen langfristig in der Lage sind die Welt zu ernähren. Und nicht nur das, obendrein haben wir
auch noch Herausforderungen wie Klima-, Boden-, Grundwasser-, Gewässer- und Hochwasserschutz
zu meistern.“
Den Abschluss bei der Vortragsreihe machte Ing. Lorenz Mayr, Landwirt in Steinabrunn und Obmann
des Vereins „Boden ist Leben“. Auch er machte sehr anschaulich auf die Schutzfunktion von ständigem
Aufwuchs, Begrünungen, Mulchauflagen und der Direktsaatmethode auf landwirtschaftliche Flächen
aufmerksam. Was Starkregenereignisse auf nicht optimal bewirtschafteten Flächen anrichten können
hat er sehr umfangreich mit Bildern und Zahlen dokumentiert. 2014 zum Beispiel gab es in Steinabrunn
so ein Ereignis, wo 76 l Niederschlag pro m² in kürzester Zeit gemessen wurden und riesige Schäden
entstanden sind. 837 € pro Hektar Verlust können durch einen Bodenabtrag von 5 mm entstehen,
alleine wenn „nur“ der Nährstoffverlust berücksichtigt wird (Feitzelmayr, 1996; Hölzl 2012). Lorenz
Mayr wies darauf hin das Minimalbodenbearbeitung im Vergleich zu anderen
Erosionsschutzmaßnahmen, wie zum Beispiel die Anlage von Rückhaltebecken viel kostengünstiger ist
und dazu auch keine Flächen bzw. Böden verloren gehen. Da im konventionellen Landbau in Zukunft
das Totalherbizid Glyphosat nicht mehr zu Verfügung stehen wird um Begrünungen und
Zwischenfrüchte abzuspritzen, hat er vorgerechnet, dass beim kombinierten Einsatz von mehreren
Nach-Auflauf-Herbiziden als Alternative erhebliche Mehrkosten entstehen können. Eine dauerhafte
Begrünung und Durchwurzelung, Zwischenfrüchte und Minimalbodenbearbeitung erhöhen die
Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens enorm und unterbinden so den oberflächlichen Abtrag des
Bodens maßgeblich. Ist der Boden einmal wassergesättigt und kommt es zu oberflächlichem Abrinnen
verschärft sich die Situation zunehmends: Der Acker verschlämmt und vor allem auf tonreichen Böden
verschließen sich die Bodenporen was auch die Versorgung des Wurzelraums mit Luft beeinträchtigt.
„Eine Begrünung sammelt Wasser, speichert Nährstoffe, lockert den Boden, bietet Lebensraum für
Wildtiere, liefert Nahrung für Bodenlebewesen und Insekten, fördert den Humusaufbau, schützt die
Bodenoberfläche, steigert die Stabilität von Bodenaggregaten, wandelt CO2 in Sauerstoff um und kann
trübe Herbsttage durch vielfältige Blüten erhellen.“ Auch die Winderosion darf nicht unterschätzt
werden, auch hier bietet ständiger Bewuchs einen optimalen Schutz. Ertraglich kann die Direktsaat
seinen Erfahrungen nach mit konventioneller (wendender) Bodenbearbeitung mithalten. Vor allem in
trockenen Jahren ist die Direktsaat sehr leistungsstark und ertragsstabil. So konnte er zum Beispiel
über 10 t Mais und 3 t Raps ernten, obwohl nur ca. 350 mm Niederschlag über die Vegetationsperiode
gemessen wurden. Vermutlich durch das bessere Wasserhaltevermögen seiner Böden hat er im
Erdäpfel-Anbau bisher keine nennenswerten Probleme mit dem Drahtwurm. Die Erdäpfel werden
direkt in die abgefrostete Begrünung gelegt, wobei zwischen den fertigen Dämmen kleine
Auffangbecken mit Hafer-stabilisierten Zwischendämmen gemacht werden. Allerdings war auch auf
seinen Flächen nach der Umstellung eine erhöhte Mäusepopulation bemerkbar. Installierte Julen für
Greifvögel führten zu optimalen Jagdbedingungen und bereiteten den lästigen Nagern ein jähes Ende.
Wir bringen LEBEN in den BODEN ist das Motto des Vereins „Boden ist Leben“ dessen Ziele der
Wissenstransfer für klimaangepasste und aufbauende Landwirtschaft ist. „Auf den bedeckten und den
durchwurzelten Boden kommt es an“, ist der Leitspruch der Gruppe rund um Lorenz Mayr die eine
Vielzahl von Feldtagen, Veranstaltungen und Seminaren anbieten (https://www.bodenistleben.at/).
Beide Praktiker rieten den Seminarteilnehmern die Direktsaat nicht dogmatisch zu sehen. Man sollte
sein Anbausystem immer auf die speziellen und individuellen Bedingungen ausrichten. Da kann auch
einmal eine intensivere Bodenbearbeitung sinnvoll sein und seinen berechtigten Platz unter einer Fülle
an weiteren möglichen Verbesserungsmaßnahmen einnehmen.
PRAXIS
Zu jedem Gespann brachte Ing. Christoph Wolfesberger von der LK Niederösterreich Hinweise zur
Verkehrssicherheit: Ab einer Achslast von 3,5 t bei gezogenen Geräten muss eine Bremsanlage
aufgebaut sein, die über die Betriebsbremsanlage des Zugfahrzeugs betätigt wird (z. B.:
Druckluftbremse).
Links: Ing. Christoph Wolfesberger gibt Hinweise zur Verkehrssicherheit; Rechts: Front-Bumper – Bilder: ÖKL
Beim Ankoppeln an das Zugfahrzeug ist die technisch zulässige Anhängelast laut Herstellerschild zu
beachten. Über 3 m Maximalbreite gilt die Einschränkung auf das Fahren bei Tageslicht und guter Sicht,
bzw. auf engen und kurvenreichen Straßen mit einem vorausfahrenden Begleitfahrzeug. Bei einer
Gerätebreite (Transportbreite) von mehr als 2,55 m ist zu beachten, dass die maximale Fahr-
(Transport) Geschwindigkeit von 25 km/h eingehalten werden muss. Es sind reflektierende
Warnmarkierungen anzubringen. Weitere Informationen dazu entnehmen Sie der Broschüre „Der
Traktor im Straßenverkehr“ erhältlich beim ÖKL (www.oekl.at). Ein Front-Bumper erhöht die
Verkehrssicherheit und soll verhindern, dass Fahrzeuge bei Unfällen unter den Traktor geraten. Die
Sichtbarkeit ist durch die rot-weißen Warnmarkierungen besser, außerdem kann der Bumper auch als
Ballastgewicht dienen.
Der Praxisteil und die Vorführungen wurden von DI Willi Peszt, der die Veranstaltung besuchte
kommentiert. Vielen Dank dafür! Hier seine Einschätzung der gezeigten Maschinen und Geräte:
DI Willi Peszt kommentierte die Vorführungen – Bilder: ÖKL
Es wurde Weizen in eine Begrünungsfläche und in ein Sonnenblumen-Stoppelfeld mit und ohne
Vorwerkzeugeinsatz mit unterschiedlichen Bauarten von Sämaschinen eingesät:
- Mulchsaatmaschinen (A)
- Direktsaatmaschine (B)
- Mulch- und Direktsaatmaschine (C)
Anmerkung: Die Zuteilung der Maschinen zu den einzelnen Bauarten ist die subjektive Einschätzung
des Autors, die aufgrund der Maschinenvorstellung der Firmenvertreter bzw. Praktiker vorgenommen
wurde.
- Als Mulchsaatmaschinen wurden all jene Maschinen eingestuft, bei denen der Einsatz von
Vorwerkzeugen empfohlen wurde.
- Als Direktsaatmaschine wurde eine Maschine eingestuft, die über keine Vorwerkzeuge
verfügt.
- Als Mulch- und Direktsaatmaschine wurde eine Maschine eingestuft, die über Vorwerkzeuge
verfügt, lt. Firmenangaben aber genügend Schardruck auf dem Einscheiben-Säschar aufbauen
kann, dass eine Einsaat ohne Vorwerkzeugeinsatz auch unter ungünstigen Bedingungen (z.B.
trockener und/oder schwerer Boden) möglich ist. Achtung: Beachten Sie bei Schardruck-
Angaben ob diese pro Scheibe oder pro Säeinheit (z.B. Doppelscheibe) angegeben werden!
- Achtung: Unter den günstigen Bedingungen (erdfeuchter, mittelschwerer Boden) der
Vorführung konnten alle Maschinen auch ohne Einsatz von Vorwerkzeugen arbeiten.
Hinweis: Die Einstellung der Maschinen erfolgte durch die Firmenvertreter bzw. Praktiker.
Links
Links: der Begrünungsbestand (Senf, Ölrettich, Phacelia, Kresse …,), ca. 30 – 40 cm hoch; Rechts: das
abgeerntete Sonnenblumen-Stoppelfeld; Bilder: ÖKL
A) Mulchsaatmaschinen (in alphabetischer Reihenfolge der Hersteller)
1. Horsch Pronto 3 DC
Horsch Pronto 3 DC mit Coulterscheiben, Düngerscharen, Reifenpacker, Doppelscheiben-Säscharen
und Nachlaufstriegel – Bild: ÖKL
Eine Besonderheit der vorgeführten Maschine waren die montierten Wellscheiben (Coulterscheiben)
als Vorwerkzeug. Diese sollen den Boden im Bereich der Saatreihe vorschneiden und lockere Feinerde
erzeugen. Der Bereich zwischen den Saatreihen bleibt unbearbeitet. Dies ist günstig, wenn in diesem
Bereich die Bodenbearbeitung eingespart werden kann und damit ein unnötiger Zugkraftbedarf und
unproduktive Wasserverluste sowie eine Keimstimulierung von Unkrautsamen vermieden wird.
Beurteilen Sie selbst, ob für Ihren Betrieb diese Argumente schwerwiegender sind als die Möglichkeit
mit ganzflächig arbeitenden Vorwerkzeugen (z.B. Kurzscheibenegge) während der Saat alle Unkraut-
und Ausfallgetreide-Pflanzen, die noch auf der Fläche vorhanden sind, zu beseitigen.
Horsch Pronto 3 DC: Coulterscheibe als Vorwerkzeug vor Doppelscheiben-Schar – Bild: ÖKL
Saatgut-Zustreifer der Horsch Pronto 3 DC – Bild: Willi Peszt
Weitere Besonderheiten dieser Maschine waren das Doppel-Scheibenschar mit Saatgut-Zustreifer (zur
Verhinderung des Wegspringens von Saatgut aus der Särille) sowie die Druckrolle mit Striegel.
Es ist als günstig zu beurteilen, wenn nach der Druckrolle ein Striegel die Oberfläche aufraut, damit der
angedrückte Bereich bei nachfolgenden Niederschlägen weniger der Verschlämmungs-Gefahr
ausgesetzt ist.
Thomas Schuster von Schuster Landtechnik stellt die Horsch Pronto 3 DC vor: Doppel-Scheibenschar mit
Saatgut-Zustreifer sowie Druckrolle mit Striegel – Bilder: ÖKL
Bei der Saat in die Zwischenfrucht wurde eine Arbeitsbreite mit und eine Arbeitsbreite ohne Einsatz
der Vorwerkzeuge gesät. Beim Arbeitsbild war wenig Unterschied erkennbar, auch ohne
Coulterscheiben wurde durch die Säscheiben relativ viel Erde aufgeworfen. Dies ist einerseits auf den
krümeligen Oberboden zurückzuführen, andererseits auf die hohe Fahrtgeschwindigkeit bei der
Vorführung.
Eine starke Erdbewegung ist aber nicht immer günstig – unnötig viel Zugkraft wird benötigt, viel
feuchte Erde kommt an die Oberfläche und trocknet aus, viele Unkrautsamen erhalten einen Lichtreiz
und kommen in Keimstimmung.
Wenn es die Bodenbedingungen zulassen und eine gute Einbettung des Saatgutes gewährleistet ist,
sollte auf den Einsatz von Vorwerkzeugen verzichtet werden – und die Fahrgeschwindigkeit auf ein
vernünftiges Maß beschränkt werden!
Horsch Pronto 3 DC: Saat in Zwischenfrucht; Links: mit Einsatz der Vorwerkzeuge; Rechts: ohne
Einsatz der Vorwerkzeuge – Bild: Willi Peszt
Die Einsaat von Weizen ohne vorherigen Grubbereinsatz auf Sonnenblumenstoppeln ist grundsätzlich
günstig zu beurteilen. Wenn die Sonnenblumen es durch ihre intensive Durchwurzelung geschafft
haben, eine gute Bodenstruktur zu schaffen und diese durch die Ernte nicht zerstört wurde, kann
Weizen ohne Lockerung eingesät werden. Die Sonnenblumen-Erntereste an der Bodenoberfläche
stellen kein phytosanitäres Problem für den Weizen dar, sie sind sogar eine sehr positive
Mulchabdeckung. Die an der Oberfläche liegenden Ausfall-Sonnenblumen werden z.T. durch Vögel und
Mäuse gefressen werden. Dies ist jedenfalls besser als ein tiefes Eingraben von Ausfall-Sonnenblumen,
die zu einer Verunkrautung in den Folgejahren führen können.
Kornablage im Sonnenblumenfeld (Die Saatrille wurde nach der Aussaat wieder geöffnet) - Bild: ÖKL
Auch bei der Einsaat mit der Horsch Pronto 3 DC in die Sonnenblumen-Stoppel war wenig Unterschied
zwischen den Varianten mit und ohne Einsatz der Vorwerkzeuge erkennbar.
Horsch Pronto 3 DC: Einsaat in Sonnenblumen-Stoppel; Links: ohne Einsatz der Vorwerkzeuge; Rechts: mit
Einsatz der Vorwerkzeuge – Bild: Willi Peszt
2. Lemken Compact Solitair 9
Lemken Compact Solitair 9 mit Kurzscheibenegge-Vorwerkzeug, Reifenpacker, Trapez-Packerwalze,
Doppelscheiben-Säscharen mit Druckrollen halbseitig abschaltbar – Bild: ÖKL
Eine Besonderheit dieser Maschine waren die versetzt angeordneten Packerreifen. Dies soll das
Fahrverhalten in Kurven verbessern und die Gefahr des Aufschiebens von Erde vor den Packerreifen
verringern.
Off-Set-Anordnung der Packerreifen – Bild: Willi Peszt
Eine weitere Besonderheit dieser Maschine waren die breiten Reifen des Reifenpackers, die jeweils
den Boden vor zwei Säscharen rückverfestigten. Laut Firmenvertreter seien deshalb die Seitenkanten
der Reifen eckig (anstelle abgerundet) ausgeführt, um für beide Scheibenschare auf beiden Seiten die
gleiche Rückverdichtung zu gewährleisten. Es müsste mittels Penetrometer nachgemessen werden, ob
dieses Ziel erreicht wird. Grundsätzlich sollte nach Möglichkeit nur der Bereich der Särille
rückverdichtet werden. Der Bereich zwischen den Särillen soll nach Möglichkeit nicht angedrückt
werden. Dadurch erhalten die Kultursamen in der Särille einen Wachstumsvorsprung vor den
Unkrautsamen zwischen den Särillen. Falls Wurzelunkräuter durch die Vorwerkzeuge ausgerissen
wurden, sollen diese im Zwischen-Reihen-Bereich nach Möglichkeit nicht angedrückt werden.
Breite Packerreifen vor jeweils zwei Säscharen und Trapez-Packerwalze vor jeder Scheibenschar – Bild: ÖKL
Diese spezielle Rückverdichtung der Saatrille wurde durch eine zusätzliche Trapez-Packerwalze vor den
Säscharen erreicht. Dies ist grundsätzlich positiv zu beurteilen. Es ist aber zu hinterfragen, ob immer
eine doppelte Rückverdichtung notwendig ist. Wenn diese notwendig ist, deutet dies auf eine
Überlockerung vor der Saat hin. Es wäre außerdem günstig, wenn nicht benötigtes Gewicht leicht
demontiert werden könnte um den Zugkraftbedarf und den Bodendruck zu verringern.
Bei der Saat in die Zwischenfrucht wurde bei der Fahrt mit Einsatz der Kurzscheibenegge viel Biomasse
eingearbeitet. Beim Nachgraben zeigte sich aber, dass mit der gewählten Einstellung kein ganzflächiges
Durcharbeiten erreicht werden konnte. Um dieses zu gewährleisten, hätte die Kurzscheibenegge noch
tiefer arbeiten müssen.
Die Fahrt ohne Einsatz des Vorwerkzeuges zeigte, dass unter den günstigen Bedingungen des
Versuchsfeldes alleine durch die Säscheiben auch eine ausreichende Einbettung des Saatgutes möglich
war. Pflanzenbaulich wäre dies sogar die günstigere Anbauvariante. Das Saatgut wurde auf dem
unbearbeiteten Boden mit kapillarem Aufstieg des Bodenwassers abgelegt. Durch die Packerwalzen
und Säscheiben wurde der Begrünungsbestand geknickt. Er wird sich sicherlich in den nachfolgenden
Tagen zum Teil wiederaufrichten. Aufgrund des nahen Vegetationsendes ist aber nicht zu erwarten,
dass dadurch der Aufgang des Weizens beeinträchtigt wird. Es kann sogar günstig sein, falls durch das
Mulchmaterial an der Oberfläche ein Verschlämmen bei Starkniederschlägen verhindert wird. Die
verwendeten Begrünungsarten sind grundsätzlich nicht winterhart und auch ausreichend entwickelt,
sodass sie im Winter voraussichtlich abfrosten werden. Eventuell verbleibende Restpflanzen werden
durch den ohnehin geplanten Herbizideinsatz beseitigt.
Lemken Compact Solitair 9; Links: mit Einsatz der Vorwerkzeuge; Rechts: ohne Einsatz der Vorwerkzeuge
Bild: Willi Peszt
Auch auf den Sonnenblumen-Stoppeln wurde durch den Einsatz der Kurzscheibenegge viel zu viel
organisches Material vergraben, das aber als Mulchmaterial an der Oberfläche benötigt würde.
Lemken Compact Solitair 9 - Einsaat in Sonnenblumen-Stoppel; Links: ohne Einsatz der Vorwerkzeuge; Rechts:
mit Einsatz der Vorwerkzeuge – Bild: Willi Peszt
3. Väderstad Spirit R 300S
Roman Weinhappl von der Fa. Hammerschmied stellt die Väderstad Spirit R 300S mit Kurzscheibenegge,
Packerwalze und Doppelscheiben-Säschare mit Druckrolle sowie Nachlaufstriegel vor – Bild ÖKL
Neben schon beschriebenen Eigenschaften wie z.B. der Off-Set-Reifenpacker, dem Nachlaufstiegel und
einer Kurzscheibenegge, die auch eine ganzflächige Bearbeitung (bei entsprechend tiefer Einstellung)
zulassen würde, wies diese Maschine folgende Besonderheit auf:
Die beiden Scheiben der Scheibenschare sind nicht parallel, sondern versetzt zueinander angeordnet.
Da in Fahrtrichtung zuerst eine Scheibe und dann die zweite Scheibe in den Boden einschneidet, soll
dies lt. Firmenvertreter den Einzug verbessern.
Väderstad Spirit R 300S: Off-Set Anordnung der Säscheiben – Bild: Willi Peszt
Bei der Saat in die Zwischenfrucht zeigte sich mit Einsatz der Kurzscheibenegge ein ähnliches Bild wie
bei der zuletzt beschriebenen Maschine – keine ganzflächige Bearbeitung bei mitteltiefer Einstellung,
aber hoher Zugkraftbedarf, Wasserverluste, Verlust des kapillaren Anschlusses, teilweiser Verlust auf
Mulchbedeckung.
Bei der Saat ohne Vorwerkzeug lagen relativ viele Samenkörner unbedeckt am Boden. Der
Firmenvertreter betonte, dass nach der Saat mit Vorwerkzeug und geringem Schardruck der
Schardruck für die Fahrt ohne Vorwerkzeug nicht erhöht wurde. Dies zeigt, wie wichtig die passende
Einstellung und die laufende Kontrolle während der Arbeit ist. Auch wenn viele Geräte den Anwendern
durch Steuerungsmöglichkeiten aus der Kabine das Absteigen ersparen wollen: Gerade bei der Saat ist
z.B. beim Wechsel der Bedingungen (andere Bodenart, andere Vorfrucht etc.) ein Absteigen und ein
Nachgraben notwendig!
Väderstad Spirit R 300S; Links: mit Einsatz der Vorwerkzeuge; Rechts: ohne Einsatz der Vorwerkzeuge
Bild: Willi Peszt
Bei der Saat in die Sonnenblumenstoppel zeigte sich wiederum, dass unter den vorherrschenden
Bedingungen der Einsatz der Vorwerkzeuge unnötig war. In der Praxis kann dies durchaus wichtig sein.
Möglicherweise verlangt eine Sämaschine mit Einsatz der Vorwerkzeuge den größeren am Betrieb
vorhandenen Traktor, ohne Einsatz der Vorwerkzeuge kann auch mit dem kleineren Traktor gefahren
werden. Der größere Traktor kann in der Zwischenzeit für andere Arbeiten mit höherem
Leistungsbedarf genutzt werden. Der kleinere Traktor ist wahrscheinlich leichter (v.a. wichtig, wenn
eine Saat unter feuchten Bedingungen notwendig ist), kraftstoffsparender, eventuell sogar wendiger.
Bei der Vorführung konnte dieses Gerät auch ohne Vorwerkzeuge den Weizen ausreichend ablegen
und einbetten. Möglicherweise war nach der Saat in der Zwischenfrucht der Schardruck erhöht
worden.
Väderstad Spirit R 300S, Einsaat in Sonnenblumen-Stoppel; Links: ohne Einsatz der Vorwerkzeuge; Rechts: mit
Einsatz der Vorwerkzeuge – Bild: Willi Peszt
Zusammenfassung Mulchsaat-Maschinen
- Mulchsaat-Maschinen sind grundsätzlich günstig zu beurteilen, weil sie die Saat in eine
Mulchdecke erlauben, die den Boden auch nach der Saat noch schützt.
- Diese Mulchdecke sollte durch die Saat so wenig wie möglich eingearbeitet werden – ohne
dabei jedoch Kompromisse bei der Ablagequalität des Saatgutes einzugehen.
- Die Vorwerkzeuge sollten dabei so wenig wie möglich eingesetzt werden: Coulterscheiben
arbeiten nur im Bereich der Saatrille. Viele Kurzscheibeneggen können grundsätzlich
ganzflächig arbeiten, erfordern dafür aber oftmals eine tiefe Einstellung.
- Ein (weitgehender) Verzicht auf eine Bodenbearbeitung bringt auch Treibstoff- und
Wassereinsparung, guten kapillaren Anschluss für das Saatgut, etc.
- Je mehr Bearbeitung vor der Saat erfolgt, desto mehr Rückverdichtung ist auch notwendig.
- Hinter Nachlaufrollen sollten noch Striegelzinken die Bodenoberfläche auflockern um die
Verschlämmungsgefahr zu verringern.
- Die beste Maschine kann nicht bei einer schlechten Einstellung funktionieren – überprüfen Sie
diese mehrmals – v.a. bei einem Wechsel der Bedingungen (andere Bodenart, Vorfrucht etc.)!
B) Direktsaatmaschine: John Deere 750 A
John Deere 750 A mit Einscheiben-Schar inkl. Tiefenführungsrolle und Andruckrolle, Stern-Zuräumer, kein
ganzflächig abrollendes, nachlaufendes Fahrwerk – Bild: Willi Peszt
Die Besonderheit dieser Maschine war der vollständige Verzicht auf Vorwerkzeuge und die
konsequente Bauweise auf die Direktsaat-Tauglichkeit: vollständige Verwendung des Eigengewichtes
in Kombination mit aufgelegten Ballastgewichten zur Belastung der Säscheiben, Ein-Scheiben-Schar,
Tiefenführungsrolle, Andruckrolle für das Saatgut, Stern-Zuräumer. Der Ersatz einer Nachlaufwalze
durch einen Stern-Zuräumer ist günstig zu beurteilen, weil dadurch über dem Saatgut lockere Erde
liegt, die weniger zur Verschlämmung neigt.
John Deere 750 A: Ein-Scheiben-Schar, Tiefenführungsrolle, Andruckrolle, Stern-Zuräumer – Bild: ÖKL
Eine weitere Besonderheit war die Luftableitung am Ende der Särohre, damit das Saatgut nicht mit
Druck auf den Boden geblasen wird, sondern im freien Fall abgelegt wird. Dies verringert das Problem
des Verspringens von Saatgut aus der Saatrille hinaus und die Gefahr der mechanischen Beschädigung
von empfindlichem Saatgut (z.B. Mikro-Risse bei Sojabohnen)
John Deere 750 A: Luftableitung in den Särohren, freier Fall des Saatgutes – Bild: Willi Peszt
Auch das Fahrwerk war einzigartig. Bei den bisher besprochenen Maschinen war das Fahrwerk vor den
Scheibenscharen angeordnet und überrollte den Boden ganzflächig, um diesen rückzuverdichten. Eine
Rückverdichtung vor den Scharen ist durch den Verzicht auf Vorwerkzeuge nicht notwendig. Zwischen
den Traktorrädern schneiden die Einscheiben-Schare nur zwischen den stehenden Pflanzen in den
Boden ein und legen das Saatgut ab. Der stehende Bestand wird dabei sehr wenig beeinträchtigt. Dies
war bei der Einsaat in die Zwischenfrucht deutlich sichtbar. Dies kann z.B. günstig sein, wenn nach der
Saat einer Hauptkultur ein lückiger Aufgang festgestellt wird und ohne Umbruch nachgesät werden
soll. Ebenso kann dies bei der Etablierung einer Untersaat vorteilhaft sein.
Für diesen Zweck sollte im Optimalfall das Fahrwerk der Sämaschine nicht außerhalb der Fahrspuren
des Traktors laufen. Eine möglichst geringe befahrene Fläche kann auch günstig sein, wenn unter
feuchten Bedingungen eingesät werden muss.
John Deere 750 A in der Begrünung: Nicht ganzflächig abrollendes Fahrwerk – wenig beeinträchtigte
Zwischenfrucht im nicht befahrenen Bereich – Bild: Willi Peszt
Die Saat in die Sonnenblumen-Stoppel war problemlos möglich. Es zeigte sich bei der vorgeführten
Einstellung eine sehr geringe Bodenbewegung. Grundsätzlich ist dies günstig, solange das Saatgut im
Säschlitz noch ausreichend bedeckt wird. Falls dies unter ungünstigen Bedingungen nicht mehr
gewährleistet wird, kann überlegt werden, einen Nachlaufstriegel an der Maschine zu montieren oder
in einem eigenen Arbeitsgang nachzustriegeln. Mit Rollstriegeln ist dies auch bei hoher Mulchauflage
möglich, bei mittlerer Mulchauflage und flacher Einstellung auch mit langen Striegelzinken.
John Deere 750 A: Einsaat in Sonnenblumen-Stoppeln ohne Einsatz der Vorwerkzeuge – Bild: Willi Peszt
C) Mulch- und Direktsaatmaschine:
Väderstad Rapid 300 C
Väderstad Rapid 300 C mit nicht ganzflächig arbeitender Kurzscheibenegge, Düngerscharen, Einscheiben-
Scharen, Nachlauf-Packerwalze/Fahrwerk und Nachlaufstriegel – Bild: ÖKL
Viele Teile dieser Maschine wie Einscheiben-Schar und Nachlauf-Fahrwerk sowie Offset-Packerwalze und
Nachlaufstriegel wurden schon beschrieben – Bild: ÖKL
Eine Besonderheit ist die Kurzscheibenegge, die so angestellt ist, dass mit ihr gar nicht ganzflächig
gearbeitet werden kann. Sie soll ähnlich wie die Coulterscheibe nur im Bereich der nachfolgenden
Säscheibe eine Vorarbeit leisten. Eine ganzflächige Bearbeitung muss nötigenfalls vor der Saat
erfolgen. Eine nicht-ganzflächige Bearbeitung kann aber neben den schon beschriebenen Vorteilen der
Kraftstoff-Einsparung, der Wassersparung und der Nicht-Stimulierung von Unkräutern auch vorteilhaft
sein, wenn z.B. unter feuchten Bedingungen noch unbearbeitete und daher gut tragfähige Stege
belassen werden sollen, die ein Einsinken der Maschine bis auf die Bearbeitungsgrenze verhindern.
Väderstad Rapid 300 C: nicht ganzflächig arbeitende Kurzscheibenegge – Bild: Willi Peszt
Als einzige der vorgeführten Maschinen verfügte die Väderstad Rapid über eine mechanische
Dosierung. Trotz der möglichen Vorteile, die z.B. durch elektrische Antriebe von pneumatischen
Säeinheiten möglich werden (z.B. automatische Abdrehprobe, Veränderung der Saatstärke in
Anpassung an die Bodeneigenschaften – geringere Saatstärke bei Teilstücken mit geringerer Bonität)
schwören viele Betriebe auf die mechanische Saatgutdosierung aufgrund der Störungs-
Unempfindlichkeit und der leichten Veränderung der Reihenweite (Absperrung einzelner Reihen).
Vielfach kann damit auch bespelztes Saatgut (z.B. Dinkel) leichter gesät werden als mit pneumatischen
Einheiten.
Väderstad Rapid 300C: mechanische Saatgutdosierung – Bild: Willi Peszt
Bei der Saat in die Zwischenfrucht zeigte sich mit Einsatz der Vorwerkzeuge, wie auch bei allen anderen
Maschinen, eine (zu) starke Bearbeitung, aber auch ohne Einsatz der Vorwerkzeuge war noch eine
deutliche Bodenbearbeitung erkennbar. Dies ist neben dem grundsätzlich gut krümelnden Boden
möglicherweise auch auf die Schrägstellung der Einscheiben-Schare zurückzuführen, in deren Schatten
das Saatgut mittels Scharstiefel abgelegt wird. Es ist fraglich, wie sehr diese Technik dafür geeignet ist
z.B. eine Nachsaat oder Untersaat in einen stehenden Bestand einzubringen, ohne diesen zu sehr zu
beeinträchtigen.
Andererseits eröffnet diese Kombination aus Vorwerkzeugen und Einscheibenschar lt. Firmenvertreter
auch die Möglichkeit, diese Maschine sowohl für die Mulchsaat als auch für die Direktsaat zu
verwenden.
Väderstad Rapid 300 C – Einsaat in die Zwischenfrucht; Links: mit Einsatz der Vorwerkzeuge; Rechts: ohne
Einsatz der Vorwerkzeuge – Bild: Willi Peszt
Die Einsaat in die Sonnenblumen-Stoppel war sowohl mit als auch ohne Einsatz der Vorwerkzeuge
möglich.
Väderstad Rapid Einsaat in Sonnenblumen-Stoppel: Links: ohne Einsatz der Vorwerkzeuge; Rechts: mit Einsatz
der Vorwerkzeuge – Bild: ÖKL
Zusammenfassung Direktsaat- und Mulch-/Direktsaat-Maschinen:
- Grundsätzlich soll nur so wenig Boden wie möglich bewegt werden, damit das Saatgut
möglichst auf einen unbearbeiteten, gut wasserführenden Horizont abgelegt werden kann.
- Mit Direktsaat- oder Mulch-/Direktsaat-Maschinen ist dies grundsätzlich möglich, das Ausmaß
der Bodenbewegung hängt nicht nur von der Anstellung des Einscheiben-Schares ab, sondern
auch von der Krümelung des Bodens und der Fahrgeschwindigkeit.
- Spezialisierte Direktsaatmaschinen ermöglichen oftmals die Nachsaat /Untersaat in einen
stehenden Bestand, ohne diese zu stark zu beeinträchtigen.
- Wenn eine ganzflächige Bodenbearbeitung notwendig ist, muss diese oftmals in einem
eigenen Arbeitsgang vor der Saat erfolgen.
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Einsatz von Direktsaat und Mulch-/Direktsaat-Maschinen
gemacht? -Rufen Sie mich an: DI Willi Peszt
Pflanzenbauberater, Zertifizierter Mediator
Tel. 02682/702/606
***
Das ÖKL bedankt sich bei allen Mitwirkenden, Vortragenden, Teilnehmern
und Teilnehmerinnen. Einen besonderen Dank möchten wir an die LFS
Mistelbach, den Firmen Schuster Landtechnik, Lemken, Väderstad und
Michael Wasinger für die Teilnahme an den Vorführungen aussprechen.
Bericht:
David Unterrainer
Referent für Landtechnik, ÖKL
David.unterrainer@oekl.at
01/5051891-15
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