View
4
Download
0
Category
Preview:
Citation preview
StÄDtEBAU Neue Wohnformen
Sommersemester 2016
Sakamoto - Werkbundsiedlung München
thema des Kurses
Im Kurs Theorie des Städtebaus werden wir uns mit einem der wichtigsten und aktuellsten Phänomene der Stadtentwicklung beschäftigen: der Metamorphose von Standorten in der Metropole. Diese Metamorphose entspricht auf der einen Seite einem dauerhaften und konstanten Prozess, der schon immer die Stadt charak-terisiert hat. Auf der anderen Seite bildet dieser Prozess genau heute eine der größten Herausforderungen für die Architektur als Disziplin.
Dieser Kurs bildet eine theoretische Vertiefung über das Thema des Kurses Städtebaulicher Entwurf in Master-studiengang Architektur und Stadtplanung.
Besonders in diesem Mastermodul kann die Form der Stadt als komplexes ästhetisches, gestalterisches und bauliches Phänomen mit der Form von natürlichen Realitäten, wie die topografischen Elemente und mit komplexen Artefakten, wie die territorialen Infrastruk-turen verglichen werden. Das ermöglicht das Studium der Stadtmorphologie als wissenschaftliche Disziplin zu vertiefen und im Verhältnis mit der Morphologie anderer naturwissenschaftlichen oder technischen Disziplinen, welche homogen zu diesen erscheinen, zu untersu-chen.
Schwerpunkt des Kurses in Sommersemester 2016, wird das Thema der Herausforderungen sein, die sich für den Städtebau stellen, insbesondere auch im Zu-sammenhang mit dem Wohnungsbau als räumliche, äs-thetische und bauliche zentrale architektonische Frage in der Gegenwart.
Vor allem aber interessiert uns die Frage: was können wir als entwerfende Architekten und Städtebauer für die Zukunft räumlich und architektonisch planen, um auf die anhaltende dynamische und prognostizierte Bevölke-rungsentwicklung sowie die aktuellen Zuwanderungs-zahlen zu reagieren. Welche zukunftsweisenden Stad-terweiterungsstrategien bilden hierfür eine Grundlage.Wie und in welcher Intensität lässt sich Urbanität an neuen Orten schaffen? Welche städtebaulichen und gestalterischen Ansätze können zur Qualifizierung der Wechselwirkung von Landschaftsraum und Stadt bei-tragen? Wie lässt sich ein neuer Stadtteil in den Nach-barschaftsraum zur gegenseitigen Verbesserung der Lagequalitäten integrieren? An Hand der Analyse reali-serter und geplanten Projekten gilt es, hierzu Positionen zu finden, die unter Berücksichtigung gesellschaftlicher, ökologischer und ökonomischer Veränderungen über konventionelle Lösungsansätze für die Planung neuer Wohnquartiere hinausgehen.
Hintergrund
Wir sind der Meinung, dass nach vielen Jahren in der jüngsten Geschichte unserer Disziplin, in welcher eine rhetorische Idealisierung der so genannten Auflösung der Stadt in einem territorialen System von gleichwer-tigen Orten und Räumen, ohne historische, metapho-rische oder hierarchische Werte, immer mehr verbreitet wurde, heute wieder das Bild der Stadt als Zentralität, als Ort der Verdichtung und der Vielfältigkeit aktuell geworden ist. Immer mehr Menschen suchen die ein-malige Lebensqualität der Stadt als Bühne einer kultu-rellen, kreativen und produktiven Gesellschaft.
Um diese Lebensqualität zu garantieren und um eine angemessene und hochwertige Antwort an die ständige Komplexität des Lebens in der Stadt zu geben, stellt sich für uns die Frage, welche Bautypen in der Lage sind, das Leben in der Stadt attraktiv zu machen und eine langfristige Antwort an viele komplexe Themen, wie die der Mobilität, der funktionellen Durchmischung und der Dauerhaftigkeit, zu geben.
Die Bautypen, die wir untersuchen wollen, sind vor allem Bautypen, die keine eingeschränkte Antwort für die komplexen Probleme des städtischen Raums ge-ben. Nach Aldo Rossis Theorie sind die wesentlichen oder „reinen“ Bautypen in der Geschichte der Architek-tur und der Stadt immer drei gewesen: der „Block“, der „Hof“ und die „Zeile“. Alle möglichen gebauten Formen sind, nach Rossi, durch die Wiederholung, die Anpas-sung oder die Veränderung dieser drei Bautypen ent-standen. Wir glauben aber, dass es heute um etwas Komplexeres geht.
Neue Wohnformen
1
Kontext
Die Bautypen, die wir untersuchen wollen, sind durch den Pragmatismus der Moderne häufig zu Monologen reduziert worden: auf sich selbst bezogene Solitäre, die kein dialektisches Verhältnis mehr zu jeglichen territo-rialen oder städtischen Kontexten entwickeln können. Diese antiurbane oder antisoziale Haltung ist teilwei-se oder manchmal sogar im Ganzen programmatisch entwickelt worden. Sie hat nicht nur die Prozesse der Auflösung der Stadt miterlebt, sondern grundsätzlich mitgestaltet. In den neuen Zeiten wurde diese Attitüde immer deutlicher, nicht zuletzt auch Dank der immer weiter ansteigenden Suche von Seite der Investoren, der Politiker und der Architekten nach gestalterischen Gesten, die alles bestätigen wollen, außer einem Ver-hältnis mit anderen Baukörpern oder mit einem Kontext. Dieses Problem erlebt aber, wenn wir so wollen, unse-re gesamte Disziplin. Aus diesem Grund wollen wir uns mit dem Verhältnis zwischen diesen Bautypen und den territorialen und städtischen Kontexten auseinanderset-zen. Der Begriff des Kontextes kann in diesem Zusammen-hang in zweifacher Hinsicht gelesen werden: Neben seiner Beziehung auf der morphologischen Ebene kann hier auch die semiotische Beziehung zwischen Monu-ment und Stadt als Kategorie innerhalb des Kriteriums „Kontext“ verstanden werden.
Struktur
Zweitens sind die Bautypen, die wir untersuchen wollen, durch Prozesse der Metamorphose nicht nur in Ihrer Di-mension oder Geometrie differenzierter geworden, son-dern auch in Ihrer Natur. Immer öfter wird es schwieriger im Fall von modernen Bautypen zwischen öffentlich und privat, zwischen statisch und dynamisch, zwischen im-plodiert und explodiert zu unterscheiden. Diese Ände-rungen in der physischen Natur der gebauten Formen haben mit strukturellen Faktoren zu tun, die wesentlich für die Definition von diesen Bautypen sind. Es handelt sich um vertikale und horizontale Erschließungsele-mente, um Hierarchien zwischen dienenden und be-dienten Zonen oder um Überlagerung und Verflechtung von Verkehrsebenen in der dritten Dimension. Es sind diese Faktoren, die das System von Verhältnissen zwi-schen Monumenten und ihren städtischen Kontexten, oder zwischen Bauteilen und Räumen definieren, und aus diesem Grund wollen wir uns mit den Strukturen dieser Bautypen auseinandersetzen.
Charakter
Für den Charakter von Monumenten scheinen be-stimmte Merkmale und Bewertungsmaßstäbe zu gelten: Maßstab, Dimension und Form spielen für die Gestal-tung eines Monuments eine primäre Rolle. Der Charak-ter eines Monuments hat aber auch mit Gedächtnis und mit Wahrnehmung zu tun, und mit der Art, wie die Mate-rialisierung und die Gestaltung besondere semiotische
Bedeutungen ermöglichen und lesbar machen. Anhand der Beispiele wollen wir die Art, wie Monumente zu ei-ner besonderen örtlichen Identität beitragen können und wie sie spezifische urbane Qualitäten und Beson-derheiten generieren oder lesbar machen können, ana-lysieren und reflektieren.
Ablauf
In einer ersten Phase des Kurses werden einige the-oretische Inputs die historischen und gegenwärtigen Werkzeuge des Urbanen Projektes thematisiert. Spä-ter werden die entwerferischen Aspekte der Planung, der Gestaltung und der Realisierung von Stadtteilen und architektonischen Bautypen im Kontext der Stadt vertieft. Wir werden diese Themen untersuchen und anhand von Beispielen diese Fragen diskutieren. Jede Gruppe wird während des Kurses ein Beispiel auswäh-len, analysieren und erforschen. Die Aufgabe wird in kleinen Studierendengruppen ausgeführt und in Form eines Referates am Ende des Semesters vorgetragen. Eine Weiterbearbeitung und die endgültige Darstellung in Form eines DinA 0 Planes werden zum Ende des Se-mesters abzugeben sein.
Folgende Beispiele sind zu untersuchen:
Die Analyse eines jeden Ortes soll dabei in drei Ab-schnitte untergliedert sein:
- Kontext- Struktur - Charakter
Diese Begriffe werden die morphologische Analyse lei-ten und eine kritische Reflektion ermöglichen.
2
3Analyseplan - Layoutvorgabe
Literaturhinweise
Die Bücher zum Thema des Kurses stehen als Seme-sterapparat in der Bibliothek zur Verfügung.
thema des Kurses
Es ein Semesterapparat eingerichtet. Zusätzlich bitte die folgenden Lekturetipps beachten.
Stadt Entwerfen , Birkhäuser Verlag, 2013
raumpilot , Krämer Verlag Stuttgart, 2010
Grundrißatlas Wohnungsbau, Birkhäuser Verlag
Neues Wohnen in der Stadt, Wüstenrotstiftung, Lud-wigsburg, 2012
Urban Living, Strategien für das zukünftige Wohnen,Jovis Verlag, 2015
Geschichte und theorie
Augé, Marc: Orte und Nicht-Orte, Fischer, Frankfurt 1994
Balmond, Cecil (Hrsg.): Informal, München 2002
Bell, Simon: Landscape - Pattern, perception and pro-cess, E&FN Spon, London 1999
Boeri, Stefano: Multiplicity – uncertain states of Euro-pe, Skira 2001
Cullen, Gordon: Townscape - Das Vokabular der Stadt, Birkhäuser, Basel 1991
Garreau, Joel: Edge City: Life on the New Frontier; An-chor (US) 1992
Grassi, Giorgio: Ausgewählte Schriften 1970-1999, Hrsg: Caja, M. / Frank, B. / Pellnitz, A. / Schwarzburg, J., Luzern 2001
Harvey, David; The Condition of Postmodernity, Cam-bridge 1990
Hegemann, Werner / Peets, Elbert: The American Vi-truvius, Princton Architectural Press, Reprint Braun-schweig 1988
Janson, Alban / Bürklin, Thorsten: Auftritte Scenes, Interaktionen mit dem architektonischen Raum: die Campi Venedigs, Birkhäuser, Basel, 2002
Koolhaas, Rem: Delirious New York: Ein retroaktives Manifest für Manhattan, Aachen 1999
Koolhaas, Rem: Small, Medium, Large, Extra Large, New York 1995
Lampugnani, Vittoro Magnagno: Verhaltene Ge-schwindigkeit – die Zukunft der telematischen Stadt, Berlin 2002
Lüchinger, Arnulf: Struvvkturalismus in Architektur und Städtebau. Dokumente der modernen Architektur, 14. Herausgegeben von Jürgen Joedicke. Karl Krämer Verlag, Stuttgart 1981
Lynch, Kevin: Das Bild der Stadt, Bauwelt Fundamente, Bd.16, Birkhäuser Verlag, 2001
Norberg-Schulz, Christian: Genius Loci, Oslo 1976
Rossi, Aldo: Die Architektur der Stadt, Düsseldorf 1973
Rowe, Colin / Koetter, Fred: Collage City, Cambridge
Massachusetts 1987
Sieverts, Thomas: Zwischenstadt, Braunschweig 1999
Sorkin, Michael (Hrsg.): Variations on a Theme Park –
The New American City and the End of Public Space,
New York 1992
Virilio, Paul: L‘Espace Critique, Paris 1984
4
Recommended