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Autoren
Dr. Iris Berndt Referentin beim Museumsverband des Landes Brandenburg e. V.
Dr. Burghard Ciesla Historiker, Berlin
Dr. Bärbel Dalichow Direktorin des Filmmuseums Potsdam
Dr. Wolfgang de Bruyn Direktor des KleistMuseums Frankfurt (Oder)
Mathias Deinert Mitarbeiter für Provenienzforschung am Potsdam Museum
Monika Dittmar Ehemalige Leiterin des Ofen und Keramikmuseums Velten
Dr. Insa Eschebach Direktorin der Mahn und Gedenkstätte Ravensbrück
Silvio Fischer Leiter Museum des Teltow, Wünsdorf
Prof. Dr. Sigrid Jacobeit Ethnografin, Fürstenberg/Havel
Dr. Susanne Köstering Geschäftsführerin des Museumsverbandes des Landes Brandenburg e. V.
Katharina Kreschel Museologin und Ethnografin, Brandenburg an der Havel
Arne Lindemann Mitarbeiter beim Museumsverband des Landes Brandenburg e. V.
Markus Ohlhauser Erster Vorstandssprecher des Museumsverbandes des Landes Brandenburg e. V.
Dr. Christine Papendieck Leiterin des Agrarmuseums Wandlitz
Dr. Claudia SchmidRathjen Kulturamtsleiterin Gemeinde Wandlitz
Dr. Reinhard Schmook Leiter des Schlosses Freienwalde und des Oderlandmuseums
Dipl. Ing. Klaus Stieger Verein für Heimatgeschichte der Stadt Müncheberg
Helga Tucek Leiterin des NiederlausitzMuseums Luckau
Bildnachweis
Titelfoto, S. 2: Museum im FreyHaus / Oderlandmuseum Bad Freienwalde
S. 6, 10 Museumsverband des Landes Brandenburg
S. 8 Brandenburgische Museumsblätter 16/17 (1924), S. 22
S. 9 Stadtmuseum Brandenburg an der Havel
S. 12 Stadtarchiv Prenzlau
S. 14 Archiv Landesamt für Denkmalpflege Niedersachsen, Hannover
S. 15 Heimatmuseum Strausberg
S. 16 Stadtmuseum Cottbus
S. 18, 21 Günter Rinnhofer, in: Museum Eberswalde (Hg.), 100 Jahre Museum Eberswalde,
1905–2005, Eberswalde 2005
S. 19 Hartmut Knitter, Potsdam
S. 23, 24 Stadtmuseum „Alte Burg“ Wittenberge
S. 26 Museumsverband des Landes Brandenburg
S 29 Brandenburgische Museumsblätter Nr. 4 (1992)
S. 31 Museumsverband des Landes Brandenburg
S. 32–35 Archiv Klaus Stieger, Müncheberg
S. 36–39 NiederlausitzMuseum Luckau
S. 40–42 Museum des Teltow, Wünsdorf
S. 44–49 Landesgeschichtliche Vereinigung für die Mark Brandenburg
S. 50–54 Mahn und Gedenkstätte Ravensbrück, Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten
S. 56–59 KleistMuseum Frankfurt (Oder)
S. 60–65 Potsdam Museum
S. 66, 67, 69 Förderverein Ofen und Keramikmuseum Velten
S. 70 li Deutsches Historisches Museum Berlin, Hausarchiv
S. 70 re, S. 71 Monika Dittmar, Velten
S. 72, 74, 75, 76 u. Agrarmuseum Wandlitz
S. 76 o. und re Sammlung Michael Sbroja, Basdorf
S. 78 Katharina Kreschel, Brandenburg an der Havel
S. 79, 80 Stadtmuseum Brandenburg an der Havel
S. 83 li. Katharina Kreschel, Brandenburg an der Havel
S. 83 re. o. Hartmut Hilgenfeldt, Brandenburg an der Havel
S. 83 re. u. Heinz Kempfer, Brandenburg an der Havel
S. 84–87 Filmmuseum Potsdam
Umschlag hinten Museumsverband des Landes Brandenburg
Inhalt
Inhalt 3
1 100 Jahre Museumsverband
Markus Ohlhauser
1912–2012. In fünf Systemen
4 Von der Kaiserzeit bis heute
Forschungsstand und Forschungslücken
Susanne Köstering, Arne Lindemann
6 Zettelkasten und Denkschrift
Die Vereinigung brandenburgischer Museen
in der Weimarer Republik
Iris Berndt
12 Förderung und Vereinnahmung
Die brandenburgischen Museen im Dritten Reich
Arne Lindemann
18 Linientreue oder Eigensinn?
Die brandenburgische Museumslandschaft
in der DDR
Susanne Köstering
26 Die DDR zerbricht: Was wird aus den Museen?
Die Wiedergründung des Brandenburgischen
Museumsverbandes
Reinhard Schmook
1912-2012. Museumsgeschichten
32 Müncheberger schrieben Museumsgeschichte
Franz Kuchenbuch, Hermann Ahrendts
und Georg Mirow
Klaus Stieger
36 Wie alles begann …
Zur Gründung des Luckauer Museums 1912
Helga Tucek
40 Ein dramatisches Museumsschicksal
Das Museum des Teltow
Silvio Fischer
44 „Eine nationalsozialistische Bildungsstätte“
Das Haus der Heimat in Woltersdorf
Arne Lindemann
50 Ravensbrück
Die Gedenkstätte im Kontext der deutschen
Nachkriegsgeschichte
Insa Eschebach
56 Heinrich von Kleist
„Rufer zum patriotischen Widerstand“
Wolfgang de Bruyn
60 Das Potsdam Museum als Bezirksheimatmuseum
Neue Qualitätsmaßstäbe
Mathias Deinert
66 „ … daß das ganze Museum in die Havel
geworfen werden kann …“
Aus der Geschichte des Veltener Museums
Monika Dittmar
72 „Zwischen Saat und Ernte kann viel geschehen“
Vom Milchladen zum Agrarmuseum in Wandlitz
Burghard Ciesla / Sigrid Jacobeit / Christine
Papendieck / Claudia SchmidRathjen
78 Brennaborprolet und Havelkahn
Zur ethnografischen Arbeit am Museum
Brandenburg 1970 bis 1997
Katharina Kreschel
84 Filmmuseum der DDR – Filmmuseum Potsdam
Erinnerungen an das Umbruchjahr 1990
Bärbel Dalichow
88 Autoren- und Bildnachweis
Umschlagseiten innen
Gründungsdaten brandenburgischer Museen
In der Entwicklung der Museumslandschaft Brandenburg
(bezogen auf das Gebiet des heutigen Bundeslandes)
nimmt die Phase 1945–1989 eine Scharnierstellung
zwischen der ursprünglichen und der heutigen Museums
landschaft ein. Bis 1945 war die Museumslandschaft
weitgehend von Heimatmuseen geprägt, 1989 wies sie
die typische Spartenbreite zwischen Kunst und Natur,
Geschichte und Technik auf. Auf einem Fundament von
Heimatmuseen entstand eine nach Themen und Sparten
gegliederte Museumslandschaft, in der sich größere,
mittlere und kleine Museen ausdifferenzierten. Erstmals
wurde Museumsarbeit in der Fläche professionalisiert.
Linientreue oder Eigensinn?
Die brandenburgische Museumslandschaft in der DDR
Susanne Köstering
18 1912–2012. In fünf Systemen
Heimatmuseum Eberswalde, um 1980 – Aus der Stadtgeschichte
Aus und Weiterbildung der Museumsakteure und – in
Einzelfällen – Kooperation mit Hochschulen brachten
neue Ansätze und Methoden. Die DDRZeit war für die
Museen insofern keine Phase der Stagnation, sondern
auf lange Sicht eine Zeit des Wandels.
Zugleich waren die Museen Restriktionen durch politisch
ideologische Vorgaben ausgesetzt. Heimatmuseen
sollten für die staatspolitischen Ziele der DDR instrumen
talisiert werden und sich vor allem der Darstellung der
Arbeiterbewegung widmen. Ihre Ausstellungen wurden
unter sozialistischem Vorzeichen erneuert, die beabsich
tigte Vereinheitlichung der Themen und Aussagen war
aber nicht flächendeckend durchzusetzen. Es blieben
Han dlungsspielräume für die Darstellung speziischer
lokaler Themen, die im Lauf der Jahrzehnte eher größer
als kleiner wurden und die unterschiedlich genutzt
wurden.
Wiederaufbau und neue Programmatik
Die Nachkriegsjahre boten keinen Raum für langfristige
Museumsentwicklungsplanungen. Der Wiederaufbau
der am Kriegsende weitgehend zerstörten Museen stand
im Vordergrund und beanspruchte alle vorhandenen
Kräfte. Es gab keine grundlegenden Strukturkonzepte für
das nach dem Krieg völlig zusammengebrochene Mu
seumswesen, nur Befehle der SMAD und lokale Praxis.1
Im Sommer 1945 wurden alle Museen, auch die zuvor
vereinsgetragenen, zusammen mit anderen Kultur
einrichtungen den neu gebildeten kommunalen Ver wal
tungen (Städten, Gemeinden, Kreisen) übertragen.2
Diejenigen Museumsleiter, die in der NSDAP gewesen
waren, wurden aus ihren Positionen entfernt. Einige,
sofern fachlich einschlägig qualiiziert und als politisch
unbedenklich eingestuft, konnten in der „zweiten
Reihe“ weiterarbeiten, aber die meisten hatten ohnehin
ein Alter erreicht, das ihrer Tätigkeit ein Ende setzte.
Museumsverbände wurden nicht wieder gegründet. Das
Museumswesen wurde nach und nach unter fachlicher
und politischer Anleitung von Organen der Kreise und
Bezirke (Abteilungen für kulturelle Massenarbeit)
so wie ab 1954 und bis 1961 der Fachstelle für Heimat
museen im Ministerium für Kultur unter der Leitung von
Heinz Arno Knorr wieder aufgebaut.
Knorrs erste programmatischen Papiere betonten den
Gegenwartsbezug der Heimatmuseen (z. B. Integration
der „Neusiedler“) und eine positive Gesellschafts
perspektive (Arbeiterbewegung und Sozialismus), forder
ten Vermittlungsarbeit in der Tradition demokratischer
Volksbildung und bei je lokaler Spezifik eine einheitliche
Linie.3 Er konnte indes diese Ansprüche trotz Rückhalt
im Museumsgesetz von 1955 und intensiver Schulungs
arbeit durch die Fachstelle Heimatmuseen nicht durch
setzen. Dieser Konflikt führte in den 1950er Jahren dazu,
dass sich DDRweit die staatliche Museumspolitik auf
linientreue Museumsneugründungen konzentrierte: Mu
seen der Arbeiterklasse wie in Industriestädten in
Sachsen, SachsenAnhalt und Thüringen gab es im länd
lich geprägten Brandenburg nicht, wichtige Pflöcke
stellten jedoch die Gedenkstätten Cecilienhof (1955),
Ravensbrück (1959) [siehe Beitrag S. 50] und Sachsen
hausen (1961) dar.
Das Beispiel Branitz beleuchtet schlaglichtartig die
Auseinandersetzungen auf dem Terrain der Heimatmu
seen. Der Anspruch, in Schloss Branitz/Cottbus ein
gegenwartsnahes Museum einzurichten, das missliebi
ge Themen wie den ehemaligen Schlossherrn Fürst
Pückler oder auch andere Themen der Ortsgeschichte,
etwa wenn sie mit Militärgeschichte zu tun hatten,
aussparte, verursachte Konflikte mit dem Museumsleiter,
der schließlich den Posten räumte.4
1912–2012. In fünf Systemen 19
Museumsexkursion mit Heinz Arno Knorr (Mitte, mit Baskenmütze), 1954
Binnendifferenzierung erhalten sollte. Heimatmuseen bzw.
Heimatstuben wurden Filialen von Kreismuseen, Be
zirksmuseen zu Leitmuseen. Das erste Bezirksheimat
museum der DDR mit Anleitungsfunktion war seit
1958 das Potsdam Museum.6 Der Referent beim Rat
des Bezirkes Martin Schumacher war von einer
Museumsexkursion nach Polen inspiriert, wo ihm das
zentralistische Anleitungsprinzip demonstriert wor
den war.7 Schumacher wurde 1958 Direktor des Potsdam
Museums und 1961 Nachfolger von Knorr als Leiter
der Fachstelle Heimatmuseen (bis 1963). Mindestens in
den ersten zehn Jahren nahm das Bezirksmuseum
seine Beratungsrolle aktiv wahr, die gleichzeitig eine
Kontrollfunktion hatte.
Quantitativ und qualitativ markieren die 1960er Jahre
einen Wendepunkt in der Geschichte der Museumsland
schaft Brandenburg. Quantitativ wurde eine Schall
mauer durchbrochen. Bis dahin hatte die Maxime
gegolten, dass pro Landkreis nur ein Museum bestehen
dürfe. Der Geschäftsführer des Museumsverbandes
Mirow und Museumspfleger Karpa hatten diese Maxime
vor 1945 noch durchsetzen können. Ihre Nachfolger
in der DDRMuseumsadministration wehrten sich letzt
lich vergeblich gegen wilde Museumsgründungen.
Unter der Überschrift „Perspektivplanung“ wollte man
nach dem Motto „Konzentration der Kräfte“ den zu
nehmenden Museumsneugründungen begegnen.
Bezweckt war, Museen unter die Leitung des nächst
gelegenen kommunalen Museums zu stellen, sie
zu sammenzuschließen – oder sie zu schließen. Ein
solcher „Perspektivplan“ des Bezirks Potsdam von
1965 – für die Jahre 1965–1970 – sah vor, die Museen
in Oranienburg, Velten und Birkenwerder zusammen
zuschließen, ebenfalls Gransee und Neuruppin, Jüter
bog und Zinna sowie Mahlow, Großbeeren und Prieros.
Die beiden letztgenannten Fusionen wurden realisiert.
Dagegen wandten sich Bürgermeister und Rat der Stadt
Gransee 1964 gegen die Perspektiv planung für das
Museum, das zur Außenstelle von Neuruppin degradiert
und auf das Thema Ziegelindustrie reduziert werden
solle. Beibehalten werden sollte – und wurde auch –
die Verbindung mit Oranienburg.8
Nicht durchsetzbar waren die meisten Schließungs
vorschläge. Sie betrafen die Museen in Beelitz, Blanken
see, Fehrbellin, Ketzin, Luckenwalde, Nauen, Pritzwalk,
Sperenberg und Treuenbrietzen. Beelitz, Nauen und
Fehrbellin wurden geschlossen, die anderen nicht.9 Kom
munen hatten einen deutlichen Eigensinn in Bezug
auf ihre Museen – sei es, dass sie ihr Museum gegen
den Willen des Bezirks behalten wollten (wie in Pritz
walk) oder dass sie es ebenfalls gegen den Willen der
übergeordneten Stellen liquidierten, wie in Velten und in
Mahlow [siehe Beiträge S. 40 und S. 66]. Das Bezirks
museum in Potsdam inter venierte vergeblich gegen die
Als ein MusterHeimatmuseum sollte das Museum Tem
plin aufgezogen werden. Nach der Verwaltungsreform
1952 mit der Neubildung der Bezirke und Kreise wurde
die Bevölkerung zur Beteiligung am Nationalen Auf
bauwerk im Kreis Templin aufgerufen, und das Ehepaar
Röhnisch brachte die Gründung eines Heimatmuseums
ins Gespräch. 5 1953 iel der Kreisbeschluss, dafür das
Prenzlauer Tor auszubauen. 1955 arbeitete Röhnisch mit
der Fachstelle für Heimatmuseen die Kon zeption aus.
Drehbuch und Wandabwicklung entstanden im Winter
1956/57 zusammen mit Mitarbeitern der Fachstelle.
Mit Knorr persönlich besprach Röhnisch die urgeschicht
liche Abteilung. Röhnisch nahm an den Museums
leitertagungen der Fachstelle in Plauen 1955 und in Neu
strelitz 1956 teil, auf denen „von oben“ durchgesetzt
werden sollte, dass sich Heimatmuseen der Geschichte
der Arbeiterbewegung widmen. Er befolgte diese
Anweisung und bemühte sich bis zur Eröffnung (1957)
mit Unterstützung der SEDKreisleitung eine Geschichte
der Arbeiterbewegung hinzubekommen und richtete
auch eine Vitrine „Bodenreform“ ein. 1959 stellte er das
Drehbuch „sozialistische Landwirtschaft“ fertig und
produzierte eine Sonderausstellung dazu: „Die Landwirt
schaft im Kreis Templin auf dem Weg zum Sozialismus
unter Hervorhebung des MTSBereichs Milmersdorf“.
Der weitere Ausbau des Museums nach dem Knorr’sch
en Museumsplan verzögerte sich aber immer weiter
und blieb schließlich ganz auf der Strecke, weil es bis
zum Ende der DDR nicht gelang, das Prenzlauer Tor
vollständig museumstauglich zu machen.
Die erste Initiative zur Gründung eines Heimatmuseums
in Templin stammte übrigens schon aus dem Jahr
1932. Der spätere Museumsleiter Fritz Röhnisch hatte in
der Wochenbeilage „Unsere Heimat“ des Templiner
Kreisblatts seine Vorstellungen zum Aufbau einer heimat
kundlichen Sammlung und zu den Aufgaben eines
Heimatmuseums in Templin veröffentlicht. 1936 griff die
örtliche NSKreisbauernschaft die Idee auf und baute
auf der Basis einer archäologischen Sammlung (Samm
lung Schübler) eine Ausstellung auf, die bis 1945
gezeigt wurde. 1948 bildete diese Sammlung den Grund
stock für das neue Heimatmuseum. Solche Kontinuitä
ten von der NSZeit in die Nachkriegszeit wurden in der
DDR wohlweislich verschwiegen.
Perspektivplanung
Um das disparate Feld der Heimatmuseen endlich in
den Griff zu bekommen, entwarf Knorr einen Struktur
vorschlag, demzufolge die Bezirksmuseen die kleineren
Museen anleiten sollten (Perspektivplan 1958–60).
Nun trat eine Hierarchisierung von der Fachstelle über
die Bezirksheimatmuseen, die Kreisheimatmuseen
zu den Heimatmuseen in Kraft, die sich langfristig als
20 1912–2012. In fünf Systemen
1912–2012. In fünf Systemen 21
Heimatmuseum Eberswalde, 1980–84
· Entwicklung der Industrie im Finowtal 17.–18. Jhd.
· Entwicklung der Arbeiterbewegung
· Entwicklung der sozialistischen Industrie
ambitionierter Pläne erheblich. Das Papier „Zum Stand
der Verwirklichung der Profilierungskonzeption in den
Regionalmuseen des Bezirkes Potsdam, März 1981“ des
Rats des Bezirks zeigte Schwierigkeiten auf allen Ebenen
auf. Nur wenige Museen hatten Konzeptionen erarbeitet.
Die Umsetzung war nicht gesichert, es fehlten personelle
und materielle Ressourcen. Nicht thematisiert wird,
dass sich Museumsleiter unter Umständen auch nicht in
ihre Arbeit hereinreden lassen wollten und deshalb
passive Resistenz gegen von oben verordnete Muse
umsprofile entwickelten.
Inhaltlich wurden lokale oder regionale Themen heraus
gestellt, die oftmals heute noch relevant sind, beispiels
weise der Auswanderer Carl Anwandter in Calau oder
das Stalag in Luckenwalde.13 Auch Themen, die in
den Anfangsjahren der DDR entweder gar nicht oder
nur unter größten Vorbehalten behandelt werden
durften, konnten Profilschwerpunkte werden, beispiels
weise Adel, Kirche, Militär. Ein Beispiel dafür bietet
die Auseinandersetzung über eine neue Dauerausstel
lung im Museum Kloster Zinna. Eine auf die Geschichte
der örtlichen Arbeiterbewegung (Weberkolonie) re
duzierte Ausstellungskonzeption wurde vom Bezirks
museum Potsdam rundweg abgelehnt. Stattdessen
schlug es die Ausrichtung des Museums auf die Kloster
geschichte vor (die auch heute noch besteht. Im Ort
hat sich nach 1990 daneben ein lokales Webermuseum
gegründet). In Branitz kam Pückler wieder zu Ehren,
und bei der Einrichtung der Gedenkstätte Großbeeren
1976 ging es schließlich wesentlich um Militärisches.
Auch Darstellungsweisen, die in den frühen Jahren der
SBZ/DDR als Objektanhäufungen ohne didaktischen
Wert angesehen worden waren, kamen wieder auf (z. B.
ein Schaudepot in Zinna).
Neuproilierungen zielten vor allem darauf, die inhaltliche
Bandbreite der Museumslandschaft zu vergrößern und
bisher randständige relevante Themen zu besetzen, vor
allen anderen Agrarund Industriegeschichte. Dies
korrespondierte mit dem Ziel, die Geschichte der örtl ich
en Arbeiterbewegung in den Mittelpunkt zu stellen.
Ein wichtiges Beispiel ist die Neuprofilierung des 1953
gegründeten Heimatmuseums Wandlitz zum Museum
der agraren Produktivkräfte (1966/1972) als agrarethno
grafisches Museum in Kooperation mit dem Volks
kundemuseum Berlin [siehe Beitrag S. 72]. Zusätzlich
wurde 1979 im Oderbruch das Freilicht museum Altranft
begründet. Durch Zusammenarbeit mit Hochschulen
gelangten in Einzelfällen neue Ansätze und Methoden
der empirischen Kulturwissenschaften in Museen:
beispielsweise die Ausstellungen „Brenna borProlet“
(1977/78) und „StromaufStromab“ (1982/83) im Stadt
museum Brandenburg an der Havel [siehe Beitrag
S. 78].
Schließung des Veltener Museums und konnte die Mah
lower Samm lung nur zu einem Bruchteil retten. Auf
der anderen Seite konnten sich durchaus aus Basisiniti
ativen Museen entwickeln, die nicht staatlich geplant
waren und daher keine offizielle Anerkennung bekamen
(Beispiel: Alfred WegenerGedenkstätte Zechlinerhütte).10
Profilierung
Zugleich markieren die 1960er und 1970er Jahre den
Beginn der Diversifizierung der Museen, die heute
einen historischen Höchststand erreicht hat. Zu den als
„Spe zial museen“ bezeichneten neu gegrün deten
politi schen Gedenkstätten kamen Kunst und Literatur
museen, Technik, Wissenschafts und Agrarmuseen
hinzu. In einer langfristigen Betrachtung ist dies der um
wälzendste, nachhaltigste Wandel der regionalen
Museums landschaft, die zuvor fast hundert Jahre lang
ausschließlich Heimatmuseen hervorgebracht hatte.
Als Leiter der Fachstelle für Heimatmuseen entwickelte
Martin Schumacher ab 1961 eine bis heute gültige
Leitidee für regionale Museumslandschaften: die Proilie
rung. Schumacher verblieb zwar nur zwei Jahre im
Amt, zu wenig, um wirksam zu werden (die Fachstelle
verlor unaufhaltsam an Bedeutung und wurde 1971
zu Gunsten des Instituts für Museumswesen aufgelöst)
aber ungeachtet dieser organisatorischen Veränderun
gen trug das Konzept „Proilierung“ weiter. Mit unzähligen
Museumskonzeptionen auf bezirklicher Ebene wurde
versucht, inhaltliche Abstimmungen zwischen den Mu
seen herbeizuführen, die dann vom einzelnen Museums
leiter durchdekliniert werden sollten: politischwissen
schaftliche Grundkonzeption, Sammlungskonzeption,
Plan der wissenschaftlichen Arbeit, Bildungskonzeption,
Plan der Pflege und Sicherheit des Kulturguts.11 Die
Bezirksmuseen wachten darüber, dass diese Konzeptio
nen erstellt wurden.
Die Bezirke Potsdam, Frankfurt/Oder und Cottbus formu
lierten in den 1970er Jahren erste MuseumsProfilie
rungskonzeptionen für den jeweiligen Bezirk (Cottbus:
1973/78, Frankfurt/Oder: 1973, Potsdam: 1975),12 die
in den 1980er Jahren aktualisiert wurden. Die Entwürfe
wurden den Museen zugesandt und von jenen leb
haft kommentiert. Die teilweise kritischen Stellungnahmen
dokumentieren Selbstbewusstsein der Museen bzw.
der kommunalen Träger gegenüber den übergeordneten
Stellen.
Seit der Profilierungskampagne und den daraufhin er
arbeiteten Museumskonzeptionen wurden große
Mengen an schriftlichen Planungen angefertigt. Doch
wurden sie Wirklichkeit? Die materiellen Rahmen
bedingungen beschränkten die Umsetzung mancher
22 1912–2012. In fünf Systemen
stellung vorberei tete, sah er von 14 Räumen nur einen
für DDREntwicklungsgeschichte vor. Die Betriebs
kabinette eliminierte er (kein Besucherinteresse). Dafür
legte er eine Näh maschinenSammlung an, die bald
die größte der DDR wurde.
Am Beispiel dieses Museums werden Handlungsspiel
räume und deren Grenzen deutlich. Als 1982 eine
KarlMarxAusstellung (100. Todestag) ver langt wurde,
modifizierte das Museum den Ansatz, indem es eine
stadtgeschichtliche Ausstellung mit Bezug auf Marx
erarbeitete. Es war ein Publikumserfolg, und das Museum
gewann den 1. Preis im Bezirkswett kampf der Marx
Ausstellungen. Was zu weit ging: Der gebürtige Witten
berger Handchirurg Prof. Hilgenfeld durfte nicht im
Rahmen einer Ausstellung gewürdigt werden, weil er
im Westen lebte. 1990 wurde die HilgenfeldAusstel
lung, die eigentlich 1985 gezeigt werden sollte, realisiert.
Ein Eklat begleitete das 750. Stadtjubiläum im Jahr
1989. Der Rat des Kreises untersagte Feierlichkeiten in
Wittenberge, weil die Kreisstadt Perleberg im gleichen
Jahr ihr Stadtjubiläum beging. Zentralistisches Prinzip:
eine Stadt darf nur! Das rief erheblichen Protest in
Wittenberge hervor. Das Museum präsentierte eine Aus
stellung, die die deutlich ironische Überschrift trug:
„40 Jahre DDR – 750 Jahre Wittenberge“. Die Relativie
rung der ruhmreichen 40 Jahre wurde augenfällig.
Einen in einem Prignitzer Heimatblatt veröffentlichten
Industrialisierung, Verstädterung und Modernisierung
bildeten auch den Hintergrund für den Aufbau der
Galerie Junge Kunst in Frankfurt an der Oder im Jahr
1975 und für die Gründung der Galerie Kunstsamm
lung Cottbus als Abteilung des Bezirksmuseums 1977
(ab 1980: Kunstsammlung Cottbus, ab 1984: Staat
liche Kunstsammlungen Cottbus). Die Galerien sollten
von diesem Umbruch unter sozialistischem Vorzeichen
künden. Zugleich dienten sie der Abgrenzung gegen
westliche Kunst.
Nicht alles konnte realisiert werden. Ideen, in Potsdam
ein Polytechnisches Museum, in Cottbus ein Kohle
EnergieMuseum aufzubauen, in Rüdersdorf ein Museum
des Kalktagebaus, in Glindow ein Ziegeleimuseum,
in Forst ein Textilmuseum, blieben liegen. Die Umprofi
lierung des Stadtmuseums Schwedt zum Museum
der Petrolchemie mit Außenstelle Tabakmuseum Vier
raden sollte ebenfalls ausbleiben. Viele dieser Ideen
wurden nach 1990 realisiert. Was aber vor 1989 gelang,
war die Gründung des Weißgerbermuseums in Dober
lugKirchhain (1963), die Umprofilierung des Museums
Wittenberge zum Industriemuseum (1971), die Grün
dung des Hüttenmuseums Peitz (1973), die Umprofilie
rung des Heimatmuseums Oderberg zum Binnenschiff
fahrtsmuseum (1980), die Gründung des Filmmuseums
Potsdam (1981).
In Wittenberge bescherte die neue Akzentsetzung auf
Industriegeschichte dem Museum Erfolge, die ihm
zuvor nicht zuteil geworden waren. Seit 1928 war der
Steintorturm – bis dato Gefängnis – als Heimat
museum eröffnet worden. 1945 wurden die Bestände
weitgehend vernichtet, und ein Aufruf des Rats der
Stadt, das Museum wieder zu eröffnen, verhallte 1948
ohne Resonanz. Obwohl seit 1952 ein Museumsleiter
mit 100 Mark besoldet wurde, dümpelte es vor sich hin.
Es fehlte die Verankerung in der Bevölkerung der
Industriestadt an der Elbe. Anfang 1969 wachte die Kreis
leitung der SED auf. Zum 20. Jahrestag der DDR
sollte ein Arbeiter und Industriemuseum entstehen.
Wittenberge galt als das Zentrum der Arbeiterbe
wegung im Kreis Perleberg. Um schnell eine Ausstellung
zu zeigen, steuerten die Betriebe Gegenstände aus
Traditionskabinetten bei: VEB Zellstoff und Zellwolle wer
ke, Nähmaschinenwerk, Märkische Ölwerke, RAW.
Zwei Jahre später, am 6.10.1971, also am 22. Jahrestag,
fand die Eröffnung statt. Die Dauerausstellung zu
komplettieren dauerte bis 1979. Die 1980er Jahre brach
ten eine gewisse Liberalisierung und Hinwendung zur
Stadtgeschichte. So auch in Wittenberge: Das Museum
bewegte sich weg von ver ordneter DDRGeschichts
darstellung. Offiziell war es zwar gehalten, 40 % der
Ausstellung(en) zu DDRGeschichte zu machen, aber es
drängte diesen Teil erfolgreich zurück. Als der Muse
umsleiter 1983–1986 eine Überarbeitung der Daueraus
1912–2012. In fünf Systemen 23
Stadt und Industriemuseum Wittenberge, Inszenierung des Kriegsendes 1945 mit „Reichstagsfoto“
fels (später Fachschule Museologie in Leipzig) oder an
Universitäten ausgebildeter Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler trat auf den Plan. In den Aufbaujahren
konnten aus Junglehrern oder Absolventen der Hoch
schulen schnell Museumsleiter und wissenschaftliche
Mitarbeiter werden, die manche Museen über Jahrzehn
te, manchmal sogar über 1989 hinaus maßgeblich
prägen sollten. Nicht wenige von ihnen waren Zuwan
derer aus den Gebieten östlich der Elbe oder aus
anderen DDRBezirken, darunter manche Museums
begabungen, die sich auf die HeimatMuseumsstrecke
begaben, weil sie dort ihrer Neigung nachgehen
konnten. Zu diesem Kreis gehörten im Bezirk Potsdam
beispielsweise Hartmut Knitter und Manfred Feiler
(wissenschaftliche Mitarbeiter des Bezirksmuseums
Potsdam), Katharina Kreschel (wissenschaftliche
Mitarbeiterin im Heimatmuseum Brandenburg an der
Havel), Lisa Riedel (Obermuseumsrat und Leiterin
des Heimatmuseums Neuruppin) und Willie Wiborny
(Gründer und Leiter des Heimatmuseums Lenzen,
des Kreismuseums Gransee und Leiter des Kreismuse
ums Oranienburg). Ihnen ist gemeinsam, dass sie
ihre fachlichen Kompetenzen bis an die Grenzen ihrer
Handlungsspielräume ausreizten. Qualifikation von
Museumsmitarbeiterinnen und –mitarbeitern konnte
gewissermaßen die ideologische Ausrichtung der
Museen unterlaufen. Doch war diese Kompetenz nicht
überall vorhanden. In kleineren Orts und Heimat
museen fehlte es an qualifiziertem Personal ganz, da
sie nicht weiter entwickelt werden sollten. Es wurde
von oben nach unten professionalisiert. Die Bezirks
museen hatten einen für heutige Verhältnisse riesigen
Mitarbeiterstab. Sie schickten Praktikanten in Kreis
museen, die als hauptamtlich geleitete Museen aufge
baut werden sollten. Es gelang in der DDR aber nicht,
jeden Kreis mit einem solchen auszustatten. Haupt
amtliche Museumsleiterinnen und –leiter konnten wis
sen schaftliche Weiterbildung an Hochschulen und
Weiterbildungskurse am Institut für Museumswesen in
Anspruch nehmen, und auch ein Hochschulstudien
gang „Museologie“ war geplant. Dennoch stellte selbst
das Institut für Museumswesen 1985 deutliche Schwä
chen in der Personalentwicklung fest.15
Es ist offenkundig, dass die ungenügende materielle
Ausstattung der Museumsentwicklung entgegenstand.
Aufsatz zum 750. Stadtjubiläum ließ die SEDKreislei
tung entfernen: NVASoldaten mussten die Hefte
auseinander nehmen und veränderte Aufsätze ein
heften.14
Professionalisierung
In der DDRZeit erlebte die Museumslandschaft einen
Professionalisierungsschub. Eine große Zahl junger, auf
der Fachschule für Heimatmuseen in Köthen/Weißen
24 1912–2012. In fünf Systemen
Stadt und Industriemuseum Wittenberge, 1984· Inszenierung „Arbeiterküche“· Inszenierung „50erJahreWohnzimmer“
nau. Christel LehmannEnders, Festschrift aus Anlass des 95jährigen Beste
hens des SpreewaldMuseums, o. O. o. J [1994].
5 Unsere Heimat. Blätter für Heimatpflege, Unterhaltung und Belehrung. Wochen
beilage zum „Templiner Kreisblatt, Templiner Zeitung“ vom 1.10.1932, 12.11.1932
und 28.5.1937; Alte Volkskunst in neuer Sicht. Kreis Templin braucht Heimat
museum – Bauernstuben warten auf heimische Künstler, in: Der Demokrat,
24.3.1953; gleicher Inhalt: Freie Erde, Februar 1953; Arbeitstagebuch F. Röh
nisch, insbes. Eintrag vom 6.3.1956, 13.3.1956, Archiv Museum Templin, Nach
lass Fritz Röhnisch.
6 Die Museen im Gebiet des heutigen Landes Brandenburg gehörten seit 1952 zu
den Bezirken Potsdam, Cottbus, Frankfurt, Schwerin und Neubrandenburg.
BHM Potsdam: Scheunemann, S. 287. BLHA Rep. 401, Nr. 2316, Bl. 293 ff..
7 Bericht über die Reise der Delegation auf dem Gebiet der Heimatmuseen in die
Volksrepublik Polen am 10.25.11.1956; Bericht vom 4.12.1956; Vorschläge zur
Verbesserung der Anleitung und Arbeit der Heimatmuseen im Bezirk Potsdam,
in: BLHA Rep. 401, Nr. 11171.
8 BLHA Rep. 401, Nr. 29050; Nr. 29063; Nr. 29075, Rep. 801, Nr. 32197.
9 Wolf Karge, Museumswesen der DDR. Struktur, Entwicklung, Möglichkeiten, Ros
tock 1993, S. 15. Das Heimatmuseum Fehrbellin wurde 1985 geschlossen, die
Bestände gingen nach Neuruppin.
10 Pritzwalk, Velten, Zechliner Hütte: BLHA Rep. 401, Nr. 29063; 29084.
11 Hauptaufgabe der Museen bis 1980. Vorlage für die Konferenz der Museumsdi
rektoren der DDR in Berlin, November 1976. Erarbeitet im Auftrag des Ministe
riums für Kultur der DDR.
12 Profilierungskonzeptionen für die Bezirke Potsdam, Frankfurt, Cottbus, 1973–
1975: BLHA Rep. 401, Nr. 29050; Rep. 601, Nr. 6690; Rep. 801, Nr. 26311.
13 Beide: BLHA Rep. 401, Nr. 29075.
14 Prignitzer Heimatverein Wittenberge (Hg.), 25 Jahre Museum der Stadt Witten
berge, 1996.
15 Institut für Museumswesen, Thesen für die Ausarbeitung einer Konzeption für die
langfristige Entwicklung des Museumswesens der Deutschen Demokratischen
Republik, 1985.
16 Berichte über Ungenügende Depotausstattung, Diebstahl und Vandalismus aus
Rathenow, Beelitz, Birkenwerder, BLHA Rep. 401, Nr. 29064.
Manch ambitionierter Museumsaufbau der 1950er
Jahre konnte nie vollständig umgesetzt werden, weil die
historischen Gebäude nicht saniert werden konnten.16
Materiell waren die Ressourcen der brandenburgischen
Museen komplett erschöpft, als in Folge einer friedli
chen Revolution der Staat DDR 1989 zusammenbrach.
Was wir nicht wissen
Dies ist eine Darstellung unseres Wissenstandes über
die Entwicklung der brandenburgischen Museums
landschaft während der Zeit der SBZ/DDR, die im We
sentlichen auf einer ersten Aktendurchsicht im Landes
hauptarchiv beruht. Manche große Linien werden darin
schon deutlich. Aber wir sind noch weit von einer
tiefschürfenden Analyse entfernt.
Wir wissen noch zu wenig über die Wirklichkeit in den
brandenburgischen Museen in den 40 Jahren DDR.
Wir wissen fast nichts über alltägliche Auseinander
setzun gen und Schwierigkeiten, Zusammenarbeit in
und zwischen Museen, über Berichte für das MfS,
Gut achten über Gegenstände, die „Republikflüchtige“
zurücklassen mussten und die Museen einverleibt
wurden, über Sammlungs’bereinigungen’ unter dem
Deckmantel der Profilierung, über Sammlungsver
käufe an Privatpersonen und in die BRD. Die Zeit der
DDR hat unsere gegenwärtige brandenburgische
Museumslandschaft maßgeblich geprägt, es ist der
längste historische Abschnitt in ihrer Geschichte. Es ist
Zeit, sich ihr vor Ort intensiver als bisher zu widmen.
1 SMADBefehl Nr. 51 vom 4.9.1945 ordnete an, dass NSInhalte und Militaria aus
Ausstellungen entfernt werden mussten. Befehl Nr. 85 vom 2.10.1945 ordnete
die Erfassung und den Wiederaufbau von Museen an. Jan Scheunemann, „Ge
genwartsbezogenheit und Parteinahme für den Sozialismus“. Geschichtspolitik
und regionale Museumsarbeit in der SBZ/DDR 1945–1971, S. 42–43.
2 Nach und nach wurden die Vereine bis 1949 aufgelöst, manchmal hatten sie in
einer Übergangszeit noch die Verwaltung des Museums inne, das aber schon der
Kommune gehörte. Vereine gingen in den 1945 gegründeten Kulturbund über.
3 Knorr, Statut für staatliche und kommunale örtliche Heimatmuseen [1946], in:
BLHA Rep. 205 a, Nr. 617; Knorr, Grundplan für Heimatmuseen, 30.8.1948, in:
BLHA Rep. 205 a, Nr. 645.
4 BLHA Rep. 205 a, Nr. 627. Interessant wären auch genauere Kenntnisse über
den Aufbau des FreilandMuseums Lehde, das sich seit 1956 der sorbischen
Kultur widmete, handelte es sich doch hier um die Initiative eines mit Eigensinn
begabten Museumsleiters: Dr. phil. Gerhard Krüger vom Kreismuseum Lübbe
1912–2012. In fünf Systemen 25
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