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Filmgeschichte I:
Die frühesten Jahre:
- Gebrüder Lumière /- Georges Méliès /
- Max & Emil Skladanowsky /- Hollywood / Edwin S. Porter
Louis Lumierevs.
Georges Méliès
L‘Arrivée du train(1895)
Sortie des usines Lumière(1895)
L‘Arroseur arrosé(1895)
Le Voyage dans la lune(1902)
These (I):
Lumière vs. Méliès, das meint:
Filme,die vor allem das Wirkliche einfangen
und festhalten, also etwas vorfinden wollen
vs.
Filme, die vor allem Geschichten erzählen, also etwas erfinden wollen
Lumière vs. Méliès
Das meint aber nicht:Dokumentarisches vs. Fiktives
Es meint eher:die unterschiedliche Art und Weise,
wie der Kinematographin den Filmen angewendet ist.
Lumières Kinematograph:
Er war „gleichzeitig Aufnahmeapparat,Vorführungsmaschine und Kopiergerät“
(Georges Sadoul).Lumière zielte damit in erster Linie auf
Darstellung des „Alltagsleben(s) nach derArt von Fotografien“ in Bewegung (S.Kra-
cauer). Seine Vorliebe galt „dem Anblick derbekannten Welt, und zwar (…) der ganz
alltäglichen.“ (E.Morin)
G.Méliès dagegen:
Er nutzte den Kinematographen,um Geschichten zu erzählen –
Märchen, Feerien, Dramen.Damit war, so J.Toeplitz, das SichtbareNicht länger „ein Spiegel des Lebens“,Sondern wirkte wie „ein magische(r)
Glasballon, in dem mannigfacheWunder geschahen.“
These (II):
Jerzy Toeplitz: „Die Gebrüder Lumière erblickten den Sinn der Kinematografie in der technischen Vervollkommnung
und Bereicherung der Fotografie.“ DEMGEGENÜBER:
Méliès, der „die Magie des Theatersmit der fotografischen (verband) und so
die Filmmagie (schuf)… Film war für Méliès zugleich ein Instrument zur Inszenierung
eines Schauspiels mit unbegrenztenHorizonten künstlerischer Phantasie.“
Ähnlich Siegfried Kracauer
Er sah in Lumières Filmen„die realistische Tendenz“ begründet –
weil er „die Natur auf frischer Naturertappen wollte.“
Und er sah in den Filmen von Méliès„die formgebende Tendenz“ begründet –die alles mit dem Schleier des „Unwirk-
lichen“ versehe.
These (III):
Edgar Morin dagegen –interpretierte den Wechsel von Lumière zu
Méliès als fortschreitende Entwicklung.Lumière habe in seinen Bildern nur
„unaufhörlich das Leben verdoppelt“.Méliès allerdings „sei ein gewaltiger, naiver
Homer“, er habe durch seine Tricks dasPhantastische in die Bilder gebracht und so
„die Zauberposse“ erfunden.
Ähnlich Georges Sadoul:
Er nannte Lumières Filme „systematischbewegte Photographien“, die „einen feinenSinn für (…) Komposition (…) und für die
Wahl des Bildausschnitts“ zeigten.Méliès dagegen habe „dem Film seinenSpektakulären theatralischen Weg“ ge-
Wiesen, er sei „der wirkliche Schöpfer desKinematographischen Schauspiels“ – mit„Trickaufnahmen“, „Übereinanderkopien“,
„Doppel- und Mehrfachbelichtungen“.
Die frühen Jahrein den USA
& in Hollywood
Chronik:
1894: Edisons Kinetoskop (Guckkasten)1896: erste Kurzfilme in New York
(Alltagsmomente in Bewegung – in einer E.)1896-1903:„Kino der Attraktion“ (T.Gunning)
Ab 1903: „Kino der narrativen Integration“(Beispiel: The Great Train Robbery)
Ab 1904: Entstehung der Nickelodeons1907: erster Film in Hollywood
(The Power of the Sultan)1908: Gründung des Trust
Edwin S. Porter
The Great Train Robbery(1902/03)
In Porters Train Robbery gibt es
- Verhalten jenseits von Gesetz und Moral- und die Begrenzung durch Bürger;
- Konflikt zwischen Wildnis und Zivilisation;- Gegensatz von Einzelinteresse und
Gemeinschaft;- äußere Bewegung als Attraktion fürs Auge;
(Tanz / Zugfahrt / Verfolgungsjagd)- Landschaft als äußerer Spiegel innerer
Geschehnisse;- action als motion und emotion zugleich
- der erste Schwenk, um den Raum für dieAkteure in die Tiefe zu öffnen;
- Komposition unterschiedlicher Schauplätze;- Wechsel von starren, eher distanzierten
Bildern zu näheren Aufnahmen;- Gliederung in kurze Sequenzen
(mit elliptischer Montage);- parallele Handlungen, die aufeinanderzulaufen und im show down zus. treffen;- kontrapunktische Kompositionen, um zuüberraschen, zu erregen, zu schockieren;
David Bordwell:
Porters Train Robberysei ein Film „in konventioneller Form“.
Handlung erfolge „entlang der Kamera-Achse“ (im Vordergrund);
Bewegung sei inszeniert „zur Kamera hin“(sie verändere das Bild-Parallele hin zum
Tiefen-Gestaffelten);dominiernd sei die „alternierende Montage“(zwischen Räubern und Bürgern), durch diedie Spannung zwischen Vorder- und Hinter-
grund weiter entwickelt werde;
Toeplitz:
Edwin S. Porter „begann längere Erzäh-lungen zu drehen. Dabei montierte er
mehr als zehn Szenen zu einem Ganzen.Er wechselte auch die Einstellungsart
und fügte Totalen und Großaufnahmenaneinander.“ Im Train Robbery „entwickelt
sich (das Geschehen) gleichzeitig auf mehre-ren Schauplätzen, die Szenen sind äußerst
kurz und welchseln rasch aufeinander.“
Weiterebeispielhafte Filme:
THE LIFE OF AN AMERICANFIREMAN (1902)
UNCLE TOM‘S CABIN (1902)
THE KLEPTOMANIAC (1905)
THE EX-CONVICT (1906)
Grundlegende Literatur:
Thomas Koebner (Hg.): Reclams Lexikon des Films. Stuttgart 2007 (2.Aufl.)Thomas Koebner (Hg.): Reclams Filmregisseure. Stuttgart 2008 (2.Aufl.)Thomas Koebner (Hg.): Reclams Filmgenres. 13 Bd. Stuttgart 2002-2009
Thomas Koebner (Hg.): Reclams Filmklassiker. 5 Bd. Stuttgart 2006 (5.Aufl.) (in Vorb.) Norbert Grob (Hg.): Reclams Filmstile. 9 Bd. Stuttgart 2009
Hans Michael Bock (Hg.): CineGraph. Lexikon zum Deutschen Film. Hamburg (ab 1984)
Geoffrey Nowell-Smith (Hg.): Geschichte des Internationalen Films. Stuttg./Weim. 1998W.Jacobsen/A.Kaes/H.H.Prinzler (Hg.): Geschichte des Deutschen Films.
Stuttgart/Weimar 2004 (2.Aufl.)Peter Zimmermann (Hg.): Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland.
3 Bd. Stuttgart 2005Hans Helmut Prinzler: Chronik des Deutschen Films. Stuttgart/Weimar 1995Stefan Kramer: Geschichte des Chinesischen Films. Stuttgart/Weimar 1997
Gerd Helbig: Geschichte des britischen Films. Stuttgart/Weimar 1999Kristin Thompson/David Bordwell: Film History. An Introduction. New York 1994
David Bordwell: Visual Style in Cinema. Frankfurt am Main 2001Jean-Luc Godard: Einführung in eine wahre Geschichte des Kinos. München 1981
George Sadoul: Geschichte der Filmkunst. Frankfurt am Main 1984Ulrich Gregor/Enno Patalas: Geschichte des Films 1+2 (bis 1960). Reinbek 1976
(dazu: U.Gregor: Geschichte des Films 3+4 (ab 1960). Reinbek 1983Jerzy Toeplitz: Geschichte des Films. 5 Bd. München 1975-1991
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