H-S-E-T Heidelberger Sprachentwicklungstest von Hannelore Grimm und Hermann Schöler (entwickelt...

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H-S-E-T Heidelberger

Sprachentwicklungstest

von Hannelore Grimm und Hermann Schöler (entwickelt 1978; 2. überarb. Aufl. 1991)

Stefanie RabanserBirgit Jülg

Corinna Unseld

Übersicht

1. Theoretische Grundlagen

2. Durchführung

3. Auswertung

4. Gütekriterien

5. Kritik

1. Theoretische Grundlagen

Einsatzbereich:

• Alter: 3;0 bis 9;0 Jahre

• Form: Einzeltest

• Zeit: Insgesamt ca. 1 Stunde 30 Minuten

• Material: Handanweisung, Testhandbuch, Protokollbogen, Testkarten, Spielfiguren, Bildkarten und Bildband

Testaufbau

Das Verfahren umfasst 6 Schwerpunktbereiche,

die mit 13 Subtests erfasst werden:

a) Satzstruktur

b) Morphologische Struktur

c) Satzbedeutung

d) Wortbedeutung

e) Interaktive Bedeutung

f) Integrationsstufe

a) Satzstruktur

Verstehen grammatischer Strukturformen (VS):

• überprüft die Fähigkeit, verschiedene komplexe Sätze zu verstehen

• gibt Auskunft darüber, in wie weit grammatisches Regelwissen erworben wurde

• Testperson soll eine sprachlich vorgegebene Handlungsfolge mit Spielfiguren umsetzen

Imitation grammatischer Strukturformen (IS):

• Ergänzung (VS)• gibt Aufschluss über entwicklungsspezifisches

Regelwissen• vorgegebene Sätze müssen reproduziert werden

b) Morphologische Struktur

Plural-Singular-Bildung (PS):• überprüft die Fähigkeit, ob Singular und Plural

morphologisch gekennzeichnet werden kann• beinhaltet Aufgaben mit Neologismen

(Kunstwörter)

Bildung von Ableitungsmorphemen (AM):• überprüft die Fähigkeit, von einem Stammwort

aus verschiedene Ableitungen zu bilden• beinhaltet Neologismen• Bsp.: backen Bäcker - Bäckerin - Bäckerei -

Adjektivableitungen (AD):• überprüft die Fähigkeit Unterschiede, die auf

einer Ebene wahrgenommen werden, sprachlich regelhaft auszudrücken

• Bsp.: Schmutz schmutzig – schmutziger – am schmutzigsten

c) Satzbedeutung

Korrektur semantisch inkonsistenter Sätze (KS):

• überprüft die Fähigkeit des Kindes, widersinnige syntaktische Kombinationen von Wortbedeutungen zu erkennen und zu korrigieren

• wird bei Kindern unter 5 Jahren ausgelassen• Bsp.: Die Mutter stellt die Blumenvase in den

Tisch.

Satzbildung (SB):

• überprüft die Fähigkeit, einen logischen Zusammenhang zwischen Wörtern zu erkennen und diesen syntaktisch korrekt auszudrücken

• Bsp.: Mutter - arbeiten - Garten

d) Wortbedeutung

Wortfindung (WF):• überprüft wird, in welchem Maß die Testperson

über Bedeutungsfelder (in pragmatischem Sinn) verfügt

• gibt Aufschluss darüber, in welcher Weise ein Kind spezifische Bedeutungen abstrahieren kann, eine gemeinsame Bedeutung erkennt, diese in logische Relation setzt und sprachlich äußert

• Bsp.: blau - gelb - rot - ?

Begriffsklassifikation (BK):• gibt Aufschluss darüber, auf welcher

semantisch-kognitiven Strukturierungsebene Kinder operieren können

• zu vorgegebenen Oberbegriffen sollen die jeweils passenden Fotografien ausgesucht werden.

• Bsp.: Oberbegriffe Tiere, Lebensmittel

e) Interaktive Bedeutung

Bennenungsflexibilität (BF):• überprüft wird, in wie weit ein Kind durch

verschiedene Formen der Anrede, die Struktur individueller Beziehungen kennzeichnen kann

• setzt die Fähigkeit der Rollenübernahme voraus• wird bei Kindern unter 5 Jahren ausgelassen• Bsp.: Kurt Schneider -> „Wie nennt ihn sein

Sohn? …seine Frau?...sein Lehrer?“

In-Beziehung-Setzen von verbalen und nonverbalen Informationen (VN):

• überprüft in welchem Maß ein Kind Empathiefähigkeit entwickelt hat

• zu sprachlich vorgegebenen Äußerungen, muss eine von vier Karten ausgewählt werden, die den passenden Gesichtsausdruck darstellt

• Kind muss differenzieren, wie sich jemand in einer bestimmten Situation fühlt

• Bsp.: Vorgabe-> „Das ist mir aber sehr angenehm“

Enkodierung und Rekodierung gesetzter Intentionen (ER):

• überprüft wird, in wie weit ein Kind auf einen verbal vorgegebenen Inhalt unter Beachtung rollenspezifischer Eigenschaften, reagieren kann

• Bsp.: Karte-> wütender Gesichtsausdruck -> eine Situation wird vorgegeben -> das Kind soll einen Satz sagen, den der Mann in dieser Situation auch sagen könnte

• Wird bei Kinder unter 5 Jahren ausgelassen

f) Integrationsstufe

Textgedächtnis (TG):• überprüft die Fähigkeit, einen semantisch

sinnvollen Text zu verstehen und rekonstruieren zu können

• Text wird nach ungefähr der halben Testzeit zweimal vorgelesen

• das Kind soll am Ende der Testzeit die Geschichte nacherzählen

2. Durchführung

• Nicht alle Aufgaben werden durchgeführt: < 5;0 Jahren:

• 3 Subtests weggelassen (KS, BF und ER)• Teilweise nur die ersten Aufgaben durchgeführt

> 5;0 Jahren: • Die ersten Aufgaben einiger Subtests werden übersprungen.

• Kaum Übungsaufgaben• Gesamttest sollte in einer Sitzung durchgeführt

werden. Bei jüngeren oder lernbehinderten Kindern auch

zwei Sitzungen möglich (Teilung nach 7. Subtest)

Allgemein:

• Die Reihenfolge der Subtests sowie der Aufgaben ist unbedingt einzuhalten.

• Enge Anweisungsvorgaben (Instruktionen, Hilfen etc.)

• Abbruchkriterien: Keine 2-4 Aufgaben hintereinander nicht gelöst.

Beispiele

1. Verstehen grammatischer Strukturen (VS)

• Bsp.: – „Das Mädchen wird von dem Jungen

gewaschen“ – „Waldi verspricht Pussi, Mümmel zu

streicheln.“

2. Plural-Singular-Bildung (PS)

> 5;0 Jahre

Ein Zawo Zwei Zawos

4. Korrektur semantisch inkonsistenter Sätze (KS)

• Bsp.:

Das Essen schmeckt unfreundlich.

Kannst du diesen Satz richtig sagen?

Weil wir so lustig sind, singen wir auch tanzen.

5. Bildung von Ableitungsmorphemen (AM)

8. Adjektivableitung (AD)

Tacken tackig, tackiger, am

tackigsten

9. In-Beziehung-Setzung von verbaler und nonverbaler

Information (VN)„Schau mal, hier habe ich

vier Bilder. An den Gesichtern der Männer kannst du erkennen, dass sie ganz verschiedene Gefühlen haben. Wie, glaubst du, fühlt sich dieser Mann?“

„Das ist mir aber sehr angenehm.“

12. Wortfindung (WF)

Übung:

Birne, Apfel, Pfirsich, was passt hier dazu?

13. Aufg.:

Jetzt, später, früher, was passt hier dazu?

3. Auswertung

Aufgabenbewertung

• Nur bei VS Richtig-Falsch-Prinzip, sonst Abstufung in 0-2 Punkte.

• Beispielantworten und deren Bewertung werden im Handbuch angegeben (eigene Ergänzungen teilweise erlaubt).

Ermittlung der Testergebnisse

1. Eintragen der Rohpunktwerte in den Protokollbogen2. Ablesen der T-Werte anhand von einer Tabelle;

Eintragen der T-Werte und Berechnen des Gesamt-T-Werts

3. Umwandeln der T-Werte in Prozentränge mit Hilfe von einer Tabelle

4. Eintragung der T-Werte der einzelnen Subtests; die Verbindung der Punkte ergibt individuelles Testprofil

5. Inhaltliche Interpretation wird durch eine Tabelle erleichtert

4. Gütekriterien

Objektivität

• Auf eine Bestimmung der Durchführungsobjektivität wurde bisher verzichtet, da genaue Instruktionen vorgegeben sind (wenig Handlungsfreiraum)

• Die Auswertungsobjektivität wurde überprüft und gewährleistet.

Durchführungs- und Auswertungsobjektivität nur bei exakter Einhaltung der Instruktionen.

Reliabilität

• Retestreliabilitätsbestimmung ungeeignet ( einmalige Testdurchführung)– Weiterentwicklung bei langem zeitlichen

Abstand– Übungseffekt bei geringem zeitlichen Abstand

der zwei Testungen.

• Die Reliabilität ist dann zufriedenstellend und zuverlässig, wenn der Test nicht unterbrochen wird

Validität

• Die Zusammenhänge zwischen den Untertests bei Kindern < 5;0 sind schwach

• Die Zusammenhänge bei Kindern > 5;0 sind etwas höher

Die Zusammenhänge zwischen den Untertests sind nie hoch genug, um aus den Leistungen in einem Bereich sichere Schlüsse auf den gesamten Sprachentwicklungsstand ziehen zu können.

• Die meisten Untertests differenzieren auch noch gut auf höheren Altersstufen

• In den Bereichen „Geschlechtsneutralität“ und „Milieuabhängigkeit“ sowie der „Interkorrelation mit Intelligenztests“ wurden nur geringe Unterschiede festgestellt

5. Kritik

Positiv

• Genaue Beschreibung der Punkteverteilung bei der Auswertung

• Angaben mehrerer Antwortmöglichkeiten

• Interpretationshilfen

• Umfangreiche Erfassung des Sprachentwicklungsstandes

• Verschiedene Aufgabentypen

Negativ

• Eng vorgegebene Instruktionen und Hilfen Definitionen (Begriffsklassifikation)

• Bildmaterial nicht zeitgemäß, Figuren teilweise unklar.• Durchführung mit hohem Zeitaufwand verbunden• Hohe Konzentrations- und Durchhhalteanforderungen

(insbesondere für < 5 Jährige)• Wenig Übungsaufgaben• Einige Aufgabenstellungen:

Differenzierung zwischen „zufrieden“ und „fröhlich“ „Waldi verspricht Pussi, Mümmel zu streicheln“ (ausagieren)

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