Heiter in Hildebrandts Sinne - Bühne Pepperoni · 2020. 9. 15. · rin und Gitarristin Nadja...

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  • Von Gudrun Schröck

    BOCHOLT. Dieter Hildebrandtkonnte den Kleinkunstpreis„Bocholter Pepperoni“ nichtmehr entgegennehmen. Ineiner Ehrenveranstaltungwurde der Preis nun seinerWitwe Renate Hildebrandtüberreicht. Gewidmet war„Ein Abend für Dieter Hilde-brandt“ dem Vater des deut-schen Kabaretts, dem esüber Jahre hinweg gelang,Millionen zu begeistern.Klaus und Christa Hoffs hat-ten bei der Auswahl derKünstler auch diesmal dasrichtige Händchen und sowurde die Ehrenveranstal-tung im städtischen Büh-nenhaus zu einem besonde-ren Erlebnis.

    Mit einem musikalischenFeuerwerk eröffnete Sänge-rin und Gitarristin NadjaKossinskaja, begleitet vonChristoph Berghorn am Kla-vier, den Abend, der nachder feierlichen posthumenVerleihung des nordrhein-westfälischen Kleinkunst-preises ganz im Sinne vonDieter Hildebrandt amüsantund heiter wurde.Was der wortgewandte Ka-

    barettist Christoph Siebersagt, ist schon witzig. Wie eres sagt, bringt die Leutedann richtig zum Lachen. Errecherchiert ordentlich, wieman es von einem echtenSchwaben erwartet, undschlägt anschließend mit derkabarettistischen Keule zu.Vom politischen Kabarett biszum Nonsens hat er alles aufdem Schirm. „Der Russe liestnicht unsere E-Mails, derliest unsere Gaszähler“,warnte er vor neuen Metho-den, die Menschen auszuspi-onieren.

    Stefan Waghubinger ist einMeister der leisen Töne. Im-mer bereit sich anzupassen,versucht der Glücklose, „Ge-

    fühle zu zeigen, die ich we-der habe noch verstehe“. Sei-ne philosophischen Gedan-ken bei einem Glas Bier: „Ichhab nichts gegen die Natur,aber wenn die mit uns lebenwill, muss sie sich auch an-passen“, waren urkomischund die Besucher lachtenaus vollem Halse.

    Die Drohung, eine CD mitallen Bocholtern, die einKonto in der Schweiz haben,auszupacken, machte Fi-nanzberater Hans-Jörg Freynicht wahr. So blieb dieStimmung gut und seineEinblicke in die große Weltder Steuersünden amüsier-ten das Publikum köstlich.„Uli Hoeneß hatte mehrBankkontakte als Ballkon-takte“, mutmaßte er. Ver-ständnis zeigte er für AliceSchwarzer. Immerhin sei derEuro eine patriarchischeWährung, die D-Mark nicht.

    Man könnte meinen, Klausund Christa Hoffs hättensich das Beste für den

    Schluss aufgehoben. Das istnicht richtig, Ennio Mar-chetto war etwas Besonde-res. Der Verwandlungskünst-ler wechselte in Sekunden-schnelle Kostüme aus Pappeund Papier und bot eineatemberaubende Show ausPantomime, Tanz und Mu-sik. Fast alle Publikumslieb-linge, von Elisabeth II. überFreddy Mercury, Udo Lin-denberg bis zur Biene Majaparodierte er und schlüpfteflink von einem Kostüm indas nächste, immer unter-malt mit der richtigen Mu-sik. Das Publikum lachtespontan, klatschte begeistert,und sang mit.

    Es war ein Abend voll Viel-falt und Genuss, ein Abend,der in Erinnerung bleibt, sowie der große Künstler, demer gewidmet war.

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    Mit einem unterhaltsamen Abend würdigt die Bühne Pepperoni den verstorbenen Kabarettisten

    Heiter in Hildebrandts Sinne

    Auch Marilyn Monroe ist Verwandlungskünstler Ennio Mar-chetto nur für kurze Zeit. Er wechselt seine Papierkostüme inSekundenschnelle. Fotos: Gudrun Schröck

    „Ich hab nichts gegen die Natur, aber wenn die mit uns le-ben will, muss sie sich auch anpassen“, sagt in seiner lakoni-schen Art Stefan Waghubinger.

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