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CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Regesten und Register zu den Acta Helvetica, Gallica, Germanica, Hispanica, Sabaudica etc. [et cetera] necnon genealogica stemmatis Zur-Laubiani / Sammlung Zurlauben. Bearb. von Kurt-Werner Meier .. . Hrsg. von d. Aargauischen Kantonsbibliothek. - Aarau, Frankfurt am Main, Salzburg: Sauerländer.
Teilw. mit d. Erscheinungsorten: Aarau, Frankfurt am Main.
Regesten
NE: Meier, Kurt-Werner [Bearb.]; Sammlung Zurlauben; Aargauische Kantonsbibliothek
Bd. 29/30. - 1980. ISBN 3-7941-2026-4
Ein Forschungsprojekt der Kantone Aargau und Zug sowie der Stadt
Zug, finanziell vor allem unterstützt vom Schweizerischen National-
fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, aber auch
von den Kantonen Obwalden, Schwyz, Solothurn und Uri.
Zitiervorschlag: AH
Herausgegeben von der Aargauischen Kantonsbibliothek.
Bearbeitet von: Kurt-Werner Meier, Josef Schenker, Rainer Stöckli
Titel: Regesten und Register zu den Acta Helvetica, Gallica,
Germanica, Hispanica, Sabaudica etc. necnon genealogica
stemmatis Zur-Laubiani / Sammlung Zurlauben, Bd. 29/30.
Copyright (c) 1980 by Aargauische Kantonsbibliothek, CH-5001 Aarau.
Herstellung: Juris Druck & Verlag AG, Zürich
Printed in Switzerland
ISBN 3-7941-2026-4
Bestellnummer 08 02026
Verlag Sauerländer, Aarau, Frankfurt am Main, Salzburg
A\ ì
A C T A H E L V E T I C A
B A N D 29
REGESTEN
Erläuterungen s. Registerband
AH 29
B E S C H R I E B :
Heller Pappband, 34,5 mal 22 era., 298 Blätter verschiedenen For-
mats .
ACTA HELVETICA, GALLICA, GERMANICA, HISPANICA, SABAUDICA ETC.
NECNON GENEALOGICA STEMMATIS ZUR-LAUBIANI
[I-VI], 1-275, [276-280] handschriftlich fol i iert von Beat Fidel
Zurlauben. Die nicht mitgezählten Bl. zwischen 26/27 und 87/88
wurden mit 26a und 87a bezeichnet. Nach Blatt 98 fährt die Ori-
ginalfoliierung mit 89-98 weiter, diese doppelt vorkommenden Bl.
wurden mit 89a-98a kenntlich gemacht.
Blätter: 50, 52, 95, 96a-97a fehlen und II-VI, 10-11, 177-180,
197-200, 234-237, 260-263, 276-280 leer.
Auf Blatt I V findet sich folgender handschriftlicher Eintrag von
Beat Fidel Zurlauben: envoié entièrement a M [Hans Jakob] Leu.
Nach 1750 gebunden.
Exlibris von Beat Fidel Zurlauben Nr. 53
[Die Nummer bezieht sich auf Bossard E., Zuger Exlibris usw.
in: Gfr 128 (1975)]
Standort: Aargauische Kantonsbibliothek Aarau, MsZ 1 fol
29/1-2
1 1641 Mai 26., Solothurn A
SCHREIBEN DES [FRANZ. AMBASSADOREN JACQUES] LE FEVRE DE CAUMARTIN AN AMMANN [BEAT I I . ] ZURLAUBEN, ZUG
Er habe Anweisung gegeben, ihm und seinem Bruder [Heinrich I .
Zurlauben] auf ihre "aontraots" 150 0 lb. auszuzahlen. Durch die
Abwesenheit sowohl des Trésorier wie auch von dessen Commis -
ersterer habe sich "pour la monstre des troupes que i'envoye en franoe"
nach Gex begeben und werde kaum vor St. Johann zurückkehren -
habe sich die Angelegenheit nun leider etwas verzögert. Doch kön-
ne er ihm versichern, dass der Trésorier zusammen mit ihm, [dem
Ambassadoren, an der Tagsatzung] in Baden teilnehmen werde und
dass ihn dieser dann dort grosszügig zufriedenstellen werde.
"Cependant ie vous prie tenir la main que vostre Canton nous soit favorable
et que vos institutions y soient telles que nous ayons occasioji de tesmoigyier
des changemeïis yiotables a vostre advenement en vostre charge^. "
1) 1641 wurdß Beat I I . Zurlauben Ammann.
Original, in franz. Sprache, mit Siegel AH 29, 1-2 - Blatt 1V und 2r leer
2 1647 April 27., Delsberg A
SCHREIBEN DES BISCHOFS VON BASEL, BEAT ALBRECHT [VON RAMSTEIN] , AN ALTAMMANN BEAT I I . ZURLAUBEN, [TAGSATZUNGSGESANDTER IN] LUZERN
Sicherlich möge er sich noch an sein Schreiben vom vergangenen
Dezember erinnern, das er an die zu Luzern versammelten VII kath.
Orte gesandt habe. Darin habe er ihnen mitgeteilt, dass sich bei
seinem Amtsantritt die Untertanen der Stadt Biel geweigert, den
Huldigungseid zu leisten. Bei dieser Gelegenheit hätten die Bie-
ler auch erklärt, solange bei ihrer Weigerung zu bleiben, bis
dass er ihnen einige ihm schriftlich überreichte Forderungen,
deren Erfüllung zum Teil den Verträgen, welche er zu halten wil-
lens gewesen sei, zuwider gelaufen wäre, erfüllt habe. Da er
sich dann aber vor seinem Gewissen doch nicht dazu habe ent-
schliessen können, sei die ganze Angelegenheit bis zum Zeitpunkt,
als er die Huldigung in der Herrschaft Erguel entgegengenommen,
angestanden. Dort aber hätten die von Bürgermeister und Rat [von
Biel] entsandten "Commissari" öffentlich protestiert, "dass solcher
absonderlich laistender Aydt dem Jeyiigeyi3 welchen angedeüte Erguelische Under-
thanen Zu dem Bielischen Panner haben3 ohnschädtlich seiìi solle". Seine Ge-
sandten hätten daraufhin zu verstehen gegeben, dass - besage
doch ein Spruch vom 14. Mai 1608 folgendes: Sollte sich die Stadt
Biel einmal weigern, die Landeshuldigung zu leisten, seien die
Bewohner des Erguel, die sonst üblicherweise mit den Bielern zu-
sammen huldigten, anzuhalten, ihren Eid an einem vom Bischof zu
bestimmenden Ort abzulegen - ein solcher Protest in keiner Weise
gerechtfertigt sei. Aus Besorgnis, die Landleute [des Erguel]
könnten das Verhalten der Bieler falsch auslegen, hätten seine
Gesandten die Bieler ersucht, genannte Protestaktion zu unter-
lassen. Doch alle diese Einwände hätten nichts gefruchtet, und
so hätten denn obgenannte Deputierte von einer Mauer herunter
ihre Protestnote in deutscher und französischer Sprache vorge-
tragen. Dieses Vorgehen habe seine Wirkung nicht verfehlt, so
dass die bischöflichen Abgeordneten danach ihre liebe Mühe und
Not gehabt hätten, die Bewohner des Erguel zur Eidesleistung zu
bewegen. In der Folge hätten schliesslich auch Bürgermeister und
Rat von Biel gehuldigt, doch hätten sie durch ihr Hinauszögern
den bischöflichen Amtsleuten - habe doch zudem noch schlechtes
Wetter geherrscht - viel Mühsal und Unkosten, nicht zuletzt aber
auch nicht wenig Schimpf und Schande bereitet. Da die Bieler zu-
dem durch ihr unverständliches Verhalten ihren Mituntertanen ein
schlechtes Beispiel gegeben, habe er, [Ramstein], diese aufge-
fordert, sowohl die deswegen aufgelaufenen Kosten zu übernehmen
als auch - wie dies der Vertrag von 1610 vorsehe - die Unruhe-
stifter nach Gebühr zu bestrafen. Doch wolle sich die Stadt in
dieser Hinsicht keine Vorschriften machen lassen. Zwar ständen
zy/z-ó
ihm sicherlich genügend Mittel zur Verfügung, um Biel dazu zu
zwingen. Er habe es jedoch ratsam gefunden, zuvor ihn "alls Unnse-
rer Stifft dis s Jährig er Rath" über diese Vorfälle zu orientieren und
ihn zu bitten, den ganzen Problemkreis der gegenwärtig [zu Luzern]
tagenden Konferenz der VII [kath.] Orte vorzulegen. So hoffe er
denn auf deren Rat, wie den ungehorsamen Bielern - die Schuld der
Bewohner des Erguel wiege nicht so stark - zu begegnen sei.
Diesen Brief habe er am 2 9 . April in Luzern erhalten. Am nächsten Tag habe,
die Konferenz auf seinen l/ortrag hin folgendes verabschiedet: [Schultheiss
und Rat der] Stadt SoZotkuAn òoZJLm die B i e l e r i m Namen der l / I I O r t e - j e
nach Belieben des Bischofs - schriftlich oder mündlich zum Gehorsam anhalten,
l/on diesem E n t s c h e i d habe er, Z u r l a u b e n , den Bischof umgehend in Kenntnis ge-
setzt.
Original, Siegel abgefallen. Dorsualnotiz Beat II. Zurlauben vorn 30, April. AH 29, 3-5 - Blatt 5r leer
3 1648 März 26., Delsberg A
SCHREIBEN VOM BISCHOF VON BASEL, BEAT ALBRECHT [VON RAMSTEIN],AN ALTAMMANN BEAT I I . ZURLAUBEN, ZUG
Es sei ihm sehr daran gelegen, ihm, der er von Stadt und Amt Zug
zu seinem letztjährigen Rat1 bestellt worden sei, eine Erkennt-
lichkeit zukommen zu lassen. Da es ihm die derzeitigen Kriegs-
wirren [Besetzung durch Frankreich] jedoch nicht ermöglichten,
die dafür nötigen Mittel aufzubringen, möchte er ihn bitten,sich
noch etwas zu gedulden.
Empfangen vom LäufieA der Stadt Luzern, den 26. Kpfiil 1648.
1) Offenbar amteten solche Ratgeber bloss während eines Jahres.
Original, Siegel abgefallen. Dorsualnotiz von Beat II. Zurlauben. AH 29, 6-7 - Blatt 6V und 7r leer
4 1648 Oktober 7., Solothurn A
SCHREIBEN VON [TRESORIER] GROSBOIS AN AMMANN [BEAT I I . ] ZURLAU-BEN, ZUG
Auf Bitten seines Bruders, des Hauptmanns [Heinrich I . Zurlauben],
und im Einverständnis mit dem Ambassadoren [Jean De la Barde]
übersende er ihm hiermit 300 Livres "sur Vos Contracts". Da sich
sein Bruder jedoch nicht hier aufhalte und sein Versprechen, ihm
dafür zu quittieren, somit nicht einhalten könne, müsse er ihn
ersuchen, "de m'envoyer un de Vos Contracts afin d'y mettre Un endossement
de la dite Sommej ensemble [avec] lin blayic en parchemin Signé de Votre main
et Cachettê de Vos armes3 et après le dit endossement fait"., werde er ihm
genannten Kontrakt wiederum zurücksenden oder aber seinem Bruder
mitgeben.
Von dm 300 FAank&n òlnd 75% in Abzug zu bsiingm* Dies ergibt 45 Franken.
I>on den so verbleibenden 255 Franken sind nochmals IS Franken S p e s e n zu ver-
rechnen. Der Rest in drei Teile geteilt, ergibt für j e d e n [gemeint für ihn
selber sowie seine G e s c h w i s t e r Heinrich I . und E l i s a b e t h ZUr lauben] j e 79
Franken.
"der Bruoder hauptman hat das geldt empfangen und mier Z u o g s c h i k h i . " Dies er
habe im Ok tober 764S das Ge ld persönlich in Empfang gmommun und A&ine. UnteJi-
schrift unter den Kontrakt gesetzt.
Original, in franz. Sprache, mit Siegel. Dorsualnotizen von Beat II. Zurlau-ben. AH 29, 8-9 - Blatt 8V und 9r leer
5 1698 März 8., Solothurn A
SCHREIBEN DES [FRANZ. AMBASSADOREN MICHEL-JEAN] AMELOT AN AMMANN, RAT UND BEAMTETE VON STADT UND AMT ZUG
Ihr Schreiben vom 5. ds., welches sie ihm anlässlich seiner Ab-
reise aus der Eidgenossenschaft hätten zukommen lassen, möchte
er ihnen bestens verdanken. Er freue sich, dass sie mit seiner
Amtstätigkeit zufrieden gewesen seien, und könne sie versichern,
dass er ihnen, auch wenn er nun nicht mehr in der Eidgenossen-
schaft weilen könne, doch stets ein gutes Andenken bewahren wer-
de. Er wolle nicht unterlassen, Zug seinem Nachfolger [Roger
Brûlart], Marquis de Puysieux, anzuempfehlen.
Uebersetzung AH 29, 12 - Blatt 12V leer
6 1621 Oktober 18.
SCHREIBEN DES [FRANZ.] AMBASSADOREN [ROBERT] MIRON AN [AMMANN UND RAT VON] AEGERI
s. AH 19/28 [Schreiben gleichen Inhalts an Ammann und Rat von Menningen],
Uebersetzung von Landschreiber Christian Schön AH 29, 13-14 - Blatt 14r leer
7 [1625] Mai 12., Solothurn A
SCHREIBEN DES [FRANZ. AMBASSADOREN ROBERT] MIRON AN [KONRAD III..] ZURLAUBEN
Sein Schreiben vom 9. ds. habe er erhalten. "M'ayant dict que Les
vingt escus contenus en vostre billet estoient de trois francs piece", habe
er seinem, Zurlaubens, Boten 6 0 lb. ausgehändigt. "mais croyes moy
qu'jl n'est plus Saison", grosse Ausgaben zu tätigen. Der König [Lud-
wig XIII.] sei nämlich zur Ueberzeugung gelangt, es nicht mehr
länger verantworten zu können, allzu grosse Summen in die [kath.]
Orte zu pumpen. Dessen Meinung nach lasse sich nämlich das Geld
besser zur Erhaltung des kath. Bekenntnisses und für die eigenen
Bedürfnisse verwenden. Der Grund für die schlechte Stimmung sei
der, dass die [kath.] Orte in kritischen Situationen stets gegen
Frankreich für Spanien optieren würden.
Wie ihm berichtet werde, habe sich Gavi kampflos übergeben. Der
[Statthalter der Niederlande], Prinz [Moritz] von Oranien, sei
verstorben,"et Le Comte Jehan de Nassaw receu en toutes Ses charges". "Bre-
da est tousjours en mesme estât et a saluer Le Marquis [Ambrogio] de spinola
d'une voiler de Canon. " Dabei hätten einige Kugeln auch dessen Be-
hausung getroffen, und es sei "en son absence et sans offenser per-
sonne" sogar dessen Bett beschädigt worden. Weiter solle dem Ver-
nehmen nach am 4. ds. die englische Hochzeit [zwischen König
Charles I. und Henriette-Marie de France] vollzogen worden sein.
"Et de plus que Le Roy [de France] a faict arrester toutes Les navires et
Marchandises d'espagne que se sont trouves en Son Royaume et ce par droict
de repressaille et pour ce que Le Roy d'Espagne [Philipp IV.] a faict Le
Semblable sur Les françois en suite de L'argent pris Jl y a queLque temps
vers Genes [?] par Monseign,eur [Charles de LorraineDuc] de Guyse que Le-
dict Roy dict Luy appartenir Ce qu'jL n'a Seu veri fier comme JL en a este
requis pour Luy faire rendre au cas qu'jL fust véritablement.
Pour Le Surplus Je m'estonne Comment Le Comte [Allwig] de Sultz vous est
allé veoir veu L 'affront qu'jL vous a faict a vous mesmes qui vous L'aves
Si Soigneusement recommande Depuis tant d'années et que sur vostre recomman-
dation attestée de sa fidélité et affection au service du Roy Sa Majesté
avoit favorisé d'une très honorable pension qu'jL avoit Jcy acceptée en
vostre presance et receu asseurance d'employ a sa volonté. " Doch leider
habe sie dieser inzwischen derart enttäuscht, dass es ihn eigent-
lich nicht erstaunen könnte, "[si] Les Serviteurs de sa Majesté Luy
fermassent La porte au nez . . . et c'est nous vouloir appaiser d'une Soupe a
L'ognon de dire qu'jL n'a faict passer que deux mille lansquenets [Deutsche
Landsknechte für das Veltlin]" und dass er inskünftig derartige Durch-
züge [durch den Klettgau] nach Möglichkeit werde zu verhindern
suchen. "Je vous Conseille pourtant de veiller tousiours Sur Ses deporte-
ments par vostre prudence et dextrité accoustumée."
Original, in franz. Sprache AH 29, 15-16 - Blatt 16r leer
8 16 37 November 12. A
SCHREIBEN DER XIII ORTE [AN DIE REGENTIN VON SAVOYEN, CHRISTINE DE FRANCE]
Die eidg. Orte kondolieren der Regentin zum Tode ihres Gatten
[Herzog Viktor Amadeus I. ] und geben der Hoffnung Ausdruck, dass
die ihr übergebene Herrschaft länger dauern werde als die Amts-
zeit ihres Gemahls und dass weiter das gute Einvernehmen
auch unter ihr und ihren Söhnen [Franz Hyazinth und Karl Ema-
nuel I I . ] anhalten werde.
Kopie AH 29, 17 - Blatt 17V leer
9 1655 Januar 19., Solothurn A
SCHREIBEN DES [FRANZ. AMBASSADOREN JEAN], DE LA BARDE IAN BEAT I I . ZURLAUBEN]
Es sei ihm doch sicherlich klar, "qu'jl m'est Jmpossible maintenant
de faire autre chose avec vostre Canton ny avec les autres que ce que j 'ay
fait avec celuy de Fribourg dont aiant rendu Compte au Roy [Ludwig XIV.]
Je serois désavoué et maltraité du costé de la France Si j ' e traitois avec
vous d'autre sorte que j ' e n 'ay fait avec ce d.ernier Canton.
C'est ce que j ' e praevoiois quand j ' e disay a touts Mrs. les Deputez [Tagsat-2
zung der IV kath. Orte VR, SZ, UW und Zug von 1654] pendant que nous estzons
[ici] a Table que bientost je ne serois plus en estât de tenir la Proposition
que j e leur avois faite d'une Lettre du Roy touchant l'employ de leurs Cappi-
taines [Bündniserneuerung auf der Basis des 1602 geschlossenen, d.h. Verzicht
darauf, die eidg. Soldtruppen ausserhalb der damals von Frankreich besessenen
Länder einzusetzen]. Je vous prie donc de rendre tout le monde Capable de
Comprendre L'Jmpossibilité ou j ' e me trouve de d.emeurer dans les Termes d.e
ma proposition.
Mais très volontiers J'envoyeray L'argent a Lucerne par le Sr. Grobois [Tré-
sorier des Ligues des Suisses et Grisons] qui y sera Dimanche Sans faillir
avec ordre de te deslivrer en recevant le Traité et la Lettre de Revers en
français et en alleman Signez de vostre Lanscribe [Adam Signer] et scellez
du seau de vostre Cantons sans datte du Lieu ny du Jour, Lesquels dattes du
Jour et du Lieu seront icy remplis lorsque vos Deputez y viendront quérir
le Traité et Lettre de Revers signez et scellez de moy3 Ensemble la promesse
de leur fournir une Lettre patente de sa Majesté. "
Schliesslich bedankt sich der Ambassador noch [bei Zurlauben],
dass er sich zusammen mit seinen Freunden derart für die Belange
Frankreichs einsetze. Sollte ihren Bemühungen der verdiente Er-
folg beschieden sein, wolle er sie dafür grosszügig belohnen. Er
hoffe sehr, ihre Landsgemeinde vom kommenden Sonntag werde für
Frankreich günstig verlaufen. Die Antwort, die ihm die IV [kath.]
Orte auf sein jüngsthin erlassenes Schreiben hätten zukommen las-
sen, habe ihn sehr verärgert. Wenn sich diese doch bloss eines
Bessern belehren Hessen und ihre unfreundliche Politik ändern
würden.
1) vgl. EA VI 13 227 a
Original, in franz. Sprache AH 29, 18-19
10 [1668?] A
MEMORIAL FUER DEN STADT- UND AMTSRAT [VON ZUG]
[1.1 "Die Heren vohnn Menzingen [Ammann und Rat] sollendt Einbringen So baldt
man dis accommodiert, werde Er für das gemeine wesen arbeiten undt könne
man widter das Stipendium [von Frankreich?] beckhumen."
2. Es solle die Angelegenheit von Landvogt [Johann Franz]
Wickart und Hptm. Bengg vorgebracht werden.
3. Auch solle angefragt werden, ob nun die Waadt "Jnn Protection
sye genomen wordten odter nit^wan Es nit darin genomen wordten warumb
man disere Déclaration weigern wolle". Habe man jedoch dazu die
Zustimmung ertei l t , so wäre man dazu gar nicht befugt ge-
wesen, gehöre doch ein solches Geschäft vor die höchste Ge-
6V/1U—l1
walt [Landsgemeinde] . "Undt das der Herzog [Karl Emanuel II. J
dise Déclaration begehrt ist die Ursach, weilen Jnn dem badischen ab-
scheidt das Landt waadt Jnn solche Protection genommen wordten, gleich
wie übrige besizendte Landt, also begehrt der Herzog zue vernemen ob .
nur für selbiges Mahl odter aber alle Zeith die Protection gemeint Sye."
[4.] "Lestlich dan ist Es nach umb die Religion zue thun.
Nota. Das der Herzog, da man Jnn dem Religions Krieg mit den berneren
[1. VillmergerkriegJ begriffen nit Jn das Pays de Vaud sye gefallen,
da Er Es gleichwol wol hete können."
1) vgl. EA VI 1, 757 II
AH 29, 20 - Blatt 20V leer
11 1633 Juli 8., Argenteuil A
BRIEF VON [HEINRICH I.] ZURLAUBEN AN AMMANN [BEAT II.]. ZURLAUBEN, ZUG
[Heinrich I.]. Zurlauben te i l t seinem [Bruder, dem] Hptm., mit,
[Kaspar] Pürli sei ,"En vous portanst les Contes Et tous ce que vous de-
sirietz", schon vor 14 Tagen von hier weggereist. König [Lud-
wig XIII.] sei inzwischen wieder nach Gentilly zurückgekehrt.
"on preparré icy force artilerie, Et dict on que nous allons a Metz En lo-
rainne, ou toust affaict En allemaingné, vous nous advisseretz de bonheur
Ce que nous avons affaire [Gefahr von Transgressionen]. " Sobald er sich
von seiner Kolik erholt habe, wolle er die Verhandlungen [um
die Zahlung der ausstehenden Monstres] vorantreiben.
Wie gemunkelt werde, habe der Kardinalinfant [Ferdinand von Oeste-
reich, Gubernator von Mailand], Gelder in die [kath.] Orte ge-
schickt. Wenn nun Frankreich nicht bald gleichziehe und auch
seinerseits [Pensionen-] Gelder ausschütte, könnte dies für sie
schlimme Folgen haben.
Sein Sohn [Beat Jakob I . Zurlauben, zu jener Zeit Student in Paris],
a t7/ j. ± X CJ
"Commence a fairre des petites dßbtes que ie Sui Contrainct de payer. "
Original, in franz. Sprache, mit Siegel AH 29, 21
12 1712 November 16. A
VERZEICHNIS DER VERWUNDETEN [DES 2. VILLMERGERKRIEGES], WELCHE IM SPITAL [VON ZUG] GEPFLEGT WORDEN SOWIE DIESBE-ZUEGLICHER AUSGABENRODEL VON SPITALVOGT KARL MARTIN KEISER
Verzeichnis der Schwyzer, welche im Gefecht von Sins verwundet
worden seien:
Fendiger Heinrich, von Brunnen Reich Franz, von Schwyz Ulrich Lienhard Franz, von Brunnen Meyer Franz Lienhard, von Schwyz Härig Hans Jakob, von Arth Müller Franz, von Schwyz Ulrich Meinrad, von Brunnen Beck Hans Werner, von Brunnen Nüwer Hans Balthasar, von Lauerz Trüschs Franz, von Brunnen Berstert Ulrich, von Schwyz Schmidig Franz, von Brunnen Stoss Lienhard, von Schwyz Grossmann Hans Melchior, von Schwyz Rickenbach Kaspar, von Schwyz Odter [Ott?] Hans Martin, von Schwyz Fuchs Josef, von Schwyz Trüschs Johann, von Schwyz Steiner Franz Lukas, von Schwyz Marti Josef, von Schwyz Rickenbach Josef, von Schwyz Schuler Baptist, von Schwyz
Verzeichnis der Schwyzer, welche im letzten Treffen [bei Vi l l -
mergen] verwundet worden seien:
Gruber Hans Heinrich, von Schwyz Hubli Josef, von Schwyz
Gerig Hans Jörg, von Schwyz Dischly [?] Hans Jakob, von Schwyz
Verzeichnis der Unterwaldner, [welche im Gefecht von Sins ver-
wundet worden seien]: Enz Hans Josef, von Obwalden Sigrist Hans Melchior, von Obwalden Wolf Karl Franz, von Obwalden Huber Hans Heinrich, von Obwalden Weiss [Wyss] Martin, von Nidwaiden Wallimann Hans Kaspar, von Obwalden Andermatt Josef Anton, von Nidwaiden Missly Josef, von Obwalden Dorner Michael, von Nidwaiden Vogler Franz, von Obwalden
Verzeichnis der Unterwaldner, welche am letzten Treffen [Vil l-
mergen] verwundet worden seien:
Kretz Hans Kaspar, von Obwalden Felchlin Hans Melchior, von Obwalden
Verzeichnis der Zuger, welche in einem der beiden Gefechte ver-
wundet worden seien:
Egli Kaspar, von Oberwil Staub Jörg Karl, von Menzingen Schlumpf Michael, von Steinhausen Elsener Heinrich, von Menzingen Hasler Jakob, von Aegeri Müller Karl, von Baar Nussbaumer Hans Jakob, von Aegeri Heürlin [Hürlimann] Beat Joachim, Iten Hans Kaspar, von Aegeri von Walchwil Elsener Klemens, von Menzingen Gladius Lienhard, ein Welscher, diente
in der Kompagnie von Bonaventura Brandenberg selig
Ausgaben für die verwundeten Soldaten: Gl. ss d
Butter 25 26 2 Brot 80 7 2 Mehl 13 8 Kernenmus 8 12 Fleisch 7 16 2 Eier 4 3 3 Wein 2 28 Muskatnuss 22 Branntwein 1 1/2 Mass 1 35 Barbier Johann Konrad Elsener gegeben 10 Franz Vogler von Obwalden gegeben 20 "An Zwessgen" für die Verwundeten 36 Meinrad Ulrich, von Brunnen; Hans Balthasar Nüwer,
von Lauerz und Hans Josef Enz, von Obwalden, seien hier im Spital verstorben, Kosten für die Särge 3
158 14 3
AH 29, 22-26 - Blatt 22V und 26 leer
13 1701 Oktober 12., Solothurn A
SCHREIBEN DES [FRANZ. AMBASSADOREN ROGER BRULART, MARQUIS DE] PUYSIEUX, AN LANDVOGT [BEAT JAKOB I I . ] ZURLAUBEN
"Comme je Suis très persuadé que M. [Franz Ehrenreich] le Comte de Trautmans-
dorff pour amuser les L.L. Cantons par les feintes amitiés qu'il leur té-
moigne de la part de Son Maître [Kaiser Leopold I . ] 3 leur cache la hauteur
avec laquelle il Se conduit anvers le Corps Germanique [Reichsstände] et
l'irrégularité avec laquelle il agit contre les droits et les Privileges
des Princes et Etats de L'Empire par la proscription [Reichsacht] qu'il a
faite de Mr. le Duc de Savoye [Viktor Amadeus I I . ] et de M. le Duc de Mantoue
[Ferdinand Karl IV.], J'ay crû qu'il êtoit bon de vous faire -part des refle-
xions qui ont été faites sur cela par des politiques, qui déclinant toute
Sorte de partialité pour ne S'attacher qu'a l'essence de la chose, font voir
clairement l'injustice et l'irrégularité du procédé de L 'Empereur envers les
Puissances de L'Empire."
Obwohl es zwar die eidg. Orte nicht direkt betreffe, könne die-
ses wenig korrekte Verhalten des Kaisers doch bald auch auf sei-
ne Beziehungen zu ihnen abfärben. Der Machtwille [Oesterreichs]
ziele nämlich ganz eindeutig auf die Erringung einer Vormacht-
stellung in Europa hin. "Chacun doit y faille des re flexions et les . . .
Cantons pourroient peut être un jour s'y trouver plus intéressés qu'ils ne
pensent, car si l'Empereur agit coîitre des Puissances qui composent le Corps
de l'Empire et contre lesquelles il ne Sauroit rien decider de Son authorité,
que ne feroit il point a l'occasion contre d'autres Puissances sur lesquelles
il est tous les jours après a renouveller des pretensions. " In diesem Zu-
sammenhange übersende er ihm denn in der Beilage verschiedene
Exemplare "en Allemand et en François de ce qui a été mis au jour Sur ce-
la".
Da sie Trautmannsdorff über die Vorgänge im Königreich beider
Sizilien sicherlich einmal mehr falsch orientieren werde, lege
er ihm zudem "une Relation juste et certaine qui vous fera connoître le
contraire" bei. Er bitte ihn, ihren Freunden "l'un et l'autre" zu-
gänglich zu machen.
Original, in franz. Sprache AH 29, 27-28 - Blatt 28V leer
V\ 1710 Oktober 5., Solothurn A
SCHREIBEN DES [SECRETAIRE-INTERPRETE LAURENT CORENTIN DE LA] MARTINIERE [AN BEAT JAKOB II.. ZURLAUBEN]
Da er wie auch seine Frau ihm stets gerne zur Verfügung stünden,
möge er ihm doch ruhig mitteilen, wann Fräulein Zurlauben"'" hier
einzutreffen gedenke, "ma femme luy tiendra bonne Compagnie, il y a une
Chambre et un assés bon lit pour elle. Jl ne conviendrait point qu'elle
allast au Cabaret, et Je vous avoue que Je serois bien mortifié si elle
acceptoit une autre maison que la mienne. " Er würde es für richtig
erachten, wenn "mademoiselle de Zurlauben" die ersten paar Tage
hierbleiben könnte; seine Frau würde sie nämlich gerne dem Am-
bassadoren [François-Charles de Vintimille, Comte du Luc], und
andern ihm, [Zurlauben], genehmen Personen vorstellen, "pendant
ce temps là on disposera touttes choses dans le Couvent [VisitationJ affin
qu'elle y soit bieji receue de maniere que rien ne luy manque,
avés vous perdu ou oublié le Brouillon que J'avois fait du Certificat que
vous desiries"? Er bitte ihn, ihm dieses "avec vos Jntentions" bald-
möglichst zurückzuschicken.
"J'espere que vous serês conte?xt de la response de S.E. Sur la proposition
qui vous a esté faitte. marqués vos désirs et on S'y conformera avec plaisir."
In der Beilage werde er die inzwischen eingetroffenen Neuigkei-
ten finden. Leider habe er keine Zeit gehabt, auch seinem Sohne
[Beat Franz Plazidus? Zurlauben] , "que J'embrasse de tout mon coeur
avec vostre permission", zu schreiben.
1) Es kommen deren 4 in Frage: Helena Barbara, Anna Maria Louisa, Maria Anna Juliana oder Anna Maria Barbara Zurlauben,
Original, in franz. Sprache AH 29, 29-30
15 1716 Juni 21., Solothurn
A SCHREIBEN [DES FRANZ. CHARGE D'AFFAIRES LAURENT CORENTIN DE LA
MARTINIERE] AN AMMANN [BEAT JAKOB I I . ] ZURLAUBEN
Sein Schreiben vom 14. ds. verdanke er ihm bestens, "celle qui
estoit Jointe pour Mademoiselle de Zurlauben", habe er [dem Zahl- und
Postmeister] Peltier in Hüningen zur Weiterbeförderung empfoh-
len. Denn als er ihm vor Jahresfrist gleichfalls ein Paket für
[Françoise-Honoré-Julie Zurlauben, die Gattin von Henri-Louis
de Choiseul], Marquis de Meuse, anvertraut, habe er sich der
nämlichen Person bedient und dabei gute Erfahrungen gemacht.
"J'ai fait venir chez moi [Anton Friedrich?] Bass. Je lui ai demandé d'où
il avoit appris que J'avois dit que L.L. Cantons Populaires ne recevraient
pas la pension s'ils accordoient la levée demandée par M. le Resident de
Venise [Giovanni Maria Vincenti], gl m'a repondu . . . qu'il n'avoit point
dit cela, mais qu'il avoit leu a M. Muller aux Capucins [à Soleure] la lettre
dont Je joins icy une copie, et que J'ai veue en original. Je lui ai dit,
qu'il ne s'estoit pas coyitenté de la lire, mais qu'il avoit assuré que la
chose estoit telle. " Doch Bass habe dagegen protestiert und ihm
versichert, "qu'il n'avoit jamais songé a dire qu'il fust employé par la
Chancellerie de Soleure et pour la Cour". Daraufhin habe er diesen ge-
beten, seinen Korrespondenten anzufragen, von wem diese verleum-
derische Behauptung in die Welt gesetzt worden sei. "nous verrons
la reponse qui lui Sera faitte, mais Je serois d'avis, Monsieur, si vous
l'approuverez, d'escrire moi mesme a Mes. les Landames [Wolfgang Ignaz] Wirtz,
[Johann Konrad] von flüe et [Nikiaus] Imfeid, [alle von Obwalden], pour les
prier de faire en sorte de sçavoir du Sr. Heimann [Franz Ludwig? Heymann]
par qui il a sçu l'article qui me concerne." Im übrigen sei er ihm, Zur-
lauben, sehr verbunden, dass er al l diesen falschen Gerüchten
derart bestimmt entgegengetreten sei.
"Vous dites que l'on pourroit bien tenir une Diette généralle a Bade
pour les affaires d'Estat et estrangeres. " Er solle ihm doch bitte mit-
teilen, ob denn die kath. Orte auch bereit wären, an einer sol-
chen Zusammenkunft teilzunehmen. "J'espere tousjours qu'ils ne feront
aucune nouveauté, et qu'ils ne prendront aucune resolution Sur l'affaire des
titres ni sur les autres qui pourroient estre de quelque conséquence avant
l'arrivée de M, [Claude-Théophile de Béziade], le marquis D'avaray." Dem
Vernehmen nach wolle nämlich der Ambassador persönlich auf der
Tagsatzung erscheinen und,wenn immer möglich,sogar schon an de-
ren Eröffnung teilnehmen.
Seiner Meinung nach könnten die kath. Orte der franz. Sache da-
durch am besten dienen, indem sie vorläufig alle unterbreiteten
Vorschläge bloss "ad. aud.iendum et Referendum" nehmen würden. Er möge
ihm hiezu bitte seine Meinung mitteilen
Original, in franz. Sprache. AH 29, 31-32
29/16 16
1716 Mai 14., Solothurn A
SCHREIBEN [DES FRANZ. CHARGE D'AFFAIRES LAURENT CORENTIN DE LA MARTINIERE] AN AMMANN [BEAT JAKOB I I . ] ZURLAUBEN
Sein Schreiben vom 10. ds. verdanke er ihm bestens. Der span.
Ambassador [Lorenzo Verzuso, Marchese di Beretti-Landi], habe
ihm alle Schreiben, die er von ihm, Zurlauben, in letzter Zeit
erhalten, zur Lektüre überlassen. Vernehmen zu dürfen, dass in
[Stadt und Amt] Zug Ruhe herrsche, beruhige ihn sehr. "Je sgai
que c'est a vos soins a vos lumieres et a la vivacité de vostre Zele que l'on
est redevable de cette tranquilité. " Er dürfe ihm daher versichern,
dass er den Hof darüber nicht im Ungewissen belassen wolle.,
"La conférence d'arrau s'est separée aprez bien des contestations, Mrs. les
Députés de Zurich [Johann Jakob Escher und Johann Jakob Ulrich] ont enfin
consenti a un projet de lettre d'Hoymestetê pour L'Empereur [Karl VI.], et
a une autre pour le Roy d'Angleterre [Georges I . ] , par lesquelles les deux
Cantons [BE und ZH] feront connoistre a ces deux Puissances que l'on est
disposé a terminer les difficultés avec M. L'Abbé de St. Gai [Leodegar Bür-
gisser] pour veu que ce soit sur un pied conforme a la raison et la réputa-
tion de Zurich et de Berne. " Gleichzeitig hätten Zürichs Gesandte
aber auch verbreiten lassen, dass sie unter keinen Umständen
eine ausländische Macht als Vermittler akzeptieren würden. So-
bald die genannten Briefe ausgestellt seien, würden sie, "pour
estre confirmées, expediées, et remises ensuitte a M, [James] D'ayrolles,
Resident d'Angleterre a Geneve", nach Zürich und Bern geschickt. Der
Resident halte sich übrigens, nachdem er am 12. ds. Bern verlas-
sen habe, besuchshalber bei [François de Langes, Baron] de Lu-
bières, dem "Commandant [Gouverneur]", in Neuenburg auf.
"Je vous conjure . . . , de ne faire qu'un bon usage de ces avis qui demandent
un grand secret afin que les personnes de qui Je les recois, ne puissent pas
mesmes estre soupçonnées. Comme touttes ces expéditions demandent du temps
M. [Claude-Théophile de Béziade], le marquis D'avaray, [der franz. Ambassa-
dor], aura celuy d'arriver et de travailler tant pour le bien general de la
suisse que pour celuy de la Catholicité en particulier."
Original, in franz. Sprache. AH 29, 33-34
zy/iY
17 1716 Juli 12./13., Frauenfeld A
SCHREIBEN [DES FRANZ. CHARGE D'AFFAIRES LAURENT CORENTIN DE LA MARTINIERE] AN AMMANN [BEAT JAKOB I I . ] ZURLAUBEN
Sein Schreiben vom 10. ds. verdanke er ihm bestens. Der diesem
beiliegende "abscheid [de Bada?] de l'année 1689" werde ihm bestimmt
gute Dienste leisten. "Je croi comme vous que m. [Claude-Théophile d.e
Béziade], le marquis D'avaray,ne paroitra pas icy." Wie er bestimmt auch
schon erfahren, seien die Tagsatzungsgesandten"*" von Basel, Frei-
burg, Solothurn und Schaffhausen bereits Donnerstag resp. Frei-
tag von hier abgereist, folglich werde die Tagsatzung aller Vor-
aussicht nach mit dem Beginn "[de] la semaine ou nous entrons" zu En-
de gehen.
"suivant les lettres que Je recevrai d,e la Cour et de M. le Marquis D'avaray,
Je pourrai bien aller a Lindaw pour y consulter M. le Docteur Mailer qui, a
ce qu'on assure, est un fameux mededn, cette tournée retardera le plaisir
que Je me fais de vous aller encore embrasser avant mon retour a soleure, ce-
pendant elle yie peut gueres estre que de S ou 4 jours. " Avaray habe er
hievon bereits in Kenntnis gesetzt und ihn zugleich auch wissen
lassen, "que Je n'irai a Lindaw, qu'au cas qu'il n'arrive point a soleure
avant le commencement du mois prochain".
"Voicy la reponse de M. le Colonel [Josef Anton I I . ] Puntener, J'y joins a
cachet volant celle que Je fais a M. [Johann Jakob] AKerman, mais Je vous
prie.de la refermer quand, vous l'aurez lue et de la lui faire tenir seure-
ment. J'en ai usé de mesme a l'esgard. de vostre lettre pour m. Puntener."
Mit Empfehlungen an Zurlaubens Gattin [Maria Barbara Zurlauben]
schliesst der Brief.
"le 13 Juillet"
Eben übersende ihm die Aebtissin von Tänikon [Maria Euphemia
Zurlauben] einen prachtvollen Blumenstrauss. Der junge Mann, der
ihn hier abgegeben, spreche ein sehr gutes Französisch "[et] m'a
fait un très beau compliment, Jl m'a dit entre autres que Me. l'abbesse se
rejouissoit de mon arrivée dans son voisinage, et qu'elle me prioit de l'aller
voir. J'ai repondu que mon dessein a tousjours esté dß l'aller remercier moi
mesme de touttes les grâces qu'elle m'a fait te s l'année passée, et que Je
me serois desia acquitté de ce devoir Si le temps avoit esté moins affreux."
Wie ihn die Aebtissin weiter habe wissen lassen, sei ihr Beichti-
ger [Nivard Lusser] zum Pfarrer von Würenlos bestellt worden.
Dieser wolle noch heute Tänikon verlassen, während dessen Nach-
folger [Ulrich Weber] sein hiesiges Amt am kommenden Donnerstag
anzutreten gedenke.
Er habe sich fest vorgenommen, Tänikon noch diese Woche einen
Besuch abzustatten. "J'irai de grand, matin et Je reviendrai d,iner icy
car Je ne veux pas jncammoder ces bonnes Religieuses comme J'ai fait l'année
passée. Je vous Supplie, Monsieur, de m'aider a remercier Me. I'Abbes se de
touttes ses bontés. "
1) vgl. EA VII 1, 85
Original, in franz. Sprache AH 29, 35-36
18 [V. 1716, Solothurnl A
SCHREIBEN [DES FRANZ. CHARGE D'AFFAIRES LAURENT CORENTIN DE LA MARTINIERE AN BEAT JAKOB I I . ZURLAUBEN]
Aus Bern und Freiburg zurück, "Je vous renouvelle mes hommages".
Gleichzeitig empfehle er sich dem Wohlwollen seiner Gattin
[Maria Barbara Zurlauben] . [Der spari. Ambassador Lorenzo Verzuso] ,
Marchese di Beretti-Landi, übermittle ihm gleichfalls seine Kom-
plimente. Dieser beabsichtige, kommenden Montag nach Luzern zu-
rückzukehren .
Original, in franz. Sprache AH 29, 37 - Blatt 37V leer
19 1716 Juli 3., Luzern A
SCHREIBEN [DES FRANZ. CHARGE D'AFFAIRES LAURENT CORENTIN DE LA MARTINIERE] AN [BEAT JAKOB I I . ] ZURLAUBEN
Für die Beweise seiner freundschaftlichen Gesinnung möchte er
sich bestens bedanken.
Er sei gestern morgen um 5.3 0 Uhr aus Solothurn abgereist und,
ohne je die Pferde gewechselt zu haben, um 8 Uhr [abends1 hier
eingetroffen. "Je les monterai demain, a 4 heures du matin afin d'estre
a dix chez vous s'il est possiblevous voyez par la que Je ne veux
point cette fois me servir d'aucime barque et que Je suis bien aise aussi
d'épargner a vos Messieurs [Ammann und Rat von Stadt un.d Amt Zug] la peine
qu'ils vouloient se donner." Dies hindere ihn aber nicht, sich über
die beabsichtigten Ehrenbezeugungen zu freuen und sich dafür
bestens zu bedanken. "Je les prie [donc] de ne point Sortir de leurs
maisons pour l'amour de moi. J'aime a chevaucher et cela me fait du bien..."
Er hoffe sehr, dass sich - noch bevor die Gesandten auseinander-
gingen - der [franz. Ambassador Claude-Théophile de Béziadel.
Marquis d'Avaray, auf der Tagsatzung in Frauenfeld einfinden wer-
de. Morgen werde er ihm mehr darüber berichten können.
Der span. Ambassador [Lorenzo Verzuso, Marchese di Beretti-Landi],
"me comble de Ses bontés a son ordinaire".
Mit den besten Empfehlungen an seine Gattin [Maria Barbara Zur-
lauben] schliesst der Brief.
Original, in franz. Sprache AH 29, 38-39 - Blatt 39V leer
20 1715 Dezember 15., Solothurn A
SCHREIBEN [DES FRANZ. CHARGE D'AFFAIRES LAURENT CORENTIN DE LA MARTINIERE] AN AMMANN [BEAT JAKOB I I . ] ZURLAUBEN
"Le Resultat de la Diette d'Arraw co?isiste a Sgavoir si l'on envoyera une
Deputation en frayice au nom de tous les Cantons protestansou au nom de
Berne seul." Die neugl. Orte würden im übrigen immer wieder be-
tonen, dass sie den inneren Frieden unter den eidg. Orten bewah-
ren und durch nichts gefährden möchten. Gleichzeitig aber gäben
diese unmissverständlich zu verstehen, den kath. Orten nicht
trauen zu können. "Jl importe dono a ses derniers de se tenir tranquilles,
de suivre les Conseils du Roi [Ludwig XV.] . . . et de laisser le temps a sa
Majesté de travailler a rétablir Solidement l'union et la Paix." Wie er,
Zurlauben, freilich selber nur zu gut wisse, könne dieser Frie-
de jedoch bloss dadurch erreicht werden, dass die kath. Orte
wieder voll in ihre alten Rechte und Privilegien eingesetzt wür-
den. "Jls doivent donc se tranquilliser donner le temps a M [Claude-Théophi-
le de Béziade], le Marquis D'avarai, d'arriver il les Jyiformera des Jnten-
tions du Roi, et il sera bientost icy."
Sein Schreiben vom 12. ds. verdanke er ihm übrigens bestens.
In der Beilage erhalte er Kopien seiner Schreiben, die er ver-
gangenen Donnerstag [Schultheiss und Rat von] Bern und Schult-
heiss [Johann Friedrich] Willading habe zukommen lassen. "Je vous
Supplie de n'en laisser prendre aucune copie."
"J'ai domie a m [Jean-François-Joseph] Baron, [Secrétaire-Interprète], le
mesme de Zurich. Je verrai de quoi Jl sera question. "
Seit gestern leide er wieder unter starken Magenbeschwerden, was
ihm eine schwere Nacht beschert habe.
Seine Gattin [Maria Barbara Zurlauben] wie auch seine ganze Fa-
milie lasse er grüssen.
Original, in franz. Sprache AH 29, 40-41 - Blatt 41v leer
21 1704 Mai 25., Baden A
SCHREIBEN VON [SECRETAIRE-INTERPRETE LAURENT CORENTIN DE LA] MARTINIERE [AN BEAT JAKOB II.? ZURLAUBEN]
Sein Schreiben vom 22. ds. verdanke er ihm hiermit bestens. Er
dürfe versichert sein, dass er seinen Wünschen nach Möglichkeit
nachkommen werde.
' ,KJe Sors de chez M. l'ambassadeur d'Espagne [Lorenzo Verzuso3 Marchese di.
Beretti-Landi]. Jl m'a donné la lettre cy Jointe pour vous."
Original, in franz. Sprache AH 29, 42-43 - Blatt 43V leer
22 1711 Juni 21., Solothurn A
SCHREIBEN DES [SECRETAIRE-INTERPRETE LAURENT CORENTIN DE LA], MARTINIERE AN AMMANN [BEAT JAKOB I I . ] ZURLAUBEN
Sein Schreiben vom 18. ds. habe er erhalten,, "S.E. [der franz. Am-
bassador François-Charles de Vintimille3 Comte du Luc]3 m'ordonne de vous en
remercier aussy bien que de celle que vous luy avês escritte, elle compte
d'arriver [auf der Tagsatzung] a Bade dans les premiers Jours du mois de
Juillet. "
Selber sei er eben von Bern, wo er sich 8 Tage aufgehalten, zu-
rückgekehrt. Auf Wunsch des Ambassadoren habe sich Bern bereit
erklärt, sich mit dem Bischof von Basel, [Johann Conrad I I , von
Reinach-Hirtzbach], am 25. ds. in Aarberg zu einer Konferenz zu-
sammenzufinden ,
Marschall [Henri, Duc] d'Harcourt, werde am 24. ds. in Strass-
burg erwartet.
[Jean-François Ravend, Marquis] de Saint-Frémond, führe 15
Bataillone und 15 Schwadronen von Flandern an den Rhein.
Original, in franz. Sprache AH 29, 44-45 - Blatt 45 leer
23 1715 Dezember 8., Solothurn A
SCHREIBEN [DES FRANZ. CHARGE D'AFFAIRES LAURENT CORENTIN DE LA MARTINIERE] AN AMMANN [BEAT JAKOB I I . ] ZURLAUBEN
Seine beiden Schreiben, datiert vom 1. resp. 2. ds., habe er er-
zy/zó
halten. Wie der Ueberbringer derselben habe verlauten lassen,
möchte dieser in die Dienste des [neuen franz. Ambassadoren
Claude-Théophile de Béziade] , Marquis d1Avaray, treten, "mais il
faut attendre qu'il soit icy, ce qui Sera bientost, ainsy que Je l'espere."
Es gehe ihm zwar ausgezeichnet, doch mache ihm sein Hals- und
Magenleiden immer wieder zu schaffen. Er hoffe jedoch, es werde
sich mit der Zeit eine allmähliche Besserung einstellen.
"Je Joins icy la copie de quelques autres lettres que vous n'avez point vues
vous estes le maistre de les lire a vostre Conseil [Stadt- und Amtsrat] quand
Jl vous plaira. " Hingegen müsse er zur Bedingung machen, dass da-
von keine Kopien angefertigt würden; auch dürften weder Zürich
noch Bern je erfahren, dass er ihnen von ihren Schreiben [an den
Ambassadoren] Kopien zur Verfügung gestellt habe, "le peu de secret
qu'il y a parmi les Catholiques Sera cause tost ou tard de leur perte."
Im übrigen freue es ihn zu vernehmen, dass in Zug Ruhe herrsche.
"S.E. [der span. Ambassador Lorenzo Verzuso], le marquis Beretti [-Landi],
doit vous avoir envoyé la copie d'une lettre que J'ai escritte a m. [Josef
Anton Reding], le Baron de merveis. Je vous prie . . . , de m'en e?tvoyer aussi
une copie, car elle m'est necessaire pour mes Registres."
[Schultheiss und Rat von] Bern seien der Meinung, "que ce sont les
prestres, les moines, et en un mot les Catholiques qui par leurs discours
Sont cause de tous les bruits qui se sont répandus en suisse.
L'avayiture arrivée a M [François-Louis de Pesmes, Baron] de St. Saphorin,
vous fera rire. Je la tient de M. [François-Charles de Vintimille], le Comte
du Luc, qui m'a fait l'honneur de me l'escrire."
Binnem kurzem werde er definitiv wissen, ob Bern nun tatsächlich
eine Gesandtschaft nach Paris entsenden werde oder nicht. "Jls
[gemeint Bern] protestent qu'ils ne Songent qu'à Se mettre en estât de def-
fense contre les mauvais desseins qu'ils attribuent aux Cantons Catholiques,
Je finis a la Haste."
Original, in franz. Sprache AH 29, 46-47 - Blatt 47V leer
C j S /
24 1709 April 23., Solothurn A
SCHREIBEN DES [SECRETAIRE-INTERPRETE LAURENT CORENTIN DE LA] MARTINIERE [AN BEAT JAKOB I I . ZURLAUBEN]
Sein überaus liebenswürdiges Schreiben vom 20. ds. verdanke er
ihm bestens. Hoffentlich werde ihm die Zukunft noch oft Gelegen-
heit bieten, sich ihm gefällig zu zeigen. Sobald er im Besitze
interessanter Neuigkeiten sei, wolle er sie ihm gerne mitteilen.
Original, in franz. Sprache AH 29, 48-49 - Blatt 49 leer
25 [n. 1713] A
SCHREIBEN [DES SECRETAIRE-INTERPRETE LAURENT CORENTIN DE LA MARTINIERE AN BEAT JAKOB I I . ZURLAUBEN]
"Vous sçavez ce qui s'est passé il y a un an au sujet du procès de M. l'avoyer
[Johann Ludwig] de Roll le vieux [de Soleure] contre M. Hogger [Ayitoine
Hogguèr?, Bankier in Paris, ] cet Avoyer est résolu de demander la revisioyi
de la Cerniere senteyice qui a esté rendue contre lui; J'espere que vous lui
Serez favorable, et Je vous en prie très jnstamment, vous assurant que Je
Serai très sensible aux plaisirs que vous voudrez bien lui faire. Je suis
mesme persuadé que le droit, la raison et la justice parlent pour lui."
Seine Gattin [Maria Barbara Zurlauben] wie auch seine ganze Fa-
milie lasse er grüssen.
Original, in franz. Sprache AH 29, 51 - Blatt 51V leer
26 A
1621 Januar 6., Paris SCHREIBEN DES [SECRETAIRE-INTERPRETE EN LANGUE GERMANIQUE DU ROI,
ABRAHAM] DE PONCHER, AN AMMANN [KONRAD I I I . ] ZURLAUBEN, ZUG
Da er den König [Ludwig XIII.] auf dessen Reisen in die Guyenne,
29/26-27
nach Béarn sowie in die Grenzstädte der Picardie, von wo sie
eben zurückkämen, habe begleiten müssen, sei es ihm leider nicht
möglich gewesen, ihm früher zu schreiben» Nun aber möchte er
sich ihm erneut in Erinnerung rufen "et vous asseurer de mon plus
humble service . . . Je n'ay heu le bien depuis votre partement d'Jcy de rece-
puoir aulcunes nouvelles de vous hors de bouche par la voye de Messieurs
vostre fils [Franz Zurlauben] et gendre [Jakob Wickart ]", der ihm, als
sie sich unlängst in Poitiers getrennt, versichert habe, dass
es ihm, Zurlauben, gesundheitlich gut gehe. "Et Come vous avies
resceu les lettres que Je vous avoys addressêes Ensemble le moulle d'une
pere d'armes que desiriês me faire faire suivant La priere que Je vous En ay
cydevant faite", erlaube er sich, nochmals darauf zurückzukommen.
Er würde sich freuen, wenn er ihm diesen - selbstverständlich
unter Angabe der gehabten Auslagen - bald zusenden könnte.
"Je payeray l'argent de dessa a qui vous voulores« "
In der Annahme, dass ihn Oberst [Fridolin] Hässy, der sich eben
anschicke, in die Heimat zu verreisen, über alles inzwischen
hier an Neuem Vorgefallene unterrichten werde, glaube er seiner-
seits darauf verzichten zu können.
Original, in franz. Sprache AH 29, 53
27 [um 1650] A
NOTIZEN [BEAT I I . ZURLAUBEN] IM ZUSAMMENHANG DER HINTERLASSEN-SCHAFT SEINES BRUDERS [HEINRICH I. ZURLAUBEN]
Die Vögte [von Anna Elisabeth Wallier und deren Kinder] dürften
ihr Amt schon mit etwas mehr Einsatzfreudigkeit wahrnehmen. So
hätten diese, als der Rat unlängst in Abwesenheit von Hptm.
[Hans] Speck und ihm, [Zurlauben], selber beschlossen habe, des-
sen, [d.h. Heinrich I . Zurlauben], ehemalige Kompagnie [aus Frank-
reich] zurückzurufen, geschwiegen und keinen Protest erhoben.
Er sei sich natürlich im klaren, dass die Gründe dafür bei den
einen in deren Schadenfreude und bei den andern in der Eifersucht
zu suchen seien.
In franz. Sprache. Der Text weist viele Durchstreichungen auf und ist schwer lesbar. AH 29, 54 - Blatt 54v leer
28 1643 April 11., Solothurn A
SCHREIBEN DES [FRANZ. AMBASSADOREN JACQUES] LE FEVRE DE CAUMARTIN AN AMMANN [BEAT I I . ] ZURLAUBEN, ZUG
Wie er vernommen, habe [die Landsgemeinde von Stadt und Amt] Zug
ihren Gesandten nach Frankreich bestimmt1. Da er jedoch dessen
Namen nicht habe in Erfahrung bringen können, wäre er ihm sehr
verbunden, wenn er ihm diesen mitteilen könnte. "Et S'Jl est*de
vos amis de luy donner Conseil de ne point Sortir de son Canton qu'il ne Soit
payé par avance de tout Son voiage3 Et S'Jl est bien prudent3 Jl ne prendra
pas moins de 8000 L. Je Souhaitterois Scavoir de quelle façon on traitte avec
luy pour lesdits frais3 c'est une curiosité francoise.
Vous en envoyant un Extrait"3 glaube er, nicht näher auf die ihm ver-
mittels der letzten Ordinaripost zugegangenen Neuigkeiten ein-
treten zu müssen. Immerhin möchte er darauf hinweisen, dass sich
der König [Ludwig XIII.] bester Gesundheit erfreue. Auch könne er
ihm nicht verhehlen, dass, wenn Zug "desire de l'argent de frange ce
ne peult estre en criant et traversant les affaires de Sa Majesté3 mais la
Servant Suyvant Les alliances".
Unter diesem Gesichtspunkt gesehen, könne man "[le] desgoust [qu']
elle doibt avoir de la permission donnée d'aller Servir en Espagne"3 leicht
verstehen. Dass zudem an der Belagerung von Tortona Kompagnien
[aus den kath. Orten] zum Einsatz kämen, Verstösse ganz eindeutig
gegen das Bündnis.
1) Möglicherweise handelte es sich dabei um Beat I I . Zurlauben selber.
Original, in franz. Sprache AH 29, 55-56 - Blatt 55V und 56r leer
1654 November 26. A
BRIEF [VON BEAT I I . ZURLAUBEN AN DEN FRANZ. AMBASSADOREN JEAN DE LA BARDE]
"J'ay creu qu'on Expedioroit hyer - [in Sachen Bündniserneuerung] - le messa-
ger des messeigneurs supérieurs [Ammann und Bat von Stadt und Amt Zug] mais
le secretaire [Adam Signer] avec l'ammari [Peter Trinkler] S son lieutenant
[Karl Brandenberg] se sont assemblés pour ad.viser du style de la lettre &
come J'aprends ils obtientront la resolution d.U. rapell [Heimmahnimg der Trup-
pen?] lequel pourtant ils veulent mettre en Execution Si V.E, le peult toucher
& adjouster que c'est signe de peu d'affection au service du Roy [Ludwig XIV. ]
& que l'on rescherchera3 de ne venir a cest extremité la quelle ne scauroit
moyenn.er aucun prof fit pendant que nous sommes dans le Traicté d'alliance
s'ils y comprennent le mot d.'abscheid dans leur lettre on n'a point parle de-
vant les Communes [Gemeindeversammlungen von Zug3 Aegeri3 Menzingen und Baar]3
mais c'est pour tesmoigner aux autres [cantons cath.] qu'on ne praetend pas
de se separer. Les malveillan.s esperent & soubhaitent que son Ex. donnast
ime responce negative afin d'en tirer l'argiMient que n'agréant l'exception3
la déclaration serait nulle & inutile. Si M. de schuitz [Landammann und Rat]
ne fassent d'envoyer leurs députés (plustost pour conserver la réputation
ou pour ne se point separer des autres) il est a praesumer qu'ils convoque-
ront une diete des 4 Cantons - [gemeint der Orte UR3 SZ3 UW und ZG3 welche
am 7. Dezember in Lachen abgehalten werde^] - S cela ...[?] si tost que V.
Ex. ne pouroit envoyer de sa part. Je m'imagine bien qu'ill attendra leur
response avant que de convoquer les Cantons selon que J'ay escript hyer.
Jls tiendront Conseils a schuitz samedy3 a ce que M.. [Wolfgang Dietrich
Theodor] Beding me mande auquell J'en ay respondu qu'il fallait fair en
sorte que leur response maznte>iant soit enpedier [expedier?] a soleure."
1) vgl. EA VI 1, 237 f
Konzept, in franz. Sprache AH 29, 57 - Blatt 57V leer
c,o/ ou
1636 Mai 26., Paris A
BRIEF DER VIER IN DER GARNISON VON SAINT-QUENTIN STATIONIERTEN HAUPTLEUTE VON ZUG, [HEINRICH I. ZURLAUBEN, BEAT JAKOB KNOPFLI, HANS SPECK UND KASPAR BLATTMANN] , AN GARDEHPTM, [BEAT I I . ] ZURLAUBEN, ZUG
Die Hauptleute geben der Hoffnung Ausdruck, er, Zurlauben, sei
gut nach Zug zurückgekehrt.
Am 6. Mai seien die beiden Kompagnien [Zurlauben und KnopfIi] ge-
mustert worden und umfassten nun insgesamt 507 Mann. Für die Mo-
nate Januar und Februar sei die Auszahlung jedoch nur auf der Be-
rechnungsbasis von 396 Mann erfolgt. Hptm. KnopfIi bemühe sich
nun um die Ausrichtung der letzten drei Monatszahlungen und um
eine bessere Entgeltung für die Monate Januar und Februar. Doch
habe dieser bis jetzt noch wenig erreicht. Es nütze rein nichts,
wenn man auf die bisher treu geleisteten Dienste hinweise; "der
gelt so vili Stelt und mit anderen gwaltig theilt."
Das Berner Regiment [von Erlach] "heüst gelt ersezung des abbruahs
und urlaub". Die Walliser seien zwar beurlaubt worden, doch wei-
gere man sich, mit ihnen abzurechnen. Im übrigen hätten diese
neben ihren Haupt- und Amtsleuten auch noch 700 Soldaten verlo-
ren, so dass von deren drei Fähnchen nur noch 100 Mann übrigge-
blieben seien. Es "gadt für wahr zu das eiyi Redliche man gruset".
Im nächsten Brief werde er weitere Informationen erhalten.
Sie alle Hessen Frau und Kinder grüssen.
Hptm. Blattmann melde, sobald er Geld erhalten habe, "solle der
Krom erfolgen".
Aus der Garnison und vom Hofe gebe es sonst nichts Neues zu be-
richten .
Original, von Beat Jakob KnopfIi, mit Siegel desselben. AH 29, 58-59 - Blatt 58V und 59r leer
29/31
1643 A
MITTEILUNGEN ZUR MILITAERISCHEN UND POLITISCHEN LAGE [IN EUROPA]
Meldung vom 22. März aus Köln: Die Friedensverhandlungen würden
am 25. Mai in Münster beginnen. Zu diesem Zweck habe der König
von Dänemark [Christian IV.] an alle interessierten Mächte Ge-
sandte geschickt. Diese hätten die Aufgabe, "[de] les disposer a y
aller".
Meldung vom 23. März aus Leipzig: General [Lennart] Torstenson
habe in der Schlacht von Senftenberg eine unter dem Kommando
von Graf "de Buy" stehende Truppe von 2000 Mann Reiterei vernich-
tend geschlagen. Nur deren 150 hätten sich zusammen mit ihrem
Befehlshaber retten können; der Rest aber sei gefangengenommen
oder getötet worden. Torstenson habe inzwischen 36 Kompagnien
Kavallerie Verstärkung erhalten. Auch sollen diesem noch zusätz-
liche Truppen aus Pommern zugeführt werden.
Meldung vom 28. März aus Prag: [Schwedische] Truppen würden sich
Böhmen und Mähren nähern. [Ottavio] Piccolomini und [Johann Bap-
t ist] Colloredo "doivent resigner et remettre leur charge a [Matthias]
Galas".
Meldung vom 30. März aus Nürnberg: "l'Ambassadeur du Roy de Dannemark
a receu icy 5000 Dallers est allé a MuniK et de la a Vienne pour soliciter
la paix lequel asseure que le General [Gustav] Home viendra avec 10'000
hommes de suede en allemagne."
Meldung vom 3. April aus Schwaben: Die Armee von Marschall [Jean-
Baptiste Budes, Comte] de Guébriant, halte sich noch stets in
Schwaben auf. Doch sobald diese aus Frankreich Verstärkung er-
halte, solle sie erneut dem Feind entgegengeführt werden.
Meldung vom 31. März aus Mailand: Prinz Thomas [-Franz I . von
Savoyen] halte sich mit 7000 Mann zu Fuss und 3000 Pferden
zwischen Novara und Mortara auf. Offenbar sei es dem Prinzen ge-
lungen, in dortiger Gegend 20'000 Sack Getreide und 10'000 Sack
Reis aufzutreiben und nach Casale [-Monferrato] zu überführen.
Meldung vom 5. April aus Lyon: Aus Narbonne erfahre man, dass ein
zy/ói-óz
Teil der Kavallerie der Garnison von Tarragona durch die Truppen
von Marschall [Philippe] de la Mothe [-Houdancourt, dem Vizekö-
nig von Katalonien] , geschlagen worden sei. Von Barcelona hinge-
gen werde berichtet, span. Soldaten hätten - prenant du Tabac dans
le vaisseau admirai" - das im Hafen von Mora vor Anker liegende
Schiff in Brand gesteckt. Insgesamt seien dabei 4 Schiffe ver-
brannt und mehr als 4 00 Mann umgekommen.
In franz. Sprache. Aus der Kanzlei der franz. Ambassade in Solothurn. AH 29, 60
32 [1651 Juli] B
NOTIZEN DES TAGSATZUNGSGESANDTEN [BEAT I I . ZURLAUBEN UEBER DIE JAHRRECHNUNG ZU BADEN VOM JULI 16 51]
EA VI 13 58-64
- "Pündtner geldt von Zürich, und. andern Stetten entlehnt3 die herrligkheit
Jn X grichten [Zehtigerichtebund? ] Zuo Kauffen welches dem Ertzherzogen
Leopold [Wilhelm? 3 Regent der span, Niederlande]3 werden sollen, aber durch
list den Spanigem der beste theil dem graff [Francesco] Casate[Ambassador
von Mailand/Spanien]3 worden den Pündtnern dar durch die Pencion Zuo geben."
- "Politicus [Sebastian Peregrin Zwyer]: das den Zürchern [Tagsatzungsgesand-
ten Johann Rudolf Rahn un.d Johann Ludwig Schneeberger] Jn Jr herberg [zu
Baden] die [Tagsatzungsgesandten der] IV Ort Nachtreten sollen. "
- [Bezüglich der Salzzölle, die beim Schloss Joux erhoben würden,
sei Henri I I ] , Due [d'Orléans-] Longueville, [Fürst und Graf
von Neuenburg, zuständig].^
- "Relation der basleren sach usgestrichen [Bemühungen Basels3 im Römischen 2
Reich konfiszierte Waren eidg. Kaufleute yrieder freizubekommen?]"
- "Politicus den Landschriber [vo?i Baden3 Johann Franz Ceberg3 ] mit gwalt
Jndinget an Obersten und hauptlüth [wegen] das scherpffe schryben Zemachen
[Beschimpfung eidg. Kaufleute durch Frankreich?]"
- "die transgression moviret fZwyerJ einzig darumb das er Könne verneinen
was er gethzn. "
1) vgl. EA VI l t 60 d [?] 3) vgl. ebenda 61 g 2) vgl. ebenda 61 h
AH 29, auf 60v aufgeklebt
33 [ca. 1653] September 5. A
BRIEF VON MARIA MARGARETHA PFYFFER AN LANDSCHREIBER BEAT JAKOB I . ZURLAUBEN, BREMGARTEN
Maria Margaretha Pfyffer te i l t [ihrem Bräutigam?] mit, wie sehr
sie unter der Trennung von ihm leide.
Original, mit unbekanntem Siegel AH 29, 61-62 - Blatt 61V und 62r leer
34 1635 Februar 4. B
NOTIZEN UEBER EINEN BRIEF [BEAT I I . ZURLAUBEN AN HEINRICH I . ZUR-LAUBEN]
Zuerst erwähnt [Beat I I . ] die 200 Dublonen, welche sein Sohn
[Beat Jakob I . Zurlauben] für die Heimreise [aus Frankreich] be-
nötige .
Auf Anraten von [Alfons von] Sonnenberg wolle er, [Beat I I . ] ,
"zu erhaltung der Ehr und mehrer Versicherung" nur im Einverständnis
mit dem König [Ludwig XIII.] oder dem Ambassadoren [Heinrich
Wallier auf die Kompagnie Zurlauben] resignieren,
"Fürschlag synen hob ich noch ?iit von Sonnenberg verstanden. "
Doch lasse er sich bezüglich der Uebergabeverhandlungen durch
ihn, [Heinrich I . Zurlauben], nicht einschüchtern, "Dyne guet Zuo
verkhauffen oder nit Zuoerstatten was er schuldig. " Was er von diesem
fordere, sei brüderliche Aufrichtigkeit.
ÏV/Cà—ùO
"Marquidant Ross [Roos?] bruche verwys. Bengg schult daran solle er han dass
Stipendium [von Frankreich?] wye Ich Im hievor geschriben. "
AH 29, 63 - Blatt 63v leer
35 174. [Frühestens 1743]
GEDRUCKTES WERBEPLAKAT FUER DIE KOMPAGNIE VON GARDEOBERST UND MARECHAL DE CAMP BEAT [FRANZ] PLAZIDUS ZURLAUBEN, FREIHERR VON THURN UND GESTELENBURG
AH 29, 64 - Blatt 64V leer ; s. Abb. am Schluss von AH 29
36 1650 Oktober 30., Lyon A
SCHREIBEN DER [KAUFLEUTE] JOACHIM LORENZ UND DAVID ZOLLIKOFER AN AMMANN [BEAT I I . ] ZURLAUBEN, ZUG
In Beantwortung seines Schreibens vom 19. ds. könnten sie ihm
mitteilen, ihn unterm 23. ds. unterrichtet zu haben, "que la Com-
pagnie [Zurlauben] Estoit en resolution d'aprocher du pays ce que monsieur
[Hans Jakob] Herman nous mande qu'ils ont execute du despuis", "habs nit
empfangen." Weitere Einzelheiten könne er dessen Brief, von welchem sie ihm
eine Abschrift beilegten, entnehmen. Gerne wollten sie auch sei-
nen in Paris weilenden Sohn [Heinrich I I . Zurlauben] von dieser
Entwicklung in Kenntnis setzen. Leider seien sie von diesem noch
immer ohne Nachricht, "qu'il aye fait toucher a nostre amy aucune chose
ce qui presera tant plus fort maintenant pour Enpescher l'Entiere ruine de
la Compagnie".
Gott möge ihn über den Verlust seines Bruders [Heinrich I . Zur-
lauben] hinwegtrösten. Sie beide hätten diesen sehr geschätzt
und würden dessen Tod sehr bedauern. "Nous sommes bien Contante de
vous Continuer les services que luy avons randu moyennant Seulement que vous
ayes tousiours les avanzes entre ÏIOS mains3 Car il ne nous accomode eri aulcune
zy/ób-ó/
façon d'y avanzer du nostre l'Employant en nos negosses."
" E m p f a n g e n S o n t a g s den 6 . Novembris 7 6 5 0 , beandiworiet 9 . nacher Z u r i c h und
dem keAman ein bfvio.ll daAnvüt."
Original, in franz. Sprache, mit Siegelresten. Glosse und Dorsualnotiz von Beat II. Zurlauben. AH 29, 65
37 1650 Juni 28., Solothurn A
SCHREIBEN DES [FRANZ. AMBASSADOREN JEAN] DE LA BARDE AN [CHARLES] DUC DE SCHÖMBERG, PAIR UND MARSCHALL VON FRANKREICH, COLONEL GENERAL DES SUISSES ET GRISONS
Bezüglich der Kompagnien der Hauptleute [Wolfgang Dietrich Theo-
dor] Reding und [Heinrich I.] Zurlauben sei er schon früher bei
ihm vorstellig geworden. "Mais Celuy oy Vous depeschant Une Personne
expresse, à cause que le mauvais Estât de sa santé [gemeint Zurlauben] ne luy
peremet pas de Vous aller trouverj Jl a désiré que Je Vous repraesantasse ce
qu'il estime Vous pouvoir convier à ne point Coupler ces deux Compagnies."
Dieser Bitte hiermit gerne nachkommend, möchte er darauf hinwei-
sen, dass beide Familien, die der Reding und die der Zurlauben,
seit undenklichen Zeiten mit Frankreich verbunden seien und da-
bei in ihren Orten zahlreichen Königen grosse Dienste geleistet
hätten. Ohne Uebertreibung dürfe gesagt werden, dass sie die bei-
den einzigen Familien seien, die in den mit Spanien verbündeten
[kath.] Orten stets treu zu Frankreich gestanden seien. Reding
sei übrigens dieses Jahr zum Landammann von Schwyz, "ou Jl a telle-
ment acquis la bonne Volonté du Peuple, que Ceux de La faction d'Espagne n'ont
peu luy donner l'exclusion", bestellt worden. Um zu diesem Ziele zu
kommen, habe dieser nicht unerhebliche Auslagen gehabt. "Que le
Landame [Beat II. Zurlauben] frere du Cappitaine [Heinrich I . ] Zurloübe, le
filz duquel [Heinrich II. Zurlauben] est associé à la Compagnie de son Oncle,
a aussy grand Credit, non seulement dans son Canton, mais aussy dans les
autres pour sa Capacité, Les Suisses n'ayant point d'homme qui soit plus
employé que Luy aux Diettes pour mettre la main à la plume, S'il se rencontre
29/37-38
quelque Chose de Considérable à mettre sur le papier."
Angesichts derart verdienter Männer wäre es dem Ansehen Frank-
reichs ungemein abträglich, wollte man diese derart schnöde be-
handeln und sie, anstatt ihnen neue Privilegien zu geben, noch
ihrer alten berauben. Dass nun aber gerade dies geschehen solle,
"Court maintenant dans la bouche de tout le monde, depuis que des particu-
liers ont envoyé dans la Suisse le memoire de la Reformation que Vous avéz
faite Monsieur". Die beiden betroffenen Kompagnien gehörten übri-
gens zu den ältesten des Garderegiment es. " Elles sont l'une & l'autre
dans la deffense actuelle des places [d.h. von Piombino] ou elles ont esté
mises en guarnison depuis longtemps dans un air si dangereux que les Ennemys
[Spanien] n'y Laissoient Jamais leurs gens plus de six mois sans les Changer."
Dadurch, dass die Kompagnien "hors les praetendues Limites [Vorwurf der
Transgressionen]" zum Einsatz gelangt seien, hätten die beiden ge-
nannten Hauptleute in ihren Orten [Schwyz und Zug] überdies aller-
hand Widerwärtigkeiten hinnehmen müssen.
In der Hoffnung, dass diese Argumente ihr Ziel nicht verfehlen
würden, sehe er einer baldigen günstigen Antwort entgegen.
Kopie, in franz. Sprache, aus der Kanzlei der franz. Ambassade in Solothurn. AH 29, 66
38 1650 August 22., Zug A
BRIEF VON [BEAT I I . ] ZURLAUBEN AN [HEINRICH I. ] ZURLAUBEN
Seine Schreiben vom 6. und 9. ds. seien ihm beide zugegangen.
Leider mache er darin keine Angaben über seinen Aufenthaltsort.
Dies lasse ihn zwar einerseits Hoffnung auf seine gesundheitliche
Wiederherstellung schöpfen, gebe ihm anderseits aber auch zu ver-
stehen, "que vous n'aves pas changé d'humeur, persevrant tousiours dans
vos desseings imaginaires, persuasions inutiles & des esperances malasseurés,
faisant le rétif es choses qui ont besoing de promptitude, Le mesfiant envers
ceux, ausquels vous deburies avoir La meilleure confiance, mesprisant les
fideles advis & conseils Lesquels vous deburies embrasser & suyvre d'aussy
29/38
bon Coeur qu'on Vous Les donne. Très cher frere c'est une bonne regle que de
penser aux choses passés, d'ordonner les présentes & de pourvoir aux futures,
[AnnaeusJ Seneca.' A Vostre derniere tour de france Vous deburies agir envers
nous, avec telle Syncerité & Affection laquelle Vous debuoit suggerer la
candeur fraternelle S avec une circonspection necessaire des choses & evenne-
ments, dont Vous avies plus de cognoissance que moy. Je Veux dire que si
eussies depeschê mon fils [Heinrich I I . Zurlauben] deslors pour se ioindre a
la Compagnie, suyvant l'association, Laquelle Vous dictes avoir obtenu de Mr.
le General [Charles Schömberg] S faict expedier en ce temps Là. Nous ne se-
rions pas reduict au point que nous sommes On a tout le moings, Veu Votre
continuelle indisposition Vous deburies envoyer mon fils en Cour, pour Veiller
a Nos affaires Sur La fin de la negotiation des députés [der XIII Orte: Ro-
dolphe de Weck, Vinzenz Wagner, Hans Konrad Werdmüller und Johann Jakob von
St aal]."
Wie den Briefen von Don Jean leider eindeutig zu entnehmen sei,
"on Vous faict reproche des plusieurs choses passés lesquelles ont aydé a
ceste d.isgrace Vous Voyes donques l'estât praesent il est temps de parvenir
Sans deslay S d'entreprendre pour remede ce qui debuoit estre cydevant employé
pour praeservatif". Der [franz.] Ambassador [Jean De la Barde] setze
sich zwar nach wie vor sehr für sie ein; doch angesichts der Tat-
sache, dass sowohl der Hof wie auch der General weit weg seien
und sie selber niemanden hätten, der sich an Ort und Stelle für
sie verwenden könne, schleppe sich die Angelegenheit dahin. "Ce-
pendant il faullt croire que le terme du 15 de ce mois escheu nos gens Sor-
tiront de P.[orto] Longone & que les extremes nécessites par deffault d'ar-
gent & d'autres provision ou Soulagements les pourroit facilement reduire au
desespoir S par conséquent la Compagnie Se ruiner entièrement. "
Angesichts al l dessen und der Tatsache, dass er offenbar nicht
daran denke, demnächst nach Frankreich zu verreisen, habe er ihn
vermittels dieses Expressschreibens bitten wollen, unverzüglich
seinen Sohn [Heinrich I I . Zurlauben] zur Kompagnie zu entsenden.
Zu diesem Zwecke solle er diesen "par D. Jean" mit allem für die
Reise Notwendigen versehen lassen. Zudem erwarte er von ihm,
dass er hiefür das nötige Geld sowie eines seiner Pferde zur Ver-
fügung stelle. Auch solle er die nötigen Befehle ausfertigen, da-
29/38-39
mit sein Sohn in Lyon oder anderswo Gelder abheben und sie der
Kompagnie überbringen könne. Schliesslich solle er seinen Sohn
auch bevollmächtigen, die diesem an Ort und Stelle nötig schei-
nenden Erhebungen - vermittels deren man dann hoffentlich die für
eine Rettung der Kompagnie erforderlichen Massnahmen zu treffen
im Stande sein werde - durchführen zu dürfen. "Je remarque dans La
Votre qu'enfin Vous Laisseries contenter de servir comme ceux de Perone, Mais
songes un peu si nos Jnterest tant particuliers que communs de nostre maison
y Seront maintenus. . . . "
In der Erwartung, dass er ihm umgehend die in ihrem beiderseiti-
gen Interesse gelegenen Zugeständnisse machen werde, versichere
er ihn seiner brüderlichen Zuneigung.
Kopie, in franz. Sprache AH 29, 67
39 1650 Juni 28., Solothurn A
SCHREIBEN DES [FRANZ. AMBASSADOREN JEAN] DE LA BARDE AN [MICHEL] LE TELLIER, "CONSEILLER DU ROY [LUDWIG XIV.] EN TOUS SES CONSEILZ, SECRETAIRE D'ETAT ET DES COMMENDEMENTS DE SA MAJESTE"
Sinngemäss gleicher Text wie in AH 29/37
Ergänzend dazu: "Je Vous supplie aussy que Ces deux Compagnies [Reding und
Zurlauben] soient traictêez Le plus favorablement qu'il se pourra pour les
payements, qui leur doibuent estre faicts Suyvant ce qui a esté Conclu avec
les Deputéz [der XIII Orte: Rodolphe de Weck, Vinzenz Wagner, Hans Konrad
Werdmüller und Johann Jakob von Staat]." Hptm. [Heinrich I. ] Zurlauben
habe übrigens eben eine schöne Zahl Rekruten geworben und diese
- wie den eingesehenen Akten zu entnehmen sei - bereits nach
Italien abmarschieren lassen.
Angesichts der Bedeutung "[de] Ces deux personnages [Wolfgang Dietrich
Theodor Reding und Heinrich I. Zurlauben]" möchte er ihn abschliessend
zy/en-vu
nochmals ersuchen, diesen soweit wie möglich entgegenzukommen.
Kopie, in franz. Sprache, aus der Kanzlei der franz. Ambassade in Solothurn. AH 29, 68
40 1650 Juni 28., Solothurn A
SCHREIBEN [DES FRANZ. AMBASSADOREN JEAN DE LA BARDE] AN [FRANÇOIS] MOUSLIER, "AU LOGIS DE MONSIEUR L1 ABBE [DENIS] DE LA BARDE AU CLOISTRE NOTRE DAME", PARIS
Hptm. [Heinrich I . ] Zurlauben beabsichtige, "[d'envoyer] Un homme
expres en france pour son affaire <§ pour celle de M. [Wolfgang Dietrich Theo-
dor] Beding; Vous me ferez plaisir de les assister L'un S l'autre avec tout
Le soing & l'affection qui Vous sera possible."
Zu diesem Ziele empfehle er ihm, bei den dafür in Frage kommen-
den Stellen vorzusprechen und dabei auf die von den beiden Fami-
lien seit undenklichen Zeiten geleisteten Dienste hinzuweisen,
weiter "Que se sont les seulles, qui soieyit dans ce sentiment, avec très
peux d'autres parmy les Cantons Alliez de Milan". Auch sei Reding - "qui
a acquy la bonne Volonté du peuple, entre les mains duquel est la souveraine-
té dans le Canton" - seit kurzer Zeit auch Landammann von Schwyz.
Dieses wichtigste politische Amt im Lande aber gebe Reding die
Möglichkeit, je nachdem eine Frankreich freundliche oder aber
feindliche Politik zu verfolgen. Angesichts der Tatsache, dass
demnächst das [franz.] Bündnis zu erneuern sei, aber könne ihnen
dies nicht gleichgültig sein, "Que [Beat I I . ] Zurloube a aussy grand
Credit dans le Canton de Zug, et . . . [?] dans toutte la Suisse. Qu'il est
employé aux diettes ou s'il y a quelque chose à mettre par escrit, Jl en a
la Direction à cause de la Capacité. " Unter Hinweis auf al l diese Punk-
te könne er alsdann zu bedenken geben, dass das Projekt, die
Kompagnien der beiden genannten Familien zusammenzulegen, hier-
zulande einige Bestürzung hervorgerufen habe. Wolle man also
unliebsamen Weiterungen vorbeugen, müsse auf eine Verwirklichung
dieses Planes verzichtet werden.
"De plus faictez tout ce qui se pourra à ce que les Compagnies de Reding &
Zurlouben soient très favorablement traictês pour les payements qui leur
doibuent estre faiots suyvant oe qui a esté conclu avec les Deputéz [der
XIII Orte: Rodolphe de Weck, Vinzenz Wagner, Hans Konrad Werdmüller und
Johann Jakob von Staat]; faisant Comprendre à Mr. [Michel] le Tellier qu'il
est necessaire d'en estre ainsy pour ne les point aigrir tout a faict Ces
gens la pouvant nous faire du bien & du mal, selon qu'on les traictera en
france. "
"N: Mr. L'ambassadeur s'est point subsigné, comme l'ayant escrite de sa propre
main & Mr. Mouslier estant son Agent à Paris."
"Von Jean party de S o l e u r e le 2 9 e Juin."
Kopie, in franz. Sprache, aus der Kanzlei der franz. Ambassade in Solothurn. AH 29, 69
[1651] A
BRIEF [VON BEAT I I . ZURLAUBEN] AN OBERST [LUDWIG VON ROLL]
Seinem Schreiben vom 25. ds. entnehme man, er, [von Roll], sei
der Ansicht, sein Sohn [Heinrich I I . Zurlauben] habe einen an-
sehnlichen Teil des empfangenen Geldes heimschaffen können. Ge-
he man jedoch dessen Abrechnung durch, so sehe man nur zu deut-
lich, dass die missliche Lage der Kompagnie sowie die Schulden
bei den Herren [David und Joachim Lorenz] Zollikofer, [Kaufleu-
te in Lyon], und anderswo es nicht zugelassen hätten, namhafte
Summen in die Heimat zu transferieren. Es erstaune allerdings,
dass [Heinrich I I . Zurlauben] in so kurzer Zeit eine derart
grosse Geldauszahlung habe auswirken können; doch werde ihm dies
bestimmt viel Mühe und Kosten verursacht haben, auch werde er da-
für keinen grossen Dank ernten. Wenn nun auch 3000 lb. auf des
Sohnes Konto einbezahlt worden seien, so dürfe man nicht verges-
sen, dass dieser der Kompagnie mehr als 6000 lb. vorgeschossen
habe.
In Anbetracht, dass die Zahlungen für die ersten drei Monate
nicht so bald zu erwarten seien und auch "noch khein fond gemacht" ,
29/41-42
wäre es für ihn, [Beat I I . ] , und seinen Sohn - "wyl uns doch schon
us Bruders [Heinrich I. Zurlauben] säligen der erste schaden widerfahren" -
nicht das abwegigste, sich der halben Kompagnie zu entledigen.,
Im weitern habe er der Frau Schwester [Anna Elisabeth Wallier]
schon oft geschrieben, seinem Sohn, [Heinrich I I . ] , die Memoria-
l ia und Rezepisse von Dokumenten, die bei Fusilier hinterlegt
seien, zuzuschicken. Darunter befänden sich insbesondere "billets
d'espargne . . . samt vernern nothwendigen befeichen dess Fourniers und andere
ansprächen halber". Es sei ihm völlig schleierhaft, warum sie sich
weigere. Schliesslich würden weder er noch sein Sohn irgend
einen persönlichen Nutzen daraus ziehen können. All ihre dies-
bezüglichen Bemühungen kämen schlussendlich doch allein den Kin-
dern [Heinrich I . , nämlich Anna Maria, Maria Theresia und Maria
Magdalena],zugute.
"Nota: syn empfangen: clag des mangels: brot und fleisch - schaden an die
Zins in die hushalts khomen wären. Konte woll nit so vil schulde>i überplibeyi
syn. "
Konzept AH 29, 70
42 1651 April 24. A
BRIEF [VON BEAT I I . ZURLAUBEN AN HANS VIKTOR WALLIER?]
"Vous aurez entendu par le Cap. [Robert] Maschet Le miserable estât des nos
payement, puisque devant son arrive Mrs. les députés [der TagSatzung in Ba-
den] ont résolu d' envoyer e?i Poste le Soubsballif de Baden [Hans Ulrich
Schnorf] avec des lettres au Roy [Ludwig XIV.] a duc d'Orleans [Gaston-Jean-
Baptiste de France] et le general [Charles de Schömberg] comme aussy aux Co-
lonel et Capitaines contenantes le rapell [Heimmahnung der Truppen] au def-
fault de la satis[f]action suyvant le traictê faict avec les députés [der
XIII Orte vom Jahre 1650 zum franz. König: Rodolphe de Weck, Vinzenz Wagner,
Hans Konrad Werdmüller und Johann Jakob von Staal]. Je scaiAray demain S'ils
o?it adjoustê ou diminué du depuis quelque autres choses. "
ÛV/ Sii-ÏO
Inzwischen aber sei ihm das Gerücht zu Ohren gekommen, der [franz.]
Ambassador [Jean De la Barde] habe, um den Forderungen der eidg.
Orte Genüge leisten zu können, 100'000 Ecus erhalten. Doch müss-
te er, [Wallier], - sei er dem Geschehen doch näher - eigentlich
mehr davon wissen.
Sein Sohn [Heinrich I I . Zurlauben] werde ihm, "donnant & demandant
advis Sur quelques articles" geschrieben haben. In der nämlichen An-
gelegenheit - [Nachlass seines Bruders Heinrich I . Zurlauben] -
sei auch er angegangen worden. Doch habe er sich - ziehe er es
doch vor, zuerst die Rückkehr seines Sohnes abzuwarten und sich
mit diesem dann mündlich zu unterhalten - bei der Beantwortung
des Schreibens nur ganz kurz gehalten.
"Car tout ce que Je dis ou praetends de Madame votre Soeur [Anna Elisabeth
WallierWitwe Heinrich I. Zurlauben], semble estre incompatible a son hu-
meur & fantasie." Er sehe jetzt schon voraus, dass es zwischen
ihnen zu keiner gütlichen Einigung kommen werde. Deshalb wäre
es vielleicht ganz gut, wenn sie sich gelegentlich einmal zu
einem Gespräch zusammensetzen könnten.
"par Lucerne"
Konzept, in franz. Sprache AH 29, 70V
1651 Juli 24. A
BRIEF [VON BEAT I I . ZURLAUBEN AN OBERST LUDWIG VON ROLL]
Am vergangenen Donnerstag hätten Seckelschreiber [Hans Georg]
Wagner [von Solothurn] und [Hans Viktor Wallier] , Herr von Saint-
Aubin, die Rechnung seines Sohnes [Heinrich I I . Zurlauben] ein-
gesehen und für gut befunden. Diese beiden hätten gehofft, be-
züglich der Hinterlassenschaft [Heinrich I. Zurlauben] etwas
Endgültiges beschliessen und den "hooff [St. Konradshof] und güeter
auch anderes mehr . . . feyl ...pieten" zu können.
Da sich die beiden aber erst am letzten Dienstag - vor ihrer Ab-
reise aus Einsiedeln - angemeldet hätten, sei ihnen diesbezüglich
nichts anderes übriggeblieben, als es vorderhand bei den Abmachun-
gen vom vergangenen Herbst bewenden zu lassen. Sollte jedoch die
Frau Schwester [Anna Elisabeth Wallier] mit ihren Kindern [Anna
Maria, Maria Theresia und Maria Magdalena Zurlauben] das Haus,
[den St. Konradshof], verlassen wollen, dann müsste in zwei Mo-
naten, d.h. nach Ablauf eines Jahres [seit dem Tode Heinrich I .
Zurlauben], endgültig abgerechnet werden. Dann nämlich sei es
an der Zeit, dass die Kinder sowie alle Gläubiger zu ihrem Recht
gelangten. Bis zu diesem Zeitpunkt aber werde es sicherlich mög-
lich sein, Käufer für die Fahrhabe und jene Dinge, welche von
Luzern hergebracht worden seien, zu finden.
Zur Zeit sei es ihm indessen unmöglich, sich dieser Sache anzu-
nehmen, habe er doch gerade heute einen Spezialauftrag der kath.
Orte erhalten.
"by Fronegkh gen Luaern"
Konzept AH 29, 71 - Blatt 71V leer
W 1651 März 4., Bremgarten A
BRIEF VON JOHANN BALTHASAR HONEGGER AN AMMANN [BEAT I I . ] ZURLAU-BEN, ZUG
Eigentlich hätte er vorgehabt, heute abend nach Zug zu kommen.
Da aber die Frau im Hof, [Anna Elisabeth Wallier im St. Konrads-
hof] , doch nicht bereit sei, in Abwesenheit ihrer Verwandten
[über die Hinterlassenschaft ihres Gatten Heinrich I. Zurlauben]
zu verhandeln, habe er es vorgezogen, vorderhand hier zu bleiben.
Sobald deren Verwandte eingetroffen seien, möge er ihm dies mit-
teilen; denn er wolle sich keineswegs von der Verantwortung drük-
ken. Am besten würden ihm die kommenden zwei Tage zusagen.
Am übernächsten Montag werde hier [als Nachfolger von Georg Hess]
ein neuer Pfarrer gewählt. Es sei zu hoffen, dass die Stadt wie-
der einen friedsamen und unparteiischen Seelsorger erhalten wer-
de, Vetter Meinrad [Honegger] und dessen Gattin [Elisabeth Sager]
würden sich Tag und Nacht bemühen, ihren Sohn [Johann Heinrich
Honegger] für dieses Amt beliebt zu machen. Doch könne er sich
persönlich des Eindrucks nicht erwehren, dass Bremgarten mit die-
sem nicht sonderlich gut versehen wäre. Dieser sei nämlich an
allen bisher innegehabten Seelsorgestellen - [Honegger war Pfar-
rer in Klingnau, Zufikon und Sursee] - seinen Pfarrkindern bald
einmal "Zum Höchsten odiosum worden". Falls dieser trotzdem gewählt
werden sollte , [was dann tatsächlich der Fall war] , werde er
diesen mit den gleichen Worten, welche schon er, Zurlauben, ge-
genüber Pfarrer [Johann] Mahler selig gebraucht: "Conditio tua
brevisj si tua Vita cavis [?]"3 begrüssen..
Original, mit Siegel AH 29, 72
45 [1649-1655] A
NOTIZEN [DES TAGSATZUNGSGESANDTEN BEAT I I . ZURLAUBEN] UEBER [SEBASTIAN PEREGRINI ZWYER
An der Tagsatzung der VII Orte vom 23. November 1649 zu Luzern
habe Zwyer vorgebracht, Bern habe von Zürich - um "wegen Franzo-
sischen Klegten der Regimenter" zu beraten - die Einberufung einer
gemeineidg. Zusammenkunft verlangt."*" "Aber nichts verfangen."
"Jtem von Basel ein ehrlicher Herr aman ehrlichem Man Zuogeschriben Und clagt
wye Zurich Jres Anliggen id est des Kornkhauffs halber [in Breisach?] so 2
schlecht Jn Acht Nerronend3 das sy schlechten Ernst erzeigen. "
Andernorts habe Zwyer sogar ausgestreut, die Basler hätten ver-
lauten lassen, falls Frankreich sie nicht zuvorkommender behan-
deln wolle, werde man sich wohl andere Freunde suchen müssen.
Diese Information sei ihm, [Zurlauben], von [Sebastian Heinrich]
Crivelli zugespielt worden.
Kaum sei man zur ersten Sitzung [in Luzern] zusammengetreten,
habe Zwyer entgegen jedem Herkommen unaufgefordert das Wort er-
griffen und das Bündnergeschäft [Erhaltung der kath. Religion]
3
angeschnitten. Dabei habe dieser den Eindruck erwecken wollen.
Uri sei über dieses Geschäft am besten orientiert. Am Schluss
seiner Ausführungen habe Zwyer sogar die Ansicht vertreten, dass
nur der Papst [Innozenz X.] sowie die Könige von Frankreich
[Ludwig XIV.] und Spanien [Philipp IV.] eine befriedigende Lö-
sung herbeiführen könnten. Deshalb habe dieser denn auch vorge-
schlagen, den [Kapuziner-] Provinzial [in der Eidgenossenschaft,
Matthias von Herbstheim, wie auch dessen Amtsbruder aus der Pro-
vinz Brescia, Faustino Ghidoni], zu bitten, sich anlässlich ihrer
Reise ans Generalkapitel in Rom zum Papst zu begeben und diesen
zu ersuchen, sich bei den obgenannten Königen für Bünden einzu-
setzen. Zu diesem Zwecke seien - so habe Zwyer begehrt - die bei-
den [Kapuziner] mit den nötigen Instruktionen und Kredenzschrei-
ben zu versehen. Dabei sollten die Provinziale auch dringend um
die ständige Unterhaltung eines Alumnen aus dem Kloster Disentis
durch die Congregatio de propoganda fide [am Kollegium Urbanum
in Rom] nachsuchen. Zu letzterem Punkt sei zu bemerken, dass Uri
dem Abt von Disentis [Adalbert Bridler] vor wenigen Monaten in
einem neuen Vertrag zugesichert habe, der Abtei diesen Freiplatz
zuzuhalten. Als Gegenleistung habe der Abt die alten Rechte des
Klosters [im Urserntal] für 1500 Gl. an Uri abgetreten. "Jetz
muoss das Ansechen des gantzen Catholischen Staudts solches uswürkhen helffen. "
Als sich die Nidwaldner wegen ihres Streites mit Uri [bezüglich 4
Steuern in Seelisberg] beklagt hätten, die Urner würden, wie aus einem
Brief an die XIII Orte hervorgehe, in dieser Sache bei den neugl.
Orten und weitern Ständen um Hilfe nachsuchen, habe Zwyer erwi-
dert, man habe bei diesen bloss Rat erbeten und gedenke dies auch
weiterhin so zu halten. Doch - so meint [Zurlauben] - widerspre-
che dies den Tatsachen. So habe, was nun wirklich nicht nötig
gewesen wäre, Uri ein mehreres getan und "um ein truw uff Sachen" an-
gehalten. Zwyer versuche ganz offensichtlich, Nidwaiden seiner
Rechte in Seelisberg zu berauben.
Bei Tisch habe man über die Angelegenheit des türkischen Ambassa-
29/45
doren [Ahmad] in Spanien gesprochen. Zwyer aber habe den dabei
ausgetauschten Informationen keinen Glauben schenken wollen und
diesen seinen Unglauben damit zu stützen versucht, in seinen ihm
unlängst zugegangenen Briefen aus Madrid werde davon kein Wort er-
wähnt. "darmit wolte er uns die Zuhörer glyohsam bethörenals solte man den
trukhten Zytungen nit glauben."
Zwyer habe im weitern veranlasst, dass Uri dem Herzog von Savoyen 5
[Karl Emanuel I I . ] ein Antwortschreiben zukommen lasse.. "Uff
der Überschrift Pundtsgnossen tituliert."
Von der [Dezember-] Tagsatzung 164 9 in Baden sei Zwyer erst am
Weihnachtstag abends spät in Zug beim Ochsen eingetroffen. Gleich-
zeitig sei dort auch Landvogt [Hans Konrad] Grebel von Wädenswil
eingekehrt. Beide hätten in der selben Kammer übernachtet. Gre-
bel sei am Stefanstag bereits um 4 Uhr wieder verreist, Zwyer um
6 Uhr.
"Wye er vast den abscheidt Componiert3 wurde Landschreiber [Johann Franz] Ce-
berg [von Baden] sagen können. "
Am 25. Oktober [1651] sei Zwyer durch Zug nach Stadel, welches
zwischen Zürich und Kaiserstuhl gelegen, gereist, um daselbst
mit den [Rats?] Herren [Hans Heinrich oder Heinrich?] Grebel
und [Hans Jakob?] Leu über die Religionsstreitigkeiten im Thur-
gau zu konferieren.6 Aus diesem Grunde habe Zwyer durch ein
Schreiben an den [Vorort] Luzern erwirkt, dass die wegen dieser
Streitigkeiten anberaumte Konferenz [in Luzern] vom 26. auf den
29. Oktober verschoben werde. Dabei habe er in besagtem Schrei-
ben den Anschein zu erwecken versucht, dass er diese Sonderge-
spräche [mit Zürich] im Namen aller kath. Orte führe. Doch seien
darüber nur einige Leute aus Uri sowie Schultheiss [Ulrich] Dulli-
ker und - "in passando" - auch [Wolfgang Dietrich Theodor] Reding,
der ihn, [Zurlauben], orientiert habe, unterrichtet gewesen.
Am Donnerstag, den [26. Oktober], sei Zwyer bereits wieder in
Bremgarten aufgetaucht, habe sich kurz im [Gasthof] Engel aufge-
halten und sich mit dem Guardian des [Kapuziner]klosters daselbst,
P. Simon [Zimmermann], über seine Reise unterhalten. Diesem habe
er auch anvertraut, sich demnächst zu [Matthäus] Welser, [bischöf-
29/45
lich-konstanzischer Rat], der eine Stunde oberhalb von Stein [am
Rhein] wohnhaft sei, begeben zu wollen. Sicher seien dort erneut
Partikularabsprachen getroffen oder Angelegenheiten des Bischofs
[von Konstanz, Franz Johann Vogt von Prassberg-Summerau] , be-
sprochen worden. Darüber habe Zwyer auch den Guardian hier in
Zug, [Krispin Zeiger], in Kenntnis gesetzt.
"1652 syne geschwindigkeit der absonderliche Tractation durch usschutz in y
Saffoy [Bundesbeschwörung der kath. Orte mit SavoyenJ."
In einem von Zwyer selbst verfassten Badener Abschied vom April
1652 habe dieser fälschlicherweise behauptet, dass die vom Bi-
schof von Basel, [Johann Franz von Schönau, von den XIII Orten]
angeforderte [militärische] Hilfe "underem titul eiries Allgemeineyi dz-g
fensionswerkhs" auf Kosten der einzelnen Orte erfolgen solle.
Dabei hätten an besagter Tagsatzung weder Luzern, Schwyz, Unter-
waiden noch Zug irgendwelche diesbezügliche Zusagen gemacht. In
diesem Zusammenhang müsse man jedoch wissen, dass dessen Bruder,
Obervogt [Johann Franz] Zwyer, mit der Schwester des Bischofs,
[nämlich Anna Beatrix von Schönau] , verheiratet sei.
An der Jahrrechnung zu Baden 1652 seien die beiden Pferde des
polnischen Königs [Johann I I . Kasimir] - [ein Geschenk an Zwyer?]
- vorgezeigt worden. "Jederman spieglet."
1653 sei Zwyer [von den eidg. Orten] zu Kaiser [Ferdinand I I I . ]
entsandt worden, um dessen Sohn [Ferdinand IV.] zur Wahl als 9
romischer König zu gratulieren.
"Zohlssachen und angetragne Verglychung nur zum Augenspiegel."
An der Jahrrechnung 1654 zu Baden habe Zwyer berichtet, dass man
nun im Reiche die eidg. Orte mit einem neuen Titel anspreche.1^
Leider aber - so sei er fortgefahren - habe er bloss die Auszah-
lung eines einzigen Erbeinungsgeldes zu erwirken vermocht. Ihm
selber aber seien auf der Reise grosse Unkosten erwachsen. So
habe er insgesamt nicht weniger als 30 Kühe und einen Stier ver-
schenkt. Doch sei zu bedenken - so kommentiert [Zurlauben] -
dass demgegenüber auch Zwyer von Kaiser und König reich beschenkt
worden sei. Trotzdem werde dieser - obwohl er ein Agent des Hau-
ses Oesterreich sei und obwohl niemand gleichzeitig zwei Herren
dienen könne - erreichen, dass ihm die eidg. Orte seine Reise-
spesen vergüten würden.
In Baden habe dieser zudem [Johann Ludwig] Schneeberger und
[Salomon] Hirzel wegen des Kleinodien[streites mit Frankreich]
ins Gewissen geredet.
1655 habe Zwyer unter allen Umständen zu erreichen versucht,
dass nur er [als Gesandter der kath. Orte] nach Rom delegiert
werde, [um Alexander VII. zu seiner Wahl als Papst zu gratulie-
ren] .
1) vgl. EA VI 1, 23 a 6) vgl. ebenda 83 a 2) vgl. ebenda 21 h [? ] 7) vgl. ebenda 94-97 3) vgl. ebenda 20 a 8) vgl, ebenda 105 a3 Punkt 10; 111 a 4) vgl. ebenda 21 k 9) vgl. ebenda 193 h 5) vgl. ebenda 24 d 10) vgl. ebenda 221 b
AH 29, 74
46
1649 A
NOTIZEN [BEAT I I . ZURLAUBEN UEBER SEBASTIAN PEREGRIN ZWYER]
"Wye Er die Stimmen un.begärt dem Gotshus Muri gesahikht wegen des Kauffs per
11 '000 Gl.
Jtem dem Gothus Disentis mit 1500 gl. umb Jre praetention uskhauffen. [Bei
den Verhand.lun.gen um die Abtretung der Rechte des Klosters Disentis im Ur-
serntal an. Uri hat sich vor allem Zwyer hervorgetan. ]" Auch die Aebte
von Einsiedeln [Plazidus Reimann] und St. Gallen [Pius Reher]
habe Zwyer dazu bewegen können, dem Vorgehen von Abt Adalbert
[Bridler von Disentis] zuzustimmen.
Bis jetzt sei die rechtliche Lage des Urserentales gegenüber dem
Kloster die folgende gewesen:
1. Die Urserentaler seien Gotteshausleute genannt worden.
2. Von alters her habe der Ammann [von Ursern] beim Abt von
Disentis "die Verwaltung3 gerieht s und Rechts Niderkhràiweïid begären
und erwärben" müssen.
3. Noch bis vor 50 Jahren hätten die Talbewohner jährlich eine
Prozession nach Disentis unternommen.
4. Jährlich hätten dem Kloster 6 Gl. Bodenzins entrichtet werden
müssen«.' ~ Mit der Bezahlung der obengenannten Ablösungssumme würden nun al l
diese Rechte hinfällig. Zudem müsse der Abt jenen Revers zurück-
geben, den ihm die Talleute, als sie ins Urner Landrecht aufgenom-
men worden seien, ausgestellt und worin die "Urseler" ausdrücklich
sämtliche dem Kloster zustehenden Rechte anerkannt hätten.
"Das -ist zwahr ein transaction Undt guetliche Unterhandlung" s die aber ge-
fährliche Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Denn es sei zu
bedenken, dass dies ohne Wissen und Willen der Bündner, welche
Kastvögte des Klosters seien, geschehen solle. "Jtem thund d.ie Ur-
ner d.is geldt dar; okn Zwyffel Jn meinungda sy damit des Gottshuses Recht
glychsam an sich bracht. " Dies aber könnte mit der Zeit zu Differen-
zen zwischen Uri und Bünden führen.
"Dem Gottshus Hermetschwyl hat er [Zwyer] Auch ein Stimm procuriert wegen der
stritigen stür mit den [Freien] Ambtern wider die ergangne erkhandtnus Zuo
baden. "
AH 29, 75
47 1638 August 10. A
ABRECHNUNG DES [ZUGER] LANDSCHREIBERS ADAM SIGNER UEBER DIE HIN-TERLASSENSCHAFT DES 16 37 IN ARTH VERSTORBENEN LAND-VOGTES [OSWALD I I . ] ZURLAUBEN
Einnahmen: Gl. ss
Durch die Vergantung von "hussblunder"3 Kleidern, Weiss-zeug und anderen; sich laut Inventar im Haus befindlichen Dingen sowie durch die Eintreibung ausstehender Guthaben seien bis zum 15. Mai 1638 eingegangen 139 35 1/2 Schuldforderungen Dritter 22 27 Einzelne Gläubiger müssten jedoch noch den Nachweis er-bringen, dass ihre Forderungen zu Recht bestünden.
Rest 117 8
Ausgaben: Gl. ss
[Melchior Kamer] , dori Wirt [zum Schwert] in Arth, bei dem Zurlauben verstorben sei, laut dessen Rechnung bezahlt 26 8 Botenlöhne, den Priestern für die Jahrzeit gegeben 2 20 Hans Kamer ennet dem [Zuger-] See, welcher ein Jahrlang das uneheliche Kind [von Oswald II. Zurlauben, namens Kleopha Bucher], betreute 25 Löhne für die Gantbeamten, den Schlosser, die Wäscherin und den Schiffmann von Arth 7 11 Schulden im Ochsen [zu Zug] 5 22
Verfallene Zinsen:
"Zinsen dem Hansmelcher Widmer der Kirchen S Michel [in Zug] so uff dem hus [Oswald II. Zurlauben] Stadt, so Zaltt worden" 31 31 Der Kirche St. Michael stehen jährlich 3 Gl. -und Hans Melchior Widmer 10 Gl. 8 ss zu Forderungen von Gläubigern, deren Ansprachen zu Recht bestehen 8 31 Dem alten Haberer für die Betreuung des [obengenannten un-ehelichen] Kindes 9 Lohn für Landschreiber [Adam] Signer 1 1/2
Summe aller Ausgaben 117 1/2 3 Ausgabenüberschuss 15
Zinsen für die Jahre 1636 und 1637 an das Kloster Wettingen von einem Hauptgut von 400 Gl. 40
Angesichts der schlechten finanziellen Lage - so seien künftigen
Martini zudem je zwei Zinse an die Kirche St. Michael und an
Hans Melchior Widmer zu bezahlen - müsse nach Mitteln und Wegen
gesucht werden, wie weitere Gelder aufgebracht werden könnten.
Original AH 29, 76-79 - Blatt 78V und 79r leer
48 [1656] März 23. B
NOTIZEN [BEAT I I . ZURLAUBEN, INSBESONDERE UEBER SEBASTIAN PERE-GRIN ZWYER UND DEN ERSTEN VILLMERGERKRIEG]
"In Allen Orthen syne Titos Timothaeos." [Zwyers] Getreue müssten je-
doch nicht wie dieser spitzfindig sein; wichtig sei nur, dass
sie "Jn credit und hochem ansächen" ständen. Noch mehr schätze [Zwyer]
jedoch die Einfältigen, denn diese könne er um so leichter "in-
ganieren [täuschen]". "mit . . . [?] Herr Gfater Stathalter [Karl Brandenberg?]
zy/4ö
und andere Vexierworthen. Je nach dem es einer gern gsit richtet er Jn ahn.
Jst ein Koch, der über atte Gwächs ein guote angenem saussen oder safft an-
richten kann. "
"An ein Key s [ertich ] , Kungkhlich, fürstlich, Geisttich, Geist- und weltlich
hochen Ständth. hoff und hushalts werden erfordert und gebrucht allerley offi-
ciatene Embter und diensten: geheimer Rath, Secretarius, Canzler, Hofmeister,
Landtvogt oder Gubernatoren, Rechenshalter des Jren in und usgebens, Keller,
Koch Gärtner. "
In den folgenden schwer lesbaren Notizen vernehmen wir, [Zwyer]
habe sich' mit den Feinden [der V kath. Orte im 1. Villmergerkrieg,
vor allem aber mit Zürich] eingelassen, eine "Salva guardia [für Hil-
fikon]" anbegehrt und geraten, die Befestigungen von Rapperswil
nicht zu verstärken,
"hat gen Jsprug wtd Wyen geschriben, also das deputierte gen Bregenz kommen,
Costanz beschikht . . . Das refferiert Guldinast [Goldast] anno [16]55. Zwyer
darby gewessen. Jmme [Bürgermeister u?ïd. Rat von] Zürich gen Constanz geschri-
ben. "
"exhortation a la paix.
L'empereur [Ferdinand I I I . ] pour raison d'Estât afin de ne se rendre odieux
près les Electeurs Hugenots pour mieux advancer son fils [den späteren Kaiser
Leopold I. ] a la Couronne Romaine. "
Der Papst [Alexander VII.] hinwiederum habe sie, die V kath. Or-
te, deshalb zum Frieden aufgefordert, weil er ihre Niederlage be-
fürchtet und die Neugläubigen schon habe nach Italien eindringen
sehen.
"Le Roy d,e france [Ludwig XIV.] pour ne point empescher ses desseings qu'il
a pour l'Jtalie, [u.a. in Mailand/Spanien].
Le d.uc de savoye [Karl Emanuel I I . ] la mesme considération.
Le duc de Mylan, [Luis de Benavides Carillo y Toledo, Marqués de Caracena],
a faict quelque signe contraire estant fort proche [d'eux] & le peu de gens
ne luy donnant aucune incommodité ny a nous beaucoup d'offense . . . Les Voysins
mesme [im speziellen Freiburg un.d Solothurn] considérant leur propres inter-
est s.
Les seuls 5 Cantons ont eu. respect non a la raison d.'Estât mais a la raison
de la Religion aymant mieux co?iserver La vray foy dans leur territoire que
ÛO/ -±o—ou
d'avoir l'égard a la tranquille repos S bien estre dans leurs pays & laisser
glisser La dangereuse liberte de conscience . . . contre la paix de 1531."
"Schidorth [BS, FR, SO, SH und AP] selbs mehr Respect Zu Standts usserlich
wolfahrt als der Seelen Jnerliche wolfahrt gehabt.
Bischoffen [vo?i Konstanz, Johami Franz Vogt von Prassberg-Summerau] Zins,
Zehndeiï selbst wichtig [er] gewesen. - Vogt Ze Arbori gwarnet hat nit gegenwehr
bruchen wellen."
1) Wobei im speziellen Friedrich. Wilhelm von Brandenburg und Johann Georg I. von Sachsen gemeint sein dürften.
z.T. in franz. Sprache AH 29, 80
49 1641/1642 A
ABRECHUNG [BEAT I I . ZURLAUBEN UEBER DIE HINTERLASSENSCHAFT VON OSWALD I I . ZURLAUBEN?]
Einnahmen: Gl. ss
Von Heinrich Müller empfangen um Johanni 30 Diese Suirme sei in Hptm. [Konrad?] Bachmanns Dokumenten nicht verzeichnet. Von Hptm., Bachmanns Sohn am 17. Dezember 1641 den Rest erhalten 47 20 Letzterem habe man darauf die "Bandtschrifft" herausgegeben und einen Kreuzer geschenkt 25
Ausgaben :
Am 27. Januar [1642] habe er Schwager [Jakob] Füchsli durch sein, [Beat II. Zurlauben], Patenkind [Beat Themas Füchsli] zugeschickt 5
AH 29, 81
50 1638-1642 A
ABRECHNUNG [BEAT I I . ZURLAUBEN] UEBER DIE HINTERLASSENSCHAFT [VON OSWALD I I . ZURLAUBEN UND DESSEN BEIDEN SOEHNEN BEAT JAKOB UND OSWALD I I I . ZURLAUBEN]
Ausgaben : Auslagen anlässlich des Todes von Vetter Fourier [Beat Jakob Zurlauben]:
DU
- Der Priesterschaft, dem Schulmeister und dem Sigristen anlässlich des Dreissigsten, der am 30. Oktober [1638] begangen worden sei 4 Gl. 10 ss
- Opfergeld für Base Barbara, welche am Dreissigsten ge-betet habe 20 ss
- Kerzen für die Schwestern [in Maria Opferung, Zug?] 24 ss - Barbara für Kerzen gegeben 6 ss - Deren Entlohnung 1 Gl. 10 ss - Der Nachbarschaft beim Schwert durch Johann Bengg aus-
zahlen lassen 2 Gl.
[Verschiedene weitere Auslagen:]
Frau [Anna Maria, der Gattin von] Haberer sen.,für Kleider und Strümpfe des unehelichen Kindes [Oswald II. Zurlauben, Maria Kleopha Bucher] , laut Aufstellung bezahlt 3 Gl. 16 ss Dem Tischmacher Andreas Eridlin "ufern Thum" für Arbeiten im Hause [Oswald II. Zurlauben] bezahlt 16 ss Burdi, der das uneheliche Kind 7 Wochen lang beherbergt, habe erhalten 4 Gl. Haberer sen. seien für das uneheliche Kind, welches ihm von Statthalter [Paul] Bengg verdingt worden, wöchentlich 23 ss gegeben worden, insgesamt also 2 gute Gl. Für Wein 9 ss Hans Jost Küng, [Chorherr in Zurzach?] 12 Gl. "Wytters han Ich Jreyi geben" 2 Gl. Zwei Zinsen für die Jahre 1635 und 1636 an Seckelmeister [Jakob] Andermatt, [Badherr des Bades Walterswil, zuhanden des Klosters Wettingen] ausbezahlt 40 Gl. "des Hans Melcher Witmers säligen gsohiakht ein Zins So er uffm hus hatt den 21. Mai 1639 uff Martini A° 37 g fallen" 10 Gl. 8 ss Der Frau von Haberer sen. habe er für das uneheliche Kind zusätzlich zum Obengenannten an Jahrlohn gegeben 14 Gl. 11 ss Alles in allen habe diese bis jetzt 40 Gl. empfangen. Heute habe er mit dieser abgerechnet. Für das zweite Jahr, d.h. bis Weihnachten 1639, verlange diese wöchentlich 23 ss, insgesamt also 30 Gl. weniger 4 ss. Daran habe er ihr bezahlt 12 Gl. Diese Summe solle sie für die Bezahlung ihres Hauszinses verwenden. Karl Weissenbach habe Frau Haberer für den Macherlohn von zwei Paar Schuhen, den Näherlohn für ein Röcklein sowie das Futter und den Färberlohn bezahlt 11 Gl. Für das nächste Jahr verlange Frau Haberer [für das un-eheliche Kind] 20 ss Wochenlohn. "Ist 10 gl bim Carle [Weissenbaah?] usgnomen worden."
104 Gl. 8 ss
Einnahmen :
Zwölf Zinnteller und zwei Platten im Gesamtgewicht von 16 Pfund, das Pfund à 6 Batzen 7 Gl. 8 ss Für einen hölzernen Weintrichter 6 ss
ay/bu
Für einen alten "bettkarren" und ein "Gut sehen"3 welche Andreas Fridlin auf dem Estrich "zusamengläsen" 25 ss 5 alte beschlagene Löffel 2 Gl. Für alte Tücher, eine Schürze aus Atlas, ein wenig Schür-litz und "Reiteli" 2 Gl. Von Hptm. [Konrad?] Bachmann "an des Vetter Fendrichen [Oswald III. Zurlauben] ansprach Luth derselbigen Handt-sahrifft" 2 Dublonen, macht 29 Gl. Am 21. Mai 1639 habe dessen Tochter überbracht [Angabe fehlt] Am 21. September 1639 habe Bachmann seine Schulden voll-ständig abbezahlt 71 Gl. Für die noch ausstehenden Zinsen habe er [zulasten von Konrad Bachmann?] ein neues Dokument ausgestellt. Am 31. Januar 1639 von Vogt [Hans Jörg] Reimann an Hauszins - abzüglich 13 Batzen für Glaserarbeiten -erhalten 35 Gl. [Reimann bewohnte das Haus von Oswald II. Zurlauben sei.]
Am 15. Januar 1641 von Vogt Reimann erhalten 35 Gl.
181 Gl.
Ausgaben :
"Jtem umb Züg dem alten Mann zu hosen" * 5 Gl. 25 ss Mit Seckelmeister Andermatt die Zinsen für die Jahre 1637 und 1638 von auf dem Hause liegenden Kapitalien des Klosters Wettingen verrechnet 40 Gl. Un Ostern 1640 den Maurern, welche am "heimlichen gmach" gearbeitet hätten, bezahlt 22 Batzen Sand und Kalk für diese Arbeiten 1 Gl. Der Frau am 3. Juli gegeben 3 Gl. 25 ss Heinrich habe die Reben im Garten in Ordnung gebracht, "was ein grausames gestrüpp" 2 Gl.. Dabei habe er, [Beat II.], geglaubt, die Hausleute würden diese nutzen. Laut Urbar der Schuhmacherbruderschaft liege auf dem Haus ein jährlicher Zins von 4 ss. Am ersten Adventssonntag 1640 habe er daher Meister Oswald Schwarzmurer die Zinsen für die Jahre 1637 bis 1640 bezahlt 16 ss Wiederum mit Anna Maria Haberer [wegen des unehelichen Kindes] abgerechnet. Für Kleider und Tuch bezahlt 4 Gl. 20 ss Deren Jahrlohn für 1640 16 Gl. 36 ss Bezahlt an Karl [Weissenbach] für letztes Jahr 2 Gl. 8 ss und dieses Jahr 1 Gl. 26 ss Frau Achermann am Dienstag vor St. Nikiaus 1640 für das [uneheliche] Kind ausbezahlt 20 ss Karl [Weissenbach] und Widmer für ein Röcklein, das dori Kind auf den St. Nikiaustag 1640 angefertigt wurde, bezahlt 8 Gl. 10 ss 1 Paar Strümpfe [für das Kind] 1 Gl. 5 ss Mit dem Badherr [des Bades Walterswil, Jakob Andermatt], wegen des auf don Hause liegenden Zinses des Klosters Wettingen abgerechnet. Zins für 1639 20 Gl. Am 15. Januar 1641 [Maria] Euphemia [Zurlauben] mit einem Zins zu Katharina Widmer geschickt 10 Gl. 8 ss
zy/òu-bi
Zins an den Pfleger [von St. Michael], Michael Wickart, den er diesem ebenfalls durch [Maria] Euphemia habe über-bringen lassen 3 Gl.
238 Gl. 35 ss
Am 13. März 1641 habe er, [Beat II.,] , vor dem Stadt-schreiber [Beat Konrad Wickart] abgerechnet. Demnach sei Vetter Fähnrich [Oswald III, Zurlauben] schuldig geblieben 57 Gl. 35 ss 31 Pfund kupfernes und ehernes Geschirr gekauft, das Pfund à 20 ss 15 Gl. 20 ss Dem Gotteshaus Wettingen stünden per März 1640 noch zu 20 Gl. Kirchmeier Michael Wickart habe er in seinem, [Beat II.], Haus, [dem Weingartenhof], einen Zins bezahlt 3 Gl. "Dargägen Von dem Kauffschilling über die 400 gl An
einem brieff hab ich Empfangen" 96 Gl. 24 ss
Weitere Ausgaben, die er nach dem Tod von Vetter Fähnrich
[Oswald I I I . Zurlauben], welcher im Juli 1641 bei [der Belage-
rung von] Aire umgekommen sei, habe bezahlen müssen: Den Schwestern [in Maria Opferung in Zug?] für Kerzen 1 Gl. 12 ss Wein, Brot und Fleisch für die Kapuziner, 38 Batzen 2 Gl. 34 ss Läuterlohn für den Sigristen: 1 ganzes [Mass?] Wein 18 ss Der Pfleger [von St. Oswald], Oswald Kolin, habe jedem Priester 30 ss, den Pflegern und Schulmeistern je 10 ss bezahlt, total 5 Gl. Oswald Kolin für Brot bezahlt 5 Gl. Base Barbara, welche am Dreissigsten gebetet habe, seien bezahlt worden 2 Gl. 8 ss [Anna Maria] Haberer für die gleiche Dienstleistung 1 Gl. 20 ss Opfergeld für die beiden 20 ss Dem Beten von Johann Konrad Heidegger "luth Zedels wegen Hans Jacoben säligen" bezahlt 7 Gl. 1 ss Am 12. November 1641 [Anna Maria] Haberer wegen des unehe-lichen Kindes gegeben 2 Gl. "Item den Kernen Z'lösen geben" 20 ss [Anna Maria Haberer] am 12. Januar 1642 1 Gl. Und am 20. Januar gegeben 20 ss [Jakob] Füchsli von Bremgarten am 26. November 1641 gegeben 10 Gl. 10 ss Demselben am 14. Dezember 1641 eine halbe Dublone gegeben 3 Gl. 25 ss [Anna Maria Haberer] am 18. Februar 1642 gegeben 1 Gl.
AH 29, 82-84
51 1636 August 1. [ev. 21.] A
BESTAETIGUNG OSWALD I I . ZURLAUBEN FUER EINEN WEINKAUF
Oswald I I . Zurlauben bestätigt am 1. [ev. 21.] August 1636 36 Mass
iJ X OO
Landwein, das Mass à 7 ss, empfangen zu haben und verpflichtet
sich, den Kaufpreis von 6 Gl. 12 ss seinem Vetter, Ammann
[Beat I I . ] Zurlauben, oder dessen Bruder, Hptm. Heinrich I .
[Zurlauben], baldmöglichst zu erstatten.
Original AH 29, 85 - Blatt 85V leer
52 164 3 November 5. A
ABRECHNUNG [BEAT I I . ZURLAUBEN]
[Glaser] Oswald Kolin habe er als "Jahrlohn" für sein Patenkind,
[den Glaserlehrling Beat Thomas Füchsli], 60 Gl. gegeben. Die-
sen Betrag hätte zwar sein Bruder [Heinrich I . Zurlauben] be-
zahlen müssen. Werde ihm diese Summe nicht innert 14 Tagen er-
setzt, nehme er sie in dessen laufende Rechnung auf, womit ihm
dann [Heinrich I. Zurlauben] insgesamt 102 Gl. 20 ss schuldig
wäre.
AH 29, 86 - Blatt 86r leer
53 1688 November 29.
AUSZUG AUS DEM ABSCHIED DER KONFERENZ [DER KRIEGSRAETE VON ZUE-RICH, SCHWYZ, UNTERWALDEN UND ZUG1™ FRAUENFELD], AUSGE-STELLT VON DER KANZLEI DER LANDGRAFSCHAFT THURGAU
s. EA VI 2j 243 [Aushebung von 8 Kompagnien für die Bewachung des Thurgaus]
1) Kriegsrat von Stadt und Amt Zug war Karl Josef Brandenberg,
Kopie AH 29, 87-87a - Blatt 87V und 87ar leer
ót)/ 0^-00 54
1668 März A
ERKLAERUNG DER EIDG. ORTE, SICH AN DIE BESTIMMUNGEN DER ERBEINUNG HALTEN ZU WOLLEN1
Nach reiflicher Beratung und in Anbetracht der 1474 mit dem Hau-
se Oesterreich geschlossenen und 1477 sowie 1511 erneuerten Erb-
einung, ferner im Bemühen, die Souveränität der Eidgenossenschaft
zu garantieren, hätten sich [zu Baden] die [Tagsatzungs-] Gesand-
ten] der Orte BE, LU, UR, SZ, OW, NW, ZG, neugl. und kath. GL,
FR, SO, AI und des Abtes von St. Gallen dahin entschlossen, ge-
nannte Erbeinung stets getreu halten zu wollen. Sollten die an-
grenzenden vorderösterreichischen Lande wider Recht und Bil l ig-
keit bedroht werden, wolle man diesen zu Hilfe eilen. Ein glei-
ches erwarte man im Bedarfsfalle auch von Seiten des Kaisers
[Leopold I.] . Man hoffe, von diesem bald eine gleichlautende Er-
klärung zu erhalten.
1) vgl. EA VI 13 741 f, 743 c
Kopie AH 29, 88
55 [1651 Juli] B
NOTIZEN DES TAGSATZUNGSGESANDTEN [BEAT I I . ZURLAUBEN UEBER DIE JAHRRECHUNG1 VON BADEN VOM JULI 1651]
- "Mardy le discours Particulier avec [Johann Jakob] Ziegler3 [Tagsatzungs-
gesandter von Schaffhausen]j & [Ulrich] Tulligkher3 [Tagsatzungsgesandter
Luzerns]."
- Der Handel um [Leonhard] Pappus, [Domdekan zu Konstanz, wegen 2
Religionsstreitigkeiten in Wertbühl? ] sei am Morgen früh von
ZH, GL und SH - ohne seine, [Zurlaubens] , Anwesenheit - behan-
delt worden. Von kath. Seite habe einzig Schultheiss Dulliker
daran teilgenommen.
29/55
- "10000 Dublen habend die von Basel [als Entschädigung für die Gesandt-
schaft nach Münster und Wien? ]" erhalten.
- Der [franz.] Ambassador [Jean De la Barde] habe sich mit den
Gesandten der neugl. Orte - insbesondere am Dienstagabend im
Bernerhaus [zu Baden] - des öftern separat unterhalten.
- "der fyrtagen [im Thurgau und Rheintal?] halber hat er3 [Sebastian Peregrin
Zwyer? ]3 wellen Jnwilligen dass man es bim Alten Pliben lasse."
- Schultheiss Dulliker habe vorgeschlagen, in den Vogteien [Ge-
meinen Herrschaften] Werbungen zu verbieten.
- "Wetiger Prälat [Abt Bernhard Keller: Streitigkeiten um verschiedene Zinsen 4
und Zehnten der Abtei]. " - "15. Juli wider in minem abwesen die Costanzer Sach" besprochen.
- "Ob. Zwyer khein Ritt wellen erzeigen3 nachmitag zu dem Schulthessen [Ul-
rich Dulliker?] gangen.
- Zu Zürich gsin by h. Bürgermeister [Salomon] Rirzel: syn furwand by mier."
- Mit den Gesandten von Schwyz [Wolfgang Dietrich Theodor Reding
und Martin Bellmont] habe Zwyer Probleme wegen [seiner Herr-
schaft] Hilfikon erörtert.
- "[Den Tagsatzungsgesandten von Schaffhausen3 Johann Jakob] Ziegler thuot
er3 [Zwyer]3 protegieren fur Jnn reden."
- "Der geistlichen clag schon den Zürchern bekannt. "
- "Syn [Zwyers] tentation durch H. [Laurenz] Meyer und Schulthess [Ulrich
Du.lliker3 beide Tagsatzimgsgesand,te Luzerns] mit Sarmistorff.
- "2 mal [hat Zwyer] still geschwigen über die Rynthal Rechnung."
- "[Zwyer sei] gen Zug und gägen Ury g fahren."
- Nachdem die Geleitsgelder aufgeteilt worden seien, habe sich
Zwyer "Jn d.er grössern stuben" mit dem Hofmeister von Königsfelden
[Wolfgang von Mülinen] unterhalten, "syn list Küngsfelden sach für
2 oder 4 herren Zuowysen d.amit by selbiger Zyt eben auch das seinig kont
fürgnumen werden. Alzyt 2 sätz zu den Sachen ob schon nit Religion[sange-
legenheiten]."
- "Compendium
von 1521 bis uff 1553 und 54 der gwonheit undt erclarung."
- Der Ambassador [Jean De la Barde] behaupte, keine Neuigkeiten
aus Armentieres erhalten zu haben.
29/bb-b/
1) Ob alle Notizen von dieser Jahrrechnung stammen3 ist nicht gesichert. 2) vgl. EA VI 13 90 a3 91 g 3) vgl. ebenda 61 h. 4) vgl. ebenda 13333 Art. 378 5) Zwyer war hier Gerichtsherr.
z.T. in franz. Sprache AH 29, 89
56 [1644] A
RECHNUNG1 VON PFLEGER OSWALD KOLIN FUER DIE BEKLEIDUNG SEINES tGLASER?] LEHRKNABEN BEAT [THOMAS] FUECHSLI
1643 für weisse Strümpfe 6 Batzen 1/2 Elle blaues Moschtuch [Möschg], um die Hosen auszubessern 12 1/2 Batzen 1 Elle blaues Möschtuch für Strümpfe, 20 Batzen 1 Gl. Am 14„ Januar 1644 habe Füchsli eine braune Kleidung erhalten 1 Gl. Für Faden, Haften, Seide, blaue Knöpfe 7 Batzen 4 3/4 Ellen brauner, rauher Samt, die Elle à 22 Batzen 7 Gl. 6 Ellen rauhes Tuch, um das Kleid zu füttern, die Elle
à 6 1/2 ss 2 3/4 nelkenfarbene "frissen fFreisJ", um das Wams zu füttern,
die Elle à 6 Batzen 1 Gl. 2 1/2 Ellen "buntällen [Bändel?]", 3 Ellen "bändtel Schnür" 8 ss
2 Gesamtsumme 14 Gl. 3.«, "Zalt" 1) Ganzer Text durchgestrichen.
2) Letzte Zahl nicht mehr lesbar3 Text weggerissen.
AH 29, 90 - Blatt 90V leer
57 [1650] A
UEBEREINKUNFT UEBER DIE BEZAHLUNG DER AUSSTEHENDEN FORDERUNGEN DES GARDEREGIMENTES
"L'année 47 [:] est comprins dans les 20 Monstres Accordeez
Et l'année 48 [:] restent 3 Monstres à payer. [Barthélémy] Rolland est
[au courant
Z9/bY~bö
L'année 49 [:] restent 6 Monstres à payer S 3 au . . . Monstres, dont Jls ont
les assignations donnés en mains du Sr. Gan...^
L 'année 50 [ :] restent touttes les monstres."
Die "Monstres" der genannten 9 Monate - 3 des Jahres 1648 und 6
des Jahres 1649 - seien in die von den Gesandten [der XIII Orte:
Rodolphe de Weck, Vinzenz Wagner, Hans Konrad Werdmüller und Jo-
hann Jakob von Staal] erwirkten Uebereinkünfte miteingeschlossen.
[Beat Jakob] Knopf I i gebe an, für ihren Unterhalt 2 "monstres"
erhalten zu haben.
1) Dokument beschnitten
In franz. Sprache AH 29, 91
58 1635 April 3., Solothurn A
SCHREIBEN DES [SECRETAIRE-INTERPRETE JACQUES] DE STAVAY-MOLLONDIN AN GARDEHPTM. UND AMMANN [BEAT I I . ] ZURLAUBEN, ZUG
"Ces deux mots ne sont que pour accompagner le Sy Jouinct pacquet que Son
Excellence Monsieur L 'Ambassadeur [Biaise Méliand] m'a d.ormé pour Vous le
faire tenir, Et pour Vous prier par mesme moyen de ne me Voulloir pouinct
Jmputer a mal de ce que J'ay tand différé a Vous mander de mes nouvelles."
Der Grund dafür sei nämlich einzig und allein der, dass er sich
seit dem Ableben von [Michel] Vialard, [der bis zu seinem Tode
am 26. Oktober 1634 in Solothurn Ambassador gewesen], kaum 14
Tage hier aufgehalten habe. Inskünftig aber dürfe er wieder mit
einem regeren Informationsfluss rechnen.
Der [neue] Ambassador, "qui tachera de rabiller touts les petits incon-
veniens qui sont survenus du temps du Deffimct", mache ihm einen sehr
guten Eindruck. Eine wirkliche Verbesserung der Beziehungen
zwischen Frankreich und den eidg. Orten aber setze voraus, dass
auch diese das Ihrige dazu beitrügen. Der Ambassador habe mit
Bitte, die übrigen eidg. Orte davon zu unterrichten, [den Vorort]
Zürich bereits von seiner Ankunft in Kenntnis gesetzt.
zy/öö
"sadite Excellence Espere que tout ainsy que l'on en a Usé envers ses pré-
décesseurs Messieurs des Cantons l 'envoyeroyit Visiter par leur députés ce
que l'on Croit se pouvoir faire incontinent après les festes de pasque."
Auch würde sich der Ambassador freuen, wenn er ihn, Zurlauben,
unter den Gesandten [Zugs] sehen würde.1 Dieser empfinde nämlich/
"Un Extreme déplaisir de la persécution et mauvais traictement que Vous resce-
pues de della. Je luy ay parlé de l'affaire de loraine dont l'on Vous perse-2
cute". "Elle m'a dict qu'Elle en Ecriroit a Vostre Canton si l'on le trou-
voit bon ou que pour le mouins Elle en parleroit a Vos Députés [Konrad Bran-
denberg]." Er wäre ihm dankbar, wenn er ihm mitteilen könnte, was
er davon halte.
"Quand a ce qui touche le passage de Monsieur [Henri] le Duc de Rohan avec
les trouppes du Roy [Ludwig XIII.] pour les grisons, ie crois que Vous aures
esté advertj que ce passage a esté subit et Jnopiyié sur Un advis que l'oyt a
lieu que les Espagnoles se Voulloient sesir du passage de la Val telline, mais
les trouppes du Roy qui sont dans la Valtelline les ont prévenus et se sont
sesis des priyicipaux passages, dequoy il me semble que Messieurs des Cayitons
yie doibuent pas estre Munis. Je crois que Moyis. le Duc de Rohan leur a demayi-
dé le passage si cella yie c'est faict avec toutte la formalité requise Vous
En scaures bien faire les Excuses. " Der Ambassador seinerseits wolle
alles ihm Mögliche tun, die Kläger zufriedenzustellen„ Wäre
nicht die Karwoche dazwischengekommen, hätte dieser bestimmt
schon einen "Interpre[te] du Roy" zu ihnen entsandt und sich zu
rechtfertigen versucht. 1) Zurlauben aber wurde nicht delegiert. 2) 1634/1635 wurde neben andern Kompagnien des Garderegimentes auch, die Kom-
pagyiie Zurlaubeyi in Lothriyigeyz eiyigesetzt. Dieser Umstand brachte Beat I I . Zurlauben iyi Zug von seiteri der span.. Faktion deyi Vorwurf ein, Transgres-sionen begangen zu haben.
Original, in franz. Sprache, mit Siegel AH 29, 92-93 - Blatt 93r leer
29/59-60
59 [1630 n. Januar 30.] A
RECHNUNG VON [SCHREINER] PETER WEBER FUER AUFTRAEGE VON [UHRMA-CHER] JOHANN JAKOB ZURLAUBEN SELIG
Schuldenübertrag aus dem Jahre 1628 20 ss Einen Tisch repariert 13 ss Eine Tafel gehobelt und einen Tisch repariert 20 ss Zwei Heiligenbilder gerahmt 6 Batzen Desgleichen vier "däflin" 6 Batzen Ein Bankkasten "und ein ufsah,lag brif zu lest [?]" 2 1/2 Gl. "lisen läden" gehobelt 10 ss Ein Heiligenbild gerahmt 4 Batzen Vier Fensterrahmen und "2 düvli" angefertigt 2 1/2 Gl. Eine Tischtafel gemacht 9 ss Dessen Totenbaum gezimmert 1 Gl. 10 ss Ein "Khästli" für zwei Uhren gemacht 15 ss Kirchenstuhl "uf der bor khilen" zu St. Michael gezimmert 3 Gl.
Total 12 Gl.. 25 ss
AH 29, 94 - Blatt 94r leer
60 [n. 1643] A
RECHNUNG HANS KASPAR WIDMERS [FUER BEAT I I . ZURLAUBEN]
"Des alten Haberers frau [Anna Maria] Restiert umb wahren das mir h. Sah. Ammann [Beat I I . Zurlauben in Zusammenhang mit dem unehelichen Kind Oswald II. Zur-lauben3 Maria Kleopha Buchers ] in letster rechnung aus-gestelt" 38 Gl. 3 ss Obige Summe sei dieser am 18. Juli 1643 bezahlt worden. 1 Elle Cadisch 18 ss 5 Ellen Schürlitz, die Elle à 1/2 Batzen 7 ss 3 d 1 Paar Pariserstrümpfe à 18 Batzen 1 Gl. 14 ss
2 Gl. 38 ss Erst am 13. Februar 1647 verrechnet.
Notiz von Beat II. Zurlauben AH 29, 96 - Blatt 96v leer
29/61-62
61 [n. 1641 September 10.] A
QUITTUNG, [AUSGESTELLT VON JAKOB FUECHSLI] FUER AMMANN [BEAT I I . ZURLAUBEN BEZUEGLICH ZAHLUNGEN AUS DER HINTERLASSEN-SCHAFT OSWALD I I I . ZURLAUBEN]
Von Ammann Zurlauben empfangen 20 Batzen Ferner habe dieser durch seine, des Ausstellers, Tochter überbringen lassen 8 Gl. 20 ss Ferner 20 Batzen Vom Müller [der Wälismühle in Bremgarten] erhalten 4 Mütt Kernen, das Mütt à 5 Gulden 20 Gl. In der Mühle habe ihm Zurlauben überreicht 19 Gl. Am 15. August habe er 1 Viertel [Kernen] erhalten 1 Gl.
51 Gl. 20 ss
"So gehörte mir noch von dem SO gl und dem Zins" 13 Gl. 20 ss
AH 29, 97 - Blatt 97V leer
62 1655 Januar 10., Solothurn . A
SCHREIBEN DES [FRANZ. AMBASSADOREN JEAN] DE LA BARDE AN [BEAT I I . ] ZURLAUBEN
Nachdem er[bezüglich des franz. Bündnisses]mit [Schultheiss und
Rat von] Freiburg auf der Basis der mit [Schultheiss und Rat von]
Luzern und Solothurn getroffenen Uebereinkunft einig geworden sei,
müsste eigentlich jedermann klar sein, dass ihm damit die Hände
gebunden seien "et que je ne puis rien faire davantage poter vos quatre
louables Cantons [TJR, SZ, UW, ZG] que ce d.o?it les trois autres se sont con-
tentez".
Die Behauptung, er habe Freiburg glauben gemacht, "que vos quatre
Cantons eussent fait ou résolu l'alliance et que je l'aye obtenue de fribourg
a force d'argent comptant", sei, "puisque je n'ay fait payer autre chose
a ce Cajiton en geiieral ny aux particuliers pour l'alliance que ceque j'ay
promis a touts les autres", vollkommen aus der Luft gegriffen. Auch
versichere er ihm, dass er keinem einzigen der 1636 [entlassenen]
Hauptleute Freiburgs irgendwelche Zahlungen habe zukommen lassen.
Gleicherweise falsch sei aber auch, "que Mrs. de Lucerne et de Fribourg
m'aient Jamais tesmoigné reserver aucun esclaircissement Sur nostre Traité
d'alliance". Im Gegenteil, "nous l'avons fait les uns avec les autres de
bonne foy laquelle nous observons Jnviolablement".
Dies sei alles, was er ihm auf sein Schreiben vom 4. ds. zu ant-
worten habe. Im übrigen gebe es auch seinen letzten an die IV Or-
te gerichteten Briefen nichts hinzuzufügen.
Wenn man sich also bereitfinde, dem Beispiel von Solothurn, Lu-
zern und Freiburg zu folgen und das Bündnis auf der nämlichen
Grundlage abzuschliessen, würden auch sie in den Genuss der hie-
für bereitgestellten Geldausschüttungen gelangen. "Mais s'ilz veu-
lent quelque chose de plus particulier Je ne le leur puis donner Sans des
nouveaux ordres du Roy [Ludwig XIV.]." Dabei sei er sich jetzt schon
sicher, dass dieser Begehren, die über das den genannten drei
Orten Zugestandene hinausgingen, wohl schwerlich akzeptieren
werde.
Mit dem Ausdrucke der Hoffnung, Uri, Schwyz, Unterwaiden und Zug
würden schliesslich die Ungebührlichkeit weitergehender Forde-
rungen selber einsehen, schliesst der Brief.
Original, in franz. Sprache AH 29, 98 und 89a - Blatt 89aV leer
63 1654 Dezember 24., Solothurn A
SCHREIBEN DES [FRANZ. AMBASSADOREN JEAN] DE LA BARDE [AN BEAT I I . ZURLAUBEN]
Das Schreiben, welches er an [Ammann und Rat von Stadt und Amt]
Zug gerichtet, "dit tout ce que vous me demandez savoir est que j'ay entre
mes mains le Traité françois et alleman Signé du secretaire d'Estât de fri-
bourg [Protais Alt] et scellé du Grand seau du Canton ensemble la lettre de
Revers francoise et allemande Signée et scellée de mesme3 Le tout en la mes-
me forme que j ' e vous les ay anvoyez cydevant Sans qu'il y ait rien de changé.
Je leur ay doiiné de ma part Semblables Traité et Lettres de Revers Signez et
2 9 / -
scellez de moy Ensemble le Proie ab de Lebbre Pabanbe avec promesse de la leur
fournir Signée eb scellée du Roy [Ludwig XIV. ] dans deux mois. "
Wenn nun Zug "semblables pieces Signées eb scellées" durch ein oder
zwei Gesandte nach Solothurn überschicken lasse, "Je vous ctonneray
de ma part les mesmes pieces avec le Proiect de Lettre Patante du Roy et
L'argent que g 'ay promis en faisant voir auparavant a vos Députés les Traité
et Lettre de Revers Signez et scellez de fribourg". Dies tue er deshalb,
damit sie sich davon überzeugen könnten, dass er sie nicht über-
vorteilen wolle.
"Jl ne faut point mettre le Datte du Lieu ny du Jour au Traicté ny lettre de
Revers parceque ces Dattes devront estre mis Jcy par moy et Mrs. ces Deputez. "
Werde Zug das Bündnis ungesäumt erneuern, könne er ihnen eine so-
fortige Auszahlung der oben versprochenen Gelder garantieren;
die sich später dazu entschliessenden Orte, [in diesem Falle UR,
SZ und UW], aber müssten sich dann gedulden, bis er neue Mittel
aus Frankreich habe herbeischaffen können.
Original, in franz. Sprache AH 29, 90a-91a - Blatt 91ar leer
64 1655 Januar 2., Solothurn A
SCHREIBEN DES [FRANZ. AMBASSADOREN JEAN] DE LA BARDE AN [BEAT I I . ] ZURLAUBEN
In Beantwortung des Schreibens, welches ihm der Bote bei dessen
Rückkehr [von Zug] mitgebracht, könne er ihm mitteilen, "que de-
puis nostre Conference" - [offenbar war Zurlauben in dieser Angele-
genheit mit dem Ambassadoren zusammengetroffen] - "Mrs. [Schultheiss
und Rat] de Fribourg aiant fait l'Alliance sans desirer autre chose de moy
que les mesmes pieces que J'ay données a Mrs. de Lucerne [Schultheiss und
Rat]." Somit könnte sich bestimmt niemand daran stossen, wenn
die IV [kath.] Orte, [UR, SZ, UW und ZG], dem Beispiel Freiburgs
und Luzerns folgend, das Bündnis auf gleicher Basis erneuern
würden. "[Car] Je ne puis maintenant [plus] leur donner la lettre du Roy 1
[Ludwig XIV. ] dont nous avions parlé. "
ÓV/ov-oo
Er sei sich sicher, dass dies auch die sich demnächst in Brunnen
versammelnden Gesandten [der IV kath. Orte] einsehen und den
Bündnisabschluss folglich nicht mehr länger hinauszögern würden.
1) Diesem zufolge sollte das eidg. Volk zwecks Verhütung von Transgressionen ausschliesslich in den bereits 1602 zu Frankreich gehörenden Gebieten ver-wendet werden.
Original, in franz. Sprache AH 29, 92a-93a - Blatt 92a und 93ar leer
65 1655 Januar 16., Solothurn A
SCHREIBEN DES [FRANZ. AMBASSADOREN JEAN] DE LA BARDE AN [BEAT I I . ] ZURLAUBEN
Sein Schreiben vom 13. ds. sei ihm gestern zugestellt worden.
Er könne dazu bloss feststellen, "que vos quatre Cantons [UR3 SZ, UW
und ZG] monstrent bien qu'ils n'ont pas grande Inclination a faire l'Alliance
avec la France puisqu'ils persistent après l'exemple ressent de Friboicrg a
desirer autre chose de moy que ce que J'ay donné a ce Cariton et auparavant a
celuy de Lucerne".
Wenn aber die beiden genannten Orte, "les plus puissants et les plus
considérables des Catholiques", die gleich ihnen mit Mailand verbün-
det seien, die Allianz in der Form hätten abschliessen können,
in der er sie ihnen allen vorgeschlagen, dann sehe er wirklich
nicht ein, weshalb sie für sich glaubten, Spezialbedingungen ver-
langen zu müssen. Er sei der Meinung, "que tout le mal vient des
Chefs"j denn das Volk wäre bestimmt bereit, dem Beispiele Luzerns
und Freiburgs zu folgen.
"Mais Jl faut dire la vérité nous ne sommes point aider comme les Espagnols 1
et vous mesme entrer dans les Sentiments de ceux qui desirent des limitations."
Angesichts der Tatsache, dass ihm in dieser Angelegenheit sogar
sein Sohn, der Hptm. [Heinrich I I . Zurlauben], von sich aus "[et]
fort raisonnablement" geschrieben habe, finde er seinen diesbezüg-
lichen Meinungsumschwung nicht wenig befremdlich.
"Véritablement les Sentiments que Je vois dans les esprits de vos 4 Cariions
Si favorables a l'Espagne qu'jls estendent leurs obligations pour le Milannois
a touts les Estats du Roy d'Espagne [Philippe IV.] et si défavorables a la
France qu'jls nous veulent oster touts les effects Justes et raisonnables de
nostre Alliance en la réduisant a rieïi nous desgoustent entièrement. Et je
vous dis nettement que c'est tout argent perdu que celuy que nous leur donne-
rons pour l'Alliance laquelle en quelque Façon que nous la facions Jls nous
rendront autant Jnutile qu'jls pourront par des Jnterpretations artificieuses
dont vous m 'avez des ja fait mention par vostre praecedente lettre3 de Sorte
qu'il vaudroit mieux pour le Roy [Ludwig XIV.] employer Son argent ailleurs
plus utilement."
Abschliessend hält der Ambassador nochmals fest, erkläre man
sich bereit, das Bündnis gemäss dem Beispiel von Luzern und Frei-
burg in der von ihm vorgeschlagenen Form zu besiegeln, würden sie
in den Genuss der nämlichen Vergünstigungen wie diese Orte gelan-
gen .
1) Damit wird auf das Begehren der IV kath. Orte angespielt3 den Einsatz der eidg. Soldtruppen auf die Gebiete zu beschränken3 die schon 1602 zu Frank-reich gehört haben3 um dadurch Transgressionen zu vermeiden.
Original, in franz. Sprache AH 29, 94a-95a - Blatt 95arieer
66 [n. 1704] A
BITTGESUCH VON GARDEHPTM. [BEAT HEINRICH JOSEF] ZURLAUBEN AN [MICHEL] CHAMILLART ZUGUNSTEN SEINER NICHTEN [FRAN-ÇOISE-HONOREE-JULIE UND ANNA THERESIA ZURLAUBEN]
"Zurlauben . . . Vous remontre . . . que Les Demoiselles De Zurlauben Ses Nieces
dont il est Tuteur honoraire3 n'ayant que très peu de Chose de la Succession
de leur Pere [Graf Beat Jakob Zvtrlaüben]3 qui Se trouve chargé de beaucoup
de dettes3 et a laquelle Elles ont esté obligées de renoncer; Jl ne leur
reste rien d'assuré que la terre et fief du Val de Villé Seituée en alsace
qu'il a plu au Roy [Ludwig XIV.] de leur accorder par L'honneur de Vôtre pro-
tection pour en jouir après La mort de leur Pere [1704] qui par charité avoit
esté obligé d'employer le nommé français Cas saigne (qui l'avoit Servy pendant
zy/bb-b/
quelque années en qualité de Valet de Chambre) dans la dite terre pour l'y
faire Subsister, ne pouvant plus rester à Paris, d'où Sa mauvaise conduite
l'avoit obligé de S'eloigner a cause des Dettes qu'jl y a faites, et dont
j l est encore chargé, Mais au lieu d'en changer, j l auroit encore tombé dans
plusieurs malversations punissables dans la regie de ladite terre et Seigneu-
rie, Surtout depuis Le deceds dudit deffunt Son frere, en ayant absorbé tout
le revenu par de mauvaises pratiques, refusant depuis le deceds de rendre
aucun Compte de l'administration . . . depuis plus de quatre années , S'estant
fait faire une Saisye pour S'emparer de tous les Titres et papiers de ladite
Seigneurie, en se rendant Gardien comme il a fait, S'estant ligué avec plu-
sieurs gens d'jntrigue mal jntentio?inés, et Voulant de concert avec eux per-
petuer des procès qui consommeraient absolument tous les revenus de ladite
Terre, dequoy Le suppléant Est de plus en plus averty: Pourquoy Jl Vous Supplie
très humblement . . . afin que les Demoiselles Ses Nieces puissent Subsister et
jouir de la grâce qu'elles ont receue de Sa Majesté, de Vous faire jnformer
par Mr. [Felix le Pelletier] De la Houssaye Intendant [d'Alsace] des faits
cydessus, pour ensuite donner tel ordre qu'jl Vous plaira pour arrester Le
Cours des desordres que cause Ledit Cassaigne contre L'jnterest de Ses
Nieces.. ."
"En Escrire a M. de la Houssaye"
1) Graf Zurlauben verschied 1704, Beat Heiyxrich Josef Zurlauben 1706j folg-lich muss das Dokument in diesem Zeitraum ausgefertigt worden sein.
Kopie, in franz. Sprache AH 29, 98a-99 - Blatt 98ar und 99V leer
67 [ca. 1653] A
SCHREIBEN [VON BEAT JAKOB I . ZURLAUBEN AN UNBEKANNT]
Am vergangenen Montag habe er seiner Allerliebsten, [nämlich
seiner Braut Maria Margaretha Pfyffer] , einen Ring und kurz dar-
nach einen Brief geschickt; von dieser aber sei bis heute keine
Antwort eingetroffen. Vorgestern nun habe ihr sein, [Zurlaubens] ,
Schneider zwei Hochzeitskleider - ein schwarzes sowie ein samtenes -
ny/oY-bö
und ein Schreiben von ihm überbracht. Doch auch darauf sei kei-
ne Reaktion erfolgt. Der Schneider habe ihm lediglich zu berich-
ten gewusst, die "Jungfrau" könne infolge heftigen Zahnwehs lei-
der nicht schreiben. Deren Mutter [Anna Cloos] aber habe ihm
durch einen Boten mitteilen lassen, dass er solange nicht auf ihre
Tochter zählen könne, als er seine Magd nicht entlasse.
Er habe es deshalb für nötig erachtet, sich deswegen ihm, dem
Adressaten, anzuvertrauen und ihn vermittels dieses Expressboten
um Rat zu bitten. Vielleicht gelinge es ihm, von seiner Braut
etwas Näheres in Erfahrung zu bringen. Im übrigen könne er ihm
versichern, dass er sich schon lange mit dem Gedanken beschäfti-
ge, sich wegen deren "Meisterlosigkeit und Sauffens auch Fülli" von der
Magd zu trennen und sich nach einer andern umzusehen. Er möchte
ihn deshalb bitten, dem Boten, der am Freitagabend wieder hier
in Bremgarten sein sollte, ohne Umschweife alles hierüber Herum-
gebotene mitzuteilen. Alsdann wolle er, [Zurlauben] , versuchen,
noch rechtzeitig Gegenmassnahmen zu treffen.
Wie es den Anschein erwecke, würden seiner Braut weder der Ring
noch die überschickten Kleider, die er ihr geschenkt, gefallen.
Seiner Meinung nach sollte sich diese etwas mehr nach ihm rich-
ten. Anderseits sei ihm natürlich viel daran gelegen, diese zu-
friedenzustellen und ihr dereinst ein liebevoller und verständi-
ger Gatte zu sein,
Konzept AH 29, 100
68 1700 September 9., Solothurn A
SCHREIBEN DES [FRANZ. AMBASSADOREN ROGER BRULART, MARQUIS DE] PUYSIEUX, AN LANDVOGT [BEAT JAKOB I I . ] ZURLAUBEN '
Sein Schreiben vom 8. ds. habe er samt beiliegendem Memoire er-
halten. Den Betrachtungen, die er bezüglich der "fermeture des
passages" anstelle, schliesse er sich voll und ganz an. "[Ce rai-
O S / u o
sonnement] doit faire eonnoitre dans votre Louable Canton que l'accord here-
ditaire ne vous engageant en rien avec l'Empereur [Leopold I. ]3 gl ne Sau-
roit [do?ïc] demander de passages pour aucune de ses trouppes dans le Milanez.
l'on sait que l'Espagne n'est pas en etat ni d'entretenir aucunes trouppes ni
d'y en envoyer. " Diese Tatsache aber gebe zu der berechtigten Be-
fürchtung Anlass, dass die Gesandten "de ces deux puissances - [Franz
Nikiaus von Neveu für das Rom. Reich resp. Oesterreich und Carlo Casati für
Mailand/Spanien] - pourroient demander le passage pour des trouppes Alleman-
des au nom de l'Espagne. Ainsy l'on a bien a regarder a quoy vous engage
l'alliance que vous avez avec cette Couronne avant que de luy donner une pre-
ference aussi préjudiciable a vos propres Jnterets3 qu'aux devoirs des alli-
ances que vous avez avec le Roy [Ludwig XIV. ]. " Eine kritische Beurtei-
lung der Sachlage dränge sich für sie schon deshalb auf, weil
doch Spanien selber seinen Bündnispflichten ihnen gegenüber stets
nur sehr nachlässig nachgekommen sei. Mit gutem Recht könnten sie
daher verlangen, dass es, noch bevor man überhaupt in Verhandlun-
gen eintrete, seinen alten Verbindlichkeiten nachkomme [und die
ausstehenden Pensionen] bezahle. "La protestation dont menace m. le
C[omte] Gazati ne peut etre qu'un epouventail de Cheneviere car supposé meme
que l'execution du traitté fut presente et non provisionelle3 vous auriez bien
d'autres protestations a faire contre l'Espagne si Elle trouvait a redire a
la condescendance que le Roy vous demande Sur les deux points auxquels sa
Majesté S'est restrainte." Er empfehle ihm daher, sich bei Zug Rücken-
deckung zu verschaffen und sich dabei an die oben zitierten Tat-
sachen zu halten. "Quant aux prétentions que vous avez sur l'Espagne la
Clause du Traitté - [Art. 4 des 2. Teilungsvertrages zur Spanischen Erbfol-
ge] - qui donne le Duché de Milan a M, [Leopold Josef Karl] le Duc de Lorrai-
ne porte qu'il en sera jnvesti avec Ses charges3 c'est la Seule condition qui
puisse plus fortement vous assurer cette dette3 car Jl n'est pas naturel que
le Roy pust en reprondre en Son nom3 mais en le Stipulant3 cela etend l'assu-
rance Sur Sa propre Source et ne laisse aucun Soupçon de la possibilité de
l'acquit de cette dette dans Son tems." Weder die span. Minister noch
deren Anhänger in Zug dürften irgendwelches Interesse daran ha-
ben, "[de] detruire cette assurance". Anderseits aber könnten - würde
Mailand von den Armeen der Alliierten eingenommen - ihre an und
ci & / UU UC
für sich berechtigten Forderungen leicht für hinfällig erklärt
werden. Er hoffe, dass man dessen in Zug eingedenk sein werde.
"Le Roy Louis XIII . . . a consenti effectivement a l'alliance de l'Espagne mais
comme la paix perpetuele [1516] et les autres alliances de la France avec Mrs.
les Suisses ont été reservées parceque ce Monarque n'avoit pas dessein d'agir
contre ses propres Jnterets, Les Louables Cantons Alliez d'Espagne ne peuvent
point agir au prejudice de la France3 ce seroit donner matiere a une guerre
ouverte que d'accorder les passages a l'Espagne pour le Milanez parceque cet
Etat n'étant point attaqué jl est jnutile de le deffendre."
Was nun den zweiten der angeführten Punkte angehe, sollte es
die [kath.] Orte wahrlich keine allzu grosse Ueberwindung kosten,
dem König die ihm gemäss Allianz zustehenden Truppen zur Verfü-
gung zu stellen, "la reflexion que vous faites Sur ce qui regarde l'Angle-
terre et la Hollande n'est gueres essentielle dans le cas dont Jl s'agit par-
cequ'il est censé que les . . . Cantons Catholiques n'ayant aucune alliance
avec ces Deux Puissances l'accord des trouppes que le Roy demande n 'engage
pas lesdites . . . Cantons envers elles} ainsy ce ne Sera pas là une Difficul-
té." Es empfehle sich daher für [Zug, seine] Gesandten1 auf die
Tagsatzung [in Baden] mit entsprechenden Instruktionen zu verse-
hen. Im übrigen sei er überzeugt, dass er in diesem Sinne in
Zug aktiv sein werde. Er, Zurlauben, könne seinen politischen
Freunden jetzt schon grosszügige Belohnungen verheissen.
1) Beat Kaspar Zurlauben3 Christoph Andermatt und Johann Baptist Staub
Original, in franz. Sprache AH 29, 101-104 - Blatt 104 leer
69 1650 Februar A
NOTIZEN UM EINE SCHULDFORDERUNG [AN DIE ERBEN OSWALD I I I . ZUR-LAUBEN SELIG]
"Ich Weys khein Anderri bericht Zuogeben Als das der H. Bruoder Hauptman
[Heinrich I. Zurlauben] umb 100 gl. wegen Veter Fenderich [Oswald I I I . ]
Zurlauben selig Red und Andtwort Zugeben schuldig sye.
2y/&y-/i
"Sei seint Zuo Lyon um die bewüste schoult die Herr Veter Fendrich Zurlauben
selig versprochen beza.lt worden. Mein sey Aber Zuo Zürich [?] abzochen. Segen
dem Herrn Seye [Jakob] Füchssli oder den jungen döchterli Jtem Herrn Bruder 2
Ammarm [Beat I I . Zurlauben] bewüst,"
1) Notizen von Beat I I . Zurlauben 2) Notizen von Heinrich I. Zurlauben
AH 29, 105 - Blatt 105V leer
70 [1649 v. März 20.] A
BRIEF VON JAKOB FUECHSLI AN AMMANN [BEAT I I J ZURLAUBEN, ZUG
Er möge bitte [aus der Hinterlassenschaft Oswald I I I . Zurlauben]
in seinem, Füchsiis, Namen dem Herrn zur Krone [in Zug, Jakob
Wickart] , 4 Dicken auszahlen. Darüber und anderer Schulden wegen
wolle er demnächst mit ihm in Zug abrechnen.
Dem Kronenwirt am 20. März 1649 2 Gl. ge.ge.bzn.
Original. Dorsualnotiz von Beat II. Zurlauben«, AH 29, 106
71 164 3 Februar 14. A
BRIEF VON JAKOB FUECHSLI AN AMMANN [BEAT I I . ZURLAUBEN]
Er möchte ihn bitten, ihm, damit er seinem Sohne [Hans Jakob
Füchsli] Kleider kaufen könne, [aus der Hinterlassenschaft Os-
wald I I I . Zurlauben] 4 Kronen zu schicken. Seiner Meinung nach
sei es nämlich Zeit, dass er diesen bei einem Lehrmeister [Schuh-
macher Rengger in Bremgarten] unterbringe.
Füchsli durch dessen Tochter 6 gute. G l . überbringen lassen.
Original. Notiz von Beat II. Zurlauben AH 29, 107 - Blatt 107V leer
[ca. 1635] A
MITTEILUNGEN UND NOTIZEN [BEAT I I . ZURLAUBEN] AN SEINEN SOHN [BEAT JAKOB I . ZURLAUBEN] BEZUEGLICH DESSEN HEIM-REISE UND SEINES SCHLECHTEN BETRAGENS
[Beat I I . ] wirft seinem Sohne vor, für die Soldaten kein einzi-
ges gutes Wort übriggehabt zu haben. Auch habe er sich unberech-
tigterweise für zwei bis drei Wochen vom Fähnchen entfernt und
sich dabei in Paris mit Huren und "wybergsindt" herumgetrieben.
Ferner interessiert sich [Beat I I . ] für das schwarze Kästchen,
das voller Gold und Ketten sein solle, "der guot Jung Münch deruff
baschi Nussbaumer sambt einer huoren von Paryss uss gägen St. Denys erylt
worden: ist gefeit undt uffen platz gelegt die huor im abgjagt worden."
"Lut. [Leutnant] baschi. Wachtmeister [etc. ] darbu asun. Monders alles vër-
laugyiet habend tuschet, der Karrer Binderli eben auch danmben enweg
müessen. Wan er3 [Beat Jakob I. Zurlaubendass ehrloss gsindli dy Jme
hat . . . muos der buob sagen er schrybe. "
Wie er vernommen, habe er die Dirne in einer Kutsche herführen
lassen. "Baschi syn redlifuehrer. - ein besonderer würth zu Argeiiteuil ist
maquereau [Zuhälter]. "
Auch habe er in Erfahrung gebracht, er besitze in Paris im Gast-
haus "à la Ville de Bruxelles" sein eigenes Zimmer, wo er seine Hab-
seligkeiten verstaue.
Mit seinen, [Beat I I . ] , Pferden transportiere er den Marketendern
ihre Waren, woraus ihm, [Beat I I . ] , grosser Schaden erwachse.
"Arbor seraphicae Religionis"
Er solle ihrer beider Kleider einpacken und mit nach Hause brin-
gen. Auch solle er sich aus den span. Niederlanden etwas Tuch
beschaffen, ferner Schuhe für sie beide, Breviere, Diurnalien
des Benediktinerordens, "Musicbuecherweiter 4 Kragen, 12 "Handt-
khrägli"3 Knöpfe, dunkelfarbene Schnüre sowie etwa eine Elle
schwarzen geblümten Samt und dies alles gleichfalls mitbringen.
Er möge sich einzig bei [Barthélémy] Rolland abmelden und darauf-
hin sofort verreisen.1
In Solothurn angekommen, solle er den Ambassadoren [Heinrich
/ f o
Wallier?] oder [Jacques de Stavay-] Mollondin, ev. auch [Michel]
Musnier [?] aufsuchen gehen.
Beim Durchreisen könne er al l ihre Bekannten grüssen lassen. Er
solle aber dem Wein nicht allzu sehr zusprechen und stets zeitig
aufstehen. Auch solle er vor der Abreise al l seine Schulden be-
zahlen und Quittungen dafür verlangen.1 Falls ihm dies aber nicht
in allen Fällen möglich sein sollte, würden ihm Musnier und [Mar-
tin] Lyonne dabei bestimmt behilflich sein.1
Herrn Hirzel möge er grüssen lassen.1
1) Dieser Satz durchgestrichen.
AH 29, 108
73 1668 C
TRUPPENREGLEMENT DES LANDGRAEFLICH-FUERSTENBERGISCHEN REGIMENTS IN FRANKREICHl
"Reglemeìit oder Militärische Statuten Des LandGrä ff liehe Fürstembergische
Regiments, welches Jhro Fürst. Gnade3 Herr Landgraff Wilhelm Egon von Für-
stemberg3 Graf zu Heiliegenberg und Werttenberg etc. Zu dienst und Sold Jhro
Königliche Majestät Jn Frankreich [Ludwig XIV.] Anno 1668 angeworben und Jn
Franckreich geführet haben. "
Vorrede :
1668 habe Landgraf Wilhelm Egon von Fürstenberg mit dem König von
Frankreich und Navarra eine Kapitulation geschlossen, derzufolge
Fürstenberg ein Regiment zu Fuss von insgesamt 24 00 Mann zu 12
gleichgrossen Kompagnien ausheben und in franz. Dienste führen
solle. Da dieses Regiment neu habe angeworben werden müssen, ha-
be es der Landgraf für notwendig erachtet, bezüglich der Diszi-
plin und der militärischen Verrichtungen ein eigenes Reglement
zu erlassen. Dies habe Fürstenberg nicht zuletzt deshalb getan,
"alss bey Teütscher nation dieserthalben kein beständieger Fleiss Zu finden3
in dem es [sonst] nach Eines Jedwedem Chur- und Fürsten auch gleichsamb Ob-
risten gut befinden verändert" werden könnte. Wer sich nicht an die-
ay//ó
ses Reglement halte, werde entlassen. Vorschriften, welche nicht
in diesem Reglement berücksichtigt seien, sollen vom jeweiligen
"Ober Officirer"s der das Regiment ganz oder zum Teil kommandiere,
"nach der Teiltschen Kriegsmanier" erlassen und je nach Wichtigkeit
durch den Landgrafen bestätigt werden.
[Inhaltsverzeichnis des Reglements:] Seite
"Erster Theil Dieser Regiments Ordnung Erstes Capitul. Von guter union und verständnüs der Ober- und
unter Officierer 3 Zweytes Capitul. Wie starck und was Fueses das Regiment seyn
und. unterhatten3 und wann vor dem Feind oder in atterley Kranckheiten3 oder durchs Ausreissen einiege Mannschafft abgehen oder vertohren werden sotte3 setbieger Abgang er-sezzetj auch wie die repartition der Recruiten geschehen solle 6
Drittes Capitul. Wie die Recruitirung des Regiments geschehen auch unter den Compagnien ausgetheilet werdeii sollen 8
Viertes Capitul. Von Abdanckung der Gemeynen Knechte 10
Zweyter Theil Dieser Regiments Ordnungso dahero tractiret von Praerogativ und bestellung^ auch bezahlung der hohen Officierer und Staabs Perscholmenj auch Haübtleüthen und Jhren untergebe-nen Officierern
Erstes Capitul. In was Perschonen der Staab bestehen3 auch verpflegt werden solle 12
Zweytes Capitul. Von Praerogativ und Verrichtung des Obriste?i3
Ersten- und Andern Obrist Lieutenants3 wie auch des Obrist-wachtmeisters IS
Drittes Capitul. Von Verrichtung der übriegen Staabs, Personen 22 1. Von dem Regiments-Commissario 22 2. Von dem Regiments Pfarrer oder Caplan 25 3. Von dem Regiments Quartier-Meister 27 4. Von den Regiment s-Adjutanten 29 5. Vom Regiments Profosen 30 6. Vom Regiments Feldscherer 31 7. Vom Wagermeister 32 8. Von dem Regimentstrommelschläger 32 9. Vom Schar ffrichter 33
10. Von dem Ingenieur 33 11. Von dem Capitain des Grenadiers 34 12. Von dem Capitain des Miyieurs 34
Viertes Capitul. Von Bestellung der Officierer bey Jeder Compagnie auch tdereyi Sold und Bewaffnung 35
Fünftes Capitul. Von dem Rang und Verrichtung des Capitains 39 Sechstes Capitul. Von Rang und Praerogativ der Leib Compagnie und
deren Officierer 42 Siebendes Capitul. Von Verrichtung und Rang der übriegen Officierer
bey den Compagnien 43 Achtes Capitul. Von Rang und Verrichtung der Reformirten Officierer 44
O d / f O
Neuntes Capitul. Von Avancierung der Officierer und Ramplacierung der vacierenden Chargen bey dem Regiment 46
Zehendes Capitul. Von Zug-Ordnung auch wie die Compagnien3 wann Sie aus Jhren Quartieren3 nach dem bestimbten Ohrt3 alwo sich das Regiment versamblen solle3 zu verhalten und auf was weise die Bataillons zu formiren 49
Eilfftes Capitul. Vom beständiegen Exercitio des Regiments 50 Zwölfftes und Leztes Capitul. Von Schlagung des Feldlägers und
Einquartierung des Regiments in die Städte und Place 50
Drittes und Leztes Theil Dieser Regiments Ordnung 3 so in sich hält3 unterschiedliche andere Verordnungen3 welche Jhro Fürst. Gndn. Zum besten des Regiments thun wollen
Erstes Capitul. Von Forttbringung der Bagage3 und Beköstiegung der darzu nöthiegen Fuhren 51
Zweytes Capitul. Von fleissieger Wartt= und Verpflegung der Krancken3 auch wie es mit den verstorbenen Soldaten und deren hinterlassenen Kleidern und Schulden soll gehalten werden 53
Drittes Capitul. Von den Marquetentern 55 Viertes Capitul. Von Bestellung des Kriegs Rechts3 Articuls
Brief's3 auch Gerichtlicher Session3 und der darbey üblichen Solennitäten 56
Fünftes Capitul. Von bezahlung des Regiments 58 Sechstes Capitul. Von begräbnüs der Officierer und Soldaten 59 Siebendes Capitul. Vom Respect und Ehrerbiethung3 welcher
die Ober- und Unter Officierer gegen einander zugebrauchen 59 Achtes Capitul. Von Monatlichn Kriegs-Raht oder Conferenc3
welche der Commendant des Regiments mit sämbtlichen Ober Officierern und Haubtleüthen halten soll 60
Neüntes und Leztes Capitul. Von Verrichtung des Jngenieurs und Feuerwerckers 62
Index [der vorhergeherideyi Kapitel] 64
Exercice que le Roy a regle pour touttes son Infanterie tant Françoise qu'Estrangere3 et pour Ses Compagnies des Mousque-taires et celles des Gentils hommes qui sont a Sa Solde. Elle est arrivée de la Cour a Perpignan le 7 May A 1683 addressée a Monsr. [Daniel de Montesquiou] de Preschac Inspecteur General des trouppes pour Sa Majeste en Roussillon 67
Exercitia [Laden der Gewehre3 61 Punkte 3 frz» und dt.] 68 Die Uebung der Picque [38 Punkte] 76 Gebt Achtung die gantze Bataillon Jhr werdet die Wendung
machen [14 Punkte] 78 Gebet Achtung die Glider zu do-ublieren [18 Punkte] 79 Gebet Achtung die Reyhen zu doubliren [20 Punkte] 82 Gebet Achtung Jhr sollet mit gantzen Gliedern Contra
marchiren [4 Punkte] 86 Gebet Achtung Jhr werdet mit gantzen Reyhen Contra
marchiren [2 Punkte] 87 Gebet Achtung die gantze Bataillon 88 Gebet Achtung Jhr werdet auf Eueren Gewehr ruhen 89 Gebet Achtung die gantze Bataillon3 Jhr werdet Euch Schwencken 89 Gliederweis Feuer zugeben 89
29/73-
Mit Drey Gliedern Feüer Zugeben 90 Mit Drey Gliedern Zusammen Feüer Zugeben 90 Ordre und Befehl von Herrn, Maresohal [de France} Philippe de
Montault, Duc] de Navaille3 wie mann sich bey den Bataillonen Zur Zeit einer Feldt-Schlacht oder Treffe?is Zu verhalten hat. " 91
1) Dieses Regiment wurde ab 1675 von Konrad IV. Zurlai/ben kommandiert,
z.T. in franz. Sprache. Mit eigener Paginierung 1-94, Format 17 x 24 cm AH 29, 109-160 - Blatt 109V, 157-160 leer
74 1647 Januar 25./15., Zürich A
SCHREIBEN [DES SCHWEDISCHEN RESIDENTEN] KARL MARIN AN DIE XIII ORTE
Christina, Königin der Schweden, Goteïi und Wenden, Grossherzogin
von Finnland, Herzogin in Estland und Karelien und "Früwlin" in
Ingermanland, setze alles daran, die schon unter ihrem Vater
[Gustav I I . Adolf] gepflogenen guten Beziehungen zu allen christ-
lichen Staaten aufrechtzuerhalten. Es freue ihn, [den Residenten],
daher sehr, sie, die Eidgenossen, nach glücklich zu Ende geführ-
tem Dänischem Krieg erneut der uneingeschränkten Freundschaft
Schwedens zu versichern.
Schon der Vater der Königin habe den eidg. Orten, nicht nur weil
sie sich - wie in alten Chroniken nachzulesen sei - mit den Schwe-
den zusammen einer gemeinsamen Herkunft rühmten, sondern auch weil
sie "in der allgemeinen Erschreckenlichen Zerreütung der Christliche Euro-
peischen Landen" ihre Freiheit zu wahren gewusst hätten, hohe Ach-
tung gezollt. Deshalb sei es auch nicht nötig, sie zu Frieden und
Ruhe zu ermahnen. Deutschland und England würden ja zur Genüge
zeigen, welches Unheil sinnlos geführte Kriege heraufbeschwören
könnten.
Obwohl man ihnen gleich zu Beginn "disses Teutschen Kriegs durch ein
Ansehenliche gesayidtschafft" die Gründe dargelegt habe, weshalb
Schweden diesen durchaus gerechten Krieg führen müsse, sehe sich
die Königin nun doch gezwungen, nochmals festzustellen, dass,
wenn ihre Gegner, [die Liga], behaupteten, Schweden sei sowohl
O S / { -±
für den Ausbruch als auch die Fortsetzung der Auseinandersetzun-
gen verantwortlich, auch habe es bisher einen Friedensschluss
in Deutschland zu vereiteln gewusst, diese Anschuldigungen jeg-
licher Grundlage entbehrten und dass vielmehr ihre Gegner die
Ursache allen Uebels seien. So gehe aus den bereits in Druck er-
schienenen Akten eindeutig hervor, dass der Kaiser [Ferdinand I I I . ]
"ohne einige Vorempfangne Unbillichkeit" den in Preussen eingedrunge-
nen mit Schweden gleichfalls verfeindeten Polen mit offener
Macht beigesprungen sei und dass dieser Schweden weiter solange
"mit . . . schweren iniurien" bearbeitet habe, bis "dass solche durch
Kein andere, alss durch der Waffen mitel [hätten] . . . revongiert werden"
können. Wenn man nun diese dem Feind geleistete Hilfe und "andere
[gegen Schweden gerichtete] schwere Attentaten" in Betracht ziehe, wie
könne man dann die von den unterdrückten Kurfürsten, Fürsten und
Ständen Deutschlands - mit denen Schweden aufgrund von
"Blutsfreundschafft" und des gleichen Bekenntnisses aufs engste
verbunden sei - "auff meinigfeltige geschehne bewegliche begehren" um
schwedische Hilfe nicht für rechtmässig halten?
Wäre also den damaligen Annexionsgelüsten Oesterreichs durch die
schwedische Intervention nicht ein Riegel geschoben worden, so
hätte nach erfolgter Einnahme des Herzogtums Mecklenburg und
Pommerns durch den Kaiser [1630] das gesamte schwedische König-
reich, das bekanntlich im baltischen Meer, [der Ostsee], an die-
se Gebiete grenze, leicht in äusserste Gefahr geraten, und es hät-
te der König von Polen, [Sigismund I I I . ] , mit Hilfe des Kaisers
fast ungehindert nach Schweden eindringen oder doch zumindest
Livland erobern können. Die Macht des Hauses Oesterreich sei da-
mals, vergleiche man diese mit der anderer Potentaten, "formidabel"
gewesen. Nicht nur habe dieses riesigen Besitz in Europa, Asien
und Amerika gehabt, sondern zu dieser Zeit auch fast ganz Deutsch-
land beherrscht. Die damals zahlreich geschlagenen blutigen
Schlachten und die daraus resultierenden furchtbaren Verwüstun-
gen hätten bald jedermann erkennen lassen, dass es so nicht wei-
tergehen könne. Wäre nämlich das Haus Oesterreich vollends in
den Besitz Deutschlands gelangt, hätte dieses ohne weiteres eine
z y / y 4
Armee von 200*000 Mann ständig unter Waffen halten "und also einen Krieg
nach dem andern mit den benachbarthen Königreichen und Freyen Stenden Anfän-
gern ia auch den schidman in ganz Europa agieren" können. In Anbetracht
dieser Bedrohung des eigenen Landes und der benachbarten Könige
und Stände habe der schwedische König [Gustav I I . Adolf] die
Waffen ergriffen und "dess Teutschlands Freyheit bis au ff den letsten
bluotstropfen beschirmbt". Von den gleichen Absichten sei aber auch
Königin Christine beseelt, welche diesen Krieg so lange fortzu-
führen gedenke, bis dass ein allgemeiner Friede, in den alle
Länder, gleich welchen Bekenntnisses diese auch sein mögen, mit-
einzubeziehen seien, geschlossen werde.
Da - wie gesagt - schon unter ihrem Vater gute Beziehungen zwi-
schen Schweden und der Eidgenossenschaft bestanden hätten, so
möchte die Königin diese, zumal allgemein bekannt sei, dass auch
sie sich zum Wohle ihres Vaterlandes allen ungerechten Forderun-
gen des Hauses Oesterreich widersetzt hätten, auch weiterhin pfle-
gen. Man wünsche daher nichts sehnlicher, als dass ihnen, den
Eidgenossen, die durch ihre Vorfahren mit so viel Blut erkämpfte
Freiheit erhalten bleibe und hoffe, dass die kriegerischen Akti-
onen Schwedens und seiner Verbündeten die schweizerische Neutra-
l i tä t nicht beeinträchtigten. Die Ursache, dass bisher noch kein
allgemeiner Friede zustandegekommen sei, liege - wie bereits an-
gedeutet - nicht etwa darin begründet, dass Schweden zuvor noch
die kath. Religion austilgen möchte, noch wolle es seine Grenzen
ausweiten oder gar in Deutschland regieren. Solche Verleumdungen
hätten einzig den Zweck, das Ansehen Schwedens zu untergraben.
Die Behauptung, dass Schweden das kath. Bekenntnis auszurotten
versuche, sei derart absurd, dass es hiezu eigentlich keiner
weiteren Erklärungen bedürfte. Allein schon der Umstand, dass
Katholiken, die unter der Schutzherrschaft Schwedens lebten,
ebensogut gehalten seien wie die^elche unter Kaiser [Ferdi-
nand I I I . ] leben würden, beweise die Unhaltbarkeit solcher Be-
hauptungen zur Genüge. Und wenn sich die Königin bemühe, "das die
der Augspurgischen Confession zugewandte und die reformierten stende" in
den allgemeinen Frieden miteingeschlossen würden, so sei dies -
z y /
strebe man doch damit einzig die Wiederherstellung der Zustände
vor dem Kriege an - nichts weiter als eine gerechte Forderung.
"Ess geschieht auch herinen der Key s s etlichen Majestät Kein abbruch, alss
wan bey derselben nit fuog und macht were, wie bey de>i anderen Reichsfürsten
und steriden Zue Reformieren, dan Wirt ein anders ist ein gwüsse Relligions-
übwig in seine?i landen Zue bestellen, und ein anders die Jenigen, so sich nit
dar Zue bequemend koomend in das Ellend Zue iageyi, Und mit einem Wort die ge-
wissen Zue nötigen -und Zu Zwingen. " Das erste sei eine Freiheit der
deutschen Reichsfürsten, das andere aber "Zirkht auff dienstbarkeit
und gewalt, als Welche gegen solche verüebt wirt, welche sich Zum Christen-
thumb bekhennend, die sich mit dem hochen laster der verletzten Majestät nit
befleket, die alles das, Wass in der heilige?i schrifft, in dem Christlichen
Apostollischen glauben, in der Erkantnuss der allgemeinen Versammlungen der
Alten Christen begriffen glauben und thund: Welche bekenner gewüsslich auch,
nach den Romischen Rechten selbsten, und. der meinung der alten Kirchenlehre-
ren ?iit mit Verbanung oder anderen diser Zeit, sogar im brauch gesetzten
schweren trangsahlen Zuestraffen, sonder vilmehr auch nach dem Beyspeil des
Türkhen selbs, welcher doch des Christlichen glaübeyis ärgster Feind ist, Zue
dulden sein. Und wass den einwurff des Beso>iderbaren Privatsnutz betreffen
thut, so fehr ist es, das solches meine Königin, am friden verhinderet. "
Es stimme zwar, dass die Königin schon längst einen Separatfrie-
den hätte schliessen können. Doch mit Blick auf das Ganze habe
sie diese Möglichkeit bis jetzt ausgeschlagen., Zudem benötige
die Schlichtung aller anstehenden Probleme viel Zeit. Dass nun
die Königin für die aufgelaufenen Kriegskosten Ersatz fordere,
sei nur b i l l ig ; schliesslich sei es doch der Kaiser, der sie
wider ihren Willen zwinge,auch weiterhin eine Armee im Felde zu
belassen. So seien denn nicht weniger als fünf Jahre verstrichen,
"Ehe die praeliminar tractaten zum [späteren] friden [von Osnabrück] nur den
Anfang Erreichen möge". Diese Zurückhaltung Schwedens sei auch damit
zu erklären, dass es zuvor jegliche Gefahr, die ihm von den Staa-
ten am Baltischen Meer drohen könnte, ausgeschaltet wissen möch-
te.
"Es beruowet auch solches begehren in ipso iure belli, wie auch auf der
andern, ia der Loblichen Eydtgnossschafft selbst en eignen Exemplen. "
So etwa sei ihnen, als sie im Verlaufe des Konzils von Konstanz
- zu einer Zeit also, wo sie noch am "anfang ihres Pundts" gestan-
den,- von Kaiser Sigismund aufgefordert, gegen Friedrich von
Oesterreich, mit dem sie zuvor einen langjährigen Waffenstill-
stand geschlossen, die Waffen zu ergreifen, ein namhaftes Stück
österreichischen Bodens, [der Aargau] , zugefallen, das sie in
der Folge auch behalten hätten.,
In gleicher Weise,wie Graf Rudolf von Habsburg [1273] wegen
seiner hervorragenden dem Reiche geleisteten Dienste von den
Reichsfürsten zum Kaiser erhoben und mit dem Herzogtum Oester-
reich, das Rudolf [in der Schlacht von Dürnkrut 1278 dem] König
Ottokar II. von Böhmen abgenommen habe, "begaabet" worden sei, könne
nun auch Schweden für seine Friedensbemühungen eine Anerkennung
nicht abgesprochen werden; schliesslich hätten sowohl der Vater
der Königin als auch viele andere Schweden ihren tapferen Ein-
satz mit dem Leben bezahlt. Dadurch hätten sie sich aber nicht
nur um Deutschland, sondern auch um die Eidgenossenschaft ver-
dient gemacht. Es sei jedoch nochmals festzuhalten, dass die Kö-
nigin keineswegs die Absicht hege, die Grenzen ihres Reiches zu
erweitern. Diese seien ohnehin schon so ausgedehnt, "dass es XV
Astrologischer Graden in seinen Cirkel begrifftauch bedürfe es, um
in Friedens- und Kriegszeiten die zahlreichen schwedischen Unter-
tanen zu schützen und bei Gehorsam zu halten, an die "50 '000 Reit-
baren Mänern".
Obwohl "das Erterrich under einem von Natur Kalten> und dem Ansehen Trau-
rigen gelendt" liegt, so sei Schweden trotzdem reich an Silber-,
Kupfer- und Eisenminen, ferner an Schwefel, Vitriol und Pech;
weiter rühme sich das Land eines ausgedehnten Getreidebaus,
reicher Fischgründe, seiner Viehzucht und Jagd. Deshalb sei es
ob besagter Reichtümer mit jedem andern Königreich zu verglei-
chen und hinsichtlich seiner Metallvorkommen und der vorzügli-
chen Meerhäfen andern sogar überlegen. In früherer Zeit habe
Schweden recht unruhige Tage erlebt. Doch habe sich das Staats-
wesen durch den Fleiss und den Arbeitseifer seiner Bewohner "und
durch einfüerung der begangenschafften" derart gefestigt, dass ihr Reich
6 t > / / ' à
bald so "achtbar" wie Deutschland sein werde. Von letzterem sei
schliesslich auch einmal geschrieben worden, "das es Zue Zeiten der
Römern hocheit gewesen seige anzuschalten traurig eines rauchen lufts3 fin-
ster von Velden, und von Ungebauwtem Erdterich".
Sicherlich gehe am Ansehen Schwedens nichts ab, wenn man dortzu-
lande auch nicht die "Kostlichheiten3 und . . . schlekereien, alss da sind
Prachtige Palläst3 heüsser der Uberfluss in Kleidung und nahrungs die Stätt-
lichen Gastereien", wie sie anderswo vielleicht üblich seien, vor-
finde. Demgegenüber aber könnten sich die Schweden rühmen, von
al l den diese Annehmlichkeiten begleitenden Lastern frei zu sein
und gleich den alten Römern und Helvetiern ein tapferes und spar-
sames Leben zu führen. Dies habe bewirkt, "das Sie die Reichtag
eigentliche mitel, dardurch das leben eines Christen verbässeret wirt, nit
nach dem heüttigen Welt Urtheil} sondern dem erforderten Jiothwendigen ge-
brauch schätzen3 und dass gelt Zu achten dergestalten pfleget dass darbey
kein Arrruth3 und doch auch nit weit von der Armuth man sich befunden hatt".
Zudem zeichneten sich die Schweden durch besondere Tapferkeit
aus.
Noch ein letztes Mal möchte er betonen, dass die Königin keines-
wegs gesinnt sei, ihre Herrschaft auch auf Deutschland auszudeh-
nen. Denn diese wolle ihre grosse Macht nicht zur Unterdrückung
von Menschen einsetzen. Und wenn von einem Staat gesagt werden
könne, "das sich daselbst die hochheit und die freyheit3 so Zwey widerwer-
tige ding vereinbaret", so treffe dies sicherlich auf Schweden zu.
Zwar lebten auch hier die Reichsangehörigen nicht in schranken-
loser Freiheit, würden aber auch nicht "mit empfindtlicher dienst-
barkeit . . . belestiget, sondern Zwüschend diesen beiden Extremiteten ein
gleichförmiger mitelweg gebraucht wirdt". So besässen auch die Bauern
ihre Freiheiten, und nichts könne von ihnen gefordert werden,
was nicht zuvor in einer allgemeinen Reichsversammlung von den
Ständen, von denen diese den vierten Stand bildeten, beschlossen
worden sei. In andern Königreichen hingegen würden die Bauern
beinahe wie Leibeigene gehalten. Jeder Reichsangehörige habe
- was beinahe unglaublich erscheine und mit den Zuständen im
alten Reich Israel vergleichbar sei - freien Zugang zum König
6ì)/ / a
und könne, ohne dass er dazu einen Fürsprecher benötige, seine
Beschwerden persönlich vorbringen. Und dies sei denn auch der
tiefste Grund, weshalb die Königin sich bisher einem Frieden ver-
schlossen habe; denn wenn schon ein Friede eingegangen werde, sol-
le dieser alle ohne Unterschied des Bekenntnisses miteinbeziehen
und allen die wahre Freiheit und Gerechtigkeit bringen. Doch so-
lange sich der Kaiser weigere, dass das "Churpfälltzische Hauss
[Pfalz-Simmern] . . . in seine Würte nebent der oberen Pfaltz eingesetzt wirt"3
dass weiter der Landgräfin [Amalie Elisabeth], Regentin von
[Hessen-] Kassel, welche mit beiden Kronen [Schweden und Frank-
reich] auf gutem Fuss stehe, Satisfaktion widerfahre und den Be-
schwerden der protestantischen Reichsstände, welche schliesslich
die Hauptursache dieses Krieges gewesen seien, Rechnung getragen
werde, könne die Fortsetzung dieses Krieges nicht Schweden, son-
dern müsse einzig und allein dem Kaiser angelastet werden.
Sicherlich könnten auch sie, die Eidgenossen, sich diesen Argu-
menten nicht verschliessen; so hoffe er denn, schon recht bald
der Königin ihre diesbezüglich positive Stellungnahme übermitteln
zu können.,
Es falle ihm schwer, die hohen Gaben und Tugenden seiner Herrin
in Worte zu kleiden. "Mit wenigen ist alles geredt3 wan iah sage dass
die geschiohten und thaten der Amazzonen3 so von vilen für ein Fabel gehal-
ten3 durah diss einig beyspeil werden für glaubwirdig geachtet; dan nebent
der erfahrimg viler Sprachen und Wissenschaft der historien3 ist dieselbe von
solchem verstandt undt heroischen gemüet begäbet3 dass derselben eben Zue
gleich Lauff mit den Vornembsten von Friedens und Kriegssachen zu reden. "
Er, Marin, hoffe, ihre Geduld mit diesen weitläufigen Ausfüh-
rungen nicht allzu sehr strapaziert zu haben.
Kopie AH 29, 161-168 - Blatt 168V leer
ù {? / ! O t U
1642 Mai 24. A
SCHREIBEN DES [FRANZ. AMBASSADOREN JACQUES] LE FEVRE DE CAUMARTIN AN AMMANN [BEAT I I . ] ZURLAUBEN, ZUG
Angesichts der gegen Frankreich eingenommenen Stimmung erwarte
er seine Unterstützung, "jl est plus aise d'empecher qu'on donne des
Troupes pour la deffense d'un estât avec lequel on n'a point d'alliance que 2
de n'obtenir la permission." Da er seit seiner Ankunft in der Eid-
genossenschaft [1641] Zug wie auch ihn, Zurlauben, stets bevor-
zugt behandelt, hoffe er, man werde nun dessen eingedenk sein
und treu zu König [Ludwig XIII.] stehen. Im übrigen müsse er
ihn darauf hinweisen, dass künftige Zahlungen von ihrem Wohl-
verhalten abhängig gemacht würden. "Nous n'avons pas grandes nouvelles
[que] La continuation du siege ou blocus de Perpinian Tortose et la Bassee".
Die Eingeschlossenen des letzteren Ortes hätten inzwischen zahl-
reiche Ausfälle gewagt, wobei deren 3000 ihr Leben verloren hät-
ten .
"receu le 1S May" 1) Spanien hatte damals das Begehren um einen Aufbruch voyi 4000 Mann gestellt}
was der franz. Ambassador in der Meinung} diese Truppen kämen in der Frei-grafschaft Burgund gegen Frankreich zum Einsatz3 glaubte verhindern zu müssen.
Original, in franz. Sprache, mit Siegel. Dorsualnotiz von Beat II. Zurlauben AH 29, 169-170 - Blatt 170r leer
76 [ca. 1641] A
NOTIZEN [BEAT I I . ZURLAUBEN] UEBER DIE STREITIGKEITEN ZWISCHEN SCHWYZ UND DER ABTEI EINSIEDELN
Henggeler/Professbuch Einsiedeln 122-123
Falls man die Waldleute [von Einsiedeln] weder anhalte, einen
neuen Eid zu schwören, noch deren alte Rechte und Freiheiten an-
taste, so bilde das Edikt weder für die Herren [Landammann und
29/76
Rat] von Schwyz noch dessen Landvogt [in Einsiedeln, Leonhard
Schorno] , ein Präjudiz. Wenn aber der Nuntius [Girolamo Farnese]
seine Bemühungen aufgrund seiner geistlichen Rechte fortsetzen
und sich als Richter in dieser Sache anbieten wolle, so sei be-
stimmt zu hoffen, dass dieser zusammen mit Schwyz eine annehmba-
re Lösung finden werde. Dabei gelte es einerseits dem Papst [Ur-
ban VIII.] den gebührenden Respekt zu zollen und anderseits die
Rechte von Schwyz [über Einsiedeln] zu wahren. Zu diesem Ziele
müsste Schwyz einzig den Nuntius durch den Landvogt oder eigens
ernannte Abgeordnete in freundlicher Weise bitten lassen, sich
"so wooll vermitlest dess edicts alss auch ervolgter citation" keine welt-
lichen Rechte anzumassen, sondern sich einzig auf die "geistliohen
Sachen" zu beschränken. Selbstverständlich sollte Schwyz darauf
verzichten, die Untertanen [in Einsiedeln] einen neu formulier-
ten Eid schwören zu lassen; denn die alten Rechte der Abtei müss-
ten auf jeden Fall geschützt werden. So werde der Nuntius zur
Ueberzeugung gelangen, die geistliche Immunität werde in keiner
Weise verletzt.
Schwyz selber würde auf diese Weise das Edikt auch keine Nach-
teile bringen; von einer "geistlichen censur" könne dannzumal auch
keine Rede sein. Dergestalt blieben dem Nuntius alle geistlichen,
Schwyz hingegen alle weltlichen Rechte vorbehalten.
Nota: Obige Gedanken habe er - nachdem er sie zuvor mit diesem
"und herrn Landtvogt dem Jüngeren" durchbesprochen - am 10. Juni Statt-
halter [Johann Kaspar] Ceberg schriftlich mitgeteilt. Bei der
oben erwähnten Besprechung seien beide - Ceberg wie der genannte
Landvogt - mit seinen Vorschlägen einig gegangen. In der Folge
sei dann eine in diese Richtung gehende Erklärung an den Nuntius
abgefasst worden. All diese Verhandlungen seien im [St. Konrads-]
Hof seines Bruders [Heinrich I . Zurlauben] erfolgt.
AH 29, 171. Auf f 171V unleserliche Bleistiftnotizen
Zy/YY
1641 Juli, Au Camp devant Aire A
BRIEF VON HEINRICH I I . ZURLAUBEN AN AMMANN [BEAT I I . ] ZURLAUBEN, ZUG
"Je m'estonne fort de ce que Mr.. mon Oncle [Heinrich I. Zurlauben] m'avoit
traicté de La facon, c'est de me Luy avoir faict faire des promesses schach-
ant en soy3 que vos accords et parolles veule tout Le contraire. " Denn hätte
er auch nur die geringste Ahnung von den zwischen ihnen beiden
getroffenen Vereinbarungen gehabt, hätte er dem Onkel genanntes
Versprechen niemals gegeben. "Mais c'est Le melieur3 que Dieu nous a
Laissé La bonne Justice3 ejicor que L'Jnfidelitê des parens mesmes soit quel-
ques fois grande. C'est pourquoy Je vous prie de me pardo?iner3 puisque L'Igno-
rance de vos accords m'excuse3 et d'en disposer selon vostre volonté."
Noch immer würden sie vor [dem belagerten] Aire liegen. Vor zwei
Tagen hätten sie einen Halbmond [Aussenwerk der Festung] einneh-
men können. Nun stünden sie direkt am Stadtgraben, was die Gene-
räle hoffen lasse, Aire innert 3 Wochen erobert zu haben. Der
Feind aber sei noch stets sehr aktiv, alle Tage hätten sie neue
Verwundete zu beklagen. Selber gehe es ihm, mit Ausnahme einer
gut überstandenen Krankheit, ausgezeichnet. Genannte Krankheit,
die freilich eher als Unwohlsein bezeichnet werden müsste, schrei-
be er übrigens der hiesigen momentan sehr schlechten Versorgungs-
lage zu; die guten und bekömmlichen Nahrungsmittel seien äusserst
rar und entsprechend teuer und,was erschwinglich sei, nicht eben
gesundheitsfördernd. Da sein Wochengeld nirgendshin reiche, möqe
er bitte Anweisung geben, es ihm etwas aufzubessern.
Was seinen Onkel angehe, hoffe er - "car Mr. Nostre General [César de
Camboutj Marquis de Coislin]3 est mal content de ce qu'il n'est pas arrivé
avec Mr. Le Colonel [Kaspar Freuler]" - , dass dieser bald hier eintref-
fen werde. Sollte sich dieser noch in Zug aufhalten, möge er ihn
bitte veranlassen, seine Abreise nicht mehr länger aufzuschieben.
Da der "Convoy" aufbrechen wolle, müsse er sich beeilen. Seine
Mutter [Euphemia Honegger] und die Geschwister lasse er grüssen.
2 9 / -
S e i n Bruder [Heinrich I . ZU r lauben] habe seinem Sohne [Heinrich I I . Z u r l a u -
ben] "ein unbefuegten unbillichen accordt" unterbreiten wollen.
Original, in franz. Sprache, mit beschädigtem Siegel. Dorsualnotiz von Beat II. Zurlauben. AH 29, 172
78 1643 Mai 7., Schwyz A
BRIEF VON RITTER JOHANN KASPAR CEBERG AN AMMANN BEAT I I . ZURLAU-BEN, ZUG
Sein, Zurlaubens, Schreiben sowie die beiden Kopien, welche er,
Ceberg, beim Landschreiber [von Stadt und Amt Zug, Adam Signer] ,
zurückgelassen, seien ihm durch Seckelmeister [Johann Jakob]
Muos zugestellt worden. "Und dabi auch mundtlich was Zuo underschribung
der bewüsten. Copi vonöten g sin Jst, Vom Jme Herrn muosen auch us des hern
schriben verstanden," Auch hier in Schwyz habe das Dokument [Schrei-
ben in Zusammenhang der von den eidg. Orten geplanten Gesandt-
schaft nach Frankreich?] nur Zustimmung gefunden, und man freue
sich, dass zwischen den beiden Orten ein derart gutes Einver-
ständnis herrsche. Für seine dafür aufgewendete Mühe möchte er
ihm sowie dem Landschreiber, Statthalter [Konrad Brandenberg] und
Landvogt [Jakob] Brandenberg bestens danken. Es bleibe einzig
noch zu überlegen, ob man jene von ihm, Zurlauben, erwähnten Pas-
sagen auslassen wolle oder nicht. "Min bruoder landtSchreiber [Paul
Ceberg] aber der gibt bricht unser Eigne Land auch Jn der llrtel spezificiert
sien worden. " Was die Angelegenheit von Seckelmeister Muos anbe-
lange, werde er diesem - habe sich doch Muos seinerzeit auch für
Schwyz eingesetzt - jedmögliche Hilfe angedeihen lassen.
Gerne würde er - bevor dieser wiederum verreise - auch noch mit
Hptm. und Landesfähnrich [Hans] Speck zusammentreffen und mit
diesem zusammen die Angelegenheit des Landeshauptmanns besprechen.
Diese Zusammenkunft aber müsste seiner Meinung nach bis spätestens
kommenden Samstag in Arth Zustandekommen.
Original, mit Siegel. AH 29, 173-174
ÓÌ)//n 79
1646 Dezember 16., Solothurn A
SCHREIBEN DES [FRANZ. AMBASSADOREN JACQUES] LE FEVRE DE CAUMARTIN AN AMMANN [BEAT I I . ] ZURLAUBEN, ZUG
Sein Schreiben, welches er ihm hiermit bestens verdanke, sei ihm
durch Hptm. [Beat Jakob] Knopf I i überbracht worden. "Je feray plai-
sir très volontiers en ce qui dépendra de moy et vous diray en response de
ce que vous me dites concernant les PP. Capucins et autres Ecclésiastiques
du pays des Grisons que toutes personnes qui veullent faire croire que le
mauvais traitement qu'on leur fait dans ledit pays c'est par l'aveu et con-
sentement de la france Soit des meschands et perfides. Je vous prie de le
dire et le publier haultement de ma part car tout S'en taict que cela Soit.
J'ay receu ordre de la Cour plus de dix fois de les favoriser autant qu'il
me seroit possible ne cognoissant dans les Grisons que Mrs. [Ulysses] Salis
[-Marschlins] et [Lorenz I . ] Tschudy3 [Secrétaire-Interprète in Bünden]3 je
leur ay escript plusieurs fois au nom de sa Majesté [Ludwig XIV.] je puis
justifier de leur response et convaincre ceulx qui vouldroient dire le con-
traire." Der Maréchal [de camp, Ulysses] von Salis [-Marschlins],
sei frei, zu tun und zu lassen, was ihm richtig scheine, "et quoy
qu'il deffere grandement aux volontez de leurs M Mtr. [Häupter u. Ratsboten]
Si ne laisse j l pas de faire ce qu'il luy plaist ne manquant pas de pretextes
pour couvrir les jnclinations Si j'avois authorité au nom de sa Majesté dans
les Grisons je l'employerois en leur faveur mais vous Scavez que Je ny suis
ny ne desire estre Ambassadeur [Frankreichs in Bünden] je n'ay aucune habi-
tude avec eulx et je laisse Sans regret l'entiere conduitte de tous affaires
aux Ministres d'Espagne [Francesco Casati] et d'y conserver la religion Cath.
puis qu'ils„ont eu le pouvoir de les faire rompre avec la france. j l ne faut
point douter qu'jlz ne le puissent veu qu'jls ont monstré le credit qu'jls
avoient au dernier Pitag [in Chur?] auquel jlz ont obtenu la levée d'un re-
giment de quinze cent hommes jls estoient asseurer des Catholiques et se
sont rendus les Protestans favorables ne leur estant pas contraires en leur
jntentions."
Er sei bestimmt nicht weniger daran interessiert als sie, Bünden
zy//y-öu
den kath. Glauben zu erhalten; auch glaube er, dies durch seine
bisherige Politik bereits nachhaltig bewiesen zu haben.
Original, in franz. Sprache, mit Siegel AH 29, 175-176
80 [v. 1645] A
VORSCHLAEGE, DIE GARDEHPTM. [HEINRICH I.] ZURLAUBEN, KOMMANDANT UEBER VIER IN PERPIGNAN STATIONIERTE GARDEKOMPA-GNIEN [ZURLAUBEN, REDING, VON ROLL UND WALLIER], ZWECKS NORMALISIERUNG DER WIRTSCHAFTLICHEN UND SO-ZIALEN VERHAELTNISSE IN ROUSSILLON ZUHANDEN DES KOENIGS [LUDWIG XIV.] AUSARBEITETE
"Zurlauben . . . Juge estre necessaire a faire pour restablir le Rousillon Au
mesme estât qu'il estait autrefois et le rendre abond.ant en touttes choses
Au lieu qu'à present. La stérilité y est très grande et la cherté des vivres
Si excessive qu'il est impossible que la garnison y puisse Subsister3 ny que
les habitans qui y sont restez y puissent vivre. " Der Grund für diese
grosse Not liege dessen Meinung nach darin, dass die Stadtbewoh-
ner nur über sehr geringen Landbesitz verfügten. Anderseits aber
könnten grosse in der Ebene [La Salanque] liegende Grundstücke,
die, seitdem ihre ursprünglichen Besitzer, die "Castillans"3 zu
König [Philipp IV.] nach Spanien geflohen, als der Krone Frank-
reich verfallen anzusehen seien, mangels entsprechender könig-
licher Verfügungen nicht bebaut werden.
"Le moien donc qu'il y avait d'eìi tirer de L'utilité pour Sa Majesté et de
la commodité pour le pais Seroit de donner pouvoir a Monsieur le Gouverneur
A Moìisieur L'Jntenda?it et a Dom Thomas de Bagnolz procui'eur du patrimoine
real, de donner a ferme touttes les terres en friche appartenans Ausdits
Espagnols retirez, y ayons force personnes de Languedoc . . . qui S'offrent de
les aller cultiver et d'en rendre a Sa Majesté par chacun le dixiesme de ce
quelles produiront qui seroit Le veray [!] moyen d'establir Colonies Sens
Lequels establissement Sa Maiesté ne poura ester assurré de la province."
Ein gleiches müsse auch mit dem Patrimonium des Königs geschehen.
Dessen Ländereien lägen nämlich gleichfalls brach, und die in die-
zy/tsu
sem Lande sehr ergiebigen Kupferminen würden auch nicht mehr ge-
nutzt. Würde man aber die oben skizzierten Massnahmen treffen
und dadurch den Land- und Bergbau wieder beleben, könnte der Kö-
nig damit rechnen, dass ihm die Provinz jährlich ein recht an-
sehnliches Einkommen abwerfe. Dieses aber dürfte hinwiederum die
Kosten mildern helfen, "[que sa Majesté] est obligée de faire audict Com-
té et donneroit moien a la garnison S aux Habitons d'avoir des vivres a bon
marché ".
"L'execution de cette production produirait encor un autre advantage au Roy
dont ledict Sieur Zurlauben A esté adverty par plusieurs personnes de Per-
pinian mesmes par des principaux qui Sont Ses Jntimes Amis3 Qui est que les
Consuls de Perpinian Sont résolus Lorsqu'ils verront que le Roy prend Soin
des revenus et autres droicts qui luy peuvent appartenir dans la plaine3 de
depputer a Sa Majesté Comme Jls firent vers Sa Majesté Catholique L'année
1628. Pour demander d'estre Séparés de la Jurisdiction de Catalongnej et
d'avoir la Jouissance du droict de Bulle et Code qui Se prend Sur tout te s
les marchands qui entrent et Sortent de la plaine3 qui Se reçoit et va au
proffit de la depputation3 Ce qui oste le moien ausdict Consuls de Perpinian
de pouvoir fournir au despences nécessaires pour les fortifications répara-
tions de murailles3 portes et Pont levis de Perpinian qui Sont a present en
Si mauvais estât que le dict Sieur Zurlauben A esté obligé de. faire racommo-
der a Ses despens3 Dont Jl n'a touché aucun remboursement3 les portes et pont
levis de la ville qui estoient tombéz3 les pallisades et les ponts des ri-
viere s 3 Sans quoy Jl estoit Jmpossible d'aborder a Perpinian du costé de
France."
Genannter Zurlauben gebe dem König weiter zu bedenken, dass -
wolle er Perpignan endgültig seinem Herrschaftsbereich einglie-
dern - er hier im "Castillet" unbedingt eine ständige 100 Mann
starke Garnison unterhalten müsse. Aufgabe dieser Garnison wäre
die Ueberwachung des Flusses [Têt] "et [d']une porte de secours du
Costé de France Au cas de quelque sedition3 Comme aussy d'envoier quelques
hommes dans de petits Chasteaux qui Sont vers la Coste [de la Méditerranée?]
pour empescher les Ennemis [Spanien] de faire de descente pour picorer La
plaine". Um das jetzt schon dort verschanzte feindliche Gesindel
vertreiben zu können, seien überdies Kanonen und zusätzlich Waffen
erforderlich.
29/80
Wenn aber der König einverstanden sei, dass die brachliegenden
Felder wieder bebaut würden, empfehle Zurlauben, sich deswegen
mit den drei Persönlichkeiten, die in Perpignan alle Macht in
Händen hielten, ins Benehmen zu setzen. Dom Thomas de Bagnols,
dessen Bruder [Marc-Antoine de Bagnols] sowie der Abt von Saint-
Martin [de Canigou-en-Conflant, Melchior Solerze,] würden näm-
lich erwarten, für ihr stillschweigendes Einverständnis entspre-
chend belohnt zu werden.
Was den ersten der Obgenannten anbelange, glaube Zurlauben, "qu'il
sera satisfaiat si on luy accorde la Jouissance a ferme de la vicomte d'Evolle
A la charge d'en rendre par an le dixiesme} et luy en faire don en particu-
lier pour ne point fascher les autres Catalans."
"Pour le Second Jl luy faut un brevet d'asseurance de la premiere Abbaye
vaccante e n Rousillon. Et A L'abbé de st., Martin L'execution de la promesse
qui luy a (desia esté faicte plusieurs fois de le faire pourveoir de quelqu'un
des Eveschez qui vacquent en Catalongne.
Jl faut aussy considérer que ledict Dom Thomas est le Chef de la faction
d'E?mieres qui a tousjours esté opposée a celle de Cateilles qui sont autre-
fois mis La Cour du Roy d'Espagne en grand trouble Jusques Là que le Roy
d'Espagne A esté contraint de mettre Alternativement des Vicerois en Cata-
longne de L 'un et L 'autre party. "
Da genannter Zurlauben hier grösstes Ansehen geniesse und Per-
pignan zudem bereits am Hofe vorstellig geworden sei, dass zum
Kommandanten hiesiger Garnison ein Offizier aus den eidg. Orten
bestellt werden sollte, möchte sich dieser hiermit für dieses
Amt bestens empfohlen haben. Sollte der König Zurlauben sein Ver-
trauen schenken und ihn mit dem Kommando der Garnison beehren,
verspreche dieser, "de mettre promptement Sur pied une compagnie franche
de trois cent hommes comme celle de lyon [Schauenstein]3 Laquelle j'augman-
teray ainsy que L'on trouvera a propos3 ou quand en desirera retirer les
compagnies des gardes ou pour autre accident qui pourroit arriver le tout
Suivant La voloyité de Sa Majesté La Suppliant Si L'affaire aggree a sadite
Majesté me faire dellivrer la lettre et Commission au plustost en considé-
ration d'un bon nombre de Soldats que J'ay a mes despens."
Konzept, in franz. Sprache. AH 29, 181-184 - Blatt 183 und 184V leer
1645 A
ERLAEUTERUNGEN [DER SCHIEDORTE? BE, BS, FR, SO, SH UND AP] ZU DEN KLAGEARTIKELN BEZUEGLICH DER GLAUBENSSTREITIGKEI-TEN IM THURGAU UND ENTSPRECHENDE GLOSSEN [BEAT I I . ZURLAUBEN1]
1. "Dass weissen Kinder Zuo der Jenigen Religion ZuerZiehen, Zuo welcher der-
selben Vatter sich bekhert hat, gefahr und gewalt under was schein es möch-
te beschehen ussbedingt. "
Durch diese Bestimmung würde jedoch die im Landfrieden [von 1531] fiestge-
haltme. Möglichkeit, wieder zum kath. Bekenntnis zurückkehren zu können, vereitelt.
Was die Findelkinder anbelange, sollen diese in vollständig
neugl. Orten in deren Glauben erzogen werden. Die gleiche Be-
stimmung solle aber auch in vollständig kath. Gemeinden An-
wendung finden. In Gemeinden, wo beide Bekenntnisse zugelassen
seien, sollen genannte Findelkinder im Glauben des "Haussvatters",
in dessen Haus sie aufwachsen, erzogen werden.
In paritätischen Gemeinden sol£e hierüber der jeweilige Landvogt beendest.
Da die reg. Orte mit dieser Regelung einverstanden seien, sol-
le man es dabei bewenden lassen, "das ist nit wahA."
[2,] Niemand sei befugt, seine Dienstboten oder Taglöhner von
ihrem angestammten Bekenntnis abzubringen.. Ein jeder solle in 2
seiner Glaubensüberzeugung frei sein.
Dieser Artikel sei schon im Landfrieden geregelt. "Dieser durchgestrichne
Puncten bedeutet schon die praetendierende paritet."
3 . "Jn Ehe gerichtlichen Sachen soll der Klagendte Theil den beklagten nachfol-
gen, darin Kein Zwang gebrucht, auch versehen werden das heimliche einseg-
nungen abgestelt, Jeder Zue seinen ordenlichen Pfarrherrn gewissen, imd
Keinen Theill die heürath und Andere güeter verspert werden."
Jn dieser Angelegenheit sollen die jkath.j Pfarrherren über die bisherigen
Gebräuche, und die. Bestimmungen des kanonischen Reckt*, befragt werden.
4. Bezüglich "Burg, dofrjfrechten und hindersizen", der Wahl von Beamten,
bei Schuldsachen, Konkursfällen, "Spendten, bandten und buesse?ï"
sowie bei allen Rechtsangelegenheiten und Testamentsfragen
z y / ö i
sollen alle - gleichgültig welchem Bekenntnis sie anhangen -
gleichgehalten werden.
Dieser Artikel betrifft das Recht von Drittpersonen; die herkömmlichen Be-
fugnisse der weltlichen und geistlichen G e r i c h t s h e r r e n sowie der Dörfer
und Gemeinden aber dürften, ohne diese zuvor anzuhören, nicht abgeändert noch aufgehoben werden.
Religiöse Gebräuche sollen gegenseitig respektiert und die
allfällige Bestrafung der Geistlichen wie von altersher den
Landvögten [im Thurgau] überlassen werden,
"hic lotet angulò i n herba: der geistlichen abstraffung. "
5. Bei Verleihungen sei der Landfriede zu respektieren. Im Falle
eines allfälligen Wechsels des Lehensherrn dürfe dessen Le-
hensleuten keinesfalls zugemutet werden, deswegen ihren Glau-
ben ändern zu müssen.
Sofern man die Bestimmungen des Landfriedens respektiere, bedürfe es hier-über keines neuen Artikels.
6 . "Will der Kilahengebruah gemein3 sollendt die Priester die In alten Ab-
scheidten und Mandaten befindtente stunden fleissig halten und andtern un-
ordnung dardurch ZuverhüettenJ' Ferner sollen die Gemeinden und
die Amtsleute vor dem sonntäglichen Gottesdienst kein Gericht
halten noch andere Versammlungen einberufen. Schliesslich dürf-
ten ohne die Einwilligung der Obrigkeiten der beiden Bekennt-
nisse keine Neuerungen in den Kirchen eingeführt werden.
Unter diesen Neuerungen, die angeblich gegen den Landfrieden verstossen
sollen und gegen welche die neugl. O r t e ankämpfen möchten, sei offenbar
die E inführung des kath. G o t t e s d i e n s t e s [in Lustdor/(J " a u c h so a a r ein ver-
besserung der Fahnen und andeAn hlothwmdigm itukkm" gemeint.
Hier sei zuerst zu erfragen, welche Neuerungen denn hier ge-
meint seien. ^
Die Glocken sollen von beiden Konfessionen benutzt werden
können. Falls eine der beiden Bekenntnisgemeinschaften keinen
eigenen Taufstein besitze, solle dieser zugestanden werden,
einen solchen aufzustellen..
7. Jede Bekenntisgemeinschaft soll einen eigenen Messmer anstel-
len .
6 Ì ) / O l
Wenn biskeA ein Katholik Sighlst gewesen sei, solle es dabei bleiben.
Wünschten die PAäcUkante.n jedoch Leute tkn.es Bekenntnisses, so sollten
sie diese aus eigenen Mitteln besolden.
8. Gemäss Landfrieden seien die Neugläubigen um des religiösen
Friedens willen gehalten, auch die kath. Feiertage zu respek-
tieren. Es sei daher nicht unbillig, wenn die Katholiken
Gegenrecht hielten. Sicherlich könne diese Regelung aber auch
für jene Feier- und Nachfeiertage, welche nicht in den Ab-
schieden verzeichnet seien, Anwendung finden. Es sei daher
anzunehmen, dass sich bezüglich dieses Punktes keine sonder-
lichen Schwierigkeiten ergeben sollten.
"Der Fyrtagen halber sindt Abscheid undt herkhommen daA.bg. holt es Pllben."
9. "Nuwe Namen und Titull", welche die religiösen Gefühle verletzten,
sollen unterbleiben.
"Hoc est: die Nüwgläubige. dasi> éindt Nit Nuwe Namen so l/or 120 Jaren
geschriben und Von beeden theULen guotge.kels&en."
10. "Wass die Abkhurung der Pfrüendten und Kilchengüetteren betrifft, last
man es bey den Landtsfridten, und dass selbige nach march Zall beschehen
möge bewendten. "
Diese "abcurung" sei nur erforderlich, wenn man einen VnlesteA einsetzen
wolle, der zuvor P r ä d i k a n t gewesen sei.
11. Dass die Kollatoren [den Pfrundinhabern] die Pfrundhäuser
zur Verfügung stellen und in Ordnung halten "und dass der Colla-
tor bey geenderter Religion den Predikanten mit der Erbsgerechtigkeit
verschonen solle, werden die Regierendte ortt die gebür verschaffen".
"Atlhie Merkh das die Religioni EndeAung dem Cotlatohl &yn Zug nit be-
nemen kkan es mag deA PAaedlcant wo 11 Ungivibet òyn, so Pllpt die. dag
USÒ."
12. An jenen Orten, wo die Neugläubigen eines Prädikanten erman-
gelten, solle diesen ein solcher zugestanden werden und des-
sen Anstellung dem Wohlwollen der reg. Orte anempfohlen wer-
den. "Nota, hoc opus, hlc laboA est in tuAgovia decldendum."
13. "Nidt weniger disser, das beeden Religions Verwanten nuzlich, sie nit Jn
den ban Zuethuen, wie Auch Von gemeinen Verkhauffen der büecheren, der
moteration des oberRheinthallischen mandats: Item ob ein gemeiner Ambt-
man einen usslendtischen herrn mit eidt möge verbunden sein, wie don ob
àv/ ai
von gemeinen beambtung umisser G.L.E. voyi Zürich und Glaruss sollen
ussgeschlossen sein, ist mehr wolermelten ortten gleiohmessig heimb-
gestelt. "
"Wais bedar^fs Jrersyti den Baan abzestellen wyl sy den selben nit achtend." "UyicathoZiiche." Bücher zu verkaufen, sei schon immer verboten gewesen. Zwei Herren durch Eid verpflichtet zu sein, sei als bedenklich zu bezeichnen, "grneine Embter dependierendt von dem Meer der stimen. "
[14.] Auf das was die Protokollführer, welche Zürich bei gewissen
Geschäften mitdabei haben möchte und was den Altar von Lust-
dorf betreffe, wolle man vorderhand nicht eintreten; die or-
dentlichen Tagsatzungsschreiber [in Baden] sollten jedoch ei-
ne unparteiische Haltung einnehmen, die Abschiede ungesäumt
ausfertigen und,was an der Tagsatzung insbesondere bezüglich
religiöser Belange behandelt worden sei, "den vergriff der punc-
ten und Absoheidts" den beiden Parteien, bevor die Gesandten
auseinandergegangen, mitteilen.
"War diss nit ein Spotliche Ungerechte Meynung, dass man dise Nüwerung dcss protocolles gägen den befuegten Gotsdienst fin Lustdorf] stillstel-len solle."
"Unnsserer Eidtgnossen der 5 lobi. Cath.. ortten besahwerts Puncten berüerendt,
weill wir fürs erste bederseits die neuerung bedenokhlich und besser solche
abzuschaffen und Zue underlassen befindtendt, und dan wass Für Standts sachen
Zueachten und Zuehalteyi, und. warumb Zue mehren und Jn was sachen solches
gültig sein."
"Wye fyn Undt glirnpfflich sollen der Catholischen beschwerdts sachen Nüwe-rungen genambset werden, da die Aber /650 [ . ' ] Jahr Alt sindt." "Item die Ehegrichtliche heyidell, und wohin solche gehörendt: und über das
alles warumb man Zue Arrestieren befüegt, oder nit befüegt, theils die ge-
schworyie Pündt, Vertrag, und Abscheidt, theils Auch unser vorige best woll
meiyiendte erleüterung geyiuegsamb Antag gibt, lassent wir es bei solcheyi Aller-
seits, und das weder von eiyiem noch dem Ayidern Theil hieriyi eiyiigeyi gewalt,
Uebergriff, noch Vortheill gebrucht werde, durchaus s bergenden. "
Mota. Aufgrund des Landfriedens seien die kath. Orte stets im l / o r t e i l gewe-sen und wurden es auch weiterhin sein, "dan m i t unserer Mehreren stimen mögen wir den Catholischen glauben erhalten, aber den Neüwen glauben darmit
zy/tsi-oz
nit ussrüten, wyl der Landsfriede sagt das wir sy by Jrem glauben pliben las-sen sollendt." Obwohl in der Gemeinde Uttwil verschiedene "Informaliteten" vorge-
kommen seien und sich Zürich ob dieser Angelegenheiten verletzt
gefühlt habe, so sei doch zu bedenken, dass sich die fehlbaren
Gemeindegenossen in Frauenfeld [beim Landvogt Hans Jakob Füssli]
in aller Form entschuldigt und beteuert hätten, auf keinen Fall
vorsätzlich Unruhe gestiftet zu haben. Aus diesem Grunde möch-
te man die mitbeteiligten [V] Orte freundeidg. bitten, die ganze
Angelegenheit nicht weiter zu verfolgen. Sowohl Einheimische als
Fremde sollen einmal mehr darauf aufmerksam gemacht werden, re-
ligionsfeindliche Reden zu unterlassen.. Fehlbare sollten durch
die jeweiliegen Landvögte bestraft werden. So hoffe man, dass
ihre, der Schiedorte, Vermittlungsbemühungen den Bünden und dem
Landfrieden von Vorteil seien, ihnen selber aber keinen Schaden
zufügten
Abschliessend sei zu bemerken, dass beinahe alle der oben aufgeführten Punk -
te nach altern Herkommen und Recht geregelt werden konnten. Alle diese P r o -
bleme, welche entweder schon erläutert worden seien oder aber noch bespro-
chen werden müssten, konnten, ohne dass es dazu einer "Usslegung Öder l /er-
ordnung" der übrigen O r t e bedürfe, aufgrund des Landfriedens, der zahlreichen
Abschiede und V e r t r ä g e durch Mehrheitsentscheid der im Thurgau reg. O r t e ge-
regelt werden.
1) Zurlaubeyi wurde a?i der Tagsatzung in Luzern vom 16. - 18. Januar 1645 zum Sprecher der kath.. Orte in dieser Angelegenheit ernannt.
2) Letzter Satz durchgestrichen,. 3) Ergänzung von anderer Hand.
Glossen von Beat II. Zurlauben. AH 29, 185-188 - Blatt 188 leer
82 a
1645 Februar 9. ERKLAERUNGEN [DER KATH. ORTE AUF DER TAGSATZUNG ZU BADEN IM ZU-
SAMMENHANG MIT DEM UTTWILER- UND LUSTDORFERHANDEL]
1„ Der Bürgermeister [und Tagsatzungsgesandte von Zürich, Salomon
29/82
Hirzel], werfe den kath. Orten vor, dass sie auf die [von Zü-
rich] seit 16 Jahren vorgebrachten "Religionsgravanrina [den Thur-
gau und das Rheintal betreffend]" nie eingetreten seien. Selbst als
man 1641 genannte Klagepunkte veröffentlicht habe,, hätten sich
die Katholiken nicht bemüssigt gefühlt, sich dazu zu äussern.
Dem sei entgegenzuhalten, dass die kath. Orte schon vor elf
resp. zwölf Jahren Stellung dazu bezogen hätten und man des-
wegen an Quasimodo [3. April] 1633 hier [in Baden] verabschie-
det habe, die Tagsatzungsgesandten der reg. Orte sollten sich
unverzüglich in den Thurgau und ins Rheintal begeben. Tatsäch-
lich hätten sich dann die Gesandten nach Frauenfeld verfügt,
einen Augenschein vorgenommen und die ihnen nötigscheinenden
Informationen eingezogen. Die Ursache, dass damals die im Thur-
gau und im Rheintal hängigen Probleme nicht hätten aus dem We-
ge geschafft werden können, liege aber keineswegs bei den kath.
Orten, sondern einzig und allein bei Zürich. Schon damals ha-
be Zürich - wie auch jetzt wieder - durch die unzumutbare For-
derung, einen eigenen [zusätzlichen] Protokollführer stellen
zu dürfen, Verärgerung hervorgerufen. Zudem habe sich die
Limmatstadt damals in keiner Weise dafür eingesetzt, dass
auch den Klagen der kath. Untertanen Gehör geschenkt werde.
Vielmehr habe dieses mit "Widerwärtigen general fragen" das ganze
Prozedere gestört, so dass die Gesandten, ohne irgend etwas
erreicht zu haben, auseinandergegangen seien.
2. Dass man an der letzten Jahrrechnung [1644] beschlossen habe,
wegen dieser Probleme eine Konferenz nach Baden einzuberufen,
sei den Obrigkeiten der kath. Orte nicht allgemein bekannt ge-
wesen. Vielmehr habe man die Ansicht vertreten, die Zusammen-
kunft dort abzuhalten, "allwohe man der befindenden Spanigkheiten die
grundtliche beschaffenheit Zur Hand, bringen khönne". Im weitern habe
man ihnen, den kath. Orten, versichert, nach altem Brauch und
Herkommen über die einzelnen Verhandlungsgegenstände zu dis-
kutieren.1 Als man aber die verschiedenen Streitpunkte habe
beraten wollen, sei Zürich mit der Forderung dazwischen ge-
fahren, einen eigenen Protokollisten stellen zu dürfen, und habe
zy/öz
die Ansicht vertreten, dies sei eine unvermeidbare Notwendig-
keit und eine durchaus "Landtsbrüchliche gwonheit". Diesbezüglich
seien die kath. Orte jedoch der Meinung, dass sich - falls
der ordentliche Landschreiber der reg. Orte anwesend sei -
keine solche Massnahme aufdränge. Zudem seien, seit die Ge-
meinen Herrschaften beständen, keine ausserordentlichen Pro-
tokollisten angestellt worden; auch im Landfrieden [von 1531]
sei nichts derartiges vorgesehen.
3. Dass man das von Bürgermeister und Räten [von Zürich] deswe-
gen! dargeschlagene Recht nicht akzeptieren könne, geschehe
einzig und allein deshalb, weil sie von ihren Obrigkeiten
keine Kompetenzen erhalten hätten, "ein so uneinsechénlich Unnöthig
und im formblich re ahtbott anzener.men". Zudem wäre es ja lächerlich,
sich wegen einer so nebensächlichen Angelegenheit, welche we-
der durch die Bünde noch den Landfrieden oder das Herkommen
begründet sei, in einen Rechtshandel einzulassen. "Wo man aber
Jr dessen nit entbieten woltewurde man Ehe genöthiget werden3 die Thei-
lung [des Thurgaus] guet: oder rechtlich, vorzenemmen. "
4. "Was dann die schriftliche underfangene tractation anbelanget hat es gar
nitt verstandt wie fürgeben worden.. Sondern das nach schrifftlicher er-
öffnung derselbigen man nachgehendts rründtlichen alldorten in gemeiner
Zusamenkhunfft sich miteinandern darüber berathschlagen und dsliberieren
solte. "
5. Dass sich Zürich darüber beklage, im Zitationsschreiben an die
Uttwiler Bauern nicht genannt worden zu sein, verwundere man
sich katholischerseits nicht wenig, habe sich dieses doch bis
anhin einem derartigen Prozedere widersetzt und in eine solche
Zitation nicht einwilligen wollen. Aufgrund des Landfriedens
seien sie, die kath. Orte, jedoch gehalten, dieses Verfahren
- ungeachtet der Proteste Zürichs - fortzusetzen.
6. Nicht weniger unverständlich aber sei, dass Zürich wegen der
Aufrichtung eines Altars in Lustdorf viel grösseres Aufhebens
mache als etwa wegen des Aufruhrs in Uttwil. Man finde es
daher bedauerlich, dass nun genannter Lustdorferhandel "uffge-
thrölt" und deswegen das Recht dargeschlagen werden solle.
Es sei einfach nicht einzusehen, dass die Wiedereinführung
des Gottesdienstes und die Einsetzung eines Geistlichen, was
durchaus im Rahmen des Landfriedens liege, "soll erger unnd bös-
ser all s s aber der ungehorsamen undterthanen fräffenliche eydts überträt-
tung [der TJttwiler] geaohtett und geiiambset werden". Schliesslich kön-
ne doch eine Angelegenheit, die nun schon fast zehn Jahre hän-
gig sei, nicht einfach unerledigt ad acta gelegt werden» Es
sei bedenklich, dass Zürich die Bestrafung [der Uttwiler] -
obwohl deren Verfehlungen offenkundig seien - durch Rechtsbie-
ten, Proteste und Drohungen hintertreiben wolle.
7. "Betreffende Jhre entschuldigung [Zürichs]3 das sy sich in gemeiner Re-
gierung nützit über gehör anmassgen noch underwinden thüeind.t3 wurde unns
an widerschidenlichen Exemplen nit ermanglen derglychen zu erscheinen3 d.ar-
durch man gnugsam spüre und erkhennen wirdt3 in was weniger achtbarkheit
der 5 Cath. ohrten authoritet unnd gwalltsame gehalten wirdt."
[8.] Beschuldigungen, die kath. Orte würden die Bünde missachten
und den Landfrieden nicht einhalten - wie sie gerade gestern
wieder erhoben worden seien - , müssten mit aller Entschieden-
heit zurückgewiesen werden.
9. Aus al l diesen Gründen sei daher vorgängig der Landfriede vor-
zulesen, worauf sie, die Gesandten der kath. Orte, aufgrund
der Instruktionen ihrer Obrigkeiten zu diesen Streitpunkten
Stellung beziehen würden. Denn es gehe ihnen ja nur um die
Suche nach der Wahrheit und der Erhaltung der Freiheit.
"illach ablässung Landtsfridens volget ein andere Conclusion. "
1) Bis hieher wurde der Text vom Tagsatzungsgesandten Beat I I . Zurlauben ge-schrieben.
Kopie AH 29, 190-192 - Blatt 192V leer
zy/öà
1647 März 9. A
SCHREIBEN VON AMMANN UND RAT VON STADT UND AMT ZUG [AN SCHULT-HEISS UND RAT VON LUZERN?]
Ihrem Schreiben entnehme man, welche Sorgen sie sich wegen der
Absichten der I I I Bünde [v.a. Probleme wegen der Kapuziner] mach-
ten und wie sehr sie es begrüssten, wenn sich die [eidg,] Orte
[und damit auch Zug] entschliessen könnten, eine Gesandtschaft
[auf den nächsten Beitag nach Chur] zu entsenden« Doch habe man
an der letzten Tagsatzung in Baden nie von einer Vertretung,Zugs
sondern viel eher von einer solchen Freiburgs und von Schwyz ge-
sprochen. Ueberhaupt finde man, dass "die von den Zweyen Cath. Lob-
lichen Vororthen [Luzern und Uri] genuogsam" sei und sich ein Gesandter
Zugs erübrige.
Wolle insbesondere Schwyz ebenfalls einen Vertreter schicken, so
sei dies viel eher gerechtfertigt, habe doch dieses schon vor
drei Jahren bei diesen Streitigkeiten vermitteln geholfen. So
mögen sie es ihnen [gemeint Zugl verzeihen, wenn sie sich an
dieser Gesandtschaft eventuell nicht beteiligten oder nicht
schon an den ersten Verhandlungstagen des Beitages in Chur er-
scheinen würden.1 Auch Schwyz möge man [bezüglich der Entsendung
eines Abgeordneten] genügend Zeit lassen. Zudem werde man an den
ersten Verhandlungstagen vermutlich nicht viel verpassen, sei es
doch sehr zweifelhaft, ob die Vertretung Berns termingerecht ein-
treffen werde. Dies könne "auch nit durch Vier Lobliche Orth [ZH, LU,
UR, SZ?] diser enden . .. ussgewurkht werden". Ueberhaupt wäre man nicht
unglücklich, wenn sich die eidg. Orte nicht mit dieser Materie
befassen müssten.
1) Zug schickte dann aber doch in der Person von Beat II. Zurlauben einen Gesandten an diesen Beitag.
Konzept, von Beat II. Zurlauben AH 29, 193 - Blatt 193v leer
29/
1646 Dezember 4., Chur A
SCHREIBEN DES BISCHOFS VON CHUR, JOHANN VI. [FLUGI VON ASPERMONT] , AN AMMANN BEAT I I . ZURLAUBEN, ZUG
Dass er sein letztes Schreiben so lange nicht beantwortet habe,
liege darin begründet, dass er eine Reise ins Tirol unternommen
habe und seit seiner Rückkehr "gleichsamb allzeit ligerhafft [bettlägrig]
gwest".
Was die kath. Orte "durch dess H. dictamen [Schriftstück]" ihn, den
Bischof, sowie die Neugläubigen [in Bünden] hätten wissen lassen,
habe ihn ehrlich gefreut. Den Neugläubigen hingegen aber scheine
dieses Dokument keinen grossen Eindruck gemacht zu haben, "dan
Sie bey iezigem Bey tag ihr intention so wolen wegen austreibimg der Patrum
Capuciner3 alss andern unbillicheiten volzogen3 oder uns exterminiert haben
wellen". So sei - obwohl die kath. Bündner willens gewesen,
verschiedene Nachteile auf sich zu nehmen - mit den Neugläubigen
vorerst keine Uebereinkunft zu erzielen gewesen. Als man sich
aber "unsers seits abermalen dess rechtens anerboten3 unnd auf die H. Lobi.
Aydtgno s schafft Zu gleichen satzen bezogen"3 hätten die Neugläubigen
schliesslich ihre Zustimmung erteilt, jedoch verlangt, "das Wir
Uns anvor selbsten3 nach ihrem unbillichen begehren einliessen3 unnd. den H.
Aydtgnossen allein die Ehr dess endtlichen Schluss gebten". Darauf hätten
die kath. Bündner natürlich nicht eintreten können, weshalb sie
ihn, Zurlauben, nun bitten würden, dass,falls sie, die Katholiken,
genanntes Geschäft den eidg. Orten zur Beurteilung übergeben oder
die Orte aus eigener Initiative heraus in dieser Sache interve-
nieren wollten, er sich unter allen Umständen auf derartige
Schiedverhandlungen delegieren lassen solle. In ihn, Zurlauben,
würden sie nämlich das meiste Vertrauen und ihre grössten Hoff-
nungen setzen. Die Katholiken wären zudem nicht abgeneigt, "ihren
recurs" nach Frankreich, insbesondere zum Ambassadoren in Solo-
thurn [Jacques Le Fèvre de Caumartin] "Zu nemmen". Doch zweifel-
ten sie etwas an der Wirkung eines solchen Vorgehens. Maréchal
[de Camp, Ulysses] von Salis [-Marschlins], der bei der franz.
29/84-85
Krone hochangesehen sei, widersetze sich nämlich den Interessen
der Katholiken ungemein. Dieser sei auch der eigentliche Träger
der Opposition. Gerade noch gestern seien von diesem "die vorge-
schlagne 3 unnd von guetem theil der Protestierenden angenorme accomodations
miti Zerschlagen worden". Vom Marschall sei daher nichts Gutes zu
erwarten.
Damit er, der Bischof, nicht unnötigen Gefahren ausgesetzt wer-
de, möchte er ihn daher bitten, das hierin Mitgeteilte für sich
zu behalten.
Empfangen am Sonntag, den 9 . Dezember, vom Boten Venedigs aus lÜAlch. Diesem
habe er 3 ss gegeben.
Original, mit Siegel. Dorsualnotiz von Beat II. Zurlauben. AH 29, 194 und 201
85 1646 Dezember 11., Chur A
SCHREIBEN DES BISCHOFS VON CHUR, JOHANN VI. [FLUGI VON ASPERMONT], AN ALTAMMANN BEAT I I . ZURLAUBEN, ZUG
Seine ihm vor 8 Tagen übersandten Zeilen habe er bestimmt erhal-
ten. Was sich seither ereignet, könne er der Beilage entnehmen.
Obwohl sich ein grosser Teil der Neugläubigen, insbesondere aber
die Partei von Maréchal [de Camp, Ulysses] von Salis [-Marschlins],
widersetzt habe, die hiesigen Differenzen durch ein eidg. Schieds-
gericht schlichten zu lassen, sähen es die Katholiken nicht un-
gern, "dass sich besagte Herren [Schiedsrichter der eidg. Orte] motu proprio
einschlüegen3 und. zu Könfftigem Beytag3 der den 16 Jener angesechen3 alhero
verfüegten". Er, der Bischof, und die Katholiken Bündens möchten
ihn daher eindringlich bitten, diese Gesandtschaft "zu promovieren"
und sich persönlich allher zu begeben.
Vor allem die Neugläubigen, aber auch etliche Katholiken würden
behaupten, "dass Wir änderst nichts alss drie expulsion der Patrum Capuciner
erwünschtent3 die uncatholische frannzösische faction aber lieber nichts3 alss
das besagte Capuciner nit austreiben3 dormit Wir wegen der austreibung unseren
zy/öö-öt)
recurs zu dem Franzosen3 die übrige aber3 so lang die Capuoiner im Landt mit
aufwiglung des volkhs auch Jhr intent gehaben3 und also beederseits die Fran-
zosen in das Landt einfüehren khönten". Und da eben in diesen Tagen
ein österreichischer Gesandter wegen der Vollziehung des Vertrags
von Feldkirch aus dem Jahre 1641 [Einigung Bündens mit Oester-
reich] hier in Chur gewesen, hätten die Neugläubigen ausgestreut,
diese Gesandtschaft sei von ihm, dem Bischof, auf Anstiftung
Frankreichs hin inszeniert worden, "darmit Zum fahl wie es dann be-
schechen3 die Partheyen in ungleicheit erwachsen möchten3 sich die Pündtner
destoehender Zu der Frannzösi sehen Parthey geschlagen hetten".
Was er ihm weiter bereits vor acht Tagen mitgeteilt, möchte er
hier nicht noch einmal wiederholen.
Empfangen den 17. Dezember.
Original, mit Siegel. Dorsualnotiz von Beat II. Zurlauben.. AH 29, 195-196 - Blatt 196r leer
86 [1645 Februar] A
NOTIZEN [DES TAGSATZUNGSGESANDTEN BEAT I I . ZURLAUBEN UEBER DIE VERHANDLUNGEN AN DER TAGSATZUNG IN BADEN BEZUEGLICH DER GLAUBENSSTREITIGKEITEN IM THURGAU]
Was den ersten Artikel [Klageartikel Zürichs?] betreffe, würden
die Obrigkeiten [der im Thurgau reg. V kath. Orte] weder jetzt
noch inskünftig "Von Jrer mithabenden Regierimg3 Oberherrligkheit und Ju-
dicatur Jn gemeinen Vogtyen3 bim wenigisten wychen3 sonders selbige Ussersten
Vermögens beschirmen undt handthaben3 wye dan Auch sy der Schidorten [FR3 S03
BS3 SH3 AP] entworffnen Abscheidt [von Bade>i] in kheinem andern Verstand an-
genomen undt damit solche erhaltene Rechtsami mennigkhlichen offenbahr werde".
Im übrigen sei es nicht ratsam, die den Untertanen [von Uttwil]
auferlegte Strafe zu erlassen, "den Schidorthen aber Zuo ehren was man
sonsten verners gägen deyiselbigen VorZenemen guot fuog und Ursach gehabt häte
uns besten wegen Zuo übersächen."
"Romani antiquitus deos quosdam ut prodessent colebant, quodam 1/ero ne ob-
essent3 placabant."
AH 29, 202-203 - Blatt 202V und 203r leer
87 [1645 Februar]
ERKLAERUNG DER TAGSATZUNGSGESANDTEN DER [V] KATH. ORTE SOWIE VON [KATH.] GLARUS [AUF DER TAGSATZUNG VON BADEN] BEZUEG-LICH DER GLAUBENSSTREITIGKEITEN IM THURGAU
s. EA V 2, 1341 d und AH 29/82 [JJttwiler- und Lustdorferhandel3 Projekt einer Aufteilung des Thurgaus3 Frage eines speziellen Protokollführers Zürichs an der Tagsatzung in Baden]
Von der Hand des Taqsatzunqsgesandten Beat II. Zurlauben AH 29, 204-205 - Blatt 205v leer
88 1645 Februar 16. A
ANTWORT DER TAGSATZUNGSGESANDTEN VON ZUERICH UND NEUGL. GLARUS AN JENE DER IM THURGAU REGIERENDEN V KATH. ORTE BEZUEG-LICH DER GLAUBENSSTREITIGKEITEN IM THURGAU [ANLAESSLICH DER TAGSATZUNG IN BADEN]
Obwohl die Gesandten der "Ohnintressierten" Orte [BS, FR, SH, SO
und AP] ihnen, den Gesandten von Zürich und [neugl.] Glarus, ein
Dokument der [im Thurgau] mitreg. [kath.] Orte übergeben hätten,
liessen sie es vorderhand bei ihrer früher abgegebenen Antwort
bewenden, ohne aber irgendwie die Rechte der kath. Orte bestrei-
ten zu wollen. Doch glaube man nicht, dass bei den derzeitigen
Religionshändeln der Brief von 1533 [Abschied von Einsiedeln1]
sowie der Abschied von Locamo [1560] als Argumente herangezogen
werden könnten. Sicherlich seien die unparteiischen Orte von der
Berechtigung ihrer, der neugl. Orte, Klagen überzeugt, wenn nicht, so
würden sie ihre Gründe gerne noch einmal darlegen. Was die Be-
schwerdeartikel der mitreg. Orte anbelange, "wüssend wir, wegen der
ay/öö-yy
dreyen ersten und dess Fünften Artickhuls von Keinen solchen Newerungen, oder
das man der widerthanen sich also annemen, und die stimmen widersprechen,
oder Jemande?i mit Aresten belegen thüe, wessentwegen unsere Herren, mit fue-
gen khonnind beschuldiget werden, angesehen keines deren dingen nit beschichte
don uss Ursachen, deren man vili lieber überhebt, und. dardurch man mit grosser
unglegenheit und Costen hierzue unumbgenglich benötiget wirt".
Was nun den vierten Artikel betreffe, seien ihnen in ehegericht-
lichen Händeln "von einichen Jngriffen in Vogteylichen Sachen und andern
Gwattsmittten nützit: Noll habend unser He[rren] und Ob fern] sich abe unse-
ren L.E. setbs viller solcher Jngriffen und gewalts Mittlen, dardurch Sie
der Mittre gierlichen Rechtsame, nit im Thurgew allein, sonder auch in gemei-
nen herschaften, gleichsamb entsetzt werdend"..
"Die weil d.an die Theilung des Thurgews, eines weyteren aussehens ist, und
von mehreren Co?isequenzen, unndt unser begehren anders nit ist, als einer
dem Landtsfriden gemessen reciprocierliciien fridsamen Mittregierung, Achten
wir nit nothwendig hierüber zue replicieren. In dem versehen, es werdint die
lobi. Ohnintressierten Orth, oh?ie das gemeint sein, dieselben von. diser Ohn-
fuegsame fründtlich abzuweyssen."
1) vgl. EA IV 1 c, 63 a
Kopie AH 29, 206-207 - Blatt 207 leer
89 1645 [Februar]
NOTIZEN [DES TAGSATZUNGSGESANDTEN BEAT I I . ZURLAUBEN UEBER DEN VERLAUF DER TAGSATZUNG ZU BADEN]
s. EA V 2, 1341 d. und AH 29/82 [Forderung Zürichs nach einem eigenen Tagsat-zung s Schreiber, Projekt einer Teilung des Thurgaus, llttwiler- und Lustdorferhandel]
AH 29, 208-209
29/90
90 1645 Februar 15. A
ERKLAERUNG DER TAGSATZUNGSGESANDTEN DER V KATH. ORTE UND [KATH.] GLARUS [AN DER TAGSATZUNG IN BADEN] BEZUEGLICH DER GLAUBENSSTREITIGKEITEN IM THURGAU
Die Gesandten geben kund, bei ihren früheren Beschlüssen und Ver-
lautbarungen bleiben zu wollen. Damit aber jedermann sehe, dass
man nicht leichtfertig eine Teilung [des Thurgaus] anstrebe,
möchten sie den Gesandten der vermittelnden Orte [FR, SO, BS, SH
und AP] ein Schreiben, das 1533 [Abschied von Einsiedeln1] - kurz
nach Aufrichtung des Landfriedens [von 1531] - verfasst worden sei,
sowie einen Abschied von Locamo aus dem Jahre 1560 vorlegen, wor-
aus eindeutig hervorgehe, wie der Landfriede auszulegen sei. Da
nun Zürich tatsächlich gegen den Landfrieden gehandelt, wäre man
eigentlich genötigt, zur Teilung [des Thurgaus] zu schreiten.
Falls aber den kath. Orten in Zukunft bezüglich dieser Herrschafts-
angelegenheiten kein Unrecht mehr zugefügt werde, möchte man da-
von jedoch lieber Abstand nehmen und die noch hängigen Probleme
mit den übrigen reg. Orten gütlich bereinigen.
Wenn die vermittelnden Orte die Klageartikel Zürichs jenen der
kath. Orte gegenüberstellten, würden sie nur zu deutlich sehen,
wie wenig begründet die Klagen der Limmatstadt seien. Ihre, der
kath. Orte, Klagen zielten zum ersten dahin, dass sich Zürich un-
gerechtfertigte Neuerungen herausnehme. Zweitens würden sie "der
Underthanen sachen an sich Züchenumb gteichsamb Jren eigne sach daruss Ze~
machen"j wodurch Zürich natürlich die kath. Orte herausfordere
Drittens stiessen sie Mehrheitsentscheide der reg. Orte und Ur-
teile der Landvögte um und würden nach eigenem Gutdünken handeln
oder grundlos Protest einlegen. Viertens erlaube sich Zürich Ein-
griffe in die Ehegerichtsbarkeit, in Vogteiangelegenheiten und
andere Rechtsbereiche.Fünftens versuche es, Gotteshäuser und
andere [Institutionen und Personen] durch "Avrestsmitlen" oder durch
Bedrohung sich gefügig zu machen. Alle diese Klagen seien wohlbe-
gründet und müssten bei einem möglichen Teilungsverfahren mitbe-
rücksichtigt werden.
/ 1 So sei man guter Hoffnung, die Schiedorte würden die kath. Orte
in ihren Rechten schützen und bei einer allfälligen Teilung [des
Thurgaus] ihre guten Dienste zur Verfügung stellen.
1) vgl. EA IV 1c, 63 a
Kopie AH 29, 210-211 - Blatt 211 leer
91 [1663] A
BERICHT UEBER DIE BEMUEHUNGEN DES AMBASSADOREN [JEAN DE LA BARDE] IN ZUSAMMENHANG MIT DER ERNEUERUNG DES FRANZ. BUENDNXSSES
In Beantwortung ihres, [der eidg. Orte], zweiten Memorials bitte
der Ambassador die Tagsatzungsgesandten [in Baden], sich daran
zu erinnern, "dass Er in der ersten andtworth den Puncten der Contracten
angezogen hat, als ein sach, welche, in deme vili privat s persohnen Inter-
esse darinnen versirt, billicher weiss kan alss oberkheitlich considerirt
werden". Der Ambassador bestätige zudem, dass der König [Ludwig XIV.]
fest beabsichtige, sich inskünftig genau an die Patente und Bei-
briefe zu halten und sowohl den eidg. Orten als auch den Privat-
personen jeweils höhere Geldsummen als bisher zu verabfolgen.
Dies gelte insbesondere auch für die aufgelaufenen Zinsen jener
Darlehen, welche die Orte den Vorfahren des Königs gewährt hät-
ten, "über welches man sich ietzo verhalten wirt, Wie bey der bezahlung der
letsten Pension ist beschechen".
Der König möchte zudem die Interessen der Obrigkeiten sowie der
Obersten und Hauptleute gleichzeitig behandeln und dem einen und
andern - wie sie dies anlässlich ihrer Gesandtschaft zum König
erfahren würden - eine gebührende Belohnung zuteil werden lassen.
Im übrigen berufe sich der Ambassador auf seine früher gemachten
Aeusserungen sowie auf das königliche Antwortschreiben.
Bezüglich der Neutralität der Freigrafschaft Burgund habe der
Ambassador erläutert, "dass kein instanz von diser sach in einer gleichen
Coniunctur, alwo wir unss befinden, gegen den königen Jhr Mayestät vorfahren
6i>/ &i-yó
gebraucht worden, Welches Er vermeint, dass sie beobachten werden, nach der
consequenz so dise sach bey eiïier Jeglichen Pundtsemeüwerwig, die fürohin
auffzuerichten were, gwunnen möchte". Deshalb habe sie der Ambassador
auch gebeten, dieses Problem bis zur Ankunft ihrer Gesandtschaft
in Frankreich nicht mehr aufzugreifen. Auch beim Bündnisabschluss
von 1602 sei dies so gehalten worden.
Im weitern habe der Ambassador den König bereits schriftlich ge-
beten, dahin zu wirken, dass die eidg. Kaufleute inskünftig ihre
nach Lyon zu transportierenden Waren nicht mehr durch LePont-de-Beauvoi-
sin führen müssten, wo sie al l die vom Herzog von Savoyen [Karl
Emanuel I I . ] eingeführten Abgaben zu entrichten hätten. Im übri-
gen sei der König durchaus bereit, den Eidgenossen al l ihre Han-
delsprivilegien in Frankreich - das Elsass miteingeschlossen -
zu bestätigen. Man werde sich darum bemühen, dass ihnen inskünf-
t ig diese auf königlichen Befehlen beruhenden Vergünstigungen an-
standslos gewährt würden.
Nachdem nun das neue Bündnis demjenigen von 16 02 "vermitelst dess
uff vorgeschlagene fromb besigleten Instruments gleich und änlich gemacht
sein wirt", sei nicht zu zweifeln, dass die Gesandten der eidg.
Orte, die zur feierlichen Bundesbeschwörung nach Frankreich ab-
reisten, beim König grosse Wohlgewogenheit und Wertschätzung fin-
den würden. Zu nicht geringem Teil hätten sie dies dem Ambassa-
doren zu verdanken.
AH 29, 212-213 - Blatt 213V leer
92 [ca. 1649] A
NOTIZEN [IM ZUSAMMENHANG DER FRONDE IN FRANKREICH]
"Le Parlemeyit de Bretagne voulant icy envoyer Leur premier President, et fit
preparer un logement pour ce suiet, ce que te conseil d'enhaut [Conseil d'Etat]
ayent entendu fit mander par lettres audit Parlement, que la Bastille [Staats-
gefängnis in Paris] seroit ouverte a leur Premier President, mais led,it Parle-
ment fit reponce qu'ils estoient bien près de la mer [Atlantik] et par consé-
quent.
29/92-
Au Pont de Change [in Paris] il se trouva dernièrement un billet, auquel il
y avoit 3 questions. 1. Roy, [Ludwig XIV.], où sont tes finances? R[eponse:] 1
en Italie. 2. où est ton Parlement? R[eponse: ] à la place aux Veaux. 3., où
est ton peuple? R[eponse:] à la Vallée de misere.
Un autre tableau fut trouvé, qui representoit une Vache, laquelle fut tenue
aux cornes par la Reyne [Regentin Anne d'Autriche], le Cardinal [Jules Maza-
rin] tiroit le laict, et un Jtalieyi [contrôleur général, et surintendant des
finances, Michel Particelli, Sieur d'Emery?], vient emporter le laict.
Sur un autre billet attaché a la May son de Morisieur d'Emery [rue des Petits-
Champs à Paris] on trouvoit en escrit: Mayson à piller, et le Maistre à Pen-
dre.
Monsieur le President [du Parlement de Paris, Henri] de mesme, [Marquis de
Moigneville], qui est a l'heure exilé, alla dern.ierement trouver Monsieur le
Cardinal, pour faire rentrer en ses bonnes grâces Monsieur [Claude de Mesmes],
le Comte d'Avaux, [Surintendant des finances], son frere; mais il luy respon-
dit: Vostre frere m'a fait la guerre en Resnard, et ie la luy fairay en Lyon:
[François de Vendôme], le duc de Beaufort, a Conspiré ma mort, et Vostre
frere m'a choqué dans l'Assamblée du Parlement [de Paris],
De la semaine Passée s'est trouve un espion dans la chambre, lequel fut pris
et mis en prison, mais le Conseil d'enhaut donna un arrest, le mesme iour,
pour le délivrer de la dite Prison, ce qui se fit aussitost."
1) Diesen Platz gab es damals in Paris nicht, ist also ausschliesslich im übertragenen Sinne zu verstehen.
In franz. Sprache AH 29, 214-215 - Blatt 215r leer
93 [1663 Juli] A
ABSCHIED [DER TAGSATZUNG VON BADEN] IN ZUSAMMENHANG MIT DER BUENDNISERNEUERUNG MIT FRANKREICH
EA VI 1, 585 e
Nachdem an der Tagsatzung der XIII Orte sowie der Zuaewandten
das Antwortschreiben des a.o. Ambassadoren [Jean De la Barde] an-
óy/yó
gehört worden sei und man in der Folge habe erkennen müssen, "dass
von Jme kheine mehrere Satisfaction, als Wass seine gegenwertig und vorgehende
Erklärungen mit sich bringend", zu erhalten seien und es daher unnütz
sei, durch mündliche oder schriftliche Interventionen ein mehreres
zu erreichen, habe man für gut befunden, dieses Geschäft endlich
einem Abschluss entgegenzuführen.
"Sindt zwar herüber underschidliche vemiinfftige Discursen von dess Eidtgnös-
sischen Standts vortheil hefftiger Eintrechtigkeit, und dessen hochschädlicher
versünderung, Jtem ob die verwilligung, oder uffzüg guetten erfolg und auff-
schlag mit sich füehren möchten, gefallen. " Im weitern sei gefordert wor-
den, dass jene Gesandte, die von ihrer Obrigkeit noch keine genü-
genden Bevollmächtigungen besässen, [einer Erneuerung des franz.
Bündnisses zuzustimmen], diese eilends einholen sollten.
[Die Gesandten des] Vorortes Zürich hätten jedoch aufgrund ihrer
Instruktionen vorbringen lassen, "in krafft dessen des Herrn Extraordi-
nari Ambassadoren Erklär- und Anerbietungen genem zu. halten, oder sich darmit
befridigen zue lassen, nit bewältiget were".
Darauf hätten sich [die Gesandten von] Bern, Uri, neugl. Glarus, Appen-
zell-Ausserrhoden, Basel, Schaffhausen und der Stadt St. Gallen
dahin verlauten lassen, ihre Obrigkeiten hätten sich einverstan-
den erklärt, dass man, sofern die Versprechungen des Ambassadoren
[bezüglich der Bündniserneuerungen] - wie er sie insbesondere im
letzten Memoriale abgegeben - auch wirklich eingehalten würden,
die beiden Instrumente zu einem einzigen vereinige und den Dauphin
[Louis I. ] in das Bündnis miteinbeziehe. Man hoffe jedoch sehr,
dass den zum Bundesschwur nach Paris abgeordneten Gesandten ge-
bührend Gehör geschenkt werde.
[Die Gesandten von] Luzern, Schwyz, Ob- und Nidwaiden, Zug, kath.
Glarus, Appenzell-Innerrhoden, Freiburg, Solothurn und der Abtei
St. Gallen seien zum Teil instruiert gewesen, hinsichtlich dieser
Fragen der Mehrheit der Stimmen zu folgen. Da man aber bezüglich
der Neutralität der Freigrafschaft Burgund nichts Sicheres in Hän-
den habe, hätten die Vertreter dieser Orte - in der Absicht,ihre
Obrigkeiten darüber eingehend zu informieren und endgültig ent-
scheiden zu lassen - Obgenanntes bloss in den Abschied nehmen las-
sen.
2 9 / -
Sollten die einen oder andern Gesandten von ihrer Obrigkeit den
Befehl erhalten, mit dem Ambassadoren gesondert zu konferieren,
möge dies noch vor Ende dieser Tagsatzung bekanntgegeben werden.
Kopie AH 29, 216-217 - Blatt 217 leer
94 1642 Juni 21., Solothurn A
SCHREIBEN DES [FRANZ. AMBASSADOREN JACQUES] LE FEVRE DE CAUMARTIN AN AMMANN [BEAT I I . ] ZURLAUBEN, ZUG
"Les Espagnols yious donnent Si Souvent des fourbes que je ne les puis croire
Si je ne veoids un.e entiere certitude. " Würde besagte Meldung nämlich
auf Wahrheit beruhen, wäre ihm dies schon von den verschieden-
sten Seiten hinterbracht worden; auch wäre ihm bestimmt nicht
verborgen geblieben, "qu'ils avoient lettres de change a Zurich". Soll-
ten ihm in diesem Zusammenhang Einzelheiten zu Ohren kommen, mö-
ge er sie ihm jedoch bitte mitteilen,.
Noch immer seien sie ohne präzise Angaben über die Vorkommnisse
bei Le Catelet. Doch scheine der Feind [Kaiser Ferdinand I I I . ]
dort eindeutig im Vorteil gewesen zu sein. Durch den Tod von
Herzog [Franz Albrecht] von Sachsen-Lauenburg General [Feld-
marschall] der Armee des ungarischen Königs [Ferdinand IV,] in
Schlesien, "lequel [gemeint der Herzog] a esté pris prisonnier et 6000
chevaulx deffaitz", aber habe dessen Stolz inzwischen einen gehörigen
Dämpfer erhalten. "Je vous envoye ce que j'en ay receu qui est confirmé
par toutes les lettres d'allemagne et d.ans peu nous en aurons le particulier
avec la continuation des progrez lesquels les estonnent et en effet tout est
en effroy dans la Cour du Roy d'hongrie."
"L'armée laquelle est allée au Secours des pays lesquels Sont vers le bas
Rhin [Holland] ne l'ont point encore passé ont attend pour une rude bataille
en cest année desia il y en a eu 4 en divers pays l'une vers Cologne l'autre
en Espagne la 3e en Silesie et la 4 au pays bas nous en avons gaigné 3 et
perdu une [Honnecourt an der Scheide]."
Die Feinde Frankreichs würden ausstreuen, dass es um die Gesund-
heit des Kardinals [Armand-Jean du Plessis, Duc de Richelieu],
nicht zum besten bestellt sei. Tatsächlich aber gehe es diesem,
wie er einem ihm gestern überbrachten Brief vom 11„ ds„ entneh-
men könne, von Tag zu Tag besser, "pour y prendre l'air et des Eaux",
habe sich dieser mittlerweile nach Tarascon [-sur-Rhône] begeben,
"Du Costé d'Espagne les blosaus de Perpignan continue il fault avoir patiejice
en Ses occasiojxs car c'est le temps qui prend les places et non la force."
Marschall [Philippe] de la Mothe [-Houdancourt, Vizekönig von
Katalonien] , sei es unter den Augen der Armee von [Diego Mexia
Felipez de Guzman, Marqués] de Leganes, gelungen, Monzon in
Aragonien einzunehmen und dessen Zitadelle zu zerstören, "depuis
la disgrâce de Mr. le Maréchal [Antoine I I I de Gramont, Duc] de Guische^,
les ennemis n'ont rien entrepris." Wie inzwischen weiter berichtet
werde, sollen die Holländer mittlerweile Geldern belagern.
Dies sei alles, was er ihm an Neuigkeiten zu bieten habe. Für
Mitteilungen seinerseits sei er ihm jetzt schon sehr verbunden.
"Si nos affaires vont bien dans vostre Canton, j e feray en Sorte que les
vostres jront bien chêz le tresorier [Douay?]."
1) Guiche wurde dafür verantwortlich gemacht, dass die Schlacht von Honnecourt für Frankreich nachteilig ausging.
Original, in franz. Sprache, mit Siegel AH 29, 218-219 - Blatt 219r leer
95 1641 April 20., Schwyz A
BRIEF VON RITTER JOHANN KASPAR CEBERG [AN BEAT I I . ZURLAUBEN]
Von der Gesandtschaft [von Schwyz], welche nach Solothurn [zum
Ambassadoren? Jacques Le Fèvre de Caumartin] gereist, habe er noch
keinen Bescheid erhalten.
Gestern seien die Hauptleute vor dem dreifachen Landrat wegen
dem "Ueberzug der Pünten [Transgressionen im Dienste Mailand/Spaniens?]"
zur Rede gestellt worden. Bei dieser Gelegenheit hätten alle
zy/yb
Verwandten bis und mit zum vierten Grad und alle andern sonstwie
daran Beteiligten in den Ausstand treten müssen. Nach dem Anhören
der Kundschaften und der Briefe sei zuerst der Landammann [Diet-
helm Schorno, Hptm. im Regiment Zwyer in mailändischen Diensten],
befragt worden. Dieser habe vorgegeben, an der ganzen Affäre un-
schuldig zu sein, und habe darauf hingewiesen, dass er zur frag-
lichen Zeit nicht bei seiner Kompagnie gewesen sei und somit
auch nicht befohlen haben könne, vor Casale [-Monferrato] zu
ziehen. Dessen Amtsleute sowie die übrigen Hauptleute seien bis-
her noch nicht zur Verantwortung gezogen worden. Dies habe sich
auch gar nicht mehr so sehr aufgedrängt, werde doch die Haupt-
schuld inzwischen dem Oberstleutnant [Johann Rudolf Reding] an-
gelastet, der jedoch unter dem Vorwand, er habe wichtige Geschäf-
te in Zusammenhang mit dem Abt von St. Gallen [Pius Reher] zu er-
ledigen, der Ratsversammlung ferngeblieben sei. So werde nun der
Oberstleutnant erst am Donnerstag in 8 Tagen, also gerade nach
der Schwyzer Landsgemeinde, seine Aussagen machen. Bis zu die-
sem Zeitpunkt werde dessen Vermögen mit Arrest belegt.
Dem Landeshauptmann [Johann Gilg] Aufdermaur "Jst ZOO g Angelegt und
für Ein Audienzgeld Jm Wass Er wel Zegeben heimgestelt An sin frien Wilen
mit dem Er wol Zefriden und die landtlüt gastieren} wil Jm sin oder unser
beder Compani nit Zuo Rüg de facto Zezüchen Erkent Jst".
Auch ihn, Ceberg, treffe keine Schuld, da auch er nicht in Ita-
lien gewesen und infolgedessen auch keine Befehle habe erteilen
können. "Ess wird Aber der landtshaupt. Jm vertruwen Zemelden Ein nachlass
wie Jch verständen beschehen. " Doch möge dieser Fall allen eine War-
nung sein.
Im geheimen möchte er zudem mitteilen, dass Wolf[gang] Dietrich
[Theodor Reding] ebenfalls vorgeladen werde.
Der Brief schliesst mit der Notiz, die Ratsversammlung sei erst
nachmittags um 4 Uhr zu Ende gegangen.
Original AH 29, 220
os/ go 96
1643 Januar 23., Solothurn A
SCHREIBEN DES [FRANZ. AMBASSADOREN JACQUES] LE FEVRE DE CAUMARTIN AN AMMANN [BEAT I I . ] ZURLAUBEN, ZUG
"Nous avons eu des nouvelles de M. vostre frere [Heinrich I. Zurlauben]3 le-
quel au départ de L'ordinaire estoit a Lyon en borine Santé . . . Je croy Le
mesme de vous3 en ayant receu lettres ce dernier ordinaire. Si quelqu'un.
S'offre pour prendre celle que j 'Escriray en faveur des religieux desquels
vous me parlés3 Je Suis prest de les bailler."
Wie er aus sicherer Quelle wisse, würden in [den V kath.] Orten
einmal mehr Intrigen gesponnen. "Je ne Scay quelle utilité on trouve
d'en user de la sorte3 Car Je ne veoids pas que cela apporte de l'argent
d'Espagne Et cela recule celuy de France. " Trotzdem hoffe er noch stets
geduldig, "que chacun reviendera chercher les anciens amis". Inzwischen
aber möchte er über alles, was in ihren Orten vorgehe, laufend
orientiert werden. Im speziellen würde es ihn interessieren,
"Sy on parle du me s contentement qu'ont Les Compagnies [des in mailändisch/
spanischen Diensten stehenden Regimentes Lussy] qui Sont dans le Milannois".
Wie er in Erfahrung gebracht, solle es Kompagnien geben, die noch
nicht einmal die erste "monstre" erhalten hätten. In der Folge
hätten einige davon um ihre Entlassung nachgesucht, andere sogar
gemeutert. Keine der Kompagnien aber wolle - "Sy ce n'est qu'il y 2
Soit forcé3 Ce qu'ont fait vos députés au. Turgauv" - nach Spanien verlegt
werden.
An Neuigkeiten aus Frankreich gebe es etwa zu berichten, dass
"M. frere du Roy [Gaston-Jean-Baptiste de France3 Duc d'Orléans]3 a veu. Sa
Majesté [Ludwig XIII. J et a esté bien receu3 Et que Les deComptes ont esté
faits a l'ordinaire au Contentement des Colonels & Capitaines". Anstelle
von Assignationen hätten diese ihre Betreffnisse in bar ausbe-
zahlt erhalten. Kompagnien, die bloss einen Mannschaftsbestand
von 160 Mann aufweisen könnten, würden inskünftig Gelder für
deren 200 erhalten. "A ceulx qui en auront plus de 140 et moins de 1603
on leur rabattra quatre escus pour Soldat" und jene Kompagnien, deren
Bestand unter 140 liege, müssten sich Abzüge von 7 Ecus pro Sol-
dat gefallen lassen.
1) vgl. EA V 2, 1265
Original, in franz. Sprache, mit Siegel AH 29, 221-222 - Blatt 222r leer
97 1645 September 4., Schwyz A
BRIEF VON [WOLFGANG DIETRICH THEODOR] REDING AN AMMANN [BEAT I I . ] ZURLAUBEN, ZUG
Als er gestern morgen von einem Aufenthalt auf dem Lande hierher
nach Schwyz zurückgekehrt sei, "J'ay trouvé La votre au logis avec une
de mes Gens [der Kompagnie Reding] de Catalogyie de la mesme teneur que me
mandez qu'est celle de Mcmsieur votre fils [Heinrich I I . Zurlauben] & un.
aulire de [Barthélémy] Rolland par laquelle ili me mande que Monsieur paleau
Notre Tresorier a faict partir le 15e Aoust une voiture pour l'armée de Catha-
lagne dans laquelle ili i a d.e l'argent pour nos Compagnies [Reding und Zurlau-
ben]. J'attens avec Impatience l'issue du dessein des espagyiols qui se sont
pour lors préparez pour secourir Ceux qui sont dedans & autour de Ballaguier
la ou nos Gens sont bieii Retranchez pour Recepuoir les ennemis . . . s'ils y
Viennent. "
Was [Heinrich] Fleckenstein anbelange, erstaune es ihn, dass man
diesem überhaupt noch Gehör schenke.. Mittlerweile dürfte nun doch
jedermann bekannt sein, "de quell bois ili se chauffe & que telles machi-
nations provenantes d'un homme qui ne cherche qu'a Brouiller puissent trouver
Lieu, ne chascun sachant bien que par telles voyes on n'a Jamais faict que
guater [gâter] nos affaires, S que Monsieur L'ambassadeur [Jacques Le Fêvre
de Caumartin] ne demande que de tels subietz pour reieter les demandes qu'on
luy faictj estant très assure qu'ill n'a pas d'argent pour le present et qu'ill
le sollicite en Court avec grande Instance, sur l'esperance qu'ill a de sortir
bien tost d'issi en désirant partir avec honneur S lesser une pention pour 1
son adieu, Monsieur [Jean] de la Barde qui est allé a Munster estairt Nomme
pour le . . . [remplacer] a son Retour".
Bezüglich der [Obödienz-] Gesandtschaft [der kath. Orte zu Papst
Innozenz X.] nach Rom müsse er ihm mitteilen, "[que] l'advis que vous
m'en demandez arrivera trop tard3 puis hier ou vendredi vous en auriez Nomme
vos député des vôtres, quant a Moy Je ne soais que vous en dire, voyant les
choses au point qu'elles sont". Einerseits würde er ihm die Ehre,
[Zug dabei vertreten zu können], gerne gönnen, anderseits sei
zu bedenken, dass er, Zurlauben, hier in der Heimat dringender
gebraucht werde.
Wie er erfahren, seien die Schiedorte [im Uttwiler- und Lustdorfer-
handel: BE, BS, FR, SO und AP] ob der Entscheidung Luzerns, "de
ne se vouloir remettre pour les deux points qui sont a disputer"3 sehr er-
staunt. "Monsieur [Johann] Schwaller - [einer der Sätze] - s 'estant déclaré
qu'ils donneroit so?t Corps & bien pour sûreté que la decisioyi se feroit sans
preiudice d'aulcun des partis3 & qu'ill y avoit des Moyens sur le tappis pour
conserver les droits de l'un <§ l'aultre parti3 & sans offeticer le Landts fri-
den [von 1531]." Doch genug davon, weitere Informationen wolle er
ihm dann anlässlich ihres nächsten Zusammentreffens mündlich ge-
ben .
Er habe - "sur la Requeste de mes cohéritiers" - dem Statthalter [Kon-
rad] Brandenberg, ihrem ehemaligen Landvogt von Baden, ein Schrei-
ben folgenden Inhalts zugehen lassen: nämlich "de vous disposer vous
& Monsieur votre frere [Heinrich I. Zurlauben] & vous Coniurer sans . . . [?]
s 'ili est possible que nous nous puisssions entrevoir mercredi ou Jeudi
prochain A Art pour vider . . . nostre ançien différent pour les Contes de feu
nos peres [Heinrich Reding und Konrad I I I . Zurlauben]". Er bitte ihn, sich
diesem Schlichtungsversuche nicht zu entziehen.
"L'abscheid [der im August in Luzern abgehaltenen Tagsatzung?] demande de
Luzerne n'a point ete entendu issi [im Rat von Schwyz] nonplus que chez vous3
mais ie ne Crois pas qu'on N'aille entreprendre d'escrire en Court a present."
Sollten freilich [Schultheiss und Rat von] Luzern vermeinen, nicht 2
anders handeln zu können, wolle man sie nicht hindern. Ein glei-
ches gelte selbstredend auch für alle übrigen Orte; hierzulande
finde man jedenfalls einen solchen Schritt zum jetzigen Zeitpunkt
für nicht opportun.
1) Richtig nach Osnabrück3 wo er 1645/1646 Resident Frankreichs war. 2) vgl. EA V 2, 1365 g
Original, in franz. Sprache, mit Siegel AH 29, 223-224 - Blatt 224r leer
98 1659 Mai 15., Solothurn A
SCHREIBEN [DES FRANZ. AMBASSADOREN JEAN DE LA BARDE] AN [EUGENE-MAURICE DE SAVOIE -CARIGNAN] , COMTE DE SOISSONS
Vorliegendes Schreiben werde ihm, [dem Colonel général des Suis-
ses et Grisons], durch Hptm. [Heinrich I I . ] Zurlauben überbracht
werden. "Jl a esté choisi par son Canton [Zug] pour estre Bailly de Bade ou
j l Sera très utile au Service du Roy [Ludwig XIV.]. Les Dietes generales des
Cantons Se tiennent en ce lieu la3 ou le Bailly assiste et collège les voix
des Deputez lors qu'ils deliberent Sur les affaires publiques3 Et quand, jl
se rencontre que les Suffrages des Deputez Sont esgaux en nombre le sien fait
la décision." Angesichts dessen empfehle er ihm dringend, genannten
Zurlauben für zwei Jahre von der Ausübung seines Kommandos über
eine Gardekompagnie zu entbinden. Dieser seiner Bitte schlössen
sich übrigens auch [Ammann und Rat von Stadt und Amt] Zug an.1
"Au surplus Monseigneur Ceux de sa famille des Zurlaubes aiants tousiours
eu. de temps Immémorial et de Pere en fils un Zele tout particulier pour la
France et aiants rendu de Signalez services a nos Roys tant dans la Suisse
qu'en France et au dehors dans les Armées"3 hoffe er, dass man dessen -
sollte es infolge des [Pyrenäen-] Friedens, "que l'on publie Jcy",
zu Truppenentlassungen kommen - eingedenk sein [und die Kompagnie
Zurlauben von einer solchen Massnahme verschonen] werde.
1) s. AH 29/99
Kopie, in franz. Sprache, aus der Kanzlei der franz. Ambassade in Solothurn. AH 29, 225 - Blatt 225 leer
1659 Mai 14. A
SCHREIBEN VON AMMANN UND RAT VON STADT UND AMT ZUG AN EUGENE [-MAURICE] DE SAVOIE [-CARIGNAN] , COMTE DE SOISSONS, COLONEL GENERAL DES SUISSES ET GRISONS, GOUVERNEUR DU BOURBONNAIS
Ammann und Rat teilen dem Grafen mit, dass anlässlich ihrer
Landsgemeinde vom 5. Mai Oberst[feld]Wachtmeister Heinrich I I .
Zurlauben, Gardehptm. in franz. Diensten, in Anbetracht von des-
sen Unerschrockenheit im vergangenen Religionskrieg [1. Villmer-
gerkrieg] für die künftigen zwei Jahre zum Landvogt von Baden
bestimmt worden sei. Sie möchten ihn, den Grafen, daher bitten,
dass diesem "die Licentz [vom Kommando der Kompagnie Zurlauben] für obge-
sagte Zytt syner Verwaltung gnädig concediert" werde. Denn da man mit
den neugl. Orten noch immer nicht ins reine gekommen sei, liege
ihnen sehr viel daran, dassbesagte Landvogtei von einer qualifi-
zierten Person versehen werde.
Konzept, von Beat II. Zurlauben, mit verschiedenen Bleistiftnotizen. AH 29, 226
100 1654 Januar 29. A
VORSCHLAEGE UND BEDINGUNGEN DER HAUPTLEUTE DES GARDEREGIMENTES ZUHANDEN DES [SECRETAIRE D'ETAT A LA GUERRE, MICHEL] LE TELLIER
"Les Cappitaines . . . apres avoir faict reflexion Sur les offres a eux faitz
par . . . le Tellier représentent ne pouvoir Se mettre en estât de remettre
leurs Compagnies Suivant les Intentions du Roy [Ludwig XIV,], qu'aux con.di-
tions Suivantes3 ausquelles Jlz se relaschent3 pour tesmoigner a Sa Majesté
la passion qu'ilz ont de la servir avec toute la satisfaction qu'elle peut
attendre d'eux, "
1. Man erwarte unweigerlich, dass ihnen "leurs descomptes des annees
50j 51j 52 et 53" bis Ende Februar beglichen würden "et leur en
ZU/lUU-lUUA
donne dès a present trois [décomptes] conformément au dernier traicté [de
1650]". Im weitern müsse vorausgesetzt werden können, dass
allen übrigen Artikeln des genannten Vertrages treu nachge-
lebt werde.
[2.] Weiter verlange man die sofortige Barauszahlung zweier
"Monstres Sur l'année 1653 et [de] celle de Janvier de la presente année
1654", Die übrigen "Monstres" des laufenden Jahres seien ihnen
in der Folge gemäss ihren Kapitulationen monatlich jeweils am
15. auszuzahlen.
[3.] "Moyenant quoy Jlz s'obligeront de remettre leurs Compagnies en bon estât
et faire reveue trois mois après le payement effectif desdites trois Mon-
stres. "
[4.] "Ceque Sa Majesté ayant pour agreable de leur accorder Jlz Supplient que
les effetz S'ensuivent Sans remiseansonst - befänden sich die Kom-
pagnien doch sowohl in materieller als auch personeller Hinsicht
in einem höchst bedenklichen Zustand - es dazu leicht zu spät
sein könnte.
In franz. Sprache AH 29, 227
100 A [1654 Januar 29.] A
GEDANKEN ZU DEN VORSCHLAEGEN, [DIE DER SECRETAIRE D'ETAT A LA GUERRE, MICHEL] LE TELLIER, DEN HAUPTLEUTEN DES GARDE-REGIMENTES UNTERBREITET HATTE
"Le Tellier Nous avoit proiecté de la part du Roy [Ludwig XIV. ] auparavant
à scavoir [:] Que l'on Nous donneroit des à present Janvier S feburier de
la presente Année Comptant pour faire de recrues, <5 remettre chaque Compagyiie
. . . à 150 hommes Jusques au 15. Avril prochain." Alsdann sollten sie "en
faisant faire la Reveue au Regiment" die "Monstre d.u Mars" ausgefolgt er-
halten. Kompagnien aber, die zu diesem Zeitpunkt nicht über ei-
nen Bestand von 150 Mann verfügten, "Seront payéz & reduictes à la
Demy Capitulation".
Gleichzeitig sei ihnen eröffnet worden, dass der König nur noch
das Garderegiment, bestehend aus 30 Kompagnien, aufrecht erhalten
wolle. Die Kompagnien des Regimentes [Estavayer-] Montet sollten
aber nicht entlassen, sondern dem Garderegiment einverleibt wer-
den. Weiter "que l'on Nous payera ponctuellement à l'advenir en faisant
faire Monstre [et] Que l'on regleroit Nos Décomptés du Passée en Nous mettant
à la Raison".
"Surquoy Nous avons résolus & proiecté le present Memoire 3 Du quel Nous ne
pouvons pas demordre3 Ny changer Nostre Antienne Capitulation Sans Nous rui-
ner tottallement3 Ny accepter Les Monstres Courantes pour faire des Recrues
au lieu d'entretennir Ce que Nous Avons; Ainsy demandons deux Monstres sur
L'annee passé; Plus Nos prétentions du Passee3 Nous sont plus Importantes
que les belles Esperances pour l'advenir.
La Responce dudit Seigneur Est3 que le Roy ne changera pas la Resolution cy
dessus & Nous Nous réassemblons Demain & confirmerons La Nostre3 Selon les
Apperences."
1) s. AH 29/100
Notizen von Hptm. Heinrich II. Zurlauben, in franz. Sprache. AH 29, 227V
101 [1654] Februar 7. A
VORSCHLAEGE UND BEDINGUNGEN DER HAUPTLEUTE DES GARDEREGIMENTES ZUHANDEN [VON KARDINAL JULES MAZARIN]
"Les Capitaines du Regiment des Gardes Suisses du Roy [Ludwig XIV.]3 Sur la
demande qui leur avoit esté faicte de la part de vostre Eminence des moyens
qui leur estoient nécessaires pour remettre levers Compagities Suivant la vo-
lonté de Sa Majesté avoient fait présenter a Monsieur [le Secretaire d'Etat3
Michel] le Tellier3 par escrit leurs demandes pour cet effet3 dans la plus
grande modération . ,. 3 pour Tesmoigner . . . leur passion a donner prompte
satisfactio?i Sur cequ'ilz attendoient d'eux3 Se persuadants qu'elles Seroierit
trouvées Si raisonnables3 que vostre Eminence les agréant l'execution des
choses portées3 S'ensuivroit Sans perte de Temps qui est cher en cette ren-
contre. "
O 0 / I U I
Doch leider seien sie in ihren diesbezüglichen Hoffnungen ent-
täuscht worden. Le Tellier habe ihnen nämlich im Auftrag des
Königs abschlägigen Bescheid gegeben. Dies veranlasse sie nun,
"de représenter très humblement a vostre Eminence qu'il leur est absolument
Impossible de réussir en ceque l'on demande d'eux a moins du payement comp-
tant des deux monstres Sur l'année passée 53 et de celle de Janvier de la
presente3 et que quand Jlz S'y obligeraient autrement"3 wäre es ihnen voll-
kommen unmöglich, obgenannten Forderungen des Königs sowie Seiner
Eminenz nachzukommen.
"Aussy Supplient Jlz vostre Eminence de mettre en considération3 qu'en payant
lesdites deux Monstres Sur l'année 533 Jlz ne recevront rien au delà de ce
qu'ilz ont droit de pretendre quand bien il ne S'agirait aucunement des re-
creues puisqu'elles composent partie du payement d'un Service rendu effecti-
vement et que lors l'on presse de les vouloir Jmposer Sur le courant de
l'année presente3 outre qu'ilz reconnaissent de la le peu de moyens que l'on
a de leur donner Satisfaction du passé3 co?iformement aux traictez . . . qui ont
esté faitz avec eux." Von ihnen verlangen zu wollen, "d'employer les
Monstres courantes aux grands fraiz de la levée3 assemblée3 entretien3 Con-
duitte & armement des recreues"3 lasse sie die Frage aufwerfen, mit
was sie dann ihre schon bestehenden Kompagnien unterhalten sol-
len. Ihrer Meinung nach sollte der Kardinal eigentlich höchst
befriedigt sein, "de les voir employer les monstres qu'ilz ont deservies
d'ailleurs a faire des bonnes recreujes Sans qu'il en Couste rien au Roy".
Im weitern hätten sie zu ihrem nicht geringen Missfallen fest-
stellen müssen, dass "horsmis des quatre premieres" über eine künfti-
ge pünktliche Bezahlung der "Monstres" nichts verlautet werde.
"Jlz ont [donc] Juste appréhension qu'on ne les embarque aux fraiz excessife
des recreues dans les grandes difficultez qu'il faudra surmonter et que leurs
payemens venant a manquer Jlz y rencontrent leur totalle perte et ruine3 outre
le grand engagement et embaratz des debtes ou Jlz se trouvent plongez pour le
passe."
Bezüglich der "Nouveauté et altération . . [ d e ] leurs Capitulations"
möchten sie unmissverständlich festgestellt haben, dass - wollten
sie ihre Obrigkeiten nicht gegen sich aufbringen - unmöglich
darauf eingetreten werden könne. Wenn aber der König damit bloss
die Absicht verfolge, "[d']empescher l'abus que quelques uns [des Capi-
taines] pourvoient commettre a ne pas forti ffier leurs Compagnies" , bestün-
den genügend andere Möglichkeiten, dies durchzusetzen. So könnte
fehlbaren Hauptleuten etwa damit gedroht werden, dass man sie mit-
samt ihren Kompagnien entlassen oder aber diese mit einer andern
zusammenlegen werde. Angesichts der "Sommes considérables Sur le passé
[dues] a chacun d'entre eux, elle [gemeint Sa Majesté] pourra [même] faire re-
tenir Sur leurs premieres et plus promptes assignations pareille Somme, pour
n'avoir pas employé celle qui leur avoit este donnée pour le renfort de leurs
Compagnies ".
"Aussy Supplient Jlz . . . de vouloir recevoir avec deffiance les advis de Ceux
qui luy voudroient persuader que lesdites Capitulations & la levée des Recreues
Se puissent faire autrement comme venant des personnes mal Jnteiitionnez au Ser-
vice du Roy, et qui trompent vostre Eminence, et M. les Ministres du Roy leur
faisant des Semblables propositions, qui tendent directement a la Ruine des
affaires du Roy Icy & dans le pays."
"Et comme lorsque sa Majesté aura pour agreable de leur faire donner les
moyens qui leur Sont nécessaires pour travailler ausdites recreues, Jlz appre-
hendent que le payement des monstres de comptant ne tire a la Longueur ordi-
naire, Jlz ne peuvent S'obliger de faire Joindre les recreues aux Compagnies
que trois mois après le payement effectif desdites Monstres. "
Bezüglich der Abrechnungen für die Jahre 1650, 1651, 1652 und
1653, die noch stets ausstünden, "Jlz se Sentent particullierement
Incommodez pour estre engagez puissamment envers leurs creantiers et Soldatz".
Die Hauptleute würden Seine Eminenz deshalb bitten, dieselben
noch in diesem Monat vorzunehmen und die Gelder alsdann sofort
zur Auszahlung freizugeben. Gleichzeitig würden diese weiter
darum ersuchen, dass man auch ihre übrigen auf Bündnissen und
Kapitulationen beruhenden Forderungen begleiche. Könne man sich
wider Erwarten dazu nicht bereitfinden, habe man wahrlich keinen
Grund, "d'Esperer meilleur traittement pour l'advenir".
Was die Indienstnahme von Soldaten nicht schweizerischer Herkunft
angehe, wolle man sich dabei nicht anders verhalten, als dies
unter dem verstorbenen König [Ludwig XIII.] üblich gewesen sei.
Damals aber hätten diese bloss als "tambours, Chirurgiens et domesti-
29/101-102
ques" in ihre Kompagnien eintreten können.
"Par ainsy Jlz Supplient très humblement . . . que sy Sa Majesté persiste dans
la volonté de les faire travailler . . . au renfort de leurs Compagnies Jl luy
plaise leur donner aussy la prompte execution des choses nécessaires pour cet
effet, puisqu'autrement au lieu d'attendre le restablissement de leursdites
Compagnies Ce qu'ilz ont présentement d'hommes S'en Jra dans un Infaillible
desroutte leurs Compagnies périssant a veue d'oeil faulte de Subsistance et
de moyens pour vivre qui leur manquent depuis loyig temps. "
"ReJ>olutton pfvü>e pax les Capitaines en suitte de Celle du Roy & represente
A son Eminence Le 7me feburier; laquelle ne Vouttut pas accepter ny l/eoir le
Contenu ny le papier."
In franz. Sprache. Dorsualnotiz von Heinrich II. Zurlauben AH 29, 228-230a - Blatt 230 und 230ar leer
102 1617 Februar 12., Rom B
BULLE PAPST PAUL V. BEZUEGLICH DES STIFTES BISCHOFSZELL
Vor kurzem habe er ein Schreiben der [Landammänner] , Schultheis-
sen und Räte der V kath. Orte LU, UR, SZ, UW und ZG,im Bistum
Konstanz in der Kirchenprovinz Mainz gelegen, erhalten.. Darin
würden sich diese beklagen, mit wieviel Eifer sich vor vielen
Jahren die Neugläubigen sowohl in Deutschland als auch in der
Schweiz darum bemüht hätten, die Katholiken von ihrem Glauben
abzubringen. Dabei hätten sich diese "viler vortrefflichen Stätte,
schönen Stiffteren, herrlichen Clösteren und Collégien bemächtiget und. unter
ihren eigenthumblichen gewalt gebracht". Dies sei leider auch drei Jah-
re lang im "Stättlin Bischoff zeli mit sampt dem inverleibten Chorstifft
(so weltlicher Jurisd.ictio7i halber bemelten Herren Schultheissen und Rhäten
[der V kath. Orte] Zue ständig)", der Fall gewesen., Deshalb hätten
damals ihre Vorfahren aus den V Orten zu den Waffen gegriffen,
glanzvolle Siege errungen und dadurch bewirkt, dass u.a. auch
Stadt und Stift Bischofszell zum kath. Glauben zurückgekehrt seien.
Als Belohnung dafür hätten seine, des Papstes, Amtsvorgänger die
Orte bevollmächtigt r "(dass sie besagter Kirchendigniteten3 als Probsten
und Canonicati Praebenten und villeicht auch andere Beiieficia und Empteren
in selbigem Circ und gebiet ligente Zur Zyt3 wanss ledige stellen gebe3 durch
ihre geliebte Söhne3 dass Capitel desselbigen Stiffts3 alleinzig Zur wahl3
nominatioyi und Praesentation der Zue Zyt regierenten Schultheissen und Rhäten3
solcherley qualificirteîi Personen uss ihrem Vatterlandt und Gebiet möchten und
solten conferieren)." Damals als das Stift restituiert worden sei,
hätten die Orte "die Digniteten3 Canonicat und Praebenden und andere Bene-
ficia disem Stifft gehörig durch selbiges Capitel Zu solcher Wahl3 nomination
und Praesentation wie oben angezogen olme Zertrennwig3 intrag oder hindernuss
Zu besetzen im bruch gehabt". Da jedoch diese Privilegien "wegen der da-
mahligen triiebsäligen Zyten" und durch Brand abhanden gekommen seien,
würden ihn die Orte nun um die Bestätigung aller ihrer alten Rech-
te nachsuchen. Diesem Wunsch willfahre er, der Papst, gerne.
So spreche er denn die [Landammänner], Schultheissen und Räte
[der V Orte] oder deren Abgeordnete "ledig und loss3 von aller Excom-
munication3 Suspension interdict3 andern der Kirchen Seyitentzen3 Censuren und
Straffen3 von dem Recht oder von einzigem Menschen3 wer der sige3 uf wass ge-
legenheit oder wyss es geschehen könte gegeben3 und ob sie villeicht schon
mit derglichen Straffen weren belegt worden3 thuent wir doch solche ihr gegen-
wertig vorhaben allein Zu erlangen krafft diser Bull absolvieren". Ferner be-
stätige er ihnen al l ihre Rechte [im Stift Bischofszell] , "doch der
gestalt3 dass solche erwehlung und ernambsung Zu der Obersten dises Stiffts
dignitet . . . Päpstlicher Heyligkeit3 so daZumal regieren wurde3 wisslich ge-
macht werde3 und von Ihro die institution und bestättigung könne und solle
erhalten werden".
Sollten gewisse Kreise die Bestimmungen dieser Bulle anzweifeln,
seien diese rechtlich zu belangen. Diesen Privilegien würden
auch gewisse Konstitutionen und Klauseln der apostolischen Kanz-
lei sowie die eben in Druck gegebenen Dekrete keinen Abbruch tun.
Niemandem, weder Auditoren, Kardinälen, Legaten de latere, Vize-
legaten und Nuntien stehe das Recht zu, die Bestimmungen dieser
Bulle zu ergänzen, abzuändern oder darüber zu richten. "Solche sol-
len auch nicht hinderen alle vorangezogne in und gegenwürff3 ia sogar nicht
die Provintzialisehen gehaltene Convent3 Syjiodi3 Concilia. " Sollte sich
ay/iuz-iuó
trotzdem jemand erfrechen, an diesen Privilegien rütteln zu wol-
len, so werde er der "Straff des Allmechtigen Gottes und seiner heiligen
Apostlen Petri und Paul" verfallen.
Kopie AH 29, 231-233
102 A [n. 1713]
SCHREIBEN [DES SPAN. AMBASSADOREN LORENZO VERZUSO, MARCHESE DI BERETTI-LANDI], AN AMMANN, ST. LUDWIGORDENSRITTER UND MAJOR [BEAT JAKOB I I . ] ZURLAUBEN, ZUG
Teoztteil fehlt
Original, in franz. Sprache, mit Siegel AH 29, 238 - Blatt 238V leer
103 1705 Juni 10., Solothurn A
SCHREIBEN DES [SECRETAIRE-INTERPRETE LAURENT CORENTIN DE LA] MARTINIERE [AN BEAT JAKOB II.? ZURLAUBEN]
Er beehre sich, ihm in der Beilage eine Kopie des Schreibens zu
übersenden, das "Son Excellence} [der franz. Ambassador Roger Brûlart3
Marquis de Puysieux, ]" von [Nicolas I I ] de Corberon, [Premier Prési-
dent du Conseil souverain d'Alsace], erhalten habe..
Hoffentlich werde sich ihm auch in Zukunft noch oft Gelegenheit
bieten, ihm dienlich sein zu können«
Original, in franz. Sprache AH 29, 239-240 - Blatt 240 leer
Od / XU tt XU V
1715 Dezember 1. A
SCHREIBEN DES [FRANZ. CHARGE D'AFFAIRES LAURENT CORENTIN] DE LA MARTINIERE AN EINEN UNBEKANNTEN MONSEIGNEUR
Die Antworten, die er von Zürich und Bern erwarte, seien noch
nicht eingetroffen. Wie er jedoch vernommen, hätten [die neugl.
Orte] auf der Tagsatzung in Aarau beschlossen, "de renouveller
l'Alliance encor plus estroitement, et que chacun prendra des mesures pour 2
se fort%f%er en particulier". Auch wollten die neugl. Orte die pro-
testantischen Mächte [Europas, u.a. Holland und England,] "des
terreurs que l'on a eues [avec les Catholiques]" unterrichten. Weiter
sei auch die Rede davon gewesen, eine Gesandtschaft zum König
[Ludwig XV.] und zu [Philippe de France], Due d'Orléans, [dem
Regenten Frankreichs] , zu entsenden. Alle diese Verhandlungsge-
genstände aber seien bloss "ad Referendum" genommen worden .
"J 'Jgriore encore qu'elle aura esté, ou qu'elle sera la détermination des
Cantons Protestans." 1) Diese waren gegen die kath. Orte gerichtet, wobei man von der Voraussetzung
ausging, diese strengten eine neue kriegerische Auseinandersetzung an.
Auszug, in franz. Sprache AH 29, 241 - Blatt 241V leer
105 1713 November 12., Solothurn A
SCHREIBEN DES [SECRETAIRE-INTERPRETE LAURENT CORENTIN DE LA] MARTINIERE [AN BEAT JAKOB I I . ZURLAUBEN]
Sein Schreiben vom 8. ds. habe er gestern zugestellt erhalten.
Seine Exzellenz, [der franz. Ambassador François-Charles de
Vintimille, Comte du Luc], werde leider heute keine Zeit finden,
sein Schreiben zu beantworten., "ainsi Monsieur ne soyez pas en peine
de vostre Lettre dont elle m'a ordonné de vous bien remercier de sa part."
"Je vous diray en toutte Confidence . . . et pour vous seul . . . qu'on ne paroit
Zy/lUb-lUö
pas disposé à Berne, a faire ce que vous desirez pour mr. L'abbé de muri
[Plazidus ZurlaubenWie er weiter erfahren, beabsichtige [Schult-
heiss und Rat von] Bern, "pour représenter a S.E. Les difficultés qui
se trouvent a La Complaisance qu'elle desire", den [General-] Major [Jo-
hann Rudolf] Manuel hierher zu schicken. Man sei sich in Bern
zwar durchaus im klaren darüber, dass die Familie Zurlauben beim
Ambassadoren in hohem Ansehen stehe, hoffe jedoch, "que S.E. ne
voudera point que ce plaisir [qu'elle voudra vous faire] coûte un déplaisir a
L'estât".
"Je vous Supplie . . . de me garder Le secret, et d.e faire un memoire si vous
Le jugez a propos par Lequel je puisse faire reconnoitre La justice de vos
pretensione Je veux dire de celles de mr. L'abbé; Cai* Supposé que mr. Manuel
viene il sera bon qu'on puisse repliquer aux objections qu'il ne manquera
poin de faire."
1) Beat Jakob II. Zurlauben bemühte sich damals im Auftrage seines Bruders, des Abtes von Muri, sehr, dass der Abtei die ihr von Bern auferlegte Kon-tribution erlassen oder doch zum mindesten reduziert werde. Um eher zu seinem Ziele zu kommen, hatte Zurlauben auch den franz. Ambassadoren ein-geschaltet.
Original, in franz. Sprache AH 29, 242 und 249 - Blatt 249r leer
106 1716 Januar 26., Solothurn A
SCHREIBEN DES [FRANZ. CHARGE D'AFFAIRES LAURENT CORENTIN DE LA] MARTINIERE AN AMMANN [BEAT JAKOB I I . ] ZURLAUBEN
Leider sei er sich nicht mehr sicher, ob er ihm sein Schreiben
vom 16. ds. schon beantwortet habe. Gestern habe er, "pour tacher
De Sçavoir, si l'on y aura pris wie derniere resolutioyi a l'égard de l'envoy
d'une Deputation en france", einen Expressboten nach Bern geschickt.
Sobald er diesbezüglich sichere Nachrichten habe, werde er ihn
"par la voye de Son Excellence [Lorenzo Verzuso, Marchese di] Beretti [-Lan-
di]", davon in Kenntnis setzen.
"On ne doute plus de l'arrivée de M. le chevalier de St. George en Ecosse.
Vozcy une lettre que Je viens de recevoir de Vienne pour vous. S.E. avoit
encore eu un peu ses palpitations, mais elle se portoit beaucoup mieux. "
Mit den Empfehlungen an Zurlaubens Gattin [Maria Barbara Zurlau-
ben] , Frau Brandenberg [Helena Barbara Zurlauben, Frau von Jakob
Bernhard Brandenberg] und seine Tochter [Anna Maria Louisa? Zur-
lauben] schliesst der Brief.
1) Vermutlich stammt dieser Brief vom franz. Ambassadoren in Wien, François-Charles de Vintimille, Comte du Luc.
Original, in franz. Sprache AH 29, 243-244 - Blatt 244 leer
107 1715 November 17., Solothurn A
SCHREIBEN [DES FRANZ. CHARGE D'AFFAIRES LAURENT CORENTIN DE LA MARTINIERE] AN [BEAT JAKOB I I . ] ZURLAUBEN
Da er seit 8 Tagen an Hals- und Magenbeschwerden leide und da-
durch in seiner Arbeit arg behindert sei, müsse er sich leider
ganz kurz fassen.
Wie man ihm aus Wien mit Brief vom 6. ds. berichte, erfreue sich
"S.E., [der dortige franz. Ambassador François-Charles de Vintimille, Comte
du Luc]", allerbester Gesundheit. Aus Paris schliesslich sei ihm
am 9. ds. geschrieben worden, [der neue franz. Ambassador bei
den eidg. Orten, Claude-Théophile de Béziade] , Marquis d'Avaray,
gedenke demnächst hier in Solothurn einzutreffen.
Am 26. ds. solle in Aarau eine Tagsatzung [der neugl. Orte]
stattfinden, wobei sich auch Genf durch eine Gesandtschaft, [be-
stehend aus Abraham Mestrezat und Jean-Pierre Tremblay], vertre-
ten lassen wolle.
"Zurich et Berne croyent que les Catholiques Veulent executer contre eux ,
disent-ils, leur mauvaise volonté, et pour cet effet ils veulent prendre des
mesures pour se mettre en seureté au cas qu'ils Soient attaqués, en vérité
Je ne compre?tds pas comment on peut adiouter foi a toutes les faussetés et
aux Chimériques proiets qu'on debite en suisse."
Original, in franz. Sprache. AH 29, 245-246 - Blatt 246 leer
ay/108
108 1715 August 21., Solothurn A
SCHREIBEN [DES FRANZ. CHARGE D'AFFAIRES LAURENT CORENTIN DE LA MARTINIERE] AN AMMANN [BEAT JAKOB I I . ] ZURLAUBEN
"La lettre dont vous m'avez Honnorê . . . le 19. de ce mois me fust remise
Hier a midi et demi lorsque Je montois en Carosse pour aller diner au Waldelê
et a 5. Heures du soir Je receus vos deux autres lettres du 17. avec celle
de vos Seigneurs Supérieurs [Ammann und Rat von Stadt und Amt Zug]."
Da sich [der Secrétaire-Interprète Johann Franz Josef] Baron
nicht zu Hause befunden, habe er auf dessen Uebersetzung bis
heute warten müssen. "Je vous Supplie . . . de les asseurer que Je vais
escrire a Huningue et a Strasbourg suivant leurs désirs3 et qu'aussitost
qu'on m'aura repondu3 J'aurai l'honneur de leur faire reponse et de vous
l'addresser. "
In der Tat hätten [Schultheiss und Rat von] Solothurn am letzten
Sonntag von« [Bürgermeister und Rat von] Zürich ein Schreiben,
"pareille a celle dont vous avez eu la bonté de m'envoier la copie avec la
traduction"} erhalten. All seine diesbezüglichen Aufmerksamkeiten
würden ihn sehr verpflichten. Bis dass er im Besitze weiterer
Instruktionen von König [Ludwig XIV.] sei, gelte, es [gegenüber
den neugl. Orten] eine Hinhaltetaktik zu verfolgen. Alsdann aber
wolle er sogleich mit den kath. Orten die neu zu entwickelnde
Strategie besprechen. "Je croi que mrs. de soleure respondront a Zurich
que pour ces Sortes de reconnaissances. Jl est bon d'attendre qu'il Se tienne
une Diette generalle [die nächste allg. Tagsatzung fand jedoch erst ein Jahr
darnach in Frauenfeld statt], Jls [gemeint Solothurns Räte] Sont actuellement
assemblez au Conseil, et d'abord, que Je sçaurai ce que l'on y aura résolu,
Je le marquerai Jci et ferai partir vos trois Hommes. "
Dass die Geburt der Tochter von Frau Brandenberg [Helena Barbara
Zurlauben, Gattin von Jakob Bernhard Brandenberg] derart glück-
lich verlaufen sei, erfülle ihn mit Freude. Er gratuliere ihm,
seiner Frau [Maria Barbara Zurlauben], der Kindsmutter und des-
sen Vater recht herzlich dazu.
In der Beilage könne er ihm nun noch die Kopie der Antwort
schicken, die Solothurn noch heute Zürich zugehen lassen wolle.
"J' espere que vos Seigneurs Supérieurs trouveront bon de me donner le temps
necessaire pour estre Instruit des Intentions du Roy3 affin que Je les ex-
plique ensuitte aux LL. Cantons Catholiques.
Jl est inutile que Je vous prie de vous concerter avec mr. le Colonel [Josef
Anton II. J Puntener, Baron de Merveis [gemeint Oberst Josef Anton Reding3
Baron de Mervey], et Statthalter [lohann Jakob] aKerman."
1) Besitzer des Schlosses Waldegg 3 bei Solothum gelegen3 war damals Peter Josef Besenval.
Original, in franz. Sprache AH 29, 247-248 - Blatt 248V leer
109 [um 1712] A
SCHREIBEN VON [LAURENT CORENTIN DE LA MARTINIERE] AN AMMANN [BEAT JAKOB I I . ] ZURLAUBEN
"on est bien embarassê Sur le conseil qu'on doit doymer3 car Si les adver-
saires [neugl. Orte?] s 'apperçoivent de la diversité d'opinions comme la cho-
se est Jnfailible3 Jls eyi seroyit plus audacieux et la difficulté deviendra
plus grande pour les conduire au but qu'on S'estoit proposé, Ne seroit-il
point mieux que chacun [des Cantons catholiques?] rendist compte a ses
Supérieurs et que l'on taschast de dessiller les yeux du premier Cantoyi [Vor-
ort Zürich]j affiyi que l'harmoyiie desirée pust s'establir3 car Sayis elle on
ne doit rien esperer d.e nostre costé [voyi Frankreich]. Vous e n coyiyioissez
les raisoyis et yious prévoyons que le Mais tre [der franz. Ambassador? Frayigois-
Charles de Vintimille3 Comte du Luc]3 venant a connoistre la vérité se de-
termiyiera d'ecouter les propositioyis qui sont faittes par vos adversaires3
en quoy l'on n 'aura point a se plaindre puisque vous coyiyioissez touts avec
quelle cordialité on s'est coyiduit a l'esgard des Catholiques.
Comme J'ay dit que les deux personnages qui vinrent Hier au soir ne nous ont
rien, rendu de tout ce qu'on avoit dit3 on vous prie d'examiner S'il ne con-
viendrait pas qu'il vinst im député de chaque Canton Catholique Sous pretexte
de faire une Homiesteté de la part de touts et l'on prendroit occasioyi de
zy/iuy-iii
vous parler et de vous rendre compte d.e ce qui S'est passé Jay a la Conference
d'Hier au soir. "
Original, in franz. Sprache, mit Siegel AH 29, 250-251
110 1654 Februar 7.
VORSCHLAEGE UND BEGEHREN DER HAUPTLEUTE DES GARDEREGIMENTES ZU-HANDEN DER KOENIGIN [ANNE D'AUTRICHE]
Wie die Hauptleute des Garderegimentes vom [Secrétaire d'Etat de
la guerre, Michel] Le Tellier, erfahren, wünsche sie, "qu'ils
travaillassent promptement a remettre leurs compagnies3 ensuitte des moyens
que Sa Majesté [Ludwig XIV. ] leur vouloit faire donner pour cet effect".
Da man einerseits zwar durchaus gewillt sei, diesen ihren Forde-
rungen nachzukommen, anderseits aber die ihnen hierfür zur Ver-
fügung gestellten Mittel zu gering erachte, sehe man sich gezwun-
gen, folgende Bedingungen zu stellen:
Für das Folgende siehe inhaltlich unter AH 29/1003 101
"Memoi/ie & Resolution Des Capitaines S u r C e l l e De Sa Majesté VesllvAé en
cette maniexe. au Roy & a la. Reine le le. ßebu/iieA 1654. Cette. Resolution fat
Confirmee . . . par les Capitaines le lOme. ^&buAleA."
In franz. Sprache. Dorsualnotiz von Heinrich II. Zurlauben. AH 29, 252
111 16 5 3 November 3. B
NOTIZEN [BEAT I I . ZURLAUBEN] UEBER DEN VOM STIFT BISCHOFSZELL GETAETIGTEN KAUF DER HERRSCHAFT BERG
1652 hätten [der thurgauische] Landvogt [Wolfgang] Wirz sowie
Dr. [?] [Johann] Rassler, Vogt Büeler [von Bischofszell] und
Vogt [Johann Anton] Wirz [von Gottlieben] , [alle drei bischöflich-
zy/111
konstanzische Räte], anlässlich des Generalkapitels vorgebracht,
das Stift solle "wegen der Cathol. Religion" die Herrschaft Berg kau-
fen. Doch hätten Propst [Johann Melchior Imhof] sowie [Chorherr
Wolfgang Sebastian] Tschudy erklärt, dass dies [aus finanziellen
Gründen] nicht möglich sei. Darauf hätten Landvogt Wirz und Vogt
Büeler am 9. September mitgeteilt, Uri vertrete die Ansicht,
Bischofszell solle nicht die ganze Herrschaft sondern lediglich
die Gerichtsherrlichkeit in Berg erwerben.
Am 8. Februar 1653 habe das Stift von den [Tagsatzungs-] Gesand-
ten der V kath. Orte aus Baden ein Schreiben erhalten, [demzufol-
ge die Bevölkerung von Berg gänzlich katholisch sei und das Stift
bereits eine grosse Summe Geldes auf der Herrschaft besitze]. In
seinem Antwortschreiben, welches Schultheiss [Ulrich] Dulliker
übergeben worden sei, habe Bischofszell erneut darauf hingewie-
sen, dass sich das Stift durch einen solchen Kauf ruinieren wür-
de. Zudem würde ein solcher den Katholiken nicht viel nützen. Es
sei doch viel wirkungsvoller, wenn das Stift dort ständig einen
Vikar stationiert habe. Auch entspreche es nicht der Wahrheit,
dass ganz Berg katholisch sei oder dass das Gotteshaus auf die-
ser Herrschaft 1800 Gl. besitze.
Mehrmals habe auch der Bischof [von Konstanz, Franz Johann Vogt
von Prassberg-Summerau] , Bischofszell zum Kauf von Berg gedrängt.
Am 17. März [1653] sei dann ganz unverhofft dem Kauf um 36'500
Gl. zugestimmt worden. Unverzüglich habe dann das Stift die Herr-
schaft vom Bischof [von Konstanz] zu Lehen empfangen müssen.
"Das sohriben Vo?i Zürich protestiert darwider durch den Eydt. "
Ganz allgemein sei zu vermerken, dass alles in grösster Eile voll-
zogen worden sei.
Am 5. April [1653] habe der Hofrat des Bischofs an das Kapitel
geschrieben, er finde es unnötig, wegen diesem Kauf eine Gesandt-
schaft in die kath. Orte zu senden. Trotzdem habe das Stift [Chor-
herr Franz Heinrich Ludwig] Pfyffer nach Luzern [an die dort zu-
sammengetretene Tagsatzung der kath. Orte] gesandt. Dieser habe
jedoch, da sich die Konferenz mit den Problemen der Bauernunruhen
habe befassen müssen, dort nichts ausrichten können und sei un-
verrichteter Dinge zurückgekehrt.
Für das folgende: 3. AH 12/423 Punkt 15 [Schreiben des Bischofs an die V kath. Orte]
Nach der Meinung Zurlaubens hätte dieser Brief des Bischofs von
Konstanz nicht an die Tagsatzung nach Baden übermittelt werden
sollen.
Da die Kapitularen glaubten,, "den Abgang dess Gotsdiensts [in Berg]"
befürchten zu müssen, hätten sie nachträglich vorgeschlagen, die
Herrschaft um den halben Preis zu erwerben. Wolle jedoch [der Be-
sitzer, Sixt Werner] Brümsir, auf dieses letzte Angebot nicht ein-
treten, müssten sie von einem definitiven Kauf Abstand nehmen.
"das beste sy zuo End 7bris 1653 citieren fürs Consistorium3 un.geach.tet der
entschuldigung der unglegenheit der Zyt3 liese er Cum Communicatione Suspen-
sionis . . . 2mahl citieren heruff sich, erclart Wellindt die Anwysung denen Jm
Kaufsanschlag eingegeben stukhen eimiemen3 und H brumis [Brümsi] Versprechen
mit dem Rechten einzuhalten bis nach solchem tag3 so Jnnert 14 tagen angesezt
werden muos."
AH 29, 253-254 - Blatt 254 leer
112 1656 Juli 4 „ , Bischofszell A
SCHREIBEN DER CHORHERREN [FRANZI BRANDENBERG, [JOHANN] KASPAR GALLATI UND FRANZ HEINRICH [LUDWIG] PFYFFER [AN DIE ZU BADEN VERSAMMELTEN TAGSATZUNGSGESANDTEN DER V, KATH., ORTE]
"Mit höchstem unseren bedauren werden wir 3 von Lob.. Catho.. [V] Ohrten ver-
mög Jhres [1617] von [Papst] Paulo V., erhaltnen Indulti den torno nach hie-
hero befurderts Capitulares verursachet3 Euch alss imserem Stifft Immédiat
oberlaubt mit gebürendem respect wössenhafft Zue macheyi3 die gefärliche be-
schaff enheit dess Stifft temporalweesens seiner administration und sehr übel
bestelten haushaltung" und sie [als ihre Schirmorte] um Hilfe anzu-
gehen.
Zum ersten möchten sie ihnen mitteilen, dass die übrigen Kapitu-
laren - insbesondere Kustos [Johann Konrad Falk], [Johann Peter] Zumbrunnen
und [Wolfgang Sebastian] Tschudy - noch immer gegen die eidg. Orte, "unsere
6V/lló
Patron und Collatores" und gegen die aus dem Jahre 1641 stammende
Bulle, in welcher es um die Propstwahl [von Johann Melchior Imhof]
sowie um die Besetzung eines Kanonikates durch [Johann] Imfeid
selig gegangen sei, opponieren würden. Auch würden ihre Gegner
sehr schimpflich gegen sie reden, "die wier Jnn krafft Jhrer hie seindt
Neyden, und schier gar gegen unss solche procedur füehren, alss wan wier nit
rächtmessig Jnn die Canonicat eingetretten". Aus al l diesen Gründen habe
sich das Stift eine schwere Schuldenlast von etlichen 1000 Gl.
aufgebürdet, so dass dieses gezwungen gewesen sei, Güter im Wert
von gegen 100 0 Gl. zum Teil auch an Neugläubige, ja sogar an Zür-
cher zu verpfänden, "(welche Zue Zahlen Hr Custos schon mehr als Vor 3
Jahren frucht verkaufft hat, da doch durch sein schuldt unsere verschreybwig
nach niemahlen zuekommen)".
Auch sei, obwohl man überhaupt noch nicht wisse, wie das ganze
Kaufgeschäft ausgehen werde, eine sehr grosse "ad legata pia gehören-
de Summa" Geldes für den Kauf der Herrschaft Berg verwendet worden.
Ganz allgemein sei es unklug gewesen, sich in den Kauf "diesers
schwären Beergss" einzulassen, den man am besten - unter grossen
Verlusten allerdings - gleich wieder veräussern würde. Wenn sie
drei nicht eingeschritten, wären noch weit ungeschicktere Dinge
passiert. Es sei schon schlimm genug, "dass schier alle einkhomen an
Zins, Zehendten, Rendt, und gülten unrichtig und Schwerlich. Zue richten seindt
auss mangel fürnemblich, dass Jnn vil Jahren kümerlich einiges wichtiges Ca-
pitular Conclusion von Hr.. Custode ist volZogen und Zue volZiehen an dem Ambt-
man3 [Stiftsamtmann David Bridler oder wo es sein solte angehalten worden,
Theils dan auch, etwan die weil der Ambtman nit darZue gnugsam qualificiert
gewesen". Deshalb wäre es ihrer Meinung nach nötig gewesen, dass
ein neuer Stiftsammann, der "dess Landtsbrauchrecht un.d gewohnheit
erfahren" wäre und auch über gute Beziehungen zu den eidg. Orten
verfügte, ernannt worden wäre. Schliesslich seien die Schirmorte
befugt, "auch ohne den Crafft Jhrer Bullen" diesen Posten mit einem
hiezu tauglichen Mann zu besetzen. Zur Zeit wäre die Ausgangsla-
ge nämlich ausgesprochen günstig, wolle doch der jetzige Ammann,
wie dies ehedem bereits auch sein Vorgänger [Georg Buoi] getan,
sein Amt freiwill ig zur Verfügung stellen. In der Folge liesse
sich dann "gemess den Statutis Capitularibus Cap. de Oeconomo eligendo pro-
z u / u z
ponnantur a Praeposito et Canonicis Capitularibus. aliqui viri Qvti eligatur
vero a Capitulo Solo intev eos aptissimus" ein neuer Amtmann bestellen.
Doch sei der Kustos ihren Plänen zuvorgekommen und habe hinter
ihrem Rücken auf den 17. Juni eine Kapitelsversammlung einberu-
fen. Dabei habe man einen jungen Mann, [namens Franz Müller?],
der nie präsentiert worden sei, zum Stiftsamtmann gewählt.
Diese Ernennung, welche eindeutig gegen die Statuten Verstösse,
sei ihnen drei erst am 30. Juni vor versammeltem Kapitel mitge-
te i l t worden. Der Kustos habe sie gebeten, da die Wahl durch Mehr-
heitsentscheid zustande gekommen sei, dieser ebenfalls zuzustim-
men. "(Zue anderen Zeiten redte er und andere, Rhein Eidtgnoss höre und tau-
ge her, Ja sye wollen Rheinen)," Als sie die übrigen Kapitularen dar-
auf aufmerksam gemacht hätten, dass durch die so unorthodox vor-
genommene Wahl die Stiftsstatuten verletzt worden seien, hätten
diese erwidert, diese Wahl bereits den eidg. Orten mitgeteilt und
zuvor deswegen mit verschiedenen Persönlichkeiten gesprochen zu
haben. Wenn sie wollten - so hätten diese vorgeschlagen - könnten
sie, [die Absender], besagte Wahl ja anfechten.
Man möchte nochmals festhalten: Diese Wahl sei eindeutig als
rechtswidrig und daher ungültig zu erklären, zumal man insbe-
sondere den Schirmorten das Vorschlagsrecht nicht zugebilligt
habe. Ein solches Vorgehen sei vom Kustos einzig deshalb gewählt
worden, damit sich niemand anderer für das Amt des Stiftamtmanns
habe melden können. Zudem sei auch kaum anzunehmen, dass die
übrigen Stiftsherren sie, die kath. Orte, der Wahrheit entspre-
chend orientiert hätten.
Ueber al l diese Fragen verlangten sie daher von ihnen als ihren
Schirmorten eine "gönstige Antwort und resolution". Falls sie es für
gut erachteten, diese missliche Lage des Stiftes den Obrigkeiten
von Uri, Schwyz und Unterwaiden vorzubringen, würden sie drei
ein nämliches in Luzern, Zug und Glarus tun. Dabei gehe es ihnen
keineswegs um die Verunglimpfung irgendwelcher Personen, sondern
einzig und allein um die Rettung des Stiftes.
Kopie AH 29, 255-256
1656 Juli 26. A
SCHREIBEN DER ZU BADEN VERSAMMELTEN TAGSATZUNGSGESANDTEN DER V KATH. ORTE AN KUSTOS UND KAPITEL VON BISCHOFSZELL
Man habe den Bischof von Konstanz, [Franz Johann Vogt von Prass-
berg-Summerau] , gebeten, das Stift "wegen dess Kauffs Berg mit ferner
Unglegenheit unnd Anfechtung" zu verschonen.
Im weitern sei ihnen zu Ohren gekommen, dass [wegen der unrecht-
mässigen Wahl des Stiftamtmanns Franz Müller?] unter den Stifts-
herren grosse Uneinigkeit herrsche. Deshalb möchten sie sie ein-
dringlich ermahnen, bei a l l ihren Unternehmungen einzig die
Wohlfahrt des Gotteshauses im Auge zu haben. Schliesslich hätten
sich auch sie, die kath. Orte, letztes Jahr mit voller Kraft
"wegen des Unbesunenen beschwerlichen Kauffs Berg" für sie eingesetzt.
Da nun aber das Stift diesen Kauf nicht habe rückgängig machen
können und es wegen der daraus erfolgten grossen Schuldenlasten,
"Unrichtigen" Rechnungen und Streitigkeiten ohnehin schwierigen
Zeiten entgegengehe, ermahne man sie angelegentlich, wenigstens
im Innern - insbesondere aber bei der Anstellung eines Amtmanns -
die Einigkeit zu bewahren. Dabei sei zu bemerken, dass kraft
päpstlicher Bulle [von 1617] die Besetzung des Amtes eines Stifts-
amtmanns den V kath. Orten zustehe.
Aus diesen Gründen habe man es für ratsam erachtet, Propst [Jo-
hann Melchior] Imhof zuzuschreiben und diesen zu bitten, bei
seinem nächsten Aufenthalt in Bischofszell sich dieser Probleme
anzunehmen und "dem Ein3 Und Anderen gebürlich [zu] remedieren".
Kopie AH 29, 257
114 1656 Juli 26. A
SCHREIBEN DER IN BADEN VERSAMMELTEN TAGSATZUNGSGESANDTEN DER V KATH. ORTE AN DEN BISCHOF VON KONSTANZ, [FRANZ JOHANN VOGT VON PRASSBERG-SUMMERAU]
Da sie vernommen, [Domherr Sixt Werner] Brümsi, [der ehemalige
Gerichtsherr von Berg], belästige - wobei dieser auch seine,
des Bischofs Unterstützung geniesse - noch stets das Stift
Bischofszell, möchten sie darauf hinweisen, dass der Streit [um
den Kauf der Herrschaft Berg] nach langwierigen Auseinandersetzungen
im vergangenen Jahr "appellando" vor die Gesandten der im Thurgau
reg. Orte [in Baden] gezogen worden sei. Damals habe man entschie-
den, dass dieser Kauf rückgängig zu machen sei, Brümsi hingegen
die von Bischofszell bereits empfangenen 500 Gl., nicht mehr zu-
rückerstatten müsse. Deshalb möchten sie, die sie die Schirmher-
ren des Stiftes seien, darum gebeten haben, den Chorherren keine
weiteren Ungelegenheiten mehr zu bereiten, Insbesondere aber möge
er darauf achten, dass dem Stift nicht noch weitere Schulden auf-
gebürdet würden.
Kopie AH 29, 258
115 1657 April 24., Frauenfeld A
ERKANNTNIS DER KANZLEI DER LANDGRAFSCHAFT THURGAU FUER DAS STIFT BISCHOFSZELL
"Dass die Obligation und. Trans fix, welches ein lobw, Collegiat Stifft Zue
Bischoff zeli3 da selbiges die gefahr vermerckht3 Zue besserer Versicherung,
voti H. Landtvogt [Johann Anton] Arnolden bekräfftigen und besiglen lassen3
dess Gerichtsherren alss selbst Schuldners3 in allweg vorgähn solle3 massen
schon mehrmahlen eben in der gleichen fählen3 da es Zum verLurst kommen3 die
Landtvögtische hochObrigkeitliche Sigili3 dem Gerichtsherrischen Jeweilen vor-
gezogen3 und darauff alberait vilfältig geurtheilt worden."
Kopie AH 29, 259
[v. 1660] A
SCHREIBEN VON UNBEKANNT [AN DEN FRANZ. AMBASSADOREN? JEAN DE LA BARDE ]
"Pour respondre a la lettre que vous nous avez escrite le 20. de ce mois nous
vous dirons que nostre jntention est d'observer la paix perpetuelle [1516]
et 1 'alliance que nous avons avec Sa Majesté [Ludwig XIV. ] de mesme que nous
avons fait celle de 1602. Sans aucune nouveauté ny changement et Sans donner
aucun Secours ny assistance aux Comtois Sur les propositions et demandes qui
nous en ont esté ou pouroient estre faites ce que nous vous prions de tes-
moigner a Sa Majesté. "
Kopie, in franz. Sprache, aus der Kanzlei der franz. Ambassade in Solothurn. AH 29, 264 - Blatt 264 leer
117 1667 Mai 8., Saint-Germain-en-Laye A
SCHREIBEN VON KOENIG LUDWIG XIV. [AN MARIA ANNA THERESIA VON OESTERREICH, REGENTIN VON SPANIEN]
Der Abschluss des Westfälischen- [1648] sowie des Pyrenäenfrie-
dens [1659] hätten zur Genüge bewiesen, wieviel ihm, dem König,
an Ruhe und Frieden liege. Zudem hätten sich inzwischen durch
seine [166 0 erfolgte] Verheiratung [mit Maria Theresia von Oester-
reich, der Tochter König Philipp IV. von Spanien] , die Beziehun-
gen zwischen den beiden Ländern noch weiter verbessert. Leider
seien dann aber die auf Ende 1665 zu Madrid angesetzten Verhand-
lungen, welche den Zweck gehabt hätten, die zwischen Frankreich
und Spanien erneut aufgetretenen Spannungen abzubauen, nicht von
Erfolg gekrönt gewesen
"Unndt Eben Jnn diser Meinung hat Wielandt die Königin unser Ehrendiste frauw
Mueter [Anne d'Autriche] dem [Gaspar de Teves Tello y Guzman]3 Marggraffen De
La Fuente [a.o. span. Ambassador in Frankreich]3 uff unser begehre>i uffErlegt,
Jnn Ihrem Namen Eüwer Maystath Zue schreyben, dass weilen Sie völligen berieht
Eingenomen3 der Konigiïi unserer geliebtesten Gemahli?i uff underschidtene
29/117
Ständt der Niderlandten habendber Rechten, unndt befwidten dass die Gründt
sathsam3 billich unndt ohnn Disputierlich Währen. " So habe denn seine
Mutter sie, [die Regentin Maria Anna Theresia] , gebeten, sich
ebenfalls zu diesen strittigen Punkten zu äussern, damit es -
falls sie die Berechtigung genannter Forderungen einsehe - zu
einem baldigen Vergleich zwischen den beiden Kronen kommen könne.
Denn sicher sei es auch ihr Wunsch, noch vor ihrem Ableben die
Einigkeit zwischen ihren beiden Ländern wiederhergestellt zu wis-
sen. Leider aber habe sie dann auf Betreiben der span. Räte sei-
ner Mutter geantwortet, auf ihre Begehren unter keinen Umständen
eintreten zu können; in der Folge sei dem Gubernatoren in Flan-
dern der Befehl zugegangen, von den Ständen und Untertanen da-
selbst einen Huldigungseid abzuverlangen. Seither - inzwischen
habe ihr Gatte [Philipp IV.] das Zeitliche gesegnet - sei in
dieser Angelegenheit nichts mehr geschehen. Sollte sie daher auch
weiterhin seiner Gemahlin die besagten Rechte in den Niederlanden
verweigern, so müsste er entweder den Verdruss auf sich nehmen,
bei seiner Gattin und dem Dauphin [Louis I . ] in Ungnade zu fal-
len, oder aber zu den Waffen greifen. Wie es scheine, werde er
sich leider zu letzterem entschliessen müssen. Deshalb habe er
den Erzbischof von Embrun, [Georges d'Aubusson de la Feuillade] ,
o. Ambassador [Frankreichs in Spanien], durch Expressboten be-
auftragt, ihr mitzuteilen, "dass Wir gesinnet Zue Endt dises Monats
vohran unserer Armadeyi Jnn Eigner Persoti Zu Marchiren". Dergestalt hoffe
er endlich in den Besitz der seiner Gemahlin gehörenden Länder
oder doch zumindest zu Aequivalenten zu gelangen. Gleichzeitig
möchte er ihr ein Dokument überreichen lassen, "Welches da die
Gründt undt Motiven unsers Rechten Jn sich halten, undt die Nichtigen Einwürff
der gegenschrifften, die der Guberyiator Jyin flandtem hat an den Tag gegeben,
Gänzlicheyi umbstossen thuet". Nach dem Studium dieses Dokumentes wer-
de sie sich bestimmt nicht mehr länger weigern können, die be-
rechtigten Forderungen Frankreichs anzuerkennen. Er schlage ihr
deshalb nochmals vor, sich mittels eines Vergleichs zu einigen.
Sollte sie darauf eintreten, wolle er ihr in zwei Dingen entge-
genkommen: Erstens werde er sich bezüglich seiner Forderungen
grosse Zurückhaltung auferlegen und zweitens, "dass fahls der fohrt-
gang unserer Waffen Ebeyi So glückhlich sein würdte, als die ursaoh Reohtmäsig
ist, So sindt wir doch da hin gemeint, das wir unser Waffen Weiters,als was
uns gebührt, odter Eines gleichen Werts Jst, Wo es auch Je sein Möchte, Er-
streckhen wollen". Würden die Rechte Frankreichs endlich anerkannt,
so sei man durchaus bereit, den übrigen Gebieten Spaniens in den
Niederlanden seinen Schutz zu gewähren und einen ständigen Frie-
den anzustreben, "Gestalten wir dessen dem Margraffen De la Fuente, als Er
urlaüb genommen, versicheret haben, Nicht Meinendte, das durch unsern Eùisug
Jnn die Niderlandten Wiewolen mit gewaffter handt gedachter fridt unserseits
gebrochen werdte, sitenmahl unsere Marsch allein dahin gehet, umb Zue wider-
stehen unss Jnn den Fosses deseji So man uns usurpiert, EinZuesezen. "
Das Schreiben ist signiert von König Ludwig [XIV.] und [Hugues]
de Lionne, [Ministre d'Etat aux Affaires Etrangères] •
Kopie AH 29, 265 und 268
118 1654 Februar 9., Pruntrut A
SCHREIBEN VOM BISCHOF VON BASEL, JOHANN FRANZ [VON SCHOENAU, AN AMMANN UND RAT VON STADT UND AMT ZUG]
Ihrem Schreiben vom 19. Januar entnehme er, dass sie zu seinem
Ratgeber für dieses Jahr ihren Altammann und Mitrat [Wilhelm]
Heinrich gewählt hätten. Für dieses ihr Entgegenkommen möchte er
ihnen bestens danken. Anderseits müsse er mit Bedauern feststel-
len, dass er [Beat II. Zurlauben] , der vor sieben Jahren sein Rat-
geber gewesen, noch immer keine Erkenntlichkeit habe zukommen
lassen.
Doch wüssten sie ja selber, wie schlecht die finanzielle Lage
des Bistums momentan sei. Sollte sich dieser Zustand endlich
bessern, werde er dessen wertvolle Dienste zu entgelten wissen.
Kopie, von Beat II. Zurlauben AH 29, 266 - Blatt 266r leer
Ó V / l l ü - i z u
119 1648 April 11., Solothurn A
BRIEF VON [SCHULTHEISS MORITZ] WAGNER AN AMMANN BEAT I I . ZUR-LAUBEN, ZUG
Er möchte ihm mitteilen, dass er sein ihm anlässlich der letzt-
hin zu Solothurn abgehaltenen Konferenz übergebenes Schreiben
Dr. Thomas Henrici, dem Generalvikar [des Bistums Basel] , nach
Delsberg übersandt habe. Wie er dessen Antwort entnehme, werde
sein, Zurlaubens, Anliegen [Entschädigung für seine Dienste als
Ratgeber des Bischofs vom Jahre 1647] bei den entsprechenden Stel-
len vorgebracht. Da jedoch der Bischof [Beat Albrecht von Ramstein]
zur Zeit nicht über die nötigen Mittel verfüge, werde sich dieser
deswegen demnächst schriftlich an ihn wenden.
"Den 3 . Mariy 7 65 7 hab i c h Jr. Fr. G. Idem Bischof] wider geschriben nacher
S o l o t h u r n H. Sah. WagneA geschikht."
Original, teilweise in franz. Sprache, mit Siegel., Dorsualnotiz von Beat II. Zurlauben. AH 29, 267
120 16[82] Juli 28., Parma A
SCHREIBEN VON LUIGI MASDONI AN RITTER [BEAT JAKOB I.] ZURLAUBEN
Zu seiner Beruhigung dürfe er ihm mitteilen, dass es seinem
Sohne Johann Franz Zurlauben gesundheitlich ausgezeichnet gehe.
Auch mache dieser in seinen hiesigen Studien [am Jesuitenkolleg]
gute Fortschritte und gelte als gesitteter, braver Schüler.
Er hoffe, ihm mit diesen Auskünften gedient zu haben, und empfeh-
le sich seinem Wohlwollen.
Original, in ital. Sprache AH 29, 269-270 - Blatt 269V und 270 leer
Zi)/ lZi~iZZ
1651 März 2., Zug A
BRIEF VON [BEAT I I . ] ZURLAUBEN AN DEN BISCHOF VON BASEL, BEAT ALBRECHT [VON RAMSTEIN]
Das Bündnis der VI kath. Orte mit dem Bistum Basel sehe vor, dem
Bischof jedes Jahr einen Ratgeber aus einem ihrer Orte zur Ver-
fügung zu stellen. 1647 sei ihm, Zurlauben, diese Ehre zuteilge-
worden. Da damals das Bistum durch schwere Kriegswirren [Beset-
zung durch Frankreich] geschwächt gewesen sei, habe er, [Ramstein],
ihn mit Brief vom 26. März 1648 gebeten, sich noch etwas zu ge-
dulden, bis er ihn für seine Bemühungen im Dienste des Bistums
entschädigen könne. An dieses sein Versprechen möchte er ihn heu-
te erneut erinnern und ihn bitten, ihm seinen gerechten Lohn
nicht länger vorzuenthalten.
[Offenbar war Zurlaubens Intervention nicht von Erfolg gekrönt,
denn später schrieb dieser unter die Kopie:] "Sed haec omnia in
l/anum. "
Kopie AH 29, 271
122 1650 Juli 9. A
ERKANNTNIS DER REGIERENDEN ORTE FUER DAS AMT MEIENBERG
Die zu Baden an der Jahrrechnung versammelten Gesandten der VII
die Freien Aemter reg. Orte tun kund, dass vor ihnen ein Aus-
schluss aus dem Amt Meienberg, bestehend aus Untervogt Jakob Mo-
ser, Hans Adam Bucher und Hans Villiger, erschienen sei. Diese
hätten erstens vorgebracht, an der letztjährigen Jahrrechnung1
sei beschlossen worden, dass in den Freien Aemtern bei Kauf-
und Auskaufsverschreibungen einzig die gewohnte Siegel- und
Schreibertaxe zu entrichten sei. "Item obwollen die in dem Arribt Meyen-
berg3 biss dahin von demme3 wass in den Kauffen mit bahrem gelt3 wahren3
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schulden, undt dargegen getauschten guetern, vor Auffgerichter verschribung
gewährt, nichts ZuebeZahlen gewohnt waren, es in das künfftig Jedoch auch
den Verstandt haben solle, dass man allein von dem Bahr an den Kauff gelegten
gelt, dess Schreiber und Sigel Taxes befreyet seye; von dem übrigen aber allem,
ob schoyi ettwass von Wahren, schulden, oder dargegen getauschten güetern ge-
werth were, den vollkomnen Schreiber undt Sigell Tax Zue Bezahlen habe."
Zum zweiten sei 1649 festgehalten worden, dass sowohl im Amt Mei-
enberg als auch in den übrigen Aemtern der Landschreiber [Beat
Jakob I . Zurlauben] zu allen Erbteilungen hinzugezogen werden
müsse. Zum dritten fordere der Landvogt [Ludwig Meyer], dass
auch bei der Ablage sämtlicher Waisenabrechnungen - und dies in
allen Aemtern - der Landschreiber anwesend sein müsse.
Bezüglich des ersten Artikels hätten die Verordneten erklärt,
dieser widerspreche dem ihnen am 1, Juli 1615 von den reg. Orten
anlässlich ihrer Jahrrechnung [zu Baden] ausgehändigten Brief.
Dieser halte nämlich eindeutig fest, dass bei Käufen, Auskäufen,
Aussteuerungen und Testamenten, die sich auf über 3000 Gl. belie-
fen, für die Ausstellung der entsprechenden Dokumente - ungeachtet
der Höhe - nicht mehr denn 10 Kronen, 5 Kronen dem Landvogt für
das Siegeln und 5 Kronen für den Landschreiber, verlangt werden
dürften. Handle es sich aber um Summen unter 3000 G1.3 "soll es alss
dann bey dem gewohnlichen Tax, Namblich Ein halben dickhen von Jeder hundert
Zue schreiben, undt ein halben dickhen Zue Siglen gantzlich Bstahn undt ver-
bleiben". Weiter heisse es in besagtem Brief, "wan an dergleichen
Keüff, ussteurung, Testament, undt gemächt etwass mit Bahrem gelt, wahren
oder dargegen vertauschteil güetern vor Auffgerichter Verschreibung erlegt wer-
de, ein solches in dem Tax nit begriffen seiji, auch nichts darvon gefordert
werden solle".
Zur Forderung, auch im Amt Meienberg müsse bei Erbteilungen der
Landschreiber anwesend sein, hätten die Amtsvertreter folgender-
massen Stellung bezogen: Da Meienberg von Bremgarten weit ent-
fernt sei, würden durch die Reise und den Aufenthalt des Land-
schreibers sowie von dessen Dienern grosse Kosten erwachsen.
Ferner hätten diese zu bedenken gegeben, dass in solchen Fällen
der Landschreiber allzu lange seinen übrigen Amtsgeschäften fern-
bleiben müsse.
zy/iâà
Schliesslich widerspreche die Forderung des Landvogts, der Land-
schreiber müsse bei der Ablage der Waisenrechnungen mit dabei
sein, eindeutig den Ausführungen des Amtsbuches, welches bestim-
me, dass diese einzig vor den Verwandten oder dem Waisenvogt sowie den
sechs hiezu Verordneten zu erfolgen habe.
Deshalb hätten sie - da die letztjährigen Tagsatzungsgesandten
die speziellen Bestimmungen für Meienberg offenbar nicht gekannt
- ihre Amtsvertreter gebeten, sie bezüglich des ersten Artikels
zu schützen und zu schirmen und sie von den andern ungerechtfer-
tigten Neuerungen, die Erbteilungen und Waisenabrechnungen be-
treffend, zu verschonen.
Nach dem Anhören dieses Ausschusses seien dann der Brief von 1615
sowie der entsprechende Passus aus dem Amtsbuch verlesen worden.
In Anbetracht, dass für Landvogt und Landschreiber finanziell
wenig herausschaue, für die Bewohner von Meienberg wegen der Ab-
gelegenheit ihres Gebietes jedoch grosse Unkosten entstünden,
sollen diese bei ihrem Amtsbuch, bei ihren Briefen und ihrem al-
ten Herkommen geschützt bleiben. So bestätige man auch den 1615
ausgestellten und vom damaligen Landvogt von Baden, Kaspar von
Graffenried, Rat von Bern, besiegelten Brief, "Jedoch, dass mit der
wahr3 so an Kaüff, Aussteürung undt dergleichen geben werdent. Kein gfahr 4
gebraucht werde".
Folglich seien die Amtsangehörigen auch weiterhin nicht ver-
pflichtet, bei Erbteilungen und bei der Ablage der Waisenrech-
nungen den Landschreiber beizuziehen. Sollte jedoch dessen An-
wesenheit von jemandem gewünscht werden, soll ihm dies nicht ver-
wehrt werden. Die hiermit gewährten Privilegien dürften aber
nicht dazu führen, dass der Obrigkeit dadurch Schaden erwachse
oder dass damit Missbrauch getrieben werde, "wie dann unsere meinung
darbey ist3 dass au ff dergleichen Sachen unsere Landtvögt undt LandtSchreiber
ein fleissiges Auffsechens haben sollen". Die in Meienberg anfallenden
Schreibgeschäfte aber dürften weder von Priestern, Schulmeistern,
Weibeln oder Untervögten vorgenommen, sondern müssten allesamt
von der Kanzlei [der Freien Aemter] ausgeführt werden.
Was die Bevogtung der Witwen und Waisen anbelange, solle man da-
zu, wenn immer möglich, Verwandte nehmen, denn diese würden ihrer
Sorgfaltspflicht besser als Aussenstehende nachkommen.
Abschliessend sei festgehalten, dass diese Erkanntnis nur für
das Amt Meienberg, nicht aber für die andern Gemeinden und Aem-
ter der Freien Aemter Gültigkeit besitze. Vielmehr sollen bei
letztern der Abschied von 1649 sowie die früher erlassenen Re-
formbestimmungen weiterhin Anwendung finden.
1) vgl. SSRQ Aargau II/8, 521
Kopie AH 29, 272-275
Abb. zu AH 29/35
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