Interkulturelle Kommunikation und ihre Herausforderungen · Ikea-Katalog Herbst 2012 USA...

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Interkulturelle Kommunikation und ihre

HerausforderungenProf. Dr. Marinel Gerritsen

(M.Gerritsen@let.ru.nl, www.marinelgerritsen.eu)

Deutschand und seine Nachbarn:

Interkulturelle Kommunikation im Zentrum Europas

Radboud Summerschool

Montag, 10.08.2015

Was seht ihr auf diesem Bild von

Sandro Del-Prete?

3

Kommunikation

Kommunikation verläuft effektiver, je stärker die

Interpretation der Botschaft durch den Empfänger

der Absicht des Senders ähnelt.

Die kommunikative Konvention des

Händeschüttelns

Präsident Hollande realisiert nicht, dass die

französische kommunikative Konvention des

Händeschüttelns ziemlich einmalig auf der Welt ist

6

Belgien und Deutschland

7

Niederlande

8

Frankreich

9

Spanien

10

Assoziationen bei Wörtern

Stuhl

Haus

11

Welche Assoziationen habt ihr zu dem Wort

Ehe / Verheiratetsein?

12

Assoziationen zu dem Wort Ehe / Verheiratetsein

NiederländerTreue, Kinder, Liebe

AmerikanerLiebe, Verständnis, Partner

JapanerEnde des Lebens, Verpflichtung, Vertrauen

FranzosenLiebe, Leidenschaft, Sex

Aufbau des Vortrags

• Was ist Kultur?

• Kulturunterschiede- Sichtbare Elemente

- Nicht sichtbare Elemente

• Unterschiedliche Werte zwischen- Deutschland und den Niederlanden

- Deutschland und Belgien

- Deutschland und Polen

• Wie gehen wir mit Kulturunterschieden um?

Kultur als treibender Eisberg

(Edward T. Hall)

Symbole, Helden, Rituale

Werte

Beispiele von Symbolen: Die Landesflagge

Beispiele von Symbolen: Kleidung

Die Österreicherin Marie-Antoinette heiratete den französischen

König Louis XVI und wurde an der österreichischen Grenze in

ihrer österreichischen Kleidung und mit ihrem österreichischen

Mops den Franzosen übergeben.

• .

In einem Zelt musste sie ihre östereichischen Kleider

ausziehen und wurde danach komplett neu im Pariser

Stil eingekleidet.

Dann verließ sie das Zelt als “Parisienne” und

wurde zum französischen König gebracht.

Als Pariserin gekleidet, mit einem französischen

Hund, hielt sie Einzug in Paris, aber natürlich

war sie keine Pariserin.

Beispiele von Heldinnen

Beispiele von Ritualen

Kultur als treibender Eisberg

(Edward T. Hall)

Symbole, Helden, Rituale

Werte

24

Kultur im 19..Jahrhundert

Kultur als treibender Eisberg

(Edward T. Hall)

Symbole, Helden, Rituale

Werte

26

Dilemma: Welches Verständnis von einem

Unternehmen ist normal?

A. Eine Möglichkeit ist, das Unternehmen als ein System anzusehen, das

Funktionen beinhaltet und effizient Aufgaben umsetzt. Personen

führen diese Funktionen aus, indem sie Maschinen und anderes

Equipment benutzen. Sie werden für ihre Arbeit bezahlt.

B. Eine zweite Möglichkeit ist, das Unternehmen als eine Gruppe von

Menschen zu sehen, die zusammen arbeiten. Sie haben soziale

Kontakte untereinander und auch mit der Organisation. Die Funktion

hängt von diesen Kontakten ab.

(Trompenaars 1996, p. 18)

27

Dilemma: Das Haus des Chefs streichen

Ein Chef fragt seinen Mitarbeiter, ob er ihm helfen würde, sein Haus zu

streichen. Der Mitarbeiter, der dies nicht gerne tun möchte, diskutiert die

Situation mit seinem Kollegen.

A. Der Kollege argumentiert: “Du brauchst sein Haus nicht zu streichen, wenn

du dies nicht tun möchtest. Er ist dein Chef auf der Arbeit. Außerhalb der Arbeit

hat er wenig Autorität.”

B. Der Mitarbeiter sagt: “Obwohl ich es eigentlich nicht tun möchte, würde ich

es streichen. Er ist mein Chef und man kann das auch außerhalb der Arbeit

nicht ignorieren.”

(Trompenaars 1996, p. 80)

Kultur als treibender Eisberg

(Edward T. Hall)

Symbole, Helden, Rituale

Werte

Wissenschaftler, die Theorien über die Unterschiede

zwischen Kulturen in Werten formuliert haben

R. Gesteland

E. T. Hall

G. Hofstede, Gert-Jan Hofstede, Michael Minkov

F. Kluckhohn & F. Strodtbeck

D. Pinto

S. Schwartz

F. Trompenaars

32

Anno 2015: 16 Werte

1. Die Natur des Menschen

2. Woraus motiviert sich menschliches Handeln?Indulgence-Restraint (Hofstede, Schwartz)Risikovermeidung (Hofstede, Schwartz)Femininität und Maskulinität (Hofstede)

3. Zwischenmenschliche BeziehungenKollektivismus und Individualismus (Hofstede, Trompenaars, Schwartz)Machtabstand (Hofstede, Schwartz)Universalismus und Partikularismus (Trompenaars)Leistung gegenüber Zuschreibung (Trompenaars)Neutral gegenüber emotional (Trompenaars)

4. Was bedeutet die Zeit im Leben der Menschen? Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft (Trompenaars)Monochron und polychron (Hall)Lang- oder kurzfristige zeitliche Ausrichtung (Hofstede)

5. Welche Auffassung hat der Mensch von dem ihn umgebenden Raum?Persönlicher Raum(Hall)Privates Territorium(Hall)Spezifisch gegenüber diffus (Trompenaars)

6. Welche Beziehungen bestehen zwischen dem Menschen und der Natur/dem Übernatürlichen?

Werte Scala D-NL D-B D-P

1. Human nature - ? ? ?

2a. Restraint-Indulgent 1-100 40-68 40-57 40-29

2b. Uncertainty Avoidance 1-100 65-53 65-94 65-93

2c. Femininity-Masculinity 1-100 66-14 66-54 66-64

3a.Collectivism-Individualism 1-100 67-80 67-75 67-60

3b. Power Distance 1-100 35-38 35-65 35-68

3c. Particularism-Universalism

1-20 9-9 9-12 9-13

3d. Achieved ascribed status 1-20 10-12 10-12 10-?

3e. Neutral-Affective 1-4 1-1 1-4 1-3

4a. Past, present, future Unterschied Kein Unterschied ?

4b. Monochrony-Polychrony 1-4 1-1 1-2 1-4

4c. Long term orientation 1-100 83-67 83-82 83-38

5a. Personal space 1-4 1-2 1-3 1-?

5b. Private public space 1-4 1-2 1-3 1-?

5c. Specific-Diffuse 1-4 1-1 1-2 1-4

6. Person-Nature - ? ? ?

Niederländer sind eher zur Hingabe bereit als

Deutsche

Hingabe (Indulgence):

Eine Tendenz, sich relativ viele grundsätzliche und

natürliche menschliche Wünsche und Sehnsüchte zu

erfüllen. Man genießt das Leben und hat Spaß.

Beherrschung (Restraint):

Eine Überzeugung, dass Wünsche und Sehnsüchte

gezügelt werden müssen und diese mit strikten

sozialen Regeln reguliert werden.

35

Belgier und Polen haben ein viel höheres

Bedürfnis zur Risikovermeidung als Deutsche

Risikovermeidung:

Das Maß, in dem die Mitglieder einer Kultur

unsicheren und uneindeutigen Situationen ängstlich

und kritisch gegenüberstehen.

36

Niederländer sind femininer als Deutsche

Feminin:

Überlappung der Geschlechterrollen: Sowohl Frauen, als

auch Männer sollen bescheiden und mitfühlend sein. Sie

sollten die Qualität und Schönheit des Lebens sehen.

“Arbeiten um zu leben”-Mentalität

Maskulin:

Die Geschlechterrollen sind voneinander getrennt: Von

Männern wird erwartet, dass sie bestimmt auftreten und an

materiellem Erfolg interessiert sind.

“Leben, um zu arbeiten”-Mentalität

Beobachtung von Henrich Ludolff Benthem von

niederländischen Frauen (1687)

“Die niederländische Frau bestimmt über den

niederländischen Mann. Wenn Frauen und Männer

zusammen spazieren gehen, hat der Mann das Kind

zu tragen.’’

König Willem Alexander trägt Prinzessin Amalia

Engagement in der EntwicklungshilfeCommitment to development index 2014

Belgier und Polen haben einen höheren

Machtabstand als Deutsche

Machtabstand:

Das Maß, in dem weniger einflussreiche Mitglieder

von Unternehmen und Einrichtungen in einem

Land erwarten und akzeptieren, dass die Macht

ungleich verteilt ist.

41

“Studenten werden gebeten, den Aufzug nicht

zu benutzen” (Antwerpen, Belgien)

Belgier und Polen sind emotionaler als

Deutsche

Neutral:

Jemand äußert keine Emotionen.

Emotional:

Jemand zeigt Emotionen.

Niederländer sehen keine Verbindung zwischen

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Deutsche und

Belgier hingegen schon. Für Niederländer ist die

Vergangenheit nicht so wichtig wie für Deutsche und Belgier.

Vergan-

gen-

heit

Gegenwart ZukunftDeutschland

Belgien

Gegenwart ZukunftNiederlandeVergan-

genheit

44

Belgier und Polen sind polychroner als Deutsche

Polychron

Viele Sachen zur gleichen

Zeit

Persönliche Beziehungen

sind wichtiger als Zeitpläne.

Störungen sind in Ordnung.

Veränderungen der Strategie

und von Programmen sind in

Ordnung.

Monochron

Eine Sache zur selben Zeit.

Zeitpläne sind wichtiger als persönliche Beziehungen.

Nicht stören.

Veränderungen der Strategie und von Programmen sind nicht in Ordnung.

Ein polychrones und ein monochrones Büro

Deutsche haben mehr Bedarf nach einer

größeren persönlichen Sphäre als Niederländer

und Belgier.

Persönliche Sphäre:

Der Raum um eine Person herum, den sie als psychologisch eigenen

Raum betrachtet.

Privater und öffentlicher Raum

Belgien Niederlande und Deutschland

privat

öffentich

öffentlich

privat

Belgier und Polen sind diffuser als Deutsche

Spezifisch:

Geschäftliches und Privates werden streng voneinander

getrennt.

Diffus:

Geschäftliches und Privates sind miteinander

verpflochten.

Führen Kulturunterschiede im Bereich der Werte

immer zu Missverständnissen bei interkultureller

Kommunikation?

• Nein, denn

- In einer interkulturellen Situation realisiert man,

dass der andere “anders” ist und man past sich

daran an

Führen Kulturunterschiede im Bereich der Werte

immer zu Missverständnissen bei interkultureller

Kommunikation?

• Nein, denn

- In einer interkulturellen Situation realisiert man,

dass der andere “anders” ist und passt man sich

daran an

- Relevanzaspekt (Christopher Thesing)

Aufbau des Vortrags

• Was ist Kultur?

• Kulturunterschiede- Sichtbare Elemente

- Nicht sichtbare Elemente

• Unterschiedliche Werte und Normen zwischen- Deutschland und den Niederlanden

- Deutschland und Belgien

- Deutschland und Polen

• Wie gehen wir mit Kulturunterschieden um?

Mit Kulturunterschieden umgehen:

Drei Möglichkeiten

1. Trennung beibehalten

55

Mit Kulturunterschieden umgehen:

Afrika 1950

Mit Kulturunterschieden umgehen:

Drei Möglichkeiten

1. Trennung beibehalten

2. Davon ausgehen, dass der andere sich anpasst

Amerikanische

Werbung für Seife

(1920?)

Mit Kulturunterschieden umgehen:

Drei Möglichkeiten

1. Trennung beibehalten

2. Davon ausgehen, dass der andere sich anpasst

3. Selbst anpassen, aber wie viel?

Umgang mit Kulturunterschieden

1. Wissen über die eigene Kultur und die Kultur des

anderen

2. Festlegen, inwieweit man sein Verhalten anpassen

möchte.

a. Völlig anpassen

b. Grenzen festlegen

- Vom Verkäufer wird erwartet, dass er sich an den

Käufer anpasst.

H&M passt seine Werbung

im Mittleren Osten an,

März 2011

Ikea-Katalog Herbst 2012

USA Saudi-Arabien

Umgang mit Kulturunterschieden

1. Wissen über die eigene Kultur und die Kultur des

anderen

2. Festlegen, inwieweit man sein Verhalten anpassen

möchte.

a. Völlig anpassen

b. Grenzen festlegen

- Vom Verkäufer wird erwartet, dass er sich an den

Käufer anpasst.

- Vom Besucher wird erwartet, dass er die lokalen

Gepflogenheiten kennt und Rücksicht nimmt.

Die amerikanische Journalistin Currey,

vom amerikanischen TV-Sender NBC,

passte ihre Kleidung an, als sie den

iranischen Präsidenten Rohani

interviewte (19.9.2013).

Hilary Clinton trifft die burmesische Oppositionsleiterin

Aung San Suu Kyl (2-12-2011)

Königin Beatrix im Oman (2011)

Umgang mit Kulturunterschieden

1. Wissen über die eigene Kultur und die Kultur des

anderen

2. Festlegen, inwieweit man sein Verhalten anpassen

möchte.

a. Völlig anpassen

b. Grenzen festlegen

- Vom Verkäufer wird erwartet, dass er sich an den

Käufer anpasst.

- Von dem Besucher wird erwartet, dass er die lokalen

Gepflogenheiten kennt und Rücksicht nimmt.

C. Empathie

- Behandele andere, wie sie sich selbst behandeln

würden.

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Am wichtigsten ...

Bei interkultureller Kommunikation ist nicht wichtig,

was man zeigt, sondern, wie man gesehen wird,

und nicht, was man sagt, sondern wie man

verstanden wird!

EMPATHIE!

Dziękuję za uwagę Shukran Bedankt voor uw aandacht

Hvala Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Mulþumesc

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