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Internationale Mikroökonomik
Kurs, 3h, Do 14.00-17.00,
HS15.06
VO4: Faktorproportion, Leontief-Paradoxon und Weiterentwicklungen
Einführung und Literaturhinweise Faktorproportionentheorem logisch konsistent und intuitiv plausibel
Empirische Evidenz jedoch schwach
Vor allem in Handelsbeziehungen irgendeinen Landes zur USA
Nach Leontief (1953) exportiert die (vermutlich) kapitalreiche USA netto arbeitsintensive Waren: Leontief-Paradoxon
Literaturhinweise
Farmer, K./Th. Vlk, Internationale Ökonomik. Eine Einführung in die Theorie und Empirie der Weltwirtschaft, 4. A., LIT-Verlag: Wien 2011, Kap. 9.
Feenstra, R., A.M. Taylor, International Economics, Worth Publishers, New York 2008, chap. 4.
Krugman, P./M. Obstfeld, Internationale Wirtschaft, 8. Aufl., 2009, Kap. 4.
Übersicht
Leontief-Paradoxon
Der HOV-Ansatz
Leontief-Paradoxon und Neo-Faktorportionentheorie
Vorzeichentest
Produktlebenszyklus und Dynamik komparativer Kosten
Leontief-Paradoxon
Leontief (1953)-Paradoxon
USA als kapitalreichstes Land der Welt exportieren nicht kapital-, sondern arbeitsintensive Produkte
Leontief-Paradoxon empirisch oft bestätigt, allerdings nur in Handelsbeziehungen anderer Länder mit USA
US-Exporte US-Importe
Kapital (Mill. $) 2.5 3.1
Arbeit (Personenjahre)
182 170
Kapital/Arbeit 13.700 18.200
Der Heckscher-Ohlin-Vanek (HOV)
Ansatz Leamer (1980) kritisiert Leontief-Paradox mittels HOV-Ansatz
Das HOV-Modell: Vanek (1968)
1 Länder
1 Industrien
=1,.....,M Faktoren
Technologiematrix
1 Outputvektor im Land
1 Nachfragevektor im Land
1 Nettoexportvektor im Land
1 Vektor d
jv
i
i
i i i
i i
i ,...,C
j ,....,N
A a M N
Y N i
D N i
T Y D N i
F AT M
es Faktorinhalts des Handels im Land i
Der Heckscher-Ohlin-Vanek (HOV)
Ansatz
1 Vollbeschäftigung
(2) Proportionalität der nationalen Konsumvektoren
(3) ausgeglichene Handesbil.,
Weltkonsum=Weltproduktion
HOV-Theorem:
i i
i i W
i i W i W i W
i i i i i i
AY V
D s D ,
AD s AD s AY s V Weltweit
F AT AY AD V s V
W
Das HOV-Modell
Der Heckscher-Ohlin-Vanek (HOV)
Ansatz Definition (Faktorreichlichkeit)
Land i ist reich an Faktor , wenn
Der Faktorgehalt des Handels im Faktor ist positiv, d.h. genau dann, wenn das Land reich an diesem Faktor ist
Theorem (Leamer 1980)
Wenn Land i reich an Kapital im Vergleich zur Arbeit ist, dann impliziert der HOV-Ansatz, dass das in der Produktion des Landes verkörperte Kapital-Arbeitsverhältnis größer als das im Konsum verkörperte Kapital-Arbeitsverhältnis ist.
i W i i w i wV V s K K L L
0i i i WF V s V
Der Heckscher-Ohlin-Vanek (HOV)
Ansatz Beweis des Leamer-Theorems
Bemerkung
Faktorinhalt des Konsums:
Leamers Reformulierung des Leontiefs Paradoxons
i i i W i i W W i i i
K K K K
W i i i
L
i i i i i i
W i i W i i
K L
i ii i i i iK
W W i i i i i i i
K L L
F V s V K s K K K F s
L L F s
K s K L s L,
K K F L L F
K FK L K L K
K L K F L F L L F
i i i i
K LK F , L F
Produktion Konsum
Kapital (Mill. $) 327 305
Arbeit (Personjahre) 47 45
Kapital/Arbeit 6.949 6.737
Leontief-Paradoxon und Neo-
Faktorportionentheorie Andere Kritik an Leontiefs Input-Output-Studie
Leontiefs Ergebnisse nicht mehr paradox, wenn Annahmen des Faktorproportionentheorems beachtet werden • International gleiche Präferenzen • International gleiche Technologien • Homogene Produktionsfaktoren
Inhomogenität des Faktors Arbeit Wenig qualifizierte Hoch qualifizierte Arbeit
Leontief-Paradoxon und Neo-
Faktorportionentheorie Neo-Faktorproportionen-Theorem (Keesing ´65)
Die an hoch qualifizierter Arbeit reiche USA exportieren qualifikationsintensive Produkte (bei Leontief arbeitsintensiv)
Tab. 8.1 Warenhandel Österreichs nach Hauptinputfaktoren (1961, 1991), in % der Exporte bzw. Importe
1961 1991
Österreich OECD Welt Österreich OECD Welt
Exporte 100 100 100 100 100 100
Hochtechnologie 1.3 8.3 7.3 6.8 15.9 15.0
Gebrauchstechnologie 16.1 22.3 19.3 28.4 25.6 24.4
skalenintensiv 34.3 30.3 26.4 31.9 33.1 30.4
arbeitsintensiv 15.3 13.1 12.9 16.0 10.4 13.1
ressourcenintensiv 32.9 26.0 34.0 16.9 15.0 17.2
Importe 100 100 100 100 100 100
Hochtechnologie 5.2 5.6 7.1 12.0 14.4 14.5
Gebrauchstechnologie 26.0 15.2 18.4 25.0 21.1 23.8
skalenintensiv 29.6 22.7 25.4 31.8 30.1 29.9
arbeitsintensiv 17.3 13.3 13.0 17.8 14.3 13.0
ressourcenintensiv 21.9 43.2 36.0 13.3 20.2 18.8
Quelle: OECD (1993, 75)
Vorzeichentest Viele Annahmen von H-O aufgegeben
Viele Güter, viele Länder und viele Faktoren
International unterschiedliche Faktorproduktivitäten
Vorzeichentest
• An effektivem Faktor reiches Land hat positiven Faktorgehalt der Nettoexporte
• An effektivem Faktor armes Land hat negativen Faktorgehalt der Nettoexporte
Vorzeichentest Funktionsweise
Vorzeichen des (Landes % Anteil an effektivem Faktor minus % Anteil am Welt-BIP) gleich Vorzeichen des Landes Faktor-gehalt der Nettoexporte
1947 hatte Kapital in USA einen positiven Faktorgehalt der Nettoexporte
Betrachtet man 35 Länder, der US-Anteil am BIP dieser Länder war 33%.
In 1947 war der US-Anteil am Weltkapitalstock größer als 33%.
USA daher reich an Kapital und da Faktorgehalt der Nettoexporte positiv, Vorzeichentest bestanden
Vorzeichentest für Arbeit Arbeitsgehalt der Nettoexporte
US-Anteil an Bevölkerung der 35 Länder etwa 8%, also weniger als US-Anteil am BIP
USA daher arm an Arbeit, aber Arbeitsgehalt der Nettoexporte positiv
Vorzeichen der US-Faktorreichlichkeit an Arbeit genau umgekehrt zum Faktorgehalt der Nettoexporte
US-Bevölkerungsanteil nicht richtig um US-Arbeitsausstattung zu messen
Vorzeichentest für Arbeit Besser ist die Produktivität der Arbeitskräfte zu berücksichtigen
Produktivitätsmaß: Lohn pro Arbeitskraft
Enge Korrelation zwischen Arbeitsproduktivität und Lohn
Effektive Arbeitsausstattung eines Landes gleich Arbeitskraft mal Durchschnittslohn
Vorzeichentest für Arbeit Passt man für 30 Länder die Arbeitsausstattung an und vergleicht mit USA dann USA reichlich an effektiver Arbeit
Da USA also an effektiver Arbeit reich ist und der Arbeitsgehalt der Nettoexporte positiv ist, besteht auch die Arbeit den Vorzeichtest
Wie Leontief selbst feststellte, berücksichtigt man internationale Differenzen in der Arbeitsproduktivität verschwindet das Paradoxon!
Produktlebenszyklus und
Dynamik komparativer Kosten Produktlebenszyklus (Hirsch 1967,Vernon 1966)
Innovationsphase
Imitationsphase
Standardisierungsphase
Innovationsphase
Produktgestalt variabel, Kundenpräferenzen unsicher
Hochqualifizierte Arbeitskräfte bei geringer Kapitalintensität
Quasi-Monopolpreise decken hohe Stückkosten + Floprisiko
Produktlebenszyklus und
Dynamik komparativer Kosten Imitationsphase
Produktgestalt sicherer
Sachkapital tritt neben Humankapital
Eintritt von Imitatoren bedrängt Preis-Monopol
Standardisierungsphase
Produktgestalt fix, Preisdifferenzierung gering
Große Sachkapitalintensität und wenig qualifizierte Arbeitskräfte
Preiswettbewerb löst Qualitätswettbewerb ab
Produktlebenszyklus und
Dynamik komparativer Kosten Komparative Kostenvorteile
Ricardo-Güter (Produktivität einfacher Arbeit)
Heckscher-Ohlin-Güter (Faktorproportion)
Produktzyklus-Güter (für Entwicklungsgrad typischer Reifegrad)
Entwicklungsgrad (BIP/Kopf, % Industrie)
Hochentwickelte Industrieländer
Mittelentwickelte Industrieländer
Wenig entwickelte Schwellenländer
Produktlebenszyklus und
Dynamik komparativer Kosten Produkte der Innovationsphase
Komparativer Kostenvorteil bei hochentwickelten Industrieländern
• Humankapitalreichtum, ausgebaute Infrastruktur, qualitätsbewusste Nachfrage
Produkte der Imitationsphase
Komparativer Kostenvorteil bei mittelentwickelten Industrieländern
• Sachkapitalreichtum, Massenfertigung nachgebauter Produkte, Erprobung am heimischen Markt
Produktlebenszyklus und
Dynamik komparativer Kosten Produkte der Standardisierungsphase
Komparativer Kostenvorteil bei wenig entwickelten Schwellenländern
• Reichtum anlernbarer Arbeitskräfte, standardisierte Produktionstechnik
Zeit
Nettoexporte
Nettoimporte
Produktinnovation Imitation Standardisierung
Phase I Nur Produktion in USA Weltweiter Export
Phase II Produktionsstart in China Export in Schwellenländern
Phase III
China exp. in Schwellenl.
US-Exporte aus
Phase IV China exp. nach USA
Phase V Schwellenländer Exportieren nach USA
Abb 8.5
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