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Isabella MohnMia and me
Lyrias Geheimnis
128 SeitenISBN: 978-3-505-13018-2
© 2012 SchneiderBuch verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH© 2012 Lucky Punch / Rainbow / March Entertainment. All Rights Reserved.
Unverkäufliche Leseprobe
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Sie wirkte schwach, beinahe krank, und rührte
sich nicht. Das Einhorn ließ den Kopf hängen,
als sei es traurig.
„Oh, Lyria! Was ist denn los mit dir?“ Mia rannte
zu ihr und kniete sich neben sie. Liebevoll strich
sie ihr über den Rücken.
Weitere Einhörner traten hinter Büschen und
Pflanzen hervor. Es schien eine ganze Herde
zu sein. Auf ihren Gesichtern lag ein ernster,
bedrückter Glanz, ein Schimmer, der nichts
Gutes verhieß.
Mia bekam es mit der Angst zu tun. „Was ist
nur geschehen?“
Mo tauchte hinter einer üppig blühenden Pflanze
auf. Sein dunkelroter Anzug und der prächtige
Gürtel verliehen ihm selbst in dieser Situation
etwas Majestätisches. Der Königssohn hatte es
Yuko überlassen, Mia zu begrüßen, während er
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nach Munculussen Ausschau hielt. Die Krieger
schienen ein untrügliches Gespür dafür zu
haben, wann es einem Einhorn nicht gut ging.
Dann war es leichte Beute, und meistens
tauchten sie genau dann auf. Doch Mo war
entschlossen, die Herde und ganz besonders
Lyria mit allen Mitteln zu verteidigen, sollte
das notwendig sein.
Und weil diese Mission so besonders heikel war,
hatten sich Yuko und Mo diesmal nicht allein
auf den Weg gemacht. Sie wurden von mehreren
Elfen begleitet.
Mo nickte Mia zur Begrüßung kurz zu. Er wirkte
besorgt. „Wir wissen nicht genau, was Lyria
fehlt. Seit Panthea den Trumptus zerstört hat,
haben wir sie nicht mehr gesehen. Heute ist sie
plötzlich aufgetaucht. Und sie war verändert.“
Mia drückte sich zärtlich an Lyrias Hals und fuhr
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ihr sanft über die weichen Nüstern.
Leise wieherte das Einhorn, ganz
dicht an Mias Ohr.
Trotzdem glaubte Mia zuerst,
sich verhört zu haben. „Wirk-
lich?“ Ihre Miene hellte sich
sofort auf.
„Was hat sie gesagt?“, drängte
Mo. „Geht es ihr gut?“ Die Un gewissheit machte
ihm zu schaffen. Und Mia war nun einmal die
einzige Elfe in ganz Centopia, die die Sprache
der Einhörner verstand.
Mia lachte. „Ja, nein, ich meine, ja!“ Sie war
noch ganz verwirrt von der überraschenden
Neuigkeit. „Lyria wird bald ein Fohlen
bekommen“, erklärte sie dann.
Mo und Yuko brauchten einen Moment, um
zu begreifen, was sie da gerade gehört hatten.
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Fassungslos starrten sie das Einhorn an.
Tatsäch lich! Die Schwellung an ihrem Bauch
war eigentlich nicht zu übersehen. Komisch,
dass sie ihnen bisher nicht aufgefallen war.
Erleichtert fielen sich Yuko und Mo um den
Hals. Unter dem Applaus der anderen voll-
führten sie einen kleinen Freudentanz.
Dann jedoch hielt Mo inne. Er wandte sich
wieder Mia zu. „Warum bist du so griesgrämig?
Lass und feiern!“
„Nun, es gibt da noch etwas, was ich euch
sagen muss. Lyria bekommt ihr Fohlen jetzt.“
Die Wehen hatten offenbar bereits eingesetzt.
Bis zur Geburt konnte es nicht mehr allzu lange
dauern.
Lyria schnaubte wieder und wieder. Irgendetwas
schien ihr dringend am Herzen zu liegen.
Mia bemühte sich, alles genau zu verstehen.
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„Sie sagt, dass sie zum Wasser muss. Und dass
es wichtig ist, dass dies rechtzeitig geschieht.“
Yuko nickte eifrig „Ja, das stimmt! Alle Einhör-
ner kommen im Wasser der Geburtsgrotte zur
Welt.“
„Aber keine Elfe hat je erfahren, wo die ist.“
Mo fuhr sich mit beiden Händen durch seine
schwarzen Haare. Er hasste es, nicht zu wissen,
was zu tun war. Immerhin – es war gut, dass
Mia jetzt da war. Ohne sie wären sie hilflos.
„Okay, sie sagt, wir müssen in diese Richtung.“
Mia zeigte nach Westen. „Die anderen Einhörner
werden ihr den restlichen Weg weisen. Das
gehört wohl zum Ritual“, erklärte Mia. Sie
stand auf, und auch Lyria erhob sich schwer-
fällig. Es bereitete ihr sichtlich Mühe, auf die
Beine zu kommen.
Langsam setzte sich das Einhorn in Bewegung.
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In einer stillen, feierlichen Prozession wurde
Lyria von allen übrigen Einhörnern begleitet.
Sie verteilten sich gleichmäßig um sie herum,
damit sie von allen Seiten geschützt war. Es war
ein sehr majestätischer, schöner Moment, den
Mia nicht gefährden wollte. Sie gab
Yuko und Mo ein Zeichen,
ein wenig Abstand
zu halten.
Die übri-
gen Elfen
reihten sich
hinter ihnen ein.
Sie waren erst ein kurzes Stück gegangen, als
Lyria plötzlich die Beine wegknickten. Sie ver-
suchte sich wieder aufzurichten, doch es gelang
ihr nicht. Sofort war Mia bei ihrer Freundin und
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sprach ihr aufmunternde Worte ins Ohr.
Lyria entspannte sich ein wenig und wieherte
leise.
„Sie sagt, die Geburtsgrotte ist in der Höhle
des Wasser-Einhorns.“
„Was? Wo?“, riefen Mo und Yuko wie aus einem
Mund. Das war keine gute Nachricht! Mit weit
aufgerissenen Augen starrten sie einander an,
machten aber keinerlei Anstalten, irgendetwas
zu tun.
„Statt bloß hier herumzustehen, könntet ihr
mich mal aufklären, wo das ist!“ Mia wurde
langsam ungeduldig. Was dachten sich die
beiden dabei? Sie steckten doch sonst so voller
Tatendrang. Mia verstand nicht, was plötzlich
mit ihnen los war.
Mo holte tief Luft. „Das Wasser-Einhorn ist
unglaublich mächtig. Es wacht über alle
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Wasserläufe in Centopia und besitzt Kräfte,
die wir uns nicht einmal vorstellen können.
Keine Elfe hat es je von Nahem gesehen.“
„Dann wird es Zeit, dass sich das ändert.“ Mia
war wenig beeindruckt. Stattdessen horchte sie
lieber auf das, was Lyria ihr gerade zu sagen
versuchte. „Okay, danke.“ Liebevoll strich sie
dem Einhorn eine lange Strähne aus dem
Gesicht. „Sie hat gesagt, wir sollen einfach
geradeaus weiterlaufen.“
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Tief hängende, schwere Äste versperrten die
Sicht. Mo schob einige davon beiseite, um den
Weg für die Einhörner frei zu machen.
Im selben Moment sah Mia es – und schrie
unwillkürlich auf. „Pantheas Palast!“ Ihre
Stimme zitterte.
Vor ihnen breitete sich die Todeszone aus, eine
Gegend, in der alles Leben, alle Bäume und
Blüten abgestorben waren. Dort stand, hoch
oben auf einem Berg, das Dunkle Schloss. Die
böse Königin würde den kleinen Tross rund um
Lyria schon von Weitem sehen können. Und
das wussten alle: Pantheas Appetit auf frische
Hörner war unersättlich.
Als wollte die Königin ihnen genau das noch
einmal deutlich in Erinnerung rufen, tauchten
nun plötzlich eine Reihe Munculusse am
Himmel auf.
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„Vorsicht! Da oben! Schnell, versteckt euch! Ich
kümmere mich um Lyria.“ Suchend blickte sich
Mo um. In Windeseile ergriff er ein riesiges Blatt
und legte es über das hilflose Einhorn, sodass
es nicht mehr zu sehen war. Er selbst schlüpfte
ebenfalls darunter. Sollten die Muncs angreifen,
konnte er Lyria so am besten verteidigen.
Alle übrigen Elfen verschwanden hastig hinter
Büschen und Bäumen. Angstvoll hielten sie den
Atem an.
Dicht flogen die Kampfdrachen mit jeweils
einem Krieger auf dem Rücken über die Freunde
hinweg. Deutlich waren die kräftigen Schläge
ihrer Schwingen zu hören. Doch sie flogen
weiter. Bald waren sie nur noch als dunkle
Striche am Horizont zu sehen.
„Das war knapp!“ Mo befreite Lyria von dem
riesigen Blatt, das ihnen Schutz gewährt hatte.
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Das Einhorn versuchte erneut aufzustehen, doch
es war aussichtslos. Kläglich plumpste Lyria
zurück auf den Boden. Ein trauriges Wiehern
war alles, was sie zustande brachte.
„Sie sagt, sie ist zu schwach, um weiterzulau-
fen“, übersetzte Mia.
„Aber hier kann sie nicht bleiben!“, rief Mo.
So nah am Dunklen Schloss war die Gefahr,
auf Munculusse zu stoßen, viel zu groß.
Angestrengt dachte Mia nach. Lyria war bis an
die Grenze ihrer Kräfte gegangen – und vermut-
lich noch darüber hinaus. Nun würden sie sich
etwas einfallen lassen müssen. „Vielleicht kann
uns ja das Wasser-Einhorn helfen“, sagte sie.
„Ach was!“ Mo winkte ab. „An das kommen wir
doch gar nicht heran.“
„Vielleicht ist es etwas anderes, wenn ich mit-
komme“, gab Mia zu bedenken. „Ich verstehe
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die Einhörner. Und was haben wir schon für
eine Wahl?“
Wenn Lyria es nicht bis zur Geburtsgrotte schaff-
te, war ihr Fohlen in Gefahr – und vielleicht
auch sie selbst. Unwillkürlich stiegen Mia ein
paar Tränen in die Augen. Aber sie blinzelte
sie schnell weg. „Lass es uns versuchen, Mo!
Bitte!“
Der Königssohn hatte seine Entscheidung
getroffen. „Yuko, du suchst ein sicheres
Versteck für Lyria und die übrigen Einhörner“,
sagte er.
Die Elfe nickte.
„Zusammen mit den anderen wachst du über
sie, bis Mia und ich zurückkommen. Wir werden
uns beeilen.“ Mo warf einen kurzen Blick auf
Lyria. „Ich hoffe nur, dass wir rechtzeitig wieder
da sind.“
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Sie gingen ein großes Risiko ein.
So oder so. Die Zukunft Cento-
pias hing vom Gelingen der
Mission ab. Nicht mehr
und nicht weniger.
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Die Geburtsgrotte
Gargona betrat den Thronsaal des Dunklen
Schlosses. Was sie Königin Panthea diesmal
zu sagen hatte, würde ihr ausnahmsweise sicher
einmal gefallen. Endlich gab es gute Nachrich-
ten. Ein selbstgefälliges Lächeln spielte auf dem
langen, bleichen Gesicht der Generalin, als sie
den düsteren Saal betrat.
Panthea saß auf einem geschwungenen gol-
denen Gebilde, das ihr als Thron diente. Wie
immer trug sie eine weiße Maske, die ihr Gesicht
vollständig bedeckte. Ihre Züge waren für andere
nicht erkennbar. So war es Pantheas Wunsch.
Auch ihr Körper verschwand unter einem weiten,
kunstvoll gemusterten Gewand, das keine Kon-
turen erkennen ließ. Doch anders als sonst
wirkte die Herrscherin geschwächt.
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