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„GemmaS'aN“PatINNeN-Projekt
jahreSberIcht 2010
Patinnen-Projekt „Gemmas an“
Jahresbericht 2010
Zeit!Raum – Verein für soziokulturelle Arbeit
Sechshauser Straße 68–70
A-1150 Wien
Tel.: +431/892 74 00
Email: office@zeitraum.org
Website: http://www.zeitraum.org
ZVR: 431576440
Für den Inhalt verantwortlich: Reinhold Eckhardt
Text: Elisabeth Pallaver, Rainer Leonhartsberger
Satz und Layout: Magda Lesniowska
Fotos: Zeit!Raum Archiv
Druck: digitaldruck.at, Leobersdorf
© Alle Rechte vorbehalten
2011
Mit freundlicher Unterstützung der Bank Austria Unicredit Group.
IMPRESSUM
Inhalt
6
7
8
889
101112
1313
1414151617181920
222222
24
VoRGESchIchTE
DAS TEAM STELLT SIch VoR
ZIELSETZUnGEn
ZIELGRUPPEn
Jugendliche
Wie kommt man als Jugendliche/r zu einer Patenschaft?
PATEn UnD PATInnEn
Wie wird man Pate/Patin?
Was ist eine Patenschaft? Was ist eine Patenschaft nicht?
DAS JAhR 2010
Aktivitäten im Jahr 2010
WAS hAT SIch IM JAhR 2010 BEI „GEMMA`S An?“ GETAn?
Patenschaften
PatInnen Einschulung
Vernetzung
Öffentlichkeitsarbeit
Fortbildungen/ Exkursionen
Projektlokal
Festliche Aktivitäten
BETREUUnG In DER PRAxIS
Fallbeispiel, 14 jähriges Mädchen
Fallbeispiel, 17 jähriger Bursche
AUSBLIck
6 „Gemma’s an!“ Projektbericht 2010
Das PatenschaftsProjekt
„Gemma`s an!“ entstand 2005 nach
der Idee der Kinder- und Jugendanwaltschaft
(KJA) Wien, Jugendlichen in schwierigen Le-
benssituationen, die über keinen oder wenig
Rückhalt durch Erwachsene verfügen, eine/n
ehrenamtliche/n PatIn zur Seite zu stellen.
Junge Menschen die von Arbeitslosig-
keit betroffen sind, über keine abgeschlossene
Ausbildung und damit verbunden schlechten
Berufsaussichten verfügen, in schwierigen Fa-
milienverhältnisse, teilweise mit Gewalt- oder
Mißbrauchserfahrungen aufwachsen, über
Migrationshintergrund verfügen und/oder in
jungen Jahren eine Flucht und einen Neuan-
fang in Österreich mit allen damit verbundenen
Schwierigkeiten erleben, sind von sozialer Be-
nachteiligung besonders stark betroffen.
Vorgeschichte und Hauptsponsor
Viele dieser Jugendlichen können nicht
oder nur sehr ungenügend auf den Rückhalt
ihrer Familien zählen, da die Eltern zum Teil
selbst nicht in der Lage sind ihre Kinder ad-
äquat zu unterstützen, oder da die Familie
einfach fehlt.
Zu der herausfordernden Lebensphase
der Pubertät wirkt sich eine soziale Benach-
teiligung erschwerend aus: sozial benachteili-
gten Jugendlichen fehlt es meist an notwen-
diger Begleitung, Stärkung und Unterstützung
durch Erwachsene. Auch macht es Sinn diesen
Jugendlichen eine Betreuung anzubieten, die
über den institutionellen Rahmen hinausgeht.
Diese Begleitung, Unterstützung und
Stärkung der Jugendlichen wird im Paten-
schaftsprojekt „Gemma`s an!“ von engagier-
ten, ehrenamtlichen BetreuerInnen, in Folge
PatInnen genannt, erbracht. Sie stehen ihren
Patenjugendlichen in ihren schwierigen Le-
benssituationen bei, indem sie mit den Jugend-
lichen gemeinsam Handlungsmöglichkeiten
und Zukunftsperspektiven erarbeiten und den
Jugendlichen in seinem/ihrem Selbstwert und
seiner/ihrer Selbständigkeit stärken.
Seit Jänner 2008 fungiert der Verein
Zeit!Raum als Projektträger, der „Gemma`s
an!“ koordiniert und in Zusammenarbeit mit
der KJA weiterentwickelt.
Finanziell wurde und wird „Gemma`s
an!“ durch die Sponsorgelder der Bank Austria
Unicreditgroup ermöglicht.
An dieser Stelle wollen wir diesem, un-
serem Hauptsponsor, unseren speziellen Dank
ausdrücken.
Generaldirektor Willibald Cernko mit MitarbeiterInnen der Bank Austria, welche auch PatInen sind, sowie das gesamte „Gemma`s an!“ Team.
Projektbericht 2010 „Gemma’s an!“ 7
Das Team stellt sich vor
Das PatenschaftsProjekt
„Gemma´s an!“ beschäftigt zwei haupt-
amtliche Mitarbeiter mit je 20 Stunden pro
Woche, welche die Projektkoordination inne
haben und die unzähligen höchst engagierten
PatInnen bei ihrer Arbeit mit ihren KlientInnen
unterstützen. Das Projekt wird getragen vom
Verein Zeitraum (Hr. DSP Reinhold Eckhardt)
und wird fachlich beaufsichtigt von der Kin-
der- und Jugendanwaltschaft Wien (Fr. DSA
Monika Pinterits und Fr. DSA Martina Saygi-
li). Generalsponsor ist die Bank Austria (An-
sprechpartner Hr. Mag. Roman Jost).
Die 2 ProjektkoordinatorInnen:
DSA Elisabeth Pallaver, geb. 1980 in
Tirol, Diplomierte Sozialarbeiterin, Studentin
der Rechtswissenschaften. Praktika in einer
Jugendnotschlafstelle, dem Flüchtlingsheim
Don Tonino Bello in Süditalien und bei der
Arge Schubhaft Innsbruck. Aufbau und Leitung
eines Betreuten Wohnens für unbegleitete
minderjährige AsylwerberInnen in Tirol, Bera-
tung marokkanischer Frauen bei Amal Andalu-
za Sevilla (Südspanien), Sozialarbeit bei der
Aids Hilfe Wien.
Hobbys: Meine Tochter Miriam, Reisen,
Schwimmen, Rodeln, Schitouren, Lesen
DSA Rainer Leonhartsberger, geb.
1976 in Wien, Diplomierter Sozialarbeiter, Ab-
schluss der Vienna Business School. Praktika
beim Amt für Jugend und Familie, Notschlaf-
stelle für haftentlassene Erwachsene der Be-
währungshilfe, Krisenzentrum der MA11 und
der Familienherberge Kastanienalle der MA
11. Betreuung von Kindern- und Jugendlichen
beim Verein Wiener Jugendzentren der Stadt
Wien, den Wiener Kinderfreunden und dem
August Aichhorn Haus - Verein für sozialpä-
dagogisch-therapeutische Betreuung ( Wohn-
gemeinschaft für fremduntergebrachte Kinder
und Jugendliche).
Hobbys: Philosophie, Psychologie, Rei-
sen in exotische Länder, Musik, Tischfussball
8 „Gemma’s an!“ Projektbericht 2010
Zielgruppen
Das Ziel von „Gemma`s
an!“ ist es, soziale Benachteiligungen von
Jugendlichen zu minimieren und sie in ihren
Handlungsmöglichkeiten, ihrem Selbstwert
und ihrer Selbstständigkeit zu stärken. Dies
geschieht indem jedem/r Jugendlichen ein/e
persönliche/r PatIn zur Seite gestellt wird,
der/die den Part einer verlässlichen Bezugs-
person für den/die Jugendlichen übernimmt.
Allein das Existieren einer verlässlichen Be-
zugperson trägt in hohem Maße dazu bei, dass
jugendliche Lebensbilder positiv entwickelt
werden können. Der/die PatIn versucht, sozi-
ale Kompetenzen zu stärken und mit dem/der
Jugendlichen gemeinsam Bewältigungsstra-
tegien zur Lösung seiner/ihrer Probleme zu
entwickeln. Wobei den betreuten jungen Men-
schen nicht die Verantwortung für ihre Aufga-
ben abgenommen werden soll, sondern ihnen
–im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe – Hilfe
angeboten werden soll, ihre Angelegenheiten
in bestmöglicher Weise selbständig zu regeln.
Dies kann sein, indem gemeinsam Perspekti-
ven erarbeitet oder Möglichkeiten ausgelotet
werden, oder eine tatsächliche Begleitung,
etwa auf eine Behörde, angeboten wird.
Wie oft eine Betreuung und Begleitung
im Rahmen einer Patenschaft stattfindet, bil-
det sich im Kontakt zwischen Erwachsenem
und Jugendlichem individuell heraus, wobei
hier den persönlichen Bedürfnissen des Ju-
gendlichen zentrale Bedeutung zukommt. Es
gibt dezidiert keine Richtlinien bzw. Vorgaben
über Intensität und Dauer einer Patenschaft,
da diese für den/die Jugendlichen sowie den/
die PatIn freiwillig ist. Die Patenschaft kann
somit ohne Angabe von Gründen jederzeit von
beiden Seiten aufgelöst werden bzw. muss sie
auch gar nicht eingegangen werden.
Das längerfristige Ziel von „Gemma`s
an!“ ist, dass die Jugendlichen ihr Leben
selbstbestimmt und selbständig meistern.
Die Primäre ZielGruPPe
von „Gemma`s an!“ sind Jugendliche
zwischen 14 und 21 Jahren, die in Wien le-
ben. Sie befinden sich in einer schwierigen
Lebenslage, haben Probleme im Alltag, etwa
in Bezug auf Beruf, Schule, Wohnmöglichkeit,
Familie, Freunde oder Behörden und finden
sich in ihrer momentanen Lebenssituation
nur schwer zurecht.
Einzige Ausschließungsgründe sind ein
massives Suchtverhalten sowie andere Auf-
fälligkeiten, die eine professionelle Βetreuung
(z.B.: in Form einer psychiatrischen Behand-
lung, sozialarbeiterische Interventionen,
psychotherapeutische Unterstützung…) not-
wendig machen. Den Jugendlichen steht es
frei, sowohl das Angebot einer Patenschaft
anzunehmen oder abzulehnen, als auch eine
Patenschaft immer ohne Angabe irgendwel-
cher Gründe zu beenden.
„Gemma´s an!“ versteht sich vom
Konzept her als hochschwellig:
Um den Schritt zu machen und zu
„Gemma`s an!“ zu kommen, braucht es ein
Mindestmaß an Problembewusstsein, wei-
ters müssen eine grundsätzlich Bereitschaft
mit einem Erwachsenen in Kontakt zu treten
und ein gewisses Maß an Paktfähigkeit vor-
handen sein.
Zielsetzung
Jugendliche
Projektbericht 2010 „Gemma’s an!“ 9
Wie kommt man als Jugendliche/r zu einer Patenschaft?
„Gemma`s an!“ bemüht
sich um einen großen Bekanntheitsgrad
einerseits bei jugendrelevanten Einrich-
tungen wie auch unter den Jugendlichen
selbst.
Die Kontaktaufnahme mit „Gemma`s
an!“ erfolgt daher entweder durch Sozial-
arbeiterInnen, LehrerInnen, PsychologInnen
oder Eltern oder durch die Jugendlichen
selbst, wobei bereits hier der Grundsatz der
Freiwilligkeit von großer Bedeutung ist.
Nach einer ersten telefonischen Kon-
taktaufnahme kommt es zu einem Kennen-
lerngespräch, bei dem die Jugendlichen auch
eine Vertrauensperson mitbringen können. In
diesem Gespräch bekommen die Jugendliche
einerseits Informationen über den Verlauf ei-
ner Patenschaft, andererseits geht es darum
den/die Jugendlichen kennenzulernen und
herauszufiltern für welche Situationen er/sie
Unterstützung durch einen/n PatIn möchte.
Bei der Auswahl von möglichen Pa-
tInnen für die Jugendlichen wird darauf ge-
achtet, dass die Ressourcen und Potentiale
der PatInnen auf die Interessen und Bedürf-
nisse der Jugendlichen abgestimmt sind.
Sobald ein/e passende/r PatIn vorhan-
den ist, kommt es zu einem Treffen des/der
Jugendlichen und des/der potentiellen PatIn,
das von einem der ProjektmitarbeiterInnen
moderiert wird.
Jede Patenschaft wird durch eine
mündliche Arbeitsvereinbarung geschlossen,
auf dessen Grundlage versucht wird, die in-
dividuellen Problemsituationen des Jugend-
lichen zu lösen.
Ein Ende einer Patenschaft zeichnet
sich ab, wenn Jugendliche aufgrund ihres
Verhaltens zeigen, dass sie an einer Fort-
führung einer Patenschaft nicht mehr inte-
ressiert sind. (z.B.: indem Anrufe über einen
längeren Zeitraum nicht mehr entgegenge-
nommen werden, der/die Jugendliche sich
also unausgesprochen aus der Patenschaft
zurückzieht)
Im Idealfall endet die Betreuung, nach-
dem sich die Situation des/der Jugendlichen
stabilisiert hat. Ein Abschlussgespräch bietet
die Möglichkeit, über gemeinsam erreichte
Ziele und erarbeitete Schritte zu reflektieren
und sich auch von einander zu verabschieden.
Nach Wunsch und Bedürfnis können der/die
PatIn und der/ die Jugendliche noch weiter
zukünftige Treffen nach Beendigung der Pa-
tenschaft miteinander vereinbaren.
10 „Gemma’s an!“ Projektbericht 2010
eine weitere ZielGruPPe
von „Gemma`s an!“ sind ehrenamtliche
BetreuerInnen, die zu PatInnen ausgebildet
werden.
PatInnen sind engagierte Erwachsene,
die Zeit und Interesse haben, eine unterstüt-
zende Beziehung zu einem Jugendlichen auf-
zubauen.
Dem Aufbau einer kontinuierlichen,
tragfähigen Beziehung mit einem Jugend-
lichen wird große Bedeutung beigemessen,
da ja der/die PatIn eine fixe und verlässliche
Bezugsperson darstellen soll. PatInnen müs-
sen also genügend Zeit mitbringen, um die
Betreuung über einen längeren Zeitraum zu
gewährleisten.
n Weitere Vorraussetzungen, die von PatInnen
zu erfüllen sind:
n soziale Kompetenz, Toleranz und Verläss-
lichkeit
n Erfahrung und Freude im Umgang mit Ju-
gendlichen
n psychische Stabilität und Belastbarkeit
n Reflexionsfähigkeit
n Gewisse Reife und Lebenserfahrung
n Körperlich fit
Wie schon erwähnt ist auch für Pa-
tInnen die Mitarbeit im Patenschaftsprojekt
„Gemma`s an!“ freiwillig, weiters verpflichten
sich die PatInnen zur Verschwiegenheit.
Die Aufgabenbereiche die auf eine/n
PatIn zukommen können, sind nach den Be-
dürfnissen der Jugendlichen ausgerichtet,
sie reichen von Behördenwege, Arbeits- oder
Wohnungssuche über gemeinsames Lernen
bis hin zu Freizeitaktivitäten und kultureller
Integration.
Um die PatInnen in ihrer Arbeit mit den
Jugendlichen bestmöglich zu unterstützen,
stehen die MitarbeiterInnen des Projekts, der
Verein Zeit!Raum sowie die Kinder- und Ju-
gendanwaltschaft mit ihrem Know-how und ih-
rem Netzwerk allen Beteiligten zur Verfügung.
Wann immer es nötig ist, findet ein vertrau-
liches Gespräch zwischen PatIn, Jugendlichem
und einem/r MitarbeiterIn des Projektes statt.
Weiters findet einmal monatlich eine
von den ProjektmitarbeiterInnen geleitete In-
tervisionsgruppe statt. Diese besteht aus ma-
ximal 15 PatInnen und dient dem Erfahrungs-
austausch und dem Erörtern von Fragen oder
Schwierigkeiten, die sich aus der Patenschaft
ergeben. Im Rahmen dieser Treffen finden auch
immer wieder Fortbildungen und Exkursionen
statt, die für die PatInnen von Interesse sind.
Eine Patin von „Gemma`s an!“ be-
schreibt die Intervisionstreffen so:
„Die Intervision war für mich als Neu-
ling deshalb besonders wichtig, weil ich se-
hen konnte, dass sich keiner der PatInnen mit
seinen Problemen alleingelassen fühlen muss,
sofern es denn Probleme in der Patenschaft
gibt. Man kann sich bei den Intervisionstreffen
Informationen für den Umgang mit dem Schütz-
ling holen, andere Sichtweisen kennenlernen
und einen Ansprechpartner für jedes Anliegen
finden, man profitiert also vom Wissen und von
der Erfahrung der anderen TeilnehmerInnen.“
Paten und Patinnen
Projektbericht 2010 „Gemma’s an!“ 11
Wie wird man PatIn?Der erste schritt um PatIn
bei „Gemma`s an“ zu werden, ist das Aus-
füllen des Onlineformulares auf www.gem-
masan.at. Neben den persönlichen Daten
wie Name, Telefonnummer usw. können die
BewerberInnen ihre Erfahrungen mit Jugend-
lichen sowie ihre Motivation als PatInnen ei-
nen Jugendlichen zu begleiten, schildern.
Nachdem genügend Bewerbungen bei
„Gemma`s an!“ eingetroffen sind, wird ein
Informationsabend veranstaltet um den zu-
künftigen PatInnen die Möglichkeit zu geben,
sich genauer über das Projekt sowie über die
an sie gestellten Erwartungen zu informie-
ren.
Um die angehenden PatInnen gut auf
ihre Rolle vorzubereiten, absolvieren sie eine
Einschulung in Form von sechs Fachvorträgen
(insgesamt 20 Stunden), die von externen
ExpertInnen aus unterschiedlichen Bereichen
durchgeführt werden.
Die Vorträge umfassen folgende The-
menschwerpunkte und behandeln vor Allem
folgende Fragen:
1. Lebenswelten von Jugend-
lichen in Wien: Wie sieht die aktuelle
Lebenswelt von Jugendlichen aus?
n Was versteht man unter sozialer Benach-
teiligung und was sind die möglichen Ursa-
chen?
n Welche Auswirkungen hat dies auf die Be-
ziehung zwischen PatIn und Jugendlichen?
2. Entwicklungspsychologische
Aspekte I:
n Wie entwickeln sich Kinder und Jugend-
liche?
n Was sind Hilfen und Unterstützungen von
Kindern und Jugendlichen in einer Krise?
Wie geht man auf die verschiedenen
Entwicklungsphasen am Besten ein?
n Wie fördere ich eine gesunde Entwicklung
des Jugendlichen als PatIn?
3. Entwicklungspsychologische
Aspekte II:
n Was ist „normales“ pubertäres Verhalten
und wo ist die Grenze zu einer psychischen
Erkrankung?
n Was sind die Merkmale der häufigsten Ent-
wicklungsstörungen?
n Wann darf ich als Laie nicht mehr allein
weitermachen bzw. wann muss zu Fachleuten
weitergeleitet werden?
n Wie kann ich präventiv delinquentem Ver-
halten entgegenwirken?
n Wie gehe ich mit sozialen Ängsten von Ju-
gendlichen um?
n Wie gehe ich mit selbstverletzendem Ver-
halten/ Aggressionen am Besten um?
4. Kommunikation mit Jugend-
lichen:
n Wie funktioniert Kommunikation?
n Welche Gesprächskultur haben Jugendli-
che?
n Wie interpretiere ich Äußerungen und
Rückmeldungen von Jugendlichen?
n Wie kommuniziere ich „richtig“?
5. Rechtliche Grundlagen:
n Welche rechtliche Rolle nehme ich als Pa-
tIn eines/ einer Jugendlichen ein?
n Welche Aufgaben erwachsen aus der Rolle
als PatIn?
n Wie verhalte ich mich gegenüber den Er-
ziehungsberechtigten des/der Jugendlichen?
n Wie gehe ich mit Informationen um, die mir
mein/e Patenjugendlicher gibt?
n Warum schadet es der PatIn – Jugend-
lichen – Beziehung letztlich wenn sie zu pri-
vat wird?
n Was steht im Wiener Jugendschutzge-
setz?
6. Krisen, Grenzen und Belastbar-
keit:
n Wie gehe ich mit Krisen von Jugendlichen
um?
n Wie gehe ich mit Krisen in der PatIn – Ju-
gendlichen – Beziehung um?
n Welche Hilfswerkzeuge gibt es in Krisen-
situationen?
n Was sind die Grenzen, die ich setzten
muss, um nicht in eine reine Helfer/ Service
Rolle hineinzufallen?
n Was kann ich mir selbst zumuten? Wie
groß ist meine Belastbarkeit?
n Was tue ich wenn ich merke es wird mir
alles zu viel?
Abgerundet wird der Einschulungszy-
klus durch zwei persönliche Gespräche jedes/
jeder zukünftigen PatIn mit einem der Projekt-
koordinatorInnen von „Gemma`s an!“
Das erste Gespräch findet nach Absol-
vierung des Informationsabends statt und hat
neben dem Kennenlernen das Hinterfragen
der persönlichen Motivation und der Vorstel-
lungen über eine Patenschaft zum Inhalt. Die
Aufgabe des/der ProjektmitarbeiterIn ist es,
in diesem Gespräch die soziale Kompetenz
sowie auch die psychische Belastbarkeit des/
der BewerberIn festzustellen und zu entschei-
den, ob er/sie als PatIn in Frage kommt.
Beim zweiten persönlichen Gespräch,
das nach dem Einschulungszyklus stattfindet,
kommt es zu einer definitiven Zusage des/der
PatIn sowie auch der Projektkoordination um
als PatIn bei „Gemma`s an!“ tätig zu werden.
Der/die PatIn unterschreibt die Betreuungs-
vereinbarung und legt ein polizeiliches Füh-
rungszeugnis vor.
12 „Gemma’s an!“ Projektbericht 2010
Was ist eine Patenschaft?n Freiwillige, unbezahlte Tätigkeit Erwachse-
ner im Rahmen ihrer Möglichkeiten
n Unterstützung, Betreuung und Begleitung
von einem/r Jugendlichen, der/ die keiner
professionellen Betreuung/ Behandlung/ Be-
ratung bedarf
n Bereitschaft eine Vertrauensbeziehung für
eine begrenzte Zeit einzugehen
n Möglichkeit Einblicke in die Problemlagen
Jugendlicher zu erhalten
n Freizeitbeschäftigung, die eine Bereiche-
rung für das eigene Leben darstellt
n Betreuung von mehr als einem Patenju-
gendlichen zur gleichen Zeit
n Beeinträchtigung des eigenen Lebens
durch überhöhten Zeitaufwand, Abgrenzungs-
schwierigkeiten oder Grenzüberschreitungen
n Betreuung von ganzen Familiensystemen
n Belastung durch Problemlagen die unlös-
bar erscheinen
n Ersatz für bzw. Überforderung durch das
Fehlen notwendiger professioneller Betreu-
ung
n Langjährige Privatbeziehung mit Kontak-
ten zur Familie der PatInnen (sollte sich eine
solche entwickeln ist die Patenschaft zu be-
enden)
Was ist eine Patenschaft nicht?
Projektbericht 2010 „Gemma’s an!“ 13
Aktivitäten im Jahr 2010
19. Jänner: Wiener Plattform für Freiwilligenkoordi-
natorInnen
04. FebruAr: Exkursion in das Asylzentrum Mariannen-
gasse der Caritas Wien
22. FebruAr:Projektpräsentation im Verein Zeit!Raum
für die Bezirksvorstehung Fünfhaus
08. MärZ: Bank Austria Infoabend für zukünftige
PatInnen
MärZ/APrIl: Einschulung neuer PatInnen
08. APrIl: Erfahrungs- und Gedankenaustausch in
der Bank Austria mit Herrn Generaldirek-
tor Willibald Cernko
14. APrIl: Fortbildung zum Thema Rechtliche Grund-
lagen der Betreuung von Jugendlichen
18. MAI: Wiener Plattform für Freiwilligenkoordi-
natorInnen
20. MAI Ehrenamtsbörse im Nachbarschaftszen-
trum 6
17. JunI: Steuerungsgruppe mit der Kinder- und
Jugendanwaltschaft Wien
26. JunI: Anton Brenner Haus – Führung exklusiv
für „Gemma´s an!“ PatInnen
30. JunI: Sommerfest am Kaiserwasser der alten
Donau (BA Sport- und Weiterbildungs-
zentrum)
10. Aug.: Fortbildung zum Thema Jugendliche auf
der Flucht (Don Bosco Flüchtlingswerk
Austria - Jugendwohnheim Abraham)
01. SePT.: Fortbildung zum Thema Sucht mit dem
Schwerpunkt „Neue Medien“ (Verein
Dialog – Hilfs- und Beratungsstelle für
Suchtgefährdete und deren Angehörige)
11. OkT.: Manuela Zettl wird durch eine neue Mit-
arbeiterin (Elisabeth Pallaver) abgelöst
19. OkT.: Wiener Plattform für Freiwilligenkoordi-
natorInnen
nOV/DeZ.: Einschulung neuer PatInnen
16. DeZ.: X-Mas Open House im Verein Zeit!Raum
mit anschließender Weihnachtsfeier
im Gasthaus Hawidere exklusiv für
„Gemma´s an!“ PatInnen
DAS JAHr 2010
14 „Gemma’s an!“ Projektbericht 2010
Was hat sich im Jahr 2010 bei „gemma´s an“ getan?
Das jahr 2010 war ein sehr Dynamisches, vermitt-
lungsstarkes und äußerst erfolgreiches Jahr für das Patenschaftsprojekt.
Es gestaltete sich als sehr abwechslungsreich und spannend und war
geprägt von vielen Erfolgserlebnissen für alle Beteiligten.
Die vorgenommenen Ziele aus dem Vorjahr konnten allesamt erreicht
werden und das Projekt hat sich mittlerweile fix in der Wiener Sozial-
landschaft etabliert.
im Gesamten jahresverlauf
2010 wurden insgesamt 62 Jugendliche
durch die engagierten, ehrenamtlichen
„Gemma´s an!“ PatInnen betreut. Neben den
schon länger bestehenden Patenschaften
wurden in diesem Jahr in Summe 36 neue
Patenschaften vermittelt. Pro Monat fanden
so im Jahresdurchschnitt 42 kontinuierliche
Betreuungen statt. Dies entspricht in etwa
einer Verdoppelung zum Vorjahr. Mit einer
durchschnittlichen Betreuungsdauer von
einem dreiviertel Jahr konnte somit sehr vie-
len Jugendlichen, welche sich akut in einer
Krise befanden bzw. um Unterstützung bei
der Bewältigung von Alltagssituationen an-
gefragt hatten, geholfen werden.
Es gab 2010 insgesamt 86 Neuanfragen zur
Unterstützung und Betreuung von Jugend-
lichen in schwierigen Lebenslagen. 98 % die-
ser Anfragen erfolgten durch soziale Instituti-
onen, Lehrer und Eltern. Bei den restlichen 2
% handelte es sich um jugendliche Asylwer-
ber, welche durch Mundpropaganda, etwa in
Deutschkursen, von anderen Jugendlichen
über das Hilfsangebot vom PatInnenprojekt
erfahren haben.
Da das Projekt immens gut ausgelastet ist,
gibt es mittlerweile (Stand März 2011) auch
eine Warteliste mit ca. 18 Jugendlichen,
wobei nicht bei allen der Status des tatsäch-
lichen Betreuungsbedarfs vollends geklärt
ist.
Das Geschlechterverhältnis der letzten Jahre
zwischen PatInnen und Jugendlichen hat sich
auch in diesem Jahr fortgesetzt und so ste-
hen den rund drei Viertel weiblichen PatInnen
rund drei Viertel männliche Jugendliche ge-
genüber. In Bezug auf die Jugendlichen lässt
sich dieses Verhältnis aus der Sicht der So-
zialarbeiter so interpretieren, dass weibliche
Jugendliche eher in der Lage zu sein schei-
nen soziale Beziehungen herzustellen und da-
durch private Hilfssysteme leichter aktivieren
können. Überdies hinaus lässt sich aufgrund
von Erfahrungswerten auch feststellen, dass
männliche Jugendliche ihre Problemlagen,
Bedürfnisse und teils unangepassten Verhal-
tensmuster stärker und intensiver externali-
sieren als Mädchen und so im Allgemeinen
mehr auffallen.
Patenschaften
Die Inhalte der Patenschaften lassen sich grundsätzlich wie folgt veranschaulichen:
0 5 1 0 1 5 2 0 2 5 3 0
A n s p re c h p e rs o n
F re iz e ita ktivitä te n
W o h n e n
S o z ia ltra in in g
A llta g ss tru ktu rie ru n g
B e h ö rd e n -, In s titu tio n s ko n ta kte
Le rn u n te rs tü tz u n g
Ge s u n d h e it
b e ru flic h e Z u ku n ft
ku ltu re lle In te g ra tio n
S o z ia le K o n ta kte
I n h a lt e d e r P a t e n s c h a f t e n
Soziale Kontakte
Kulturelle Integration
Berufliche Zukunft
Gesundheit
Lernunterstützung
Behörden-, Institutionskontakte
Alltagsstrukturierung
Sozialtraining
Wohnen
Freizeitaktivitäten
Ansprechperson
Inhalte der Patenschaften
Projektbericht 2010 „Gemma’s an!“ 15
um neue Patinnen für Das Pro-
jekt Zu Gewinnen und der relativ ho-
hen Fluktuation an PatInnen, welche in Karenz
gehen entgegenzuwirken fanden auch 2010
wieder zwei Einschulungszyklen, jeweils zur
Jahresmitte und zum Jahresende, für neue
PatInnen statt. Ingesamt meldeten sich in die-
sem Jahr 69 PatInnen für eine Patenschaft an,
wobei die Zahl jener, welche sich dann auch
tatsächlich zur Patin/zum Paten ausbilden lie-
ßen deutlich geringer war. Daraus lässt sich
schließen, dass die Bewerbung für eine ehren-
amtliche Betreuung für einige BewerberInnen
einen doch mehr oder weniger akuten Wunsch
darstellt.
So konnten 2010 insgesamt 28 neue PatInnen
für die ehrenamtliche Betreuung von Jugend-
lichen in schwierigen Lebenssituationen aus-
gebildet werden, wovon 21 sofort (Vermittlung
innerhalb von 6 Wochen) aktiv im Projekt tätig
wurden. Die übrigen ausgebildeten sieben
PatInnen konnten aus diversen privaten Grün-
den dann vorerst doch noch keine Patenschaft
übernehmen. In Summe befanden sich somit
im Jahr 2010 durchschnittlich 25 fertig aus-
gebildete PatInnen in einer vorübergehenden
Karenz.
PatInnen einschulung
16 „Gemma’s an!“ Projektbericht 2010
obwohl es schon im vor-
jahr eine sehr gute Kooperation mit Ein-
richtungen im Sozialbereich gab, gelang es
im Jahr 2010 das Projekt einer noch breiteren
Öffentlichkeit bekannt zu machen und somit
mehr Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten
ehrenamtliche Unterstützung zu erhalten.
Eine große Rolle spielten in diesem Ge-
schäftsjahr hierbei die Teilnahme an diversen
sozialarbeiterischen Netzwerken wie z. B. der
Ehrenamtsbörse oder der Wiener Plattform
für FreiwilligenkoordinatorInnen, aber auch
ganz massiv die klassische Mundpropaganda
welche scheinbar sehr intensiv zwischen den
sozialen Einrichtungen betrieben wurde und
sich somit bestätigt, dass „Gemma´s an!“
mittlerweile zu einem fixen Bestandteil der
Wiener Soziallandschaft geworden ist.
Im Jahr 2010 konnten neue Kon-
takte mit folgenden sozialen Instituti-
onen herstellt werden:
n Don Bosco Flüchtlingswerk Austria
n Wiener SchulsozialarbeiterInnen
n Mutter-Kind-Heim, Prima Donna (Jugend
am Werk)
n WUK (factor c., miko, clearing plus)
n KH Rosenhügel – Neuropsychiatrische
Abteilung für Kinder und Jugendliche
n bfi
n jobmania
n Caritas
n Ehrenamtsbörse
n Nachbarschaftszentrum
n WienXtra
n Jugend in Wien
n Sprungbrett
n C´mon 14
n St. Anna Kinderspital
n Psychosomatische Ambulanz für Kinder
und Jugendliche des Wilhelminenspitals
n Krisenzentrum Nußdorf
n Wiener Plattform für Freiwilligenkoordi-
natorInnen
n Wiener Hilfswerk
n freiwilligenweb.at
n Kolping Häuser Wien
n August Aichhorn Haus – Verein für sozial-
pädagogisch therapeutische Betreuung
n Grenzenlos und einigen Lehrern von
diversen Schulen.
Mit dem Amt für Jugend und Familie
der Stadt Wien (inkl. MA 11 Wohngemein-
schaften) wurde traditionellerweise wei-
terhin sehr eng zusammengearbeitet und
so stellte dieses etwa ein Viertel unseres
Klientels. Knapp ein weiteres Viertel der
KlientInnen wurde uns durch das Don Bosco
Flüchtlingswerk Austria vermittelt. Bei die-
sem Klientel handelt es sich überwiegend
um minderjährige männliche afghanische
Asylwerber. Auch über einen Deutschkurs
für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
vom Verein Zeit!Raum kam ein Jugendlicher
in den Genuss einer Betreuung durch eine/n
unserer „Gemma´s an!“ PatInnen.
Vernetzung
Projektbericht 2010 „Gemma’s an!“ 17
Durch Die Öffentlichkeitsar-
beit Der verGanGenen jahre
hat das Patenschaftsprojekt „Gemma´s an!“
einen derart hohen Bekanntheitsgrad erreicht,
dass dieser auch den möglichen Kapazitäten
des Projekts entspricht und eine Auslastung
in hohem Maße gegeben ist.
Dennoch findet Öffentlichkeitsarbeit na-
türlich weiterhin auf vielen verschiedenen
Ebenen statt, wobei der größte Anteil davon
sicherlich die Mundpropaganda zwischen
den sozialen Einrichtungen und deren Sozi-
alarbeitern ist. Aber auch das Internet, als
eines der Primärmedien der heutigen Zeit,
bringt einen sehr starken Zulauf an Klien-
tInnen über die Homepage des Projektes.
Durch aktive Vernetzungsarbeit mit anderen
Jugendeinrichtungen und sozialen Instituti-
onen steigern wir ebenfalls permanent den
Bekanntheitsgrad.
Weiters gab es im Jahr 2010 zwei Artikel in
Zeitschriften der Bank Austria und laufende
Veröffentlichungen über die Zeitschrift vom
Verein Zeit!Raum, welcher sich mit 15.000
Exemplaren an eine relativ breite Öffentlich-
keit wendet. Im September wurde das Pa-
tenschaftsprojekt im Wiener Programmheft
„Jugend in Wien“ der MA 13 – Fachbereich
Jugend „WienXtra“ veröffentlicht. Auch in
einer Diplomarbeit einer angehenden Sozial-
managerin mit dem Titel: „Qualitätsdimensi-
onen des freiwilligen Engagements im Sozi-
albereich“ wurde das Projekt unter die Lupe
genommen. Einer Anfrage des ORF für einen
Beitrag in der Sendung „Thema“ konnte lei-
der nicht entsprochen werden, da diese un-
glücklicherweise, den Zeitressourcen unserer
PatInnen entsprechend, viel zu kurzfristig
gestellt wurde.
Mitte Februar kam es in der Bank Austria
zu einem Aufruf an die hauseigenen Mitar-
beiter für die Bewerbung als PatInnen bei
„Gemma´s an!“, welcher in Folge zu einem
bankinternen Informationsabend und einem
Erfahrungs- und Gedankenaustausch mit dem
Generaldirektor der Bank Austria, Herrn Wil-
libald Cernko, führte.
Während die meisten PatInnen am „Gemma´s
an!“ Sommerfest das schöne Wetter genos-
sen, kam es an diesem Tag aber auch zu ei-
ner Projektvorstellung durch einen unserer
langjährigen Paten vor dem „Bank Austria
Management Team“, einerseits um das Pa-
tenschaftsprojekt auch der Managemente-
bene zugänglicher zu machen und die soziale
Verantwortung der Bank hervorzuheben, an-
derseits auch um gezielt neue FörderpatInnen
zu gewinnen, was auch tatsächlich dan-
kenswerterweise geschah (Die Miete eines
bedürftigen und in finanziellen Nöten befind-
lichen Jugendlichen wurde durch einen Bank
Austria Mitarbeiter und dem Bank Austria
Sozialfonds für ein Jahr lang übernommen).
Öffentlichkeitsarbeit
18 „Gemma’s an!“ Projektbericht 2010
Das fortbilDunGsanGe-
bot für Patinnen welches mit ei-
ner gewissen Regelmäßigkeit 2009 initiiert
wurde, konnte 2010 mit großem Erfolg fort-
gesetzt werden. So fanden 2010 insgesamt
4 Fortbildungen statt, wobei eine davon in
Form einer Exkursion abgehalten wurde.
Die Inhalte der Vorträge konnten von den
PatInnen selbst mitbestimmt werden und
wurden nach jeweils aktuell häufig vorkom-
menden Betreuungsschwerpunkten ausge-
wählt. Natürlich spielte aber auch die Ver-
netzung mit anderen sozialen Institutionen
in Wien sowie das vorhandene Budget eine
gewisse Rolle welche Fortbildung bzw. Ex-
kursion stattfinden konnte.
Die Anzahl der teilnehmenden Pa-
tInnen nahm im Vergleich zum Vorjahr um
das Dreifache zu und somit bestätigt sich
auch das Interesse der PatInnen an Weiter-
bildungsmaßnahmen mit dem Ziel inhaltlich
bei der Betreuung von Jugendlichen mit so-
zialen Problemlagen gefestigter zu werden
und soziale Netzwerke in Wien näher ken-
nenzulernen.
Des Weiteren ergaben sich natürlich
bei einigen Fortbildungen auch Kontakte zu
Institutionen, welche in der Folge bedürftige
KlientInnen an uns vermittelten.
Durch Exkursionen wurde unseren Ju-
gendlichen auch die Gelegenheit geboten, für
sie relevante Einrichtungen kennenzulernen.
Fortbildungen/exkursionen
Projektbericht 2010 „Gemma’s an!“ 19
Das technisch sehr Gut
ausGestattete Projektlokal von
„Gemma´s an!“ stellt den PatInnen und den
von Ihnen betreuten Jugendlichen zwei PCs
mit Internetzugang, Telefon, Kopierer, Fax und
Drucker zur Verfügung. Jugendliche haben so
die Möglichkeit beispielsweise für Amtswege
benötigte Dokument zu kopieren oder Bewer-
bungsunterlagen zu erstellen. Es besteht
sogar die Möglichkeit das Projektlokal am
Wochenende oder zu anderen Schließzeiten
zu nutzen, wenn sich die Patin/der Pate einen
Schlüssel dafür ausborgt und diesen bis zur
Rückgabe sicher verwahrt. Erfreulicherweise
wurde dieses attraktive Angebot im Jahr 2010
verstärkt von den Jugendlichen und deren Pa-
tInnen genutzt. Besonders stark war die Aus-
lastung durch Jugendliche im Sommer 2010,
was möglicherweise damit zu tun hat, dass in
dieser Zeit die Jugendzentren der Stadt Wien
ihren Betrieb geschlossen haben.
Des Weiteren dient das Projektlokal
nicht nur als Büro für die zwei hauptamt-
lichen Mitarbeiter und als neutraler Aufent-
haltsort für die Betreuung der Jugendlichen,
sondern auch als Ort für Erst- und Kennen-
lerngespräche, Intervisionsgruppen, persön-
liche Gespräche und stellt somit sozusagen
die Organisationszentrale des Projektes dar.
Lediglich für die Einschulungen un-
serer neuen PatInnen ist das Büro doch etwas
zu klein und so weichen wir in die ebenso gut
ausgestatteten Seminarräume des Vereins
Zeit!Raum aus.
Projektlokal
Die zwei ProjektkoordinatorInnen mit DSA Martina Saygili von der KJA Wien.
20 „Gemma’s an!“ Projektbericht 2010
wie auch im voranGe-
GanGenen jahr fanden 2010 ein
Sommerfest sowie eine Weihnachtsfeier für
ProjektteilnehmerInnen statt um auch einen
intervisonsgruppenübergreifenden Austausch
zwischen den PatInnen, den Jugendlichen
und den Projektpartnern im gemütlichen Rah-
men feierlich stattfinden zu lassen.
Ende Juni lud „Gemma´s an!“ zum
Sommerfest am Kaiserwasser der alten Do-
nau ein. Die Location, das BA Sport- und Wei-
terbildungszentrum Kaiserwasser wurde uns
dankenswerterweise von der Bank Austria zur
Verfügung gestellt, welche über dies hinaus
auch für ein kulinarisches Buffet sorgte.
An diesem sommerlichen Nachmit-
tag verweilten die meisten Gäste auf der
schattenspendenden Terrasse mit Ausblick
auf eine natürliche Forellenzucht und einen
schönen Teil der alten Donau, während ande-
re der Hitze im kühlen Nass der alten Donau
zu entfliehen versuchten. Einige Jugendliche
machten sich auf der großräumigen, saft-
grünen Wiese bereit um ein Federballduell
auszutragen, während wieder Andere die
Möglichkeit entdeckten die Flusslandschaft
mit einem Tretboot zu erkunden.
Diesmal waren nicht nur unzählige
Paten und Patinnen mit einigen, von ihnen
liebevoll und unermüdlich betreuten Jugend-
lichen mit dabei, sondern auch eine Gruppe
gerade neu eingeschulter ehrenamtlicher
Betreuerinnen und Betreuer. So konnte ein
reger Austausch zwischen den „Neulingen“
und den „alten Hasen“ wie auch zwischen
den Generationen selbst stattfinden und zur
informellen Bereicherung beitragen.
Zum Abschluss gab es ein höchst krea-
tiv gestaltetes Stehgreiftheater, welches von
einer Patin organisiert wurde und bei dem das
Publikum intensiv miteingebunden wurde.
Festliche Aktivitäten
Projektbericht 2010 „Gemma’s an!“ 21
Zum Ausklang des betreuungsinten-
siven Jahres 2010 fand am 16. Dezember die
alljährliche „Gemma´s an!“ Weihnachtsfeier
statt. Zuerst wurde offiziell zum X-Mas Open
House in die Räumlichkeiten des Vereins
Zeit!Raum geladen wo ein vielfältiges und
umfangreiches Buffet für die Gäste bereit-
stand. Anschließend feierte man (exklusiv nur
für Gemma´s PatInnen, Jugendliche und Pro-
jektpartner) ausgelassen im Hinterzimmer des
Gasthauses Hawidere.
Bei seiner dortigen Dankesrede wies
der Leiter vom Verein Zeit!Raum, Reinhold
Eckhardt, auf das besondere Engagement und
die hohe Motivation der Paten und Patinnen
hin und hob die Wichtigkeit der Empathie
und des Mitgefühls für Andere hervor. Im An-
schluss bekam jeder ein kleines Geschenk,
welches als symbolisches Dankeschön für die
wertvolle Arbeit der ehrenamtlichen Mitarbei-
terinnen und Mitarbeiter dient.
22 „Gemma’s an!“ Projektbericht 2010
„Wenige Wochen nach Be-
endigung der Einschulung wurde ich von der
Projektleitung telefonisch informiert, dass sich
ein 14 jähriges Mädchen für diese Art der Pa-
tenschaft interessieren würde und mich per-
sönlich kennenlernen möchte.
Beim darauffolgenden Kennenlernge-
spräch wurde nochmals mit allen Beteiligten
abgeklärt, was diese Patenschaft beinhaltet,
was unsere Vorstellungen sind und wie wir
miteinander umzugehen und kommunizieren
werden.
Das mir vermittelte Mädchen lebt in
einer betreuten Wohngemeinschaft und auf
deren Wunsch, sowie der ausdrücklichen
Zustimmung der Jugendlichen habe ich mich
nach unserem Ersttreffen telefonisch mit den
zuständigen Sozialbetreuern dieser WG in Ver-
bindung gesetzt, um mich vorzustellen. Es wur-
de mir gesagt, dass man der Meinung ist, dass
für das Mädchen und deren psychosozialen
Entwicklung ein Ansprech- und Freizeitpartner,
der sie und ihre Vorgeschichte, daher auch ihre
Stärken und vor allem ihre Schwächen nicht
kennt und somit neutral auf sie eingehen kann,
von großem Vorteil wäre.
Über die persönlichen Hintergründe von
dem 14 jährigen Mädchen möchte und darf
ich keine Angaben machen. Nur soviel, dass
es wohl nachvollziehbar ist, dass es ein junger
Mensch schwerer hat, wenn er nicht mit sei-
nen leiblichen Eltern in einer intakten Familie
zusammenlebt und sich dadurch wohl in der
Entwicklung und im Miteinander mit anderen
Menschen Schwierigkeiten ergeben.
Hier bleibt abzuwarten, ob das Mäd-
chen selbst einmal etwas über ihre Kindheit
erzählen möchte oder nicht; da ich jedoch kein
Psychologe oder Psychiater bin und natürlich
keine sozialpädagogische Ausbildung habe, ist
es mir nicht wichtig. Ich sehe mich einfach als
Freizeitgestalter, um das Mädchen auf andere
Gedanken zu bringen und ihr eine Abwechs-
lung anzubieten.
Fallbeispiel, 14 jähriges Mädchen: Verfasst Von der Patin Karina Widmaier
Die Betreuung in Der Praxis:
Das erste Zusammentreffen hat uns
dann also einen ganzen Nachmittag lang in ein
Einkaufszentrum geführt; junge Mädchen ge-
hen gerne shoppen und so haben wir uns quasi
nebenbei, beim Stöbern und Schauen und dem
Genuss von Erfrischungsgetränken etwas ken-
nengelernt. Viele kleine Erstfragen ergeben
sich von selbst, wie z. B. was ihre Jung-Mäd-
chen-Wünsche sind, wie sie zu Gleichaltrigen
steht, welche Rolle sie im Schul- und Freun-
deskreis einnimmt, wie sie auf andere wirken
möchte, was sie interessiert an Aktivitäten,
Musik etc… kleine Schritte für den Anfang.
Beim zweiten Treffen haben wir uns
eine Eis-Revue in der Stadthalle angesehen.
Im Laufe des Nachmittags hat sie bereits von
sich aus vieles erzählt, was sie beschäftigt,
wie der Umgang mit ihren Freunden, Mitbe-
wohnern und den Pädagogen ist, wie der Ab-
lauf in dieser Wohngemeinschaft stattfindet,
was ihre Aufgaben sind, wie sie sich betreut
fühlt, was ihr fehlt, wem sie vertraut.
Das letzte Treffen hat uns auf den bun-
ten Naschmarkt und den großen Flohmarkt ge-
führt und wir haben wieder sehr viel geredet
und dabei hat sie mir auch von ihren Eltern
erzählt. Oder von Freunden und Bekannten,
die entweder abgehauen sind, im Gefängnis
sind, mit Drogen zu tun haben, jung schwan-
ger sind… Ob ihre Geschichten wahr sind oder
nicht, ob sie mich austesten möchte oder ob
sie mich nur bei Laune halten will, sei dahin-
gestellt.
Ich nehme sie einfach an, wie sie ist
und lasse sie erzählen.
Für unsere zukünftigen Treffen habe ich
ihr auch die Möglichkeit gegeben, sich selbst
auszusuchen, welche Aktivitäten sie in Zu-
kunft machen möchte und wir legen das jetzt
immer am Donnerstag vor unserem Treffen te-
lefonisch fest.
Was ich mir von diesem Projekt er-
warte?
Ich denke, jeder Mensch dem es gut
geht im Leben hätte eigentlich die Verpflich-
tung, ein Stück Glück zurückzugeben an die
Menschen, die es nicht so gut getroffen ha-
ben. Egal in welcher Form. Ob es mir persön-
lich einen Vorteil bringt, kann ich noch nicht
abschätzen. Aber wenn man es nicht versucht,
wird man es nie wissen.
Was sich das Mädchen von diesem
Projekt erwartet?
Die Dinge, die sie mir jetzt schon an
Bewunderung oder Zuneigung entgegenbringt,
sind wahrscheinlich nicht immer ident mit
dem, was sie tatsächlich denkt oder tut. Sie
steht mitten in ihrer Entwicklung zum Erwach-
senwerden, lässt sich von niemandem etwas
sagen und nicht beeinflussen; aber sie kann
sich vielleicht doch ganz unbewusst kleine
positive Anregungen für ihre weitere Entwick-
lung und ihren Lebenslauf holen.
Fazit:
Ich möchte gerne als verlässliche und
vertrauenswürdige Ansprechperson für Ju-
gendliche in schwierigen Situationen oder gar
Notlagen da sein und ihnen beistehen um so
einen aktiven und positiven Beitrag zur Ent-
wicklung unserer Gesellschaft, jenseits von
der Zahlung von Spendengeldern, zu leisten.
Da die Jugend eines der schwächsten Glieder
unserer Mitbürger darstellt möchte ich mit
meinem persönlichem Engagement versuchen
diesen jungen Menschen einen besseren Start
ins Leben zu ermöglichen.“
Projektbericht 2010 „Gemma’s an!“ 23
AnfAng Juli lernte ich Z.
kennen; 17 ½ Jahre alt; unbegleiteter
minderjähriger Flüchtling; seit etwa 20 Mo-
naten in Österreich; Asylverfahren läuft, der-
weilen subsidiär schutzberechtigt; bereits so
gutes Deutsch, dass Hauptschulabschluss in
Österreich kürzlich positiv absolviert wurde
(gutes Zeugnis); Bildungsbegeistert (ange-
strebt: Matura, anschließend Studium); lebt
in einer betreuten Wohngruppe: Finanzierung
durch die Grundversorgung (was zum Leben zu
wenig und zum Sterben zu viel ist);
Die Wünsche an mich als Patin
sind vielfältig:
Ansprechperson, Inländer-Kontakt;
deutsch sprechen; Unterstützung bei Amts-
wegen, beim Finden weiterer (Aus-)Bildungs-
Möglichkeiten, beim Finden einer neuen Un-
terkunft und Lebensmeisterung im Anschluss
an Umzug (da die Wohngruppe nur bis zum 18.
Geburtstag geht)
Die Patenschaft läuft gut an und ent-
wickelt sich positiv. Mehrere Treffen und Ge-
spräche bis Anfang September.
Ende September bin ich vom Urlaub re-
tour. Überraschenderweise wurde inzwischen
bereits ein Folge-Wohnplatz in einem unbe-
treuten Wohnheim gefunden.
Es folgen einige weitere Treffen und
Fallbeispiel, 17 jähriger Bursche: Verfasst Von der Patin anita Zotti
Gespräche. Ich organisiere das Notwendigste
(Bettzeug, Geschirr, …) für den Folge-Wohn-
platz.
Nach der Übersiedlung Anfang De-
zember ist viel zu tun: Ummelden, neue
Adresse an verschiedenen Stellen bekannt
geben; Anträge stellen (Caritas und MA 40);
Abschluss-Gespräch beim Jugendamt; Verste-
hen der Verlängerung des Aufenthalts-Titels
(Amtsschreiben sind oft sehr unverständlich);
einen gravierenden finanziellen Engpass über-
winden; PC auftreiben, samt Einschulung und
Internetzugang; Erledigungen bei der Bank;
AMS kontaktieren (vorausschauend auf 2011).
Alles geschafft! Und immer täglich vier Std.
Deutschkurs besucht. Und einen Englischkurs
angefangen (allerdings nur zwei Stunden in
der Woche).
Da ich nur halbtags arbeite, ist es mir
möglich, bei allen anstehenden Terminen mit-
zugehen, was sich als nützlich erwies, da an
jeder Stelle neue (oft auch für mich neue!)
Fach-Begriffe oder unverständliche Formulie-
rungen auftauchen. Die Zeit für Erklärungen
fehlt fast überall bzw. wird das Verständnis
des Gesagten nicht überprüft.
Wir kämpfen weiter – im Jahr 2011
gibt’s genug zu tun – und hoffen auf eine
Verbesserung der Lebenssituation sowohl im
faktischen, als auch im psycho-emotionalen
Bereich.
Eine Flucht in so jungen Jahren durch-
stehen zu müssen, ist wahrlich kein Honig-
schlecken! Kaum ist die Flucht überstanden,
muss man in einer kulturell und sprachlich
völlig fremden Umgebung und ohne jegliche
Unterstützung von Angehörigen oder Freunden
sein Leben neu aufbauen.
Das alles hinterlässt Spuren, verursacht
seelische Wunden, die nur langsam heilen.
Zum Glück steht diesbezüglich psycho-
logische Hilfe von fachkompetenter Seite zur
Verfügung, die auch gerne in Anspruch genom-
men wird.
24 „Gemma’s an!“ Projektbericht 2010
ausblick:
um die hohe QuAlität der
Betreuungsleistungen von PatInnen zu halten
bzw. noch zu verbessern, werden weiterhin
vierteljährlich Fortbildungen und Exkursionen
stattfinden, soweit es die Vernetzung und das
Budget des Projekts zulässt. Auch wird es im
Jahr 2011 wieder zwei Einschulungen für neue
potentielle PatInnen geben. Da „Gemma`s
an!“ bei 60 laufenden Patenschaften aller-
dings vollends ausgelastet ist, werden bei
Erreichen dieser Zahl keine weiteren PatInnen
mehr ins Projekt aufgenommen.
Neben der laufenden Vernetzungsarbeit
mit jugendrelevanten Einrichtungen, die auch
im Jahr 2011 von großer Bedeutung sein wird,
ist es vor Allem ein Ziel, Jugendliche vermehrt,
etwa durch Inserate, direkt anzusprechen. Da
ein Grundsatz der Patenschaften die Freiwillig-
keit ist, können auf diesem Wege stärker moti-
vierte Jugendliche angesprochen werden.
„Gemma`s an!“ ist im letzten Jahr stark
gewachsen, aus diesem Grund werden wahr-
scheinlich im Jahr 2011 größere Räumlich-
keiten bezogen. Das neue Projektlokal bietet
reichlich Platz für künftige Einschulungen, für
die monatlich stattfindenden Intervisionstref-
fen, aber auch als Treffpunkt für PatInnen mit
ihren Patenjugendlichen.
Auch das Thema Öffentlichkeitsarbeit
wird „Gemma`s an! im Jahr 2011 begleiten,
besonders da dies das Jahr der freiwilligen
Tätigkeiten sein wird. Geplant sind unter An-
derem ein Artikel in der Bank Austria Zeitung
und die Teilnahme an der Freiwilligentour im
Wiener Rathaus.
Natürlich wird auch das Feiern im
Jahr 2011 nicht zu kurz kommen, fix geplant
sind jetzt schon ein Sommerfest sowie eine
Weihnachtsfeier. Besonders durch die ge-
meinsamen Feste gelingt es mehr und mehr,
den Austausch wie auch die Versorgung mit
hilfreichen Informationen von PatInnen und
Jugendlichen untereinander über die Intervisi-
onsgruppen hinaus zu fördern.
Projektbericht 2010 „Gemma’s an!“ 25
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