Krise von Auto und Mobilität: Transformation oder Katastrophe · Sozialismus 10/2010 25 Krise von...

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Krise von Auto und Mobilität:  Transformation oder Katastrophevon StephanKrull

VerkehrspolitikistWirtschaftspolitikundZukunftspolitik,siegarantiertdas»RechtaufMobilität«undsorgtfürMil-lionenArbeitsplätze–damitbegründendieRegierendenMilliardenanSubventi-onen,Landschaftszerstörung,Klimaver-giftung,politischeundmilitärischeRoh-stoffsicherung.ImmernochistmitdemAutoeineAuravonFreiheitverbunden.

Dochsowiebisherkannesnichtweitergehen.DieAutomobilindustriesuchtihrHeilineinerAusweitungderMärkteinChinaundIndiensowieinElektro-Autosfürdie»kritischen«,zah-lungskräftigenKäuferindenurbanenZentren.UnbeantwortetbleibenFragennachRohstoffenundEnergie,nachderVerträglichkeitderProduktionunddesGebrauchsfürKlimaundUmwelt.Un-beantwortetbleibenFragennachMobi-litätinderFläche,nacheineranderenMobilitätindenMetropolenundMega-citys,nachVermeidungundEntschleu-nigungvonVerkehr,nachPerspektivenfürdieBeschäftigtenunddiemono-

strukturiertenRegionen,diesogenann-tenAuto-Cluster.ZiemlichdickeBretter,diezubohrensind,wenndieKonver-sionundTransformationvonAutoundMobilitätaufdieTagesordnunggesetztwerden.1

Das Jobwunder und das scheinbare Ende der Krise

DieRegierungerklärtdasEndederKrise:DieAuftragslageistgut,diePro-fitesteigen,dieArbeitslosigkeitsinktunddieAuto-undZulieferindustrie»kämpftmitEngpässen«,2Batterie-undReifenherstellerkommenmitderPro-duktionkaumhinterher.Die2008ge-schlosseneConti-ReifenproduktioninHannoverführtdazu,dassdasGummirundumdieWeltfliegt–was»natür-lich«alseinpositiverWirtschaftsindika-torverbuchtwird.

Ausgeblendetwird,dassdieIKB-Bank,dieCity-Bank,dieDresdnerund

dieSEB-BankverschwundensindunddiePostbankvonderDeutschenBankgeschlucktwird.ZurSchuldentilgungderübriggebliebenengrößerenundmächtigerenBankenwurdenausdem»Rettungsfonds«50Mrd.E(ca.2%desBSP)vondenBankeninAnspruchge-nommen.Hinzukommen142Mrd.EfürdieverstaatlichteHypoRealEstate;quasieineQuersubventionierungvonDeutscherBankundCommerzbank,dieihrefaulenKreditebeiderHREdepo-nierthatten.Insgesamtbisher192Mrd.(ca.8%desBSP),aufEU-Ebeneca.600Mrd.E,diealsSteuergeldereingesetzt

Stephan KrullistehemaligerBetriebsratbeiVWWolfsburg,MitgliedimVorstandRosaLuxemburg-StiftungNiedersachsen.

1EineReihevonTagungenbeschäftigt(e)sichaktuellmitdiesemThemau.a.dieHeinrich-Böll-Stiftungam3./4.9.inLüneburg;dieIGMetallam21.9.inHannover;dieHans-Böckler-Stiftungam14./15.9inBrüsselundam23./24.9.inStuttg-art;dieRosa-Luxemburg-Stiftungam27./28.8.inHannoversowieam28.-30.10.inStuttgart.

2HAZvom17.9.2009

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wurden,um»dasSystem«zusichern.Undwasdas»Jobwunder«betrifft:

DieZahlderPersonenmitVollzeitar-beitsplatzsankinderletztenDekadeum10%oder2,5Mio.,währenddiegering-fügigeBeschäftigungum30%aufüber5Mio.wuchs;dasBruttoinlandsproduktstiegimgleichenZeitraumum7%,dieZahlderErwerbstätigen(Vollzeit,Teil-zeit,Minijobsetc.)nahmnurum3%zu.

Dasangebliche»Wirtschaftswunder«istnebengigantischenSubventionen,diejetztüberSozialabbaurefinanziertwerdensollen,vomExportinduziert,abgesichertmitExportkreditgarantienderBundesregierunginHöhevonmehrals22Mrd.E,diebeidernächstenKrisefälligwerden.DerExportüberschussderdeutschenAutoindustrieführtnichtnurzuprivatenundstaatlichenSchuldensowiezuArbeitslosigkeitinLändernwieGriechenland,Portugal,Spanien,Irland,sondernzuextremerAbhängigkeitbeieinemExportanteilvonüber70%(Ta-belle1).

VonJanuarbisAugust2010wur-denzwar17%mehrPKWinDeutsch-landproduziert,aber29%wenigerzu-gelassen,kompensiertdurchZuwächseinanderengroßenMärkten,voralleminChina(Tab.1).DerAbsatzinChinaundIndienbrummtwieimKrisenjahr2009,währenddieZuwächseineinigeneuro-päischenMärktenaufdenniedrigenZu-lassungszahlenimVorjahrberuhen.

ChinesischeWirtschaftsplanerwarnenbereitsvorÜberkapazitätenund»blin-denInvestitionen«.3InChinawurdenim

Jahr2009schon13,8Mio.Fahrzeugeproduziert,rund200.000mehr,alsimLandabgesetztwurden.DiehohenÜber-kapazitäten,diezurstrukturellenKrisegeführthabenunddurchdiestaatlichenSubventionensowiedurchmangelndeMitbestimmungundPlanung,durchdieVerweigerungderTransformationnichtgelöstsind,besteheninderWeltauto-mobilindustriefort(Tabelle2).

Esbleibengut20Mio.Produktions-einheitenalsÜberkapazitäten,diezuei-nerVerschärfungderKonkurrenzfüh-ren,wozudie»Kriegskassen«bereitsgefülltwerden(Tabelle3).

InderdeutschenAutomobil-undZu-lieferindustriewurdenrund50.000Ar-beitsplätzeindenStammbelegschaftenvonJuli2008bisFebruar2010abge-baut,beiGMsankdieBelegschafttrotz50Mrd.$Staatshilfeum11%,beiFordum7%.DieAbsatzeinbrüchewarengrö-ßeralsderPersonalabbau,wodurchdieProduktivitätsank.VerschärftwirddiesdurchArbeitszeitverlängerungbeiVW,Daimler,Opel,Delphi,Mahleundande-renUnternehmen.

DieWeltautomobilindustriebefindetsichineinemandauerndenUmbruch,dergekennzeichnetistdurchKonzentra-tionsprozesseunddasSchmiedenvonneuenAllianzen:n GMtrenntsichvonSaab,Isuzu,Su-

zukiundSubaru,n FordverabschiedetsichvonMazda,

Jaguar,VolvoundLandRover,n VolkswagensteigtbeiSuzukieinund

übernimmtPorsche,

n DaimlerbildeteineAllianzmitRenault/Nissan,

n FiatbeteiligtsichanChryslerundstößtseineLKW-undIndustrie-Sparteab.

WeiterverbleibenToyota,Hyundai,Honda,PSAPeugeot-Citroen,BMWundMitsubishibisaufweiteresalsselbstän-digeAutokonzerne;vervollständigtwirddasBilddurchneue»Mitspieler«ausChina(Geely)undIndien(Tata).Neu-eigentümerGeelywilldenVolvo-Ab-satzinChinamassivausweitendurchdenBauvondreiFahrzeug-WerkenundeinemMotorenwerk,eineVerdopplungderKapazitätvonVolvoundeineVer-zehnfachungdesAbsatzesinChina.DieserneuePlayerwillzweiMio.Fahr-zeugeproJahrherstellenundkommtdenPlänendereuropäischenAutoindus-triedamitmächtigindieQuere.

So geht’s nicht weiter!

DieandereSeitesinddieKlimafolgenunsererArtzuleben,zuproduzierenundunsfortzubewegen.Diejenigen,dieamwenigstendazubeitragen,leidenammeistenunterderKlimakrise–wiejetztMillionenMenschenimüberflutetenPa-kistan.AmBenzinpreiswirdsichtbar,dassErdölknapperwird–aberauchdiejüngstenHavarienimGolfvonMexikoführennichtzueinergesellschaftlichenKontrollederÖlkonzerne.KonflikteumdieSicherungvonRohstoffvorkommensindzwangsläufigbeidemfossilenEner-giemodell;jenseitsderWorthülsenvon»InnovationenalsRohstoffnachhaltigerMobilitätvonMorgen«4erklärenRegie-rungendiepolitischeundmilitärische»Rohstoffsicherung«zuihrenHauptauf-gaben.5UnabhängigvondenzurNeigegehendenRessourcenaddierensichPla-nungenderAutokonzerneaufeineKa-pazitätserhöhungum300%,deraktuelleBestandvon800Mio.Fahrzeugensollindennächsten15Jahrenauf2,5Mrd.steigen.DazuwerdenFabrikeninChina(VerdopplungderKapazitätaufüber30Mio.Fahrzeugebis2015),Indien,Russ-landunddenUSAgebaut–indenUSAwerdengleichzeitigältereFabrikenge-schlossenundanständigbezahlteBe-schäftigteentlassen.AberdieVerallge-meinerungdesMobilitätsmodellsder

Tabelle 1: ExportboomZulassungen Deutschland Frankreich England Spanien Europa China1-8/2010zu2009 -29% +2% +13,2% +21,9% -3,5% +41%

Tabelle 2: Globale Überkapazitäten in Mio. StückProduktion PKW LKW / Busse Summe Kapazität2007 58,9 12 71 ca.902008 55,4 11,6 67 ca.902009 53,4 10,6 64 ca.>902010 57,0 11 68 Über90Mio.

Quelle:VDA,ACEA,eigeneBerechnungen;2010Prognose–gerundeteZahlen

Tabelle 3: Konzernumsätze in Europa in Mio. EuroUmsatz Audi BMW Daimler VW Fiat Peugeot Renault2007 33.617 56.018 99.399 108.897 58.529 58.676 40.6822008 34.196 53.179 98.469 113.808 59.564 54.356 37.7912009 29.840 50.681 78.924 105.187 50.102 48.417 33.7121-62010 17.565 27.791 46.294 61.809 27.762 28.394 19.668Quelle:GeschäftsberichtederUnternehmen

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IndustrieländeristeineHorrorvision.DieTreibhausgasemissionenwerdendieKli-maerwärmungbeschleunigen.KriegeumÖl,neueKatastrophenbeiderÖlför-derungundbeimÖl-undGastransportunddurchdieKlimaerwärmungausge-löstesozialeKonfliktewerdendieFolgesein.

DetroitmutiertschonzurGeister-stadt,dieEinwohnerzahlhatsichauf700.000halbiert,40%davonlebeninArmut!InWesteuropahatderPro-zessmitFabrikschließungeninAntwer-pen,Vilvoorde,OsnabrückundanderenStädtenbegonnen.Produktivitätssteige-rungenindenFabriken,RekordgewinnefürdieAutokonzerne,wenigrosigeAus-sichtenfürdieBeschäftigtenunddieRegionen,indenendieAutoproduktioneinelangeTraditionhat.GMhatdieWendevomPleitekonzernzu»NewGM«demInsolvenzrechtderUSAzuverdan-ken.OhneUmständekonntenalteWerkegeschlossen,hoheSchuldenabgeschrie-benundKostenfürdieKranken-undRentenversicherungausgebuchtwer-den.DieOpel-BeschäftigteninEuropawerdenmitüber260Mio.EanderKa-pazitätsreduzierungdurchWerksschlie-ßunginAntwerpenundderVernich-tungvon10.000ArbeitsplätzeandenübrigenStandortenbeteiligt.InWolfs-burg,derweltweitgrößtenAutofabrikuntereinemDach,wurden»dieKos-tenproFahrzeugseit2006umeinDrit-telgesenktbeigleichzeitigerHöchstaus-

lastung«6durchArbeitszeitverlängerung,LohnminderungundPersonalreduzie-rungimdirektenBereichvon18.900auf17.900Beschäftigte.7EsgreifenwiederdiegleichenMechanismen,diezurKrisegeführthaben.

Alternativen denken – Kultur und Lebensweise diskutieren

HöchsteZeitalso,im»MutterlanddesAutomobils«8dieDebatteüberdieKrisevonAutoundMobilität,überunsereKulturundLebensweise,überAlterna-tivenundUtopien,überregionaleEnt-wicklungundDemokratie,überglobaleGerechtigkeitzuführen.AmBeginnder»KonferenzzurTransformationgesell-schaftlicherVerkehrsverhältnisse–AutoundMobilitätinderKrise«9standenwi-dersprüchlicheEindrücke,amEndevielÜbereinstimmungundderWillevonAktivenausBetrieben,Umwelt-undKlimaprojektensowieVerkehrsinitiati-ven,dieDiskussiongemeinsamfortzu-setzen,umdieTransformationunddenüberfälligenUmbauderAutomobilin-dustrieanzustoßen.DabeigehteswederumArbeitnochumProduktionansich,sondernumGuteArbeitundsinnvolle,nachhaltigeProdukte.ZeitreichtumundZeitsouveränitätsindinKombinationmiteinersozialenGrundsicherungVor-aussetzungundMöglichkeiteinerLe-bensführungneuerArt:weniger(Kon-

sum)vondem,wasunsnichtglücklich,sondernkrankmacht,stattdessenmehrZeitfüruns.

DieWSI-Mitteilungen10schreiben,dassdieGewerkschaftenwiedieBe-schäftigtenbezogenaufDeutsch-landvergleichsweiseglimpflichdurchdieKrisegekommenseien.Diesbestä-tigtFredericSpeidelvonderWolfs-burgerIGMetall,derberichtet,dassindenFabrikenlängstwiederÜberstun-denundWochenendsonderschichtengeleistetwerden(müssen).Gleichzei-tigseiklar,dassdieBranchesichineinem»dauerhaftenUmbruch«befin-det.DiestrukturelleKrise,dieNeu-ordnungderAuto-undZulieferindus-trie,istnichtabgeschlossen,solangedieKapazitätennichtdemMarktange-passtsind,solangediepolitischeÖko-nomie,dieVerhältnissezwischenStaatundWirtschaftnichtdenveränderten

32010

AUTO MOBIL KRISE Kapital-Strategien | Mobilität und GeschlechtKritik des E-Autos | Sozialökologische Konversion | Ernährungs-souveränität vs. Agrotreibstoff | Care Revolution

MIT BEITRägEn vOn Magdalena Bernaciak u. Vera Šcepanovic Stephan Kaufmann | Sabine Leidig | Oliver Pye | Bernd Röttger Hilary Wainwright | Winfried Wolf | Eric Mann | Rainer Rilling | Ulla Lötzer | Gabriele Winker | Raúl Zibechi und andere

KOnfEREnz www.auto-mobil-krise.de

September 2010, 160 Seiten, VSA: Verlag10,– Euro; Jahres-Abo 30,– Euro (4 Hefte), Ausland 40,– Euro , ermäßigt 20,– Euro

Herausgegeben von der Rosa-Luxemburg-Stiftung,Franz-Mehring-Platz 1, 10243 BerlinRedaktion: luxemburg@rosalux.de, Bestellung: www.zeitschrift-luxemburg.de, VSA: Verlag: Tel +49 (0)40 28 09 52 77-40, Fax -50, kontakt@vsa-verlag.de

3ChenBinvonder»Reform-undEntwicklungs-kommission«NDRClaut»Welt«vom6.9.2010.

4VDAJahresbericht2010.5»PeakOil–sicherheitspolitischeImplikationen

knapperRessourcen«vomZentrumfürTransfor-mationderBundeswehr,Strausberg,Juli2010.

6BetriebsratsvorsitzenderBerndOsterlohaufderBetriebsversammlungam8.9.2010.

7BeschäftigteimdirektenBereichvonVWWolfsburgeinschließlichAuto5000.

8VDA-Jahresbericht2010.9KonferenzderRosa-Luxemburg-Stiftungin

Hannoveram27./28.8.2010mitGruppenvonat-tac,NetzwerkAuto,TIEGlobal,Redaktionexpress,RedaktionRadioFlora,Bahnvonuntenundwei-terenInitiativen(sieheauchdieBeilagezudie-semHeft).

10WSIMitteilungen9/2010.

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Machtverhältnissenangepasstsind,ge-mäßderBeschreibungvonMarxundEngels:»DieBourgeoisiekannnichtexistieren,ohnedieProduktionsinstru-mente,alsodieProduktionsverhältnisse,alsosämtlichegesellschaftlichenVer-hältnissefortwährendzurevolutionie-ren.«11SolcheProzesse,indenenMen-schenbewegtwerdenwieFigurenaufdemSchachbrett,führenzusozialenÄngstenundgesellschaftlichenVerwer-fungen.Betriebsräteundgewerkschaft-licheVertrauensleuteberichten,dassEntlassungenundWerksschließungen(Karmann&Opel)einhergehenmitun-geheurerLeistungsverdichtung,Lohn-undSozialabbau(Daimler,Volkswagen,BMW,Opel).DaszugunstenderUn-ternehmenverschobeneKräfteverhält-nishatsichinderKrisenichtverbessert.ObwohlGewerkschaftenundBetriebs-rätevielgeleistethabenzurVermeidungvonEntlassungen,sindgewerkschaft-licheHandlungsspielräumegeringerge-worden.InsbesonderewegenderFle-xibilisierungundDezentralisierungderArbeitszeit12gewanndiestrategischeHerausforderung,betrieblicheVeranke-rungzuverteidigen,zuvertiefenundzuverbreitern,anBedeutung.Zudenwei-terreichendenStrategiengehörenne-beneinemAusbaudesöffentlichenNah-undFernverkehrs,einerVergesell-schaftungunddemokratischenKontrollediesesSchlüsselbereichsderkapitalisti-schenÖkonomieaucheineradikaleAr-beitszeitverkürzung.AlleszusammensollaufeinenUmbaudieserIndustriehinauslaufen–dernuralsgesamtgesell-schaftlicheAufgabeangegangenwerdenkann,weshalbgroßeTeilederGesell-schaftkonkretindieseDebatteeinzube-ziehensind.

DabeigibtesFortschritte,wiederjüngsteBeschlussderInternationalenTransportarbeiterföderationITFzeigt.Einstimmig13wurdeaufdemITF-Kon-gressAnfangAugust2010inMexikoCityeineResolutionbeschlossen,14inderesu.a.heißt:»DerAnstiegderEmis-sionendesTransportsektorsistdasRe-sultateinesSystems,dasaufExpansionvonHandelundWirtschaft,just-in-time-FertigungunddieKonkurrenz-zieledermultinationalenKonzerneaus-gerichtetist…DerITFentwickelteinenachhaltigealternativeTransportpolitik,

…dieanerkennt,dassdasZielderEmis-sionsreduktiongrundlegendeVerände-rungenimgegenwärtigenSystemderglobalisiertenWirtschaftsordnung…er-forderlichmacht.…DerITFbestehtaufderhistorischenVerantwortungderent-wickeltenLänderfürdieKlimakrise.DiesemüssendiesichentwickelndenLänderbeimÜbergangzueinernach-haltigenWirtschaftsentwicklungdurchTransformationsfonds,nationaleKon-trolleüberdienatürlichenRessourcenundeinenfreienTechnologietransferunterstützen.«

DamitdieserBeschlusspraktischeGe-werkschaftspolitikwird,istvielharteArbeitundDiskussionerforderlich–auchindenGewerkschaften,indenendieBeschäftigtenderAutomobil-undZulieferindustrieorganisiertsind.Daswurdedeutlichbeim»EuropäischenGe-spräch«vonHans-Böckler-Stiftung,DGBundEuropäischemGewerkschaftsinsti-tutam14./15.SeptemberinBrüssel.InderDiskussionüberdiesozialeGestal-tungdesökologischenWandelswurdenichtüberalternativeVerkehrskonzeptegesprochen;stattdessenkonnteeinVer-treterdesVerbandesderAutomobilzu-liefererunwidersprochenmehrSubven-tionenfürdie(Auto-)Industriefordern,diesonstnachChinaabwandernwürde.DieseStandortkonkurrenzwurdeflan-kiertvonGewerkschafternundBetriebs-räten,dieerzählten,deutscheKohleseigrünerunddeutscherStahlseisozialeralsdiejeweiligenProdukteausChina.

EinealternativeVerkehrspolitikistVoraussetzungfürdieTransformationderAutomobilindustrie.Sieistgesell-schaftlichdurchsetzbar,wennsieüber-zeugendausgearbeitetwird.Daszeigen,wieWinfriedWolfaufderRLS-Konfe-renzinHannoverdarlegte,bereitsheuteTeilaspektedieserAlternative:Mehrals75%derBRD-BevölkerungwolleneineBahninöffentlichemEigentum,derBörsengangderBahnwurdebisherer-folgreichverhindertunddieProtesteinStuttgartgegeneingrößenwahnsinnigesVerkehrsprojektreißennichtab.Mehrals50%derHaushaltebesitzenkeinAuto.DieForderungnacheinemallge-meinenTempolimitwirdvoneinerkla-renMehrheitunterstützt.NurdieAu-tolobbyverhindertseitJahrzehntendieDurchsetzungdiesesMehrheitswillens

undwirddabeivonwilligenPolitikernunterstützt.

TatsächlichhabendieUngleichzei-tigkeitderKriseunddieTatsache,dasssieanverschiedenenOrtenzuverschie-denenZeitenunterschiedlicheWir-kungenhat,einemeigentlichnötigenWiderstandentgegengewirkt.Dane-bensindesfehlendeKlarheitundOrien-tierungseitensdergewerkschaftlichenundpolitischenLinkenindiesengrund-legendenFragen,diezufatalistischemVerhaltenführen.Deshalbistesnotwen-dig,dieDebatteüberPerspektivenderTransformationdergesellschaftlichenVerkehrsverhältnissezuintensivieren,ThemenzubearbeitenwieneueInitia-tivenderMitbestimmungundgesell-schaftlicherKontrolle,15sowiediefaireTeilungderArbeit.

Allerdings:DieanhaltendeKrise,derdauerhafteUmbruchunddieNotwen-digkeiteinergrundlegendenTransfor-mationbildennichtnureingroßesPro-blembündel,sondernlösenauchvieleÄngstebeidenBeschäftigten,ihrenFa-milienundindenRegionenaus.Dage-genhilftgewerkschaftlicheKampfkraft,diedirektepolitischeAktionverbin-detmitSolidaritätundüberzeugendenArgumenten.Esgiltaufzuzeigen,wasdurchKonversiongewonnenwerdenkann:eineReduzierungderkrankma-chendenGeschwindigkeitvonArbeit,VerkehrundLeben,eineEntrümpelungunserestäglichenÜberlebenskampfes,dasAnhaltendesHamsterrades,dieBe-freiungvonunnötigemBallastundaufjedenFallmehrZeitzumLeben,LiebenundLachen.MassenhafteProtestegegendasVerkehrsprojektStuttgart21unddasstarrsinnigeFesthaltenderBefürwor-terandiesemunsinnigenProjektsindAusdruckneuendemokratischenEnga-gementseinerseits,vonpostdemokra-tischenVerhältnissenandererseits,gegendiedasWiderstandsrechtnachArtikel20GrundgesetzGültigkeiterlangt.

11»DasKommunistischeManifest«,Hamburg1999.

12SteffenLehndorffinSozialismus9/2010:RenaissancederArbeitszeitverkürzung.

13MitgliedsgewerkschaftenausDeutschlandsindver.diundTransnet.

14»RespondingtoClimateChange«,42.ITF-Kongress,5.-12.8.2010inMexicoD.F.zitiertnachLunapark21,11/2010,S52.

15SiehedenBeitragvonMeine/StoffregenzuWirtschaftsdemokratieinSozialismus7-8/2010.

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